Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

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H 2898 ISSN 0340-5303 Bibliomed Medizinische Verlags- gesellschaft mbH Postfach 11 50 34201 Melsungen Offizielles Organ des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e. V. 04 | 11 Die führende Fachzeitschrift für Pflegeberufe DIE SCHWESTER DER PFLEGER Kognitive Einschränkungen Lernangebote unterstützen Therapietreue Nurse Practitioners Chance für das deutsche Versorgungssystem? Beihilfe zur Selbsttötung Neue Grundsätze sorgen für Unsicherheit M o b i l i s a t i o n Bewegungen gezielt fördern

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H 2898ISSN 0340-5303

BibliomedMedizinische Verlags-gesellschaft mbHPostfach 11 5034201 Melsungen

Offizielles Organ des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e. V.

04|11Die führende Fachzeitschrift für Pflegeberufe

DIE SCHWESTERDER PFLEGER

Kognitive Einschränkungen

Lernangebote unterstützen

Therapietreue

Nurse Practitioners

Chance für das deutsche

Versorgungssystem?

Beihilfe zur Selbsttötung

Neue Grundsätze

sorgen für Unsicherheit

Mobilisation Bewegungengezielt fördern

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Ein warmer Patient reduziert Ihre Kosten

Referenzen:1. Mahoney, CB., et al. Maintaining intraoperative normothermia: A meta-analysis of outcomes with costs. AANA Journal, April 1999. Vol. 67, No.2: 155-164

2. German Hospital Service, DRG T61A and T61B, www.drg.german-hospital-service.com3. Prevention of postoperative infection in the operation field, recommendation of the Commission for Hospital Hygiene and Infection Prevention at the Robert Koch Institute; Bundesgesundheitsblatt – Gesundheits forschung – Gesundheitsschutz –

2007 50:377-393 DOI 10, 1007/s00103-007-0167-0.

4 Melling, A., et al. Effects of preoperative warming on the incidence of wound infection after clean surgery: a randomized controlled trial. The Lancet 2001. Vol 358, No.9285:876-880. Diese Studie wurde nicht mit dem Bair Paws-System durchgeführt.

©2010 Arizant Healthcare Inc. Alle Rechte vorbehalten. Arizant Deutschland GmbH, Technologiepark 24, 22946 Trittau Deutschland. Tel. 04154-9934-0 Fax: 04154-9934-20. Arizant, Bair Hugger, Bair Paws, und das Bair-Paws und Arizant Logos sind

Warenzeichen von Arizant Healthcare Inc., die entweder beim Patent- und Markenamt der USA und in anderen Ländern eingetragen sind oder beantragt wurden. 603328A 08/10

Wahrscheinlich mehr als Sie denken.

Alle anästhesierten Patienten sind dem Risiko einer ungewollten perioperativen

Hypothermie ausgesetzt. Dies bedeutet nicht nur Risiken und einen verminderten

Komfort für den Patienten – es ist auch teuer.

Eine Meta-Analyse1 mit dem Schwerpunkt Outcome und Kosten hat gezeigt,

dass die Aufrechterhaltung einer Normothermie zu einem bedeutenden Rückgang

von Komplikationen führte (siehe Tabelle): Dazu zählen auch postoperative

Wundinfektionen, die laut Schätzungen des deutschen Krankenhausdienstes Kosten

von 3.334 € bis 10.973 € pro Patient verursachen können.2

Die Vermeidung einer Hypothermie ist sehr viel günstiger und die konvektive

Lufterwärmung ist ein sicherer, wirksamer und überraschend preiswerter Weg,

dieses Ziel zu erreichen.

Das Vorwärmen mit dem konvektiven Bair Paws® Wärmehemd reduziert

das Absinken der Körperkerntemperatur, das nahezu alle Patienten nach Einleitung

der Anästhesie betrifft. Darüber hinaus kann das zum Vorwärmen eingesetzte

Bair Paws Wärmehemd oft während des gesamten operativen Prozesses

für die Patientenerwärmung genutzt werden.

Bei der Auswahl eines Systems zur Wärmetherapie ist es wichtig, Ihre Hypothermierate

zu bestimmen, um dessen Einfl uss auf das Outcome und die Kosten

beurteilen zu können. Wir beraten Sie gern! Bitte rufen Sie Ihren

Arizant Deutschland Außendienstmitarbeiter unter 04154-9934-0

an oder besuchen Sie uns im Internet: www.bairpaws.de.

Das Robert Koch Institut empfi ehlt

die Aufrechterhaltung der perioperativen

Normothermie durch aktive präoperative und

intraoperative Hauterwärmung und beruft

sich dabei auf die Tatsache, dass eine milde

Hypothermie ein unabhängiger Risikofaktor

für Wundinfektionen ist.3

Eine randomisierte kontrollierte Studie bringt es an den Tag:

Bei Patienten, die vor operativen Eingriffen gewärmt wurden,

traten weniger Infektionen der OP-Wunden (5%) auf als bei

ungewärmten Patienten (14%).4 Das einzigartige Bair Paws-

System (siehe oben) gibt Warmluft über ein Patientenhemd

ab - das sorgt für Komfort und klinische Wärme im gesamten

perioperativen Prozess.

Welche Kosten entstehen durch Hypothermie in Ihrem Krankenhaus?

Unerwünschte Ergebnisse werden mithilfe der Normothermie gesenkt1 : Beispiele

Ergebnis Ihre Kosten?Reduktion bei normothermen

vs. hypothermen Patienten

Verwendung von Erythrozytenkonzentrat (Einheiten) 86% € pro EK-Einheit?

Aufenthaltsdauer (in Tagen) 40% € pro Krankenhaustag?

Zeit auf der Intensivstation (in Stunden) 43% € pro Stunde auf der Intensivstation?

Infektion (Wahrscheinlichkeit) 64% € pro WI?

Myokardinfarkt (Wahrscheinlichkeit) 44% € pro MI?

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EDITORIAL | 313

Die Sprache bringt es schnell ans Licht – Mobilisation wirdvorwiegend passiv gedacht. „Herr Wagner wurde in denSessel gesetzt“, heißt es zum Beispiel in Pflegeberichten.Oder: „Frau Schneider wurde im Rollstuhl in den Aufent -haltsraum geschoben.“ Pflegebedürftige werden „durch-bewegt“, an die Bettkante gesetzt oder zur Toilette gebracht.Aber: In ihrer selbstständigen Beweglichkeit werden sie nochviel zu wenig gefördert. Dabei tut Bewegung not. 30 bis 50 Prozent der Bewohner sind innerhalb der ersten 18 Mo nate nach Heimeinzug ortsfixiert, das heißt sie brau-chen Hilfe, um vom Bett in den Sessel, vom Sofa in denRollstuhl und von dort auf die Toilette zu gelangen. DieseImmobilität kann gefährliche Folgen haben. Die Risiken fürStürze, Throm bosen, Dekubitus und Pneumonie sind beiortsfixierten Bewohnern deutlich erhöht. Hinzu kommen die psychischen Auswirkungen:Angst, Hoffnungs losigkeit, Verlust des Zeitgefühls und der Orientierung, kognitive Einbußen,Depression.

Es ist also eine neue Bewegungskultur gefragt – von der Passivität in die Aktivität. Hier istes vorrangiges Ziel, mehr Bewegung in die Pflegeabläufe zu bringen und ein stärkeresBewusstsein für die Wichtigkeit der Mobilisation zu schaffen. Pflegerische Konzepte wieKinaesthetics können dabei helfen, die Bewegungsfähigkeit der Bewohner bei alltäglichenAktivitäten zu fördern, zum Beispiel beim Transfer vom Bett in den Sessel, beim Ankleiden oderbeim selbstständigen Waschen. Ein schönes Beispiel, wie die Beweglichkeit mit wenigAufwand unterstützt werden kann, ist das Drei-Schritte-Programm: Im Rollstuhl sitzendeMenschen gehen bei allen ohnehin notwendigen Transfers die letzten drei Schritte mit Hilfe.Und die Erfahrung zeigt: Aus drei Schritten werden oft mehr.

Wie Bewegungen gezielt gefördert werden können, zeigen die drei Beiträge unseresTitelthemas sehr anschaulich. Dr. Angelika Abt Zegelin und Sven Reuther stellen Projekte zumThema Mobilität vor, die die Universität Witten/Herdecke zusammen mit Pflegeeinrichtungendurchführt. Pflegewissenschaftler und Kinästhetiktrainer Ansgar Schürenberg verdeutlicht,was Mobilisation heute bedeutet und wie das Bewegungs-Selbstbewusstsein von Bewohnernerfolgreich gestärkt werden kann. Und Pflegeexperte Siegfried Huhn bietet einen Überblicküber Hilfsmittel zur Mobilität, die Bewegungsabläufe von Patienten und Bewohnern sinnvollunterstützen. Wünschenswert ist, dass es in Zukunft häufiger heißt: „Herr Wagner ist heutemit Unterstützung in den Speisesaal gelaufen.“ Oder: „Frau Schneider hat sich am Wasch -becken selbstständig gewaschen.“

Viel Spaß beim Lesen und hilfreiche Anregungen wünscht Ihnen Ihre

Brigitte TeigelerRedakteurinDie Schwester Der Pfleger

Mobilisation im Pflegeheim

Beweglichkeit aktiv fördern

[email protected]

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

313 EDITORIAL

316 AKTUELL

SCHWERPUNKT322 Bewegungsförderung

Mobil im PflegeheimVon Dr. Angelika Abt-Zegelin, Sven Reuther

326 Mobilisation im PflegeheimMobilisiert oder beweglich werden?Von Ansgar Schürenberg

334 Hilfsmittel zur MobilitätBewegungen gezielt unterstützenVon Siegfried Huhn

POSITIONEN338 Stellungnahmen

2011: Kommt der große Durchbruch?

PRAXIS340 Kognitive Einschränkungen

Passende Lernangebote findenVon Nina Kolbe, Dr. Angelika Abt-Zegelin

ALTENPFLEGE344 Neue Studie

Gehandelt werden muss sofort!Von Stephan Lücke

REPORTAGE348 Erfahrungsbericht

Pflegepraktikum in Nepal – Eine wertvolle ErfahrungVon Christopher Kesting

GESUNDHEITSPOLITIK354 Blickpunkt Berlin

Fortschrittsdebatten 2011: Das Jahr der JahreVon Dr. Michael Zaddach

356 Advanced Practice Nurses in den USAHeißes Eisen AufgabenverteilungVon Ulrike Muench, Dr. Michael Simon

362 Grundsätze der BÄKBeihilfe zur Selbsttötung wird nicht mehr kategorisch abgelehntVon Timo Sauer, Dr. Gisela Bockenheimer-Lucius

314 | INHALT

MOBILISATION: Schon kurze Zeit nach Einzug ins Pflegeheimwerden Bewohner zunehmend immobil. Wie es gelingen kann,mehr Bewegung ins Pflegeheim zu bringen, thematisiert dasTitelthema in drei Beiträgen. (Titelfotos: epd-bild.de)

Kennen Sie schon Die Schwester Der Pfleger plus+, die Fachbeilage für die ambulante Pflege? Weitere Informationen über [email protected]

322

340

PFLEGE IN NEPAL: Christopher Kesting verbrachte seineSemesterferien in Nepal, um dort ein Pflegepraktikum in einemKinderkrankenhaus zu absolvieren und in einem der wenigenPflegeheime des Landes zu hospitieren.

348

PATIENTENEDUKATION: Für Menschen mit chronischen Krank -heiten ist es nicht immer leicht, mit ihrer Erkrankung umzugehen.Dies gilt besonders für Patienten mit kognitiven Ein schränkungen.Wie können Pflegende unterstützen?

Sie finden uns in Halle 3, Stand 3-107Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

12. bis 14. April Nürnberg

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

INHALT | 315

AUFGABENVERTEILUNG: Nurse Anesthesists and NursePractitioners sind in den USA etablierte Spezialisierungen derAdvanced Nursing Practice. Sind Nurse Practitioners geeignet,auch in Deutschland die zunehmenden Versorgungslücken zuschließen?

Alle Artikel finden Sie auch im Internet unter www.station24.de

356

362

372

DBfK-AKTUELL

BEIHILFE ZUR SELBSTTÖTUNG: In den neuen Grundsätzen zurärztlichen Sterbebegleitung der Bundesärztekammer wird dieBeihilfe zur Selbsttötung der Verantwortung des Arztes in derkonkreten Situation übergeben. Die Gesetzeslage lässt aber nocherheblichen Raum für Unsicherheiten.

NEUE STUDIE: Die Migration von Pflegekräften gewinnt inter-national zunehmend an Relevanz und Aufmerksamkeit. Eine neueEU-Studie untersucht die persönlichen Gründe und die Faktoren,die die Migration begünstigen beziehungsweise erschweren.

DBfK-AKTUELL365 Kommentar

366 Nachrichten des Bundesverbandes

372 Studie: Warum migrieren Pflegekräfte?Von Diana Ognyanova

376 Nachrichten der Regionalverbände

380 Termine

382 DBfK-Adressen

MANAGEMENT383 Pilotprojekt

Case Management schafft ProzessoptimierungVon Dr. Christine von Reibnitz, Bernhard Schöffend

386 Qualitative StudieVon der einzelnen Tätigkeit zur tatsächlichen DelegationVon Dr. Matthias Offermanns

WISSENSCHAFT394 Forschungsprojekte

Mehr Wertschätzung!Von Dr. Klaus Müller, Susanne Hellweg

BILDUNG398 Schulung

Peer-Mediatoren bringen die Pflegeausbildung voranVon Marina Schnabel

402 Tipps und Termine

RECHTSRAT403 Rechtsaspekte

Patientensicherheit durch „Team-time-out“Von Prof. Dr. Volker Großkopf

INDUSTRIE-AKTUELL407 Arbeitssicherheit im OP

Weniger Stichverletzungen durch sichere SkalpelleVon Prof. Dr. Andreas Wittmann

410 MicrostimulationBesser schlafen mit BewegungsbettenVon Stefan Prüß, Marion Saller

406 IMPRESSUM

413 BUCH-TIPPS

414 INDUSTRIE-TIPPS

416 TV-TIPPS

Beilagenhinweis:Dieser Ausgabe liegen Teilbeilagen des DBfK Südost, München, des Projektbüros „Die Untoten“, Berlin, der Lembke-Seminare und Beratung GmbH, Hamburg, und der Fachbuch Richter GmbH, Münster, bei.

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Mehr als 1 000 Klinikmanager beim 10. DRG-Forum plus

BERLIN – Rund 1 000 Klinikmanager, Vertreter derKassen und der Gesundheitspolitik trafen sich zurJubiläumsveranstaltung „10. DRG-Forum plus“ inBerlin. Prof. Dr. Dr. Michael Ungethüm, Vorstands -vorsitzender der B. Braun-Stiftung, dankte in sei-nen Begrüßungsworten besonders dem Auditorium,vor allem wegen des außerordentlichen Interesseseiner besonders hochrangigen Schar von Klinik-Managern. „So konnte das DRG-Forum plus seineBedeutung weit über die Grenzen der Bundesre -publik ausbauen“, sagte Ungethüm.

Er dankte auch Bundesgesundheitsminister PhilipRösler, der die Schirmherrschaft der Veranstaltungübernommen hatte und damit die besondere Be -deutung des Forums für die Krankenhaus-Brancheunterstrich. Ungethüm sprach auch über denWandel, den die Kliniken in Deutschland erfahrenhaben. Er berichtete über alte Ausgaben von „f&wführen und wirtschaften im Krankenhaus“, in de-nen er geblättert hatte. Das dicke Fragezeichen, dashinter einem Artikel zum Thema „GewinnbringerKrankenhaus“ prangte, würde heute mit Sicherheitniemand mehr setzen. Natürlich sei es legitim, mitKrankenhäusern Gewinne zu machen. Ausdruckdessen sei auch, dass sich nun aus dem Wort „Ge -sundheitswesen“ die „Gesundheitswirtschaft“ ent -wickelt habe – ein neuer, großer und bedeutenderWirtschaftszweig.

Seit 2004 könne man das DRG-System wahrhaftfeiern, freute sich Gesundheitsminister Rösler inseiner Eröffnungsansprache. Die Liegezeiten hättensich deutlich verringert und damit die Effizienz.Der Gesundheitsminister hob besonders hervor,dass das DRG-System ein lernendes und dynami-sches System sei. Dadurch seien deutsche DRG im-mer auf der Höhe der Zeit und des medizinischenFortschritts. Dass das so gut funktioniere, sei auchein Verdienst der Deutschen Krankenhaus Gesell -schaft, des Instituts für das Entgeltsystem imKrankenhaus (InEK) und dem Spitzenverband derKrankenkassen. Das System enthalte die meistenWettbewerbskomponenten und stärke damit denKrankenhaus-Standort Deutschland, sagte der Mi -nister. Als einen der Kernpunkte seiner künftigen Ge -sundheitspolitik will der Gesundheitsminister denFachkräftemangel spürbar bekämpfen. Durch denWegfall des Wehrdienstes werde es auch wenigerMänner in Pflegeberufen geben. Auch will derMinister die Perspektiven für die Pflegenden ver-größern. „Keinem Klinik-Arzt bricht ein Zackenaus der Krone, wenn er mehr an Pflegende dele-giert.“ Dieses Thema wurde in einem gesondertenWorkshop noch einmal aufgearbeitet. Lesen Sie da-zu mehr in unserer Berichterstattung zum DRG-Forum auf www.bibliomed.de/Veranstaltungen.

Hygiene sei ein weiterer Schwerpunkt seiner ge-sundheitspolitischen Arbeit. Sie sei aber nicht allei-ne durch Vorschriften durchzusetzen. Die Akteurein den Kliniken müssten Vorbild sein. Schon derVerbrauch von Desinfektionsmitteln für die Händesei ein Kriterium, ob eine Klinik in diesem Bereichgute Leistungen zeige.Abschließend betonte er: Viele Menschen inDeutsch land überschätzten den 1. Mai dieses Jahresgewaltig. An diesem Tag dürfen erstmalig osteuro-päische Pflegekräfte in Deutschland arbeiten. Dassei kein Heilmittel für den Pflegenotstand in denKliniken. Rösler prognostizierte, es kämen auchnicht sehr viele Pflegekräfte aus den neuen EU-Ländern. „Da müssen wir hier in Deutschland unse-re Hausaufgaben schon machen“, sagte Rösler. DieWertigkeit und die Anerkennung des Pflegeberufsmüsse gesteigert werden.

Im Zeichen des Berliner Bären – Die führenden Köpfe von Krankenhausmanagement und Gesundheitswirtschaft trafen sich in Berlin Fotos: F. Funck

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BERLIN – Mitte März fand die dritte Dialog -veranstaltung zur pflegerischen Versorgung imBundesministerium für Gesundheit in Berlinstatt. Thematisiert wurden Fragen der „Ent -büro kratisierung in der Pflege“. An etlichenBeispielen wurde dargestellt, mit welch aus-ufernder Bürokratie und überbordenden Doku -mentationsanforderungen Pflegende vielfach be-lastet sind. Dies habe zur Folge, dass für die ei-gentliche Tätigkeit, die Pflege der Patienten undBewohner, immer weniger Zeit verbleibe, soAndreas Westerfellhaus, Präsident des Deut -schen Pflegerates e.V. (DPR). Hier sei dann auchdas Selbstverständnis der Pflegenden betroffen,wenn unangemessene und bürokratische Anfor -derungen eine „Verunsicherungskultur“ etablie-ren und von der eigentlichen Pflege abhalten.Westerfellhaus machte jedoch deutlich, dassEntbürokratisierung dabei keinesfalls eine Ab -kehr von notwendiger Dokumentation im Rah -men der Qualitätssicherung sein dürfe. Vielmehrverständigte man sich darauf, dass Ziel eine„Harmonisierung“ der unterschiedlichen Rechts -vorschriften, Gesetze und Kontrollen sein müsse.Bundesgesundheitsminister Rösler hat angekün-digt, zu Fragen der Entbürokratisierung in derPflege zeitnah eine beim Bundesministerium fürGesundheit (BMG) angesiedelte Ombudsstelleeinzurichten. Diese soll – zeitlich befristet – alsStabsstelle im BMG die unterschiedlichen An -regungen und Vorschläge sammeln und für einavisiertes Gesetzgebungsverfahren entsprechendaufbereiten. Westerfellhaus begrüßte die Vorge -hensweise und äußerte insbesondere die Er -wartung, dass man in dieser wichtigen Frage zü-gig zur Umsetzung gelange.

3. Pflegedialog mit Rösler

Fach- und Kongressmesse für Reha und Pfl ege in MV

Landespfl egekongress

am 25. und 26. Mai

V O R T R Ä G E & W O R K S H O P S

25.-27. Mai 2011

w w w . h a n s e m e s s e . d e

10:00 bis 18:00 UhrRostock

Das komplette Programm unter www.pflegemesse-rostock.de

Niederrheinischer Pflegekongress wieder Ende September

KREFELD – Am 28. und 29. September 2011 findetzum 3. Mal im Krefelder Seidenweberhaus derNiederrheinische Pflegekongress statt – ab sofort istdie Anmeldung möglich. Neben vielen hochkarä-tigen Referenten, die die Veranstaltung berei-chern werden, darf man sich ganz besonders aufSchwester Liliane Juchli freuen. Sie wird am Endedes Kongresses den Abschlussvortrag halten undanschließend sogar für Autogrammwünsche zurVer fügung stehen. Ebenso ist es mittlerweile schoneine kleine Tradition, dass der Agnes-Karll-Pflege -preis von den beiden Kooperationspartnern, demDBfK Nordwest e.V. und Die Schwester Der Pfleger,im Rahmen des Niederrheinischen Pflegekongressesverliehen wird. Die Bewerbungsfrist läuft noch biszum 30. Juni 2011.Informieren Sie sich auf der Homepage http://www.npk2011.de. Dort finden Sie Informationen zuProgramm, Referenten, Pflegepreis und zur Online -anmeldung.

Bayern setzt auf segregativeVersorgung im Schwerstpflegebereich

FÜRSTENFELDBRUCK – Auf dem Fachtag „Die Pflegeoase –Jeder Tag ein neues Erlebnis – Förderung der Lebensqualitätschwerstkranker Menschen mit Demenz“ Ende Februar empfahlChristian Müller vom Bayerischen Sozialministerium, Fachstellefür Pflege- und Behinderten einrichtungen – Qualitätsentwick-lung und Aufsicht (FQA), die Ausrichtung der Betreuung imSchwerstpflegebereich auf die Bildung homogener Gruppen, zumBeispiel in Form einer der Varianten der Pflegeoase. Ausdrücklichwurde auf die Formen vielfalt verwiesen, wie sie in der Vorstellungdes Abschluss berichtes des Instituts für sozialpolitische und ge-rontologische Studien aufgeführt und nach Pflegeoasen alsTagesbetreuung, Pflegeoase auf Zeit, Pflegeoase auf Dauer undnach Misch konzepten unterschieden wurden.Insbesondere die Pflegeoase auf Dauer stelle den Kerngedankendieser Versorgungsform dar, in der Bewohner mit erheblich einge-schränkter Alltagskompetenz versorgt werden. Schwerstpflegebedürftige demenziell Erkrankte mit weitgehenderImmobilität stellen auch die Zielgruppe des Modellvorhabensim Pur Vital Seniorenpark Alztal.

Der Fachtag wie auch die Begleitforschung des ISGOS wurdendurch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozial -ordnung, Familie und Frauen gefördert.

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Gospel-Workshop bringt Altenpflege ins Rampenlicht

AMORBACH – Gemeinsam die Stimme erheben und insRampenlicht treten – die Gospelsterne aus München und derGolden Place e. V. machen es möglich: Sie haben einen zweitä-gigen Gospel-Workshop für Altenpflegekräfte und Angehörigeinitiiert. Den krönenden Abschluss bildet am 2. Juli ein Gos -pelkonzert in der Abteikirche Amorbach.Gospel und Altenpflege – passt das zusammen? „Sehr gut“,findet Sandra Wiesner-Mantz, Initiatorin des Events undGeschäftsführerin des Golden Place e.V. „Wir möchten mehrBewusstsein für den Pflegeberuf in der Öffentlichkeit schaffenund das Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Pflegekräftenbündeln. Der Gospel verbindet Gemeinschaft, Freude undSpiritualität in einem.“ Die Kraft und die Zuwendung, die tagtäglich von professionellPflegenden und pflegenden Angehörigen in die Altenpflege in-vestiert wird, sollen in diesem Gospel-Workshop musikalischzum Ausdruck kommen. Chorleiter Eric Bond ist sich sicher,dem Publikum ein ergreifendes, ausdrucksstarkes und mitrei-ßendes Konzert präsentieren zu können. Der Eintritt für dasKonzert in der Abteikirche Amorbach am 2. Juli um 19.00 Uhrist kostenlos.Eingeladen zu diesem Workshop sind alle Altenpflegekräfteund pflegende Angehörige, die Spaß an Rhythmus, Bewegungund Gesang haben.

Anmeldung zum WorkshopFreitag, 1. Juli 2011, von 17.00 bis 21.00 UhrSamstag, 2. Juli 2011, von 10.00 bis 18.00 UhrTeilnahmegebühr: 70 Euro für Erwachsene, ermäßigt 40 Euro(inkl. Notenhefte); Veranstaltungsort: 63936 Schneeberg

Info und AnmeldungSandra Wiesner-Mantz, Tel.: (0 60 28) 9 79 19-88 oder BirgitGleixner, Tel.: (08161)145039 www.gospelsterne.de

Foto: Gospelsterne, B. Krause

PKMS-E 2.0 besteht umfangreichen Anwendertest

Vorgängerversion. Für die IDM (Identifikations -merkmale, ehemals „Gründe“) lag die Einschätzungder Zeiteinsparung sogar bei über 80 Prozent.Trotz der Vereinfachung des Instrumentes führt derPKMS-E 2.0 in der Anwendung an knapp 10 000Patienten zu einer trennscharfen Erfassung vonhochaufwendigen Patienten. Eine Leistungsaus -weitung im Vergleich zum PKMS-E 1.0 konnte mitdurchschnittlich 3,5 Prozent erfasster Patientenfälleebenfalls nicht festgestellt werden.Das überarbeitete Instrument wurde durch denDPR zum 28. Februar 2011 fristgerecht in dasVorschlagsverfahren 2012 eingereicht. Der PKMS-Ein der aktuellen Version behält zunächst weiterhinseine Gültigkeit. Über das Ergebnis des Vorschlags -verfahrens erfolgt eine zeitgerechte Information.Der Hintergrund zum PKMS-E 2.0: Nach Einfüh -rung des OPS 9-20 führte die Erhebung der Pfle -gekomplexmaßnahmen mit dem PKMS-E zu teilsschwerwiegenden Anwenderproblemen. Diese wur-den über die Mitgliedsverbände des DeutschenPflegerats (DPR) oder direkt an den DPR seitJanuar 2010 gemeldet. Eine Arbeitsgruppe überar-beitete daraufhin die PKMS-E-Version fachlich-in-haltlich und strukturell.

Wechsel an Konzernspitze bei B. Braun

MELSUNGEN – KonzernchefProf. Dr. h. c. Ludwig GeorgBraun stellte Ende März zumAbschluss seines aktiven Arbeits -lebens noch einmal die Geschäfts -zahlen des Medizintechnik-Her -stellers B. Braun Melsungen AGvor. Im Geschäftsjahr 2010 hat B. Braun den Konzernumsatz um 9,8 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,0 Milliarden Euro) ge-steigert. Das Ergebnis vor Steuernerhöhte sich um 15,9 Prozent auf 389,6 MillionenEuro (Vorjahr: 336,1 Millionen Euro). „Mit diesererneuten Steigerung von Umsatz und Ertrag bleibenwir auf Wachstumskurs“, sagte Braun.

Der 67-Jährige übergibt die Un -ternehmensführung zum 1. Aprilan den bisherigen Vize und Fi -nanz vorstand Dr. Heinz-WalterGroße. Braun hat das 1839 ge-gründete Unternehmen in derfünften Generation geführt. Erwar von 2001 bis 2009 auch Prä -sident des Deutschen Industrie-und Handels kammertags (DIHK).

2010 hatte B. Braun deutschlandweit 561 neueArbeitsplätze geschaffen, davon 209 am HauptsitzMelsungen. Der Medizintechnik-Hersteller beschäf-tigt weltweit mehr als 41 000 Mitarbeiter, davonrund 11 200 in Deutschland und 5 600 in Melsungen.

Prof. Dr. h. c.Ludwig Georg

Braun

Dr. Heinz-Walter Große

Eine überarbeitete Version des PKMS-E (Pflege -komplexmaßnahmen-Scores für Erwachsene) konn-te in einem umfangreichen Anwendertest überzeu-gen. Insgesamt nahmen 44 Einrichtungen aus demgesamten Bundesgebiet daran teil. Im Mittel nutz-ten die Testhäuser die Vorläufer-Version PKMS-E1.0 seit mehr als neun Monaten und konnten somitdie überarbeitete Version des PKMS-E mit dem ak-tuell gültigen Instrument mit viel Erfahrung beur-teilen. Hinsichtlich der Anwenderfreundlichkeit be-scheinigten knapp 75 Prozent der Häuser im Um -gang mit der Maßnahmenliste im PKMS-E 2.0 einendeutlich zeitsparenden Effekt im Vergleich zu der

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MOVICOL®/MOVICOL® Schoko/MOVICOL® aromafrei, Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen. Zusammensetzung MOVICOL®: 1 Beutel (13,81 g) enthält: Arzneilich wirksame Bestandteile: Macrogol (PEG) 3350 13,125 g, Natriumchlorid 0,351 g, Natriumhydrogencarbonat 0,179 g, Kaliumchlorid 0,047 g. Sonstige Bestandteile: Ace-sulfam-Kalium, Zitronen-/Limonenaroma. Zusammensetzung MOVICOL® Schoko: 1 Beutel (13,9 g) enthält: Arzneilich wirksame Bestandteile: Macrogol 3350 13,125 g, Natrium-chlorid 0,3507 g, Natriumhydrogencarbonat 0,1785 g, Kaliumchlorid 0,0317 g. Sonstige Bestandteile: Acesulfam-Kalium, Schokoladenaroma. Zusammensetzung MOVICOL®

aromafrei: 1 Beutel (13,7 g) enthält: Arzneilich wirksame Bestandteile: Macrogol (PEG) 3350 13,125 g, Natriumchlorid 0,3508 g, Natriumhydrogencarbonat 0,1786 g, Kaliumchlorid 0,0502 g. Anwendungsgebiete: Chronische Obstipation Gegenanzeigen: Intestinale Perforation oder Obstruktion aufgrund von strukturellen oder funktionellen Störungen der Darmwand, Ileus, schwere entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, toxisches Megakolon, Überempfi ndlichkeit gegen einen der arzneilich wirksamen Bestandteile oder der Hilfsstoffe. Nebenwirkungen: Erkrankungen des Immunsystems: Allergische Reaktionen, einschließlich Anaphylaxie. Weitere Symp-tome allergischer Reaktionen beinhalten Dyspnoe, Urticaria und Pruritus. Gastrointestinale Erkrankungen: Abdominelle Schmerzen, abdominale Aufblähung, Erbrechen, Diarrhoe, Übelkeit, Blähungen, Borborygmus (Darmgeräusche) und anale Irritationen. Handelsformen MOVICOL®: 10 Beutel (N1), 20 Beutel (N2), 50 Beutel (N3), 100 Beutel (AP). Handelsformen MOVICOL® Schoko/MOVICOL® aromafrei: 10 Beutel (N1) und 50 Beutel (N3). Apothekenpfl ichtig. Bitte Fach- und Gebrauchsinformation beachten. Stand 10/2010. Norgine GmbH, Postfach 1840, 35007 Marburg, www.norgine.de, e-mail: [email protected]

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320 | AKTUELL

BVMed-Umfrage zeigt Unterversorgung vonRisikopatienten mit Antidekubitus-Hilfsmitteln

BERLIN – In Deutschland gibt es aus Sicht der Pflegediensteeine Unterversorgung von Risikopatienten mit Hilfsmittelnzur Vermeidung von Druckgeschwüren, der sogenanntenDekubitus-Prophylaxe. Das ist ein Ergebnis einer Online-Umfrage des Dekubitus-Forums des Bundesverbands Medizin -technologie, BVMed, an dem sich rund 750 ambulant und sta-tionär tätige Pflegekräfte beteiligt haben. Nach den Umfrage -ergebnissen besteht bei rund einem Drittel der vom Pflege -dienst betreuten Menschen ein erhöhtes Dekubitus-Risiko.Anti-Dekubitussysteme wie ein Spezialbett oder spezielle Auf -lagen kommen aber nur bei knapp 40 Prozent dieser Risiko -patienten zum Einsatz, obwohl die Patienten nach dem Sozial -gesetzbuch und dem Hilfsmittelverzeichnis Anspruch auf einHilfsmittel haben, wenn ein Dekubitus-Risiko vorhanden ist.

„Ärzte, Pflegende, Patienten und Angehörige sind gemeinsamaufgefordert, diese Situation zu verbessern. Medizinisch undvolkswirtschaftlich ist es sinnvoll und notwendig, ein offenesDruckgeschwür im Vorfeld durch geeignete Hilfsmittel zu ver-meiden, statt es hinterher aufwendig und kostenintensiv zutherapieren“, so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmit -glied Joachim M. Schmitt. Die Pflegedienste hätten hier diebesondere Aufgabe, die Patienten zu unterstützen und bei ei-nem vorhandenen Risiko den Anspruch der Patienten auf dieHilfsmittelversorgung beratend durchzusetzen. Aber auch diePatienten und Angehörigen müssten besser informiert seinund „Gesundheitsmanager“ in eigener Sache werden, um ihreAnsprüche gegenüber den Krankenkassen durchzusetzen.

Die Gründe für den unterbliebenen Einsatz von Anti-Deku -bitus-Hilfsmitteln, obwohl beim Patienten eine Dekubitus -gefährdung besteht, sind nach den Ergebnissen der BVMed-Umfrage vielfältig. Bei 44 Prozent der Antworten der Pflege -kräfte waren die Antidekubitus-Systeme bereits angefordert,aber noch nicht eingetroffen. Denn oft dauert es zu lange, bisdas Rezept von den Krankenkassen genehmigt wird. Bei 23 Pro -zent wird die prophylaktische Versorgung von den Kran ken -kassen abgelehnt, obwohl die Notwendigkeit besteht. 14 Pro -zent der Pflegekräfte gaben an, dass der verordnende Arzt kei-ne Notwendigkeit eines prophylaktischen Einsatzes erkenntund die Verordnung daher ablehnt. Und 15 Prozent derPflegenden gaben an, dass der Großteil der Krankenkassen dieAnträge ablehnt.

FH Münster und Katholische Hoch-schule NRW bilden Case Manager aus

MÜNSTER – Ist der Platz in der Rehaklinik ge-bucht? Steht der Termin beim Facharzt? Und ist dieWohnung bedarfsgerecht eingerichtet? Um solcheFragen kümmert sich ein Case Manager. Er organi-siert die gesamte Pflege hilfsbedürftiger Menschen.„Case Management gewinnt im Sozial- und Ge -sundheitswesen immer mehr an Bedeutung“, erklärtCase Management-Ausbilder Jürgen Ribbert-Elias.

Zusammen mit Prof. Dr. Hugo Mennemann, Dekandes Fachbereichs Sozialwesen der KatholischenHochschule Nordrhein-Westfalen Abteilung Müns -

ter (KatHO NRW), hat er bereits den fünftenZertifikatskurs „Case Management“ geleitet.20 Absolventen dürfen sich nun offiziell „CaseManager“ nennen. „Von der Forensik über die Al -tenpflege bis hin zur Arbeit mit Langzeit arbeits -losen: Die Teilnehmer kamen aus den verschiedens -ten Berufen“, sagt Stefan Gesmann, Leiter desReferats Weiterbildung am Fachbereich Sozial -wesen der Fachhochschule Münster. „Weil der Kursberufsbegleitend war, konnten sie das Gelernte im-mer auch direkt anwenden.“

90 Jahre Leben, Lernen und Arbeiten

STUTTGART – „Ihr habt als Kloster die Häuser derKranken, als Zelle eine Mietwohnung, als Kapelledie Pfarrkirche, als Klostergänge die Straßen derStadt.“ In diesem Zitat des hl. Vinzenz von Paul(1581–1660) liegen die Wurzeln des Ordens derBarmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paulin Untermarchtal. 1865 kamen die ersten Schwes -tern nach Stuttgart, um in der Gemeindepflegekranke Menschen zu betreuen. Dies war der Anstoßfür die Errichtung des Marienhospitals, welches1890 eröffnet wurde. 1921 eröffnete schließlich am10. März die Krankenpflegeschule und nahm ihrenBetrieb auf.Ganz im Sinne des Marienhospitals hat sich auchdie Ausbildung im Spagat zwischen Tradition undFortschritt kontinuierlich weiterentwickelt. „90Jahre Leben, Lernen und Arbeiten am Marien -hospital“ lautet das Motto des Jubiläumsjahres,aber auch das Motto der Ausbildung überhaupt.Das 90-jährige Bestehen der Ausbildung in der Ge -sund heits- und Krankenpflege am Marienhospitalbietet Gelegenheit, um Rückschau zu halten, aberauch in die Gegenwart und Zukunft zu blicken.Heute verfügt die Schule über 126 Ausbildungs -plätze in der Gesundheits- und Krankenpflege.Bisher haben rund 3 500 Pflegende erfolgreich ihreAusbildung am Marienhospital absolviert. Nebeneinem breiten Ausbildungsangebot in Theorie undPraxis bietet das Bildungszentrum Vinzenz vonPaul mittlerweile ebenso ein breites Fort- undWeiterbildungsangebot für Pflegende an.Im Jubiläumsjahr finden zahlreiche Veranstal -tungen statt, u. a. ein Schülerkongress, ein Schulfestund eine pflegepädadagogische Fachtagung. AlleInformationen zur Ausbildung am MarienhospitalStuttgart und zum Jubiläumsprogramm unter www.Marienhospital-Stuttgart.de

Th. Gentner, B.A., RbP

Erfolgreich weitergebildet: die Absolventen des Zertifikationskurses „Case Management“

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Page 12: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

322 | SCHWERPUNKT Autoren: Dr. Angelika Abt-Zegelin, Sven Reuther

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Schon bald nach dem Einzug in ein Pflegeheim istfast die Hälfte der Bewohner immobil und benötigtHilfe, um vom Bett in den Sessel, vom Sofa in denRollstuhl und von dort auf die Toilette zu gelangen– eine Abhängigkeit mit gefährlichen Folgen. Einige Pflegeeinrichtungen haben sich nun mit derUniversität Witten/Herdecke auf den Weg gemacht,mehr Bewegung ins Pflegeheim zu bringen.

Bewegungsförderung

Studien haben gezeigt: DieDeutschen haben Angst vorPflegebedürftigkeit. Die

Abhängigkeit wird mit demVerlust von Autonomie undWürde assoziiert, auch deshalbbedeutet der „Gang“ in einAltenheim für viele Menschendie Erwartung von Siechtum. 2010 fand an der UniversitätWitten/Herdecke (UWH) ein Ex -periment statt, in dem eine Wo -che lang eine Pflegeheimsitua -tion imitiert wurde – gecastetejüngere Menschen wurden in dieRolle der Bewohner versetzt,

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Page 13: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Nah rungsaufnahme, also Be rei -che, die bereits durch Exper -tenstandards erhellt wurden unddurch Prüfinstanzen berück-sichtigt werden. Möglicherweisewird unter heutigen Bedin -gungen – Mangel an qualifizier-tem Personal, Fluktuation – vonder Vielzahl an Problemen nurdas Allernötigste „bedient“.

Mobilität ist komplex – fürPflegezusammenhänge geeigne-te Diagnostik- und Einschät -zungsverfahren liegen bis heutenicht vor. Im Rahmen der Pfle -geanamnese wird Mobilität nuroberflächlich geprüft und in derDokumentation meist nur unzu-reichend beschrieben: im mobil,braucht Hilfe, teilmobil, in denRollstuhl mobilisiert, Geh übun -gen.

gepflegt wurden sie durch Stu -dierende der UWH. Es wurdedeutlich, dass die Probanden ammeisten unter dem Warten litten.Am schlimmsten war es, „umalles bitten zu müssen, nichtsmehr selbstständig machen zukönnen“.

Mobilität – eine vergessene Kategorie

Diese Abhängigkeit hängt auchmit dem Verlust der Bewegungs -fähigkeit im Nahradius zusam-men. Umso erstaunlicher ist, dassdem Erhalt der Mobilität bei Al -tenheimbewohnern keine ab so -lute Priorität eingeräumt wird. In Risikoerfassungssystemenwird der Erhalt der Mobilitätkaum erwähnt: Es geht umSturz, Schmerz, Inkontinenz,

Dabei ist Mobilität eine dergrundsätzlichen Fähigkeiten ne -ben der Kognition. Viele weiteretäglichen Aktivitäten hängenvon der Selbstbewegung ab: obMenschen sich ein Getränkholen oder ob sie das WC aufsu-chen können, ob sie in Kontaktmit anderen Menschen tretenoder sich bei Gefahr selbst inSicherheit bringen können undvieles andere mehr.

Bettlägerigkeit hat fatale Auswirkungen

In solchen Situationen der Ab -hängigkeit „dosieren“ pflegebe-dürftige Menschen ihre Hilfe -anfragen und schrauben ihreAnsprüche zurück. Sie wollenkeine Arbeit machen, nicht zurLast fallen (Zegelin 2004). Da -mit kommt eine Abwärtsspiralein Gang: Schon nach ein bis zweiTagen des Liegens beginnt eineLiegepathologie (Abt-Zegelin2005) mit Auswirkungen auf alleKörpersysteme.

Insbesondere Denken und Be -wegen hängen eng zusammen,und es deutet alles darauf hin,dass Immobilität zu einem kog -nitiven Abbau führt. In derStudie von 2004 wurden aus-schließlich Gespräche mit Be -troffenen geführt und Beobach -tungen gesammelt. Schon da -mals zeigten sich viele Einflüsseauf die Mobilitätsentwicklung:Rollstuhlversorgung, Qualitätdes Transfers, immer wiederauch Krankenhausaufenthalte,Angst und Warnungen vor Stür -zen. Auf jeden Fall ist die schlei-chende Immobilisierung keinsinguläres Ereignis, sonderneine Verkettung unglücklicherUmstände.

SCHWERPUNKT | 323

Das „Drei-Schritte-Programm“: Im Rollstuhl sitzende Menschen gehen

bei allen ohnehin notwendigen Transfers dieletzten Schritte mit Hilfe

Bewegung muss Spaß machen: Tanz und Musik scheinen besonders

geeignet

„Es ist erstaunlich, dass demErhalt der Mobilität

bei Pflegeheimbewohnern keine absolute Priorität

eingeräumt wird“

Page 14: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

stuhl sitzen, gibt es nicht. DieWahrscheinlichkeit der Roll -stuhlnutzung ist höher beiMenschen, die besonders vielHilfe brauchen oder sehr lang-sam sind. Eine (falsch verstan-dene) Umsetzung des Exper-ten standards Sturzprophylaxescheint die Immobilität zu ver-festigen. Manche Beteiligte sindfroh, wenn sich die Bewohnernicht zu sehr bewegen – einSturz wird als Katastrophe emp-funden.

Einige Einrichtungen haben sichzusammen mit der UniversitätWitten/Herdecke auf den Weggemacht, Konzepte zu entwi -ckeln, Ortsfixierung zu verhin-dern und Immobilität rückgän-gig zu machen. Die Projekte sindso aufgebaut, dass zunächst einemehrmonatige Ist-Analyse er -folgt. Dabei werden verschiede-ne Aspekte in den Blick genom-men: Einstellungen der Pfle -genden (auf den Wohnbereichen,Leitungspersonen) und andererBerufsgruppen (Ergo-Physio -therapie), Abläufe, Architekturund anderes mehr.

Es erfolgt eine Hospitation, undes werden pro Einrichtung alleimmobilen Bewohner erfasst. ImMittelpunkt der Ist-Erhebungstehen Fallanalysen von orts-fixierten Bewohnern, Gesprächemit den Menschen, Befragungder Angehörigen und des Haus -arztes. Dabei zeigt sich, dass proBewohner die Einschätzungenvöllig unterschiedlich sind. Un -tersucht wird auch die Pflege -dokumentation, sie ist im Be -reich Mobilität kaum aussage-

kräftig. Offensichtliche Gründefür die schleichende Immobi -lisierung sind meistens nichtvorhanden.Nach dieser ersten Phase erfolgtin den Projekten ein Implemen -tierungsvorschlag und gemein-sam mit einer Arbeitsgruppewerden etwa im Zeitraum einesJahres einige Ideen umgesetzt.Bis jetzt zeigt sich dieses Vor -gehen als sehr erfolgreich. DasBewusstsein, die tägliche Pfle -ge bewegungsfördernd auszu-richten, wird gesteigert. BeiNeueinzügen kommt es nichtmehr zum Rückgang der Be -weglichkeit und in vielen Fällenkonnte die Entwicklung zurück-gedreht werden – alte Menschenbewegten sich wieder mehr.

Mehr Lebendigkeit undAlltagsorientierung gefragt

Die Gründe für die schleichendeImmobilisierung sind zahlreichund beeinflussen sich gegensei-tig. Auf einem Wohnbereichwurden durch Wechsel der Lei -tung mehrere ortsfixierte Men -schen innerhalb weniger Monatewieder mobiler (Abt-Zegelin2010 a). Insgesamt scheint dieInstitutionalisierung selbst ei -nen Rückzug zu bewirken.Sämtliche Beteiligten scheinenzu erwarten, dass alte Menschensich nun „auf dem Abstellgleiszur Ruhe setzen“. Alltagstätig -keiten werden nicht mehr selbsterledigt, durch den Service ver-kümmern die Restfähigkeiten,die Menschen passen sich an dieritualisierten Abläufe an („Ichverlerne alles, wird ja alles ge -macht.“)

Gefährlich ist die Zeit nach demEinzug: Die alten Menschenempfinden vielfach Verlust undKränkung und wollen mit denanderen „Alten und Kranken“nichts zu tun haben.Um dies zu verhindern, müsstenviel mehr Lebendigkeit undAlltagsorientierung angestrebtwerden. Menschen müssten mit-telfristig auch wohnbereichs-übergreifend miteinander etwasunternehmen und ihre Erfah -rungen einbringen können.

324 | SCHWERPUNKT

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

1. Phase: Instabilität

Prozess des Bettlägerigwerdens Abb. 1

Ein wesentlicher Befund derStudie war: Es gibt einen Pro -zess des Bettlägerigwerdens infünf Phasen (Abb. 1). Dieserbeginnt mit Instabilität, es folgtein Ereignis, zum Beispiel einKrankenhausaufenthalt, danachwird der Mensch immobil (be -wegt sich wenig) und schließlichdie Ortsfixierung als viertesStadium. Ortsfixierung bedeu-tet: Der Mensch ist nicht mehr inder Lage, sich selbst zu transfe-rieren. Er braucht Hilfe, um vomBett in den Sessel, vom Sofa inden Rollstuhl, von dort auf dieToilette zu gelangen und so wei-ter. Die Betroffenen fühlen sich„festgenagelt“ und bleiben vielsitzen. Sie verlernen das Stehenund Gehen immer weiter. DieserZustand scheint sehr häufig zusein. Erst die letzte Phase ist dieBettlägerigkeit. Hier lassen sichje nach Liegestunden am Tageine leichte, mittlere und schwe-re Form unterscheiden.

Mobilität im Pflegeheim fördern

Seit 2007 werden vom Depart -ment Pflegewissenschaft (UWH)zum Thema Mobilität Projektein Pflegeheimen durchgeführt.Diese bieten die Chance, auchinstitutionelle Bedingungen zu -sätzlich in den Blick zu neh-men.Die Ergebnisse zeigen, dass etwa30 bis 50 Prozent der Bewohnerortsfixiert sind – dies geschiehtin der Regel innerhalb der ersten18 Monate nach Einzug. Eineeindeutige Erklärung, warumdiese Menschen dann im Roll -

2. Phase: Ereignis

3. Phase: Immobilität im Raum

4. Phase: Ortsfixierung

5. Phase: Bettlägerigkeit

Page 15: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Drei Aspekte scheinen beson-ders wichtig:

1.Eine biografische Orien -tierung darf sich nicht im

anfänglichen Sammeln (und Ab -heften) von Daten erschöpfen.Vielmehr geht es ja darum, Ver -gangenes zu nutzen, um Be -wegungsförderung anzuregen,Interessantes anzubieten.

2.Bewegung muss auchFreude machen, Sinn erge-

ben – ein stumpfes Balance- undKrafttraining wird rasch wiederaufgegeben, Musik und Tanzscheinen eher geeignet.

3.Weiter wollen Menschenwertgeschätzt werden, sich

einbringen. In der Psychologieist dieses Streben unter demBegriff „Reziprozität“ (Wechsel -seitigkeit) bekannt – wer sichnur noch als „Pflegelast“ sieht,wird auch keine Perspektive derBeweglichkeit entwickeln. Über -haupt folgt die körperlicheAktivität eher der seelischenBewegung und der sozialenAufforderung.Ein bloßes „Heraussetzen“ –falsch verstanden als aktivieren-de Pflege – ändert an der Orts -fixierung nichts.

Beispiele für eine bessere Praxis

Die Implementierungsvorschlä -ge sind zum Teil übergreifend,zum Teil einrichtungsspezifisch.Eine interne Arbeitsgruppe setztdie Vorhaben unter Begleitungdes Teams der Universität um.

Zu den „Hits“ gehört das„Drei-Schritte-Programm“. Diesbedeutet, dass im Rollstuhl sit-zende Menschen bei allen ohne-hin notwendigen Transfers dieletzten Schritte mit Hilfe gehen.Es wird überlegt, welche Be -wohner in das „Drei-Schritte-Programm“ aufgenommen wer-den und alle Pflegenden (undandere Personen) halten sichdaran – die Erfahrung zeigt,dass aus drei Schritten oft mehrwerden.

Immer wird auch eine Ver -einheitlichung des Transfers beijedem Bewohner angestrebt, diealten Menschen berichten, dassalle sich unterschiedlich „an

ihnen zu schaffen machen“ – oftgeht der Transfer mit Angst ein-her. Ein gelungener Transferbedarf einer guten pflegerischenKompetenz, die optimale Va -riante wird in einem „Trans -ferprotokoll“ festgelegt.

Die Pflegeanamnese wird imBereich Mobilität qualifiziert.An der Universität ist dazu einkurzer Erfassungsbogen ent-standen (wird noch wissen-schaftlich getestet) – die Über-prüfung soll alle drei Monateerfolgen. Überhaupt wird aufdie Verbesserung der Dokumen -tation im Projekt Wert gelegt.Dabei brauchen die Pflegendensprachliche Hilfen, um Be -wegungsaspekte zu formulieren.Bei Problemen wird eine Fall -besprechung zur Mobilität (kurz,während der Übergabe) anbe-raumt und dokumentiert.

Immer wieder wird die Pfle -geplanung hinsichtlich Mobi -lität eingeübt und nach realis-tischen, mit dem Bewohnerabgesprochenen Zielen gesucht.

In alle Aktivitäten werdenverschiedene Gruppen einbezo-gen: Angehörige, ehrenamtlicheKräfte, Praktikanten, Hilfskräf -te und so weiter. Ein Augenmerkdient auch der verbesserten Zu -sammenarbeit mit der Kran ken -gymnastik. Auch die Roll stuhl -qualität ist ein Thema – eineAusstattung mit geeignetenHilfsmitteln ist wichtig. Dabeisollte aber möglichst auf denRollstuhl verzichtet werden.

Die Möbel im eigenen Zim -mer sollten umgestellt werden,wenn dadurch mehr selbststän-dige Bewegung ermöglicht wird.

Zugehende Kurzinterven tio -nen werden entwickelt, um ei -nen Zugang zu dösenden Be -wohnern im Tagesraum zu be -kommen.

Die Einrichtung wird daraufuntersucht, welche Anreize siezur Bewegung bietet: Gibt esinteressante, einladende Ecken,muss der Speisesaal aufgewertetwerden? Wird der Garten ge -nutzt, gibt es Impulse von außer-halb? Kommen die Bewohner„an die frische Luft“? Kannzusätzlich eine Wii-Konsole em -

pfohlen werden, einige Trimm-Dich-Geräte, ein Parcour durchdas Haus, eventuell mit Wand -bild (Abt-Zegelin 2010 b)? Gibtes ein Gruppengymnastik-Pro -gramm?

Mehr Bewegung indie Pflegeabläufe bringen

Insgesamt geht es darum, mehrBewegung in die Pflegeabläufezu bringen – und mehr Be -wusstsein für die Wichtigkeitder Mobilität zu schaffen. EineVorgabe ist dabei stets, dass keinzusätzliches Personal möglichist.

So wird daran gearbeitet, ausjeder Pflegeintervention eineBewegungsaktion anzustoßen –aus einem bloßen Waschvorgangeine „wirkliche Körperpflege“zu machen. Als positiver Ne -beneffekt zeigt sich dabei auch,dass der Erfolg die Pflegendenzufriedener macht. Und mitmehr Spaß können auch andereEntwicklungen vorangebrachtwerden …

Literatur:

Abt-Zegelin, A. (2005): Leiden durch Lie -gen. Die Schwester Der PflegerZegelin (2005): Festgenagelt sein – DerPro zess des Bettlägerigwerdens. Huber-VerlagAbt-Zegelin, A. (2010 b): Ein Wandbild lädtzum Erinnern ein. Die Schwester Der PflegerAbt-Zegelin, A. (2010 a): „Es ist jetzt viel le -bendiger bei uns.“ Die Schwester Der Pfleger

Anschrift für die Verfasser:

Dr. Angelika Abt-Zegelin,PflegewissenschaftlerinInstitut für Pflegewissenschaften derUniversität Witten/HerdeckeStockumer Straße 12, 58453 WittenE-Mail: [email protected]

SCHWERPUNKT | 325

„Ein bloßes „Heraussetzen“ –falsch verstanden als

aktivierende Pflege – ändert ander Ortsfixierung nichts“

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326 | SCHWERPUNKT Autor: Ansgar Schürenberg

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Mobilisation ist mehr als das tägliche in den Sessel setzen. Mobilisieren ist auch etwas anderes,als regelmäßige Bewegungsübungen mit denPflegebedürftigen zu machen. Es bedeutet eigent-lich nur, es dem Bewohner zu ermöglichen, sichregelmäßig normal zu bewegen. Für ein solchesMobilisierungsverständnis aber braucht es Offen-heit und Beweglichkeit seitens der Pflegenden.

Mobilisation im Pflegeheim

ihren Rollator im kleinen Bade -zimmer nicht richtig oder schaf-fen den Transfer zwischen Roll -stuhl und WC nicht mehr. DasAus- und Ankleiden für denToilettengang geht nicht mehrschnell genug und stellt einegroße Sturzgefahr dar. Nach ein paar Monaten im Heimhat sich ihre Situation hinsicht-lich der Mobilität jedoch deut-lich verschlechtert. Dies ist dann„normal“ beziehungsweise wirdvon den meisten der Beteiligtenals normal angesehen (vgl. Ar -tikel Abt-Zegelin/Reuther indiesem Heft). Es mangelt an professionellemund vor allem evidenzbasiertemVerständnis von Mobilisation imSinne einer Haltung, die selbst-gesteuerte Bewegung und Be -weglichkeit des Betroffenen för-dert und bewahrt. Viele der üb-lichen Maßnahmen wie das „He -raussetzen“ in den Rollstuhlmüssen als „Immobilisierung“(1) angesehen werden. Die Pflege -bedürftigen werden zwar regel-mäßig mobilisiert, aber dabeinicht in ihrer selbstständigenBeweglichkeit gefördert.

Veraltetes Verständnis von Mobilisation

Das Verständnis von Mobilisa -tion in der Pflege scheint weit-

Bei einem ihrer regelmäßigenBesuche im Pflegeheim fin-det die Tochter von Frau C.

die alte Dame im Bett vor. In denletzten Wochen hat Frau C.immer häufiger solche „Bett-Tage“, wie sie das nennt. Auf dieFrage nach dem Warum antwor-tet Frau C.: „Ich sitze den gan-zen Tag hier und friere. Wasglaubst du, wie schön warm dasim Bett ist?“ Nachdem diePflegenden sie mit dem Lifterauf Drängen der Tochter in denRollstuhl gesetzt haben und dieTochter sie ans Fenster zurHeizung gefahren hat, freut sichFrau C., dass es dort so ange-nehm warm ist.

Immobilisierung nach Übertritt ins Altersheim

Dieses Beispiel spiegelt die ak -tuelle Situation in vielen Pflege -heimen in Deutschland wider:Die häufig leicht demenzer-krankten Bewohner kommen insHeim, weil sie zu Hause oder imbetreuten Wohnen nicht mehrmobil genug sind, um sichselbstständig zwischen den Be -suchen der ambulanten Pflegezu versorgen. Sie können zumBeispiel die kurzen Wege vomWohnzimmer zum WC nicht mehroder kaum noch sicher alleinvornehmen. Meist nutzen sie

gehend noch dem 1. Lehrbuchvon Juchli (1971) zu entspre-chen: Demnach werden „derZeitpunkt und die Art und Weiseder Mobilisation vom Arzt be -stimmt“. Die klassischen Maß -nahmen sind: 1. Sitzen für kurzeZeit an dem Bettrand, 2. Sitzenfür längere Zeit an dem Bett -rand, 3. Sitzen im Lehnstuhl, 4. Erstes Aufstehen, 5. Fahren, 6. Gehen. Dabei wird der Patient„gedreht“ und „gehoben“ (2).

In einem Krankenpflegelehr -buch von 1951 ist ein Verlassendes Bettes gar nicht vorgesehen.Die Patienten selbst sollen sichüberhaupt nicht bewegen, nichteinmal beim Lakenwechsel. DieTräger (zwei bis drei Personen)hoben „den Kranken vorsichtigund gleichmäßig in die Höhe“(3). Das teilaktive Drehen aufdie Seite war wohl noch nichtbekannt. Gemäß einem Buchvon 1941 sollen „Kranke im vor-gerückten Alter (…) mit erhöh-tem Oberkörper im Bett liegenund mehrmals täglich längereZeit im Bett sitzen“ (4). EinStuhl wurde im Zusammenhangmit Mobilisation nur für die„Hochlagerung des Oberkör -pers“ (3) benötigt.In der „Pflege Heute“ von 1998ist jedoch von Heben im Zu -sammenhang mit „Maßnahmenzur Aktivierung und Bewe -gungs förderung von Patienten“(5) nicht mehr die Rede. UnterPflegewiki.de wird das Prinzipdes „in Bewegung setzen“ (6) er -läutert: „Der Begriff Mobili -sation bezeichnet in der Pflegeden Vorgang, die Bewegungs -fähigkeit immobiler, bettlägeri-ger Patienten so weit wie mög-lich wieder herzustellen. DiePerson soll wieder in die Lageversetzt werden, selbst aus demLiegen oder Sitzen aufzustehen

Mobilisiert oder beweglich werden?

SCHWERPUNKT | 327

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Es fehlt an Zeit und qualifizierten Pflegenden

Als Qualitätssicherungsmaßnah -me wird teilweise vorgeschrie-ben, dass Bewohner immer zuzweit oder mit dem Lifter geho-ben werden müssen. Die Ein -weisung in den korrekten Ge -brauch eines Hebelifters istnatürlich viel weniger kostenin-tensiv als eine Kinästhetik-Schulung mit Praxisanleitung.Kommt bei dem Beispiel vonFrau C. noch hinzu, dass diePflegenden teilweise der Ansichtsind, dass ein Lifter eine „Teu -felsmaschine“ und ein „Folter -instrument“ ist, bleiben diePflegebedürftigen aus Zeitman -gel und Mitgefühl vermehrt imBett. Für die Erarbeitung eineralternativen Handhabung findetsich keine Zeit.Der von den Bewohnern deut-lich gespürte Zeitmangel be -wirkt aber noch mehr bei FrauC.: „Ich kann doch hier nichtsmachen, und die haben keineLust, mir zu helfen.“ Bei denPflegenden, die ihr freundlich

erscheinen, zeigt Frau C. Rück -sichtnahme. Sie möchte ihnennicht zur Last fallen, und „Esgeht ja alles viel schneller undbesser, wenn die alles überneh-men“. Das Fatale an dem vonden Pflegenden gut gemeinten„Aus-der-Hand-nehmen“ ist,dass den Pflegebedürftigen nichtnur die Anstrengung und dieSteuerung „abgenommen“ wird.Sie verlieren damit auch die all-tägliche Bestätigung ihrer nochvorhandenen Bewegungskompe -tenz. Darüber hinaus verlierensie zunehmend die natürlicheFähigkeit und das Interesse, sichauf veränderte (Bewegungs-)Si -tuationen einzustellen, indem sieihre Bewegungsabläufe anpassen.Die Botschaft, die ankommt, ist:„Sie können das nicht“, „Eslohnt sich nicht“ und vielleichtsogar „Sie sind eine Belastung“.

Dagegen stehen die Erfahrungenmit dem Drei-Schritte-Programm,kinästhetische Bewegungsunter -stützung (7) und zum Beispieldas Konzept der „BegleitendenBewegung“ aus der Basalen

328 | SCHWERPUNKT

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und sich zu bewegen, zum Bei -spiel zur Toilette und zurück.“ Die dann folgenden Beispieleentsprechen aber einmal mehrden über 40 Jahre alten Vor -stellungen und Vorgehenswei -sen. „Je nach noch vorhandenenFähigkeiten wird durch Übun-gen zuerst die Beweglichkeiteinzelner Gelenkgruppen erhöht(Gelenke „durchbewegt“) undMuskelaufbau betrieben (isome-trische Übungen, Expanderetc.). Danach wird häufig zuerstauf die Bettkante oder in denSessel (…) mobilisiert“ (7). Bewegungsfördernde Konzeptewie Kinaesthetics sind dendiplomierten Pflegenden zwarnamentlich bekannt, werdenoffensichtlich aber, wenn über-haupt, nur als Transfertechnikgenutzt. Viele Ideen aus demKonzept bleiben unberücksich-tigt, zum Beispiel wie die Be -wegungsfähigkeit schon durchalltägliche Aktivitäten wie Um -lagern, Transfer zwischen Bettund Stuhl, beim selbstständigenWaschen, Ankleiden oder Essengefördert werden kann.

„Je weniger die Bewohner selber machenund ,be-greifen‘ können,

umso mehr werden sie desorientiert.“

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Stimulation in der Pflege (8).Die Bewegungen werden denBetroffenen zunehmend bewusstund steuerbar, sie erfahren dabeidie Abläufe als erfolgreich undsinnvoll. Als Motivation reicht meistschon der für den Bewohner ver-traut erlebte Sinnzusammen -hang. Besonders tiefsinnige Er -läuterungen sind gar nicht nötig,um beispielsweise aus demRollstuhl aufzustehen und einpaar Schritte zu gehen, um sichan den Tisch zu setzen. Für wenwäre es schon normal, an denTisch gefahren zu werden, imBett das Mittagessen eingegebenzu bekommen oder statt beiHarndrang zur Toilette zu ge hen,„es einfach laufen zu lassen“,weil man auf einer Bettschüsselsitzt oder eine Inkontinenzhoseanhat?

Vergessene Bewegungs-kompetenzen fördern

Besonders problematisch ist esnatürlich, wenn bei alten Men -schen mit zunehmendem Pflege -bedarf nicht nur (Bewegungs-)Handlungen abgenommen wer-den, sondern auch entstandeneund auferlegte Bewegungsbe -schränkungen von den Bewoh -nern vergessen werden. Frau C.hat sich mehrfach im Rollstuhlsitzend „irgendwie“ zum Badgebracht, ist alleine aufgestan-den und wurde dann neben demWC liegend aufgefunden.Je weniger die Bewohner selbermachen und „be-greifen“ kön-nen, umso mehr werden sie des-orientiert. Um die Sturzgefahrzu mindern, werden freiheitsbe-schränkende Maßnahmen (Roll -stuhltisch oder Bettgitter) ver-ordnet, die aber die Ortsfixie -rung fördern. Unter Umständenist die Sturzgefahr dadurchnochmals erhöht, wenn die Be -troffenen zum Beispiel versu-chen, über das Seitengitter zusteigen. Zudem stellt sich Miss -trauen gegenüber den Pflegen -den ein, die sie „einsperren“. Besser ist es, durch vermehrtesAufstehen und Drei-Schritte-Gehen die Bewohner zu mobi-lisieren. Hierdurch können Ver -

sonst auch meldet, wenn sieetwas (nicht!) will.Es ist interessant, dass verwirrteMenschen in Momenten der„Not“, wie beim Harndrang,ihre aktuellen Bewegungsein -schränkungen vergessen, aberdas Gefühl der fehlenden Hilfeund Unterstützung durch diePflegepersonen präsent haben(„Die haben keine Lust, mir zuhelfen“). Das soziale Gedächtnisund das Langzeit-(Körper-)Ge -dächtnis funktionieren noch gut,während gut gemeinte Appelleund Mahnungen wie „nicht al -leine aufzustehen“ schnell ver-gessen werden.

Die Folgen der Ortsfixierungfordern die Pflege heraus

Die Auswirkungen von Bett-Tagen, Sitzmarathons bezie-hungsweise allmählicher Orts -fixierung wurden von Zegelin inder Arbeit „,Festgenagelt sein‘ –

trau en in die eigenen Fähig -keiten und die Hilfsbereitschaftder Pflegenden aufgebaut wer-den. Befinden sich demente Be -wohner im Gemeinschaftsraummit Pflegenden, dann kann ihreNotsituation, zum Beispiel Harn -drang, frühzeitig bemerkt unddarauf reagiert werden. Im Rollstuhl im Zimmer sitzendwird Frau C. nur scheinmobil,und der Teufelskreis schließtsich. Denn auf der Suche nacheinem warmen gemütlichenPlätzchen erinnert sie sich nichtan die Heizung am Fenster oderdie kuschelige Decke, das Kirsch -kernkissen, die Strickjacken undwas ihre Tochter wohlwissendsonst noch im Zimmer deponierthat – und wenn doch, würde siesich auch nicht trauen zu fragen.Umgekehrt kommen die Pfle -genden hier auch nicht auf dieIdee, ihr dies anzubieten. Mal istes der Zeitdruck und mal ist esder Eindruck, dass sie sich ja

SCHWERPUNKT | 329

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330 | SCHWERPUNKT

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Zu den pathophysiologischenAuswirkungen kommen noch diesensorischen und psychischenAuswirkungen hinzu. Durch diesensorische Deprivation kommtes zu Stimmungswechseln mitAngst, Hoffnungslosigkeit, Hal -lu zinationen, Verlust des Zeit -gefühls, Orientierungsverlust,kognitive Einbußen, Konzentra -tionsschwierigkeiten und De -pres sion. Durch die – auch imPflegeheim – damit oft einherge-hende soziale Isolation wird diesnochmals verstärkt. Aber auch„das Zusammenstellen“ mehre-rer im Rollstuhl sitzender Be -wohner in den Gemeinschafts -raum ohne Ansprache und Aus -tausch, kann eine negative So -zialerfahrung sein (abgeschobenund geparkt).

Hilfsmitteleinsatz ist oft unsachgemäß

Als Einflussfaktoren der Orts -fixierung identifizierte Zegelinzum Beispiel „die Qualität desTransfers“, den „Faktor Rück -sichtnahme“ und unsachgemä-ßer „Hilfsmitteleinsatz“ (11). Hilfsmittel müssen in ersterLinie den Pflegebedürftigen hel-fen, sich zu bewegen. GeradePatientenheber sind aber ersteinmal zur Entlastung der Rü -ckenmuskulatur der Pflegendenkonstruiert (8). Wenn sie diePflegeempfänger wirklich mobi-lisieren sollen, müssen verschie-dene begleitende Maßnahmenergriffen werden. Für den Aufstehenden müssender normale Gewichtsverlauf inseinem Körper und die dazuge-hörende spezifische Muskel -s pannung spürbar werden, umdieses Gerät als Hilfe zu erfah-ren. Hilfreiche spannungsregu-lierende Übungen zur Vorbe -reitung zum Beispiel solcherTransfers werden in dem Buch„Spastizität“ von Mathys undStraub (12) ausführlich be -schrieben.Um kraftschonend aufzustehen,heben wir keinesfalls unserGewicht von der Unterstüt -zungsfläche weg und ziehen unshoch. Durch Gewichtsverlage -rung innerhalb unseres Körpers

werden die oberen Köperteileentlastet und können aufgerich-tet werden, zum Beispiel vomOberkörper zum Becken undvon dort durch die Beine zu denFüßen. Meist helfen hierbei dienach vorne (! nicht zur Decke)ziehenden Arme mit (Haltegriffim Bad, Handlauf). Statt dass die Knochen undFüße das Gewicht tragen, hängtdas Gewicht beim Lifter jedochin der Luft und bei der Auf -stehhilfe kniet der Betroffeneauf den Schienbeinstützen.Die Pflegenden sollten beimAufstehen einen Bewegungs -impuls am Becken und Kniegeben, damit das Becken nachvorne kippen und das Kniestrecken kann.

Noch besser sind natürlich ki-nästhetische Transfers. Dieselassen sich durchaus mit Rutsch -brettern und Gleitschläuchenausführen. Vorsicht bei Dreh -scheiben unter den Füßen: Diesesind zum einen bei kleinschritti-gen tiefen Transfers nicht nötigund geben zum anderen dasGefühl der Instabilität: „Esdreht sich der Boden unter mei-nen Füßen.“Die Betroffenen versuchen, wennsie ansonsten nur an einer Per -son oder Haltestange hängen,durch eine generalisierte Mus -kelspannung der Instabilitätund ihrer Angst zu begegnen.Das aber verhindert ihre Mit -arbeit beziehungsweise dass sieselber den Transfer steuern. DieStabilität vermittelnde Haltungs -bewegung ist gut geeignet fürParallelbewegungen wie „auf-stapelndes“ Aufstehen. Trans -portbewegung innerhalb spirali-ger Bewegungen vermittelt Be -weglichkeit, besonders wenn dasGewicht des Beckens bei einemtiefen Transfer vom Rutschbrettbeispielsweise getragen wird.

Der Rollstuhl dient nur der Fortbewegung

Der Rollstuhl sollte, außer beiMenschen mit einer Quer -schnittslähmung, immer nur alszwischenzeitliches Transport -mittel zwischen Stuhl und Bett

Falsch verstandene Mobilisation: Bei der Aufstehhilfe kniet der Betroffene auf den Schienbeinstützen; dasGewicht wird nicht von den Knochen und Füßen getragen

Der Prozess des Bettlägerig -werdens“ (10) ausführlich be -schrieben: Es kommt zu starkemMuskelabbau, Gelenkseinschrän -kungen durch Kapselschwund,Gleichgewichtsstörungen, Flüs -sigkeits- und Elektrolytver schie -bungen mit vermehrten Wasser -einlagerungen im Ge webe sowieKalziumausspülun gen aus denKnochen, die das Frakturrisikobei Stürzen erhöhen. Außerdemsteigt das Risiko für tiefe Bein -venenthrombosen, Dekubitus,Pneumonie und Harninkonti -nenz.

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SCHWERPUNKT | 331

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

dienen oder wenn der Weg amRollator zu schwierig ist. Diespezielle Form der Sitzfläche beifaltbaren Rollstühlen führt beilängerem Sitzen zu Taubheits -gefühlen, erhöht das Dekubitus -risiko und verstärkt die Spas -tizität. Hier sollte auf eine festeSitzfläche geachtet werden, dienach vorne gekippt ist, wenn diesitzende Person das sogenannteRollstuhlgehen nutzt („Trippel -rollstuhl“).

Außerdem muss die Sitzfläche soniedrig sein, dass jeweils derganze Fuß den Boden berührenkann, damit es ein echtes undleichtes Gehen wird. Außer demgewichtigen Bodenkontakt desFußes müssen wir unsere Kno -chen, die unser Gewicht tragen,immer wieder spüren können.Die kleinen Vibrationen zumBeispiel bei jedem Aufsetzen desFußes, beim Gehen (mit oderohne Rollstuhl) oder beim

Stamp fen innerhalb der Stuhl -gymnastik vermitteln diesewichtigen Informationen.Um die passenden Hilfsmittelauswählen und die Transferserarbeiten zu können, benötigenwir eine Mobilitäts-Anamnese(EBoMo), wie sie am Institut fürPflegewissenschaft Witten/Her -decke entwickelt wurde, als Teilder Sensobiografie. Außerdemmüssen in Transfer-Protokollengenaue, für die Mitarbeiternachvollziehbare Angaben fest-gehalten werden (Abb. 1). EinEintrag „Transfer nach Kin -ästhetik“ lässt noch viele ganzunterschiedliche und eventuellauch für die Person ungeeigneteVarianten offen. Hilfreich kön-nen hier Fotoserien sein, die mitden Begrifflichkeiten der Kinäs -thetik erläutert werden. Wo er -hält der Bewohner den Impuls –an der Masse oder am Zwi -schenraum? Soll eine Spiral-oder eine Parallelbewegung

erfolgen? Zieht oder stemmt ersich ab…?

Wenn Körperpflege- oder Es -senshandlungen im Sinnzusam -menhang, also über möglichstviele „normale“ Sinneserfah -rungen, vermittelt werden, kön-nen die dazu passenden und ver-trauten Bewegungs- und Hand -lungsabläufe leichter oder über-haupt erst von den Betroffenenübernommen werden.

Liegen passt zum Beispiel ganzund gar nicht zu Essen, Kör -perpflege und Ausscheidung.Ein erhöhter Oberkörper ent-spricht aber noch nicht derKörperinformation Sitzen. Auf -rechtes Sitzen führt zu einer

Hilfsmittel müssen in erster Linie den Pflegebedürftigen

helfen, sich zu bewegen.

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332 | SCHWERPUNKT

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Regulation des Muskeltonus undentlastet so den Hals- undSchulterbereich. Die richtig sit-zende Person kann leichter dieArme und Hände bewegen sowieden Schluckvorgang besser ko -ordinieren.

Das Bewegungs-Selbstbewusstsein stärken

Mobilisation ist also mehr alsdas tägliche in den Sessel setzen.Mobilisieren ist auch etwasanderes als regelmäßige Bewe -gungsübungen mit den Pflege -bedürftigen zu machen. Esbedeutet eigentlich nur, dem

Bewohner zu ermöglichen, sichregelmäßig normal zu bewegen.Für ein solches Mobilisierungs -verständnis aber braucht esOffenheit und Beweglichkeit sei-tens der Pflegenden. Bewegungs -beeinträchtigte Bewohner kön-nen mobiler werden, zu „Steh-auf-Männchen“ werden, „aufeigenen Füßen stehen“, wenn siedie Beweglichkeit der Pflegen -den „am eigenen Leib spüren“.Durch das „Social Tracking“,wie die KinästhetikbegründerHatch/Maietta (13) es nennen,erleben sie die Beweglichkeitder Pflegenden und lernen odererinnern sich dabei.

Kraftakte mit zwei Pflegeperso -nen oder das Gefühl beim Hebenmit dem Lifter zu schweben,sind keine Hilfe bei der Suchenach den eigenen Bewegungs -möglichkeiten. Die Betroffenenwerden bewegungsselbstbewuss -ter, wenn sie in jeden Teilschritteines Bewegungsablaufs als gutmachbar erleben. BesondersBewohner mit dementiellen Ent -wicklungen benötigen hierfür soviel wie möglich von den alltäg-lichen und kleinen Situationen.Damit die Pflegebedürftigenspüren, dass sie beweglich wer-den, brauchen sie die Anleitungeiner bewegungskompetentenkinästhetisch geschulten Pflege -person.

Literatur:

(1) Zegelin, A.; Reuther, S.: Warum werdenHeimbewohner immobil? In: ProAlter,1/09, S. 23–28, Kuratorium DeutscheAltershilfe, Köln 2009(2) Juchli, L.: Umfassende Krankenpflege.Georg Thieme Verlag Stuttgart 1971(3) Hagen, W. et al.: Krankenpflegelehr -buch. Springer-Verlag Berlin 1951(4) Reichsausschuß für Volksgesund -heitsdienst: Krankenpflegelehrbuch. GeorgThieme Verlag Leipzig 1941 (5) Schäffler et al.: Pflege Heute. GustavFischer Verlag Stuttgart 1998, S. 173(6) Kluge, F.: Etymologisches Wörterbuchder deutschen Sprache. CD-ROM. DeGruyter Verlag Berlin 2002(7) http://www.pflegewiki.de/wiki/Mobili-sation; 4.03.2011(8) Schürenberg, A.: Patienten nicht hän-gen lassen. Die Schwester Der Pfleger2/08, S. 124–126; Schürenberg, A.: Patien -ten auf die Beine helfen. Die SchwesterDer Pfleger 3/08, S. 250–253(9) Buchholz, T.; Schürenberg, A.: BasaleStimulation in der Pflege alter Menschen.S. 258 ff., Hans Huber Verlag Bern 2009(10) Zegelin, A.: ‚Festgenagelt sein’ – DerProzess des Bettlägerigwerdens. S. 30 ff.,Hans Huber Verlag Bern 2005(11) Mathys; Straub: Spastizität – Pflege -rische Interventionen aus der Sicht derBasalen Stimulation und der Ortho-Bionomy. Hans Huber Verlag Bern 2011-03-07(12) Hatch, F.; Maietta, L.: Kinästhetik. S.140,Urban & Fischer Verlag München 2003(13) Zegelin, A.; Reuther, S.: NeueBewegungskultur im Pflegeheim. In:NOVAcura 7/8, 2010, S. 18–20(14) Zalpour, C.: Mens sana in corpore sano– Bewegungsförderung und Kognition. In:Zeitschrift für Physiotherapie, 62 (2010) S.47–50 Richard Pflaum Verlag München2010

Anschrift des Verfassers:

Ansgar SchürenbergPflegewissenschaftler (MScN),Pflegexperte, Kinästhetiktrainer,Multiplikator für Basale StimulationE-Mail: [email protected]

Sinne

• Taktil-kinästhetisch (großflächiger Berührungs- u. Bewegungskontakt)

• Verbale Anleitung• Visuelle Anleitung

Inte

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Interaktionsformen

• Keine Anweisungen/Befehle

• Kleinschrittige Anleitung

• Gleichzeitig-gemeinsame Bewegungen

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Knochen – Muskeln/Massen – Zwischenräume

• Massen –Zwischenräume

• Stabil – beweglich

Um

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un

g

Einfluss der Umgebung

• Feste Unterlage –weiche Unterlage

• Fläche – Stange• Stabile Unter-

stützungsfläche –instabile Unter-stützungsfläche

Raster mit Bewegungsvokabular Kinästhetik Abb. 1

Haltungs-/Transportbewegung parallele/spiralige Muster

• Parallel – spiralig• Körperspannung

aufbauen –Muskelspannung vermindern

• Bewegung entlang derKörperachse – quer zur Längsachse

Bewegungselemente• Langsam – schnell• Wenig Kraft –

viel Anspannung• Großräumig –

kleiner Bewegungsraum

Ziehen/drücken

• Ziehen – drücken/abstützen

• Körpergewicht vom Kontaktpunkt weg –zum Kontaktpunkt hin

Einfache FunktionPosition/Grundposition

• Liegen/Rückenlage• Unterarmstütz• Vierfüssler

(Arme und Beine stützen Gewicht)

• Sitzen• Einbein-Kniestand• Einbeinstand• Zweibeinstand

Komplexe FunktionBewegung am Ort/Fortbewegung

– Bewegung am Ort (mit Armen/Händen) –Fortbewegung

– Gehen – springen/rutschen

Orientierung

• Außenseite – Innenseite• Streckseite – Beugeseite• Strecken – Beugen• Oben (kopfwärts) –

unten (fußwärts)• Aufstapeln

(Gewicht zum Boden leiten)

Page 23: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

B O D E – S C I E N C E – C O M P E T E N C E

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334 | SCHWERPUNKT Autor: Siegfried Huhn

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Mobilitätsgürtel, Gleitbretter oder Pflegebetten – es gibt zahlreiche Hilfsmittel,die sichere Bewegungsabläufe von Bewohnern und Patienten unterstützen undgleichzeitig den Rücken der Pflegenden entlasten. Ihr Einsatz sollte allerdingsimmer überlegt und zielgerichtet erfolgen.

Hilfsmittel zur Mobilität

ge die Förderung der Person undderen Möglichkeiten im Blickhaben. Auf keinen Fall dürfenHilfsmittel dazu führen, dass diePflegebedürftigen in Passivitätgebracht oder weitere Entwick -lungen gehemmt werden. Mobilitätshilfsmittel werdenun ter dem Aspekt der jeweiligenBewegungsstörung, des ange-strebten kurzfristigen Pflege -ziels und der längerfristigenRehabilitation eingesetzt. Dabei

Die Alten- und Kranken -pflege ist ohne Hilfsmittelkaum noch denkbar. Unter

einem Pflegehilfsmittel werdenalle Produkte verstanden, diesowohl dem Patienten/Bewoh -ner zur Sicherung seiner Pflegeund zur Teilnahme am gesell-schaftlichen Leben dienen, alsauch solche Hilfsmittel, die fürPflegepersonen eine Arbeits -erleichterung darstellen. Dabeiwerden Hilfsmittel, die der Mo -bilität dienen, zumeist für alleBeteiligten eine Erleichterungbedeuten.

Mobilitätshilfen müssenBewegungen fördern – nichthemmenGrundsätzlich richtet sich derEinsatz von Hilfsmitteln nachden Erfordernissen der jeweili-gen Situation. Hilfsmittel sindimmer personen-, umfeld- undsituationsorientiert einzusetzen.Sie sind zudem pflegeplanungs-relevant, das heißt, dass siefachlich begründet zum Einsatzkommen und in die Pflegepla -nung aufgenommen werden. Der Einsatz muss im Sinne deraktivierend-rehabilitativen Pfle -

kann entscheidend sein, ob dasHilfsmittel temporär oder per-manent erforderlich ist. Es mussdem Bedarf angemessen seinund darf nicht zu einer Unter-oder Überversorgung führen.

In der nebenstehenden Tabellewerden Hilfsmittelgruppen miteinigen Beispielen aufgeführt.Hier wird deutlich, um was für einweites Feld es sich handelt, wennes um Mobilitätshilfen geht.

gezielt unterstützen

Bewegungen

– Hilfsmittel müssen für die Anwender leicht einzusetzen sein. Je kompli-zierter der Einsatz, umso öfter wird auf das Hilfsmittel verzichtet.

– Hilfsmittel müssen immer vor der Nutzung erläutert werden und in derjeweiligen Situation praktikabel sein. Bedarf der Einsatz des Hilfsmittelsbesonderer Schulung, muss die Anwendung mehr als einmal geübt wer-den. Nur dann gibt es für alle Akteure ausreichende Sicherheit.

– Wird der Einsatz eines Hilfsmittels angestrebt, muss dieses Hilfsmittelstets zur Verfügung stehen. Sonst kommt es dazu, dass in einigenSituationen das Hilfsmittel eingesetzt wird, in anderen nicht. Dies führtjedoch zu einer Diskontinuität, die sich sehr negativ auf die Mobilitäts -entwicklung des Patienten/Bewohners auswirken kann.

– Bei Ortswechsel oder dem Einsatz eines Hilfsmittels an verschiedenenOrten oder für unterschiedliche Personen muss auch die Transport -fähigkeit berücksichtigt werden.

– Ein Hilfsmittel muss die heutigen Maßstäbe an Haltbarkeit und Hygieneerfüllen, aber auch ein ansprechendes Design und nicht zuletzt ein stim-miges Preis-Leistungs-Verhältnis haben.

Was beim Einsatz von Hilfsmitteln zu beachten ist

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

SCHWERPUNKT | 335

und auf ihr die Person bezie-hungsweise deren Beine. So solldas Risiko der „Knoten“ in denBeinen aufgehoben werden,wenn der Patient beim Transferdie Beine nicht entsprechendbewegen kann. Die Arbeit mit Drehscheiben istnicht ungefährlich, weil dieScheiben eine Eigendynamikentwickeln können. Der Pa -tient/Bewohner muss entspre-chend gehalten werden, um dieentstehende Instabilität wiederzu korrigieren. Für viele Betroffene ist dieNutzung der Drehscheibe mitAngst verbunden und wird ab -gelehnt. Aus heutiger Sicht giltder Transfer mit Dreh scheibe alsüberholt, weil sich die positivenEffekte auch anders erreichenlassen, zum Bei spiel durch ki-nästhetischen Trans fer. Dennoch: Wo mit der Scheibeerfolgreich gearbeitet wird,kann sie weiter zum Einsatzkommen. In Rehabilitationsein -richtungen werden sie in derRegel jedoch nicht mehr ge -wünscht, weil ein Lerneffekt fürdie Patienten nicht gegeben ist.

Gleitbrett – Brücke beim TransferDas Gleitbrett (auch Rutsch -brett) ist eine Brücke beimTransfer vom Bett in den Stuhloder umgekehrt. Damit dieseBrückenfunktion möglich ist,muss das Gleitbrett entspre-chend stabil sein. Es gibt elasti-sche Gleitbretter, die sich demKörper anpassen und dadurcheinen bewegungsorientiertenTransfer ermöglichen (Abb. 2). Das Gleitbrett wird dann ein-gesetzt, wenn der Patient/Be-woh ner keine Stabilität in denBeinen hat, keinBodenkontakt mög-lich ist oder diePerson in sich zuinstabil ist, um eineandere Trans ferlö -sung zu wählen. Invielen Fällen kön-nen Patien ten/Be -wohner den Trans -fer mittels Gleit brettauch ohne fremdeHilfe bewältigen.

Bade- oder Bettstufe dient als EinstiegshilfeEin Stufensystem erleichterttrittsicher und stabil den Ein -stieg in die Badewanne oderandere höher gelegene Bereichewie das Bett oder auch einenSessel mit hohen Beinen. Die

Mobilitätshilfen sichernBewegungsabläufe

Zur Sicherheit beim Personen -transfer und zur Erleichterungder Pflege empfehlen die Un -fallversicherer sogenannte tech-nische Hilfsmittel. Diese machenbei richtiger Anwendung Be -wegungsabläufe sicher und för-dern das Rücken entlastendeArbeiten. Dennoch müssen diePflegenden die jeweiligen Trans -fertechniken beherrschen, diesich an den natürlichen Bewe -gungsabläufen der Pflegebe -dürf tigen orientieren.

Mobilisationsgürtel bietetsicheren HaltEin gepolsterter Gürtel mitGriffschlaufen wird um dieTaille des Patienten/Bewohnersgelegt und fixiert. Die Pflege -person greift jetzt in die Griff -schlaufen und unterstützt denKlienten beim Aufstehen. Ist derKlient gangunsicher, kann diePflegeperson auch während desgemeinsamen Gehens in denGriffschlaufen Halt geben undso einen Sturz verhindern. Der Mobilisationsgürtel ist danngeeignet, wenn sich der jeweiligeTransfer sonst zu unsicher ge -staltet und es zu einem Sturzkommen könnte. Durch die Griff -schlaufen gibt er der Pfle ge -person sicheren Halt. Auch inersten Übungsphasen währendder Rehabilitation, zum Beispielnach Schlaganfall, kann es sinn-voll sein, diesen Gürtel einzuset-zen. Patienten fühlen sich damitdeutlich sicherer und können soerste Eindrücke über den Be we -gungsablauf gewinnen (Abb. 1).

Drehscheibe – Nutzung nicht ungefährlichDie Drehscheibe ist den meistenPflegenden bekannt, weil sie alseines der ersten Hilfsmittel zurGestaltung von Transfers ent-wickelt worden ist. Physiothe -rapeuten wollten mithilfe derDrehscheibe das Problem derfixierten Füße umgehen. DieFüße werden auf die Scheibeaufgebracht und bleiben dortfest stehen. Beim Richtungs -wechsel dreht sich die Scheibe

Pflegehilfsmittel zur Mobilitätsförderung

Zur selbstständigen Lebensführung

– Gehhilfen– Rollstühle– Notrufsysteme

Zur Umfeldgestaltung

– Haltegriffe– Toilettensitzerhöhung– Badewanneneinstiegshilfe

Zur Linderung von Beschwerden und zur Förderung der Wahrnehmung

– Lagerungshilfsmittel– Bettzurichtungen– Aufrichtehilfe/Bettleiter

Zur Erleichterung der Pflege

– Pflegebetten– Pflegestühle– Hebehilfen

Abb. 1 Mit dem PM-Alpha Haltegürtel können unsichere oder kreislaufinstabile Patienten, die eine Gehhilfe benutzen müssen, gut und vor allem sicher gehalten werden. Foto: Petermann

Abb.2Das PM-AlphaRutschbrett ist ein Brett mit einer sehr glatten Oberfläche. Es minimiert den Reibungswiderstand und ermöglicht so ein problemloses Darübergleiten beim Transfer. Foto: Petermann

Page 26: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

stellungen über Niedrigbetten,um das Verletzungsrisiko beimHerausfallen zu senken, bis hinzu hochtechnisierten Betten, dieals direkte Mobilisationshilfeangesehen werden können.

Das Vertica von Stiegelmeyerhebt den Patienten/Bewohnerbeispielsweise dem natürlichenBewegungsablauf folgend sanftaus der horizontalen Lage ineine sitzende und anschließendstehende Position. Der Aufsteh -prozess läuft nach Hersteller -angabe vollkommen störungsfreiund stufenlos gleitend ab. DerAblauf wird elektrisch gesteu-ert, manuelle Unterstützung istnicht nötig (Abb. 4).

Das Klinikbett Vis-a-Vis vonVölker wird besonders zur Früh -mobilisation empfohlen (Abb. 5).Es er leichtert das Aufstehen derPatienten und das richtigeSitzen mit Bodenkontakt. DasUnterschenkelteil lässt sichleichtgängig von Hand verschie-ben und braucht nicht mehrPlatz als ein Nachttisch breit ist.

Hebekissen für den NotfallMithilfe dieses Hebekissens kön-nen gestürzte Personen ohneKraftaufwand und auch von nureiner Pflegeperson aufgerichtetwerden. Das Luftkissen wirdungefüllt unter die liegendePerson gebracht. Dann wirdLuft eingefüllt. Das Hebekissenhebt die liegende Person zu -nächst in eine sitzende Position,indem das Rückenteil sich mitLuft füllt. Aus der sitzendenPosition wird dann Luft in denunteren Teil gebracht, der sichwie ein Sitzhocker entfaltet undden Menschen hebt. Zum Endedes Vorgangs sitzt die Person wieauf einem Sessel und kann ausdieser sitzenden Position herausleicht weiter mobilisiert werdenoder in bequemer und angstfrei-er Position warten (Abb. 6).

Laut Hersteller können Per -sonen mit einem Gewicht bis zu350 kg angehoben werden. DasLuftkissen wiegt etwa 6,5 kgund wird auf zirka 60 cm zusam-mengerollt. Der zugehörigeKompressor wiegt 6 kg bei derGröße eines Haushaltstoasters.Dadurch kann das Hilfsmitteleinfach und schnell transpor-tiert werden. Neben dem be -schriebenen Modell wird auch

336 | SCHWERPUNKT

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

einzelnen Stufen sind leicht zutransportieren und entsprechenddem Höhenunterschied stapel-bar. Sie sind hervorragend ge -eignet als Podest zum Bett -einstieg, wenn die Betten sichnicht tief genug absenken lassen(Abb. 3).

Pflegebetten als direkte MobilisationshilfeDem gesunden Menschen dientdas Bett zur Regeneration undErholung, zum Ausgleich undSchlaf nach arbeitsreichen Ta -gen. Kranke und behinderteMenschen verbringen dagegenviel mehr Zeit als üblich im Bett.Damit ist das Bett nicht nur einOrt der Ruhe und des Rückzugs,sondern dient in den meistenFällen auch als Arbeitsplatz fürPflegepersonen. Aus diesem Grunde wurdenschon früh höhenverstellbareBetten mit Rollen entwickelt. Sokann das Bett auch auf die güns -tigste Höhe für das Ein- undAussteigen gestellt werden. Da -mit gehört ein solches höhenver-stellbares Bett zu einem dieMobilität fördernden Hilfs mit -tel, insbesondere dann, wenn eselektrisch durch die Patien -ten/Bewohner selbst eingestelltwerden kann. Für die Pflegeperson ermöglichtdas Bett ein rückengerechtesArbeiten, indem es auf die ent-sprechende Höhe eingestelltwird. Die Rollen machen dasBett mobil, sodass es bequemund bedarfsgerecht positioniertwerden kann. Die Entwicklung von Pflege -betten ist in den letzten Jahrenenorm vorangetrieben worden.Sie geht von Multifunktions -betten mit verschiedenen Ein -

Abb. 3 Dieses Stufensystem erleichtert dasEinsteigen in und das Aussteigen aus der Badewanne. Das verschafft mehr Sicherheit und fördert so die Selbstständigkeit.

Foto: Russka

Foto: Stiegelmeyer

Foto: Völker

Abb. 4Das Vertica hebt den

Patienten dem natürlichen

Bewegungsablauf folgend sanft aus der

horizontalen Lagein eine sitzende

und anschließend stehende Position.

Abb. 5Das Völker Vis-a-Vis: Mit wenigen Handgriffen verwandelt es sich in ein Bett, dass eine Aktivierung des Patienten nach vorn und den Kontakt zu ihm vis-à-vis möglich macht.

Page 27: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

ein aufblasbarer Hocker (ohneRückenlehne angeboten).

Mobilitätshilfen gezielt einsetzen

Hilfsmittel sollen das pflegeri-sche Vorgehen, den Erhalt vonRessourcen und gegebenenfallsdie Rehabilitation unterstützen.Ihr Einsatz erfolgt geplant, dasheißt reflektiert und am Pflege -ziel orientiert. So wird ein Lifterfür den Transfer vom Bett in denRollstuhl nur dann eingesetzt,wenn die Möglichkeiten desPatienten/Bewohners nicht aus-

Deshalb ist immer eine Ein -weisung erforderlich. Im Team soll auch geklärt wer-den, ob der Hilfsmitteleinsatzbestimmten Personen vorbehal-ten bleiben soll. Die hier bei-spielhaft vorgestellten Hilfs -mittel sollen zu weiterer Ausein -andersetzung mit dem Themaanregen.

Anschrift des Verfassers:

Siegfried Huhn, Krankenpfleger fürGeriatrische Rehabilitation und Geronto-psychiatrie; Pflegeberatung, Fortbildung, Qualitätssicherung E-Mail: [email protected]

reichen, den Transfer anders zugestalten, zum Beispiel nachBobath oder Kinästhetik, oderwenn ein kleineres Hilfsmittel,zum Beispiel ein Mobilisations -gürtel oder Rutschbrett, keineausreichende Sicherheit gewähr -leistet. Der Hilfsmitteleinsatz wird indie Pflegeplanung aufgenommenund kommt kontinuierlich zumEinsatz, solange die Mobilitäts -störung des Patienten/Bewoh -ners keine andere Vorgehens -weise zulässt. Der Hilfsmittel -einsatz muss von den Anwen -dern fachlich korrekt erfolgen.

SCHWERPUNKT | 337

Abb. 6 Mit dem Komfort-Notfallhebekissen Camel können gestürzte Personen sicher und behutsam von nur einem Helfer in eine aufrecht sitzende oder stehende Position gebracht werden.

Foto: Mangar International

Und wer sorgt für Sie?Sie stellen sich Tag für Tag den hohen körperlichen und seelischen Anforderungen des Pflegeberufs? Sie wissen um Ihre Verantwortung und sorgen sich um andere? Aber wer sorgt für Sie?

Die BGW ist Ihr Partner im beruflichen Alltag, um Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und Wegeunfälle schon im Vorwege zu vermeiden. Sollte Ihnen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen etwas passieren, sind wir für Sie da – mit der bestmöglichen medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation. Zum Beispiel bei Haut- und Wirbelsäulen-erkrankungen.

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FÜR EIN GESUNDES BERUFSLEBEN

Page 28: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

338 | POSITIONEN

Stellungnahmen

2011: Kommt der große Durchbruch?

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Andreas Westerfellhaus:

„Der Deutsche Pflegerat sieht einenwichtigen Prozess in Gang gesetzt“

Andreas Westerfellhaus,Präsident des Deutschen Pflegerates,DPR

Die Frage, ob ein entscheidender Durch -bruch im Jahr 2011 gelingt, muss sich ver-ständlicherweise am Ende an messbaren

Ergebnissen beantworten lassen. Berufegesetz,Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pfle -gende und Antworten auf den sich drastischabzeichnenden Fachkräftemangel stellen im-mense Herausforderungen an die politischHandelnden und Verantwortlichen dar. Zu lan-ge wurden die Hinweise aus der Berufsgruppeauf Fehlentwicklungen und Handlungsnotwen -digkeiten vonseiten der Politik nicht wahrge-nommen oder ignoriert. Der dramatische Abbau von Ausbildungsplät -zen und Stellenabbau bei den Pflegenden wur-den ohne Konsequenzen hingenommen. DerDeutsche Pflegerat und seine Mitgliedsver -bände haben die Politik seit langer Zeit massivaufgefordert, diese für die Berufsgruppe sowiefür die Gesellschaft drängende Problem stellunganzugehen und endlich auf die politische Ta -gesordnung zu setzen.

Es hat gedauert – viel zu lange, um allen nega-tiven Konsequenzen noch rechtzeitig entgegen-steuern zu können. Aber es gilt auch wahr-zunehmen, dass durch GesundheitsministerRös ler mit dem 1. Pflegedialog zur Heraus-for derung im Umgang mit dem „Fachkräfte -

mangel“ ein Prozess in Gang gesetzt wordenist. Die Themenstellungen sind vereinbart, derzeitliche Fahrplan auch. Ein 2. Pflegedialogzum Thema „Entlastung von Angehörigen“ imFebruar und ein 3. Pflegedialog zur Thematik„Entbürokratisierung“ im März 2011 habenstattgefunden. Ein geplanter „Pflegepakt“ zwi-schen den Ministerien von Frau von der Leyen,Frau Schröder und Herrn Rösler weist auf weitere Impulse hin. Unter Beteiligung des Deutschen Pflegerates istein Projekt durch Minister Rösler und MinisterSöder zur zukünftigen Ausrichtung einer Aus -gestaltung von Arbeitsprozessen in DeutschenKrankenhäusern geplant. Nun kann man be-rechtigt kritisieren, bislang sind nichts anderesals Prozesse eingeleitet worden. Ergebnisse lie-gen nicht vor, wo doch die Zeit drängt. Un -verständlich ist, dass der Deutsche Pflegeratbislang nicht an der Entwicklung eines neuenBerufsgesetzes beteiligt ist. Und die Frage einerFinanzierbarkeit aller Maßnahmen wird amEnde der Prozesse stehen – aber, wer die not-wendigen Veränderungen ernsthaft will, mussauch bereit sein, Finanzierungsmöglichkeitenzu entwickeln. Eine Alternative gibt es nicht!

Aber zu diesem Zeitpunkt bereits wieder alleEntwicklungen und eingeleiteten Prozesse zukritisieren und deren Erfolg oder Ernsthaftig -keit infrage zu stellen, ohne über einzelneHandlungsschritte informiert zu sein, ist derfalsche Weg. Nicht Zerreden und substanzlosesKritisieren ist gefragt, sondern aktives Ein -bringen und Mitgestalten. Der Deutsche Pflege -rat sieht einen wichtigen Prozess in Gang ge-setzt und bringt sich aktiv in alle erforderli-chen Entwicklungen ein. Wir haben eine kriti-sche Begleitung versprochen und werden diePolitik nur an Ergebnissen messen. Die Zeitdrängt, aber geben wir uns und der Politik eineChance.

Ein neues Berufegesetz, bessere Arbeitsbedingungen, mehr Wertschätzung für die Pflegenden – der Bundesgesundheitsminister hat sich für 2011 eineMenge vorgenommen. Doch lassen sich diese Ziele auch wirklich realisieren und finanzieren?

Page 29: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

POSITIONEN | 339

Es ist zu begrüßen, dass Herr Rösler das„Jahr der Pflege“ ausgerufen hat. SeinePläne, pflegende Angehörige besser unter-

stützen zu wollen sowie den Pflegeberuf auf-zuwerten, können wir als sozialdemokratischePartei nur unterstützen. Beim Thema Pflegedarf es 2011 aber nicht bei Dialogrunden undVersprechungen bleiben. Die Regierung wirdsich daran messen lassen müssen, was sie tat-sächlich tut, um bessere Bedingungen für An -gehörige und Pflegebedürftige umzusetzen.Für mich ist klar: Bessere Pflege erfordert einBündel von Maßnahmen.

– Das seit anderthalb Jahren vorliegende Kon -zept zur Weiterentwicklung der Pflegebe-dürftigkeit muss endlich umgesetzt werden.Das Konzept wird dem tatsächlichen Hilfe -bedarf der Pflegebedürftigen besser gerechtund wird die Situation für viele Betroffeneentscheidend verbessern.

– Pflegende Angehörige müssen entlastet undbesser unterstützt werden. Dazu brauchenwir für berufstätige Pflegende eine kurzzeiti-ge bezahlte Freistellung von bis zu zehnTagen sowie eine Lohnersatzleistung für eine6-monatige Pflegezeit.

– Um den Pflegeberuf aufzuwerten, benötigenwir bessere Arbeitsbedingungen und gute

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Bezahlung in der Pflege- und Gesundheits -branche. Der gesetzliche Mindestlohn in derPflege ist die Absicherung nach unten.

– Damit Pflegebedürftigkeit vorgebeugt wer-den kann, brauchen wir eine Präventions-und Rehabilitationsoffensive. Pflegestütz -punkte mit integrierter Pflegeberatung müs-sen flächendeckend ausgebaut werden.

– Und letztlich sind alle politischen Ebenenaufgefordert, für eine Infrastruktur zu sor-gen, die ein selbstbestimmtes Leben – mitHandicap oder bei Pflegebedürftigkeit – er-möglichen.

All diese Maßnahmen sind nicht zum Nulltarifzu haben. Eine kapitalgedeckte Zusatzver-sicherung zur Finanzierung der Reform derPflegeversicherung, wie es die Bundesregie-rung plant, lehnen wir entschieden ab. EineEntwicklung hin zu einer 2-Klassen-Pflege, diegute Pflege vom Geldbeutel abhängig macht,wird es mit uns nicht geben.

Wir wollen eine Bürgerversicherung Pflege, indie alle entsprechend ihres Einkommens ein-zahlen. Auch die private Pflegeversicherung,die derzeit jährlich Rücklagen von über eineMilliarde Euro aus Beitragsgeldern bildenkann, muss sich an der Finanzierung beteiligen. Nur so bleiben die Beiträge bezahlbar und dieLeistungen können für alle dem Bedarf ent-sprechend weiterentwickelt werden. Mein An spruch ist und bleibt eine Pflege füralle, die Lebensqualität sichert und Teilhabegarantiert.

Hilde Mattheis:

„Wir wollen eineBürgerversicherung,Pflege’“

Hilde Mattheis, pflegepolitischeSprecherin der SPD-Fraktion imDeutschen Bundestag und Mitglieddes Gesundheitsausschusses

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340 | PRAXIS Autorinnen: Nina Kolbe, Dr. Angelika Abt-Zegelin

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Kognitive Einschränkungen

Passende Lernangebote finden

Es ist nicht immer leicht, sich in der Welt der Therapien und Medikamentezurechtzufinden. Dies gilt besonders für Menschen mit eingeschränktenDenkfähigkeiten. Eine gute Patientenedukation kann ihnen helfen, ihre Behandlung besser zu verstehen und umzusetzen.

Viele Menschen mit chroni-schen Krankheiten müssenauch in vorgerücktem Alter

noch lernen, mit der Erkran -kung umzugehen. Sie müsseneventuell eine Diät einhalten,Warnsymptome einschätzen oderTherapiehinweise umsetzen kön -nen. Mitunter hat die Krankheitselbst auch Auswirkungen aufdie Kognition: Durch Mangel -durchblutung können Müdigkeitund Konzentrationsstörungenverursacht werden.Eine der häufigsten Krankheitenin unserer Gesellschaft ist diechronische Herzinsuffizienz, siedient in diesem Artikel als Bei -

spiel. Die Betroffenen leiden infortgeschrittenen Stadien unterEinschränkungen der Denkfä -higkeit, hinzu kommt oft aucheine depressive Verstimmung.Gleichzeitig müssen Menschenmit einer chronischen Herzin -suffizienz sich aber täglich mitkomplexen medikamentösenThe rapien zurechtfinden – nichtzuletzt auch deswegen, weil sieunter weiteren Krankheiten lei-den. Entsprechend sollen an die-sem Beispiel einige grundsätz-liche Überlegungen zu Lerner -leichterungen vorgestellt wer-den. Bei Patienten mit einge-schränkten Denkleistungen ist

es sinnvoll, die Angehörigenmehr einzubeziehen.

Menschen besitzen unter-schiedliche Kompetenzstufen

Handlungskompetenz kann sichauf verschiedenen Ebenen zei-gen. Können Menschen sichoptional verhalten (Alternativenkennen), unter veränderten Be -dingungen sicher handeln undmit Komplikationen umgehen,besitzen sie umfassende Fähig -keiten. Wenn es dann noch mög-lich ist, das eigene Handeln inübergeordnete Zusammenhängeeinzubinden, zu argumentieren

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PRAXIS | 341

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

und dieses Wissen geordnet wei-terzugeben, dann sind „reife“Kompetenzstufen erreicht. Man -che Patienten werden durchlangjährige Erfahrungen zum„Experten“ ihrer Situation. Al -lerdings lassen sich durch einegute Information, Schulung undBeratung auch manche Fähig -keiten eher erreichen.Dies setzt voraus zu erkennen,was dem Patienten und seinerFamilie zumutbar ist, welcheStufen zunächst erreichbar sindund welche Rolle der Betroffeneselbst einnehmen möchte.

Die lernpsychologischen Grund -sätze gelten für alle Situationender Wissensvermittlung (Abb. 1).Bei kognitiv eingeschränktenMenschen geht es darum, dieGrundsätze noch stärker zubetonen und die Inhalte auf dieallerwichtigsten Punkte zu be -schränken.

Gleich der erste Punkt „Auf -merksamkeit zentrieren“ wirdoft vergessen. Wichtiges wirdnebenbei erklärt, und der Pa -tient kann sich später nichtmehr erinnern, dass über dieInhalte gesprochen wurde. Auf -merksamkeit zentrieren heißt,sicherzustellen, dass der Patientin diesem Moment für einigeMinuten zuhören kann und nichtabgelenkt wird durch andereDinge, Schmerzen und so weiter.

Auch die Pflegende sollte nicht„nebenbei“ Inhalte vermittelnwollen. Sie muss sich ganzzuwenden – die Erklärungendeutlich einleiten: „Ich nehmemir jetzt ein paar Minuten Zeit.Geht das für Sie? …“Überhaupt ist wichtig, guteMomente zu erkennen, in denender Patient aufnahmefähig undausgeruht ist und nicht untermomentanen Beschwerden lei-det.

Kleine Dinge helfen, neue Handlungen zu begreifen

Anschaulichkeit wird zum Bei -spiel erreicht, indem Zusam -men hänge mit einer kleinenZeichnung erklärt werden. Auchkönnen Vergleiche mit bekann-ten Tatsachen hergestellt wer-den: „Das ist wie beim Kilo -meterzähler im Auto – die Tastemuss zurückgestellt werden.“Die bekannten „Eselsbrücken“,etwa ein kurzer Reim, erleich-tern das Behalten. Überhaupthilft lautes Lesen bei der Stei -gerung der Behaltensleistung –so wie auch Bewegung hilft. MitBewegung können auch mini-male Bewegungen gemeint sein,etwa Schreibbewegungen.Das Ausdrücken in eigenenWorten stellt eine Stufe desVerstehens dar, die Niederschriftmit eigenen Worten festigt dasneue Wissen. Dabei sollten die

Informationen gut aufgeteiltwerden, zum Beispiel auf jeweilseinen Zettel mit einer Infor -mation (Großbuchstaben). DerAusdruck „Begreifen“ zeigt,dass der handelnde Umgang, dasAnfassen beim Lernen nützlichist.Gegen das Vergessen, zum Bei -spiel der Tabletteneinnahme,kann eine „kognitive Koppe -lung“ versucht werden. Dabeiwerden bestimmte Inhalte ritua-lisiert mit einer Situation ver-bunden. Ein Beispiel: letzterSchluck Kaffee trinken – Medi -kamente einnehmen.

Fallbeispiel:Medikamenteneinnahme und Herzinsuffizienz

Betrachtet man das Leben miteiner chronischen Herzinsuffi -zienz, zeigt sich neben einemsehr komplexen Medikamenten -regime ein hoher Anspruch andie Betroffenen und Angehö-ri gen, den Alltag mit dieserKrankheit zu gestalten. Auf -grund von Dekompensation derHerzinsuffizienz kommt es zuhäufigen stationären Einwei -sun gen. Gründe hierfür sind fal-sche Medikamenteneinnahmen,fehlende Umsetzung der Ver -haltensempfehlungen und dasnicht oder zu späte Erkennenvon Symptomen der Entglei -sung. Um diesen Ursachen entgegen-zuwirken, bedarf es der Auf -klärung, Schulung und Beratungder Betroffenen. Entsprechendmuss das Hauptaugenmerk nachder Stabilisierung auf der Pa -tientenedukation liegen. Ursa -chen der Dekompensation unddie damit zusammenhängendenWissenslücken müssen identifi-ziert und mit dem Betroffenenbesprochen werden. Hierbei istwichtig, das Denkvermögen, dieAufnahme, das Behalten, Ent -scheiden und so weiter des Be -troffenen einzuschätzen, um eineÜberforderung zu vermeiden.Durch das folgende Fallbeispielzur Medikamenteneinnahme wirddargestellt, wie man trotz kog-nitiver Einschränkung dem Pa -tien ten Hilfen geben kann.

Grundlagen der Wissensvermittlung Abb. 1

Aufmerksamkeit zentrieren

Neues vorstrukturieren

Persönliche Bedeutung, Nützlichkeit herausstellen

An Bekanntes anknüpfen (Vorwissen)

Anschaulichkeit (Visualisieren, Beispiele, Analogien, Vergleiche)

Mehrere Sinneskanäle nutzen (Behalten: Hören 20 %, Sehen 30 %, Spre chen 70 %, Handeln 90 %), auch Schreiben ist nützlich, der Patientsollte Wichtiges mit eigenen Worten formulieren

Verständlichkeit (Fachworte erklären), durchgängig gleiche Begriffe benutzen

„Zuviel“ vermeiden (nur kurze alltagsrelevante Informationen)

Betonung und Körpersprache einsetzen (Gestik, Blickkontakt)

Festigung durch Zusammenfassen, Wiederholen, Pausen

Gegenüber aktivieren, mit eigenen Worten bündeln lassen, zu Fragenermutigen

Positive Gefühle anstreben, Lob, Feedback

Page 32: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Medikamentenliste mit Erläuterung der Wirkungen Abb. 3

Medikament (Gruppe) Wirkung, Nebenwirkung

Bisoprolol 2,5♥ (Beta-Blocker)

Simvastatin 40 (CSE-Hemmer)

Kalinor Brausetablette (Kalium-Substitut)

Furosemid 40♥ (Diuretikum/Wassertablette)

Spironolacton 25 ♥ (Kalium-sparendesDiuretikum/Wassertablette)

Magnesium Verla(Magnesium-Substitut)

Ramipril 2,5 ♥ (ACE-Hemmer)

Esomeprazol 20

Marcumar

Puls wird langsamer, das Herz verbraucht weniger Sauerstoff, der Blutdruck sinkt.Dadurch kann es sein, dass Sie sich müde und abgeschlagen fühlen.

Senkt den Anteil des Fettes im Blut. BekommenSie, da Ihr Fettgehalt im Blut zu hoch ist, was sich wiederum schlecht auf den Blutflussauswirkt.

Füllt Ihren Kaliumspeicher wieder auf. Durchdas Furosemid 40 scheiden Sie neben demWasser auch Kalium aus. Damit dieses ausge-glichen wird, erhalten Sie diese Brausetablette.

Vermehrte Wasserabgabe, häufigeres Wasser-l assen. Durch Volumenverringerung entlastet esdas Herz. Sie müssen häufiger auf die Toilette.Wichtig ist, dass Sie sich regelmäßig wiegen,um bei kurzzeitigen Gewichtszunahmen (2–3 kgin wenigen Tagen) frühzeitig Ihren Arzt aufsuchenkönnen. Es kann sein, dass Sie dann Wassereinlagern und die Dosis nicht mehr ausreicht.

Vermehrte Wasserabgabe, aber über einenanderen Mechanismus als Furosemid 40.Wichtig ist, dass hierbei Kalium gespart wird.Durch die kaliumsparende Wirkung gleicht esdie Abgabe von Kalium durch Furosemid aus.In Kombination mit Ramipril 2,5 kann es sogarzu einem Kaliumanstieg kommen.

Führt Ihrem Körper Magnesium zu und beugt so Krämpfen in den Muskeln vor.

Sorgt für eine Weitstellung Ihrer Arterien (sauer-stoffreiches Blut) sowie einer vermehrten Aus -scheidung von Salz und Wasser. Durch dieseWeitstellung der Gefäße und der ReduktionIhres Blutvolumens muss das Herz weniger„pumpen“. Es kommt zu einer Entlastung IhresHerzens und zu einem gesenkten Blutdruck.

Schützt Ihren Magen durch Verringerung derProduktion der Magensäure. Dient hier vorallem der Vorbeugung von Magengeschwüren,die zu starken Blutungen aufgrund desMarcumars führen könnten.

Das Marcumar kriegen Sie aufgrund desVorhofflimmerns. Es setzt die Gerinnung desBlutes herab.

Patientin mit chronischerHerzinsuffizienzFrau Schneider ist 79 Jahre altund lebt seit dem Tod ihresMannes allein in einer kleinenZweizimmerwohnung. Ihre Toch -ter, 49 Jahre alt, lebt im zirka 20Minuten entfernten Nachbarort.Sie ist aber aufgrund beruflicherVerpflichtungen sehr viel unter-wegs, sodass sie wenig Zeit fürihre Mutter hat, zumal FrauSchneider ohnehin gern selbstfür sich sorgt. Frau Schneider lebt seit vielenJahren mit einer arteriellenHypertonie, Vorhofflimmern undHyperlipidämie. Vor einem Jahrwurde zudem eine chronischeHerzinsuffizienz bei ihr diagnos -tiziert (NYHA III).

Häufige Klinikaufenthaltewegen vergessenerMedikamenteSeit diesem Zeitpunkt war siebereits neunmal im Kranken -haus aufgrund einer dekompen-sierten Herzinsuffizienz – nichtzuletzt aufgrund von falschenoder vergessenen Medikamen -ten einnahmen, wie sie der Ge -sundheits- und Krankenschwes -ter beim Aufnahmegesprächerklärt. Da sie sich vor allemnach der morgendlichen Medi -ka menteneinnahme abgeschla-gen und müde fühlt und Schwin -del entwickelt, hat sie hin undwieder eine Tablette weggelassen.Sie scheinen ja nicht zu helfen. Als die Krankenschwester sienach ihren Medikamenten fragt,gibt Frau Schneider ihr eineTabelle mit allen Medikamenten(Abb. 2) und betont, dass sieaber mit dem Marcumar sehrgenau sei und auch die „Was -sertablette“ (Furosemid 40) im -mer nimmt. In Bezug auf dasMarcumar hat sie auch schonganz viel zu Verhaltensweisengehört und trägt auch immerihren Ausweis bei sich. Das seiso wichtig, da Marcumar dieGerinnung des Blutes herabsetztund man immer in Gefahr ist,bei Verletzungen zuviel Blut zuverlieren. Bei den anderen Ta b -letten wusste Frau Schneiderbisher nur, dass sie sie nehmensoll und sie gut für ihr Herz sind.

342 | PRAXIS

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Medikamentenliste bei Patientin mit Herzinsuffizienz Abb. 2

Medikament Morgens

Bisoprolol 2,5

Simvastatin 40

Kalinor Brausetablette

Furosemid 40

Spironolacton 25

Magnesium Verla

Ramipril 2,5

Esomeprazol 20

Marcumar

1

0

1

1

1

2

1

1

Mittags

0

0

0

1

0

0

0

0

Abends

1

1

1

0

0

2

1

0

nach INR (international normalized ratio)

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Merkzettel bietet Überblick über Wirkungen der MedikamenteDie Krankenschwester nahm alldiese Informationen auf undverabredete sich für den nächs -ten Tag mit Frau Schneider, umnoch einmal über die Medika -mente zu sprechen. Für diesesGespräch bereitete sie einenMerkzettel für Frau Schneidervor, auf dem kurz und knapp dieWirkungen der Medikamentebeschrieben sind (Abb. 3).

Am nächsten Tag gibt die Kran -kenschwester Frau Schneiderdiesen Zettel und spricht ihnkurz mit ihr durch. Frau Schnei -der nimmt ihn dankend an. Nunhat sie endlich etwas, wo dieMedikamente kurz beschriebensind. Die Schrift in den Bei -packzetteln war ihr viel zu klein. Um den Zusammenhang zwi-schen den Medikamenten undihrer Herzinsuffizienz zu ver-deutlichen, wird ein weitererTermin am nächsten Tag verein-bart. Die Krankenschwester er -klärt mithilfe einer Zeichnungdas Herz und den Herzkreislaufund wie das Zusammenspiel der„Herzmedikamente“ sich dar-stellt.

Tagebuch macht Entwicklung sichtbarAm Ende gibt sie Frau Schnei -der ein Herzinsuffizienztage -buch an die Hand. In diesemkann und sollte Frau Schneidertäglich ihr Gewicht eintragen,um zu sehen, ob sie innerhalbkurzer Zeit ab- oder zunimmt.Die Krankenschwester emp-fiehlt ihr, sich dieses Buch biszum nächsten Tag schon einmalanzuschauen. Einen Tag darauf besprechen siegemeinsam den Sinn von demTagebuch. Da es sich bei der Ge -wichtskontrolle insbesondere umdie Identifikation potenziellerWassereinlagerungen handelt,wird in diesem Zusammen hangauf die Wirkung von den Diu -retika vertiefend eingegangen.An diesem Tag ist auch die Toch -ter vor Ort und wird integriert.Damit Frau Schneider zu Hauseselbstständig „Wassereinlage -

rungen“ identifizieren kann, übtdie Krankenschwester mit denbeiden den sogenannten „Dau -mendruck“ am Bein. Hierbeigeht sie auch auf den Zusam -menhang von Wassereinlagerun -gen und der Luftnot ein. AmEnde dieser morgendlichen Schu -lung wiegt Frau Schneider sichund trägt gemeinsam mit derKrankenschwester ihr Gewichtin das neue Tagebuch ein. Frau Schneider nimmt sich vor,dieses nun täglich zu machenund wiegt sich am nächsten Tagselbstständig und trägt ihr Ge -wicht, potenzielle Ödeme sowiedie Atmung in der Nacht in dasBuch ein. Durch das Aufschrei -ben werden die Befunde sichtbarund Frau Schneider freut sichdarüber.

Tipps zumMedikamentenmanagementvor der EntlassungDa am folgenden Tag die Ent -lassung ansteht, kommt dieKrankenschwester zu einemabschließenden Gespräch. Da -mit Frau Schneider nicht wiederMedikamente vergisst, erörtertdie Pflegende unterschiedlicheMöglichkeiten mit ihr, die Me -dikamenteneinnahme sichererzu gestalten:

Medikamente an einem auf-fälligen Ort aufbewahren, zumBeispiel auf dem Frühstücks -tisch, im Bad auf Augenhöheoder auf dem Nachttisch.

Hinweise an häufig frequen-tierten Plätzen in der Wohnunganbringen, zum Beispiel Auf -kleber am Badezimmerspiegel,Aufkleber in der Küche amKühlschrank, Abreißkalendernur zur Erinnerung an dieMedikamenteneinnahme.

Einnahme der Medikamenteritualisieren, zum Beispiel im -mer mit dem Morgenkaffee odernach dem Zähneputzen einneh-men.

Erinnerung an die Einnah -mezeit mit Hilfe eines Weckers.

Mögliche Anschaffung einesautomatischen Medikamenten -spenders mit integriertem We -cker (akustischem und auchvisuellem Signal).

Zur Ver an schau -lichung gibt sieFrau Schneidereinen solchen au -tomatischen Spen -der in die Hand.Danach steht be -reits die Entlas -sung an. FrauSchneider erhältvon der Krankenschwes ter nochein Informationsblatt, das kurzund übersichtlich die wichtigs -ten Fakten enthält und fragtnach, ob sie noch Fragen zu demBesprochenen habe. Zu sätzlichdrückt sie ihr noch eine einfacheBroschüre aus dem Kompe -tenznetz für Herzinsuf fizienz indie Hand, in der alle Aspekte inBezug auf das Leben mit Herz -insuffizienz gut verständlichzusammengefasst sind.

Die Motivation des Patienten im Blick behalten

Insgesamt ist es wichtig, dassnicht nur eine Reihe von Ver -boten ausgesprochen wird, son-dern dass die Pflegenden mitdem Patienten überlegen: Wasbedeutet das im Alltag? Ist dasein schwerer Verzicht?So könnten verschiedene Alter -na tiven zum Salz diskutiert oderauch verbliebene Möglichkeitenaufgewertet werden, etwa beiFlüssigkeitsrestriktion ein „be -liebtes Getränk zelebrieren“ undlernen, ganz bewusst jedenSchluck zu genießen.Patienten sollten auch mitteilendürfen, dass mal etwas „nichtgeklappt“ hat. In diesen Fällenist es sinnvoll und notwendig, ge -meinsam Lösungswege zu finden.

Anschrift der Verfasserinnen:

Nina Kolbe, MScNDr. Angelika Abt-ZegelinInstitut für PflegewissenschaftUniversität Witten/HerdeckeStockumer Straße 10-12, 58453 WittenE-Mail: [email protected]

PRAXIS | 343

Tipp

Diese Inhalte sind auch Gegen -stand im neu aufgelegten Fern -lehrgang „Patientenedukation“.Info unter: www.dggp-online.de

Page 34: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

344 | ALTENPFLEGE Autor: Stephan Lücke

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

Was kommt auf unser Gesundheitssystem zu – wassind die zentralen Probleme, welche Maßnahmenmüssen ergriffen werden? Diesen Fragen ist derKieler Gesundheitsökonom Prof. Fritz Beske imRahmen einer neuen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse stellte der Leiter des nach ihmbenannten Instituts für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) Ende Februar in Berlin vor.

Neue Studie

Business as usual – dieserEindruck kann entstehen,wenn man sich die aktuel-

len gesundheitspolitischen Dis -kussionen und Vorschläge zurReform der Finanzierung derGesetzlichen Krankenversiche -rung und Sozialen Pflegeversi -che rung ansieht. Als könne imGrundsatz alles so bleiben wiees ist. Prof. Fritz Beskes ein-dringlicher Appell an die Politiklautete daher: „Die Problemedes Gesundheitswesens endlich

anpacken, statt sie wie bisher zuignorieren. Die Probleme aufden Tisch legen und nicht aufhö-ren, sich mit ihnen zu beschäfti-gen.“ Ziel sei, im gesellschaftli-chen Diskurs Lösungen zu fin-den für eine bedarfsgerechteGesundheitsversorgung bei be -grenzten Ressourcen.

Sechs Entwicklungslinien

Prof. Beske stellte sechs Entwick -lungs linien vor, die auf das Ge -

sund heitswesen zukommen. DieZu sammenschau dieser Ent -wick lungen können eine hilf -reiche Grundlage dienen, umLö sungs ansätze zu erarbeiten.

Demografischer Wandel. DieBevölkerungszahl von rund 82Millionen 2009 wird bis 2060 aufrund 65 Millionen abnehmen. Imgleichen Zeitraum nimmt dienachwachsende Generation von15,3 auf 10,1 Millionen unddamit um 5,2 Millionen ab, dieGruppe im erwerbsfähigen Altervon 51,4 auf 34,2 Millionen unddamit um 17,2 Millionen ab, unddie Altersgruppe im nicht mehrerwerbsfähigen Alter von 15 auf20,3 Millionen und damit um 5,3Millionen zu. Die dramatischenAuswirkungen der Veränderungder Altersstruktur auf das So -lidarsystem werden bald schondeutlich spürbar werden, beton-te Prof. Beske. In einer alterndenGesellschaft, in der von immerweniger jungen Menschen im -mer mehr ältere Mitbürger ver-sorgt werden müssen, sei beson-ders im Gesundheitswesen eineumfassende Neuorientierung er -forderlich.

Multimorbidität. Das gleichzei-tige Bestehen mehrerer Erkran -kungen werde in einer alternden

Gehandelt werden muss sofort!

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keProf. Fritz Beske, Direktor des IGSFKiel, stellte im Berliner Haus derBundespressekonferenz seine neueStudie „Sechs Entwicklungslinien in Gesundheit und Pflege –Analyse und Lösungsansätze“ vor.

Page 35: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

Gesellschaft stark zunehmen –und damit zu einem höherenVersorgungsbedarf und zu höhe-ren Kosten im Gesundheits -wesen führen. Von 2007 bis 2060sei eine Zunahme der Pflege -bedürftigen von 2,25 Millionenauf 4,5 Millionen zu erwarten,also ein Anstieg von 100 Pro -zent. Prof. Beske: „Die Fragewird dann lauten: Wer wirddiese Menschen pflegen und werwird das bezahlen?“

Medizinischer Fortschritt. In -novationen in der Medizin sindder entscheidendste Faktor füreine weitere Verbesserung derGesundheitsversorgung, aberauch der teuerste, betonte Prof.Beske. Vor dem Hintergrund derbegrenzten Mittel müsse sicher-gestellt sein, dass neue Behand -lungsformen mit einem zusätz-lichen Nutzen für die Gesund -heitsversorgung verbunden sindund damit den erhöhten Mittel -aufwand rechtfertigen.

Fachkräftemangel. Die abneh-mende Zahl der Personen imerwerbsfähigen Alter, also derPersonengruppen mit dem größ-ten Arbeitspotenzial, und dieimmer geringer werdende Zahlder nachwachsenden Generationzu Arbeitskräftemangel wirdauch im Gesundheitswesen zueinem Mangel an Fachkräftenführen. Das Statistische Bun -desamt rechnet für 2025 mitetwa 152 000 fehlenden Pflege -kräften. Große Anstrengungenseien im Bereich der Pflege er -forderlich, um ausreichend Nach -wuchs sicherzustellen.

Versorgungsstruktur Pflegebe -dürftiger. Es zeigt sich ein Trendhin zu einer Betreuung in Pfle -geheimen und zur ambulantenPflege. Die häusliche Betreuungohne Inanspruchnahme vonPflegediensten wird hingegenabnehmen. Bis 2050 werdenzusätzlich rund 800 000 Pflege -heimplätze erforderlich sein. Die

Möglichkeiten zur häuslichenPflege wird im selben Zeitraumimmer mehr abnehmen, da dieZahl von Einpersonenhaushal -ten steigt.

Finanzierung der GesetzlichenKrankenversicherung und So -zialen Pflegeversicherung. Diedrastischen Auswirkungen desdemografischen Wandels werdensich besonders deutlich bei denaltersbedingten Pro-Kopf-Aus -gaben der Gesetzlichen Kran -ken versicherung (GKV) bemerk-bar machen. 2008 haben 51 Mil -lionen Mitglieder die Beiträgefür Ausgaben der GKV von 160Milliarden Euro aufgebracht. ImJahr 2060 müssen 40 MillionenMitglieder, elf Millionen weni-ger, die Beiträge für Ausgabenvon 468 Milliarden Euro auf-bringen, 308 Milliarden mehr.Der Beitragssatz müsste von14,9 Prozent im Jahr 2010 aufbis zu 52 Prozent steigen, um dieKosten der GKV zu decken.

ALTENPFLEGE | 345

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Page 36: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Auch wenn der Beitragssatz seitdem 1. Januar 2011 gesetzlichfestgeschrieben ist, weise esdoch darauf hin, welcher Bei -tragssatz erforderlich wäre, umden heutigen Umfang der Leis -tungen der GKV zu finanzieren.Bei der Pflegeversiche rung kön -ne der Beitragssatz bis 2060 vonaktuell 1,95 Prozent des Brutto -einkommens für einen Beitrags -zahler mit Kind und 2,2 Prozentfür einen Beitragszahler ohneKind auf über fünf Prozent stei-gen, so Prof. Beske weiter. Diejetzt erörterte Einführung einesneuen Pflegebedürftigkeitsbe -griffs würde die Ausgaben wei-ter erhöhen. Somit könnte beider Pflegeversicherung eine Um -stellung auf eine einnahmeori-entierte Finanzierung erfolgenmüssen.

Lösungsansätze

„Keine dieser Prognosen muss sostimmen“, betonte Prof. Beske.Was aber stimmt, seien dieGrößenordnungen der Probleme,die auf die Gesellschaft zukom-men. „Die Zusammenschau derzu erwartenden Entwicklungenin Gesundheit und Pflege gebenAufschluss darüber. Sie könnenauch Grundlage für Lösungs -ansätze sein.“

Integrative Regionalisierung.Schon bald werde der bisherigeLeistungsumfang in Gesundheitund Pflege weder zu finanzieren,noch die heutigen Leistungendurch Fachkräfte zu erbringensein. „In dieser Situation“, soProf. Beske, „in der Finanz mit -tel und Fachkräfte nicht mehrausreichen, um alle Leistun genbedarfsgerecht zu erbringen,sind die vier medizinischen Ver -

sorgungsbereiche – die ambu-lante und akutstationäre Versor -gung, die Pflegeversorgung unddie Rehabilitation – Kon -kurrenten um finanzielle Mittelund um Fachkräfte“. DiesesProblem werde sich weiter ver-schärfen. Es werde daher erfor-derlich sein, die vier Leis -tungsbereiche als Einheit zusehen und gemeinsam zu planen.„Wir brauchen künftig leis -tungs- und sektorenübergreifen-de Verbünde“, betonte Prof.Beske. Dies werde, so das Credoder Studie, nur auf der regiona-len und kommunalen Ebenegelingen. Dazu müsse die Bun -desgesetzgebung auf eine Rah -mengesetzgebung mit einemweitgehenden Verzicht auf de -taillierte Regelungen umgestelltwerden. „Die Lösungen liegennicht mehr vorwiegend in Ber -lin“, so Prof. Beske, „sie liegenin den Regionen, Kommunenund Landkreisen – es gilt dezen-tral vor zentral.“

Integration von GKV, SPV undRehabilitation. „Eine integrati-ve und regionalisierte Versor -gung wird erheblich erleichtert,wenn wir GKV und SPV wiederzusammenführen“, betonte Prof.Beske. „Dazu gehört – trotzZuständigkeiten der Rentenver -sicherung – auch die Rehabili -tation.“

Abgestufte professionelle Ver -sorgung. „Der Fachkräfteman -gel erfordert eindeutige Zustän -digkeiten der einzelnen Berufs -gruppen im Gesundheitswesen“,so Prof. Beske. Alle Fachkräftemüssen von Aufgaben, die vongeringer qualifizierten Berufenerbracht werden können, entlas -tet werden, bürokratischer Auf -

wand – insbesondere im Bereichder Dokumentation – mussabgebaut und Pflegeassistenz -berufe ausgebaut werden, so dieÜberzeugung Prof. Beskes.

Innovationen. „Was wir drin-gend brauchen, sind Innovatio -nen im Versorgungsbereich, umFachkräfte zu entlasten und eineselbstständige Lebensführungzu erleichtern.“ Dies betreffebesonders den Pharmabereich,die Medizintechnik und dieInformationstechnologie – unddabei vorzugsweise die Tele -medizin.

Ausgabenbegrenzung. Fast im -mer werden Mittel für neueLeistungen der GKV gefordert.„Dies kann nicht die Zukunftsein“, betonte Prof. Beske. No t -wendig werde eine Ausgaben -begrenzung den Leistungskata -log, die Leistungsstruktur unddie Leistungsinhalte betreffend.Eine Neubestimmung der Leis -tungen müsse sich an den primä-ren Aufgaben der GKV orientie-ren. Dies seien in erster Linie dieVersorgung im Krankheitsfallsowie bestimmte Präventions -maß nahmen.

Rationierung und Priorisierung.Schließlich müsse die Diskus -sion über Rationierung undPriorisierung intensiviert wer-den. Dies erfordere eindeutigeDefinitionen: „Rationierung istdie vernünftige, die rationaleZuteilung begrenzter Leistun -gen, Priorisierung eine Rang -folge der Wertigkeit innerhalbeiner Leistung mit Prioritätenund Posterioritäten.“ Beidesverfolge dasselbe Ziel: „Ent -scheiden, wo und wie begrenzteRessourcen sinnvoll eingesetztwerden.“

„Es gilt, künftigen Generationenein Erbe zu hinterlassen, dasihnen eine Zukunft bietet.“ DasSchlussplädoyer Prof. Fritz Bes -kes an die Verantwortlichen inder Politik lautete daher: „Ge -handelt werden muss sofort!“

Anschrift des Verfassers:

Stephan LückeE-Mail: [email protected]

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

346 | ALTENPFLEGE

Das Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel wurde 1975 von Prof.Dr. med. Fritz Beske MPH gegründet. Schwerpunkt der Institutsarbeit ist diePolitikberatung mit Vorträgen, Interviews, Kommentaren, Pressekonfe -renzen, Parlamentarischen Abenden und Publikationen.Das Institut gibt einen großen Teil seiner Arbeitsergebnisse in einer eigenenSchriftenreihe heraus. So ist auch die vorgestellte Studie „Sechs Ent -wicklungslinien in Gesundheit und Pflege – Analyse und Lösungsansätze“als eigener Band erschienen. Die Titel der Schriftenreihe können beim

Institut gegen eine Schutzgebühr bestellt werden (www.igsf.de).

Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel

Page 37: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

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Page 38: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

348 | REPORTAGE Autor: Christopher Kesting

Die Schwester Der Pfleger 49. Jahrg. 04|11

Erfahrungsbericht

Nepal ist ein Binnenstaat im Süden Asiens. Ergrenzt nördlich an die Volksrepublik Chinasowie südlich an Indien. Nepal ist ein

Entwicklungsland mit einer ärmlichen Bevölke -rung, die mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfenhat. Die Monarchie wurde vor drei Jahren beendet– seitdem ist Nepal eine demokratische Bundes -republik. Die neue Regierung funktioniert in vie-len Bereichen noch nicht und übernimmt dahernur wenig Verantwortung in der Organisation desLandes. In Nepal herrschen katastrophale hygienischeBedingungen: Müll sammelt sich an den Straßen -rändern oder wird in Flüssen entsorgt. Aufgrundder fehlenden sanitären Anschlüsse bei einem Groß -teil der Bevölkerung ist diese oft auf das ver-

schmutze Wasser aus den Flüssen oder auf Grund -wasser aus Brunnen angewiesen. Die BevölkerungNepals muss oftmals bereits beim Essen sparen.Viele Menschen sind einseitig oder unterernährt.Das National gericht „Daal baht“ – Reis mit Lin -sensuppe, serviert mit verschiedenen Gemüse -komponenten – wird von der Mehrheit derBe völkerung zweimal täglich gegessen. Fleisch istein Luxusgut und wird oft nur zu besonderen An -lässen verzehrt. Da dieses auf der Straße ge -schlachtet und vorbereitet wird, ist eine Keim -freiheit gerade an warmen Tagen nicht immergewährleistet.Das Stadtbild Kathmandus und anderen Bal -lungszentren ist geprägt von einer Vielzahl vonBussen, LKWs, Taxis und Motorrädern, die über-

Pflegepraktikum in Nepal – Eine wertvolle Erfahrung

Christopher Kesting, Studierender der Hochschule Osnabrück, verbrachteseine Semesterferien in Nepal. Sechs Wochen lang absolvierte er einPflegepraktikum in einem Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Kathmandu.Zudem hatte er die Möglichkeit, in einem der wenigen Altenheime des Landeszu hospitieren und sich so ein umfassendes Bild vom Zustand des Pflege- und Gesundheitswesens in Nepal zu machen.

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Die Schwester Der Pfleger 49. Jahrg. 04|11

wiegend aus den 70er- und 80er-Jahren stammen.Man kann deutlich ihren Kraftstoffausstoß sehenund riechen. Auch wenn es in Nepal kaum eigeneIndustrie gibt, ist die Luftverschmutzung enorm.Dennoch steigt die Lebenserwartung in Nepalkontinuierlich. Gründe hierfür sind in erster LinieNeugründungen und Modernisierungen von Ge -sundheitseinrichtungen, Verbesserungen in denAusbildungen von Pflegenden und Ärzten sowiedie Gesundheitsaufklärung in der Bevölkerung.Chronische Erkrankungen nehmen in der Bevölke -rung – analog zur steigenden Lebenserwartung –immer mehr zu. Dies stellt bei einem starkenMangel an Gesundheitspersonal und medizini-schen Materialien eine große Herausforderung dar.Zudem gibt es in Nepal keine Krankenversiche -rung, alle Gesundheitsleistungen sowie Medika -mente müssen selbst finanziert werden.

Die Versorgung von Patienten im Krankenhausstellt eine weitere Schwierigkeit dar. Patientenkommen meistens sehr krank im Krankenhaus an.Gründe hierfür sind die schlechte Infrastrukturdes Landes und lange Anfahrtswege zu den weni-gen Krankenhäusern des Landes. Zudem erkennenAngehörige oder Erkrankte aufgrund mangelndemWissens spät die Notwendigkeit medizinischerVersorgung. Des Weiteren fehlt es vielen Nepalisan Geld, um Gesundheitsleistungen bezahlen zukönnen. Oft werden alternative und religiöseHeilmethoden vorgezogen. Ferner kommen beson-ders Kinder und alte Menschen häufig in einerschlechten Ernährungssituation im Krankenhausan. Nach erfolgreicher Behandlung setzt einGroßteil der Patienten angefangene Therapien zuHause nicht fort. Besteht die Notwendigkeit einerambulanten Nachsorge, wird auch diese oftmalsnicht fortgesetzt. Im Krankenhaus versuchen

beteiligte Berufsgruppen diesen Problemen bera-tend entgegenzuwirken. Sprachbarrieren (nurknapp die Hälfte der Einwohner Nepals sindNepali-Muttersprachler), religiöses Verständnis,mangelnde Bildung und eine Analphabetenratevon 50 Prozent bei den über 14-Jährigen sind da -bei hemmende Einflussfaktoren.

Das Pflegewesen Nepals

Die dreijährige Ausbildung für Pflegende findetan staatlichen oder privaten Schulen statt undschließt mit dem Proficiency Certificated Label(PCL) ab. Die Ausbildung wird in Englisch durch-geführt, da man sich an internationaler Literaturorientiert. Für die Ausbildung ist ein Schulgeld zuentrichten, das aufgrund der hohen Armut inNepal für viele kaum erschwinglich ist. Nach be -standener Ausbildung werden die Pflegendenbeim Nepal Nursing Council (NNC) registriert underlangen dadurch eine Arbeitsberechtigung.

Arbeitsmöglichkeiten erschließen sich überwie-gend in Krankenhäusern. Das Arbeiten in einemAltenheim stellt eine Ausnahme dar, da diese inNepal kaum vorhanden sind. Primäre Aufgabenvon Pflegekräften in Nepal bestehen in der Be -ratung von Angehörigen und Patienten sowie derAssistenz der Ärzte und dem Ausführen von des-sen Anordnungen. Hinzu kommt das Stellen undVerabreichen von Medikamenten und die Wund -versorgung. Assistenz oder die Übernahme derKör perpflege sowie Ernährung der Patienten

Boudhanath ist der wichtigste tibetischeStupa außerhalb Tibets und gehört zu denweltweit größten Bauwerken seiner Art. Er wurde zudem in das Weltkulturerbe derUNESCO aufgenommen.

Student Christopher Kesting verbrachte seine Semesterferien im Himalayastaat Nepal

Das Himalaya in Nepal: der Achttausende Annapurna I und der knapp 7 000 Meter hohe Machapuchare

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Die Schwester Der Pfleger 49. Jahrg. 04|11

gehört nur auf Intensivstationen, zu denen An -gehörige eingeschränkten Zutritt haben, in daspflegerische Aufgabenprofil. Diese wird sonst vonAngehörigen übernommen, die ihr erkranktesFamilienmitglied über den gesamten Kranken -hausaufenthalt begleiten.

Nach zweijähriger pflegerischer Berufserfahrungerlangen die Pflegenden die Berechtigung, sich aufeinen weiterbildenden Studiengang (BA) mit denSchwerpunkten Adult Health, Child Health,Mental Health, Community Health oder Midwiferyzu bewerben. Die hier ausgebildeten Expertenübernehmen Stationsleitungsfunktionen sowieÄmter in der Gesundheitsberatung. So kann bei-spielsweise nach dem Studiengang „CommunityHealth“ in sogenannten „Health Posts“ in denDörfern Nepals gearbeitet werden. Teilweise wer-den mehrere Tage Fuß- und Busweg benötigt, bisPatienten ein Krankenhaus erreichen können. Inden „Health Posts“ findet eine Erstversorgungdurch Pflegende statt, zudem dienen sie alsZwischenstopps bei der Reise ins Krankenhaus.Des Weiteren wird hier durch die PflegendenBeratung und Behandlung in allen Gesundheits -fragen geleistet.

Nach weiterer zweijähriger Berufserfahrung er -langt man die Berechtigung, sich auf den Master ofNursing zu bewerben. Bei diesem Studiengangkann zwischen den Schwerpunkten Adulth Health,Child Health oder Midwifery gewählt werden. Mitdem Master-Abschluss erlangen Pflegende dieBerechtigung, in Krankenpflegeschulen auszubil-den, Health Posts in den Dörfern zu leiten oder inder Pflegedirektion von Krankenhäusern zu arbei-ten.

Praktikum im Kinderkrankenhaus in Kathmandu

Das staatliche Kanti Children’s Hospital befindetsich in Kathmandus Stadtteil Maharajgunj. Eswurde in den 60er-Jahren gebaut und war zu -

nächst als Allgemeinkrankenhaus geplant. Eswurde jedoch im Jahr 1970 zum Kinderkran ken -haus mit 100 Planbetten umfunktioniert. Zu dieserZeit entstand das Lehrkrankenhaus der Univer -sität in Kathmandu, das sich direkt nebenanbefindet. Das Kinderkrankenhaus umfasst heute 300 Pa -tientenbetten in verschiedenen Fachabteilungen.Es bestehen sowohl Vierbettzimmer als auchKrankensäle mit 36 Betten. Durch Spendengelderbefindet sich das Krankenhaus in einen perma-nenten Aufbau und etabliert immer wieder neueFachabteilungen, wie beispielsweise 2009 dieHNO-Praxis. Das Kinderkrankenhaus beschäftigt zurzeit 141Pflegende. Davon werden 91 durch die Regierungfinanziert, die restlichen 50 Stellen bezahlt dasKrankenhaus durch Spendengelder. Auszubil -dende aus allen drei Lehrjahren sowie Studentenim Bachelor- und Masterstudiengang absolvierenzudem hier ihre praktischen Einsätze.

Die Pflegenden arbeiten auf den Stationen imDrei-Schicht-System. Die Funktionsabteilungensind sonntags bis freitags von etwa zehn bis 16Uhr besetzt. Außerhalb dieser Zeiten befinden sich

Krankensaal im Kinderkrankenhaus mit 36 Betten Das Kanti Children’s Hospital in Kathmandu

Die chirurgische Intensivstation im Kinderkrankenhaus von Kathmandu

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Die Schwester Der Pfleger 49. Jahrg. 04|11

nur wenige Ärzte und Pflegende in Rufbereitschaftund reagieren nur in Notfällen. Wird beispielswei-se ein Kind am Samstag von seinen Eltern zurAufnahme gebracht und ist nicht lebensbedrohlicherkrankt, muss dieses im Regelfall bis Sonntagwarten.Das Kinderkrankenhaus hat eine sehr starkeFamilienorientierung. Nicht selten sind beideElternteile sowie Geschwister über 24 Stundenanwesend und können an dieser Stelle auch vordem kulturellen und gesellschaftlichen Hinter -grund nicht weggedacht werden. Da es nur we -nige kostenpflichtige Angehörigenbetten gibt, verleiht das Krankenhaus Isomatten. Angehörigeschlafen daher oftmals auf den Krankenhaus -fluren oder bei ihren Kindern mit im Bett. Für diePatienten wird kein Essen gestellt und da dieses inder Krankenhauskantine oft nicht erschwinglichist, bereiten es Angehörige in den Krankensälenoder auf den Fluren zu. Familien unterstützen sichgegenseitig und übernehmen im Fall einer notwen-digen Abwesenheit die Versorgung eines fremdenKindes. Angehörige können ihre Kinder bei allenUntersuchungen und Eingriffen begleiten – ausge-nommen sind invasive Eingriffe, die im OP statt-finden.

Da Pflegende im Kanti Children’s Hospital auf denStationen immer präsent sind, fungieren sie füralle beteiligten Berufsgruppen, Patienten undAngehörige als Ansprechpartner in allen Fragender Behandlung. Sie werden nicht selten als Herzoder Motor der jeweiligen Station bezeichnet.Auch wenn es immer wieder zu Diskussionen mitden Ärzten bezüglich der Aufgabenverteilungkommt, genießen sie dennoch eine hohe Aner -kennung. Die größten Probleme des Krankenhauses sind diehygienischen Bedingungen und der Mangel anMaterialien und Medikamenten. Auch wenn denPflegenden und Ärzten die Wichtigkeit derHygiene stets bewusst ist, gibt die Verwaltungkaum Geld für Reinigungskräfte aus. Spritzenwerden pro Präparat und Patient 24 Stunden auf-gehoben, Handschuhe und Desinfektionsmittelsind Luxusartikel. Möglichkeiten, immunsuppres-sive Kinder zu isolieren, gibt es nicht. Kreativitätund Ideenaustausch wirken dieser Lücke entge-gen, können sie jedoch nicht schließen. Somit wirddieses Thema täglich über alle Ebenen im Hausdiskutiert.

Das Kanti Children’s Hospital ist ein auf denersten Blick chaotisches Krankenhaus – jedochmit einem ganz besonderen Charme. Hat man ersteinmal einen umfassenderen Einblick erhalten,lichtet sich das Chaos und es lässt sich ein roter,organisierter Faden erkennen. Mit wenigen Res -sourcen wird von den Mitarbeitern und Ange -hörigen alles gegeben. Dies spiegelt die herzlichenepalische Mentalität sowie dessen Werte undNormen wider.

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Besuch in einem Altenheim

Das „Pashupatinath Briddhashram“ ist ein staat-liches, aus Spendengeldern finanziertes Altenheimim Zentrum Kathmandus. Es umfasst 205 Heim -plätze und nimmt lediglich pflegebedürftigeBewohner auf, die nachweisen können, keine An -gehörigen zu haben oder von diesen verstoßensind. Die Bewohner leben dort kostenlos. Ange -stellt sind ein Koch sowie mehrere Pflegende,wobei von diesen jeweils nur eine pro Schichtanwesend ist. Erkrankt diese, sind die Bewohnerauf sich selbst gestellt. Die Bewohner pflegen sichuntereinander – die Pflegekraft übernimmt ledig-lich die Organisation. 20 bis 30 Bewohner sindbettlägerig und bedürfen intensiverer Pflege.Diese wird immer geschlechtsspezifisch durchge-führt. Männer und Frauen sind daher in unter-schiedlichen Gebäudekomplexen untergebracht.Einmal pro Woche kommt ein Arzt in das Al -tenheim und beschäftigt sich mit den gesundheit-lichen Problemen der Bewohner. Die vom Arzt ver-ordnete Medizin richtet sich ausschließlich nachdem im Heim vorhandenen Bestand. Größtenteilssind dies Medikamentenspenden, die Touristen

dem Altenheim überlassen haben. Häufig gibt esProbleme mit der Dosierung und nicht selten wer-den auch Wirkstoffe verwechselt, da die unter-schiedlichen Sprachen der Herkommensländernicht alle bekannt sind.

Der Heimkomplex sieht von außen wie eine kleineTempelanlage aus, auf der Affen turnen und Küheein- und ausgehen. Betritt man das Heim durchden Haupteingang, einen großen Torbogen, ge -langt man durch den Aufenthaltsraum in denInnenhof. Dort stehen verschiedene buddhistischeund hinduistische Götzen. Des Weiteren sindGrünflächen für den eigenen Gemüseanbau sowieGemeinschaftsplätze vorhanden. Das Leben imHeim wirkt sehr fröhlich, obwohl es an Hilfs -mitteln jeder Art mangelt. Es gibt beispielsweisenur einen Rollstuhl, der jedoch seinen Platz nebeneinem Baum hat und nicht benutzt wird. Zu großwäre die Ungerechtigkeit, diesen einem Bewohnerzuzugestehen und über 200 anderen zu verwehren.

Alle Bewohner sind beschäftigt, ob mit sich selbstoder in Gesellschaft. Jeder bringt sich soweit einwie er kann, um der Gemeinschaft zu dienen.Küchendienste werden unter den Frauen verteilt,Wäsche wird gesammelt und gemeinschaftlichgewaschen – es wird geputzt, Gemüse geerntet undunter strenger Aufsicht des Koches gemeinsamzubereitet.

Hygiene wird in dem Heim nicht groß geschrieben.So herrscht einerseits Unkenntnis über Infektions -gefahren und andererseits ist es der einenPflegeperson pro Schicht nicht möglich, das Hausdementsprechend sauber zu halten. Dies spiegeltdamit deutlich die hygienischen VerhältnisseKathmandus wider, in denen die Bewohner sich zuHause und wohlfühlen. Wenn man fragt, warum es so dreckig ist, bekommt man ein schnippiges„Wieso dreckig? – Es ist doch gemütlich!“ entge-gengesetzt.

Nepal befindet sich mitten in einem fortschreiten-den Entwicklungsprozess. Dies betrifft unteranderem auch die Bildung und das Verständnis füreinen gesunden Lebensstil. In den Ballungs -gebieten gibt es dazu jede Menge medizinischesund pflegerisches Know-how, jedoch mangelt esan Materialien jeder Art und Geld der Patienten,um Gesundheitsleistungen zu bezahlen. Kreativi -tät, Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnishelfen den Nepalis Tag für Tag, um mit dieserLücke umzugehen. Nepal war für mich eine sehrwertvolle und positive Erfahrung, aus der ich jedeMenge gelernt habe und mitnehmen konnte.

Anschrift des Verfassers:

Christopher Kesting, Student der Pflegewissenschaft (BA),Gesundheits- und KrankenpflegerNatruper Straße 112, 49090 OsnabrückE-Mail: [email protected]

352 | REPORTAGE

Tempelanlage im Innenhof des Altenheims in Kathmandu

Die „Männerabteilung“ des Altenheims von Kathmandu

Im Altenheim von Kathmandu herrschttrotz geringer Standards Fröhlichkeitund Hilfsbereitschaft

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Fortschrittsdebatten 2011

Das gesundheitspolitische Jahr 2011 scheintes in sich zu haben. Hatten vor wenigenMo naten erst Bundesgesundheitsminister

Philipp Rösler und seine ministeriellen Mitstreiterdie kommenden 12 Monate zum „Jahr der Pflege“ausgerufen, folgte vor wenigen Tagen bereits dasnächste Projekt: Das Jahr 2011 soll nun auch zum„Jahr des Patienten“ werden, so die Ankündigungder schwarz-gelben Koalition. Man darf sichgetrost fragen, welche Großvorhaben als nächstevollmundig präsentiert werden – das „Jahr derÄrzte“, das „Jahr der frohgemuten Beitrags -zahler“ oder vielleicht das „Jahr des gesundheits-politischen Aktionismus“?Wie dem auch sei: In jedem Fall hat das „Super -wahljahr“ mit der ersten Landtagswahl in Baden-Württemberg begonnen. Unabhängig von der Ak -zeptanz der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlichder parteipolitischen Programme und der gewohn-ten Wahlkampfversprechen, die sich oft genug aufLandes- wie auch auf Bundesebene im Nachhineinlediglich als Lockmittel zu Machterhalt oder -ge -winnung erweisen, und obgleich sich manches anlandespolitischen Gegebenheiten orientiert, sinddoch die Kernaussagen der Parteien von länder-übergreifender Relevanz und weichen kaum vonden Vorstellungen der jeweiligen Bundestags -fraktionen ab.

Zwar galt im Vorfeld der baden-würt-tembergischen Landtagswahl derUmbau des Stuttgarter Hauptbahn -hofs als wichtigstes Wahlkampfthema,an zweiter Stelle standen Bildungs-und Schulpolitik, gefolgt von Ver kehrs - pro blemen. Fragen zur Ent wicklungder Gesundheits- und Pflegepolitikspielten eine eher untergeordnete Rol -le. Dennoch hatte die Baden-Würt -tembergische Krankenhausgesell -schaft (BWKG) parallel zu einer Forsa-Umfrage nach der möglichen zukünfti-gen Sitzverteilung im Landtag dieLandesvorsitzenden von CDU, SPD,Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die

Das Jahr der JahreLinke um ihre Stellungnahme zu zehn zentralengesundheitspolitischen Fragen gebeten. Alle ange-fragten Parteien haben diesen „Wahlcheck 2011“beantwortet. „Die Themen Gesundheit und Ge -sundheitspolitik müssen noch mehr ins Bewusst -sein der Menschen und der Politik gerückt undbreit diskutiert werden, denn was die Politik fürdie Kliniken, Reha- und Pflegeeinrichtungenplant, betrifft alle“, schlug BWKG-VorsitzenderThomas Reumann in Stuttgart den Bogen vomLändle zum Bund.Personalkosten, Fachkräftemangel und Heimarzt -modell waren dabei die Fragen, die sich insbeson-dere mit dem Bereich der Pflege befassten. Undhier gehen gerade Personalkosten und die Be -kämpfung des Fachkräftemangels in weiten TeilenHand in Hand, ist doch eine Attraktivi täts steige -rung des Berufes nach Ansicht aller Parteien ohneeine gleichzeitige Vergütungssteigerung sowie eineneue Tarifeinordnung für akademisch ausgebilde-te Kräfte oberhalb der bisherigen Pflegeein -gruppierung kaum zu erreichen. Mithin: „DieAufwendungen für das Pflegepersonal müssendeutlich steigen, das Personal im Krankenhausmuss leistungsgerecht entlohnt werden. Tarifer -höhungen müssen ohne Personalabbau oderArbeitsverdichtung möglich sein“, meint die Po -litik unisono mit den Pflegeverbänden. „GuteArbeit muss fair entlohnt werden. Tarifer -

höhungen müssen deshalb auch für dasPersonal in den Kranken häusern mög-lich sein, ohne dass im selben Bereich –etwa durch Stellenre duzierungen –wieder gekürzt wird. Das muss sich inden Entgelt ver handlungen nieder-schlagen“, warb beispielsweise diebaden-württembergische SPD für sich,eine Forderung, die bundesweit ebensoGültigkeit hat. Darüber hinaus stehenverbesserte Arbeitsbedingungen, Neu -verteilung der Kompetenzen im Ge -sundheits wesen sowie Bürokratie -entlastung der Pflegekräfte nicht nurim Wahlkampf auf der Liste nahezualler Parteien in Bund und Län dern.

BLICKPUNKT BERLIN

Dr. Michael ZaddachFachjournalist Gesundheits- und Pflegepolitik,Hauptstadtkorrespondent

Fotos: dpa, N. Dietrich, project photos

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Einig sind sich bei diesen nicht gerade neuen Ansätzenalso alle: Es muss etwas geschehen. Löblich, gewohnt,und doch ist Erkenntnis das eine – die Umsetzung stehtauf einem ganz anderen Blatt. Gravierende Unter -schiede bei der Suche nach dem richtigen (und unterUmständen auch mehr vom Eigeninteresse denn vomaltruistischen Sozialempfinden geprägten) Weg verhin-dern wieder einmal die Vision „Alle ziehen an einemStrang“; zum Nachteil derjenigen, die ein ergebnisori-entiertes Voranschreiten erwarten: Pflegebedürftige, Pa -tienten, Angehörige und vor allem die Pflegekräfte selbst.

Zudem ist die Politik, und darüber müssen sich vorallem diejenigen klar sein, die stets schnell nachVolksvertreters Hilfe rufen, in den Bereichen kaumhandlungsfähig, in denen es um interne Entschei -dungen privatwirtschaftlicher Unternehmen geht.Beispiel Caritas-Regionalkommission Nord, in der zur-zeit ein Schlichtungsverfahren zwischen Arbeitgebernund Arbeitnehmern läuft, um einen Forderungskatalogder „Dienstgebervertreter“ zu entschärfen, der anDreistigkeit kaum zu überbieten ist („keine Tarifer -höhungen für 2010, Absenkung des Weihnachtsgeldesum 15 beziehungsweise 20 Prozent, 20 Prozent Kürzungder Einmalzahlung 2011, Arbeitszeiterhöhung für dieKrankenpflege, vier Prozent allgemeine Tarifabsen -kung für die stationäre und ambulante Kranken -pflege“). Hier werden bundesweit von Politik undPflegeverbänden konsentierte Vorstellungen von At -traktivitätssteigerung und Imageaufbau des Pflege -berufes völlig konterkariert, ohne dass es Landes- odergar Bundespolitik möglich wäre, derartigen Rück -schritten Einhalt zu gebieten.Der Bärendienst, der auf diese Weise dem Berufsstanderwiesen wird, ist ein doppelter. Zum einen werden sichselbst ursprünglich nachwuchsorientierte junge Men -schen schlicht und einfach abwenden – mehr denn je.Sollten sie dennoch den ersten Schritt in die sozialeBerufswelt wagen, wollen einer jüngsten Untersuchungder Universität Greifswald zufolge 20 bis 30 Prozentaller Gesundheits- und Krankenpflegeschüler nachAbschluss ihrer Ausbildung gar nicht oder maximalfünf Jahre in der Pflege arbeiten. Und zweitens müssendie besten politischen Wahlversprechen letztlich zudem verkommen, was sie sind – eben Wahlversprechenohne wirkliche Konsequenz, können sich doch nichtganz zu Unrecht so manche politisch Tätigen in Landund Bund stets aufs Neue auf die bequeme Arbeit -geberverantwortung zurückziehen. Sicher benötigen Entscheidungsprozesse Zeit. DieGratwanderung jedoch zwischen notwendigen, zielfüh-renden Debatten und Diskussionsmarathons „um desKaisers Bart“, die auf politischer Seite Einsatz undWahrnehmung von Wählerinteressen vorspiegeln sol-len, ist für so manchen Experten aus den Fraktionen imländerfernen Berlin kaum zu bewältigen. DiejenigenPflegekräfte im Lande, die noch nicht der um sich grei-fenden allgemeinen Politikverdrossenheit anheimgefallen sind, werden jedenfalls sehr genau beobachtenmüssen, was neben den alltäglichen Auseinander -setzungen am Arbeitsplatz von den Solidaritätsbeku -ndungen ihrer Volksvertreter vor und nach einem Stim -menfang zu halten ist …

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356 | GESUNDHEITSPOLITIK Autoren: Ulrike Muench, Dr. Michael Simon

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

Sie geben selbstständig Narkosen oder führen medizinische Untersuchungen durch: Nurse Anesthesists and NursePractitioners sind in den USA etablierte Spezialisierungen der Advanced Nursing Practice. Auch in Deutschland könnten NursePractitioners die zunehmendenVersorgungslücken schließen – unter der Voraussetzung, dass die Ausbildungs-strukturen in der Pflege endlich weiterentwickelt und umgestaltet werden.

Advanced Practice Nurses in den USA

Spätestens seit der Veröf -fentlichung des Gutachtensdes Sachverständigenrates

zur Begutachtung der Ent -wicklung des Gesundheitswesens2007 ist die Frage der Auf -gabenverteilung im Gesund -heits wesen im Bewusstsein derinteressierten Fachöffentlichkeitangekommen (Fischer, Glaeskeet al. 2007). Im vergangenen Jahr

drängten sich zudem die Schlag -worte des sogenannten Ärzte-mangels und des drohendenPfle genotstands in die öffent-liche Wahrnehmung. In derHoff nung, dass eine neue Auf -gabenverteilung im Gesund -heits wesen zum effizienterenEinsatz der zur Verfügung ste-henden Personalressourcen füh-ren könnte, wurde in diesem

Zusammenhang immer wiederauf die Tätigkeitsverteilung inden USA verwiesen. Aus Sicht der Pflegeberufe istdabei vor allem die Entwicklungder Advanced Practice Nurses(APNs) interessant, die zu einerdeutlichen Ausdifferenzierungin der Aufgabenverteilung imamerikanischen Gesundheits -wesen geführt hat.

Heißes Eisen Aufgabenverteilung

Fotos: iStockphoto

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

Nurse Anesthesists übernehmen selbstständigAnästhesien

„Nurse Anesthesist“ wörtlichins Deutsche übersetzt bedeutet„Pflegeanästhesist“ und steht inden USA für eine hochgradigspezialisierte Fachdisziplin.Nurse Anethesists übernehmenselbstständig und häufig ohne

ärztliche Aufsicht die Anäs -thesie und sind in den USAschon lange etabliert. Die erste Krankenschwester, dieals Nurse Anesthesist arbeitete,war Sister Mary Bernard 1887.Damals galt Anästhesie als not-wendiges Übel der Chirurgieund die Tätigkeit wurde gerneden Studenten im OP übertra-gen, die jedoch mehr an derOperationstechnik des Chirur -gen als an dem Wohlergehen derPatienten interessiert waren. Diemangelnde Attraktivität derAufgabe spiegelte sich auch inder Bezahlung wider. So bekamein Chirurg damals 200 US-Dollar für eine Operation undbezahlte demjenigen, der dieAnästhesie übernahm, lediglich5 US-Dollar (Bankert 1989). DaMediziner häufig nicht willenswaren, sich in diesem Bereich zuspezialisieren, suchten Chirur -gen nach einer zuverlässigenAlternative, die sie in Kranken -schwestern, den späteren NurseAnesthesists, fanden.Die ersten Ausbildungsangebotefür den Anästhesiebereich ab1909 richteten sich sowohl anÄrzte als auch an Pflegekräfte.Heute ist ein Bachelorabschlussin Nursing, die Registrierung alsNurse (RN), eine mindestenseinjährige Berufspraxis als RN,

der Abschluss eines 24- bis 26-monatigen Universitäts -

lehrgangs (Master) sowiedas Examen zum „Cer -

tified Registered NurseAnesthesist“ (CRNA)

Voraussetzung (AANA2008). In den USA

praktizieren heutezirka 44 000

CRNAs undverabreichen

mehr als 32 Mil -lionen Narkosen pro Jahr. Inländlichen Gebieten überneh-men sie nahezu vollständig dieanästhetische Versorgung – ohneärztliche Aufsicht.

Die selbstständige Übernahmeder Anästhesie durch CRNAs isteine Entwicklung der letztenzwei Jahrzehnte. Davor wurdedurch das bundesweite MedicareProgramm – dem größten Kran -

kenversicherer in den USA –vorgeschrieben, dass CRNAs nurunter Aufsicht eines Arztespraktizieren durften. 1994 wur -de dann unter der Clinton-Regierung ein erster Gesetzes -entwurf eingebracht, der dieVerantwortung zur Regulierungvon CRNAs von Bundes- aufLandesebene übertragen sollte.Damit wäre es möglich gewor-den, dass einzelne Bundes -staaten aus Medicare’s „hospitaland ambulatory surgical centerrule“ hätten aussteigen könnenund damit die Aufsicht von Ärz-ten über CRNAs aufgehobenworden wäre. Letztlich wurdeder Weg für die eigenständigePraxis der CRNAs jedoch erst2001 frei. Im November 2001 be -schloss Iowa als erster Bundes -staat, die Aufsichtspflicht fürCRNAs durch Ärzte aufzuheben.Mit Kalifornien im Juli 2009haben bis heute 15 Bundes -staaten die Aufsichtspflicht fürCRNAs aufgegeben (Downey2010).

Die Einführung der eigenstän-digen Praxis von CRNAs warauf politischer Ebene heftigumstritten und die Auseinander -setzung wurde auch auf Grund -lage von empirischen Unter -suchungen geführt. Die letztenUntersuchungen hierzu wurden2010 veröffentlicht, in beidenFällen zum Vorteil der NurseAnesthesists. Dulisse und Crom -well (2010) untersuchten Ab -rechnungsdaten von Medicareund verglichen Komplikationenund Mortalitätsraten von Pa -tienten, die von CRNAs alleine,Teams von CRNAs und Anäs -thesisten, und Anästhesistenalleine betreut wurden.

Patienten, die von CRNAs allei-ne behandelt wurden, wiesen ein eher geringeres Mortalitäts-und Komplikationsrisiko auf alsPatienten, die von Anästhesis-ten alleine behandelt wurden. Die Kosten-Nutzen-Analyse vonHo gan et al. (2010) simulierteDaten für unterschiedliche Sze -narien unter Berücksichtigungvon Faktoren wie der Quote vonCRNA zu Anästhesisten, derNachfrage von Anästhesieleis -

GESUNDHEITSPOLITIK | 357

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tungen durch Patienten, denabzurechnenden medizinischenLeistungen und den Zahlungendurch verschiedene Versicherer.Die Analysen zeigten CRNAs alsdie kosteneffektivere und siche-re Variante aus Sicht des Patie n -ten.

physiologie, Diagnostik, The -rapie, Pharmakologie, Präven -tion und eine Einführung in dieStrukturen des Gesundheitssys -tems. NPs werden zu selbststän-digen Fachkräften ausgebildet,die je nach gesetzlichem Rah -men mit oder ohne Beaufsich -

Nurse Practitioners führenmedizinische Tätigkeiten durch

„Nurse Practitioner“ kann als„Pflegefachmann/frau“ übersetztwerden. „Gesundheits experte“beziehungsweise „Ge sundheits-und Pflegeexperte“ ist konzep-tionell passender, da NPs spezia-lisierte und graduierte Fach -kräfte aus der Pflege sind, dieselbstständig Tätig keiten derPrimärmedizin durch führen.

Ende der 1950-er-Jahre kam inden USA durch die zunehmendeSpezialisierung der Medizin einÄrztemangel in der Primär -versorgung auf, der besonders inländlichen Regionen akut war.Dieser Mangel führte dazu, dassKrankenschwestern zunächstunter Anleitung der Ärzte medi-zinische Aufgaben, zum BeispielUntersuchungen und Diagnos -tik, übernahmen. Offiziell wurdedas Konzept „Nurse Practitio -ner“ 1965 in Colorado eingeführt.Das erste Master’s Pro grammfolgte 1967 am Boston Collegeund Mitte der 1970er-Jahrewurde das erfolgreiche Absol -vieren eines nationalen Examenszur Voraussetzung für die Auf -nahme der NP-Tätigkeit. Heute können NPs sich in denfolgenden medizinischen Be -reichen spezialisieren: Erwach -sene, Familie (einschließlichPädiatrie), Frauen, Senioren,Psychiatrie, Neonatologie undakute Medizin. Zentrale Bestandteile der Aus -bildung zum NP sind Patho -

tigung von Ärzten arbeiten kön-nen. Darunter ist jedoch nichteine engmaschige Beaufsich -tigung und Überprüfung jederPatientenbehandlung zu verste-hen, sondern eher eine struktu-relle Anforderung, die in derRegel in einer Gemeinschafts -praxis umgesetzt ist, in derÄrzte die Hauptverantwortungtragen. Zum Zeitpunkt diesesArtikels können NPs in 24 Staa -ten vollständig die primäreGesundheitsversorgung über-nehmen, das beinhaltet auch,eine Praxis alleine zu führen(Phillips 2010).

Patientenergebnisse sind gleich oder besser

Eine Vielzahl von Studien zeigt,dass die Patientenergebnisse vonNPs im Vergleich zu Hausärztengleich oder besser sind. In einerrandomisiert kontrollierten Un -tersuchung konnten Mundingerund Kollegen beispielsweisekeine Unterschiede in Tester -gebnissen von Patienten mitDiabetes und Hypertonie fest-stellen (Mundinger et al. 2000).Ähnliche Resultate fanden auchLenz und Kollegen: ZwischenNPs und Ärzten konnten wederDifferenzen in den Testergeb -nissen noch in dem von Pa -tienten beurteilten Gesundheits -zustand festgestellt werden.Dieselbe Studie untersuchteaußerdem die Zufriedenheit derPatienten sowie die Nutzung derNotfallaufnahme, Überweisun-gen zu Fachärzten und Kran -

kenhausleistungen. Das Ergeb -nis blieb stets das Gleiche: keineUnterschiede zwischen den bei-den Berufsgruppen (Lenz et al.2004). Auch der jüngste systematischeReview wies keine Unterschiedein den Patientenergebnissen undder Inanspruchnahme von Ge -sundheitsdienstleistungen auf,belegte jedoch eine größere Zu -friedenheit bei Patienten, dievon NPs behandelt wurden(Laurent et al. 2005). Neuesten Statistiken zufolgepraktizieren zirka 138 000 NPsin den USA (AANP, 2010) unddamit in einem Verhältnis von1:4 zu den praktizierendenHausärztinnen und -ärzten. In2008 wurden ungefähr 8 000 NPsausgebildet (HRSA 2010). DieMehrheit der NPs behandelndrei bis vier Patienten in derStunde (62 %), zwölf Prozentsehen mehr als fünf Patienten.Ungefähr 556 Millionen Rezeptewerden jährlich von NPs ver-schrieben (AANP, 2010). Damitgehören NPs zweifelsfrei zumAlltag der amerikanischen Pri -märversorgung. Das Institute of Medicine (IOM)fordert, auch im Hinblick auf dieangestrebte Gesundheitsreformder Obama-Administration, indem kürzlich veröffentlichtenGutachten „The Future ofNursing“, dass NPs mit Ärztenals gleichgestellte Partner an derUmstrukturierung der Primär -versorgung ihren Einsatz finden(IOM, 2010). Um dieses Ziel zuerreichen und ein Gesundheits -system mit qualitätsorientierterund effizienter medizinischerVersorgung für alle US-Bürgeraufzubauen, gilt es, eine Reiheungelöster Fragen zur Vergütung(Chapman, Wides & Spetz 2010),zur Aufsicht von Ärzten (Phil -lips 2010) und zur Ausbildungs -förderung der NPs (Ellenbecker2010) auf Bundes- und Landes -ebene zu klären (IOM 2010).

Nurse Practitioners – Chance für das deutscheVersorgungssystem

Sowohl NPs als auch CRNAssind Spezialisierungen der Ad -

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

358 | GESUNDHEITSPOLITIK

„Studienergebnisse zeigen, dass Nurse Anesthesists eine kosteneffektive und sichere

Variante aus Sicht des Patienten sind“

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

vanced Nursing Practice. IhreEntwicklung wurde in den USAvor allem vorangetrieben durchden Mangel an Medizinern indem jeweiligen Arbeitsfeld, zumBeispiel Anästhesie oder Pri -märversorgung, sowie der Be -reitschaft und Fähigkeit derPflege, die so entstandenen Ver-s orgungslücken zu schließen.Innerhalb Europas gibt es be -reits vielfältige Ansätze für dieEntwicklung einer AdvancedNursing Practice. So haben bei-spielsweise Belgien, Finnland,die Niederlande, Frankreich,Eng land, Irland und Polen be -reits damit begonnen, APN-Konzepte im Bereich der Pri -märversorgung umzusetzen (De -lamaire & Lafortune 2010). ImVergleich mit den USA überneh-men die APNs hier jedochTätigkeiten, die mit wenigerAutonomie ausgestattet sind.Eine Einführung von NursePrac titioners könnte auch fürDeutschland eine Antwort aufdie zunehmend lückenhafte Ver -sorgungssituation sein.

Bisher gibt es in Deutschlanddrei Ansätze, Versorgungslückenin der Primärversorgung zuschließen, die jedoch nur ineinem Fall konzeptionell denAPNs ähneln. So lassen sichweder das AGnES-Projekt, wel-ches die Übernahme von Haus -besuchen mit medizinischenRoutinearbeiten durch Medizi -nische Fachangestellte (MFA)beziehungsweise Arzthelferin -nen vorsieht (van den Berg et al.2010) noch VERAH („Versor -gungs assistentin in der Haus -arztpraxis“) – eine 200-stündigeZusatzausbildung für MFA undArzthelferinnen (IhF 2009) – alsAPNs bezeichnen. Die von der WHO angeregteWei terbildung zur Family HealthNurse (FHN), die über denDeutschen Berufsverband fürPflegeberufe absolviert werdenkann, stellt hingegen eine Wei -terbildung dar, die zumindestkonzeptionell den APNs deut-lich näher kommt. Mit dem Ziel,die gemeindenahe Betreuung inden Bereichen der Präventionund Gesundheitsförderung zu

stärken, arbeiten die FHNs miteinem familiensystemischen An -satz, der Ressourcen- und Pro -blemfelder im sozialen Gefügeerschließen soll (WHO 2010). Während sich im Bereich derPrimärversorgung verschiedeneEntwicklungen abzeichnen, lässtsich dieser Trend im Bereich derAnästhesie nicht bestätigen. Derbislang einzige Versuch, im grö-ßeren Umfang Narkosetätig -keiten an Pflegepersonal zu de -legieren, das sogenannte MAfA-Konzept („medizinische Assis -tenten für Anästhesiologie“) derHelios-Kliniken, wurde nacheinem Zwischenfall nur zweiJahre später im Jahr 2007 einge-

stellt. Letztlich war wohl jedochdie mangelnde rechtliche Ab -sicherung und das nicht ausrei-chende berufspolitische Durch -setzungsvermögen in einem un -

tragfähiger Baustein, um dasbeschriebene Dilemma zu lösen.Vergleicht man den Stand derEntwicklung in Deutschland mitdem der amerikanischen APNs,

verändert arztzentrierten Ge -sundheitswesen für das Schei -tern ausschlaggebend.

Ausbildungsstrukturen müssen dringend weiter-entwickelt werden

Die Gesundheitsversorgung inDeutschland steht in den nächs -ten Jahrzehnten vor einem schierunlösbaren doppelten Problem.Die demografische Entwicklungwird zu einem steigenden Bedarfan Versorgungsdienstleistungenführen und das zur Verfügungstehende medizinische Personalwird knapper werden. EineEinführung von APNs ist ein

GESUNDHEITSPOLITIK | 359

„Nurse Practitioners übernehmen in den USA medizinische Aufgaben, zum Beispiel Untersuchungen

und Diagnostik – und das zur großen Zufriedenheit ihrer behandelten Patienten“

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

wird jedoch ein erheblicher Nachholbedarf in denbeschriebenen Aufgabenbereichen, den gesetzlichenRahmenbedingun gen sowie der Qualität der Aus -bildung deutlich.

Die Ansätze AGnES und VERAH mögen als kurzfris -tige Maßna hmen helfen, die Gesundheits versorgungzu gewährleisten. Jedoch werden hier nur Auf gabenvon medizinischen Fach angestellten übernommen,die vor allem die Position der Hausärzte stützen sol-len. Die darin übernommenen Aufgaben sind erwei-terte Assistenztätig keiten. Eigenständige und eigen-verantwortliche Tätigkeiten wie beispielsweise dieÜbernahme von Untersuchungen, Therapie- undArzneimittelmanagement sind dabei nicht berück-sichtigt. Aber genau die Übernahme dieser Tätig -keiten verspricht den Erhalt einer adäquaten flä-chendeckenden Versorgung.

Das Beispiel der MAfA zeigt, wie wichtig die Ein -bettung einer entsprechenden Aufgabenum verteilungin den gesetzlichen Rahmen durch die Gesund -heitspolitik ist. Dem Gesund heits ministerium kommtdabei die Schlüsselposition zu. Nur dort können ent-sprechende Ini tiativen und Modellprojekte gestartetsowie die strukturellen und finanziellen Rahmen -bedin gungen für entsprechende Ent wicklungen ge -schaffen werden. Die bisherigen Ausbildungs strukturen sind für dieEnt wicklung von APNs nicht ausreichend. Der bishereingeschlagene Weg, der auf unterschiedlichenAus bildungen aufbaut (Ge sundheits- und (Kinder-)krankenpflege sowie Altenpflege), bietet keine kon-gruente und schlüssige Struktur. Die derzeitigenAusbildungsstrukturen füh ren in eine „Sackgasse“und bieten keinen attraktiven Kar riereweg. Nur dieZusammen legung der Ausbildungen in eine gemein-same Grundausbildung verspricht eine verbessertehorizontale Durchlässigkeit (Steffen und Löffert2010).Für eine flächendeckende Pri märversorgung sindInvestitio nen in die Entwicklung und Umgestaltungder Ausbildungs strukturen in der Pflege dringendnotwendig – die derzeitigen Angebote sind für dasEr langen von APN-Kompetenzen nicht geeignet. DieListe der Defizite ist lang und reicht von einer breitenunflexiblen Grund ausbildung, der Verortung derAusbildung zur Gesund heits- und Krankenpflege imKran kenhaus, den immer noch zu wenigen grund-ständigen Bache lorstudiengängen, bis hin zur fehlen-den Verbindung der Hoch schulausbildung mit derVer sorgungspraxis. Die Umge stal tung der Ausbil -dungsstruk turen für die künftige Rolle von Pfle -genden als Gesundheits spezia listen und die Einbin -dung von Pflegenden in die Entwick lungsarbeit inBereichen wie der Primärversorgung und der An -ästhesie wird wegweisend für die Pflegeberufe inDeutschland sein. Das Beispiel der Advanced Practice Nurse in denUSA zeigt, dass APNs ein wesentliches Ele ment derlangfristigen Siche rung einer adäquaten Gesund -heitsversorgung darstellen. In einem von der demo-

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|10

grafischen Entwicklung getriebenen Ge sundheits -system sind entsprechende Maßnahmen zur Pflege -ausbildung und der Aufgaben verteilung im Gesund -heitswesen durch die Gesundheitspolitik schon langeüberfällig.

Literatur:

American Academy of Nurse Practitioners (AANP) (2010). Nurse prac-titioner facts. Retrieved 25/12/2010 from http://www.aanp.org/NR/rdonlyres/54B71B02-D4DB-4A53-9FA6-23DDA0EDD6FC/0/NPFacts2010.pdfAmerican Association of Nurse Anes thetists (AANA). (2008). Educationof Nurse Anesthetists in the United States – At a Glance. Retrieved16/12, 2010 from http:// www.aana.com/educuscrnas.aspxBankert, M. (1989). Watchful care: a history of America's nurse anes-thetists. New York, ContinuumChapman, S. A., Wides, C. D. and Spetzt, J. (2010). Payment regulati-ons for advanced practice nurses: implications for primary care. PolicyPolitics, & Nursing Practice, 11 (2): 89–98Delamaire, M and Lafortune, G. (2010). Nurses in advanced roles. Adescription and evaluation of experiences in 12 devolped coun tries.OECD Health Working Papers, No. 54, OECD PublishingDowney, P. M. (2010). Achieving the opt out for Medicare physiciansupervision for nurse anesthetists. AANA J78 (2): 96–100Dulisse, B. and Cromwell, J. (2010). No harm found when nurse anes-thetists work without supervision by physicians. Health Aff (Millwood)29 (8): 1469–1475Ellenbecker, C. H. (2010). Preparing the nursing workforce of the futu-re. Policy, Politics & Nursing Practice, 11 (2): 115-125Fischer, G. C., Glaeske, G. et al. (2007). Gutachten 2007 des Sach -verständigen rates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesund -heitswesen: Kooperation und Verantwortung – Voraussetzungen einerzielorientierten Gesundheitsversorgung. Bundesdrucksache 16 (6339)Hogan, P. F., Seifert, R. F. et al. (2010). Cost effectiveness analysis ofanesthesia providers. Nurs Econ28 (3): 159–169Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband(IhF) e.V. (2009). 200 Stunden-Curriculum für die Qualifikation„Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis“ – VERAH. Retrieved18/01/2011 from http://www.verah.de/a7f7cf2f-df4e-4921-a1ff-2c901a12cde8. html?1297206623538IOM (Institue of Medicine) (2010). The future of nursing: leadingchange, advancing health. Washington., DC: The National AcadmicsPressLaurant, M., Reeves, D., Hermens, R. et al. (2005). Substitution of doc-tors by nurses in primary care. The Cochrane CollaborationLenz, E. R., Mundinger, M., Kane, R. L. et al. (2004). Primary Care out-comes in patients treated by nurse practitioners or physicians: twoyear follow up. Medical Care Research and Review. 61 (3): 332–351Mundinger, M. O., Kane, R. L., Lenz, E. R. et al. (2000) Primary careoutcomes in pa tients treated by nurse practitioners or physicians.JAMA. 283(1): 59–68.Phillips, S. J. (2010). 22nd Legislative up date. The Nurse Practitioner,35 (1): 24–28U.S. Department of Health and Human Services (HRSA) (2010). Theregistered nurse population. Retrieved 25/12/2010 from http://bhpr.hrsa.gov/healthworkforce/rnsurvey/initialfindings2008.pdfVon den Berg, N., Kleinke, S., Heymann, R. et al. (2010). Überführungdes Agnes Kon zeptes in die Regelversorgung: Juristische Bewertung,Vergütung, Qualifizierung. Gesundheitswesen, 72: 285-292World Health Organziation (WHO) (2010). The family health nurse.Retrieved 14/01/ 2011 from http://www.see-educoop.net/education_in/pdf/family_health_nurse-oth-enl-t06.pdf

Anschrift für die Verfasser:

Ulrike Muench, RN, APRN, MSN PhD Candidate, Yale School of Nursing100 Church St South, New Haven CT-06519E-Mail: [email protected]

21./22. September 2011

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Aktuelles aus der BerufspolitikAspekte der KrankenhaushygieneRöntgenstrahlen sichtbar machen � Virtuelles Training am BildwandlerArbeitsrecht in den Funktionsdiensten

Aktueller Stand operativer Eingriffe an der Schulter, am Knie, an der HüfteWundmanagementMinimalinvasive Chirurgie an der WirbelsäuleManagement von LeihinstrumentariumPatientensimulation im Experimental-OP

TrachealstentsERCPMinilaparoskopien

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Die neuen Grundsätze zur ärztlichen Sterbebegleitung derBundesärztekammer (BÄK) sorgen für Sprengstoff: Die Beihilfe zur Selbsttötung wird darin der Verantwortung des Arztes in der konkretenSituation übergeben. Doch noch bleibt erheblicher Raum für Unsicherheiten – einKommentar zur Neufassung der BÄK-Grundsätze.

362 | GESUNDHEITSPOLITIK Autoren: Timo Sauer, Gisela Bockenheimer-Lucius

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Grundsätze der BÄK

Am 17. Februar 2011 wurden die überarbeite-ten Grundsätze der Bundesärztekammer zurärztlichen Sterbebegleitung publiziert (1).

Die Neufassung wird mit der neuen gesetzlichenRegelung der Patientenverfügungs praxis (2009) (2)und der aktuellen Rechtsprech ung des BGH zumVerzicht auf künstliche Ernährung bei entspre-chendem mutmaßlichen Willen (3) begründet.Beides hat in den aktuellen Text Eingang ge-funden. Die neuen Grundsätze sollen den ÄrztenOrientierungshilfe im schwierigen Feld der Ster -be begleitung geben.

Gegenüber der Fassung von 2004 (4) gibt es aller-dings eine Neuerung, die bereits hochkontroversdiskutiert wird. Wie bisher wird die „passiveSterbehilfe“ als Teil der ärztlichen Aufgabenbetrachtet und im Sinne eines Verzichts auflebensverlängernde und -erhaltende Maßnahmenverstanden, wenn diese nicht autorisiert sind oderderen Durchführung nur noch zur Leidens -verlängerung führen. Die „aktive Sterbehilfe“wird im Sinne einer aktiven und gezieltenHerbeiführung des Todes als illegale und demärztlichen Ethos widersprechende Maßnahme

Beihilfe zur Selbsttötung wird

nicht mehr kategorisch abgelehnt

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

abgelehnt. Neu hingegen ist der Absatz, der sich mitdem assistierten Suizid befasst:

„Die Mitwirkung des Arztes bei der Selbsttötung istkeine ärztliche Aufgabe. Diese Grundsätze sollendem Arzt eine Orientierung geben, können ihmjedoch die eigene Verantwortung in der konkretenSituation nicht abnehmen. Alle Entscheidungenmüssen unter Berück sichtigung der Umstände desEinzelfalls getroffen werden.“

Beihilfe zur Selbsttötung

nun in der Verantwortung des Arztes

In den neuen Formulierungen liegt erheblicherSprengstoff, da die Beihilfe zur Selbsttötung nichtmehr kategorisch als dem ärztlichen Ethos widerspre-chende und möglicherweise strafbare Hand lung abge-lehnt, sondern der Verantwortung des Arztes in derkonkreten Situation anheimgestellt wird. Damit wirdder assistierte Suizid zwar nicht in den Kontext derregulären ärztlichen Tätig keiten gerückt, aber in wohl-begründeten Aus nahme fällen für vertretbar gehalten.Genau darin besteht der Paradigmenwechsel. Kontrovers diskutiert wird seit langem, ob eine ärztli-che Suizidassistenz dem Rollenbild des Arztes schadenkönne. Die Kontroverse dreht sich also nicht nur umdie Herausforderung durch das Leiden des individuel-len Patienten, sondern auch um das ärztliche Selbst -verständnis (5). Die BÄK hatte bisher auf ihrer ableh-nenden Position beharrt und betont, dass keine ärzt-liche Therapie maßnahme eine lebensverkürzende Ab -sicht haben dürfe, sondern dies ausschließlich alsunbeabsichtigte Nebenfolge einer indizierten Schmerz -the rapie in Kauf genommen werden könne. Ent -sprechend heftig waren jetzt die Reaktionen einigerKommentatoren, die gar den Niedergang des ärztlichenEthos kommen sehen (6). Bereits im Jahr 2006 hatte der 66. Deutsche Juristentagmehrheitlich gefordert, dass die Hilfe zur Selbsttötungim Falle von Patienten, die un heilbar krank sind undderen Leiden unter palliativmedizinischen Maßnah -men nicht ausreichend zu lindern ist, nicht nur straf-rechtlich zulässig, sondern auch als ethisch vertretbareForm der Sterbebegleitung zu tolerieren sei (7). Darausresultierte eine gesellschaftliche Debatte, die sich unteranderem auf die Grenzziehung zwischen aktiverSterbehilfe und assistiertem Suizid bezog.

Aus medizin- und pflegeethischer Perspektive ist dieNeufassung der Grundsätze zu begrüßen. Der assistier-te Suizid ist sicherlich in den allermeisten Fällen nichtdie beste aller denk- und wünschbaren Lösungen. Esdarf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass inAusnahmefällen auch Pal liativmedizin und palliativePflege an ihre Gren zen gelangen. Dabei ist das voneinem Menschen individuell erlebte „unerträglicheLeiden“ keineswegs immer auf Schmerzen bezogen,sondern betrifft viel öfter den persönlichen Verlust dereigenen Würde und den Verfall der Persönlichkeitdurch die Krankheit. Dann sollte ein Patient dieMöglichkeit zu einem selbstbestimmten Sterben habenund dabei nicht alleine sein müssen.

GESUNDHEITSPOLITIK | 363

Pflege- & Krankenhausrecht trägt dem gestiegenen juristischen Informationsbedarf im Gesundheitswesen Rechnung. Einschlägige Gerichtsurteile mit den wichtigstenEntscheidungsgründen, Kommentierungen undweiterführende Hinweise prägen die Inhalte dieser Zeitschrift. „Pflege- & Krankenhausrecht“erscheint viermal jährlich zum Quartalsende.

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364 | GESUNDHEITSPOLITIK

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Allerdings lässt die Gesetzeslage gerade in diesemZusammenhang erheblichen Raum für Unsicher -heiten. Da der Suizid nicht strafbar ist, kannzunächst auch die Beihilfe nicht strafbar sein.Jedoch besteht bisher eine besondere Garanten -pflicht, die Ärzte oder Pflegende verpflichtet, mitlebensrettenden Maßnahmen einzugreifen, bevorder Suizid zum Erfolg gelangt. Vor diesemHintergrund ist der ärztliche oder pflegerischeBeistand beim Suizid bis zu dessen Erfolg nichtmöglich. Zudem ist die Frage ungeklärt, ob auchdann eine Garantenpflicht für den Arzt, Pflegendeoder Angehörige besteht, wenn der Suizident siezuvor in einer Patientenverfügung ablehnt. Un -geklärt ist damit ebenfalls wann die Verantwor -tung vom Suizidenten auf den möglichen Garantenübergeht.

Berufsverbände sollten Position beziehen

Bereits in den 1980er-Jahren wurde die Inter -pretation einer absoluten Garantenpflicht von vie-len Juristen abgelehnt. Da nicht jeder Entschlusszur Selbsttötung pathologisch sei, könne auchnicht jeder Suizid als Unglücksfall angesehen wer-den (8). In verschiedenen Urteilen wurde in denletzten Jahren die absolute Garantenpflicht unterbestimmten Umständen eingeschränkt (9). Den -noch besteht weiterhin ein Wertungswiderspruchzwischen der straffreien Hilfe zum Suizid und derPflicht des Garanten, diesen zu vereiteln. Dies

wurde zwar unlängst vom Landgericht Münchenmit aller Deutlichkeit korrigiert (10). Um aberRechtssicherheit zu gewährleisten, muss das Pro -blem vom Gesetzgeber aufgegriffen und geklärtwerden. Umstritten ist auch nach wie vor dieWillensfreiheit eines Suizidenten.

Während nun die standesrechtliche Billigung zu -mindest in der Neufassung der Grundsätze er folgtist, fehlt die Anpassung der (Muster-)Be rufsord -nung an die Aussagen der Grundsätze (11). Ob sichfür die Pflegenden in den Kliniken und Pflege -einrichtungen etwas ändern wird, muss sich erstzeigen. Zunächst ist eine längere gesellschaftlicheDebatte zu erwarten, in der die Pflegenden, aberauch deren Berufsverbände eine Position beziehensollten. Denn nicht nur die Ärzte müssen im Ange -sicht gesellschaftlicher Veränderungen ihr Selbst -verständnis prüfen, sondern auch die Pfle genden.

Literatur:

(1) Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbe -begleitung, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 108, Heft 7, Februar 2011,A346–A248(2) 3. Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechts. http://dip21.bundestag.de/dip21/brd/2009/0593-09.pdf(3) BGH, 2 StR 454/09, Urteil vom 25. Juni 2010, http://www.drze.de/ im-blickpunkt/patientenverfuegungen/module/copy_of_2-str-454-09-urteil-des-bundesgerichtshofs-vom-25.06.2010/(4) Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichenSterbebegleitung, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 101, Heft 19, Mai2004, A1289–A1299(5) Eine umfassende Darstellung der Debatte findet sich bei:Katzen berger, V.: Ärztlich assistierter Suizid im terminalenErkrankungs stadium – Bestandsaufnahme der Debatte inDeutschland und Ab wägung medizinethischer Argumente. Diss.Frankfurt am Main, 2010(6) Z. B. Egon Brysch von der Deutschen Hospizstiftung, sieheBundesärztekammer: Assistierter Suizid ist keine ärztlicheAufgabe, Deutsches Ärzteblatt, Nachrichten 17. Februar 2011.http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=44741(7) Vgl. dazu Katzenberger (2010) sowie 66. Deutscher Juristentag,Ständige Deputation (Hrsg.) (2006) 66. Deutscher Juristentag,Stuttgart, 19. bis 22. September 2006, Band 2, Sitzungsberichte –Diskussion und Beschlussfassung, – Beschlüsse. Strafrecht. S.7–14, München [erschienen 2007]; Download: www.djt.de/files/djt/66/66_DJT_Beschluesse.pdf [03.08.2008](8) Vgl. hierzu grundsätzlich: Katzenberger (2010)(9) Etwa durch das OLG München im Fall Hackethal. Die vom OLGeingeräumte Einschränkung der Garantenpflicht durch das Selbst-bestimmungsrecht des Patienten wurde jedoch vom BGH im FallWittig abgelehnt, da der Patientenwille in diesem Falle unbeacht-lich sei. Vgl. dazu Katzenberger, S. 44 ff.(10) Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft München I, AZ:125 Js 11736/09(11) Vgl. Klinkhammer und Stüwe im Gespräch mit Hoppe: „Dieärztliche Ethik wird von allen ernst genommen“. Dtsch Ärztebl108: C 245–247

Anschrift für die Verfasser:

Timo Sauer, M. A. Klinisches Ethik-KomiteeSenckenbergisches Institut für Geschichte und Ethik der MedizinUniversitätsklinikum Frankfurt am [email protected]

„Neu ist: Der assistierte Suizid wird zwar nicht

in den Kontext der regulären

ärztlichen Tätigkeiten gerückt, aber in wohlbegründeten

Ausnahmefällen für vertretbar gehalten.“

Timo Sauer, M. A. und Dr. Gisela Bockenheimer-Lucius,

Senckenbergisches Institut für

Geschichte und Ethik der Medizin in Frankfurt

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

01.04.2011

06.–07.04.2011

08.04.2011

07.–08.04.2011

09.04.2011

11.04.2011

13.04.2011

13.04.2011

13.04.2011

22.04.2011

28.–29.04.2011

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DBfK-Termine

aus dem Terminkalender von Vorstand, Geschäftsführer und Referenten des Bundesverbandes

DBfK-AKTUELL | 365

In diesen Wochen stellenlandauf, landab wieder jun -ge Menschen die Weichenfür ihren beruflichen Weg:durch nächtelanges Büf feln,um die Abschluss noten an -zuheben, durch die Aus -wahl der Adressaten ihrerBewerbungsmappen, durchGespräche mit Berufsbera -tern und Schnuppertage in

Betrieben oder Hörsälen. Woran orientieren sichSchulabgänger, wenn es um die Berufswahl geht?

Nach Untersuchungen der Universität Münstervielfach an den Protagonisten von Fernsehserienund -sendungen. So erlebt der AusbildungsberufKoch/Köchin seit Jahren dank Johann Lafer & Co.eine ungeahnte Renaissance. Auch die Zunft derGerichtsmediziner erfreut sich steigender Beliebt -heit. Und wo bleiben die Pflegeberufe, die schonjetzt einen dramatischen Fachkräftemangel auf -weisen? Kranken- und Altenpflegeschulen bekom-men immer weniger Schulabgänger mit gutenAbschlusszeugnissen ab, in der Konkurrenz mit an-deren Branchen um Realschüler und Abiturientenliegt die Pflege weit zurück. Brauchen wir alsowieder eine Schwester Stefanie, die jungen Leutenzeigt, wo’s beruflich lang geht? Und wenn ja, wiesollte sie aussehen? Patent, durchsetzungsfähigund gelegentlich unbequem wie die gute alteAgnes zu DDR-Zeiten? Oder doch eher sanft, hilfs-bereit, allgegenwärtig, anspruchslos und ohne Eigen -leben wie zahllose andere Beispiele?

Jugendliche orientieren sich auch an Vorbildern.Ein Sohn erlebt jahrelang, wie seine Mutter nachSchichtende total erschöpft nach Hause kommt,oft an freien Tagen zum Einspringen gerufen wirdund über die Jahre ein Hobby nach dem anderenopfert, weil der Arbeitsanfall auf Station ihreEnergie vollständig verbraucht. Dieser Sohn wirdtrotz Imagekampagnen für pflegerische Berufe undBoysDay sicherlich einen großen Bogen um Pflege -schulen machen. Und selbst wenn wir es schaffen, junge Menschenoder Quereinsteiger in die Pflegeausbildung zu lot-sen, verlieren wir zu viele von ihnen zu früh wie -der. Volkswirtschaftlich betrachtet werden jährlichUnsummen in den Sand gesetzt: Wir finanzierendurch Versichertenbeiträge, Steuern und Förder mitteleine hochwertige Qualifizierung in den Pflegeberu -fen. Und nehmen gleichzeitig tatenlos in Kauf, dassdieses „Kapital“ wegen miserabler Arbeitsbe din -gun gen und fehlender echter Zukunftsperspek tivehäufig schon nach kurzer Zeit den Beruf oder dasLand verlässt. In der freien Wirtschaft wäre ein sohandelndes Unternehmen binnen kurzem pleite, dieGeschäftsleitung als unfähig in die Wüste ge schickt.Der Pflegefachkräftemangel in Deutschland hat vieleFacetten. Ihn zu beheben wird mehr brau chen alsdie dezente Anhebung von Gehältern, Zusammen -legung von Ausbildungsgängen oder die Pflicht -fort bildung zur Stressresistenz.

Ihre

Johanna KnüppelReferentin DBfK Bundesverband

Pflege lernen? Nein danke!

EFN – European Federation of Nurses Associations

DKI-Frühjahrskongress

Treffen der deutschsprachigen Pflegeberufsverbände

Treffen der überregionalen Mitgliedsorganisationen ÜMO des DPWV Parität

125 Jahre Thieme Verlag

208. Sitzung Bundesvorstand

2. Frankfurter Pflegekongress für Schülerinnen undStudentinnen

Altenpflegemesse – Vortrag

EU-Project Network of nursing educators, IEGUS

Präsidium Deutscher Pflegerat

European Forum of National Nursing and Midwifery Associations EFNNMA

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366 | DBfK-AKTUELL

Nachrichten des Bundes- und der Regionalverbände [email protected]

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

DBfK fordert Gesundheits- und Krankenpflegerinnen an Schulen

BERLIN – Ende Februar wurde nach langen und äu-ßerst kontrovers geführten Verhandlungen zwischenBundesregierung und SPD ein Kompromiss zurErhöhung der Hartz IV-Leistungen gefunden. Dabeiwurde das geplante Bildungspaket um 400 Mio.Euro aufgestockt, um Schulsozialarbeiter undMittagessen an Kitas zu bezahlen. Dazu der DBfKin einer Pressemitteilung:Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe(DBfK) begrüßt die im Rahmen des Hartz IV-Kompromisses beschlossene Erweiterung des Be -treuungsangebotes an Schulen. „Schulen sind einprägender Ort der Sozialisation, deshalb werdenSozialarbeiter einen wichtigen Beitrag leisten“, sagtFranz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK.Neben sozialen Schwierigkeiten haben aber Ju -gendliche auch viele gesundheitliche Probleme, vonFehlernährung über Bewegungsmangel und Dro -genkonsum bis hin zu mangelnden Kenntnissenbzgl. Safer Sex, so Wagner weiter. Deshalb fordertder DBfK die Kommunen auf, künftig auchGesundheits- und (Kinder)-Krankenpfleger/innen –insbesondere aber Familiengesundheitspfleger/in-nen – an Schulen zu beschäftigen. International hatsich das Modell ‚School Nurse‘ als frühzeitige undwirksame Gesundheitsförderung sehr bewährt. Mit

ihrer Fachkompetenz zu Gesundheitsverhalten,Primärprävention, aber auch der besonderen Be -lange behinderter Schüler/innen können die Pflege -experten einen wichtigen Beitrag zu mehr Gesund -heit, individueller Betreuung und damit dem Schul -erfolg leisten. Der Bundesgesetzgeber sollte dieMöglichkeit schaffen, neben Sozialarbeitern auchGesundheits- und (Kinder)-Krankenpfleger/ innenaus dem Bildungsbudget zu finanzieren.

BERLIN – Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG)Pflegemanagement hat eine Handreichung erar-beitet, die Pflegemanager im Krankenhaus Hin -weise geben soll, die Versorgung von Menschenmit einer Demenzerkrankung zu verbessern.Hintergrund für das Papier ist, dass es in vielenKrankenhäusern immer noch eine große Heraus -forderung darstellt, auf die besonderen Bedürf -nisse von demenzkranken Menschen einzugehen.

In Zusammenarbeit mit den Kolleg/innen aus derAltenpflege will die BAG mit der Erarbeitung vonHandlungsoptionen dem Pflegemanagement inden Krankenhäusern auf allen Ebenen Möglich -keiten anbieten und aufzeigen, mit dieser neuenund sich rasant verschärfenden Situation imInteresse dieser Menschen und auch aller an derBetreuung und Behandlung Beteiligten umzuge-hen. Wichtig ist mehr als die vollständige Da r -stellung der Lösungsmöglichkeiten das Bewusst -machen, an welchen Stellen sich Pflegemanager

einbringen müssen, um Professio -nalität, Qualität, Sicherheit undauch Berufszufriedenheit zu er-möglichen.Die Aufgabe des Pflegemanage -ments besteht darin, entspre-chende Strukturen und Res -sourcen bereitzustellen und inder strategischen Planung der Kranken -hausleitung demenzkranke Patienten mitzuden-ken. Die Handreichung greift die folgendenThemenbereiche auf: Ernährung, bauliche Gege -benheiten, Sicherheit auf den Stationen bzw.Wohnbereichen, Information pflegender Ange-hö riger, Ausbildung, Fortbildung, Schulung vonPflegepersonal sowie Schnittstellenmanagement.

Die Handreichung wird ergänzt durch Literatur -hinweise und Informationsquellen. Sie steht alsDownload zur Verfügung unter http://dbfk.de/download/index.php.

Handreichung Demenz für Pflegemanager im Krankenhaus

BERLIN – Der polnische Pflegeberufsverband PTP(www.ptp.na1.pl) hat den DBfK um „Amtshilfe“ gebe-ten. Gesucht werden in Polen ausgebildete Pflege -fachkräfte, die in Deutschland arbeiten und bereitsind, an einer Befragung teilzunehmen. Inhalte derUmfrage sind die Pflegeausbildung in Polen, Erfah -rungen mit der Arbeit im Ausland, Anerkennung derpolnischen Ausbildung usw. Wer mitmachen möchtewende sich bitte per E-Mail an [email protected], um den Fragebogen anzufordern.

Polnische Pflegefachkräftein Deutschland? – Aufruf

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

DBfK-Stellungnahme zur Fachkraftquote

BERLIN – Die Fachkraftquote in der stationärenAltenpflege definiert den prozentualen Anteil anpflegerisch qualifizierten Mitarbeitern mit mindes -tens 3-jähriger Ausbildung. Sie ist Bestandteil desHeimgesetzes und wird auf Länderebene unter-schiedlich ausdifferenziert. Vor dem Hintergrundökonomischen Drucks und in jüngster Zeit beför-dert durch Pflegefachkräftemangel fehlt es nicht andiversen Vorschlägen, wie diese gesetzliche Rege -lung ausgehebelt werden könnte. Das Spektrumreicht dabei von der Anrechnung anderer Berufewie zum Beispiel der Hauswirtschaft bis hin zurVerleihung des Fachkraftstatus an langjährigeHelfer ohne Ausbildung. Der DBfK hat aus diesemGrund Anfang März das folgende Positionspapierveröffentlicht:

Position des DBfK zur Fachkraftquotein der stationären AltenhilfeDie Fachkraftquote in der stationären Altenhilfeist zum Spielball unterschiedlicher Interessen ge-worden. Immer großzügiger wird ausgelegt, welcheQualifikation bzw. Berufsgruppe als Fachkraft an-gerechnet werden soll. Dieses Vorgehen lehnt derDeutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)entschieden ab. Die Quote gilt als Element zurSicherung von Pflegequalität. Angesichts der wach-senden Zahl an kognitiv eingeschränkten Bewoh-n ern und der Übernahme von Patienten nach immerkürzeren Krankenhausaufenthalten sind die Anfor -derungen quantitativ und qualitativ gewachsen. Umdiesem Bedarf gerecht zu werden, sind Fachwissenauf dem Stand aktueller pflegewissenschaftlicherErkenntnisse sowie breitgefächerte Kompetenzen,beispielsweise im Bereich Kommunikation, Organi -sa tion, Anleitung und Beratung, erforderlich. Diessind zentrale Aufgaben der professionell Pflegen den.Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)setzt sich dafür ein, nur Fachkräfte der Pflege -berufe mit mindestens dreijähriger Ausbildung odereinem grundständigen Pflegestudium für das Kon -tingent der Pflegefachkräfte in der stationärenAltenpflege anzuerkennen.

Im Heimgesetz wurde ein Anteil von 50 Prozent alsMindestanforderung zur Fachkraftquote festgelegt.In der stationären Altenpflege wird nun diesesMini mum als Maximum umgesetzt. Hinsichtlichdessen fordert der DBfK, die Fachkraftquote aus-drücklich als Pflegefachkraftquote mit einer Un -tergrenze von 50 Prozent zu definieren. Darüberhinaus ist die Pflegefachkraftquote in Abhängigkeitvom Pflegebedarf der Bewohner mittels eines vali-den Personalbemessungssystems abzustimmen unddementsprechend anzuheben.

Den Vorschlag, Pflegehilfskräfte mit langjährigerErfahrung als Fachkräfte anzuerkennen, um demFachkräftemangel zu begegnen, weist der DBfKentschieden zurück. Pflegehilfskräften fehlt trotzlangjähriger Pflegepraxis die notwendige fachlicheExpertise, um Tätigkeiten einer Fachkraft verant-wortlich durchführen zu können. Wer übernimmt

die Haftung bei Qualitätsmängeln oder schwerwie-genden Pflegefehlern? Werden sukzessive Pflege -fach kräfte durch geringer qualifizierte Pflegehilfs -kräfte ersetzt, so wird es für die Einrichtungen im-mer schwieriger, die durch die Kostenträger gestell-ten Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Zudemwird das Image des Pflegeberufes durch solcheMaßnahmen deutlich herabgesetzt, woraus ein zu-nehmender Nachwuchsmangel resultiert.Berufserfahrenen Pflegehilfskräften mit Eignungzur Pflegefachkraft müssen Bildungswege zur Wei -terqualifizierung eröffnet und somit die Möglichkeiteines Zugangs zur Fachkraftqualifizierung geebnetwerden, beispielsweise durch entsprechend finan-zierte berufsbegleitende Programme. Dies verlangtpolitische Entscheidungen und die Bereitschaft derArbeitgeber, in Qualifizierung zu investieren undnach Abschluss entsprechend zu vergüten.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe, Bun des -vorstand, als Download unter www.dbfk.de

BERLIN – Advanced Nursing Practice – zu die-sem wichtigen Thema hat der DBfK-Bun -desverband die 2007 erschienene Broschürevollständig überarbeitet. „Pflegerische Exper -tise für eine leistungsfähige Gesundheits -versorgung“, so lautet der Titel der zweitenAuflage, die jetzt neu erschienen ist. Im ersten Teil der Broschüre erwartetden/die Leser/in ein Überblick über die ak-tuellen Entwicklungen in der Pflege. ImAusland werden bereits seit langem undmit gutem Erfolg spezialisierte Pflegeexperten/innenfür eine vertiefte und erweiterte Pflege, sowohl in der ambu-lanten als auch der stationären Versorgung, eingesetzt. DieBroschüre skizziert die internationale Praxis und geht dannauf die Situation in Deutschland ein. Förderliche Faktoren,wie die durch das Pflegeweiterentwicklungsgesetz erstmalsermöglichte Ausübung von Heilkunde durch Pflegende, wer-den aufgezeigt. Aber auch der immer noch bestehende Heil -kundevorbehalt der Ärzte als Hindernis für die Einführungvon ANP wird erörtert. Die Family Health Nurse wird bei-spielhaft für eine erweiterte Pflege vorgestellt, und die Ex -pertise von Professor Dr. Igl zu den erforderlichen Verände -rungen für die Einführung von ANP rundet den ersten Teil der44-seitigen Broschüre ab.

Der zweite Teil stellt unterschiedliche Szenarien (z. B. in derAltenhilfe, Onkologie, Casemanagement und Palliativpflege)vor. Sie zeigen anhand von (teils realen, teils fiktiven)Fallbeispielen die Tätigkeiten von Pflegeexperten auf. EinBericht aus dem Uniklinikum Freiburg über den Einsatz vonPflegeexpertinnen für spezielle Patientengruppen (z. B. Pa -tienten mit Tumorschmerzen, Patienten mit Herzinsuffizienzund kardiologisch kranke Kinder) beendet die Broschüre.

Im Sinne einer raschen Entwicklung und Einführung vonANP in Deutschland hofft der Bundesvorstand des DBfK, dassdiese Broschüre eine interessierte Leserschaft und weiteVerbreitung findet. Die Broschüre ist im Download unterwww.dbfk.de erhältlich.

Neuauflage ANP-Broschüre

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

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Pflegeversicherungsreform: Positionen und Forderungen des DBfK

BERLIN – Gesundheitsminister Rösler hat für diesesJahr angekündigt, die Pflegeversicherung zu refor-mieren. Neben der Finanzierungsproblematik gibtes auch weitere inhaltliche Verbesserungen wahrzu-nehmen. Dazu hat der DBfK-Bundesverband einPositionspapier erstellt. Zentraler Punkt ist dieForderung, den Pflegebedürftigkeitsbegriff zu er-weitern. Er definiert, wer als pflegebedürftig giltund welche Art von Hilfe finanziert wird. Bisherwerden vor allem körperliche Defizite einbezogen,nahezu unberücksichtigt bleiben die geistigen undseelischen Aspekte des Menschen. Die Pflegever -sicherung umfasst gegenwärtig lediglich Leistungenzur Körperpflege, Ernährung, Mobilität und Haus -wirtschaft. Diese Einschränkung führt zu Versor -gungs lücken, insbesondere bei der Betreuung vonMenschen mit Demenz oder psychischen Beein -träch tigungen, ebenso bei chronisch Kranken undBehinderten.Bereits seit Januar 2009 liegt der Abschlussberichtdes Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftig -keitsbegriffs vor. Der Beirat empfiehlt die Ein -führung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs undeines neuen Begutachtungsassessments (NBA).Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff berücksichtigtneben körperlichen Einschränkungen auch kogniti-ve und soziale Aspekte. So erhalten auch Menschenmit demenziellen Einschränkungen und psychi-schen Störungen, sowie Behinderte und chronischKranke gleichberechtigt Hilfe und Unterstützunginnerhalb der Pflegeversicherung. Das Neue Begut -

achtungsassessment dient der Einschätzung undKategorisierung von Pflegebedürftigkeit. Es erfasstden Hilfe- und Pflegebedarf auf Grundlage des neu-en Pflegebedürftigkeitsbegriffs und stellt das Er -gebnis in fünf Bedarfsgraden dar. Die individuelleBeeinträchtigung der Selbstständigkeit gilt hier alsEinteilungsmaßstab. Die Betroffenen werden imNBA ganzheitlich wahrgenommen, deshalb lässtsich der tatsächliche Unterstützungsbedarf pflege-bedürftiger Menschen umfassender darstellen.Der DBfK fordert die Einführung des neuen Pflege -bedürftigkeitsbegriffs und des Neuen Begutach -tungs assessments, damit jede Person in ihrer indivi-duellen Pflegesituation als Ganzes wahrgenommenwird. Körperliche, kognitive oder psychische Ein -schränkungen sind gleichwertig zu betrachten. Derdaraus entstehende Hilfebedarf ist anzuerkennen.Außerdem sind entsprechende Leistungsangebotehinsichtlich psychischer und sozialer Aspekte fürBetroffene und deren Angehörige zu schaffen.Insgesamt muss die Reform der Pflegeversicherungaus Sicht des DBfK eine Verbesserung der Versor -gungssituation von Pflegebedürftigen und eineVerbesserung der Situation von pflegenden Ange -hörigen und ehrenamtlich Pflegenden bewirken.Wesentliche Handlungsfelder sind neben der Ein -führung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs undder Anwendung des Neuen Begutachtungsassess -ments die Erweiterung des Leistungsumfangs, vorallem um die Bereiche der sozialen Betreuung undder präventiven, rehabilitativen und palliativenPfle ge. Ebenfalls sind Entlastungs- und Unterstüt -zungsangebote für pflegende Angehörige und eh-renamtlich Pflegende auszubauen.Doch alle Reformvorhaben zur Pflegeversicherungsind wenig förderlich, wenn der Mangel an Pflege -fachkräften weiter fortschreitet. Das Berufsbild fürPflegefachkräfte muss deutlich attraktiver gestaltetwerden. Nicht nur die Ausbildungsbedingungenmüssen reformiert werden, sondern insbesonderedie Rahmenbedingungen. Dazu zählen neben demAbbau von Bürokratie und Dokumentationswahneine stärkere Fokussierung auf die Ergebnisqua -lität, eine angemessene Vergütung sowie eine An -hebung des Personalschlüssels, außerdem die Kom -petenzerweiterung der Pflegefachkräfte, damit sieihre Qualifikation vollständig zum Nutzen derPflegebedürftigen einsetzen können. Die qualitativeVersorgung der Pflegebedürftigen hängt zukünftigentscheidend davon ab, inwieweit Maßnahmen zurVerbesserung beruflicher Rahmenbedingungen er-folgreich sind. Dazu ist erforderlich, mehr Geld indas System zu geben – auch um die stagnierendenLeistungssätze anzupassen.Die Herausforderungen an die Politik zur zukünfti-gen Absicherung des Risikos der Pflegebedürftig -keit sind komplex und vielschichtig. In der Aus -gestaltung der Pflegeversicherung wird sich zeigen,ob die Pflege als zentrales gesellschaftliches Hand -lungsfeld der Zukunft erkannt wird.

Das Positionspapier des DBfK zur Reform derPflegeversicherung ist abrufbar unter www.dbfk.de

OSNABRÜCK – Seit bereits zehn Jahren liefert derExpertenstandard Dekubitusprophylaxe eine wissenschaft-liche Grundlage für die Pflege. Nun wurde er überarbeitet. ImKern beinhaltet die neue Fassung drei wesentliche Verä n -derungen: Die Einschätzung des Dekubitusrisikos mittels ei-ner Skala entfällt, da Studien gezeigt haben, dass unklar ist,was genau solche Skalen überhaupt messen und damit derenAnwendung keine Vorteile bringt. Als entscheidende Maß -nahme zur Beurteilung des Dekubitusrisikos gilt die regelmä-ßige Hautinspektion. Zudem wurde die zeitliche Unterteilungzur Bereitstellung der Hilfsmittel verändert. Alle Hilfsmittelsollen demnach unverzüglich zugänglich sein. Die neueFormulierung beinhaltet auch eine Klärung, dass diese Fristnur im unmittelbaren Einflussbereich der Pflegefachkraft gilt.Wenn also die Kassen es nicht ermöglichen, unverzüglich einHilfsmittel bereitzustellen, liegt dies nicht in der Ver -antwortung der Pflegefachkraft. Gestrichen wurde der gesam-te bisherige Punkt 4, da es keine eindeutigen wissenschaftli-chen Belege darüber gibt, dass Ernährungs- oder Haut -pflegeinterventionen einen Dekubitus verhindern können.Diese Tätigkeiten werden allerdings als grundsätzlicher Be -standteil pflegerischen Handelns angesehen.Die ausführlichen Erläuterungen sind der überarbeitetenFassung des Expertenstandards Dekubitusprophylaxe zu ent-nehmen: http://www.dnqp.de/ ExpertenstandardDekubitusprophylaxe _Akt.pdf

Änderungen im ExpertenstandardDekubitusprophylaxe

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GUBEN – Ausgehend vom Motto des Weltge -sundheitstages 2010 „Gesunde Städte – für Jungund Alt“ hat die Stadtverwaltung Guben inKooperation mit dem Kompetenzzentrum Familien -gesundheitspflege zu einer Informationsveranstal -tung eingeladen. Am 21. Februar trafen sich Vertreterinnen von so-zialen Einrichtungen, Vereinen, Behörden und derÄrzteschaft und konnten sich durch den Vortragvon Andrea Weskamm, Kompetenzzentrum, und diepraxisnahe Schilderung der Familiengesundheits -pflegerin Susanne Heitel aus Deidesheim einenEindruck über das Aufgaben- und Tätigkeitsprofileiner Familiengesundheitspflegerin verschaffen. In der Stadt Guben leben zirka 20 000 Einwohner;der Anteil der Einwohner über 61 Jahre liegt bei 35 Prozent. Anzeichen einer ärztlichen Unterver -sorgung zeichnen sich bereits ab. Um auch inZukunft als wirtschaftlicher Standort interessant zusein und eine ortsnahe medizinische Versorgungvorzuhalten, gilt es jetzt die Weichen für eine nach-haltige Entwicklung zu stellen. Dabei soll Ge -sundheitsförderung stärker in den Mittelpunkt derkommunalen Bemühungen rücken. Andrea Wes -kamm erläuterte in ihrem Vortrag Inhalte undKonzept der Familiengesundheitspflege. „Familienmit chronisch kranken oder pflegebedürftigen An -gehörigen, aber auch Alleinstehende profitieren vondiesem Angebot. Die Familiengesundheitspflegerinkommt nach Hause, berät zu Fragen rund um dieGesundheit, vermittelt bei Bedarf den Kontakt zumHausarzt oder anderen Gesundheits- und Sozial -berufen. Damit ist sie ganz dicht dran an denFamilien und deren Alltag und kann so passgenaudie Unterstützung planen.“ Susanne Heitel verdeut-lichte, dass es oft ganz kleine Dinge sind, die das

Leben verändern. „Stricken statt rauchen, damitdie Hände beschäftigt sind“ ist einer ihrer Vor -schläge für praktische Gesundheitsförderung. FrauHeitel ist seit 2007 Familiengesundheitspflegerinund Diabetesberaterin (DGG) und mit dieserTätigkeit rundum ausgelastet. Sie betreut Familienmit behinderten Angehörigen, häufig in Zusammen -arbeit mit dem Sozialamt. In Guben gilt es nun, dieDiskussion über die Einführung von Familien -gesundheitspflege als kommunales Angebot und diemögliche institutionelle Andockung weiter zu füh-ren und die Finanzierung zu planen. Wer sich näherüber die Familiengesundheitspflege als pflegerischesSpezialgebiet informieren möchte, findet alle Infor -mationen unter www.familiengesundheitspflege.deoder per E-Mail an [email protected]. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt die Teil -nehmerinnen der Weiterbildung durch ein Stipen -dium. Nächster Stichtag für die Bewerbung ist der14. Juni 2011.

Familiengesundheitspflege als kommunale Aufgabe in Guben

v. li. Susanne Heitel, Andrea Weskamm, Anja Kistler, Hannelore Menzel erläutert die Pläne der Stadtverwaltung Guben

BERLIN – „DART – gemeinsam Antibiotika -resistenzen verhüten und bekämpfen“ lautet dasdeutsche Motto des Weltgesundheitstages am 7. April 2011. „DART“ steht hierbei für die„Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie“, die imNovember 2008 gemeinsam von mehreren Bun -desministerien verabschiedet und veröffentlichtworden ist. Sie enthält Maßnahmen zur Er -kennung, Verhütung und Bekämpfung von Anti -biotika-Resistenzen in Deutschland und hat dieVerminderung von deren Ausbreitung zum Ziel.Die Behandlung von bakteriellen Infektions -krankheiten wird durch den Anstieg an anti-mikrobiell resistenten Erregern zunehmend er-schwert und bedeutet für die Patientinnen undPatienten oft längere Behandlungen und zusätzli-che Belastungen durch eine verzögerte oder nichteintretende Heilung der Infektion. Da der Anteilder resistenten Erreger in den letzten Jahren ge-

stiegen ist und weitere Steigerungen nicht auszu-schließen sind, ist eine gezielte Herangehensweisezur Reduzierung von antimikrobiellen Resistenzenund zur Stärkung präventiver Maßnahmen auf lo-kaler, regionaler und nationaler Ebene notwendig.Zur Veranstaltung „DART – Gemeinsam Anti -biotika resistenzen verhüten und bekämpfen“ an-lässlich des Weltgesundheitstages 2011 ist dieFachöffentlichkeit herzlich eingeladen. Sie findetam Donnerstag, dem 7. April 2011, von 11.00 bis16.45 Uhr im Hotel Meliá, Friedrichstr. 103, 10117Berlin (U+S-Bahnhof Friedrichstraße) statt.

Die Tagung wird durchgeführt von der Bun -desvereinigung Prävention und Gesundheitsförde -rung e. V. (BVPG) im Auftrag des Bundesminis -teriums für Gesundheit.

Informationen zum Weltgesundheitstag 2011

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BERLIN – Die Sperrfrist läuft aus – ab dem 1. Mai2011 besteht nun auch für die beigetretenen Staatender EU-Osterweiterung die volle Arbeitnehmer -freizügigkeit. Bürger aus Lettland, Litauen, Est -land, Polen, der Slowakischen Republik, derTschechischen Republik, Ungarn und Slowenienkönnen ohne anderweitige Voraussetzungen inDeutschland einer sozialversicherungspflichtigenBeschäftigung nachgehen. Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für dieneuen EU-Bürger führt zu zahlreichen Frage-stel lungen und Prognosen, zum Beispiel ob ost-europäische Arbeitskräfte nun scharenweise nachDeutschland kommen? Die Bundesagentur fürArbeit prognostiziert jährlich 100 000 bis 140 000Zuwanderer für alle Wirtschaftszweige. Diese Zah -len halten andere Experten dagegen für zu hoch. Inder Pflegebranche sind vor allem Pflegekräfte mitgeringer Qualifikation verunsichert, ob eine zuneh-mende Beschäftigung von ausländischen Pflege -kräften zu Dumpinglöhnen führen wird.

Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist nach Artikel 45des Vertrags über die Arbeitsweise der Europä -ischen Union (AEUV) ein Grundrecht, das jedemStaatsangehörigen eines EU-Mitgliedstaates er-laubt, in einem anderen EU-Mitgliedstaat unter denselben Bedingungen eine Beschäftigung aufnehmenund ausüben zu können wie die Bürger des jeweili-gen Mitgliedstaates. Den Bürgern der acht neuenEU-Mitgliedstaaten (seit 2004) blieb jedoch derdeutsche Arbeitsmarkt bislang nur beschränkt zu-gänglich. Deutschland begründete seinen Antragauf eine siebenjährige Zugangsbeschränkung (Über -gangsvereinbarung „2+3+2“-Modell) mit schwer-wiegenden Störungen des Arbeitsmarktes, insbe-sondere hinsichtlich der Personengruppe der Lang -zeitarbeitslosen, gering Qualifizierten und der Si -tua tion im Osten Deutschlands. Weiterhin befürch-

tete Deutschland, von billigen Arbeitskräften über-schwemmt zu werden.

Ende des Pflegenotstandes durch osteuropäische Pflegekräfte?Sowohl Träger in Deutschland sehen inzwischenhoffnungsvoll der Öffnung des Arbeitsmarktes ent-gegen, um den weiter zunehmenden Pflegepersonal -mangel zu entschärfen. Die anderen EU-Mitglied -staaten mit Ausnahme Österreichs hatten bereits2006 ihre Arbeitsmärkte geöffnet. Das führte zu-mindest in der Pflegebranche dazu, dass auswande-rungswillige Pflegefachkräfte seitdem bereits nachIrland, Schweden oder das Vereinigte Königreichgezogen sind. Einen massiven Ansturm von Pflege -fachkräften auf den deutschen Arbeitsmarkt wirdes daher wohl nicht geben. Auch die im Vergleichzu anderen europäischen Ländern bestehendenschlech ten Arbeitsbedingungen in der deutschenPflege werden eher dazu beitragen, dass sich osteu-ropäische Pflegefachkräfte in andere Länder orien-tieren. Den Personalmangel wird Deutschland wohlaus eigener Kraft beheben müssen.

Dennoch stellt sich die Frage der Anerkennung aus-ländischer Berufsabschlüsse. Grundsätzlich regeltdie Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Par -laments und des Rates vom 7. September 2005 dieAnerkennung von Berufsqualifikationen. Die Richt -linie unterscheidet aus Sicht des Aufnahmestaateszwischen der automatischen Anerkennung nachdem Prinzip der Gleichwertigkeit für die Gesund -heits- und KrankenpflegerIn und der individuellenIdentitätsprüfung der Qualifikation nach dem Prin -zip der Gleichartigkeit. Bei Letzterem wird imEinzelfall die Qualifikation geprüft und mit oderohne kompensatorische Maßnahmen die Anerken -nung erteilt oder ggf. auch die Anerkennung nichterteilt, wie zum Beispiel bei der deutschen Ge -sundheits- und Kinderkrankenpfleger/in sowieAltenpfleger/in, wenn sie in der EuropäischenUnion arbeiten möchte. Ab Mai erhält somitGesundheits- und Krankenpflegepersonal aus ande-ren EU-Län dern in Deutschland eine gleichwertigeAner kennung. Sollten Personen über spezielle Erst -qualifikationen verfügen, erfolgt eine individuellePrüfung nach dem Prinzip der Gleichartigkeit.

Mindestlöhne in der Pflege auch für osteuropäische PflegekräfteMit der Öffnung des Arbeitsmarktes wurden vor-rangig negative Auswirkungen bei der Lohnent -wicklung befürchtet. Auch um Dumpinglöhnen imZusammenhang mit der Arbeitnehmer-Frei zügig -keit vorzubeugen, wurde im August 2010 derMindestlohn in der Pflege festgelegt (8,50 Euro/Std.West; 7,50 Euro/Std. Ost). Die Mindestlohnver -ordnung gilt für alle Beschäf tigten, die überwiegendpflegerische Tätig keiten in der Grundpflege ausfüh-ren, auch für Pflegekräfte aus den osteuropäischenEU-Ländern. Hierbei ist es unwesentlich, ob derArbeitgeber in Deutschland oder im Herkunftslandder Pflegekraft seinen Sitz hat.

Auswirkungen der Arbeitnehmer-Freizügigkeit auf die Pflege

BERLIN – Das ICN-Handbuch zum dies-jährigen Internatio -nalen Tag der Pfle -genden am 12. Mai istnun erschienen undwird jetzt übersetzt.In Kürze wird es un-ter www.dbfk.de alsDownload zur Ver -fügung gestellt.

Das Motto: Die Gesundheitslücken schließen:Gleichberechtigte Pflege für alle

Zum Tag der Pflegenden 2011

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Der Weltfrauentag – Aspekte aus dem Frauenberuf Pflege

BERLIN – Am 8. März war Weltfrauentag, in diesem Jahr allerdings ein besonderer: der 100ste nämlich. 1911 wurde dererste Frauentag von der deutschen Sozialistin Clara Zetkinausgerufen. Zufall oder nicht – rund um diesen Tag gab es inDeutschland 2011 wieder einmal erregte Diskussionen überdie Frauenquote und den Tatbestand, dass Frauen in einfluss-reichen Top-Positionen noch immer deutlich unterrepräsen-tiert sind. In Frauenberufen ist durchweg das Gehaltsniveauniedrig, für gleiche Arbeit erhalten Frauen immer noch weniger Lohn als Männer, Frauen haben es schwerer als diemännlichen Kollegen, Karriere zu machen. Vor diesem Hin -tergrund platzierte der DBfK anlässlich des Weltfrauentagseine Stellungnahme unter dem Titel „Frauenberuf „Pflege“ inDeutschland Stiefkind von Politik, Wirtschaft und Gesell -schaft“:Anlässlich des 100. Internationalen Tags der Frauen wurde ei-ne weltweit unter 3 400 Beschäftigten durchgeführte Arbeits -platz-Umfrage vorgestellt (Accenture). Das Ergebnis: InDeutschland sagen deutlich mehr Frauen als Männer, sie seienzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz und der Karrierestufe, diesie erreicht haben. „Pflegefachkräfte sind dabei wohl nichtbefragt worden, die Antworten wären völlig anders ausgefal-len“, sagt Johanna Knüppel, Referentin des DeutschenBerufsverbands für Pflegeberufe (DBfK). Aktuelle Umfragenin allen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens zeigtendie immer schlechteren Arbeitsbedingungen für Pflegendesamt daraus resultierenden Risiken für Patienten und Mit -arbeiterinnen. Der Pflegefachkräftemangel komme schließ lichnicht von ungefähr. Die enormen Leistungen der in Pflege -berufen Tätigen seien immer noch wenig anerkannt. „Für diePflege gilt leider wie für viele andere Frauenberufe trotz 100Jahren Weltfrauentag: Sie ist niedrig entlohnt, muss unattrak-tive Arbeitszeiten abdecken, kämpft mit hohen physischenund psychischen Belastungen, unterliegt konjunkturabhängi-gen Ausbildungsstrukturen und bietet wenig Aufstiegs -chancen“, so Knüppel weiter. Verantwortliche in Politik,Wirtschaft und Gesellschaft brächten zwar gern in Sonntags -reden ihre hohe Wertschätzung für die Versorgung hilfebe-dürftiger Menschen zum Ausdruck, dementsprechende Tatenfolgten allerdings selten.In Deutschland liegt der Anteil von Frauen in pflegerischenBerufen seit Jahren kontinuierlich bei etwa 85 Prozent. BeiFührungspositionen fallen die Frauen dann allerdings zurück,die wenigen Aufstiegsmöglichkeiten nutzen vor allem Männerund sind im Ergebnis in Leitungsfunktionen überproportionalstark vertreten. Grund dafür ist in erster Linie die nach wievor traditionelle Rollenverteilung in den Familien, die Frauendie Hauptlast bei Kinderbetreuung und Versorgung pflegebe-dürftiger Angehöriger überlässt. Die damit verknüpftenAusfallzeiten und geringere zeitliche Flexibilität wirken sichunmittelbar auf das berufliche Fortkommen und die Ver -gütung aus.

BERLIN – Schon gesehen? Auch der DBfK ist beifacebook zu finden. Gestartet für die Kampagne„Gelbe Karte an die Bundeskanzlerin“ am 1. November 2010, wird die Seite auch nach Endeder Initiative für Themen und Diskussionen rundum die Pflege jetzt weitergeführt. „Die AktionGelbe Karte ist zwar abgeschlossen, die Themenaber längst nicht vom Tisch. Der DBfK möchtedeshalb an dieser Stelle die Diskussion weiterfüh-ren – die Gelbe Karte bleibt als Schlüsselsymboletwas im Hintergrund, aber weiter im Blick.Interessiert?“ Diese Idee fanden viele Fans derGelben Karte so gut, dass sich inzwischen in derCommunity rege Diskussionen entwickelt haben.

Einfach mal reinschauen und mitmachen – unterwww.facebook.com/dbfk.de oder über den Direkt -link von www.dbfk.de.

DBfK bei facebook

BERLIN – Die ständig wachsenden Anforderungenin der Pflege und Beratung von Patienten mit neu-rologischen Erkrankungen erfordern neben einemumfangreichen Kenntnisstand über pflegerischeInterventionsmöglichkeiten auch das Wissen überdie besonderen psychischen Vorgänge der Patientensowie über die neuesten medizinischen Kenntnisse.Für eine spezielle neurologische Pflege existiertaber leider weder eine landesrechtliche Weiter -bildungsordnung noch eine entsprechende DKG-Richtlinie. Die Deutsche Gesellschaft für Neuro -logie (DGN) und der DBfK haben daher gemeinsammit Experten aus der Physiotherapie ein interpro-fessionelles Fortbildungsangebot für den Fach -bereich Neurologie entwickelt.Durch Modularisierung ist ein flexibles Bildungs -angebot möglich, aus dem die Teilnehmer eigeneSchwerpunkte auswählen können. Wer innerhalbvon fünf Jahren alle Module absolviert, erhält vonDGN und DBfK ein Zertifikat. Das Bildungs -angebot richtet sich grundsätzlich an alle Berufs -gruppen, die mit der Behandlung und Betreuungneurologisch erkrankter Menschen befasst sind.Die Fortbildung ist ein Kooperationsprojekt dreierBildungsinstitute in Minden, Kassel und Bad Wil -dungen und soll im Spätherbst 2011 starten. In -teressierte erhalten nähere Informationen über denProjektleiter Volker Pape, [email protected] bzw. Tel. (0561)980-2380.

Innovatives FortbildungsangebotNeurologie

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

372 | DBfK-AKTUELL Autorin: Diana Ognyanova

dischen Krankenschwestern undHebammen in Deutschland von26 364 (3,7 Prozent) im Jahr2003 auf 24 387 (3,4 Prozent) imJahr 2008 gesunken*. Die größteAbnahme verzeichneten in die-sem Zeitraum Krankenschwes -tern und Hebammen aus Asien(–30 Prozent), gefolgt von Eu -ropa (ohne EU) (–7 Prozent),Afrika (–5 Prozent) und der EU(–3 Prozent).Ebenso ist bei den Helferinnenin der Krankenpflege im Zeit -raum 2003–2008 ein Rückgangdes ausländischen Anteils von7,6 auf 7,0 Prozent zu verzeich-nen.

Ein Grund für die sinkendenZahlen war die reduzierte Nach -frage nach Pflegepersonal inDeutschland. Von 1995 bis 2008sind in Deutschlands Kranken -

Deutschland ist sowohl Ein-als auch Auswanderungs -land für Pflegekräfte. Wäh -

rend Daten zu dem Bestand aus-ländischer (insbesondere sozial-versicherungspflichtiger) Pfle -gekräfte in Deutschland erfasstwerden, beruhen Daten zu denjährlichen Abgängen deutscherPflegekräfte auf Schätzungen.Die jährlichen Zugänge von zu-rückgekehrten Pflegekräften wer -den in Deutschland nicht regis -triert.

Um die Gründe für die Migra -tion von Pflegekräften aus undnach Deutschland zu erforschen,wurden im Rahmen des Pro -jektes PROMeTHEUS im Zeit -raum September 2010 bis Fe -bruar 2011 eine Online-Befra -gung, zwei Fokusgruppen und20 standardisierte telefonischeInterviews mit deutschen undausländischen Pflegekräftendurchgeführt.

Einwanderung ausländischerPflegekräfte nach Deutschland

In Deutschland arbeiten lautMikrozensus des StatistischenBundesamtes 2008 zirka 42 000ausländische Krankenschwes -tern und Hebammen. Davonsind 24 387 sozialversicherungs-pflichtig (Bundesagentur fürArbeit 2009). Laut einer Studiedes Robert Koch Instituts lag2006 der Anteil der Gesund -heits- und Krankenpfleger/innenmit eigener Migrationserfah -rung (d. h. im Ausland geborene,zugewanderte Personen) bei11,6 Prozent, bei den Gesund -heits- und Krankenpflegehel fer/ innen 15,5 Prozent und in derAltenpflege bei 18,3 Prozent(Robert Koch Institut 2009).

Laut Angaben der Bundesagen -tur für Arbeit sind im Gegen -satz zu den Ärzten die absoluteZahl und der Anteil der auslän-

Studie

Warum migrieren Pflegekräfte?

Ergebnisse einer Studie zu Mobilität von Fachkräftenim Gesundheitswesen aus und nach Deutschland

Die Migration von Pflegekräften gewinnt internationalzunehmend an Relevanz und Aufmerksamkeit.Jedoch sind das genaue Ausmaß, die Formen derMobilität, persönliche Motive und die Faktoren, dieMigration begünstigen oder erschweren, bisher nurunzureichend erforscht. Ziel der EU-finanziertenStudie PROMeTHEUS ist es, Daten zu sammeln, bestehende Muster beruflicher Mobilität derPflegekräfte zu erklären sowie die organisatorischen,gesundheitssystemrelevanten als auch persönlichenGründe für die Migration aufzuzeigen undInformationslücken zu schließen.

* Stichtag ist 30.09. für 2008 und 31.12. für alle anderen Jahre.

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

häusern 50 000 Vollkraftstellender Pflege gestrichen worden(Isfort et al. 2010). Die bislangzurückhaltende Nachfrage anPflegekräften ist größtenteilsauf die vorsichtige Personal -politik der Krankenhäuser ins-besondere im Zuge der Ein -führung des DRG Systems zu-rückzuführen.

Aufgrund der unzulänglichenDa tenlage über den Stand unddie Entwicklung des Pflege -personals, dem geringen Orga -nisa tionsgrad und der fehlendenBedarfsplanung findet die Nach -frage nach ausländischem Pfle -gepersonal überwiegend ad-hocstatt, nachdem der Mangel dras -tisch spürbar geworden ist.Langfristige Perspektiven oderStrategien können nicht ent-wickelt werden (Hoesch 2009).

Vieles spricht jedoch dafür, dassder Pflegepersonalbereich imKrankenhaus aufgebaut werdenwird. Einerseits kann hier aufdie aktuell vorliegende Vollbe -schäftigung der Gesundheits-und Krankenpflegenden verwie-sen werden. Darüber hinaus zei-gen einzelne Befragungen undExperteninterviews, dass Pflege -einrichtungen, Krankenhäuserund Reha-Kliniken mit wach-senden Schwierigkeiten bei derBesetzung offener Pflegestellenrechnen (Isfort et al. 2010).

Eine andere Erklärung für diesinkende Zahl der sozialversi-cherungspflichtigen ausländi-schen Pflegekräfte ist der Über-gang zur illegalen/halblegalenBeschäftigung von Pflegeperso -nal, insbesondere in der häus-lichen Pflege (Neuhaus et al.2009). Im Gegensatz zu denrückläufigen Zahlen der Bun -des agentur für Arbeit, die nurSozialversicherungspflichtige er -fasst, ist laut Mikrozensus derAnteil ausländischer Kranken -schwestern und Hebammen seit2003 konstant bei zirka 5 Pro -zent geblieben. Die wichtigstenHerkunftsländer für Kranken -schwestern und Hebammen wa-ren 2008 Kroatien (3058), dieTürkei (2886), Polen (2390), Bos -

nien und Herzegowina (1413),Serbien (1001) und Österreich(989).

Ausländische Pflegekräfte wer-den zurzeit im Rahmen eines bi-lateralen Abkommens mit Kroa -tien nach Deutschland vermit-telt. Das Abkommen dient dazu,Bedarfslücken des deutschenArbeitsmarktes zu decken (Bun -desagentur für Arbeit 2010 a).Im Rahmen eines sogenanntenGastarbeitnehmerverfahrens wirdBewerbern (darunter auch Pfle -gekräften) zwischen 18 und 40Jahren aus den neuen osteuro-päischen EU-Mitgliedstaatenplus Albanien, Kroatien undRussland ermöglicht, in Deutsch -land bis zu 18 Monate in ihremerlernten Beruf zu arbeiten (Bun -desagentur für Arbeit 2010 b).

Als Hauptgründe für die Im -migration nach Deutschlandwerden von den Teilnehmernder Studie wirtschaftliche, poli-tische und private (familiäre)Gründe genannt. AusländischePflegekräfte, die im Rahmen derFokusgruppen oder der telefoni-schen Interviews befragt wur-den, berichten oft von Schwie -rigkeiten beim Start in den Be -rufsalltag. Nicht nur mangeln deSprachkenntnisse sind einProblem, auch die Ausbildungs -inhalte und die Pflegeaufgabenunterscheiden sich von Land zuLand. Einerseits sind die imAusland erworbenen Qualifika -tionen und Kompetenzen in derRegel höher. Andererseits wur-den bei manchen im Auslandausgebildeten Pflegekräften, ins -besondere in den ehemaligen so-zialistischen Ländern, sozialeund kommunikative Kompeten -zen nicht gefordert und geför-dert. Die Psychologisierung derPflege ist in diesen Ländernkaum ein Thema und es wirdwenig Wert darauf gelegt, aufPatienten einzugehen.Integrationskurse für ausländi-sche Pflegekräfte werden inDeutschland nicht systematischangeboten. Vereinzelt findenklinikinterne Kurse statt. Man -che Arbeitgeber bieten Hilfe beider Wohnungssuche oder stellen

Zimmer zur Verfügung. Auslän -dische Pflegekräfte, die auch inanderen Ländern gearbeitet ha-ben wie zum Beispiel in Groß -britannien, berichteten von einembesser organisierten Em pfangund einer besseren Inte grationvon ausländischem Per sonal.

Abwanderung deutscher Pflegekräfte

Daten zur Abwanderung deut-scher Pflegekräfte werden inDeutschland nicht erhoben.Schätzungen des Deutschen Be -rufsverbands für Pflegeberufezufolge liegt die jährliche Ab -wanderung von Pflegekräftenbei unter 1 000. Bei der Ab -wanderung deutscher Pflegekräf -te sind die vermutlich wichtigs -ten Zielländer die Schweiz,Österreich, Skandinavien undGroßbritannien.Ergebnisse der Studie ergebenein heterogenes Bild bezüglichder Motive für eine Arbeits -migration von Pflegekräften ausDeutschland. Als Pull-Faktoren(d. h. solche, die deutsche Pfle -ge kräfte in andere Länder lo -cken) spielen häufig das Interessean Sprache und Kultur, beruf -liche Weiterbildung und Hori -zonterweiterung sowie derWunsch nach Veränderung derArbeitsbedingungen, -struktu-ren und -abläufe eine zentraleRolle. Ökonomische Faktoren,wie höhere Bezahlung, werdenauch genannt, jedoch nicht alsursächlicher Faktor für eineEmigration aus Deutschland.Als Push-Faktoren (d. h. solche,die Pflegekräfte aus Deutsch -land wegtreiben) werden amhäufigsten schlechte Arbeitsbe -din gun gen, hohe Arbeitsbelas -tung, geringe Anerkennung, un-angemessene Bezahlung, be-grenztes Kompetenzfeld, man-gelhafte Fort- und Weiterbil -dungsmöglichkeiten und unzeit-gemäße hierarchische Führungs -strukturen in Deutschland ge-nannt. Oftmals wird bemängelt, dassunter dem hohen Zeitdruck unddem Mangel an Personal nichtnur die Pflegekräfte, sondernauch die Patienten leiden. Es

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

wird berichtet, dass Zeit- undPersonalmangel, unbezahlteÜberstunden und Hektik realeGefahren für die Patienten sei-en. Viele äußern den Wunsch, ei-ne dem eigenen Berufsverständ -nis entsprechende menschen-würdige Kranken- und Alten -pflege in der Realität umsetzenzu wollen, aber dies sei auf-grund der allgemeinen Arbeits -bedingungen nicht möglich.Weiterhin beklagen Pflegekräftefehlende Kooperation im Team,Verteidigung traditioneller Ar -beitsweisen, die hohe Zahl un-qualifizierten Personals sowiedie zunehmende Einschränkungqualitativ hochwertiger Arbeits -ansätze aus Kostengründen.Erste Ergebnisse des internatio-nalen Pflegeprojekts RN4Castdeuten auf negative Auswir kun -gen des Pflegemangels an deut-schen Krankenhäusern hinsicht -lich der Arbeitsbelastung undMitarbeiterzufriedenheit so wieder Patientenversorgung hin(Zander et al. 2011). ZahlreicheStudien, die sich den spezifi-schen Arbeitsbelastungen in denPflegeberufen widmen, bestäti-gen die oben skizzierte Pro ble -matik (Dieckmann et al. 2010,Isfort et al. 2010, Joost 2007,Hasselhorn et al. 2004). Ein wiederholt aufgeführtes Ar -gument für die Auswande rungsind die Weiter- und Fortbil -dungsmöglichkeiten in Deutsch -land. Diese sind im Auslandteilweise vielfältiger, werden vomArbeitgeber stärker gefördertund die Kosten werden grund-sätzlich häufiger vom Arbeit -geber getragen. Die Befragtenempfanden dies als sehr wich-tig, da es ihre Qualifikation stei-gert, somit ihre Wettbewerbs -fähigkeit und ihr Wissen konti-nuierlich aufgefrischt oder er-weitert werden.

Ökonomische Faktoren werdenam häufigsten als positiver Ne -beneffekt genannt, der zusätz-lich zu den besseren Arbeits -bedingungen die Auswanderungunterstützt. Höhere Bezahlungwird von den Studienteilneh -mern jedoch nicht als ein aus-schlaggebender Grund für Mi -

gration eingestuft, wichtiger istfür sie die höhere Anerkennungder eigenen Berufsgruppe.

Rückkehr nach Deutschland

Einige Studienteilnehmer sindnach einem mehrjährigen Auf -enthalt im Ausland (Schweiz,Österreich, Vereinigtes Königs -reich, Frankreich, Neuseeland)nach Deutschland zurückge-kehrt. Überwiegend spielten beiihnen persönliche und familiäreGründe eine ausschlaggebendeRolle bei dieser Entscheidung.Viele beklagen, dass sich dieSituation in der Pflege generellnicht wesentlich verbessert ha-be.Die Rückkehrer bringen neueErfahrungen und häufig höhereKompetenzen mit, nehmen Lei -tungspositionen ein oder enga-gieren sich wissenschaftlich undberufspolitisch. Viele bemän-geln die teilweise geringe Kom -petenz und Wertschätzung derPflege in Deutschland. Im Aus -land erlebte der überwiegendeTeil der Befragten, dass sie ei-nen größeren Verantwortungs -bereich, Entscheidungs- undHandlungsspielraum hatten. DieWertschätzung ihrer Arbeit so-wie der soziale Status im Aus -land wurden als höher empfun-den.

Die Mehrheit der Befragten be-schreibt, dass sie es als positiveHerausforderung empfanden,mehr Verantwortung zu tragenund Anforderungen zu erhalten,die es in Deutschland nicht ge-geben hätte oder die sie nichthätten übernehmen dürfen. Ei -nige Pflegekräfte mussten nach-geschult werden, damit sie dasentsprechende Qualifikations -niveau erreichen. Andere be-richten, dass die deutsche Fach -weiterbildung ihnen einen gutenStart im Ausland ermöglichthatte. Viele beschreiben, dass sieim Ausland unabhängiger vomArzt Entscheidungen treffenkonnten, das Kompetenzfeldbrei ter war und die TätigkeitAufklärungs- sowie teilweiseÜberweisungs- und Verschrei -bungsbefugnisse umfasste.

Viel weiter verbreitet als inDeutschland ist im Ausland dassogenannte Advanced NursingPractice, ein Sammelbegriff fürverschiedene erweiterte Rollenin der Pflegepraxis. Gemeinsamist diesen Ansätzen, dass akade-misch weitergebildete Pflege -kräfte mehr Verantwortung undAutonomie im Versorgungspro -zess erhalten.

Studien ergaben, dass eine Be -teiligung des Pflegepersonals anEntscheidungsprozessen sich po -sitiv auf die Arbeits zufrieden -heit und Bindung an den Berufund die Einrichtung auswirken.Die Übertragung von Aufgabenund das klare Festlegen vonAbläufen festigt die Rollen -klarheit und die Arbeitszufrie -denheit (Hasselhorn et al. 2005).Demografischer Wandel undsteigender Kostendruck im Ge -sundheitswesen werden auch inDeutschland zwangsläufig zurAusstattung der Pflegekräftemit erweiterten, teilweise bis-lang ärztlichen Kompetenzenführen. Dem Gemeinsamen Bun -desausschuss (G-BA) wurde derAuftrag erteilt in Richtlinienfestzulegen, bei welchen Tätig -keiten eine Übertragung vonHeilkunde im Rahmen von Mo -dellprojekten erfolgen kann. DieÜbernahme neuer Aufgabenfel -der und eine geänderte Verant -wortung (Haftung) müssen je-doch mit Anpassungen der Pri -märqualifikationen der Pflege -berufe und/oder entsprechendenWeiterbildungen einhergehen.

Anmerkungen

Die Forschungsarbeiten, die zu diesenErgebnissen geführt haben, wurdengemäß der Finanzhilfevereinbarung Nr.223383 im Zuge des Siebten EU-For -schungsrahmenprogramms gefördert.

Literaturliste auf Anfrage per E-Mail:[email protected]

Verfasserin:

Diana Ognyanovawissenschaftliche Mitarbeiterin undDoktorandin, Fachgebiet Management im GesundheitswesenTechnische Universität Berlinwww.mig.tu-berlin.de/menue/ueber_uns/wissenschaftliche_mitarbeiter/ognyanova

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Juni 2011: Pflegemesse

HAMBURG – Alle zwei Jahre findet diePflege&Reha statt – nun ist es wieder soweit: dieMessehalle Hamburg-Schnelsen steht vom 22. bis24. Juni dem Fachpublikum offen. Neben Arbeit -gebern, Industrieunternehmen und Weiterbil -dungsanbietern präsentieren sich auch andereDienstleister und Verbände. Der DBfK Nordwestist mit einem eigenen Stand vertreten. Besondersinteressant für Pflegende aus Hamburg: dasMesseprogramm wird mit Fachbeiträgen ergänzt,die im Rahmen der Berufsordnung als Fort-bil dungs angebote bewertet werden können. AlleInformationen auf www.pflegeundreha.de

Altenpflege: Landesregierung in NRW senkt Hürden für Umschüler

DÜSSELDORF – Die Landesregierung Nord -rhein-Westfalens hat angekündigt, die Förderungdes dritten Ausbildungsjahres für Umschüler inder Altenpflege zu übernehmen, nachdem dievom Bund im Rahmen des Konjunkturpaketes2009 geleistete Förderung bereits im Dezemberausgelaufen ist. Damit senkt NRW die Hürdenfür den Zugang zum Pflegeberuf.

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

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Nord-West

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Niedersachsen,Nordrhein-Westfalen,Schleswig-Holstein,Hamburg, Bremen

1. Fachtagung des Pflegerates in Schleswig-Holstein

KIEL – Am 17. Februar 2011 fand an der Universitätin Kiel die erste Fachtagung des Pflegerates Schles -wig-Holstein statt. Andreas Westerfellhaus, Präsi -dent des Deutschen Pflegerates, forderte die gut 330Zuhörer auf, sich ihrer Durchsetzungskraft bewusstzu werden. So sieht es auch Prof. Igl, wenn er sich„mit einem Minimum an taktischen Kalkül vorstellt,wie viel Macht 1,2 Millionen Pflegende entfaltenkönnen“. Verständnislos zeigte sich Igl für die Hal -tung der Gewerkschaften in der Kammer-Diskus sion:„Es kann nicht sein, dass eine Arbeit nehmer ver -tretung des Berufes sich gegen den Beruf wendet.“

Berufspolitik an Schulen praxisnah vermitteln

NORDWEST – Seit 2006 stellt der DBfK Nordwestberufspolitische Arbeit in den Ausbildungsein- rich tungen vor – mehr als 170 Ausbildungseinrich -tungen haben bisher von diesem kostenlosen An -gebot Gebrauch gemacht. So haben sich schon über8 000 Auszubildende über die Arbeit des DeutschenPflegerates und seiner Mitgliedsverbände informie-ren können. Auf Anfrage kommen wir auch zuIhnen. Ansprechpartnerin ist Jugendreferentin Chris -tina Zink (E-Mail: [email protected]) oder per Telefonunter (0511)696844-0.

Berufsverbände begrüßen Initiative derGrünen gegen den Fachkräftemangel

HANNOVER – Der Niedersächsische Pflegerat be-grüßt die Initiative der Fraktion Bündnis 90/DieGrünen, dem Fachkräftemangel in der Pflege zu be-gegnen. Während allerorten der wachsende Bedarfan Pflegeleistungen längst Gewissheit ist, habensich die Arbeitsbedingungen in der Pflege derartverschlechtert, dass der Pflegeberuf für immer we-niger junge Menschen eine Perspektive darstellt. ImEinzelnen setzen die Grünen auf die Gewinnungneuer Zielgruppen als Fachkräfte, die Zusammen -führung der Ausbildungsgänge und eine verstärkteAkademisierung der Ausbildung, ein Wiederein -stiegsprogramm für Berufsrückkehrerinnen und dieVerbesserung der Vereinbarkeit von Familie undBeruf, die Einrichtung einer Pflegekammer und diesolidarische Umlagefinanzierung in der Altenpflege.

Welche Pflege wollen wir uns leisten? KÖLN – Elisabeth Feldhoff ist Mitglied im DBfKund zwar ein sehr engagiertes. Kürzlich hat sie sichsogar bereit erklärt, einen Interviewtermin beimWDR wahrzunehmen. Dort diskutierte sie mit demPublikum und anderen Experten über die Frage,wie wir die Pflege in Deutschland finanzieren wol-len. Während die einen bereits die Zweiklassen -pflege befürchten, sorgen sich die anderen um dieAufrechterhaltung der Qualität der Pflege. Als Gäs -te im Studio begrüßte Moderator Michael Brockerneben Elisabeth Feldhoff noch Manuela Anackervom Sozialverband VdK Nordrhein-Westfalen undSPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. DasThe ma berührt die Menschen: Während der Sen -dung gingen gut 2 000 Anrufe und 500 E-Mails ein.Über eines waren sich alle einig – Elisabeth Feld -hoffs Forderung nach besseren Arbeitsbedingungenbleiben unwidersprochen.

Lokale Ansprechpartner treffen sichNORDWEST – Der DBfK Nordwest unterstützt en-gagierte Mitglieder dabei, sich vor Ort politisch zubetätigen. So soll die Präsenz des Berufsverbandesin den Regionen ausgebaut werden. Bereits geplanteTermine sind zum Beispiel der PflegestammtischDüsseldorf, 5. April, 24. Mai und 5. Juli 2011 jeweilsum 19:30 Uhr in der Hausbrauerei „Zum Schlüssel“im „Lichthof“ und ein Regionales Mitgliedertreffenin Köln am 3. Mai 2011 von 16.00 bis 19.00 Uhr (Ort auf Nachfrage). Das Angebot wird ausgebaut.Bei Interesse an den Veranstaltungen oder am Pro jekt„Lokale Ansprechpartner“ wenden Sie sich per E-Mailbitte an [email protected] oder Tel.: (0511)696844-0.

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Mitgliederversammlung am 17. Juni 2011 in Berlin

BERLIN – Die jährliche Mitgliederversammlungdes DBfK Nordost e.V. wird am 17.06.2011 um14.00 Uhr im Jüdischen Krankenhaus Berlin,Heinz-Galinski-Str. 1, 13347 Berlin, stattfinden.Die schriftliche Einladung geht allen Mitgliedernfristgemäß vorab per Post zu. Nutzen Sie die Ge -legenheit, sich aus erster Hand über die Vereins -aktivitäten zu informieren und Ziele mit zu setzen.

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

DBfK-AKTUELL | 377

Nord-Ost

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Berlin-Brandenburg,Mecklenburg-Vorpommern

Die DBfK-Geschäftsstelle im Marita-Bauer-Haus

POTSDAM – Marita Bauer hatte bis 2007 alsGeschäftsführerin die Arbeit im Regionalverbandmaßgeblich geprägt. Ein Jahr nach ihrem frühenTod setzte der Vorstand ein Zeichen der Aner -kennung für ihre Lebensleistung, indem er derDBfK-Geschäftsstelle in Potsdam den NamenMarita-Bauer-Haus verlieh. Dies fand im Rahmendes jährlichen Neujahrsempfangs der im VerbandAktiven statt. Frau Dr. Reinhart, Vorstandsvor -sitzende, erinnerte an die wichtigsten Stationen inFrau Bauers beruflichem Leben, was bei vielenauch Persönliches wieder präsent werden ließ.

Mit Mitgliederberatung in dieSelbstständigkeit

BERLIN – „Ich werde im Berliner Bezirk Char -lotten burg eine Senioren-Wohngemeinschaft eröffnenund will auch für meine Mitarbeiter gute Bedin -gungen schaffen. Mein Ziel ist, dass wir das Konzept,Lernende Organisation‘ umsetzen – zum Nutzen al-ler Beteiligten!“ Dieser Ansatz in einer Gründungs -initiative war Grundlage eines Beratungsgesprächs.Das Mitglied Claudia Bergmann nutzte das Leis -tungsangebot des DBfK und ließ sich in dieserwichtigen ersten Phase begleiten. Inzwischen ist diegroßzügige Altbauwohnung bezugsfertig und ein-geweiht. Der DBfK Nordost gratuliert.

Machen Sie sich stark dafür!Berufsordnungen gefordert

POTSDAM – Was Aufgaben,Pflichten und angemessenesVerhalten sind, wird für vieleBerufe in der Berufsordnungfestgeschrieben. Für die Pfle -geberufe fehlt diese staatlicheRegelung. Unter den Bundes -ländern gingen erst einzelnevoran: Bremen Saarland undHamburg. Jetzt handelt derLandespflegerat Berlin-Brandenburg(LPR). Er legt eine Berufsordnung für das LandBerlin und das Land Brandenburg vor und will da-mit die Diskussion anfachen. Der LPR ruft die be-ruflich Pflegenden auf, sich für die Umsetzung derBerufsordnung stark zu machen. Das Dokument istauf der Website des LPR www.lpr-berlin-branden-burg.de zu finden. Gedruckte Exemplare schickt dieDBfK-Geschäftsstelle kostenlos zu.

Pflege-ChartaBERLIN – Die Charta der Rechte hilfe- und pflege-bedürftiger Menschen, kurz Pflege-Charta, ist einRechtekatalog. Vertreterinnen und Vertreter ausPflege und Selbsthilfe fassten bereits bestehendeRegelungen in acht Artikeln zusammen, zum Bei -spiel das Recht auf Selbstbestimmung, auf Privat -heit, auf Teilhabe am sozialen Leben und auf einSterben in Würde. Dieser Prozess wurde von An -beginn durch das Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Als Berufs verband ist es uns wichtig, dass Pfle -gende und Gepflegte sich auf ein gemeinsamesVerständnis von guter Pflege beziehen können. DiePflege-Charta bietet dazu den Maßstab. Daher fin-den Sie den DBfK Nordost in der Liste der unter-stützenden Institutionen. Die Diskussion über gutePflege sollte unter Pflegenden und in der Gesell -schaft breit geführt werden. Kostenlos bietet dieServicestelle Pflege-Charta das Plakat mit den achtArtikeln und die Broschüre zur Pflege-Charta zumHerunterladen an. Für ambulante Pflegedienste undstationäre Pflegeeinrichtungen steht darüber hinausein Leit faden zur Selbstbewertung zur Verfügungwww.pflege-charta.de/download.html

Neue Praxishefte im DBfK-Shop POTSDAM – Der DBfK-Shop informiert über Neu -erscheinungen, darunter auch die beiden letztenPraxishefte des RV Nordost, Medikamentenmanage -ment in der stationären Altenhilfe, Februar 2011, undLeitfaden zur Pflegevisite, November 2010. Dies ist derdirekte Zugang: www.dbfk.de/service/webshop.php

enburgd

Foto DBfK-Geschäftsstelle mit den Mitarbeitern ChristineHaßmann, Volker Hungermann und Monika Kunz

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

378 | DBfK-AKTUELL

Süd-West

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Baden-Württemberg,Hessen,Rheinland-Pfalz,Saarland

01.03.2011

15.03.2011

18.03.2011

31.03.2011

31.03.2011

Stuttgart

Mainz

Stuttgart

Mainz

Stuttgart

Koordinatorentreffen derArbeitsgruppen

Landespflegeausschuss Rheinland-Pfalz

Sitzung des Regionalvorstandes

Landespflegerat Hessen

Landespflegerat Baden-Württemberg

Im Rückblick – Aus dem Terminkalender des Regionalverbandes

Landespflegetag 12. MaiSTUTTGART – Wie verhindern wir den drohendenAusverkauf der Pflege? Wie schaut die Wirtschaftauf die Pflegebranche? Wie können MDK undPflege partnerschaftlich zusammenarbeiten? DiesenFragen stellen wir uns am Tag der Pflege, dem 12. Mai 2011. Namhafte Referenten aus Wirtschaft,Pflegewissenschaft, Praxis und dem MDK werdenunter Moderation von Jo Frühwirth (SWR) diePflege und deren Verantwortung in Gegenwart undZukunft in den Blick nehmen. Informieren Sie sich auf unserer Homepage www.dbfk.de oder telefonisch unter Tel.: (0711)475061.

Arbeitsgruppe Ambulante Pflege

Mitgliederversammlung am 16. Juli 2011

STUTTGART – Unsere diesjährige Mitglieder -versammlung findet am Samstag, 16. Juli 2011, inStuttgart statt. Merken Sie sich diesen Terminschon einmal vor. Eine persönliche Einladung gehtIhnen noch zu. Annette Widmann-Mauz, MdB,Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministeriumwird an unserer Mitgliederversammlung teilnehmenund zur Gesundheits- und Pflegepolitik referieren.Einsendeschluss für Anträge zur Mitgliederver -sammlung ist der 20. Mai 2011.

7. Süddeutscher SchülerkongressESSLINGEN – Fit für die Pflege – Selbstpflege statt ausbrennen!Das diesjährige Motto des Schülerkongresses verdeutlicht, dassSelbstpflege auch schon in der Ausbildung beginnt. In diesemJahr konnten wir die Ministerin für Arbeit und Sozialordnung,Familien und Senioren Frau Dr. Monika Stolz begrüßen. Frau Dr.Stolz legte in ihrer Ansprache großen Wert auf die künftigenHerausforderungen im Bereich der Pflege. Es sei unumgänglich,die Attraktivität des Pflegeberufes zu steigern. Alleine in diesemJahrzehnt werden 9 000 zusätzliche Pflegekräfte in Baden-Würt -temberg benötigt. Mit einem Lob für das Engagement der Schü -lerinnen und Schüler endete die Rede der Ministerin. In der sichanschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Fitness-Studiostatt Feuerlöscher“ wurden die teilweise schlechten Rahmen -bedingungen in der Ausbildung heftig diskutiert. MangelndePraxisanleitung bis hin zu sofortigen Nachtdiensten direkt nachder Ausbildung zeigen deutlich, wie belastend die Situation desPflegenachwuchses ist. Am Nachmittag konnten sich die Teil -nehmer in Workshops über Möglichkeiten der Entspannung unddes Stressabbaus informieren. Am Ende der Veranstaltung zeig-ten sich Teilnehmer und Veranstalter des Kongresses sehr zufrie-den mit dem Tag. Die gute Tradition der Süddeutschen Schüler -kongresse, die von dem DBfK Südwest, der Hochschule Ess -lingen, dem BeKD und der Pflegezeitschrift im KohlhammerVerlag veranstaltet werden, wird auch im nächsten Jahr fortge-führt. Wir freuen uns schon jetzt wieder auf einen spannendenTag, den wir für und mit dem Pflegenachwuchs gestalten dürfen. Am 13. April 2011 findet an der Fachhochschule Frankfurt einPflegekongress für Schüler und Studenten statt. Thema hier:„Pflege am Limit“.

Herausforderungen im Personalmanagement: Zeit des Erwachens

Für gute Mitarbeiter bin ich selber schuld …Den richtigen Mitarbeitenden zu finden, zu fördernund zu stärken ist stets aufs Neue eine Heraus -forderung für Leitungen. Die Fachgruppe „Ambu -lante Pflege im DBfK“ greift diese Situation aufund lädt zu einem Fachgespräch ein. Gemäß demMotto, dass Mitarbeitende fast alles können, wennman es ihnen zutraut und sie mit entsprechenden„Werkzeugen“ versieht, sollen neue Erkenntnisseund auch Erfahrungen vermittelt und ausgetauschtwerden. Wir laden alle Leitungen von ambulantenDiensten ganz herzlich zu diesem Fachgespräch amMittwoch, 13. April 2011, 14.00 bis 17.00 Uhr inStuttgart in der DBfK-Geschäftsstelle, Eduard-Steinle-Straße 9 ein.

Für das Jahr 2011 ist eine weitere Veranstaltung am18. Oktober geplant. Namhafte Referenten werdenzum Thema „Verschlankung der Pflegedokumen -tation“ Stellung nehmen und Tipps für den Alltaggeben.

HEISSER DRAHT – Telefonische Rechtsberatungfür Mitglieder durch Rechtsanwalt Heinz Sträß -ner unter der Nummer: (07 11) 47 50 61 (Ge -schäftsstelle DBfK Südwest) am 07.04.2011 undam 12.05.2011, jeweils von 09.00 bis 12.00 Uhr.

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

DBfK-AKTUELL | 379

Süd-Ost

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Bayern,Sachsen, Sachsen-Anhalt,Thüringen

Volleyball-Freizeit-TurnierBAMBERG – In diesem Jahr punkten diePflegeschüler/innen: Geplant ist ein Volleyball-Freizeit-Turnier in Bamberg unter der Schirm -herrschaft von Oberbürgermeister Andreas Starke.Eingeladen sind alle Schülerinnen und Schüler derunterschiedlichen Pflegeberufe aus Bayern, Sach -sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Turnierfindet am 9. und 10. Juli statt. Die Anreise ist am8. Juli abends möglich. Zur Übernachtung kann ge-zeltet werden. Am Samstag, den 9. Juli, wird imDiskozelt gefeiert und getanzt. Wolfgang Falch vomPflegetreff Nürnberg initiiert das Event und stehtfür Fragen zur Verfügung: Tel.: (09 11) 28 91 68, E-Mail: [email protected].

AG-Junge-Pflege – Kongresse in 2011LEIPZIG/MÜNCHEN – Die Planung der Kongresseläuft auf vollen Touren. Neben dem Kongress -programm werden Werbeideen vom Sticker bis zumT-Shirt entwickelt und geplant. Unterstützung er-hält die AG von dem jungen Industrie-DesignerSebastian Fischl. Außerdem bekommt die AG Zu -wachs. Als neues Gruppenmitglied begrüßen wirGuido Giesen (Atmungstherapeut, DGP und Fach -dozent im Gesundheitswesen, DGGP) aus München.Haben Sie nicht auch Lust, kreativ zu sein, sichselbst auszuprobieren und im Team zu arbeiten,dann melden Sie sich bei Annette Heuwinkel-Otter:[email protected]

Mitgliederversammlung am 6. Juli 2011 in Nürnberg

Als besonderes Highlight konnte für die diesjährigeMitgliederversammlung Prof. Gertrud Hundenbornmit dem Vortrag zur „Zukunft der Pflegebildung“gewonnen werden. Zudem stehen weitere aktuelleberufspolitische Themen und Berichte auf derTagesordnung. Bitte den Termin am 6. Juli 2011 inNürnberg vormerken.

DaSein – ein neuer Blick auf die PflegeMÜNCHEN – Am 1. März 2011 wurde die oben ge-nannte Fotoausstellung des Bundesgesundheits -ministeriums im Bayerischen Landtag von Land -tags präsidentin Barbara Stamm und Bundesge -sundheitsminister Dr. Philipp Rösler eröffnet. Bar -bara Stamm sagte in ihrer Rede: „Pflege brauchtWertschätzung! Diejenigen, die im Bereich derPflege tätig sind … verdienen zum einen unserehöchste Anerkennung und zum anderen entspre-chende Rahmenbedingungen, die den Anforderun -gen der Qualität und der Würde des Menschen ge-recht werden.“ Rösler machte deutlich, dass dasJahr 2011 für die Aufklärung der Bevölkerung hin-sichtlich der pflegerischen Versorgung in Deutsch -land genutzt wird und im Jahr 2012 Taten folgensollen. Sonja Hohmann, Uwe Müller und AnnetteHeuwinkel-Otter vom DBfK-Regionalvorstand wa-ren bei der Ausstellungseröffnung dabei und „Zeu -gen“ der Aussagen.

Drei F’s – Dabei seinFortbildungstage für Pflegeberufe im OP: 5. und 6. Mai im Internationalen Congress Center MünchenFernlehrgang: „Weiterbildung zur Leitung einerambulanten Pflegeeinrichtung oder stationärenPflegeeinheit“ in München oder Merseburg. Beginn10. Mai 2010.Fotowettbewerb: Bereits in Heft 1 baten wir umFotos für einen Fotowettbewerb am „Tag derPflegenden“. Gefragt sind Pflegeszenen, zum Bei -spiel Kontaktaufnahme mit Patienten, Anwen denvon Pflegetechniken, Bedienen von Pflege hilfs -mitteln (z. B. Krankenbetten), Pflegeteams …Machen Sie mit und mailen Sie die Fotos per E-Mail an: [email protected]. Vergessen Sie nichtIhre Kontaktdaten anzugeben. Bei Fragen rufen Sieeinfach an: (089)1799700.

Tag der Pflegenden – „pP“ Eine neue Initiative des DBfK Südost

ERLANGEN – Der demografische Wandel wird zueinem weiteren Personalmangel in den Pflege -berufen führen. Modellrechnungen des Statisti -schen Bundesamtes (Destatis) und des Bundes -instituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen, dassim Jahr 2025 rund 152 000 beruflich Pflegendefehlen werden. Dies ist ein Grund mit, warumBundesminister Dr. Philipp Rösler das Jahr 2011zum „Jahr der Pflege“ ausrief. Auch der DBfKwill in diesem Jahr ein Zeichen setzen und ruftam 12. Mai 2011 die Aktion „pP“ ins Leben. pP steht für eine menschenwürdige pflegerischeVersorgung in Deutschland: Pflegebedürftige sol-len menschenwürdig gepflegt werden und beruf-lich Pflegende sollen menschwürdig pflegen kön-nen. Wie und was „pP“ genau bedeutet, erfahrenSie am 12. Mai 2011 am „Tag der Pflegenden“.

Foto: AOK Bilderservice

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Veranstaltungen14.05.11 – Symposium Gewalt an Personal in Notaufnahmen, Berlin, Tel.: (0331)748883

20.–21.05.11 – Messe JobMedi in Berlin mit DBfK-Beteiligung, www.jobmedi.de, Berlin, Tel.: (0331)748883

25.–26.05.11 – Landespflegekongress Mecklenburg-Vorpommern in Verbindung mit der Pflegemesse,mit DBfK-Beteiligung, Rostock, Info unter Tel.: (0331)748883, Anmeldung: www.hansemesse-rostock.de

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

380 | DBfK-AKTUELL

Term

ine

Fortbildung Nord-OstFortbildung Nord-West

Weiterbildung

Weiterbildung23.05.–22.06.11 – Zusatzqualifikation Ernährungsmanagement,60 Stunden, ges. 6 Tage, Potsdam, Tel.: (0331)748883,www.dbfk.de –> Bildung –> Weiterbildung Terminliste

13.04.11 – DBfK-Expertengespräche stationär Sturz-prophylaxe, DBfK Nordwest, Bremen, Tel.: (0451)29234-0

13.04.11 – DBfK- Expertengespräche ambulant Sturz-prophylaxe, DBfK Nordwest, Bremen, Tel.: (0451)29234-0

18.05.11 – DBfK-Expertengespräche stationärSchmerzmanagement, DBfK Nordwest, Bremen, Tel.: (0451)29234-0

18.05.11 – DBfK-Expertengespräche ambulant Schmerzmanagement, DBfK Nordwest, Bremen,Tel.: (0451)29234-0

08.06.11 – DBfK-Expertengespräche stationär Förderungder Harnkontinenz, Bremen, Tel.: (0451)29234-0

08.06.11 – DBfK-Expertengespräche ambulant Förderungder Harnkontinenz, Bremen, Tel.: (0451)29234-0

Alle Angebote finden Sie unter www.dbfk.de über die Navigation zu „Bildung“ oder zu denRegionalverbänden. Dort können Sie Details zu den Bildungsangeboten und Veranstaltungen abrufen und die Online-Anmeldung nutzen.

Veranstaltungen04.05.11 – Junge Pflege Kongress 2011,Theater am Marientor Duisburg, Info über E-Mail: [email protected] oder Tel.: (0451)29234-0

11.05.11 – Stationsleitungsforum, Oldenburg, www.dbfk.de

18.06.11 – Mitgliederversammlung DBfK Nordwest,Geschäftsstelle Hannover, E-Mail: [email protected]

Beginn: jederzeit – Fernlehrgang: Qualitätsbeauftragter(TÜV), wurde in Zusammenarbeit mit der TÜV NORDAkademie entwickelt und basiert auf den Original-Unterrichtsmaterialien, Hamburg, Tel.: (0451)29234-0

Beginn: jederzeit – Fernlehrgang: Qualitätsmanager (TÜV),wurde in Zusammenarbeit mit der TÜV NORD Akademieentwickelt und basiert auf den Original-Unterrichtsmaterialien, Hamburg, Tel.: (0451)29234-0

01.05.11 – Pflegeexpertin/-expertefür Menschen mit Herzinsuffizienz, DGGP mbH, Essen, Tel.: (02824)17840 (Kalkar)

12.05.11 – Basisqualifikation außerklinische Beatmung,BaWig GmbH & Co KG, Tel.: (0201)839104-90, www.bawig-essen.de

25.05.11–09.05.12 – Fernlehrgang zurPflegeexpertin/zum Pflegeexperten für Menschen mitDemenz, Essen, Hannover, Tel.: (0511)696844-0

13.–27.08.11 – Weiterbildung – Hygienebeauftragter,Lembke Seminare und Beratungen, Hamburg, Tel.: (040)6116180

26.09.11–24.01.13 – Weiterbildung zur staatlich anerkannten Fachkraft für Leitungsaufgaben in derPflege, Hannover, Tel.: (0511)696844-0

26.09.11–24.01.13 – Aufbauqualifikation I zur staatl. anerkannten Fachkraft für Leitungsaufgaben inder Pflege, Hannover, Tel.: (0511)696844-0

26.09.–07.12.11 – Praxisanleiterin/Praxisanleiter,Hannover, Tel. Tel.: (0511)696844-0

11.10.11–15.05.13 – Fernlehrgang zur verantwortlichleitenden Pflegefachkraft gemäß SGB XI, Veranstaltungs-ort: Essen, Info & Anmeldung: (0511)696844-0

08.12.11–29.01.13 – Aufbauqualifikation II zur staatl.anerkannten Fachkraft für Leitungsaufgaben in derPflege (Einführungstag 26.09.2011), Hannover, Tel. (0511)696844-0

08.04.11 – Aktuelle Regelungen im Arbeits- und Sozialrecht, Rostock, Tel.: (0331)748883

13.04.11 – Pflegequalität praktisch verbessern:Prophylaxen: Teil 1 – Dekubitus- undPneumonieprophylaxe, Berlin, Tel.: (0331)748883

14.04.11 – Pflegequalität praktisch verbessern: Teil 2 –Prophylaxe gegen Thrombose, Obstipation, Soor,Parotitis und Kontrakturen, Berlin, Tel.: (0331)748883

15.04.11 – Reihe Pflegestandards: Expertenstandards einführen – effektiv und effizient,Potsdam, Tel.: (0331)748883

27.04.11 – Kompetent führen, Potsdam, Tel.: (0331)748883

29.04.11 – Reihe Demenz: Kommunikation nach Powell,Rostock, Tel.: (0331)748883

09.05.11 – Motivation steigern – Leicht gesagt undschwer umgesetzt, Guben, Tel.: (0331)748883

13.05.11 – Reihe Demenz: Krankheitsbild Demenz –Psychologische Faktoren, Rostock, Tel.: (0331)748883

20.05.11 – Reihe Demenz: Aus der Praxis für die Praxis –Spielerisch körperliche Aktivierung von Menschen mitDemenz, Potsdam, Tel.: (0331)748883

24–25.05.11 – Kinästhetik in der Pflege, Modul 2, zweitägig, Potsdam, Tel.: (0331)748883

24.05.11 – Pflege älterer Menschen: Fokus „Sexualität“,Berlin, Tel.: (0331)748883

25.05.11 – Umgang mit freiheitsentziehendenMaßnahmen in der Pflege, Schwerin, Tel.: (0331)748883

26.05.11 – „Da könnte ich in die Luft gehen!“ Zum Umgang mit schwierigen Menschen, Berlin, Tel.: (0331)748883

27.05.11 – Wie werbe ich gute Mitarbeiter, wie halte und pflege ich sie?, Berlin, Tel.: (0331)748883

10.06.11 – Rechtliche Aspekte der Pflegedokumentation,Potsdam, Tel.: (0331)748883

17.06.11 – Pflege von Menschen mit kognitivenBeeinträchtigungen im Krankenhaus, Guben, Tel.: (0331)748883

17.06.11 – Reihe Demenz: FreiheitsentziehendeMaßnahmen und Demenz, Rostock, Tel.: (0331)748883

21.06.11 – Umgang mit Borderline-Erkrankten, Cottbus, Tel.: (0331)748883

Page 71: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

DBfK-AKTUELL | 381

www.dbfk.de –> Bildung

Fortbildung Süd-OstFortbildung Süd-West

Weiterbildung/Studium23.–27.05.11 – Fachkraft für Kontinenzstörungen beim älteren Menschen, Grundlagenseminar, Anmeldung an: Paul Hartmann AG, Customer Care Center,Heidelberg, Tel.: (0180)2304275

09.05.–13.05.11 – Weiterbildung Pflegeexperte/inKontinenzförderung, Heidelberg, Tel.: (0711)475063

07.11.11–18.09.12 – Weiterbildung Case Management,anerkannt nach DGCC, Tel.: (0711)475063

Weiterbildung/Studium

Term

ine

Veranstaltungen

13.04.11 – 2. Frankfurter Pflegekongress für Schüler/-innenund Student/innen, Raus aus den Startlöchern – rein in die Zukunft!, Frankfurt, Tel.: (0711)475063

13.04.11 – Herausforderungen im Personalmanagement: Zeit des Erwachens,Fachgespräch, Stuttgart, Tel.: (0711)475063

16.04.11 – Forum E.R.N.A., Stuttgart, Tel.: (0711)475063

11.05.11 – Ambulante Palliativversorgung: Pflegerische Konzepte und Umsetzungen,Fachgespräch, Heidelberg, Tel.: (0711)475063

12.05.11 – Landespflegetag 2011,Stuttgart, Tel.: (0711)475063

22.10.11 – Forum Endoskopie, Stuttgart, Tel.: (0711)475063

Veranstaltungen

05.04.11 – Qualitätszirkel: Palliativ/Hospiz,15.30 bis 17.00 Uhr, Nürnberg, Moderator: Wolfgang Falch, Tel. (0911)289168

03.05.11 – Qualitätszirkel: Ambulante Pflege,15.30 bis 17.00 Uhr, Nürnberg, Moderator: Wolfgang Falch, Tel. (0911)289168

05.05.11 – Fortbildungstage für Pflegeberufe im OP,München, Tel. (089) 179970-0, Programm: www.dbfk.de

12.05.11 – Tag der Pflegenden, Erlangen, Tel. (089)179970-0, Programm: www.dbfk.de

06.07.11 – Mitgliederversammlung 2011, Nürnberg

02.–04.05.11 – Beratung im Pflegeunterricht, Mainz, Tel.: (0711)475063

12.05.11 – Ethik in der Pflege, Stuttgart, Tel.: (0711)475063

16.05.–08.07.11 – Arbeit mit Familien(Modul in Weiterbildung Familiengesundheitspflege),Stuttgart, Tel.: (0711)475063

18.05.11 – EKG-Veränderungen bei Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Aufbauseminar, Mainz, Tel.: (0711)475063

19.05.11 – Kulturelle Vielfalt: Pflege von gleichgeschlecht-lich liebenden alten Menschen, Mainz, Tel.: (0711)475063

23.05.–25.05.11 – Anleitung und Schulung in der häuslichen Pflege nach § 45 SGB XI, Bad Soden, Tel.: (0711)475063

25.–26.05.11 – Grundlagen der Gesprächsführung,Mainz, Tel.: (0711)475063

ab 15.09.11 – Existenzgründungsseminar für Pflegende, Mainz,Tel.: (0711)475063

19.09.–21.10.11 – Gesundheitsförderung undGesundheitsberatung in der Familie(Modul IV in Weiterbildung Familiengesundheitspflege), Stuttgart, Tel.: (0711)475063

26.–28.09.11 – Basale Stimulation – Basisseminar,Schwäbsich Hall, Tel.: (0711)475063

13.–14.10.11 – Kompetent und selbstbewusst:Pflegeprofi – Berufliche Selbstpräsentation für professionell Pflegende, Stuttgart, Tel.: (0711)475063

19.10.11 – Gesetzliche Betreuung, Vorsorgevollmachtund Patientenverfügung im Alltag der Pflege,Stuttgart, Tel.: (0711)475063

20.10.11 – Sozialrecht, Stuttgart, Tel.: (0711)475063

20.10.11 – Versorgung von Patienten mit Port, Stuttgart, Tel.: (0711)475063

21.10.11 – Versorgung von Patienten mit PEG,Stuttgart, Tel.: (0711)475063

02.05.11 (Beginn) – Pflegetherapeut Wunde ICW/Pers.Cert,Bayerische Pflegeakademie, Tel.: (089)8501311

10.05.11 (Beginn) – Fernlehrgang „Weiterbildung zur Leitung einer ambulanten Pflegeeinrichtung oder stationären Pflegeeinheit“, München (089)179970-14oder Merseburg (03461)200975

16.05.2011 (Beginn) – Pflegeberatung (§ 7a SGB XI),Pflegeüberleitung und Internes Case-ManagementBay. Pflegeakademie, Tel.: (089)8501311

07.04.11 – Kopfschmerz – Migräne. Was steckt dahinter?ab 19.00 Uhr, Dr. Christian Kohnhäuser, BTS GaststätteBayreuth, Pflegetreff Oberfranken: [email protected]

07.04.11 – Die Kunst zu Formulieren – Hilfen zur Pflegeplanung, 15.30 bis 17.00 Uhr, Nürnberg,Gabriele Bayer, Tel. (0911)289168

12.04.11 – Basic Life Support (BSL) – KardiopulmonaleReanimation, Bamberg, Oliver Negele, Tel.: (089)1799700

12.04.11 – Konflikte im Pflegealltag – Klug und konstruktivlösen, Merseburg, Susan Tauchert, Tel.: (03461)200975

14.04.11 – Sicher? – Mit Port-Kathetern umgehen (port-a-cath-system), Altötting, Herbert Koch, Tel.: (089)1799700

14.04.11 – Zwang in der Pflege – Von der äußeren Macht zur „inneren Mächtigkeit“,Marienberg, Marco Helmert, Tel.: (03461)200975

03.05.11 – Das Betreuungsrecht – Bescheid wissen und sicher anwenden, Merseburg,Susan Tauchert, Tel.: (03461)200975

04.05.11 – (geänderter Termin) – Deku + Doku + Sturzund Fixierung – Haftungsrechtliche Herausforderungender Nationalen Expertenstandars Dekubitus- undSturzprophylaxe in der Pflege, Würzburg, Peter Jacobs,Tel.: (089)1799700

05.05.11 – Verkehrte Welt: Wenn Kinder sterben –Palliative Care bei Kindern und Jugendlichen, Altötting,Wilma Henkel, Tel. (089)1799700

05.05.11 – Der neue NES Dekubitusprophylaxe (Version2011), Gauting, Annett Günzel, Tel. (089)8501311

10.05.11 – Geriatrische validierende Pflege, Hof, Gisela v. Pölnitz, Tel. (089)1799700

16.–17.05.11 – Pädagogische SommerAkademie,Bernried am Starnberger See, Sabine Muths, NorbertMatscheko, Robert Hofner, Tel. (089)1799700

Page 72: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

382 | DBfK-AKTUELL

DBfK-AKTUELLVerbandsnachrichten des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V.

Herausgeber:Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V., Salzufer 6, 10587 Berlin,Tel.: (030)219157-0, E-Mail: [email protected]

Verantwortlich:Franz Wagner (Geschäftsführung)

Der DBfK behält sich das Recht vor, die veröffentlichten Beiträge auf Datenträgern und im Internet zu übertragen und zu verbreiten.

Redaktion:Johanna Knüppel, Salzufer 6, 10587 Berlin,E-Mail: [email protected], Fax: (030)219157-77

DBfK aktuell ist eine eigenständige Rubrik des DBfK für Mittei-lungen an seine Mitglieder. Sie erscheint in jeder Ausgabe (mo-natlich) von Die Schwester Der Pfleger. Für die Inhalte ist alleinder DBfK-Bundesverband verantwortlich – für Nachrichten ausden Regionen zeichnen die jeweiligen Regionalverbände verant-wortlich. Inhalte, die mit Namen oder Initialen gekennzeichnetsind, stellen nicht unbedingt die Meinung des Verbandes dar.

VS: Gudrun Gille, GF: Franz Wagner

Bundesgeschäftsstelle, Salzufer 6

10587 Berlin, Tel.: (030)219157-0

Fax: (030)219157-77, E-Mail: [email protected]

WHO-Collaborating Center,

Agnes Karll Institut für Pflegeforschung,

Agnes Karll Gesellschaft für Gesundheitsbildung

und Pflegeforschung gGmbH

DBfK NordwestVS: Marita Mauritz, GF: Michael J. Huneke

[email protected]

GeschäftsstelleLister Kirchweg 45, 30163 Hannover

Tel.: (0511)696844-0, Fax: (0511)696844-176

Regionalvertretung Nord Am Hochkamp 14, 23611 Bad Schwartau

Tel.: (0451)29234-0, Fax: (0451)29234-44

Regionalvertretung West Müller-Breslau-Straße 30a, 45130 Essen

Tel.: (0201)36557-0, Fax: (0201)36557-11

DBfK NordostVS: Dr. Margarete Reinhart, GF: Anja Kistler

[email protected]

Kreuzstraße 7, 14482 Potsdam-Babelsberg

Tel.: (0331)748883, Fax: (0331)748 8855

Korporativ angeschlossene VerbändeFreie Schwesternschaft Baden-Württemberg e.V.

Tel.: (07131)494071

DVG – Friedensauer Schwesternschaft

www.dvg-online.de

DVET (Fachverband für Stoma und Inkontinenz) e.V.

www.dvet.de

Landesverband Nordrhein-WestfalenKaulbachstraße 78, 45147 Essen, Tel.: (0201)1053783,

Fax: (0201)1053785, E-Mail: [email protected]

DBfK Südwest VS: Andrea Kiefer, GF: Uwe Seibel

[email protected]

GeschäftsstelleEduard-Steinle-Straße 9, 70619 Stuttgart

Tel.: (0711)475061, Fax: (0711)4780239

Regionalvertretung Mainz, Gärtnergasse 3, 55116 Mainz

Tel.: (0711)475061

DBfK Südost, Bayern-MitteldeutschlandVS: Sonja Hohmann, GF: Dr. Marliese Biederbeck

[email protected]

GeschäftsstelleRomanstraße 67, 80639 München

Tel.: (089)179970-0, Fax: (089)1785647

Regionalvertretung MitteldeutschlandOberaltenburg 7, 06217 Merseburg

Tel.: (03461)200975, Fax: (03461)200976

DBfK-Adressen

Bundesverband

Regionalverbände

IMPRESSUM www.dbfk.de

VS = Vorsitz, GF = Geschäftsführung

Page 73: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

MANAGEMENT | 383Autoren: Dr. Christine von Reibnitz, Bernhard Schöffend

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Case Management sorgt für eine höhere Zufrieden-heit bei Patienten und spart Kosten. Denn eskoordiniert die Abläufe über den gesamtenBehandlungsverlauf hinweg und sorgt dafür, dassauch im nachklinischen Bereich eine Versorgungs-kontinuität sichergestellt ist. Ein aktuelles Projektder Evangelischen Kliniken Bonn zeigt, dass essinnvoll ist, Case Management gezielt bei Patienten-gruppen einzusetzen, die erfahrungsgemäß einenBedarf an poststationärer Versorgung haben.

Pilotprojekt

Der Nutzen von Case Ma -nagement im Krankenhausist offenkundig: Patienten

können aufgrund von optimier-ten Prozessen die Klinik frühzei-tig verlassen. Auch poststationä-re Versorgungspartner – ambu-lante Pflegedienste, stationärePflegeeinrichtungen und nieder-gelassene Ärzte – werden imVorfeld über die Entlassung desPatienten und die notwendige

poststationäre Versorgung infor-miert. Nach der Entlassung des Pa -tienten sollte eine Evaluationerfolgen, wobei sowohl derPatient als auch die Versor -gungspartner einbezogen wer-den sollten. Ziel ist es, die Über-leitungsprozesse zu überprüfen,Probleme aufzudecken und beiBedarf weitere ambulante Hil -fen aufzuzeigen. Somit wird häu -

fig auch die erneute Ein weisungin die Klinik vermieden. Case Management stellt sicher,dass ausgewählte Patienten dierichtigen Leistungen zum richti-gen Zeitpunkt in der richtigenForm erhalten und nutzt einenRegelkreis (Abb. 1).

Die Implementierung von CaseManagement in Krankenhäu -sern ist komplex und aufwendigund lässt sich nicht einfachnebenbei realisieren. Es bedarfeiner sorgfältig durchdachtenVorgehensweise, wobei sämtli-che am Versorgungsprozess derPatienten beteiligten Berufs -gruppen einbezogen werdensollten.

Implementierung fokussiertauf Patienten mit poststationärem Bedarf

Im Johanniter Krankenhaus,Evangelische Kliniken Bonn,wird Case Management im Rah -men eines Praxisprojekts imple-

Case Management schafft Prozessoptimierung

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Page 74: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

384 | MANAGEMENT

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

mentiert. Das Projekt begann imAugust 2009 und wird voraus-sichtlich im Dezember 2011abgeschlossen. Die Projektgrup -pe ist interdisziplinär besetztund besteht aus der Pflege -dienstleitung, Sozialdienst, Me -dizinischem Direktor, Kaufmän -nischem Direktor, Case Manager,Projektberater und einer Pflege -kraft von der Aufnahme.

Die Arbeitsgruppe setzte sich zuBeginn des Projekts ein Ziel:Prozessoptimierung von derAufnahme bis zur Entlassung.Um dieses Ziel zu erreichen,wurden Unterziele festgelegt:

Interdisziplinäre Fallsteue -rung zur Verbesserung der Wirt -schaftlichkeit und der Versor -gungsqualität,

Annäherung der tatsächli-chen Verweildauer an die Mitt -lere Verweildauer,

Einhalten der Oberen Grenz -verweildauer,

Minimieren der nicht erlös-relevanten Komplexbehandlun -gen,

Optimieren der Schnittstel -len im Entlassungsprozess.

Der nächste Schritt der Ar -beitsgruppe war es, eine umfas-sende Ist-Analyse des Aufnah -me- und Überleitungsprozessesin der Klinik vorzunehmen. Sieergab einen ersten Überblicküber die Schwachstellen. Für dieArbeitsgruppe resultierte daraus

vor allem eine Erkenntnis: CaseManagement muss gezielt imple-mentiert werden und bei Pa -tientengruppen mit den meisteninnerbetrieblichen Schnittstel -len ansetzen. Wie können diesefür Case Management besondersgeeigneten Patientengruppenermittelt werden? Die Arbeits -gruppe wählte zu diesem Zweckbestimmte DRG-Hauptdiagno -segruppen aus, bei denen diebetroffenen Patienten erfah-rungsgemäß einen Bedarf anpoststationärer Versorgung ha -ben (Abb. 2).

Hauptdiagnosegruppen ermöglichen weitere Eingrenzung

Um eine weitere Eingrenzungvon Case-Management-geeigne-ten Patientengruppen vorzuneh-men, analysierte die Arbeits -gruppe im nächsten Schrittbestimmte, erlösrelevante Daten(§ 21 KHEntgG). Diese Analyse

ermöglichte es, Aussagen überden Zusammenhang von Ver -weildauer und Diagnose,Schweregrad und Entwicklungdes Case-Mix-Index zu treffen.Der Case-Mix-Index beschreibtden durchschnittlichen Schwe -regrad der Patientenfälle gemes-sen an einer Skala, die demGesamtressourcenaufwand ent-spricht.

Die Analyse machte deutlich,dass Case Management sowohlbei DRG mit überdurchschnitt-licher Verweildauer und beiFällen mit Verweildauerüber -schreitung bei unterdurchschnitt -lichem Schweregrad sinnvolleingesetzt werden kann. BeiFällen mit hoher Fallzahl und/oder auffälliger Abweichung zurVerweildauer – also Abweichungder tatsächlichen Verweildauerzur Mittleren Verweildauer desFallpauschalenkatalogs – wurdeanhand ihrer Hauptdiagnoseeine weitere eingehende Analysevorgenommen. Es sollte unter-sucht werden, ob es Schnitt -stellenprobleme innerhalb desBehandlungsteams gab, die einverzögertes Handeln und damiteine unnötige Verlängerung derBehandlungszeit nach sich zog.Schließlich konnte die Arbeits -gruppe drei Hauptdiagnosenbestimmen, die für das Case-Management-Projekt besondersgeeignet erschienen: L02 (Haut -abszess), K57 (Divertikulose)und I63 (Schlaganfall).

Diese Fälle wurden daraufhinunter dem Aspekt erhöhter An -zahl präoperativer beziehungs-weise präinterventioneller Be -legungstage betrachtet: Warendiese Tage krankheitsbedingt

DRG-Hauptdiagnosegruppen Abb. 2mit poststationärem Versorgungspotenzial

HDG 04 (E) – Krankheiten der Atmungsorgane

HDG 05 (F) – Krankheiten des Kreislaufsystems

HDG 07 (H) – Krankheiten des hepatobiliären Systems und des Pankreas

HDG 08 (I) – Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems

HDG 11 (L) – Krankheiten der Niere und ableitende Harnwege

HDG 06 (G) – Krankheiten des Verdauungssystems

HDG 01 (B) – Krankheiten des Nervensystems

Quelle: von Reibnitz (2009)

Case Management-Regelkreis Abb. 1

AbschlussevaluationVersorgungsziel erreicht

Auswahl des Patientennach Versorgungsbedarf

Evaluation desVersorgungsbedarfs

Assessment Erhebung Versorgungsbedarf

Monitoring desVersorgungsplans

Interdisziplinäre Entwicklungdes Versorgungsplans

Implementierung desVersorgungsplans

Page 75: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

notwendig oder lagen hierSchnittstellenprobleme vor? AlleFälle mit poststationärem Behand -lungspotential nach § 115 SGBV wurden in regelmäßigen Be -sprechungen mit den Behand -lungsteams und DRG-Verant -wortlichen diskutiert. Es solltegeklärt werden, ob hier eine pri-märe oder sekundäre Fehlbe -legung vorlag. Alle Fälle mitÜberschreiten der oberen Grenz -verweildauer wurden auch da -raufhin analysiert, ob die Über-schreitung medizinisch begrün-det und dokumentiert war oderob wiederum Schnittstellen -probleme vorlagen, die gegen-über den Kassen und dem MDKnicht medizinisch begründetwerden konnten – mit der Folgevon Erlöskürzungen und ver-minderter Gesamtfallzahl.

Gerade bei der Überschreitungder oberen Grenzverweildaueraus nicht medizinischen Grün -den (Versorgungsproblematik imambulanten Milieu) zeigt sichauch die Wichtigkeit eines gutenund frühzeitig eingebundenenSozialdienstes in Zusammen -arbeit mit dem Case Manager.Aufgrund der demografischenEntwicklung und der gerade imstädtischen Klientel stark ver-tretenen isolierten Stellung derPatienten ohne familiären Rück -halt oder der Unmöglichkeit derhäuslichen Versorgung ist gera-de dieses Klientel eine großeHerausforderung und finanzielleGefahr für die Klinik, als Un -ternehmen mit einem sozialenAuftrag, dass die nicht gelöstensozialen Fragen auf seinemRücken und Budget ausgetragenwerden.

Aufgrund der Vielzahl der „Team -player“ und der Erlösrelevanzwurde Case Management imweiteren Verlauf auch in dieAblaufsteuerung bei der Erbrin -gung der Komplexbehandlungenmit einbezogen: Gerade bei dengeriatrischen und palliativmedi-zinischen Kom plexbehandlun -gen zeigt sich, wie wichtig einesehr stringente Behandlungs -planung ist. Dies beruht zumeinen auf der Viel zahl der Ak -teure, zum anderen auf den sehr

weichen Formulie rungen undAnforderungen im Fallpauscha -lenkatalog für diese Leistungen,die viele Möglich keiten der Be -handlungskoope rationen zulas-sen, bei den Be handlungsteamsaber möglicherweise Verwirrungauslösen. Gerade hier kann dasCase Ma nagement zielführendBe hand lungsressourcen koordi-nieren.

Case Management schafftkoordinierte Versorgung

Mit Case Management wird imKrankenhaus Transparenz hin-sichtlich der Versorgungspro -zesse geschaffen. Durch regel-mäßige Besprechungen zwischenCase Manager und Ärzten, dieWeitergabe von Informationenund Fallbesprechungen wird eininterdisziplinäres Team aufge-baut, das die optimale Ent -lassung des Patienten im Blickhat. Erwartete Effekte durchden Einsatz von Case Manage -

ment ist neben der Verweil -daueroptimierung und einerkoordinierten Entlassung dieSteigerung des Case-Mix-Index.Die Entwicklung dieser Kenn -zahlen lässt darauf schließen,dass eine enge Zusammenarbeitdes ärztlichen Dienstes mit derVerwaltung über den Case Ma -nager auch den Blick der Mit -arbeiter, die keine administrati-ven Aufgaben wahrnehmen, fürdas wirtschaftliche Arbeiten desKrankenhauses schärft. Mit Case Management ist diegesamte Überleitung in einerHand und die Patienten erhaltendamit von Anfang an eine wirk-lich effiziente Betreuung. DieseVorgehensweise sichert die Qua -lität der Versorgung und trägtzur Wirtschaftlichkeit bei.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. Christine von ReibnitzJohanniter-Schwesternschaft e.V.Finckensteinallee 111, 12205 BerlinE-Mail: [email protected]

Ab März 2011 Produktion in Deutschland

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

MANAGEMENT | 385

Page 76: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

386 | MANAGEMENT Autor: Dr. Matthias Offermanns

Durch die Neuordnung von Aufgaben des Pflegedienstes soll es zu einerEntlastung der Pflegekräfte kommen. Diese reduziert sich jedoch nicht nur aufeine Auswahl von Tätigkeiten und Verrichtungen, die an anders qualifizierteMitarbeiter übertragen werden. Damit die Neuordnung pflegerischer Aufgabenzu einem Erfolgsmodell wird, spielen die richtige Organisation, dieOptimierung der Prozesse und der optimierte Einsatz der Mitarbeiter nachKompetenzen eine entscheidende Rolle.

Neuordnung von Aufgaben des Pflegedienstes

Von der einzelnen Tätigkeit zurtatsächlichen Delegation

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Nicht einzelne Verrichtungen,sondern Aufgabenfelder übertragen

Im Rahmen einer empirischenErhebung sind einzelne Tätig -keiten, die in vielen Kranken -häusern von examinierten Pfle -gekräften ausgeführt werden,bekannt, die auf andere Be -rufsgruppen übertragen werdenkönnten. In den meisten Fällenist eine einzelne Verrichtungaber noch nicht ausreichend, umdamit andere Mitarbeiter imhinreichenden Umfang beschäf-tigen zu können. Ein noch wichtigeres Argument:„Bei dem Versuch, eine Aufga -benverteilung zwischen den ver-schiedenen Berufsgruppen imKrankenhaus vorzunehmen, er -weist sich die Orientierung an

Einzeltätigkeiten als nicht ziel-führend. Die Zergliederung vonAufgabenkomplexen schafft zu -sätzliche Schnittstellen underhöht damit die Gefahr vonSchnittstellenproblematiken wieunnötigen Wartezeiten, Verlustvon Information oder Missver -ständnissen ...“ (1)Es geht also darum, sinnvolleKombinationen von Tätigkeitenzu schaffen. Mit anderen Worten:

Es geht um die Definition vonAufgabenfeldern. Die Forderungnach sinnvollen Kombinationenvon Tätigkeiten hat dabei meh-rere Dimensionen:

Inhaltliche Dimension: Waskann/sollte zusammengefasstwerden?

Zeitliche Dimension: Welchezeitlichen Lagen sind betroffen?

Qualifikatorische Dimen -sion: Welches Qualifikations -niveau ist erforderlich?

Ökonomische Dimension:Welches Entlastungspotenzialergibt sich?Diese Dimensionen kann man inder Krankenhauspraxis jedochnicht isoliert betrachten, da siewechselseitig voneinander ab -hängig sind. Gleichzeitig muss bei der Über-legung, welche Tätigkeit an eineandere Berufsgruppe übertragenwerden soll, auch immer mitge-dacht werden, wie sich die Formder Ausführung durch den Ein -satz einer anderen Berufs gruppeändert.

Die Benennung einer Tätigkeitschließt damit automatisch aucheine Änderung der Prozesse mitein. Als Mindeständerung wirdein Schnittstellen- und Kom -munikationsmanagement da -durch erforderlich sein, dasseine weitere Berufsgruppe tätigwird, die sich mit den vorhande-nen Berufsgruppen abstimmenmuss, und sei es, dass im Vorfeldeine genaue Definition über dieAufgabenverteilung erfolgt ist,an die sich alle zu halten haben.Schließlich: „Problematischscheinen die personellen Um -strukturierungen dann zu sein,wenn lediglich ein simplifizier-ter tätigkeitsbezogener Ansatzfür Skill Mix angewendet wird.Dieser ausschließlich tätigkeits-bezogene Ansatz blendet mög-liche Auswirkungen eines verän-derten Qualifikationsniveausaus. Hierunter sind die Ansätzezu verstehen, bei denen die An -zahl der höher qualifiziertenPflegepersonen vermindert wirdund die gleichen pflegerischenAufgaben vermehrt von schlech-ter ausgebildetem Personaldurch geführt werden. Als Beur -teilungskriterium steht das

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Pfle geergebnis im Zentrum desInteresses.“ (2) Durch eine neueAufgabenverteilung mit einementsprechenden Einsatz vonanders qualifiziertem Personaldarf sich die Qualität der Ver -sorgung der Patienten nicht ver-schlechtern!

Rahmenbedingungen für dieÜbertragung von Tätigkeiten

Inwieweit Einzeltätigkeiten tat-sächlich übertragbar sind, hängtvon den konkreten Gegeben -

heiten in jedem einzelnen Kran -kenhaus ab. Hierzu zählen bei-spielsweise die Schichtstärkeoder das Patientenklientel.

SchichtstärkeHier geht es um die Frage, wieviele examinierte Pflegekräfte jeSchicht eingeteilt werden. Einewissenschaftlich exakte undobjektiv überprüfbare Methodezur Bestimmung einer optimalenSchichtstärke liegt (derzeit)nicht vor. Die Bestimmung derSchichtstärke steht damit im

Spannungsfeld zwischen recht-lichen Vorgaben, Erfahrungs -wissen, Qualitätsansprüchenund ökonomischen Zwängen.Es ist unstrittig, dass es Auf -gaben gibt, die ausschließlichvon examinierten Pflegekräftendurchgeführt werden dürfen.Hierbei handelt es sich zumBeispiel um die Tätigkeiten, wiesie in § 3 Abs. 2 Kranken -pflegegesetz aufgeführt sind:„Erhebung und Feststellung desPflegebedarfs, Planung, Orga -nisation, Durchführung undDokumentation der Pflege.“Es ist aber ebenso unstrittig,dass es Aufgaben gibt, die vonanders qualifiziertem Personalmit gleich gutem Ergebnis erle-digt werden können. Ein Kran -kenpflegeexamen ist nicht erfor-derlich, um etwa Tätigkeiten imBereich der Hol- und Bringe -dienste auszuführen. „Bei der Planung des Dienst -planes muss die Qualifikationder Mitarbeiter berücksichtigtwerden. Jede Schicht sollte eineSchichtleitung haben, damit dieVerantwortung und die Aus -übung des Weisungsrechts si -chergestellt wird.“ (3) Darauslässt sich die Forderung für denDienstplan ableiten, dass immereine hin- und ausreichende Zahlexaminierter Pflegekräfte in ei -ner Schicht eingeplant sein muss.Der Patiententransport stellt einBeispiel für die Beachtung derAufgabenverteilung dar. DerGesundheitszustand mancherPatienten erfordert einen Pa -tiententransport unter Einbe -ziehung einer examinierten Pfle -gekraft. In der Zeit, in der dieserPatiententransport erfolgt, darfdie Station natürlich nicht vonexaminierten Pflegekräften ver-waist sein.

Es dürfte selbstverständlich sein,dass die Qualität der Patienten -versorgung durch eine Übertra-gung von Tätigkeiten nicht be -einträchtigt werden darf. JedesKrankenhaus muss daher fürsich eine Entscheidung darübertreffen, welche Qualitäts stan -dards erreicht werden sollen undwelcher „Skill Mix“ dazu not-wendig ist. Eine Übertragungvon Aufgaben vom Pflegedienst

Vorteile und Nachteile der Neuordnung von Tätigkeiten Abb. 1

Vorteile

• Pflegende können sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren. „Praxiserfahrungenzeigen, dass die Übertragung benannter Leistungen an anders qualifizierte Mitarbeiter zueiner grundlegenden Entlastung der Pflegekräfte in Bezug auf Unterstützungstätigkeitenführt. Der Tätig keitsschwerpunkt – insbesondere von Gesundheits- und (Kinder-) Kranken -pfleger/innen – wird auf die Kernkompetenzen in der allgemeinen und speziellen Pflege ver-lagert, wodurch eine Erhöhung der Pflegebindungszeit zu erwarten ist.“ (5)Durch den Wegfall von Tätigkeiten verbleibt den verbliebenen examinierten Pflegekräftenmehr Zeit für die Tätigkeiten, die zu den Kernkompetenzen der Pflege zählen. Folge könntesein, dass mehr Zeit für Patienten zur Verfügung steht. Allerdings, hängt dies in hohemMaße von der Ausgestaltung der Neuordnung von Tätigkeiten vor Ort ab.

• Examinierte Pflegekräfte müssen Führungsverantwortung über die anders qualifi-zierten Mitarbeiter auf Station übernehmen. Die neu einzusetzenden anders qualifizier-ten Kräfte müssen angewiesen, kontrolliert und geführt werden. Das kann nur von exami-nierten Pflegekräften geschehen, da nur diese den erforderlichen Überblick und dieKompetenz über die Vorgänge auf Station haben.

• Die Verantwortung nimmt zu, da zur fachlichen Kompetenz noch eine Orga nisa -tionskompetenz hinzutritt. In die gleiche Richtung wie die erhöhte Führungs kompetenzzielt die Zunahme der Organisationskompetenz. Der Einsatz der anders qualifizierten stati-onsinternen Kräfte muss zeitlich und inhaltlich geplant und organisiert werden.

• Schnittstellenproblematik verringert sich. Je nach Ausgestaltung der neuen Aufgaben -verteilung kommt es zu einer Verringerung der Schnitt stellen, nämlich dann, wenn derPflegedienst die organisatorische Hoheit über den Einsatz der Kräfte erlangt, die stations-interne Tätigkeiten übernehmen. Die Schnittstellenproblematik ist beherrschbar, wenn einegenaue Definition dessen erfolgt, wer welche Aufgaben bis wann zu erledigen hat.

• Insgesamt kann es zu einer Aufwertung der examinierten Pflegekräfte kommen.

Nachteile

• Es kommt zu Veränderungen, die dazu führen, dass eingespielte Abläufe verändertwerden.

• Stellen in anderen Bereichen fallen weg. In den wenigsten Fällen wird der Einsatzanders qualifizierten Personals zu einem erhöhten Personaleinsatz führen. Es werden in derRegel keine Stellen „on top“ geschaffen. Mit anderen Worten: Der Einsatz der neuen Kräfteführt dazu, dass Stellen in anderen Bereichen wegfallen.

• Erholungsmöglichkeiten fallen weg. Durch eine andere Aufgabenverteilung werdenTätigkeiten übertragen, die möglicherweise bislang als Rückzugsmöglichkeiten gedienthaben. Möglicherweise führt die Übertragung von Tätigkeiten auch zu einer Arbeits -verdichtung insofern, als dass zukünftig die examinierten Pflegekräfte keine Erholungs -möglichkeiten im Rahmen der Ausführung von leichteren Aufgaben haben wie Aufräumender Stationsküche oder Verräumen der Medikamente.

• Schnittstellen können hinzukommen. Zusätzliche Schnittstellen sind dann problema-tisch, wenn der Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf deutlich zunimmt. Das ist insbe-sondere dann der Fall, wenn eine zusätzliche Leitungsebene für die anders qualifiziertenMitarbeiter neu hinzukommt.

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auf andere Berufsgruppen machtdamit eine Diskussion über dieangestrebten Qualitätsziele er -forderlich. Bei der Übertragung von Auf -gaben sind mögliche Rückwir -kungen zu beachten. Der Ein -satz von anders qualifiziertemPersonal zulasten von exami-nierten Pflegekräften kann dazuführen, dass die verbleibendenPflegekräfte stärker mit unat-traktiven Diensten am Wochen -ende belastet werden oder aberdie Anzahl der abzuleistendenNachtdienste ansteigt. Eine Ent -lastung der examinierten Pflege -kräfte ist damit nicht erreicht.Stattdessen erfolgt eine weitereBelastung, die kontraproduktivwirkt.

PatientenklientelInwieweit eine Entlastung derPflege durch anders qualifizierteKräfte stattfinden kann, hängtauch davon ab, welches Patien -tenklientel auf der Station liegt.Wenn feststeht, dass auf einerStation das Patientenklientelrelativ homogen hinsichtlich derErkrankungsschwere ist, dannkann der Personaleinsatz sogeplant werden, dass der richti-ge Qualifikationsmix vorhandenist. Es steht dann weitgehendvorab fest, wann Mitarbeiter mitwelcher Qualifikation eingesetzt

werden können. Das erleichtertdie Neuordnung von Tätigkei -ten. Wenn die Belegung der Stationaber nicht homogenisiert ist, istdie Entlastung der Pflege überanders qualifiziertes Personalnur eingeschränkt möglich. Auf -grund der nicht planbarenPatientenbelegung hat sich derPersonaleinsatz nach den Er -fahrungswerten der Vergangen -heit zu richten.

In Bezug auf die Homogeni -sierung des Patientenklientelsgeht es konkret um eine Ände-rung der Bettendisposition unddes Belegungsmanagements.Das setzt eine sehr enge Zu -sammenarbeit zwischen Betten -disposition und Station voraus.Die Einbestellung der Patientenund ihre Verteilung auf dieStationen erfolgt hierbei imHinblick auf die festgelegtenBehandlungskonzepte. Eine Bündelung der Patientennach Schweregrad mit entspre-chender Zuweisung zu einzelnenStationen kann sich darausergeben. Mit anderen Worten:Die Stationen werden möglichsthomogen in Bezug auf dasPatientenklientel belegt. Je nachGröße des Krankenhauses kanneine interdisziplinäre Belegungder Stationen die Folge sein.

Wie die Bettenbelegung, so kanneine Neuordnung von Tätigkei -ten auch Auswirkungen auf dasEntlassungsmanagement haben(4). Um Missverständnissen vor-zubeugen: Selbstverständlichentscheidet der Arzt darüber,wann ein Patient entlassen wird.Aber durch ein systematischesund strukturiertes Entlassungs -management können Patientenschon bei der Aufnahme identi-fiziert werden, die einen höherenBehandlungsaufwand und damiteine andere Zusammensetzungdes Behandlungsteams erfordernals Patienten mit einem ge -ringeren Betreuungsaufwand.

Mitarbeiter frühzeitig einbinden

In den Krankenhäusern bestehtein großer Veränderungsdruck.Spätestens seit der Einführungder DRG stehen die Kranken -häuser unter einem wirtschaft-lichen Druck, der zu Verände -rungen in den Prozessen und denStrukturen geführt hat und auchweiter führen wird. Die Kran -kenhausmitarbeiter haben inden letzten Jahren vielfältigeÄnderungen erfahren (müssen).Die Veränderungsbereitschaftist daher nicht in allen Fällensehr ausgeprägt.

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Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Dennoch ist einer der wichtigs -ten Punkte bei der Neuordnungvon Tätigkeiten die frühzeitigeEinbeziehung und die Überzeu-gung der Mitarbeiter. In den sel-tensten Fällen wird man alleMitarbeiter von den beabsich-tigten Maßnahmen überzeugenkönnen, aber einen Großteil wirdman auf dem Weg mitnehmenkönnen. Dazu ist es aber erfor-derlich, über die Vor- und Nach -teile einer Neuordnung von Tätig -keiten offen zu reden (Abb. 1). Aber nicht nur die Pflegekräftebetrifft die Neuordnung vonAufgaben. Durch den Einsatzanders qualifizierten Personalsist das gesamte Behandlungs -team betroffen. Im Regelfall gehtes nicht nur um die Übertragungvon Aufgaben, sondern auch umdie Änderungen von Prozessen,in die auch andere Professioneneingebunden sind. Die Übertra-gung von Aufgaben und derEinsatz von anders qualifizier-tem Personal sollten daher im

Einvernehmen mit dem gesam-ten Behandlungsteam erfolgen.

Prozessanalyse gehtNeuordnung der Aufgaben voraus

Bei der Prozessanalyse geht esum die Verortung der möglicher-weise zu übertragenen Aufgabenim Prozess der Patientenver -sorgung. Dazu ist es erforder-lich, den Prozess und die einzel-nen Prozessschritte zu betrach-ten. Allein die Ermittlung und die imAnschluss daran notwendigeBeschreibung der einzelnen Tä -tigkeiten lassen erkennen, wel-che unterschiedlichen Tätigkei -ten zu welchem Zeitpunkt not-wendig und wie viele Berufs -gruppen in den Prozess einge-bunden sind. Bei der Prozessbe -schreibung der einzelnen Tätig -keiten ist unter anderem auf dierichtige Reihung und Abfolgevon Tätigkeiten zu achten. Oder

aber die Tätigkeiten kommen zueinem bestimmten Zeitpunktvor. Hier wird der enge Zu -sammenhang mit der zeitlichenDimension der zu übertragenenTätigkeiten deutlich. Die Zu -sammenstellung, wer und wannZugriff auf Informationen hat,die relevant sind, stellt einenweiteren wichtigen zu beachten-den Aspekt der Prozessanalysedar.Die Prozessanalyse sollte aufjeden Fall einer Neuordnung vonTätigkeiten vorausgehen. Essollte mit ihr zunächst die Ziel -setzung verbunden sein, festzu-stellen, ob eine Verbesserung derAblauforganisation und/oderdie Vorgabe einer Verbindlich -keit nicht schon ausreichend ist,um eine Entlastung des Pflege -personals zu erreichen. Um diesbeurteilen zu können, ist einepflegefachliche Kompetenz er -forderlich. Ohne die entspre-chende sachlich fundierte Fach -kompetenz ist eine Betrachtung

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der Prozesse nicht möglich. Eineallein auf fachfremden Kompe -tenzen, zum Beispiel betriebs-wirtschaftlichen Kenntnissen,basierende Prozessanalyse wirdkaum zu einer dauernden undnachhaltigen Entlastung desPflegepersonals beitragen.Eine reine Ist-Beschreibung derProzesse reicht aber nicht aus.Es müssen darüber hinaus kriti-sche Teilprozesse identifiziertwerden, also Prozesse, wo Infor -mations-, Zeit- oder Reibungs -ver luste auftreten können. Die Situationen, in denen Ent -scheidungen über weitere Maß -nahmen getroffen werden müs-sen, stellen einen wichtigen kri-tischen Teilprozess dar. Bevoraber Entscheidungen getroffenwerden können, muss zunächstdie Situation erkannt und (fach-gerecht) beurteilt werden. Dassetzt voraus, dass in Bezug aufdie Situation eine entsprechendeBeurteilungskompetenz vorliegt. Bei wenig komplexen oder Stan -dardsituationen, zum BeispielSchließung der Patientenaktenach Entlassung des Patienten,ist die Beurteilung einer Situa -tion, die Entscheidungen zurFolge haben sollen, unproblema-tisch. Möglicherweise gibt esVorgaben in Form von Wenn-Dann-Formulierungen oder esliegen Verfahrensanweisungenvor, die die Situation und die zu

treffenden Entscheidungen be -schreiben.In komplexeren situativen Kon -texten bedarf es aber einer um -fassenderen Beurteilungskom -petenz. So müssen beispielswei-se die Gefahren aufgrund vonhygienischen Mängeln bis hin zueiner erhöhten Infektionsgefahrerkannt werden, wenn die Pfle -gearbeitsräume nicht regelmä-ßig und ordnungsmäßig ge rei -nigt werden. Es muss alsojemanden geben, der in solchenSituationen über die erforderli-che Kompetenz verfügt.Im Rahmen der Prozessanalysemuss festgelegt werden, werwelche fachlichen und auchdienstrechtlichen Kompetenzenhat. Damit keine Unklarheitenentstehen, sollten Arbeits- undVerfahrensanweisungen entwi-ckelt werden.Bei der Darstellung der Ablauf -organisation ist besonderes Au -genmerk auf stationsinterne undstationsübergreifende Schnitt -stellen zu legen. Jede Schnitt -stelle sorgt für einen erhöhtenAbstimmungs- und Kommuni -ka tionsbedarf. Bei einer Neu -ordnung von Tätigkeiten miteiner Übertragung von Aufga -ben muss daher sorgfältig über-legt werden, wie diese in die Ab -lauforganisation einzupassen ist. Auch wenn eine zusätzlicheSchnittstelle zu einem erhöhten

Abstimmungs- und Kommuni -kationsbedarf führt, kann essein, dass eine weitere Schnitt -stelle sogar zu einer verbessertenOrganisation beiträgt. Wenn dievorherige Situation zwar durchweniger Schnittstellen gekenn-zeichnet war, aber aufgrund vonunklaren Kompetenzzuweisun -gen zu einer suboptimalen Pro -zessausführung geführt hat,dann kann die Etablierung einerzusätzlichen Schnittstelle zueiner Prozessverbesserung bei-tragen.

Im Rahmen von Schnittstellen -analysen sind auch die Arbeits -verteilung und die Kommuni -kation zwischen den Berufs -gruppen einer Station zu thema-tisieren. Insofern ist die Neuord -nung von Aufgaben des Pflege -dienstes kein Bereich, der aus-schließlich den Pflegedienst be -trifft. Die anderen Mitgliederdes therapeutischen Teams sindhier ebenfalls beteiligt. Auchderen Tätigkeit muss analysiertund ihre Einbindung in die rele-vanten Prozesse betrachtet wer-den. Da die Neuordnung von Aufga -ben nicht nur stationsinterneTätigkeiten betrifft, muss diegesamte Prozesskette ange-schaut werden. Die Funktions -abteilungen oder die nicht-medizinischen Bereiche des

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Krankenhauses sind gegebenen-falls einzubinden.

Pflegemanagement übernimmt zentrale Rolle

Die Neuordnung von Aufgabensteht und fällt mit der Fragenach der Organisation und denVerantwortlichkeiten für denEinsatz der anders qualifiziertenMitarbeiter in den Bereichen,die übertragen werden. Die Frage nach den Kompe -tenzen betrifft mehrere Ebenen.Geklärt werden muss, welcheKompetenzen das Pflegema -nage ment, die Stations- oderBereichsleitungen sowie dieexaminierten Pflegekräfte imNachgang zur Neuordnung vonTätigkeiten haben werden.Durch die Neuordnung vonAufgaben des Pflegedienstes solles zu einer Entlastung der Pfle -gekräfte kommen. Diese gebenAufgaben und Verrichtungen anandere Mitarbeiter ab. Es wer-den teilweise Verrichtungenübertragen, die nur unter Auf -sicht der Pflegekräfte ausge-führt werden können. EineKontrolle der ausgeführten Tä -tig keiten kann demzufolge auchnur von den Pflegekräften statt-finden. Es sollten Prozesse in derArt optimiert werden, dass diePflegekräfte entsprechend ihrenFähigkeiten eingesetzt werdenund keine zusätzlichen Belas -tungen auftreten. „Verbleibt die operative Koor -dinierung und Ergebniskontrollevon thematisierten Unterstüt -zungs tätigkeiten in der Verant -wortung der Pflege, tritt daspotentielle Problem zusätzlicherSchnittstellen gegenüber denpositiven Effekten kontinuierli-cher, zeitlich adaptierter Ein -zelprozesse in den Hinter -grund.“ (5)

Alle diese Argumente führendazu, dass die Gesamtverant -wortung der Umsetzung derorganisierten und definiertenProzesse bei den Verantwort -lichen für das Pflegemanage -ment liegen sollte (6). DemPflegemanagement kommt da -mit die zentrale Rolle bei derNeuordnung von Tätigkeiten zu.

Auswirkungen derNeuordnung für die examinierten Pflegekräfte Wenn

es zu einer Entlastung derPflegekräfte kommen soll,

weitere Berufsgruppen aufStation tätig sind und

das Pflegemanagement dieKoordination und Verantwor -tung für den Einsatz dieserPersonen übernimmt,dann werden sich die Arbeit unddie Organisation des Pflege -dienstes auf Station in Zukunftdeutlich verändern.

Die Konzentration auf die Kern -kompetenzen der Pflege ist einAspekt, der nicht zu unterschät-zen ist. Für die examiniertenPflegekräfte bedeutet das eineFokussierung auf die Tätigkei -ten, weswegen sie diesen Berufergriffen haben. Die Arbeits-und Berufszufriedenheit wirddadurch ebenso steigen wie dieMöglichkeiten zur fachlichenWeiterqualifizierung. Ein anderer Aspekt stellt diezunehmende Organisationsver -antwortung dar. Die zuarbeiten-den Mitarbeiter in den Hilfs- undServicebereichen müssen fach-lich angeleitet oder eingewiesenwerden. Das erfordert aufseitender examinierten Pflegekräfteauch die Bereit schaft, Personal -verantwortung zu übernehmen.Und dies be trifft nicht nur dasPflegema nagement der unter-schiedlichen Ebenen.

Richtige Organisationder Prozesse ist entscheidend

Eine Entlastung der Pflege beigleichbleibender Qualität derPatientenversorgung kann esnur geben, wenn

die Prozesse optimiert werden,

die Schnittstellen minimiertund richtig integriert werden,

zusätzliche Kommunikati -ons- und Abstimmungsbedarfemöglichst vermieden werden,

eine gute und ausreichendeQualifizierung der neuen Mit -arbeiter erfolgt,

Regelungen für die Übernah-me von Tätigkeiten am Nach -mittag und am Wochenendeexis tieren,

Vertretungsregeln für Krank -heit/Urlaub definiert werden und

eine Integration der zusätz-lichen Mitarbeiter ins Team er -folgt.Die Neuordnung von Aufgabendes Pflegedienstes reduziert sichsomit keineswegs nur auf eineAuswahl von Tätigkeiten undVerrichtungen, die an andersqualifizierte Mitarbeiter über-tragen werden. Das stellt eherdas geringere Problem dar. Die richtige Organisation, dieOptimierung der Prozesse undder optimierte Einsatz der Mit -arbeiter nach Kompetenzen istder schwierigere Part – aberunumgänglich, soll die Neuord -nung von Aufgaben des Pflege -dienstes zu einem Erfolgsmodellwerden.

Literatur:

(1) Stemmer, R.: Pflegewissenschaft, in:Stemmer, R.; Haubrock, M.; Böhme, H.:Gutachten zu den zukünftigen Handlungs -feldern in der Krankenhauspflege, Mainz2008, S. 74(2) Haubrock, M.: Betriebswirtschaft Ge -sundheitsökonomie, in: Stemmer, R.;Haubrock, M.; Böhme, H.: Gutachten zuden zukünftigen Handlungsfeldern in derKrankenhauspflege, Mainz 2008, S. 196(3) Kelm, R.: Arbeitszeit- und Dienstplan -gestaltung in der Pflege, Stuttgart, Berlin,Köln 2001, S. 110(4) Vgl. Blum, K.; Offermanns, M.: Entlas -sungsmanagement im Krankenhaus,Düsseldorf 2008(5) Verband der PflegedirektorInnen derUnikliniken: Leitfaden Servicekräfte, Müns -ter 2009, S. 8(6) Vgl. Asklepios Kliniken GmbH: Dele ga -tions möglichkeiten im Krankenhaus. Neu -ordnung von Aufgaben und Tätigkeits pro -filen im Asklepios Konzern – best practice –,Wiesbaden/Bad Wildungen 2010, S. 22

Anschrift des Verfassers:

Dr. Matthias OffermannsDeutsches Krankenhausinstitut e.V.Hansaallee 20140549 DüsseldorfE-Mail: [email protected]

392 | MANAGEMENT

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

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Problemkeime – Aktuelle Lösungen

7. Deutscher Hygienetag

Eine Gemeinschaftsveranstaltung von

Programm

ab 8.15 Uhr Check-in

9.15 Uhr Eröffnung/ModerationSiegfried Niklas/Markus Boucsein

9.30 Uhr Multiresistente Erreger im stationären AlltagProf. Dr. Constanze Wendt

10.15 Uhr Problemwunden mit Problemerregern:MRSA in der WundeGerhard Kammerlander

11.00 Uhr PauseBesuch der Industrieausstellung

11.30 Uhr Wer haftet bei einer Infektion mit multiresistenten Erregern?Prof. Dr. Alfred Nassauer

12.15 Uhr Pilze im stationären AlltagProf. Dr. Herbert Hof

13.00 Uhr MittagspauseBesuch der Industrieausstellung

14.00 Uhr Neue Richtlinien in der InfusionstherapieProf. Dr. Matthias Trautmann

14.45 Uhr RisikomanagementPeter Jacobs

15.30 Uhr Wie können Mitarbeiter in der Pflegefür Hygiene motiviert werden oder„wer wird Hygiene-Master“?Markus Kiesel

16.15 Uhr SchlusswortNiklas/Boucsein

Information

Information und Anmeldung Bibliomed – Medizinische Verlagsgesellschaft mbHRedaktion Die Schwester Der Pfleger, Silvia ScherfTel.: (0 56 61) 73 44 83, Fax: (0 56 61) 75 15 83E-Mail: [email protected]

Teilnahmegebühr (inkl. MwSt.)(inkl. Verpflegung sowie Tagungsunterlagen)Frühbucher (bis 30.06.2011): 75,– EuroSpätbucher: 100,– EuroAbonnenten der Bibliomed-Zeitschriften (nach 30.06.2011): 90,– EuroAuszubildende, Schüler und Studenten: 65,– Euro

Weitere InfosSiegfried Niklas, Tel.: (0 61 67) 93 16 55E-Mail: [email protected]

WeiterbildungspunkteFür die Teilnahme können Sie sechsFortbildungspunkte bei der „Registrierung beruflich Pflegender“ beantragen (www.regbp.de).Identnummer: 20091152

TagungsortHaus der Wirtschaft Baden-Württemberg (König-Karl-Halle)Willi-Bleicher-Straße 19, 70174 Stuttgart

Name, Vorname

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Pro Person bitte eine gesonderte Anmeldung ausfüllen!

Für den 7. Deutschen Hygienetag „Problemkeime – AktuelleLösungen“ am 23. September 2011 im Haus der Wirtschaft Baden-Württemberg (König-Karl-Halle) in Stuttgart melde ich mich verbindlich an.

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394 | WISSENSCHAFT Autoren: Dr. Klaus Müller, Susanne Hellweg

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Der Pflegeberuf – durch restriktive Rahmenbedingungen und hohe Arbeits dichte gekennzeichnet – genießt eine eher geringe gesellschaftlicheAnerkennung. Fünf pflegebezogene Projekte im BMBF-Forschungsschwer -punkt „Dienstleistungsqualität durch professionelle Arbeit“ entwickelnInterventionsmöglichkeiten zur Förderung von Wertschätzung für Pflegende.

Forschungsprojekte

Projekte untersuchen das Arbeitsfeld Pflege

Seit Ende 2009 untersuchenunterschiedliche Forschungs -projekte, welche BedeutungProfessionalität, Wertschätzungund Stolz in Bezug auf Dienst -leistungen haben und inwieweitWertschöpfung durch diese ver-mehrt werden kann (www.serv-prof.de). Sind bei hergestelltenProdukten oder handwerklichenDienstleistungen die Erfolg her-vorrufenden Faktoren meist sehrschnell und unmittelbar zu er -kennen, fällt dies bei personen-bezogenen Dienstleistungen oftschwer. Diese Dienstleis tungensind meist immateriell, ergeb-nisoffen, prozesshaft und in ih -rem Ergebnis flüchtig. Sie wer-den gemeinsam mit dem Kundeninteraktiv erbracht und im Mo -ment der Erbringung auch schonwieder verbraucht. Die Quali -tätsbeurteilung erfolgt diffus,professionelle Kriterien desDienstleisters stehen neben indi-viduell-subjektiven Kriteriender Kunden. Qualität wird oftzwischen den Akteuren ausge-handelt (Zühlke-Robinet 2010).

Gerade in pflegerischen Dienst -leistungen, in denen besondereRollenzuweisungen (Experte –Laie, gesund – krank usw.) unddamit verbundene Rollenerwar -tungen zum Tragen kommen undüber krankheitsbedingte Ein -schränkungen und dem daraus

resultierenden Unterstützungs -bedarf eine per se asymmetri-sche, also ungleiche Beziehungzwischen Kunde und Dienst -leister angelegt ist, wirken sichdie beschriebenen Charakteris -tika von Dienstleis tungen oftne gativ auf das Wertschätzungs -erleben der Pfle genden aus. DieErbringung von Pflegeleistun -gen erfolgt meist unter restrikti-ven Rahmenbe din gungen, miteiner hohen Arbeitsdichte undführt zu we nig situativer undgesellschaftlicher Anerkennung.„Pflege – was für ein schwererBeruf, das könnte ich nicht!“bekommen viele Pflegende ausihrem sozialen Umfeld zu hören,wenn sie ihren Beruf nennen.

Im Forschungsschwerpunkt„Dienstleistungsqualität durchprofessionelle Arbeit“ beschäfti-gen sich fünf Projekte explizitmit Wertschätzung im Arbeits -feld Pflege. Zum einen erfor-schen sie das Bedingungsgefügeund die Wirkfaktoren in Bezugauf Wertschätzung, zum anderenentwickeln sie aufbauend aufden Forschungsergebnissen In -terventionen, welche die Wert -schätzung verbessern sollen, diePflegende in ihrer Arbeit erle-ben. Im Rahmen eines Exper -tenworkshops dieser Projekte ander FH der Diakonie wurdedeutlich, dass für sinnvoll er -achtete Interventionen auf dreiunterschiedlichen Ebenen an-

setzen: Bewusstmachung, Ver-sprach lichung und Wertschät -zungskultur.

BewusstmachungFür Mitarbeitende und Füh -rungskräfte scheint die Wahr -nehmung der durch sie durchge-führten Handlungen in der all-täglichen Arbeitsroutine ab -strakt und verallgemeinernd zusein. Da wird „gepflegt“ undgewaschen, es werden Pflege -runden gemacht und es wirdSchreibkram erledigt. Einerseitswerden anscheinend überwie-gend verrichtungsorientierte Ein -zeltätigkeiten wahrgenommen,andererseits werden diese unterOberbegriffen subsumiert. DieWahrnehmung der Begrün -dungsfaktoren und des Gesamt -zusammenhangs pflegerischerArbeit tritt in den Hintergrund.Entsprechend wenig bewusstsind den Pflegenden auch dieKompetenzen, die zum Beispielfür die Planung, Durchführungund Evaluation eines Pflege -prozesses erforderlich sind undüber die sie verfügen. Für dasErleben von Stolz auf die eigeneArbeit ist es aber gerade zwin-gend, dass Mitarbeitende sichder Komplexität ihrer Arbeitund der dafür erforderlichenKompetenzen bewusst sind.

VersprachlichungDas Ausmaß von Wertschätzung,das jemand von anderen für

Mehr Wertschätzung!

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seine geleistete Arbeit erhält,hängt maßgeblich ab vom An -spruchsniveau und den Kom -petenzerwartungen, die mit derTätigkeit assoziiert werden.Diese Einschätzung steht wie-derum in direktem Zusammen -hang mit den Kenntnissen undAnnahmen, die über diese Tä -tigkeit vorhanden sind. Um ge -nau diesen Aspekt positiv beein-flussen zu können, ist es erfor-derlich, dass Pflegende dieKomplexität ihrer Tätigkeit unddie dafür erforderlichen Fähig-und Fertigkeiten in Worte fas-sen, das heißt formulieren unddamit für andere Menschen fass-bar und verständlich machenkönnen. Diesbezüglich scheinterheblicher Entwicklungsbedarfzu bestehen. Die fehlende Spra -che für den Kern pflegerischenHandelns und die erforderlicheKompetenzen hat Konsequenzensowohl auf der Ebene der Be -

rufsgruppe als auch gesamtge-sellschaftlich. Soll Wertschät -zung für pflegerische Arbeit ent-stehen, ist es unverzichtbar, dieCharakteristika dieses Berufs -fel des auch sprachlich darzu-stellen.

WertschätzungskulturFür das Erleben von Stolz undWertschätzung in der Arbeit istes von besonderer Bedeutung,anhand welcher Kriterien derErfolg beziehungsweise dieQualität dieser Arbeit beurteiltwird. Häufig scheinen Mitar -beitende und Führungskräftehier unterschiedliche Messgrö -ßen und Maßstäbe zu verwen-den. Anstatt die Erfolge derArbeit in den Mittelpunkt derBewertung zu stellen, wird vie-lerorts eher das Unerledigte, dasnicht Gelungene, das zu Verbes -sernde und noch zu Bewälti -gende in den Blick genommen.

Für eine Kultur, die Wertschät -zung fördern soll, wäre hingegendie Perspektive auf die Res -sourcen wichtig, aus der be -trachtet wird, was geschafft ist,wo der Gewinn liegt, was erfolg-reich ist und gute Qualität be -wirkt hat. Diesbezüglich scheintin vielen Einrichtungen ein Wan -del der Haltung beziehungswei-se der Wahrnehmungsperspek -tive erforderlich zu sein. Auchwenn die Rahmenbedingungenrestriktiv sind und skandalisie-rende Berichte in den Mediendas Bild der Pflege in derÖffentlichkeit prägen, kann eineOrganisation darüber entschei-den, mit welcher Haltung sie denAlltag gestalten will und welcheKultur in ihr bestehen soll.

Zu diesen Ansatzpunkten sindin den Projekten unterschied-liche Interventionsansätze ent-wickelt worden. Das Projekt

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„ProWert – Produzentenstolz durch Wertschätzung“(www. prowert.org) ermittelt Wert schät zungsquellenund Wert schätzungserleben durch qualitative undquantitative Befra gungen. Im „Teilvorhaben Pfle ge“(FH der Diakonie, Bielefeld) wurde darauf aufbauenddas Konzept für eine „Potenzial analyse Wert -schätzung“ entwickelt, bei der Einrichtungen imRahmen einer Selbstbewertung Stärken und Ver -besserungsbe reiche in Bezug auf Wertschät zung inden Bereichen Mit arbeitende, Arbeitsgestaltung,Ergebnisse, Beruflichkeit und Umfeld identifizierenund darauf aufbauend Verbesserungs projekte formu-lieren und durchführen. Im „Teilvorhaben Orga - nisationspsychologie“ (TU Dortmund) soll über dieStär kung, Erweiterung und Ergän zung von Wert -schätzungsquellen die Gesundheit und Leistungs -fähigkeit der Mitarbeitenden gestärkt werden. Durchein partizipatives zweigliedriges In terventions -konzept mit prozessoffenen Modulen sollen im ers tenModul Maßnahmen zur Entwicklung einer „wert-schätzenden Unternehmenskultur“ erarbeitet wer-den. Ziel des zweiten Moduls ist es, workshop-basiertein Leitfaden für „wertschätzende Führung“ zu er -stellen.

Ansätze zur Förderung der Wertschätzung für Pflegende

Im Projekt „BiS – Berufe im Schatten“ (www.berufe-im-schatten.de) werden Mitarbei tende, Betriebe undVerbände als Interventionsbereiche identifiziert.Vorgesehene Interven tionen zur Förderung der Wert -schätzung sind die Kompetenz kommunikation in derPflege, bei der Pflegende im Rahmen eines Kom -munikationstrainings lernen, unter dem Motto „Ar -beite gut und rede darüber“ ihre Arbeit in Worte fas-sen und nach außen darstellen zu können. Weiterhinsollen neue Ge schäfts modelle durch alternativeOrganisations- und Karriere möglichkeiten den Pfle -genden neue Bereiche eröffnen, in denen sie Wert -schätzung erfahren können. Schließlich wird ange-strebt, eine wertschätzende Füh rung in den Ein -richtungen zu etablieren, da diese eine hohe Be -deutung für positive Ar beitszufriedenheit, Stolz undEngagement der Mitarbeitenden besitzt.

Das Projekt „PflegeWert“ (www. pflegewert.info)betrachtet fünf Ebenen der Wertschätzung: 1. Selbst-Wertschätzung, 2. Wert schätzung durchKunden und ihre Angehörigen, 3. Wertschät zungdurch Team und Vorge setzte, 4. Wertschätzung alsBestandteil der Organisations kultur und 5.Wertschätzung durch Gesellschaft und Umwelt.Interventionen, die zur För derung der Wertschätzungfür Mitarbeitende durchgeführt werden sollen, sindzum einen die Einführung von Erfolgsbespre chun -gen, innerhalb derer Pflegearbeit und Fall verläufe inBezug auf gelungene, erfolgreiche Arbeit reflektiertwerden. Über die Identifizierung von Arbeitserfolgensoll die Selbst-Wertschätzung der Mitarbeiten dengefördert werden. Zum an deren sollen PflegendeMaß nahmen erarbeiten, durch welche die Wahr -

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nehmung der Pflege in derÖffentlichkeit positiv beein-flusst werden kann, welche die„Pflege ins rechte Bild rücken“.Darüber hinaus sollen wert-schätzende Mitarbeiter entwick -lungsgespräche etabliert unddas betriebliche Gesund -heitsmanagement ausgebautwerden.

Das Vorhaben „PiA – Professio -nalisierung interaktiver Arbeit“(www.interaktive-arbeit.de) un ter -sucht personenbezogene Dienst -leistungen aus der Perspektiveinteraktiver Arbeit. ZentralesZiel ist dabei die Identifikationvon Arbeitsbedingungen, die dieDienstleistungsqualität in derDienstleistungsfacharbeit för-dern. Neben der Ermittlung desfachlichen Qualifizierungs-be darfs soll die Professionalisie -rung durch die Entwicklungeines begrifflichen Rahmens zurSichtbarmachung von Inter-ak tionskompetenzen und dieSteigerung der Kommunizier -bar keit entsprechender Kompe -tenzen gefördert werden. Dafürsollen Interaktionsstrategienreflektiert, verbalisiert, gemein-sam diskutiert und weiterent-wickelt werden. Für den Bereich

der Altenpflege werden Praxis -werkzeuge wie das Strategie -tagebuch zur reflexiven Verge -genwärtigung verwendeter In -teraktionsstrategien oder derPflege-Poker zum Austauscherfolgreicher Interaktionsstra -tegien in Bezug auf durchKartenkombinationen ermittelteHandlungssituationen entwi-ckelt. Ziel ist es, das Hand -lungsrepertoire der Pflegendenzu erweitern. Eine Besonderheitdieses Projektes besteht darin,dass auch die Kundenseite ein-bezogen wird. So soll im Bereichder Pflege die Dienstleistungs -qualität durch ein Patenschafts -modell unter Angehörigen ver-bessert werden, bei dem diesesich bei einem Umzug einesFamilienmitglieds in ein Pfle ge -heim wechselseitig unterstützen.

Insgesamt wurden von den ver-schiedenen Forschungsprojek -ten auf dieser Veranstaltungvielversprechende Ansätze zurFörderung der Wertschätzungfür Mitarbeitende präsentiert,die sich in den nächsten Mo -naten der praktischen Erpro -bung stellen werden. Die einzel-nen Ansätze und Konzepte so -wie Ergebnisse und erste Erfah -

rungen werden auf der 1. Deut -schen Wertschätzungstagung am30. und 31. Mai 2011 in Leipzigvorgestellt (www.wertschaet-zungstagung.de).

Literatur:

Fuchs-Frohnhofen, Paul/Blass, Kerstin/ -Dunkel, Wolfgang/Hinding, Barbara/Keiser,Sarina/Klatt, Rüdiger/Zühlke-Robinet, Klaus(Hrsg.) (2010): Wertschätzung, Stolz undProfessionalisierung in der Dienstleis -tungsarbeit „Pflege“. Marburg, Tectum Zühlke-Robinet, Klaus (2010): Profes -sionalität, Wertschätzung, Anerkennungund Stolz – für Dienstleistungsarbeit sowertvoll wie nie. Der BMBF-Forschungs -schwerpunkt „Dienstleistungsqualität durchprofessionelle Arbeit“. præview – Zeit -schrift für innovative Arbeitsgestaltung undPrävention, 1, 3, 34–35

Anschrift der Verfasser:

Dr. phil. Klaus MüllerSusanne HellwegProjekt ProWertFachhochschule der Diakonie (FHdD)gGmbHGrete-Reich-Weg 9, 33617 BielefeldE-Mail: [email protected]

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398 | BILDUNG Autorin: Marina Schnabel

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Die Schule für Gesundheitsberufe des Klinikverbundes Südwest hat imSommer 2010 erstmalig 36 Schülervertreter und Kurssprecher zu Peer-Mediatoren ausgebildet. Ziel des viertägigen Seminars ist es, die Konfliktlösekompetenz der Schüler zu stärken. So können sie Konflikte frühzeitig erkennen und entschärfen, ohne zum Beispiel die Kurs- oderSchulleitung einbinden zu müssen.

Schulung

Bisher gibt es kaum Schulenim Gesundheitswesen, diewie die allgemeinbildenden

Schulen Peer-Mediatoren aus-bilden. Auch an den Kranken -häusern sind Mediatoren nochnicht weit verbreitet – der Kli -nikverbund Südwest bietet imnächsten Jahr zusätzlich eineMediatorenausbildung für dieMitarbeiter aller Bereiche an.

Besonders an dem Konzept istdie enge Vernetzung zwischenAus-, Fort- und Weiterbildungsowie dem Klinikverbund. Auch

die Tatsache, dass die Schule derHauptimpulsgeber für die Ein -führung der Mediatoren in denKrankenhäusern ist, ist hervor-hebenswert. Die Schule für Ge -sundheitsberufe leistet damiteinen Beitrag zur Organisa tions -entwicklung der Kliniken undübernimmt eine neue und inno-vative Rolle in der Organisation.Sie löst sich aus dem „Insel -dasein“ als Pflegeschule undagiert proaktiv, mitarbeiter- undzukunftsorientiert als innovati-ver Bereich des Klinikverbun -des.

Hintergrund für das Konzeptder Ausbildung zu Peer-Media -toren ist die Beobachtung, dassim Rahmen von Fusionen eineneue Unternehmenskultur ent-steht. Hier muss vor allem derUmgang mit Konflikten neudefiniert und auch moderiertwerden. Nicht nur die Klinikendes Klinikverbundes Südwest,sondern auch die Schule fürGesundheitsberufe befindet sichseit 2006 in einem Fusions -prozess, der durch die Ausbil -dung von Mediatoren positivunterstützt werden soll.

Peer-Mediatoren bringen die Pflegeausbildung voran

Foto: iStockphoto

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Die Mediatorenausbildung istzudem ein wichtiger Beitrag zurPersonalbindung: Die Peer-Me -diatoren werden nach der Aus -bildung hoffentlich im Unter -nehmen bleiben und dort alsMediatoren weiterwirken.

Peer-Mediatoren:Konfliktlösekompetenz gezielt fördernDoch nicht allein die zu bewälti-genden Fusionsprozesse warenMotivation, Peer-Mediatoren aus -zubilden. Viele Schüler erlebenin der Ausbildung Krisen- undKonfliktsituationen. Gründe hier -für können das Alter sein – dieJugend ist eine kritische Le -bensphase –, die besondere Aus -bildungssituation und die sichverändernden sozialen Struk -turen, die sich negativ auf dasSelbstbild und Selbstwertgefühlder jungen Menschen auswirkenkönnen. Werden diese frühzeitigerkannt und noch auf der Ebeneder Peer-Group gelöst, so eska-lieren sie nicht. Die gemeinsameBewältigung der Situationstärkt zudem die sozial-kommu-nikativen Kompetenzen und dasSelbstvertrauen des Einzelnensowie der Gruppe.

Erste Mediatorenschulungbegrenzt auf Schülervertreterund KurssprecherDie Idee der Einführung vonPeer-Mediatoren an der Schulefür Gesundheitsberufe fand spon -tan sehr positive Resonanz imLehrerteam, beim Personalchefund beim Geschäftsführer. Auchdie Betriebsräte gaben nach

einer intensiven Diskussion überkritische Aspekte und Erfolgs -faktoren ihre Zustimmung zudiesem zusätzlichen Ausbil -dungs angebot. Alle Verantwort -li chen fanden es sinnvoll, dieKonfliktlösekompetenz der Schü -lervertreter und Kurssprechergezielt zu fördern.

Für die erste Mediatorenschu -lung wurde die Zielgruppe be -wusst auf die Schülervertreterund Kurssprecher eingegrenzt,da diese im Besonderen mitKonflikten konfrontiert sind. Daes mehr als 30 Schülervertreterund Kurssprecher gibt, gab eskeine Probleme, den Mediato -ren kurs voll zu bekommen.Im Gegenteil: Entgegen der Er -wartungen meldeten sich dieSchülervertreter und Kursspre -cher fast vollzählig zu diesemKurs an. Im Frühsommer 2011beginnt die zweite Mediatoren -schulung, die nun für alle Schü -ler geöffnet werden soll.

Die Seminarleitung und Kurs -kon zeption wurde an zwei exter-ne Trainerinnen übergeben, diebereits Erfahrungen mit Media -torenausbildung und Supervi -sio nen haben. Beide sind zudemLehrerinnen für Pflegeberufeund kennen die Ausbildungs -situation in der Pflege aus lang-jähriger Erfahrung. Unterstütztwurden sie während der gesam-ten Mediatorenausbildung voneiner Lehrerin aus der Schulefür Gesundheitsberufe, die alsVertrauenslehrerin für die Schü -ler fungiert. Dieses Dreierge -spann hat sich sehr bewährt.

Am Ende des letzten Seminar -tages fand in feierlicher undfröhlicher Atmosphäre die Über -gabe der Zertifikate an dieSchüler statt. Diese Übergabenahmen eine der Krankenhaus -direktorinnen und die Schullei -tung gemeinsam vor, um dieBedeutung der Mediatoren aus -bildung für den KlinikverbundSüdwest hervorzuheben.

Die pädagogische KonzeptionEin wichtiger Bestandteil desSeminars war es, Konflikte inder Arbeitswelt als einen nor-malen Faktor einzuordnen undStrategien zur Konfliktlösungzu erfahren. Auf der Grundlagedes Konzepts des problemorien-tierten Lernens und durch dieVerknüpfung kommunikations-theoretischer Grundlagen mitfallbezogener Arbeit konntendie Schüler erfolgreich auf ihreRolle als Peer-Mediatoren vor-bereitet werden. Die Seminargestaltung zeichne-te sich durch eine hohe Interak -tion mit den Lernenden aus. DiePrinzipien der Konfliktidenti -fika tion und der Konfliktlöse -strategien wurden handlungs-orientiert vermittelt. Das Lernenwurde durch eine abwechslungs -reiche Methodik sowie durchAus tauschmöglichkeiten derSchü ler lustvoll, leicht und in -teressant gestaltet.Nicht zuletzt durch die Möglich -keit im Team-Teaching zu arbei-ten gelang es, den Schülern einmodellgebendes und von gegen-seitiger Wertschätzung gepräg-tes Beispiel für Konfliktver -mittlung zu geben.

Die Seminarinhalte im ÜberblickDie Peer-Mediatorenausbildungumfasste vier einzelne Seminar -tage mit jeweils 14-tägigemAbstand. Die Schwerpunkte derSeminartage sind in Abbildung1 dargestellt.

Schüler gewinnen an sozial-kommunikativer Kompetenz

Das Seminar zeigte, dass dieWahrung von Neutralität imKonfliktvermittlungsprozess und

BILDUNG | 399

Die Klinikverbund Südwest GmbH ist Träger der Schule für Gesundheits -berufe mit den beiden Schulstandorten Böblingen und Nagold. Aktuell ver-fügt die Schule über insgesamt 270 Ausbildungsplätze in Gesundheits- undKrankenpflege, 65 Ausbildungsplätze in Gesundheits- und Kinderkranken -pflege, 15 OTA-Ausbildungsplätze sowie 20 KPH-Ausbildungsplätze. DieSchüler sind auf 13 Kurse verteilt. Die Schulleitung versucht, durch eine klareFührungs- und Ausbildungskonzeption, ein neues modulares Curriculum,innovative pädagogische Ansätze in Theorie und Praxis und durch die engeVernetzung mit der Fort- und Weiterbildung die professionelle Pflege ge -meinsam mit dem Schulteam voranzubringen. Die Implementierung vonPeer-Mediatoren in der Pflegeausbildung ist einer von vielen Impulsen zur

Weiterentwicklung der Schule.

Peer-Mediatoren in der Pflegeausbildung

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diesem Themenfeld weiterent-wickeln.

Um den angestoßenen Prozessvoranzutreiben, ist es wichtig,dass das Mediatorenkonzept kon -tinuierlich von der Schullei tungund der Geschäftsführung imBlickfeld gehalten wird. Sieschaffen die Rahmenbedingun -gen für die Umsetzung und sindvor allem gefordert, wenn es umdie Nachhaltigkeit geht.

Zusammenfassend lässt sichfesthalten, dass die Einführungdes Mediatorenkonzepts in derSchule für Gesundheitsberufedes Klinikverbundes Südwestein wichtiger Meilenstein in derSchulentwicklung und für dieSchulkultur darstellt.

Anschrift der Verfasserin:

Marina SchnabelAbteilungsleitung GB-A 4Aus-, Fort- und WeiterbildungSchulleitung der Schule fürGesundheitsberufeKlinikverbund SüdwestE-Mail: [email protected]

und die Beziehungsarbeit wäh-rend der vier Tage. Der atmo-sphärisch gute Verlauf der Schu -lung zeigt eine förderliche Aus -wirkung auf das Schulklima undhat das Zusammengehörig keits -gefühl gestärkt.

Wie es weitergeht

In vierteljährlichem Abstandwerden sich die neuen Peer-Mediatoren mit den Traine rin -nen und der Vertrauensleh rerintreffen, um ihre Erfahrungen zureflektieren und neues Wissen zuerwerben. Um die neu aufgebau-ten Kontakte und Beziehungenzwischen den Peer-Mediatorenzu erhalten und um die Media -torentätigkeit zu unterstützen,ist ein regelmäßiges, moderiertesTreffen unbedingt notwendig.

Parallel zur Peer-Mediato-ren aus bildung gibt es für dieLehrkräfte und hauptamtlichenPraxisanleiterinnen der Schulemehrere kurze Seminare zumThema Konfliktmanagement.Sie wurden ausführlich über dasMediatorenkonzept informiertund möchten sich gerne selbst in

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der Respekt vor den Grenzen derPeer-Mediation für die Schülereine große Herausforderung dar-stellte. Die Teilnehmenden ha -ben diese Aufgabe mit großerErnsthaftigkeit, Rollenverant -wortung, Kreativität und Humorgemeistert.Das pädagogische Konzept derSchule durch die Peer-Media -torenausbildung zu erweitern,bedeutet einen zusätzlichen Ge -winn an sozial-kommunikativerKompetenzentwicklung aufsei-ten der Schüler. Dieses zusätzli-che Lernangebot über das regu-läre Curriculum hinaus wurdevon allen teilnehmenden Schü -lern sehr positiv bewertet undals wertschätzend empfunden. Die schulstandortübergreifendeSchulung hat zudem die Ver -netzung und Kommunikationzwischen den Schülern geför-dert. Es sind Kontakte geknüpftworden und teilweise neueFreundschaften und Beziehun -gen entstanden.

Die abschließende Bewertungder Schulung war auf allenSeiten überaus positiv in Bezugauf die Inhalte, die Gestaltung

Übersicht Seminartage Peer-Mediatoren-Training Abb. 1

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HARTMANN bietet am 5. Mai 2011 Fortbildungenzum Thema „Händehygiene bei der Inkontinenz-v ersorgung“ an. Die Fortbildungen finden anläss-lich des Internationalen Tags der Händehygienebundesweit an 17 Standorten statt und sind kosten-los. Qualifizierte und erfahrene Experten der PAULHARTMANN AG vermitteln den Teilnehmern Kennt -nisse in Theorie und Praxis über die richtigeInfektionsprävention durch Händehygiene und wei-tere Schutzmaßnahmen. Hygieneinteressierte erfah-ren unter der Telefonnummer (0 73 21) 36-32 61, woin ihrer Nähe ein Seminar stattfindet. Anmelde -schluss ist der 28. April 2011. Frühzeitige Anmel -dung lohnt sich, denn die Teilnehmerzahl ist proSeminar auf 25 begrenzt. www.hartmann.de/seminare.php

Am 3. Mai 2011 öffnet die PflegewissenschaftlicheFakultät der Philosophisch-Theologischen Hoch -schule Vallendar (PTHV) ihre Türen. Professoren,Dozenten und Studierende informieren über Stu -dieninhalte und -bedingungen und geben Einblickein das studentische Leben an der Universität imGrünen. Der Informations- und Kontaktstudientagwendet sich insbesondere an Studieninteressierte,die über einen ersten akademischen Abschluss imPflegebereich verfügen oder diesen in absehbarerZeit erwerben werden. Erstmals können sichBachelorabsolventen in diesem Jahr direkt um ei-nen Studienplatz im viersemestrigen Masterstudien -gang Pflegewissenschaft bewerben. Weitere Infor -mationen und kostenlose Anmeldung: Sabine Darr,Tel.: (0261)6402-257, E-Mail: [email protected]. www.pthv.de

Im Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurtam Main findet am 19. Mai 2011 von 10 bis 17 Uhrdas erste PKMS-Symposium statt. Der PKMS(Pflegekomplexmaßnahmen-Score) wird am dem

Tipp

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e 1. Januar 2012 „scharfgeschaltet“ und damit „wirk-lich“ erlösrelevant – Leistungen für hochaufwen-dige Pflege münden damit endlich in eine eigeneDRG. Hochkarätige Referenten, die den Score selbstmitentwickelt haben, informieren über den aktuel-len Stand des Scores und stellen unterschiedlicheUmsetzungsmöglichkeiten vor. Veranstalter des Sym -posiums ist die Klinik Plan B UG, Wiesbaden. Wei -tere Informationen erteilt Frau Gäbler, Tel.: (06 11)34109645. www.klinik-plan-b.de

Die Duale Hochschule Ravensburg bietet ab Ok -tober 2011 den neuen Studiengang BWL – Gesund -heitsmanagement an. Neben einer fundierten be-triebswirtschaftlichen Ausbildung gibt das Studiumeinen umfassenden Einblick in das Gesundheits -wesen. Das Besondere an dem Studium ist derWechsel von dreimonatigen Theorie- und Praxis -phasen. Die Studenten schließen ihr Studium nachdrei Jahren mit einem Bachelor-Abschluss ab.Nähere Informationen erteilt die Studiengangs -leiterin Prof. Dr. Anja Brittner-Widmann, E-Mail:[email protected]. www.dhbw-ravensburg.de

Parallel zum Bremer Pflegekongress findet am 12.und 13. Mai 2011 in der Messe Bremen die 2. „Lebenund Tod“ statt. Auf der Veranstaltung stellen ambu-lante und stationäre Hospizdienste, Pflegeheimeund -dienste, Bestattungsunternehmen, Friedhofs -gärtnereien, Versicherungen, Selbsthilfegruppen, Ver -eine und Verbände aus. Mit dabei sind aber auchKirchen und Glaubensgemeinschaften. Zudem gibtes Kunst, Literatur und vieles mehr. Öffnungszeiten:10 bis 18 Uhr, Fachteilnehmer finden die gestaffel-ten Preise im Internet.www.lebenundtod-bremen.de

Der 1. Kongress APN & ANP „InternationaleEntwicklungen in Praxis, Lehre und Forschung“findet am 27. und 28. Mai 2011 in Essen statt.Durch den vom Deutschen Netzwerk AdvancedPractice Nursing & Advanced Nursing Practice ver-anstalteten Kongress soll eine Diskussionsgrund -lage und Standortbestimmung für einen Rollen -wechsel mit konsequenter Kompetenzerweiterungder Pflege durchgeführt werden. Viele interessanteReferenten geben einen breiten Überblick über diederzeitigen internationalen Entwicklungen. WeitereInformationen und Anmeldung bei Frau Ullmann,E-Mail: [email protected]

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Autor: Prof. Dr. Volker Großkopf

Rechtsaspekte

Nach Mitteilungen des Sta -tistischen Bundesamteswurden im Jahr 2009 17,8

Millionen Patientinnen undPatienten stationär im Kran -kenhaus behandelt. Die weitüberwiegende Anzahl dieserBehandlungen schließt mit ei -nem Heilungserfolg ab. Zu ver-danken ist dies dem zuverlässi-gen Ausbildungsstand der Spe -zialisten in Medizin und Pflege,den immensen Fortschritten inder medizinischen Wissenschaftund Forschung und den moder-nen pharmakologischen undme dizintechnischen Behand -lungsop tionen.

Leider wächst mit der zuneh-menden Zahl der Behandlungenim ambulanten und stationärenSektor auch eine Schattenseiteder Medizin: die Behandlungs -fehler. Nach einer Kurzformelist in jedem Verstoß gegen dieanerkannten Regeln der medizi-nischen Wissenschaft ein Be -handlungsfehler zu erkennen.Kaum ein Tag vergeht, an demnicht über einen mehr oderweniger gravierenden medizin-rechtlichen Fall in den öffent -lichen Medien diskutiert wird.Schlagzeilenträchtig sind vor

allem jene Sachverhalte, denenbesonders eklatante Kunstfehlerzugrunde liegen. Patientenver -wechslungen, falsche Ampu -tationen, überflüssige Arthro -

sko pien, vergessene Tupfer oderNadelstücke versprechen denBoulevard-Medien breite Auf -merksamkeit und hohe Auf -lagenzahlen. Liegt ein derart

Patientensicherheit durch

„Team-time-out“

Guten ärztlichen Standard zu gewährleisten, beinhaltet sowohl für denKrankenhausträger als auch für jeden leitenden Arzt die Aufgabe, die bestmögliche Sicherung der Qualität durch organisatorische Maßnahmen zuerreichen. Für den Betrieb eines Krankenhauses bedeutet dies, dass eineBehandlung der Patienten „lege artis“, also nach den Regeln oder Gesetzender Kunst, geschuldet ist und genau die Maßnahmen durchgeführt werden,die aufgrund der Diagnose erwartet werden können.

Foto: N. Dietrich

RECHTSRAT | 403

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den Handlungen erfolgen natur-gemäß mit einem entsprechen-den Tatbestandsvorsatz, da derOperateur in solchen Fällenbewusst die körperliche Unver -sehrtheit beeinträchtigt. Daherist in aller Regel die Aufmerk -samkeit in einem Strafverfahrenwegen eines groben Behand -lungsfehlers aufgrund einerPatienten- oder Organverwechs -lung auf die Ebene der Rechts -widrigkeit gerichtet. Hier ent-scheidet sich, ob die Zuwider -handlung vom Strafrichter ge -ahndet wird oder nicht. Wert -setzende Bedeutung für dieseFragestellung hat insoweit eineEntscheidung des Bundesge -richtshofs vom 15. Oktober 2003erlangt (BGH NStZ 2004, 16,Az.: 1 StR 300/03).

Die BGH-Rechtsprechung

Dem Beschluss des BGH liegtein Strafprozess vor dem LGRavensburg (Az.: 1 StR 300/03)zugrunde. Die erste Straf -kammer hatte über eine voneiner Oberärztin durchgeführteBandscheibenoperation zu ent-scheiden. Aufgrund eines Ver -sehens operierte diese in einemfalschen Bandscheibenfach undentfernte dort einen kleinenBandscheibenvorfall (L 5/S 1).Der eigentlich zu operierendegroße Bandscheibenvorfall derLendenwirbelsäule (L 4/L 5)blieb unbehandelt. Als bei derPatientin später Lähmungser -scheinungen der unteren Ex -tremitäten auftraten, wurde dieVerwechslung der Bandschei -ben-,,Etage" festgestellt. DerChefarzt riet der Oberärztin eineRevisionsoperation an, die vondieser auch durchgeführt wurde,ohne dass sie die Patientin überden wahren Grund des erneutenEingriffs informierte.

Das LG Ravensburg verurteilteden Chefarzt wegen Anstiftungzur vorsätzlichen Körperver -letzung zu einer Geldstrafe von90 Tagessätzen zu je 50 Euro. Inder Urteilsbegründung wurdeunter anderem festgestellt, dassdie Patientin – wäre sie über denwahren Sachverhalt informiert

Aufsehen erregendes Fehlver -halten vor, so gibt es unter-schiedliche Wege der Ausein -andersetzung zwischen geschä-digtem Patienten, Krankenhausund Arzt.

Der zivilrechtliche Weg

Im Gerichtsalltag sind diese gro-ben Versäumnisse nur sehr sel-ten anzutreffen. Ein Grund hier-für ist in den eindeutigen Wer -tungen des formellen und mate-riellen Haftungsrechts zu erken-nen. Steht nach einer erstenSichtung des Schadenshergangsfest, dass der Fehler eindeutigden Strukturen der OP-Orga -nisation zuzuweisen ist, liegt einvorwerfbares Organisations -verschulden vor. Dies ist bei-spielsweise der Fall, wenn derSchaden beispielsweise durcheine mangelhafte Überwachungder OP-Situation, ein Kommu -nikationsdefizit zwischen An -ästhesist und Operateur odereinen kurzfristigen OP-Perso -nalwechsel verursacht wordenist.Die Schutzpflichten gegenüberdem Patienten gebieten, dass einMisslingen der Operation odereine eingetretene Komplikationnicht auf beherrschbaren Ver -säumnissen der organisatori-schen Vorkehrungen beruht. Diehieraus erwachsenden Risikengelten nach der Rechtsprechungals voll beherrschbar, sodass ineinem zivilrechtlichen Scha -dens ersatzprozess die Vermu -tung für ein Organisations-, Aus -wahl-, Anweisungs- und Kon -trollverschulden greifen würde.Die Last der Widerlegung würdeder Behandlungsseite obliegen,das heißt, ein nur schwer erfüll-barer Beweisantritt wird gefor-dert, der die Prognose eineserfolgreichen Prozessausgangsaussichtslos erscheinen lässt.

Dieses Szenario wird zusätzlichdurch die Annahme bekräftigt,nach der jeder Heileingriff –auch der kunstgerechte – grund-sätzlich einen rechtswidrigenEingriff in die körperliche In -tegrität des Patienten darstellt. Für die deliktische Schadens -

ersatzhaftung bedeutet dies,dass alle invasiven Maßnahmenam Patienten eines Rechtferti -gungsgrundes bedürfen. In allerRegel erteilt der aufgeklärte undselbstbestimmte Patient seinEinverständnis mit der geplan-ten Behandlung im Wege derEinwilligung. Sollte tatsächlichein falscher Patient einer opera-tiven Behandlung unterzogenworden sein, ergibt sich bereitsaus der Verwechslungssituation,dass keine Aufklärung stattge-funden haben kann, mithinkeine Einwilligung erteilt wor-den ist und es bei der Rechts -widrigkeit im Sinne von § 823Abs. 1 BGB verbleibt. Das gleiche Prinzip gilt für dieVerwechslung von Gliedmaßenoder Organen bei Amputationenoder Transplantationen. Auchhier kann es an der Recht -mäßigkeit mangeln, denn keinPatient würde in die Entfernungeines falschen Körperteils ein-willigen. Wegen dieser haftungs-rechtlichen Eindeutigkeit er -folgt die Schadenskompensationin gravierenden Verwechslungs -fällen in aller Regel unverzüg-lich, ohne dass es einer streitigenAuseinandersetzung vor demZivilgericht bedarf.

Der strafrechtliche Weg

Im Strafrecht kann sich dieSituation anders darstellen.Wird gegen ein Mitglied desOperationsteams wegen einesgravierenden Behandlungsfeh -lers wegen einer Verwechslungstaatsanwaltlich ermittelt, er -langt die Frage nach der Recht -fertigung des Eingriffs imRahmen der Prüfung der vor-sätzlichen und fahrlässigen Kör -perverletzungsdelikte (§§ 223 ff.StGB) für den Beschuldigteneine unabweisbare, persönlicheBedeutung. Tatbestandlicher Bezugspunktist der rechtfertigungsbedürftigeEingriff in den Körper des Pa -tienten, also etwa im Falle einerOperation oder Amputation derSchnitt mit dem Skalpell, derSchere oder dem Ultraschall -messer. Diese den Tatbestandder Körperverletzung erfüllen-

404 | RECHTSRAT

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Einmal ist einmal zuviel!Aufgrund von Stich- und Schnittverletzungen mit kontaminierten Instrumenten infizieren sich jährlich in Deutschland durchschnittlich:

�400 Klinikmitarbeiter mit Hepatitis B �75 Mitarbeiter mit Hepatitis C �1 Mitarbeiter mit HIV.

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406 | RECHTSRAT

worden – möglicherweise aucheiner zweiten Operation durchdie Oberärztin wegen der Not -wendigkeit und Dringlichkeitdes Eingriffs zugestimmt hätte.Der BGH hat das Urteil aufge-hoben, weil es nach den Fest -stellungen am Nachweis einervorsätzlichen Körperverletzungals anstiftungsfähige Haupttatfehle.

Die obersten Bundesrichter er -teilten den Hinweis auf dieFigur der hypothetischen Ein -willigung. Danach, so das Ge -richt, entfalle die Rechts -widrigkeit, „wenn der Patientbei wahrheitsgemäßer Aufklä -rung in die tatsächlich durchge-führte Operation eingewilligthätte“. Der nachgewiesene Auf -klärungsmangel könne nur dannzur Strafbarkeit wegen Körper -verletzung führen, „wenn beiordnungsgemäßer Aufklärungdie Einwilligung unterbliebenwäre“. Dies müsse dem Chefarztnachgewiesen werden. Ver-blie ben Zweifel, sei nach demGrundsatz „in dubio pro reo“zugunsten des Chefarztes davonauszugehen, dass die Einwil -ligung auch bei richtiger Auf -klärung erteilt worden wäre.

„Team-time-out“ kann unerwünschte EreignissereduzierenIn dem Ravensburger Fall hatdie positive Annahme der Rechts -figur der hypothetischen Ein -willigung weitreichende Aus -wirkungen auf die Strafbarkeitnach sich gezogen. Ein verlässli-ches Instrument für den Aufbaueiner Verteidigungsstrategie in

alternativlosen Verwechslungs -fällen ist sie gleichwohl nicht.Denn anders als in den Fällen, indenen ein medizinisch indizier-ter Eingriff ohne ausreichendePatientenaufklärung erfolgt,mangelt es bei einer gravieren-den Patienten- oder Organ -verwechslung gerade an dermedizinischen Notwendigkeit.Kommt es daher wegen einesVerwechslungsfalles mit drama-tischem Ausgang zum Straf -prozess, wird aller Voraussichtnach das Verteidigungsmittelder hypothetischen Einwilligungversagen. Wegen der sehr wahr-scheinlichen zivil- und straf-rechtlichen Einstandspflichtführt die grundsätzliche Seitedes Themas zu den Fragen: „Wiekommt es zu Verwechslungen imOP, die sich in falsch entnomme-nen Organen, überflüssigenOperationen, Wundheilungs -störungen und Amputationenmanifestieren?“ und „Wie kanndem entgegengewirkt werden?“

Die Initiative „Team-time-out“bezweckt die Risikoreduzierungvon unerwünschten Ereignissenbei Operationen. Im Anschlussan die vorbereitenden initialenChecks zur Eingriffsvorberei -tung sollen kurz vor Eingriffs -beginn nochmals die Identitätdes Patienten, die OP-Loka -lisation, der geplante Eingriffund die korrekte Lagerungdurch den Operateur, den An -ästhesist und die OP-Pflegebestätigt werden. Dieser ab -schließende Check der essentiel-len OP-Parameter ist ein wichti-ger Beitrag zur Senkung derKomplikationsrate bei Opera -tionen. Nur durch einen syste-matischen Ausschluss von Pa -tientenschädigungen aufgrundvon Verwechslungen kann dasVertrauen der Patienten in dieFachkompetenz der operieren-den Bereiche gestärkt werden.

Dieser Artikel wurde erstmals in der OPNews Heft 4/2010 der Paul HartmannAG veröffentlicht.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Volker GroßkopfSalierring 48, 50677 KölnE-Mail: [email protected]

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Bibliomed – Medizinische Verlagsgesellschaft mbH34212 Melsungen, Stadtwaldpark 10Telefon (0 56 61) 73 44-0, Telefax (0 56 61) 83 60www.bibliomed.de, [email protected]äftsführer und Verlagsleiter: Uta Meurer, Dr. Annette Beller

Offizielles Organ des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e. V. (DBfK).

REDAKTIONPostfach 11 50 · 34201 MelsungenTelefon (0 56 61) 73 44-0, Telefax (0 56 61) 83 60Sekretariat: Silvia Scherf, Telefon (0 56 61) 73 44-83E-Mail: [email protected]

Redaktion: Markus Boucsein (Chefredakteur), Brigitte Teigeler, Stephan Lücke

Redaktionelle Mitarbeit:Peter Jacobs, München; Silvia Scherf, Melsungen

Grafische Gestaltung: Nina Dietrich

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Die Redaktion übernimmt für unverlangt eingesandteManuskripte und Bilder keine Gewähr. Zur Veröffent-lichung eingereichte Manuskripte dürfen vorher odergleichzeitig nicht anderweitig angeboten werden. DerVerlag behält sich das Recht vor, die veröffentlichtenBeiträge (inkl. Tabellen und Abbildungen) im Internet zuübertragen und zu verbreiten.

Nachdruck – auch auszugsweise – sowie dieHerstellung von fotografischen Vervielfältigungen sindnur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages undunter genauer Quellenangabe gestattet.Mit Namen gezeichnete Artikel geben die Meinung desVerfassers wieder, die nicht mit der der Redaktion iden-tisch sein muss. © Bibliomed Verlag

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Jahresabonnement: Inland 45,00 Euro; Ausland 52,20 EuroVorzugspreis: 36,00 Euro (Inland), 41,76 Euro (Ausland)für Pflegeberufe in Aus-, Fort- und Weiter bildung, Studen-ten, Wehrpflichtige/Zivildienst leistende – nur gegen Vorlageeines Nachweises. Einzelheft: 7,00 Euro + Versandkosten. Die Schwester Der Pfleger ist für DBfK-Mitglieder im Mit-gliedsbeitrag enthalten.

Preis des Jahresabonnements bei zusätzlichem Bezugder Juristischen Fachbeilage „Pflege- & Krankenhaus-recht“: Inland 76,40 Euro; Ausland 83,60 Euro (Preise inkl.Versandkosten). Einzelheft preis der Fachbeilage: 13,00Euro + Versandkosten.

Mindestbezugsdauer 12 Monate (ausgenommen Ein-zelhefte). Das Abonnement verlängert sich nur dann umein weiteres Jahr, wenn es nicht 2 Monate vor Ablaufdes Bezugszeitraums schriftlich gekündigt wird.

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Herstellung: Bernecker MediaWare AG, 34212 Melsungen, www.bernecker.de

IMPRESSUM

DIE SCHWESTER 04|11DER PFLEGER

TIPP

Weiterführende Informationen zumThema „Team-time-out“: www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de

Page 97: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

INDUSTRIE-AKTUELL | 407Autor: Prof. Dr. Andreas Wittmann

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Arbeitssicherheit im OP

Weniger Stichverletzungen durch sichere Skalpelle

Nadelstichverletzungen stellen für Beschäftigte im Gesundheitsdienst eine große Gefährdung dar.Gerade im OP kann es durch Skalpelle leicht zuStichverletzungen bei Chirurgen, aber auch demassistierenden Pflegepersonal kommen. NeuartigeSicherheitsskalpelle können hier eine wirkungsvolleVorsorge leisten.

Rund 99 Prozent aller Chi-r urgen gaben in einer gro-ßen Befragung unlängst an,

sich im Laufe ihres Berufslebenseine Nadelstichverletzung zuge-zogen zu haben. Im Schnitt kames bei den Befragten zu acht er -kannten Stichverletzungen wäh-rend der letzten fünf Jahre, wo -bei nur die Hälfte der Chirurgenihre Verletzungen meldete (1).Chirurgische Handschuhe wer-den weiterhin auch oft währenddes chirurgischen Eingriffs un -erkannt perforiert, das heißt, eskommt zu okkulten Blutkon -takten und/oder Nadelstichver -letzungen (2). Während im konservativ-inter-nistischen Bereich in den ver-gangenen Jahren die Anzahl derNadelstichverletzungen durch

den Einsatz sogenannter siche-rer Instrumente, also Ins tru -mente mit integriertem Nadel -schutz, deutlich reduziert wer-den konnte (3), sind derartigeSicherheitsprodukte für den OP-Bereich immer noch sehr selten.Neuartige Sicherheitsskalpellekönnen aber auch hier einenwirkungsvollen Beitrag zur Ver meidung von Stich- undSchnittverletzungen leisten.

Eines der am häufigsten gehör-ten Argumente gegen den Ein -satz von Sicherheitsprodukten –nämlich der im Vergleich zu her-kömmlichen Produkten deutlichhöhere Preis – muss angesichtsder sehr hohen Kosten durchStich- und Schnittverletzungenheute relativiert werden.

Gefährdung durch Blutkontakt

Bislang wurde weltweit eineReihe von Studien zu den Risi -ken von Beschäftigten in derChirurgie durch blutübertrag-bare Infektionserreger durchge-führt. Dabei wurde der ver-meintliche Blutkontakt be zie-h ungsweise die Verletzung meistdurch eine Untersuchung derverwendeten Latexhand schuheobjektiviert.

Die Handschuhperforationsratewar in allen Untersuchungenvon der Art des OP-Eingriffsabhängig: Länger andauerndeEingriffe erhöhen das Risikoei nes Blutkontaktes (4). Ope-ra tionen, deren Durchführung ei nen größeren Kraftaufwander fordern und bei denen an Kno -chen (5, 6) oder in der Tiefe (7)gearbeitet wird, führen zu Hand -schuhperforationsraten von biszu 70 Prozent. Die höchs tenVerletzungsrisiken haben dabeider leitende Operateur und dasAssistenzpersonal (8). Ein großesRisiko stellte in allen Studiendie Übergabe verwendeter chi -rurgischer Instrumente dar. Be -sonders gefährdet bei der Über-gabe ist das instrumentierendePflegepersonal (9).

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408 | INDUSTRIE-AKTUELL

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Das Infektionsrisiko nach einerNadelstichverletzung bei chirur-gischen Tätigkeiten hängt zumeinen davon ab, ob das Ins-tru ment bei einem infektiösen Pa tienten benutzt wurde, zuman deren von der übertragenenEr regermenge (und damit vomübertragenen Blutvolumen). In einer groß angelegten Unter -suchungsreihe der BergischenUniversität Wuppertal (10) wur -de unlängst die bei chirurgischenNadelstichverletzungen übertra-gene Blutmenge mittels radioak-tiv markierten Bluts gemessen.Die übertragene Blutmenge lagbei Stichverletzungen an Skal -pellen in einem Bereich zwi-schen rund 0,3 μl und 0,1 μl. Dasbedeutet, dass mehr als genü-gend Erreger der Hepatitis Bund der Hepatitis C übertragenwerden können, um suffizienteine Infektion beim Beschäf -tigten auszulösen.

Mit Nadelstichverletzungen sindjedoch neben der Infektions -gefahr auch hohe wirtschaft-liche Kosten verbunden. So wer-den für gemeldete Nadelstich -ver letzungen Kosten im Bereichvon 500 Euro (11) genannt, durchdie eventuell nicht behandeltenInfektionsfolgen bei den nichtgemeldeten Stichverletzungenmuss auch für diese mit Fol -gekosten von bis zu 50 Euro (12)gerechnet werden.

Schutz vor Stich- undSchnittverletzungen im OP

Das deutsche Arbeitsschutzge -setz sieht vor, bei allen Arbeits -schutzmaßnahmen eine be -stimmte Rangfolge zu beachten:

Wenn immer möglich, sind Ge -fahren an der Quelle zu bekämp-fen (Substitution, technischeSchutzmaßnahmen), falls diesnicht erfolgversprechend ist, mussdurch eine geeignete Arbeits -organisation das Risiko für dieBeschäftigten reduziert werden.Verbleibende Restrisiken kön-nen und müssen durch geeignetepersönlich wirksame Schutz -maßnahmen minimiert werden(13).Da eine Substitution eines (po -tentiell) infektiösen Patientenunmöglich ist, bedeutet dies fürdie operativ Tätigen zunächstdie strikte Einhaltung aller tech -nisch möglichen Schutzmaß -nahmen. Da diese jedoch beimUmgang mit spitzen und schar-fen Instrumenten regelmäßignicht ausreichen, um Verletzun -gen sicher auszuschließen, istdurch eine geeignete Arbeits -organisation und durch persön-lich wirksame Schutzmaßnah -men das Risiko zu verringern.

TechnischeSchutzmaßnahmenEine Möglichkeit, die Gefähr -dung durch spitze und scharfeGegenstände zu minimieren, ist,auf derartige Instrumente beiOperationen weitgehend zu ver-zichten und auf OP-Instrumentemit einem geringeren Risiko zuwechseln. Die Industrie stellt hierfür schonseit geraumer Zeit Alternativenzur Verfügung. So kann bei-spielsweise durch die minimalinvasive Chirurgie das Risiko fürNadelstichverletzungen deutlichreduziert werden (14). Auch derEinsatz von Elektrokautern gehtmit weniger Stich- und Schnitt -

verletzungen einher. Ebensokönnen Stichverletzungen anNähnadeln teilweise durch denEinsatz stumpfer – sogenannterBlunt Needles – verhindert wer-den (15).Für eine Vielzahl der Eingriffeist jedoch der Einsatz konven-tioneller Operationsbestecke undder Einsatz von Skalpellen nachwie vor unverzichtbar. Aller -dings sind bei deren Einsatz dieGrundregeln des Standes derTechnik zu berücksichtigen –formuliert in der TRBA 250 (16)beziehungsweise ihren Entspre -chungen im Regelwerk der Un -fallversicherungen. Diese sehen vor, dass spitze undscharfe Arbeitsgegenstände, bei-spielsweise Skalpelle, soweittechnisch möglich durch geeig-nete sichere Arbeitsgeräte zuersetzen sind, bei denen keineoder eine geringere Gefahr vonStich- und Schnittverletzungenbesteht.

Derartige Instrumente stehenseit kurzer Zeit tatsächlich auchals Ersatz für bisherige Einmal -skalpelle zur Verfügung (Abb. 1).Um den strengen Anforderungender TRBA 250 zu genügen, müs-sen derartige Sicherheitsskal -pelle unter anderem über eineneinhändig zu aktivierenden, denerneuten Gebrauch sicher aus-schließenden Sicherheitsmecha -nismus verfügen, der prinzipiellkeine Änderung der eigentlichenAnwendungstechnik erfordert.Mit der Verfügbarkeit derartigerInstrumente ist deren Gebraucheigentlich obligatorisch, es seidenn, es kann sicher ausge-

Abb. 1 Sicherheitsskalpell in scharfer und gesicherter Position (Aesculap AG)

Page 99: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

schlossen werden, dass der be -handelte Patient Träger einergefährlichen Infektionskrank -heit ist.

OrganisatorischeSchutzmaßnahmenEine große Gefährdung für dasinstrumentierende Personal be -steht bei der Übergabe ge -brauchter Gegenstände durchden Operateur. Mehrere unab-hängig voneinander durchge-führte Studien konnten zeigen,dass der Verzicht auf eine Hand-zu-Hand-Übergabe und der Ein -satz sogenannter neutraler Über -gabezonen, in der verwendeteInstrumente zunächst durch denOperateur abgelegt werden, dieAnzahl der Verletzungen dras -tisch reduzieren konnte (17). Allerdings zeigte sich, dass derzusätzliche Einsatz eigensiche-rer Skalpelle die Anzahl derNadelstichverletzungen im chi-rurgischen Bereich noch deutlichbesser reduzieren konnte (18).Grundlage für jede wirkungs-volle organisatorische Schutz -maß nahme ist jedoch ausgeruh-tes (19), gut ausgebildetes undmotiviertes Perso nal (20).

Persönlich wirksameSchutzmaßnahmenImmer noch zählt die Schutz -impfung gegen das Hepatitis-B-Virus zu den wichtigsten Schutz -maßnahmen für Mitarbeiter imGesundheitsdienst. Die seit den1980er-Jahren laufende Impf -kampagne zeigt jedoch hervor-ragende Erfolge, sodass dieAnzahl der Neuinfektionen un -ter dem medizinischen Personalseit Jahren zurückgeht. Im glei-chen Zeitraum nahm jedoch dieAnzahl der Verdachtsanzeigenauf eine Hepatitis-C-Infektiondeutlich zu. Da gegen die He -patitis C auf Jahre hinaus keinwirksamer Impfschutz verfügbarsein wird, ist die Vermeidungeines Kontakts mit dem Erregermomentan die einzig sinnvollePräventionsstrategie.Der Kontaktvermeidung unddem Schutz des Patienten die-nen im chirurgischen Bereichflüssigkeitsdichte sterile OP-Handschuhe. Bei Perforationen

während des Eingriffs verlierendiese jedoch ihre Barriere- unddamit auch ihre Schutzfunktion.Das Tragen zweier Schutzhand -schuhe übereinander versprichteine deutliche Verbesserung desSchutzes. Mehrere Untersuchun -gen konnten zeigen, dass dasRisiko für einen ungewolltenBlutkontakt durch diese Maß -nahme deutlich reduziert wird(21), während der Tastsinn derOperateure entgegen erster Be -fürchtungen kaum beeinflusstwurde (22). Der Schutz durchDoppelhandschuhe kann durchden Einsatz von sogenanntenIndikatorhandschuhen, bei de -nen das innere Paar farbig ist,weiter gesteigert werden. Durchdiese Kombination können nahe -zu alle Perforationen innerhalbweniger Sekunden erkannt wer-den (23).Allen Doppelhandschuhsyste -men gemeinsam ist, dass dieseSchutzmaßnahme auch im Falleeines Durchstichs durch beideHandschuhe die Sicherheit er -höht, da das durch den Stichübertragene Blutvolumen imVergleich zu den einfach getra-genen Handschuhen deutlich ver -ringert wird (24).

Wirtschaftliche Aspekte der SchutzmaßnahmenNahezu alle Schutzmaßnahmengegen Stich- und Schnittverlet -zungen sind mit Kosten verbun-den. Diesen müssen jedoch denEinsparungen durch die vermie-denen Nadelstichverletzungengegenübergestellt werden. Zwarwerden die meisten Folgekosteneiner Stich- oder Schnittver -letzung von der gesetzlichen Un -fallversicherung getragen, diesefinanziert sich jedoch im Um -lageverfahren durch Beiträgeder Mitgliedsbetriebe. In Abhängigkeit von der Häufig -keit gemeldeter Stichverletzun -gen ergab sich beispielsweise imJahr 2004 für ein 1000-Betten-Haus der maximalen Versor -gungs stufe, dass bereits bei 300gemeldeten Stichverletzungenden Mehrkosten einer vollen Um -stellung auf sichere Produktemit Nadelschutzmechanismusden Kosten von 117 000 Euro ein

Einsparpotenzial von 124 000Euro gegenüberstand (25). Heute sind die Preise für dievorgeschriebenen Sicherheits -pro dukte demgegenüber deut-lich gefallen, während die Kos -ten für Diagnose und Behand -lung im gleichen Zeitraum deut-lich gestiegen sind.

Sicherheitsskalpelle könnenStichverletzungen vermeiden

Nadelstichverletzungen stellenwegen den mit ihnen verbunde-nen Infektionsgefahren eine nichtzu unterschätzende Gefährdungfür Beschäftigte im operativ-chirurgischen Bereich dar. ZurVermeidung dieser Verletzungensind sowohl technische als auchorganisatorische und persönlichwirksame Schutzmaßnahmen ge -meinsam einzusetzen, da nur soein wirkungsvoller Einfluss aufdas komplexe Unfallgeschehengenommen werden kann. Be -sondere Bedeutung kommt je -doch den technischen Schutz -maß nahmen zu.Die Vermeidung von Stich- undSchnittverletzungen durch dieVerwendung von Sicherheits -skalpellen ist möglich, derenEinsatz als Stand der Technikmithin obligatorisch. Sicherheits -skalpelle vermeiden insbesonde-re Verletzungen bei der Überga-be von Hand zu Hand. Sie kön-nen aber auch die gar nicht ein-mal seltenen Stichverletzungenan den Beinen und Füßen desOP-Personals verhindern, die im -mer wieder durch versehentlichfallende Skalpelle entstehen (26).

Eine ausführliche Literaturliste zu die-sem Beitrag können Sie über die Re -daktion beziehen ([email protected]).

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr.-Ing. Andreas WittmannJuniorprofessor für das Fach TechnischerInfektionsschutzBergische Universität WuppertalSicherheitstechnikGaußstraße 20, 42119 WuppertalE-Mail: [email protected]

INDUSTRIE-AKTUELL | 409

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Page 100: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

410 | INDUSTRIE-AKTUELL Autoren: Stefan Prüß, Marion Saller

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Microstimulation

Besser schlafen mit Bewegungsbetten

Viele Erkrankungen gehen mit Schlafstörungeneinher. Hier ist jedoch Abhilfe möglich: Eine neueProduktlinie von Bewegungsbetten kann denSchlaf deutlich verbessern, speziell für Menschenmit Demenz, Parkinson und Schmerzpatienten.Die neuen Bewegungsbetten werden auf der „Altenpflege“ erstmalig vorgestellt.

Eine der wichtigsten mensch-lichen Kraftquellen ist dergesunde Schlaf. Ist diese

nächtliche Erholungs- und Auf -bauphase gestört, können ernst-hafte Krankheiten auftretenoder die Genesungszeit verlän-

gert sich enorm. Die Erhaltungdes tiefen Schlafes ist somitunerlässliche Voraussetzung ei -ner guten Pflege.Sicher kann die Pflegepersonnicht auf alle Bereiche des Schla -fes einwirken, aber sie kann pas-

sende Rahmenbedingungen füreinen möglichst gesunden Schlafschaffen. Neben den bekanntenFaktoren wie Ruhe und Dun -kelheit ist die passende Matratzefür den jeweiligen Patienten be -sonders wichtig.

Microstimulation kannSchlafstörungen positiv beeinflussen

Zusammen mit Thomashilfenhat das Institut IGAP eine ganzneue Produktlinie von Bewe -gungsbetten entwickelt, das aufdem Prinzip der „MiS Micro-Stimulation“ basiert. Durch dasZusammenspiel vieler Flügelfe -dern und der patentierten Tor -sionsfederung werden selbstkleinste Bewegungen des Lie -genden in mikrofeine Gegen -bewegungen verwandelt. Durchdiese Microstimulation gewinntder Körper an Wahrnehmungs -impulsen und an Orientierung.Der Patient fühlt sich geborgen,kann besser schlafen und ge -winnt wieder an Lebensqualität.

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Page 101: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

INDUSTRIE-AKTUELL | 411

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

„Wir haben inzwischen fest-gestellt, dass Bewegungsbettennicht nur für Dekubituspatien -ten die beste Wahl sind, sonderndass die Microstimulation dieSchlafstörungen von Demenz -patienten, Menschen mit Par -kinson und Schmerzpatientenäußerst positiv beeinflusst“, er -klärt Diplom-Pflegewirtin undReferentin des Instituts MarionSaller. Durch die Weiterentwicklungdes Bewegungsbettes sind nunindikationsbezogene Variantenentwickelt worden, die fein aufdie verschiedenen Krankheits -bilder abgestimmt sind.

Besserer Schlaf für unterschiedliche Erkrankungen

Demenz: Eine Studie ver-deutlicht, dass zirka 67 Prozentder Demenzkranken auf denBewegungsbetten erheblich bes-ser schlafen. Die Aufwachpha -sen verringern sich erheblich.Dies bedeutet nicht nur einenzeitlichen Gewinn für die Pflege,sondern auch eine Verbesserungder Lebensqualität.

Parkinson: Auch Menschenmit Parkinson leiden unterSchlafstörungen. Durch die zu -sätzliche Variante mit integrier-ter Microstimulation erhaltendie Patienten wichtige Wahr -nehmungsimpulse, um ebenfallsentspannter zu schlafen. DasBett ist dabei so konfiguriert,dass ein hoher Stimulations -anteil bei gleichzeitig hohemLiegekomfort erreicht wird.

Schmerzpatienten: Auch zurMinimierung von Druck- undLiegeschmerzen ist ein Spe -zialbett entwickelt worden. Esunterstützt die Bedürfnissevon Patienten mit chronischenSchmerzen, zum Beispiel Ar -throse, Osteoporose oder Krebs.Die Betroffenen liegen wunder-bar weich auf dem Bewegungs -bett, und die Wahrnehmungwird durch minimale Impulsegefördert. Die Matratze wirktbewegungsfördernd und gibt dienötige Mobilität zum Positions -wechsel oder zum Aufstehen aus

dem Bett. Schmerzen werdenreduziert, ein ruhiger, erholsa-mer Schlaf stellt sich wieder einund damit auch eine stärkereVitalität der Patienten.

Neue Pflegematratze: Das Bett ist Medizin

Die schlanke Pflegematratzeentspricht in den Abmessungenund Einsatzgebieten zwar einernormalen Pflegematratze, in ihrwirken jedoch auch komfortabeleingebettete Flügelfedern. Diesesorgen für eine leichte Micro -stimulation. Die Körperwahrneh -mung wird angeregt und derPatient schläft besser.Ein italienisches Sprichwortlautet: Das Bett ist Medizin! Einweiser Ausspruch, denn diePatienten finden durch einenbesseren Schlaf insgesamt zu

einer besseren Tagesform. IhrAllgemeinzustand verbessert sichund die Lebensqualität steigt.Oft können Medikamente redu-ziert oder sogar ganz abgesetztwerden. Die Patienten sind zu -dem weniger anfällig für wei tereErkrankungen.

Anschrift der Verfasser:

Stefan Prüß,Thomas Hilfen für KörperbehinderteGmbH & Co. Medico KGWalkmühlenstraße 1, 27432 BremervördeE-Mail: [email protected]

Marion Saller, Dipl.-Pflegewirtin Institut IGAPStader Straße 827432 Bremervörder

22.00 Uhr 6.00 Uhr

Aufwachphasen

Vorher: Viele Aufwachphasen während der Nacht

22.00 Uhr 6.00 Uhr

Mit Bewegungsbetten – mehr Schlaf

Ein Blick ins Innere derBewegungsbetten

Darstellung einer Flügelfeder

Page 102: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

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Page 103: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

BUCH-TIPPS | 413

Pflegeberichte endlich professionell schreibenDas Schreiben von Pflegebe richten bereitet Mitar bei -tern in stationären Pflegeeinrichtungen immer wiederSchwierigkeiten: Häufig ist unklar, was und wie in derPflegedokumentation ge schrie ben werden soll. Für Pfle -gende, die sich eine fundierte Orientierung zum Schrei -ben von Pflegeberichten wünschen, empfiehlt sich diesesLehrbuch. Die vierte, aktualisierte Auflage enthält eineFülle von aktuellen Hinweisen zur Nutzung des Pflege -berichts: für die Evaluation, die Kommuni kation mit

Angehörigen und die Übertragung von Pflegeproblemen in die Pflegepla -nung. Viele Praxisbeispiele und kurzgefasste Anleitungen helfen dabei, dieAufgabe des Pflegeberichts schnell, unkompliziert und kompetent zu lösen.

Pflegeberichte endlich professionell schreiben – Tipps und Vorschläge für Mit -arbeiter in stationären Altenpflegeeinrichtungen. Von Angela Paula Löser.Schlütersche, 4. Auflage 2011, 253 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-89993-269-0

Pflegende arbeiten im Ver -gleich zu anderen Berufs -gruppen überdurchschnittlichhäufig auch dann, wenn sieso krank sind, dass sie eigent-lich zu Hause bleiben sollten.Dieses Verhalten, das Präsen -tismus genannt wird, hatnicht nur weitreichende Fol -gen für die Arbeitszufrieden -

heit und das Wohlbefinden eines Betroffenen amArbeitsplatz. Es kann, wie empirische Studienzeigen, zu einem vorzeitigen Aus scheiden ausdem Arbeitsleben und zu erhöhten Mortali -tätsraten führen. Auch Organisationen erleidendurch Präsentismus nicht zu unterschätzendenSchaden in Form indirekter Kosten. So könnendie ökonomischen Verluste durch Präsentismusim Pflegedienst allein in Deutschland dreistelligeMil lionensummen erreichen. Das Buch von Martin Jansen beleuchtet das Phä -nomen Präsentismus im Krankenhaus von allenSeiten, anstatt vorschnell von einer geringenFehl zeitenquote auf das Wohlbefinden der Pfle -genden zu schließen. Es stellt die gesundheit-lichen, ökonomischen und professionspolitischenFolgen dar und schlägt Wege zu einer dauerhaf-ten Prävention vor.

Krank arbeiten statt gesund pflegen – Präsen -tismus im Krankenhaus. Von Martin Jansen.Verlag Hans Huber 2011, 128 Seiten, 19,95 Euro,ISBN 978-3-456-84923-2

Wenn Pflegende krank arbeiten, obwohl sie es besser wissen müssten

Hinterbliebene machen MutAuch wenn in der medizinischen Versorgung Fort schrittezu beobachten sind, können viele Krebs patienten nichtgeheilt werden. Zurück bleiben trauernde Ange hörige,deren Leben sich mit dem Verlust eines geliebtenMenschen nachhaltig verändert. Ihnen fehlt es an unter-stützenden Informationsangeboten von anderen Betrof -fenen. In der Broschüre „Unser Leben mit dem Verlust –Hinterbliebene machen Mut“ sprechen Hinterbliebenemit großer Offenheit über ihren Verlust. Ihre Erfah -rungsberichte sollen zugleich Mutmacher und Ratgeber

für Betroffene sein. Die Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von fünfEuro bei der LAGO bestellt werden (www.lago-brandenburg.de).

Unser Leben mit dem Verlust – Hinterbliebene machen Mut. Herausgegebenvon der Deutschen ILCO Landesverband Berlin-Brandenburg und der Lan -des arbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung Brandenburg e.V. (LAGO),2010, 5 Euro

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Page 104: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

414 | INDUSTRIE-TIPPS

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

Im Jahr 1930 wurde mit Cellona® die erste fixierteGipsbinde entwickelt. Das Besondere: Mit derFixie rung der Gipspartikel auf der Binde konntedas tauchfertige Gipsgewebe erstmals direkt ange-wendet werden. Die Cellona® Gipsbinde zeichnetesich durch zahlreiche Vorteile aus: Sie war kosten-günstig, einfach in der Anwendung, besonders haut-freundlich, trocknete schnell aus und bot zudem ei-ne hohe Stabilität. Außerdem sparte die schnelleund einfache Anwendung effektiv Zeit.Im Jahr 1949 erweiterten die Longuetten undBreitlonguetten das Cellona®-Sortiment. In breitenoder schmalen Bahnen gelegt, ergänzen und ver-stärken sie den Zirkulärverband und sind auch fürSchienen, schalenförmige Verbände und Gipsver -bandteile geeignet. Das tauchfähige Gipsgewebewird kontinuierlich weiterentwickelt und besitztjetzt einen perforierten Bindekern. Die feincremigeTextur erleichtert das Anmodellieren, wobei die ein-zelnen Schichten sich optimal verbinden. Nach ei-ner schnellen Aushärtung erreicht der Gips einegroße Endfestigkeit und somit hohe Stabilität. Für die Erstversorgung bei Frakturen, Operationenund orthopädischen Korrekturen wird Cellona® bisheute erfolgreich eingesetzt.

Kontakt: Lohmann & Rauscher InternationalGmbH & Co. KG, Westerwaldstraße 4, 56579 Rengsdorf, www.lohmann-rauscher.com

Neues mobiles Beatmungsgerät für die klinische und außerklinische Beatmung

Das neue Beatmungsgerät Puritan Bennett™ 520von Covidien ist nun in Europa auf dem Markt ver-fügbar. Der Puritan Bennett™ 520 ist ein tragbares,leichtes Kompaktgerät mit einem Gewicht von 4,5kg. Er bietet dadurch Erwachsenen und Kindern dieMöglichkeit der mobilen Beatmung und sorgt fürein hohes Maß an Freiheit und Flexibilität.

Das Puritan Bennett™ 520 verfügt über eine Viel -zahl von Datenaufzeichnungsmöglichkeiten, die die Compliance des Patienten verfolgen und weiterePatientendaten verwalten können. Dabei ist der 24-Stunden-Beatmungsreport schnell und einfach amGerät einsehbar. Ärzte und Pflegende können zu-dem mithilfe einer Software Trenddaten von bis zuzwölf Monaten und detaillierte Verläufe von bis zu48 Stunden analysieren und archivieren. DieseDaten können über ein USB-Speichermedium vondem Beatmungsgerät auf den Computer übertragenwerden. Weitere Funktionen sind der sensible, einstellbareFlow-Trigger, der dazu dient, die Atemarbeit desPatienten zu minimieren oder ein automatischesErkennungssystem, um das Risiko fehlerhafterBeat mungs- oder Alarmeinstellungen zu minimie-ren. Einmalartikel wie Beatmungsschläuche oderBakterienfilter zur Reduzierung des Kontamina -tionsrisikos und der Verbreitung von Viren undBakterien von Patienten mit infektiösen Erkran -kungen können problemlos adaptiert werden.

Kontakt: Covidien Deutschland GmbH,Gewerbepark 1, 93333 Neustadt an der Donau,www.covidien.com

Der Puritan Bennett 520 verbindet umfassende Funktionen der Beatmung mit einfacherBedienbarkeit und Mobilität

Seit 80 Jahren erfolgreich im Einsatz: die Cellona® Gipsbinde

Ein Klassiker feiert Geburtstag: 80 Jahre Cellona® Gipsbinde

Page 105: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

Pflegeberufe sind Steh- und Laufberufe. Und ver-dienen ein entsprechend komfortables, anatomie-spezifisches Gesundheits-Schuhwerk. Ein wichtigerAspekt wird dabei aber oft außer Acht gelassen: Ins besondere Kunststoffschuhe können elektrischeLadungen des Kör pers, aufgenommen durch Rei -bung und Texti lien, nicht ausreichend ableiten. DieFolge: unangenehme bis schmerzhafte plötzlichestatische Entladungen über Körperteile, zum Beis -piel Hände oder Arme. Die Lösung: Waldies Antistatik-Modelle. Waldiesbestechen in erster Linie mit ihrem patentiertenGrundmaterial ComfoTek, aus dem alle Modelle derumfangreichen Produktpalette hergestellt werden:ein dämpfender, schockabsorbierender Schaum ausgeschlossenen Zellen, der erstaunlich leicht, extremabrieb- und rutschfest ist, und somit den Schuhaußergewöhnlich langlebig macht. In den Antistatik-Modellen sind nun zusätzlich Einsätze aus leitfähi-gem Kunststoff in die Ballen- und Fersen-Bettungeingearbeitet, die wiederum elektrostatische Auf-la dungen im Körper ständig und gedämpft in derEN-Norm zum Boden ableiten. Waldies sind somitfür den Einsatz in Klini ken und Pflegeeinrich tun -gen bestens geeignet.

Kontakt: Vento GmbH,Sudetenstraße 15, 89340 Leipheim,www.vento-star.de

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

INDUSTRIE-TIPPS | 415

Actreen Lite Mini heißt der neue nur neun Zenti -meter lange und durchgehend mit Gleitmittel be-schichtete Katheter der B. Braun Melsungen AG fürFrauen. Actreen Lite Mini ermöglicht ein steriles Arbeitenund ist sofort gebrauchsfertig, unabhängig davonwie viel Zeit für die Katheterisierung benötigt wird.Der Konnektor ist an diverse Urinbeutel anschließ-bar und seine kompakte Größe verhindert einenKontakt zur Toilette. Durch die Kombination derKatheterlänge und der verbesserten Position derKatheteraugen ist eine optimale Blasenentleerunggegeben. Der einzeln steril verpackte Katheter ist soklein, dass er unauffällig in Hosentaschen mitge-führt werden kann. Actreen Lite Mini hat eine Griffhilfe und ist frei vonLatex, DEHP und PVC. Das Produkt ist überApotheken und Sanitätshäuser zu beziehen und alsHilfsmittel rezeptierbar. Der Katheter wurde auf

Bequemer geht es nicht: Gesundheits-Clogs für Pflegende

Kompakte Größe, sofort gebrauchsfertig:

der neue Katheter Actreen Lite Mini

Neu bei B. Braun: Actreen Lite Mini, der gebrauchsfertige Einmalkatheter für Frauen

Die Produktfamilie Fresubin® von Fre -senius Kabi ist 35 Jahre alt. Dankkontinuierlicher Entwick lungsar -beit sind die modernen Produktefür Trink- und Sondennahrungauf dem neuesten Stand derForschung. Sie enthaltenlebenswichtige Nährstoffewie Eiweiß, essenzielle Fett -säuren, Vita mine, Mi ne ral stoffeund Spuren ele mente und sind in-zwischen in über 20 Ge schmacks -rich tungen erhältlich. Eine neue Stu -die zeigt nun, dass der frühe Ein satzder enteralen Ernäh rung von hohemNutzen für unterernährte Pa tientenist. Eine Untersuchung einer US-ame -rikanischen Forschergruppe ergab, dass Mor talität,Dauer des Aufenthalts auf der Intensiv station undPneumonierate durch frühzeitige en terale Ernährungdeutlich verringert werden konnte. Dazu verglichendie Forscher zwei Gruppen intensivpflichtiger Pa -tienten. Die eine Gruppe erhielt innerhalb der ersten24 Stunden nach Ein lieferung enterale Kost, die an-dere Gruppe erst zu einem späteren Zeitpunkt. Aktuellen Leitlinien zufolge reduziert Trinknahrungzudem das Sterblichkeitsrisiko bei älteren Patien -ten um bis zu 42 Prozent. Die an der Erstellung derLeitlinien mitarbeitenden Experten weisen in derzugrundeliegenden Metaanalyse explizit darauf hin,dass die Ernährungstherapie starten sollte, sobaldein Risiko für Mangelernährung besteht.

Kontakt: Fresenius Kabi Deutschland GmbH, Else-Kröner-Straße 1, 61352 Bad Homburg,www.fresenius-kabi.de

Fresubin® feiert 35-jähriges Jubiläum

der Pariser Pharmapack im Februar 2011 wegenseiner innovativen Form und Verpackung, die klareVorteile für den Patienten in der Anwendung brin-gen, ausgezeichnet.

Kontakt: B. Braun Melsungen AG, Carl-Braun-Straße 1, 34212 Melsungen, www.bbraun.de

Die antistatischen Comfy-Clogs: in vielen

Farben und allen gängigenGrößen erhältlich

Die Sondennahrung FresubinEnergy® ist eines der jüngsten

Erzeugnisse der Produktfamilie Fresubin®

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Samstag · 9. April 2011 · 17.30 Uhr · 3sat

Die Schwester Der Pfleger 50. Jahrg. 04|11

9. April bis 5. Mai 2011

416 | TV-TIPPS

Kurzfristige Programmänderungensind jederzeit möglich!

Redaktionsbüro Radio + FernsehenPostfach 2245 · 37012 Göttingen

Fax: (0551)44871E-Mail: [email protected] · Kristina Rickmers

Donnerstag · 14. April 2011 · 21.00 Uhr · MDR

Hauptsache gesund

Lebensgefahr Durchblutungsstörungen – Nur ein paar Metergelaufen und schon wird eine Pause eingelegt. Die Wadenschmerzen höllisch! Der Volksmund spricht von „Schaufenster -krankheit“, weil die Betroffenen ihre Schmerzen durch dasBetrachten von Schaufenstern verbergen. Aber diese Be schwer -den sind ein ernstes Alarmzeichen! Denn sie werden verursachtdurch Verengungen der Blutgefäße, die Bein und Füße nichtmehr mit Sauerstoff versorgen können. Das kann zu Ampu -tationen führen und sogar das Leben bedrohen. ChronischeDurchblutungsstörungen treffen auch Herz, Hirn und Bauchor -gane. Schlaganfall und Infarkt können die tödlichen Folgen sein.

Samstag · 16. April 2011 · 09.30 Uhr · WDR

Alzheimer ohne Scham

In Deutschland leben derzeit mehr als eine Million demenz-kranke Menschen, die überwiegende Mehrheit von ihnen mitder Diagnose „Alzheimer“. Die Scham vor dem eigenen Ge -dächtnisverlust lässt viele Betroffene verstummen. Der Münche -ner Christian Zimmermann will mit nicht einmal 60 Jahrennicht in der gesellschaftlichen Demenz-Nische verschwinden.Vor über zwei Jahren wurde Alzheimer bei ihm diagnostiziert.Als einer von ganz wenigen in Deutschland macht er seineKrankheit öffentlich. Er lernt neue Seiten an sich kennen, ertraut sich als Laiendarsteller erstmals in seinem Leben auf dieBühne und bannt seine Krankheit malend auf die Leinwand,gibt dem Alzheimer ein Gesicht.

Samstag · 16. April 2011 · 17.30 Uhr · 3sat

vivo

Dienstag · 19. April 2011 · 19.00 Uhr · BR

Gesundheit!

Themen u. a.: Eier-Zeit gleich Cholesterin-Zeit? Welche Irr tü -mer gibt es?; Mit Hitze gegen Krebs: echte Chance oder fal-sche Hoffnung?; Bindehautentzündung: Helfen pflanzliche Trop -fen?; Deos: Welche Wirkstoffe sind für welchen Typ geeignet?

Dienstag · 19. April 2011 · 20.15 Uhr · NDR

Visite

Spezial – Ambulante Operationen: Patienten in Gefahr?Immer häufiger werden Patienten ambulant operiert, das heißtin einer Arztpraxis, die sie am gleichen Tag noch verlassen kön -nen. Eine Leisten- oder Nabelbruch-OP oder eine Knie- oderMagenspiegelung werden gerne ambulant durchgeführt. Dochdie Gleichung „ambulant = kurz, unkompliziert und günstig“geht nicht immer auf. Wie ist das mit der Narkose, gibt es beiambulanten Operationen ein größeres Risiko? Was tun, wennes Komplikationen gibt?

Donnerstag · 28. April 2011 · 09.05 Uhr · ZDF

Volle Kanne

vivo

Mittwoch · 13. April 2011 · 20.15 Uhr · hr

u. a.: „Wenn Selbstmedikation süchtig macht“. Mehr als hunderttausend Menschen sind abhängig von Medi -kamenten – und die Dunkelziffer ist weit höher. Es beginnt mitdem Nasenspray oder dem vermeintlich harmlosen Schmerz -mittel. Bei diesen rezeptfreien Medikamenten entscheidet je-der selbst, wie oft er sie einnimmt und wie hoch er sie dosiert.Und so landen immer mehr in der Sucht.

MEX

Mittwoch · 13. April 2011 · 22.15 Uhr · ZDF

Grünes Gold – Medikamente aus dem DschungelTropische Regenwälder sind Schatzkisten der Evolution: DerDschungel birgt mit seinen Pflanzen und Tieren eine Fülle un-bekannter Substanzen. Wem es gelingt, daraus neue Medika -mente zu entwickeln, dem winken Milliardengewinne. Heutebasieren mehr als die Hälfte aller Arzneimittel auf Natur stof-fen – und der Bedarf wächst. Forscher und Pharmaindustrie ausEuropa und den USA haben es deshalb auf das „grüne Gold“aus dem Dschungel abgesehen. Wem gehören die Medikamen -te aus dem Regenwald? Wie können beide Seiten – einheimi-sche Bevölkerung und Industrieländer – von ihnen profitieren?

Abenteuer Wissen

Darin: Praxis täglichReizdarmsyndrom – Ihnen fehlt doch nichts!

Donnerstag · 5. Mai 2011 · 09.05 Uhr · ZDF

Volle Kanne

Darin: Praxis täglichDie Narbe bleibt – Jugendliche mit Herzerkrankung

Thema: Nicht ins Heim! Wenn Angehörige pflegenMehr als zwei Drittel aller pflegebedürftigen älteren Menschenwerden zu Hause von Angehörigen versorgt. Oft genug geratendie Pflegenden an ihre Grenzen, müssen Beruf und Pflege untereinen Hut bringen und werden unter diesem enormen Stressnicht selten selbst krank. Auswege aus dem Dilemma bietenosteuropäische Pflegekräfte: billig, aber zumeist illegal. Dasändert sich ab dem 1. Mai 2011. Ab diesem Stichtag giltFreizügigkeit für Arbeitskräfte aus sechs osteuropäischen Län -dern. Auch für Pflegekräfte gibt es dann keine Beschränkun -gen mehr. Ist dies die Lösung unserer aktuellen Pflegemisere?

Thema: Zukunft Pflege – Wer kümmert sich um mich?In den kommenden Jahrzehnten wird es in Deutschland deut-lich mehr Pflegefälle als in den Jahren zuvor geben. Hoch -rechnungen zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen in dennächsten 20 Jahren um 50 Prozent, in den nächsten 40 Jahrensogar um 100 Prozent steigen. Der aktuelle Pflegestandard istin Zukunft finanziell und personell nicht mehr leistbar.Deutschland steht vor dem Pflegekollaps. Ohne ehrenamtli-ches Engagement, ohne nachbarschaftliche Hilfe wird Pflegenicht mehr funktionieren. Es braucht visionäre Vordenker wieHenning Scherf, den ehemaligen Bremer Bürgermeister, derselbst seit 15 Jahren in einer Alten-WG lebt.

Page 107: Die Schwester - Der Pfleger Nr. 04.2011

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MANAGEMENT

Neue Prozesse

Widerständen von Mitarbeitern

in der Organisation begegnen

Von Michael Wagner

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VORSCHAU

PRAXIS

Onkologische Zentren

Chance für die Fachpflege

Von Gaston Linke

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DIE SCHWESTERDER PFLEGER

Schwerpunktthema des Mai-Heftes:Personalziel: Zufriedene Mitarbeiter

Weitere Themen

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Darüber hinaus bietet Coloplast in Deutschland Homecare-Dienstleistungen an. Coloplast ist ein weltweit operierendes Unternehmen

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