Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

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Prof. Dr. Kers+n Mayrberger Universität Hamburg | Interdisziplinäres Zentrum für universitäres Lehren und Lernen (IZuLL) Die Augsburger UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets? Virtueller Vortrag im Rahmen des Online-Events zum Themenspecial „Mobiles Lernen“ von e-teaching.org am 08.12.2014 [Team der UniPAd-Studie an der Universität Augsburg über die Laufzeit von 2012 bis 2014: Prof. Dr. Kerstin Mayrberger, Dr. Frederic Adler, Dipl. Päd. Patrick Bettinger, Hannah Dürnberger, M.A., Kathrin Galley, M.A. & Isabell Mühlich, M.A.] 1

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Hier finden Sie die Folien zum Online-Event (http://www.e-teaching.org/community/communityevents/ringvorlesung/unipad_studie). Seit 2010 haben Tablets neben anderen mobilen Endgeräten Einzug in den Bildungskontext gehalten. Wie so häufig gehen mit der Einführung neuer Geräte auch Erwartungen hinsichtlich eines veränderten alltäglichen Umgangs oder gar Lehren und Lernens einher – und gerade dem Hochschulkontext wird häufig eine besondere Innovationsfähigkeit unterstellt. Um diese Annahmen entwicklungsorientiert zu explorieren, wurden von 2012 bis 2014 an der Universität Augsburg im Rahmen der Studie „UniPAd“ die Verwendung und der Einsatz von Tablets im Studium erforscht. Dabei wurde einerseits eine quantifizierende längsschnittorientierte Perspektive auf die konkrete Nutzung der Geräte vorgenommen (Fokus Technik). Zusätzlich wurde begleitend mit unterschiedlichen, während des Prozesses entwickelten methodischen Zugängen qualitativ das medienunterstützte Studieren mit seinen spezifischen Praktiken untersucht (Fokus Person). Die Gestaltung der persönlichen Lernumgebung sowie Fragen des Umgangs mit Tendenzen der Entgrenzung von Lernen und Alltag sind hier besonders prägnant.

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Prof.&Dr.&Kers+n&Mayrberger&Universität&Hamburg&|&Interdisziplinäres&Zentrum&für&universitäres&Lehren&und&Lernen&(IZuLL)&

Die Augsburger UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

Virtueller Vortrag im Rahmen des Online-Events zum Themenspecial „Mobiles Lernen“ von e-teaching.org am 08.12.2014

[Team der UniPAd-Studie an der Universität Augsburg über die Laufzeit von 2012 bis 2014: Prof. Dr. Kerstin Mayrberger, Dr. Frederic Adler, Dipl. Päd. Patrick Bettinger, Hannah Dürnberger, M.A., Kathrin Galley, M.A. & Isabell Mühlich, M.A.]

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Page 2: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

I. Anlass & Projektkontext „UniPAd“

II. Fragestellung & Untersuchungsdesign

III. Ergebnisse Teil A: „Grundbefragung“

IV. Ergebnisse Teil B: „Entgrenzung“

V. Folgerungen & Fazit

Agenda

© ioannis kounadeas - Fotolia.com2

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Anlass & Projektkontext „UniPAd“

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Mediatisierung des Alltags & „Hype“ Mobiles Lernen

Bild: http://www.livenet.de/themen/gesellschaft/medien/207539-religion_in_der_digitalen_medienwelt.html

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iPads [Mobile Endgeräte] im Studium

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Konzeptioneller Rahmen: PLE

• PLE – Persönliche Lernumgebung Lernende organisieren sich und ihren Prozess des Wissenserwerbs mit Hilfe digitaler, vernetzter, mobiler Medien und im sozialen Austausch selbstständig (in Anlehnung an Attwell, 2007; Schaffert & Kalz, 2009)

• Fokus: die PLE Studierender zwischen Alltag und Studium • Selbststeuerung und Vernetzung • Individualisierung und Kooperation/Kollaboration • technischer und sozialer Kontext der Nutzung • Entgrenzung

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Konzeptioneller Rahmen: Entgrenzung

➡ Integration von mobilen Endgeräten in formale Bildungskontexte als eine Bedingung entgrenzten Lernens (Kirchhöfer, 2004)

• „Unter Entgrenzung des Lernens wird die Auflösung bisheriger Strukturen und Formen regulierender Begrenzung von Lernen verstanden.“ (ebd., S. 109)

• Dimensionen entgrenzten Lernens (ebd., S. 110)Zeit | Raum | Arbeitsmittel/Medien | Inhalt | Soziale Form | Institution | Biographie

➡ Entgrenzung aus (medien-)didaktischer Sicht:

• Auflösung formal bedingter Grenzen von Lernszenarien mit digitalen Medien und Öffnung formalen Lernens hin zur Einbindung von und Verbindung mit informellem Lernen (vgl. Overwien, 2005)

• Grenzverschiebung, -überschreitung und -verletzung

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Fragestellung & Untersuchungsdesign

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UniPAdiPads im Studium an der Uni Augsburg➡ Inwiefern wirkt sich die regelmäßige, freie

Verwendung eines Tablets auf die Gestalt der PLE und die studiumsrelevante Nutzung aus? !!

- 2012-2014 Laufzeit - Tablets (hier: iPads)

als Anker zur Exploration der PLE - Studierende (BA & MA; medienaffin) - 1:1 – Ausstattung - freie Nutzung - Erhebung: Befragung (Methodenmix) - Auswertung: deskriptiv und kategoriengeleitet

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Erhebung in Form von Befragung

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Fragebogen

& Narrative LandkarteInterview inkl. Lautem Denken

Gruppendiskussion

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Entwicklung des Studiendesigns

SoSe 2012 (Pilot)

‣ Implementierung I im BA/MA MuK

‣ 41 StudienTN ‣ 8 Fälle (viel/wenig) ‣ Narrative Landkarte I ‣ iPads im Studienalltag

„freie“ iPad-Nutzung im Studium &

Gestalt der PLE

‣ Implementierung II im BA/MA MuK

‣ 48 StudienTN ‣ 6-8 „best cases“ ‣ Narrative Landkarte II ‣ Intervention als Basis ‣ Mobiles Studieren & Lernen

WiSe 2012/13 SoSe 13

Gestalt der PLE & Prozesse, Genese,

Bedeutung

Zeit

Fokus

SoSe 14

Gestalt der PLE & Entgrenzung

‣ Einsatz im BA/MA MuK ‣ 30 Studien TN ‣ 4 Gruppendiskussionen ‣ Sampling: viel-wenig-kaum;

4 TN je Gruppe ‣ [Gestaltungsentscheidungen

der eigenen Lernumgebung] ‣ Entgrenzung

Teil A: Online-Grundbefragung (je Semester von SoSe 2012-SoSe 2014)

Teil B: Qualitative Befragung (SoSe 2012, WiSe 12/13 & SoSe 2014)

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Ergebnisse Teil A: Grundbefragung

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Teilstudie A ‚Grundbefragung‘

• Durchschnittlich 39 Studierende (BA, MA; über alle Semester)

• Online-Befragung (2012-2014): schriftlich, standardisiert, Selbsteinschätzung

• hier: Daten aus SoSe 2014 nach längerer Nutzung, N = 30

• Interpretation von deskriptiven Daten (keine Kausalitäten)

• Leitende Fragen der Teilstudie „Grundbefragung“:

• Für welche Zwecke nutzen Studierende in welcher Form elektronische Geräte und Dienste im Studium?

• Welche Rolle spielen Tablets für die Befragten?13

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Zusammenfassende Erkenntnisse (SoSe 2013)

• Bereits gute Geräteausstattung der PLE Studierender auch ohne Tablet

• Geringes Bewusstsein für PLE bei Studierenden

• Enge Auffassung von Lernen (v.a. beschränkt auf Memorieren von Faktenwissen)

• Trennung von Studium und Freizeit fällt mehrheitlich schwer umzusetzen

(Bettinger, Adler, Mayrberger & Dürnberger 2013)14

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Medienbesitz Studierender

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100%#

Welche&Medien&besitzen&Sie?&&

Handy#

Smartphone#

Laptop/Netbook#

DesktopAPC#

iPod#touch#

mp3#player#

##

##

##

SoSe#13#(n=46) # # # #SoSe#14#(n=30)#

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Nutzung von mobilen Endgeräten

• Einschränkungen bei der Nutzung v.a. beeinflusst durch Zeit, Ort und Funktionalität (Netzzugang)

• Smartphone spielt eine immer größere Rolle: sowohl unterwegs als auch Zuhause häufig wichtigstes Hilfsmittel bei verschiedenen Aktivitäten

• Mobile und z.T. vernetzte Geräte vor allem bei ungeplanten, spontanen Zeitfenstern dominierend

• Laptop und analoge Hilfsmittel in festen, geplanten Zeiträumen von Bedeutung

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Nutzungshäufigkeit SoSe 13

0%# 10%# 20%# 30%# 40%# 50%# 60%# 70%# 80%# 90%# 100%#

Zu#festen,#immer#gleichen#Zeiten,#die#ich#extra#frei#halte#

Zu#unterschiedlichen#Zeiten,#die#ich#flexibel#festlege#und#dann#frei#halte#

Zu#unterschiedlichen#Zeiten,#die#sich#spontan#ergeben#

Zwischendurch,#wenn#überraschend#Zeit#ist,#kurz#etwas#zu#erledigen#

Zwischendurch,#wenn#ich#schnell#etwas#nachschlagen#will#

Zwischendurch,#wenn#ich#schnell#etwas#noGeren,#nachtragen#oder##will#

Zwischendurch,#in#Wartezeiten#(z.B.#in#der#Bahn#oder#zwischen#Seminaren)#

Nutzungshäufigkeit.zu.unterschiedlichen.Zeiten.(SoSe.13,.n=46).

nie# selten# eher#häufig# sehr#häufig###

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Nutzungshäufigkeit SoSe 14

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Zu#festen,#immer#gleichen#Zeiten,#die#ich#extra#frei#halte#

Zu#unterschiedlichen#Zeiten,#die#ich#flexibel#festlege#und#dann#frei#halte#

Zu#unterschiedlichen#Zeiten,#die#sich#spontan#ergeben#

Zwischendurch,#wenn#überraschend#Zeit#ist,#kurz#etwas#zu#erledigen#

Zwischendurch,#wenn#ich#schnell#etwas#nachschlagen#will#

Zwischendurch,#wenn#ich#schnell#etwas#noGeren,#nachtragen#oder##will#

Zwischendurch,#in#Wartezeiten#(z.B.#in#der#Bahn#oder#zwischen#Seminaren)#

Nutzungshäufigkeit.zu.unterschiedlichen.Zeiten.(SoSe.14,.n=30).

nie# selten# eher#häufig# sehr#häufig#

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Ergebnisse Teil B: „Entgrenzung“

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Umgang mit Entgrenzung

➡ Erkenntnisse bezüglich Perspektive der Studierenden (SoSe 2013) • Ambivalente Aussagen in Bezug auf die Bewertung der Vermischung von

Studium und Freizeit • Vermischung wird häufig als unumgänglich empfunden • Tendenziell erhöhte Anforderungen an Selbststeuerung u. Selbstorganisation • Einfluss der Tablets/mobilen Endgeräte auf Entgrenzung des Lernens unklar:

Zunehmende Auflösung von Grenzen des Lernens durch mobile Endgeräte?

➡ Leitende Fragen für vertiefende Untersuchung (SoSe 2014):Wie beschreiben Studierende ihre ‚studienspezifische Work-Life-Balance‘? Welche Strategien nutzen sie zur Bewältigung dieser? Welche Merkmale von Entgrenzung werden genannt? Welche Rolle spielen digitale, vernetzte, mobile Medien?

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Page 21: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

• Räumliche Trennung (Wohn- und Studienort) förderlich

• Örtliche Abwesenheiten (Heimatbesuche oder Urlaube) werden mit Gruppen meistens abgesprochen, sodass die Abwesenheit sich nicht negativ auf die Gruppenarbeit auswirkt.

• „Und ich denke, man hat auch die Möglichkeit, sich auch mal auszuklinken, wenn man das nicht möchte. Also (..) ich kenn das ja selbst von Freunden beziehungsweise Kommilitonen, dass sie dann auch sagen: „So, ich bin jetzt die nächsten drei vier Tage nicht in Augsburg, sondern bin verreist und ich bin deswegen auch einfach nicht erreichbar“. Und dann ist das auch ok. Die haben vorher Bescheid gesagt… (G3, D, P. 32)“

• „Andere dürfen dann auch die Forschungsarbeit fertig schreiben und abschicken: Liebe Grüße vom Strand, passt schon so, schick ab. /lacht/ (G2, P. 823)“

Raum

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• Trennung fällt durch Personen schwer, weil Freunde auch Kommilitonen sind (abends)

• Gruppenarbeit braucht viel Zeit zur Abstimmung, die wiederum häufig über Medien läuft [MuK Spezifik]

• freie Zeiteinteilung befördert möglicherweise Entgrenzungstendenzen

• „Ich finde aber, (es ist dafür mehr) eine freiere Zeiteinteilung. (Das war in der Schule so) von acht bis eins Schule, dann kommt man heim, dann isst man und dann macht man Hausaufgaben. ( ) Aber ich finde halt so in der Uni, da ist man mal in der Uni zwei Stunden, dann hat man aber das nächste Mal erst wieder am Nachmittag, aber dazwischen (ist halt) trotzdem die Zeit. Entweder man geht irgendwie in die Stadt oder man ist halt an der Uni und dadurch ist man insgesamt mehr mit der Uni beschäftigt. Aber (mehr) zu verschiedenen Zeiten. (G2, D, P. 51)“

Zeit

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Page 23: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

• Ambivalente Haltung (Tenor: hilfreich für effektives Arbeiten und zugleich problematisch durch ständige Erreichbarkeit)

• Erreichbarkeit, Medien und Entgrenzung hängen eng zusammen - durch Medien wird die Entgrenzung beständiger (u.a. sind Studierende mittels Smartphone immer greifbar und können überall vom Studium eingeholt werden)

• Kompetenz im Umgang mit Entgrenzung entscheidend

• „/ähm/ Ich find das auch ein bisschen /ähm/ ja komisch, das auf die Technik son bisschen sozusagen abzuschieben. Weil im Endeffekt hilft sie uns ja nur. Also ich find, das sind dann schon eher die Leute, wo man sich denkt, /ähm/ die sollten sich mal überlegen, ob jetzt wirklich um 23 Uhr ne Mail noch angebracht ist oder ob man das irgendwie ein bisschen anders machen kann. Also ich find, dass da eher die Technik hilft. Also es ist klar /ähm/, sie kann auch ins Negative gehen, aber also ich find, ich find, das sind primär schon eher die Leute einfach. (G1, B, P. 16)“

• „Und dann wenn man schon auf Facebook ist, dann schaut man halt mal schnell in die Gruppe von /ähm/ dem Seminar und dann krieg ich das natürlich sofort mit, wenn da jemand was reinpostet und eben eine Frage stellt (G3, P. 42)“

• „Also ich muss sagen, meistens finde ich das eigentlich gut. Weil ich /ähm/ oft, also das ist ja generell auch sowas, dass ich weiß, wenn irgendwo auf der Welt was zusammenbricht (ne Eilmeldung). Wenn irgendetwas ist, dann bin ich einfach da. Das ist schon gut (G3, B, P. 31)“

Medien

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• soziale Entgrenzung größtenteils keine Probleme (u.a. hat man jemanden, den man jederzeit nach Rat fragen kann, was Universitäres anbelangt)

• „Ja das ist das, was du gesagt hast. Dass man befreundet ist mit seinen Kommilitonen. /alle stimmen zu/ Und vielleicht mal abends ein Bier trinkt und man doch über das Seminar redet, was einen geärgert hat, oder was gut gelaufen ist, und was man als nächstes machen könnte (G3, A P. 41).“

Sozialform

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Page 25: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

• Kombination aus Medien und Gruppenarbeit führt zur Mehrbelastung, weil Aufgaben virtuell (selbstverordnet) gelöst werden (sollen)

• „Also mir is aufgefallen. im ersten Semester, da wars, also wars halt so für mich schon ziemlich extrem. Weil ich aus nem Studium vorher kam, das schon relativ geregelt war und /ähm/ dann eben im ersten Semester hier die komplette Projektarbeit und dann hat man auch mit den Kommilitonen halt viel zu tun. Und da hat auch wieder einer nur so Zeit, der andere wieder so Zeit. Und da wars eigentlich schon wirklich so, dass ich das komplette erste Semester mein Handy ständig anhatte, um 23 Uhr noch Mails gecheckt hab, ob irgendwas jetzt ist, weil einfach, wenn man auf die eine Sache nicht geantwortet hat, dann konnte der andere am nächsten Tag nicht weiterarbeiten. Und /ähm/ also das hab ich dann auch im zweiten Semester sehr schnell abgestellt /lacht/, aber halt auch nur effektiv, weil nachm Semester wir uns dann einfach mal in diesen Gruppen zusammengesetzt haben und gesagt haben: „Ne, so geht das nicht". Also 23 Uhr Mail, die wird nicht mehr beantwortet, Schluss /lacht/. Da wird nicht mehr telefoniert und da wird auch nicht mehr aufs Handy geguckt. Also da ists mir dann schon, also im ersten Semester extrem aufgefallen. (G1, B P. 12)“

• „Mhm, man ist auch immer erreichbar, wenn man jetzt auch noch beruflich was mit sozialen Medien macht, dann ist man (damit ja in beruflicher Hinsicht) aktiv und privat noch.[ …] So auch das ( ) zu trennen also bei mir ist das ziemlich vermischt momentan beruflich und privat. (Weil man) eben auch beruflich damit macht. /lacht/ (G2, A, P. 46)“

Sozialform & Medien

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Page 26: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

• Lernen mit beschränktem Verständnis (z.B. ist das Schreiben von Hausarbeiten nicht gleich Lernen! )

• Entgrenztes Lernen wird als solches nicht wahrgenommen.

• „Ich glaub, das ist zu diesem Zeitpunkt schwierig, weil wir ja nicht mehr lernen. Also wir sind ja alle schon in der Schreibphase, also Schreib-/ Recherchephase (G1, B, P. 49).“

• „Ja, dass man sich halt selber damit wirklich auseinandersetzt. Halt nicht nur sagt, ich schaue mir jetzt irgendwie nur den einen Teil an, den ich jetzt brauche, um meine Aufgabe, die ich von der Gruppe bekommen habe, zu erfüllen. Sondern zu sagen „ok, vielleicht wäre es ganz interessant, wenn ich den Rest auch noch weiß“ oder halt für mich persönlich. Also das war das, was mir auch immer schwer gefallen ist (G4, B, P. 459).

Verständnis von Lernen

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Page 27: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

Welche Strategien kommen zum Umgang mit „Entgrenzung“ zum Einsatz? Welche Rolle spielen die Medien?

• Abhängigkeit von Priorität (Studium, Alltag)

• Strategien des Zeitmanagements (u.a. To-Do-Listen)

• Geräte ausschalten/ in anderen Raum verbannen/nur zu bestimmten Zeiten nutzen

• Relativ reflektierte, ambivalente Haltung gegenüber Medien

๏ sie helfen dabei, Arbeiten zu erledigen und schneller zu kommunizieren

๏ sie tragen die Mitschuld an der Entgrenzung und sorgen teilweise für Stress

๏ hier spezifisch: Persönliche Treffen nehmen zugunsten der Nutzung von Onlinetools zur Aufgabenbewältigung ab

➡ Entgrenzung lässt sich insgesamt weiterhin als Ambivalenz beschreiben: zwischen Zufriedenheit, Akzeptanz und Belastung

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Page 28: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

Folgerungen & Fazit

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Folgerungen Teil A

• Tablets/iPads in der UniPAd-Studie…

• nehmen sie dabei gegenüber dem Smartphone eine untergeordnete Rolle ein

• besetzen vor allem Nischen, die sich zwischen der flexiblen, spontanen Smartphonenutzung und den geplanten Nutzungszeiten des Laptops eröffnen

• haben einen relevanten Stellenwert für die PLE, doch der scheint unbewusst

• verändern Nutzungsweisen auch über einen längeren Zeitraum kaum

• werden von Rahmenbedingungen in der Nutzungsintensität beeinflussen

• und zur Verfügung stehende Applikationen verändern tradierte und bewährte Arbeitsweisen (mit analogen Hilfsmitteln) nur sehr zögerlich

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Folgerungen Teil B: Entgrenzung

• Entgrenztes Lernen ist bei Studien-TN kein bewusstes Thema (Lernverständnis)

• Ambivalenz der Arbeitsorganisation mit digitalen, vernetzen, mobilen Medien bei Studien-TN zwischen Zufriedenheit, Akzeptanz und Belastung

• Entgrenzungseinschätzung abhängig von tradierten Lernformen im Studiengang („Freiheiten“), Studienphase (BA, MA), Selbstorganisationsfähigkeit und Zeitmanagement) sowie Mediennutzungstyp (?)

➡ Frage nach tatsächlicher Relevanz von „realistischen“ didaktischen Szenarien mit mobilen Endgeräten, die an die studiumsbezogene Lebenswelt anknüpfen

➡ Annahme: Mobile Endgeräte spielen eine untergeordnete Rolle hinsichtlich des (medien-)didaktischen Gesamtkonzepts

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Mediendidaktische Folgerung: Übergangsituation

Mobile Endgeräte als Ermöglicher

(Didaktik)

Mobile Endgeräte als Optimierer (Organisation)

➡ Selbststeuerung & -organisation ➡ Partizipative Mediendidaktik (Zeit)

„Hype“ Mobiles Lernen

&

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Page 32: Die UniPAd-Studie: Wie nutzen Studierende Tablets?

Vielen Dank!

Prof. Dr. Kerstin Mayrberger !Universität Hamburg Interdisziplinäres Zentrum für universitäres Lehren und Lernen (IZuLL) Leitung (komm.) | Professur für Lehren und Lernen in der Hochschule !http://www.izull.uni-hamburg.de/ [im Aufbau] [email protected] kerstin.mayrberger.de

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