Die VAUST - ÖH-Wahl 2013

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V Seite 4 - Man hat mich angelogen... | Seite 5 - JedeR profitiert von der ÖH | Sei- te 6 - Eine kurzweilige Unterbrechung | Seite 7 - Schwangerschaft und Studiengebühren | Sei- te 8 - Gesucht: Buddy, gefunden: Freundschaften | Seite 10 - Wir wollen Spaß | Seite 12 - Feminismus | Seite 13 - Sozialismus - WTF?! | Seite 14 - Sinnesbehinderung | Seite 16 - Schwarzhören, ja bitte! | Seite 17 - Fundgrube | Seite 18 - (Un)Aufgelöster Widerspruch | Seite 19 - Offener Hochschulzugang!? die vaust Das Unimagazin des VSStÖ Salzburg | ÖH-Wahl 2013 R Themenschwerpunkt: ÖH Sonderausgabe

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Eine ÖH-Wahl steht an. Daher haben wir diese Ausgabe von ‚Die Vaust‘ genutzt, um euch zu zeigen, was wir die letzten 2 Jahre in der ÖH gemacht haben. Wie ihr seht, waren diese 2 Jahre durchaus ereignisreich. Daraus lässt sich auch schließen, was wir zu tun gedenken, falls wir wiederrum auf euer Vertrauen bauen können (S. 4 bis 10). Neben diesen Beiträgen gibt es – wie gewohnt – einen allgemeinen Politikteil, in dem einerseits große Worte über unsere Werte geschwungen werden (Feminismus S. 12 / Sozialismus S. 13); andererseits aber auch auf das scheinbar kleine Problem der Sinnesbehinderung (S. 14) hingewiesen wird, welches, wie ihr sehen werdet, gar nicht so klein ist.

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die vaustDas Unimagazin des VSStÖ Salzburg | ÖH-Wahl 2013

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Themenschwerpunkt: ÖH

Sonderausgabe

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Eine ÖH-Wahl steht an. Daher haben wir diese Ausgabe von ‚Die Vaust‘ genutzt, um euch zu zeigen, was wir die letzten 2 Jahre in der ÖH gemacht haben. Wie ihr seht, waren diese 2 Jahre durchaus ereig-nisreich. Daraus lässt sich auch schließen, was wir zu tun gedenken, falls wir wiederrum auf euer Vertrauen bauen können (S. 4 bis 10).Neben diesen Beiträgen gibt es – wie gewohnt – einen allgemeinen Politikteil, in dem einerseits große Worte über unsere Werte geschwungen werden (Feminismus S. 12 / Sozialismus S. 13); andererseits aber auch auf das scheinbar kleine Problem der Sinnes-behinderung (S. 14) hingewiesen wird, welches, wie ihr sehen werdet, gar nicht so klein ist.

Im Feuilletonteil halten wir ein buntes Potpourri für euch bereit: In der Fundgrube (S. 17) des offenen Hochschulzugangs für Bauernkinder (Oder für diejenigen, die es gerne politisch korrekt haben: Nachfolge-generation der Erwerbstätigen im agrikulturellen Wirtschaftsbereich) (S. 19) haben wir den Widerspruch (S. 18) der SchwarzhörerInnen (S. 16) aufgelöst.

Dass diese ‚Die Vaust‘ eine Wahlkampfausgabe ist, seht ihr schon daran, dass wir all unsere Gesichter abgebildet haben. Ich hoffe sehr, ihr werdet davon nicht allzu erschreckt und erkennt vielleicht so mancheN wieder ;-).

Salzburg, 8. April 2013

Stellvertretend für die gesamte Redaktion,

Christian Ennsgraber

Themenschwerpunkt: ÖH Editorial

Impressum:Herausgeber: Verband Sozialistischer Studentinnen und Studenten Österreich Sektion

Salzburg | Chefredaktion: Christian Ennsgraber | Layout: Tobias Neugebauer | Redaktion: Alissa Aigner, Andreas Eisl, Christian Ennsgraber, Christof Fellner, Christian

Icso, Tobias Neugebauer, Ludwig Seidl, Marco Stadlberger, Svjetlana Vulin, Daniel

Winter | Textbeiträge: Jana Číhalová, Lucie Homolová, Saara Kinnunen, Vendula Šeflová | Anschrift: Paris-Lodronstraße 8a, 5020 SalzburgOffenlegung gemäß §25 Mediengesetz: die Vaust ist ein Magazin des VSStÖ Salzburg und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundrichtung: Im Sinne des Grundsatzpro-grammes des VSStÖ versteht sich die Vaust als Zeitschrift, welche sich mit sozial-, bildungs- und gesellschaftspolitischen Themen von Studierenden auseinandersetzt und über aktuelle Ereignisse informiert und berät. ZVR:630172485 | Mail: [email protected]

Warum wir Gendern und wie wir das tun:Oft werden Frauen in der Sprache lediglich mitgemeint und dabei subtil unsichtbar gemacht. Durch geschlechtsneutrale oder geschlechtergerechte Sprache wird darauf Bezug genommen. Da wir eine offene Redaktion haben und es unterschliedliche Theorieansätze gibt, stellen wir die Form des Genderns frei. In Interviews, LeserInnen-briefen oder direkten Statements wird die Originalaussage verwendet.

Mach mit!Wir pflegen bei diesem Magazin den Modus einer offenen Redaktion. JedeR kann mitarbeiten und die Themen werden offen diskutiert. Einzig die Blattlinie und die Redaktionssitzung selbst bestimmen die Linie. Falls du also Lust hast etwas von dir in diesen Magazin zu veröffent-lichen, melde dich bei uns unter [email protected]. Du kannst uns auch einfach über Facebook schreiben: facebook.com/salzburgvsstoe.

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JedeR profitiert von der ÖH...Seite 05Eine kurzweilige Unterbrechung...Seite 06

Schwangerschaft und Studiengebühren...Seite 07

Gesucht: Buddy Gefunden: Freundschaften...Seite 09

Wir wollen Spaß...Seite 10

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Eines vorweg: Als man mir vor einem Jahr, bevor ich die Tätigkeit im Vorsitzteam von Tobias Aigner übernahm, weismachen woll-te, dass der Aufwand nicht sehr groß sei, log man mich an. Die Wahrheit wäre gewesen, wenn man mir ehrlich gesagt hätte: Der Aufwand wird hoch sein, deine Essgewohnheiten werden sich verschlechtern und an einigen Tagen wirst du froh sein, noch vor Mitternacht dein Büro in der ÖH zu verlassen. Vielleicht war es besser so, dass man mich anlog. Hätte man mir nämlich im nächsten Atemzug mitgeteilt, dass es sich trotzdem lohnt, hätte ich dem Gesagten vermutlich keinen Glauben geschenkt. Es hät-te aber gestimmt. Weil man tatsächlich etwas verändern kann (wenngleich oftmals nur in homöopathischen Dosen), Initiativen setzen und auch persönlich sehr viel lernt.

Politik macht Sinn.Wie man gerade an der laufenden Initiative der ÖH Salzburg für ein Jugend-All-In-Öffiticket auch für Studierende sieht, macht es Sinn, seine/ihre Stimme zu erheben. Unabhängig davon, ob dieser gefühlte hundertste oder gar tausendste Versuch, öffent-lichen Verkehr für Studierende endlich leistbar zu machen, er-folgreich sein wird, macht er Sinn. Mehr als 1000 Unterschriften für eine Petition innerhalb von nur 48 Stunden zeigen nämlich, dass die ÖH sehr wohl die Interessen der Studierenden vertritt und dass es einer Stelle bedarf, welche diese Vertretung auch wahrnimmt.

Politik bedeutet Handeln. Reagieren.Jede Situation verlangt ihr probates Mittel. Nachdem im vergan-genen Jahr die Einhebung von Studiengebühren für verfassungs-widrig befunden wurde, konnte die ÖH durch die Bereitstellung von Expertise, das Ausüben öffentlichen Drucks und die aktive Rolle im Senat erreichen, dass Salzburg von der rechtlich eben-so problematischen Einhebung autonomer Gebühren verschont blieb. Es war ein Sieg von kurzer Dauer. Wenige Monate später wurden Studiengebühren im Zuge der Laxenburger Beschlüs-se kurzerhand mit dem neuen Namen „Studienbeitrag̒̒ ersetzt und perfiderweise im selben Atemzug außerdem noch ein neues Sparmodell für die Universitäten beschlossen. Was vom Gesetz-geber euphemistisch „Studienplatzfinanzierung̒̒ genannt wird, ist vielmehr eine ‚Studienplatzreduzierung’. Tatsächlich nämlich sind damit zukünftig 100.000 Studienplätze in Gefahr. Das alles ist bekannt.

Natürlich haben wir demonstriert und natürlich wussten wir, dass unsere ‚Demonstration für freie Bildung’ die Verabschie-

dung der Regierungsvorlage nicht mehr verhindern würde. Na-türlich machte es trotzdem Sinn. Demonstrationen sind keine Lösung, aber ein Mittel. Denn: Unrecht bleibt Unrecht bleibt Unrecht und bedarf umso mehr einer lauten Stimme dagegen. Besonders, wenn wie in diesem Fall in erster Linie finanziell schwächergestellte Studierende aus Drittstaaten und arbeiten-de Studierende betroffen sind. Natürlich gab es wie immer in diesem Land böse Stimmen, die meinten, „natürlich könne die ÖH nur demonstrieren̒̒. Natürlich hatten diese Stimmen Unrecht. Der Zweck von Demonstrationen ist es, öffentlich auf Miss-stände aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass man nicht mit den Verhältnissen einverstanden ist. Um aber zumindest den schlimmsten Auswirkungen ein wenig entgegenzuwirken, konnte in weiteren Verhandlungen mit dem Rektorat zumindest erreicht werden, dass 80 Studierende, die ein ÖH-Sozialstipen-dium erhalten, mindestens die Hälfte ihres Studienbeitrages zu-rückerstattet bekommen. Damit wurde zwar das Problem selbst nicht gelöst, zumindest aber einigen Studierenden geholfen.

Politik bedeutet Handeln. Agieren.Obwohl Ziele immer größer sind und Pläne weiterreichen, konn-ten während meiner Zeit im Vorsitzteam doch einige Projekte umgesetzt werden. Ein wesentlicher Grund dafür liegt bestimmt an unserer guten Zusammenarbeit mit den GRAS und der Tatsa-che, dass viele engagierte Menschen in der ÖH sind. Wenn Kon-flikte nicht über Fraktionsgrenzen, sondern konstruktiv und auf sachlicher Ebene ausgetragen werden, kann nur Gutes entste-hen. Das beginnt bei der Schaffung des öh:freiraums (Kaigasse 17), welcher Studierenden endlich einen Ort zum Lernen bietet und ideal für abendliche Veranstaltungen ist. Die Schaffung der öh:clubs und des Kultur-und Projektfördertopfes gibt Studieren-den die Möglichkeit, selbst Ideen umzusetzen und Salzburg zu einer studierendenfreundlicheren Stadt zu machen. Besonders wichtig war mir, dass das seit Jahren erfolgreiche Projekt ‚Uni barrierefrei‘ um den Schwerpunkt Sinnesbehinderung ergänzt wird. Von meinem eigenen kleinen Bruder weiß ich, dass eine Hörbehinderung kein Hindernis für die Bildungskarriere sein muss, wenn die technischen Hilfsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Obwohl die Universität in diesem Bereich nicht einmal schlecht dasteht, besteht immer noch eine Holschuld derjeni-gen, welche auf Unterstützung angewiesen sind. Dies darf nicht sein. Gerade im sozialen Bereich sind viele Verbesserungen not-wendig. Das ist auch der wichtigste Grund dafür, warum ich wei-terhin in der Hochschulpolitik tätig sein möchte und der VSStÖ die Lösung der sozialen Frage als seine Kernaufgabe ansieht.<dw>

Vorsitzteam

»Man hat mich angelogen...«

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Mein Arbeitsbereich ist für Außenstehende eher unsicht-bar, jedoch zentral für die Arbeit der ÖH und sehr zeitin-tensiv – Denn das Wirtschaftsreferat ist das finanzielle Nervenzentrum der ÖH Salzburg – jedes Projekt, das die ÖH verwirklicht, wandert auch über meinen Tisch in der Kaigasse 28.

Was kann ich mir eigentlich unter „Wirtschaftsreferat̒̒ vorstellen – und was machen die?Im „WiRef̒̒ arbeiten drei Personen – der Wirtschaftsrefe-rent (das bin ich), ein Sachbearbeiter (Bernhard Svacina) und eine festangestellte Buchhalterin, Frau Lackinger.

Doch wie sieht meine Arbeit als „WiRef̒̒ aus?Die Hauptaufgabe gliedert sich in Genehmigung und Kon-trolle der von der ÖH (auch der Studien- und Fakultäts-vertretungen) getätigten Ausgaben auf Wahrhaftigkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit – das bedeutet, dass die Mittel entsprechend dem Gesetzesauftrag – also auf die Erfüllung der Aufgaben der HochschülerInnenschaft gerichtet – verwendet werden.

Bevor die ÖH (ÖH-Exekutive, FV oder StV) Mittel in größe-rem Rahmen verwenden möchte, muss im Vorhinein bei jeder Ausgabe das Einvernehmen mit dem Wirtschafts-referat hergestellt werden, was bei den zahlreichen Pro-jekten der ÖH, der 36 StVen und 4 FVen zu unzähligen E-Mails und Telefonaten führt.

Weitere Aufgaben sind die Erstellung des Jahresab-schlusses sowie des Jahresvoranschlags (Budget), der Abschluss von Verträgen gemeinsam mit dem Vorsit-zenden der ÖH und andere rechtliche Angelegenheiten.

Bernhard kümmert sich um Drittmittel – wir versuchen durch Kooperationsverträge und Inserate sowie Spon-soring zusätzliches Geld zu erwirtschaften, um neben deinem ÖH-Beitrag weitere Einkünfte zu erzielen – durch diese Drittmittel können wir in der ÖH das Angebot im Bereich der Mensasubvention, der Beratung, der Sozial-stipendien oder der Fahrtkostenunterstützungen auf-rechterhalten sowie ausbauen.

JedeR profitiert vom ÖH-Beitrag, unabhängig davon, ob er/sie mit allem einverstanden ist, was die ÖH-Exekutive macht. Von den 17,50 Euro pro Semester (per Gesetz festgelegt) bleiben etwa 14,45 Euro bei der lokalen ÖH. Davon wiederum fließt der Hauptteil an die StVen und FVen, welche zugleich die erste Beratungs- und Service-stelle für Studierende sind. 80 Cent bleiben für Projekte, Kooperationen, Unterstützungen von Projekten usw. übrig. Nicht alle werden mit der Verwendung dieser 80 Cent einverstanden sein, das bleibt unbestritten. Klar ist aber auch: Bei Hochschulvertretungen handelt es sich um politische Vertretungen, welche durch Wahlen legiti-miert werden. Es ist die Essenz von Studierendenvertre-tungen, politisch zu sein. Wer wiederum darauf pocht, die ÖH solle sich besser auf ihre Serviceleistungen konzent-rieren, hat ebenso wenig verstanden, wie eng Service und Politik miteinander verflochten sind. Service ist das, was Studierenden hilft! Selbst jedes ÖH Sozialstipendium ist nichts anderes, als eine finanzielle Umverteilung.

Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast - weitere In-formationen zum Wirtschaftsreferat findest du hier: http://bit.ly/wirefOEH<ls>

Wirtschaftsreferat

Ludwig Seidl, Wirtschaftsreferent der ÖH Salzburg und Daniel Winter aus dem Vorsitzteam der ÖH Salzburg

»JedeR profitiert von der ÖH«

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Habt ihr euch jemals gefragt, wie und was eigentlich so alles in den Referaten der ÖH passiert? Das Bildungspolitische Referat, mit all seinen vielfältigen Aufga-ben, ist ein Arbeitsplatz, den ich euch an-hand einer der vielen Aufgaben die dort anfallen beschreiben möchte.

Eine der Arbeiten, die ich, seit ich in die-sem Referat beschäftigt bin, besonders gern mache, ist die direkte Beratung der Studierenden. Das mag jetzt nicht son-derlich interessant oder spannend klin-gen, ist aber für die Studierenden ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit.

Letzten Herbst, als die Beschlüsse von Laxenburg ins besondere das Leben der Studierenden aus Drittstaaten negativ beeinflusst haben, nach intensiver Re-cherche-Arbeit und Zusammenstellung der Fakten, organisierten wir einen Infor-mationsnachmittag für die Studierenden aus den Drittstaaten. Wir haben an die-sem Tag die Studierenden über die neue Situation unterrichtet und ihnen ihre, lei-der sehr eingeschränkten, Möglichkeiten, als Drittstaatsangehörige aufgezeigt. Es waren leider nur zwei Studierende, die sich an diesem Tag gemeldet haben, und für einige mag die Bilanz einer solchen Arbeit eher ernüchternd erscheinen. Was macht es schon für einen Unterschied ob wir die Arbeit machen oder nicht, könn-te man da glatt Fragen. Eine kurzweili-ge Unterbrechung eines faden Tages im

Büro, ein sympathischens Gegenüber, mit dem man sich unterhält, das wäre ja schon das Maximum, das man dabei her-ausholen könne.

Frei nach dem berühmten Soziologen Max Weber stelle ich aber fest, dass nur diejenigen wirklich Interessenvertretung zum Beruf haben, die auch nach solchen Tagen weiter arbeiten wollen. Auch wenn es sich dabei nur um die kleinen Angele-genheiten des Arbeitsalltages auf der ÖH handelt, sind sie doch wichtig. An dem Tag hat unsere Arbeit für zwei Studieren-de den Unterschied ausgemacht.<cf>

Bildungspolitisches Referat

Christof Fellner, Sachbearbeiter im Bildungs-politischen Referat der ÖH Salzburg

Eine kurzweilige Unterbrechung

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SozialreferatEin Unfall, durch den man seiner Arbeit für längere Zeit nicht nachgehen kann. Gesperrte Konten, weil im Hei-matland Krieg geführt wird. Eine Schwangerschaft, die das Leben auf den Kopf stellt. Studiengebühren, die abwechselnd eingeführt, abgeschafft und wieder ein-geführt werden. Lehrpläne, die es einem oder einer unmöglich machen, zeitgerecht fertig zu studieren. Die Kürzung von Unterstützungen, die die sicher geglaubte finanzielle Lage untergraben.

Unvorhersehbare Ereignisse und Entwicklungen prägen das Leben und können vor allem für Studierende gravie-rende Folgen haben.

Das Sozialreferat der ÖH Salzburg ist genau für diese Unwägbarkeiten da. Für uns als VSStÖ Salzburg ist die Thematik von sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit für Studierende ein Kernanliegen. Dementsprechend sind wir froh, uns als Referent und Sachbearbeiter in diesem Bereich engagieren zu können.

Die letzten beiden Jahre im Sozialreferat waren geprägt von zahlreichen Fragen, bei denen es um die Abfede-rung negativer Entwicklungen ging, ob auf systemischer (z.B. Studiengebühren) oder persönlicher Ebene.Nachdem letztes Jahr die Einführung autonom einge-hobener Studiengebühren an der Universität Salzburg verhindert werden konnte, hat die Bundesregierung für das Sommersemester 2013 wieder eine Studien-gebührenregelung eingeführt, die zwar nicht jede/n Studierende/n trifft, jedoch in bestimmten Fällen be-sonders schwer zuschlägt. Mit der Verdopplung der Studiengebühren für Drittstaatsangehörige wurde eine bereits zuvor gefährdete Personengruppe weiter in eine soziale Falle getrieben. Eine Belastung von mehr als 1450€ im Studienjahr macht das Studieren beinahe unmöglich, in Anbetracht der Tatsache, dass viele die-ser Studierenden nicht einmal mehr als 387€ pro Monat verdienen dürfen und auch keine Unterstützung durch die Eltern erfahren, wenn man an Personen aus Län-dern wie Syrien denkt.

Deshalb hat sich das Sozialreferat gemeinsam mit dem Vorsitzteam der ÖH Salzburg aktiv für eine Abfederung dieser Maßnahme eingesetzt und mit dem Rektorat der Universität Salzburg eine Teilrückerstattung für Dritt-staatsangehörige ausgehandelt. Diese gilt für alle Stu-dierenden, die ein Sozialstipendium von der ÖH Salzburg bewilligt bekommen. Wermutstropfen bleibt, dass dies auf 80 Personen pro Semester beschränkt ist, aber ak-tuell verhandeln wir weiter, um für besondere Härtefälle noch bessere Lösungen anbieten zu können.Und damit sind wir auch schon an dem Punkt, was un-ser Tagesgeschäft ist, wenn wir nicht gerade mit Koope-

rationspartnern, Universität, etc… verhandeln. Durch den Sozialtopf der ÖH Salzburg ist es uns als Sozialre-ferat möglich, direkt finanzielle Unterstützungsleistun-gen für die Studierenden anzubieten. Dazu gehört das eben schon genannte Sozialstipendium für finanzielle Notlagen, das Stipendium „Studieren mit Kind(ern)̒̒ und die ÖH Fahrtkostenunterstützung. Damit konnten wir in den letzten Jahren einerseits für einen Teil der Stu-dierenden den öffentlichen Nahverkehr erschwinglicher machen, andererseits soziale Absicherung herstellen, um Studierenden die Beendigung ihres Studiums zu er-möglichen, was ohne die Unterstützungsleistungen der ÖH Salzburg nicht möglich gewesen wäre.

In den letzten beiden Jahren haben wir auch viele Bera-tungsgespräche durchgeführt (wobei uns mit dem ÖH Beratungszentrum auch ein kompetenter und erfah-rener Partner zur Verfügung steht) und in vielen sozial relevanten Agenden wie Wohnen, Öffentlicher Nahver-kehr und Barrierefreiheit Akzente gesetzt.

Ziel unseres Handelns ist auch weiterhin die Sicherung und Herstellung von sozialer Sicherheit und Gerechtig-keit für Studierende an der Universität Salzburg. Denn die Unwägbarkeiten des Lebens können dich schneller aus der Bahn werfen, als du glaubt. Und genau in diesen Momenten im Studileben ist das Sozialreferat für dich da.<ae>

Andreas Eisl, Sozialreferent der ÖH Salzburg und Christian Ennsgraber, Sachbearbeiter im Sozialreferat

Schwangerschaft und Studiengebühren

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Das Buddynetwork-Programm zählt seit Jah-ren schon zum fixen Bestandteil des Internati-onalen Referats und ermöglicht den Austausch zwischen incomings und österreichischen Stu-dierenden. Nachdem aber die Worte anderer stets über-zeugender sind, lassen wir lieber andere für uns sprechen und räumen an dieser Stelle das Feld für ehemalige Buddys, die ihre Eindrücke wie folgt schildern...<sv>

Internationales Referat

Svjetland Vulin, Internationale Re-ferentin in der ÖH Salzburg

Anna Bramböck, Sachbearbeite-rin im Internationalen Referat

„I consider going on Erasmus one of the most important experien-

ces of my life. There are many reasons why I decided to go – trave-

ling, experiencing different cultures, study opportunities but mainly

to meet new people. It didn‘t start off easy though. I considered ap-

plying to the Buddy network but before I decided for sure, I missed

the deadline. I took it as a sign that it wasn‘t meant to be. But then

I came to Salzburg and made many new realizations – including

that I couldn‘t understand the language these lovely people were

speaking although I have studied German for years. Starting in a

new city never is easy. In a couple of days first Stammtisch came

which was also the official time to meet buddies. I didn‘t have one

but I went anyway. There I got to meet one of the people in char-

ge of the Buddy network. She said she would find me a buddy and

that it would be a good one. And that she did. It is hard to exp-

lain but from that point on my life in Salzburg got a million times

easier. Knowing somebody who knows the language/ where to go/what to do etc. is priceless. But more than for the organizatio-nal information I am grateful that he introduced me to some of his friends. I have talked with many friends who also went on Erasmus and they befriended almost exclusively only other Erasmus people or worse, mainly people from the same country they came from. I was lucky enough to meet Austrian students through him, some of whom I to this day consider friends. He did not take being a Bud-dy as a one-time job. He was there for me the whole year I spent in Salzburg. Whenever I hear that some of my friends plan on go-ing on Erasmus, I urge them to apply and get a Buddy. Unfortuna-tely, not all the Universities have such a well-working system as Salzburg. But still it is better to try because getting a good one can turn the Erasmus experience to even better one than it already is.̒̒ Jana Číhalová

GESUCHT: Buddy GEFUNDEN: Freundschaften für‘s Leben

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V - Seite 9

„Die Belohnung für beide Buddys ist der Kontakt: Für einen

Buddy, der selbst bereits Auslandserfahrung hat, ist es oft der

beste Weg, wieder den ‚Erasmus Spirit’ zu fühlen. So ist es kein

Wunder, dass Buddies auch umgekehrt Erasmus- Studieren-

de wurden bzw. planen solche zu werden. Buddys bekommen

die Chance, an einigen Aktivitäten, die sonst nur für Erasmus-

studierende sind, teilzunehmen. Auf der anderen Seite trägt

der Buddy dazu bei, neue Freunde kennen zu lernen und auch

in die inländische Studierenden-Community zuzutreten. Wie

die Menschen unterschiedlich sind, können auch Buddies ver-

schieden sein. Einige helfen mit allem, was man nur erträumt,

andere lassen sich ein ganzes Semester lang überhaupt nicht

blicken. Ich hatte Glück, dass mein Buddy dem erst genannten

Beispiel entsprach. Er hat sich um alles gesorgt, mir mit allem

geholfen und stand immer mit mir im Kontakt.̒̒

Vendula Šeflová

„I spent the summer semester 2012 in Salzburg. Before my

arrival I decided that it would be great to have someone local

to guide and help during the first weeks, so I ended up getting

a Buddy. I got soon an answer by email that I now have a Bud-

dy, who was also studying political science, the same subject

as I was. I have many good things to say about my Buddy. I

learned for example a lot about the Austrian culture because

of him and maybe he learned something about my country

and culture too. I think everyone should get a Buddy! You’ll

definitely miss something if you won’t. And sometimes it is

even possible to make lifelong friend, as in my case. ̒̒

Saara Kinnunen

„Warum ist es gut, einen Buddy zu haben und plötzlich mit ei-

nem bisher „fremden Menschen̒̒ befreundet zu sein? Zum ers-

ten würde ich die Orientierung in einer fremden Stadt erwäh-

nen. Ein Buddy kann dem/der Austauschstudierenden noch

vor seiner/ihrer Ankunft viele interessante und wesentliche

Informationen schriftlich oder telefonisch, per E-mail oder per

Skype mitteilen, die sich auf die Stadt, ihre Kultur, das typische

Wetter und die Freizeitvergnügungen beziehen. Den nächsten

wichtigen Punkt bildet die Fremdsprache und die Möglich-

keit mit einem Muttersprachler regelmäßig oder sogar täglich

kommunizieren zu können. Mit anderen Austauschstudieren-

den, die ebenso neu in der Stadt sind, knüpft man schließlich

leicht Kontakt. Am einfachsten ist es, wenn man immer nur

mit Studierenden der eigenen Nationalität und Sprache etwas

unternimmt. Dies ist zwar der Weg des geringsten Widerstan-

des, leider verpasst man dabei aber auch viele Möglichkeiten.̒̒

Lucie Homolová

Page 10: Die VAUST - ÖH-Wahl 2013

Seite 10 - V

Das Kultur- und Sportreferat

Das Kultur- und Sportreferat hat seit Mai 2012 die Anzahl der Kooperationspartner fast verfünffacht und den Mehrwert für Studierende bezüglich kultu-rellen und sportlichen Angeboten, Eintrittskarten, Veranstaltungen und Ermäßigungen für Studis brei-ter aufgestellt denn je (vervierfacht).

Die aktive Betreuung von Studi-Projekten fällt eben-so in diesen Bereich, wie die Verlosung von Ein-trittskarten zu allen möglichen und vor allem sehr unterschiedlichen kulturellen und musikalischen Veranstaltungen, Workshops und Theaterproduk-tionen, Sport- und Diskussionsveranstaltungen, … Um diese Vielfalt an Angeboten bereitzustellen, be-darf es eines eingeschweißten Teams, das mit viel Freude und Elan bei der Sache ist und auch aus dem Kleinsten noch etwas Großes für die Studierenden in Salzburg herausholen kann, nicht zuletzt, da das Kul-turreferat in Salzburg vernetzter denn je ist. Diese Vernetzung spiegelt sich u.a. auch beim Semester-Opening-Fest in der ARGEkultur, dem uni:ON, wieder. Studienvertretungen aller universitärer Einrichtun-gen in Salzburg schließen sich erstmalig in dieser Form zusammen und zeigen, dass alle Studierenden, egal wo und was sie studieren eins verbindet: Die Freude an Vielfalt.

Besonders herausfordernd, weil langwierig und dif-fizil in der Ausarbeitung, sind Projekte, die mehrere Tage in der Umsetzung dauern und ebenfalls wie-der ein breites Spektrum für Studierende anbieten. Es beginnt mit einem kurzen Telefonat oder einem knappen E-Mail. Eine Idee ist geboren. Nach mehre-ren Treffen mit den zuständigen Personen zu allen möglichen Tageszeiten, vor allem abends, kann ein erstes Resümee gezogen werden: Ein Bild entsteht. Es wird erkannt, dass es einige Hürden gibt, räum-licher, personeller wie ggf. finanzieller Art, die mög-licherweise unüberwindbar scheinen. Das Netzwerk funktioniert. Nach Wochen der Ausarbeitung, un-zähligen Telefonaten und Mails ist das Ziel erreicht: Das Projekt Kulturfenster 2013. Eine Kooperation der ÖH-Salzburg mit AISEC, dem Afro-Asiatischen Insti-tut, Frau & Arbeit und vielen weiteren Organisationen und Vereinen, die im Mai 3 Tage den Unipark Nonntal in ein kulturelles Mekka umwandeln. Von Vorträgen

über Kurzfilme, von Diskussionsrunden über Work-shops bis hin zu kulinarischen und musikalischen Einlagen wird den Studierenden die Welt ein wenig näher gebracht.

Der kulturelle Weg ist ebenso ein wichtiger, wie der sportliche. Das alljährliche Trioballturnier der ÖH-Salzburg ist ein weiterer Klassiker, der sich mittler-weile zu einem Traditionswettbewerb gemausert hat. Drei unterschiedliche Ballsportarten stehen auf dem Spielplan. Unzählige Teams formieren sich und ergeben sich aus den StVen, den Studiheimen oder einfach aus Studierenden, die sich gesagt haben, „Wir wollen Spaß und Sport erleben, wir nehmen teil̒̒. Je-des Team gewinnt einen Preis und Wochen der Vor-bereitung zahlen sich aus.

Projekte dieser Größenordnung sowie das große „Drumherum̒̒ können nur funktionieren, wenn das Kulturreferat das macht, wofür es steht: das kul-turelle und sportliche Leben der Studierenden zu vervielfältigen, zu fördern und neu zu entdecken, Koordination und Verantwortung zu übernehmen, Teamwork und Netzwerk leben zu lassen, kurz ge-sagt: Den Zugang für Studierende zu erleichtern. Das Kulturreferat der ÖH-Salzburg sieht sich nicht nur als Servicestelle für Veranstaltungen, sondern trägt aktiv zur Verbesserung der Zugänge in das kulturelle Leben in Salzburg bei und unterstützt jegliche Form von politscher, künstlerischer und studierender Par-tizipation in diese Richtung.<ci>

Christian Icso, Kulturreferent der ÖH Salzburg und Daniel Schlieber, Sachbearbeiter für Sport

»Wir wollen Spaß«

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politikFeminismus...Seite 12

Sozialismus - WTF?!...Seite 13 Sinnesbehinderung...Seite 14

»Wir wollen Spaß«

Page 12: Die VAUST - ÖH-Wahl 2013

Seite 12 - V

Feminismus Was war und was noch werden sollte

„Feminismus̒̒ steht für die Frauenbewe-gung, welche für Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft kämpft. Im Laufe der 3 Phasen des Feminismus (beginnend im 19. Jahrhundert) wurde bereits einiges für die Gleichberechtigung der Frauen erreicht; Frauenwahlrecht, gleiches Recht auf Bildung und gleiche Berufschancen. Jedoch muss noch vieles in der heutigen Gesellschaft geändert werden, um eine völlige Gleichbe-rechtigung der Frauen in allen Bereichen ge-währleisten zu können.1

Frauen erhalten in vielen Berufen noch im-mer bis zu 25% weniger Einkommen als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie gleiche Leistungen erbringen. So verdient ein Che-miker im Schnitt 4.830 Euro monatlich und damit 850 Euro mehr als eine Chemikerin2. Diese Fakten zeigen, dass das patriarchale Bild von einst, noch immer großen Einfluss auf die Gesellschaft hat. Leistungen müssen gleich abgegolten werden, gleichgültig, ob sie von Männern oder Frauen erbracht werden.

Diese Ungleichbehandlung führt unter an-derem dazu, dass das Armutsgefährdungs-risiko von Alleinerzieherinnen bei 60% liegt. Zusätzlich wird vergessen, dass viele be-rufstätige Mütter nicht nur an ihrer Karriere arbeiten, sondern auch noch den Haushalt und die Kinderbetreuung bewältigen. Meist gehen die Mütter in Karenz (nur etwa 4,5% aller Väter) und sind nicht nur für etwa 3 Jah-re von der Arbeitswelt ausgeschlossen, son-dern haben durch diese Dreifachbelastung oft nur die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten oder erwerbslos zu bleiben. Da nach einer längeren Arbeitspause der Wiedereinstieg

1 Vgl. http://fem.vsstoe.at/inhalte/geschichte/2 Vgl. http://frauen-macht-druck.com/?page_id=72

Alissa Aigner, Frauensprecherin des VSStÖ Salzburg

generell schwierig ist, sind auch die Aussich-ten auf Führungspositionen überaus gering. (Unter Vorstandsmitgliedern österreichi-scher Unternehmen beträgt der Frauenan-teil lediglich 6 %).3

Was wir ändern wollenUm gleiche Bezahlung für Frauen zu ge-währleisten, fordern wir Einkommenstrans-parenz durch die Offenlegung von Gehältern. Wir fordern Frauenquoten in Politik und Wirtschaft und Förderung von Frauen in männerdominierten Berufen. Durch flächen-deckende, kostenlose Kinderbetreuungsein-richtungen muss die Vereinbarkeit von voller Erwerbstätigkeit und Familie für Frauen er-leichtert werden.<aa>

3 http://fem.vsstoe.at/inhalte/frauen-und-arbei/ [sic!]

Page 13: Die VAUST - ÖH-Wahl 2013

V - Seite 13

Sozialismus hat einen schlechten Ruf. Dennoch trägt der VSStÖ ihn im Namen. Warum? Eine Spurensuche.

Sozialismus, so wie er hier verstanden wird, ist von den Werten der Chancengleichheit, der gerechten Güterverteilung und der Solidarität getragen. Diese Worte sind keine bloßen Schlagworte; sie sind für uns Handlungsanleitung.

ChancengleichheitBsp 1: Hannelore bewirbt sich um einen Job als Ingeneurin in einem international tätigen Unternehmen. Im Bewerbunsgespräch teilt sie mit, dass sie irgendwann Kinder haben möchte. Sie wird nicht genommen; Grund dafür ist, dass der Chef eine mögliche Schwan-gerschaft als Ausschlusskriterium sieht.Unter Chancengleichheit wollen wir den gleichen Zugang zu Bildung, Arbeitsmarkt und weiteren Lebensplangütern verstehen. Lebens-plangüter sind solche, deren Verwirklichung eine fundamentale Rolle darin spielen, was Individuen als gelungenes Leben betrachten.Die andere Seite der Medaille von Chancengleichheit ist das Verbot der Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter oder Religionszugehörigkeit.Hannelore bekam nicht den gleichen Zugang zu einem Job wie männliche Kollegen aufgrund von Kriterien, die nicht in direktem Zusammenhang mit der zu verrichtenden Arbeit stehen. Vielmehr steht ein gesellschaftlich erwünschtes Ereignis, und zwar das Großziehen eines Kindes, ihrer Chance auf Arbeit im Wege.Genau darum geht es aber bei Chancengleichheit: Chancen, deren Verwirklichung im Lebensplan eine fundamentale Rolle spielen, dürfen nicht aufgrund von Geschlechtszugehörigkeit oder dem persönlichen Lebensplan vermindert werden. Genauso soll der Staat Strukturen schaffen, in denen sich die Verwirklichung von Zielen, die diesem Lebensplan entsprechen, nicht gegenseitig ausschließt.

Gerechte GüterverteilungBsp 2: Kemal hat gerade seine Schullaufbahn mit Matura abgeschlossen. Seine Eltern haben Eigentum an einer mittelgroßen Wohnung in Filzmoos, die sie mit ihren beiden Kindern bewohnen. Kemal würde gerne ein Studium der Mathematik beginnen. Um das Studium ihres Sohnes zu finanzieren, verkaufen die Eltern die Wohnung, und mieten sich eine kleine Wohnung in Salzburg Stadt, die sie dann gemeinsam mit ihren Kindern bewohnen.Gerechte Güterverteilung ist eng mit der gerechten Verteilung der Chancen verwandt, meint aber hier: Verteilung materieller Güter. Wir fordern hier nicht eine völlige Gleichverteilung, aber gerade da in den letzten Jahren die Unterschiede zwischen unteren Einkommen und Spitzeneinkommen sehr stark zugenommen haben, sind hier Maßnahmen zu setzen. Noch viel weiter geht die Schere bei Vermögen auf1.

1 Vgl.: http://www.hfcs.at/de/img/fakten_zur_vermoegensverteilung_in_oes-terreich_tcm14-251411.pdf

So lässt das Verhältnis von einkommensabhängigen Steuern und Abgaben im Vergleich zu vermögensbezogenen Steuern in Österreich einen sozialen Aufstieg kaum zu: Einkommen werden in Österreich relativ hoch besteuert, wohingegen Vermögen sehr gering besteuert werden2. Das führt dazu, dass diejenigen Reich bleiben, die es schon sind, Arbeitsleistung aber nur schwer sozialen Aufstieg ermöglicht, da bei hohem Einkommen hohe Steuerleistungen anfallen.Für Kemal bedeutet dies, dass er nur sehr schwer genug Geld erarbeiten kann, um die Wohnung seiner Eltern zurückzukaufen, wohingegen eine mögliche Erbschaft einer Wohnung kaum besteuert werden würde. Dafür müsste Kemal aber nichts leisten, allein die soziale Herkunft würde dafür ausreichen.

SolidaritätPaula studiert. Sie kann sich ihr Studium aber nur sehr schwer leisten, da sie querschnittsgelähmt ist, viel Geld für Medikamente ausgeben muss, und ihre Eltern auch nicht auf Rosen gebettet sind. Sie appelliert an dich, dass du dich mit ihr solidarisch zeigst und ihr beim Lernen hilfst.Sich solidarisch zeigen heißt, Mitgefühl zu zeigen, sich in andere hineinversetzen zu können. Genau dieses Mitgefühl zeigen zu können ist beim Menschen in einem Ausmaß ausgeprägt, das Tiere nicht erreichen können, das also eine wesentliche Eigenschaft ist. Aus ethischer Perspektive heißt das, dass wir die Interessen anderer als gleich legitim wie eigene Interessen betrachten. Selbst wenn du dir also möglicherweise Studiengebühren leisten kannst: solidarisch handelst du, wenn du bei deiner Bewertung von Studiengebühren auch auf andere Studierende Rücksicht nimmst.Oder, wie der griechische Komödiendichter Menander schon wusste: „Wenn alle Menschen sich immer gegenseitig beistünden, dann bedürfte niemand des Glücks.̒̒

Der/die aufmerksame LeserIn wird bemerkt haben: Wenn wir für Sozialismus eintreten, so haben wir nicht über Revolutionen und den Kampf der Arbeiterklasse gesprochen. Beim VSStÖ Salzburg halten wir eine Politik der kleinen Schritte in den meisten Fällen für angebrachter; genauso wie eine homogene „Klasse̒̒ der Arbeite-rInnen so nicht mehr existiert; Benachteiligungen hingegen kommen auch in anderen Bereichen vor. Diese gilt es zu verhindern, oft natürlich ist das immer noch eine Benachteiligung des Arbeiters / der Arbeiterin.<ce>

2 http://www.politikberatung.or.at/typo3/fileadmin/02_Studien/4_wirtschaft/zsf_vermoegensbesteuerung.pdf

Sozialistisch – WTF?!

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Seite 14 - V

Als Mensch ist man immer auf seine Sinne angewiesen. Der Ge-schmacksinn lässt einen ungenießbare Lebensmittel wieder ausspu-cken, der Geruchssinn kann vor einer Brandgefahr warnen und unser Tastsinn verrät uns, ob wir uns die Hand aufschneiden, wenn wir fest auf diesen oder jenen Gegenstand greifen. Am wichtigsten sind jedoch unsere Augen und Ohren, wenn es darum geht, unsere Umwelt als Gan-zes wahrzunehmen und selbst in Kommunikation mit der Außenwelt zu treten. Diese Sinne sind ganz besonders wichtig, um Dinge zu lernen und Sachverhalte zu verstehen. Dies bedeutet auch, dass Personen, die eine Seh- oder Hörbeeinträchtigung haben, im Speziellen darauf ange-wiesen sind, dass Lehrmaterialien und –inhalte auf eine Art und Weise aufbereitet sind, sodass auch Personen mit Einschränkungen diese nutzen können. Ansonsten entsteht diesen Personen ein großer Nach-teil verglichen mit Personen ohne Beeinträchtigungen.

Vor allem auf der Universität wird man mit viel neuer Information kon-frontiert, Lehrinhalte werden sehr schnell und in großen Blöcken ab-gehandelt, Vortragende sprechen oft schnell, klicken sich hastig durch Powerpoint-Folien und im Lärm einer vollbesetzten Vorlesung lassen die Nebengeräusche den Informationsgehalt oftmals untergehen. Des-halb ist es vor allem für Studierende mit Sinnesbehinderungen wichtig, Rahmenbedingungen vorzufinden, die ihnen einen barrierefreien und diskriminierungsfreien Zugang zur Universität und der entsprechenden Lehre ermöglichen.

Zwar regeln Gesetze sowohl auf Bundes-, als auch auf Universitätsebe-ne einen solchen Zugang frei von Diskriminierung. In Wahrheit besteht aber eine große Diskrepanz zwische Recht und Wirklichkeit; und das, obwohl an der Universität Salzburg bereits zahlreiche Einrichtungen geschaffen wurden, die genau auf das abzielen, z.B. Hörsäle mit Induk-

tionsanlagen für Studierende mit Hörbeeinträchtigungen und Geräte, die Vorlesungen akustisch aufnehmen können. Doch sind diese Möglichkeiten nur unzureichend oder gar nicht dekla-riert (es fehlen immer noch zahlreiche Informationstafeln). Fehlende In-formation ist fast schon gleichbedeutend mit fehlender Existenz. Des-wegen muss neben dem Ausbau solcher Angebote auch die Information darüber forciert werden, woran die ÖH Salzburg aktiv arbeitet. Die Auf-zeichnung von Lehrveranstaltungen (echo360) ist zwar technisch mög-lich, hängt aber vom Gutwillen der Lehrenden ab und ist somit nicht der Standardfall. Lehrende sind noch immer überfordert und stellen sich Fragen, die keine sein dürften: Will ich meine gesamte Vorlesung digital aufzeichnen lassen und dann über das Internet zugänglich machen? Kommen die Studierenden weiterhin in die Lehrveranstaltung?

Hier fehlt eindeutig die Bereitschaft zur Beschreitung neuer Wege. Es herrscht Angst über die Freigabe des eigenen Schaffens. Gleichzeitig können solche Fragen entkräftet werden, wenn man sich überlegt, wie man die Lehre insoweit verbessern kann, dass Studierende immer noch in die Vorlesung kommen und Personen, die einen verfügbaren Online-Stream benötigen, trotzdem nicht benachteiligt werden.

An die Thematik von Sinnesbehinderungen und dem barrierefreien Zu-gang zur Universität Salzburg knüpfen sich unweigerlich noch weitere Fragen. Etwa, wie der Ausbau der Online-Lehre generell und die Ver-besserung der Lehre vonstatten gehen kann. Genau für einen solchen progressiven und vor allem konstruktiven Zugang zu den Themenblö-cken einer barrierefreien und offenen Hochschullehre setzen wir uns als VSStÖ Salzburg über die ÖH Salzburg ein.<ae>

Sinnesbehinderung

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feuilleton

Serviervorschlag V - Seite 15

Schwarzhören, ja bitte!...Seite 16 Fundgrube...Seite 17

(Un)Aufgelöster Widerspruch...Seite 18Offener Hochschulzugang!?...Seite 19

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Seite 16 - V

Schwarzhören, ja bitte!(Vizerektor fordert Reduktion von nicht inskribierten HörerInnen)

Nachdem Steve Jobs 1972 das College nach nur einem Semester verließ, besuchte er wei-terhin Vorlesungen und schlief bei Freunden in diversen Studierendenheimen am Boden, sammelte Pfandflaschen, um sich Essen zu kaufen oder aß gratis bei Hare Krishna. Während dieser Zeit sammelte er etwa auch in einem Kalligraphiekurs jene Kenntnisse, die ihn zum weltweit erfolgreichen Mac De-sign inspirieren sollten. Heute würde Jobs wahrscheinlich mittels einer der zahlreichen kostenlosen Vorlesungen aus dem Internet (coursera.org, online-vorlesungen.de) oder anderer kostenpflichtigen Vorlesungen auf höchsten Niveau (iTunes U) seinen Horizont erweitern. In einer Zeit, in welcher Wissen sogar von teuren amerikanischen Eliteunis kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird, wurde von unserem Vize-Rektor das Thema „Schwarzhören̒̒ – die unberechtigte Teilnahme von nicht inskribierten Personen an Vorlesungen- ins Zentrum einer Debat-te gerückt. Durch Schwarzhören potentieller 55 PLUS Studierender, die ihr ganzes Leben Steuern in Österreich bezahlt haben, könn-ten der Uni schließlich derzeit zu entrichten-de Gebühren in der Höhe von 180€/Semes-ter entgehen! Folgen nun restriktive Maßnahmen? An der LMU in München hat etwa der doppel-te Abiturjahrgang bei gleichzeitig populärer werdendem Seniorenstudium letztes Jahr für räumliche Engpässe in Hörsälen gesorgt, welche man im Sommersemester durch Re-striktionen zu verhindern suchte. Von an-deren deutschen Unis wurde sogar von der Kontrolle der Studierendenausweise in Hör-sälen berichtet.

Ausweiskontrollen können nicht die Zukunft sein! Der/die österreichische Steuerzahler/in wird nur bereit sein, das derzeitige Univer-sitätssystem zu unterstützen, wenn es nicht in einem Elfenbeinturm verharrt, sondern sich weiter öffnet: Leicht könnten mit Gratissoftware und Ka-meras Vorlesungen im Netz frei zur Verfü-gung gestellt werden und damit auch an der Universität Salzburg jener Fortschritt Einzug halten, welcher an mittelgroßen deutschen und schweizer Universitäten üblich ist. Nicht Kontrollen von Ausweisen und Ausschluss von Wissbegierigen, sondern Bereitstellung von Bildungsinhalten und Inklusion weiterer Bevölkerungskreise über öffentliche Mul-timediaplattformen wird zu einer breiten Akzeptanz der Universitäten beitragen kön-nen. Wenn wir ein Land wollen, in welchem die Steve Jobs der Zukunft heranwachsen können, muss Schwarzhören mit allen nur erdenklichen Mitteln gefördert werden.<ms>

Marco Stadlberger, Mitglied des VSStÖ Salzburg

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V - Seite 17

FundgrubeFrühmorgens. Also für Studierende um halb 11. Um diese Zeit nun läuft der Schreiber die-ser Zeilen in der Stadt herum. Sportliche Be-tätigung. Nach langer, schöpferischer Pause. Völlig ermattet, nach Atem ringend, erblickt er etwas. Ganz unscheinbar lachend, dreckig, mit weißen Flecken. Direkt neben einem ge-wissen Etablissement. Laufhaus, aber nicht im wörtlichen Sinne. Dieses etwas ist völlig durchnässt. Der Läufer, nicht ganz aufmerk-sam, läuft vorbei. Doch da fällt es ihm ein.

Das ist kein gewöhnliches Kapperl. Dieses Kapperl hat ganz lustige Verzierungen oben-drauf. Und einen völlig nutzlosen Sonnen-schutz. Rot ist es auch. Und der weiße Fleck könnte entweder Sperma oder Kokain sein. Drinnen steht: ALKI. Scheint der Vorbesitzer zu sein. Naja, nehmen wir mit. Alki scheint dieses Kapperl nicht allzu sehr gemocht zu

haben. Hat es schlecht behandelt. Also gibt es etwas Pflege für es. Waschmaschine. Un-ser Protagonist schaut der Waschmaschine zu. Ganz verzückt ob seines Fundes, läuft er gleich noch eine Runde. Mit dem nassem Kapperl.

Ganz verrückt. Ganz verzückt.

Moralische Fragen: Fundamt oder behalten? Naja, ist eh nix wert. Res nullius oder Dieb-stahl? Res nullius. Gehört keinem mehr. Alki hat sich der Kappe entledigt. Nun ist sie sein. Sein Schatz? Nein, aber doch sehr dekorativ. Von Hammer und Sichel durchlöchert. Mit einem aufgemalten Davidstern. Dialektik halt. Wenn die Welt nicht widersprüchlich ist, so bin ich es. Und mein Burschenschaf-terkapperl. Ganz verrückt. Ganz verzückt.<hagen>

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Wieder einmal tummeln sich in den Aulen und Höfen der Universität die Mitglieder diverser wahlwerbender Fraktionen auf der Suche nach Anerkenntnis der erbrachten Leistungen der vergangenen Jahre, nach Unterstützungserklärungen ringend, auf der Jagd nach Stimmen für die bevorstehende Wahl. Eine Wahl? Vielen Studierenden ist die Frage, wer oder was denn gewählt wird, von den Gesichtern abzulesen. Sie wissen es gar nicht. Gewählt wird die Vertretung der Studierenden an der Uni-versität, im Speziellen also die Universitätsvertretung der Österreichi-schen HochschülerInnenschaft Salzburg (ÖH Salzburg).

Was jedoch gerne vergessen wird, ist, dass gleichzeitig auch die Studi-envertreterInnen gewählt werden. Die 31 in Salzburg bestehenden Stu-dienvertretungen sind für gewöhnlich die erste Anlaufstelle bei Fragen und Problemen rund ums Studium, bilden also das Fundament der Stu-dienberatung und der ÖH selbst. Dennoch wird in Wahlzeiten gerne auf die in den StVen erbrachte Leistungen – egal ob Verhandlungserfolge bei der Erstellung neuer Curricula, Verbesserungen der Studienbedin-gungen et cetera – vergessen, mitunter schreiben sich auch die wahl-werbenden Fraktionen die erbrachten Leistungen auf ihre Fahnen.

Es ist verständlich, ja sogar wünschenswert, dass sich Personen sowohl auf Universitäts-, als auch Studienebene für die Interessen der Studie-renden einsetzen, mitunter können dabei auch wertvolle Synergieeffek-te erzielt werden. Problematisch wird es jedoch, wenn die Studienver-tretung fraktionspolitisch instrumentalisiert wird, die internen Treffen zu Fraktionssitzungen mutieren und anders gesinnten Studierenden das Wasser eines grundsätzlich sehr fruchtbaren Bodens abgegraben wird, um selbst nicht an Einfluss zu verlieren. Die Studienvertretungen leben von der Vielzahl an unfraktionierten Studierenden, die ihre kost-bare Zeit freiwillig zur Verfügung stellen, um die wertvollen Erfahrungen, die sie selbst im Studium gemacht haben, sowohl durch Beratungstä-tigkeit weiter zu geben, als auch durch die Partizipation in diversen Gre-mien konstruktiv einfließen zu lassen. Wenn der Druck der Fraktionen wächst, sehen sich viele Studierende gezwungen, einer Gruppe beizu-treten, mit deren Werten sie sich nicht identifizieren können bzw. wol-len, oder sie beenden ihr Engagement in der Studienvertretung, beides zum Leidwesen der zu vertretenden Studierenden.

Gerade unmittelbar vor den alle zwei Jahre stattfindenden Wah-len lässt sich immer wieder beobachten, wie Fraktionen versuchen, ihre „FraktionssoldatInnen̒̒ in die StVen einzuschleusen, um so die „Machtverhältnisse̒̒ zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Wird das an-gestrebte Mandat erreicht, so sehen viele ihre Arbeit bis zur nächsten Wahlperiode als getan an. Gelingt es nicht, so sinkt das zuvor ange-deutete Engagement plötzlich gegen null. Dass die Authentizität jener Personen als auch Fraktionen darunter leidet, ist zwar nachvollziehbar, dass die Studierenden dies in zwei Jahren jedoch wieder vergessen ha-ben werden, wird einkalkuliert.

Es bleibt also weiterhin den Studierenden überlassen, auf Studienebene zwischen echtem Engagement und reinem politischen Stimmenfang zu wählen. Die Entscheidung fällt dabei zwar oftmals schwer, da Infor-mationen über die KandidatInnen teilweise nicht zur Verfügung stehen, die Auswahl an ihnen zu gering ist oder nur wenig über die Arbeit der

Studienvertretung gewusst wird. Nichtsdestotrotz sollte es allen Stu-dierenden ein Anliegen sein, sich über die zur Wahl stehenden Personen zu informieren, mit ihnen den Kontakt zu suchen und diese auch an der Art und Weise ihres bisherigen oder absehbaren Engagements zu mes-sen. Nur so kann am Ende eine StV geformt werden, die wirklich hilft, sei es bei der Verbesserung der Curricula oder bei Beratung und Hilfe im Studienalltag.

Seit kurzer Zeit bin auch ich fraktioniert. Ein Widerpruch zum eigenen Anspruch? Ich glaube nicht! Obwohl ich seit einiger Zeit dem VSStÖ Salz-burg inhaltlich nahe stehe und mich eine lange – teils seit Schulzeiten – Freundschaft mit vielen Personen verbindet, habe ich mich bewusst lange geweigert, Mitglied zu werden. Ich hielt es für falsch, da es mir bei meiner Tätigkeit in den StVen Jus als auch Recht & Wirtschaft stets al-lein um die Verbesserung des Studiums selbst ging und auch weiterhin geht (!). Unfraktioniert zu bleiben wäre aber ebenso falsch, weil ich dann – mir als auch allen anderen – etwas vormachen würde, was ich nicht bin. Ich habe eine politische Meinung, stehe dazu und bekenne buch-stäblich #8e141a. Meine Meinung bleibt dennoch: Niemand sollte mich in die Studienvertretung wählen, weil ich fraktioniert bin, sondern allein deshalb, weil sie/er mit meiner Arbeit für die StV zufrieden ist. Weiter-hin finde ich nichts unangebrachter, als eine Studienvertretung, die für Fraktionszwecke missbraucht wird. Nur weil ich eine politische Meinung habe, ändert das nichts daran, dass ich vor allem eine Meinung vertrete: Studienvertretungen dürfen keinen Fraktionsinteressen, sondern aus-schließlich den Interessen der Studierenden dienen.<tn>

Tobias Neugebauer, Mitglied des VSStÖ Salzburg

(Un)Aufgelöster Widerspruch Das Kreuz mit den Kreuzerln! Weil StVen nicht von Fraktionen geführt werden.

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V - Seite 19

Willi war ein ausgezeichneter Schüler, konnte dennoch keine hö-here Schule besuchen, weil er zu Hause unentbehrlich war. Mit dem Besuch der Hauptschule wäre er glücklich gewesen, damals keine Selbstverständlichkeit. Englisch zu lernen, alle Sprachen dieser Welt, sein Traum, bereits im Keim erstickt. Unvergäng-lich bleibt die Erinnerung, als Willi am Ende der Sommerferien, an jenem bereits lange herbeigesehnten Septembertag, seinen Schulweg antrat. Einiges sollte anders werden, neue Freunde würde er kennen lernen, die Welt würde sich für ihn ein Stück weit öffnen, lesen lassen, wie ein Buch.

Bildung war, was er ersehnte, das Nutzen seiner Begabung, seines Geistes. Im Alleingang, ohne das Wissen seiner Mutter, hatte er sich für die Hauptschule in der nächsten Stadt Kirch-dorf angemeldet. Willis Mutter interessierte sich nicht für die Bildung ihres Sohnes und daher scherte es sie ebenso wenig, wann und ob er seinen Schulgang antrat. Meist war er schon aus dem Haus, noch bevor sie überhaupt registrieren konnte, dass er aufgestanden war. Ausgerechnet aber an diesem Tag sollte die Mutter sehen, dass ihr Junge nicht wie gewöhnlich rechts, son-dern links des Weges schritt, schrie ihm erstaunt nach und frag-te, was er denn mache. Willi verkündete spitzbübisch und mit nicht überhörbarem Stolz, dass er doch bloß in die Schule gehe.

»Ich gehe in die Schule, Muza.«Er nennt sie deswegen Muza, weil Mama für ihn seine Oma, die in den ersten Lebensjahren auch seine Erziehung übernahm, hieß. Woher diese Bezeichnung stammt, weiß er selber nicht. Sie ist weder lieb noch bösartig gemeint, einfach so, wie man Menschen einen Namen gibt.

»Und wo gehst du dann hin?«»Ja, in die Schule!«»Du gehst aber links, und nicht wie sonst rechts!«»Und seit wann schert es dich, dass ich überhaupt in die Schule gehe?«»Seit wann gehst du links?«

Der Disput schien inhaltsleer, unbeweglich. Eine unsagbare Ah-nung über den Weg ihres Willi auf einer Seite, der anderen der Kampf für den eigenen Willen und mehr noch, für sich selbst, die eigenen Talente, die eigene Existenz.

»Seit dem ich es will!«Tatsächlich, schon oft marschierte er dieses Weges, seit er wusste, dass dies von nun an sein neuer Schulweg sein würde. Der Mutter war es nie aufgefallen, dass er seit Wochen in den Ferien bereits jenen Ochsenweg bewanderte, der an der Burg

vorbeiführt. Einfach so, in heller Vorfreude. Doch heute war es ihr aufgefallen.

»Und was willst du da?« Die Fragen wiederholten sich, nur in andere, nicht gescheitere Worte verpackt.»In die Schule geh ich und ich würd jetzt wirklich gern gehn!«»In welche Schule denn, die ist doch in Leonstein und da geht man rechts.«»Aber nicht in die Hauptschule.« Im Ne-bensatz trotzig wei-tergedacht: »Da geht man links.«»Und was willst da?«»Ja da hin gehn!«»Was da?«»Ja da.«»Nix da!«

Das Gespräch war beendet und Willi sagte nichts mehr. Der stolze Blick war gewichen, ein Traum zerplatzt. Umstände können schwierig sein, der Traum eines Men-schen erst dadurch zerstört, wenn seine Ziele zerstört werden. Wenn Willi will, dann will er. Mit diesem Vorfall war sein Wille gebrochen, Willi ge-brochen. Die Mutter hatte gewonnen und klargemacht, dass dies nicht möglich sei, dass sie bereits das Ende seiner Schul-pflicht ersehnt, wenn er endlich vollständig zur Arbeit daheim bleiben kann und diese Spinnereien endlich aufhören. Solch ein Blödsinn! Wozu soll ihr Sohn in eine Hauptschule gehen? Diesen erhofften Tag mit einem Gang zur Hauptschule noch hinauszu-zögern, erschien ihr unverständlich irrsinnig, eine Kinderei. Willi hatte Bauer zu sein, doch in erster Linie ein Mann und als sol-cher muss man arbeiten. Lernen! Wofür lernen?<dw>

Offener Hochschulzugang!? Eine kleine Erzählung, die am Beispiel des Schulwesens veranschaulicht, warum die Aussage „weil es immer schon so war̒̒ nicht gilt:

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