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Die verrückten Silbenwesen – Ein Lege- und Lesespiel 1 1. Verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Silbenwesen als Spiele im Unterricht Die „verrückten Silbenwesen“ lassen unterschiedliche Spielvari- anten (Memo-Spiel, Schnipp-Schnapp) zu, mit denen der Lese- lernprozess der Kinder gefördert werden kann. Zudem dient es als Fördermaterial, um die Lesefähigkeit der Kinder in Einzel- und Kleingruppenarbeit festzustellen und zu verbessern. Erste Variante: MEMO-Spiel für 2 bis 5 Spieler Spielziel Wer am Schluss die meisten richtigen Tiere (mit passendem Vorder- und Hinterteil) gefunden hat, ist Gewinner der Spielrunde. Spielvorbereitung Alle Karten werden gut gemischt und mit der Bildseite nach unten auf den Tisch gelegt. Zur Erleichterung können die Tiervorderteile (Anfangssilbe) und die Tierhinterteile (End- silbe) in zwei getrennten Bereichen auf den Tisch gelegt werden. Bei Bedarf kann mit weniger Tierkarten begonnen werden. Spielstart Beginnen darf die / der Jüngste, die / der Kleinste, ganz nach Vereinbarung der Kinder. Danach geht es im Uhrzeigersinn weiter. Wer an der Reihe ist, darf nacheinander immer nur zwei Karten aufdecken, das neue Tier zusammenlegen und laut lesen. Entsteht ein bekanntes Tierbild, das mit Vorder- und Hinterteil zusammenpasst, darf der Spieler das Kartenpaar behalten und erneut zwei Karten aufdecken. 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH HA 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH S E Das geht so lange, bis er zwei nicht passende Karten auf- deckt. Auch hier wird das neue Tier zusammengelegt und gelesen. 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH HA 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH S E Das Quatschtier wird dann aber wieder zurückgelegt. Der nächste Spieler ist nun an der Reihe. Damit sich jeder die Tierkarten und ihre Lage gut merken kann, werden die Karten, die kein passendes Tier ergeben, immer wieder an die gleiche Stelle zurückgelegt. Spielende Wurde das letzte Tierpaar aufgedeckt, ist das Spiel beendet. Jetzt kann der Gewinner ermittelt werden. Wer die meisten Karten hat, gewinnt. Haben zwei oder mehr Spieler gleich viele Karten, so spielen sie mit einer reduzierten Anzahl an Kartenpaaren eine Entscheidungsrunde. Zweite Variante: SCHNIPP-SCHNAPP für 2 Spieler Spielziel Wer am Schluss die meisten richtigen Tiere (mit passenden Vorder- und Hinterteil) gefunden hat, ist Gewinner der Spielrunde. Spielvorbereitung Die Spieler legen zwei Stapel mit gleicher Kartenanzahl vor sich. Spielstart Beide Kinder decken gleichzeitig eine Karte ihres Stapels auf und legen sie sichtbar vor sich hin. Wer das Silbenwesen zuerst korrekt gelesen hat, bekommt die zwei Karten. Sie werden auf einen separaten Stapel abgelegt. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um ein Quatschtier oder ein richtiges Tier handelt. Wird das Tier falsch gelesen, werden die Karten jeweils wieder unter die Stapel gemischt. Spielende Wurde das letzte Kartenpaar gelesen, ist das Spiel beendet. Wer die meisten Karten hat, gewinnt. Haben die Spieler gleich viele Karten, so spielen sie mit einer reduzierten An- zahl an Karten pro Stapel eine Entscheidungsrunde. 1. 1 Einsatz der Silbenwesen im Förderunterricht Mit den „Silbenwesen“ ist es für die Lehrperson möglich, Einblicke in den Stand der Lesefähigkeit zu erhalten, um im Leseförderunterricht gezielter mit den Kindern zu arbeiten. Geeignet ist Einzel- oder Kleingruppenarbeit zusammen mit der Lehrperson. Mögliche Beobachtungen durch die Lehrkraft Das Kind lässt sich von der bildlichen Darstellung leiten und errät die zu lesenden Wörter. Erkennbar wird das an- hand des Umgangs mit bestimmten Tieren, z. B. „lesen“ die Lernenden Frosch statt Krö-te, Tintenfisch statt Kra- ke, Marienkäfer statt Kä-fer, Kuh statt Büf-fel, usw. Der Leseprozess hat in diesem Fall noch gar nicht begonnen; eine Heranführung an die Schrift bietet hier den ersten Ansatzpunkt zur Förderung, z. B. indem das Kind auf die Zweisilbigkeit der Wörter aufmerksam gemacht wird. Beim Lesen entstehen verzerrte Wortvorformen, die von den Lernenden nur anhand der bildlichen Darstellung in Normalaussprache überführt werden können. Bei Quatschtieren scheitern sie. Das Kind hat möglicherweise besondere Schwierigkeiten: mit der betonten Silbe und dort mit der Unter- scheidung von Lang- und Kurzvokal. Das macht sich bemerkbar, wenn das Kind den Vokal in der zweiten Abteilung des Vorderteils immer voll artikuliert, egal Mildenberger

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Die verrückten Silbenwesen – Ein Lege- und Lesespiel

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1. Verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Silbenwesen als Spiele im Unterricht

Die „verrückten Silbenwesen“ lassen unterschiedliche Spielvari-anten (Memo-Spiel, Schnipp-Schnapp) zu, mit denen der Lese-lernprozess der Kinder gefördert werden kann. Zudem dient es als Fördermaterial, um die Lesefähigkeit der Kinder in Einzel- und Kleingruppenarbeit festzustellen und zu verbessern.

Erste Variante: MEMO-Spiel für 2 bis 5 SpielerSpielziel

Wer am Schluss die meisten richtigen Tiere (mit passendem Vorder- und Hinterteil) gefunden hat, ist Gewinner der Spielrunde.

Spielvorbereitung

Alle Karten werden gut gemischt und mit der Bildseite nach unten auf den Tisch gelegt. Zur Erleichterung können die Tiervorderteile (Anfangssilbe) und die Tierhinterteile (End-silbe) in zwei getrennten Bereichen auf den Tisch gelegt werden. Bei Bedarf kann mit weniger Tierkarten begonnen werden.

Spielstart

Beginnen darf die / der Jüngste, die / der Kleinste, ganz nach Vereinbarung der Kinder. Danach geht es im Uhrzeigersinn weiter.Wer an der Reihe ist, darf nacheinander immer nur zwei Karten aufdecken, das neue Tier zusammenlegen und laut lesen. Entsteht ein bekanntes Tierbild, das mit Vorder- und Hinterteil zusammenpasst, darf der Spieler das Kartenpaar behalten und erneut zwei Karten aufdecken.

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Das geht so lange, bis er zwei nicht passende Karten auf-deckt. Auch hier wird das neue Tier zusammengelegt und gelesen.

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S EG Ä M

Das Quatschtier wird dann aber wieder zurückgelegt. Der nächste Spieler ist nun an der Reihe.Damit sich jeder die Tierkarten und ihre Lage gut merken kann, werden die Karten, die kein passendes Tier ergeben, immer wieder an die gleiche Stelle zurückgelegt.

Spielende

Wurde das letzte Tierpaar aufgedeckt, ist das Spiel beendet. Jetzt kann der Gewinner ermittelt werden. Wer die meisten Karten hat, gewinnt. Haben zwei oder mehr Spieler gleich viele Karten, so spielen sie mit einer reduzierten Anzahl an Kartenpaaren eine Entscheidungsrunde.

Zweite Variante: SCHNIPP-SCHNAPP für 2 SpielerSpielziel

Wer am Schluss die meisten richtigen Tiere (mit passenden Vorder- und Hinterteil) gefunden hat, ist Gewinner der Spielrunde.

Spielvorbereitung

Die Spieler legen zwei Stapel mit gleicher Kartenanzahl vor sich.

Spielstart

Beide Kinder decken gleichzeitig eine Karte ihres Stapels auf und legen sie sichtbar vor sich hin. Wer das Silbenwesen zuerst korrekt gelesen hat, bekommt die zwei Karten. Sie werden auf einen separaten Stapel abgelegt. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um ein Quatschtier oder ein richtiges Tier handelt. Wird das Tier falsch gelesen, werden die Karten jeweils wieder unter die Stapel gemischt.

Spielende

Wurde das letzte Kartenpaar gelesen, ist das Spiel beendet. Wer die meisten Karten hat, gewinnt. Haben die Spieler gleich viele Karten, so spielen sie mit einer reduzierten An-zahl an Karten pro Stapel eine Entscheidungsrunde.

1. 1 Einsatz der Silbenwesen im FörderunterrichtMit den „Silbenwesen“ ist es für die Lehrperson möglich, Einblicke in den Stand der Lesefähigkeit zu erhalten, um im Leseförderunterricht gezielter mit den Kindern zu arbeiten. Geeignet ist Einzel- oder Kleingruppenarbeit zusammen mit der Lehrperson.

Mögliche Beobachtungen durch die Lehrkraft

• Das Kind lässt sich von der bildlichen Darstellung leiten und errät die zu lesenden Wörter. Erkennbar wird das an-hand des Umgangs mit bestimmten Tieren, z. B. „lesen“ die Lernenden Frosch statt Krö-te, Tintenfisch statt Kra-ke, Marienkäfer statt Kä-fer, Kuh statt Büf-fel, usw. Der Leseprozess hat in diesem Fall noch gar nicht begonnen; eine Heranführung an die Schrift bietet hier den ersten Ansatzpunkt zur Förderung, z. B. indem das Kind auf die Zweisilbigkeit der Wörter aufmerksam gemacht wird.

• Beim Lesen entstehen verzerrte Wortvorformen, die von den Lernenden nur anhand der bildlichen Darstellung in Normalaussprache überführt werden können. Bei Quatschtieren scheitern sie. Das Kind hat möglicherweise besondere Schwierigkeiten:

mit der betonten Silbe und dort mit der Unter-scheidung von Lang- und Kurzvokal. Das macht sich bemerkbar, wenn das Kind den Vokal in der zweiten Abteilung des Vorderteils immer voll artikuliert, egal

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ob die dritte Abteilung besetzt ist oder nicht (wenn es z. B. das A von ZAN-DER und HA-SE in derselben Weise liest).

mit der unbetonten Silbe (Hinterteil): Das rote E wird immer voll artikuliert, das Kind liest z. B. Zan-dER und verschmilzt das R nicht zusammen mit dem E zu A.

• Die Lernenden betonen beide Silben gleich.

Möglichkeiten zur Förderung

Für die Lernenden ist es hilfreich, Einblicke in die Struktur der deutschen Wortschreibung und ihre Realisierung beim Lesen zu erhalten. Es bietet sich an, mit Wörtern zu starten, die zum Typ 1 (unbesetzte 3. Abteilung des Vorderteils) oder zum Typ 2 (besetzte 3. Abteilung des Vorderteils) gezählt werden (vgl. auch Punkt 2).Betrachtet man ausschließlich die Vorderteile, wird für die Lernenden allein durch die optische Struktur deutlich, dass die dritte Abteilung manchmal besetzt ist und manchmal nicht. Ist sie besetzt, wird der Vokal kurz gelesen, ist sie un-besetzt, wird der Vokal lang gelesen. Kindern mit Türkisch oder Russisch als Muttersprache bietet die Optik eine gute Stütze, denn im Türkischen und im Russischen gibt es keine Langvokale.Wenn die Hinterteile isoliert betrachtet werden, fällt den Lernenden schnell auf, dass in der mittleren Abteilung im-mer ein E steht. Hinterteile, deren letzte Abteilung besetzt ist, bieten zusätzliche Entdeckungsmöglichkeiten: Steht R in der letzten Abteilung, wird das E eher wie ein A realisiert; bei anderen Buchstaben in der letzten Abteilung hört man es meist gar nicht. Ein daran anschließender Vergleich von Vorder- und Hin-terteilen ermöglicht den Lernenden die Einsicht, dass die Funktion von Buchstaben erst dann ermittelt werden kann, wenn man weiß, wo sie stehen.

Beispiele aus dem Spielmaterial

• R in der ersten Abteilung des Vorderteils (RA-BE, RAU-PE, KRÖ-TE, KRA-KE) – das R ist hörbar.

• R in der letzten Abteilung des Vorderteils (KÄ-FER, ZAN-DER) – das R ist nicht hörbar.

• E im Vorderteil: E-SEL (Langvokal), EN-TE (Kurzvokal), WIE-SEL (keine lautliche Entsprechung für E)

• E im Hinterteil: betrifft alle Wörter der Silbenwesen

Zusätzlich werden die Lernenden auf die Abfolge von be-tonter und unbetonter Silbe aufmerksam. Tiere mit Schärfungsschreibung (Typ 3) werden dann ge-sondert behandelt, wenn die Lernenden sicher Wörter der Typen 1 und 2 lesen können (vgl. 2.3.1).

ROB-BE, AF-FE, BÜF-FEL, RAT-TE, QUAL-LEZur Bildung von Quatschtieren können aber auch diese Kar-ten jederzeit verwendet werden.

Für die Arbeit im Förderunterricht sucht die Lehrperson am besten – je nach gewünschtem Schwerpunkt – Vorder- und Hinterteile heraus und liest sie vor. Hinterteile sollen dabei auch immer als Hinterteile, d. h. unbetont gelesen werden, auch wenn sie isoliert auftreten. Die Lernenden beschreiben (ggf. mit Unterstützung), was ihnen optisch auffällt, und versuchen, es mit dem Gehörten in Einklang zu bringen und

lesen dann selbst die Silben als Einheiten laut vor. Das Lesen von Quatschtieren deckt auf, ob die Strukturen verinnerlicht worden sind oder ob auch tatsächlich gelesen wird, denn die Kombination von z. B. KRÖ-TE und EN-TE ergibt zwar dem Bild nach ein Quatschtier, das Wort darunter müsste aber richtig erkannt werden. Neben den unter Punkt 1 beschriebenen Spielmöglichkeiten kann mit den Silbenwesen auch noch anderweitig geübt werden.

Beispiele

Silbenteppich: Vorder-/oder Hinterteile werden unter- oder nebeneinander ausgelegt – und gelesen. Dabei können je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad oder gewünschter Schwerpunktbildung die Vorderteile wiederum in die Typen 1 – 3 unterteilt werden. Dabei kann die Lehrperson zuerst die Karten vorlesen, danach ist das Kind an der Reihe oder beide lesen gleichzeitig, abwechselnd …Tiere verwandeln: Ein Ausgangstier wird gelegt und gele-sen. Die Lernenden einigen sich darauf, ob das Tier hinten oder vorne verwandelt wird. Anschließend werden einige Vorderteile (entsprechend Schwerpunktbildung) oder Hin-terteile von der Lehrperson ausgewählt und verdeckt. Die Kinder decken sie dann auf, kombinieren neu, lesen …

2. Didaktischer Hintergrund2.1 GrundideeKinder sind – meist schon bevor sie in die Schule kommen – mehr oder weniger in der Lage, mehrsilbige Wörter in einzel-ne Silben zu zerlegen. Mindestens kennen sie die Anzahl der Silben, wenn auch noch nicht in allen Fällen die Silbengrenze richtig erkannt werden kann. Das stellt die Ausgangsposition für den Erwerb der Schriftsprache dar und muss einerseits gefördert werden, wenn Kinder noch nicht verlässlich Silben ausgliedern können, andererseits kann auf diese Fähigkeit gut ausgebaut werden, um Lesen und Schreiben zu lernen. Denn der Erwerb von Schrift mittels einer reinen Zuordnung von Lauten zu Buchstaben stellt viele Kinder vor große Pro-bleme: Beim Lesen sind oft verzerrte Wortvorformen die Folge, die nur schwer mit einer Normalaussprache in Verbin-dung gebracht werden können. An diese Problematik knüpfen die „Silbenwesen“ an und eröffnen den primären Zugang zu schriftlichen Strukturen. Im Vordergrund steht dabei das Erkennen der Silbe als Ein-heit und die Abfolge von betonter und unbetonter Silbe als grundlegendes Muster im Deutschen. Die Auswahl des Wortmaterials der „Silbenwesen“ ergibt sich genau daraus: Die auf den Karten abgedruckten Vorderteile der Tiere entsprechen jeweils den betonten und die Hinterteile den unbetonten Silben. Die Vorder- und Hinterteile lassen sich entweder zu normalen Tieren oder zu Quatschtieren kom-binieren. Kombinationen aus Vorder- und Vorderteil oder Hinter- und Hinterteil ergeben kein Tier.

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T ER A T1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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Die meisten Wörter im Deutschen folgen diesem Prinzip bzw. lassen sich auf diese Form zurückführen (z. B. Stein-pilz, Stei-ne und Pil-ze) oder zu dieser Form erweitern (z. B. rot – ro-te; Tier – Tie-re). Mit den „Silbenwesen“ werden Leseanfängern und Leseanfängerinnen Strukturen zur Verfügung gestellt, die es ihnen ermöglichen, spielerisch Ein-blicke in das deutsche Schriftsystem zu erhalten. Durch die bildliche Unterstützung können auch Kinder ganz zu Beginn des Leseerwerbs das Material nutzen. Sie orien-tieren sich dann primär an den Bildern, trainieren dabei aber die silbische Gliederung und die Abfolge des Betonungs-musters, was ihnen dann später beim Lesen und Schreiben zu Gute kommt.

2.2 Optische Gestaltung des MaterialsDie zweisilbigen Silbenwesen werden jeweils aus einem Vor-derteil (betonte Silbe) und einem Hinterteil (unbetonte Silbe) gebildet. Die optische Gestaltung der Karten soll lediglich un-terstützend wirken und die Lernenden nicht von der Schrift ablenken, dennoch aber zu den unterschiedlichsten Kombi-nationen anregen und dazu ermutigen, diese auch zu lesen. Durch den Verzicht auf farbliche Gestaltung passen auch durch Kombination entstandene Quatschtiere auf den ersten Blick gut zusammen. Alle Buchstaben werden durchgängig großgeschrieben, denn bei den „Silbenwesen“ steht nur die Silben- bzw. Wortstruktur im Vordergrund.

2.3 Zu entdeckende schriftliche StrukturenDie Silbe des Vorder- und Hinterteils ist jeweils in drei Abtei-lungen untergliedert.Durchgängig wird die Silbe des Vorderteils (betonte Silbe) in Blau, die Silbe des Hinterteils (unbetonte Silbe) in Rot dar-gestellt. In der mittleren Abteilung befindet sich jeweils ein Vokal, die Rand-Abteilungen sind entweder leer oder es ste-hen dort Konsonanten.

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T EE N

Das blaue, betonte E und das rote, unbetonte E (von EN-TE) klingen unterschiedlich. Kindern wird das zwar nicht mithil-fe der Bezeichnung betonter / unbetonter Vokal zugänglich, dennoch erkennen und beschreiben sie die Unterschiede, in-dem sie beispielsweise sagen: „Das hintere E klingt anders als das vordere E.“Diphtonge (au, ei, eu) in der blauen, betonten Silbe sind zu-sammen in der mittleren Abteilung eingetragen; sie bilden eine in sich komplexe Lautgeste ab:

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P ER AU1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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Das ie bei WIE-SEL ist ebenso komplett in der mittleren Abteilung eingetragen; es handelt sich um eine einfache Lautgeste:

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S E LW IE1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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In der jeweils ersten und letzten Abteilung finden die Kon-sonanten ihren Platz, wie zum Beispiel bei KRÖ-TE:

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T EKR Ö1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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Sonderfall:

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L EQU A L1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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Der Buchstabenverbindung QU wird im Verbund ein Laut-wert [kw] zugewiesen. Aus diesem Grund steht QU auch gemeinsam in der ersten Abteilung.

2.3.1 Das Vorderteil (betonte Silbe)Lang- / KurzvokalDie Unterscheidung zwischen Langvokal und Kurzvokal wird bei den Silbenwesen optisch zugänglich gemacht:

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B ER A1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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Eine unbesetzte, letzte Abteilung lässt dem Vokal Raum, um sich auszubreiten. Es handelt sich um einen Langvokal.

Dagegen „quetscht“ eine besetzte, letzte Abteilung den Vo-kal ein; es handelt sich um einen Kurzvokal.

Schärfungsschreibung

Wörter mit Schärfungsschreibung müssen gesondert be-trachtet werden:

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B ER O B1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

B ER O B

Auch in diesem Beispiel handelt es sich um einen Kurzvo-kal. Beim Aufeinandertreffen gleicher Konsonanten in der dritten Abteilung der blauen Silbe und der ersten Abteilung der roten Silbe (hier: B von ROB-BE) wird jedoch das blaue B in der dritten Abteilung nur geschrieben und nicht ge-sprochen.

2.3.2 Das Hinterteil (unbetonte Silbe)Mittlere Abteilung

Die rote Silbe zeichnet sich neben der Unbetontheit durch eine zusätzliche Besonderheit aus: In der mittleren Abtei-lung steht bei einfachen, zweisilbigen Wörtern immer ein E. Dies wird vor allem deutlich, wenn man mehrere Hinterteile untereinander legt:

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T ER A T

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Das E der unbetonten Silbe wird bei eigenen Schreibversu-chen von Kindern im ersten Schuljahr häufig vergessen, weil es durch Anlauttabellen kaum identifiziert werden kann. Beim Lesen wird es zudem oft voll artikuliert. Dabei entsteht durch die überdeutliche Aussprache eine verzerrte Wortvor-form, die dann häufig gar nicht mehr von den Kindern er-kannt werden kann.

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Letzte Abteilung

Bei freier letzter Abteilung wird das E unbetont gelesen. Ist die letzte Abteilung besetzt (z. B. SEL von E-SEL), wird es häufig gar nicht artikuliert. Steht R in der letzten Abteilung, klingen ER zusammen eher wie A.Daneben kann in der letzten Abteilung – wenn sie über-haupt besetzt ist – nur eine relativ begrenzte Zahl an Buch-staben vorkommen. R, L und N zählen zu den häufigsten.

Insgesamt wird bei Kombinationen von Vorder- und Hinter-teil zu neuen Silbenwesen deutlich, dass Silben vieler Hin-terteile gleich sind, wenn man vom Bild absieht. Die unbe-tonten Silben sind nicht so vielfältig wie die betonten. Diese Erkenntnis erleichtert natürlich den Leseprozess, weil die Lernenden nicht immer mühsam neu beginnen müssen die Buchstaben zusammenzusammeln, sondern zumindest die-se Silben relativ schnell als Einheit erkennen.

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B ER O B1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH 1402-28 © Mildenberger Verlag GmbH

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oder:

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2.4 Überblick über die zu entdeckenden Strukturen bei den „Silbenwesen“

Die oben beschriebenen Fälle können für das Vorderteil der Tiere in drei unterschiedliche Typen unterteilt werden:

Typ 1: Alle Tiere, deren Vorderteil eine unbesetzte letzte Abteilung aufweisen, werden mit Langvokal gelesen. Es bietet sich an, diese Tiere zu Beginn auszuwählen.

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Typ 2:Tiere, deren Vorderteil eine besetzte letzte Abteilung auf-weisen, werden mit Kurzvokal gelesen.

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D E RZ A N

Typ 3:Tiere, die in der letzten Abteilung des Vorderteils und in der ersten Abteilung des Hinterteils den gleichen Konsonanten aufweisen (Schärfungsschreibung), werden mit Kurzvokal gelesen. Dabei ist es wichtig, dass nur der zweite (auf der Karte rote) Konsonant ausgesprochen wird.

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Literatur: • Becke, Tanja, von der / Bredel, Ursula / Cramm, Inka, von/

Krüßmann, Marina / Zepnik, Sabine (2010): Silbenbasierte Lesespiele. In: Die Silbe im Anfangsunterricht Deutsch. Festschrift zum zehnjährigen Jubiläum des Lehrgangs ABC der Tiere. Offenburg: Mildenberger Verlag

• Bredel, Ursula (2009): Orthographie als System – Ortho-

graphieerwerb als Systemerwerb (2009). In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik

(LiLi) 39, Heft 153: Worauf kann sich der Sprachunterricht stützen? Hgg. von Wolfgang Klein und Christine Dimroth, Seite 135 – 154

• Röber, Christa (2009): Die Leistungen der Kinder beim Le-sen- und Schreibenlernen. Grundlagen der silbenanalyti-schen Methode. Baltmannsweiler: Hohengehren

Alle Karten in der Übersicht: Typ 1:

Typ 2:

Typ 3:

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Impressum

Bestell-Nr. 1402-28 . ISBN 978-3-619-14228-6© 2010 Mildenberger Verlag GmbH, 77652 OffenburgInternetadresse: www.mildenberger-verlag.deE-Mail: [email protected]

Auflage 5 4 3 2Jahr 2016 2015 2014 2013

Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigenschriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder dasWerk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.

BezugsmöglichkeitenAlle Titel des Mildenberger Verlags erhalten Sie unter: www.mildenberger-verlag.de oder im Buchhandel. Jede Buchhandlung kann alle Titel direkt über den Mildenberger Verlag beziehen.

Autoren: Tanja von der Becke, Ursula Bredel, Inka von Cramm, Marina Krüßmann, Sabine Zepnik

Illustrationen: Franziska Kalch, Diplom-Designerin, 09405 Gornau Sabine Zepnik, 50670 Köln