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l Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn l Die wichtigsten Unternehmen, die spannendsten Erfindungen l Innovationen, die die Welt bewegen l Wertschöpfung und Vernetzung in Österreich l Internationaler Wettbewerb und Digitalisierung

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Page 1: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn l Die wichtigsten … · die Entwicklung neuer Technologien, mit denen unsere Betriebe international punkten.“ Ein wichtiger Treiber,

l Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn l Die wichtigsten Unternehmen, die spannendsten Erfindungen l Innovationen, die die Welt bewegen l Wertschöpfung und Vernetzung in Österreich l Internationaler Wettbewerb und Digitalisierung

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Pro eine Million Einwohnerbringt es Österreich auf 41 Ei-senbahnpatente. Das ist so vielwie nirgendwo sonst auf der

Welt. Gemessen an seiner Einwohner-zahl ist Österreich zudem weltweit dieNummer eins beim Export von Schie-nenfahrzeugen und Ausrüstung. Aber

auch absolut gerechnet reicht es mit ei-nem Marktanteil von rund 6,5 Prozentzum beeindruckenden fünften Platz –hinter China, Mexiko, den USA undDeutschland. Kein Wunder also, wennChristian Helmenstein, Leiter des Eco-nomica Instituts, die Frage stellt: „Wofürsteht Österreich wirtschaftlich?“ Unddazu als Antwort gibt: „Wenn Sie dasim Ausland gefragt würden, dann wür-den viele von uns wahrscheinlich ant-worten: Österreich ist eine nennens-

werte Tourismusdestination.“ Zu Recht,denn Österreich ist bei Ankünften undWertschöpfung in der Tourismuswirt-schaft Top 15 weltweit, so Helmensteinweiter: „Dieses relativ kleine Land istalso ein globaler Spieler im BereichTourismuswirtschaft. Wir sind abernoch viel mehr ein Bahnindustrieland,

denn da sind wir Top fünf weltweit.“Was Helmenstein sagt, kann er auchmit detaillierten Fakten untermauern,denn er ist Autor der Studie über die

„Volkswirtschaftliche Bedeutung derÖsterreichischen Bahnindus trie“, dieMitte Februar von Infrastrukturminis -ter Jörg Leichtfried, Andreas Matthä,Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Hol-ding AG, und Thomas Karl, Präsidentdes Verbandes der Bahnindustrie, prä-sentiert wurde.

Eine WohlstandslokomotiveLaut aktueller Studie sind in Österreichüber 9.000 Personen in den Unterneh-men der Bahnindustrie beschäftigt underwirtschaften 3,1 Milliarden Euro anUmsatz – die Exportquote beträgt rund70 Prozent. Die heimische Bahnindus -trie ist aber auch darüber hinaus einganz wichtiger Impulsgeber für Wirt-schaftswachstum und Beschäftigung.

In der aktuellen Studie konntenerstmals die hohe Verknüpfung mit an-deren Branchen sowie direkte und mul-tiplikative Wertschöpfungs- und Be-schäftigungseffekte dargestellt werden.Die Bahnindustrie weist demnach ei-nen Wertschöpfungsmultiplikator von1,52 und einen Beschäftigungsmulti-plikator von 2,26 aus. „Diese starkenVorleistungsverflechtungen mit heimi-schen Zulieferbetrieben bedeuten, dassmit jedem in der Bahnindustrie erwirt-schafteten Euro weitere 0,52 Euro inanderen Sektoren in Österreich anWertschöpfung ausgelöst werden. Fürdie Beschäftigung bedeutet es, dass je-der Arbeitsplatz in der Bahnindustrie1,26 weitere Arbeitsplätze in österrei-chischen Unternehmen sichert“, soHelmenstein.

So wird aus einer direkten Wert-schöpfung der heimischen Bahnindust -rie in der Höhe von 1,37 MilliardenEuro insgesamt eine Wertschöpfungvon 2,1 Milliarden Euro. Und aus 9.000

Die heimische Bahnindustrie steht für 2,1 Milliarden Euro Wertschöpfungund 20.300 Arbeitsplätze in Österreich. International ist siePatentweltmeister und Top fünf bei Exporten.

VON FRIEDRICH RUHM UND THOMAS WILHELM

WIRTSCHAFTS-FAKTOR BAHN

Präsentierten dieneue Studie zur

volkswirtschaftli-chen Bedeutung derheimischen Bahnin-

dustrie (v. li.): Chris -tian Helmenstein

vom Economica Insti-tut, ÖBB-CEO And -reas Matthä, Infra-

strukturministerJörg Leichtfried undThomas Karl, Präsi-

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direkten Beschäftigten werden rund20.300 Beschäftigte im Umfeld derBahnindustrie.

Große Antreiber, starke PartnerDas Infrastrukturministerium ist einwesentlicher Förderer der Bahnindust -rie. Jährlich werden über zwei Milliar-den Euro in Schieneninfrastruktur, Ver-kehrsbestellungen und Forschungsför-derung investiert. „Wir nehmen in denkommenden Jahren über 16,4 Milliar-den Euro für die Schieneninfrastrukturin die Hand und sorgen so für heimi-sche Nachfrage“, so Infrastrukturminis -ter Jörg Leichtfried: „Und wir förderndie Entwicklung neuer Technologien,mit denen unsere Betriebe internationalpunkten.“

Ein wichtiger Treiber, um diese aufSchiene zu bekommen, sind entspre-chend die ÖBB, Österreichs größterMobilitätsdienstleister. Denn erfolgrei-che Referenzmärkte sind eine Grund-voraussetzung für die stark exportori-entierten Unternehmen der heimi-schen Bahnindustrie. Dazu AndreasMatthä, Vorstandsvorsitzender derÖBB: „Die ÖBB profitieren von einerstarken Bahnindustrie – und die Bahn-

industrie von einem starken Heim-markt und der Expertise der ÖBB. Die-se starke Partnerschaft nützt den Bahn-kunden und dem Standort Österreich.“

Innovation als ErfolgsgarantEin wesentlicher Erfolgsfaktor derösterreichischen Bahnindustrie ist ihreauch im internationalen Vergleich deut-lich überproportionale Innovations-kraft. Österreich belegt in der interna-tionalen Patentstatistik im Bereich Bahnund Schiene mit 41 Patenten pro eineMillion Einwohner den Platz eins. DieInnovationskraft zeigt sich insbeson-dere in den Bereichen von Schienen,Weichen, Bahnbaumaschinen, elektri-schen Antrieben, Fahrwerken undDrehgestellen, Reisezugwagen, U-Bahn-, Stadtbahn- und Straßenbahn-zügen sowie bei Sicherungs-, Leit- undKommunikationssystemen.

Sehr hoch im internationalen Ver-gleich ist zudem mit rund sechs Prozentvom Umsatz die Forschungs- und Ent-wicklungsquote der Bahnindustrie. ImZusammenspiel mit der Produktion inÖsterreich sieht Thomas Karl, Präsi-dent des Verbandes der Bahnindustrie,darin einen wesentlichen Erfolgsga-

ranten: „Die Feedbackschleife F&E,Produktion und Markt ermöglicht es,rasch auf Marktbedürfnisse zu reagie-ren und Know-how sowohl aus der For-schung als auch Produktion zu verbin-den.“ Innovation wird auch in Zukunftgefragt sein. Vor allem die Digitalisie-rung wird die Bahnindustrie in denkommenden Jahren in vielfacher Hin-sicht fordern. Von der Information überdas Angebot von verkehrsträgerüber-greifenden Verbindungen bis zu auto-matisiertem Fahren werden neue Ideengefragt sein.

Ein großes Thema wird auch derWettbewerb sein, wie sich an den Spe-kulationen über eine Fusion der Bahn -sparten von Bombadier und Siemenszeigt. Diese wird von Insidern auch alsReaktion auf die Konkurrenz vor allemaus China gewertet. Offiziell heißt esauf GEWINN-Anfrage von beiden Sei-ten zwar „kein Kommentar“, für Karlist die Sicherung „nicht diskriminie-render Rahmenbedingungen“(sieheInterview Seite 102) jedoch eine ganzwesentliche Voraussetzung insbeson-dere für die in Österreich angesiedelteBahnindustrie, um auch künftig globalganz vorne unterwegs zu sein.Fo

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Die heimische Bahnindustrie schafft Wert-schöpfung und sorgt für Beschäftigung

Österreichs Bahnindustrie

3,1 Mrd. EuroUmsatz 2016

70%Exportquoteder Produkte

weltweit

6%Forschungs- &Entwicklungs-quote (umsatz-

bezogen)

9.000Beschäftigte

20.300Direkt, indirekt und induzierte Beschäftigte

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Will die österreichische Bahnin-dustrie auch in Zukunft Welt-

spitze sein, bedarf es fairer Rahmen-bedingungen, erklären Thomas Karl,Präsident, und Ronald Chodász, Ge-schäftsführer des Verbandes der Bahn-industrie.

Welche Herausforderungen stellen sich inden kommenden Jahren?

KARL: Um die innovative Kraft der inÖsterreich aktiven Bahnindustrieun-ternehmen weiterhin in wirtschaftli-chen Erfolg umsetzen zu können, sindfaire und nichtdiskriminierende Rah-menbedingungen für internationaleHandelsbeziehungen eine ganz we-sentliche Voraussetzung. Das Europäi-sche Parlament hat diesbezüglich imJahr 2016 mit überwältigender Mehr-heit eine Resolution über die Wettbe-werbsfähigkeit der europäischen Bahn-industrie angenommen.

Was wird darin gefordert?KARL: Konkret wird darin die Europäi-sche Kommission aufgefordert, einekohärente EU-Handelsstrategie zu ent-wickeln, durch die die Einhaltung desGrundsatzes der Gegenseitigkeit, ins-besondere in Bezug auf Japan, Chinaund die USA, sichergestellt wird unddurch die eine weitere Internationali-sierung der Bahnindustrie unterstütztwerden soll.

Viel hängt auch von den verkehrspolitischenRahmenbedingungen ab?

KARL: Das aktuelle Weißbuch der Euro-päischen Union für den Transport gibteinen ambitionierten Rahmen für dieVerkehrspolitik vor. 30 Prozent desStraßengüterverkehrs bei Distanzenvon über 300 Kilometer sind bis zumJahr 2030 auf die Verkehrsträger Schie-ne oder Wasserstraße zu verlagern. Biszum Jahr 2050 soll dieser Wert auf 50Prozent gesteigert werden. Und für denPersonenverkehr formuliert das Weiß-buch die Zielsetzung, das europäische

Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetzbis 2050 zu vollenden und die Längedes existierenden Hochgeschwindig-keitsnetzes bis zum Jahr 2030 zu ver-dreifachen.CHODÁSZ: Der Schienenverkehr ist invielen Bereichen des Verkehrs derProb lemlöser schlechthin. Das gilt so-wohl im Verkehr zwischen den Wirt-schafts- und Ballungszentren als auchinsbesondere im Personennahverkehrin den Städten und deren Umland.

Und was erwartet die Bahnindustrie vomEuropäischen Eisenbahnpaket?

CHODÁSZ: Beim aktuellen Vierten Eu-ropäischen Eisenbahnpaket ist dieBahnindustrie hauptsächlich von der

sogenannten technischen Säule (tech-nical pillar) betroffen. Ziel ist es, eineneinheitlichen Europäischen Eisen-bahnraum zu schaffen und die in derVergangenheit sehr unterschiedlichentwickelten nationalen Eisenbahn -systeme hinsichtlich der technischen,aber auch der betrieblichen Regeln zu vereinfachen und zu vereinheitli-chen. Als Bahnindustrie unterstützenwir diesen Vorgang, da auf diesem Gebiet massive Kosteneinsparungenzu realisieren sind. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit des Schie-nenverkehrs gegenüber anderen Verkehrsträgern deutlich erhöht wer-den.

Thomas Karl (li.),Präsident, und

Ronald Chodász, Geschäftsführer

des Verbandes derBahn industrie

Künftiger Erfolg der Bahnindustriehängt an Handelsbeziehungen

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In vielen Bereichen des Verkehrs, insbesondere im Personenverkehr in den Städten und derenUmland, ist der Schienenverkehr der Problemlöser schlechthin

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Bombardier:Straßenbahnen erken-nen HindernisseBombardier Transportationist die Bahnsparte von Bom-bardier – derzeit laufen Ver-

handlungen über eine mög-liche Fusion mit der Bahn -sparte von Siemens (siehedazu auch Kasten unten) –ist der Schienenfahrzeugher-steller mit dem weltweit brei-testen Portfolio. Es reicht von

Schienenfahrzeugen überTransportsysteme, Service,Bahnsteuerungslösungen,Antriebs- und Steuerungs-technik bis hin zu Drehge-stellen. Der österreichischeEntwicklungs- und Produk-tionsstandort in Wien-Do-naustadt ist gleichzeitig dieWiege der Schienenfahr-zeugsparte des Unterneh-mens Bombardier. Hier be-findet sich das Kompetenz-zentrum für den Geschäfts-bereich Straßen- und Stadt-bahnen, das mit 550 Mitar-beitern für die ganze Weltentwickelt und fertigt. Wei-ters sind am Wiener Standortauch die Bereiche Antriebs-technik für Züge sowie Ser-vices vertreten. Der Umsatzin Österreich belief sich 2016

auf 90 Millionen Euro, ak-tuell gehen 100 Prozent dergelieferten Fahrzeuge in dasAusland.

Die Exportquote wirdmit den FLEXITY WienStraßenbahnen für die Wie-ner Linien, deren Produk -tion bereits angelaufen ist,aber bald sinken. Diese Fahr-zeuge wurden in Wien ent-wickelt und werden in Wienfür Wien gebaut. In Öster-reich sind bereits Straßen-bahnen in Linz, Innsbruckund Graz unterwegs, dieebenfalls aus dem Werk inWien stammen. Eine Neu-heit, die aus dem Automo -tive-Bereich nun auch imSchienenverkehrswesenEin zug hält, ist die moderneFahrerassistenz für Straßen-bahnen: das BombardierObstacle Detection Assistan-ce System (ODAS). Bombar-dier Transportation und sein

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CRRC ZELC operiert von Wien aus

Als Grund für die mögliche Fusionder Bahnsparten von Siemens und

Bombardier wird vor allem CRRC Zhu -zhou Locomotive Co. Ltd. (CRRC ZELC)genannt. CRRC (China Railway RollingStock Corporation) ist ein weltweit füh-render Hersteller von Eisenbahntech-nologie und erzielte zuletzt mit rund180.000 Mitarbeitern einen Jahresum-satz von mehr als 30 Milliarden Euro.CRRC ZELC ist die größte Tochterge-sellschaft von CRRC mit einem Jahres-umsatz von vier Milliarden Euro und derweltweit größte Schienenfahrzeugher-steller.

Durchaus für die Bedeutung Öster-reichs als Bahnindustrieland sprichtder Umstand, dass CRRC ZELC imHerbst 2016 hier sein Europa-Head-

quarter in der Wiener Donaucity eröff-nete. Die CRRC ZELC VerkehrstechnikGmbH mit Geschäftsführer Qiang Chenkümmert sich um Beratungsdienstleis -tungen, die Umsetzung zukünftigerProjekte in Europa, Materialeinkauf, dieAbwicklung von Instandhaltungs- undGarantieleistungen sowie Marketing-

Support. Von Österreich aus will CRRCZELC europäische Kernmärkte er-schließen, aber auch Österreich selbstsoll profitieren. Anlässlich der Eröff-nung wurden Rahmenverträge für einekünftige Zusammenarbeit zwischenCRRC ZELC und der Technischen Uni-versität Graz unterzeichnet.

Innovationen auf SchieneDie wichtigsten Vertreter der heimischen Bahnindustrieund ihre Innovationen für den Weltmarkt.

Großer Bahnhof bei der Eröffnung von CRRC ZELC. Mit Christoph Matznetter, WKO, Zhou Qinghe, Vorsitzender und Präsident von CRRC ZELC, sowie Umweltminister

Andrä Rupprechter (2.–4. v. li.)

Wien ist das Kompetenzzentrum für Straßen- und Stadtbahnen und dieWiege der Schienenfahrzeugsparte von Bombardier

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Partner Mission Embedded(Member of the FrequentisGroup) haben ODAS ge-meinsam mit dem AustrianInstitute of Technology ent-wickelt. Das System erkenntHindernisse und dient alsKollisionswarnsystem undBremsassistent und verbes-sert die Sicherheit im ge-mischten Straßenverkehr.

Kapsch:CarrierCom digitalisiertdie BahnEines von drei Geschäftsfel-dern der Kapsch-Gruppe istKapsch CarrierCom. DasUnternehmen widmet sichder Entwicklung von Kom-munikationstechnologienfür die Bahn. Der Umsatzbeträgt im Fiskaljahr 2017 inÖsterreich rund 30 Millio-nen Euro, international 180Millionen Euro bei einemExportanteil von 41 Prozent.Insgesamt arbeiten beiKapsch CarrierCom 692Mitarbeiter, 220 davon inÖsterreich. Hier werdenauch das bahnspezifischeKernnetz auf GSM-Basis(GSM-R) und dazugehörigeintelligente Dienste entwi -ckelt. Diese sind bei mehrals 20 internationalen Bahn-gesellschaften im Einsatzund ermöglichen grenzüber-

greifenden, digitalen Zug-funk.

Kapsch CarrierCom ar-beitet außerdem an einemEnd-to-end-Service-Mana -gement für die Wartung undden Betrieb des Zugfunks.Diese Software kann einiges,zum Beispiel soll sie künftigdie Analyse der im Bahn-funknetzwerk auftretendenAnomalien durchführen undanschließend Lösungen vor-schlagen.

Da die Digitalisierungauch vor der Bahn nicht halt-macht, forscht Kapsch Car-rierCom an Cybersecurity,Internet of Things und auto-nomem Fahren. Eine derneuesten Entwicklungen isthier das Flexible Packet Core,ein Netzwerkelement für dieNutzung von Datendiensten

mit höchster Verfügbarkeitim Bahnumfeld, speziell aus-gelegt für die Umsetzung derEU-weiten Initiative zur Di-gitalisierung der Bahnsignal-technik.

„Die Digitalisierung derBahn schreitet voran undKapsch CarrierCom ist invielen Bereichen der Digi-

talisierung federführend“,fasst Thomas Schöpf, COOKapsch CarrierCom, zusam-men.

Knorr-Bremse:Österreich bremst alleausInnerhalb des deutschenKnorr-Bremse-Konzerns istdie Österreich-Tochter mitSitz in Mödling bei Wien fürdie Entwicklung und Produk-tion wesentlicher Bremssys -temkomponenten für Schie-nenfahrzeuge verantwortlich.Ebenfalls in Mödling befindetsich die Tochterfirma Dr.techn. Josef Zelisko GmbH,die sich auf Energie- und Ver-kehrstechnik spezialisiert hat.Am Standort Kematen/Ybbshingegen werden unter demMarkennamen IFE Ein-stiegssysteme für Schienen-

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KapschCarrierComarbeitet an einemEnd-to-end-Service-Management für dieWartung und denBetrieb des Zug-funks

Die Österreich-Tochter von Knorr-Bremse verantwortet die Entwick-lung und Produktion wesentlicher Bremssystemkomponenten

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Page 7: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn l Die wichtigsten … · die Entwicklung neuer Technologien, mit denen unsere Betriebe international punkten.“ Ein wichtiger Treiber,

fahrzeuge entwickelt. Mit ins-gesamt 1.812 Mitarbeitern anacht Standorten in siebenLändern, davon rund 950 inÖsterreich, erreichte Knorr-Bremse Österreich 2016 ei-nen Umsatz von rund 406Millionen Euro bei einem Ex-portanteil von 85 Prozent.Wichtig für die gute Ertrags-lage sind Innovationen. „Beider Entwicklung unserer Pro-dukte streben wir als System-partner der Schienenfahr-zeugindustrie danach, unse-ren internationalen Kundenzukunftsfähige Technologienzur Verfügung zu stellen. Be-sonders viel Wert legen wirdabei auf ressourcenscho -nende Produktion und Lang -lebigkeit unserer Produkte“,erklärt Geschäftsführer Man-fred Reisner.

Speziell für den Einsatzin Straßenbahnen für denumweltfreundlichen Verkehr

in städtischen Ballungsräu-men entwickelte Knorr-Bremse mit dem neuenMOR-(Modular-Rigid-Mag -net)-Konzept eine besonderseffiziente Magnetschienen-bremse. Dank ihrer minima-len Höhe ist sie optimal fürden platzsparenden Einbauin modernen Niederflur-Stra-ßenbahnen geeignet. Das Ge-wicht der Bremse konnte im

Vergleich zu Vorgängermo-dellen um zehn Prozent re-duziert werden, obwohl dieBremskraft gesteigert und dieZuverlässigkeit beibehaltenwerden konnte.

Plasser & Theurer:Das Maß in derSchienenpflegeWie jede Anlage benötigenauch die Eisenbahngleise ei-

ne laufende Instandhaltung.Plasser & Theurer prägt dieGeschichte der vollmecha-nisierten Gleisinstandhal-tung seit mehr als 60 Jahrenmaßgeblich mit. Im Jahr1953 in einer kleinen Werk-stätte in Linz gegründetschickte sich die Firma baldan, die Welt des Bahnbausgrundlegend zu verändern.Den Anfang machte die ers -te Gleisstopfmaschine, diePlasser & Theurer an dieÖsterreichischen Bundes-bahnen lieferte und damitdas Zeitalter des mechani-sierten Bahnbaus einleitete.Nicht zuletzt am Personal-stand lässt sich die Entwick-lung, die das Unternehmenseither genommen hat, ab-lesen. Zählte die Belegschaft1953 gerade einmal neunMann, beschäftigt Plasser &Theurer in Österreich heuterund 1.750 Mitarbeiter. Ins-

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Seit mehr als 60 Jahren prägt Plasser & Theurer die Geschichte dervollmechanisierten Gleisinstandhaltung

Private Bahnbetreiber

Nicht alles, was in Österreich aufSchienen durch die Landschaft

fährt, gehört den ÖBB. Der bekanntesteund direkteste Konkurrent ist die WEST-bahn, die seit 2011 auf der StreckeWien–Salzburg unterwegs ist. 2015schaffte die WESTbahn erstmals ein po-sitives Betriebsergebnis, 2016 wurdenmehr als 4,5 Millionen Passagiere be-fördert. Dabei soll es nicht bleiben: AbDezember 2017 wird die WESTbahn zu-sätzlich vom Wiener Hauptbahnhof los-fahren und den Halbstundentakt einfüh-ren. „Die WESTbahn ist nicht zuletztdeswegen so gut unterwegs, weil wirden Overhead bewusst sehr schlankhalten und rund 90 Prozent unserer Mit-arbeitenden direkt im Kundenkontakttätig sind“, sagt WESTbahn-Geschäfts-führer Erich Forster. Aktuell zählt dasUnternehmen rund 280 Mitarbeiter.

Ebenfalls völlig privat, und dasschon sehr lange, ist die Stern & Hafferl

Verkehrsgesellschaft ausGmunden. Gegründet 1883 vonJosef Stern und Franz Hafferl inWien, betreibt Stern & HafferlVerkehr heute die LokalbahnenTraunseebahn, Vorchdorferbahnund Attergaubahn sowie ge-meinsam mit der Stadt Linz dieLILO, die Linzer Lokalbahn, aufeinem Schienennetz von insge-samt 103 Kilometern. Seit An-fang des Jahres ist die LILO auchin das S-Bahn-Netz des LandesOberösterreich integriert. Zu-sätzlich wird von Stern & Hafferl dieGmundner Straßenbahn betrieben.

Viele Nebenbahnen werden von denBundesländern geführt. In Niederöster-reich von der NÖVOG, einer 100-Pro-zent-Tochter des Landes. Zur NÖVOGzählen die Ausflugsbahnen Waldviertel-

bahn, Wachaubahn, Reblausexpressund die Schneebergbahn. Ganzjährigunterwegs sind die Citybahn Waidhofensowie die Mariazellerbahn, die in denvergangenen Jahren mit einem Investi-tionspaket von 130 Millionen Euro mo-dernisiert wurde.

WESTbahn-Geschäftsführer ErichForster freut sich über mehr als4,5 Millionen Passagiere und er-

weitert ab Dezember das Angebot

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gesamt wurden seit dem Fir-menstart bereits mehr als15.900 Großmaschinen in109 Länder ausgeliefert. DieKernkompetenz von Plasser& Theurer sind zwar Ma-schinen für den Gleisbauund die Gleisinstandhaltung,Lö sungen für den Bau unddie Wartung von Oberlei-tungen sind aber ebenfallsim Angebot. Um die Inno-vationskraft sowie techno-logische Marktführerschaft,die das Unternehmen fürsich seit langer Zeit in An-spruch nimmt, zu halten,wird konsequent auf For-schung und Entwicklung ge-setzt. Nicht weniger als 2.000aufrechte Patente beweisendas.

Siemens:Bahntechnik made in AÖsterreich ist für Siemensder wichtigste Standort inBezug auf Bahntechnik.Wien ist die weltweite Zent -rale des Siemens-Konzernsfür Straßenbahnen und Rei-sezüge.

Im Siemens-Werk Wien-Simmering, das über einemehr als 180-jährige Tradi-tion im Waggonbau verfügt,befindet sich auf einer Flächevon 140.000 Quadratmeterneiner der weltgrößten Ferti-

gungsstandorte von Siemens.Bis zu 450 Fahrzeuge werdenhier pro Jahr hergestellt. Mitneuesten Fertigungstechno-logien wie Roboterschwei-ßen und Klebtechniken wer-den Fahrzeuge aus Stahl,rostfreiem Stahl oder in Alu-minium-Großprofilbauwei-se produziert. Hinzu kommtdie modernste roboterge-steuerte LackieranlageEuropas. Das Wiener Werkverfügt über Know-how fürdie gesamte Wertschöp-fungskette von Forschung,Entwicklung, Vertrieb, Lo-gistik, Montage bis zur In-betriebsetzung.

Der Standort Graz ist in-nerhalb des Siemens-Kon-zerns das Weltkompetenz-zentrum für hochwertigeFahrwerke für alle Schienen-fahrzeuge, von der Straßen-bahn bis zum Hochge-schwindigkeitszug. Im WerkGraz sind rund 980 Mitar-beiter und 60 Lehrlinge be-schäftigt, Aktuell werden imGeschäftsjahr 2017 rund2.650 Fahrwerke ausgelie-fert. Arnulf Wolfram, CEOder Division Mobility Öster-reich, sieht für Schienen-fahrzeuge eine rosige Zu-kunft: „Das starke Wachs-tum der urbanen Regionenund die demografische Ent-

wicklung haben zur Folge,dass insbesondere der schie-nengebundene öffentlicheVerkehr global weiter wach-sen wird.“

Thales:Zugsicherung kommtaus WienThales ist ein französischerTechnologiekonzern, der mit64.000 Mitarbeitern in 56Ländern im Jahr 2016 einenUmsatz in Höhe von 14,9Milliarden Euro erzielte.Thales verfügt mit mehr als25.000 Ingenieuren und For-schern über die einzigartigeFähigkeit, Produkte, Systemeund Dienstleistungen zu kon-zipieren und zu installieren,die den komplexesten Si-cherheitsanforderungen bishin zur Abwehr von Cyber-bedrohungen entsprechen.

Am Standort Wien ar-beitet ein engagiertes Teamvon rund 400 Experten anzukunftsorientierten Lösun-gen für den Bahnverkehrund erwirtschaftet einenjährlichen Umsatz von un-gefähr 100 Millionen Euro.Als Kompetenzzentrum in-nerhalb des Konzerns für dasEuropäische Zugsicherungs-system ETCS Level 1 ent-wickelt Thales in Wien mo-dernste Sicherungstechnik

für Eisenbahnverkehrsun-ternehmen in Österreich so-wie international. Auch dieVariante ETCS Level 2 wur-de bereits auf mehrerenStrecken in Österreich vonThales installiert und ermög-licht unter anderem die Ver-kürzung der Reisezeit vonWien nach Salzburg um 23Minuten.

Weiters hat Thales dieÖBB-Betriebsführungszent -ralen Salzburg und Linz miteinem hochmodernen Be-triebsführungssystem inklu-sive innovativem Fernsteu-erkonzept ausgerüstet. „Aus-gehend von den Erfolgen aufdem Heimmarkt ermöglich-te unser hochqualifiziertesTeam innerhalb der letztenzwei Jahrzehnte die Erschlie-ßung verschiedener Export-märkte“, sagt Hannes Boyer,Geschäftsführer und Be-reichsleiter Transport inÖsterreich. Zukunftsmärktein Südosteuropa, wie unteranderem Ungarn und Bul-garien, aber auch weiter ent-fernte Märkte wie zum Bei-spiel Indien, Thailand undSüdkorea vertrauen auf qua-lifiziertes Signaltechnik-Know-how aus Wien undbringen eine Exportquotevon 50 Prozent für ThalesAustria.

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Siemens fertigt am Standort Wien-Simmering bis zu 450 Fahrzeugepro Jahr, unter anderem auch die Straßenbahn für Budapest

Thales aus Frankreich hat in Wien sein Kompetenzzentrum für das Europäische Zugsicherungssystem ETCS Level 1 beheimatet

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