Die Warte des Tempels • Februar 2008 17 Unsere … · Kreuz positiv – also als ein...

12
Die Warte des Tempels Februar 2008 17 Unsere Aufgabe mit der Jugend In der »Warte« kommen diesmal auf mehreren Seiten (ab S. 22) junge Nachwach- sende aus der Tempelgesellschaft zu Wort. Der Schriftleiter wünscht sich, dass sich auch auf dieser Ebene eine Verbindung zwischen Jung und Alt entwickeln möge. Da ist zuerst von zwei Angehörigen der Stuttgarter Gemeinde zu lesen, die sich Gedanken zum »Kritischen Umgang mit den Medien« machen und auf die Wahrheit in der biblischen Überlieferung zu sprechen kommen. Dann geben wir einige Meinungsbeiträge letztjähriger Konfirmanden der TSA wieder, die zum The- ma »Vielfalt und Gemeinsamkeit» entstanden sind. Abschließend berichten wir dann noch über die jetzt 25 Jahre bestehende Einrichtung der »Play Group« der Zwei- bis Vierjährigen im Gemeindezentrum in Bayswater. Jugendbildung und -erziehung ist in der Tempelgeschichte schon immer als eine der dringlichsten Aufgaben der Gemeinschaft angesehen worden. So wurde bei Tempelgründungsfeiern der letzten Jahre hin und wieder auf die intensive Schul- arbeit der ersten Gemeinde der Templer auf dem Kirschenhardthof hingewiesen. Die Schüler sind damals aus weit entfernten Orten des Landes dort zur Schule gegangen. Ein Bewohner hat später in seinen Erinnerungen geschrieben, dass diese Erziehungsanstalten die »höchsten Werte fürs Leben« vermittelt hätten. Die sozialen Verhältnisse um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren nämlich al- les andere als geordnet. Viele Kinder und Jugendliche lebten vernachlässigt und zogen als Banden durch die Straßen. Wenn wir gegenwärtig so entsetzt sind über gewalttäti- ge Jugendliche, die zu Kriminellen werden, soll- ten wir daran denken, dass es solche Verhält- nisse auch schon früher bei uns gegeben hat. Viele Menschen sind verwundert, dass sich in unserer von steigendem Wohlstand gepräg- ten Gesellschaft mehr und mehr Gewaltbereit- schaft bei jungen Menschen zeigt und Straftaten von ihnen begangen werden. Vielleicht müssen wir erkennen lernen, dass Wohlstand allein und Erleichterung des Lebens für Heranwachsende nicht die Erfüllung sind. Die Anziehungskraft von Jugendsekten zeigt, dass Verständnis, menschliche Wärme und Pflege seelischer Harmonie fundamentale Voraussetzungen für ein Gleichgewicht im Leben sind. Christoph Hoffmann hat in seinem Buch »Occident und Orient« vielerlei Überle- gungen angestellt, wie Erzieher und Lehrer helfend und begleitend in die Entwick- lung Jugendlicher eingreifen können. Das Elternhaus muss dabei den Anfang ma- chen, doch Schule und Gemeinde sind aufgerufen, diese Bemühungen zu unter- stützen. Es ist auch für den Tempel eine bleibende Aufgabe, jungen Menschen Anlaufstelle und Stützpunkt in ihren Fragen und Nöten zu sein. Peter Lange

Transcript of Die Warte des Tempels • Februar 2008 17 Unsere … · Kreuz positiv – also als ein...

Die Warte des Tempels • Februar 2008 17

Unsere Aufgabe mit der JugendIn der »Warte« kommen diesmal auf mehreren Seiten (ab S. 22) junge Nachwach-sende aus der Tempelgesellschaft zu Wort. Der Schriftleiter wünscht sich, dasssich auch auf dieser Ebene eine Verbindung zwischen Jung und Alt entwickelnmöge. Da ist zuerst von zwei Angehörigen der Stuttgarter Gemeinde zu lesen, diesich Gedanken zum »Kritischen Umgang mit den Medien« machen und auf dieWahrheit in der biblischen Überlieferung zu sprechen kommen. Dann geben wireinige Meinungsbeiträge letztjähriger Konfirmanden der TSA wieder, die zum The-ma »Vielfalt und Gemeinsamkeit» entstanden sind. Abschließend berichten wirdann noch über die jetzt 25 Jahre bestehende Einrichtung der »Play Group« derZwei- bis Vierjährigen im Gemeindezentrum in Bayswater.

Jugendbildung und -erziehung ist in der Tempelgeschichte schon immer als eineder dringlichsten Aufgaben der Gemeinschaft angesehen worden. So wurde beiTempelgründungsfeiern der letzten Jahre hin und wieder auf die intensive Schul-arbeit der ersten Gemeinde der Templer auf dem Kirschenhardthof hingewiesen.Die Schüler sind damals aus weit entfernten Orten des Landes dort zur Schulegegangen. Ein Bewohner hat später in seinen Erinnerungen geschrieben, dass dieseErziehungsanstalten die »höchsten Werte fürs Leben« vermittelt hätten.

Die sozialen Verhältnisse um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren nämlich al-les andere als geordnet. Viele Kinder und Jugendliche lebten vernachlässigt und

zogen als Banden durch die Straßen. Wenn wirgegenwärtig so entsetzt sind über gewalttäti-ge Jugendliche, die zu Kriminellen werden, soll-ten wir daran denken, dass es solche Verhält-nisse auch schon früher bei uns gegeben hat.

Viele Menschen sind verwundert, dass sichin unserer von steigendem Wohlstand gepräg-ten Gesellschaft mehr und mehr Gewaltbereit-

schaft bei jungen Menschen zeigt und Straftaten von ihnen begangen werden.Vielleicht müssen wir erkennen lernen, dass Wohlstand allein und Erleichterungdes Lebens für Heranwachsende nicht die Erfüllung sind. Die Anziehungskraft vonJugendsekten zeigt, dass Verständnis, menschliche Wärme und Pflege seelischerHarmonie fundamentale Voraussetzungen für ein Gleichgewicht im Leben sind.

Christoph Hoffmann hat in seinem Buch »Occident und Orient« vielerlei Überle-gungen angestellt, wie Erzieher und Lehrer helfend und begleitend in die Entwick-lung Jugendlicher eingreifen können. Das Elternhaus muss dabei den Anfang ma-chen, doch Schule und Gemeinde sind aufgerufen, diese Bemühungen zu unter-stützen. Es ist auch für den Tempel eine bleibende Aufgabe, jungen MenschenAnlaufstelle und Stützpunkt in ihren Fragen und Nöten zu sein. Peter Lange

18 Die Warte des Tempels • Februar 2008

BIBELWORTE - KURZ BETRACHTET

Ihr seid das Salz der Erde»Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kannman es wieder salzig machen?« (Matth. 5,13)

»Nichts ist nützlicher als Salz und Sonne« (Plinius)

Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Damit erklärte Jesus seineZuhörer unumwunden für bedeutungsvoll, für nützlich und lebenswichtig. Es istein Wort, das den Angesprochenen viel zutraut. Es ist ein Wort der Ermutigungund der Ermächtigung. Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Je-sus sagt nicht: Ihr sollt es sein oder: Ihr könntet es sein. Er sagt: Es ist so.

An wen richtet sich Jesus mit diesen Worten? Sind das besondere Menschen,Auserwählte? Bringen sie besondere Voraussetzungen mit, um als das Salz derErde bezeichnet zu werden?

Seine Worte sind an Menschen in Galiläa gerichtet, Menschen, die einfachenTätigkeiten nachgehen – Fischer, Handwerker, Bauern. Nicht an die Gelehrten inJerusalem. Es ist das eine erstaunliche Situation – nicht besondere Vorausset-zungen bei den Menschen führen dazu, dass etwas Besonderes entsteht. Das Be-sondere ist nicht abhängig von den Begabten, den Gelehrten, den Mächtigen.Hinter Jesu Worten steht ermächtigendes Zutrauen für jeden.

Das Wort vom Salz der Erde greift über den historischen Ort und die Zeit hinaus.Mit »Ihr seid ...« sind alle Menschen angesprochen, die sich seinen Worten öff-nen. Das Anliegen Jesu wird aus der Situation klar – er bezieht Menschen ein ineine Aufgabe, in ein Beteiligtsein.

Natürlich wird das Wort bisweilen missverstanden, in der Form, dass mancheMenschen sich dieses Wort zuschreiben und sich damit über andere stellen wol-len, als Auserwählte mit besonderer Aufgabe und somit auch größerer Wichtig-keit. Dabei wird übersehen, dass Salz die Eigenschaft hat, zwar sehr kostbar zusein (Salzstädte wie Salzburg oder Halle gründeten ihren Reichtum darauf), aberauch sehr alltäglich.

Wir wissen, wie lebensnotwendig Salz ist. Salz bewahrt Speise vor Fäulnis, vordem Verderb, es gibt den Speisen erst ihre Würze. So ist Salz erhaltend, konser-vierend. Das Salz der Welt hat diese schützende und bewahrende Funktion. Salzdurchdringt und wirkt schon in kleinen Mengen. Mit Salz verbindet sich die Vor-stellung lebenserhaltender und bewahrender Kraft. Mit seinem Wort an seineJünger und Anhänger – und durch das überlieferte Wort indirekt an uns – stelltuns Jesus in die Aufgabe, Salz der Erde zu sein und so durch unser Dasein undWirken die Erde zu bewahren im Angesicht einer göttlichen Schöpfung.

Die Warte des Tempels • Februar 2008 19

Salz wirkt schon in kleinen Mengen. Einige Körner genügen, um ihre Umgebungzu verändern. Entscheidend ist in diesem Jesuswort aber das »Ihr«. Nicht ein Ein-zelner ist hier angesprochen. Die Stärke der Wirkung liegt in der Vielfalt in derGemeinschaft. Ein Einzelner wäre mit dem Anspruch der zu bewältigenden Aufga-be überfordert. Es müssen viele Salzkörner sein, damit die Wirkung spürbar undsichtbar wird. Wolfgang Blaich

Ihr seid das Salz der Erde,vielleicht nur ein Korn,aber das Korn, man wird es schmecken.Ihr seid das Licht der Welt,vielleicht nur ein Funke,aber der Funke fällt hell auf den Weg.(Verfasser unbekannt)

Ist Jahwe, Allah und Gottvater derselbe?Weiß das Christentum mehr über ihn? • Klaus-Peter Jörns

Keine Religion, mit der wir es heute zutun haben, ist an einem geschichtlichenPunkt »Null« entstanden, auch wenn dieZeitrechnungen der Religionen einensolchen Gedanken nahelegen könnten.Neue Religionen entstehen vielmehr ausgroßen kulturellen Umbrüchen, in denensich ein verändertes Gottes-, Welt- undSelbstverständnis ausdrückt, das dieReligionsgründer und ihre Protagonistenrepräsentieren. Das Neue aber machtdas, was davor war, zum Alten. Es knüpftan das Vorhergegangene an, glaubt esaber in ganz bestimmter Weise weiter-zuführen oder gar zu überbieten. Ohnedas geläufige »Alte« wäre das »Neue«weder zu vermitteln noch zu verstehen.

Bestes Beispiel dafür ist die Bibel. Dennin ihr verbinden sich – jedenfalls auschristlicher Perspektive – Schriften ausdem Bund Gottes mit den Juden (»AltesTestament«) und Schriften, die von ei-

nem »neuen Bund« Gottes mit allen Men-schen durch Jesus Christus (»Neues Tes-tament«) sprechen.

Die Juden erkennen diese Zuordnungfreilich nicht an, weil sie in ihrer Bibel,dem Tenach, keinen veralteten, sondernden weiter gültigen einzigen Bund Got-tes sehen. Neues wird von ihnen erst mitdem Kommen des Messias erwartet –einem Ereignis, das sie im Unterschiedzu den Christen im Leben Jesu nicht se-hen. Sofern die Christen aber das NeueTestament als Fortführung und Transfor-mation des jüdischen (nun »alt« genann-ten) Bundes verstehen, interpretierensie die jüdischen Schriften von dem zen-tralen christlichen Ereignis des Lebens,Sterbens und Auferstehens Jesu Chris-ti her – und um. Das Ergebnis ist, dassvieles, was Christen als Offenbarungverstehen, von den Juden nicht aner-kannt wird. Sie sehen die Aneignung der

20 Die Warte des Tempels • Februar 2008

jüdischen Verheißungen – vor allemderjenigen, von Gott exklusiv erwählt zusein – durch die Christen als Enteignungvon etwas an, was nur zu ihnen gehört.Später haben Mohammed und seineTheologen dann zentrale biblische Über-lieferungen aus ihrer arabischen Per-spektive heraus noch einmal neu inter-pretiert und in den Mittelpunkt einerwiederum neuen Offenbarungsreligiongestellt.

Von außen gesehen grenzen sich diedrei Religionen derartig gegeneinanderab, dass der Eindruck entstand, Jahwe,Allah und der Gott, den Jesus bezeugt,seien unterschiedliche Götter. Dochlängst hat die Erforschung der bibli-schen Schriften ergeben, dass sowohldie jüdischen als auch die christlichenSchriften in wichtigen Erzählstoffen undGlaubensvorstellungen auf ältere Über-lieferungen zurückgehen, die aus Meso-potamien und vor allem dem Alten Ägyp-ten, aber auch aus der griechisch-hel-lenistischen Welt stammen. Zu nennensind im Blick auf Ägypten der Monothe-ismus, der Glaube, von Gott erwählt undmit ihm in einem Bund zu sein, das tri-nitarische Ensemble von Götterperso-nen mit einem göttlichen Kind, die Rol-le eines menschlichen Gottessohnes alsMittler zwischen Gott (bzw. Göttern) undMenschen und der Glaube an die Auf-erstehung der Toten.

Auf mesopotamische Quellen gehenviele der biblischen Großerzählungen vonSchöpfung, Turmbau und Sintflut undvon der Suche nach ewigem Leben zu-rück, in die das Wissen um die Sterblich-

keit uns Menschen führt. Hinzu kommtdie Vorstellung, die das Christentum vomgriechisch-hellenistischen Asklepioskultübernommen und die uns den Soter, dasUrbild des Heilandes, beschert hat. Inihm sind Heilslehre, Heil und Heilungmiteinander verbunden.

Schließlich haben die frühchristlichenTheologen bei unterschiedlichen kulti-schen und nichtkultischen Praxen derhellenistischen Zeit Anleihen gemacht,um die furchtbare Hinrichtung Jesu amKreuz positiv – also als ein Heilsgesche-hen – deuten und jedermann verständ-lich machen zu können. Es war Theolo-genarbeit, die uns das Dogma bescherthat, sein Tod sei nicht nur die Konse-quenz seiner neuen Gottesverkündi-gung gewesen, sondern ein Sühnetod-oder Loskaufgeschehen, das Vergebungder Sünden bewirke und Zugang zumewigen Leben eröffne. Ebenso führtentheologische Einsichten und Streit spä-ter dazu, dass sich katholische, ortho-doxe und dann auch protestantischeKirchen verselbständigten und eigeneLehren entwickelten.

Will man in diesen Zusammenhängenvon Offenbarung reden, so muss manvon einer stufenweise sich vollziehendenOffenbarung reden. Solche stufenweisesich vollziehende »Offenbarung« ereig-net sich – und das ist entscheidend –quer durch die verschiedenen Religionenhindurch. Es hat keinen Sinn mehr, Of-fenbarung nur im Blick auf bestimmteModifikationsstufen des (Gottes-)Glau-bens zu verwenden. Denn wenn wirglauben, dass Gott Einer/Eine ist, müs-

Die Warte des Tempels • Februar 2008 21

sen wir auch davon ausgehen, dass Gottmit den anderen Religionen vor, nebenund nach Judentum und Christentum zutun hat, und zwar in einem positivenSinn. Positiv heißt: dass Gott die Religi-onen gewollt und sich von ihnen und inihnen hat wahrnehmen lassen.

Damit solcher Glaube zu einem Dog-ma werden kann, bedarf es allerdingsnoch vieler Jahrzehnte theologischerArbeit – und dabei vieler Sprünge überlange Schatten. Bisher darf man bei unsdavon offiziell noch gar nicht reden.Sieht man sich die christliche Dogma-tik (und auch das Jesus-Buch des Pap-stes) an, gewinnt man den fatalen Ein-druck: Gott, wie wir ihn glauben, hat esmit Juden und natürlich Christen ernstgemeint, aber nicht mit den Gläubigenanderer Religionen; diese hat er eherbeiläufig behandelt, ja, oft genug alslästig und als seinen Vorlieben offenbarim Wege stehend empfunden. Geliebthat er sie nicht. Segen und Heil erhal-ten sie jedenfalls nicht unmittelbar vonGott, sondern nur mittelbar, nämlich ge-bunden an das segensreiche Handelnvon Juden und Christen.

Obwohl die religionspsychologischeForschung vieles dazu sagen kann, wound zu welchem Zweck Ausschließlich-keitsaussagen in den Religionen ent-standen sind, hat sich die christlicheDogmatik oft genug an diese Aussagengebunden, weil sie in der Bibel benutztworden sind und der eigenen Religioneinen Sonderstatus zu verleihen schie-nen. Das ist die schwierige Erbschaftaller Schriftreligionen. Denn das heißt

für uns: Die kirchliche Lehre schaltetdas religionsgeschichtliche Bewusst-sein aus und vergrößert die in biblischenÜberlieferungen geäußerten Gottes-,Menschheits- und Weltvorstellungen indie theologische Totale. Und da wartenin der Regel – wie die Geschichte zeigt– schon die unseligen Kinder der Totali-tätsvorstellungen: der Ethnozentrismus(»Wir sind erwählt, sind die wahre Reli-gion, haben den wahren Glauben«) undder Anthropozentrismus (»Der Menschist die Krone der Schöpfung«). Noch ge-fährlicher sind die anderen Ableger derAbsolutheitsansprüche: der Rassismusund die Bereitschaft zur Gewaltanwen-dung beim Durchsetzen der eigenenVorstellungen.

Aus dieser Sackgasse herausführenkann nur die Einsicht, dass alle Religio-nen ihre Vorläuferinnen in Wichtigem be-erbt und aufgrund von neuer Glaubens-erfahrung und Gotteserkenntnis modi-fiziert haben. Denn Gotteserfahrung und-erkenntnis verlaufen prozesshaft inner-halb der Kulturgeschichte und enden nie-mals. Was dogmatisiert »Offenbarung«genannt worden ist, meint den von Re-ligionsgemeinschaften oder Konfessio-nen geglaubten Kern von Glaubensvor-stellungen und ihren theologischen Zu-sammenhang – ist also das Produkt the-ologischer Arbeit. Ihr voraus gehen im-mer die aus der Begegnung mit Gott ent-stehende Erfahrung und ihre interpretie-rende Einordnung in überlieferte Glau-bensvorstellungen. Auch sie werden nieenden, solange Gott und Menschen mit-einander zu tun haben. (aus »Publik-Forum«)

22 Die Warte des Tempels • Februar 2008

Kritischer Umgang auch mit der Bibel?Junge Templer beschäftigen sich mit der Frage nach Wahrheit

Im Folgenden geben wir zwei Stellungnahmen wieder, die bei einem »Jugendsaal«am 4. November in der Stuttgarter Tempelgemeinde von jungen Templern zum The-ma »Kritischer Umgang mit den Medien« speziell im Hinblick auf die Bibel geäu-ßert wurden. Über die Veranstaltung berichteten wir in der Dezember-»Warte«.

»Glaubt nicht alles, was in der Zeitungsteht!« Als ich diesen Satz das letzte Malhörte, machte ich gerade ein Schulprak-tikum. Der Lehrer der Klasse gab einBeispiel: Als die Schule einen neuengrößeren Ofen für ihre Schulküche be-kam und deswegen ein kleines Fest ge-feiert wurde, sollte auch in der Zeitungdarüber berichtet werden. Der Berichterschien auch. Aber es gab ein Problemmit diesem Artikel: viele Einzelheitenstimmten nicht, sie waren hinzugedich-tet worden. Warum? Der Reporter wargar nicht selbst bei der Feierlichkeitdabei gewesen. Er hatte von etwas be-richtet, das er nicht selbst erlebt hatte.

Was macht man eigentlich mit Texten,von denen man weiß, dass der Verfas-ser das Beschriebene nicht selbst erlebthat? Wo es keine Zeitzeugen des Gesche-hens mehr gibt, die man fragen könnte?Zum Beispiel zu den Berichten der Bibel?

Die Bibel ist im Verlauf von etwa 1200Jahren entstanden. Verschiedene Tex-te in ihr wurden lange Zeit nach dem be-richteten Geschehen aufgeschrieben.Unser Religionslehrer hat uns klar zumachen versucht, dass die Geschichtenso aufgeschrieben worden sind, wie siebis dahin mündlich überliefert wordenwaren. Die Menschen damals hätten

Geschichten viel besser in Erinnerungbehalten können als wir heute.

Aber kann man diese Geschichten des-halb wirklich glauben? Mir persönlich fälltes sehr schwer zu glauben, dass allestatsächlich so stattgefunden hat, wie esin der Bibel zu lesen ist. Aber: ist es nötig,dass man alles wortwörtlich glaubt?Kann man einen Text eindeutig zu einemwahren oder einem falschen erklären?Muss man nicht in jedem Text erst nachder Wahrheit suchen?

Um die Wahrheit zu erkennen, ist einkritischer Umgang mit der Bibel unum-gänglich. Wenn in der heutigen Zeit ge-predigt wird, man solle doch mit denMedien kritisch umgehen – sollte mandann nicht auch kritisch mit den Medi-en von früher umgehen, zum Beispiel mitder Bibel? Kritisch heißt, etwas von ver-schiedenen Seiten aus zu betrachten,gegebenenfalls verschiedene Meinun-gen dazu einzuholen.

Der kritische Umgang mit einer Sacheist etwas sehr Persönliches. Jeder be-sitzt nämlich selbst die Freiheit, Infor-mationen, die er erhält, gegeneinanderabzuwägen und daraus Schlüsse zu zie-hen. Die Wahrheit, die man dann selbstzu erkennen meint, ist dann die ganzpersönlich verantwortete Wahrheit.

Die Warte des Tempels • Februar 2008 23

Nehmen wir als Beispiel die Bergpre-digt. Die Bibelforscher neigen zu der An-sicht, dass der Verfasser des Evangeli-ums das eine oder andere zu den über-lieferten Berichten hinzugefügt hat, umalle Informationen über die Reden Jesuin eine zusammenhängende Geschich-te zu kleiden. Wäre es ein Unglück, wenndie Einzelheiten nicht so stattgefundenhätten, wie sie dann aufgeschrieben wor-den sind? Es war doch eine ganz guteIdee, dass der Evangelienverfasser ausden einzelnen Aussprüchen eine zusam-menhängende Geschichte gemacht hat,denn dann konnten sich die Leser viel-leicht alles besser einprägen.

Wenn ein Text gut geschrieben ist, mansich damit auseinandergesetzt hat undzum Schluss kommt, dass dessen Inhalteinen selber weiterbringt, ist es dannnoch wichtig, ob eine Geschichte genauso stattgefunden hat oder nicht? Wenndie Geschichte einem selbst Trost spen-det und einem weiterhilft im Leben, istes nicht das, was dann zählt?

Nochmals zurück zur These, dass einkritischer Umgang mit Medien unum-gänglich ist, um die Wahrheit zu erken-nen. Ich finde es wichtig, kritisch mitMedien umzugehen, und damit auch mitder Bibel. Ich glaube nicht wortwörtlichan die Bibel. Bei den Medien der Gegen-wart ist es noch verhältnismäßig ein-fach, verschiedene Quellen miteinanderzu vergleichen, um herauszufinden, obetwas wahr oder falsch ist. Bei der Bi-bel sieht das schon etwas anders aus,und deshalb wird es mit der Wahrheits-findung schon etwas schwieriger.

Aber ich denke, dass jeder auch dieMöglichkeit hat, selbst eine Wahrheit zuentdecken, die ihm weiterhilft, das fürihn Richtige und Wichtige zu tun. Das be-deutet allerdings, dass diese Wahrheiteine ganz persönliche Wahrheit ist, diesich nicht unbedingt mit der Wahrheitdecken muss, die andere für sich er-kannt haben.Inga Reck

Inga hat ausgeführt, dass es ihr auf einekritische Betrachtung ankomme, die zueiner persönlichen Wahrheit führt. Aberist es nicht so, dass Wahrheit genau dasbeschreibt, was unabhängig vom Sub-jektiven ist und dadurch objektiv nach-prüfbar wird? Also, dass Wahrheit unab-hängig von Gefühl, Wahrnehmung, Wün-schen und Träumen existiert? Wie kanneine solche Wahrheit dann persönlichsein und von Mensch zu Mensch unter-schiedlich?

In den Naturwissenschaften mag es sosein, dass Ergebnisse anhand von (un-umstößlichen) Naturgesetzen objektivnachprüfbar sind. Wie aber verhält sichdas bei der Bibel? Geht es hier nur umwissenschaftlich belegbare Ereignisse?Ist es nicht vielmehr so, dass wir es imGlauben mit einer ganz anderen Wirklich-keit zu tun haben, die nur persönlich er-fahrbar ist?

Um biblische Texte zu analysieren, gibtes mehrere Methoden. Eine weithin an-erkannte ist die historisch-kritische Me-thode. Diese wird von Wissenschaftlerndazu verwendet, historische Texte - undzwar nicht nur biblische - anhand von

24 Die Warte des Tempels • Februar 2008

objektiv nachprüfbaren Regeln zu hin-terfragen. Hierbei wird davon ausgegan-gen, dass der Text, so wie er uns heutevorliegt, nicht ursprünglich ist, also sel-ber eine Geschichte durchlebt hat. Somag eine Begebenheit ursprünglich vieleMale erst mündlich überliefert wordensein, bis sie das erste Mal aufgeschrie-ben worden ist. Dann wurde der Textmehrmals abgeschrieben und des Öfte-ren übersetzt. Selbst heutzutage werdenin manchen Auflagen noch Kleinigkeitenverändert, zum Beispiel, um Texte demheutigen Sprachgebrauch anzupassen.Der Text selbst hat also eine Historie.

Historisch-kritisch bedeutet hier nicht,dass diese Methode den Inhalt kritisie-ren will, sondern dass man davon aus-geht, dass es allgemein einsichtige Kri-terien gibt, nach denen ein historischerText untersucht werden kann. Ziel die-ser Methode ist es, den Sinn eines Tex-tes herauszuarbeiten, den der Verfasserin seinem damaligen Umfeld zum Aus-druck bringen wollte, ehe der Text wei-ter interpretiert wurde.

Wir sehen also, dass es Methoden gibt,um die Wahrheit eines historischen Tex-tes näher zu ergründen. So kann ein Textauf mehrere Kriterien hin untersucht wer-den, wobei es von Vorteil ist, ihn in sei-ner ursprünglichsten Form zu betrach-ten, also in der ältesten verfügbaren Ab-schrift. Anhand der Sprachform kanndann untersucht werden, ob der gesam-te Text von nur einem Autor stammt oderetwa von mehreren; aufgrund des Erzähl-stils, ob es sich um eine Geschichtehandelt, oder um mehrere, die vielleicht

vermischt wurden. Insgesamt kann mansolche Texte auf mehr als zehn verschie-dene Kriterien hin untersuchen, die inden seltensten Fällen ein eindeutigesErgebnis zulassen. Letztendlich kommtes auf die logische Argumentation des-jenigen an, der den Text behandelt, ober sein Publikum von dem Wahrheitsge-halt des Schriftstücks überzeugen kann.

Was die kritisch-historische Bibelfor-schung leistet, ist also: zu ergründen,warum der Autor zu jener Zeit genau dieWorte wählte, die er verwendet hat. Au-ßerdem sucht die Forschung Erklärun-gen zu finden, warum ein und dasselbeGeschehnis von unterschiedlichen Per-sonen so abweichend voneinander dar-gestellt wird. Oft handelt es sich hier nurum Details oder einzelne Worte, dieunterschiedlich sind, die jedoch denSinn eines Textes ganz maßgeblich ver-ändern können.

Ganz gut lässt sich das bei einem Ver-gleich der synoptischen Evangelien, alsoMatthäus, Markus und Lukas, erkennen.Dort wird eines deutlich: wie sehr sichnämlich Texte, die dasselbe Geschehenbeschreiben, voneinander unterschei-den können, wenn die Autoren in jeweilsanderen Situationen, Epochen, Ortenund Erwartungen lebten und in ihremGlauben anders verwurzelt waren.

Ich denke, uns allen ist auch bewusst,dass die persönlichen Umstände desjeweiligen Autors nicht nur zu unter-schiedlichen Texten führt, sondern ge-nauso die Persönlichkeit des Lesers zuunterschiedlichen Auslegungen von einund demselben Text. Wahrscheinlich hat

Die Warte des Tempels • Februar 2008 25

jeder schon einmal von der Auslegungbiblischer Texte durch Evangelikale ge-hört, die der festen Überzeugung sind,dass die Bibel, so wie sie ist, das »reineWort Gottes« darstellt, das den Autorenso und nicht anders in die Feder diktiertworden ist. Zur Bestärkung werden ein-zelne Textabschnitte aus dem Kontextgerissen und wörtlich zitiert. Wissen-schaftlich belegte Argumente werdendabei nicht in Betracht gezogen. Bewei-se für ihre Thesen holen die Vertreterdieser Richtung aus der Bibel selbst.

Das andere Extrem sind Menschen,die nicht an Gott glauben und die dieBibel als ein großes Märchenbuch anse-hen. Sie sehen in der historischen For-schung, die immer wieder Ungereimthei-ten in biblischen Texten aufdeckt, eineBestätigung ihrer Meinung und den Be-weis für einen nicht existierenden Gott.

Was jedoch bei aller angebrachten Kri-tik und komplizierten Wahrheitssuchenicht vergessen werden darf, ist der In-halt und die Geschichte, die uns diesealten Schriften erzählen wollen, und in-wieweit diese für uns heute noch Bedeu-tung haben. Die Evangelisten haben dasLeben Jesu beschrieben, und jeder et-was anders. Das geschah nur deshalb,

weil sie so sehr von Jesus überzeugtwaren und an ihn glaubten und weil sieihren Glauben in ihren Gemeinden ver-breiten wollten. Dazu wählten sie Bilder,die das Gefühl ansprachen, Stilmittel,die ihre Meinung untermauerten, undschrieben Texte, die die Wahrheit ihresGlaubens beweisen sollten.

Was ihnen aber allen gemein ist, ist dieBeschreibung eines Christus, für den derGlaube und die Liebe zu Gott und denMitmenschen das Einzige war, was zähl-te. Überhaupt hat der größte Teil desNeuen Testaments uns ein Bild von ei-ner christlichen Gemeinschaft in festemGlauben an Gott und in Nächstenliebehinterlassen. In meinen Augen ist das derwichtigste Aspekt der Bibel, der auchheute noch eine große Kraft besitzt.

So ist es wichtig, dass wir uns direktvon der Bibel ansprechen lassen, um so-mit einen ganz persönlichen Zugang zuden dort beschriebenen Glaubenserfah-rungen zu finden. Jede Gotteserfahrungist eine persönliche Erfahrung und kannkeine allgemein gültige Glaubenswahr-heit sein. So kann die Bibel als Mediumfür mich nur als eine persönliche Wahr-heit erfahren werden.Stefan Klingbeil

Wie Templer die Bibel sehen

»Als eine Urkunde des christlichen Glaubens enthält die Bibel die grundlegendeLehre des Christentums. Als Christen anerkennen und achten wir die biblischenSchriften und betrachten sie als eine reiche Quelle menschlicher Erfahrungen mitGott. Um die wahre Bedeutung der Lehre Jesu und der ersten christlichen Überlie-ferung zu erkennen, halten wir es für notwendig, diese Schriften unvoreingenom-men zu lesen und an sie den kritischen Maßstab anzulegen, der bei allen histori-schen Dokumenten üblich ist.« Aus: »Glaube und Selbstverständnis der Templer«

26 Die Warte des Tempels • Februar 2008

Vielfalt und GemeinsamkeitKonfirmanden in Australien sprechen über den Sinn des Tempels

Am 16. September fand in Bayswater für 11 Mädchen und Jungen die Abschluss-feier ihres Konfirmanden-Unterrichts unter Leitung von Renate Weber und RenateBeilharz statt. Wie auch schon bei früheren Kursen wirkten auch diesmal wiederdie Konfirmanden selbst bei der Gestaltung ihrer Konfirmationsfeier mit. EinigeWortbeiträge aus dieser Veranstaltung werden nachstehend wiedergegeben.

Talja Roesner – Der Text für den heutigen Tag ist dem 1. Korintherbrief entnom-men (3,16-17): »Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottesin euch wohnt? Der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.« Ich hatte diesenText vorgeschlagen, denn mich spricht der Gedanke sehr an, dass jeder von unsein Baustein für etwas Größeres ist und dass jeder seinen Beitrag in der Gemein-schaft leistet.

Unser Name Tempelge-sellschaft erklärt sich ausdiesem Text. Er hat zweiBedeutungen: in den Kon-firmanden-Stunden spra-chen wir über die Vorstel-lung, dass Gott in uns lebt,dass unser Körper ein Mini-Tempel ist. Jeder von unsist etwas Besonderes, ob-wohl wir alle verschiedenvoneinander sind.

Die andere Bedeutung der Bezeichnung »Tempel« liegt darin, dass, obwohl je-der andersartig ist, wir uns doch zu einer Gemeinschaft zusammenschließen kön-nen. Für mich ist das wichtig, denn ich möchte gern ein Teil eines größeren Gan-zen sein. Eine Gemeinschaft stützt jeden Einzelnen in ihr. Sie teilt jedem eineAufgabe zu. So wie du dich auf andere verlassen können willst, sollen sich umge-kehrt andere auf dich verlassen können. Nicht nur in Zeiten der Not, sondern auch,damit man Spaß, Geselligkeit und Freude miteinander erleben kann.

Vor drei Monaten fanden sich 11 Teenager zusammen, jeder von uns andersar-tig, jeder aus unterschiedlichen Gründen dabei und jeder mit verschiedenen An-sichten über die Tempelgesellschaft und die Religion. Inzwischen hat sich bei unsein Gefühl der Gemeinsamkeit entwickelt und wir mögen einander.

Wie in jeder echten Gemeinschaft haben wir in unserem Kurs einander gehol-fen, besonders beim Beantworten der tiefen und bedeutsamen Fragen über Gott

Die Warte des Tempels • Februar 2008 27

und die Lehre Jesu. Wir hatten auch jede Menge Spaß miteinander, lachten vielund unterhielten uns mit Spielen. Unsere Konfirmanden-Gruppe ist selbst zu ei-ner kleinen Gemeinde geworden. Als Einzelne und als Gruppe sind wir ein wesent-licher Teil der Tempelgesellschaft, wir alle sind Bausteine im Tempel Gottes.

Stefan Imberger – In unserer letzten Stunde fertigten wir ein Klebebild an, dasunser Thema veranschaulichen sollte: Vielfalt undGemeinsamkeit. Es war unsere Aufgabe, eine Colla-ge aus verschiedenartigen und ähnlichen Bildmoti-ven zusammenzufügen. Die Bildmotive sollten etwasüber die Art unserer Gemeinsamkeit aussagen undauch etwas über uns selbst. Die Collage erhielt dieForm des Templer-Zeichens, das ein Symbol unse-rer Gemeinschaft ist, von der wir ein Teil sind.

Martin Beilharz – Das Leben ist wie eine Reise.Da gibt es Höhen und Tiefen, Zeiten, in denen du dich»spitze« fühlst, in denen du die Welt aus den Angelnheben und mit jedem Schicksalsschlag fertig wer-den könntest. Dies kann sich aber auch sehr schnelländern: ein falscher Schritt, und du kannst zu Boden geworfen werden. Du kannstmitunter so tief fallen, dass du meinst, es könne nicht schlimmer kommen.

Um durch solche Zeiten hindurch zu kommen, brauchst du Freunde und eineFamilie, die nach dir schauen und dich wieder auf die Beine stellen kann. EineGemeinschaft kann dies viel besser erreichen als einer allein. In ihr kümmert mansich umeinander und bietet die Schultern, an die man sich anlehnen kann. In ei-ner Gemeinschaft wird niemand allein gelassen, niemand ist ausgeschlossen. Sieist der Zusammenschluss von Menschen, die sich sorgen, wenn jemand verletztist oder sich schlecht fühlt, und die alles tun, damit er wieder gesunden und sei-nen Lebensweg fortsetzen kann.

Aber Menschen sind auch verschiedenartig, jeder hat seine eigene Art, etwaszu tun und durchs Leben zu gehen. Manche unter uns strengen sich gewaltig an,das Maximale aus jedem Tag herauszuholen, und andere wiederum lassen sichmehr oder weniger durchs Leben treiben. Manche sind abenteuerlustig, anderewiederum schüchtern und zaghaft. Doch wir alle haben eines gemeinsam: wir sindTeil einer Gemeinschaft und helfen einander und freuen uns des Lebens.

Tamara Bouzo – Die Tempelgesellschaft bedeutet mir viel, weil sie meiner Fa-milie geholfen hat, durch eine schlimme Zeit hindurch zu kommen. Als Kind littich an der Blutkrebs-Krankheit Leukämie. In dieser Zeit war die Gemeinschaft überMonate hinweg eine große Stütze für unsere Familie. Freunde bereiteten Essenfür uns, machten Besorgungen und zeigten ihr Mitgefühl in Briefen und Telefon-

28 Die Warte des Tempels • Februar 2008

anrufen. Sie beteten um meine Gesundung – ich bin sicher, dass dies eine derUrsachen war, weshalb ich es dann schaffte.

In dieser schweren Zeit starb meine Großmutter, und wieder war es die Tem-pelgesellschaft, die zu Hilfe kam. Sie sorgten für das Begräbnis und boten unsihre Hilfe bei diesem Verlust an. Das ist es, was die Tempelgesellschaft für michbedeutet. Aus »Templer Record«, November und Dezember 2007

25 Jahre Playgroup in BayswaterEs war ein wunderschöner Gemeinde-Gottesdienst, geleitet von Christine Ruff,an dem den Besuchern nahe gebracht wurde, welchen Nutzen Kinder (und Erwach-sene) in den vergangenen Jahren aus der »Playgroup« (Kinderspielgruppe der TSA)ziehen konnten. Denn man feierte das 25-jährige Jubiläum dieser Gemeinde-Ein-richtung und gleichzeitig die Verabschiedung von Moni Herrmann nach 22 Jahrenaufopferungsvoller Tätigkeit für die Gruppe. Sonia Glenk verschönte die Feier mit

ihrem Cello und den Instrumentenihrer beiden Söhne Lachlan (8 Jah-re) und Alexander (7 Jahre). Dasanschließende Gemeinde-Pick-nick auf der Grasfläche unter denschattenspendenden Bäumen na-he des Spielplatzes war von herr-lichem Wetter begünstigt. Es gabvorzügliches Essen und genügendKuchen »für eine ganze Armee«.Die Playgroup war 1982 von Fried-

rich Sawatzky und Heinz Vollmer ins Leben gerufen worden. Man wollte mehr Leutein das Leben der Tempelgesellschaft einbeziehen. Es zeigte sich im Lauf der Zeit,dass damit auch die Beziehungen der Templer untereinander gestärkt wurden.Denise Imberger war die erste Beauftragte für die Gruppe, sie sollte Art und Weiseder Zusammenkünfte und ihre Gestaltung organisieren. Drei Jahre später über-nahm Moni Herrmann die Verantwortung. Seither treffen sich jeden Donnerstag-vormittag Zwei- bis Vierjährige aus Bayswater, Bentleigh und Umgebung zum Spie-len, Herumtollen, Malen, Ausschneiden, Kleben, Obstessen und so weiter, um dannvon all den Aktivitäten auf dem Nachhauseweg im Auto erschöpft einzuschlafen.

Über 100 Familien und 211 Kinder haben in all den Jahren bei der Playgroupmitgemacht. Natürlich waren freiwillige Helfer, unterstützt durch Omas und Opas,dabei unersetzlich. Doch jeder war sich der Erkenntnis bewusst, dass »Childrenwho play together, stay together«. Aus »Templer Record«, Dezember 2007