Die Welt verändern - Ausgabe 9

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AUSGABE MAI 2014 …typisch Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart. die welt verändern. Camilo Michalka Weitgereister Stadtforscher Julia Preßmar Schlagfertige Studentin Artemis Alexiadou Preisgekrönte Sprachforscherin Kristian Kuntz Einfühlsamer Suchttherapeut Ingo Rust Gewissenhafter Politiker Peter Förschler Vielseitiger Wirtschaftsrechtler 9 Regina Birner Berufene Ernährungsexpertin Andreas Hykade Renommierter Trickfilmer

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Zwei Dutzend Universitäten, Hochschulen und Akademien, mehr als 59.000 Studierende und zahlreiche öffentliche und private Forschungseinrichtungen machen die Region Stuttgart zu einem herausragenden Hochschul- und Wissenschaftsstandort. Mit Porträts, Meldungen, Infos und vielen unterhaltsamen Elementen steht beim neuen Magazin "Die Welt verändern" die Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart im Mittelpunkt

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AUSGABEMAI 2014

…typisch Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart.

die welt verändern.

Camilo MichalkaWeitgereister Stadtforscher

Julia PreßmarSchlagfertige Studentin

Artemis AlexiadouPreisgekrönte Sprachforscherin

Kristian KuntzEinfühlsamer Suchttherapeut

Ingo RustGewissenhafter Politiker

Peter FörschlerVielseitiger Wirtschaftsrechtler

Nº9

Regina BirnerBerufene Ernährungsexpertin

Andreas HykadeRenommierter Trickfilmer

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Weitere Informationen rund um Studienmöglichkeiten, Forschungseinrichtungen und kooperierende Unternehmen in der Region Stuttgart finden Sie in unserem Internetportal:

www.campus.region-stuttgart.de

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Andreas Hykade | Filmakademie Baden-Württemberg

BeseelteCharaktere Seite 4Artemis Alexiadou | Universität Stuttgart

Eine Forscherin auf dem Olymp Seite 8Peter Förschler | Hochschule Nürtingen-Geislingen

Der Hörsaal als Bühne Seite 12Camilo Michalka | Universität Stuttgart

Don Camilo und die Favelas Seite 16Regina Birner | Universität Hohenheim

Feldversuch für die Erde Seite 20Kristian Kuntz | Duale Hochschule Baden-Württemberg

Zurück indas Leben Seite 24Julia Preßmar | Universität Hohenheim

Hieb- und stichfest Seite 28Ingo Rust | Hochschule Esslingen

Der unverbogene Staatssekretär Seite 32

Nach der Vorlesung: der persönliche Tipp Seite 36Studierende übers Studieren Seite 38Lehre und Forschung in der Region Stuttgart Seite 40Leben in der Region Stuttgart Seite 46Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V. Seite 47Impressum Seite 47

Nº9AUSGABEMAI 2014

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Editorial

orte sind mehr als Schall und Rauch, hat der Meister Goethe einst seinem Faust einge-

haucht. Schall und Rauch stehen sinnbildlich für eine flüchtige Erscheinung. Das Wort ist mehr, viel mehr. Artemis Alexiadou kann das bestätigen. Sie setzt seit langem auf das Wort und hat jetzt eine reiche Ernte eingefahren, um genau zu sein 2,5 Millionen Euro. Artemis Alexiadou ist Linguistik-Professorin an der Universität Stuttgart. Ihre große Leidenschaft gilt im besten Wortsinn der Forschung, was ihr jetzt den renommierten Leibniz-Preis eingetragen hat, der als eine Art deutscher Nobelpreis gilt. Ausge-zeichnet wurde sie für die Weiterentwicklung von Modellen und Theorien zum menschlichen Sprach-verständnis. Seit 2006 arbeitet die gebürtige Grie-chin in Stuttgart an einem Forschungsprojekt, in dem sich 50 Linguisten, Informatiker und andere Wissenschaftler mit Mehrdeutigkeiten in der Spra-che beschäftigen. Es geht dabei auch darum, wie fehlende Informationen in einem Satz ergänzt oder interpretiert werden und wie diese Prozesse für ma-schinelle Sprachverarbeitung genutzt werden kön-nen. Für Google-Übersetzungen beispielsweise, die meist noch äußerst fehlerhaft sind, wie Artemis Ale-xiadou sagt, der ein Porträt in der neuen Ausgabe des Magazins „Die Welt verändern“ gewidmet ist. Mit Worten hat es auch Ingo Rust. Für den Po-litiker sind sie Werkzeug, für den Privatmann noch weit mehr. „Im Anfang war das Wort“, heißt es in der Bibel. „Und das Wort war bei Gott.“ Ingo Rust, Staatssekretär im Finanz- und Wirtschaftsministeri-um, liest jeden Tag in der Bibel. Nicht nur deshalb erinnert der Protestant ein wenig an den Katho-liken Erwin Teufel, der ebenfalls in jungen Jahren Staatssekretär wurde und zeitlebens nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass es für ihn entscheidend ist, woher die Politik ihre Maßstäbe nimmt. Teufel wurde später Ministerpräsident. Nicht nur das Wort im Buch der Bücher ist dem Genossen Rust ein hilfreiches Werkzeug, um im Alltag zu bestehen, sondern auch das Rüstzeug des Ingenieurs, das er an der Hochschule in Ess-lingen erworben hat. „Mich hat das Studium sehr geprägt“, sagt er, „weil ich dort das logische und ergebnisorientierte Denken intensiv gelernt habe.“ Seine Zeit an der Hochschule empfindet Rust im Rückblick als bereichernd, seine Professoren nennt er „herausragend“. Viele seien aus der Industrie gekommen und hätten ihm praxisnah vermittelt, worauf es ankommt. „Frage nicht, was nicht geht, sondern frage stattdessen lieber, wie es gehen könnte.“ Er nutzt das bis heute für die Politik, in-dem er sich die Strategien des Hochschulstuden-

ten in Erinnerung ruft, wie der Staatssekretär beim Gespräch im Ministerium erzählte: „Wenn ich ein großes Problem habe, dann zerlege ich es in kleine Probleme und arbeite sie ab.“ Apropos kleine Probleme. Andreas Hykade zaubert aus ihnen große Geschichten. „Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig“ ist eine seiner Schöpfungen. Fast jedes Kind in Deutsch-land kennt die Trickfilmreihe, die auf ihre Art die Welt erklärt. Gemeinsam mit dem Südwestrund-funk schickte der preisgekrönte Trickfilmregisseur den kleinen Tom auf eine große Reise. Bis heute fasziniert das Werk im Kinderkanal den deutschen Nachwuchs. Hykade ist ein Meister, wenn es dar-um geht, den Charakter von Figuren zu beseelen. Über alte Protagonisten und neue Projekte plau-derte der Künstler entspannt in seinem Büro in der Ludwigsburger Filmakademie, wo Hykade als Pro-fessor lehrt. Sehr zur Freude vieler Studenten. Das Lehren liegt auch Regina Birner im Blut, die ebenfalls in diesem Magazin porträtiert wird. Sie ist Professorin an der Uni Hohenheim und Wegbereiterin eines neuen Denkens und For-schens, das sich im Begriff „Bioökonomie“ foku-siert. Hinter der sperrigen Vokabel steht das über-geordnete Ziel einer Abkehr von der bisherigen Wirtschaftsweise, die vor allem auf Erdöl beruht. Als Ziel definiert die Bioökonomie, den teuren Stoff aus der Erde, der die Welt noch immer schmiert, soweit als möglich durch Materialien zu ersetzen, die durch lebende Organismen wie Pflanzen und Mikroorganismen produziert werden. Regina Birner ist dafür eine gute Wortführerin, nicht nur, weil sie auf ihren Reisen als moderne No-madin der Wissenschaft viel gesehen hat und seit mehr als 20 Jahren in der entwicklungsorientierten Agrarforschung tätig ist, sondern auch, weil sie seit zwei Jahren dem Bioökonomierat des Bundesmi-nisteriums für Bildung und Forschung angehört. Die Hohenheimer Lehrstuhlinhaberin gehört zu 18 berufenen Experten. Sie berät die Bundesregie-rung dabei, wie man weg vom Öl und hin zu Roh-stoffen aus biologischen Ressourcen kommen kann. Irgendwann werden die alten Quellen nicht mehr sprudeln. Spätestens dann wird der Handlungs-druck immens. „Wichtig ist, dass man eine Vision hat“, sagt die Professorin, die sich ebenfalls Zeit ge-nommen hat für die neunte Ausgabe des Magazins über einen Hochschul- und Wissenschaftsstandort, der immer wieder Menschen hervorbringt, die nicht weniger im Sinn haben als die Welt zu verändern, sei es mit Worten oder mit Taten. Lassen Sie sich überraschen! Wir wünschen anregende Lektüre.

w

Dr. Walter RoggGeschäftsführer

Wirtschaftsförderung

Region Stuttgart GmbH

Prof. Dr.-Ing. Wolfram ResselVorsitzender Hochschul-

und Wissenschaftsregion

Stuttgart e. V.

Thomas S. BoppVorsitzender

Verband Region

Stuttgart

DIE WELT VERÄNDERN.

Andreas Hykade | Filmakademie Baden-Württemberg

BeseelteCharaktere Seite 4Artemis Alexiadou | Universität Stuttgart

Eine Forscherin auf dem Olymp Seite 8Peter Förschler | Hochschule Nürtingen-Geislingen

Der Hörsaal als Bühne Seite 12Camilo Michalka | Universität Stuttgart

Don Camilo und die Favelas Seite 16Regina Birner | Universität Hohenheim

Feldversuch für die Erde Seite 20Kristian Kuntz | Duale Hochschule Baden-Württemberg

Zurück indas Leben Seite 24Julia Preßmar | Universität Hohenheim

Hieb- und stichfest Seite 28Ingo Rust | Hochschule Esslingen

Der unverbogene Staatssekretär Seite 32

Nach der Vorlesung: der persönliche Tipp Seite 36Studierende übers Studieren Seite 38Lehre und Forschung in der Region Stuttgart Seite 40Leben in der Region Stuttgart Seite 46Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V. Seite 47Impressum Seite 47

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5«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

enn einer hinauszieht in die Welt, dann ist ein wenig Beistand nicht verkehrt. Im Fall

von Andreas Hykade, Jahrgang 1968, mag die heilige Muttergottes höchstselbst Regie geführt haben, was natürlich eine Mutmaßung ist, die al-lerdings auf dem belastbaren Umstand fußt, dass in Altötting, wo beide ihre Wurzeln haben, seit je ungewöhnliche Geschichten geschrieben werden und jene von Andreas Hykade ist so eine. In Deutschlands wichtigstem Wallfahrtsort, gelegen zwischen Inn und Alz, ist der Oberbayer herangewachsen. Ministrant ist er gewesen und als sich einst der Pontifex in Altötting ankündigte, fügte es sich gut, dass für eine kirchliche Inszenie-rung nach menschlicher Größe gesucht wurde, oder besser gesagt nach einem Ministranten von entsprechendem Wuchs. Hykade hatte das nötige Maß und so kam es, dass Karol Józef Wojtyla, bes-ser bekannt als Johannes Paul II., in Altötting dem halbwüchsigen Andreas über den Kopf streichelte, was natürlich gottsallmächtig prägt. Es ist ein Kreuz mit der Vergangenheit, weiß Andreas Hykade, den fast 40 Jahre später noch im-mer mancherlei mit der Gnadenkapelle zu Altötting verbindet. Wie sonst ist es zu erklären, dass er auf der Internetseite der Stuttgarter Film Bilder GmbH, für die er heute neben seinem Amt als Kunstakade-mie-Professor kreativ ist, gleich im ersten Satz über sich schreibt: „Andreas Hykade, born in Altötting, Bavaria, center of the Holy Mary cult.“ Dass ihn der Marienkult bis in die Gegenwart bewegt, manifestiert sich freilich auch darin, dass die neueste Produktion des renommierten Anima-tionsfilmers in der Kapelle zu Altötting spielt und eine Liebesgeschichte im Dunstkreis der Religion ist. „Mich treibt das autobiografische Erzählen“, sagt der Trickfilmregissseur. Er sitzt an diesem Nachmittag im zweiten Stock des Ludwigsburger Animationsinstituts und zeigt auf ein paar Skizzen, die ihm schon aus der Hand geflossen sind. Der Gnadenmuttergottes begegnet Hykade mit der Gnade eines Talents, das sich ihm bereits im Kunstunterricht bei seinem Lehrer Alto Hien zart offenbart hat, der ihn nach Kräften förderte. Als Hykade einst ein Kunstwerk über den Bayernkönig Ludwig schuf, interessierte sich der örtliche Kreis-sparkassendirektor für das Werk. Hykade ließ es sich für 200 Mark abschwatzen und erzählte seinem Lehrer wenig später stolz vom ersten Verkauf eines Kunstwerks. Woraufhin Alto Hien wutschnaubend zum Banker ging und mit 2.000 Mark für seinen Schützling zurück kam. „Da hab ich einiges gelernt über die Kunst und ihren Wert“, sagt Hykade. Er hatte damals schon ein Faible für animierte Figuren, was auch an Herrn Fred Feuerstein lag, je-nem aufbrausenden Steinzeitler, dessen Schlachtruf

„Yabba Dabba Doo“ legendär ist. Nicht von unge-fähr galt die Zeichentrickserie lange Zeit als erfolg-reichste auf dem Markt bis sie von den Simpsons eingeholt wurde. Hykade, eher dem Tätigen als dem Untätigen zuneigend, wollte in diesem Metier mitmischen und hatte bald eine klare Vorstellung von seinem Leben. „Ich wollte Trickfilm machen und dann zu Walt Disney.“ Da an den Kreuzungen des Lebens keine Weg-weiser stehen, landete er nach dem Abitur erst ein-mal in Stuttgart an der Kunstakademie, von dort ging es nach London. „Das war ein heißes Pflaster, was Animationsfilm betrifft“, sagt er im Rückblick. Ir-gendwann war der Markt überhitzt und der Wunsch groß, eigene Filme zu machen. Der Oberbayer stran-dete in Ludwigsburg an der Filmakademie, wo er als Student seine ersten Produktionen auf den Weg brachte, welche gleich mit den ersten Preisen bedacht wurden, die einer wie er nicht wie die Monstranz bei der Fronleichnamsprozes-sion vor sich herträgt, sondern still als Ansporn nimmt, „sich die eige-ne künstlerische Hand-schrift nicht korrum-pieren zu lassen“, wie Hykade das nennt. Die Region um die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart erwies sich für den Künstler durchaus als gutes Pflaster. Als Student pro-fitierte er von der Trickfilmförderung und saugte die kreative Atmosphäre einer Community in sich auf, die sich hier in besonderer Weise entfalten kann. „Ludwigsburg ist eine der besten Ausbildungsstät-ten in Europa“, sagt er. Vor allem das Trickfilmfes-tival Stuttgart beflügelte seinen Schaffensdrang und kam ihm nicht selten wie ein Jungbrunnen vor. Bis heute ist er regelmäßig zu Gast und bereichert die Veranstaltung mit Filmpräsentationen und Pro-grammpunkten. „Ich bin viel unterwegs gewesen“, sagt Hykade. „Aber so etwas gibt es nirgendwo sonst, weder in Montreal noch in New York.“ Hykade, der keiner für die kriechende Mittel-mäßigkeit ist, kultivierte in der schwäbischen Ba-rockstadt seinen unnachahmlichen, reduzierten Strich, mit dem sich das ganze emotionale Spektrum abbilden lässt. Er entwickelte sich zu einem meis-terlichen Verführer, der lustvoll offenbart, dass die Dinge oft nicht sind, wie sie scheinen. Das zeigte er auch in einem Animationsvideo, das er im Auf-trag der Toten Hosen machte. Der Jägermeister-Clip verhalf der Düsseldorfer Band zum ersten Platz in den Charts – und ihm zu weiteren Meriten.

Wirkliche Größe offenbart sich

bei Andreas Hykade im Kleinen.

Der Trickfilmregisseur und

Professor an der Filmakademie

Ludwigsburg ist ein Meister des

reduzierten Strichs.

BeseelteCharaktere

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DIE WELT VERÄNDERN.

Das Leiden der KükenOsterhasen, Küken und bunte Eier – wohin man auch schaut. Was liegt also näher, als einen filmischen Ostergruß zu verschicken, dachten sich die jungen Filmemacher Djawid Hakimy-ar (Regie), Simon Drescher (Kamera) und Dominko Gudelj (Producer) von der Filmakademie Baden-Württemberg. Der im Zuge ihres Studiums entstandene Spot „Flying chicks“ zeigt, wie es in der Youtube-Beschreibung heißt, die ersten Flugversuche von jungen Küken. Doch hinter dieser Beschreibung steckt einiges mehr. Der 41-Sekünder spricht ein aktuelles Thema an – die massenhafte Tötung von männlichen Küken. Jüngst haben die Agrarminister von Bund und Ländern beschlossen, das so genannte Schreddern von männlichen Eintagsküken schnellst-möglich zu stoppen. „Flying chicks“ zeigt in außergewöhnlichen Slow-Motion-Aufnahmen, wie süße Küken durch den Raum fliegen. Untermalt mit Walzermusik landen sie allesamt in einer schäbigen Industriemülltonne. Die Küken wurden für den Spot aus einer Brüterei gerettet und danach an einen Familienbauernhof übergeben, wo sie in einem großzügigen Freigehege mit anderen Tieren aufwachsen können. // www.filmakademie.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / FMX KONFERENZ IN STUTTGART / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Trickfilmer sind auch Wissenschaftler

Parallel zum ITFS findet jedes Jahr die hochkarätige „FMX - Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia“ im Stuttgarter Haus der Wirtschaft statt. Sie ist die wichtigste europäische Konferenz zur Kreation, Produktion und Distribution von Digital Entertainment sowie zu interakti-ven Visualisierungstechniken in Design, Industrie und Wissenschaft. Leitmotiv der Konferenz ist die Konvergenz von Film, Fernsehen, Computer, Spielekonsolen und mobilen Endgeräten. Künstler, Wissenschaftler, Produzenten und andere Spezialisten aus allen Teilen der Welt berichten über neue Projekte, Entwicklungen und Möglichkeiten. // www.fmx.de

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Wenn ihm der Hut hochgeht, der gleich-falls sein Markenzeichen wurde, vertraut der

Künstler seine inneren Eruptionen einem dicken Skizzenbuch an. Freunden und Feinden schickt er am Jahresende die passenden Werke. Als ihm seine Frau eröffnete, dass er Vater wird, griff er umge-hend zum Stift. Dies war gleichsam die Geburtsstun-de einer Figur, die mittlerweile Generationen von Kindern fasziniert. Die erste Zeichnung vermachte er Thomas Meyer-Hermann, Gründer der Stuttgarter Trickfilmproduktion „Studio Filmbilder“. Gemeinsam mit dem Südwestrundfunk schickten sie Tom auf die Reise, der bis heute im Kinderkanal den deutschen Nachwuchs fasziniert. Inzwischen gibt es 52 Folgen. Jede von ihnen besteht aus rund 5.000 Handzeich-nungen, die mit Flash-Software nachgezeichnet und dann per Computer animiert werden. Auch Tom hat letztlich mit Altötting zu tun, wo Hykade seiner sechs Jahre jüngeren Schwester einst Geschichten von der Erdbeermaus erzählt hat. Die Figur hatte sich in seinem Kopf eingenis-tet, er hatte sie quasi ständig vor Augen. „Wenn das Unsichtbare stimmt“, sagt er, „ergibt sich das Sichtbare von alleine.“ Nicht von ungefähr hat der kleine Comic-Held eine beeindruckende Karriere hingelegt, vom Geheimtipp im Web zum Pflicht-programm für Kinder im Fernsehen. Dabei ist Tom alles andere als ein Held: ein schmächtiger Bur-sche, stoppelhaarig und bebrillt. Wofür ihn die Kinder lieben: Er hat immer Kohldampf – und zwar auf Erdbeermarmeladenbrote mit Honig. Hykade hat den Charakter der Figur beseelt, der mittlerweile verstorbene Schauspieler Dirk Bach als Synchronsprecher sämtlichen Protagonisten die passende Stimme eingehaucht. Tom trifft in den Ge-schichten nicht nur seinen Freund, den Müller, sondern auch die Erdbeermaus, das grüne Krokodil, manchmal auch das Glühwürmchen oder den Gurkenkaiser. In jeder Folge erlebt Tom mehr oder weniger verrückte Dinge. Und jede Geschichte hat ihre eigene Botschaft. Die Denkweite liegt in der Strichkürze. „Wenn du die Dinge verknappt darstellst“, sagt Andreas Hykade, „bleibt Raum für den Zuschauer.“ Wer so redet, dem klebt man gerne an den Lippen. Hykade ist seit einigen Jahren selbst Lehren-der. In Kassel ließ er den Animationsnachwuchs an seiner Sicht auf die Welt teilhaben, später auch an der Harvard University. Seit 2011 ist er Professor am Animationsinstitut der Ludwigsburger Filmakade-mie, wo er irgendwie angekommen ist. „Only one thing I did wrong“, erklärt er diesen Umstand mit Bob Dylan. „Stayed in Mississippi a day to long.“ Es ist spät geworden. Andreas Hykade sitzt in seinem Ludwigsburger Büro und schaut auf sein Skiz-zenbuch. Aktuell ärgert er sich ein bisschen über die Immobilienbranche. Das könnte neben seiner bio-grafisch eingefärbten Story aus Altötting das nächste Projekt werden. Hykade bindet sich einen roten Schal um und setzt den Hut aufs lichte Haupt. Termin beim Makler. Vielleicht schickt er dem Mann am Jahresende eine Zeichnung. „Meine Geschichte auf einem Blatt Papier“, sagt der Künstler und eilt davon.

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/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

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AUSSICHTSREICHBei der 24. Verleihung des Deutschen Kamerapreises im Juni 2014 sind nach Sichtung von über 400 Einreichungen vier Absolventen sowie ein Student der Ludwigsburger Filmhochschule nomi-niert. So ist Falko Lachmund, Studierender im Bereich Kamera, für seine Bildgestaltung im Diplom-film „Sunny“ nominiert. In der Kategorie „Fernsehfilm/Dokumdrama (Kamera)“ sind gleich zwei Filmakademie-Alumni im Rennen um den Deutschen Kamerapreis: Gunnar Fuss ist für „Der Predi-ger“ nominiert, während sich Felix Cramer für die Bildgestaltung von „Paradies 505“ Hoffnungen auf die begehrte Auszeichnung machen darf. Tanja Häring konnte sich mit ihrer Kameraführung in der Dokumentation „Hier und Heute: Die Insel“ in der Kategorie „Journalistische Kurzformate (Ka-mera)“ qualifizieren. Und Diplomandin Katharina Fiedler kann sich über ihre Nominierung in der Kategorie „Dokumentarfilm/Dokumentation (Schnitt)“ für ihre Leistung als Cutterin des Films „My name is salt“ freuen. Ebenfalls für „My name is salt“ ist Prof. Lutz Konermann nominiert, in der Ka-tegorie „Dokumentarfilm/Dokumentation (Kamera)“. // www.deutscher-kamerapreis.de

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„Die Macht der Bilder ist schlimm. Bilder manipulieren. Ich würde ihnen nie trauen, vor allem nicht im Fernsehen. Man sollte

Radio hören. Ein gutes Buch lesen.“Ulrich Tukur (*1957), dt. Bühnen- u. Filmschauspieler,

studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart

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AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Filmakademie Baden-WürttembergDrehbuch, Regie, ProduktionBesonderes: Projektstudiengänge für Quereinsteiger// www.filmakademie.de

Hochschule der Medien StuttgartAudiovisuelle Medien (Bachelor)Medienwirtschaft (Bachelor)Werbung und Marktkommunikation (Bachelor)Elektronische Medien (Master)Besonderes: Elektronische Medien (Master)// www.hdm-stuttgart.de

MHMK Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation StuttgartSchool of Creative Arts (Bachelor)Media School (Bachelor)Besonderes: Game Design (Bachelor)// www.mhmk.de

Staatliche Akademie der Bildenden Künste StuttgartBildende Kunst (Diplom)Industrial Design (Diplom)Besonderes: Konservierung neuer Medien und Digitaler Information (Master)// www.abk-stuttgart.de

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende KunstMusik (Bachelor/Master)Kirchenmusik (Bachelor/Master)Schauspiel (Bachelor)Sprechkunst (Bachelor)Figurentheater (Bachelor)Besonderes: Promotion Musikwissenschaft/Musikpädagogik// www.mh-stuttgart.de

Akademie für Darstellende Kunst Baden-WürttembergSchauspiel (Bachelor)Theaterregie (Bachelor)Dramaturgie (Master)Bühnen- und Kostümbild (Diplom)Besonderes: Filmschauspielworkshop in Kooperation mit der Filmakademie Baden-Württemberg// www.adk-bw.de

/ / / / / / / / / / / / / / NACHWUCHSPREIS / / / / / / / / / / / / / / /

Sterbende Fliegen in der Sonne

Unter den Nominierten für den renommierten Studio Hamburg Nachwuchspreis, der im Juni 2014 verliehen wird, befinden sich auch in die-sem Jahr wieder Studierende und Absolven-ten der Filmakademie Baden-Württemberg: Neben Barbara Ott, die für ihre Regieleistung in ihrem Diplomspielfilm „Sunny“ nominiert ist, haben auch Alena Jelinek und Judith Schöll (Producer der SciFi-Thriller-Pilotfolge „Killing all the Flies“) Chancen auf einen der begehr-ten Preise. In den vier Kategorien stehen 14 Filme in der Endauswahl, wobei die Ab-solventen der Filmakademie Baden-Württem-berg und der Hochschule für Film und Fernse-hen Potsdam mit jeweils drei Nominierungen und die Internationale Filmschule Köln sowie die Kunsthochschule für Medien Köln mit je zwei Nominierungen vertreten sind. // www.nachwuchspreis.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / MEHR KREATIVE / / / / / / / / / / / / / / / / /

854Die 1991 gegründete Filmakademie in Lud-wigsburg und die Popakademie in Mannheim (seit 2003) bilden für Tätigkeiten in zeitgemä-ßen Kulturgattungen aus. Die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg vermittelt seit dem Studienjahr 2009 Kompetenzen im Bereich von Theater und Film. Und alle drei werden immer be-liebter! Die Zahl der Studierenden an den drei Akademien nimmt fast kontinuierlich zu. Seit 2007/08 stiegen die Studierendenzahlen um ein Viertel von 636 auf 854 an.

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / DER RÜCKTRITT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Filmakademie-Direktor Thomas Schadt drehte den Film „Der Rücktritt“ über den Rücktritt von Ex-Bundespräsi-dent Christian Wulff. In der Hauptrolle Kay Wiesinger. Der Film lief 2014 bereits im deutschen Fernsehen.

/ / / / / / / / / / / / / / HOCHSCHULRADIO / / / / / / / / / / / / / / /

OB auf KurzwelleIm Rahmen seines Besuchs der Hochschule der Medien folgte Stuttgarts Oberbürger-meister Fritz Kuhn der Einladung des Hoch-schulradios zu einem knapp zehnminüten Live-Interview. Im Gespräch mit horads-Mo-deratorin Azra Dania ging es unter anderem um bezahlbaren Wohnraum für Studentin-nen und Studenten und die Situation der Geisteswissenschaften am Hochschulstand-ort Stuttgart. // www.horads.de

/ / / / / / / / / KURZFILMWETTBEWERB / / / / / / / / / / /

Nicos TraumDie Pädagogische Hochschule Ludwigsburg und die Filmakademie Baden-Württemberg haben gemeinsam einen Kurzfilmwettbewerb zum Thema „Mobilität der Zukunft“ veranstal-tet. Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren konnten sich mit einer Filmidee zur Mobilität der Zukunft bewerben. Im Vorfeld wurde ein kostenloser Vorbereitungsworkshop für die Ju-gendlichen angeboten, bei dem Studentinnen der Pädagogischen Hochschule in das Thema Mobilität der Zukunft/nachhaltige Mobilität einführten. Die beste Idee, „Nicos Traum“ von Schülerinnen und Schülern der Seewiesen-schule in Esslingen, wird nun in einem professi-onellen Film gemeinsam mit Studierenden der Filmakademie bis Mai umgesetzt. // www.dein-kurzfilm.de

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DIE WELT VERÄNDERN.

ie Spurensuche führt auf den Olymp, den höchsten Berg Griechenlands, auf dem der Legende nach dereinst die Götter residier-

ten. Zwölf kongeniale Herrscher über Himmel, Erde und Elemente, zu deren Kreis auch Artemis zählt, jene berühmte Göttin der Jagd, der die griechische Mythologie einen silbernen Bogen und goldene Pfeile verliehen hat. Mit derartigen Utensilien kann Artemis Alexiadou im Allgemei-nen zwar nicht dienen, aber auf ihre Weise ist sie auch im Olymp angekommen, gleich jener Fabel-frau, deren Namen sie geerbt hat. „Ich kann im-mer noch kaum glauben, was passiert ist“, sagt die Professorin der Universität Stuttgart, die am Institut für Linguistik die Anglistik-Abteilung leitet. Es war ein fabelhafter Tag für die gebürtige Griechin und sie kann heute noch spüren, wie die Zeit plötzlich stillstand, als sie während der Sprech-stunde in ihrem Büro im vierten Stock der Stuttgar-ter Universität unvermittelt angerufen wurde. Am Telefon war eine Frau der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG), die ihr mal eben so nebenbei erklärte, dass sie den Leibniz-Preis erhält, den wich-tigsten und höchstdotierten Forschungspreis also, den es hierzulande zu vergeben gibt, den „deut-schen Nobelpreis“. Was für eine Nachricht! „Ich konnte erst mal gar nichts sagen“, be-schreibt sie im Rückblick einen Moment, der sich fest in ihrem Gedächtnis eingenistet hat. Wirklich glauben konnte die Sprachforscherin der Botschaft erst, nachdem diese wenig später auch noch per E-Mail bei ihr angekommen war und sie in Ruhe lesen konnte, was noch immer so fremd in ihren Ohren klang: Leibniz-Preisträgerin. „Ein unbeschreibliches Gefühl. Man kann keine größere Anerkennung für seine Arbeit bekommen“, sagt Artemis Alexiadou, die nun mit ihren 45 Jahren zum erlauchten Kreis jener elf Forscher gehört, die in diesem Jahr die al-lerhöchsten Weihen erhalten haben. Citius, altius, fortius. Artemis Alexiadou hat schon immer ein etwas schnelleres Tempo vorge-legt als die meisten anderen. Bereits vor zwölf Jah-ren, im Alter von damals 32, wurde sie als jüngste Professorin an die Uni Stuttgart berufen, an der sie zu Beginn allerdings nicht immer den einfachsten Stand hatte. An der eher technisch ausgerichte-ten Hochschule musste sie sich zunächst auch als „interdisziplinäre Netzwerkerin“ beweisen, wie sie sagt, als Brückenbauerin zwischen Ingenieuren und Geisteswissenschaftlern. Aus dem einst etwas angespannten Verhältnis zwischen den Disziplinen ist zwischenzeitlich längst eine fruchtbare Zusam-menarbeit entstanden, die unter anderem zu ei-nem fachübergreifenden Sonderforschungsbereich geführt hat, dessen Sprecherin Artemis Alexiadou ist. In dem Langzeitprojekt, das seit 2006 läuft

und von der DFG finanziert wird, beschäftigen sich 50 Linguisten, Informatiker und andere Wissen-schaftler mit Mehrdeutigkeiten in der Sprache. Es geht dabei auch darum, wie fehlende Informatio-nen in einem Satz ergänzt oder interpretiert werden und wie diese Prozesse für maschinelle Sprachver-arbeitung genutzt werden können. Für Google-Übersetzungen beispielsweise, die meist noch äu-ßerst fehlerhaft sind, wie Artemis Alexiadou sagt. „Wenn sich zwei Menschen unterhalten, verstehen sie trotz zweideutiger Wörter meistens das Richti-ge. Wenn wir verstehen, warum das so ist, können wir daraus wichtige Erkenntnisse für die Theorie gewinnen und Regeln für die Computerlinguistik aufstellen“, hofft die Wissenschaftlerin. „Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie, nach dem Gesetz, dem Grund, Warum und Wie.“ Was Goethe schon vor Jahrhunderten er-kannt hat, trifft bei Artemis Alexiadou mitten ins Herz. Ihre große Leidenschaft ist zweifelsfrei die Forschung, die sie nun in den nächsten Jahren mit ungeahnten Möglich-keiten betreiben kann. 2,5 Millionen Euro hat die Leibniz-Preisträge-rin zugesprochen be-kommen, weshalb sie nun damit liebäugeln kann, gleich mehrere Forschungsprojekte ins Leben zu rufen und dabei voranzutreiben, wofür sie ausgezeich-net wurde: „Die Wei-terentwicklung von Modellen und Theorien zum menschlichen Sprachverständnis.“ Ein gelungenes Beispiel an Sprachgewalt hat die Wissenschaftlerin auf ihrer Homepage ver-ewigt: „No single word can describe the greatest comeback ever known in world football.“ Geprägt hat diesen Satz ein englischer Sportreporter, inspi-riert vom Eindruck eines denkwürdigen Spiels. Mit drei Toren hatte der FC Liverpool im Champions-League-Finale 2005 gegen den AC Mailand zur Halbzeit bereits zurückgelegen. Was folgten waren drei Tore der Engländer in Hälfte zwei und das bes-sere Ende für Liverpool im Elfmeterschießen. „Ein absolut unglaubliches Spiel“, sagt Artemis Alexi-adou, die leidenschaftlicher Fan des FC Liverpool ist, was wohl mehrere Gründe hat. Zum einen hat sie an der University of Reading studiert und dabei England lieben gelernt. Vor allem aber kommt sie aus einer echten Fußballer-Familie: Ihr Vater war viele Jahre Manager von Olympiakos Volos, einem Club, der damals ganz vorne mitspielte in der ersten griechischen Liga. Als Kind fuhr sie

Worte sind mehr als Schall und

Rauch. Artemis Alexiadou kann

das bestätigen. Die Linguistin

der Uni Stuttgart hat für ihre

Forschungen den hochdotierten

Leibniz-Preis erhalten.

Eine Forscherin auf dem Olymp

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DIE WELT VERÄNDERN.

Digitale GeisteswissenschaftenBücher, E-Mails, Blogs: Nie zuvor haben die Menschen so viel geschrieben und gelesen wie heute. Ein großer Teil der schriftlichen Kommunikation und Sprache läuft inzwischen aber über elektronische Kanäle. Im Forschungsschwerpunkt „Digital Humanities“ leisten Wissen-schaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Stuttgart daher Pionierarbeit mit elektro-nischen Forschungsprojekten in den Geisteswissenschaften und bringen damit die scheinbar widersprüchlichen Wissenschaftskulturen zusammen. Die Digitalisierung schafft neue Zu-gangsmöglichkeiten: Sie macht zum Beispiel 700 Jahre alte Texte für jeden verfügbar und verhilft zu neuen Erkenntnissen über Autoren und Quellen. Theoretische Linguisten und Ex-perten der Maschinellen Sprachverarbeitung untersuchen gemeinsam, in welcher Bedeutung ein Wort verwendet wird, wie sich Menschen im Gespräch aneinander anpassen und wie Missverständnisse in der Kommunikation auszuräumen sind. Historiker werfen einen neuen Blick auf Machtstrukturen, indem sie gemeinsam mit Bauphysikern die Redner der römischen Republik simulieren oder digitalisierte Karten analysieren. // www.uni-stuttgart.de

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Wort für WortDie Universität Stuttgart hat ein „Stuttgart Research Centre for Text Studies“ gegründet, das sich interdisziplinär den Forschungspraktiken und -theorien der mit Text arbeitenden Wissen-schaften widmet und dabei geistes- und technikwissenschaftliche Ansätze verbindet. Das SRC Text Studies erforscht drei Schwerpunkte: die Hermeneutik der Textwissenschaften (Autorbe-griff, Analyse- und Interpretationskonzepte), Digital Humanities in den Textwissenschaften (digitale Editionen, Entwicklung und Reflexion von Tools) und die Material Studies der Text-wissenschaften. // www.uni-stuttgart.de

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mit dem Team zu den Auswärtsspielen. Und samstags liefen die wichtigsten Partien der

englischen Premierleague im Fernsehen. „Ich bin praktisch mit Fußball aufgewachsen.“ Geboren wurde Artemis Alexiadou in Volos, einer Hafenstadt am Fuße des Pilion-Gebirges, die zwischen Athen im Süden und Thessaloniki im Norden Griechenlands liegt. Schon als Kind habe sie sich unheimlich für Worte, Sätze und Sprachen interessiert, schnell lesen und auch leicht Fremd-sprachen gelernt, erzählt sie. Später wollte sie dann unbedingt mehr über die Geschichte von Sprachen und auch darüber lernen, warum diese so viele Ähnlichkeiten aufweisen. Genau das faszi-niert die Stuttgarter Wissenschaftlerin auch heute noch. Dass man irgendwo in Afrika plötzlich auf eine Sprache stoßen kann, die den gleichen Struk-turen wie Deutsch oder Englisch folgt. Studiert hat die Griechin mit dem göttlichen Namen in Athen, ihren Master in Theoretischer Lin-guistik machte sie dann an der University of Rea-ding in England. Promotion und Habilitation tragen den Stempel der Uni Potsdam, an der man nun sehr stolz ist auf die berühmte Alumna, wie sie der Gratulation unschwer entnehmen konnte. Bei der Preisverleihung in der Akademie der Wissenschaf-ten in Berlin, zu der sie ihr Mann, ihre Mutter und Kollegen begleitet haben, wurde ihr attestiert, dass sie „mit ihren Studien immer wieder überraschende allgemeine Einsichten darüber zutage fördert, wie Sprachen organisiert sind und wie diese sich wan-deln – und dies in einem weltweiten Maßstab“. Sie sei eine der „anerkanntesten Forscherinnen der modernen Grammatiktheorie, die auf dem Gebiet der Syntax und Morphologie zentrale Standards gesetzt und die Theorieentwicklung in den letz-ten Jahren international entscheidend mitgeprägt hat“, hieß es in der Laudatio. Und der Stuttgarter Unirektor Wolfram Ressel dankte mit den Worten, dass sie „die anglistische Linguistik in Stuttgart zu internationalem Renommee geführt“ hat. Viel Lob, viel Ehr, viel Geld. In einem ihrer Forschungsprojekte, die sie nun nach ihren eige-nen Vorstellungen finanzieren kann, soll es darum gehen, experimentelle Methoden anzuwenden, um Gehirnaktivität zu messen. In einem anderen will die Wissenschaftlerin zusammen mit Dokto-randen die Grammatik von Menschen erforschen, die mehrsprachig aufwachsen – was im Zuge der Globalisierung und dem Zusammenwachsen der Staaten immer häufiger der Fall sein wird, wie sie glaubt. Die Erkenntnisse könnten letztlich außer der Theorieentwicklung zu dienen auch ganz praktisch für den Bildungsbetrieb genutzt werden, also ins-besondere in den Schulen. „Von der Art der Spra-che hängt auch ab, wie ich mit jemandem umge-he, wie Menschen gesehen werden“, sagt Artemis Alexiadou. Sie selbst ist eher der bescheidene Typ, sie geht gerne ins Ballett, neuerdings auch in einen Power-Yoga-Kurs und dann ist da noch Senna, eine kuriose Hundemischung aus Labrador und Dackel. Sich mit einer göttlichen Aura zu umgeben, ist da-gegen nicht ihr Fall. Preis hin, Lobeshymnen her.

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/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / STADTBIBLIOTHEK STUTTGART / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

LiteraturszeneIm 4. Obergeschoss der Stadtbibliothek am Mailänder Platz wird mit der er-weiterten Literaturszene ein Forum für das literarische Leben in und um Stutt-gart präsentiert. Als Dauerausstellung findet man Werke von Autoren, die in den letzten fünf Jahren in Stuttgart oder der Kulturregion gearbeitet und ver-öffentlicht haben. Außerdem werden literarische Veranstaltungen und Pro-

jekte wie etwa die Baden-Württembergischen Literaturtage oder die LesART begleitet. Man kann zum einen vertiefende Lektüre zu den Veranstaltungen der Stadtbibliothek genießen oder sich über aktuelle Literaturstipendiaten des Landes Baden-Württemberg informieren. // www1.stuttgart.de

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AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität StuttgartGermanistik (Bachelor)Romanistik (Bachelor/Master)Linguistik (Bachelor/Master)Philosophie (Bachelor/Master/Lehramt)Anglistik (Bachelor/Master)Deutsch Lehramt Italienisch LehramtEnglisch LehramtFranzösisch LehramtBesonderes: Praxisorientierte Kulturphilosophie dt-frz. (Master)// www.uni-stuttgart.de

Pädagogische Hochschule LudwigsburgInternational Education Management (Master)Europalehramt an Werkreal-, Haupt- und Realschulen (Staatsexamen)Lehramt an Grundschulen (Staatsexamen)Lehramt an Werkreal-, Haupt- und Realschulen (Staatsexamen)Lehramt Sonderpädagogik (Staatsexamen)// www.ph-ludwigsburg.de

Hochschule der Medien StuttgartCrossmedia-Redaktion/Public Relations (Bachelor)Besonderes: Elektronische Medien (Master)// www.hdm-stuttgart.de

Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation StuttgartJournalistik (Bachelor)// www.mhmk.de

Staatliche Akademie der Bildenden Künste StuttgartKonservierung Neuer Medien und Digitaler Information (Master)// www.abk-stuttgart.de

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende KunstSprechkunst (Bachelor)// www.mh-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / LÄNGSTE DEBATTE / / / / / / / / / / / / / / /

48,25Dem Debattierclub der Universität Stuttgart gelang im September 2013 ein neuer Weltre-kord. Fünf Männer und eine Frau debattierten 48,25 Stunden über Themen wie Sterbehilfe, Ehrenmorde, die Abschaffung der Bundeslän-der sowie die Qualität des deutschen Schul-systems. Ihnen gelang es den bisherigen Welt-rekord von knapp 44 Stunden zu knacken. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / GRIECHIN WÄHLT STUTTGART / / / / /

Grammatik-Theorie

Elena Anagnostopoulou, Professorin für Linguistik an der Universität Kreta, Grie-chenland, wurde mit dem Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis der Alexander-von- Humboldt-Stiftung ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld verbunden ist die Einladung, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutsch-land in Kooperation mit Fachkollegen durch-zuführen. Anagnostopoulou wählte das In-stitut für Linguistik der Universität Stuttgart. Gemeinsam mit Institutsleiterin Prof. Artemis Alexiadou forscht sie ab Juli 2014 auf dem Gebiet der Grammatiktheorie und wird sich im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbe-reichs der Untersuchung von Argumental-ternationen im Sprachvergleich widmen. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / GRADUATE SCHOOL / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

HeidesDeutschtreff

Für die drei internationalen Masterstudiengänge an der Hochschule Esslingen, die in der Regel von Studierenden aus 15 bis 20 unterschiedlichen Na-tionalitäten belegt sind, ist die Unterrichtssprache Englisch. Zu Beginn des Programms bietet die Gra-duate School einen drei bis vier wöchigen Deut-schintensivkurs in verschiedenen Leistungsstufen an. Die Kurse werden semesterbegleitend fortge-führt. „Heides Deutschtreff“ ist ein beliebter Treff-punkt, um ganz ungezwungen Konversation zu üben und sich über die großen und kleinen Fragen des Lebens in Deutschland auszutauschen. Kosten entstehen den Studierenden nicht. // www.graduate-school.de

/ / / / / / / / HOCHSCHULE ESSLINGEN / / / / / / / / / /

Institut für Fremdsprachen

Die Hochschule Esslingen hat weltweit knapp 60 Partnerhochschulen, mit denen zahlreiche Austauschprogramme für Studie-rende bestehen. Die meisten Kurse werden für Englisch und Spanisch gebucht, aber auch andere Fremdsprachen sind begehrt. Arabisch, Chinesisch, Französisch, Italie-nisch, Japanisch, Norwegisch, Russisch, Schwedisch und Türkisch werden im Institut für Fremdsprachen angeboten – sowie Ge-bärdensprache. Falls der Sprachkurs für das Land der gewünschten Partnerhochschule nicht regelmäßig angeboten wird, können sich die Studierenden die Kurse wünschen. Möchten mehrere Studierende den Kurs machen, wird dieser dann angeboten. Alle Sprachkurse sind kostenfrei.// www.hs-esslingen.de/ifs

/ / / / / / / / / / / / / / SPRACHDIDAKTISCHES ZENTRUM DER PH LUDWIGSBURG / / / / / / / / / / / / / / /

10 JahreDas Sprachdidaktische Zentrum an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg bie-tet seit 2004 unter anderem eine Grammatikwerkstatt und eine Schreibberatung für Studierende an. Diese werden dort bei der Aneignung grammatischen Wissens unter-stützt und bei der Erstellung schriftlicher Arbeiten beraten. Für mehrsprachige Studie-rende bietet das Sprachdidaktische Zentrum Sprachberatung an. Es werden auch meh-rere Projekte in den Bereichen Förderunterricht, Weiterbildung und Forschung betreut. So werden beispielsweise im Rahmen des von der Stiftung Mercator unterstützten „Mercator Projekts Sekundarstufe“ Studierende der PH Ludwigsburg dafür ausgebildet, Schüler(innen) mit Migrationshintergrund in der Sekundarstufe in Kleingruppen sprach-lich und fachlich in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik zu fördern. // www.ph-ludwigsburg.de

K R E T A

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„Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht. Doch können Worte uns zu Taten führen.“

Friedrich Schiller, (1759 – 1805), deutscher Dichter, geboren in Marbach a.N.

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13«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

er Flügel steht nicht umsonst im Wohnzim-mer. Peter Förschler ist ein leidenschaftlicher Liebhaber der Zwanziger Jahre – und er ist

schnell. Im Denken, im Sprechen und im Rollen-wechsel. Keine zwei Sekunden, und aus dem ehr-würdigen Professor für Wirtschaftsrecht an der Hochschule Nürtingen wird ein charmanter Vor-tragskünstler, der sich selbst musikalisch begleitet und mit rollendem „r“ auf der Zunge und viel Bewe-gung in den Augenbrauen von der Liebe und dem Frühling kündet. Der kurze Ausflug in die Goldenen Zwanziger spielt mit feinsinnigen Frivolitäten, hat Witz und Hintersinn. Peter Förschler ist in seinem Element. In Kürze steht wieder ein Auftritt an. Dabei steckt der Hochschullehrer mit Faible für nostalgisches Kabarett gerade mitten in der Vorbe-reitung für das neue Semester. Im Garten gibt es noch viel zu tun und die kleinen Söhne verlangen nach dem Papa. „Ich habe viele Leidenschaften. Zu viele“, sagt Peter Förschler und seufzt. Halb resigniert, halb amüsiert. Jura als Broterwerb, die schönen Künste als Ausgleich für die bisweilen tro-ckenen Gesetzestexte? So einfach ist das bei Peter Förschler nicht. Wenn er über die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften in Firmen und von un-ternehmensinternen Richtlinien spricht, kurz über Compliance, dann tut er dies mit derselben Begeis-terung, mit der er vor wenigen Minuten noch an seinem Flügel gespielt und gesungen hat. „Compliance ist das Thema meines Lebens“, sagt Peter Förschler und redet sich in Rage, wech-selt von piano auf fortissimo. Es geht um Kartelle, um Korruption und um Uli Hoeneß. Um Fälle, in de-nen die Compliance unterging. Oft ist Vorsatz dabei, manchmal schaden die Angestellten ihrer Firma aber aus Unkenntnis. Da plaudert einer irgendwo auf der Messe ein wenig mit der Konkurrenz und flugs ist eine Kartellabsprache entstanden, welche im Falle einer Abmahnung nicht nur ordentlich Strafe kosten, son-dern letztlich auch Arbeitsplätze gefährden kann. „Ein funktionierendes Compliance Management System verhindert solche Katastrophen und minimiert die Risi-ken für eine Organisation“, sagt Peter Förschler, der in diesem noch relativ jungen Fach forscht und lehrt. Wie lassen sich die Werte und Regeln eines Un-ternehmens in konkrete Handlungsanweisungen über-setzen? Manchmal dürfen seine Studenten im Seminar spielen. „Sie sind Geschäftsführer und die Revision teilt Ihnen mit, dass eine Führungskraft auf Firmenkosten privat tankt. Wie reagieren Sie?“ steht auf einer Karte des Corporate-Compliance-Spiels. Die Studenten tre-ten in Gruppen gegeneinander an und merken in der Diskussion schnell, welch weites Feld sie hier betreten.

Mit Normen, Regeln und Gesetzen kennt sich der 50-jährige Förschler aus. Seit 2001 unterrichtet er als Professor an der betriebswirtschaftlichen Fakultät in Nürtingen. Davor hat er Recht nicht nur gelehrt, sondern gesprochen. Als Richter am Landgericht in Stuttgart hat er acht Jahre lang Wirtschaftsprozesse geführt. Ein Knochenjob. 250 Fälle, die parallel zu bearbeiten sind, Urteile, die teilweise hunderte von Seiten umfassten. „Die Fälle sind mir alle nahe gegan-gen, ich habe jedes Urteil mit innerer Beteiligung ge-fällt“, sagt Förschler über seine Zeit am Landgericht. Was er macht, das macht er richtig. „Damals habe ich über Fehlentwicklungen geurteilt. Jetzt habe ich durch die Beschäftigung mit Corporate Compliance ein System entdeckt, das verhindert, dass Unter-nehmen überhaupt erst illegal handeln.“ Ein neues Kernthema für den Richter und den Wissenschaftler. Sein Studienfach musste sich Förschler nicht lange überlegen. Bereits sein Vater war ein hoch-rangiger Jurist, Senatspräsident am Oberlandesge-richt in Stuttgart. „Bei uns daheim wurden die Fälle diskutiert. Ich fand das immer spannend“, erinnert sich Peter Förschler. Noch als Jurastudent wird er Mitglied beim legendären Stuttgarter Juristenka-barett und bleibt fast zehn Jahre lang dabei. Er hat Talent zur Komik, zur Zuspitzung, zum Flirt mit dem Publikum – und er ist ein großer Musikliebha-ber. Schon als Schüler nimmt er Gesangsun-terricht. Sein damaliger Lehrer wird später zu seinem Klavierbeglei-ter auf der Bühne. Als Student macht Försch-ler ein Praktikum in der Rechtsabteilung des Süddeutschen Rund-funks. Und nutzt die Chance, dabei vier Tage lang dem Entertainer und Kabarettisten Robert Kreis zuzuhören, der für eine Fernsehaufzeichnung Lieder der Vorkriegszeit spielt. Seitdem ist Förschler Fan. Von Robert Kreis, von der Dachbodenatmosphäre, welche die Chansons und Couplets der ersten Hälfte des 20. Jahrhun-derts umgeben, von den heiter-frechen Texten und den Kostümen. Er wird zum Sammler und Sänger. Meterweise reihen sich heute in seinem Zuhause in Esslingen die Schellackplatten, Noten, Bücher, Hut-schachteln und Plakate. Den ersten Solo-Auftritt hat Peter Förschler mit 24 beim Ball seines Tennisver-eins. Von da an ist er Dauergast auf den unter-schiedlichsten Kleinkunstbühnen. Er schlüpft

Jura kann trocken sein. Lehrt

Peter Förschler Wirschaftsrecht,

hat das indes Unterhaltungswert.

Der Professor an der Hochschule

in Nürtingen ist durchaus

gesegnet mit mancherlei Talent.

Der Hörsaal als Bühne

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DIE WELT VERÄNDERN.

Dialog mit der WirtschaftPraxisbezogen studieren und anwendungsorientiert forschen, im Dialog mit der Wirtschaft und im Dienst für Mensch und Natur: das zeichnet das Profil der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) aus. Die Kompetenzbereiche Wirtschaft, Recht, Planung und Umwelt stehen dabei im Mittelpunkt. Die Hochschule ist eng in eine der stärksten Wirtschaftsregionen Europas eingebunden. Die HfWU unterhält kurze Wege zu internationalen Konzernen und zu erfolg-reichen Mittelständlern, eine ausgeprägte Internationalität runden das Profil der HfWU ab. Mit über 40 ausländischen Hochschulen besehen Austauschbeziehungen. Durch fremdsprachliche Lehran-gebote, integrierte Auslandsaufenthalte und ein Gastdozentenprogramm werden die Studierenden auf internationale Anforderungen vorbereitet. Die HfWU ist an den Standorten Nürtingen und Geislingen an der Steige mit einem vielfältigen Studienangebot breit aufgestellt. In 14- Bachelor- und 10 Masterstudiengängen sind knapp 5.000 Studierende eingeschrieben. // www.hfwu.de

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„Nachhaltiges Konsumverhalten wird solange Sache einer engagierten Minderheit bleiben, wie Anreize falsch gesetzt sind und Strukturen es nicht unterstützen.”

Prof. Dr. Lucia A. Reisch, geb. in Stuttgart, Professorin an der Copenhagen Business School, studierte an der Uni Hohenheim, Mitglied des Rats für nachhaltige Entwicklung

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in Frack und Federboa und lässt als Interpret den Geist der wilden Zwanziger wieder auf-

erstehen. In seinen besten Zeiten in den 90er Jah-ren steht er mit seinem „Nostalgischen Cabaret“ an 50 Abenden im Jahr vor Publikum. Er präsentiert sei-ne Revuen im Stuttgarter Renitenztheater, er spielt an der Ostsee und auf Kreuzfahrtschiffen, in Luxem-burg, in der Schweiz und in Italien. Förschler macht das nebenbei. Unter der Woche ist er anfangs Staatsanwalt, später Amts-richter, anschließend Richter am Landgericht, bis er schließlich Professor wird. 2013 feiert Förschler sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. „Es waren reiche Jahre. Sie haben mich zu einem offeneren Men-schen gemacht, ich habe durch das Publikum viel über den Umgang mit Menschen gelernt“, sagt er dazu. Mittlerweile sind seine Auftritte seltener ge-worden. Er könnte sich auch vorstellen, ganz auf-zuhören: „Auch meine Kräfte sind endlich.“ Aber es gibt eben immer wieder Anfragen und „Nein“ sagen kann er nur ganz schlecht. „Erfolglos, dass wollte ich nie sein“, so För-schler über Förschler. Was für den Künstler gilt, gilt ebenso für den Juristen und den Dozenten. Schon vor der Berufung nach Nürtingen hat der tempera-mentvolle schwäbische Schaffer an verschiedenen Einrichtungen Handels-, Immobilien- und Gesell-schaftsrecht unterrichtet sowie an Hochschulen über Wirtschaftsrecht doziert. Seit Februar ist der promovierte Jurist Förschler Honorarprofessor an der Uni Hohenheim und freut sich, jetzt auch Dok-toranden betreuen zu können. Er ist Autor von vier Lehrbüchern und zig Fachaufsätzen. Und als Hoch-schullehrer ausgezeichnet ist er freilich auch. Ausgezeichnet wurde er mit dem Bildungs-preis der Kreissparkasse, weil er die Lehre in Nür-tingen verändert hat. Die Rechtsthemen werden dank Förschlers Initiative nicht mehr länger isoliert unterrichtet, sondern sind jetzt verknüpft mit den entsprechenden Inhalten des BWL-Studiums. Ge-würdigt wird er aber auch durch das Feedback sei-ner Studenten, die ihm in der Evaluation regelmäßig beste Noten geben. „Als Retter des Montags“ wird er im Internet gelobt, weil seine Vorlesungen so ein-gängig und unterhaltend sind. Wenn Förschler über Wirtschaftsrecht spricht, wird der Hörsaal manchmal zum Theater. Mit einem Dozenten, der in verschie-dene Rollen schlüpft und dabei Dialekte so souverän einsetzt wie andere ihre Power-Point-Folien. So heiter der Unterricht mitunter sein mag und so beliebt er als Hochschullehrer auch ist: leicht macht es Förschler seinen Studenten nicht. Er for-dert viel, verlangt die ganze Aufmerksamkeit und kann auch richterlich-streng werden. „Ich mache auch keine Laubsägearbeiten, wenn Sie ein Referat halten“, belehrte er einen Studenten, der im Semi-nar gelangweilt über sein Smartphone wischte. Des Professors Ansprüche sind hoch. An sich genauso wie an andere. „Ich habe ein Sendungsbewusstsein und den Anspruch, mein Feuer auf die Studenten zu übertragen“, sagt Peter Förschler. Seine Entertainer-qualitäten sind dabei gewiss nicht von Nachteil.

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/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / VERANTWORTUNG / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Deutscher CSR-Preis

Mit der Verleihung des Deutschen CSR-Preises wol-len Veranstalter, Mitveranstalter und Beirat des Deut-schen CSR-Forums herausragende Leistungen auf verschiedenen Feldern der Wahrnehmung der gesell-schaftlichen Verantwortung von Unternehmen (CSR) und des nachhaltigen Wirtschaftens öffentlichkeits-wirksam auszeichnen. Die Auszeichnung soll andere Unternehmen und Menschen in verantwortlicher Position ermutigen, sich ebenfalls für CSR in ihrem Unternehmen einzusetzen. // www.csrforum.eu

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Stuttgart Institute of Sustainability (SIS)

Nachhaltige Entwicklung ist die zentrale Voraussetzung dafür, dass wir die ökologische, ökonomische und soziale Zukunft der nach uns kommenden Generationen sichern können. Die Bau- und Immobilienwirtschaft spielt hierbei eine bedeutende Rolle. SIS will dazu beitra-gen, den Wandel dieses Sektors hin zu mehr Nachhaltigkeit maßgeblich voranzutreiben. SIS ist eine neutrale Plattform für den Informationsaustausch und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. // www.sis-stiftung.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / LEISTUNG, ENGAGEMENT, ANERKENNUNG / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

MittelstandspreisIn Kooperation mit der Cari- tas zeichnet das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden Würt-temberg kleine und mittel- ständische Unternehmen aus, die sich mit Partnern aus dem Dritten Sektor für die Gesellschaft engagieren. Be- werben können sich kleine und mittelständische Un- ternehmen aus dem Land mit maximal 500 Vollbeschäftigten, die einen Verein, eine Initiative, eine Einrichtung oder einen Wohlfahrtsverband unterstützen und gemeinsam ein gemeinnütziges Projekt realisiert haben. Schirmherren des Mittelstandspreises für soziale Verantwortung sind Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid, sowie die Bischöfe Dr. Gebhard Fürst und Erzbischof Dr. Robert Zollitsch. Die Preisverleihung findet am 3. Juli 2014 im Neuen Schloss in Stuttgart statt. // www.lea-bw.de

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GD

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität HohenheimWirtschaftswissenschaften, Profil Volkswirtschaft (Bachelor)Wirtschaftswissenschaften, Profil Gesundheitsmanagement und Sozialökonomik (Bachelor)Economics (Master)Besonderes: International Business and Economics (Master)// www.uni-hohenheim.de

Universität StuttgartVolkswirtschaftslehre (Bachelor)Planung und Partizipation (Master)Besonderes: Empirische Politik- und Sozialforschung (Master) // www.uni-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenInternationales Finanzmangagement (Bachelor)International Finance (Master)Volkswirtschaft (Bachelor) Betriebswirtschaft (Bachelor)Unternehmensrestrukturierung und Insolvenzmanagement (Master)Verkehrs-, Straf- und Versicherungsrecht (Master, berufsbegleitend)Wirtschaftsrecht (Bachelor)Besonderes: Unternehmensführung (Master)// www.hfwu.de

Hochschule für Technik StuttgartGeneral Management (Master)Besonderes: Profilbildung Versicherungsmathematik// www.hft-stuttgart.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartBWL – Finanzdienstleistungen (Bachelor)Besonderes: BWL – Versicherung (Bachelor)// www.dhbw-stuttgart.de

Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen LudwigsburgPublic Management (Bachelor)Allgemeine Finanzverwaltung (Bachelor)Steuerverwaltung (Bachelor)Besonderes: European Public Administration (Master)// www.hs-ludwigsburg.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Wir werden

in einem Meer

von Arbeits-

losigkeit als

Unternehmer

nicht wie mun-

tere Fischlein

schwimmen

können.“Berthold Leibinger, 1978 bis 2005

Vorsitzender der Geschäftsführung der Trumpf GmbH & Co. KG

// / / / / / / / / / / / / / / / JURA VERSTEHEN / / / / / / / / / / / / / / /

LöblichBeim diesjährigen Bildungswettbewerb der Bildungsstiftung der Kreissparkasse für den Landkreis Esslingen hat Professor Dr. Peter Förschler einen Preis erhalten. Der Preisträ-ger in der Kategorie Hochschulen ist Pro-fessor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Für den Studiengang Betriebswirtschaft in Nürtingen hatte Förschler ein Konzept zur „Neustrukturierung des Wirtschaftsrechts in der Betriebswirtschaft“ entwickelt, das bereits seit 2012 umgesetzt wird. Förschler, der selbst Rechtswissenschaftler ist, geht es darum, dass die BWL-Studierenden einen praxisbezogeneren Zugang zu juristischen Inhalten bekommen. Das Konzept von För-schler wurde als „besonders preiswürdig“ ausgezeichnet. Er erhielt mit 5.000 Euro die höchste Preissumme des Wettbewerbs. // www.hfwu.de

/ / / / / / / / / / / / / / RISIKEN ERKENNEN / / / / / / / / / / / / / /

ZIRIUSNachhaltige Unternehmensführung beruht auch auf solider wissenschaftlicher Beglei-tung der Unternehmensarbeit. Innovations- und Risikoforschung, Globalisierung, die wissenschaftliche Analyse von Umwelt-, Klima- und Gesundheitsrisiken sowie die Fragen sozialer und ökonomischer Rah-menbedingungen erforscht das Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsfor-schung der Universität Stuttgart.// www.zirius.eu

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17«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

ie Koffer sind gepackt, die letzte Kiste ist zur Post gebracht. Jetzt gilt es, sich von den Mitarbeitern am Institut für Raumordnung

und Entwicklungsplanung zu verabschieden. Ein Jahr lang war Camilo Michalka am Campus in Vai-hingen als Wissenschaftler zu Gast. Nun fliegt er zurück nach Rio de Janeiro. Den Schlüssel für sein Büro hat der Professor aus Brasilien schon abgege-ben. Mit einem Glas Honig bedankt er sich bei den Kollegen, verbunden mit einer Einladung, die von Herzen kommt: „Melden Sie sich, wenn Sie nach Brasilien kommen, sagen Sie Bescheid, wenn Sie für die Weltmeisterschaft eine Unterkunft suchen.“ Dabei ist der Mann mit der kleinen Statur und dem großen Herzen alles andere als ein Freund der Fußball-WM. „Ich wäre gerne noch solange in Deutschland geblieben, bis der ganze Rummel sich gelegt hat“, sagt er und meint das ganz ernst. Viel zu viel Geld würde für das Turnier verschwen-det, das anderswo besser eingesetzt wäre, findet Michalka. Mega-Events sieht der Wissenschaftler genauso kritisch wie die Megacities, die in seinem Heimatland groß und größer werden. Brasilien ist der größte Staat in Südamerika mit 8,5 Millionen Quadratkilometern Fläche und knapp 200 Millionen Einwohnern. Tendenz stei-gend. Mehr als 80 Prozent der Brasilianer leben in den Küstenregionen. Der Urwald, der weite Teile des Landes bedeckt, ist dagegen vergleichsweise dünn besiedelt. Und während es in Deutschland nur vier Städte gibt, welche die Millionengrenze sprengen, sind es in Brasilien 15. In der Stadt São Paulo leben zwölf Millionen Menschen. Rio de Janeiro hat mindestens sechs Millionen Einwohner, in der gesamten Metropolregion sind es über zwölf Millionen. Brasilien ist das Land der Megacities. Camilo Michalka hat diese Zahlen genau im Kopf. Damit beschäftigt er sich in seiner Forschung. Der Professor, der in seiner Heimat die „Urban Engineers“, die Bauingenieure für die Städte von morgen ausbildet, sieht das zügellose Wachstum kritisch. „In Brasilien verschlechtert sich die Lebens-qualität, wenn die Städte wachsen. Das möchte ich ändern“, sagt Camilo Michalka. Warum die Rechnung „Wachstum = Fortschritt“ in Brasilien nicht aufgeht, hat für den Globetrot-ter verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass die historischen Viertel rücksichtslos platt gemacht werden, um Platz für neue Gebäude zu schaffen. „Damit verliert die Stadt ihre Identität und die Be-wohner fühlen sich nicht mehr für Sicherheit und Ordnung verantwortlich“, sagt Michalka. In der Folge steige die Kriminalität. Ein anderes Problem des schnellen Wachsens liegt für ihn in der nöti-gen Infrastruktur. Lange Zeit seien nur Häuser und Straßen geplant worden. Dass zugleich Wasserlei-

tungen, Verkehrsträger, Kliniken oder auch Schulen nötig sind, wurde von den Planern ignoriert. Michalka illustriert seine Ausführungen mit ei-ner Buntstiftzeichnung. Ein Plan aus den siebziger Jahren, nur Straßen und Häuser sind angedeutet. Auf dieser Grundlage wurde Barra da Tijuca in einer ökologisch sensiblen Lagunenlandschaft ge-plant. Heute leben in Barra da Tijuca, einem Stadt-teil von Rio de Janeiro, mehr als 220.000 Men-schen. Camilo Michalka ist einer davon. Die damals nicht mitgeplante Infrastruktur ist ein Problem, das mit den Jahren nicht kleiner geworden ist. Der Ver-kehr steht kurz vor dem Kollaps, die Wege sind viel zu lang, Fußgänger können sich nicht orientieren. Die langfristige Planung von Städten und Kommunen in Deutschland ist bestimmt nicht vor Fehlern gefeit. Aber sie hat System. Damit hat sich Camilo Michalka jetzt ein Jahr lang beschäftigt. „Ich kann zwar nicht die deutsche Raumordnung und Stadtentwicklungsplanung kopieren. Aber ich kann mich davon inspirieren lassen“, sagt der Brasilianer über seine Motivation. Er hat sich in Flächennut-zungs- und Bebauungspläne vertieft, Verfahren zur Bürgerbeteiligung genauso gründlich angeschaut wie die Planungsunterlagen für den Scharnhauser Park, einem Vorzeigeprojekt in Ostfildern. Die komplexen Gesetzestexte zu lesen, war für Michalka kein Problem. Deutsch spricht er fließend. „Sogar schwäbisch“, sagt der Wissenschaft-ler mit einem Augen-zwinkern. Sein Vater kommt aus Österreich, an der Uni in Rio de Janeiro hat Michalka parallel zum Bauin-genieurstudium auch deutsch gelernt. Seine Doktorarbeit über die „Rotationsfähigkeiten von plastischen Gelen-ken in Stahlbetonträgern“ hat er Anfang der 80er Jahre in Stuttgart bei Kurt Schäfer und Jörg Schlaich absolviert. Es hat eine Weile gedauert, bis die Pro-fessoren den Nachwuchswissenschaftler aufge-nommen haben. Aber Michalka ist ein Meister im Bohren dicker Bretter. Er hat damals hartnäckig vie-le Briefe geschrieben. Bis irgendwann die Antwort von Kurt Schäfer kam: „Sie haben sich entschieden, hierher zu kommen. Also kommen Sie!“ Viele Freundschaften aus dieser Zeit sind ge-blieben. Einer von Michalkas Kollegen in seinen Stuttgarter Tagen war Werner Sobek. Zurück in Brasilien hat sich Michalka mit einem Ingenieurbü-ro selbstständig gemacht. Dem Brückenbau, dem Thema seiner Doktorarbeit, ist er treu

Brasilien ist das Land der

wuchernden Megacities. Camilo

Michalka will das ändern. Der

Bauingenieur hat sich deshalb

als Gastwissenschaftler an der

Uni Stuttgart weitergebildet.

Don Camilo und die Favelas

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DIE WELT VERÄNDERN.

Flying SpacesAn der Universität Stuttgart wurde vor kurzem ein Forschungshaus für energieeffizientes Woh-nen errichtet. Darin wird ein neues Heizungskonzept entwickelt, das eine Solarheizung mit einer Langzeitwärmespeicherung verbindet. Zentrales Element ist ein hocheffizienter thermo-chemischer Wärmespeicher, der es ermöglicht, die solare Wärme des Sommers zur Beheizung des Gebäudes im Winter zu nutzen. Nach mehrjähriger Entwicklungszeit soll dieses Konzept jetzt erstmals in einem Wohnhaus erprobt werden. Es basiert auf einer thermischen Solaran-lage in Verbindung mit einem Sorptionswärmespeicher. Diese Technologie zeichnet sich um eine gegenüber Wasser drei- bis viermal höhere Energiedichte aus und erlaubt eine kompakte und nahezu verlustfreie Wärmespeicherung. Die für das Projekt ausgewählten Häuser des Typs „Flying Spaces“ folgen der Grundidee eines flexiblen und gleichzeitig weitestgehend autarken Wohn- und Gebäudekonzepts. Dazu passend soll nun ein ebenso innovatives wie zukunftswei-sendes Heizungskonzept entwickelt werden, das eine integrierte und vollständig regenerative Deckung des Wärmebedarfs ermöglicht. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / GRADUIERTENPROGRAMM HFT STUTTGART / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Nachhaltige StädteDie Hochschule für Technik Stuttgart (HfT) leitet seit kurzem ein europaweites Graduiertenpro-gramm zum Thema nachhaltige Städte (Smart Cities). Elf Doktoranden werden dazu in verschie-denen europäischen Städten (Stuttgart, Nottingham, Turin, Dublin, Wien und Lausanne) einem Anwendungsprogramm zuarbeiten, mit dem sich umfassende urbane Entwicklungen hin zu einer energieeffizienten und ressourcenschonenden Stadt planen lassen. Integrierte Energiekonzeption auf Basis von raumbezogenen Geodaten, Simulation von Energieflüssen, 3D-Stadtmodelle sowie wirtschaftliche und ökologische Entscheidungshilfen sollen Bestandteile dieser Anwendung sein. // www.hft-stuttgart.de

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geblieben. Wenn auch in übertragener Hin-sicht. Er wurde Hochschulprofessor und legte

dabei Wert auf Kontakte ins Ausland, auf Verbindun-gen zwischen Ländern und Kontinenten. Bis heute ist Michalka ein großer Verfechter des Auslandsstu-diums, er leitet Austauschprogramme, holt für Pro-jekte Studenten aus Holland, Italien und Berlin. Be-klagen seine Studenten, dass sie länger fürs Diplom brauchen, wenn sie für ein Jahr ins Ausland gehen, hält er ihnen kurz und knapp entgegen: „Stimmt. Aber Du wirst dafür weit mehr bekommen.“ Ganz wichtig ist für Michalka die Sprache: „Tre-tet in Kontakt mit den Menschen, sprecht nicht nur englisch. Nur dann lernt ihr Deutschland kennen“, gibt er seinen Studenten mit auf den Weg. Er selbst hat vom Blick über den Tellerrand immer profitiert. Stuttgart hat es ihm besonders angetan: 1999 war er noch einmal zwei Monate zu Gast am Städtebau-institut in Stuttgart. „Immer wenn ich wieder nach Stuttgart gekommen bin, habe ich die Stadt wieder-erkannt. In Brasilien ist das anders. Dort ändert eine Stadt innerhalb von zehn Jahren ihr Gesicht.“ Camilo Michalka ist Jahrgang 1950 und eigent-lich so langsam in einem Alter, in dem man kürzer-tritt. Für ihn kommt das nicht in Frage. Michalka will unter anderem ein Handbuch schreiben für die „Ur-ban Engineers“ in Südamerika. Einen Leitfaden, der beim Bauen für die ständig wachsende Bevölkerung die Infrastruktur mitbedenkt und die entsprechen-den Ingenieure schon früh in die Planung einbindet. Die Ideen für das Buch entstammen nicht nur der Theorie. Seit 2002 berät Michalka die Stadtverwal-tung von São José do Vale do Rio Preto. Eine länd-lich geprägte Gemeinde mit 20.000 Einwohnern, 140 Kilometer von Rio entfernt. Wie kann der Landjugend eine Perspektive geboten werden, was kann die Kommune tun, um Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplät-ze zu schaffen? Michalkas Wissen als Experte für Stadtentwicklung und Infrastruktur ist gefragt. „Ich selbst treffe allerdings keine Entscheidungen, ich vermittle nur die Fachkenntnisse“, sagt der Profes-sor, der nie von oben herab kommuniziert. Auch Studenten aus Europa haben an dem Projekt mit-gearbeitet. Völkerverbindung ganz konkret: Eine junge Frau aus São José do Vale do Rio Preto und ein Student aus Holland sind heute ein Ehepaar. Apropos Liebe: Unter Trennungsschmerz musste Camilo Michalka bei dem jetzt zu Ende gehenden Forschungsaufenthalt nicht leiden. Seine Frau ist mitgekommen – und hat die Zeit in Schwaben für ihre Dissertation im Fach Raumplanung genutzt. 5.565 Gemeinden gibt es in Brasilien und knapp 80 Prozent davon haben, wie São José do Vale do Rio Preto, weniger als 25.000 Einwohner. Für Camilo Michalka liegt in ihnen die Zukunft des Landes. „Die kleinen Gemeinden müssen sich ent-wickeln, dann entwickelt sich das ganze Land.“ Das ist es, was ihn treibt. Michalka will die Mik-rocities nach vorne bringen und zugleich verhin-dern, dass dort dieselben Fehler passieren wie in den Großstädten. „Die Favelas – das ist fehlgelei-tetes Wachstum“, sagt der Professor, der lieber Querpässe für die Entwicklung des eigenen Landes spielt als den Steilpässen internationaler Stars in neuen Prachtarenen beizuwohnen. „Wenn nur die Fußball-WM schon vorbei wäre.“

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AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität HohenheimWirtschaftswissenschaften, Profil Volkswirtschaft (Bachelor)Wirtschaftswissenschaften, Profil Gesundheitsmanagement und Sozialökonomik (Bachelor)Economics (Master)Besonderes: International Business and Economics (Master)// www.uni-hohenheim.de

Universität StuttgartVolkswirtschaftslehre (Bachelor)Planung und Partizipation (Master)Integrated Urbanism & Sustainable Design (Master)Besonderes: Empirische Politik- und Sozialforschung (Master) // www.uni-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenVolkswirtschaft (Bachelor) Stadtplanung (Bachelor)Immobilienwirtschaft (Bachelor)Immobilienmanagement (Master)Besonderes: Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung (Master)// www.hfwu.de

Hochschule für Technik StuttgartGeneral Management (Master)Klima Engineering (Bachelor)Sustainable Energy Competence (Master)Stadtplanung (Master)Besonderes: Vermessung und Geoinformatik (Bachelor)// www.hft-stuttgart.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartBWL – Finanzdienstleistungen (Bachelor)Besonderes: BWL – Versicherung (Bachelor)// www.dhbw-stuttgart.de

Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen LudwigsburgPublic Management (Bachelor)Rentenversicherung (Bachelor)Allgemeine Finanzverwaltung (Bachelor)Public Management (Master)Besonderes: European Public Administration (Master)// www.hs-ludwigsburg.de

Hochschule EsslingenGebäude-, Energie- und Umwelttechnik (Bachelor)Innovationsmanagement (Master)Besonderes: Energiesysteme und Energiemanagement (Master)// www.hs-esslingen.de

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/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / FORSCHUNGSPROJEKT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Regionalplanung mit FLAIR Das Forschungsprojekt FLAIR „Flächenmanagement durch innovative Regionalplanung“ sieht vor, anhand einer problembasierten Vorgehensweise die Voraussetzungen für einen Regionalplan der nächsten Ge-neration zu schaffen. Im Forschungsprojekt wird nach der Maxime „Probleme-zuerst“ vorgegangen, um die unterschiedlichen Problemsichten und die daraus resultierenden Konflikte zu erarbeiten. Potentielle Bereiche für die Problemidentifikation sind zum Beispiel Verkehr, Demographie und Tourismus. Hierdurch versprechen sich die Projektpartner passgenauere Lösungsstrategien, eine Erhöhung des Praxisbezugs und damit auch eine Politikrelevanz der räumlichen Planung sowie Impulse für die Weiterentwicklung des Re-gionalplans zu einem Instrument für ein innovatives Flächenmanagement. // www.igp.uni-stuttgart.de

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/ / / / / / / / / / / / / FÖRDERPROGRAMM / / / / / / / / / / / / / /

Soziale StadtMit dem Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ unterstützt der Bund seit 1999 die städtebauliche Aufwertung und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammen-halts in benachteiligten Stadt- und Ortsteilen. Das Programm widmet sich einer komplexen Aufgabe. Es verknüpft bauliche Investitio-nen der Stadterneuerung mit Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtteil. Im Jahr 2013 stellte der Bund Finanzhilfen in Höhe von 40 Millionen Euro bereit, die in der Regel zu gleichen Teilen von Ländern und Kommunen ergänzt und in soziale Projekte inverstiert werden. In Stutt-gart wurden so zum Beispiel Maßnahmen in den Stadtteilen Fasanenhof, Giebel und Hall-schlag in die Tat umgesetzt. // www.staedtebaufoerderung.info

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / VERNETZUNG / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

55ISCN, dieses Kürzel steht für International Sustainable Campus Network, einem Netz-werk für internationale Vernetzung von 55 Hochschulen, die zum Thema Nachhaltigkeit arbeiten und zugleich nachhaltige Strunktu-ren an ihren Einrichtungen schaffen. Die HFT Stuttgart darf sich hierbei mit renommierten Partnern aus aller Welt schmücken. Die Cam-bridge University, die ETH Zürich, die London School of Economics, das Boston Architectu-ral College, die Harvard University, die Stan-ford University, die Yale University, das KTH Royal Institute of Technology und die National University of Singapore sind unter anderem Partner. // www.hft-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / UNTERSTÜTZUNG FÜR NACHWUCHFORSCHER / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Generationengerechte StadtviertelAlt werden und dabei gesund und selbständig bleiben – wer wünscht sich das nicht? Nach Erkenntnissen der Altersforschung gelingt dies Senioren am Besten, wenn sie aktiv leben. Das Wohnumfeld, also Nachbarschaft, Gebäude, Straßen, Parks und Nahversorgungsmöglich-

keiten, aber auch die klimatischen Bedingungen sind dabei ein wichtiger Einflussfaktor. Eine von der Fritz-und-Hildegard-Berg-Stiftung mit rund 300.000 Euro geförderte Junior-Forschungsgruppe an der Universität Stuttgart und weiteren Partner-Institutionen soll dazu beitragen, Quartiere generationengerecht und gesundheitsförderlich zu gestalten.// www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Sicherheit, Wohlstand und Frieden wird es

auch in den Industrieländern dauerhaft nur

geben, wenn mehr Gerechtigkeit in die Welt kommt.Horst Köhler, Bundespräsident 2004 – 2010, in Ludwigsburg

aufgewachsen

// / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.“

Robert Musil, (1880 – 1942)österreichischer Schriftsteller, einst

wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Hochschule Stuttgart

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DIE WELT VERÄNDERN.

anchmal bekommt ein Leben eine Richtung, weil es nach Landluft riecht und ein Bauer

nebenan das Heu einfährt. Wenn die Dinge ihren Lauf nehmen, kann es passieren, dass aus einer solchen Prägung eine Saat entsteht, die Früchte trägt und dazu führt, dass aus einem Mädchen vom Lande eine Wissenschaftlerin von Rang wird, die nicht weniger im Sinn hat als die Wertschöp-fungskette zu verändern, auf dass die wachsende Weltbevölkerung ernährt werden kann, ohne den Planeten nachhaltig zu verhunzen. Es ist Vormittag in der Uni Hohenheim. Vor dem Fenster zieht ein Traktor tiefe Furchen auf den Versuchsfeldern der Hochschule. Die Profes-sorin Regina Birner, 48, sitzt in ihrem Büro am Plie-ninger Wollgrasweg, von dem sie einen Blick aufs Landwirtschaftsmuseum hat. Agrargeschichte, verdichtet wie so manche Böden, die pro Quadrat-meter immer mehr Erträge liefern müssen, damit sich das Geschäft mit der Scholle noch lohnt. Es ist viel passiert im bäuerlichen Kosmos, der sich stetig wandelt, seit König Wilhelm I. von Württemberg anno 1818 in Hohenheim eine kleine landwirt-schaftliche Versuchsanstalt gegründet hat, aus welcher eine große Universität erwachsen ist. Vergangenheit wirkt in die Gegenwart, weil man sich auf sie bezieht. In besonderem Maße gilt das für die Vergangenheit von Regina Birner, deren Faible für die Landwirtschaft einst im bayerischen Siegertsbrunn mit der Heuernte begann. Seit vier Jahren ist die Agrarexpertin jetzt im schwäbischen Hohenheim, wo sie sich mit Strategien zur globa-len Ernährungssicherung beschäftigt. Das geht nur gemeinsam und grenzübergreifend. Zwölf Dokto-randen hat sie in diesen Tagen. Die Jungforscher stammen aus Kenia, Uganda, Usbekistan, Indien oder Äthiopien. Nur zwei davon sind Deutsche. „In der Forschung kann man viel machen“, sagt Regina Birner. „Noch mehr aber lässt sich durch Ausbildung bewegen.“ Es gibt Handlungsbedarf und angesichts der Brisanz des Themas auch man-cherlei Fördermittel. Das Geld ist vor allem langfris-tig gut angelegt, wie ein chinesisches Sprichwort nahe legt: „Planst du für ein Jahr, so säe Reis. Planst du für zehn Jahre, so pflanze Bäume. Planst du für ein ganzes Leben, so erziehe einen Menschen.“ Die Dinge zum Bessern verändern, das ist es, was Regina Birner in Forschung und Lehre will. Dieses Gen hat sich früh offenbart. Regina Birner kommt 1965 in Bayern umgeben von Dunst der Landwirtschaft zur Welt. In der Katholischen Land-jugendbewegung beschäftigt sie sich mit Entwick-lungshilfe. Es geht um Gerechtigkeit und darum, Menschen in weniger begüterten Regionen zu hel-fen. „Ich habe Brote nach der Kirche verkauft“, sagt sie, „und mich im Dritte-Welt-Laden eingebracht.“

Getrieben von fröhlichem Erlebnishunger macht sie eine Lehre in der Landwirtschaft, wovon neben mancherlei praktischer Erfahrung auch eine Urkun-de geblieben ist, die ihr bescheinigt, das Kreiswett-pflügen gewonnen zu haben. 1986 beginnt sie ihr Studium der Agrarwissenschaften an der Techni-schen Universität München. Von dort geht es an die Universität nach Göttingen, die einen Schwer-punkt hat, der Regina Birner reizt: „Landwirtschaft in Entwicklungsländern“. Sie promoviert und habi-litiert, und sie reist für ihre Projekte um die halbe Welt. Indonesien, Thailand, Vietnam, Guatemala, Malaysia. „Wenn man forscht, muss man offen sein für Neues“, sagt sie. Im Jahr 2004 steigt die Forscherin ins Flugzeug nach Washington. Praxis kann sie, jetzt will sie an die politischen Struktu-ren. Regina Birner leitet ein Forschungsprogramm am International Food Policy Research Institute. Es geht um Agrarpolitik und darum, wie sie sich zum Wohle der Allgemeinheit verbessern lässt. Weltweit wächst die Bevölkerung, wobei vor allem die asym-metrische Verteilung der demografischen Ballungs-räume und Ressourcen Anlass zur Sorge gibt. „In Amerika habe ich eine globale Perspektive auf die Welternährung bekom-men“, sagt sie. Die Deutsche ar-beitet mit der Welter-nährungsorganisation zusammen und wirkt als Autorin mit am 2008 veröffentlichten Weltentwicklungsbe-richt der Weltbank über die globalen Perspekti-ven der Landwirtschaft. Auch ihre ganz private Entwicklung nimmt in Washington Konturen an. Beim Tangotanzen lernt sie den Mann fürs Leben kennen, der sie zwei Jahre später nach Hohenheim begleitet, wo sie dem Ruf einer Universität folgt, die Großes im Sinn hat und dafür eine wie Regi-na Birner braucht. Die Hochschule richtet sich neu aus, indem sie sich zur Bioökonomie bekennt. Der sperrige Begriff beschreibt eine Vision, die sich insbesondere das grün-rot regierte Land Baden-Württemberg auf die Fahnen geschrieben hat. Da-hinter verbirgt sich die Abkehr von der bisherigen Wirtschaftsweise, die vor allem auf Erdöl und an-deren fossilen Rohstoffen beruht. Als Ziel definiert die Bioökonomie einen neuen Wirtschaftsansatz, der diese Rohstoffe soweit als möglich durch Ma-terialien ersetzt, welche durch lebende Organismen wie Pflanzen und Mikroorganismen produziert wer-den. Gleichzeitig erhebt die Bioökonomie den hehren Anspruch nachhaltig zu produzieren,

Landwirtschaft spielt sich nicht

nur auf Äckern ab. Regina Birner,

weitgereiste Professorin der

Uni Hohenheim, weiß das wie kaum

eine andere. Die Welt von morgen

zu ernähren ist ihre Mission.

Feldversuch für die Erde

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DIE WELT VERÄNDERN.

Bioökonomie studierenEine der weltweit führenden Universitäten auf dem Gebiet der Bioökonomie zu sein – mit diesem Anspruch hat die Universität Hohenheim ein eigenes Strategiepapier vorgelegt. Die Vorausset-zungen dafür sind ideal: Mit den Agrarwissenschaften packt die Universität die Herausforderung Bioökonomie von Grund auf an. Denn letztlich fusst die Bioökonomie auf pflanzlichen Ressour-cen – egal, ob es um Nahrung oder Tierfutter geht, um nachwachsende Rohstoffe als Ersatz für synthetische Rohstoffe und Energieträger. So beschäftigen sich über 30 Professuren damit, wie die notwendigen Pflanzen gezüchtet und angebaut werden können. Gleichzeitig erforschen Na-turwissenschaftler neue Produkte und Methoden. Besonders stark engagiert sind hier die Lebens-mittelwissenschaftler, Biologen und Biotechnologen bis hin zu den Ernährungsmedizinern. Im Zentrum eines neuen Wirtschaftssystems müssen jedoch die Wirtschaftswissenschaftler stehen, wenn sich die Bioökonomie durchsetzen will. Und das hängt vor allem an Kosten, Preisen, den Markt- und den Wettbewerbsstrukturen. Und das ist auch der dritte Bereich, in dem die Universi-tät Hohenheim ausgesprochen stark aufgestellt ist. // www.uni-hohenheim.de

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/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ALLZEITHOCH BIS 2025 / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Immer mehr Studenten im LandIm Ländle zieht es immer mehr junge Menschen auf Hochschulen und Universitäten, was nicht nur die Bildungseinrichtungen selbst vor Herausforderungen stellt, sondern in einigen Regionen auch Auswirkungen auf den lokalen Wohnungsmarkt hat. Laut Statistischem Landesamtes wa-ren zum Wintersemester 2013/14 insgesamt rund 344.400 Studierende in Baden-Württemberg eingeschrieben. Das entspricht einem Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Thereia Bauer sieht sich durch die Erhebung des Sta-tistischen Landesamts in ihren Erwartungen betätigt. „Das unterstützt unsere Aussage, dass wir an unseren Hochschulen mit einem anhaltenden Allzeithoch bis 2025 kalkulieren müssen.“

Gesundheit und Ernährung der Weltbevölke-rung zu sichern und ein besonderes Augen-

merk auf den Klimaschutz zu richten. Regina Birner ist dafür eine gute Besetzung, nicht nur, weil sie auf ihren Reisen als moderne Nomadin der Wissenschaft viel gesehen hat und seit mehr als 20 Jahren in der entwicklungsori-entierten Agrarforschung tätig ist, sondern auch, weil sie seit zwei Jahren dem Bioökonomierat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung angehört. Die Hohenheimer Lehrstuhlinhaberin gehört zu insgesamt 18 berufenen Experten. Sie berät die Bundesregierung dabei, wie man weg vom Öl und hin zu Rohstoffen aus biologischen Ressourcen kommen kann. Irgendwann werden die alten Quellen nicht mehr sprudeln. Spätestens dann wird der Handlungsdruck immens. Man kann sich das vorstellen wie bei einem Puzzle, das durch viele Hände geht, aber wenn sich keiner vornimmt, es zu vollenden, wird es auf ewig Stückwerk bleiben. Regina Birner will es mit der Uni Hohenheim angehen, die ab Herbst 2014 den von allen drei Fakultäten getragenen Master-Studiengang Bioökonomie startet, der in dieser Form als einzigartig in Europa gilt. „Wichtig ist, dass man eine Vision hat“, sagt die Professorin. „Wir sind Teil einer Bewegung, die auf ein neues Wirtschaftssystem hinarbeitet.“ Neben der Türe in ihrem Büro hängt ein Poster, das ein menschliches Auge zeigt, deren Iris aus einer grünen Weltkugel besteht. Sie glaubt an die Botschaft, die damit einhergeht und lässt sich nicht entmutigen von der in diesen Breitengraden verbrei-teten „Geht-nicht-Aura“. Bioökonomie geht letztlich alle an – die Nahrungsmittelindustrie aber auch Teile der Chemie-, Energie-, Pharmazie-, Kosmetik- und Textilindustrie. Und natürlich den gesamten Bereich der regenerativen Energiewirtschaft, der auf Produ-zenten organischer Substanzen angewiesen ist. „Wir müssen die Gesellschaft so steuern, dass wir am Ende zu einem neuen Wirtschaften kommen, ohne den Wohlstand zu gefährden“, sagt Regina Birner. Erste Anzeichen wertet sie als durchaus ermu-tigend. Der Anstieg im Bereich des fairen Handels und auch, dass immer mehr Menschen bereit sind, für ökologische Lebensmittel aus der eigenen Regi-on tiefer in den Geldbeutel zu greifen. „In diesem Thema ist unheimlich viel Bewegung.“ Es gibt Wissenschaftler, die sich bevorzugt im La-bor aufhalten, andere befassen sich vorwiegend mit theoretischen Modellen. Regina Birner studiert das Leben gerne draußen, dort, wo es pulsiert. Da kriegt man einiges mit vom wirklichen Alltag gewöhnlicher Menschen und davon, dass es keine einfachen Ant-worten auf komplexe Systemfragen gibt. Stärke und Zucker als Rohstoff für Bioplastik, Enzyme in Wasch-mitteln, die den Verbrauch reduzieren, neue Energie-pflanzen – all das sind Puzzleteile im großen Ganzen, an dem auch die Uni Hohenheim mitwirkt, indem sie die nötigen Fachleute für den Umbau zum bio-basierten Wirtschaftssystem ausbildet. Eine bessere Botschafterin als Regina Birner könnte sich die Hoch-schule nicht wünschen. Sie brennt seit Kindertagen für dieses Thema. „Ich betrachte es als ein Privileg“, sagt sie zum Abschied, „selbstbestimmt machen zu können, was ich schon immer machen wollte.“

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„Beim Übergang zur Bioökonomie sollten wir darauf achten, einen Systemansatz zu verfolgen. Wir müssen alle Stakeholder, also Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, bereits zu Beginn

der Diskussion einbinden.“

Prof. Dr. Thomas Hirth, Leiter des Fraunhofer Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Stuttgart

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / VISION EINER NACHHALTIGEN BIO-BASIERTEN WIRTSCHAFT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Morgen und ÜbermorgenMit der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ hat die Bundesregierung die Grundlagen für die Vision einer nachhaltigen bio-basierten Wirtschaft bis zum Jahr 2030 gelegt. Die Sicherung der Welternährung, die Produktion von gesunden und sicheren Lebensmitteln, die nachhaltige Gestaltung der Agrarproduktion wie auch die industrielle und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe fordern die gezielte Nutzung biologischer Ressourcen und Verfahren. Zudem gewinnen der Einsatz biotechnologischer Verfahren und die gezielte Verbesserung von biologischen Produktionssystemen in der Industrie zunehmend an Bedeutung. // www.bmbf.de

STUDIENANGEBOT:

Universität HohenheimBiologie (Bachelor/Master)Agrarwissenschaften (Bachelor/Master)Agrarbiologie (Bachelor/Master)Agribusiness (Master)Agricultural Economics (Master)Agricultural Science in the Tropics and Subtropics (Master)Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie (Bachelor)Enzym-Biotechnologie (Master)Environmental Protection and Agricultural Food Production (Master)Organic Agriculture and Food Systems (Master)Technische Biologie (Bachelor/Master in Vorbereitung)Sustainable Agriculture and Integrated Watershed Management (Master)Besonderes: Bioeconomics (Master)// www.uni-hohenheim.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenEnergie- und Ressourcenmanagement (Bachelor)Nachhaltiges Produktmanagement (Bachelor)Agrarwirtschaft (Bachelor/Master)Landschaftsplanung und Naturschutz (Bachelor)Umweltschutz (Master)Besonderes: Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung (Master)// www.hfwu.de

Universität StuttgartUmweltschutztechnik (Bachelor/Master)Besonderes: Internationaler Masterstudiengang Air Quality Control, Solid Waste and Waste Water Process Engineering (WASTE)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule EsslingenGebäude-, Energie- und Umwelttechnik (Bachelor)Energiesysteme und Energiemanagement (Master)Besonderes: Bioprozesstechnik (Master berufsbegleitend ab WS 2014/2015)// www.hs-esslingen.de

Hochschule für Technik StuttgartVermessung und Geoinformatik (Bachelor)Umweltschutz (Master)Besonderes: Sustainable Energy Competence (Master)// www.hft-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / FORSCHUNGSGELDER / / / / / / / / / / / / /

12 MillionenInsgesamt rund 12 Millionen Euro investiert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst für ein „Forschungsprogramm Bioökonomie Baden-Württemberg“. Laut Mi-nisterin Theresia Bauer soll das Forschungs-programm die strategische Position der For-schungseinrichtungen Baden-Württembergs im Bereich Bioökonomie verbessern, die Wirtschaft auf die Möglichkeiten neuer bio-basierter Produkte und Verfahren aufmerk-sam machen und dadurch den Transfer von Ergebnissen der Forschung in die Wirtschaft beschleunigen. // www.mwk-bw.de

/ / / / / / / / / / / / STRATEGISCHES NETZWERK / / / / / / / / / / / /

BECYZusammen mit fünf Partner-Universitäten in Europa, Nord- und Südamerika betreibt die Universität Hohen-heim ein internationales Netzwerk für Studierende, Doktoranden und Forscher zum Thema Bioökono-mie. Schwerpunkt ist dabei Lateinamerika. Der DAAD fördert den Austausch mit 900.000 Euro. Gefördert werden rund 80 Stipendien für Studien- und For-schungsaufenthalte oder Dozenturen. Regelmäßige wissenschaftliche Konferenzen sollen das Stipendien-programm ergänzen. // www.uni-hohenheim.de

/ / / / / / / / / / / / / / NEUER LEITFADEN / / / / / / / / / / / / / / /

enEEblerIm Rahmen des Projektes „enEEbler“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nür-tingen-Geislingen (HfWU) ist ein Leitfaden für Energiegenossenschaften erschienen, gefördert vom Bundesforschungsministeri-um. Er erklärt, wie Mitarbeiter in Betrieben gemeinsam ein Erneuerbare-Energien-Pro-jekt oder ein Energieeffizienzprojekt umset-zen können, in dem sie eine Genossenschaft gründen. So installierte beispielsweise die VW-Belegschaftsgenossenschaft eine Pho-tovoltaik-Anlage auf einem Hallendach des Firmenstandorts Emden. // www.hfwu.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / ALLES EINFACH / / / / / / / / / / / / / / / / /

Bioökonomie für Anfänger

Was tun, wenn das Erdöl zu Ende geht? Umsteigen auf Bioökonomie! Doch wer ge-nau erklären soll, was das für ein Konzept ist, wie Bioökonomie funktioniert, was alles dazu gehört und warum die Welt darauf angewiesen ist, kommt schnell ins Stottern. Anders die Universität Hohenheim: Ihr Vi-deo in Kooperation mit der Simpleshow erklärt die Bioökonomie in weniger als drei Minuten. // www.uni-hohenheim.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Baden-Württemberg

hat beste Voraus-

setzungen, um sich

im Zukunftsfeld

Bioökonomie zu

positionieren.“

Nils Schmid, Minister für Finanzen und Wirtschaft in Baden-Württemberg

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25«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

amy Deluxe und Jan Delay sind gern gese-hene Gäste auf Schloss Börstingen, das einst

erbaut wurde als Sommerresidenz der nahe gele-genen Weitenburg, die hoch über dem Neckartal thront. Droben auf dem Berg haben sich die Nach-kommen des Freiherren eingerichtet. Drunten im Tal versuchen Menschen wie Kristian Kuntz zu richten, was gründlich schiefgelaufen ist. Schloss Börstingen, mitten im Ortskern der Gemeinde Starzach im Land-kreis Tübingen gelegen, wird seit knapp 30 Jahren als Rehabilitationseinrichtung für junge alkohol- und drogenabhängige Menschen betrieben. Das Durchschnittsalter liegt bei 20 Jahren. „Wer zu uns kommt“, sagt der Sozialpädagoge, „der hat schon viel mitgemacht in seinem jungen Leben.“ Der Ort lädt zum Verweilen ein an diesem sonni-gen Frühjahrsvormittag. Im Schlossgarten mit seinen alten Bäumen leuchten gelbe und blaue Farbtupfer, über dem Wassergraben schwirren die Libellen und das historische Gemäuer trotzt wie ein Schutzwall unerschütterlich der Alltagshektik, die hier keinene Platz hat. Kristian Kuntz könnte sich keinen schöne-ren Arbeitsplatz vorstellen, was aber nicht allein mit der malerischen Kulisse zu tun hat. Er hat sich mit Leib und Seele der Sozialarbeit verschrieben, die ihn erfüllt, ihn berührt, sein Leben bereichert, trotz al-ler Einzelschicksale und Extremsituationen, denen er sich im Alltag ausgesetzt sieht. „Es ist ein gutes Ge-fühl, Menschen helfen und etwas bewegen zu kön-nen“, sagt Kuntz, der einst an der Berufsakademie Sozialpädagogik studiert hat und seit 2008 in Schloss Börstingen als Bezugstherapeut arbeitet. 29 Betten stehen in der Rehabilitationseinrich-tung, in der das Leben klaren Regeln und Struktu-ren folgt. Im ersten und zweiten Stock sind die Kif-fer untergebracht, unter dem Dach die Alkoholiker und in der Scheune die Opiatabhängigen. Die Dinge werden hier beim Namen genannt. „Die Art der Dro-gen ändert sich. Was bleibt ist, dass leider zu viele junge Menschen abhängig sind“, sagt Kuntz. Die Zuordnung der Patienten zu einer der drei Gruppen soll das Verständnis untereinander für die jeweilige Abhängigkeit fördern, wobei die jungen Frauen und Männer mindestens einen Entzug hinter sich haben, bevor sie hierher überwiesen werden. Besser im Schloss als hinter dicken Schlössern: Nicht wenige seiner Schützlinge kommen direkt aus einer Strafanstalt und werden persönlich gebracht. Für den Geschmack der Freiheit sind sie noch nicht reif genug. „Die meisten würden sofort rückfällig werden, wenn man sie eine Stunde sich selbst über-lässt“, sagt Kuntz, der sich vor allem um jene küm-mert, die alle möglichen Partydrogen genommen haben. Cannabis, Amphetamine, Koks. Die meist jungen Menschen sollen in den bis zu sechs Monaten im Schloss lernen, die alten Muster zu durchbrechen

und sich an ein Leben ohne Drogen zu gewöhnen, was vor allem auch für die Therapeuten eine Heraus-forderung ist, wie Kuntz sagt. Fast alle Neuzugänge verbarrikadieren sich am Anfang hinter einer Mau-er, fast alle haben durchweg schlechte Erfahrungen mit ihrem Umfeld gemacht. „Die Kunst liegt darin, Zugang zu ihnen zu finden, es zu schaffen, dass sie Vertrauen fassen und auftauen“, sagt Kristian Kuntz. „Nimm deine Patienten ernst.“ Diesen Satz hat er vom Studium hinübergerettet in seine tägliche Ar-beit. „Nimm deine Patienten ernst.“ Wer das nicht beherzigt, sei nicht glaubwürdig, sagt Kuntz, der die-sem Leitsatz bei seinen Therapiegesprächen genau-so folgt wie bei den Plaudereien in der Raucherecke. Im Gegensatz zu so manchem Kollegen hat Kuntz kein Problem, auch Privates von sich preiszugeben, wobei Patient und Psychoanalytiker bei allen Unter-schieden mitunter auch auf Gemeinsames stoßen. Auf Hip-Hop und Rapmusik beispielsweise, die auf-fallend viele auf Schloss Börstingen in der Freizeit hö-ren, welche um 17 Uhr beginnt und um 23 Uhr mit der Nachtruhe endet. Auch Kuntz ist ein Fan dieser Musik und mag Künstler wie Jan Delay, Samy Delu-xe, Freundeskreis oder Fanta 4, die er alle persön-lich kennt. Mitte der 90er Jahre hatte er beim freien Radiosender „Wüste Welle“ damit begonnen eine Hip-Hop-Sendung zu moderieren. Die Pro-tagonisten lud er sich ins Studio ein oder reis-te ihnen auf Konzerten hinterher. „Eine wahn-sinnig spannende Zeit“, sagt Kuntz, der auf diesem Weg fünf, sechs Jahre lang geholfen hat, die Musik der seinerzeit noch unbekannten Hip-Hopper populär zu machen. Kaum eine Größe von heute, die er als fachkundiger Radiomann damals nicht interviewt hat. Heute bittet Kuntz aus anderen Gründen zum Gespräch. Es gilt, die betreuten Patienten für ihren Kraftakt zu motivieren, ihnen Tricksereien auszure-den und die Konsequenzen im Fall eines Rückfalls klarzumachen. Das kommt bei allem Bemühen leider immer wieder vor. „Wer die Regeln bricht oder gar rückfällig wird, muss im Zweifelsfall gehen, bevor er andere mitreißt“, sagt er. Was seine Schützlinge brauchen, um zurück in ein geregeltes Leben zu fin-den, sind vor allem klare Strukturen, einen geregel-ten Tagesablauf. „Sie müssen beschäftigt werden“, sagt Kuntz. Dazu gibt es eine Holzwerkstatt, in der Regale gebaut werden, einen Garten, in dem es immer was zu tun gibt, Haus und Hof, die in Ordnung gehalten werden müssen. Zudem

Kristian Kuntz ist Absolvent der

Dualen Hochschule. In seinem

Beruf als Sozialpädagoge hat er

sich der Aufgabe verschrieben,

junge Suchtkranke wieder in einen

geregelten Alltag zu bringen.

Zurück indas Leben

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DIE WELT VERÄNDERN.

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Station für SuchtkrankeIn der Rehabilitationseinrichung Schloss Börstingen in Starzach (Landkreis Tübingen) werden seit knapp 30 Jahren junge suchtkranke Menschen behandelt. Die Patienten werden nach der jewei-ligen Art der Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol in verschiedenen Gruppen therapiert, ein Aufenthalt dauert bis zu 24 Wochen. Ziel ist, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen über einen klar strukturierten Tagesablauf einen Weg zu zeigen, ihre alten Muster zu durchbrechen und sie zurück in ein normales und geregeltes Leben zu führen, das die meisten Patienten nicht kennen. Zum therapeutischen Angebot gehören neben Einzel- und Gruppengesprächen unter anderem eine Holzwerkstatt, Garten- und Hausarbeit, eine Bogenschießanlage, ein Volleyball-platz sowie etliche weitere Sport- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Rehaeinrichtung Schloss Börstingen, die vom Verein für Jugendhilfe Böblingen betrieben wird, hat 29 Plätze. Sie ist zudem Partner der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und bildet im Studiengang „Soziale Arbeit im Gesundheitswesen“ pro Jahrgang zwei Studenten aus. // www.reha-boerstingen.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ANGEBOT DER EVANGELISCHEN HOCHSCHULE / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Hochleistungsscanner hilft Sehbehinderten

Studieren mit eingeschränkter Sehkraft – ist das möglich? Ja, an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg. Dort hat unlängst die hochschuleigene Stiftung und die Interessengruppe „Studium und Assistenz“ von Professor Jo Jerg die Möglichkeiten für Betroffenen nochmals verbessert. In der Bibliothek der kirchlichen Hochschule gibt es jetzt zwei Hochleistungsscanner. Einer, Sophie genannt, liest nun die Inhalte vor. Somit wird der Zugang zu Büchern für Studierende mit Sehbe-hinderung deutlich verbessert. // www.eh-ludwigsburg.de

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setzen die Therapeuten auf Sport, wovon ein abgewetzter Boxsack zeugt, der im Garten

hängt. Vor dem Haus steht eine Tischtennisplatte, an ein paar Strohballen hängen Zielscheiben für das be-treute Bogenschießen und einen Beachvolleyballplatz gibt es auch. Immerhin 50 bis 60 Prozent der bis zu 120 Patienten im Jahr halten bis zum Ende der Thera-pie durch und haben damit einen wichtigen Schritt in eine bessere Zukunft getan. „Die meisten kennen ein normales Leben gar nicht“, sagt Kuntz. „Wir müssen ihnen die Chance geben, sich neu zu orientieren.“ Dass er eine ausgeprägte soziale Ader hat, ist ihm schon früh klar geworden. Nach seinem Abitur in Rottenburg, wohin die Familie von Pirmasens in Rheinland-Pfalz gezogen war, machte er seinen Zivil-dienst in einem Kinder- und Schülerhort. Ein Mädchen habe nach der Schule öfter auf ihn eingeprügelt, weil es sich offenbar nicht anders annähern konnte, wie er mit der Zeit merkte, erzählt Kuntz: „Die Kleine woll-te nur Kontakt.“ Also habe er sich so lange bemüht, die Emotionen in eine andere Richtung zu lenken, bis er nicht mehr geschlagen wurde. Ein Schlüsselerleb-nis, das ihn geprägt hat, wie er sagt. Nach dem Zivildienst machte Kuntz zunächst eine Ausbildung zum Verlagskaufmann, wozu ihn seine Leidenschaft für die Musik getrieben hatte. Während seiner Zeit beim Radio hatte er Kontakte zu Plattenfirmen geknüpft, um später in einem Mu-sikverlag unterzukommen. Was sich theoretisch viel-versprechend angehört hatte, war in der Praxis dann aber noch nicht das Richtige für ihn. „Die Arbeit hat mich nicht erfüllt“, sagt Kuntz, der stattdessen Sozial-pädagogik studierte, wobei es seine Sache nicht war, sich nur mit blanker Theorie zu befassen. „Ich wollte möglichst früh ausprobieren, ob ich in diesem Bereich auch funktioniere, ob ich geeignet bin für den Job.“ Um diese Frage sicher für sich beantworten zu können, hatte Kuntz sich für sein duales Studium an der damaligen Berufsakademie das Extremste ausge-sucht, was er sich vorstellen konnte: die Arbeit mit Suchtkranken in der Rehaeinrichtung Schloss Börstin-gen, die vom Verein für Jugendhilfe Böblingen betrie-ben wird. Ein unbestelltes Feld für den Studenten. „Mit Sucht hatte ich persönlich überhaupt keine Erfahrun-gen“, sagt er. Heute weiß Kuntz, dass kein Tag wie der andere ist und er sich ständig auf verschiedenste Persönlichkeiten einstellen, oft sein ganzes pädagogi-sches Geschick abrufen muss. „Das Studium mit sei-nem hohen Praxisanteil und dem ständigen Austausch mit Praktikern hat mich optimal auf diese Aufgabe vor-bereitet“, sagt Kuntz, der 2008 direkt als Bezugsthera-peut übernommen wurde und später noch eine be-rufsbegleitende Weiterbildung zum Sozialtherapeuten mit Schwerpunkt Sucht drangehängt hat. Die Geschichten seiner Patienten in dem alten Gemäuer zurückzulassen, ist bei allem Engagement wichtig für Kristian Kuntz. „Man kann nicht ständig alles mit sich herumtragen“, sagt er. Sich aufs Rad zu setzen hilft ihm beim Vergessen, genauso die Musik. Das Radiomachen ist zwar längst Geschichte, dafür arbeitet er mitunter in Rottenburg als Filmvorführer und bei Kleinkunstabenden als Licht- und Tonmann. Gelernt hat er diese Kunstfertigkeit bei den Schwa-benrockern von Grachmusikoff, mit denen er früher fast jedes Wochenende als Techniker auf Tournee-Rei-sen ging. Mittlerweile ist er freilich längst angekom-men an seinem Platz. „Was ich heute mache“, sagt Kristian Kuntz, „erfüllt mich jeden Tag aufs Neue.“

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AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Evangelische Hochschule LudwigsburgSoziale Arbeit (Bachelor/Master)Internationale Soziale Arbeit (Bachelor)Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik (Bachelor)Diakoniewissenschaft (Bachelor/Master)Frühkindliche Bildung und Erziehung (Bachelor/Master)Religions- und Gemeindepädagogik (Bachelor)Besonderes: Europäischer Master-Studiengang Diakonie // www.eh-ludwigsburg.de

Pädagogische Hochschule LudwigsburgBildungswissenschaft/Lebenslanges Lernen (Bachelor)Frühkindliche Bildung und Erziehung (Bachelor/Master)Erwachsenenbildung (Master)Bildungsmanagement (Master)Besonderes: Bildungsforschung (Master)// www.ph-ludwigsburg.de

Universität StuttgartSozialwissenschaften (Bachelor)Soziologie (Bachelor)Besonderes: Empirische Politik- und Sozialforschung (dt.-franz)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule EsslingenSoziale Arbeit (Bachelor/Master)Pflegewissenschaften (Master)Besonderes: Pflege/Pflegemanagement (Bachelor)// www.hs-esslingen.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartSoziale Arbeit im Gesundheitswesen (Bachelor)BWL-Gesundheitswirtschaft (Bachelor)Besonderes: Angewandte Gesundheitswissenschaften mit 2 Abschlüssen (Bachelor und staatl. anerkannter Ausbildungsabschluss)// www.dhbw-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenGesundheits- und Tourismusmanagement (Bachelor)// www.hfwu.de

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/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / /

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/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / STIFTUNG PSD L(I)EBENSWERT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Gutes tun …Zehn Vereine und Einrichtungen aus der Region Stuttgart konnten sich am 25. März 2014 über einen Scheck der Stiftung PSD L(i)ebensWert freuen. Insgesamt zehn Initiativen wurden bei der aktuellen Verga-berunde bedacht. Werner Wölfle, Bürgermeister der Stadt Stuttgart und Vorsitzender des Spendenbeirats Stuttgart, überreichte die Schecks im Gesamtwert von 25.000 Euro. So wurden zum Beispiel Projekte in Korntal, Stuttgart-Giebel und Esslingen ausgezeichnet. Die Stiftung PSD L(i)ebensWert vergibt jährlich rund 350.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen und Projekte. // www.psd-jugend-engagiert.de

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/ / / / / / / / / GEMEINSAM FÜR KINDER / / / / / / / / /

LaubhütteMit dem Projekt Laubhüttengarten fördern die Stadt Esslingen, die Israelitische Religionsge-meinschaft Württembergs, die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, die Wüstenrot Stiftung, die Stiftung Blauer Adler, der Leo-Club, die Zwiebel Esslingen und Camino Mundo – Welt-musik die Kinder- und Jugendhilfe. Ein in den 1970er-Jahren abgerissener Gebäudeteil des Theodor-Rothschild-Hauses in Esslingen wurde vormals als Laubhütte bezeichnet und diente während der jüdischen Zeit der Einrichtung als Ort für das jährliche Laubhüttenfest. Der Gar-ten soll künftig der Erziehung von Kindern in schwierigen Lebenssituationen dienen. // www.jugendhilfe-aktiv.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / EHRENAMT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

23 Mio.Mehr als 23 Millionen Menschen üben in der Bundesrepublik eine ehrenamtliche Tätigkeit aus. Es engagieren sind 36 Prozent aller Deut-schen (im Alter von über 14 Jahren) freiwillig für die Gesellschaft. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind die häufigsten Motive für das Ehrenamt in Deutschland der Spaß an der jeweiligen Tätig-keit, sowie die Chance, etwas für die Gesell-schaft tun zu können und somit sein Umfeld ein Stück weit mitzugestalten. // www.alumniportal-deutschland.org

/ / / / / / / / / / / / / / / / / UNTERSTÜTZUNG / / / / / / / / / / / / / / /

ArbeiterkindDer oder die erste in der Familie zu sein ist etwas besonderes. So auch, wenn noch niemand vorher in der Familie studiert hat. Unterstützung bietet „arbeiterkind.de“, eine gemeinnützige Initiative mit bundesweit über 5.000 ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren in 70 lokalen Gruppen, die Schülerinnen und Schüler aus Familien, in denen noch niemand oder kaum jemand studiert hat, zum Studium ermutigt und sie vom Studieneinstieg bis zum erfolgreichen Studienabschluss unterstützt. // www.arbeiterkind.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / JUGENDSOZIALARBEIT / / / / / / / / / / / / / / / / /

Integrative Porträts

Die Integrationsoffensive Baden-Württemberg ist das Förderprogramm für Projekte der Jugendsozialarbeit zur Integration von Kindern und Jugendlichen mit Mi-grationshintergrund in Baden-Württemberg. Die In-tegrationsoffensive Baden-Württemberg wird durch das „Bündnis für die Jugend/Zukunftsplan Jugend“ getragen und durch das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren des Landes Ba-den-Württemberg gefördert. Biografische Porträts von zehn an den Projekten beteiligten Jugendlichen stehen stellvertretend für die Jugendarbeit mit Migrationen und Migranten. Betreut wird das Projekt von der Evangeli-schen Hochschule Ludwigsburg, es endet im Jahr 2014. // www.eh-ludwigsburg.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / VORTRAGSREIHE / / / / / / / / / / / / / / / /

Soziale Arbeit und Rassismus

Soziale Arbeit soll sich für die möglichst freie Entfaltung von Menschen und gegen Benach-teiligung und Unterdrückung einsetzen – und damit auch gegen nationalstaatliche Diskrimi-nierung und Rassismus. Eine Vortragsreihe der Hochschule Esslingen von Mai bis Juli 2014 klärt, wie die Soziale Arbeit mit dem Anspruch der Menschenrechtsorientierung umgeht, welche Rolle gesetzliche Regelungen und Inte-grationskonzepte spielen und wie die Perspek-tiven von diskriminierten Gruppen, aber auch Distanzierungen Jugendlicher von rechten Ori-entierungen eingeordnet werden können. // www.hs-esslingen.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Was wären wir ohne diese Bürgerinnen

und Bürger, diese stillen Helden des

Alltags, die nicht nur reden, sondern

sich trauen und etwas tun?“

Winfried Kretschmann, (*1948), Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg über soziales Engagement in seiner Neujahrsansprache 2013

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29«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

äbelrasseln schallt aus der Sporthalle. Es riecht nach Schweiß. Julia Preßmar wirft ei-

nen flüchtigen Blick hinein und mustert die Jungen und Mädchen, die sich in voller Kampfmontur in Angriff und Verteidigung üben. Wie kleine Muske-tiere bewegen sie sich aufeinander zu. Julia Preßmar liebt diesen Sport. „Wenn ich meiner Gegnerin gegenüberstehe, versuche ich vo-rauszusehen, was ihr nächster Schritt ist“, sagt sie. Der Körper steckt im Trainingsanzug, die Haare sind zu einem Zopf streng nach hinten gebunden. Bevor sie sich Zeit für eine Unterhaltung nimmt, begrüßt sie erst ihren Trainer, der gerade mit den Jungspun-den zugange ist. Das gehöre sich so, sagt sie. Die Studentin ist Hochschulmeisterin im Sä-belfechten und eine der erfolgreichsten Fechter-innen im deutschen Nationalkader. Sportlicher und beruflicher Erfolg waren in der Familie von Julia Preßmar schon immer wichtig. Die Mutter, eine begeisterte Reiterin und Squashspielerin, der Vater, ein Zahnarzt. „Meine Eltern sind in jeder Hinsicht Vorbilder. Werte wie Pünktlichkeit und Disziplin haben sie mir vorgelebt“, sagt sie. Das spiegelt sich auch im Leben der Tochter. Nach dem Abitur geht Julia Preßmar direkt nach Hohenheim, um Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Der gute Ruf der Universität und die vielseitige Managementausbildung haben sie über-zeugt. Sie schließt in Regelstudienzeit ab und hängt im Anschluss ihren Master an. Jetzt, mit gerade einmal 25 Jahren, schreibt sie als eine der Jüngs-ten ihre Masterarbeit in Ethikmanagement. „Man braucht Disziplin, die Prüfungen mit guten Noten zu schaffen und nebenher noch zu trainieren und am Wochenende auf Wettkämpfen zu sein“, sagt sie. Das habe sie selbständiger gemacht. Wohin die Reise nach ihrem Abschluss gehen wird, steht bisher nicht fest. Noch verdrängt sie die Karriereplanung. Sie weiß, im Zeitalter der globa-lisierten Welt, entscheidet ständige Verfügbarkeit häufig über den beruflichen Erfolg. „Schön wäre daher ein Unternehmen“, sagt sie, „dass mir auch die sportliche Karriere ermöglicht.“ Ein Job im Mar-keting oder Personalmanagement könnte es wer-den. Mit dem Säbel allein sei schließlich kein Geld zu verdienen, sagt sie. In ihren Worten schwingt ein Quäntchen Zweifel mit und ein wenig auch die Ge-wissheit, sich schon bald entscheiden zu müssen. Nüchtern und sachlich klingt es, wenn sie von Studium und Beruf erzählt. Selbst wenn sie woll-te, sie könnte nicht verbergen, wo ihr Herz hängt. Richtig ins Schwärmen gerät Julia Preßmar bei ei-nem Thema: Säbelfechten. „Eine schnelle Waffe“,

sagt sie. Muss sie einem Laien den Unterschied zum Florett erklären, klingt das in etwa so: „Beim Florett tänzelt man mehr auf der Stelle.“ Wenn Ju-lia Preßmar über die Planche, also die Fechtbahn, auf ihre Gegnerin zugeht, darf sie ihr nicht wie mit Florett oder Degen nur Stiche, sondern auch Hiebe verpassen. En garde! Prêtes? Allez! – Stellung! Fer-tig? Los! Drei Worte eröffnen das Gefecht, bei dem sich die Rivalin erst nach 15 Treffern bezwungen gibt. „Es ist wie Schach“, sagt sie. Jeder Angriff und jede Verteidigung ist genau geplant. Das Planen liegt ihr. Während die Kommili-tonen die Miete an der Tankstelle verdienen, er-hält Julia Preßmar 200 Euro Grundförderung und ein Stipendium über 300 Euro von der Deutschen Bank. Große Sprünge lassen sich damit zwar nicht machen, doch nur so kann sie studieren und bis zu fünf Mal in der Woche trainieren. Hinzu kom-men noch drei bis vier Einzellektionen mit dem Trainer. Beinarbeit ist besonders wichtig, die macht zu Saisonbeginn schon mal 60 Prozent des Trainings aus. Um auf internationalem Ni-veau in der Gruppe der Aktiven zu fechten und mit den USA oder China mitzuhalten, wo die Athleten zweimal täglich trainieren, ist dies unabdingbar. Dass Talent allein nicht reicht und auf einen steilen Aufstieg ein tiefer Sturz folgen kann, hat sie am ei-genen Leib erfahren, als sie innerhalb eines Jahres in der Rangliste nach hinten durchgereicht wurde. Seit der Kindheit in Eislingen, wo sie bis heute lebt, ist ihr Alltag komplett durchstrukturiert. Alles dreht sich um den Sport. Schule. Lernen. Training. Regenerieren. Der Erfolg stellt sich früh ein. Mit 15 kämpft sie in der Klasse der 19-Jährigen. „Ich bin schnell nach oben gekommen und war damals bei den Junioren in der Weltspitze unter den ersten 20.“ Julia Preßmar erklärt sich ihren Erfolg in dieser Zeit auch mit dem mangelnden Druck. Alles fühlte sich nach Spaß an. Doch die Luft an der Spitze ist dünn. Irgendwann kommt der Druck. Manche beflügelt er, andere beschwert er. Der Druck trifft sie mit seiner ganzen Wucht. „Ich wollte meine Ergebnisse natür-lich bestätigen“, sagt sie. Aber nichts läuft wie ge-plant, Gefecht um Gefecht muss sie verloren geben und am Ende des Jahres findet sie ihren Na-men 50 Plätze weiter unten in der Rangliste.

Für die Uni Hohenheim gewann

die Säbelfechterin Julia Preßmar

die Hochschulmeisterschaften.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin

weiß nur zu gut, dass auf Höhen

mitunter auch Tiefen folgen.

Hieb- und stichfest

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DIE WELT VERÄNDERN.

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/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / IDEENWETTBEWERB IN ESSLINGEN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

IdeasChallenge 2014Für die Zielgruppe Studierende, Alumni und Mitarbeiter der Hochschule Esslingen veranstaltet der Gründerstall den Start-up-Ideenwettbewerb „IdeasChallenge 2014“. Gründungsmotivierte sowie engagierten Studierende, Absolventen und junge Wissenschaftler der Hochschule Esslingen haben die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Ziel ist es, potenziellen Unternehmensgründern konkrete Hilfestellungen zu geben und diese zum Schritt in die Selbstständigkeit zu motivieren. Dabei wer-den die besten und innovativsten Geschäftsideen aus den Einreichungen ermittelt und bei ihrer Umsetzung begleitet. Die Frist läuft vom 7. April bis 6. Juni 2014. // www.hs-esslingen.de

Römisches GasthausHohenheim ist sicher einer der schönsten Orte in Deutschland, um ein Studium zu begin-nen und erfolgreich zu Ende zu führen. Architektur, Infrastruktur und Ausstattung des Uni-versitätsgeländes begeistern Studierende, Architekturfachleute und Bürger. Bereits im 12. Jahrhundert stand auf dem Gelände eine Burg. Im 17. Jahrhundert wurde sie mit einem frühbarocken Wasserschloss überbaut, ehe schließlich der württembergische Herzog Carl Eugen ab 1785 das heutige Schloss Hohenheim errichten ließ. 1776 bis 1793 ließ Carl Eugen für seine damalige Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Franziska von Hohenheim eine Englische Anlage, von ihr „Dörfle“ genannt, errichten. Um sie herum entstanden bis ins 20. Jahrhundert nahezu 35 Hektar Parkfläche. 1778 ließ der Herzog in Hohenheim seltene ausländische Gewächse an-pflanzen, welche heute teilweise noch im Exotischen Garten zu sehen sind. Das römische Wirts-haus ist Teil des sogenanten „Dörfle“ und eines der drei letzten vollständig erhaltenen Gebäude. 1830 wohnte dort Eduard Mörike, zwischenzeitlich beherbergte es die Südwestdeutsche Vogel-schutzwarte, heute gehört es zu Gartenbaumschule. // www.hohenheim.de

„Meine Karriere war schon sehr speziell“, sagt Julia Preßmar. „Mir wurde beigebracht

nach Niederlagen nicht aufzugeben.“ Sie stand prompt wieder auf. Vielleicht lag es am süßen Geschmack der frühen Erfolge, vielleicht auch an der familiären Prägung und der mit ihr einherge-henden Erkenntnis, dass sich harte Arbeit auszahlt. Niederlagen können auch stark machen. Julia Preß-mar erinnert sich an eine Begegnung in London in der vorletzten Saison. Sie verlor gegen die Chinesin Xiaodong Chen, damals die Weltranglistenzehnte, mit 13 zu 15. „Das war so knapp, das hätte ich auch gewinnen können. Da kann ich doch nicht sagen, ich hätte schlecht gefochten“, sagt sie. In der Eislinger Sporthalle wirft sich Julia Preß-mar in ihre Fechtsachen, grazil wie eine Ballerina schlüpft sie in Brustschutz und Jacke. Das Umzie-hen ist ihr tägliches Ritual. Die Maske mit dem markanten Gittervisier, dessen feines Drahtgeflecht nicht mehr als zwei Millimeter große Maschen enthält, klemmt sie unter den Arm. Bewundernd schauen die jüngeren Mädchen zu ihr herüber. Für viele ist Julia Preßmar ein Vorbild. Wenn es ihre Zeit erlaubt, begleitet die Sportlerin die Gruppe ihres Trainers auch zu Lehrgängen. Julia Preßmar erin-nert sich gut an ihre frühen Tage, als sie zu den älteren Fechterinnen aufblickte. „Heute sehen die Mädchen mich, meinen Erfolg und wie viel ich trai-niere. Manche schauen sich das ab.“ Tief in ihrem Herzen ist da dieses Gefühl, ei-nes, das sie nicht beschreiben kann, ein innerer Antrieb, der ihr die Kraft gibt, Studium und Sport unter einen Hut zu kriegen. Sie hat nicht ganz so viel Zeit für Freunde, lässt auch mal eine Party sau-sen, wenn am nächsten Morgen Training ist. „Man muss schon eine gewisse Beklopptheit haben, sonst hätte ich schon längst aufgehört“, sagt sie. Im ver-gangenen Herbst ist sie bereits zum zweiten Mal in Folge deutsche Hochschulmeisterin geworden. Das sei schön und sie trete gern für Hohenheim an, doch auf nationaler oder gar internationaler Ebene bedeute dies nichts, erzählt die Sportlerin. „Die Leute sind halt von Titeln beeindruckt.“ Das sei zwar okay, „aber bei einem Weltcup-Turnier un-ter die besten 32 zu kommen ist sehr gut“, sagt sie. Punkte für die Rangliste sammeln kann die Fechte-rin, die bereits 20 Medaillen an ihrer Wand hängen hat, ohnehin nur auf bestimmten Turnieren. Ihr großes Ziel ist es, wieder bei der Europa- und der Weltmeisterschaft mitzufechten. Mit ihrem aktuellen Rang neun in Deutschland ist sie unzufrieden. Nur die besten vier dürfen mit zur Weltmeisterschaft. Für Julia Preßmar heißt es jetzt weiter Punkte sammeln und die Nerven behal-ten. Sie weiß, die Nervosität ist ihr größter Feind. „Im Training fechte ich häufig besser als bei Tur-nieren“, sagt sie. Ihre Erfahrung hat gezeigt: Wenn sich zwei gleich starke Gegnerinnen gegenüberste-hen, gewinnt die mit dem größeren Selbstbewusst-sein. Julia Preßmar will die sein, die an sich glaubt.

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FinanzwirtschaftStuttgart ist nach Frankfurt einer der bedeutendsten Finanzplätze Deutschlands. Neben der größten Landesbank und der L-Bank als der größten Förderbank haben insbesondere führen-de Institute im Versicherungs- und Bausparsektor ihren Sitz in der Region Stuttgart. Zudem befindet sich in Stuttgart die zweitgrößte Börse Deutschlands, die im Segment für verbriefte Derivate die europäische Marktführerschaft innehält. Auch im rasch wachsenden Leasing-markt hat Stuttgart eine starke Marktstellung. // www.clusterportal-bw.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / BERUFSBEGLEITENDE WEITERBILDUNG / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Intra- und EntrepreneurshipDie Universität Stuttgart und die Hochschule der Medien (HdM) führten Anfang 2014 ihr Angebot im Bereich der berufsbegleitenden Weiterbildung zusammen. Im Zentrum dieser Kooperation steht die Weiterbildungs-akademie. Mit der Einrichtung eines gemeinsamen Master-Studiengangs Intra- und Entrepreneurship wird die Arbeit praktisch umgesetzt. Das geplante Aufbaustudium soll ab 2015 Berufstätige und Absolventen fach-lich fundiert zur Gründung des eigenen Unternehmens oder zur Unternehmensübernahme befähigen. Diese hochschulübergreifende Verankerung der berufsbegleitenden Weiterbildung wird vom Land Baden-Württem-berg im Rahmen des Programms „Initiativen zum Ausbau berufsbegleitender Masterangebote“ unterstützt. Der Förderbetrag beträgt 600.000 Euro für die Dauer von fünf Jahren. // www.hdm-stuttgart.de

GD

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Universität HohenheimWirtschaftsinformatik (Bachelor)Wirtschaftswissenschaften (Bachelor)Management (Master)Besonderes: International Business & Economics (Master)// www.uni-hohenheim.de

Universität StuttgartWirtschaftsinformatik (Bachelor, in Kooperation mit Universität Hohenheim)Betriebswirtschaftslehre (Bachelor, Nebenfach)Besonderes: Technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre (Bachelor)// www.uni-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenBetriebswirtschaft (Bachelor)Besonderes: Immobilienwirtschaft (Bachelor)// www.hfwu.de

Hochschule EsslingenWirtschaftsingenieurwesen (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: International Industrial Management (MBA)// www.hs-esslingen.de

Hochschule der Medien StuttgartOnline-Medien-Management (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: Elektronische Medien (Master)// www.hdm-stuttgart.de

Hochschule für Technik StuttgartBetriebswirtschaft (Bachelor)Infrastrukturmanagement (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: General Management (Master) mit Auslandssemester und Doppelabschluss// www.hft-stuttgart.de

Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartBetriebswirtschaftslehre (Bachelor)Wirtschaftsinformatik (Bachelor)Besonderes: BWL – International Business (Bachelor)// www.dhbw-stuttgart.de

FOM Hochschule für Oekonomie & Management Business Administration (Bachelor/Master)Besonderes: Management Accounting & Finance (Master)// www.fom-stuttgart.de

MHMK Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation StuttgartBusiness School (Bachelor)Internationales ManagementKMU ManagementMarketing Management Besonderes: 6+1 Programm (= integriertes Auslandssemester)// www.mhmk.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / SEHR ZUFRIEDEN / / / / / / / / / / / / / / / /

61,1%Die Handwerksunternehmen in der Region Stuttgart sind überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. 2013 waren noch nur rund 45 % der Handwerks-betriebe der Region Stuttgart zufrieden. Im ersten Quartal des Jahres 2014 stieg diese Zahl nunmehr auf 61,1% an. // www.hwk-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / STADTFÜHRER APP / / / / / / / / / / / / / /

GAPPYGappy ist eine Tourismus App, die für das Betriebssystem Android von Studierenden der Hochschule Esslingen programmiert wurde. Es navigiert mit dem Smartphone entlang von Wanderrouten, Fahrradrouten und Stadtrundgängen, die von Mitgliedern der „Gappy Community“ ausgearbeitet und in eine Wiki-Seite eingepflegt werden. Gap-py ist also ein Mix aus Wanderführer und Wikipedia, denn die Inhalte kommen von den Usern selbst. // www.gappy.org

/ / / / / / / / / / / / / / / SCHAFFE, SCHAFFE / / / / / / / / / / / / / /

Über 100 Milliarden

Die Region Stuttgart gehört mit über 100 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung im Jahr zu den stärksten Standorten Europas. // www.stuttgart.ihk24.de

/ / / / / / / / / / JUNIOR BUSINESS TEAM / / / / / / / / / /

Studenten beraten Firmen

Das Junior Business Team (JBT) ist eine stu-dentische Unternehmensberatung mit Sitz in Stuttgart-Hohenheim. Die Studierenden wer-den durch ihre Arbeit für JBT vielversprechend auf den Übergang von der Theorie in die Pra-xis vorbereitet und können ihre kreativen und unverbrauchten Ideen bei der Problemlösung für Unternehmen einsetzen. // www.studentische-beratung.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ZITAT / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

„Wir sollten

versuchen,

einfach daran

zu glauben, dass

wir vorankommen

werden.“

Dieter Zetsche (geb. 1953), Vorstandsvorsitzender der Daimler AG

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33«FORTSETZUNG

DIE WELT VERÄNDERN.

ie Luft riecht nach Sommer. Draußen in den Schlossgärten räkeln sich die Stuttgarter in der Sonne. Drinnen scheint kühles Neonlicht

auf einen ovalen Tisch, an dem für gewöhnlich eckige Probleme gelöst werden. Rust – das klingt nach Freizeitpark. Sein Büro spiegelt wenig davon. Ein spartanisch möblierter Ort, an dem schnörkellos Politik gemacht wird für Baden-Württemberg. An der Wand hängt ein Foto, das breiten Raum einnimmt im Amtszimmer und viel sagt über den zweiten Mann im Superministerium für Wirt-schaft und Finanzen. Ein Porträt von Abstatt, sei-ner Heimat, gelegen zwischen Wunnenstein und Burg Wildeck. Irgendwo hier, irgendwo zwischen schwäbischem Bürgerwohnglück und pittoresken Weinbergen, irgendwo zwischen dem Pulsschlag der Schaffigkeit und dem heiligen Bimbam der evangelischen Stephanuskirche hat sich eine Quel-le aufgetan, die Ingo Rust bis heute bewässert. Vielleicht erklärt ihn dieses Bild am besten. Viel-leicht erklärt es sogar seinen steilen Aufstieg. Vom jüngsten Gemeinderat zum jüngsten Landtagsabge-ordneten, vom Vorsitzenden im Finanzausschuss zum Staatssekretär im Finanz- und Wirtschaftsministeri-um. Manchen würde ein solcher Werdegang zu Kopf steigen. Ihm nicht. „Politische Karrieren kann man nicht planen“, sagt Ingo Rust und fügt leise hinzu, das er diesen Satz durchaus als Christ formuliert habe. Für einen Moment erinnert der Genosse Rust an den jungen Christdemokraten Erwin Teufel, der einst mit 32 Staatssekretär im Ländle wurde und zeitlebens nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass es für ihn entscheidend ist, woher die Politik ihre Maßstäbe nimmt. Teufel wurde später Ministerprä-sident. „Ich nehme mein Schicksal an aus Gottes Hand, auch wenn es nicht läuft“, hat er als Re-gierungschef einmal gesagt. „Erfolg ist keiner der Namen Gottes.“ Bei Ingo Rust hört sich das ganz ähnlich an: „Da ist einer, der mich hält, wenn ich falle und der mich auch durch schwierige Situatio-nen trägt. Das ist mir eine wertvolle Gewissheit.“ Erwin Teufel war der Glaube an der Wiege ge-sungen, Ingo Rust eher nicht. Er ist ihm zufällig be-gegnet. Rust wird 1978 in Heilbronn-Neckargartach geboren und wächst in Abstatt auf. Seine Eltern haben sich den Traum vom Häusle verwirklicht und leben sparsam, was ihm im Rückblick weniger als Nachteil erscheint denn als Vorteil. „Ich habe ge-lernt, mit Geld umzugehen. Darüber bin ich froh.“ In seiner Freizeit verschreibt er sich dem Fuß-ball. Rust ist ein ambitionierter Vorstopper, einer der sich darum kümmert, dass im Strafraum der Seinen

nichts anbrennt. Eigentlich will er das auch bleiben, aber er verletzt sich schwer am Knöchel. Es passiert, als er im Training einen Elfmeter schießen will. „Da waren einige Maulwürfe unterwegs“, scherzt er. Just zu dieser Zeit flankt Gott in sein Leben. Rust bleibt der Kirche auch nach dem Konfirmanden-unterricht verbunden, was seinem Pfarrer auffällt. Der Seelsorger nimmt den jungen Protestanten in seinen Hauskreis auf, wo man sich über die Bibel austauscht. „So fand ich zum persönlichen Glau-ben“, sagt Ingo Rust, der sich bis heute im Abstatter Kirchengemeinderat engagiert und die Jahreslosung der christlichen Kirchen auch sonst verinnerlicht hat: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“ Fast jeden Tag liest er in der Bibel. „Das gehört für mich zum Gespräch mit meinem Gott“, sagt er. Dass man mit Worten einiges bewegen kann, wird ihm schon als Schülersprecher in der Realschule Ils-feld bewusst. Die Zuschüsse für die Busfahrkarten sollen gekürzt werden, was ihn an den Rezeptoren des Gerechtigkeitssinns kitzelt. „Ich wollte nicht, dass der Geldbeutel der Eltern darüber bestimmt, wie weit man kommt“, sagt er im Rückblick. Es ist das Jahr 1996. Die Sozi-aldemokraten kassieren bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg eine herbe Niederlage. Noch am Wahlabend fasst er sich ein Herz. Andere treten die ge-schlagene Partei in je-nem Moment, er tritt ihr bei. Drei Jahre später wird Rust in den Ge-meinderat seines Hei-matorts gewählt. Seitdem gestaltet er Politik. Dieses Geschäft ist tückisch. Wer sich zu sehr abhängig von der Politik macht, riskiert ein verbo-genes Rückgrat. Der Freizeitwanderer Rust geht gerne aufrecht. Ein solider Beruf ist die beste Ver-sicherung. Nach der Realschule wechselt er aufs Technische Gymnasium, später schreibt er sich an der Hochschule Esslingen ein. Dort holt er sich das Rüstzeug für den Beruf des Ingenieurs und ganz ne-benbei, ohne es zu ahnen, auch für den Beruf des Politikers. „Mich hat das Studium sehr geprägt“, sagte er, „weil ich dort das logische und ergebniso-rientierte Denken intensiv gelernt habe.“ Die Zeit auf der Hochschule empfindet Rust als bereichernd, seine Professoren nennt er „herausragend“. Viele seien aus der Industrie

Manche sehen über alles hinweg,

vor allem über die Realität.

Ingo Rust gehört nicht dazu. Nach

dem Studium an der Hochschule

Esslingen hat der Ingenieur

Karriere in der Politik gemacht.

Der unverbogene Staatssekretär

d

Page 34: Die Welt verändern - Ausgabe 9

34

«

DIE WELT VERÄNDERN.

Vom Maschinenbau ins MittelohrAn der Universität Stuttgart wurde ein neues Kompetenzzentrum für Laser-Doppler-Vibromet-rie eröffnet, das Messtechniken aus dem Maschinenbau für die Biomechanik nutzbar machen soll. Von den Forschungen profitieren insbesondere hörgeschädigte Menschen: Die Laser-Doppler-Vibrometrie ist eine Messtechnik, die kleinste Bewegungen im Nanometerbereich erfasst und dadurch hochdynamische Vorgänge ohne Beeinflussung des Messobjekts zugäng-lich macht. Klassischerweise kommt sie in technischen Systemen wie Maschinen, Robotern oder Fahrzeugen zum Einsatz. Sie lässt sich aber auch bei biomechanischen Vorgängen wie der Schallübertragung durch das Mittelohr zum Innenohr anwenden. Die Stuttgarter Wissen-schaftler forschen seit mehreren Jahren mit Verfahren wie der Computersimulation an Implan-taten, die es ermöglichen, ein durch Alter, Krankheit oder einen Unfall geschädigtes Gehör zu rekonstruieren. Neben passiven Prothesen mit der Funktion von „Ersatzteilen“ werden dabei auch aktive Prothesen entwickelt, die das eintreffende Schallsignal innerhalb des Ohres ver-stärken. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / ALTER BEKANNTER / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

EvergreenEs gibt Produkte, von denen man glaubt, es müsse sie schon immer gegeben haben. Das möchte man auch von der Wärmflasche meinen. Fashy produziert seit gut 60 Jahren Wärmflaschen und hat aus einem Produkt einen Kult ge-macht. Friedrich Kraus Senior gründete das heute in dritter Generation geführte Unternehmen 1948 als Großhandlung für Gummi- und Kunststofferzeugnisse in Stuttgart, das vom regionalen zum weltweit agierenden Unternehmen wurde. Zur Internationalisierung der Firma gehörte auch eine Namensänderung 1986 von Gummi-Kraus zu Fashy GmbH. // www.fashy.de

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gekommen und hätten ihm praxisnah ver-mittelt, worauf es ankommt. „Frage nicht, was nicht geht, sondern frage stattdessen lieber, wie es gehen könnte.“ Er nutzt das später auch für die Landespolitik, indem er sich die Strategien des Hochschulstudenten in Erinnerung ruft. „Wenn ich ein großes Problem habe, dann zerlege ich es in kleine Probleme und arbeite sie ab.“ Ein zentrales Problem stellt sich für ihn am Ende des Studiums. Kaum hat er seine Diplomarbeit begon-nen, kündigt der Landtagsabgeordnete Wolfgang Bebber den Abschied aus der aktiven Politik an. Ingo Rust, gerade 25 geworden, ist Zweitkandidat und rückt nach. Die Hochschule ermöglicht ihm, beides unter einen Hut zu kriegen. 2004 schließt er seine Di-plomarbeit ab und nimmt eine Teilzeitstelle in der For-schung an. Rust befasst sich mit Wissensmanagement in der Produktentwicklung und hält Vorlesungen. Gläubig zu sein, wissenschaftlich zu denken und politisch zu handeln, das gehört für ihn zusam-men. Rust engagiert sich im Landtag als kirchen-politischer Sprecher der SPD-Fraktion und darüber hinaus als Vorsitzender der Bezirkssynode des Evan-gelischen Kirchenbezirks Marbach. Das ist ihm wich-tig, weil er für ein partnerschaftliches Miteinander von Kirche und Staat eintritt. „Dem Nächsten und vor allem den Benachteiligten ein Fürsprecher und Helfer zu sein, ist ein Leitfaden für mich“, sagt er. 2011 wird ihm eine ernste Gewissensprü-fung abverlangt. Grün-Rot löst Schwarz-Gelb in Baden-Württemberg ab, was einer Sensation gleichkommt. Rust wird als Finanzstaatssekretär gehandelt. Er bespricht sich mit seiner Frau Frie-derike. Der Maschinenbauingenieur lässt sich an der Hochschule beurlauben und verwandelt sich in einen Vollzeitpolitiker, wohl wissend, dass er da-für einen Preis bezahlt. „Der Beruf des Politikers ist definitiv familienfeindlich“, sagt der Vater zweier Kinder. 80 Stunden pro Woche sind die Regel. „Das kann man nicht wegcamouflieren“, pfleg-te Willy Brandt in solchen Fällen gerne zu sagen. Der Genosse Rust trägt es mit Fassung, die er auch dann behält, wenn er im Lenkungskreis zu Stutt-gart 21 für seine Partei spricht. Rust bekennt sich zum Bahnprojekt, weil es den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg stärkt. Seine Partei denkt in dieser Frage wie er und damit anders als der Ko-alitionspartner, der in Gestalt des umstrittenen Verkehrsministers Winfried Hermann das Land glei-chermaßen vertritt. Da sind Spannungen program-miert, möchte man meinen. Rust meistert auch diese Prüfung, wobei ihm zupass kommt, dass ihn die Bindung im Glauben vor der Hybris bewahrt. Er nimmt „den Winne“, wie er ist und vielleicht auch sein muss. „Wir kommen gut miteinander aus.“ So einer könnte Karriere machen im politi-schen Betrieb. Manche halten ihn für den kom-menden Mann bei der SPD, was ihm zwar schmei-chelt, aber nicht zu Kopf steigt. „Ich versuche meinen Job mit Leidenschaft zu machen“, sagt er. „Alles andere ist nicht nur in meiner Hand.“ Drunten auf dem Hof des Neuen Schlosses wartet der Fahrer. Der Staatssekretär hat einen Ter-min. Ingo Rust verlässt seinen Schreibtisch, auf dem eine Bibel steht, und geht eiligen Schrittes hinunter auf den Hof. Politik ist ein unbarmherziges Geschäft. Um die Jubiläumssäule liegen die Sonnenanbeter und frönen dem Müßiggang.

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/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / HOCHSCHULE ESSLINGEN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

Tag der offenen TürDie Hochschule Esslingen öffnet wieder ihre Tore, um allen wissbegierigen Kindern, Jugend-lichen und Erwachsenen einen Tag lang einen Blick hinter die Kulissen der Hochschule zu gewähren. In Kooperation mit dem Kulturamt lockt das Experimentierfestival mit zusätzli-chen Mitmachständen auf den Campus. Im Anschluss feiern die Ehemaligen, die Alumni, ein Fest mit Musik und Vorträgen und einem kabarettistischen Vortrag mit Vince Ebert. 21. Juni 2014, 10 bis 15 Uhr Tag der offenen Tür, 15 bis 22 Uhr Alumnifest, Campus Stadt-mitte, Kanalstraße 33, 73728 Esslingen // www.hs-esslingen.de

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/ / / / / / HOCHSCHULREGION STUTTGART / / / / / // / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / AUSGEZEICHNETE BEDINGUNGEN IN ESSLINGEN / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /

HochschulrankingAuch in diesem Jahr erhielt die Hochschule Esslingen bei gleich sechs Fakultäten im aktuellen ZEIT Studien-führer 2013/14 sehr gute Beurteilungen. Die Fakultäten Angewandte Naturwissenschaften, Fahrzeugtechnik, Gebäude-Energie-Umwelt, Maschinenbau, Mechatronik und Elektrotechnik konnten hinsichtlich der Studiensi-tuation, der Betreuung, sowie des Berufs- und Praxisbezuges überzeugen. Im bundesweiten Vergleich der Fach-hochschulen gehört die Hochschule Esslingen beim CHE-Ranking vor allem in der Kategorie Maschinenbau zur Spitzengruppe: In zwölf Aspekten wurde der Fachbereich mit besonders guter Bewertung ausgezeichnet, zum Beispiel das Gesamturteil der Studiensituation, das Lehrangebot oder Betreuung. // www.hs-esslingen.de

AUSGEWÄHLTE STUDIENANGEBOTE:

Hochschule Esslingen

Technische Betriebswirtschaft/

Automobilindustrie (Bachelor)

Fahrzeugtechnik (Bachelor)

Maschinenbau (Bachelor)

Automatisierungstechnik (Bachelor)

Feinwerktechnik (Bachelor)

Elektrotechnik (Bachelor)

Technische Informatik (Bachelor)

Automotive Systems (Master)

Besonderes: Design and Development in Automotive

and Mechanical Engineering (Master)

// www.hs-esslingen.de

Universität Stuttgart

Mechatronik (Bachelor/Master)

Maschinenbau/Mikrotechnik,

Gerätetechnik und technische Optik (Bachelor/Master)

Elektrotechnik und Informationstechnik (Bachelor/Master)

Materialwissenschaft (Bachelor/Master)

Automatisierungstechnik/Mechatronik (Bachelor)

Fahrzeug- und Motorentechnik (Bachelor/Master)

Simulationtechnology (Bachelor/Master)

Verfahrenstechnik (Bachelor/Master)

Besonderes: Computional Mechanics

of Materials & Structures (Master)

// www.uni-stuttgart.de

Duale Hochschule

Baden-Württemberg Stuttgart

Maschinenbau (Bachelor)

Elektrotechnik (Bachelor)

Mechatronik (Bachelor)

Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor)

Besonderes: Vertiefung Mechatronik/Fahrzeugelektronik

und Maschinenbau/Fahrzeug-System-Engineering als

Grundlage für Tätigkeiten im Automotive-Umfeld

// www.dhbw-stuttgart.de

Hochschule für Technik Stuttgart

Konstruktiver Ingenieurbau (Master)

KlimaEngineering (Bachelor)

Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor)

Konstruktiver Ingenieurbau (Master)

Besonderes: International Master

of Interior-Architectural Design (IMIAD)

// www.hft-stuttgart.de

Hochschule für Wirtschaft und

Umwelt Nürtingen-Geislingen

Automobilwirtschaft (Bachelor)

Besonderes: Automotive Management (Master)

// www.hfwu.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / VOR 100 JAHREN / / / / / / / / / / / / / / / /

Erste Fraumit Diplom

Vor 100 Jahren legte an der Universität Stutt-gart die erste Frau ihren Diplomabschluss ab: Am 28. Januar 1914 erhielt Nora Kräutle (1891 –1981) an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart ihr Diplomzeugnis für das Fach Chemie. Sie war damit zugleich auch eine der ersten Hochschulabsolven-tinnen an einer Technischen Hochschule in Deutschland. Erst Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich Frauenrechtlerinnen dafür stark gemacht, dass Mädchen das Abitur machen und studieren durften. // www.uni-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / MASCHINENBAU / / / / / / / / / / / / / / / /

66.100Mit 66.100 Beschäftigten und einem Be-schäftigtenanteil von 22 Prozent am verar-beitenden Gewerbe ist der Maschinen- und Anlagenbau nach dem Fahrzeugbau nach wie vor die zweitstärkste Industriebranche der Region Stuttgart. // www.region-stuttgart.de

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / UMSATZSTARK / / / / / / / / / / / / / / / / / /

18 MilliardenDie Maschinenbau-Unternehmen der Regi-on Stuttgart haben im Jahr 2013 fast 18 Mil-liarden Euro umgesetzt. Damit entfallen fast 10 Prozent des Branchenumsatzes Deutsch-lands und rund 32 Prozent des Branchenum-satzes Baden-Württembergs auf die Region Stuttgart. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Firmen zeigt sich auch in der seit Jahren zunehmenden Exportquote, die aktuell bei 62 Prozent liegt. Einige Unter-nehmen setzen sogar bis zu 90 Prozent ihrer Produkte im Ausland ab.// www.wrs.region-stuttgart.de

/ / / / / / / / IDEEN FÜR RÖMERSTADT / / / / / / / / / /

Augusta RauricaDie Siedlung Augusta Raurica aus römischer Zeit (44 v. Chr.) liegt am Südufer des Rheins einige Kilometer östlich von Basel. In Koope-ration zwischen der Hochschule für Technik Stuttgart und der Römerstadt wurden Ideen und Konzepte des Master-Studiengangs Kon-struktiver Ingenieurbau für Überdachungen des römischen Theaters und des Schönbühl-tempels unter Leitung von Prof. Rolf Kicherer entwickelt. Die studentischen Projekte sind in einer Ausstellung auf dem Gelände der Rö-merstadt bis 12. August zu sehen. // www.hft-stuttgart.de

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Nach der VorlesungDesirée Schweitzer ist 20 Jahre alt und studiert im vierten Semester

Mechatronik/Elektrotechnik an der Hochschule Esslingen am Standort

Göppingen. Ursprünglich aus Tiefenbronn im Enzkreis hat sie nach ihrer

Ausbildung zur Mechatronikerin das Studium aufgenommen und sich seitdem

bestens in Göppingen eingelebt. Ihre persönlichen Tipps und Wohlfühlorte.

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DIE WELT VERÄNDERN.

Orte zum VerliebenWenn ich an Göppingen denke, kommt mir zuerst der Marktplatz in den Sinn. Dort finden die meisten Feste und Märkte statt und gerade zur Mittagszeit genieße ich dort gerne das bunte Treiben. Zurück an der Hochschule streift mein Blick bei gutem Wetter immer wieder hoch zum Hohenstaufen, wo man in der Sonne den späteren Nachmittag wunderbar aus-klingen lassen kann. Wer nicht mehr so weit fahren will, radelt kurz auf den Reutersberg, von dem man einen tollen Blick über Göppingen bis zum letzten Sonnenstrahl hat. In den Wintermonaten sist die Waldweihnacht von Göppingen das große Highlight und ein permanenter Magnet für sämtliche Studie-rende. Zwischen den vielen Tannen und Ständen ver-gisst man jeden Hochschulstress und genießt einfach nur noch die zauberhafte Atmosphäre.

Bars und RestaurantsDie Innenstadt von Göppingen bietet eine kulinari-sche Vielfalt an Restaurants. Bei großen Heißhunger besuchen wir gerne das Buffet im mongolischen Re-staurant „Rote Sonne“, aber auch beim Mexikaner „El Sombrero“ ist noch keiner ungesättigt wieder raus gekommen. Das Restaurant „Africa“ bietet im au-thentischen Ambiente schmackhafte Gerichte an und wer es doch lieber nicht so exotisch hat, kann beim „Onkel-Otto-All-you-can-eat-Schnitzel-Tag“ auf seine Kosten kommen. Gut gesättigt laden anschließend die Bars zu einem gemütlichen Umtrunk ein. Direkt am Marktplatz ist das „Tresor“, wo man im Sommer noch bis spät abends draußen sitzen kann. Einen Steinwurf entfernt befindet sich die „Mayers Lounge“, die don-nerstags Studententag hat. Mittwochabend ist im Irisch Pub immer Quiz Pub, wo man zu einem Cocktail noch gleich die Allgemeinbildung testen kann.

ShoppenDirekt in der Innenstadt findet sich eine Vielzahl an Läden, in denen man von Klamotten bis hin zu Accessoires alles einkaufen kann. Durch die gute Anbindung der Bahn nach Stuttgart, bietet es sich mitunter auch an, zum Shoppen einen kurzen Aus-flug in die Landeshauptstadt zu machen.

SparenRegelmäßige Veranstaltungen, die für Studierende kostenfrei sind, finden im „Café Campus“ statt, in dem sich viele Studierende die Zeit nach und zwi-schen den Vorlesungen mit Billard spielen oder Tisch-kicker-Turnieren vertreiben. Einmal die Woche findet dort auch ein Studentenkino statt, in dem Filme für 1€ gezeigt werden. Natürlich lohnt es sich auch sonst hier und da in der Stadt anzumerken, dass man Stu-dierender ist, zumal beispielsweise auch das Stadtki-no einen Studentenrabatt hat.

AusflügeIn Göppingen hat man die Möglichkeit viel Neues aus-zuprobieren, so gibt es zum Beispiel eine Studieren-den-Klettergruppe, die jedes Semester Anfängerkurse anbietet und auch gemeinsame Ausflüge an die Kalk-wände der Alb macht. Wer lieber auf dem Boden blei-ben mag, kann sich das Märklin Museum anschauen oder in den Barbarossa Thermen entspannen.

37

„In der Natur rund um

Göppingen klingt der

Tag wunderbar aus.“

MEINE LIEBLINGSADRESSEN:

Waldweihnachtwww.goeppingen.de

Tresorwww.cafetresor.de

Irisch Pubwww.writersirishpub.com

Barbarossa Thermenwww.barbarossa-thermen.de

Page 38: Die Welt verändern - Ausgabe 9

Katharina Menz, 23Mechatronik/Elektrotechnik,

Hochschule Esslingen

Studierende übers Studieren

38

Christian Müller, 26 Schauspiel, Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg

Johannes Engelhardt, 23Soziale Arbeit, Evangelische

Hochschule Ludwigsburg

Heutzutage kann „Mann“ alles studieren!? – Ja, sogar Soziale Arbeit, die einst aus der Frauenbewegung als Menschenrechtsprofession Ende der 80er gewachsen ist. Ich heiße Johannes Engelhardt, bin 23 Jahre alt und ich studiere im siebten und letzten Semester Soziale Arbeit an der

Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg. Soziale Arbeit ist ein für moderne Männer interessanter Studiengang. Durch den demografischen Wandel wird Soziale Arbeit für Männer immer attraktiver und auf dem Arbeitsmarkt wird händeringend nach „Manpower“ gefragt. Soziale

Trägerschaften sind eine der größten und Sozialunternehmen die innovativsten Arbeitgeber in Deutschland, dafür benötigt es Struktur, professi-onelle Pädagogik und Management. In dem Studiengang Soziale Arbeit habe ich die Möglichkeit, sozialpolitisch immer auf dem neusten Stand

zu bleiben und mich mit vollem Einsatz, Kreativität, sportlich und fair für Menschenrechte einzusetzen. Vor allem durch die Praxiseinheiten national durch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder international in einem maltesischen Heim für Obdachlose und Flüchtlinge konnte ich viele Aspekte der Sozialen Arbeit kennen lernen und anwenden. Beim Umgang mit Menschen in besonderen Lebenslagen wird Professio-nalität und Motivation benötigt, um für Gerechtigkeit anderer einzustehen. Das familiäre Umfeld und die innovative Einrichtung und Lehre an

der Evangelische Hochschule Ludwigsburg sind bestens geeignet für einen Bachelor oder Master in Soziale Arbeit.

Schon in meiner Jugend wurde die Faszination für technische Berufe geweckt. Gelegentliche Besuche im Betrieb meines Vaters und später die aktive Mitarbeit dort als Ferienjobberin festigten dieses Interesse und

ich lernte die Grundzüge der Elektronik und des hand-werklichen Arbeitens. Bei der Wahl des Studienplatzes haben mir mein Großvater und Onkel die Hochschule

Esslingen empfohlen, da sie selbst dort studiert und gute Erfahrungen gemacht hatten. Das Hochschul-

ranking tat sein Übriges, sodass ich mich für Esslingen entschied. Nun bin ich im 4. Semester und habe

meine Entscheidung nie bereut! Ich bin am Standort Göppingen, der nicht groß ist aber alles bietet was

man braucht, von modernen Laboren und Gebäuden bis zu einem kleinen Kino um nach einem langen Tag zu entspannen. Durch die kleinen Vorlesungsgruppen entsteht eine freundschaftliche und effektive Lernat-

mosphäre. So hat man schnell ein gutes Verhältnis zu seinen Kommilitonen und Professoren, die immer ein

offenes Ohr haben und gerne unterstützen. Die vielen spannenden Laborversuche lockern den Studienalltag

auf und binden von Beginn an das praktische Ver-ständnis und die Anwendung ins Studium ein.

„Hiermit bestätigen wir Ihnen den Studienplatz Schauspiel an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg.“ Lachen, Schreien, Loslassen, Verges-sen – alles war weg, das war es, das war das Gefühl, das ich hatte, als ich die Bestätigung erhielt. Ich hatte es geschafft! Seit ich mich deutlich erinnern kann, war es mein Traum, wie die Schauspieler, die ich spielen sah, auch einmal auf der Bühne zu stehen und mich in diesen Texten zu verlieren, denn auch wenn ich damals kaum etwas verstand, wusste ich: „Das ist´s“! Heute ist das nicht anders. Im Gegenteil: Von Stück zu Stück, von Ballade zu Ballade, von Lied zu Lied wird das Gefühl verstärkt. Endlich raus und brennen und was zu erzählen haben. Der Moment kurz vor dem Aufgang zur Bühne ... das ist einfach unbeschreiblich. Ich habe für mich entdeckt, welche Verantwortung ich haben kann, wenn ich die Bühne und die Kamera benutze, denn sie sind nicht nur dazu da, billigen Pointen hinterherzurennen. Ich will keine Meinungen bilden, sondern sagen, was ich zu sagen habe, dafür sind die Bühne und die Kamera die richtigen Medien. Wenn dann ein Nachdenken in Gang gesetzt wird, ist es umso schöner. Es ist doch das Größte, die Gedanken der Zuschauer in Bewegung zu bringen, ohne das selbst erlebt haben zu müssen. Zusammen mit der Selbsterfahrung, jedesmal in neue Rollen abzutauchen, vorher daran zu verzweifeln, weil man es nicht greifen kann, an den Aufgaben zu wachsen, die Extreme suchen, nochmal anfangen, obwohl man nicht mehr kann und dann auf einmal ist´s einfach da dieses Gefühl: „Ha, ich hab´s gecheckt“. Das ist das größte Geschenk, was mir gemacht wurde.

Page 39: Die Welt verändern - Ausgabe 9

DIE WELT VERÄNDERN.

Jusy Möllers, 23Landschaftsplanung und NaturschutzHfWU Nürtingen-Geislingen

„Landschaftsplanung und Naturschutz – so was kann man studieren? Gestaltet Ihr dann später Gärten und so?“ Nein, ganz und gar nicht. Ich bin mittlerweile im sechsten Semester an der HfWU und wir lernen alles andere als die Gestal-tung von Gärten. In insgesamt sieben

Semestern beschäftigen wir uns mit naturwissenschaftlichen, ökologi-schen aber auch rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekten der Land-schaftsplanung sowie dem Naturschutz. Das heißt vor allem, Konflikte in der bebauten und unbebauten Landschaft erkennen, vermeiden und min-dern, sowie Natur und Landschaft erhalten und gestalten. Dazu werden Leitbilder und Strategien erstellt, konkrete Planungen erarbeitet und prak-tisch umgesetzt. Der Studiengang bietet ein ausgewogenes Angebot von Theorie und Praxis. Vor allem durch ein integriertes Praxissemester aber auch durch Exkursionen und Veranstaltungen vor Ort. Desweiteren unter-richten bei uns nicht nur Professoren, sondern auch Lehrbeauftragte, die direkt aus dem Berufsleben berichten können und somit sehr praxisnah lehren. Meine Entscheidung für diesen Studiengang habe ich nie bereut. Was ich sehr schätze, sind die eigenständigen Projekte, die themenbezo-gen auf die Vorlesungen abgestimmt sind. So können wir Erlerntes auch gleich anwenden. Die HfWU ist mit rund 2.400 Studenten am Standort Nürtingen eine kleine und überschaubare Hochschule. Da pro Jahr nur 35 Studierende für den Studiengang zugelassen werden, kennt jeder jeden. Auch die meisten Dozenten und Lehrbeauftrage kennen einen mit Namen, so dass ein familiäres Miteinander entsteht.

Zurzeit studiere ich im sechsten Fachsemester Bachelor Architektur an der Hochschule für Technik in Stuttgart und werde dieses Semester meine Bachelor-Thesis abgeben. Zuvor habe ich 2012 meinen Bachelor of Arts in Innenarchitektur, ebenfalls an der HFT-Stuttgart, absolviert und danach ein Jahr Berufserfahrung bei 4a-Architekten in Stuttgart sammeln können. Da für mich Innenarchitektur nicht erst im Raum anfängt, wollte ich mich in der „klassischen“ Architektur weiterbilden und plane ab dem Wintersemester 2014 meinen Master in Architektur zu beginnen. Ich mag das Studium sehr, in Gruppenarbeiten werden jedes Semester tolle Projekte bearbeitet und am Ende sieht man die unterschiedlichsten Ergebnisse zu ein und dem-selben Thema. Es wird eng mit den Professoren zusammen gearbeitet und diskutiert. Im Lernprozess werden die Studienarbeiten stets bis hin zur 1:1 Detaillierung geplant und ausgearbeitet. Es ist sehr vielseitig und abwechs-lungsreich: Modelle bauen, Baunormen beachten, Plakate layouten, Statik berechnen, Materialien auswählen, Details entwickeln,... für mich ein super spannender Studiengang; wenn auch manchmal sehr stressig!

Mirjam Schnapper, 25Architektur, Hochschulefür Technik Stuttgart

Tobias Wilinski, 23Crossmedia-Redaktion,

Hochschule der Medien Stuttgart

„Und was genau ist das?“ Diese Frage folgt normalerweise, wenn

ich von meinem Studi-engang erzähle. Damit ich meinen Gesprächs-partner nicht mit einer

ausführlichen Definition langweile, sage ich mittlerweile „Crossmedia-Redaktion - sozusagen Journalismus“. Dass

wir viel mehr lernen, merke ich gerade in Gesprächen mit anderen Studenten. Während ich in der Schule die

meisten Fächer für Jahre besucht habe, muss ich mir als Crossmedia-Student viele Themen in kurzer Zeit aneig-

nen. Der Vorteil ist, dass ich mit jedem Kurs mein Medien-verständnis stärke und meinen Horizont erweitern kann.

Deswegen nehme ich auch an mehr Kursen teil, als ich eigentlich muss - in der Schulzeit undenkbar! Ein Kommi-litone setzt sich sogar manchmal in einen Vorlesungssaal,

ohne zu wissen, welches Thema als nächstes behandelt wird. Einfach, weil er weiß, dass er etwas lernen wird.

Die Hochschule der Medien bietet uns unglaublich viele Chancen zu lernen und sich mit Medien-Interessierten und

Medienexperten zu vernetzen, gerade als angehender Journalist braucht es aber vor allen Dingen Eigeninitiative.

Simone Kirschstein, 30Frühkindliche Bildung und Erziehung,

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Ich habe zunächst mit einer Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin begonnen. Während meiner Aus-

bildung eröffnete sich mir die Möglichkeit zur Doppelqua-lifikation durch das parallel zur Ausbildung stattfindende

Studium im Bachelor-Studiengang „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ an der Pädagogischen Hochschule Lud-

wigsburg. Mein Interesse daran, besser zu verstehen, wie Bildungs- und Entwicklungsprozesse im Kindesalter verlau-fen und wie diese professionell begleitet werden können, hat mich zur Aufnahme des Studiums motiviert. Während

meines Praxissemesters hatte ich die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Bereich Forschung zu sammeln, indem ich

Interviews mit Erzieherinnen geführt habe. Da ich gerne noch mehr über Forschung erfahren möchte, studiere ich seit Oktober 2012 im Master „Frühkindliche Bildung und

Erziehung“ mit dem Schwerpunkt Bildungsforschung.39

Page 40: Die Welt verändern - Ausgabe 9

40

UNIVERSITÄT STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:IngenieurwissenschaftenNaturwissenschaften und MathematikSprach- und KulturwissenschaftenWirtschafts- und Sozialwissenschaften

Studierende: ca. 25.000

Kontakt:Universität StuttgartKeplerstr. 770049 Stuttgart Telefon 0711 685-0 www.uni-stuttgart.de

UNIVERSITÄT HOHENHEIM

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:AgrarwissenschaftenBiologieBioökonomieErnährungs- und LebensmittelwissenschaftenWirtschafts- und Sozialwissenschaften

Studierende: ca. 10.00

Kontakt:Universität Hohenheim70593 StuttgartTelefon 0711 459-0www.uni-hohenheim.de

DUALE HOCHSCHULE BADEN-WÜRTTEMBERG STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:WirtschaftTechnikSozialwesen

Studierende: ca. 8.800

Kontakt:Duale Hochschule Baden-Württemberg StuttgartJägerstr. 5670174 StuttgartTelefon 0711 1849-632www.dhbw-stuttgart.de

Lehre und Forschung in der Region StuttgartDie Region Stuttgart ist ein herausragender Hoch-schul- und Forschungsstandort. Es finden sich hierzwei Dutzend Universitäten, Hochschulen und Akademien, rund 73.000 Studierende (Tendenz steigend), vier Fraunhofer-Institute, ein Fraunho-fer-Informationszentrum, zwei Max-Planck-Institu-te, zahlreiche renommierte Forschungs- und Ent-wicklungszentren der Privatwirtschaft sowie mehr als ein Dutzend regionale Kompetenz- und Inno-vationszentren, die mit Hilfe von Trägern aus Wirt-schaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand mit dem Ziel gegründet wurden, in Clustern innovative Kräfte zu bündeln sowie aus herausragender For-schung erfolgreiche Praxisprodukte zu entwickeln. Dabei sind nicht nur die bekannten Stärken Maschinenbau, Naturwissenschaft und Technik sowie Architektur, Bauingenieurwesen und Agrar-wissenschaft prägend für die Hochschulen und

Wissenschaftseinrichtungen des Standorts. Auch in weiteren Fachgebieten beweist der Standort außer-gewöhnlich gute Studienmöglichkeiten: Film und Medien, Wirtschaftswissenschaften, Bioökonomie, Gesundheitswissenschaften, Pädagogik, Soziale Arbeit, Verwaltungsmanagement und Steuern. Die Wissenschaftseinrichtungen des Standorts arbeiten zum Beispiel in den Feldern Nanotechnolo-gie, Festkörperforschung, Mikro- und Nanorobotik, Oberflächentechnik, Automatisierung, Material-wissenschaft, Bioverfahrenstechnik, Bauphysik und Bautechnik. Nobelpreisträger, Leibnizpreisträger und mit vielen anderen Auszeichnungen dekorierte Akteure stehen für exzellente Forschung und Lehre. An dieser Stelle haben wir neben den Hoch-schulen auch die ersten Wissenschaftseinrichtun-gen des Standorts aufgenommen. Weitere werden in den nächsten Ausgaben folgen.

Page 41: Die Welt verändern - Ausgabe 9

DIE WELT VERÄNDERN.

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HOCHSCHULE ESSLINGEN

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:WirtschaftTechnikSoziale Arbeit und Pflege

Studierende: ca. 6.000

Kontakt:Hochschule EsslingenKanalstr. 3373728 Esslingen a.N.Telefon 0711 397-49www.hs-esslingen.de

PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE LUDWIGSBURG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Lehramt und BildungswissenschaftKulturwissenschaftBildungsforschung

Studierende: ca. 5.400

Kontakt:Pädagogische Hochschule LudwigsburgReuteallee 4671634 LudwigsburgTelefon 07141 140-0www.ph-ludwigsburg.de

HOCHSCHULE FÜR WIRTSCHAFT UND UMWELT NÜRTINGEN-GEISLINGEN

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:WirtschaftUmweltPlanungRecht

Studierende: ca. 5.000

Kontakt:HfWU – Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-GeislingenNeckarsteige 6 –1072622 NürtingenTelefon 07022 201-0www.hfwu.de

HOCHSCHULE DER MEDIEN STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Druck und MedienElectronic MediaInformation und Kommunikation

Studierende: ca. 4.500

Kontakt:Hochschule der MedienNobelstr. 1070569 StuttgartTelefon 0711 8923-10www.hdm-stuttgart.de

HOCHSCHULE FÜR TECHNIK STUTTGART

TECHNIK STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Architektur und BauingenieurwesenInformatik, MathematikVermessungWirtschaft

Studierende: ca. 3.800

Kontakt:Hochschule für Technik StuttgartSchellingstr. 2470174 StuttgartTelefon 0711 8926-0www.hft-stuttgart.de

PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULESCHWÄBISCH GMÜND

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Lehramt und BildungswissenschaftFrühe BildungGesundheitsförderungInterkulturalität

Studierende: ca. 2.700

Kontakt:Pädagogische Hochschule Schwäbisch GmündOberbettringer Str. 20073525 Schwäbisch GmündTelefon 07171 983-0www.ph-gmuend.de

Standort GöppingenRobert-Bosch-Str. 1 73037 Göppingen Telefon 07161 679-0

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AKAD HOCHSCHULE STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:BetriebswirtschaftslehreInternational Business CommunicationMaschinenbauMechatronikWirtschaftsinformatikWirtschaftsingenieurwesen

Studierende: ca. 2.200

Kontakt:AKAD Hochschule StuttgartMaybachstr. 18 –2070469 StuttgartTelefon 0711 81495-0www.akad.de

HOCHSCHULE FÜR ÖFFENTLICHE VER-WALTUNG UND FINANZEN LUDWIGSBURG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:VerwaltungManagementFinanzenSteuern

Studierende: ca. 2.000

Kontakt:Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen LudwigsburgReuteallee 3671634 LudwigsburgTelefon 07141 140-0www.hs-ludwigsburg.de

HFH HAMBURGER FERN-HOCHSCHULESTUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:Gesundheit und Pflege, Wirtschaft und Technik

Studierende: ca. 1.160

Kontakt:Studienzentrum Gesundheit und PflegeHackstr. 7770190 StuttgartTelefon 0711 9 23 71-33 Studienzentrum Wirtschaft und TechnikNordbahnhofstr. 14770191 StuttgartTelefon 0711 67 23 59-50 www.hamburger-fh.de

EVANGELISCHE HOCHSCHULE LUDWIGSBURG

Kirchliche Hochschule, staatlich anerkannt

Schwerpunkte:Soziale ArbeitDiakoniewissenschaftReligionspädagogikFrüh- und Heilpädagogik

Studierende: ca. 1.000

Kontakt:Evangelische Hochschule Ludwigsburg Paulusweg 671638 LudwigsburgTelefon 07141 9745-209www.eh-ludwigsburg.de

STAATLICHE AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Bildende KunstArchitekturDesignKunstwissenschaften – Restaurierung

Studierende: ca. 900

Kontakt:Staatliche Akademie der Bildenden Künste StuttgartAm Weißenhof 170191 StuttgartTelefon 0711 28440-0www.abk-stuttgart.de

STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST STUTTGART

UND DARSTELLENDE KUNST STUTTGART

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:MusikTheaterSprechenMusikwissenschaft und Musikpädagogik

Studierende: ca. 770

Kontakt:Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende KunstUrbanstr. 2570182 StuttgartTelefon 0711 212-4620www.mh-stuttgart.de

Page 43: Die Welt verändern - Ausgabe 9

DIE WELT VERÄNDERN.

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FOM HOCHSCHULE STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:Business AdministrationInternational ManagementWirtschaftsinformatikWirtschaftsrecht, SteuerrechtBanking und FinanceGesundheits- und Sozialmanagement Wirtschaftspsychologie

Studierende: ca. 1.300

Kontakt:FOM HochschuleRotebühlstr. 12170178 StuttgartTelefon 0711 342297-0www.fom-stuttgart.de

HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNGSCHWÄBISCH GMÜND

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:InteraktionsgestaltungKommunikationsgestaltungProduktgestaltung

Studierende: 625

Kontakt:Hochschule für GestaltungSchwäbisch GmündMarie-Curie-Str. 1973529 Schwäbisch GmündTelefon 07171 602-600www.hfg-gmuend.de

FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG LUDWIGSBURG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:Film und MedienProduktionFilmmusik und Sounddesign

Studierende: ca. 450

Kontakt:Filmakademie Baden-WürttembergAkademiehof 1071638 LudwigsburgTelefon 07141 969-0www.filmakademie.de

MHMK MACROMEDIA HOCHSCHULE FÜR MEDIEN UND KOMMUNIKATION STUTTGART

Private Hochschule, staatlich anerkannt (Bayern)

Schwerpunkte:Business School: ManagementSchool of Creative Arts:Medien- und KommunikationsdesignMedia School: Journalistik,Medienmanagement

Studierende: ca. 300

Kontakt:MHMK – Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation StuttgartNaststr. 1170376 StuttgartTelefon 0711 2807380www.mhmk.de

MERZ AKADEMIE HOCHSCHULE FÜR GE-STALTUNG KUNST UND MEDIEN STUTTGART

Private Hochschule, staatlich anerkannt

Schwerpunkte:Gestaltung, Kunst und Medien Visuelle Kommunikation New Media, Film und Video

Studierende: ca. 280

Kontakt:Merz Akademie Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien Stuttgart Teckstr. 58 70190 Stuttgart Telefon 0711 268 66-77www.merz-akademie.de

FREIE HOCHSCHULE STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:WaldorfpädagogikKlassen-, Fach- und Oberstufenlehrer an Waldorfschulen

Studierende: ca. 280

Kontakt:Freie Hochschule StuttgartSeminar für Waldorfpädagogik(Staatlich anerkannte Hochschule)Haußmannstr. 44a, 48 –5070188 StuttgartTelefon 0711 210940www.freie-hochschule-stuttgart.de

Page 44: Die Welt verändern - Ausgabe 9

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HOCHSCHULE FÜR KUNSTTHERAPIE NÜRTINGEN

Private Hochschule

Schwerpunkte:Kunsttherapie

Studierende: ca. 270

Kontakt:Hochschule für Kunsttherapie NürtingenSigmaringer Str. 15/272622 NürtingenTelefon 07022 93336-0www.hkt-nuertingen.de

AKADEMIE FÜR DARSTELLENDE KUNST BADEN-WÜRTTEMBERG LUDWIGSBURG

KUNST BADEN-WÜRTTEMBERG

Staatliche Hochschule

Schwerpunkte:SchauspielTheaterregieDramaturgieBühnen- und Kostümbild

Studierende: ca. 60

Kontakt:Akademie für Darstellende Kunst Baden-WürttembergAkademiehof 171638 LudwigsburgTelefon 07141 309960www.adk-bw.de

STEINBEIS-HOCHSCHULE BERLIN SHB STUTTGART

Private Hochschule

Schwerpunkte:Business ManagementTechnologyInternational ManagementFinancial Management

Studierende: deutschlandweit ca. 4.800

Kontakt:Steinbeis-Hochschule Berlin SHBKienestr. 3570174 StuttgartTelefon 0711 1839-5 www.steinbeis-hochschule.de

MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR FESTKÖRPERFORSCHUNG

Schwerpunkte:Festkörperchemie und ElektrochemieKomplexe MaterialienKorrelierte ElektronensystemeNanowissenschaft und NanotechnologieNiedrigdimensionale Systeme

Kontakt:Max-Planck-Institut für FestkörperforschungHeisenbergstr. 170569 StuttgartTelefon 0711 689-0www.fkf.mpg.de

MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR INTELLIGENTE SYSTEME

Schwerpunkte:Biologische SystemeHybride und Synthetische MaterialsystemeMaschinelles LernenMaschinelles SehenRobotik

Kontakt:Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme(ehemals MPI für Metallforschung)Heisenbergstr. 370569 StuttgartTelefon 0711 689-3094www.is.mpg.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR PRODUKTIONSTECHNIK UND AUTOMATISIERUNG IPA

Schwerpunkte:UnternehmensorganisationAutomatisierungOberflächentechnik

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPANobelstr. 1270569 StuttgartTelefon 0711 970-00www.ipa.fraunhofer.de

Page 45: Die Welt verändern - Ausgabe 9

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR GRENZFLÄCHEN- UND BIOVERFAHRENSTECHNIK IGB

Schwerpunkte:Grenzflächentechnologie und MaterialwissenschaftMolekulare BiotechnologiePhysikalische ProzesstechnikUmweltbiotechnologie und BioverfahrenstechnikZellsysteme und Tissue Engineering

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGBNobelstr. 1270569 StuttgartTelefon 0711 970-44 01www.igb.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR ARBEITSWIRTSCHAFT UND ORGANISATION IAO

Schwerpunkte:Unternehmensentwicklung und ArbeitsgestaltungDienstleistungs- und PersonalmanagementEngineering-SystemeInformations- und KommunikationstechnikTechnologie- und Innovationsmanagement

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAONobelstr. 1270569 StuttgartTelefon 0711 970-2124www.iao.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR BAUPHYSIK IBP

Schwerpunkte:AkustikBauchemie, Baubiologie, HygieneEnergiesystemeHygrothermikGanzheitliche BilanzierungRaumklima, KlimawirkungWärmetechnik

Kontakt:Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP Nobelstr. 12 70569 StuttgartTelefon 0711 970-00www.ibp.fraunhofer.de

FRAUNHOFER-INFORMATIONSZENTRUM RAUM UND BAU IRB

Schwerpunkte:Erschließung und Bereitstellung von Fachinformationen für den Bereich Planen und Bauen, Raumplanung Städtebau Wohnungswesen, Baurecht, Bauwirtschaft, BauforschungBauschäden, Bauen im Bestand, Denkmalpflege, Energie-effizientes Bauen | Bautechnik

Kontakt:Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRBNobelstr. 12 70569 Stuttgart Telefon 0711 970-2500www.irb.fraunhofer.de

DEUTSCHES ZENTRUMFÜR LUFT- UND RAUMFAHRTSTUTTGART

Schwerpunkte:DLR-Institut für Bauweisen- und Konstruktionsforschung:Keramische Verbundstrukturen, Strukturelle Integrität, Raumfahrt Systemintegration,Rechnergestützte Bauteilgestaltung,Automatisierung und Qualitätssicherung in der Produktionstechnologie

DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte:Alternative Antriebe und EnergiewandlungKraftstoff- und EnergiespeicherLeichtbau- und HybridbauweisenInnovative Fahrzeugsysteme und Technikbewertung

DLR-Institut für Technische Physik:Festkörperlaser und nichtlineare OptikAktive Optische SystemeHochenergielaser / COILStudien & Konzepte

DLR-Institut für Technische Thermodynamik:Thermische ProzesstechnikElektrochemische EnergietechnikSystemanalyse und Technikbewertung

DLR-Institut für Verbrennungstechnik:Verbrennung in GasturbinenChemische KinetikVerbrennungsdiagnostikNumerische Simulation

DLR-Solarforschung:Konzentrierende Solarsysteme zur Wärme-, Strom-, Brennstofferzeugung

Kontakt:Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)Pfaffenwaldring 38 – 4070569 StuttgartTelefon 0711 6862-480www.DLR.de/stuttgart

DIE WELT VERÄNDERN.

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Page 46: Die Welt verändern - Ausgabe 9

Literaturmuseum der Moderne in Marbach

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Das Ludwigsburger Seeschloss Monrepos

Der historische Marktplatz von Herrenberg

Ein Wahrzeichen der Region – der Stuttgarter Fernsehturm

Leben in der Region Stuttgart

Als die Welt erschaffen war und der Schöp-fer hernach sein Werk betrachtete, so wird berichtet, übte er sich in Demut. In der Bibel heißt es: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Solche Sätze hört man heute kaum noch. Der Mensch neigt zur Übertreibung. Er wür-de dieser Tage wohl sagen: „Und Gott sah, dass es ein Jahrhundertprojekt war.“ Womit wir bei der Region Stuttgart wären, in der 2,7 Millionen Menschen leben. Nicht wenige von ihnen würden augenzwinkernd durchaus von einem Jahrtausendprojekt sprechen. Der Ballungsraum am Neckar ist ihre Heimat. Sie fühlen sich hier pudelwohl. Mit dem Begriff Heimat verbindet letztlich je-der etwas anderes. Er verweist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Dieser Raum prägt. Er schafft Identität, er formt Mentalität, er gibt Halt. Heimat ist, wo man nicht nach dem Weg fragen und sich nicht erklären muss. „Ohne Heimat sein“, schrieb einst Dostojewski, „heißt leiden.“ Das wird einem oft erst bewusst, wenn man länger weg ist und den Sound der Hei-mat vermisst, die Art, wie Menschen dort reden, die

Vertrautheit und die Seelenverwandtschaft und die ganz persönlichen Nischen. Die Region Stuttgart hat viele davon. Sie besteht aus 179 Städten und Ge-meinden, die alle ihren eigenen Charme haben. Von Kleinglattbach bis Großerlach. Schwäbisches Bürgerwohnglück paart sich hier mit steilen Rebhängen. Burgen und Schlösser prä-gen das Bild ebenso wie Fabriken, moderne Archi-tektur und Fachwerkveteranen. Dieser Lebensraum ist nicht verstaubt, sondern unverbraucht und frisch. Vor allem auch junge Menschen zieht es in die Städte der Region. Hier ist was los, hier ist was geboten. Es ist die Auswahl, die diesen Ballungsraum so unvergleichlich macht. Auch jene, wenn es um inte-ressante Jobs geht. Die Region Stuttgart ist nicht nur mit herausragenden Hochschulen und Forschungs-einrichtungen gesegnet, sondern gehört auch welt-weit zu den stärksten Wirtschafts- und Technologie-standorten. Die Arbeitslosenquote zählt bundesweit seit je zu den niedrigsten. Reichlich Auswahl gibt es auch in der Freizeit. Kunstsinnige haben die Wahl zwischen Hunderten von Museen und Galerien in der gesamten Region Stuttgart, allen voran die Staatsgalerie. Beeindruckend ist das breite Theater-

und Musikangebot, Musical, Varieté und Kabarett, Figurentheater und Pantomime. Man denke an das vielfach ausgezeichnete Stuttgarter Staatstheater, das weltberühmte Stuttgarter Ballett oder auch die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Es wird einem nie langweilig in dieser Heimat. Architekturdenkmale wie die Weißenhofsiedlung oder der Urvater aller Fernsehtürme sind Publi-kumsmagneten. Ein Alleinstellungsmerkmal hat die Wilhelma, Europas größter zoologisch-botanischer Garten. Wer bummeln will, kann sich in Städten wie Esslingen, Ludwigsburg und Stuttgart verlustie-ren, wer es individueller mag, findet Natur pur im Schwäbischen Wald sowie Rad- und Wanderwege am Albtrauf. Das alles ist buchstäblich um die Ecke. Ein Lebensraum ist frei nach Christoph Lichten-berg immer auch wie ein Spiegel. Wenn ein Affe reinschaut, kann kein Apostel rausschauen. Was die Region Stuttgart betrifft, überwiegen die Apostel. Sie ist jung und alt, sie ist bodenständig und modern. Sie macht Lust auf mehr und wird geprägt von Men-schen, denen der Drang zur Oberflächlichkeit fehlt. Diese Menschen eint das Gefühl, in dieser Zeit am rechten Ort zu sein. // www.region-stuttgart.de

Festbetrieb auf dem Cannstatter Wasen

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DIE WELT VERÄNDERN.

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Die nächste Ausgabe erscheint im Herbst 2014

Die Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V.

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) ist für die regional bedeutsame Wirtschafts-förderung verantwortlich, die dem Verband Regi-on Stuttgart per Landesgesetz übertragen wurde. Sie ist zentraler Ansprechpartner für Investoren und Unternehmen in der Stadt Stuttgart und in den fünf umliegenden Landkreisen. Die strategi-schen Aufgaben sind: Nationales und internati-onales Standortmarketing, Akquisition von Un-ternehmen, Investorenservices, das Initiieren von Branchen- und Technologienetzwerken, die Förde-rung regionaler Netzwerke und die Unterstützung der regionalen Unternehmen bei der Sicherung ihres Fachkräftebedarfs. Dabei arbeitet die WRS

eng mit Firmen, wissenschaftlichen Einrichtungen, kommunalen Wirtschaftsförderern und weiteren Partnern zusammen. Als modellhaft gelten die regionale Datenbank für Gewerbeimmobilien und die themenbezogenen Kompetenz- und Innovati-onszentren, die als Firmennetzwerk und Schnitt-stelle von Wirtschaft und Wissenschaft vor allem für kleine und mittlere Unternehmen von großem Nutzen sind. In Zusammenarbeit mit den Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen der Region engagiert sich die WRS für eine optimierte Wahr-nehmung und bessere Vernetzung des Hochschul- und Forschungsstandorts Region Stuttgart. // www.wrs.region-stuttgart.de Nº10

IMPRESSUM

HerausgeberHochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V.

Geschäftsstellec/o WirtschaftsförderungRegion Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstr. 1070174 StuttgartTelefon 0711- 228 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

Konzept und RedaktionMichael OhnewaldMatthias Knecht

PorträttexteMichael OhnewaldMarkus HeffnerDorothee SchöpferMarta Popowska

PorträtfotosReiner Pfisterer

GestaltungMichael Holzapfel/Atelier Felantix

RealisierungLose Bande /www.lose-bande.de

MitarbeitSebastian Menzel, Ann-Kathrin Kuhn

DruckUngeheuer + Ulmer KG GmbH + Co. Ludwigsburg

Gedruckt auf BVS matt der Papierfabrik Scheufelen in Lenningen mit FSC-Zertifizierungssiegel (fsc.org)

ISSN 2191-4087

Die Wirtschaftsförderung Region StuttgartGmbH ist eine Tochter des Verbands RegionStuttgart. www.region-stuttgart.de

BildnachweisReiner Pfisterer (1, 4, 8, 12, 16, 20, 24, 28, 32, 36, 37 – 39, 41, 42, 43, 44); Stadt Stuttgart (7); wikipedia (9, 23, 35); Stefan Erhard/sat1 (11); Jan von Bröckel/pixelio.de (13); Copan (17); Rainer Sturm/pixelio.de (19, 25); berggeist007/pixelio.de (21); lichtkunst.73/pixelio.de (29); fashy (34); Stuttgart Marketing GmbH (S. 46); Pressefreigaben der Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Im Sommer 2011 wurde der Verein Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V. gegründet. Die Geschäftsstelle des Vereins ist bei der Wirtschafts-förderung Region Stuttgart GmbH eingerichtet worden. Der Verein hat das Ziel, die Hochschu-len, Wissenschaftseinrichtungen, Unternehmen, Gemeinden mit Hochschulen und Stiftungen am Standort zu vernetzen, Bildungsprojekte anzure-gen und hochschulübergreifende Angebote für Studierende und Fachkräfte zu fördern. Es bestehen bereits jetzt viele Kooperationen in der Hochschullandschaft der Region Stuttgart. Eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Zusam-menarbeit zwischen Hochschulen und Forschungs-einrichtungen liegen aber noch brach. Weiterhin ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschafts-welt und prominenten Vertretern der Wirtschaft etabliert, Lehr- und Wissenschaftsinstitutionen und kleine sowie mittelständische Unternehmen haben aber vielerorts in der Region noch nicht im ge-wünschten Maß zu einer Vernetzung gefunden. Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass vom Aufsichtsrat und Rektorat der Hochschule für Technik Stuttgart im Sommer 2009 die Bitte an den Verband Region Stuttgart herangetragen wur-de, ein Vernetzungsprojekt zu initiieren. Nachdem zwischen Sommer 2009 und Sommer 2010 großes Interesse seitens der regionalen Hochschulen be-kundet worden war, erschien im Dezember 2010 die erste Ausgabe des Magazins „die welt verän-dern“. Zugleich wurde ein Internetauftritt online

gestellt, der gegenwärtig weiter ausgebaut wird. Neben Magazin und Internetseite, die langfristig auch in englischer Sprache etabliert werden sollen, werden moderne Kommunikationsplattformen wie facebook, twitter und xing integriert, Konferen-zen zu Zukunftsthemen organisiert, europäische und nationale Netzwerkprojekte initiiert und ein regionales Alumni-Netzwerk aufgebaut. Über die Teilnahme an nationalen und internationalen Leit-messen wird der Standort zudem über die eigenen Grenzen hinaus als Hochschul- und Wissenschafts-standort kommuniziert werden. Zwischenzeitlich sind mehr als 20 Hochschu-len, Gemeinden und Verbände Mitglieder des Vereins. Weitere werden voraussichtlich in den nächsten Monaten folgen. Erster Vorsitzender ist der Rektor der Uni Stuttgart, Wolfram Ressel. Ihm zur Seite stehen als Zweiter Vorsitzender Regional-präsident Thomas Bopp und Schatzmeister Rainer Franke, der Rektor der Hochschule für Technik Stuttgart. Weitere Vorstandsmitglieder sind der-zeit: Prof. Dr. Stephan Dabbert (Uni Hohenheim); Prof. Dr. Joachim Weber (DHBW Stuttgart); Vera Brüggemann (PH Ludwigsburg); Prof. Dr. Andreas Frey (HfWU Nürtingen-Geislingen); Prof. Dr. Peter Väterlein (Hochschule Esslingen); Prof. Dr. Franco Rota (Hochschule der Medien); Martin Böhnke (Akademie der Bildenden Künste); Marika Köpf (Akademie der Darstellenden Künste); Christine Kumpf (Wirtschaftsförderung Stadt Göppingen). // www.campus.region-stuttgart.de

Page 48: Die Welt verändern - Ausgabe 9

www.campus.region-stuttgart.de

ISSN 2191-4087