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Alumni Master in Applied History, Newsleer 11, März 2016 Inhaltsverzeichnis Begrüssung 1 1. Alumni-Exkursion nach Müstair und ins Bergell vom 27. / 28. Juni 2015 2 2. Alumni-Ausflug nach Bad Ragaz vom 2. September 2015 5 3. Besuch des Kriminalmuseums vom 12. November 2015 6 4. Vergangene Alumni-Anlässe 2. Halbjahr 2015 7 5. Alumni-Veranstaltungen 2016 7 6. Summerschool Istanbul, 4. bis 9. und 9. bis 14. Juni 2015 8 7. Summerschool Genua / Venedig, 8. bis 14. September 2015 11 8. Neuausrichtung des Fördervereins MAS Applied History 13 Impressum 13 Die zwei Mitarbeiterinnen Corin Strauch und Julia Baumann zusammen mit Jürgen Stutterich beim Anlass mit Egon Krenz (Hotel Zürichberg, Mai 2015) Liebe Alumae, liebe Alumni Von Istanbul, Genua, Venedig nach Graubünden – die Ausflüge und Reisen im vergangenen Halbjahr boten wieder historische Einblicke in die Kultur und Religion anderer Gesellschaften. Dank Ihnen finden sich im 11. Newsleer wieder Berichte und Fotos, zu deren Lektüre ich Sie hier herzlich einladen möchte. Ein grosses Dankeschön geht an unseren langjährigen Alumnipräsidenten Jürgen Stuerich. Mit viel Freude und Einsaꜩ gestaltete er die vergangenen Alumniprogramme. Seit Mai 2015 führt Lukas Neff, ebenso Absolvent des 1. Curriculums, das Präsidium. Mit herzlichen Grüssen Janina Gruhner Studiengangleitung

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Alumni Master in Applied History, Newsletter 11, März 2016

Inhaltsverzeichnis Begrüssung 11. Alumni-Exkursion nach Müstair und ins Bergell vom 27. / 28. Juni 2015 22. Alumni-Ausflug nach Bad Ragaz vom 2. September 2015 53. Besuch des Kriminalmuseums vom 12. November 2015 64. Vergangene Alumni-Anlässe 2. Halbjahr 2015 75. Alumni-Veranstaltungen 2016 76. Summerschool Istanbul, 4. bis 9. und 9. bis 14. Juni 2015 87. Summerschool Genua / Venedig, 8. bis 14. September 2015 118. Neuausrichtung des Fördervereins MAS Applied History 13 Impressum 13

Die zwei Mitarbeiterinnen Corin Strauch und Julia Baumann zusammen mit Jürgen Stutterich beim Anlass mit Egon Krenz (Hotel Zürichberg, Mai 2015)

Liebe Alumae, liebe Alumni

Von Istanbul, Genua, Venedig nach Graubünden – die Ausflüge und Reisen im vergangenen Halbjahr boten wieder historische Einblicke in die Kultur und Religion anderer Gesellschaften. Dank Ihnen finden sich im 11. Newsletter wieder Berichte und Fotos, zu deren Lektüre ich Sie hier herzlich einladen möchte.

Ein grosses Dankeschön geht an unseren langjährigen Alumnipräsidenten Jürgen Stutterich. Mit viel Freude und Einsatz gestaltete er die vergangenen Alumniprogramme. Seit Mai 2015 führt Lukas Neff, ebenso Absolvent des 1. Curriculums, das Präsidium.

Mit herzlichen Grüssen

Janina GruhnerStudiengangleitung

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1. Alumni Exkursion Graubünden nach Müstair und ins Bergell 27. / 28. Juni 2015

Der Fantasie sind wahrlich keine Grenzen gesetzt, um «Applied History» lebendig werden zu lassen. Einmal mehr hat ein perfekt organisierter Ausflug des harten Kerns der Alumni Einsichten und Freude an Neuem mit Vergangenheit gefördert. Die Reise ins Münstertal und ins Bergell hat an einem Wochenende – über 5’000 Meter hinauf, 5’000 Meter hinunter, mit 5 Pässen, etlichen Kur-ven und Spitzkehren über 550 km – auch äusserst viel-seitige landschaftliche Eindrücke vermitteln können.Durch das Kloster Müstair führte uns der leitende Ar-chäologe Jürg Goll. Kompetent und engagiert präsen-tierte er die Zeugnisse aus der karolingischen Zeit und die romanischen Fresken, die seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO sind. Mit dendrochronologischem Gespür und C14-Analysen konnten sogar die Balken in der Heiligkreuzkappelle auf wenige Jahre genau dem 8. Jahrhundert zugeordnet wer-den. Dass diese Kapelle später als letzte Ruhestätte für Nichtgetaufte gedient hat, sollen die Skelettfunde unter dem Boden vermuten lassen. Normalerweise wurden Nichtgetaufte unter der Linde auf dem Friedhof verscharrt – sie waren ja nur Menschen, aber keine Christen.Mit kriminalistischer Akribie haben die Archäologen, Kunsthistoriker und Denkmalschützer sich des Klosters

Ein Teil des Weges: Der Flüelapass auf 2383 Höhenmeter

und seiner Vergangenheit angenommen. Auch nach 20 Jahren sind sie weiterhin am Restaurieren der zahlrei-chen Räumlichkeiten des immer noch aktiven Benedik-tinerinnen-Klosters Mustair. Auf der Führung durch das Kloster war auch interessant zu hören, wie sich Denk-malschützer manchmal querlegen können und die Res-tauration zurück auf ein arbiträr gewähltes Datum fest-legen. Viele Geheimmisse gilt es noch zu ergründen …

René Franzoni, 2. Curriculum

Am Sonntag dann ging die Reise weiter ins Bergell. In Sils stieg die Historikerin Renata Giovanoli-Semadeni zu uns in den Bus und begleitete uns referierend bis zum Restau-rant Albergo Corona, wo uns Jürgen Stutterich einen glän-zenden Apéro spendierte – vom anschliessenden Mittag-essen können alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch heute schwärmen. Gian Andrea Walther, der Kurator des Palazzo Castelmur, leistete uns schon beim Mittagessen Gesellschaft. Seine Führung durch den Palast, 1850 – 1854 vom Baron Giovanni de Castelmur im maurisch- gotischen Stil erbaut, bildete den Abschluss zu einer wunder baren Entdeckungsreise nach Graubünden.

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1Aussenansicht auf die Klosterkirche in Müstair – Beginn des Vortrags von Dr. Jürg Goll an der Aussenfassade der Klosterkirche 2Aufmerksame Zuhörer. Dr. Jürg Goll erklärt den Aufbau des Freskenzyklus.

3Blick in den Chor mit den karolingischen und romanischen Fresken.

4Das Freskenkonzept der Klosterkirche grafisch aufbereitet.

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Gruppe vor dem Eingang zum Palazzo Castelmur.

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2. Alumni-Ausflug nach Bad Ragaz (Führung durch die Ausstellung Bad Ragartz) 2. September 2015

1Unsere Führerin vor einem der Kunstwerke: Milan Spacek, der blinde Passagier

2Urs P. Tuellmann, Ypsilon-Ring

3Manfred Martin, Frau 4Daniel Eggli, Bürogemeinschaft

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3. Besuch des Kriminalmuseums in Zürich 12. November 2015

1Einführung durch Andreas Krebs

2Es erwartete uns ein exzellenter Apéro – darunter ein grosses Sammelsurium allerlei Waffen

3Vortrag von Werner Schaub, dem Dienstchef des Medienstabs der Kantons-polizei Zürich

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4. Vergangene Alumni-Anlässe 2. Halbjahr 2015

27. Mai 2015

27./28. Juni 2015

27. August 2015

2. September 2015

29. September 2015

12. November 2015

29. November 2015

Generalversammlung Alumni und Förderverein MAS Applied History.

Alumni Exkursion nach Graubünden (organisiert von Jürgen Stutterich)

Master-Kolloquium mit Andrea Ventura, Absolventin 5. Curriculum, Vorstellung Ihrer Masterarbeit mit dem Titel «Geschicklichkeit und Glück: Wie die Stadt Baden die Weltwirt-schaftskrise meisterte».

Alumni Ausflug nach Bad Ragartz (organisiert von Xaver Schneggenburger)

Vortrag von Martin Blanke zum Thema «Konstantinopel und Italien an der Zeiten-wende der Spätantike zum Frühmittelalter».

Besuch des Kriminalmuseums in Zürich (organisiert von Oliver Reist)

Weihnachtsanlass der Alumni und des Fördervereins, Lesung und Disskusion mit Christoph Badertscher, Absolvent des 4. Curriculums, Titel «Die Erfindung der Praline».

Masterkolloqium mit Dagmar Schönig, Absolventin 7. Curriculum, Vorstellung Ihrer Masterarbeit mit dem Titel «Umb thusent Gulden Hauptguz und funffzig Gulden Gelts». Das Kreditgeschäft im 16. Jahrhundert und seine Akteure. Risiken und Sanktionsmög-lichkeiten am Beispiel einer Anleihe aus dem Jahr 1545.

Generalversammlung der Alumni und Förderverein MAS Applied History (Restaurant Linde Oberstrass), mit einem Vortrag von Gert Schnabel zu seiner Masterarbeit: «Die Bedeutung der Reichsgründung 1871 für die deutsche Wirtschaftsgeschichte: Zäsur oder Episode?»

Alumni-Exkursion nach Trier (organisiert von Charly Eichenauer)

11. April 2016, 18.30 bis 20.00 Uhr

Montag, 23. Mai 2016, 18 Uhr

15. – 18. September 2016

5. Alumni-Veranstaltungen 2016

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6. Summerschool Istanbul 4. bis 9. und 9. bis 14. Juni 2015

Als Teilnehmer der Summerschool Istanbul möchten meine Frau Edda und ich gerne unsere persönlichen Ein-drücke schildern betreffend Organisation des Seminars, der Vorlesungen, dem Aufenthalt in Istanbul, den emp-fundenen und wahrgenommenen Stimmungen. Auch was zwischen den Vorlesungen geschieht bleibt im Gedächtnis hängen. Der Übergang zwischen Konzen-tration und Entspannung hat offenbar eine kreative Komponente. Die Organisation darf sehr gelobt werden, alleine schon wegen der Lage des Hotels: genau zwischen Topkapi, Sultan Ahmed Moschee (der Blauen Moschee) und der Hagia Sofia, ziemlich nah am orientalischen Markt.Läden und Restaurants sind zu Fuss schnell zu erreichen – sehr komfortabel an heissen Tagen. Die Zimmer waren für den (universitären) Zweck angemessen, die Bedie-nung sehr liebenswürdig. Die Verständigung fand manchmal telepathisch, manchmal sprachlich statt. Beide Varianten haben ihre Tücken, aber die Kombina-tion erinnert daran, dass man vom trauten Heim weit entfernt ist und sich in einer geheimnisvollen Metropole befindet.Angenehm und zeitsparend war die Tatsache, dass die viele Vorlesungen in einem Saal des Hotels stattfinden konnten. Die Putzfrau im Nebensaal hat ab und zu ein Lied gesungen, aber darauf geachtet, dass sie den Refe-renten nicht überstimmte.Der Ausflug zum orthodoxen Priesterseminar auf der Insel Heybeliada (griechisch: Halki), lief wie am Schnür-chen: eine schöne Bootsfahrt mit gut gestimmten Tou-risten, die gerne etwas über ihre Familie erzählten. Auf der Insel bekamen einige «motorisch Gehandicapte» unter uns sogar eine Kutsche gestellt, um uns zu un-serem Reiseziel zu bringen: dem ehemaligen griechisch- orthodoxen Seminar auf dem Gipfel des Hügels Ümit Tepe (85 m). Es war ziemlich heiss und es war verblüffend, wie das historische Interesse trotz sengender Sonne die Füsse der Studenten beflü-gelte: die Fussgänger kamen fast gleichzeitig mit den Kutschenfahrern zum Gipfel. Wir trafen oben aber nicht auf einen gütigen, bärtigen Patriarchen im langen schwarzen Gewand, mit einem einnehmenden Lächeln auf dem Gesicht. Die Gastgeber standen leicht einge-schüchtert vor dem Seminar, das früher einmal hervor-ragende orthodoxe Theologen ausgebildet hatte. Seit der

Schliessung des Seminars durch eine Militärregierung im Jahre 1971 ist diese ehemals wichtigste christliche Theologische Hochschule der Türkei weitgehend ver-waist und imponiert heute eher als ein ausgestorbenes, verlassenes Internat. Die Hinterbliebenen konnten uns wenig über die Flucht ihrer Kollegen mitteilen und ver-suchen, das griechisch-orthodoxe Bollwerk zu halten. In der ehrwürdigen Bibliothek zeigten sie uns ihren Reich-tum an alten Büchern und theologischen Schriften. Ich konnte mir trotzdem nicht vorstellen, dass jemand von uns dadurch verführt wurde in diese Vergangenheit einzutauchen.Im Garten des Seminars übte der bekannte Dirigent und Pianist Facil Say auf einem Flügel und bereitete sich of-fensichtlich auf ein Abendkonzert vor. Die Stimmung wurde dadurch noch wehmütiger. Unten angekom-men, änderte sich die Stimmung und die Bootsfahrt in der sanften Nachmittagssonne der Marmara-See war ein Vergnügen.Vom akademischen Angebot haben uns einige Vorlesun-gen persönlich sehr beeindruckt: Frau Prof. N. Naksudian sprach auf klare und souveräne Art über das traurige Schicksal der Armenier. Zusam-men mit anderen «Millets», also anerkannten Religions-gemeinschaften des Osmanischen Reiches, wie christ-lichen Gruppierungen (griechisch-orthodox, Kopten, Katholiken, Bogomilen etc.), den jüdischen Gemeinden (Aschkenasim, Sephardim, rumänische Juden), wurden die Armenier von der osmanischen Obrigkeit toleriert und besassen gewisse Freiheiten. Man sprach von or-thodoxen, armenischen und jüdischen Millets. Nach der französischen Revolution kamen immer mehr Versuche der verschiedenen Ethnien (es gab deren viele) sich von der osmanischen Herrschaft zu befreien: Aufstände in Griechenland, Serbien, Rumänien und später in Bulga-rien, aber auch in Ägypten. Die Russen versuchten die Schwächung des osmanischen Reiches zu nutzen, um das eigene Territorium auszudehnen und ihre griechi-schen Glaubensgenossen zu «befreien». Zwischen dem osmanischen Reich und Russland fanden sechs Kriegen statt, an denen die Armenier beteiligt waren, manchmal für, manchmal gegen die Osmanen. Um dem Zerfall des osmanischen Reiches entgegenzusteuern, wurden nati-onalistische Gefühle geschürt. Die Armee, die Rekrutie-rung von Soldaten, die Industrie, die Steuern wurden

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wichtig. Die Toleranz gegenüber Millet-Gruppierungen, die diese neuen Entwicklungen nicht mithalten konnten oder wollten, verschwand und verwandelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einen Hass gegen Minori-täten – vor allem potentiell abtrünnige. Schon 1880 und 1895 fanden in Armenien Razzien und Massaker mit der Ermordung von schätzungsweise 100’000 bis 200’000 Ar-meniern statt. Rassismus und Nationalismus haben auch in der «jungen» Türkei (ich spiele auf die politische Be-wegung der Jungtürken an) einen beabsichtigten und gut organisierten Genozid zu Folge gehabt.Die rabiaten politischen Reaktionen der aktuellen tür-kischen Regierung auf die Anerkennung des Genozids, wo und wann auch immer sie offiziell (im Land selber und in den anderen Staaten) erörtert wird, zeigt das schlechte Gewissen und die Hilflosigkeit der nationa-listischen Türkei. Gerade in einem Land, das durch so viele Ethnien bevölkert wurde und worin so viele Kul-turen unter osmanischer Herrschaft friedlich zusam-menleben konnten, fand im 20. Jahrhundert eine tra-gische Entwicklung statt. Das ethische Dilemma der aktuellen Türkei in Bezug auf den Armenier-Genozid spiegelt meines Erachtens auch Schamgefühle wieder. Und damit das Bewusstsein, dass Regierungen, zur Stärkung ihren nationalen Identität, kolossale Fehlent-scheidungen treffen können. Für einen jungen Natio-nalstaat mit einer halbwegs demokratischen Struktur sind solche Schuldgefühle leichter zu verdrängen als zu verdauen. Es muss gerade deswegen dieser Gesell-schaft hoch angerechnet werden, dass sie in ihren Universitäten jemand wie Frau Naksudian anstellt, Tochter einer Jüdin und eines Armeniers, um das ar-menische Dilemma auf nüchterne und empathische Art nach «Aussen» zu vertreten.Ebenfalls waren Edda und ich beeindruckt von den übersichtlichen und gut verständlichen, aber doch in hohem Tempo präsentierten Vorträgen von Prof. Mau-rus Reinkowski. Speziell die Entstehung und Differen-zierung der zahllosen islamischen Glaubensrichtungen im osmanischen Reich wurden samt ihren komplexen Zusammenhängen übersichtlich dargestellt. Die Wirren und Konflikte in diesem Riesengebiet müssen enorme Ausmasse angenommen haben. Desto erstaunlicher ist es, wie sich die Sultane im den letzten zwei Jahrhunder-ten ihrer Regierung völlig auf ihren Wezire und

Beamten (meist islamischen Rechtsgelehrte, aber auch konvertierten Juden, Griechen und Armenier) abge-stützt haben. Angeblich haben die Sultane politische Diskussionen in ihrem «Parlament» durch ein absicht-lich dafür angefertigtes Guckloch beobachtet, ohne an den Diskussionen Teil zu nehmen.Als Guide und Führer war Prof. Reinkowski besonders freundlich und hilfsbereit. Ich wurde in meiner Vermu-tung bestätigt, dass er alles wusste, was ich nicht wusste. Das kann einen durchaus beruhigen. Prof. Sevket Pamuk, der Bruder des Schriftstellers Orhan Pamuk (Träger des Nobelpreises für Literatur 2006) hielt auf dem schönen Campus der Bosporus-Universität aus-gezeichnete Vorlesungen über Wirtschaft und Gesell-schaft der Türkei. So viel Nüchternheit bei Sevket Pamuk und soviel Nostalgie bei Orhan Pamuk ist erstaunlich. Besonders zu erwähnen ist dabei Orhan Pamuks Werk «Istanbul – Erinnerung an eine Stadt» über Schwermut als Teil der Istanbuler Alltagskultur.Frau Prof. Parla sprach über die Rolle Istanbuls in der türkischen Literatur, vor allem der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ich fand es interessant, dass sich die türkischen Autoren speziell von der französischen Li-teratur inspirieren liessen. Offenbar bestand auch ein grosses Interesse der Intellektuellen an der französi-schen Revolution. Die Osmanen haben nicht gegen Napoleon gekämpft, obwohl er freundlicherweise mit seiner Armee auf Besuch kam (!) Vielleicht spielt auch die lange Anwesenheit von Frankreich im mittleren Osten und Nord-Afrika eine Rolle. Umgekehrt haben viele französische Literaten (Gerard de Nerval :«Vo-yage en Orient», Victor Hugo: «Les Orientales», Gus-tave Flaubert, Theophile Gautier: «Constantinople») sich auch für die Türkei, speziell Istanbul, interessiert. Aus der Lektüre von Orhan Pamuks «Istanbul», be-kam ich den Eindruck, dass das Istanbul des 19. Jahr-hunderts eine Gesellschaft mit einem Hang zu Melan-cholie und Wehmut beherbergte. Ein Eindruck, der durch die Vorlesung von Prof. Parla noch verstärkt wurde. Orhan Pamuk beschreibt die melancholische Stimmung mit dem türkischen Begriff «Hüzün». Diese Form der Melancholie entspricht nicht einer «priva-ten» persönlichen Melancholie oder gar einer Krankheit. Ein ganzes Kollektiv, eine ganze Stadt kann von dieser Stimmung durchdrungen sein. Da gibt es eine Parallele

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mit dem Paris des 19. Jahrhunderts. Dort herrschte eine romantisch-melancholische Untergangsstimmung vor, die ausser bei den erwähnten französischen Autoren auch bei den von Prof. Parla und von Orhan Pamuk er-wähnten Werken türkischer Autoren anzutreffen ist. Auf beiden Seiten erlebte man die Wehmut nicht als etwas Beschämendes, sondern als eine Form der positiven Ver-bundenheit auf die man stolz war.Vielleicht treffen die orientalische Träume der Euro-päer und die europäische Träume der Orientalen in einer Stadt wie Istanbul aufeinander und erzeugen ein Amalgam: Hüzün. Auf jeden Fall ist Istanbul stim-mungsmässig kaum mit einer europäischen Metropole zu vergleichen. Diese Form der Melancholie (Hüzün), die die Grundstimmung einer Gesellschaft zum Aus-druck bringt, könnte als Brücke zwischen zwei Kul-turen dienen.Den letzten Abend wollten wir zu einem hervorragen-des Restaurant fahren, das uns von türkischen Freun-den empfohlen wurde. Die Fahrt in einem Taxi dauerte 2 ½ Stunden: Stosszeit. Für Istanbuler vielleicht eine Bagatelle, aber für Schweizer anstrengend. Das Essen war hervorragend, die Lage am Wasser war märchen-haft, mit den vielen vorbeifahrenden Schiffen und der riesigen, beleuchteten Bosporus-Brücke. Die Stimmung hob ab und wir vergassen unseren Ärger über die Taxifahrt. Trotzdem: Das nächste Mal, so haben Edda und ich entschieden, wollen wir dorthin mit einem Schnellboot fahren. Unsere türkische Freunden haben uns versichert: die Möglichkeit besteht.

Edda und Serge Katan, 1. Curriculum

Istanbul bei Nacht: Blick auf die Blaue Moschee

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7. Summerschool Genua / Venedig 8. bis 14. September 2015

Spolien trafen wir sozusagen auf Schritt und Tritt an. Die Tendenz zur Wiederverwendung ist nicht ganz über-raschend, insbesondere in Venedig, wo alles Baumate-rial herantransportiert werden musste und immer noch muss. Auch Spolien kamen von auswärts; im Unterschied zu vielen anderen Orten gibt es im Untergrund nichts, auch keine römischen Reste. Ein schönes Beispiel zeigte uns Prof. Wolters auf dem Campo Santa Maria Formosa am Palazzo Vitturi: Für die drei Säulen an der Loggia im piano nobile dieses Gebäudes aus dem 13./14. Jahr-hundert waren Kämpferkapitelle aus justinianischer Zeit aus Dalmatien importiert worden. Ein Beispiel zum rei-nen Materialbedarf, wobei man sich freilich in diesem Fall etwas Exquisites leistete; häufig steckt noch mehr dahinter.Diocletian war 284 in Nikomedia durch das Heer zum Kaiser ausgerufen worden. Bald nahm er einen Mitre-genten, der fortan für den Westen zuständig war. 293 wählten sich die beiden Augusti zusätzlich je einen jün-geren Mitregenten, einen Caesar. Eine schöne Darstel-lung dieser Tetrarchie stand in Konstantinopel am Phi-ladelphion. Bei der Eroberung von Konstantinopel anlässlich des vierten Kreuzzugs 1203/4 wurde die Por-phyrplastik mit den leicht unterlebensgrossen Figuren nach Venedig transportiert und dort in die marmorne Wandverkleidung des 12./13. Jahrhundert aussen an der Südwestecke der Schatzkammer von San Marco einge-baut. Kann man hier die leicht grössenwahnsinnige Projektion des römischen Herrschaftsgedankens auf das heimische Venedig vermuten?

Ähnlich ein Beispiel von Spolien als Trophäen aus Ge-nua: In unmittelbarer Nähe des porto antico war ab 1260 durch den ersten Capitano del Popolo Guglielmo Bocca-negra ein zivil-politisches Zentrum als Gegengewicht zur nahen Kathedrale San Lorenzo errichtet worden: der Palazzo di San Giorgio. Einige Steine stammten von der abgerissenen venezianischen Botschaft in Konstantino-pel und waren der Dank Konstantinopels für die genu-esische Unterstützung im Kampf gegen das Lateinische Kaiserreich (1204 – 1261). Als sichtbares Zeichen wurde dieser Wasserspeier über dem ehemaligen stadtseitigen Haupteingang angebracht, worauf uns Dr. Stephanie Hanke beim Rundgang hinwies. Der Platz ist freilich unzweckmässig, und die Kombination mit dem genu-esischen Wappen kann zu zweifelhaften Interpretatio-nen verleiten. Schon bald mutierte nota bene das Gebäude zum Banco di San Giorgio, erhielt eine Erweiterung mit Schaufassade zum Hafen und verkörpert damit den wahren spätmittelalterlichen Lebenszweck der Stadt.

Spolien am Palazzo Vitturi, Venedig (Abbildung aus Wikipedia) Wasserspeier im Palazzo die San Giorgio in Genua (Abbildung aus Wikipedia)

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Schliesslich ein Beispiel privater Repräsentation. Die Kir-che San Matteo auf der Piazza Doria ist sozusagen die Hauskapelle dieser Familie. Der antike Sarkophag an der Stirnseite stammt von der Insel Curzola vor der dalma-tinischen Küste. Lamba Doria (1245-1323) hatte dort mit 78 Galeeren im Jahre 1298 die venezianische Flotte ge-schlagen und dieses Beutestück heimgebracht. Es stand zunächst als private Trophäe in einem der Familienpa-läste, die den Platz umstellen und wurde dann im gege-benen Zeitpunkt als Sarg des Eroberers wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt, zunächst zu ebener Erde, später an der Fassade. Nota bene war die-ser Seesieg der Beginn einer kurzen genuesischen Vor-herrschaft im Mittelmeer – und ein venezianischer Kriegsgefangener diktierte im Gefängnis im Palazzo di San Giorgio (sic!) «Il milione»: Marco Polo.

Häufiger als Spolien waren in Venedig einzig Karnevals-masken, die in dichten Trauben von den Verkaufsstän-den hingen. An eine Mauer hat es indes noch keine geschafft. Das blieb St-Bertrand-de-Comminges vor-behalten. Zur Römerzeit lag dort am Nordabhang der Pyrenäen die Veteranenkolonie Lugdunum Conven-arum aus den spanischen Feldzügen, die angeblich 30000 Einwohner hatte. Auf ihrem Gelände wurde später aus Spolien eine kleine romanische Kapelle errichtet, wo ich in der Tat eine Theatermaske aus der Mauer des Längsschiffes ragen sah.

Peter Hagemann, 1. Curriculum

Antiker Sarkophag (Abbildung aus Wikipedia)

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Palazzo di San Giorgio in Genua Prof. Wolfgang Wolters auf seinem Spaziergang durch Venedig

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8. Neuausrichtung des Fördervereins MAS Applied History

Der Weiterbildungsstudiengang MAS Applied History wurde 2005 ins Leben gerufen. Die berufsbegleitenden Stu-diengänge richten sich in der Regel an Personen mit einem Hochschulabschluss auf Masterstufe und Berufspraxis. Der Studiengang finanziert sich seit seiner Gründung ausschliesslich durch die Studiengebühren, die von unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern semesterweise entrichtet werden.

Da der Verein zur Unterstützung des Weiterbildungskurses MAS Applied History bereits im Februar 2007 gegründet wurde, konnte dieser nun anhand seiner Statuten neu ausgerichtet werden, ohne das eine Neugründung eines weiteren Vereins notwendig gewesen wäre. Der Verein unterliegt den im Vereinsrecht des Zivilgesetzbuchs festgelegten Be-stimmungen (Art. 60ff ZGB). Präsident des Fördervereins ist derzeit Edda Katan, Absolventin des 1. Curriculums.

Wie wie in den Statuten formuliert (Art. 3) soll mit der Vergabe von Stipendien an förderungswürdige und bedürftige Personen die Zulassung zum Masterstudium ermöglicht werden. Im Mai 2013 konntet von den Rücklagen des För-dervereins das erste Stipendium vergeben werden.

Darüberhinaus hat sich in den letzten Jahren eine Interessentengruppe etabliert, die an Einzelmodulen oder den Schools teilnehmen möchte, insbesondere Partnerinnen oder Partner eingeschriebener Teilnehmer oder Alumni-Teilnehmer.

Der Besuch von Einzelmodulen oder Schools steht neben den regulären Teilnehmern auch den Alumni und ex-ternen Teilnehmern sowie den Mitgliedern des Fördervereins zu reduzierten Tarifen offen. Daraus resultiert folgende Übersicht:

Impressum© 2016Universität Zürich

Herausgeberin:Alumni-Vereinigung Applied History Universität Zürich(www.mas-applied-history.uzh.ch/Alumni)Förderverein Applied History Universität Zürich

Redaktion:Janina Gruhner, [email protected] Kohler, [email protected]

Gestaltung:Tara Gschwend, Informatikdienste, MELS, Universität Zürich

Bilder:Alumni-Exkursion Graubünden: René FranzoniAlumni-Ausflug Bad Ragaz: Janina GruhnerKriminalmuseum Zürich: Janina GruhnerSummerschool Istanbul: InternetSummerschool Genua / Venedig: Internet / Janina Gruhner

Einzelmitglied Jahresbeitrag CHF 100.-

Familienmitglieder Jahresbeitrag CHF 150.-

Gönner Jahresbeitrag CHF 1000.-

Leistungen für die MitgliederEinladungen und exklusiver Zugang zu allen Veranstaltungen (Vorlesungs reihen, Kamingesprächen, Museumsbesuchen und Encounters) des Master kurses und reduzierte Teilnehmergebühren bei Modulen und Schools.

BankverbindungFörderverein mas Applied Universität ZürichCH73 0900 0000 8555 0003 2

KontaktEdda Katan, Präsidentin des Fördervereins, [email protected]

Weitere Informationenwww.mas-applied-history.ch/foerderverein