Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Dienst am Frieden Dienst am Menschen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 1919 - 2009

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Geschichte des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

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Dienst am Frieden

Dienstam

Menschen

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 1919 - 2009

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Aus derVergangenheit fürdie Zukunft lernen

Am 16. Dezember 1919 wur de derVolks bund Deut sche Kriegsgräberfür sor -ge e. V. als eine Initiative en ga gierterBürger gegründet. Seine Aufgabe: denAnge hö rigen bei der Fürsorge für die imAusland fast unerreichbaren Kriegsgräberzu helfen und das Gedenken an die Opferdes Krieges aufrechtzuerhalten.

Dieses Buch gibt einen Ein blick in dieGeschichte des Volksbundes seit seinerGrün dung und damit auch in die deut -sche und europäische Ge schich te. Die Auf - ga ben und Ziele seiner Arbeit stellt er derpolitischen und gesellschaftlichen Ent -wicklung gegenüber.

Der Volksbund hat einen wesentlichenAnteil daran, dass sich das Bewusstseinfür Recht und Unrecht in unserer Gesell -schaft fortentwickelt. Die Arbeit des Volks - bun des, die Erhaltung der Kriegs grä berals Mahnung zum Frie den, bleibt aktuellund notwendig. Seine intensive Jugend -arbeit ist ein fester Bestandteil der schuli -schen Frie dens er ziehung.

Während Kriegsgräberfür sor ge in allenLändern der Welt eine staatliche Aufgabeist, hat in Deutschland der Volksbund alsVerein diese Verpflichtung übernommen.Mitglieder und Spender tragen den größ-ten Teil der jährlichen Kosten, damitdeutsche Kriegsgräber in 100 Län dernerhalten und vor dem Vergessen bewahrtwerden können.

Dieses Buch ist ein Dank an jene, diedurch ihr ehrenamtliches Engagementund durch ihre Spenden den Volksbundgefördert haben und weiter unterstützen.

Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge e. V.

Versöhnung über den GräbernArbeit für den Frieden

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Dienst am Frieden

Dienstam

MenschenVolksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

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„Die Geschichte Deutschlands ist untrennbar verknüpft

mit den beiden Weltkriegen. Die Erinnerung daran hat uns Deutsche tief geprägt.

Wir haben die Verantwortung, die Erinnerung an dieses Leid und an seine Ursachen

wach zu halten, und wir müssen dafür sorgen, dass es nie wieder dazu kommt.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. setzt sich für diese Aufgabe

in vorbildlicher Weise ein. Ich freue mich, dass er dabei auch auf die

große Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger zählen kann.

Gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Volksbundes

leisten sie ihren wertvollen Beitrag zur Versöhnung über den Gräbern.

Im Dezember 2009 wird der Volksbund 90 Jahre alt.

Ich wünsche ihm für seine wichtige Arbeit alles erdenklich Gute!“

Bundespräsident Prof. Dr. Horst KöhlerSchirmherr des Volksbundes

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Unser Jubiläumsbuch „Dienst am Men- schen – Dienst am Frieden“ ist nicht nurein besonderes Dankeschön für großzügi -ge und treue Freunde und Förderer desVolksbundes. Es ist auch ein Rückblick indie Geschichte unseres Verbandes. Seitdem Ersten Weltkrieg ist sie auf das engstemit der deutschen und der europäischenGeschichte verbunden. Im Konzept diesesBuches schlägt sich das nieder, wenn Sieauf der einen Seite in Text und Bild eineAuswahl politischer Ereignisse, auf deranderen Seite eine Auswahl von Eckpunk-ten des „Volksbundlebens“ finden. Selbst-verständlich kann eine solche Auswahlnur kleine Teile des wirklichen Gesche-hens umfassen. Des halb darf dieses Buchauch nicht als „Geschichtsbuch“ mit An-spruch auf wissenschaftliche Exaktheitgelten. Aber wir sind sehr stolz darauf,dass die ersten Auflagen (das erste Bucherschien 1994 zum 75-jährigen Jubiläumdes Volksbundes) gerade von Pädagogenwegen der Anschaulichkeit der Darstel-lung gelobt worden sind.

Dieses Vorwort soll keine Inhaltsan-gabe sein. Festhalten möchte ich, dass derVolksbund in den vergangenen Jahrzehn-ten vor immer wieder neuen, scheinbarkaum zu bewältigenden Anforderun genge standen hat und diese immer wieder –das darf man sicher sagen – hervorragendbewältigen konnte.

Andererseits ist seine Geschichte nichtfrei von Brüchen. Gegründet wurde derVolksbund als humanitäre Initiative derBürger und für die Bürger, mit großer Un-terstützung aller Schichten der deut schenBevölkerung. Er überstand mit einigenBlessuren die politischen und wirtschaft li-chen Wirren der frühen 20er Jahre. Mit derStabilisie rung kamen auch die Erfolge imBau und Ausbau von Kriegsgräberstätten.Die frühe Selbstunterwerfung der Volks-bundführung unter die Maximen des na-tionalsozialistischen Regimes rette te mög - licherweise die formelle Eigenstän dig keitdes Verbandes. Der Preis aller dings war –aus heutiger Sicht – viel zu hoch. Denn dieOrganisation wurde zu einem willigen Er-füllungsgehilfen der unseligen Dikta tur,die un ser Land und viele Milli onen Men-schen weltweit in Tod und Ver derbenführte. Zum unrühmlichen Teil der Ver- bands geschich te gehört zum Beispiel dieVerwandlung der Mitglieder zeit schrift inein Organ zur Verherr lichung na tionalso-zialistischer An schauungen und zur Festi-gung des Durchhaltewillens der Bevöl ke - rung im Krieg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt esnicht nur, die Abgründe der deutschenund auch der eigenen Geschichte zu über -winden – und hier ist noch vieles wissen-

schaftlich aufzuarbeiten. Aus dem Nichtsheraus waren ungleich größere Aufgabenals nach dem Ersten Weltkrieg zu bewälti-gen. Gleichzeitig war klar, dass Kriegsgrä-berstätten und Kriegsgräber mehr sind,einfach mehr sein müssen als nur elemen- tare Bestandteile nationaler Identität undOrte der individuellen Erinnerung undTrauer für die Familien.

Der Volksbund hat dem mit seiner in-ternationalen Jugendarbeit, festgeschrie-ben in seiner Satzung, ein neues Elementhinzugefügt. Die Zusammenarbeit mitjungen Menschen zur Förderung von Ver- ständigung und Versöhnung, von Freund- schaft und Frieden wird seit Jahrzehntenkonsequent ausgebaut. Mit Recht darfman stolz sein auf die großen Leistungen,die der Verband im Friedhofsbau und beider Pflege der Friedhöfe, bei der Suchenach den Kriegs toten, ihrer Bergung undendgültigen Bestattung, bei der Betreuungder Angehörigen erbracht hat. Die Jugend-arbeit des Volksbundes, die Arbeit in denJugendcamps, den Jugendbegegnungs-und -bildungsstätten, die Zusammenarbeitmit den Schulen aber verdient es, beson-ders herausgehoben zu werden.

Nach 90 Jahren ist die Geschichte desVolksbundes nicht „vorbei“. Seine Arbeitwird sich auch künftig nicht auf eine be-sonders organisierte Friedhofspflege redu-zieren lassen. Große Herausforde rungenwarten, in einer Zeit, in der ihre Finanzie-rung nicht unbedingt einfacher wird. Dieletzten großen Sammelfriedhöfe sind be-reits im Bau oder in Planung. Mit allerKraft gilt es in Mittel-, Ost- und Südosteu-ropa die Kriegstoten zu bergen, die wirnoch finden können. Diese Arbeit wirdüber das Jahr 2015 deutlich hinausreichen,wenngleich bis dahin der größte Teil desüberhaupt Machbaren geschafft sein muss.Es stellt sich bereits jetzt die Frage, wel-chen Umfang die Aufgabe der Suche, Ber-gung und Bestattung der deutschen zivi -len Opfer des Geschehens bei Flucht undVertreibung annehmen wird. Es wird eineangemessene Form der Namendokumen-tation für alle die Opfer geben müssen, dienicht mehr gefunden, identifiziert und be-stattet werden können. Und schließlichwird uns allen immer wieder die Fragevorgelegt werden, wie wir mit den Totenumgehen, die während der Auslandsein-sätze der Bundeswehr zu beklagen sindund sein werden.

Ich bitte Sie herzlich, uns heute undauch in Zukunft dabei zu helfen, Antwor-ten zu finden und unsere Aufgaben zu er-füllen. Mein Dank gilt allen, die uns bisheute geholfen haben und die uns weiterunterstützen. Mit Ihrer Hilfe werden wires schaffen!

Ein Blick in die Geschichte und die Aufgaben der Zukunft

Reinhard Führer,Präsident des Volksbundes

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Die Geschichte der Menschheit istauch die Geschichte ständiger Krie -

ge: Immer starben Menschen, weil Waffeneingesetzt wurden, Gewalt angewendet,Krieg geführt wurde. Opfer von Kriegund Gewaltherrschaft nennen wir sie mitden Worten unseres Gräbergesetzes in derFassung des Jahres 2007. Und noch immerentstehen neue Gräber für neue Opfer.Wie die Völker mit den Opfern und derenGräbern umgingen, war im Laufe der Ge-schichte sehr unterschiedlich. Dies darzu-stellen ist nicht Aufgabe dieses Buches.Da aber das Entstehen des Volksbundesim Dezember 1919 unter dem Einfluss desGeschehens in den fünf Jahren davorstand, ist es wichtig, diese Jahre in die Be-trachtung einzubeziehen. Nur so werdenHintergründe deutlich.

Im Ersten Weltkrieg spielt der Ge-danke der Kriegsgräberfürsorge im militä-rischen und zivilen Bereich eine stärkereRol le als je zuvor. Grundsätzlich will manalle Gefallenen bestatten und ihre Gräbererhalten. Das war bis dahin, auch noch imdeutsch-französischen Krieg 1870/71,durchaus nicht selbstverständlich. Erst-mals gibt es eine Kriegsgräberfürsorge derdeutschen Heeresverwaltung, deren Auf-gabe in einer zeitgenössischen Schrift sobeschrieben ist: „Bald nach Beginn desKrieges erkannte deshalb die Heeresver-waltung, dass es zur dauernden und würdigen Erhaltung der Gräber einerplanmäßigen Nacharbeit bedarf.“ Eine besondere Stelle wird im preußischenKriegsministerium eingerichtet. Ihre Aufgaben:

- Aufsuchen und Feststellen der Gräber,- ihre Festlegung in Verzeichnissen,- die Erforschung der Namen von

Unbekannten, - die Erhaltung der Gräber durch feste

Gestaltung und Umwehrung und dazuvielfach vorherige Verlegung,

- ihre würdige Ausschmückung undAusstattung mit dauerhaften Grabzeichen,

- ihre fotografische Aufnahme.

Am 17./18. März 1916 werden Ver tre-ter aller in Betracht kommenden Behör-den zu einer gemeinsamen Besprechungnach Berlin berufen. Mitten im Krieg wirdauch ein Abkommen mit Österreich-Un-garn getroffen, wonach „die Fürsorge fürdie Gräber gleich, ob eigene, verbündeteoder feindliche Heeresangehörige in Fra -ge kommen, von dem Staat übernommenwird, in dessen Verwaltungsgebiet dieGräber liegen.“ Ähnliches wird mit Bulga-rien vereinbart. Und schließlich heißt esim Jahre 1917: „Mit den feindlichen Regie-

Einleitung

Am 1. August 1914 beginnt der Erste Weltkrieg.

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rungen sind Verhandlungen eingeleitet,damit den Gräbern deutscher Krieger inFeindesland die gleiche Fürsorge zuteilwird, wie die deutsche Heeresverwaltungsie unterschiedslos auch den Gräbern derfeindlichen Krieger widmet, nicht nur den Ge fallenen auf den Schlachtfeldern, son-dern auch den in der Kriegsgefangen-schaft Verstorbenen.“

Am 28. Februar 1917 finden dieseGrundsätze Eingang in eine sogenannteAllerhöchste Kabinetts-Order. Hervorzu-heben ist einerseits, dass danach wederUnterschiede nach Dienstgraden oder -rängen der Toten gemacht werden sollen,noch nach deren Zugehörigkeit zur deut-schen, zu einer verbündeten oder einergegnerischen Armee. Andererseits durch-zieht der Grundsatz der solda tischenSchlichtheit sämtliche Festle gun gen. Überden Wandel in Bezug auf die Einstellungzu den Kriegsgräbern in der Geschichteheißt es in einem Aufsatz des Jahres 1917:„Die Art, wie wir unsere Krie ger beige-setzt wissen möchten, kann gar nichtstreng, schlicht und in gewissem Sinnekunstlos genug sein; von allen persönlichallzu auszeichnenden Formen der Helden -verehrung möchten wir angesichts derüberwältigenden sozialen Tatsache desVolksheeres und des Massen todes abse-hen.“ Bemerkenswert ist auch die Ableh-nung eines jeden „Monumenta lismus.“

Auf der zivilen Seite gibt es im Jahre1917 überall Beratungsstellen für Krieger-ehrungen, in Preußen mit einer beachtli-chen Organisation. Auch in Bayern wirdeine Beratungsstelle, dort schlicht „fürKriegsgräber”, eingerichtet, in Sachsenbleibt man bei der Bezeichnung „Landes-beratungsstelle für Krieger ehrung.“ EineZusammenstellung der Publikationen al-lein dieser Landesstelle ist eindrucksvoll.

Am 9. November 1918 wird der Waf-fenstillstand geschlossen. Der Kaiserdankt ab und geht ins Exil. Das geschla-gene deutsche Heer kehrt – ganz andersals nach 1945 – in relativ guter militäri-scher Ord nung in eine im wesentlichenunzerstörte Heimat zurück. Aber die Ver-luste sind ungeheuer: über zwei MillionenTote und Vermisste allein auf deu t sch erSeite, zusammen mit den Verlusten deranderen Staaten über zehn MillionenMenschen! Viele Überlebende kehren mitschwer en Schäden an Leib und Seele ausdem Trommelfeuer zu rück, aus den Schü t- zengräben, aus den vom Krieg verwüste-ten Ländern. In der Heimat herrscheninzwischen gro ße Not und tiefe Verzweif-lung, die Hunger blockade der Alliiertenwirkt fort und der Staatsbankrott, der1923 in der Infla tion gipfelt, wirft seinelangen Schatten voraus. n

Die Siegesgewissheit der erstenKriegs tage weicht bald der

Ernüchterung im Stellungskrieg:Bilder von den Schlachten an der

Somme und in Flandern. Besondersgefürchtet sind die Giftgasangriffe.

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Gesichter des Krieges. Der Erste Weltkrieg fordert zehn Millionen Todesopfer. Wie viele Menschen jedoch mit körperlichen und seelischen Schäden nach dem Krieg weiter -leben, ist in keiner Statistik erfasst.

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Trotz der Schrecken des Krieges istMenschlichkeit noch möglich – deutsche und britische Verwundetewerden versorgt (Pozières, 1916).

Der Stellungskrieg verwandelt große Teile Nordfrankreichs undFlanderns in Trümmerwüsten.

Oktober 1918: Deutsche Kriegs -gefangene in Abbéville – für sie istder Krieg vorbei (Foto auf Seite 10).

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St. Quentin/Nordfrankreich 1917:Noch während des Krieges wird der Soldatenfriedhof von der deutschenArmee angelegt. Kaiser Wilhelm II.

kommt zur Einweihung.

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Mit dem Frieden von Brest-Litowsk scheidet Russland im Frühjahr 1918endgültig aus dem Krieg aus. Die deutschen Kriegsgefangenenwerden entlassen.

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Das Jahr 1919 beginnt in Deutsch-land, wie das letzte Kriegsjahr geen-

det hat: blutig und politisch turbulent.Noch bevor die Verhandlungen über denkommenden Frieden oder eine neue de mo - kratische Verfassung Deutschlands auchnur begonnen haben, herrschen Ge walt,Umsturzversuche, Revolten und Mord.Allein im März 1919 gibt es in Ber lin 1 200 Tote. q Man muss sich diesen Hin-tergrund bewusst machen, wenn man daserste Jahr der Republik, das auch zugleichzum Gründungsjahr des Volksbundes wer- den soll, beurteilen will: Am 15. Janu arwerden in Berlin Rosa Luxemburg undKarl Liebknecht von radikalen Offizierenermordet. Der Januar-Aufstand der revo-lutionären Spartakisten (Kommunisten,Spartakusbund) wird von der Reichswehrunter Führung des Sozial demokraten Gus -tav Noske niedergeschlagen. Der bayeri-sche Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD)wird am 21. Febru ar in München nach sei- ner Nieder lage bei den Wahlen auf demWeg zum Landtag von dem LeutnantGraf von Arco-Valley erschossen. Eisnerwollte seinen Rücktritt erklären. Nachfol-ger wird am 28. März der SozialdemokratHoffmann. Er muss aber bereits nach dreiWochen mit seiner Regierung vor denKommunisten nach Nürnberg, dann nachBamberg fliehen. Diese rufen die Räte re-publik in Bayern aus, München wird voneiner Roten Armee beherrscht. Erst am 1. und 2. Mai wird es von Regierungs-truppen besetzt. q Dies sind nur einigeSchlaglichter, die den Hintergrund erhel-len, vor dem am 18. Januar die Friedens-konferenz von Versailles beginnt – ohneDeutschland! q Am 19. Januar wählt dasdeutsche Volk seine erste Nationalver-sammlung, um der Re publik eine demo-kratische Ver fassung zu geben. Das Er- geb nis ist verblüffend: Von 36,3 MillionenWahlberechtigten beteiligen sich 83 Pro-zent an der Wahl. Und dies, obwohl dieKommunisten zum Boykott aufgerufenhaben. Die Träger dieser Republik – So -zialdemokraten, Zentrum und DeutscheDemokraten – erhalten zusammen 76 Pro- zent. Dies ist eine klare Absage sowohl aneine Räterepublik als auch an die Wieder-einführung der Monar chie. q Am 11. Fe-bruar wird Friedrich Ebert (SPD) Reichs -präsident. Die Weimarer Verfassung wirdam 13. August verabschiedet. Nun gehtin Deutschland zum erst en Mal „alleStaats gewalt vom Volke aus.“ Das Koali-tionsrecht wird verfas sungsrechtlich ver-bürgt. Schwarz-Rot-Gold wird Reichs- flagge. q Die Sieger mächte erzwingeneinen Friedens ver trag, der diesen Namennicht verdient und der nicht geeignet ist,Hoffnung auf eine bessere Zukunft kei-

men zu lassen. So treffend das Wort desbritschen Pre mierministers Lloyd Georgeist, 1914 seien „die Völker in den Welt-krieg hineingeschlittert,“ so wenig weiseist der Vertrag von Versailles. Eine große Chance zu einer stabilen und gerechtenFriedensordnung, wie sie dem amerika ni-schen Präsidenten Wilson vorschwebtund nach der sich wohl alle Völker seh-nen, wird vertan. In Deutschland jedochwirkt sich dieser Vertrag und die Art sei -nes Zustandekommens ver he erend aus:politisch, wirtschaftlich und moralisch.Da ist die von den Siegern erzwungene,historisch unhaltbare Anerkennung derAlleinschuld Deutschlands am Krieg (Ar-tikel 231 Versailler Vertrag), durch gesetztals Rechtfertigung für 1919 noch unbezif-ferbare Reparationen. In Deutsch landwird er in erster Linie als moralische Dif-famierung empfunden. Und die Ge biets -abtre tungen tragen erkennbar den Keimkünf tiger Konflikte (Lloyd George) insich. Noch schlimmer ist, dass sich keinezukunftsweisende neue Friedensordnungabzeichnet, für die es gelohnt hätte, posi-tiv einzutreten – trotz des Völkerbundes.Damit wird die spätere, unglückliche Ent -wicklung in Europa ein ge leitet. Zugleichaber liegt hier eine der wichtigsten Ursa-chen für die innere Entwicklung inDeutsch land, die den Feinden der Demo-kratie und der Republik immer mehrTrümpfe in die Hände spielt. q Truppender Siegermächte besetzen am 1. Dezem-ber Saarbrücken, das Rheinland und diePfalz. q In Weimar gründet der ArchitektWalter Gropius das Bauhaus, RichardDehmel veröffentlicht ein Jahr vor seinemTod sein Kriegstagebuch „Zwischen Volkund Menschheit”, Heinrich Mann „Machtund Menschen,“ Max Reinhardt eröffnetin Berlin das umgebaute Schauspielhaus. n

1919

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Der Kaiser hat abgedankt. Der Sozialdemokrat Philipp Scheide -mann ruft in Berlin am 9. November1918 die Republik aus (das Bildunten zeigt ihn bei einer Kundge-bung gegen den Versailler Vertrag).

Die gesellschaftliche Ordnung des Kaiserreiches bricht zusammen.

Der Vertrag von Versailles mit seinen harten Bedingungen gibt den

rechten Kräften Auftrieb (unten: Unter-zeichnung im Schloss von Versailles,

rechts: die deutsche Delegation).

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Am 10. September beschließen achtMänner in Berlin die Gründung ei -

ner deutschen Kriegsgräberfürsorge. Je -der zahlt 100 Mark ein. Unter ihnen sindder Architekt Heinrich Straumer, der be-reits gegen Ende des Krieges in der Grä-berfürsorge tätig gewesen ist, und Sieg-fried Emmo Eulen, der während des Krie-ges nach Polen und in die Türkei ent-sandt war, um dort Friedhöfe zu bauenund die Kriegs gräber fürsorge zu organi-sieren. Dem vor bereitenden Gründungs-

kongress am 26. November liegt als Ar-beitsunterlage die Broschüre DeutscheKriegsgräberfürsorge vor. q Am 16. De-zember wird der Volksbund DeutscheKriegsgräberfür sorge e. V. gegründet. Erster Präsident ist Oberst a. D. JosephKoeth (bis 1923). Am 23. August hat Eu -len den Entwurf für die Statuten einer In-ternationalen Kriegsgräberfürsorge ver-fasst. Als ihr Sitz ist Genf vorgesehen, umeine enge Zusammenarbeit mit dem Völ-kerbund zu ermöglichen. Diese Plänewerden nicht verwirklicht. q Die Reichs-regierung ist weder politisch noch wirt-schaftlich in der Lage, sich um die Gräberder Gefallenen jenseits der Reichsgrenzenzu kümmern. Sie müssen zunächst ihremSchicksal überlassen blei ben. Heimkeh-rende Soldaten, Hinter blie bene der Opferund andere Bürger suchen nach Wegen,um diesen von der Mehrheit als unerträg-lich empfundenen Zustand zu ändern. InSorge um die Kriegsgräber im Auslandhaben sich in Deutschland be reits einigeOrganisationen gebildet, die sich umGrabpflege und Erteilung von Auskünf-ten an Angehörige bemühen wol len. Sogibt es in Bayern seit dem 14. Septemberden Deutschen Kriegs gräber-Schutzbund,in Braunschweig den Verein zur Erfor-schung und Erhaltung Deutscher Kriegs-gräber e. V., in Salz wedel die DeutscheKriegsgräber- Interessenten-Vereinigungund in Hagen (Westfalen) den Bund Hei-matdank. Der Volksbund, aus der Not ge-boren, nimmt seinen Anfang. Im heutigenSprachgebrauch wür den wir ihn eineBürger initiative nennen. n

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Am 10. Januar tritt der Vertrag vonVersailles in Kraft. q Am 1. Februar

wird Danzig von den Engländern besetzt.q Am 10. Februar stimmt Nord-Schles-wig ab: Hadersleben, Apenrade, Tondernund die Insel Alsen fallen an Dänemark.q Am 13. März versuchen Reichswehr -offiziere, der Nationalist WolfgangKapp – ein ehemaliger politischer Beam-ter – und einige rechtsradikale Politikereine „Gegenrevolution“ gegen die demo-kratische Republik: Kapp marschiert mit Ge neral von Lüttwitz an der Spitze einessogenannten Freikorps, der Brigade Ehr -hardt, in Berlin ein, um die Regierung mitWaffengewalt zu stürzen. Die Reichswehrversagt der Regierung ihre Hilfe. DerChef der Heeresleitung, der loyale Gene-ral Reinhardt, setzt sich vergeblich fürden Truppeneinsatz gegen die Putschi-sten ein. Mit dem Ausspruch „Reichs -wehr schießt nicht auf Reichswehr“ ver -hindert der Chef des Truppenamtes, Ge-neral von Seeckt, regie rungstreues Ver-halten der Truppe. Dennoch bricht derPutsch nach wenigen Tagen zusammen:Die Gewerkschaften retten die Republikdurch einen Generalstreik, die Beamten-schaft hilft, indem sie jede Zusammenar-beit mit den Hochverrätern verweigert.Wenig später stürzt die Regierung Bauer.Der Reichskanzler und Reichswehr mini-ster Noske müssen gehen; General Rein-hardt nimmt – angewidert von der Wei -gerung der Reichswehr, der Regierungdie schuldige Hilfe zu leisten – den Ab-schied. Sein Nachfolger als Chef der Hee-resleitung wird der für diese IlloyalitätHauptverantwortliche: General vonSeeckt. Im Ruhrgebiet entsteht eine Rote Armee von ca. 50 000 Mann. Sie besetztvom 15. März bis 10. Mai Düsseldorf,Remscheid, Duisburg und Mühlheim.Der Aufstand wird von der Reichswehrniedergeschlagen. q Durch die Volksab-stimmung am 11. Juli in Ost- und West-preußen verbleiben Allenstein und Ma -rienwerder bei Deutschland. q Am 16. De -zember setzen die Siegermächte die deut-sche Gesamtschuld auf 269 Mil liardenGoldmark fest: Deutschland soll bis Ende1962 jährlich 6,4 Milliarden zahlen. q DerReichstag verabschiedet das erste Betriebs- rätegesetz – eine Mitbestimmung der Ar-beitnehmer ist noch nicht enthalten. BeiDemonstrationen dagegen gibt es in Ber-lin 42 Tote. q Es erscheinen die ersten bei- den Kriegsbücher namhafter Schrift stel ler:in Frankreich „Paroles d’un combattant“von Henri Barbusse, in Deutschland „InStahlgewittern“ von Ernst Jünger. VonThomas Mann erscheint das Buch „Herrund Hund,“ von Kurt Tucholsky „Träu-mereien an preußischen Kaminen“ – anti-

nationalistische Sa tiren. Karl Binding undAlfred Hoche veröffentlichen ihr Buch„Die Freigabe der Vernichtung lebens un -werten Lebens.“ n

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Die Unruhen halten an: Kapp-Putschin Berlin. Bewaffnete patrouillieren inden Straßen.

Truppen der Alliierten besetzen während des Aufstandes am 6. Aprilden Maingau: Frankfurt (Bild unten),Homburg, Hanau und Darmstadt.

1920

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Der Deutsche Kriegsgräber-Schutz-bund, München, gliedert sich am

5. März als bayerischer Landesverband inden Volksbund ein. Diesem Beispiel folgtu. a. der Braunschweiger Verein zur Erfor- schung und Erhaltung deutscher Kriegs - gräber. q Der Volksbund hält am 22. No- vember in Berlin seinen ersten Vertreter-tag ab. Bereits zum Jahres ende liegenzahlreiche Berichte über den Zustand vonFriedhöfen vor, geliefert von ehemaligen Soldaten: 430 aus Frankreich, 74 aus Bel-

gien, vier aus Italien, drei aus Polen,sechs aus Jugo slawien, fünf aus Rumä- nien. In den Berichten heißt es: „guter Zustand,“ „gepflegt,“ „verunkrautet,“„verwahrlost,“ „bei den Kampfhandlun-gen der letzten Monate stark oder voll-kommen zerstört,“ „von deutschenKriegs gefan genen hergerichtet,“ „nachAbreise der Kriegs gefangenen verwahr-lost.“ Bei einzelnen Friedhofsorten ist vermerkt: „Einwohner des Ortes sindnoch nicht zurückgekehrt.“ Von „Grab-schändungen“ ist allerdings – entgegenspäteren Behaup tungen – nicht die Rede. n

Der Volksbund in Ham burg wird von Frauen gegründet: Amanda Fera, Dr. Almuth Hartmannund Thekla Haerlin (von links).

Viele Kriegsgräberstätten im ehe -maligen Frontgebiet sind durch dieKämpfe völlig verwüstet. Die Bilderunten zeigen den gleichen Friedhof

in den Jahren 1917 und 1918.

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92 Persönlichkeiten des öffentlichenLebens unterzeichnen den Aufruf zur Gründung, darunter Persönlich-keiten, deren Namen noch heute einBegriff sind:Dr. Konrad Adenauer, Dr. RichardDehmel, Bischof D. Dr. Otto Dibelius, Dr. Michael von Faulhaber, GerhartHauptmann, Paul von Hindenburg,Prof. Dr. Max Liebermann, Franz von Mendelssohn, Max Pechstein, Dr. Walther Rathenau.

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In der Zeit vom 8. März bis 6. Aprilbesetzen die Siegermächte Düssel-

dorf, Duisburg, Ruhrort, Mühlheim undOberhausen. q Die Unruhen dauern an.In Thüringen und Sachsen tobt im Märzein kommunistischer Aufruhr. Betroffensind vor allem Merseburg, Eisleben, Sanger hausen, Halle und Leipzig. Auchin Ham burg herrscht Aufruhr. q Am 27. April werden die Reparationen auf132 Milliarden Goldmark ermäßigt.q Am 29. Juli wird Adolf Hitler Vorsit-zender der Nationalsozialistischen Deut-schen Arbeiterpartei (NSDAP). q Derehemalige Reichsfinanzminister MatthiasErzberger (Zentrum) fällt am 26. Augusteinem Attentat von Rechtsradikalen zumOpfer. Die Mörder gehören der berüchtig-ten „Organisation Consul“ an, die demaus dem Kapp-Putsch bekannten Kapitän Ehrhardt untersteht. Nach der Tat erhal-ten sie falsche Pässe, die ihnen der natio-nalsozialistische Polizeipräsident Pöhnerverschafft. Sie entkommen nach Ungarnund kehren kurz vor der Übernahme derMacht durch die Nationalsozialisten nachDeutschland zurück. n

Ende Februar erscheint die ersteAus gabe der Zeitschrift „Kriegsgrä-

berfürsorge.“ Zu diesem Zeitpunkt kön-nen von 14 Friedhöfen Grabfotos be - schafft werden. Grabschmuckwünschewerden im April für 33 Friedhöfe in Frank- reich und Belgien, im September bereitsfür 90 Fried höfe in sieben Ländern aus ge-führt. q Der Antrag des Volksbundes aufEinführung eines Nationaltrauertages,der vom Landesverband Bayern angeregtworden ist, wird vom Reichsrat zurück-ge stellt. q Am 9. Mai bezeichnet dasReichs innenministerium den Volksbund„als einzige von den beteiligten Reichs-und Staatsbehörden für das Gebiet derKriegs gräberfürsorge anerkannte Organi-sation.“ q Aus der Bundestagung (Vertre-tertag) vom 28. und 29. Mai in Nürnberg:Der Volksbund hat neben Länderzentra-len 300 Ortsgruppen und 30 000 Mitglie-der. q Der Reichsverkehrsminister lehntdie Eingabe des Bundesvorstandes aufFahrpreisermäßigung für Angehörige, diedie Gräber ihrer Gefallenen besuchenwollen, ab. n

1921

Matthias Erzberger(1875 – 1921)

In den schraffierten Landesteilen gibt es bereits Verbände des

Volksbundes. Rechts die erste Aus-gabe der Mitglieder zeitschrift.

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Der Abschluss des deutsch-sowje - tischen Vertrages von Rapallo am

17. April bedeutet einen großen politi-schen Erfolg von ReichsaußenministerWalther Rathenau. Wichtigster Passus:„Alle Ansprüche aus der Zeit des Kriegessind hiermit erledigt.“ q Ende Mai lebenin Deutschland eine Million Flüchtlingeaus dem Ausland und den ehemaligenKolonien, aus Elsass-Lothringen, West-preußen, Posen, Oberschlesien, aus Russ-land und dem Baltikum, Juden aus Ost -europa sowie im Ausland interniert ge-wesene Deutsche. q Am 24. Juni wird Rathenau, einer der begabtesten Staats- män ner der Republik, von rechtsradika-len Mördern aus der „Organisation Con -sul“ umgebracht. Die Erregung ist unge-heuer. Im Reichstag kommt es zu Schlä-gereien. Reichskanzler Joseph Wirth (Zen- trum) zeigt auf die Hintermänner im Par-lament und spricht seinen berühmt ge-wordenen Satz: „Da steht der Feind! Unddieser Feind steht rechts!“ q Der Reichs-präsident erlässt eine Verordnung zum

Schutze der Republik. Einer der MörderRathenaus wird beim Versuch der Fest-nahme von der Polizei erschossen. Derandere begeht Selbstmord. Hitler lässtden beiden später ein Denkmal setzen! qIm selben Jahr werden von rechtsradika-ler Seite Atten tate auf den ehema ligenReichskanzler Philipp Scheidemann so -wie auf den bekannten Publizisten Maxi-milian Harden verübt. Beide kommen mitdem Leben davon. q Oswald Spenglerveröffentlicht Band II seines Buches „DerUntergang des Abend landes“ (Band I ist1918 erschienen). q Das Deutschlandliedwird durch Verordnung des Reichspräsi-denten Nationalhymne. n

1922

Dr. Walther Rathenau(1867 – 1921)

Das Denkmal für sieben streikende Ar-beiter, die von Putschisten während desKapp-Putsches in Weimar erschossenwurden, wird am 1. Mai enthüllt. DerEntwurf stammt von Walter Gropius,dem Gründer des Bauhauses.

Der zunehmende Währungsverfall be-günstigt den „Schwarzmarkt“: hier z. B.Straßenhandel mit Hemdkragen.

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Anfang Januar kostet den Volksbundeine Auskunft aus fremden Ländern

ca. 16 Mark Porto, das Juli-Heft der Zeit-schrift 12,15 Mark; ein französischer Francist zu diesem Zeitpunkt 111 Mark wert.Die Erfüllung von Angehörigenwünschenist dadurch wesentlich erschwert. DasNovember- und Dezember heft erscheinennicht. q Städte, Körperschaften, Vereini-gungen, Firmen und auch Einzelpersonenwerden um Übernahme der Betriebskos -ten für jeweils einen Tag gebeten (sog. Pa-tronat), um die Weiterarbeit sicherzustel -len. In dem Aufruf heißt es: „In dieserNotlage hat der Volksbund beschlossen,den Schutz der deutschen Kriegsgräberdurch Werbung von Patronaten zu min-destens 10 000 Mark zu sichern. Die In ha-ber der Patronate werden auf allen Schrei- ben des betreffenden Tages bekannt gege-ben ....“ In ähnlicher Weise wird versucht,durch Patenschaften die Pflege einzelnerFriedhöfe im Ausland zu gewährleisten.q Die Frankfurter Opferwoche für die Er-haltung unserer fernen Gräber vom 5. bis

12. März erbringt 284 525,35 Reichsmark.q Zum Volkstrauertag am 5. März imBerliner Reichstag hält Reichtagspräsi-dent Paul Löbe die Gedenkrede. Zitat:„Leiden zu lindern, Wunden zu heilen,aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu be- klagen, bedeutet Abkehr vom Hass, be- deutet Hinkehr zur Liebe, und unsereWelt hat die Liebe Not: wo rauer Materia-lismus immer weitere Kreise zieht, woReichtum und Gewinn oft mehr gilt alsWürde und Arbeit, da ist es zur EinkehrZeit, und wo könnten wir die Selbstbesin-nung eher finden als im Gedanken an ge -meinsamen Verlust.“ q Bis Ende Aprilhat der Volksbund insgesamt 10 000 An-fragen, Auskünfte und Zwischenbeschei -de, davon 1 600 in sieben Fremd spra chen,ins Ausland versandt. 20 000 Anfragennach Gräbern liegen vor. q Die Bi lanz aufder dritten Bundestagung (Vertretertag)in Leipzig am 29. und 30. April lautet: DerVolksbund hat 31 Verbände, 530 Ortsgrup- pen. q Ein außer ordentlicher Vertretertagwählt Pfarrer Fritz Siems zum Präsiden-ten. Siegfried Emmo Eulen führt als Ge-neralsekretär mit Sitz im Vorstand die Ge -schäfte. q Der Sonntag Invocavit (sechs -ter Sonntag vor Ostern) wird als Volks-trauertag vorgeschlagen. n

Paul Löbe(1875 – 1967)

Aus der Ansprache zum Volkstrauer-tag im Plenarsaal des Reichstags:

„Noch sind die Wunden des Kriegesnicht vernarbt. Eines aber liegt hinter

uns, das Massen sterben durch körperliche Gewalt. Eines kann uns

niemand verwehren, die Ehrung derjenigen, die in der Schlacht

gefällt wurden, die nach langer Qual der Tod erlöste ....“

Friedrich Ebert(1871 – 1925)

Er hat im Krieg zweiSöhne verloren und gehört zu den be son -deren Förderern desVolksbundes.

Page 23: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

23

Am 10. Januar besetzen die Litauerdas Memelland, einen Tag später die

Franzosen das Ruhrgebiet. Die Engländerdistanzieren sich von dem einseitigenVor gehen Frankreichs und lassen durchihre Kronjuristen die Völkerrechtswidrig-keit der Ruhrbesetzung feststellen. DieReichs regierung (Wilhelm Cuno, partei-los) beginnt den aussichtslosen Ruhr-kampf. Sie ruft zum passiven Wider standauf. Am 12. August wird der Kampf alstotaler Miss erfolg abgebrochen. Die Spät-folgen des Krieges und dieser Ruhrkampfführen zum Staatsban krott. q Die Infla-tion in Deutschland erreicht ihren Höhepunkt: 1 Dollar = 4,2 Billionen Papiermark. qGustav Stresemann (Deutsche Volkspar-tei) wird Reichskanzler an der Spitze ei -ner großen Koalition aus Zentrum, So zial - demokraten, Deutscher DemokratischerPartei und Deutscher Volkspartei. q Am16. Oktober fällt die Entscheidung zur Er-richtung der Deutschen Rentenbank. Dieneue deutsche Währung, die Rentenmark,wird stabilisiert – ein verheißungsvollerAuf takt einer neuen wirtschaftli chen Ent-wicklung. Jedoch: Am 2. November ver-lassen die Sozialdemokraten die Regie -rung, Stresemann wird nach 100 TagenAmtszeit gestürzt. Reichspräsident Ebertzu seinen Parteifreunden: „Was euch ver -an lasst, den Kanzler zu stürzen, ist insechs Wochen vergessen, aber die Folgeneurer Dummheit werdet ihr noch in zehnJahren spüren.“ q Die KPD plant auf Wei-sung der sowjetischen Parteiführung eineNeuauflage der russischen Oktoberrevo-lution in Deutschland. q In Münchenputschen Ludendorff und Hitler. An derFeldherrnhalle kommt es zu einem Blut-bad. Beide werden in Haft genommen. q NSDAP und KPD werden verboten. q Heinrich Mann veröffentlicht seine Be-trachtung „Die Diktatur der Vernunft,“Thomas Mann sowohl die „Bekenntnissedes Hochstaplers Felix Krull“ als auchseine Rede „Von deutscher Republik.“ n

Das Märzheft der „Kriegsgräberfür-sorge“ kostet 400 Mark, das April-

heft 500 Mark pro Exemplar bei nur vierSeiten Umfang. q Auf dem Vertretertagin Münster/Westfalen am 6. Mai wird be-richtet: „Die guten Erfolge der Werbungvon Patronaten für den Schutz der deut-schen Kriegergräber trugen wesentlichdazu bei, die Weiterführung der Volks-bundarbeit zu ermöglichen. Die Erträgeder Reichssammlung werden im Einver-nehmen mit dem preußischen Staats kom-missar für die Regelung der Wohlfahrts -pflege sowie mit den zuständigen Reichs-behörden verwendet. Sie fließen minde-stens zur Hälfte der Grä berpflege, zurHälfte den Bundeszwecken – Förderungder Kriegsgräberfürsorge und Unterstüt-zung der Ange hörigen von Gefal lenen inallen Angelegenheiten der Kriegsgräber-fürsorge – zu. Das Ergebnis der Samm-lung beläuft sich bisher auf rund 30 Mil -lionen Mark.“ n

1923

Gustav Stresemann(1878 – 1929))

Die galoppierende Inflation betrifft alle Lebens bereiche. Lebensmittelmangel in der Wirtschaftskrise: Menschen mengevor der Frei bank des BerlinerSchlachthofes. Die Arbeit des Volksbundes kommtfast völlig zum Erliegen.

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Die Zeitschrift „Kriegsgräberfürsor -ge,“ sieben Monate lang während

des allgemeinen Niederganges nicht er-schienen, kommt ab 1. April wieder her-aus. Bei acht Seiten Umfang beträgt derBezugspreis vierteljährlich 1,50 Mark. qAm Ende dieses Monats gibt es 34 Ver-bände und 649 Ortsgruppen. Beim Vertre-tertag am 16. und 17. Mai in Hamburghat der Volksbund 58 590 Mitglieder. DieVersammlung appelliert erneut an dieReichs regierung, den Sonntag Invocavitals Volkstrauertag festzulegen. q Am 26. November beschließt der Vorstand, darauf hinzuwirken, dass der Volkstrau-ertag auch ohne gesetzliche Festlegungim ganzen Reich begangen wird. q ImLaufe des Jahres wird bekannt, dass 700 Fried höfe in Frankreich und Belgienaufgehoben worden sind. Große Sammel-anlagen mit Massengräbern unbekannterToter sind vor allem in Frankreich ent-standen. Möglichkeiten zur Identifizie-rung der Gefallenen sind kaum nochvorhanden. n

24

Am 22. Februar wird das Reichsban-ner Schwarz-Rot-Gold gegründet. Es

ist eine Selbstschutzorganisation „repu-blikanischer Kriegsteilnehmer“ aus SPD,DDP und Zentrum. q Im gleichen Monatbeginnt der Hochverratsprozess gegenHitler wegen seines Münchner Putschver-suches. Er wird lediglich zu fünf JahrenFestungshaft verurteilt und bereits imgleichen Jahr amnestiert. Wieder bleibtein blutiger Hochverrat ungesühnt. q DerReichstag nimmt im August den Dawes-Plan an. Dieser regelt die deutschen Re-parationen: Bis 1927 sind jährlich zwi -schen 1,2 und 1,75 Milliarden Goldmarkzu zahlen, ab 1928 jährlich – ohne zeitli-che Begrenzung – 2,5 Milliarden Gold-mark. Deutschland erhält einen 800-Mil -lionen-Dollar-Kredit, um seine Währungzu stabilisieren, die Wirtschaft anzukur-beln und die Zahlungsfähigkeit des Rei-ches sicherzustellen. q Thomas Mannveröffentlicht seinen großen Roman „DerZauberberg.“ n

1924

Vertretertag in Hamburg; fünfter vonrechts: Präsident Fritz Siems, links

neben ihm Dr. Poelchau, Vorsitzenderdes Landesverbandes Hamburg.

Soldatenfriedhof Neuville-St. Vaast (44 833 Kriegs tote) – endlose

Reihen mit Holzkreuzen.

Page 25: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Die vom Volksbund mehrfach ange-regte gesetzliche Festlegung eines

Volkstrauertages ist durch den Erlass desReichsministers des Inneren vom 19. Ja nu -ar nicht voll erreicht. Es wird nur empfoh-len, für den Sonntag Invocavit im Verwal - tungsweg sicherzustellen, dass Lustbar-keiten an diesem Tage unterbleiben, halb-mast geflaggt wird und die Gedenkfeierndes Volksbundes unterstützt werden. qReichs kanzler Hans Luther und Außen-minister Stresemann werden Mitgliederdes Volksbundes. q Zum Vertretertag am17./18. April in Karlsruhe hat der Volks-bund 75 410 Mitglieder. 2 300 Briefe sindins Ausland, 20 000 Briefe und Karten imInland versandt worden. q Am 6. Julilehnt die Reichsbahn erneut einen Antragauf Fahrpreisermäßigung für den Besuchvon Kriegsgräbern ab. q Am Totensonn-tag lässt der Volksbund auf 113 Soldaten-friedhöfen in Belgien und Frankreich Krän- ze niederlegen. q Am Jahres ende ist derVolksbund in 39 Verbände und 871 Orts-gruppen gegliedert. n

Am 28. Februar stirbt Friedrich Ebert,der erste deutsche Reichspräsident.

Zu seinem Nachfolger wird im April Paulvon Hindenburg, der Generalfeldmar-schall des Kaiserreiches, gewählt. Er ist 78 Jahre alt. q Im Februar gründet Hitlerdie NSDAP wieder. q Am 1. Dezemberwird, nach intensiver Vorarbeit zwischendem französischen Außenminister Aristi -de Briand und dem deutschen Außenmi-nister Gustav Stresemann, der Vertrag vonLocarno unterzeichnet. Er bedeutet eineGarantie der Grenzen im Westen und ei -nen wichtigen Schritt auf eine europäischeFriedensordnung hin. q Die Räumung derbesetzten Gebiete beginnt, ist jedoch erst1930 vollständig abgeschlossen. q Der IG-Farben-Konzern wird gegründet. q Wer-ner Heisenberg entwickelt die Theorie der„quantenmechanischen Atom energie.“ qEmil Ludwig ver öffent licht die Biografien„Napoleon“ und „Wilhelm II.“ Aus demNachlass von Franz Kafka erscheint derRoman „Der Prozess.“ n

25

1925Großes Foto unten: Gedenkfeier zum Volkstrauertag1925 im Plenarsaal des Reichstages.

Sie arbeiten für die deutsch-französische Versöhnung: AristideBriand und Gustav Stresemann.

Page 26: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Mit Zustimmung der drei großenRe ligions gemeinschaften wird der

Volkstrauertag vom Sonntag Invocavit aufden Sonntag Reminiscere verlegt (fünfterSonntag vor Ostern). q Auf Initiative desspäteren langjährigen Ge neralsekretärsOtto Margraf beginnt die Gemeindewer-bung. Im April sind in der Provinz Han-nover 1 200 Landgemeinden Mitglied undzahlen einen Beitrag von einer Reichsmarkfür jeden ihrer Gefalle nen. q Beim Vertre-tertag am 14./15. Mai in Düsseldorf hatder Volksbund 82 847 Mitglieder. q Am1. Juni wird unter der Leitung von Sieg-fried Emmo Eulen und des Gartenarchi-tekten Robert Tischler in München einBaubüro des Volksbundes, die spätereBauleitung, eingerichtet. q Eulen verab-redet am 26. Juni in Paris mit der Leitungder franzö sischen Kriegsgräberfürsorgedie Zusammenarbeit beider Verbände. qZum Jahres ende hat der Volksbund 133Friedhöfe in 14 Ländern instand gesetzt.Für 200 Friedhöfe bestehen Patenschaf-ten. 3 014 Grabschmuck- und 1 278 Foto -wünsche sind erfüllt worden. 21 049 An -fragen gehen ein. n

Briand und Stresemann erhalten denFriedensnobelpreis. q Am 24. April

schließen Deutschland und die Sowjet-union in Berlin einen Freundschafts- undNeutralitätsvertrag. q Nach Ende der In -flation und mit dem Einströmen ameri ka -nischer Kredite bessern sich die wirt schaft- lichen Verhältnisse. q Am 8. Septemberwird Deutschland in den Völkerbund auf- genommen und erhält einen ständigenRatssitz. n

1926

Die letzten britischen und belgischenTruppen haben die Stadt verlassen.Am Festempfang in Köln nehmenOberbürgermeister Dr. Konrad Ade -nauer, Reichs präsi dent Paul von Hin-denburg und Erzbischof Schulte teil.

Am 10. Februar wählt der Volksbund einen Kunstbeirat.

Am 29. März entscheidet ein Aus-schuss für die Annahme des von

Prof. E. Böhm, Berlin, entworfenenPlakates und Signets. Im Kopf des

Mai-Heftes der Zeitschrift „Kriegsgrä-berfürsorge“ erscheinen zum ersten

Male die fünf weißen Kreuze aufschwarzem Grund. Die Anregung zudiesem Zeichen gab das Vier-Grena-

dier-Grab in Grabowiec/Polen.

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27

Am 11. April richtet der Volksbundeine Verbindungsstelle beim Zentral-

nachweisamt für Kriegerverluste undKriegergräber in Berlin ein. q Der Volks-bund zählt im Mai 104 000 Mitglieder.q Der Vertretertag findet vom 26. bis 28. Mai in München statt. q Ab dem 1. Juni kann der Volksbund zum Preisvon je einer Reichsmark Grabfotos von215 Fried höfen in Frankreich und 59 inBel gien liefern. Aus der Jahresbilanz 1927: 24 605 Anfragen sind eingegangen,44 209 Auskünfte erteilt worden. q DerVolksbund kann in Osteuropa bei der Instandsetzung von 310 Friedhöfen in 13 Län dern mitwirken. Er gibt dafür 276 600 Reichsmark aus. Unter anderemheißt es in den Berichten: „Der Krieger-friedhof Hawrylki/Polen wird völlig neuausgestaltet. Mit den Arbeiten hat manbegonnen. Der Fried hof Holowo wurdeauf unsere Kosten instand gesetzt undvon Unkraut gesäubert. Unser Landes-verband Bayern hat als Pate des Friedho-fes Rosenau/Ru mänien (Siebenbürgen)10 000 Lei zur Errichtung ei nes Ehren-mals zur Verfügung gestellt.“ n

Die politische und wirtschaftliche Situation festigt sich weiter. q Am

16. Juli wird eine Pflichtversicherung ge -gen Arbeitslosigkeit eingeführt. q Im Au-gust wird der erste deutsch-franzö sischeHandelsvertrag nach dem Krieg ab ge- schlossen. q Deutschland tritt im Sep-tember dem Ständigen InternationalenSchiedsgerichtshof in Den Haag bei. n

1927

Der Amerikaner Charles Lindberghüberquert als erster allein mit einemFlugzeug nonstop den Atlantik.

Der deutsche HistorikerLudwig Quidde teilt sichden Friedensnobelpreismit dem Franzosen Fer-dinand Buisson.

In Hohenstein/Ostpreußen wird dasEhrenmal zur Erinnerung an dieSchlacht von Tannenberg (August1914) eingeweiht. Reichs präsidentvon Hindenburg beschwört vor 70 000 Teilnehmern die UnschuldDeutschlands am Weltkrieg.

Die Gräber des Fried hofes Bauske/Lettland werden hergerichtet und miteinheitlichen Kreuzen versehen.

Volksbundmitarbeiter infor mie ren sichüber den Zustand der deutschen Kriegs-gräber im Ausland.

Reichskanzler a. D. Dr. Hans Luther (1879 – 1962) wird am23. Mai zum Stellvertre-tenden Präsidenten desVolksbundes gewählt.

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28

Der zehnte Vertretertag am 25. und26. Juni in Magdeburg spricht für

112 429 Mitglieder. Reichspräsident Paulvon Hindenburg sendet ein Gruß wort: „Mit meiner dankbaren Anerkennung fürdie geleistete segensreiche Arbeit auf dendeutschen Kriegerfriedhöfen im In- undAuslande verbinde ich meine besten Wün-sche für erfolgreiche Tätigkeit des Volks-bundes.“ q Präsident Fritz Siems tritt zu -rück und wird zum Ehrenmitglied ernannt.q Ein außerordentlicher Vertretertag wähltam 7. Dezember Reichswehr minster a. D.Dr. Otto Geßler zum Prä sidenten. q Seitdem 26. Juni hat Reichskanzler a. D. Dr.Luther als Stellvertretender Präsident dieGeschäfte geführt. q Der Volksbund erhältdie Genehmigung von Reichsbahn undReichspost zur Plakatwerbung. q Über500 Licht bild vor träge werden veranstaltet.q Das Bauprogramm des Volksbundesumfaßt 42 Friedhöfe mit 280 000 Gefalle-nen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt inFrankreich. Für den Friedhofsbau gibt er258 823 Reichsmark aus. n

Am 27. August unterzeichnet Strese-mann für Deutschland den Kellogg-

Pakt (auch Briand-Kellog-Pakt), der eineÄchtung des Krieges als Mittel internatio-naler Politik zum Gegenstand hat. q DerKölner Oberbürgermeister Dr. KonradAdenauer macht den ersten Spatenstichzur Autobahn Köln-Bonn, der ersten inDeutschland. q Der Transatlantik flug desdeutschen Flugzeuges „Bremen“ erregtBegeisterung im In- und Ausland, nach-dem im Vorjahr der Amerikaner CharlesLindbergh den Atlantik in West-Ost-Rich-tung überquert hatte. Im November fliegtDr. Hugo Eckener mit dem Luftschiff„Graf Zeppelin“ nach Amerika. q Im Win-ter 1928/29 tauchen Anzeichen einer neu enWirtschaftskrise auf. Die Jahre der wirt- schaftlichen Erholung sind zu Ende. ZweiMillionen Menschen sind arbeitslos. q DerBildhauer Ernst Barlach gestaltet das Güs -tro wer und das Magde burger Ehrenmal. n

1928

Der deutsche Bildhauer Ernst Barlach(links, mit dem französischen Bild -

hauer Maillol) schafft eindrucks volleMahnstätten im Stil des Expressionis-

mus. Der „Schwebende Engel“ in Güstrow ist eine seiner Schöpfungen.

Soldatenfriedhöfe in Frankreich. Typisch für den Baustil des Volks bun-des sind schmale Eingänge wie beim

Friedhof Hautecourt (7 885 Kriegs-tote). Hier sollte jegliches Gespräch

abbrechen.

Der Friedhof Maissemy (30 478 Kriegs tote) vor dem Ausbau.

Dr. Otto Geßler(1875 – 1955)

Page 29: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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An die Stelle des Dawes-Planes trittder Young-Plan. Dieser bedeutet eine

weitere Herabsetzung der deutschen Re-parationsverpflichtungen und sieht deut-sche Zahlungen bis zum Jahre 1988 vor.Deutschland erreicht dabei die Zusa geder vorzeitigen Räumung des ge sam tenRhein landes. q Wieder gibt es in Berlinblutige Zusammenstöße zwischen Polizeiund Demonstranten. q Briand, unterstütztvon Stresemann, legt am 4. September demVölkerbund einen Plan für ein VereinigtesEuropa vor. q Am 3. Okto ber stirbt Strese- mann. q Am Ende des Jahres beträgt dasHaus halts defizit des Reiches 1,7 MilliardenReichsmark. q Erich Maria Remarque ver- öffentlicht „Im Westen nichts Neues.“ n

1929

Thomas Mann (1875 – 1955) erhält denNobelpreis für Literatur.

Der Schwarze Freitag – der 25. Oktober 1929 –an der Börse von New York leitet die Weltwirtschafts-krise ein, von der Deutschland besonders schwer be-troffen wird.

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Bei der Volkstrauertagsfeier in Berlinstehen vor dem Präsidentenplatz im

Reichstag die beiden Kränze der Reichs-regierung und des Reichstages mit denIn schriften: „Dem lebenden Geist unsererToten“ und „Den nie vergessenen Söhnendes Volkes.“ q Im Juni gibt der Volksbunddie Fertigstellung des Friedhofes Connan-tre (Frankreich) bekannt. q Am 5. Juli wirdin Polen ein Mitglied des Bundesvorstan-des, Stadtbaurat Arendt aus Gelsenkirchen,bei Checiny wegen unerlaubten Fotogra-

fierens verhaftet und unter dem Verdachtder Spionage ins Gefängnis gebracht. NachIntervention der deutschen Gesandtschaftwird er gegen eine Kaution freigelassen.q Der Volksbund hat bei seinem zehnjäh-rigen Bestehen 133 033 Mitglieder. q ZumVertre ter tag vom 20. bis 23. Oktober inBer lin wird eine Ausstellung in der Neu -en Wache gezeigt. q Die Ausgaben fürden Friedhofsbau im Ausland betragen indiesem Jahr 461 348 Reichsmark. n

Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847 – 1934)

fördert die Arbeit des Volksbundes ganz besonders.

Soldatenfriedhof Connantre inFrankreich (8 931 Kriegstote;

rechts oben); Bundesvertretertag am 20. Oktober in Berlin.

Page 31: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Im Volksbund wird darüber disku-tiert, wie die Gräberflächen gestaltet

werden sollen. Vom aufgehügelten Ein zel -grab, das den Vorstellungen der Angehö-rigen entspricht, soll zugunsten einer ein- heitlichen Gräberfläche abgegangen wer-den. q Es kommt zu einem Konflikt mitder Preußischen Staatsregierung: Der Prä-sident des Volksbundes, Reichsminister a. D. Dr. Otto Geßler, verwahrt sich ener-gisch gegen eine Verlautbarung der Amt-lichen Preußischen Pressestelle, nach derder Volkstrauertag „keineswegs staatlichanerkannter oder überhaupt öffentlicherGedenktag“ sei. q Der Volksbund gibt567 963 Reichsmark für den Friedhofsbauin allen Ländern aus. n

Mit Reichskanzler Hermann Müller(SPD) stürzt am 27. März die letzte

vom Parlament gestützte Regierung derWeimarer Republik, ohne dass dazu einauch nur halbwegs plausibler Grund vor-gelegen hätte. q Am 30. März wird Hein-rich Brüning (Zentrum) Reichskanzler. qDie Weltwirtschaftskrise wirkt sich ver-heerend auf Deutschland aus. Der Reichs- präsident erlässt die erste Notverordnungzur Sicherung von Wirtschaft und Finan-zen. Brüning versucht, „den Tiger derWelt wirtschaftskrise zu reiten,“ in derAbsicht, dann eine Totalrevision des Ver -sailler Vertrages zu erreichen. Es kommterst zur Stundung, dann – 1932 – zur Strei chung der deutschen Repara tions- schul den (Konferenz von Lausanne). Die-ser Erfolg, den Brüning als Reichskanzlernicht mehr für sich verbuchen kann, wirdzunächst dem Kabinett Papen zugerech-net; dies macht die spätere Legende mög -lich, es sei Hitler gewesen, der mit denReparationen Schluss gemacht habe. qDie Zahl der Arbeitslosen steigt auf 4,4 Millionen. q Bei den Reichstagswah-len erzielt die NSDAP über 18 Prozentder Stimmen (1928: 2,6 Prozent) und 107 (statt 12) Sitze, die Deutschnationalenverfügen über 41 Sitze im neuen Reichs-tag. Die Kommunisten gewinnen 77 statt54 Man date. Die Deutsche Demokratische Partei nennt sich nun Staatspartei. q Dieletzten Truppen der Siegermächte verlas-sen das Rheinland. q Hitler schwört imReichswehrprozess vor dem Reichsge-richt in Leipzig, die Weimarer Verfassungeinzuhalten. n

31

Am 4. Mai wird in Tarent/Italien das vom Volksbund errichtete Grab -mal für die Opfer des dort ge sun -kenen U-Bootes UC 12 eingeweiht.

Die letzten Besatzungstruppen verlassen das Rheinland. Am 1. Julimarschiert die hessische Schutz -polizei in Mainz ein.

1930

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Am 12. und 13. Juni findet der Ver-tretertag in Königsberg statt. Unmit-

telbar anschließend beteiligen sich füh -rende Mitarbeiter des Volksbundes anWerbeveranstaltungen in verschiedenenostpreußischen Städten. q Im August ar-beiten zum ersten Mal deutsche Jugendli-che, Schüler aus Halberstadt, an deut -schen Kriegsgräbern in Sète in Frankreich.q Die wirtschaftliche Krise wirkt sich aufdie Arbeit des Volksbundes aus. Er mussim August bekannt geben: „Da durch dieNotverordnung des Reichs präsidenten derAnkauf von Devisen beschränkt ist, sindwir z. Z. nicht in der Lage, die bei uns vor- liegenden Sonderaufträge von Angehöri-gen (Kranzniederlegungen, Bepflanzung,Kreuze, Licht bilder) auszuführen.“ q ImNovember wird in einigen Ländern desReiches, darunter in allen preußischenProvinzen, die erste von den Behördengenehmigte Haus- und Straßensammlungveranstaltet. n

Die Arbeitslosenzahl steigt von 4,77im Januar auf 5,66 Millionen im De-

zember. q Am 14. und 15. Juli werdenauf grund der Wirtschafts- und Finanz- krise Banken und Börsen geschlossen.q Die Rechtsparteien verschärfen die innenpo litischen Gegensätze. NSDAP (Hitler), DNVP (Deutsch-Nationale Volks -partei; Hugenberg), Stahlhelm (Seldte),der Alldeutsche Verband und andere so-genannte vaterländische Verbände grün-den am 11. Oktober 1931 die HarzburgerFront gegen die Regierung Brüning. Hjal-mar Schacht, der zurückgetre tene Reichs-bankpräsident (später Hitlers Wirtschafts -minister), General von Seeckt, ehemaligerReichswehrchef, und viele Generäle sinddabei. Das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ versucht dagegenzu halten: Am 16. Dezember wird in Berlin die EiserneFront aus SPD, Reichsbanner, Freien Ge-werkschaften und Arbeitersportorganisa-tionen gegründet; Zentrum, DeutscheStaatspartei und die christlichen Gewerk-schaften betei ligen sich nicht. Dadurchbleibt die Eiserne Front schwach und ge -rät zudem in Verdacht, nicht ein republi-kanisch-demokratischer, sondern einkom munistischer Verband zu sein. q Eserscheinen Kurt Tucholskys „SchlossGripsholm,“ Carl Zuckmayers Drama„Der Hauptmann von Köpenick,“ BertBrechts „Dreigroschenoper“ als Film. qAlbert Einstein unterstützt die Internatio-nale der Kriegsdienstverweigerer. q DerArchitekt Heinrich Tessenow gestaltetSchinkels Neue Wache zum Gefallenen-Ehrenmal um. n

Besichtigungs reise von Mitgliederndes Bundesvorstandes nach

Frankreich (von rechts Dr. SiegfriedEmmo Eulen, Justizrat Manfred

Zimmermann und Ehefrau).

Das wirtschaftliche Elend wächst.Millionen Menschen haben keine

Arbeit. Nach jeder von den Arbeitsämtern angebotenen Arbeit

drängen sich Hunderte von Arbeitslosen.

1931

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Im Februar legt Dr. Geßler sein Amtals Präsident des Volksbundes nie-

der. q Die Zahl der Einzelmitglieder gehtvon 138 000 auf 131 000 zurück. q BeimVertretertag am 28. und 29. Mai in Berlinzählt der Volksbund 5 165 Körperschaf-ten, 442 Städte und 11 658 Gemeinden alskorporative Mitglieder. q Landesdirektora. D. Joachim von Winterfeldt-Menkinwird zum neuen Präsidenten gewählt. n

Die Welt wirtschaftskrise überschrei-tet ihren Höhepunkt, jedoch dauern

die politische und die wirtschaftlicheSpan nung in Deutschland an. Es gibtüber sechs Millionen Arbeitslose. q Am 10. April wird der 85-jährige Hindenburg (53 Prozent der Stimmen) gegen Hitler (37 Prozent) und Thälmann (KPD, 10 Pro-zent) im zweiten Wahlgang zum Reichs- präsidenten wiedergewählt. q Reichs -kanzler Brüning wird von rechtsgerich te- ten Politikern mit Hilfe des Reichs prä si- denten gestürzt, von Papen und nach ihmGeneral von Schleicher bilden kurzlebigeKabinette. q Im Juli und November die-ses unruhigen Jahres finden jeweils nachAuflösung des Reichstages Neuwahlenstatt. q Die Feinde der demokratischenRepublik von rechts und links – National-sozialisten, Deutschnationale und Kom-munis ten – haben jetzt im Reichstag zu -sammen die Mehrheit. Da sie gegen jedeReichsregierung zusammengehen, ist dieDemokratie am Ende. q Prof. Werner Hei-sen berg erhält den Nobelpreis für Physik. n

Der Plan oben links zeigt die Kriegs-gräberstätte Nazareth (261 Kriegs to -te, Stand 2008: 416 Kriegs tote). Ganzlinks sehen Sie ein Modell der Kriegs-gräberstätte Bitola (2 000 Kriegs tote,Stand 2008: 3 406 Kriegs tote). Rechts daneben ist die Zeichnung der Kriegsgräberstätte Lange mark(44 296 Kriegstote) abgebildet.

Am 10. Juli weiht der Volksbund inBelgien Langemark, den Patenfried-hof der Deutschen Studentenschaft,und den Friedhof De Ruyter ein.

1932

Erläuterung zur Aufstellung

1 Nationalversammlung: 19.1.1919

2 Wahl zum 1. Reichstag: 6.6.1920

3 Wahl zum 2. Reichstag 4.5.1924

4 Wahl zum 3. Reichstag: 7.12.1924

5 Wahl zum 4. Reichstag: 20.5.1928

6 Wahl zum 5. Reichstag: 14.9.1930

7 Wahl zum 6. Reichstag: 31.7.1932

8 Wahl zum 7. Reichstag: 6.11.1932

9 Wahl zum 8. Reichstag: 5.3.1933

NSDAP: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter partei

DNVP: Deutschnationale Volks- partei

DVP: Deutsche Volkspartei

DDP: Deutsche DemokratischePartei

SPD: Sozialdemokratische ParteiDeutschlands

KPD: Kommunistische Partei Deutschlands

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Der Reichspräsident ernennt Hitleram 30. Januar zum Reichskanzler.

Der Historiker Michael Salewski beurteiltdiesen Vorgang rückschauend so: „Nichtso sehr der Umstand, dass die Nationalso-zialisten tat sächlich an die Macht gekom-men waren, wirkte im Nachhinein nieder -schmetternd, sondern, dass es ihnen soverdammt leicht gemacht wurde, fast vonallen gesellschaftlichen Gruppen, denwichtigeren wie Reichswehr, Kirchen undGewerkschaften ohnehin. Sie versagtenkläglich, obwohl das Vaterland in Gefahrwar – das hatte man an den Litfasssäulenlesen können: Hitler, das ist der Krieg.“ qDie Brandstiftung im Reichstag am 27. Fe -bruar liefert Hitler den Vorwand, mit Hilfeder sogenannten „Reichstagsbrandverord-nung“ die Demokratie abzuschaffen unddie linke Opposition zu verfolgen undaus zuschalten. q Reichspropagandamini-ster Joseph Goebbels entfaltet eine unge-hemmte Agitation. Der „Tag von Pots dam“ist eine geschickt inszenierte Reverenz andas alte Preußen, den kaiser lichen General-

feldmarschall und Reichspräsidenten derRepublik und wird zu einem großen propa- gandistischen Erfolg für die neuen Macht-haber. q Und trotz alldem hat die NSDAPbei den Reichstagswahlen am 5. März 1933nur 43,9 Prozent erhalten. Insofern ist esrichtig: Hitler hat in einer freien Wahl vomVolk nie die ab solute Mehrheit erhalten.Aber diese Betrachtung täuscht über dieRealitäten hin weg. Zusammen mit denDeutsch na tio nalen hat eine Regierung –erstmals wieder seit 1930 – im Parlamenteine Mehrheit, jetzt 340 von 647 der Reichs- tagssitze, allerdings nicht die für eine Ver-fassungsänderung erforderli che Zwei drit-telmehrheit. q Der Reichstag nimmt mit441 von 535 Stimmen das Ermächtigungs-ge setz an. Die Kommunisten werden mitGewalt an der Sitzungsteilnah me gehin-dert. Nur die Sozial demo kra ten stimmendagegen. Für die SPD hält Otto Wels dieletzte freie Oppositionsrede im Reichstag.Er verweist darauf, dass angesichts derMehrheitsverhält nisse dieses Gesetz über-flüssig sei.

Die Repressionen gegen innenpoliti-sche Gegner der NSDAP werden von der Bevöl kerung widerstandslos hin genommen. Die ersten Konzen tra-tionslager werden eingerichtet, will-kürliche Verhaftungen vorgenommen.SA- und SS-Leute werden Hilfs polizi-sten. Angst und Terror sind jetzt Mit-tel der Politik. Goebbels ruft zum Boykott gegen jüdische Geschäfts- leute auf. Bücher vor allem jüdischerSchriftsteller gelten jetzt als „un -deutsch“ und werden verbrannt.

1933

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Die Weimarer Demokratie ist damit for-mal am Ende. q Und es geht Schlag aufSchlag weiter: Verbot der KPD, der SPD,aller Parteien außer der NSDAP, Verbotder Gewerkschaften, Gleichschaltungaller Organisa tionen und Verbot jeglicherNeugründungen, es sei denn nationalso-zialistischer. q Die von der NSDAP insze-nierte öffent liche Verbrennung „undeut -scher“ Schriften am 10. Mai auf dem Ber-liner Opernplatz symbolisiert das Endedes freien Geisteslebens in Deutschland.Unter den verbrannten Büchern befindensich Werke von Karl Marx, Heinrich Mann,Erich Kästner, Sigmund Freud, Emil Lud-wig, Theodor Wolff, Erich Maria Remar-que, Alfred Kerr, Kurt Tucholsky undCarl v. Ossietzky. q Die Emigration, vorallem der Intelligenz, aus Deutsch landbeginnt. q Deutschland tritt aus demVölkerbund aus – der erste Schritt ins au-ßenpoli tische Abseits. n

Symbol für das Ende der parla men tarischen Demokratie: Am 27. Februar brennt der Reichstag.

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Am Volkstrauertag 1929, zehn Jahrenach der Gründung des Volksbun-

des, sagte dessen Präsident Dr. Otto Geß-ler: „Wir können unsere Vergangenheitnicht leugnen, wir müssen uns anständigund ehrlich mit ihr auseinan de rsetzen.“

In der Tat, Geßler hatte Anlass, so zusprechen, auch mit Blick auf den Volks-bund. Zerrissen wie das deutsche Volkselbst, war der Volksbund ein Kind derdeutschen Geschichte und als solcheseher im nationalen, später im nationalisti-schen Spektrum der politischen Überzeu-gungen angesiedelt. Viele seiner Reprä -sentanten waren gegenüber der WeimarerRepublik kritisch, manche feindlich ein-gestellt. Zwar gibt es eine Menge von Bei-spielen, die von der demokratischen Ge -sinnung und Integrität von Funktionsträ-gern des Volksbundes zeugen. Und derBeginn seines Wirkens gab auch keinenAnlass, an der Treue des Gesamtverban-des zur Weimarer Republik und zu ihrerVerfassung zu zweifeln. Aber die nationa-listische Schlagseite nahm mit der zeitli-chen Entfernung vom Tage seiner Grün -dung stetig zu. Von manchem seinerGründerväter war er wohl auch mit einersolchen Absicht gegründet worden. Zwarzielte der erste Aufruf des Volksbundesauf „Kriegsgräberfürsorge von Volk zuVolk“ und auf gemeinsame Totenehrungjenseits allen Volkshasses; zwar verlangteReichstagspräsident Paul Löbe in seinerRede zum Volkstrauertag im Jahre 1922:„Abkehr vom Hass, ... Hinwendung zurLiebe.“ Und richtig ist auch, dass derVolksbund sich im selben Jahr mit derBitte an die Weltwirtschaftskonferenz inGenua wandte, der Millionen Toten desWeltkrieges zu gedenken und eine feierli-che Proklamation für die dauernde Erhal-tung der Ruhestätten zu erlassen.

Aber gleichzeitig gab es eben auchdies: „Den Hass, den augenblicklich diedeutsche Seele packt, ... den Hass gegenden Erbfeind, ... den Hass sehe ich an-ders. Das ist ein heiliger Hass, und wirverstehen, was das Alte Testament mein -te: Du sollst deinen Freund lieben unddeinen Feind hassen, Auge um Auge,Zahn um Zahn. Und ich weiß, auch einJesus wür de sich mit blitzendem Augeauf unsere Seite stellen, auf die Seite desheiligen Hasses.“

Das sagte der evangelische Pfarrerund Präsident des Volksbundes, Siems,der so im Jahre 1923 redete und in derZeitschrift des Volksbundes schrieb.

Die Empörung über Ereignisse im Zu -ge der Besetzung des Rheinlandes warbe rechtigt. Aber solch ein alttestamentari-scher Hass als Aufruf des obersten Reprä-sentanten des Volksbundes und in dessen

Namen: Das war offener Bruch des Grund- satzes der „Totenehrung jenseits allenVöl kerhasses“ und der „Hinwendung zurLiebe.“ Dabei handelt es sich nicht umeine einmalige Entgleisung und Siemsstand auch nicht allein. Siegfried EmmoEulen, den viele als den eigentlichenGründer des Volksbundes ansehen, warextremer Nationalist von Anbeginn. Aucher machte aus seinem Revanchismusschon lange vor 1933 keinen Hehl. DasBemerkenswerteste daran ist: Niemandhat diese (und andere) Männer gezwun-gen, so zu reden, wie sie es taten. Nichtsund niemand war „gleichgeschaltet.“

Dass es auch ganz anders ging, be-weist die Rede von Justizrat Dr. Kahl zumVolkstrauertag 1930 – ein Dokument, dasder Volksbund auch heute noch mit Stolzzitieren kann: „Und nun die Frage: Wer-den es die letzten Kriegstoten gewesensein? ... Denn die Verantwortlichkeit fürTote und Lebende legt sich mit Zentner-gewicht auf das nationale Gewissen!“Notwendig sei, dass „die Menschheit ausden furchtbaren Erfahrungen dieses Krie-ges die Erkenntnis ziehen wird, dass künf- tig andere Mittel und Wege gesucht undgefunden werden müssen, um internatio-nale Streitigkeiten zu schlichten.“

Kahl weist darauf hin, dass man sichschon lange um die „Humanisierung desKrieges,“ um Verhinderung von Kriegenbemüht habe (zum Beispiel 1907 bei derzweiten großen Haager Friedenskonfe-renz). Als Hauptredner des Volkstrauerta-ges 1930 zieht er den Schluss: „Worum esgeht, ist Höheres und mehr. Es geht umdie Frage der Beseitigung, der Abschaf-fung des Krieges.“

Und auch das Wort des späteren Bi-schofs Otto Dibelius, der auch zu denGründervätern des Volksbundes gehört,geht in dieselbe Richtung: „Krieg sollnicht sein. Gott will nicht, dass Krieg sei!Uns ist das Weihnachtsevangelium insHerz gefallen: Frieden auf Erden. Das istja doch Gottes Botschaft an die Mensch-heit. Das Wort ist doch ernst.“

Geßler war also mit seiner Sorge umdie Lehren aus der eigenen Vergangen-heit nicht allein. Und er stand später fürseine Grundüberzeugung im KZ ein.Aber diejenigen, die dachten wie er, ver-loren gegen Ende der Weimarer Republikzunehmend an Einfluss, und auch ausheutiger Sicht erscheint es mehr als zwei-felhaft, ob sein Rücktritt als Präsident desVolksbundes wirklich aus „gesundheitli-chen Gründen“ erfolgte und weil er nichtnach Berlin übersiedeln und deshalbseine ehrenamtliche Funktion „nichtnützlich“ ausfüllen könne. So fehlt dennauch in der Bekanntmachung seines

Schattenseiten ...

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Rücktritts durch den Vorstand des Volks-bundes jedes Wort des Dankes. DieserPräsident passte eben nicht in die Linie,man war offensichtlich froh, ihn los zusein – und zeigte das auch!

Reaktionen auf diese Entwicklungblieben nicht aus. So sagte beispielsweiseder preußische Ministerpräsident OttoBraun am 16. März 1930 auf einer „Feierzur Erinnerung an die erfolgreiche Nie-derschlagung des Kapp-Putsches,“ dassman „bei den Veranstaltungen des priva-ten Vereins für Kriegsgräberfürsorge sichnicht des Verdachts erwehren könne, dasshier das Gedächtnis der Toten missbrauchtwerde, um einen gewissen, verderblichenRevanchegedanken zu wecken und wach- zuhalten.“

Für Eulen und andere Führungsper-sönlichkeiten war der 30. Januar 1933 derTag der Erfüllung. Und so waren die „ehr -erbietigen Grüße,“ die die „versammeltendeutschen Männer und Frauen (des Volks- bundes) ... dem Führer des deutschen Vol- kes, dem Kämpfer für Deutschlands Ehreund Macht“ entboten, nichts Besonderesmehr. Das wurde formuliert auf dem Ver-tretertag am 2. Dezember 1933. Am 31. De- zember 1933 be fand Eulen, nunmehr „Bun- desführer,“ dass die „Adventszeit 1933 ...für Deutsch land voll Ju bel und Hoffnungist, wie noch nie eine Zeit deutscher Jah-reswende ....“

Die Gründung des Volksbundes waralso von Anfang an mit einem Zwiespaltbehaftet: Da waren die, die den Grün-dungsaufruf ernst nahmen, die den Völ-kerhass abbauen, mit Hilfe der Errich -tung würdiger Grab- und Gedenkstättenauch Zeichen für Versöhnung und Frie-den setzten wollten, und die als Demo-kraten den Volksbund unterstützten, woimmer sie konnten: ReichspräsidentEbert, Reichstagspräsident Löbe, dieReichskanzler Stresemann und Luther,die Reichsminister Rathenau, Erzbergerund Geßler, Oberbürgermeister Adenauerund andere.

Und auch die Gründungsversamm-lung beschloss am 16. Dezember 1919nicht den von Eulen vorgeschlagenen au-toritären Satzungstext, sondern eine Fas-sung, die zwar einige zeitbedingte Merk -würdigkeiten aufweist, die aber durchausdemokratisch war. Da gab es einen jähr-lich neu zu wählenden „Vorstand“ undeinen vom „Vertretertag“ gewählten drei-ßigköpfigen „Verwaltungs rat.“ Im Vertre-tertag waren die Delegierten „mit derZahl der von ihnen zu vertretenden Mit-glieder stimmberechtigt.“ Da gab es klareAufgabenzuweisungen – ein Dokumentder Nüchternheit, ohne Großmannssuchtund Versuche einer internationalen Bevor-

mundung. Auf der anderen Seite standenjene, die schon bei der Gründung erkenn-bar anderes wollten, auch wenn sie dasmit letzter Deutlichkeit erst bekannten,als sie keinen demokratisch orientiertenWiderspruch mehr fürchten mussten.

So wies Eulen am 1. Dezember 1933darauf hin, dass immer schon „nach demFührergrundsatz“ gearbeitet worden sei.Die Verwirklichung der Bundesziele hätteselbstverständlich nur von deutsch-füh-lenden Männern und Frauen geleistetwer den können. Die Führer im Volks-bund hätten sich siegreich in 15 Jahrendurchgesetzt, auf dass das von allen mit-erkämpfte und ersehnte Dritte Reich er-baut werde, zu dem die Gefallenen drau - ßen die Fundamente gelegt hätten.

Damit schloss sich in Eulens Augender Kreis: Die Toten des Ersten Weltkrie-ges wurden zu Schöpfern der Grundla-gen des Dritten Reiches erklärt.

Was Eulen 1919 nicht durchsetzenkonnte, wurde 14 Jahre später erreicht –vorbereitet durch die Gespräche mitReichsminister Frick, Staatssekretär Lam-mers (am 24. März in der Reichskanzlei)und endlich mit Hitler selbst in dessenWohnung. Kein Wunder, dass der sächsi-sche Gauleiter Martin Mutschmann denDelegierten empfahl, die neue Satzung inBausch und Bogen anzunehmen, was sieauch taten. Damit hat sich der Volksbundam 1./2. Dezember 1933 zwar nicht for-mal, aber faktisch selbst gleichgeschaltet.Die Wei marer Republik war am 30. Ja-nuar 1933 am Ende. Wie hätte der Volks-bund noch zehn Monate später „heil“sein können?

Eulens Selbstbekenntnisse erwiesensich nicht etwa als nachträgliche Schön-färberei, um sich bei den neuen Machtha-bern um der relativen Unversehrtheit desVolksbundes willen anzubiedern. Daswäre immerhin ein zwar falsches, aberdiskutables Motiv gewesen. Es ist auchnicht der peinliche Kniefall vor den neu -en Machthabern, der nach dem März1933 zum Landesüblichen gehörte. Es istundemokratische, nationalistische Geis -tes haltung, die offen zu Tage trat. n

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Volkstrauertag 1933: ReichskanzlerAdolf Hitler neben Reichspräsident

Paul von Hindenburg.

Der Volksbund arbeitet auf den Soldatenfried höfen Connantre und

Rancourt (8 931 und 11 422 Kriegs-tote). In dieser Zeit entstehen Eingänge

und Gedenkkapellen, Bäume werdengepflanzt und Einfriedungen geschaffen.

In der Mitgliederzeitschrift werdendie Fortschritte der Arbeit dokumen-tiert: Soldatenfriedhöfe Hohrod, Rancourt und Romagne-sous-Mont-faucon (Frankreich), Nazareth (Palästina; Modell); unten Entwurf füreinen Gedenkstein.

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Das „Gesetz über die Feiertage“ wirdam 27. Februar verabschiedet. An die

Stelle des Volkstrauertages tritt nunmehrim ganzen Reich der „Heldengedenktag“mit neuem Sinngehalt. Er findet jeweilsam 5. Sonntag vor Ostern (Reminiscere)statt. q Bei der Feierstunde in der BerlinerStaatsoper Unter den Linden hält zum ersten Mal der Reichswehrminister dieAnsprache. q Im Rahmen einer Groß aus -stellung des Volksbundes im Lichthof desDresdener Rathauses (Juni/Juli) werdendie Modelle für die Friedhöfe Liny-de-vant-Dun, Haubourdin und Quero ge-zeigt. q In einem Aufruf zum 20. Jahrestagdes Beginns des Ersten Weltkrieges emp-fiehlt der Volksbund, auf alle Feiern zuverzichten. Er appelliert an alle Mitglie-der, in diesem Jahr mindestens ein neuesMitglied zu werben. q Am 1. Septemberübernimmt der langjährige Leiter derWerbe- und Presseabteilung, Otto Mar-graf, die Geschäftsführung der Bundesge-schäftsstelle in Berlin. q Im Novembergibt der Volksbund bekannt, dass wegender Devisenknappheit für die Totentagekeine Angehörigenaufträge erfüllt werdenkönnen. q Der Vertretertag, jetzt Reichsta-gung genannt, findet in Kiel statt. q ZumEnde des Jahres gehören 1 830 Ortsgrup-pen mit insgesamt 151 110 Einzelmitglie-dern zum Volksbund. n

Am 30. Januar werden die Länderentmachtet. Ihre Hoheitsrechte gehen

auf das Reich über. q Am 30. Juni schafftHitler auf seine Weise „Klarheit“ in den eigenen Reihen: Der sogenannte Röhm-Putsch ist in Wahrheit ein Mord anschlagauf die SA-Führung und andere, die Hit-ler für potenzielle Gegner hält. Unter denEr mordeten befinden sich Hitlers Amts-vor gänger von Schleicher und dessen Frau, Gregor Strasser (Reichsorgani sa tions leiterder NSDAP bis 1932), Erich Klausener (Ka -tholische Aktion), Edgar Jung (Mitarbeitervon Vizekanzler von Papen) und Gustavvon Kahr (1923 bayerischer Generalstaats-kommissar). Min des tens 83 Menschenwerden ermordet. Ein Reichsgesetz vom3. Juli 1934 erklärt die Morde nach träglichfür rechtens. Und der auch heute nochvon manchen angesehene Staatsrechtsleh-rer Carl Schmitt rechtfertigt diese Taten:„Der Führer schützte das Recht.“ Hinden-burg und Papen beglückwünschen Hitler.q Das Reich schließt einen Nichtangriffs-pakt mit Polen. n

Ausstellung des Volksbundes in derMünchner Feldherrenhalle.

Die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg mit ihren Massen auf-märschen charakterisieren den Stil

des Regimes. Die Gesell schaft ist„gleichgeschaltet.“

1934

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Am 30. Juni weiht der Volksbund dieKriegsgräberstätte Nazareth/Palä-

stina und am 12. Juli Maissemy/Frank-reich ein. q In seiner Allerseelenpredigtsagt Kardinal Michael von Faulhaber inder Münchner Frauenkirche: „Wir dan-ken dem Volksbund Deutsche Kriegsgrä-berfürsorge, der mit unermüdlichem Ei -fer und großem Erfolg die deutschen Sol-datenfriedhöfe im Ausland in würdigemZustand erhält und seine pietätvolle Grä-berpflege ganz im Sinne der Hinterbliebe-nen unter das Zeichen des weißen Kreu -zes im schwarzen Feld gestellt hat.“ q ImNovember besuchen der Leiter der briti-schen Imperial War Graves Commissionund der Leiter der französischen Kriegs-gräberfürsorge die Bundesgeschäftsstellein Berlin. q Im Jahre 1935 gibt es in 22 Län-dern der Erde Volksbundmitglieder. n

Eine Volksabstimmung am 13. Janu -ar führt zur Rückgabe des Saargebie-

tes an Deutschland. q Am 16. März be-ginnt mit der Einführung der allgemei -nen Wehrpflicht die offene Wiederauf rüs -tung des Reiches. Dieser einseitige, ohneVerhandlungen unternommene Schritt istein klarer Bruch geltender Verträge, derum so schwerer wiegt, als die Westmäch -te bereits informell mitgeteilt hatten, dasssie einer deutschen Aufrüstung bis zu 200 000 Mann zustimmen würden. qDeutschland verlässt mit den berüchtig-ten Nürnberger Gesetzen am 15. Septem-ber endgültig den Weg eines am Men -schenrecht orientierten Staats wesens. Sielegen den Grundstein für eine ver breche-rische Politik, die später in der sogenann-ten „Endlösung der Juden frage,“ im Ho -locaust, endet. n

Carl von Ossietzky wird wie viele andere verhaftet und

ins Konzen trations lager gebracht. Er darf den ihm

1936 verliehenen Friedens -nobelpreis nicht annehmen.

Nach seiner Freilassung stirbt er am 4. Mai 1938 an

den Folgen dieser Haft.

Foto ganz rechts: Stimmzettel bei der Volksabstimmung im Saarland.

Soldatenfriedhof Nazareth im damaligen Palästina. Hier ruhen

261 Kriegstote (Stand 2008: 416 Kriegstote). Heute liegt die

Kriegsgräberstätte auf dem Staatsgebiet Israels.

1935

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Am 8. Juni findet in London die ers -te Sitzung des gemischten deutsch-

englisch-französischen Ausschusses fürKriegsgräberfürsorge statt, in dem derVolksbund vertreten ist. Hintergrund: Be -reits 1923 hatte die Imperial War GravesCom mission die Pflege von 2 219 deut-schen Kriegsgräbern an 216 verschiede-nen Or ten im Vereinigten Königreich undden Kanalinseln übernommen. q DieReichstagung findet am 30. und 31. Ok to-ber in Köln statt. q Die Jahresbilanz nenntfolgende Zahlen: Es gibt 295 000 Mit gliederin 4 747 Ortsgruppen, etwa 50 Prozent derdeutschen Gemeinden sind korporativeMitglieder. q Die Gesamtausgaben desVolksbundes für den Friedhofs bau vonseiner Gründung bis zum 31. Dezember1936 betragen 6,5 Millionen Reichsmark. n

Am 7. März bricht Adolf Hitler den Locarno-Pakt und zerstört damit

Stresemanns Friedenswerk. Er lässt dasentmilitarisierte Rheinland besetzen. DieWestmächte nehmen das ohne ernsthaf-ten Widerstand hin. q Im September desJahres wird der Vierjahresplan verkündet,der das Deutsche Reich „bis 1940 kriegs-bereit“ machen soll. Hitler beginnt mitden Vorbereitungen für seine Angriffs-kriege. q Im Spanischen Bürgerkrieg, derzur Niederlage der Republik führt unddie Franco-Diktatur begründet, unter-stützt Deutschland den MilitäraufstandGeneral Francos. n

Foto links: Deutsche Truppen mar-schieren ins Rheinland ein.

Foto unten: Die Olympiade in Berlinwird für einen nationalsozialistischen Propagandafeldzug missbraucht.

1936

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Sie entsprechen in den Maßen den engli-schen Grabsteinen. q Als Folge der Maß-nahmen zur Papiereinsparung im Rah mendes Vier-Jahres-Planes erscheinen die Aus- gaben Juli und August der „Kriegsgräber-fürsorge“ als ein Heft. n

Die deutsche Legion Condor bom-bardiert im spanischen Bürgerkrieg

die baskische Hauptstadt Guernica. PabloPicasso malt das Bild „Guernica“ als ei nen Aufruf gegen den Krieg. Über diedeutschen Gefallenen darf nicht gespro-chen werden. Die Toten werden vomVolksbund nicht registriert. q Eine Wan -derausstellung zeigt in Deutschland soge-nannte Entartete Kunst. Der inter natio -nale kulturelle Austausch kommt weitge-hend zum Erliegen. q Es gibt vier großeKonzentrationslager: Buchenwald, Da -chau, Lichtenberg (nur für Frauen) undSachsenhausen. n

Auf der zweiten Sitzung des deutsch-englisch-französischen Ausschusses

in Berlin wird berichtet: Für die etwa7 000 deutschen Kriegsgräber auf engli-schen Friedhöfen in Frankreich sind bis-her 4 500 Stelen aus dauerhaftem Natur -stein in den Münchner Werkstätten desVolksbundes fertiggestellt werden. 2 000davon sind bereits aufgestellt.

Deutsche Sturzkampfbomber (Stukas) in Spanien.

Mit der Explosion des deutschen Luftschiffes Hindenburg am 6. Mai in Lakehurst (USA) – 34 Menschen

sterben – endet der trans- atlantische Zeppelin verkehr.

1937

Der Volksbund weiht am 30. Mai die Kriegsgräber-stätte Smederewo (Semendria, heute: Serbien) in Jugoslawien ein. Hier ruhen Gefallene aus denKämpfen der Jahre 1915 und 1916.

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Die Reichstagung des Volksbundesfindet vom 20. bis 23. Mai in Breslau

(heute: Wrocław/Polen) statt. q Die Ge-bei ne von 70 in der Schweizer Internie-rung verstorbenen deutschen Soldatenwerden am 17. Dezember auf den Ler-chenberg bei Meersburg am Bodenseeüberführt. Die Anlage wird jedoch erst1964 fertiggestellt. n

Im Februar entmachtet Hitler dieFührungsspitze der Wehrmacht

durch Entlassung des Reichskriegsmini-sters Generalfeldmarschall von Blombergund des Oberbefehlshabers des Heeres,Generaloberst Freiherr von Fritsch. qNach Verhandlungen mit Hitler mussÖsterreichs Bundeskanzler Kurt vonSchuschnigg vor dessen aggressiver Politik kapitulieren. Österreich wird mit Zustimmung der großen Mehrheit derÖsterreicher dem Deutschen Reich ange-schlossen. q Aus Protest gegen HitlersPolitik tritt der Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Beck, zurück. qAm 29. September endet die MünchenerKonferenz der Staats- und Regier ungs - chefs Deutschlands, Frankreichs, Groß bri- tan niens und Italiens mit dem Be schlusszur Abtre tung der sudetendeutschen Ge-biete durch die Tschechoslowakei an dasDeutsche Reich. q Die am 9. Novemberim ganzen Reich von der NSDAP organi-sierten Pogrome gegen die Juden (von An- tisemiten hämisch „Reichskristallnacht“genannt) erregen die Welt öffent lichkeit.Die jü dischen Deutschen werden in denfolgenden Tagen endgültig aus dem Wirt- schafts leben ausgeschaltet. q Am 31. Maiwird das „Gesetz zur Einziehung von Er-zeugnissen entarteter Kunst“ erlassen. Ge -ächtet werden vor allem Kunstwerke vonBarlach, Beckmann, Cézanne, Chagall, Co- rinth, van Gogh, Heckel, Hofer, Kandin-sky, Klee, Ko kosch ka, Macke (1914 gefal -len), Marc (1916 gefallen), Matisse, Munch,Picasso, Nolde und vielen anderen. n

Reichstagung des Volksbundes inBreslau (Wrocław/Polen).

Am 12. Juni wird das U-Boot- Ehrenmal Möltenort (bei Kiel) eingeweiht.

Die österreichische Bevölkerung begrüßt begeistert den „Anschluss.“Bei der Abstimmung am 10. Aprilwerden in der zukünftigen „Ost-mark“ nur 11 807 Nein-Stimmen registriert.

1938

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Der Bau der Gedenkstätte Pordoi inden Dolomiten (Italien), bereits vor

Kriegs ausbruch begonnen, wird bis zurArbeits einstellung 1943 fortgeführt. qDie Einweihungen der Kriegsgräberstät-ten Quero, Feltre und Tolmein im Mai fin-den ein starkes Echo in der in- und aus -län dischen Öffentlichkeit. q Bundesfüh-rer Eulen sowie sieben Mitarbeiter derBundesgeschäftsstelle und vier der Bau-leitung werden bei Kriegsausbruch einge- zogen, dazu viele Mitarbeiter aus denGliederungen. q Mitarbeiter des Volks-bundes stellen ihre Erfahrungen beimAufbau des Wehrmacht-Gräberdiensteszur Verfügung. q Der StellvertretendeBundesführer, Justizrat Manfred Zim mer -mann, führt die Geschäfte. n

Hitler bricht das MünchnerAbkom-men – deutsche Soldaten marschieren

am 15. und 16. März in der Tsche chos lo-wakei ein. Das stellt ihn endgültig alsKriegstreiber bloß und erschüttert voll-ends das internationale Vertrauen in eineeuropäische Friedensordnung. q Deutsch-land besetzt am 23. März das Memelge-biet. q Am 23. August kommt es über ra-schend in Moskau zum Hitler-Stalin-Pakt(offiziell ein Nichtangriffs pakt). Dazu ge-hört das berüchtigte gehei me Zusatzpro-tokoll mit der Abma chung über die Tei -lung Polens. Außerdem stimmt Hitler derAnnexion der baltischen Staaten und Bes-sarabiens durch die Sowjetunion zu. qAm 1. September beginnt der Angriff aufPolen: Hitler hat nun den Krieg, den erstets gewollt hatte. Nach der Kriegserklä-rung Englands und Frankreichs am 3. Sep- tember steht Deutschland zwischen zweiFronten. q Polen kapituliert nach vierWochen, die Sowjetunion besetzt denOstteil. n

Die Wehrmacht marschiert in dieTschechoslowakei ein. Hitler bildetdas „Protektorat“ Böhmen und Mäh-ren. Die Slowakei wird unabhängig.

1939

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Während des Krieges setzt der Volks-bund den Bau der Kriegs gräberstättePordoi in Oberitalien fort. Hier ruhen9 431 Kriegstote (Foto links oben).

Mit dem Angriff auf Polen beginntam 1. September 1939 der ZweiteWeltkrieg. Das Bild vom zerstörtenSchlagbaum (Foto links) ist gestellt.

Das große Sterben beginnt (Fotounten): Erst viel später – über denGräbern zweier Weltkriege – wirdEuropa zusammenfinden.

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die Reichshauptstadt: Weitere Aggressio-nen sollen abgestimmt werden. Die Skalareicht vom Balkan bis Indien. Man kannsich jedoch diesmal wegen unterschiedli-cher Ziele nicht einigen. Die Beziehungenkühlen sich ab. n

Die Arbeit des Volksbundes wirdkriegsbedingt schwieriger: Weitere

Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelleund der Bauleitung werden eingezogen,dazu eine große Zahl Mitarbeiter aus denGliederungen. q Der Volksbund hat amJahresende 537 000 Mitglieder. n

Am 9. April besetzen deutsche Trup-pen trotz eines Nichtangriffspaktes

Dänemark und Norwegen. Die deutschenSeestreitkräfte erleiden bei der BesetzungNorwegens starke Verluste. q Der An-griff an der Westfront beginnt am 10. Mai.Frankreich, Belgien, die Niederlande undLuxemburg werden in einem raschenFeldzug besiegt. q Am 22. Juni wird derWaffenstillstand mit Frankreich abge-schlossen. Italien tritt kurz vorher anDeutschlands Seite in den Krieg ein. q Im August beginnt zur Vorbereitung einer Invasion Großbritanniens die „Luft -schlacht um England.“ Hier erleidetDeutschland seine erste Niederlage. Diebritische Luftwaffe kann nicht besiegtwerden; die Pläne zur Landung in Groß-britannien werden auf unbestimmte Zeitverschoben. Die deutsche Luftwaffe bom-bardiert Coventry, London und Malta. qAm 27. September schließen Deutschland,Italien und Japan den Dreimächtepakt. qIm November besucht der sow jetischeAußenminister Wjatscheslaw Mo lotow

Die deutschen Verluste werden größer. Der Wehr-

machts gräberdienst entwirft ein einheitliches Grabzeichen.

1940

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Die deutsche Wehrmacht besetzt Dänemark und Norwegen (Fotooben). Frank reich und die Benelux-staaten werden ebenfalls überrannt(Foto unten). Die deutsche Luft waffebombardiert am 14. November dieenglische Stadt Coventry. Auf demFoto rechts sieht man die zerstörteKathedrale. Zuvor hatte die britischeLuftwaffe München und andereStädte in Deutschland angegriffen.

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Am 16. März wird der Chef desOber kommandos der Wehrmacht

(OKW) beauf tragt, die Errichtung würdi-ger Soldaten friedhöfe für die Gefallenenvor zubereiten. Professor Wilhelm Kreis,im Einvernehmen mit dem Volksbundvom OKW vorgeschlagen, wird zum Ge-neralbaurat ernannt. Professor Kreis ge-hört dem damaligen Verwaltungsrat desVolks bundes seit der Gründung an. q Bereits zu Beginn des Jahres erfolgt eineAnweisung zur Einführung eines einheit-lichen Grabzeichens in der Form des Eisernen Kreuzes. q Aufgrund von Be-fürchtungen aus Kreisen der Mitgliederüber eine mögliche Einstellung der Arbeitgibt der Volksbund bekannt, dass seineArbeit auf Weisung der maßgeblichenStellen vor allem im Interesse der Ange- hörigen fortgesetzt werden solle. n

Zur Unterstützung der italienischenTruppen in Nordafrika wird im Fe-

bruar unter Befehl von General Rommeldas Deutsche Afrika-Korps aufgestellt.q Am 6. April beginnt der Angriff aufJugo slawien und Griechenland. q Am 1. Juni wird die Insel Kreta nach schwe-ren Verlusten durch deutsche Luftlande-truppen erobert. q Der Angriff gegen die Sowjetunion, als „Plan Barbarossa“ langevorbereitet, beginnt am 22. Juni. Die deut- schen Offensiven bleiben nach großen An -fangserfolgen im Winter vor Moskau und Leningrad stecken. Der Feldzug wird aufbeiden Seiten mit erbitterter Härte undGrau samkeit geführt. q Nach dem japa ni -schen Angriff auf Pearl Harbour am 7. De- zember erklärt Deutschland am 10. De-zem ber den USA den Krieg. n

Adolf Hitler greift immer neue Zielean (Foto rechts). Deutsche Soldaten

kämpfen in Nordafrika (Foto aufSeite 53 oben) und in der Sowjet-

union (Foto auf Seite 53 unten).

1941

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Im Februar erscheint ein Erlass,nach dem die Gräber der Opfer

der Zivilbevölkerung, das heißt „diedurch Feindeinwirkung getöteten oderin folge erlittener Verletzungen gestor -benen, nicht zur Wehrmacht gehö ren-den deutschen Staatsange hörigen so -wie die Staatsange hörigen der verbün-deten Mächte“ auf „Ehrenfriedhöfen“bestattet werden sollen. q Der Volks-bund kann trotz des Krieges in be-grenztem Rahmen weiter arbeiten. InFrankreich wird der SoldatenfriedhofConsenvoye bei Verdun (11 146 Kriegs-tote) angelegt. n

Die deutsche Sommeroffensive ander südlichen Ostfront erreicht die

Wolga und den Kaukasus, die Offensi -ve Rommels führt von Libyen aus überdie ägyptische Grenze bis El Alamein.Dann folgt die Wende des Krieges: Die6. Armee wird bei Stalingrad von so-wjetischen Streitkräften eingeschlossen.Die deutschen Truppen erleiden in derSchlacht von El Ala mein eine schwereNiederlage. Libyen muss geräumt wer-den. Das Afrika-Korps wird bei Tuniseingeschlossen. q Während der gesam-ten Kriegszeit werden zwölf Millionensogenannte Fremdarbeiter verschlepptund in der deutschen Kriegswirtschafteingesetzt. n

Hitler hat die Widerstandsfähigkeitund die Reserven der Sowjetunion

weit unterschätzt. Stalingrad wird zur Wende des Krieges.

Dieses Bild wirkt symbolisch: Die Soldaten sind eisiger Kälte ausge-setzt, erscheinen orientierungslos.

1942

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1942 wird auf der Wannsee- Konferenz in Berlin die „Endlösung

der Judenfrage“ beschlossen. Der deutsche Vormarsch im Ostenschafft die Voraussetzungen: Der

Mord an den Juden nimmt immer ge-waltigere Ausmaße an. In den Ver-

nichtungslagern wie Auschwitz- Birkenau werden die Menschen beider Ankunft selektiert. Die als nichtarbeitsfähig eingestuften Menschenwerden häufig sofort umgebracht.

Für die anderen gilt die„Vernichtung durch Arbeit.“

Je länger der Zweite Weltkrieg an-dauert, je mehr Gebiete von

Deutschland besetzt werden, destomehr Juden und andere Verfolgte fallen dem organisierten Massen-

mord zum Opfer. Damit werden auchdiejenigen Menschen, die ohne

Wissen über dieses unvorstellbare Verbrechen als Soldaten oder an an-derer Stelle durch ihren tapferen Ein-

satz im Ergebnis den Krieg verlän -gern, in die Frage von Mitschuld und

Mitverantwortung verstrickt.

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Das Ministerialblatt des Reichs minis -teriums veröffentlicht am 8. Dezem-

ber Darlegungen „über die Fürsorge fürdie Gräber der Kriegsgefallenen des jetzi-gen Krieges und die Gestaltung vonKriegs gräberanlagen,“ aus denen eine be-sondere Betonung der Tätigkeit der Amt-lichen Kriegsgräberfürsorge im Reichs ge -biet hervorgeht. Stellungnahme des Volks- bundes: „Unsere Aufgabe, die in der Er-richtung von Ehrenstätten außerhalb desReiches liegt, wird da durch nicht be-rührt.“ q Ende des Jahres hat der Volks-bund 993 572 Einzelmitglieder. n

Im Januar fordern die Alliierten aufder Casablanca-Konferenz die bedin-

gungslose Kapitulation Deutschlands. q Am 2. Februar geht die Schlacht um Sta-lingrad zu Ende. Die Reste der 6. Armeeergeben sich – gegen Hitlers Befehl. Von 170 000 im Kessel verbliebenen Soldatender Wehrmacht sind über 60 000 gefallen.Rund 110 000 gehen in Gefangenschaft,nur etwa 5 000 von ihnen überleben. Zu -vor hatte die Luftwaffe 25 000 Verwundeteausgeflogen. Über das Schicksal der miteinge schlos senen italienischen und rumä-nischen Soldaten ist wenig bekannt. qAm 13. Mai kapitulieren die letzten Streit-kräfte der sogenannten Achse in Tunesien.q Nach der erfolglosen deutschen Offen-sive bei Kursk (Panzerschlacht) beginntder Rückzug der deutschen Truppen ander gesamten Ostfront. q Goebbels fordertden „totalen Krieg.“ Doch der Krieg ist ent- schieden! Schwere Luftangriffe auf Ham- burg und Berlin leiten die planmäßi ge Zer- störung der deutschen Großstädte ein. Da -bei wird mehr und mehr die Technik dersogenannten Feuerstürme angewendet,eine besonders unmenschliche Kriegfüh-rung gegen Zivilisten ohne militärischenWert. q Im Juli landen die Alliierten in Ita-lien, das im Sep tember Waffenstillstandschließt. q In Auschwitz, Tre blin ka, Mai-danek und anderen Konzentrations lagernbeginnt die systematische Ausrottung vonMillionen Juden, aber auch von Roma,Sinti und anderen für lebensunwert er-klär ten Menschen. Ge gen erbitterten Wi-derstand der eingepferchten Juden ver -nichtet die SS das Warschauer Ghetto. n

Stalingrad: Von den 110 000 deut -schen Kriegsgefangenen sterben allein 17 000 auf dem Weg in dieLa ger. Unten deutsche Kriegsgefan-gene im Sommer 1943 in der Nähevon Stalingrad.

Stalin, Roosevelt und Churchill (sit-zend, von links) einigen sich auf derKonferenz von Teheran im Grundsatzüber die Teilung Deutschlands nachdem Krieg.

1943

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Die Arbeit des Volksbundes wirdstark eingeschränkt. Zu dem Weni-

gen, was er tun kann, gehört derAusbau des Soldatenfriedhofes

Consenvoye in Frankreich (11 146Kriegstote). Hier werden zum ersten

Mal Symbolkreuze aufgestellt.

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Baurat Wilhelm Kreis erhält von der Reichsregierung den Auftrag, monumentale deutsche Ehrenstättenzu planen. Sie sind ein Ausdruck der Helden ver herrlichung. Seine Ent -würfe, die der Auffassung des Volks-bundes wider sprechen, werden nichtrealisiert.

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Der alliierte Vormarsch in Italienstockt bei Cassino. Stadt und

Kloster werden bei den schwerenKämpfen im Winter und Frühjahr1944 völlig zerstört. Der Abt des

Klosters bedankt sich bei dem deut-schen Oberstleutnant Julius Schlegel

für die Rettung der unersetzlichenKunst- und Kulturschätze.

1944

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Am 15. Februar zerstören Bombendie Bundesgeschäftsstelle des Volks-

bundes in Berlin. Viele Arbeitsunterlagengehen verloren, darunter auch solche, diefür einen historischen Rückblick wie indie sem Buch sehr wichtig gewesen wä -ren. q Die Zeitschrift des Volksbundeskann nur noch vierteljährlich erscheinen.q Am 9. Juni verhindert Staatsrat Wil-helm Ahlhorn in Verbindung mit demLeiter der Abteilung Wehrmachtsverlust-wesen im OKW die Unterstellung desVolksbundes unter den Generalbaurat. Er droht, diese Maßnahme mit der Selbst-auflösung des Volksbundes zu beantwor-ten. q Aufgrund der Anordnung überden totalen Kriegseinsatz vom 29. Augustführt der Volksbund die 60-Stunden-Woche für seine Mitarbeiter ein und bautsein Personal um 20 Prozent ab. q Im teil-zerstörten Erdgeschoss der Bundesge-schäftsstelle gedenkt der Volksbund inAnwesenheit von nur noch 57 Mitarbei-tern seines 25-jährigen Bestehens. q Ineinem Rundbrief „An die im Feld stehen-den Mitarbeiter“ zu Weihnachten heißtes, dass der Volksbund rund zwei Millio-nen Mitglieder habe. Diese Zahl ist heutenicht mehr belegbar. n

Am 6. Juni beginnt in Frankreich dielang erwartete Landung der Alliier-

ten; binnen weniger Tage ist sie erfolg-reich. Bis zum 30. Juli haben die West- mächte 850 000 Mann und rund 150 000Fahrzeuge gelandet. Ihnen gelingt derDurchbruch bei Avranches. Doch Hitlerund seine Generale lassen das Infernonoch über neun Monate weiter auf dieMenschen niedergehen. q Hoffnung, denKriegsausgang durch weiteren Wider-stand günstiger zu gestalten, besteht nichtmehr, so wenig wie im August 1918. Zu-mindest die Generalität weiß das, zumaldrei Wochen nach der Landung die Som-mer offensive der Roten Armee beginnt,die sie bis zur Weichsel und auf den Bal-kan führt. Die größten Zerstörungen undVerluste, die Deutschland erleidet, sindnach dem Sommer 1944 einge treten. qDer letzte und aussichtsreichste Versuch,das Verderben abzuwenden, den Krieg zubeenden und Deutschland vor dem tota -len Untergang zu bewahren, scheitert am20. Juli 1944. Das Bombenattentat desObersten Graf Stauffenberg auf Hitlermissglückt. Im Zusammenhang damitwerden über 700 deutsche Offi zie re, da -runter Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben, sowie zahlreiche Zivilper so-nen umgebracht. Generaloberst LudwigBeck erschießt sich. q Das Inter nationaleKomitee vom Roten Kreuz erhält denFriedensnobelpreis. n

Die letzte deutsche Offensive im Westen („Ardennen offen sive“) überrascht die Alliierten, scheitertaber nach wenigen Tagen.

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„Die Rettung Deutschlands war derletzte Sinn des deutschen Widerstan-

des. Der Rettung des Vaterlandes im phy-sischen und moralischen Sinn galt derverzweifelte Stoß des 20. Juli 1944. Wir,die dazugehörten oder sonstwie gegendie Schändung Deutschlands Front ge-macht hatten, stimmten, ohne ein einzi-ges Wort darüber zu verlieren und ohneRücksicht auf unsere politische Her-kunft – die Kommunisten eingeschlos-sen –, völlig darin überein, dass die RettungDeutsch lands und die Sicherung seinerZukunft allein in der Wiederherstellungdes freiheitlichen Rechtsstaates und sei-ner entschlossenen Verteidigung gegenseine inneren und äußeren Feinde liegenkönne. Das ist das bleibende Vermächtnisdes 20. Juli 1944.“ Dies sagte einer der Be-teiligten, der spätere BundestagspräsidentEugen Gerstenmaier, nach dem Krieg.

Im Attentat auf Hitler am 20. Juli gipfelt der Widerstand im Dritten Reichgegen das nationalsozialistische Regimeund seine unheilvolle Politik. Viele Jahrewar die westdeutsche Geschichtsschrei-bung auf dieses Ereignis und seine Vorge-schichte fixiert. Inzwischen hat sich diePerspektive jedoch erweitert, und auchder Widerstand außerhalb des militäri-schen und bürgerlich-konservativen La -gers wird gewürdigt. Damit wird der Tat- sache besser Rechnung getragen, dass derWiderstand vielfältige Formen gezeigthat – die im Übrigen nur schwer unter ei -nem zentralen Begriff zusammengefasstwerden können.

Den Frauen und Männern, auch Ju -gend lichen, die Widerstand leisteten –offen oder verdeckt, konsequent oder ge-legentlich, fast immer mit schweren Fol-gen für sie und ihre Familien – ist eines gemeinsam gewesen: Die Erkenntnis,dass der Weg, den Deutschland unterHitler beschritten hatte, in die Katastro-phe führte; das Bewusst sein, Widerstandleisten zu müssen und durch eigenesHandeln zur Rückkehr in eine bessereGesellschaft beitragen zu können.

Natürlich waren die Handlungsmög-lichkeiten Einzelner sehr begrenzt. Dasgilt nicht zuletzt für die Soldaten an derFront. Viele hatten sich vor dem Kriegvon den (vermeintlichen) innen- und au-ßenpolitischen Erfolgen Hitlers blendenlassen und im Krieg von den erstaunli-chen militärischen Anfangserfolgen. Beivielen ist das Gewissen erst spät erwacht.Viele haben gar nicht oder erst sehr späterfahren, welche Verbrechen in Namendes Vaterlandes und durch Landsleute inanderen Ländern und auch in Deutsch-land selbst geschehen waren. Viele Solda-

ten haben lange gezögert, wollten nichteidbrüchig werden. Immerhin wurde dieeigene Bevölkerung durch 40 000 Gesta po-Beamte, den SD (Sicherheitsdienst) undungezählte Spitzel und Zuträger über-wacht. Schon unbedeutende kritische Äu-ßerungen – wie zum Beispiel Zweifel ampropagierten „Endsieg“ – waren lebens-gefährlich.

Trotz der Gefahr für Leib und Lebenhaben sich während des Dritten Reichesviele aufrechte Menschen für ein besseresDeutschland eingesetzt. Sie kamen aus derArbeiterbewegung, den Kirchen, dem Mi-litär, bürgerlichen Kreisen. Zu ihnen ge-hörten einfache Arbeiter und hohe Diplo -maten, Hausfrauen und Feldmarschälle,Studenten und Staats beamte, Kommuni-sten und Kirchenführer. Der Erfolg bliebihnen versagt, die Unrechtsherrschaftwurde erst durch den äußeren Gegner be-endet. Aber es gilt das Wort des General-majors Hans Henning von Tresckow kurzvor dem Attentat am 20. Juli: „Das Atten-tat muß erfolgen, coûte que coûte (kostees, was es wolle). Sollte es nicht gelingen,so muss trotzdem in Berlin gehandeltwerden. Denn es kommt nicht mehr aufeinen praktischen Zweck an, sonderndarauf, dass die deutsche Widerstandsbe-wegung vor der Welt und vor der Ge-schichte den entscheidenden Wurf ge -wagt hat. Alles andere ist daneben gleich-gültig.“ n

Für Freiheit undGerechtigkeit:der 20. Juli 1944

Hitler überlebt das Attentat von Graf Stauffenberg.Später zeigt er Musso lini die zerstörte Baracke.

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Roland Freisler, Vorsitzender des berüchtigten Volks-gerichtshofes in Berlin, während des Prozesses gegendie Widerstandskämpfer des 20. Juli. Immer mehrMenschen werden – auch wegen nichtiger Vorfälle –zum Tod verurteilt.

Die Geschwister Hans und Sophie Scholl verteilen alsAngehörige der Weißen Rose in München Flug blättergegen das Regime und seine Kriegspolitik und wer-den deswegen hingerichtet.

Persönlichkeitendes Widerstandes

1 Generaloberst Ludwig Beck gilt als das Haupt der Verschwö rung.Freitod am 20. Juli 1944.

2Oberst Claus Schenk Graf vonStauffenberg zündet die Bombe inHitlers Hauptquartier. Am 20. Juli 1944 erschossen.

3Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin. Am8. September 1944 hingerichtet.

4Carl-Friedrich Goerdeler, Oberbürgermeister von Leipzig. Am 2. Februar 1945 hingerichtet.

5Helmuth James Graf von Moltke gründet den oppositio nellen Kreis-auer Kreis. Am 23. Januar 1945hingerichtet.

6 Julius Leber kämpft bis 1933 als SPD-Reichstagsabgeordneterge gen die totalitären Parteien. Am 5. Januar 1945 hingerichtet.

7Wilhelm Leuschner, 1932 stellvertretender Vorsitzender des Gewerk schaftsbundes. Hin ge rich-tet am 29. Sep tem ber 1944.

8Ulrich von Hassell, 1932 – 1938Botschafter in Rom. Am 8. Sep-tem ber 1944 hingerichtet.

9 Friedrich Werner Graf von der Schu lenburg,1934 – 1941 Botschafter in Moskau. Hin ge rich-tet am 10. November 1944.

sGeneralfeldmarschall Erwin vonWitzleben. Am 9. August 1944hingerichtet.

1 2 3 4

5 6 7 8

9 s

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Die alliierte Landung in der Normandie : 133 000 Sol daten werden am 6. Juni 1944 an Land gebracht, 23 000 landen aus der Luft. Die Alliiertensetzen über 600 Kriegsschiffe, 4 000 Lan dungs booteund 10 000 Flugzeuge ein. Die schweren Kämpfe fordern viele Opfer auf beiden Seiten.

Die deutschen Gefallenen sind über viele Orte ver-streut. Sie werden zunächst von den Alliierten, in den50er Jahren dann vom Volksbund ge borgen und aufSammel fried höfen beigesetzt. In der Skizze habendie Umbetter des Volksbundes alle bekannten Grab-lagen in der kleinen Gemeinde Tournai-sur-Dive ein-getragen. Sie zeigt, wie schwie rig die Arbeit desUmbettungsdienstes ist.

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Generalfeldmarschall Keitel unterzeichnet die bedingungslose

Kapitulation. Deutschland ist ver wüstet, viele Städte wie zum

Beispiel Freiburg (rechte Seite) sindzerstört. Fast acht Millionen

Menschen sind umgekom men. Rund30 Millionen Deutsche sind nicht an

ihrem Wohnort. Über zehn MillionenSoldaten sind in alliierter Kriegs ge-

fangenschaft (unten ein Bild voneinem der großen Gefangenenlager

unter freiem Himmel am Rhein).

1945

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Am 12. Januar tritt die Rote Armeean der Weichsel zur Offensive an.

q Die Massenflucht und die Vertreibungvon Deutschen aus den deutschen Ost-provinzen, der Tschechoslowakei und an-deren Ländern beginnen. Von 16,6 Millio -nen Deutschen, die dort gelebt haben,sterben dabei über zwei Millionen. Bis1950 finden rund zwölf Millionen Men-schen Aufnahme im Gebiet westlich derOder-Neiße-Linie. Zwei Millionen vonihnen werden kurz vor Kriegsende überSee gerettet. q In der Nacht vom 13. aufden 14. Februar wird Dresden durch ei -nen militärisch absolut sinnlosen Luftan-griff nahezu völlig zerstört. Über 35 000Menschen (die genaue Zahl steht nichtfest) kommen dabei ums Leben. q Am 2. Mai erobert die Rote Armee Berlin. qHitler begeht am 30. April Selbstmord. qAm 9. Ma (um 00.01 Uhr) tritt die bedin-gungslose Kapitulation der DeutschenWehrmacht in Kraft. q Auf der Potsda-mer Konferenz wird Ostdeutschland biszur Oder-Neiße-Linie unter polnische,

der Nordteil Ostpreußens unter sowjeti-sche Verwaltung gestellt. q Nach demAbwurf amerikanischer Atombombenüber Hiroshima und Nagasaki kapituliert Japan am 2. September. q Der ZweiteWeltkrieg ist zu Ende. Er hat über 55 Mil-lionen Tote, darunter fast 7,8 MillionenDeutsche, gefordert. Aber nicht nur dieZahl der Opfer hat sich im Zweiten Welt-krieg ins Ungeheure gesteigert. Nun sindneben gefallenen Soldaten auch die Opferder Gewaltherrschaft und des Unrechts-staates zu beklagen. Nun liegen in denGräbern nicht nur Soldaten, sondernauch Frauen, Kinder und Greise: Zu den 4 300 000 Toten und Vermissten der Wehr-macht kommen über 3 500 000 Opfer derZivilbevölkerung allein in Deutschland.Und: Jetzt gibt es im Unterschied zu 1918 neben den Millionen gefallenen und ver-missten Soldaten die Toten des Bomben-krieges in den Städten, die auf der Fluchtund bei der Vertreibung Umgekommenen,die von einem verbrecherischen RegimeGemordeten. Sie alle sind – unbeschadet

Die meisten Deutschen er fahren erstnach Kriegsende vom Ausmaß

der Ver brechen in den Konzentra ti-onslagern. Die Einwohner Bergenswerden von den britischen Besat-

zungstruppen gezwungen, das KZ Bergen-Belsen zu betreten und

sich von den schrecklichen Zuständenim Lager zu überzeugen.

Der Krieg in Europa endet am 8. Mai. Deutschland steht unter

Besatzungsrecht.

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der unter anderem Blickwinkel nötigenErwägung von Schuld, Scham und Ver-antwortung – Opfer derselben unheilvol-len Entwicklung. Von Millionen gibt esnicht einmal mehr Überreste! Sie haben„ihr Grab in den Lüften, ihr Grab in denWolken“ (Paul Celan, Todesfuge, mit Be -zug auf die ermordeten Juden). Über alleUnterschiede hinweg haben sie Anspruchdarauf, nicht vergessen zu werden. q InDeutsch land herrschen bei völliger Zer-störung fast aller größeren Städte wirt-

schaftliches Chaos, Hunger, Elend undVerzweiflung. q Am 20. November be-ginnt der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess. n

Am 2. September ist der Zweite Weltkrieg zu Ende. Nach dem Ab- wurf zweier Atom bomben durch die Amerikaner auf Hiroshima (6. August1945) und Nagasaki (9. August1945) kapituliert Japan. In Hiro-shima sterben fast 100 000 Men-schen, 10 000 sind schwer verwun -det, 14 000 vermisst. In Nagasakikommen 36 000 Menschen um, 40 000 werden verletzt. Wie viele Menschen an den Spätfolgen gestor-ben sind, ist unbekannt.

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Gesichter des Krieges: Trümmer und Ruinen, Leid und Tod. Der „totale Krieg“ verschont niemanden.Für viele ist der Leidensweg mit dem Ende des Krieges nicht vorbei. DieVertreibung, Hunger und Krank hei-ten fordern viele weitere Opfer. DieseBilder sind Mahnung an uns alle, denKrieg nicht zu verharm losen und allesfür die Erhaltung des Friedens zu tun.

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Die Organisation des Volksbundesbesteht nicht mehr, dennoch begin-

nen einzelne Mitarbeiter, wieder Kontaktmiteinander aufzunehmen. Im Rahmendes Möglichen bergen sie Gefallene undsammeln Unterlagen über Gräber. Allewirtschaftlichen und rechtlichen Voraus-setzungen und eine offizielle Genehmi-gung für eine Verbandstätigkeit fehlen.

Erst nach und nach beginnen die Akti-vitäten des Volksbundes wieder, wenig-stens in den westlichen Besatzungszonen.Ein Neubeginn wird gefunden, der Wie -deraufbau der Organisation ist jedochschwierig. Das Gräbergesetz von 1952weist den Weg zu einer würdigen Anlageund zur Pflege der Gräber der Opfer vonKrieg und Gewalt. Es überträgt diese Auf -gaben im Inland den Gemeinden; im Aus- land wird der Volksbund im Auftrag derBundesregierung tätig. Auf seine Leistun-gen – im Folgenden näher be schrie ben –ist der Volksbund mit Recht stolz. Zahl-reiche Anerkennungen aus dem In- undAusland werden ihm zuteil. Mit der Ar-beit auf den Gräberfeldern knüpft er anseine Tätigkeit in der Zeit der WeimarerRepublik an und nutzt seine Erfahrungenauf diesem Gebiet. Aber auch die politi-schen Erfahrungen wirken sich aus. Dreiandere Säulen des Neubeginns müssendeshalb hier hervorgehoben werden.

Erstens: Nach 1949 bestimmt die Ar-beit für den Frieden den Geist des Volks-bundes. Revanchistische Töne, die schonin der Weimarer Republik und besondersim Dritten Reich das Erscheinungsbilddes Volksbundes beeinträchtigt haben,gibt es nach 1945 kaum. Das Leitmotivdieser Arbeit, in Jugendlagern in Belgienund Frankreich geboren, heißt nun: „Ver-söhnung über den Gräbern – Arbeit fürden Frieden.“

Zweitens: Der Volksbund stützt sichnach 1945 ganz wesentlich auf seine Ju-gendarbeit. Über 200 000 junge Menschenhaben sich seit Neugründung des Volks-bundes dieser Arbeit gewidmet, vieleGrabstätten vor allem im Ausland wer-den so in Ordnung gebracht und gehal-ten, und dabei wird viel zur Völkerver-ständigung beigetragen. Das war erst-mals zwar schon 1932 in Sète in Frank-reich geschehen. Aber was damals nochein spontanes Ereignis war, ist heute inte-grierender Bestandteil der gesamten Ar-beit des Volksbundes, verankert in densatzungs gemäßen Pflichten. Diese Jugend -lichen sind – unbelastet von persönlicherMitverantwortung für das Geschehen inder Vergangenheit – oft die besten Bot-schafter des Volksbundes im Ausland.Auch seine Internationalen Jugendlager,seit Jahren unter Beteiligung junger Men-

schen aus den Ländern Osteuropas, be-weisen das. Dass solche Jugendlager heu -te in nahezu allen Ländern des ehemali -gen Ostblocks stattfinden, deutet in die-selbe Richtung. Hier ist in Zukunft nochviel mehr zu tun.

Drittens: Der Volksbund hat verbands- in tern eine Entwicklung genommen, diestrikt an unserer freiheitlich-demokra ti-schen Grundordnung orientiert ist. Es istgewiss kein Zufall, dass sich der Volks-bund 1990 nicht nur für die Erhaltung desFriedens im Nahen Osten einsetzt, son- dern auch gegen jede Gewalt im Inneren.1992 findet der Vertretertag deutliche Wor -te gegen den Bürgerkrieg im ehemaligenJugoslawien und zum Terror gegen Aus-länder. Der Weg nach 1945 ist nicht im -mer einfach und nicht frei von Irritatio -nen gewesen. Die Satzung (neueste Fas-sung: 24. Oktober 2008) definiert dieGrundlagen der humanitären Ausrich-tung des Volksbundes:

„Im Gedenken an die Millionen Totender Kriege und der Gewaltherrschaft,in dem Bestreben, das Leid der Hinter-bliebenen zu lindern, und in der Er-kenntnis, dass das Vermächtnis dieserToten alle Völker zu Verständigung undFrieden mahnt, sorgt der VolksbundDeutsche Kriegsgräberfürsorge für dieGräber dieser Toten.

Er will mit seiner Arbeit zur Verständi-gung unter den Völkern und zur Förde-rung und Erhaltung des Friedensbeitragen.

Grundlage der Arbeit des Volksbundesist die Achtung der unantastbarenWürde des Menschen. Die Würde desMenschen reicht über den Tod hinaus.Daraus erwächst die Verpflichtung,Kriegsgräberstätten zu schaffen und alsständige Mahnung zum Frieden dauer-haft zu erhalten.

Kriegsgräberarbeit bedeutet zugleich,sich um die Aussöhnung und Verständi-gung der Völker zu bemühen und dabeiinsbesondere die Begegnung und diegemeinsame Arbeit junger Menschenaller Völker an den Kriegsgräberstättenzu fördern.

Die Arbeit des Volksbundes steht unterdem Leitwort:

Versöhnung über den Gräbern – Arbeitfür den Frieden.“

Im Osten, in der späteren DDR, ver-hindern zunächst die Besatzungsmacht,

Nach 1945 –ein Neubeginn

Totengedenken nach Kriegsende: 25. November 1945.

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dann die Machthaber des SED-Staatesjegliche Neugründung oder Tätigkeit desVolksbundes. Hier nehmen sich Privatper- sonen in den Gemeinden und vor al lemdie Evangelische Kirche der Grab pflegean, soweit das eben möglich ist. Wenn al -so im Folgenden von der Arbeit des Volks- bundes nach 1945 die Rede ist, so bezie -hen sich diese Aussagen bis 1989 nur aufdie „alte“ Bundesrepublik Deutsch landeinschließlich Westberlins. Erst mit derWende in der DDR und der VereinigungDeutschlands wird nach einer Zwangs-pause von 45 Jahren die Neugründungvon Landes- und Kreisverbänden in derehemaligen DDR möglich, auf die viel Ar-beit wartet. Dazu gehören auch die Anla -ge würdiger Grab- oder zumindest dochGedenkstätten für die Opfer der Stalin-und SED-Diktatur und einer zentralen Ge - denkstätte für die Opfer von Krieg undGewaltherrschaft, die Neue Wache in Ber-lin. Die Bundesgeschäftsstelle und diewestlichen Landes- und Bezirksverbändedes Volksbundes helfen den neuen Lan-desverbänden beim Aufbau der Struktu-ren für eine eigenständige Arbeit.

Aber ganz eindeutig ist hier im Inlandder Staat gefordert. Das gilt auch für dieForcierung der Arbeit des Volksbundes inden Staaten Osteuropas. Der Staat mussdie vertraglichen Grundlagen schaffenund die notwendigen Arbeiten mit finan-zieren – der Volksbund wird in seinemAuftrag tätig. Angesichts der großen Zahlder Kriegsgräber und der langen Zeit, dieseit ihrer Anlage verflossen ist, kann hiernicht nach denselben Methoden wie inden west lichen Ländern nach 1945 gear-beitet werden. Aber es besteht gegenüberden dort ruhenden Opfern von Krieg undGewalt dieselbe Verpflichtung wie ge gen-über den Kriegsopfern im Westen. Einegeteilte Moral darf es so wenig geben wiegeteiltes Gedenken. Deshalb hat die Bun-desrepublik Deutschland als Ganzes fürdiese Gräber und deren würdige Behand-lung einzustehen. Der Volksbund willund wird das Seine dazu tun. n

Der alliierte Bombenkrieg fordert mindestens 500 000 Opfer. Das eigene Haus wird für viele

Familien zum Grab. Bei einem der schwersten An-griffe auf Kassel sterben am 22./23. Oktober 1943

über 10 000 Menschen. Kreuze an den Ruinen erinnern an ihr Schicksal.

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ter beginnt unter Anwendung derselbenMittel die Gleichschaltung der anderenParteien. q Am 2. Dezember wird die Ver- einbarung über den Zusammenschlussder britischen und der amerikanischenZone zur Bizone unterzeichnet. n

In Oldenburg treffen sich die erstenvom Krieg verstreuten Mitarbeiter

des Volksbundes und errichten eine erste,noch provisorische Geschäftsstelle. q Am10. April erhält der Volksbund von derbritischen Militärregierung eine generelleArbeitsgenehmigung für die gesamte bri-tische Zone: „Dieser Organisation wirddie Erlaubnis gegeben, innerhalb der bri-tischen Zone zu arbeiten als eine Dienst-stelle, die gleichgeordnet ist den örtlichenAusschüssen, die unter der Kontrollkom-mission I. A. und C. Division Militärregie-rung Anweisung Nr. 51 errichtet wordensind. Eine Abschrift dieser Anweisungliegt zu Ihrer Kenntnisnahme bei. DieseErlaubnis ist folgenden Bedingungen un-terworfen: Die Arbeit dieser Ausschüssewird beschränkt auf die Identifizierungder Gräber, auf die Errichtung einfacherEinzelkreuze oder Tafeln und auf die Un-terhaltung der Gräber und Friedhöfe. Sam meldenkmäler und auffallende Ein zel denkmäler dürfen nicht errichtetwerden ...“ n

Eine große Zahl entwurzelter Men-schen, heimatlos geworden, auch

zwangsverschleppte Ausländer, soge-nannte DPs (displaced persons) irren, oftobdachlos, durchs Land, wissen nichtwohin. q Mit dem Inkrafttreten des Be-freiungsgesetzes vom 5. März in der US-Zone beginnt die Entnazifizierung. qAmerikanische Hilfsorganisationen un-terstützen durch Sendungen von Lebens-mitteln und Kleidungsstücken (Care- Pa kete) die notleidende BevölkerungDeutsch lands. q Zwischen den Sieger-mächten aus Ost und West kommt es zuernsten politischen Spannungen. q EineRede des Außenministers der USA, JamesByrnes, in Stuttgart am 6. September mar-kiert eine Neuorientierung der amerika-nischen Politik gegenüber Deutschland.q Am 1. Oktober werden die Urteile desProzesses gegen die Hauptkriegsverbre-cher in Nürnberg verkündet. q In denWestzonen finden erste Landtagswahlenstatt. Dr. Konrad Adenauer wird Vorsit-zender der CDU in der britischen Zone,Dr. Kurt Schumacher Vorsitzender derSPD. q Das VW-Werk in Wolfsburg be-ginnt mit einer bescheidenen Serienfabri-kation. q In der sowjetischen Besatzungs -zone (SBZ) erzwingt die Sowjetunion,teilweise unter Anwendung von Terror,willkürlichen Verhaftungen und Weiter-verwendung der Konzentrationslager ausdem Hitlerreich (zum Beispiel Buchen-wald, Sachsenhausen), die Vereinigungvon KPD und SPD zur SozialistischenEinheitspartei Deutschlands (SED). VieleGegner werden umgebracht. Wenig spä-

Der Nürnberger Prozess: 22 Personen sind als

Hauptkriegs verbrecher an ge klagt.Auf der Anklagebank (wäh rend der Aussage Hermann Görings):

1. Reihe von links: Rudolf Hess, Joachim von Ribben-trop, Wilhelm Keitel, Ernst Kalten-brunner, Alfred Rosenberg, Hans

Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher,Walther Funk, Hjalmar Schacht;

2. Reihe von links: Karl Dönitz, Erich Raeder, Baldur von

Schirach, Fritz Sauckel, Alfred Jodl,Franz von Papen, Arthur Seyss-In-

quart, Albert Speer, Konstantin Frei-herr von Neurath, Hans Fritzsche.

Zwölf Todesurteile werden verhängt.Göring entzieht sich der Hinrichtung

durch Selbstmord mit Gift.

1946

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Deutschland nach dem Krieg –Leben inmitten von Trümmer wüstenund Kriegsgräbern. Hunger, Woh-nungsnot und die Suche nach den Angehörigen sind die größten Probleme. Der Staat ist zusammen -gebrochen, die Bevölkerung hat den Anord nungen der Besatzungsmächtebedingungslos zu folgen.

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Am 11. Januar stellt das BayerischeStaatsministerium des Innern einen

Antrag auf Wiederzulassung des Volks-bundes an die Militärregierung in Bayern.Die Genehmigung wird am 4. Septembererteilt. q Der Volksbund nimmt Kontaktmit dem amtlichen italienischen Gräber-dienst auf. n

Auf Beschluss des Alliierten Kon-trollrates wird der Staat Preußen

aufgelöst. q In München kommt es am 6. und 7. Juni zur ersten und einzigen gesamtdeutschen Konferenz der Mini-sterpräsidenten der neu entstandenendeutschen Länder. Die Ministerpräsiden-ten der Länder der Sowjetischen Besat-zungszone (SBZ) verlassen weisungsge -mäß vorzeitig die Konferenz. q Am 16. Juni wird der Wirtschaftsrat der Bi-zone mit dem Sitz in Frankfurt durch dieBesatzungsmächte Großbritannien undUSA eingerichtet. Das Wirtschaftsgebietder Bizone wird am Marshallplan (Geor -ge Marshall, US-Außenminister) beteiligt.q Die Außen ministerkonferenzen der Sie-germächte in Moskau und London brin-gen keine Einigung über das sogenannteDeutsch landproblem. q Schwarz markt-preise sind für viele unerschwinglich: EinEi kostet zwölf Reichsmark, ein Kilo Kaf-fee 1 200 Reichsmark, 20 amerikanischeZi garetten 150 Reichsmark, eine SchachtelStreichhölzer fünf Reichs mark. n

Überall in Deutschland findet manprovisorisch angelegte Kriegsgräber.

Das Grab einer deutschen Mutterliegt bei Kilometer 43 neben der Au-

tobahn Hamburg-Bremen. Zahllose Schicksale von gefallenen Soldaten

und zivilen Kriegs opfern sind ungeklärt – eine große Auf gabe für

den Volksbund, dessen Erfahrung dringend benötigt wird.

1947

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sche Rat am 1. September seine Arbeit amGrundgesetz. q Mahat ma Gandhi wird er-mordet. Indien verdankt die Unabhängig-keit seiner Politik des gewaltlosen Wider -standes. q Der Staat Israel wird ge grün -det und muss sich sogleich gegen seinearabischen Nachbarn zur Wehr setzen. n

Im Mai verlegt der Volksbund seineunter schwierigen Bedingungen ar-

beitende Bundesgeschäftsstelle von Ol- denburg i. O. nach Nienburg a. d. Weser.q In Bremen nimmt er die Tradition desVolkstrauertages in der bis 1932 üblichenForm wieder auf. q Eine aus ehemaligendeutschen Kriegsgefangenen gebildeteStändige Delegation des Volksbundes beginnt in Rom mit der Arbeit. Sie wirddem Commissariato Generale im italie -nischen Vertei digungs ministerium unter-stellt. n

Das Ruhrstatut wird verkündet: Ei neinternationale Kontrollbehörde von

sieben Nationen setzt Verteilungsquotenfür Kohle und Eisen fest. Das Statut führt1952 zur Montanunion. q Im Rahmen desMarshallplanes investieren die USA von1948 bis 1951 insgesamt 13 MilliardenDollar für den wirtschaftlichen Wieder-aufbau Europas einschließlich West-deutschlands. q Der 20. Juni bringt dielange vorbereitete Währungsreform inden drei westlichen Besatzungs zonen. Je -der Bürger erhält 40 D-Mark, im Augustnochmals 20 D-Mark. Die Sowjetunionunterbindet noch am gleichen Tage jegli-chen Personen- und Güterverkehr, we-nige Tage darauf auch den Verkehr zwi -schen den West zonen und Berlin. Die Ber-lin-Blockade fängt an. Die West alliiertenbeginnen sofort damit, die BevölkerungWestberlins aus der Luft zu ver sor gen.Die Sowjetunion spaltet Berlin. q Im We-sten Berlins wird die Freie Universität ge-gründet. q Im Gebäude des Bonner Mu -seums Koenig beginnt der Par lamentari-

Der Wiederaufbau der deutschenWirtschaft wird in den ersten Jahrendurch die Demon tage schwer be ein trächtigt. Während die West -mächte bereits auf den Wieder auf-bau Deutschlands setzen, wird in derSowjetische Besatzungszone (SBZ)weiter demontiert.

1948

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Währungsreform 1948 in den drei West zonen: Über Nacht sind die Schaufenster wieder gefüllt. Die Deutsche Mark löst die wertlose Reichsmark unddie Zigaretten währung des Schwarzmarktes ab.

Am 24. Juni blockieren die Sowjets Berlin. Nur der Luftweg bleibt offen. Die westalliierten Rosinenbomber bringen täglich bis zu 12 900 TonnenVersor gungs güter in die Stadt, bis 1949 ins gesamt 1 736 781 Tonnen in 212 621 Transportflügen. 88 Mitglieder von Flugzeug be sat zungen kommen dabei ums Leben.

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1949

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Das Genfer Abkommen über denSchutz der Opfer bewaffneter Kon-

flikte wird am 11. August von zunächst59 Staaten unterzeichnet; unter ihnen istauch die Bundesrepublik Deutschland.Ein Zusatzabkommen sichert das dau-ernde Ruherecht der Kriegstoten. q DerVertretertag des Volksbundes, der sichnoch Bundesrat nennt, wählt in Rothen -burg o. d. T. Landeshauptmann i. R. Eber-hard Hagemann zum Präsidenten desVolksbundes. Der bisherige Präsident,Staatsrat a. D. Wil helm Ahlhorn, wird Eh-renpräsident. q Der Präsident führt zu-sammen mit dem neu ernannten Gene ral-sekretär Otto Margraf in Genf erste Be-sprechnungen mit dem InternationalenKomitee vom Roten Kreuz, der YMCA(Young Men’s Christian Association),dem Ökumenischen Rat, dem Lutheri -schen Weltbund, Dienststellen der Verein-ten Nationen so wie der Caritas Interna -tionalis. q Ab August erscheint die Zeit-schrift „Kriegs grä berfürsorge“ wieder. Sieberichtet: Die bel gi sche Regierung hat dieZusammenbettung aller deutschen Gefal-lenen des Zweiten Weltkrieges nach Lom-mel und Recogne-Foy beschlossen. q DasNiederländische Rote Kreuz hat die Grä-ber von 34 000 deutschen Gefallenen er-fasst. q Vielerorts sorgen die deutschenKriegs ge fan genen und Zivilarbeiter fürdie Grä ber. q Berichte liegen aus Däne-mark, Frankreich, Griechenland, Italien,Jugo slawien, Polen, Rumänien, Ungarnund der Tsche cho slo wakei vor. q Im No-vember wird der Volksbund in Westber-lin zugelassen. n

Die umfangreichen Demontagen imRuhrgebiet führen zu örtlichen Un-

ruhen. q Die UdSSR gibt die BerlinerBlockade auf. Die 2,3 Millionen Westberli-ner sind durch die erste große „Luft-brücke“ der Geschichte über elf Monatelang versorgt worden. q Der Parlamenta-rische Rat beschließt am vierten Jahrestagder Kapitulation mit 53 gegen 12 Stim-men das Grundgesetz für die Bundes re-publik Deutschland. Es tritt am 23. Mai inKraft, nachdem es von den Landtagen an-genommen worden ist. q Vier Tage spä-ter verkünden die drei westlichen Besat -zungsmächte ein neues Besatzungs statut.q Bonn wird Sitz der Bundesre gierung.Bei der ersten Bundestagswahl am 14. Au -gust fallen von den 402 Sitzen auf CDU/CSU 139, SPD 131, FDP 52, DP (DeutschePartei) 17, Bayern-Partei 17, KPD 15, WAV(Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung) 12,Zentrum 10, Nationale Rechte 5, Süd-schleswigscher Wählerverband 1, Son-stige 3 Sitze. q In Westdeutschland gibtes 1,3 Millionen Arbeits lose (8,8 Prozent).q Die Sowjetunion veranlasst die SEDund die gleichgeschalteten Blockparteienzur Schaffung der Deutschen Demokrati-schen Republik. q In München gründetsich der Deutsche Gewerkschaftsbund;Hans Böckler wird zum Vorsitzenden ge-wählt. n

Der Soldatenfriedhof in Edewecht/Oldenburg (424 Kriegstote) gehörtzu den ersten vom Volksbund aus -gebauten Anlagen. Die eichenenHolzkreuze wurden gestiftet.

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eine Feierstunde zum Volkstrauertagstatt. q Im Anschluss an den Vertretertagin Gel senkirchen weiht der Volksbundam 10. September die Friedhöfe Weezeund Dons brüggen ein. In Weeze spricht Bun des präsident Theodor Heuss. q DieLandesverbände haben zu diesem Zeit-punkt bereits Hunderte von Kriegs grä- berstätten angelegt. q Die Bundesbahngewährt zu Allerheiligen/Allerseelenund zum Totensonntag im Bundesgebiet50 Prozent Fahr preisermäßigung für Be-sucher von Kriegs gräbern. q Die erstenKriegs grä berfahrten des Volksbundes insAusland führen im November nach Sand-weiler/Luxemburg und Lommel/Bel-gien. q Die Bundesgeschäftsstelle erhält81 300 Anfragen und versendet insgesamt115 000 Schreiben. q In Bonn wird ein Ver- bindungsbüro des Volksbundes zur Bun-desregierung eingerichtet. q Der Volks-bund stellt den Antrag, auf dem Solda-tenfriedhof Cassino arbeiten zu dürfen. n

Die Bundesregierung entscheidetsich für die soziale Marktwirtschaft

und hebt schrittweise die Zwangswirt-schaft auf. q Die Lebensmittelrationie-rung wird beendet. q Noch immer wer -den etwa 1,5 Millionen Deutsche ver misst.q Am 5. Mai erklärt die Sowjetunion dieRückführung deutscher Kriegs gefangenerfür abgeschlossen, obwohl seit der Kapi-tulation erst 1,9 von über 3,1 MillionenSoldaten zurückgekehrt sind. Da nachsind 1,1 bis 1,2 Millionen deutsche Kriegs-gefangene bereits verstorben oder wer-den noch festgehalten. q Im Juni tritt dieBundesrepublik dem Europarat bei. qDie Regierung der DDR lehnt gesamt-deutsche Wahlen ab. q 600 000 Berlinerdemonstrieren am 1. Mai für die Freiheitihrer Stadt. q Der Koreakrieg beginnt. n

Die französischen Behörden geneh-migen den Aufbau des Volksbundes

in ihrer Besatzungszone. q Auf Wunschdes Volksbundes findet am 5. März erst-mals nach 1945 im Bonner Bundeshaus

Einweihung des SoldatenfriedhofesWeeze am Niederrhein. Aus diesem

Basaltlava-Block im Gewicht von 275 Tonnen ist die Hochkreuzgruppeherausgehauen worden. Das mittlereKreuz der Gruppe ist über fünf Meterhoch und wiegt 19 Tonnen, die beiden

flankierenden Kreuze je 17 Tonnen.

1950

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Wilhelm Haffke (zweiter von rechts) organisiert die Kriegsgräberreisendes Volksbundes (hier im Gespächmit dem Beauftragten des Volks -bundes für Belgien, Fischell, und Vertretern der Stadt Luxemburg).

Bundespräsident Theodor Heuss(links, rechts Präsident Hagemann)hält die An sprache zur Einweihungdes Friedhofes in Weeze.

„Das Sterben am Niederrheinim Jahre 1944/45 war ein

Opfergewordensein, ein Geop-fert wordensein. Denn der Kriegwar damals schon verloren, undviele, die hier liegen, wussten,

dass er verloren sei. Und das istdas tragisch drückende Gefühl:Sie starben an ihre Pflicht ge-

bunden, und davon darf nur inDank barkeit und Ehrfurcht vor

dem Einzelschicksal gesprochen werden. Ein anderer Ton ist

nicht erlaubt. Das kämpfendeSoldatentum einer alten, großenGeschichte ist unter gegangen.Das Schicksal unserer Nationliegt auch in den Massengrä-

bern der Bombennächte. Es liegt auch in den Gruben am Rande der KZ-Lager.“

Theodor Heuss

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Am 18. April reist BundeskanzlerAdenauer zur Unterzeichnung des

Vertrages über die Montan union nach Paris. q Am 9. Juli erklären die west li-chen Besatzungsmächte den Kriegszu-stand mit Deutschland für beendet. n

Im März erscheint erstmals ein Pro-gramm für Kriegsgräberreisen, das

16 Fahrten umfasst. q Die Bundesge-schäftsstelle verlegt im Mai ihren Sitz vonNienburg nach Kassel. q Beim Vertreter-tag in Kassel wird bekanntgegeben, dassdem Volksbund rund 480 000 Einzelmit-glieder in zehn Landesverbänden und 7 650 Ortsgruppen angehören. Über 18 000 Städte und Gemeinden und mehrals 17 000 Schulen sind korporative Mit-glieder. q Zu 26 ausländischen Staatenbestehen Arbeitsbeziehungen; in Frank-reich, Bel gien, den Niederlanden und Luxemburg hat der Volksbund jeweils Beauf tragte. n

Pastor de Beaulieu, einer der erstenausländischen Helfer des Volks bun-des, mit deutschen Angehö rigen bei

einer Andacht auf dem noch nicht ausgebauten Friedhof Andilly.

Volkstrauertag in Bonn:Präsident Hagemann, Bundeskanzler

Adenauer, Bundespräsident Heuss.

Die Einsatzgruppe Afrika des Volksbundes wird von General -

sekretär Margraf verabschiedet. Ihre Aufgabe: Umbettung von

Gefallenen in Nordafrika.

Der Volksbund hat die Soldaten -friedhöfe Vossenack und Hürtgen

(rechte Seite) in der Eifel ausgebaut.

1951

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Fest legung des Volkstrauertages auf denvorletzten Sonn tag vor dem ersten Ad -vent. q Gustav Ahlhorn wird Präsidentdes Volksbundes. q Am 23. Juni unter-zeichnet die Bundesregierung das vomVolksbund vorberei tete Kriegsgrä berab-kommen mit Luxemburg. q Jugendlicheaus einer Frei burger Gewerbeschule arbei-ten erstmals auf dem SoldatenfriedhofCassino. Sie reparieren Grabkreuze undleisten gärtnerische Arbeiten. n

Der Deutschlandvertrag, durch dendie Bun desrepublik, von einigen Vor-

behalten abgesehen, ihre Souveränität er-hält, wird unterzeichnet. Er tritt am 5. Mai1955 in Kraft. q Der Bundestag verab-schiedet das „Gesetz über die Sorge fürdie Kriegsgräber (Kriegsgräbergesetz).“ qDie Massenflucht aus der DDR nach West-berlin erreicht im August mit 16 000 Per-sonen einen Höhepunkt. q Ein Lastenaus-gleichsgesetz zur gerechteren Verteilungder Kriegs- und Kriegsfolgeschäden trittin Kraft – unbestritten eine der wichtig-sten sozialen Leistungen im wieder ent-stehenden Deutschland. q Bundes prä-sident Heuss erklärt das Deutschlandliedzur Nationalhymne. Bei öffentlichen Ver-anstaltungen soll nur die dritte Strophegesungen werden. q Die USA zünden dieerste Wasserstoffbombe. q Der Arzt undTheologe Albert Schweit zer erhält denFriedens nobelpreis. n

Das Kriegsgräbergesetz, das dieKriegsgräberfürsorge im Inland den

Bundesländern überträgt, ermöglicht demVolksbund, seine Kräfte und Mittel derAuf ga be im Ausland zuzuwenden. Er be-trachtet sich jedoch weiter als mitverant-wortlich für die Kriegsgräber im Inland,zumal er bis zu diesem Zeitpunkt im Bun-desgebiet über 400 Kriegsgräberstättenfertiggestellt hat. q Wegen der Wahlen imneu gebildeten Land Baden-Würt tem bergam 9. März wird der Volks trau ertag kurz-fristig auf den Herbst verlegt. Dies führtin Absprache mit der Bundesregierung,den Bundesländern und den Kirchen zur

1952

Gesetz über die Sorge für die Kriegsgräber (Kriegsgräbergesetz) vom 27. Mai 1952 (Auszug aus §1)

(1) Kriegsgräber im Sinne dieses Gesetzes sind, soweit sie in dem Anwendungsgebiet dieses Gesetzes liegen,1. die Gräber der Personen, die im Zweiten Weltkrieg

a) bei ihrem Tode militärischen oder militärähnlichen Dienst ...versehen haben, ...

b) nachweislich an den Folgen der Gesundheitsschädigungen,die sie sich im militärischen oder mitlitärähnlichen Dienstzugezogen haben, gestorben sind ...,

c) in der Kriegsgefangenschaft gestorben sind oder noch sterben ...

2. die Gräber der Kriegsteilnehmer fremder Staaten, die im zwei-ten Weltkrieg gefallen oder als Kriegsgefangene gestorben sind,

3. die Gräber der deutschen und ausländischen Zivilpersonen, diedurch unmittelbare Kriegseinwirkungen im zweiten Weltkriegihr Leben verloren haben.

(2) Kriegsgräber sind ferner die Gräber, die nach § 5 des Gesetzesüber die Erhaltung der Kriegsgräber aus dem Weltkrieg vom 29. Dezember 1922 ... als Kriegsgräber anerkannt sind. ...

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Bundespräsident Heuss (rechts) übernimmt die Schirmherrschaft überden Volksbund (von links: Präsident Ahlhorn, der erste stell vertretendePräsident Dr. Hatteisen, Dr. Koch,Vorsitzender des LandesverbandesNordrhein-Westfalen).

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Linke und rechte Seite: Die deutscheKriegsgräberstätte Sandweiler imAusbau. Hier ruhen 10 895 Kriegs- tote des Zweiten Weltkrieges.

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17. Juni: Aufstand der Arbeiter in derDDR gegen das SED-Regime. Er

wird durch sowjetische Truppen nieder-geschlagen. q Das Deutsche Rote Kreuzerklärt, von den etwa zwei Millionen imOsten vermissten deutschen Soldatenlebe die Mehrzahl nicht mehr. n

Beim Vertretertag im Mai in Berlinwird berichtet: 1 828 Listen mit

Grablagen sind ausgewertet (1950 warenes 1 027), die positiven Bescheide auf An-fragen erreichen 50 Prozent. q An 51Kriegsgräberfahrten im Jahre 1952 haben 4 500 Angehörige teilgenommen. q Seitder Wäh rungs reform hat der Volksbund 9 140 000 DM für die Gräberfürsorge auf-gewandt. q Im September besucht OlavBrunvand, Staatssekretär des norwegi-schen Verteidigungsministeriums, dieBundesgeschäftsstelle. Der Besuch führtzu einer Vereinbarung mit Norwegenüber die deutschen Kriegsgräber. q Derägyptische Staatspräsident General Naguib stellt im September der Arbeits-gruppe Afrika einen Fieseler Storch (einleichtes Aufklärungsflugzeug) für dieGräbersuche in der Wüste zur Verfügung.q Die Einsatzgruppe Nordafrika, die imDezember nach Kassel zurückkehrt, hatüber 6 000 Tote aus Wüsten gräbern ge-borgen. q 4 400 Angehörige nehmen an77 Kriegsgräberreisen des Volksbundesteil. q Dem Posteingang in diesem Jahrvon 114 356 steht ein Ausgang von 162 737 Schreiben gegenüber. q In Italiensind Grablagen von 102 420 deutschenToten an über 3 000 Orten erfasst. q DerVolksbund beginnt mit dem Aufbau sei-nes Umbettungsdienstes. n

Der spontane Aufstand gegen dasSED-Regime beginnt in Berlin und

weitet sich schnell auf weite Teile derDDR aus. Aber gegen die sowje ti-schen Panzer und die Volks polizeihaben die unorga nisierten Bürger

keine Chance. Am 19. Juni ist der Aufstand niedergeschlagen.

Der Friedhofsbau im Ausland hat begonnen: In Tobruk (Libyen) ruhen

deutsche Gefallene der Kämpfe in Nordafrika 1941 – 1943.

1953

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1950 kommt Pater Rieth zum erstenMal auf den Soldatenfriedhof:„Höhnend tanzen die elenden Buch-staben auf dem amtlichen Weg wei-ser am Eingang: Deutscher Soldaten -friedhof. Betreten streng verboten! Seuchengefahr! – Seuche? Da keinerAntwort gab, blieb nur die Tat. Einamerikanischer Mit bruder segneteunter polizeilicher Aufsicht denAcker. In den nächsten Semester -ferien kamen junge Deutsche undBelgier. Auf den Totenacker durftensie nicht. Polizei stand davor. EinJahr verging. Lommel blieb unzu-gänglich. Dann gelang es. Die per-sönliche Initiative wurde auf ge-griffen, organisiert, einem grö ßerenRahmen eingefügt.“

Jugendliche des CVJM (ChristlicherVerein Junger Männer) und des Kolpingwerkes arbeiten zusammenmit flämischen Jugendlichen auf demdeutschen Soldatenfriedhof Lommel/Belgien. Pater Rieth organisiert dieses erste Jugendlager nach demZweiten Weltkrieg. Hier entsteht das Motto „Versöhnung über den Gräbern,“ das später durch „Arbeitfür den Frieden“ ergänzt wird.

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Am 28. Mai werden Kriegs grä berab-kommen mit Belgien und am 23. Ok-

tober mit Frankreich unterzeichnet. qAm 11. Mai kommt der Leiter des ameri-kanischen Gräberdienstes für Westeuropazu Informa tions gesprä chen in die Bun-des geschäfts stelle. n

Die Außenministerkonferenz dervier Großmächte in Berlin bringt

keine Lösung in der Deutschlandfrage. q In den Pariser Verträgen vereinbarendie USA und Großbritannien die Wieder-bewaffnung Westdeutschlands. n

Der Volksbund baut eine zentraleGräberkartei auf, um schnell

Auskunft über die Grablagen der Gefallenen geben zu können.

Bundeskanzler Adenauer verhandeltim September in Moskau und

erreicht durch Aufnahme diploma ti-scher Be ziehungen die Entlassung

der letzten deutschen Kriegsgefan ge-nen. Etwa 9 600 Spätheimkehrerkommen endlich nach Hause. Sie

galten als tot oder verschollen.Im Lager Friedland: Ein Kind sieht

zum ersten Mal seinen Vater, der ausder Sowjetunion zurückkommt.

1954

Bundeskanzler Adenauer (links dersowjetische Minister präsident Nikolaj Bulganin) erreicht 1955 in Moskaudie Freilassung der letzten deutschenKriegsgefangenen.

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Die Sowjetunion erklärt am 25. Jan u -ar die Wiedervereinigung zur Ange-

legenheit der Deutschen. Sie beendet andiesem Tag formell den Kriegszustandmit Deutschland. q Die saarländi sche Bevölkerung erklärt sich in einer Volks-abstimmung am 23. Oktober gegen eineu ropäisches Statut für das Saarland.1957 wird es als neues Bundesland Teilder Bundesrepublik. q Die Arbeitslo sig-keit sinkt auf 495 000. n

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Der Volksbund weiht seine erstenbeiden Kriegsgräberstätten im Aus-

land nach dem Zweiten Weltkrieg ein:Am 5. Juni Sandweiler/Luxemburg (10 895 Tote) und am 20. November To -bruk/Libyen (6 026 Tote). q Für Tobrukist die Form der Gruftanlage gewähltworden. q Mit Italien wird ein Kriegsgrä-berabkommen unterzeichnet. q Der Ver-tretertag findet in Konstanz statt. n

Die Angehörigen kommen mit Sonderzügen zur Ein weihung desFriedhofes Sandweiler/Luxemburgam 5. Juni.

1955

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Trotz der Suezkrise gehen die Bauar-beiten an der Kriegsgräberstätte El

Alamein weiter. Das Kriegsgräber abkom- men mit Ägypten wird im Februar abge-schlossen. q Alle Bemühungen, mit denStaaten des Ostblocks über die deutschenKriegsgräber ins Gespräch zu kommen,schlagen fehl. q Der Volksbund hat fast600 000 Mitglieder in 10 205 Ortsgruppen,300 Kreisverbände und 32 Bezirksverbän -de. q Die Zahl der positiven Auskünfteder Zentralgräberkartei kann auf 66 Pro-zent gesteigert werden. Im Arbeitsjahr1955 werden 59 Kriegsgräberreisen mit 4 917 Angehörigen gezählt und 13 124 Be -scheinigungen zum Erhalt der Fahr preis -ermäßigung ausgestellt. q In Frankreichund Italien beginnen 150 Mitarbei ter desUmbettungsdienstes mit der Zusammen-bettung der deutschen Kriegs toten aufSammelfriedhöfen. n

In der Bundesrepublik wird die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.

q Zum Jahresende veröffentlicht dasBundesministerium des Innern nachste-hende Zahlen: 1 245 000 Angehörige derWehrmacht werden vermisst, 100 000Kriegsgefangene sind verschollen, dasSchicksal von 3,2 Millionen Zivilperso-nen der deutschen Ostgebiete und von 800 000 Zivilverschleppten ist noch un-geklärt, 16 000 Kinder suchen nach ihren Eltern, 17 000 Kinder werden von ihrenEltern gesucht. q Im Oktober schlagensowjetische Truppen den Volksaufstandin Ungarn nieder. q Die InterventionEng lands und Frankreichs am Suezkanalerregt die Weltöffentlichkeit. q Das Welt-potenzial an Atombomben wird auf 50 000 geschätzt, davon besitzen die USA35 000 und die Sowjetunion 15 000. q DasInternationale Rote Kreuz arbeitet einen „Entwurf von Regeln betreffend denSchutz der Zivilbevölkerung gegen dieGefahren des unterschiedslos geführtenKrieges“ aus. n

Nur mit einem massiven Einsatz von Panzern und Flug zeugen gelingtes den Sowjets, den Volksaufstand in

Ungarn niederzuschlagen. Der Westen protestiert, kann sich

aber wie 1953 in der DDR nicht zum Ein greifen durchringen.

Die Deutsche Bundespost bringt imNovember eine Sondermarke zum

Gedenken an die Gefallenen heraus.

1956

Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Dr. Haas (links), infor-miert sich in der Bundesgeschäfts-stelle des Volksbundes über die Situation der Kriegsgräber in der Sowjetunion; rechts General-sekretär Otto Margraf.

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Immer noch gibt es in Frankreichzahllose Feld gräber. Der Um bet -tungs dienst des Volksbundes sucht – unterstützt von der Be völ kerung –nach den Gefal lenen und bringt sieauf zentrale Friedhöfe. Nur so ist eine kostengünstige Pflege derKriegsgräber möglich.

Lommel: Langsam wird aus der ehe maligen Sandwüste eine wür digeKriegsgräberstätte. Jugendliche ha ben einen Wall um den Friedhofangelegt sowie Tausende Heide kraut -pflanzen in den Wäldern ge stochenund eingepflanzt. Unser Bild zeigtGärtner beim Setzen von Bäumen.

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Oben: Skulptur „Die Frierende“ auf der Kriegsgrä-berstätte Golm.

Links, von oben nach unten:Fahrdorf/Schleswig-HolsteinArnsburg/Hessen Waldfriedhof München

Unten: In Stukenbrock/Nordrhein-Westfalen ruhen66 186 sowjetische Kriegsgefangene.

Kriegsgräber -stätten in der Bundesrepublik

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Ostdeutschland: Der Waldfriedhof immärkischen Halbe ist eine der größ-ten Kriegsgräberstätten Deutschlands

Rechts: Auf dem Friedhof „Am Nagelberg“ in Treuchtlingen/Mittel -franken ruhen 2 553 Kriegstote desZweiten Weltkrieges, darunter über

400 Opfer eines Bombenangriffesauf die Stadt am 23. Februar 1945.

Unten: 2 311 Gefallene des ZweitenWeltkrieges ruhen auf dem Soldaten-

friedhof Vossenack in der Eifel –Opfer der schweren Kämpfe

Anfang 1945 im Raum Hürtgen.

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Auch im Saarland – nun Teil derBundesrepublik – gründet der Volks-

bund einen Landesverband. q Aus An-lass des zehnjährigen Bestehens des Lan -desverbandes Mittelrhein (heute Rhein-land-Pfalz) findet am 26. und 27. Juni derVertretertag in Speyer statt. q Die vonden Innenministerien der Länder geneh-migte Haus- und Straßensammlung er-bringt 4 256 000 Mark. q Das Präsidiumbeschließt wegen der starken Ausweitungder Bautätigkeit im Ausland die Hinzu-ziehung freier Architekten und Gartenar-chitekten für die Gestaltung deutscherKriegsgräberstätten. 13 Vertragsarchitek-ten entlasten die Bauleitung des Volks-bundes in München. n

Die ersten zehntausend Wehrpflich-tigen rücken am 1. April ein. q Am

12. April richten zwölf bekannte deutscheWissenschaftler einen Appell gegen dieAtomrüstung an die Öffentlichkeit. q DerBundestag stimmt am 5. Juli den Verträ-gen über die Europäische Wirtschaftsge-meinschaft (EWG) und die EuropäischeAtomgemeinschaft (Euratom) zu. q Am19. Oktober bricht die Bundesrepublik diediplo matischen Beziehungen zu Jugosla-wien ab, nachdem dieses Land die DDRanerkannt hat. Das macht die begonnenenVerhandlungen mit Jugoslawien über dieKriegsgräberfrage zunichte. q Die Sowjet -union startet den ersten ErdsatellitenSputnik. n

Albert Schweitzer (1875 – 1965)empfängt Teilnehmer einer Presse-

fahrt des Landesverbandes Bayern inseinem Haus in Gunsbach/Elsass.

Von ihm stammt das Zitat:„Die Soldatengräber sind die

großen Prediger des Friedens, und ihre Bedeutung als solche

wird immer zunehmen.“

1957

Pfadfinder helfen dem Volksbund bei der Suche nach Gefallenen

in den Seealpen (unten) und in den Pyrenäen (unten links).

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In Straßburg konstituiert sich dasEuropäische Parlament, in dem auch

die Bundesrepublik vertreten ist. q DieAktion „Kampf dem Atomtod“ wird vonden Gewerkschaften und der SPD unter-stützt. q Der sowjetische Ministerpräsi-dent und Parteichef Nikita Chruschtschowfordert, Westberlin den Status einer „ent-militarisierten, freien Stadt“ zu geben. n

Der Volksbund weiht im Rahmeneiner Angehörigenreise die Kriegs-

gräberstätte Reykjavik/Island (17 Kriegs-tote) ein. q Das Präsidium stiftet eine För -derer-Plakette mit der Inschrift „Mortuiviventes obligant“ (Die Toten verpfli chtendie Lebenden). q Im September er reichtder Umbettungsdienst mit 117 deut schenund 150 ausländischen Fachkräften seinehöchste Personalstärke. n

In Vossfogi, auf dem hoch über der Sfaxa-Bucht gelegenen Zentralfriedhof der isländischenHauptstadt Reykjavik, ruhen 17 deutsche Luftwaffensoldaten.

Der Volksbund sorgt für Kriegs gräberin rund 100 Ländern der Erde.

1958

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Der bisherige Bundesminister Hein -rich Lübke wird Bundes prä sident. q

In Berlin hat der Anti-Kriegs film „DieBrücke“ von Regisseur Bernhard WickiPremiere. Er zeigt, wie in den letztenKriegstagen die Naivität einer Gruppe Jugendlicher für sinnlose militärischeZiele ausgenutzt wird. n

Der Vertretertag am 3./4. Juni erhältaus Anlass des 40-jährigen Bestehens

einen besonders feierlichen Rah men. qDie Einweihungen erreichen einen Höhe-punkt: am 6. September Lom mel/Belgien(39 094 Kriegstote; Bild rechts), der größtedeutsche Soldatenfriedhof des ZweitenWeltkrieges, am 16. September Pordoi/Ita lien (9 431 Kriegs tote), am 20. Septem-ber Me ran/Italien (2 586 Kriegstote) undam 28. Oktober El Alamein/Ägypten (4 313 Kriegs tote). q Eine Vereinbarungmit Finnland ermöglicht dem Volksbunddie Arbeit in diesem Land. q PräsidentGustav Ahlhorn legt aus gesundheitli-chen Gründen am 30. September seinAmt nieder. Der stellvertretende Präsi-dent Dr. August Hatteisen führt die Ge-schäfte weiter. q Die Bundesregierungunterzeichnet im Oktober ein Kriegsgrä-berabkommen mit Großbritannien. q 21 628 Gemeinden und 24 679 Schulen ge hören dem Volksbund als korporativeMitglieder an. q 54 Kriegsgräberreisenführen 3 414 Angehörige an die Gräberihrer Toten. q Bei der Feierstunde zumVolkstrauertag im Bundeshaus wird „DerAndere – Ballade vom Tode im Kriege,“ein Auftragswerk des Volksbundes, ur-aufgeführt (Text Otto Heinrich Kühner,Musik Rudolf von Oertzen). nRobert Tischler, der seit 1926 als

Chef der Bauleitung den Baustil derdeutschen Soldatenfriedhöfe geprägt

hat, stirbt am 11. August.

Bundespräsident Lübke besucht die Ausstellung „40 Jahre Volksbund

Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ in der Bonner Beethovenhalle. Rechtsder stellvertretende Generalsekretär

Klaus von Lutzau.

Die deutsche Kriegsgräberstätte imbelgischen Lommel weiht der Volks-

bund am 6. Dezember ein. Hierruhen etwa 40 000 Kriegstote.

1959

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Linke Seite: Die KriegsgräberstättePordoi in den Dolomiten/Italien,deren Bau während des Krieges unterbrochen worden ist, wird am 16. September 1959 eingeweiht.

Unter großer Beteiligung der ägypti-schen Zivil- und Militärbehördenwird die zweite deutsche Kriegsgrä-berstätte in Nordafrika, El Alamein,am 28. Oktober 1959 eingeweiht.Das Bauwerk hat einen Durchmesservon 42 Metern. In sieben Gruftkam-mern sind 4 313 Gefallene bestattet.

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Walter Gruber fährt mit seinenFreunden vom „Kaiserstuhlkreis“nach Markolsheim ins Elsass, um

dort nach deutschen Gefallenen zusuchen und ihre Gräber zu pflegen.

Über 22 000 Kriegstote liegen in Elsass-Lothringen verstreut. Der

Volksbund ist dankbar, und schnellfinden sich begeis terte Nachahmer.

Als Jugendre ferent des Landes -verbandes Baden-Würt temberg

organisiert Gruber viele Jahre denEinsatz der jungen Botschafter der

Versöhnung.

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Pfadfinder aus Hirson in Nordfrank-reich und eine deutsche Jugend-gruppe aus dem baden -württem -bergischen Schramberg arbeiten gemeinsam auf deutschen Kriegs grä-bern in den Vogesen: Sie pflegenGrabstätten und forschen mit Hilfevon Ein heim ischen nach ungesicher-ten Feld gräbern.

Von Anfang an suchen die jungenLeute den Kontakt zur Bevölkerung.Nur im Gespräch lassen sich dieGrenzen überwinden – auch zwischen den Generationen. Die jungen Menschen aus Deutschland –sie brechen das Eis.

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tote) ein. Auch die Kriegsgräberstätten inNorwegen – Oslo, Botn-Rognan, Narvik,Bergen-Solheim und Trondheim-Hav-stein – werden im September im Rahmeneiner Angehörigenreise der Öffentlichkeitüber geben. q Auf dem Vertretertag am 23.Sep tember in Kassel wird Dekan a. D.Walter Trepte, der bisherige Vorsitzendedes Lan des verbandes Hessen, zum Präsi-denten des Volksbundes gewählt. q DasDurchschnittsaufkommen (Sammlungen,Spenden und Beiträge) eines Bundesbür-gers für den Volksbund beträgt in diesemJahr 15,9 Pfennig. Zum Jahresende hatder Volksbund fast 640 000 Einzelmitglie-der und 60 000 korporative Mitglieder bei 12 853 Ortsgruppen und 349 Kreisverbän-den. q Der Um bettungsdienst des Volks-bundes arbeitet in Frankreich, Italien,Griechenland, Finnland und Großbritan-nien. q Am 31. Dezember scheidet derlang jährige Ge neral sekretär Otto Margrafaus gesundheitlichen Gründen aus denDiensten des Volksbundes. n

Der sowjetische Parteichef und Mini-sterpräsident Chruschtschow nimmt

einen Luftzwischenfall zum Anlass, diePariser Gipfelkonferenz der vier Groß-mächte vom 16./17. Mai zu verlassen. qIn der DDR werden die bis dahin nochselbständigen kleinen landwirtschaftli-chen Betriebe endgültig kollektiviert. qNach dem Tode von DDR-StaatspräsidentWilhelm Pieck wird Walter Ulbricht alsVorsitzender des Staatsrates Staatschefder DDR. q 199 188 Bürger der DDRflüchten in den Westen. q Der englischeVerleger Victor Gollancz, der sich für dieVersöhnung mit dem deutschen Volk ein-gesetzt hat, erhält den Friedenspreis desDeutschen Buchhandels. n

Papst Johannes XXIII. empfängt inRom am 3. März eine Delegation des

Vorstandes zu einer Privataudienz. q DerVolksbund weiht am 5. Juni die Kriegsgrä- berstätte Pomezia/Italien (27 487 Kriegs-tote) und am 5. September den FriedhofRecogne-Bastogne/Belgien (6 807 Kriegs-

40 Jugendliche einer Gruppe der evangelischen Jugend betreuen

deutsche Soldatengräber im fran -zösischen Departement Eure-et-Loir.Bei der Besichtigung der Kathedrale

in Chartres begegnen sie Bundes-kanzler Adenauer, der ihnen als

Spende für die Fahrtenkasse 100 Mark in die Hand drückt.

Antrittsbesuch des neuen Volksbund-präsidenten Walter Trepte

bei Bundeskanzler Adenauer.

1960

Gräbersuche in unwegsamem Gelände – Zusammenbettung

deutscher Gefallener in Griechenland 1959/60.

Der Soldatenfriedhof Pomezia/Italien, im Krieg von den Amerika-nern angelegt: vor und nach dem

Ausbau durch den Volksbund.

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Als erstes deutsches Staatsoberhauptstattet Bundespräsident Heinrich

Lübke Frankreich einen Staatsbesuch ab.Er wird in Paris mit großer Herzlichkeitempfangen. q Die Zahl der Flüchtlingeaus der DDR wächst rapide: Im Juli ge -hen 30 444 Einwohner in den Westen.Um einer innenpolitischen Katastrophezu entgehen, errichtet die DDR-Regie-rung am 13. August die Mauer in Berlin.Bis zum Jahresende haben (seit 1949) ins-gesamt 2 759 922 Deutsche aus der SBZbzw. der DDR in der BundesrepublikDeutschland einen Notaufnahmeantraggestellt. Nach dem Bau der Mauer in Ber-lin erreichen 12 316 Flüchtlinge aus derDDR, meist unter Lebensgefahr, die Bun-desrepublik. q In Jerusalem wird einerder Hauptverantwortlichen der Juden ver- nichtung in Europa, Adolf Eichmann, zumTode verurteilt und hingerichtet. q DerFriedensnobelpreis wird an den Schwe-den Dag Hammarskjöld, seit 1953 Gene-ralsekretär der UN, verliehen. Er stirbbeim einem Unfall in Afrika. n

Der Volksbund weiht sechs Kriegs-gräberstätten ein: Cagliari/Italien

(435 Kriegstote) am 1. Juni, Glencree/Ir-land (134 Kriegstote) am 9. Juli sowie am20. und 21. September in Frankreich dievier Normandie-Friedhöfe Orglandes (10 152 Kriegstote), St.-Désir-de-Lisieux (3 735 Kriegstote), Marigny (11 169 Kriegs - tote) und La Cambe (21 139 Kriegstote). qDer Vertretertag findet im August in Flens- burg statt. q Ministerialrat a. D. Dr. Heinzvon Hausen wird am 1. Februar Bundes-geschäftsführer. n

Mit dem Bau der Mauer in Berlinschließt sich der Eiserne Vorhangzwischen Ost- und Westeuropa.

Ein Todesstreifen trennt für 28 Jahredie beiden Teile Deutschlands.

1961

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108

Die in der Normandie gefallenendeutschen Soldaten ruhen auf sechsKriegsgräberstätten. Die auf dieser

Seite gezeigten Anlagen wurden ur-sprünglich vom britischen sowie

amerikanischen Gräberdienst ange-legt und anschließend vom Volks-

bund ausgebaut und gestaltet.

Von oben nach unten: St. Désir-de-Lisieux

MarignyOrglandes

La Cambe (großes Bild)

Soldatenfriedhof La Cambe vor dem Ausbau.

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109

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110

Das Präsidium beschließt am 16. März die Gründung eines Aus-

schusses für Jugendfragen, der die Glie-derungen des Volksbundes in der Ju gend- arbeit beraten soll. q Am 28. Juli werdendie Soldatenfriedhöfe Solers/Frankreich(2 228 Kriegs tote) und am 29. SeptemberAndilly (33 144 Kriegstote) eingeweiht. qAm 3. Oktober wird das Kriegsgräberab-kommen mit Dänemark unterzeichnet. n

Der französische StaatspräsidentCharles de Gaulle wird bei seinem

Staatsbesuch in der Bundesrepublik vonder Bevölkerung begeistert gefeiert. qDie Kubakrise bringt die Welt an denRand eines neuen Krieges. q Bei einerschweren Sturmkatastrophe am 16./17.Februar an der deutschen Nordseeküstesterben 315 Menschen, rund 100 000 wer-den obdachlos. n

Der Volksbund legt nach dem Kriegauch Friedhöfe für osteuropäischeKriegstote an. Im Jahr 1959 weiht

der Landesverband Hessen dieKriegsgräberstätte Herleshausen

(1 616 Kriegstote) ein. BürgermeisterFehr (kleines Bild) hat im Krieg dafür gesorgt, dass die Namen der in sei-ner Gemeinde verstorbenen sowjeti-

schen Kriegsgefangenen registriertwerden. So kann der Volksbund dieHinterbliebenen in der Sowjetunionbenachrichtigen. Rechts oben eines

der zahlreichen Dankschreiben.

Der Staatsbesuch de Gaulles in derBundesrepublik (hier in Hamburg)

leitet eine enge deutsch-französischeZusammenarbeit ein.

1962

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111

Tausende von Angehörigen aus allen Teilen Deutschlands und ausÖsterreich nehmen an der Einwei-hung des Soldatenfriedhofes Andillyteil. Mit 33 144 Gefallenen ist er diegrößte deutsche Anlage des ZweitenWeltkrieges in Frankreich.

Bundeskanzler Adenauer empfängtausländische Gäste und die Leiter derJugendlager des Volksbundes imBonner Bundeshaus.

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Das Kriegsgräberabkommen mitGriechenland ermöglicht den Bau

der Kriegsgräberstätten Maleme auf Kre -ta und Dionyssos-Rapendoza bei Athen.Die deutschen Kriegstoten sind bereits ab1959 mit Zustimmung der griechischenRegierung geborgen worden. Die Särgemit den sterblichen Überresten hat derVolksbund zunächst in die Kloster Xeniaund Gonia überführt. q Der Rückblickauf zehn Jahre Jugendarbeit des Volks-bundes zeigt, dass seit 1953 mehr als 45 000 Jugendliche aus zwölf Nationen an Jugendlagern mit Arbeitseinsätzen aufSoldatenfriedhöfen in mehreren Ländernteilgenommen haben. Das findet in derin- und ausländischen Öffentlichkeitgroße Anerkennung. In Verdun treffensich im August 2 000 deutsche und fran-zösische Jugendliche, die auf Kriegsgrä-berstätten in Frankreich arbeiten – Auf -takt einer engen Zusammenarbeit zwi-schen dem Deutsch-Französi schen Ju -gendwerk und dem Volksbund. n

Der deutsch-französische Freund-schaftsvertrag wird am 22. Januar in

Paris von de Gaulle und Adenauer unter-zeichnet. q Der amerikanische PräsidentJohn F. Kennedy besucht die Bundesrepu-blik und hält in Frankfurt und Berlin auf-sehenerregende Reden. Er fällt am 22. No -vember einem Attentat zum Opfer. q Kon -rad Adenauer tritt zurück. Sein Nachfol-ger wird Prof. Dr. Ludwig Erhard, der bis -herige Wirtschaftsminister. q Zwischendem Senat von Berlin und der DDR wirdein Passierscheinabkommen abgeschlos-sen. Es ermöglicht nach Jahren des War-tens Westberliner Bürgern während derWeihnachtsfeiertage den Besuch ihrer An-gehörigen in Ostberlin. n

Die deutsch-französische Verständigung ist das Herzstück

der europäischen Einigung: Adenauer und de Gaulle nach derUnterzeichnung des deutsch-fran -zösischen Freundschaftsvertrages.

„Ich bin ein Berliner!“ Mit diesem deutsch gesprochenen

Satz gewinnt der amerikanische Präsident John F. Kennedy die

Herzen der Berliner. Links KonradAdenauer, rechts der Regierende

Bürgermeister, Willy Brandt.

Bundeskanzler Ludwig Erhard empfängt den

Präsidenten des Volksbundes.

Präsident Trepte legt beim Vertreter-tag in München auf der KZ-Gedenk-stätte Dachau einen Kranz nieder.

1963

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113

Die Reihe der Einweihungen setztsich fort: Am 17. August Reillon/Frankreich (5 428 Kriegstote), am30. August Helsinki-Honkanummi/Finnland (377 Kriegstote), am 31. Au gust Rovaniemi-Norvajärvi/Finnland (2 326 Kriegstote), am 14. September Mont-de-Huisnes/Frankreich (11 956 Kriegstote) undam 26. Oktober Dagneux/Frank-reich (19 914 Kriegstote). Auch dieKriegsgräberstätte Sankt Peter Portauf der Insel Guernsey/Großbritan-nien (111 Kriegstote) wird im Rah-men einer Angehörigenreise derÖffentlichkeit übergeben.

Oben: Mont-de-Huisnes, der einzigedeutsche Gruftbau in Frankreich.

Links: Dagneux/Frankreich (ganzlinks) und St. Peter Port auf der InselGuernsey/Großbritannien.

Unten: Helsinki-Honkanummi (links)und Rovaniemi-Norvajärvi/Finnland.

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114

Jugendtreffen in Verdun: Über 2 000 junge Leute aus

Deutschland und Frankreich nehmenan der Veranstaltung von Volksbundund Deutsch-Franzö sischem Jugend-werk teil und bekunden damit ihren

Willen zu einer gemeinsamen friedlichen Zukunft.

Rechts: Gottesdienst im Hof des imErsten Welt krieg schwer umkämpften

Forts Douaumont.

Als Repräsentanten der deutschenund der französischen Regierung

nehmen Dr. Bruno Heck (links), Bundesminister für Familie und

Jugend, und Staatssekretär Maurice Herzog (rechts) an den

Veranstaltungen teil.

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115

In der Bundesrepublik stehen 146 000 Arbeitslosen 614 530 offene

Stellen gegenüber (Arbeitslosenquote 0,6 Prozent). q Am 12. Juni wird einFreundschaftsvertrag zwischen der So w - jetunion und der DDR unterzeichnet, indem die „Existenz zweier souveränerdeutscher Staaten” bekräftigt und West-berlin als „selbstständige politische Ein-heit” bezeichnet wird. n

Papst Paul VI. richtet am 26. Augusteinen eindringlichen Friedensappell

an die Völker der Welt. Er erinnert an denAusbruch des Ersten Weltkrieges vor 50und an den Beginn des Zweiten Weltkrie-ges vor 25 Jahren. In seiner Botschaft gehter auch auf die Kriegsgräber ein: „Wirmöchten den Mantel des Friedens aus-breiten, auch über die Kriegsgräber, aufdass auch die Gefallenen beigesetzt wer -den, die noch auf dieses letzte Zei chenmenschlicher Liebe harren.“ q Zwei Sol-datenfriedhöfe in Frankreich werden ein-geweiht: 4. Juli Beauvais (1 597 Kriegs tote)und am 12. September Champigny-St. An -dré (19 830 Kriegstote). n

Als letzte der deutschen Kriegsgrä-berstätten in der Normandie wirdChampigny-St. André eingeweiht.

1964

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117

Die Bundesrepublik und Israel neh-men diplomatische Beziehungen auf.

Neun arabische Länder brechen darauf-hin ihre Beziehungen zu Bonn ab. q DerBundestag beschließt, dass die Verjährungder nationalsozialistischen Mordtaten erstab 1969 gelten soll. n

Am 1. Juli tritt ein neues Gräberge-setz in Kraft, das die Opfer der Ge-

waltherrschaft den Kriegstoten gleich-stellt. q Ein Notenwechsel zwischen demKönigreich Libyen und der Bundesrepu-blik Deutschland schafft nachträglich dieRechtsgrundlage für die bereits im Jahre1955 erfolgte Errichtung der Kriegsgräber -stätte Tobruk. Sie konnte aufgrund ei nermündlichen Genehmigung von Kö nigIdris I. gebaut werden. q Folgende Solda-tenfriedhöfe werden eingeweiht: 4. MaiCas sino/Italien (20 073 Kriegstote), 19. Ju -ni Pornichet/Frankreich (4 944 Kriegsto te),21. August Fort-de Malmaison/Frankreich(11 841 Kriegstote) und 25. Sep tember Mot -ta St. Anastasia/Italien (4 561 Kriegstote).q Anfragen nach Grablagen kommen jetztzu 35 Prozent von Eltern (1960 = 80 Pro- zent), zu 17 Prozent von Ehefrauen (1960 =15 Pro zent), zu 33 Prozent von Geschwi-stern (1960 = 2 Prozent) und zu 15 Pro-zent von Kin dern (1960 = 3 Prozent). qBei der XX. Internationalen Rot-Kreuz-Konferenz in Wien wird von den Delega-tionen aus über 100 Ländern ohne Gegen -stimme eine Resolution angenommen, dieden Austausch von Unterlagen überKriegsgräber durch die nationalen Rot-Kreuz-Gesellschaften empfiehlt. q DerVertre tertag findet in Saarbrücken statt. n

Der Vietnamkrieg weitet sich aus. Die Zivilbevölkerung hat unter denmassiven amerikanischen Bomben-angriffen schwer zu leiden. Aberauch die Angriffe der Vietcong for-dern zahlreiche Opfer.

Linke Seite: Der deutsche Soldaten-friedhof Cassino. Hier ruhen 20 073 Kriegstote der schwerenKämpfe in Mittelitalien 1943/44.

Papst Paul VI. empfängt PräsidentWalter Trepte (rechts) und Vizepräsi-dent Dr. August Hatteisen (Mitte).

Kampf um gleiche Rechte für Farbige in den USA – Martin LutherKing (vor der US-Fahne) führt inMontgomery demonstrierende Bürgerrechtler in den Südstaaten an.

1965

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118

Ein neues deutsch-französischesKriegsgräberabkommen, am 19. Juli

unterzeichnet, tritt an die Stelle des Ab-kommens von 1954 und überträgt demVolksbund die Verantwortung für Erhal-tung, Ausbau und Pflege der deutschenSoldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges.Die 198 Anlagen hat bis dahin, wie 1919im Vertrag von Versailles bestimmt, derfranzösische Staat gepflegt. Durch eineVerbalnote wird dem Volksbund auch dieErhaltung und Pflege der Grab- und Ge-denkstätten aus dem deutsch-französi-schen Krieg 1870-1871 übertragen. q MitTunesien wird ein Kriegs gräberab kom-men abgeschlossen. q In Frank reich wer-den Kriegsgräberstätten des ZweitenWeltkrieges eingeweiht: am 17. Sep tem- ber Noyers-Pont-Maugis (26 843 Kriegs- tote) und am 1. Oktober Niederbronn-les-Bains (15 427 Kriegstote). q An die Stelledes ausscheidenden Ersten Bundesge-schäftsführers Dr. von Hausen tritt WalterHammersen. n

In der Bundesrepublik kommt es zubisher nicht gekannten wirtschaftli-

chen Schwierigkeiten. Der Bundeshaus-halt weist ein Defizit von zehn MilliardenMark auf. q Bundeskanzler Erhard trittzurück. Nachfolger wird Kurt Georg Kie-singer. Er bildet eine Große Koalition ausCDU/CSU und SPD. Willy Brandt wirdVizekanzler und Außenminister. n

Der Soldatenfriedhof Niederbronn im Elsass vor und nach dem Ausbau.Der Volksbund zählt bei der Einweihung am 1. Oktober 20 000 Besucher.

1966

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119

Gedenkstunde zum Volkstrauertagim Plenarsaal des Bundestages.Bundesinnenminister Paul Lücke hältdie Ansprache.

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Der Volksbund stellt in drei Ländernneue Kriegsgräberstätten fertig: Am

6. Mai den Friedhof Costermano/Italien(21 988 Kriegstote), am 10. Juni CannockChase/England (4 970 Kriegstote), am 24. Juni Berneuil/Frankreich (8 310 Kriegs-tote) und am 16. September Bourdon/Frank reich (22 216 Kriegstote). q Bei denBeratungen des Bundeshaushalts kommtes zu Schwierigkeiten wegen der Finan-zierung der Ausgaben für Kriegsgräber-stätten im Ausland durch die Bundes re -gierung und den Volksbund. Der Volks-bund gibt deshalb ein Rechtsgutachten inAuftrag, das im November 1967 vom ehe-maligen Präsidenten des Bundesrech-nungshofes Dr. Hans Schäfer vorgelegtwird. Darin heißt es (Auszug):

Die Wirtschaftsrezession führt zuKurzarbeit und einem Anstieg der

Arbeitslosenziffer. Die Bundesregierungtrifft einschneidende wirtschafts- und fi-nanzpolitische Sofortmaßnahmen. DieKrise wird bewältigt. q In Westberlinkommt es beim Besuch des Schahs vonPersien zu heftigen Demonstrationen derstudentischen Linken. Der Student BennoOhnesorg wird von der Polizei erschos-sen. Eine Serie von Studentenunruhen indeutschen Universitätsstädten beginnt. qDie Bundesregierung nimmt diplomati-sche Beziehungen zu Rumänien auf. Ver-handlungen mit der Tschechoslowakeiführen zur Einrichtung von Handelsmis-sionen. q Am 19. April stirbt KonradAdenauer im Alter von 91 Jahren. n

Konrad Adenauer ist tot. Im KölnerDom wird sein Sarg aufgebahrt.

Deutschland trauert um einen großenStaatsmann, der sich immer seine

Menschlichkeit bewahrt hat. An denTrauerfeierlichkeiten zu seiner

Beisetzung am 25. April nehmen Delegationen aus 54 Staaten teil.

Krieg in Vietnam: Verhör einer Frau durch einen amerikanischen

Soldaten. Sie wird verdächtigt, die kommunistische Vietcong-

bewegung zu unterstützen.

1967

Page 121: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

I. Die deutsche Kriegsgräberfürsorgeist eine öffentliche Verwaltungsauf-gabe, die im Inland den Ländernder Bundesrepublik, im Auslanddem Bund obliegt.

II. Der Bund hat mit der Wahrneh-mung dieser Aufgabe im Auslandden Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge e. V. beauftragt.

III. Die Kosten für die deutsche Kriegs-gräberfürsorge im Ausland sindAufwendungen für Kriegsfolge -lasten, die nach dem Grundgesetzund den Kriegsgräberabkommender Bund zu tragen hat.

IV. Soweit sich der Volksbund gemäßseiner Satzung an den Kosten derdeutschen Kriegsgräberfürsorge imAusland beteiligt, geschieht dies er-gänzend und freiwillig.

Zum Jahresende wird die Bauleitungdes Volksbundes in München aufgelöst,ihre Aufgabe übernimmt die Bauabtei-lung in der Bundesgeschäftsstelle. q Eineerste Angehörigenfahrt des Volksbundeszu Kriegsgräbern in Rumänien verläuftohne Schwierigkeiten. q In der Tsche -chos lowakei beginnen Arbeiten an deut-schen Kriegsgräbern durch örtliche Be -hör den in Abstimmung mit dem Volks-bund. q Der Vertretertag findet in Bre-men statt. n

Das deutsche Gräberfald am Stadtrand von Cluj (Klausenburg) in Siebenbürgen/Rumänien ist eineblühende Wiese. Es ist nicht möglich,die genaue Lage der Gräber festzu-stellen. Die Angehörigen legen ihreBlumengrüße dort nieder, wo sie dieletzte Ruhestätte ihres Toten vermuten.

Page 122: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Auf dem Soldatenfriedhof Cannock Chase in der mittel -

englischen Grafschaft Staffordshireruhen 4 940 Kriegstote des Ersten

und Zweiten Weltkrieges. In einemseparaten Gedenkhof sind Besat-

zungsmit glieder der im Ersten Welt-krieg abgestürzten deutschen

Luftschiffe bestattet (oben rechts).

Page 123: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Auf dem Soldatenfriedhof Bourdonruhen 22 216 Kriegstote. Die meistenvon ihnen sind 1940 gefallen. DiePlastik im Innneraum ist Sinnbild fürdie trauernden Mütter aller Opfervon Krieg und Gewalt.

Wo finde ich das Grab meines Ange-hörigen? Diese Frage wird bei jederEinweihung gestellt. Obwohl die Be -sucher vom Volksbund schon vorhergenaue Auskunft erhalten haben, istdie Anspannung und Aufregungbeim Betreten der Friedhöfe mit denoftmals riesigen Gräberfeldern sehrgroß. Deshalb geben bei jeder Ein-weihung Mitarbeiter des Gräber-nachweises Auskunft über die vor -herige und jetzige Grablage.

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Seit der Einweihung gehört die Kriegsgräberstätte Costermano zu

den am meisten besuchten Friedhö-fen. Auf der landschaftlich schön ge -

legenen Anlage ruhen 21 988 Kriegs- tote. Vom Gedenkplatz aus hat man

einen herrlichen Blick auf den Garda-see. Eine Tafel am Eingangsbereich

der Kriegsgräberstätte weist daraufhin, dass hier einige Menschen bestattet sind, die während des

Krieges schwerer Verbrechen schul-dig geworden sind. Auch diesem

Teil der Geschichte hat sich der Volks-bund zu stellen.

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125

Page 126: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

126

Im Herbst beginnt die bauliche undgärtnerische Gestaltung einer ersten

Gruppe von zehn deutschen Soldatenfried- höfen des Ersten Weltkrieges in Frank-reich. q Im September wird der deutscheSoldatenfriedhof Ploudaniel- Lesneven inder Bretagne (5 831 Kriegs tote des Zwei-ten Weltkrieges) eingeweiht. q Bundes-präsident Heinrich Lübke besichtigt an -lässlich eines Berlin-Aufenthaltes im Ja-nuar die vom Volksbund 1966 errichteteAnlage auf dem ehemaligen Standort-friedhof in Berlin. Dort hat der 1945 zer-störte und 1966 vom Volksbund wieder-hergestellte Silberkranz aus dem Ehren-mal in der Neuen Wache einen Platz ge-funden. q Der Volksbund veranstalteterstmalig eine Angehörigenreise nach Jugoslawien zu deutschen Kriegsgräbernin Slowenien. q Bundes ge schäfts führerWal ter Hammersen scheidet aus denDiensten des Volksbundes. q Ehrenpräsi-dent Wilhelm Ahlhorn stirbt im Alter von94 Jahren. n

Bei Demonstrationen von Studentenund anderen Jugendlichen kommt es

mehrfach zu heftigen Zusammenstößenmit der Polizei. In München gibt es zweiTodesopfer. Am 11. April wird RudiDutschke, einer der führenden Köpfe desSozialistischen Deutschen Studentenbun-des (SDS) und der sogenannten Außer-parlamentarischen Opposition (APO), inBerlin durch einen Anschlag schwer ver-letzt. q Die innerhalb und außerhalb desParlaments heftig debattierten Notstands-gesetze werden von Bundestag und Bun-desrat mit Zweidrittelmehrheit verab -schiedet. Sie lösen alliierte Vorbehalts-rechte ab. Zugleich wird das Widerstands- recht im Grundgesetz verankert. Das istauch im internationalen Vergleich nahezueinmalig. q Die Bundesrepublik nimmtwieder diplomatische Beziehungen zu Ju-gosla wien auf. q Der amerikanische Bür-gerrechtler Martin Luther King wird wäh -rend einer Veranstaltung in Mem phis(USA) von einem unbekannten weißenAtten täter ermordet. n

Der Silberkranz aus der Neuen Wache (heute ist er im Deutschen Hi-

storischen Museum zu besichtigen)verschwindet nach dem Krieg, bis

187 der ursprünglich 235 goldenenund silbernen Eichenblätter nach

einem anonymen Hinweis in einemBerliner Schließfach wieder gefunden

werden.

1968

Am 21. August beenden militärische Verbände der

Sowjetunion und an de rer Staatendes Warschauer Paktes in der

Tschechoslowakei mit Gewalt die Reformpolitik des Prager Frühlings.

Page 127: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

127

Wer beim Besuch einer deutschenKriegsgräberstätte des Ersten WeltkriegesGrabzeichen mit dem Davidstern und he -bräischen Buchstaben sieht, wird daranerinnert, dass in diesem Krieg 100 000Deutsche jüdischen Glaubens als Solda-ten eingezogen wurden, von denen12 000 fielen.

Im Testament des am 19.9.1915 alsFlieger abgestürzten Leutnants JosefZürndorfer lesen wir: „Ich bin als Deut-scher ins Feld gezogen, um mein be -drängtes Vaterland zu schützen. Aberauch als Jude, um die volle Gleichberech-tigung meiner Glaubensbrüder zu erstrei-ten.“ Die ersehnte Gleichberechtigungbleibt aus. Jüdische Soldaten werdennach dem Krieg von Antisemiten, spätervon Nationalsozialisten als Drückebergerverleumdet. Als Selbsthilfeorganisationgründen sie 1919 den „Reichsbund jüdi-scher Frontsoldaten.“ In Flugblättern,Broschüren und auf Versammlungen leistet der Reichsbund eine mühevolleAufklärungsarbeit über Tod und soldati-sche Leistungen der jüdischen Front-kämpfer: 17 000 von ihnen sind mit demEisernen Kreuz Zweiter Klasse, 1 000 mitErster Klasse ausgezeichnet worden.2 000 waren Offiziere, 1 200 Militärärzteund -beamte. Der jüngste Kriegsfreiwil-lige des deutschen Heeres, Josef Zippes,kommt aus ihren Reihen, der erste Pour-le-Mérite-Träger der deutschen Flieger-truppen, Wilhelm Frankl, und der sozial -demokratische ReichtagsabgeordneteDr. Ludwig Frank, der am 3.9.1914 alsKriegsfreiwilliger an der Westfront gefal-

len ist. Der Reichsbund hofft nach 1933,dass die jüdischen Frontsoldaten von denantijüdischen Maßnahmen des Hitler-Re-gimes ausgenommen werden. Zwar sindsie von dem „Gesetz zur Wiederherstel-lung des Berufsbeamtentums“ nicht be-troffen, aber ihrem Begehren nach Auf -nahme in Wehrmacht und Arbeitsdienstwird nicht stattgegeben, und 1935 wer-den auch die jüdischen Frontkämpfer alsBeamte entlassen. Der Reichsbund ziehtaus dem Scheitern seiner Politik die Kon-sequenzen und setzt sich fortan für dieAuswanderung ein. Nach der Pogrom-nacht vom 9./10. November. 1938 stellt erseine Tätigkeit ein. Den Weg in die Gas-kammer müssen während des Holocaustauch jüdische Frontkämpfer des ErstenWeltkrieges gehen. n

Unter den 500 000 namentlich be-kannten deutschen Gefallenen desErsten Weltkrieges in Frankreich sindauch 3 000 Kriegstote jüdischenGlaubens. Gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden und der Rab binerkonferenz in Deutschland beschließt der Vorstand des Volks-bundes 1968, die Gräber dieser Toten mit Stelen zu kennzeichnen.Neben einer Gravur des Davidsternsund den persönlichen Daten des Gefallenen tragen die Stelen einenSpruch in hebräischer Sprache. Erlautet: „Möge seine Seele eingefloch-ten sein in den Kreis der Lebenden.“(Bild: Neuville-St. Vaast bei Arras inNordfrankreich, mit 44 833 Kriegs -toten der größte deutsche Soldaten -fried hof in Frankreich).

Deutsche jüdischeSoldaten

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Der Volksbund besteht 50 Jahre. Miteiner Reihe von Veranstaltungen be -

geht die Organisation diesen Jahrestag.Die Bundespost gibt aus diesem Anlass eine Sonderbriefmarke heraus. q EineDokumentation mit dem Titel „Dienst amMenschen, Dienst am Frieden – 50 JahreVolksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“wird mit einer Auflage von 111 000 Exem-plaren gedruckt. q Die Grundsätze derVolksbundarbeit für die zukünftige Ar-beit werden formuliert und vom Vertre-tertag in seiner Sitzung vom 12. Juni alsBerliner Manifest einstimmig angenom-men. q Am 19. und 20. Juli treffen sich inArras/Frankreich über 2 000 Ju gendlager-teilnehmer, Deutsche und Fran zosen. qDer Volksbund hat 690 721 Mitglieder. n

Die Bundesversammlung wählt inWestberlin Bundesminister Dr. Gus -

tav Heinemann (SPD) zum Bundes präsi-denten. q Die amerikanischen Astro nau-ten Neil Armstrong und Edwin Aldrin betreten als erste Menschen den Mond. qDie Verjährung für Mord wird auf 30 Jah -re ausgedehnt, um die weitere Verfol-gung von NS-Verbrechen möglich zumachen. q Bei den Wahlen zum 6. Deut-schen Bundestag erhalten CDU/CSU 46,1 Prozent, SPD 42,7 Prozent und FDP5,8 Prozent der Stimmen. Am 22. Oktoberwird das Kabinett Brandt/Scheel (Koali -tion aus SPD und FDP) vereidigt. In sei -ner Regierungserklärung vor dem Bun -destag kündigt der Bundeskanzler um-fangreiche Reformen an. q Im Novembertritt die Bundesrepublik dem Atomwaf-fensperrvertrag bei. n

1969

Sondermarke zum 50-jährigen Bestehen des Volksbundes

Die ersten Menschen auf dem Mondsind die amerikanischen Astronauten

Neil Armstrong und Edwin Aldrin.

Berliner Manifest- Achtung vor dem Menschen ist die

Grundlage der Arbeit des Volksbun-des. Millionen von Kriegs gräbern er-heben diese Forderung ständig neu.

- Ihre Erfüllung verlangt, dass derVolksbund nach Mitteln und Wegenzur Mitarbeit an der Erhaltung desFriedens sucht.

- Der Volksbund sorgt für die Gräberder Kriegstoten und betreut deren An-gehörige. Die ursprüngliche Haupt-aufgabe – Sorge für die deutschenSoldatengräber – hat sich durch denTotalen Krieg und infolge der politi-schen Gewaltherrschaft erweitert.

- Der Volksbund hält das Gedenken andie Toten der Kriege und der Gewalt-herrschaft lebendig.

- Er führt die Lebenden an die Ruhe -s tätten der Toten. Nur so können dieGräber mahnen und dazu helfen,neue Kriege zu ver hüten.

- Der Volksbund schlägt durch seinWirken Brücken der Versöhnung vonVolk zu Volk. Jugend leistet durch ihreMitarbeit auf den Friedhöfen einenbedeutsamen Beitrag für die Völker-verständigung.

- Kriegsgräberfürsorge fördert das Ver-stehen zwischen den Generationen.Die Gräber – warnende Zeichen einerdunklen Zeit – zwingen zur Ausein-andersetzung mit der Vergangenheitund wirken so in die Zukunft.

Page 129: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Überall in der Bundesrepublik – wiehier auf der Kriegsgräberstätte Evers-berg im Kreis Meschede/Nordrhein-West falen – erinnern Gedenksteinean die Gefallenen in Osteuropa. IhreGräber dürfen jahrzehntelang nichtbesucht werden. Heute arbeitet derVolksbund mit aller Kraft dafür, dassauch diese Kriegstoten würdige Grä-ber erhalten.

Die Kriegsgräberstätte am Futa-Pass (30 763 Kriegstote) in Italien wirdam 28. Juni 1969 eingeweiht.

Er wird allen Teilnehmern unver ges-sen bleiben: Der Jugendtag in Arras/Nordfrankreich. Dort, wo sich im Er-sten und Zweiten Weltkrieg Deutscheund Franzosen erbittert bekämpften,treffen 2 000 Jugend liche zusam-men, um ein Fest der Versöhnung zu feiern. Das Bild zeigt die Plattler-gruppe des deutschen Alpenvereins,Sektion Bremen, bei einer Vorfüh-rung auf dem Marktplatz in Arras.

Page 130: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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In Ellund bei Flensburg, nahe der dänischen Grenze, richtet der Volks-

bund die Pflegestelle Nord ein. Damit istdie organisatorische Voraussetzung füreine intensivere Pflege der deutschen Sol -datenfriedhöfe in Skandinavien geschaf -fen. q Die feierliche Übergabe des U-Boot-Ehrenmals in Möltenort bei Kiel findetein starkes Echo. Die U-Boot- Kamerad -schaft Kiel hat großen Anteil an der Er-richtung und Pflege dieser Gedenkstätte.q Auf dem Vertretertag 1970 scheidet Prä- sident Trepte aus seinem Amt. Neuer Prä-sident wird Regierungspräsident Prof. Dr.Willi Thiele. q Im Mittelpunkt der Frau-en arbeit des Volksbun des steht der inter- nationale Frauen kongress in Hamburg,der unter Beteiligung von 192 Frau en aus13 Ländern im September veran staltetwird. Schwerpunkt der Diskussionen istdie Friedensarbeit des Volksbundes. n

Im März treffen Bundeskanzler WillyBrandt und der Vorsitzende des Mi-

nisterrats der DDR, Willi Stoph, in Erfurtzu Gesprächen über die Beziehungenzwischen den beiden deutschen Staatenzusammen. Im Mai werden diese Ge sprä -che in Kassel fortgesetzt. q Am 12. Au- gust unterzeichnet Bundeskanzler Brandtin der Sowjetunion den deutsch-sowjeti-schen Vertrag über Gewaltverzicht undAnerkennung der in Europa bestehendenGrenzen (Moskauer Vertrag). q Durcheine Grundgesetzänderung wird im Julidas aktive Wahlalter auf 18 Jahre herab-gesetzt. q Bei einem Besuch in Po len un-terzeichnet Bundeskanzler Brandt am 7. Dezember den Vertrag über die Norma -lisierung der Beziehungen zwischen derBundesrepublik und der VolksrepublikPolen. q Die Geste des Bundes kanz lersbei seinem Besuch im ehemaligen War-schauer Ghetto erregt Aufsehen: Brandtkniet am Mahnmal für die Opfer des Na-tionalsozialismus nieder. n

1970

Bundeskanzler Brandt vor demMahnmal für die jüdischen Toten

in Warschau – auch das ein Sinnbild für den deutschen Wunsch

nach Verständigung und Versöhnung ohne Vergessen

der leidvollen Vergangenheit.

Bundes kanzler Willy Brandt undDDR-Ministerratsvorsitzender

Willi Stoph in Kassel.

Unterzeichnung des deutsch-sowjeti-schen Gewalt verzichtsabkommens in

Moskau durch Willy Brandt und Ministerpräsident Alexej Kossygin.

Page 131: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Bundesvertretertag des Volksbundes in Kassel

131

Deutsch-französisches Denkmal fürdie Toten des Krieges 1870/71 beiVionville/Frankreich.

Die Frauen sind die eigentlichenLeidtragenden des Krieges. Sie

haben Männer, Väter, Söhne undBrüder verloren. Deshalb liegt ihnen

das Friedensthema besonders amHerzen, das auf dem internationalenFrauenkongress des Volksbundes in

Hamburg im Mittelpunkt steht.

Das U-Boot-Ehrenmal Kiel-Möltenorterinnert an das Schicksal von Zehn-tausenden Männern, die mit ihrenBooten in den beiden Weltkriegenuntergingen. Ihre Angehörigen haben hier einen Ort, an dem sie dieNamen wiederfinden und der Totengedenken können.

Wilhelm Kratz, Vor sitzender des LandesverbandesSaar (links), und Bürgermeister a. D. Hermann

Schneider (Landes ver band Baden-Württem berg)sind zwei der Diskussions redner.

Präsident Walter Trepte scheidet aus seinem Amt.Er hat zehn Jahre die Geschicke des Volksbundesgeleitet. Sein Nachfolger wird der Braunschwei-ger Regierungspräsident Prof. Dr. Willi Thiele.

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132

Eine an Papst Paul VI. gerichteteDenkschrift des Volksbundes wird

am 4. Februar dem Kardinalstaatssekretär Jean Kardinal Villot im Vatikan über ge- ben. q Der Präsident führt mit Vertreterndes Auswärtigen Amtes Gespräche, umdie Bestrebungen des Volksbundes unddes Auswärtigen Amtes in der Kriegs grä-berfrage im Osten neu abzustimmen. q InAbstimmung mit der österreichischen Re-gierung wird die Zu sammen bettung derdeutschen Gefal le nen aus Vorortfriedhö-fen auf dem Zentralfriedhof in Wien ab-geschlossen. q Auf der Insel Kreta in Grie -chenland werden 4 405 zunächst im Klo-ster Gonia aufbewahrte Sarkophage mitden Gebeinen der deutschen Gefallenenauf dem Gelände des neuen deutschenSol da tenfriedhofes bei Maleme ein gebet -tet. q Klaus von Lutzau wird Generalse-kretär. q Gustav Ahlhorn, ehemaligerPräsident und Ehrenmitglied des Volks-bundes, stirbt im Alter von 84 Jahren. n

Am 3. Mai tritt Walter Ulbricht vomAmt des Ersten Sekretärs des Zen-

tral komitees der SED zurück. Nachfolgerwird Erich Honecker. q Am 3. Septemberwird das Viermächteabkommen über Ber-lin von den USA, Groß britan nien, Frank-reich und der UdSSR unterzeichnet. qAm 10. Dezember erhält BundeskanzlerBrandt aufgrund seiner Ostpolitik in Osloden Friedens nobelpreis. n

1971

Bundesministerin Käthe Strobel besucht auch 1971 Jugendlager des Volksbundes in Belgien, den

Niederlanden, Frankreich und Großbritannien. Die Jugendlager

werden durch das Bundes -ministe rium für Jugend, Familie

und Gesundheit und das Deutsch-Französische Jugendwerk mit

erheblichen Zuschüssen gefördert.

Präsident Willi Thiele (zweiter von rechts)und der Vorsitzende des LandesverbandesNiedersachsen, Eduard Haßkamp (rechts),legen zum Auftakt des Vertretertages inHannover auf dem Gräberfeld für deutsche und ausländische Kriegstote in Hannover-Seelhorst einen Kranz nieder.

Bundeskanzler Brandt erhält in Oslo den Friedensnobelpreis.

Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt hält die Gedenk -

rede zum Volks trauertag in der Hamburger Musikhalle.

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133

Mitarbeiter des LandesverbandesBerlin und eine Abordnung der Aktion Sühnezeichen legen in derKZ-Gedenkstätte Mauthausen im Maieinen Kranz nieder. Im Sommer hel-fen junge Deutsche im Rahmen vonWorkcamps bei der Pflege der inÖsterreich gelegenen Gedenkstätte.

Für den Ausbau der Friedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreichtransportieren Einheiten der Bundes-wehr über 25 000 Betonfundamentefür Metallkreuze.

Unübersehbare Gräberfelder mitschwarz gestrichenen Holzkeuzen –so zeigen sich viele Soldatenfried höfedes Ersten Weltkrieges in Frankreichdem Besucher: St. Laurent-Blangy bei Arras/Nordfrankreich mit 31 939 Kriegs toten.

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Kunst aufFriedhöfen

Von oben nach unten, links:Liny-devant-Dun/Frankreich,Futa-Pass/Italien, Liny-devant-Dun;Mitte: Champigny-St. André/Frankreich, Illfurth/Frankreich, Tarabya/Türkei, Cannock Chase/Großbritannien, Cassino/Italien;rechts: Lommel/Belgien, Berlin-Neukölln, Costermano/Italien, Rovaniemi/Finnland.Seite 135: Die „trauernden Eltern“von Käthe Kollwitz auf dem Sol-datenfriedhof Vladslo/Belgien.

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135

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Präsident Thiele führt mit dem Bot-schafter der UdSSR, Valentin M. Fa -

lin, Gespräche über die deutschen Krieg s -gräber in der Sowjetunion. Falin sagt zu,dass die Gräber deutscher Kriegsgefange-ner in Krasnogorsk und Ljublino (Stadt-bereich von Moskau) instand gesetzt wer- den und der Besuch ermöglicht wird. qAm 9. September über gibt der Volksbundden Soldatenfriedhof Jaunitzbachtal beiFreistadt in Oberösterreich (2 740 Kriegs-tote) der Öffentlichkeit. n

136

Bundesminister Egon Bahr und DDR-Staatssekretär Michael Kohl unter-

zeichnen in Ostberlin den Grundlagenver- trag zur Normalisierung der Bezie hungenzwischen der Bundesrepublik und derDDR. q Bei vorgezogenen Bundestags-wahlen erhalten die SPD 45,8 Prozent, die CDU/CSU 44,9 Prozent und die FDP8,4 Prozent der Stimmen. Brandt bleibtBundeskanzler. n

Er läuft und läuft und läuft ...Der 15 007 034. Käfer läuft vomBand. Damit ist das T-Modell der20er Jahre von Ford übertroffen,dessen Serienproduktion damalsnach 15 007 033 Stück eingestelltwurde.

Papst Paul VI. empfängt PräsidentWilli Thiele und Bundesvorstands-mitglied Richard Wagner zu einerPrivat audienz. Er würdigt die Arbeitdes Volksbundes als „einen wesent-lichen Beitrag zur Verständigung derVölker untereinander und damit zurErhaltung des Friedens.“

1972

Der Volksbund erhält für die Aktion„Versöhnung über den Gräbern“den Albert-Schweitzer-Preis der In- ternationalen Goethe-Stiftung, Basel.

Staatssekretär Egon Bahr (rechts)und DDR-Staatssekretär MichaelKohl (links) unterzeichnen dasTransitabkommen.

Präsident Willi Thiele und Hans-Otto Weber (Mitglied des Bundes-vorstandes) beim ersten Gesprächmit Valentin M. Falin über die deutschen Kriegsgräber in der Sowjetunion (von links).

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Durch den Beitritt Dänemarks, Groß-britanniens und Irlands wird die EG

zur Gemeinschaft der Neun. q Die Verei-nigten Staaten stellen die Kriegshandlun-gen gegen Nordvietnam ein. Im Januarunterzeichnen die kriegführenden Partei -en den Waffenstillstand. q Nach kontro-versen Debatten wird der am 21. Dezem- ber 1972 unterzeichnete Grundlagenver-trag mit der DDR ratifiziert. Er tritt am21. Juni in Kraft. Das zuvor angerufeneBundesverfassungsgericht in Karlsruheentscheidet, dass er mit dem Grund ge -setz vereinbar ist. q Im September wer-den die Bundesrepublik und die DDR indie Vereinten Nationen aufgenommen. qDie zweite Phase der Konferenz für Si-cherheit und Zusammenarbeit in Europa(KSZE) in Genf beginnt. q Die Bundesre-publik Deutschland und die Tschechoslo-wakei nehmen diplomatische Beziehun-gen auf. q Das Münchner Abkommenvom 29. September 1938 wird annulliert. n

Die Bemühungen um die Sicherungder Kriegsgräber in Osteuropa ste-

hen auch in diesem Jahr im Vordergrund.Eine Delegation des Deutschen Bundesta-ges bringt das Thema bei einem Besuch inMoskau zur Sprache. Die Kontakte zursowjetischen Botschaft werden fortgesetzt.Es wird erreicht, dass erstmals der Solda-tenfriedhof Moskau-Ljublino besucht wer- den kann. q Bei einem Besuch des Präsi -denten in Tunesien wird Einigung überden Bau der Kriegsgräberstätte Bordj Ce-dria erzielt. q In Frankreich schließt derUmbettungsdienst seine Tätigkeit mit derUmbettung von 898 Gefallenen aus demDepartement Haut Rhin auf den deut-schen Soldatenfriedhof in Bergheim/El-sass ab. q Aus Anlass des 1 000. Jugend -lagers in Frankreich (seit 1957) wird imJuli in Arras ein deutsch-französisches Se-minar veranstaltet. n

Im Verlauf der „Ölkrise“ wird an vier Sonntagen ein Fahrverbot erteilt(Autobahn Heilbronn-Stuttgart).

Das Präsidium beschließt die Stiftungeiner Ehrenplakette in Silber. Siekann Persönlichkeiten im In- undAusland verliehen werden, die sichfür die internationale Friedensarbeitdes Volksbundes in besondererWeise eingesetzt haben.

Aufnahme der beiden deutschenStaaten in die Vereinten Nationen.Vorne die Delegation der DDR mitAußenminister Otto Winzer, hinterdem Gang die Bundesrepublik mitAußenminister Walter Scheel.

1973

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138

Zum ersten Mal kann der Botschaf-ter der Bundesrepublik Deutschland,

Dr. Ulrich Sahm, am Volkstrauertag aufdem deutschen Soldatenfriedhof Moskau- Ljublino einen Kranz niederlegen. q ErsterTräger der 1973 neugeschaffenen SilbernenEhrenplakette ist der ehemalige Ge neral -direktor der Commonwealth War GravesCommission, William John Chalmers. n

Willy Brandt tritt zurück. HelmutSchmidt wird sein Nachfolger als

Bundeskanzler einer sozial-liberalen Ko-alition. q Die Ständigen Vertretungen inBonn und Ost-Berlin nehmen ihre Arbeitauf. q Am 15. Mai wird Walter Scheel(FDP) zum Bundespräsidenten gewählt.q Die Staats- bzw. Regierungschefs derEG beschließen in Paris die Gründungdes Europäischen Rates. n

Internationales Friedenstreffen zurErinnerung an die Kämpfe um Monte

Cassino im Jahre 1943 – Gedenk-stunde auf dem deutschen Soldaten-

friedhof mit 3 000 Teilnehmern.

Rechte Seite:An der Einweihung des deutschen

Soldatenfriedhofes Maleme auf Kreta im Oktober nehmen außer

1 500 Angehörigen und ehemaligenKameraden auch 1 000 Einwohner

der umliegenden Gemeinden teil.

1974

Bundeskanzler Schmidt und Außenminister Genscher legen bei einem Staatsbesuch in der

Sowjetunion Ende Oktober am Grab des Unbekannten Soldaten

in Kiew einen Kranz nieder.

Bundespräsident Scheel (rechts PräsidentThiele) übernimmt die Schirmherrschaft überden Volksbund. Er sagt: „Die private Idee,auf die der Volksbund seine Arbeit aufge-baut hat, ist förderungswürdig und höherzu bewerten als die staatliche Pflicht.“

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Die Einweihung des Soldatenfried-hofes Bergheim bei Colmar/Frank-

reich, dem letzten der 22 deutschen Sol -datenfriedhöfe des Zweiten Weltkriegesin Frankreich, wird zu einem vielbeachte-ten Bekenntnis zur Verständigung undder Freundschaft zwischen Deutschenund Franzosen. Professor Carlo Schmidhält die Gedenkrede. q Als letzte der 34 deutschen Kriegsgräberstätten in Däne- mark – überwiegend Friedhöfe für Flücht- linge aus Ostdeutschland – wird das Grä -berfeld in Fredericia/Jütland (401 Kriegs-tote) mit Grabzeichen aus Natursteinenversehen. q Die deutsche Kriegsgräber-stätte Dionyssos-Rapendoza in Grie chen-land wird eingeweiht. q Der Bundesprä -sident würdigt mit der Verleihung desGro ßen Verdienstkreuzes des Verdienst-ordens der Bundesrepublik den engagier-ten Einsatz Präsident Thieles für dieKriegs gräberfürsorge. q Auf dem WienerZentralfriedhof wird der vom Volksbundgestaltete Teil für die Gefallenen desZweiten Weltkrieges eingeweiht. n

Der seit dem israelisch-arabischenSechstagekrieg im Juni 1967 ge-

sperrte Suezkanal wird nach achtjährigerBlockade wieder geöffnet. q Am 1. Au-gust wird nach zweijährigen Verhandlun-gen die KSZE-Schlussakte unterzeichnet.Die von 35 Staaten Europas und Nord-amerikas unterzeichnete Charta regeltdas Zusammenleben von Staaten unter-schiedlicher Gesellschaftsordnungen. qAls erster Bundespräsident besucht Wal-ter Scheel im November die UdSSR. n

Der ägyptische Präsident Anwarel Sadat führt an Bord einesZerstörers die ersten Schiffe an,die nach dem Sechstagekrieg1967 den wiedereröffneten Suezkanal passieren.

1975

KSZE-Gipfeltreffen in Helsinki(Eröffnungsfeier).

Bundespräsident Scheel und Außenminister Genscher auf dem

Kriegsgefangenenfriedhof Ljublino.

Der Präsident des Volksbundesbesucht auf Einladung des Sowje-tischen Roten Kreuzes erstmals dieSowjetunion. Er legt in Ljublino/Moskau einen Kranz nieder.

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Die am 28. September eingeweihteKriegsgräberstätte Dionyssos-

Rapendoza liegt 30 Kilometer vonder griechischen Hauptstadt Athen

entfernt. Die 68 Gefallenen des Ersten und 9 905 Gefallenen des

Zweiten Weltkrieges ruhen in unterirdischen Gruftkammern.

Am Tag der Einweihung sind die Namenplatten mit Blumen übersät.

Einweihung des Gräberfeldes für 7 297 deutsche Kriegstote auf dem

Wiener Zentralfriedhof am 25. Oktober. Die seit 1939 beste-

hende Anlage ist durch Zubettungenaus 52 Wiener Vorortfriedhöfen ver-

größert und neu gestaltet worden.

Am 7. Juni wird der Soldatenfried-hof Bergheim im Elsass eingeweiht.Hier ruhen 5 308 Gefallene desZweiten Weltkrieges. Bundesministera. D. Prof. Carlo Schmid hält die Gedenkrede.

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142

In Ostberlin trifft der Volksbundprä-sident mit dem Leiter der Ständigen

Vertretung der Bundesrepublik Deutsch-land in der DDR, Staatssekretär GünterGaus, zusammen. Gegenstand des Ge-sprächs sind die von der Regierung derDDR festgelegten Bestimmungen überden Besuch von Soldatengräbern und dieMöglichkeiten ihrer praktischen Durch-führung. Ein entsprechendes Merkblattwird an die Volksbundgliederungen, anReisebüros und an Interessenten ausgege-ben. q Der sowjetische Botschafter Falinteilt dem Volksbund mit, dass nach demFriedhof Ljublino nun auch Krasnogorsk(Bild unten) besucht werden könne. n

Nach langen Verhandlungen werdendie Vereinbarungen mit Polen ratifi-

ziert. Polen sichert gegen einen Kreditvon einer Milliarde DM die Ausreise von125 000 Deutschstämmigen zu. q Die SEDverabschiedet auf dem IX. Parteitag einneues Programm. Parteichef Erich Ho-necker wird Staatsratsvorsitzender. q DieWestmächte entscheiden gegen eine Di-rektwahl zum Europaparlament in Berlin,stattdessen werden die Parlamentarierdurch das Abgeordnetenhaus gewählt. n

1976

Die Vereinigten Staaten von Amerikafeiern ihr 200-jähriges Bestehen.

Demonstration gegen den Bau desAtomkraftwerkes Brokdorf.

Das Foto unten zeigt die deutscheKriegsgräberstätte Krasnogorsk.

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Nach Abschluss einer Vereinbarungzwischen der niederländischen Re-gierung und der Bundesregierunggeht die von der niederländischenArmee angelegte deutsche Kriegs-gräberstätte Ysselsteyn am 11. No-vember in die Betreuung durch denVolksbund über.

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Präsident Thiele bittet den Präsiden-ten des Deutschen Bundestages und

den Bundeskanzler um stärkere Unter-stützung bei Kontakten zu Ostblockstaa-ten. q Die zwischen dem Volksbund unddem Rumänischen Roten Kreuz verein-barte Erfassung der deutschen Gräber bei- der Weltkriege in Rumänien wird abge -schlossen. q Aus Anlass des 25-jährigenBestehens der Jugendlager des Volks bun-des findet am 6. Juli auf dem Friedhof inLommel/Belgien eine Feierstunde statt. n

Die Mitgliedstaaten der EG ver-pflich ten sich in einer gemeinsamen

Erklärung, die Entscheidungen des Euro-päischen Gerichtshofes in Menschen-rechtsangelegenheiten als verbindlichanzuerkennen. q Gegen die Stimmen derCDU/CSU verabschiedet der Bundestageine Wehrdienstnovelle. Wehrpflichtigedürfen danach ohne Gewissensprüfungzwischen Bundeswehr und Zivildienstwählen. n

1977

Mordanschläge von Terroristen erschüttern die Öffentlichkeit in derBundesrepublik. Zwei Unbekannteermorden am 7. April in KarlsruheGeneralbundesanwalt Siegfried Buback und seinen Fahrer.

Nach grundlegender Umgestaltungdurch den Volksbund wird die inter-nationale Kriegsgräberstätte in Salz-gitter-Jammertal im Oktober derÖffentlichkeit übergeben. 4 037 Tote aus fünfzehn Nationen,die während des Zweiten Weltkrie-ges als Zwangsarbeiter in Salzgitterstarben, ruhen auf dieser Anlage.Vertreter der polnischen, sowjeti-schen, tschechoslowakischen und ungarischen Botschaft nehmen ander Veranstaltung teil.

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Nach Tobruk in Libyen und El Ala- mein in Ägypten wird die Kriegsgrä-berstätte Bordj Cedria/Tunesien (8 562 Kriegstote) am 28. Septemberals dritte deutsche Kriegsgräberstättein Nordafrika eingeweiht.

Kriegsgräberreise nach Russland: Angehörige besuchen den Kriegsge-fangenenfriedhof Ljublino.

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Auf dem Bundesvertretertag wirdRegierungspräsident i. R. Dr. Josef

Schneeberger zum neuen Präsidenten desVolksbundes gewählt. q Auf Bitte vonPräsident Schneeberger spricht Bundes-kanzler Schmidt beim Besuch des sowjeti-schen Staats- und Parteichefs Breschnewin Bonn auch das noch immer ungelösteProblem der deutschen Kriegsgräber inder Sowjetunion an. q In der Fragestun -de des Bundestages am 13. April nimmtdie Bundesregierung zum Problem dieKriegsgräberstätten in Ost- und Südost-europa Stellung. Ihr Sprecher betont, dassdie Bundesregierung in enger Zusam-men arbeit mit dem Volksbund seit vielenJahren bestrebt sei, die Frage der Errich-tung und Betreuung von Soldatenfried-höfen in Ost- und Südosteuropa zu re -geln. q Die Ministerpräsidenten allerdeutschen Bundesländer fassen in Bonnfolgenden Beschluss:„Die Bundesregierung wird gebeten, beiden Staaten Osteuropas weiterhin nach-drücklich darauf hinzuwirken, dass einefür alle Seiten zufriedenstellende Rege-lung für die deutschen Kriegsgräber indiesen Staaten erreicht wird.” q Das Un-garische Rote Kreuz sichert dem Volks-bund die Erhaltung aller deutschen Kriegs- gräber in Ungarn zu. Bis Ende 1979 solldie 1969 begonnene Erfassung der deut-schen Kriegsgräber abgeschlossen sein. qBei einem Be such in Warschau sprichtBundesaußenminister Hans-DietrichGenscher auch das Thema der Pflegedeutscher Kriegsgräber in Polen an. qGeneralsekretär Neumann führt Gesprä-che mit dem Leiter der Ständigen Vertre-tung der Bundesrepublik bei der Deut -schen Demokra ti schen Republik, Staats-sekretär Günther Gaus, und mit Vertre-tern der evangelischen Kirche. Die Erhal-tung und Pflege der Kriegsgräber aufdem Gebiet der DDR ist das Hauptthema.In der Bundesrepublik wohnende Ange-hörige dürfen zum Besuch von Kriegsgrä-bern in die DDR einreisen und bei denörtlichen Stellen Grabschmuck in Auftraggeben. n

Vom 4. bis 7. Mai hält sich der sowje-tische Staats- und Parteichef Leonid

Breschnew zu einem Staatsbesuch inBonn auf. Die stagnierende Ost-West-Ent-spannung soll neu belebt werden. q Am16. Juli beraten die sieben westlichen In-dustrienationen bei dem Weltwirtschafts-gipfel in Bonn über die Wirtschaftspolitik.q Für ihre Förderung des Friedens imNa hen Osten zwischen Israel und denarabischen Staaten werden MenachemBegin und Anwar el Sadat mit dem Frie-densnobelpreis ausgezeichnet. q In Romwird der Erzbischof von Krakau, KarolKardinal Wojtyla, zum neuen Papst ge-wählt; er nennt sich Johannes Paul II. n

1978

Weißer Rauch aus einem Schornsteindes Vatikans zeigt an, dass ein neuer

Papst gewählt ist.

Ölpest an der Küste der Bretagnenach der Havarie des Tankers

Amoco Cadiz. Durch solche Katastrophen wächst das Umwelt-

bewusstsein vieler Menschen.

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Die Welt, in der wir leben, ist auchnach zwei Weltkriegen noch durchKrieg und Gewalt bestimmt. Dort wo Frieden herrscht, wird das leichtübersehen. Der Volksbund wendetsich mit diesem eigens für die Schul-arbeit entwickelten Plakat an die jüngere Generation.

Hanns-Günther Michel (rechts) isteiner der Mitgründer der Jugend-arbeit des Volksbundes. Der trostloseZustand des Soldatenfriedhofes Cassino bewegte ihn 1950 so sehr,dass er kurz darauf mit weiteren jun-gen Leuten dort arbeitete, um denFriedhof in Ordnung zu bringen.Viele weitere Arbeitseinsätze – vorallem in Elsass-Lothringen – folgten.Michel ist auch Initiator des erstenFriedensseminars des Volksbundesbei einem Jugendeinsatz zur Pflegevon deutschen Kriegsgräbern in Nor-wegen. Sein Engagement betrachtet er ganz nüchtern: „Was wir tun undwas ich getan habe, ist ja nichts wei-ter als ein konkreter Auftrag. Etwas,das mit der Toleranz Ernst macht undan die Versöhnung glaubt.“

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schen Kirchen der Bundesrepublik undder DDR in einer gemeinsamen Erklä-rung aus Anlass des Ausbruchs des Zwei-ten Weltkrieges vor 40 Jahren mit einem„Wort zum Frieden” an die Öffentlich-keit. q Die Dritten Programme des Deut-schen Fernsehens strahlen den ameri ka -nischen Film „Holocaust” aus, in dem dieerschütternde Geschichte der Judenver-nichtung besonders eindrucksvoll darge-stellt wird. n

Als Ergebnis der amerikanisch-ägyp-tisch-israelischen Verhandlungen in

Camp David kommt es zum Abschlussdes israelisch-ägyptischen Friedensver-trages. q In den neun Ländern der Euro-päischen Gemeinschaft finden die erstenDirektwahlen zum Europäischen Parla-ment statt. q Der Bundestag hebt die Ver-jährungsfrist für Mord auf, damit auchkünftig neu entdeckte NS-Verbrechenverfolgt werden können. q Erstmals seitzehn Jahren wenden sich die evangeli-

1979

Sowjetische Truppen marschieren am 26. Dezember in Afghanistanein. Der Widerstand afghanischer

Rebellen wird später zu einem erbitterten Partisanenkrieg.

Die Anhänger von Ayatollah Ruhollah Khomeini bereiten ihm bei

seiner Rückkehr aus dem franzö -sischen Exil in den Iran einen begei-sterten Empfang. Die Herrschaft von

Schah Reza Pahlevi geht zu Ende.

Page 149: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Der Volksbund besteht 60 Jahre. DerBundesvorstand veröffentlicht aus

diesem Anlass eine Denkschrift zur Frageder 3,8 Millionen deutschen Kriegsgräberin den Staaten Ost- und Südosteuropas. Er stellt fest, dass seine Tätigkeit dort nachwie vor nicht möglich ist, und legt diegro ße Sorge um eine Lösung des drängen -den humanitären Problems der Kriegs-gräberfürsorge erneut dar. q Der Vertre-tertag verabschiedet folgende Resolution:

„In Erinnerung an den 65. Jahrestag desBeginns des Ersten Weltkrieges,in Erinnerung an den 40. Jahrestag desBeginns des Zweiten Weltkrieges, im Bewusstsein der Verpflichtung, demFrieden zu dienen, mahnt der Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfürsorgeeindringlich, der Opfer der Kriege undder Gewaltherrschaft im Sinne der Ver-söhnung der Völker und der Erhaltungdes Friedens zu gedenken.”

q Hoffnungen auf weitere Gespräche inJugoslawien und Polen zerschlagen sich.q Der Bundesvorstand würdigt die Ver-dienste von Altbundespräsident WalterScheel um die Kriegsgräberfürsorge mitder Verleihung der Ehrenmitgliedschaft.q Bedeutsam für die Zusammenarbeitzwischen Volks bund und Bundeswehr istein Erlass des Bundesministers der Vertei-digung, Dr. Hans Apel. n

149

Am 4. Mai gedenkt der Volksbund in der Bonner Beethovenhalle seinerGründung vor 60 Jahren. Bundesin-nenminister Gerhart Rudolf Baumhält die Ansprache: Er sei überzeugt,dass die Entspannung zwischen Westund Ost auch die humanitäre Auf-gabe der Kriegsgräberfürsorge ein-schließe. Die Bundesregierung wollealles Erdenkliche dafür tun, dassdiese Zukunftsaufgabe realisiert werden könne.

Bundespräsident Karl Carstens über-nimmt die Schirmherrschaft über denVolksbund. Er erklärt: „Das Wirkendes Volksbundes geht weit über dieAufgaben der Fürsorge für die Kriegs -gräber hinaus. Durch seine Friedens-arbeit unter dem Motto – Versöhnungüber den Gräbern – trägt der Volks-bund zum besseren Verständnis unterden Völkern in Europa bei.“ (Fotolinks Präsident Dr. Josef Schneeber-ger und Bundespräsident Karl Car-stens)

Bei seinem Besuch in Rumänien legtBundesaußenminister Hans-DietrichGenscher im Oktober auf dem Fried-hof „Pro Patria“ in Bukarest einenKranz nieder. Dort ruhen 3 855 deut-sche Soldaten des Ersten und ZweitenWeltkrieges.

Der Volksbund erhält für seine völkerversöhnende Arbeit die Gold-medaille der französischen Sociétéd’Encouragement au Bien.

Page 150: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Seit ihrem Bestehen unterstützt dieBundeswehr die Arbeit des Volksbundes.Die Grundlage dafür bilden ein zwischendem Volksbund und der Bundeswehr ge-schlossener Vertrag sowie der jeweils gül-tige Erlass des Verteidigungsministers. Indiesem Erlass sind die Hilfeleistungender Bundeswehr für den Volksbund defi-niert und geregelt. Die Bundeswehr hilftdem Volksbund beispielsweise bei derHaus- und Straßensammlung, bei Ar-beitseinsätzen auf Kriegsgräberstätten,

den Workcamps und bei verschiedenenGedenkveranstaltungen sowie Benefiz-konzerten.

Ohne diese Hilfeleistungen der Bun-deswehr müsste der Volksbund in eini-gen Bereichen erhebliche Einschränkun-gen hinnehmen. Durch die freiwilligeTeilnahme von Soldatinnen und Soldatender Bundeswehr an der Haus- und Stra-ßensammlung wird jährlich im Schnittein Betrag von rund zwei Millionen Euro

Zusammenarbeit mit der Bundeswehr

Deutsche Soldaten pflegen in ihrer Freizeit die KriegsgräberstätteGötzendorf in Österreich.

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gesammelt (Stand: 2008). Der Anteil derBundeswehr an der Pflege und der In-standsetzung von Kriegsgräberstätten imIn- und Ausland ist ebenfalls erheblich. Innahezu allen Ländern Europas helfen Sol-datinnen und Soldaten der Bundeswehr,diese Orte der Erinnerung und des Ge-denkens in einem würdigen Zustand zuerhalten. Tausende von Angehörigen derBundeswehr haben so Kriegsgräberstät-ten kennen gelernt und sind dem Volks-bund aufgrund dieser Erfahrungen beson-ders verbunden.

Junge Menschen vieler Nationalitätentreffen sich Jahr für Jahr in den Work-camps, um Kriegsgräber zu pflegen undsich mit der gemeinsamen Vergangenheitzu beschäftigen. Die Bundeswehr stellt da-bei Busse und Fahrer für die meisten die-ser Jugendbegegnungen. An zahlreichenGedenkveranstaltungen im In- und Aus-land ist die Bundeswehr ebenso beteiligt.Sie stellt Kranzträger, Ehrenformationenund entsendet Musikkorps. Zusätzlichgibt es viele Benefizkonzerte mit Beteili-gung von Musikkorps der Bundeswehr.

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten undVorgaben ist die Bundeswehr in Einzelfäl-len auch für Hilfen ansprechbar, die nichtausdrücklich im Erlass aufgelistet sind.Für die erforderlichen Genehmigungenfindet der Volksbund bei der politischenund militärischen Führung der Bundes-wehr stets ein offenes Ohr.

Heute beschäftigt der Volksbund ehe-malige Stabsoffiziere der Bundeswehr alsBeauftragte für die Zusammenarbeit. Die-se Bundeswehr-Beauftragten halten Ver-bindung zur Truppe, informieren über dieZiele, Aufgaben und Projekte, bieten orga-nisatorische Unterstützung und koordi-nieren die Zusammenarbeit. Zugleich istder Volksbund bestrebt, die Bedeutungder Kriegsgräberfürsorge in die Streit-kräfte zu tragen.

Zusammenarbeit mit den Reservisten

Die Zusammenarbeit mit dem Ver-band der Reservisten der Deutschen Bun-deswehr e.V. (VdRBw) beruht auf einergemeinsamen Vereinbarung vom 1. Fe-bruar 1996. Für den Volksbund sind dieReservisten der Bundeswehr besonderswichtig. Es sind Mitbürgerinnen und Mit-bürger, die ihre Erfahrungen mit derKriegs gräberfürsorge in unsere Gesell-schaft tragen. Reservisten helfen demVolksbund – wie die Bundeswehr – beider Pflege der Kriegsgräberstätten im In-und Ausland. Sie unterstützen ihn bei der

Haus- und Straßensammlung und arbei-ten freiwillig auf deutschen Kriegsgräber-stätten. Bei der Sammlung erzielen siejährlich ein Ergebnis von über 500 000 Eu -ro – mit steigender Tendenz (Stand: 2008).

Mit der Auflösung vieler Standorteder Bundeswehr gewinnt die Arbeit derReservisten zusätzlich an Bedeutung. Mitihrer Hilfe sollen an diesen Orten zu er-wartende Ausfälle bei der Sammlungmöglichst aufgefangen werden. Für die

Betreuung der Reservisten setzt der Volks- bund Reservisten-Beauftragte ein. IhreAufgabe ist insbesondere die Informati-onsarbeit. Auch der VdRBw engagiertsich zunehmend für die Friedensarbeitder deutschen Kriegsgräberfürsorge. DerVolksbund ist bestrebt, diese Zusammen-arbeit noch zu intensivieren. n

Seit Beginn der Partnerschaft zwi-schen Volksbund und Bundeswehrvor über 50 Jahren leisten die frei-willigen Helfer in Uniform etwa 100 Arbeitseinsätze jährlich.

So wie Generalmajor Johann Oppitzengagieren sich viele Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowieReservisten bei der jährlichen Haus-und Straßensammlung.

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Der Präsident des Deutschen Bundes-tages, Richard Stücklen, gibt zum

35. Jahrestag der Beendigung des ZweitenWeltkrieges am 8. Mai die folgende Erklä-rung zur Frage der deutschen Kriegsgrä-berfürsorge ab:

„Wir gedenken am heutigen Tage, 35 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrie-ges, der Opfer und ihrer Hinterbliebenenin tiefer Anteilnahme. Mit der Errichtungun seres demokratischen Staates haben wirdie Folgen aus dem totalen Zusammen-bruch gezogen. Die Bundesrepublik ist einin der ganzen Welt geachtetes Mitglied derStaaten- und Völkergemeinschaft gewor-den. Mit dem Gedenken an die Opfer ver -binden wir den Appell, das Andenken derToten aller Nationen im In- und Auslandzu respektieren. Wir beziehen in diesenRespekt die Pflege der letzten Ruhestättenvon Millionen Deutschen im In- und Aus-land ein. Dankbar nehmen wir die Tatsa-che zur Kenntnis, dass die Gräber in zahl - reichen Ländern der Welt gepflegt werdenkönnen. Der Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge hat sich dieser Verpflich-tung vorbildlich angenommen. Wir be -dau ern, dass die Arbeit des Volksbundesnoch immer erschwert ist. Ich möchte denheutigen Tag zum Anlass nehmen, an dieRegierungen der osteuropäischen Länder,insbesondere an die Sowjetunion, zu ap-pellieren, sich den humanitären Anliegender Kriegs gräberfürsorge nicht zu ver-schließen. Es ist eine über die Grenzen hinausreichende Verpflichtung, die letztenRuhestätten der Opfer in Würde und Humanität zu gestalten.“ n

Bei der Eröffnung der OlympischenSpiele in Moskau fehlen 40 Natio-

nen, die ihre Meldung wegen des sowjeti-schen Einmarsches in Afghanistan zu- rück gezogen haben. q In Jugoslawienstirbt Staatspräsident Josip Brosz Tito.Damit ist der Zerfall des Vielvölker staatesvorgezeichnet. q Der erste Golfkrieg –zwischen dem Iran und dem Irak – be-ginnt. q Die DDR erhöht den sogenann-ten Zwangsumtausch für Westbesucherauf 25 Mark pro Tag. n

1980

Streikende Arbeiter der polnischenLenin-Werft in Danzig (Gdansk).

Der Vulkan Mount St. Helens in denUSA bricht aus.

Die politische Landschaft kommt inBewegung – Gründung der ParteiDie Grünen in Karlsruhe.

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153

Alle Bemühungen, mit Albanien, Bul -ga rien, Polen, der Tschecho slowakeiund der Sowjetunion über die deut-schen Kriegsgräber ins Gespräch zukommen, bleiben erfolglos. So wiedieses Gräberfeld in Suwalki/Polenmit jüdischen und moslemischen Gräbern sehen auch viele deut scheFriedhöfe aus: Die Kreuze sind ver-schwun den. Aber die Lage der Grä-ber ist noch immer erkennbar.

Der Soldatenfriedhof Cuacos de Yusteist die einzige deutsche Kriegsgräber -stätte in Spanien. Hier ruhen 26 Ge-fallene des Ersten sowie 154 Gefal-lene (Marine- und Luftwaffenange -hö rige) und verstorbene Inter niertedes Zweiten Weltkrieges.

Bundespräsident Carstens besuchtwährend einer Wanderung durchHessen den Soldatenfriedhof Ludwig -stein (mit Stock: Minister präsidentHolger Börner). Der LandesverbandHessen des Volksbundes hat die Grä berstätte unterhalb der Jugend-burg Ludwigstein 1960/1961 ange-legt. Hier ruhen 294 Kriegs tote ausverschiedenen Ländern, darunterauch Opfer der Gestapo.

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Griechenland ist das zehnte Vollmit-glied der Europäischen Gemein-

schaft. q Papst Johannes Paul II. wird aufdem Petersplatz in Rom durch mehrereSchüsse schwer verletzt. q Den Amerika-nern gelingt der erste Weltraumflug mitder Raumfähre (Space Shuttle) „Colum-bia.“ q Der NATO-Doppelbeschluss wirdzu einer politischen Zerreißprobe. Hel-mut Schmidt und Hans-Dietrich Gen-scher drohen mit persönlichen politischen Konsequenzen, falls der Bundestag ihnenin der Frage der Raketennachrüstungnicht zustimmt. q Am 11. Dezember tref-fen Bundeskanzler Schmidt und Staats-und Parteichef Honecker in der DDR zu Gesprächen zusammen. q In Polen wirdzur Niederschlagung der Solidarnosc-Bewegung (Gewerkschaft „Solidarität“)das Kriegsrecht verhängt. n

Der Vertretertag beschließt am 24. Oktober in Mainz: „Die Bundes-

regierung wird gebeten, sie möge für dieErrichtung eines zentralen Gedenk- undMahnmals auf deutschem Boden besorgtsein. Das Gedenk- und Mahnmal sollStätte des Gedenkens sein an alle Totender Kriege und der Gewaltherrschaft, insbesondere an jene, deren Gräber uner-reichbar sind. Das Gedenk- und Mahn-mal soll zugleich Ort der Mahnung undder Besinnung sein, darauf, dass der Friede das höchste Gut der Menschheitist.“ q Das Ausbau programm der deut-schen Kriegsgräberstätten des ErstenWeltkrieges in Frankreich wird abge-schlossen. 150 000 Kreuze, Stelen undPlatten kennzeichnen nun die Gräber derca. 450 000 in Einzelgräbern bestattetenKriegstoten. q In mehr jähriger Arbeit haben Jugendliche und Bundeswehr aufder deutschen Kriegsgräberstätte Yssel-steyn/Niederlande über 31 000 Natur-steinkreuze aufgestellt. q Der Volksbunderreicht in Verhandlungen mit dem Unga-rischen Roten Kreuz im September, dasseine deutsche Kriegsgräberstätte im X. Bezirk von Budapest instand gesetztwird. Auf dieser Anlage ruhen ca. 6 000Gefallene. q Anlässlich der Bundesgar-tenschau in Kassel wird eine Freiluftaus-stellung entwickelt, die sechs Monatelang die Besucher über die weltweiteVolksbundarbeit informiert. n

1981

Erfolgreicher Start der Europarakete Ariane am 19. Juni in Kourou/Französisch- Guayana. An Bord: der euro päische Wettersatellit Meteosat 2.

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Gedenkveranstaltung zum zehntenJahrestag der Einweihung des Sol -datenfriedhofes Kitchener in Kanada.Auf dem deutschen Gräberfeld des„Woodland-Fried hofes“ ruhen 39 ver -storbene Kriegsgefangene des Erstenund 148 des Zweiten Weltkrieges.Sie wurden aus 30 kanadischen Ge-meinden hierher umgebettet.

Bundesvertretertag 1981 in Mainz:Arbeitssitzung im großen Sitzungs-saal des Neuen Rathauses. Bei deröffentlichen Veranstaltung im Fest-saal des Kurfürstlichen Schlossesspricht Bundespräsident Carstens.

Eine jugoslawische Delegation unterLeitung von Botschafter a. D. Prof. Dr.Gavro Altman besucht die Bundesge-schäftsstelle des Volksbundes. DieVerhandlungen ergeben weit gehendeÜbereinstimmung in der grundsätzli-chen Frage der Kriegsgräberfürsorgein Jugoslawien.

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Im Ersten Weltkrieg sind in Frankreich930 000 deutsche Soldaten gefallen. Ob-wohl eine große Anzahl der Gräber beiden Kampfhandlungen ver lorenging,kann der Volksbund Auskunft über fast760 000 Gefallene geben. Diese Toten lie-gen auf 192 Friedhöfen, 461 000 Gefallenein Einzel- und 294 000 Gefallene in Kame-radengräbern. Die Gräber von 16 000 Ge -fallenen befinden sich auf Kriegs grä ber - stätten anderer Nationen und französi-schen Gemeindefried höfen. n

Friedhöfe des Ersten Weltkriegesin Frankreich

Die Einzelgräber auf den Friedhöfendes Ersten Weltkrieges sind mit Stein-oder Metallkreuzen gekennzeichnet.Unsere Bilder auf der rechten Seitezeigen einige Beispiele: St. Quentin (8 229 Kriegstote; linksoben); Rancourt (11 422 Kriegstote;rechts oben); Maissemy (30 478Kriegstote; links unten); Damvillers (1 113 Kriegstote; unten Mitte) und Illies (3 145 Kriegstote; ganz rechts).

Die Kriegsgräberstätte Neuville-St. Vaast (44 833 Kriegstote) heuteund in den 20er Jahren. Im Kamera-dengrab (rechts) ruhen 8 040 Gefal-lene. Die Namen der bekannten Totensind auf Namentafeln verewigt.

Besucher in Soupir (11 089 Kriegs-tote, Foto ganz rechts) und Consen-voye (11 146 Kriegs tote). Auf jedemFriedhof ist ein Buch mit den Namender hier bestatteten Kriegstoten aus-ge legt. In Soupir befin det sich dasNamenbuch in der Stele.

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Pflegen heißterhalten!

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Die Erhaltung und Pflege der Fried-höfe mit ihren Gebäuden, Grab zei-chen, Mauern, Wegen und Grünan -lagen ist eine umfangreiche und viel-fältige Aufgabe: Gräben ziehen,Zäune reparieren, Bäume fällen undzer sägen, Rasenmähen, Grabzeichenreinigen, reparieren und neu setzen,Rasen aufhäufeln, Pflanzen setzen,Flächen und Wege planieren, Plattenreinigen, ... Für dies alles und nochviel mehr ist der Pflegedienst desVolksbundes zuständig. Er wird tat-kräftig unterstützt von den jungenLeuten in den Jugendlagern, von derBundeswehr, von Schülergruppenund Freiwilligen, die für diesen gutenZweck gern etwas Zeit und auchGeld aufwenden. Der Dank an alleHelfer besteht in dem Lob, das diePflege in vielen Briefen an den Volks-bund und in den Besucherbüchernauf den Friedhöfen erfährt.

Die meisten vom Volksbund betreu-ten Kriegsgräberstätten liegen inFrankreich. Zur Organisation derPflege sind sechs Pflegebezirke ein-gerichtet worden, zu denen jeweilsein Pflegehof mit dem nötigen Fahr-zeug- und Maschinenpark gehört.Von hier aus starten die Friedhofs -arbeiter zu ihren Einsätzen.

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Am 1. Oktober wird BundeskanzlerHelmut Schmidt durch ein konstruk-

tives Misstrauensvotum im Bundestaggestürzt. Dr. Helmut Kohl (CDU) wirdzum sechsten Kanzler der Bundesrepu-blik gewählt. n

Die Arbeit des Volksbundes findetDank und Anerkennung aller Par-

teien bei einer Aussprache im Plenum desDeutschen Bundestages, die auf Antragder Fraktion der CDU/CSU am 30. Aprilstattfindet. In einem einstimmig gefasstenBeschluss heißt es u. a., dass die Erfas-sung und Pflege deutscher Kriegsgräbernicht allein eine private Aufgabe desVolksbundes Deutsche Kriegsgräberfür-sorge sei, sondern im Interesse aller Deut-schen liege. Daher sei es Aufgabe derBundesregierung, solange selbst die er-forderlichen Verhandlungen zu führen,bis diese vom Volksbund fortgesetzt wer-den könnten. Besonders herausgehobenwird in der Debatte, dass die Arbeit desVolksbundes die Verständigung, Versöh-nung und den Frieden fördere. Dieses do-kumentiere sich besonders in seiner Ju -gendarbeit. q Eine Delegation des Vor-standes unter Leitung des Präsidentenbesucht im März auf Einladung des So -w jetischen Roten Kreuzes die Sowjetunion.q Ein weiteres Gespräch mit Vertreterndes Sowjetischen Roten Kreuzes schließtsich in Kassel an. Es werden Fotos vonGräbern deutscher Kriegsgefangener aufden Gefangenenfriedhöfen Tambow, Kir-sanow und Morchansk mit der Erklärungüberreicht, dass diese Friedhöfe künftigvon deutschen Reisegruppen besucht wer- den dürfen. Außerdem erhält der Volks-bund Listen mit den Namen von 757 deut -schen Soldaten, die auf diesen Anlagenbegraben sein sollen. q Am 30. Juli stirbtPräsident Schneeberger. Der Vertretertagwählt am 18. Oktober in Kassel den bis-

herigen Vorsitzenden des Landesverban-des Niedersachsen, Ver waltungspräsidenta. D. Eduard Haßkamp, zu seinem Nach-folger. q Der Jugendausschuss als bera-tendes Gremium des Präsidiums begehtden 20. Jahrestag seiner Gründung. n

1982

Am 2. April besetzen argentinischeTruppen die zu Großbritannien gehörenden Falkland-Inseln. Ihr Besitz ist seit 150 Jahren umstritten.Am 21. Mai kapitulieren die argentinischen Streitkräfte vor den gelandeten Briten.

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In Tarabya bei Istanbul/Türkei wirdam 14. November eine Kriegsgrä-berstätte für 505 Gefallene des Er-sten und 172 Gefallene des ZweitenWeltkrieges eingeweiht. Der Volks-bund hat hier alle in der Türkei be-statteten deutschen Kriegstotenzusammengebettet.

Kranzniederlegung auf dem Kriegs-gefangenenfriedhof Krasnogorsk undam Grab des Unbekannten Soldatenin Moskau.

Gespräche des Bundesvorstandes mit dem Sowjetischen Roten Kreuz in Moskau.

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Das 20jährige Bestehen des Vertragesüber die deutsch-französische Zu-

sammenarbeit wird feierlich begangen.Der französische Staatspräsident FrançoisMitterrand spricht vor dem Bundestag;am Tag darauf nimmt Bundeskanzler Hel- mut Kohl an der Feierstunde im PariserElysée-Palast, dem Amtssitz des Staats prä- sidenten, teil. q Der Bundestag beschließtim November gegen die Stimmen vonSPD und Grünen, am NATO-Doppelbe-schluss festzuhalten. n

Auf Initiative des Volksbundes bil-den Vertreter von Vereinen und Ver-

bänden ein Kuratorium zur Errichtungeiner nationalen Mahn- und Gedenkstättedes deutschen Volkes auf dem Boden derBundesrepublik Deutschland. Zum Vor-sitzenden wird der Volksbundpräsidentgewählt. q Dem Kuratorium gehören an:

- Volksbund Deutsche Kriegsgräber -fürsorge,

- Deutsches Rotes Kreuz,- Deutscher Bundeswehrverband,- Bund der Vertriebenen,- Reichsbund der Kriegsopfer, Behinder-

ten, Sozialrentner und Hinterbliebenen,- Ring deutscher Soldatenverbände,- Verband der Heimkehrer, Kriegsgefan-

genen und VermisstenangehörigenDeutschlands,

- Verband der Kriegs- und Wehrdienst- opfer, Behinderten und SozialrentnerDeutschlands,

- Zentralverband demokratischer Wider-standskämpfer- und Verfolgtenorgani-sationen.

q Im Juli verhandelt eine Delegation desVolksbundes unter Leitung des Präsiden-ten in Moskau abermals mit dem Präsi-di um des Sowjetischen Roten Kreuzesüber deutsche Kriegsgräberstätten in derSowjetunion. Die Vertreter des Sowjeti-schen Roten Kreuzes erklären wiederum,dass überirdisch erkennbare deutscheSoldatenfriehöfe aus der Kriegszeit nichtmehr vorhanden seien. Es könne abersein, dass weitere Kriegsgefangenen fried-höfe gefunden würden. Das SowjetischeRote Kreuz lehne es allerdings ab, demVolksbund bei der Suche nach deutschenKriegs gräberstätten zu helfen. q Mit derEinweihung der Kriegsgräberstätte Ober-wölbling/Österreich (4 059 Ge fallene) imSeptember wird die neunte von insgesamtzehn im Bundesland Niederösterreich ge-planten Anlagen fertiggestellt. Der Volks- bund hat in Österreich insgesamt 24 957Ge fallene auf Friedhöfen bestattet. DieseArbeit mit Gesamt kosten von zehn Mil-lionen DM ist aus Mitgliedsbeiträgen undSpenden vom Volksbund finanziert wor-den. Er arbeitet eng mit dem Österreichi-schen Schwarzen Kreuz (ÖSK) zusam -men. q Auf spanischem Boden wird dieeinzige deutsche Kriegsgräberstätte Cua-cos de Yuste (26 Gefallene des ErstenWeltkrieges, 154 Gefallene des ZweitenWeltkrieges) eingeweiht. q Im Rahmendes Rei seangebotes für Freunde des Volks- bundes können erstmals die vier Kriegs-gefangenenfriedhöfe in der UdSSR be- sucht werden. n

1983

Mit der Fertigstellung der Gebäudeist der Ausbau der KriegsgräberstätteNeuville-St. Vaast in Frankreich (dergrößte deutsche Soldatenfriedhof desErsten Weltkrieges) abgeschlossen.

Bundespräsident Karl Carstens be-sucht das Grab des Dichters GorchFock auf der kleinen schwedischenSchäreninsel Stensholmen. GorchFock gehört zu den Opfern der Skagerrakschlacht 1916.

Das Evangeliar Heinrichs des Löwenwird bei Sotheby’s in London im Auf-trag der Bundesregierung und derLänder Bayern und Niedersachsenfür 32,5 Millionen DM ersteigert.

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Die Friedhöfe Oberwölbling/Öster -reich (4 059 Kriegstote des ZweitenWeltkrieges; oben) und Cuacos deYuste/Spanien (180 Kriegstote beiderWeltkriege; links) werden eingeweiht.

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Die riesige Gedenkstätte mit der Figur der „Mutter Heimat“ auf demMamajew-Hügel in Wolgograd ver-herrlicht den sowjetischen Sieg in derSchlacht um Stalingrad.Diese Wand erinnert an die Kolonneder 110 000 deutschen Soldaten in die Kriegsgefangenschaft. Von ihnensind nur ca. 5 000 nach Hause zurück -gekehrt. Viele deutsche Besucher legenhier zum Gedenken an ihre Angehöri-gen Blumen nieder.

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Über die von den deutschen Truppenange leg ten Soldatenfriedhöfe in der Sowjetunion heißt es von sowjetischerSeite, sie seien nicht mehr vorhanden.Von den Kriegsgefangenen friedhöfensind zum Besuch freigegeben (von oben):Morschansk (4 751 Kriegs tote), Kirsanow (1 555 Kriegstote), Krasnogorsk (211 Kriegstote) und Tambow (24 000 Kriegstote). Angehörige besuchen zum ersten Maldie Kriegsgräber in Tambow.

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Die Gewerkschaft IG Druck und Pa-pier ruft zum Streik für eine 35-Stun-

den-Woche auf. Er dauert 13 Wochen. qAn der deutsch-deutschen Grenze werdendie letzten Tötungsautomaten abge baut. q400 000 Anhänger der Friedens bewe gungdemonstrieren in vielen Städten der Bun-desrepublik gegen Aufrüs tung in Ost undWest. q Dr. Richard von Weizsäcker (CDU)wird Bundes präsident. n

Der italienische Staatspräsident San-dro Pertini empfängt den Präsiden-

ten des Volksbundes. Er ist sehr interes-siert an der Arbeit und den Problemender deutschen Kriegsgräberfürsorge. qAus Anlass des 40. Jahrestages der Lan-dung der Alliierten in der Normandieveranstaltet der Volksbund auf der deut-schen Kriegsgräberstätte La Cambe am8. Juni eine Gedenkfeier. q Altbundes prä- sident Carstens wird für seine Unterstüt-zung der Kriegsgräberfürsorge die Ehren - mitgliedschaft verliehen. q Der Präsidentnimmt an dem Treffen des Common-wealth-German-French Joint Committee(Gemeinsamer Ausschuss für Kriegsgrä-berfragen), in dem Erfahrungen und Mei-nungen ausgetauscht werden, teil. Beidieser alle fünf Jahre stattfindenden Sit-zung, die von der Commonwealth WarGraves Commission diesmal in Londonausgerichtet wird, sind auch die Botschaf-ter der Bundesrepublik Deutschland,Frankreichs und Australiens anwesend. n

1984

Händedruck als Symbol der Versöh-nung: Staatspräsident Mitterrand undBundeskanzler Kohl vor dem Gebein-haus auf dem Douaumont/Verdun.

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Bundeskanzler Kohl und der franzö-sische Staatspräsident Mitterrand be-suchen am 22. September den deut -schen Soldatenfriedhof Consenvoyenördlich von Verdun. Dieses erste Zusammentreffen eines deutschenKanz lers und eines französischenPräsidenten auf einem deut schen Soldatenfriedhof hat der Volksbundangeregt. Die Staatsmänner werdenvon Präsident Haßkamp begleitet.

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Gedankenaustausch mit dem Bun-despräsidenten: Präsident EduardHaßkamp, Bundespräsident Richardvon Weizsäcker, Vizepräsident Richard Wagner und GeneralsekretärHans-Günter Neumann (von links).

Der Soldatenfriedhof Cernay/Frankreich (7 485 Gefallene beiderWeltkriege) wird fertiggestellt undunter großer Beteiligung der Bevöl ke-rung und von Veteranenverbändeneingeweiht.

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Gedenken an die Opfer der schwerenKämpfe um Monte Cassino vor 40 Jahren;

auf dem deutschen Soldatenfriedhofruhen 20 073 Gefallene.

Besucher im U-Boot-Ehrenmal Kiel-Möltenort. Der Volksbund lässt

27 Bronzetafeln mit den Namender gefallenen U-Boot-Fahrer des

Ersten Weltkrieges anbringen.

Eröffnung des Internationalen Semi-nars in Hilden (bei Düsseldorf). Gästedes Volksbundes aus dem In- undAusland diskutieren über Fragen derKriegsgräberfürsorge. Höhepunktdes Seminars ist die Teilnahme ander zentralen Gedenkveranstaltungzum Volkstrauertag in Bonn.

Der Soldatenfriedhof La Cambe isteine der sechs deutschen Kriegsgrä-berstätten in der Normandie. Präsident Haßkamp hält die An spra-che während der Gedenkveranstal-tung am 8. Juni.

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Mit uns reisen

Jedes Jahr organisieren die Bundes-geschäftsstelle und die Landesver-bände des Volksbundes in Zusam-menarbeit mit verschiedenen Touris-tikpartnern über 100 Reisen in vieleLänder West- und Osteuropas mitmehreren tausend Teilnehmern. Be-sondere Schwerpunkte sind Gedenk-fahrten und Reisen von Angehörigenzur Einweihung von Kriegsgräber-stätten. Die Reiseprogramme orien-tieren sich an den Interessen undAnsprüchen der Reiseteilnehmer.Viele Reiserouten verlaufen nichtdurch die gängigen Urlaubsgebiete,sondern führen in Gegenden, die abseits der Touristenströme liegen.Die Teilnehmer besuchen Kriegsgrä-berstätten verschiedener Nationen,besichtigen Denkmäler und Sehens-würdigkeiten und spüren, wie sehrdie Ereignisse des Ersten und ZweitenWeltkrieges auch heute noch das Zusammenleben der europäischenNationen bestimmen.

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Grabschmuck

Der Volksbund schmückt im Auftragder Angehörigen Kriegsgräber inaller Welt mit Kränzen oder Blumen.Sogar Daueraufträge sind möglich.Auf Wunsch werden auch Grabfotoszugesandt. Über 10 000 Menschennutzen jedes Jahr dieses Angebot.Die geschmückten Gräber zeigen,dass die Opfer des Krieges nicht vergessen sind.

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Spanien und Portugal treten nachachtjährigen Verhandlungen der Eu-

ropäischen Gemeinschaft bei. q Der ame-rikanische Präsident Reagan kommt indie Bundesrepublik und besucht am 5. Maimit Bundeskanzler Kohl den Soldaten-friedhof Bitburg. Um diesen Besuch be-ginnt in der Öffentlichkeit ein Streit überdie dort befindlichen Gräber von To tender Waffen-SS. q Der Bundespräsidenthält auf einer gemeinsamen Veran stal-tung von Bundestag und Bundesrat eineauch international vielbeachtete Gedenk-rede anlässlich des 40. Jahrestages derdeutschen Kapitulation. Er sagt u. a.:„Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob altoder jung, müssen die Vergangenheit an-nehmen. Wir alle sind von ihren Folgenbetroffen und für sie in Haftung genom-men. Jüngere und Ältere müssen undkönnen sich gegenseitig helfen zu verste-hen, warum es lebenswichtig ist, die Erin-nerung wachzuhalten. Es geht nicht da -rum, Vergangenheit zu bewältigen. Daskann man gar nicht. Sie lässt sich ja nichtnachträglich ändern oder ungeschehenmachen.Wer aber vor der Vergangenheitdie Augen verschließt, wird blind für dieGegenwart. Wer sich der Unmenschlich-keit nicht erinnern will, der wird wiederanfällig für neue Ansteckungsgefahren.“ n

Bei der Einweihung des neuenKriegs museums in Ypern/Belgien,

zu dessen Ausstattung der Volksbundeine Serie von Großfotos deutscherKriegsgräberstätten beigesteuert hat, be-dankt sich der Präsident bei König Bau-douin für die vertrauensvolle Zusam -menarbeit mit den belgischen Behördenund Institutionen. q Der Parlamentari-sche Ring, dem Abgeordnete der Bundes-tagsfraktionen der CDU/CSU, der SPDund der FDP angehören, informiert sichin Italien auf den Kriegsgräberstätten Pomezia und Cassino über die Arbeit desVolksbundes. n

1985

Boris Becker gewinnt als bislangjüngster Tennisspieler und als erster Deutscher das Tennisturniervon Wimbledon.

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Privataudienz im Vatikan: Papst Johannes Paul II. empfängt am 9. Januar eine Delegation des Volks-bundes; von links: Präsident EduardHaßkamp, Papst Johannes Paul II.,Hans Niemeyer (Leiter der Geschäfts-stelle Süd des Volksbundes), HildeHaßkamp, Richard Wagner und Dr. Hans Kreß.

Bundeskanzler Kohl legt in Tarabya/Türkei einen Kranz nieder.

Der Volksbund stellt nach mehr-jähriger Arbeit ein Gedenkbuch fer-tig, das die Na men von 63 686deutschen Marinesoldaten enthält,die im Zweiten Weltkrieg auf Seegefallen oder verschollen sind. DerPräsident überreicht dieses Buchdem Präsidenten des Deutschen Ma-rinebundes, Konteradmiral a. D.Hans-Arend Feindt. Das Bild zeigtdie Gedenkhalle im Marine-Ehren-mal Laboe.

Besuch aus der Sowjetunion: Iwan Zeinalow legt zum ersten Malam Grab seines Vaters auf dem sowjetischen Kriegsgefangenenfried-hof in Herleshausen Blumen nieder.

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Kurz nach dem Start explodiert dieamerikanische Raumfähre Challen-

ger. Alle sieben Besatzungsmitglieder,darunter zwei Frauen, kommen ums Le ben. Die NASA setzt daraufhin alle bemannten Raumflüge aus. q Der schwe -dische Ministerpräsident Olof Palmewird in Stockholm von einem Unbekann-ten ermordet. q In einem Kernkraftwerkin Tschernobyl, nördlich von Kiew in derUdSSR, schmilzt der Reaktorkern undverursacht die bisher größte Katastrophein der Geschichte der Kernenergie. Auchin der Bundesrepublik werden erhöhteStrahlungswerte gemessen. q Die DDRverlangt von in Ostberlin akkreditiertenwestlichen Diplomaten beim Grenzüber-gang nach Westberlin die Vorlage ihrerDiplomatenpässe anstelle der Dienstaus-weise. Großbritannien, Frankreich unddie USA sehen darin einen Verstoß gegenden Viermächtestatus Berlins und beste-hen auf Rücknahme dieser Anordnung.Die DDR macht daraufhin ihre Maßnah-men weitgehend rückgängig. n

Adolf Barth wird neuer Generalse-kretär. q Der niederländische Gene-

ralmajor a. D. Frans Jan Gerard Brackel,ein ehemaliger Widerstandskämpfer, er-hält für seine Verdienste um die Aussöh-nung und den Erhalt der deutschenKriegsgräber in den Niederlanden dieVerdienstplakette des Volksbundes. q Der Bundespräsident gedenkt mit einerKranzniederlegung auf dem deutschenSoldatenfriedhof in Budapest erstmals ineinem Land des Warschauer Paktes der inUngarn gefallenen deutschen Soldaten. qDie korporative Mitgliedschaft des Ver-bandes der Soldaten der ehemaligen Waf-fen-SS (HIAG) löst in der Öffentlichkeitund im Volksbund heftige Diskussionenaus. Der Verband verzichtet auf seineMitgliedschaft, um Schaden vom Volks-bund abzuwenden. n

1986

Der französische PremierministerJacques Chirac legt auf dem deutsch-französischen SoldatenfriedhofSouain, auf dem Gefallene des ErstenWeltkrieges ruhen, einen Kranz nie-der. Er begrüßt dort auch Teilnehmereines Jugendlagers des Volksbundes.

Die Explosion des Kernreaktors inTschernobyl ist ein Schock für dieganze Welt.

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Im September wird der deutsche Soldatenfriedhof Dely Ibrahim/Algerien (63 Gefallene des Erstenund 495 Gefallene des Zweiten Welt-krieges) eingeweiht. Es ist der letzteim Westen gebaute Friedhof. Auchauf der britischen Kriegsgräberstätte(unten) werden Kränze niedergelegt.

Jugendlager in Frankreich: In vielen Gemeinden freut man sichjedes Jahr auf die jungen Gäste aus Deutschland!

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Der Staatsrat der Deutschen Demo-kratischen Republik (DDR) verkün-

det eine allgemeine Amnestie für Strafge-fangene. Gleichzeitig wird die Todesstra -fe abgeschafft. q DDR-Staats- und Par tei-chef Erich Honecker besucht die Bundes -republik. q Ein Sonderparteitag der SPDwählt Dr. Hans-Jochen Vogel zum neuenParteivorsitzenden. Willy Brandt wirdEhrenvorsitzender auf Lebenszeit. q Aufder Welt gibt es nun fünf Milliarden Men-schen. n

Der Primas der römisch-katholi-schen Kirche in Polen, Josef Kardinal

Glemp, besucht die deutsche Kriegsgrä-berstätte in Lommel (Belgien). q Wäh-rend seines Aufenthaltes in der Sowjet -union besucht Bundespräsident Richardvon Weizsäcker den deutschen Kriegsge-fangenenfriedhof Ljublino. q Der Vertre-tertag findet in Berlin statt. Der bisherigeErste stellvertretende Präsident, Hans-Otto Weber, wird zum neuen Präsidentendes Volksbundes gewählt. n

1987

Bevölkerungsexplosion: Am 11. Juli erblickt – statistisch gesehen – der fünfmilliardste Erden-bürger das Licht der Welt.

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Seit 20 Jahren besteht die Städte-partnerschaft zwischen Damvillers/Frankreich und Zierenberg/Hessen.Die Bürgermeister unterschreibeneine Freundschaftsurkunde. Wie viele andere Partnerschaften ist auchdiese durch die Arbeit von Jugend-lichen auf einem deutschen Soldaten-friedhof entstanden.

Seine Königliche Hoheit, der Herzogvon Kent, enthüllt einen Gedenkstein,der an 25 Jahre Freundschaft zwischender Grafschaft Staffordshire und derStadt Bremen erinnert.

Der polnische Kardinal Glemp aufdem Friedhof Lommel/Belgien.

Bundespräsident von Weizsäcker aufdem Friedhof Ljublino.

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Bei Demonstrationen während derKundgebungen zum 69. Jahrestag

der Ermordung von Rosa Luxemburgund Karl Liebknecht verhaftet der DDR-Staatssicherheitsdienst rund 120 Men-schen. 54 von ihnen werden zur Ausreisein die Bundesrepublik genötigt. q Nachfast sechsjährigen Verhandlungen unter-zeichnen die Außenminister der USA, derSowjetunion, Pakistans und Afghanistansin Genf das Abkommen zur Lösung desAfghanistankonflikts. q Ronald Reaganund Michail Gorbatschow treffen sichzum vierten Mal, diesmal in Moskau. Hö-hepunkt ist der Austausch der Ratifizie-rungsurkunden zum Vertrag über denAbbau von Mittelstreckenraketen. n

Bundesaußenminister Genscher be-sucht während eines Staatsbesuches

in Polen den deutschen SoldatenfriedhofHumin/Erster Weltkrieg (etwa 60 Kilo-meter von Warschau entfernt) und legtdort einen Kranz nieder. q Unter demMotto „Jugend überwindet Grenzen”empfängt Bundespräsident Richard vonWeizsäcker in Bonn über 2 000 jungeMenschen. Darunter ist auch eine Gruppedes Volksbundes mit Jugendlichen ausNorwegen, Dänemark, Belgien, Frank-reich, Portugal, Italien, Großbritannien,Österreich und der BundesrepublikDeutschland. q Der Präsident des Volks-bundes begleitet Bundeskanzler Kohl aufdessen Reise in die Sowjetunion und hatGelegenheit, mit dem Ersten Stellvertre-tenden Präsidenten des „Verbandes dersowjetischen Gesellschaft vom RotenKreuz und Roten Halbmond,“ Tjuladin,zu sprechen. q Anlässlich des fünfzigstenJahrestages der Reichspogromnacht wirddie Frage des Gedenkens und der Be-handlung der Gräber von Kriegstotenaufgeworfen, die Soldaten der Wehr-macht, der Waffen-SS oder Angehörigevon SS-Dienststellen und mutmaßliche,wenn auch nicht verurteilte Kriegsverbre-cher waren. Der Volksbund erklärt dazu: „Kriegstote haben nach nationaler undinternationaler Rechtslage ein dauerndesRuherecht, das heißt, die jeweiligen Län-der haben die Verpflichtung, ihre Gräberzu registrieren, zu sichern und zu erhal-ten. Der Volksbund distanziert sich undverurteilt alle, die während des NS-Re-gimes Unmenschlichkeiten verübt haben.Aber gute oder böse Tote gibt es nicht. Siesind der irdischen, von Menschen gestal-teten Gerechtigkeit entzogen. Friedhöfesind keine Gerichtsstätten. Sie lassen unsaber erfahren, dass es Friede und Versöh-nung gibt. Sie lassen uns trauern und er-innern zugleich, wozu der Mensch immerfähig ist: zur Rache, zur Plünderung, zuMord, zu Vergewaltigung, zur Tötungwehrloser Menschen – und auch zu hu-manitä rem Handeln.” q Trotz Aufnahmeoffizieller diplomatischer Beziehungenzwischen der Bundesrepublik Deutsch-land und der Volksre publik Albanien ge-lingt es nicht, die Fra ge der Gräberfür -sorge für die ca. 3 600 in Albanien ruhen-den deutschen Soldaten zu klären. q Bul-garien sagt dem Volksbund die Instand -setzung des deutschen Soldatenfriedho-fes in Sofia zu. q Der während des Iran-Irak-Konflikts von Bomben getroffenedeutsche Soldatenfriedhof in Bagdad/Irak wird wieder hergerichtet. q Erstmalsnehmen sowjetische Jugendliche an ei -nem internationalen Jugendlager desVolksbundes teil. n

1988

Katastrophe auf dem Flugtag in Ramstein: Ein Flugzeug einer italieni-schen Kunstflugstaffel stürzt ab undexplodiert in der Zuschauermenge.Über 50 Tote und 340 Verletzte sindzu beklagen.

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Während seines Staatsbesuches inder UdSSR legt Bundeskanzler Kohlauf dem KriegsgefangenenfriedhofLjublino einen Kranz nieder.

Der Bundespräsident besucht während seiner Reisen nach Bulga-rien und Luxemburg die deutschenSoldatenfriedhöfe in Sofia (ganzlinks) und Sandweiler (links).

Jugendempfang beim Bundespräsi-denten im Garten der Villa Hammer-schmidt: Richard von Weizsäcker amStand der Volksbundjugend.

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Auf der ehemaligen MöltenorterSchanze – dort wo sich die Kieler Fördestark verengt – steht das U-Boot-Ehren-mal Möltenort, die Gedenkstätte für dieGefallenen der deutschen U-Boot-Waffe.

Die der See zugewandte Vorderfrontdes Bauwerks wird in der Mitte überragtvon einer 15 Meter hohen Säule. Daraufangebracht ist die U-Boot-Fahrer-Spange.Auf der Spitze steht ein 12,4 Tonnen schwe -rer, aus verkupfertem Eisen geformter Ad -ler mit 4,55 Metern Spannweite. Die bei-den seitlichen Hallen sind dem Gedenkenan die Toten beider Krie ge gewidmet. Siewerden durch einen halbkreisförmigen,in die Erde eingelassenen Umgang ver-bunden.

Ursprünglich waren die Namen der mit199 U-Booten der Kaiserlichen Mari ne un-tergegangenen 5 249 Gefallenen in Ehren- büchern vermerkt, die in einer vergit ter -ten Nische der Halle aufbewahrt wur den.In gleicher Weise will man nach dem Zwei -ten Weltkrieg die Namen der über 30 000ge fallenen Soldaten auf 739 U-Booten ein-

schließlich der Einzelverluste festhalten.Der Volksbund hat angesichts der Tatsa-che, dass keine andere Waffengattung sol-che relativ hohen Menschenverluste hin -nehmen musste und dies der Nachweltanschaulich dargestellt werden soll, einenanderen Vorschlag: Es sollen sämtliche be- kannten Namen der gefallenen U-Boot-Fahrer auf Bronzeplatten verewigt werden.

1970 werden 89 Tafeln am äußerenRundbogen der Öffentlichkeit übergeben.1984 folgen weitere 27 Bronzetafeln aminneren Rundbogen, hier für die gefalle-nen U-Boot-Fahrer des Ersten Weltkrie-ges. 1992 werden Ergänzungstafeln fürdie gefallenen Kleinst-U-Boot-Fahrer an -gebracht.

Diese Anlage des Volksbundes wirdunterhalten und betreut durch die Mit-glieder der U-Boot-Kameradschaft Kielund durch die Stiftung U-Boot-EhrenmalMöltenort.

An einer der eindrucksvollsten Gedenk- stätten für Kriegstote legen sehr viele Be-suchergruppen und Angehörige Kränzeund Blumenschalen nieder. Die Vielzahlder verewigten Namen zeigt das schreck-liche Ausmaß der furchtbaren U-Boot-Kriege. Die meisten Opfer liegen uner- reichbar in gesunkenen U-Booten auf demMeeresgrund. n

U-Boot-EhrenmalKiel-Möltenort

Gedenkveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des Ehrenmals.

Gedenkfeier zum 50-jährigen Bestehen – Ansprache

von Präsident Hans-Otto Weber.

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Über eine Millionen Menschen besu-chen jedes Jahr die Marine-Gedenkstättein Laboe, teils aus Erinnerung an ihre ge-fallenen Familienangehörigen, aber auch,um den Ausblick vom Turm, dessen Spit -ze 85 Meter über dem Meeresspiegelliegt, zu genießen.

Von der Größe und Gestaltung sowievon der Lage her betrachtet, gehört diesesBauwerk an der Kieler Bucht zu einer dereindruckvollsten Gedenkstätten für Kriegs- tote in Deutschland.

Der Turm gleicht einem Schiffsbug.Der Architekt des Ehrenmals, Prof. Mun-zer, interpretiert sein Modell seinerzeit so:Es sei „eine Flamme, die zum Himmelstrebt, verwurzelt mit den Ufern und derSee, ein leuchtendes Fanal.“

1927 legt Admiral Scheer, der dama-lige Ehrenpräsident des Deutschen Mari-nebundes, den Grundstein. 1936 werdendie Bauarbeiten abgeschlossen.

Das Mahnmal dient dem Gedenkenaller auf See gebliebenen Marineangehö-rigen. Die meisten Schiffe dippen deshalbbeim Einlaufen oder Verlassen der KielerFörde in Höhe des Marine-Ehrenmals dieFlagge – eine international übliche Re-spektbezeugung.

Im Turm – auf Erdgeschosshöhe – be - findet sich die Gedenkhalle. An derenWän den erblickt der Besucher die Schat-tenrisse aller in den beiden Weltkriegengesunkenen Schiffe der Marine. 35 000 See- soldaten sind im Ersten Weltkrieg gefal-len; 120 000 waren es im Zweiten Welt -krieg. Ihre Namen sind in Gedenkbüchernverzeichnet.

Die unterirdisch angelegte Gedenkhal -le ist als Ort der Besinnung und der inne-ren Sammlung gedacht. In der Histori -schen Halle kann sich der Besucher überdie Entwicklung der Schifffahrt und derGeschichte der deutschen Marine infor-mieren. Eine Bronzetafel erinnert daran,dass 1945 förmlich in letzter Minute überzwei Millionen Flüchtlinge und Verwun-dete aus Ost- und Westpreußen über Seegerettet wurden. n

Marine-EhrenmalLaboe

Das Marine-Gedenkbuch enthält fast64 000 Namen von gefallenen odervermissten Angehörigen der Kriegs-marine im Zweiten Weltkrieg, diekeine Grabstätte an Land haben.

Vor dem Marine-Ehrenmal Laboeliegt seit 1972 das U-Boot 995. DieBesucher erhalten einen anschau-lichen Eindruck davon, unter welchenUmständen die Besatzungen lebten –und starben.

Das Foto oben zeigt die Gedenkfeierdes Volksbundes zum 70-jährigenBestehen des U-Boot-Ehrenmals inKiel-Möltenort.

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In Prag werden Demonstrationen ge-waltsam von der Polizei aufgelöst.

Zu den Demonstranten gehört der Dra-matiker und Bürgerrechtler Václav Havel.Er wird zu neun Monaten Haft verurteilt,nach internationalen Protesten jedochwieder entlassen. q In der jugoslawischenProvinz Kosovo kommt es zu blutigenUnruhen, bei denen mindestens 20 Men-schen getötet werden. Der Kosovokon-flikt ist ein Vorbote für die eskalierendenNationalitätenprobleme im Vielvölker-staat Jugoslawien. q Der Bundestag inBonn verabschiedet ein Gesetz zur Ver-schärfung des Demonstrationsstrafrechts.q Ungarn beginnt mit dem Abbau vonÜberwachungsanlagen und Stacheldrahtan der Grenze zu Österreich. q Bei denKommunalwahlen in der DDR stimmennach offiziellen Angaben 98,85 Prozentfür Kandidaten der Nationalen Front.Mehrere DDR-Bürger erstatten Anzeige:Die Wahlfälschung ist offenkundig. q Inder Sowjetunion finden Wahlen zumKongress der Volksdeputierten statt. qErstmals nach dem Zweiten Weltkriegfinden in Polen Parlamentswahlen statt,bei denen Kandidaten der Opposition zu-gelassen sind. Tadeusz Mazowiecki wirdder erste nichtkommunistische Regie-rungschef in einem Land des WarschauerPaktes. q Etwa 900 DDR-Bürger nutzeneine Veranstaltung der PaneuropäischenBewegung an der österreichisch-ungari-schen Grenze bei Sopron zu einer Fluchtin den Westen. Dies ist die größte Mas-senflucht von DDR-Bürgern seit demMauerbau. Nachdem 130 DDR-Bürger in

der Ständigen Vertretung der Bundesre-publik in der DDR Zuflucht gesucht ha -ben, wird das Gebäude wegen Überfül -lung geschlossen. Im September lässt Un-garn etwa 10 000 DDR-Bürger nach Öster-reich ausreisen. Auch die DDR-Bürger,die sich in den Botschaften der Bundesre-publik Deutschland in Prag und War-schau aufhalten, können in die Bundes-republik ausreisen. q In Grünheide beiOstberlin gründen 30 DDR-Regimekriti-ker die Reformbewegung „Neues Forum.“Es ist die erste landesweite Oppositions-gruppe in der DDR und die größte außer-halb der Evangelischen Kirche. q Bei denoffiziellen Feiern zum 40. Jahrestag derDDR-Gründung kommt es zu den größ-ten Protestkundgebungen seit dem 17. Ju -ni 1953. Trotz der von der SED-Führungdemonstrierten Härte versammeln sicham 9. Oktober bei der jetzt schon traditio-nellen Montagsdemonstration in derLeipziger Innenstadt 70 000 Menschen –eine Woche zuvor waren es 20 000. Am16. Oktober sind es 120 000 Menschen,die in Leipzig auf die Straße gehen undskandieren: „Wir sind das Volk.“ Am 23. Oktober wird daraus zum ersten Mal:„Wir sind ein Volk.“ q Am 18. Oktobertritt Erich Honecker als SED-Generalse-kretär und DDR-Staatsratsvorsitzenderzurück. Nachfolger ist Egon Krenz. q Deramtierende ungarische StaatspräsidentMatyas Szürös proklamiert in Budapestdie Republik Ungarn. q Am 9. Novemberöffnet die DDR ihre Grenzen zur Bundes-republik und nach Westberlin. Mauerund Stacheldraht trennen nicht mehr. Fürdie Deutschen beginnt an diesem Tageine neue Ära. q Das letzte Todesopferan der Mauer ist der 22-jährige ChrisGueffroy, der am 6. Februar 1989 erschos-sen worden ist. q Im November tritt dieFührung der Kom munistischen Partei derTschechoslowakei unter dem Druck an-haltender Massen proteste zurück. q Bundeskanzler Kohl verkündet vor demDeutschen Bundestag einen Zehn-Punkte-Plan zur Herstellung der Einheit Deutsch- lands. Er wird bei seinem ersten offiziel-len Besuch der DDR in Dresden von Tau- senden von Menschen – darunter vielemit Parolen zur deutschen Einheit undschwarz-rot-goldenen Fahnen – jubelndbegrüßt. q Das Brandenburger Tor wirdnoch vor Weihnachten für den Fußgän-gerverkehr geöffnet. q Vom 24. Dezem-ber an werden im innerdeutschen Reise -verkehr Visum und Zwangsumtausch ab-geschafft. q Der rumänische Staats- undParteichef Nicolae Ceausescu – am 22. De- zember durch einen Volksaufstand ge-stürzt – und seine Frau Elena werden hin-gerichtet. n

1989

Im Juni besucht der sowjetischeStaats- und Parteichef Gorbatschowdie Bundesrepublik. Politischer Höhe-punkt der Visite ist die Unterzeich-nung einer „Gemeinsamen Erklä rung“durch Gorbatschow und Bundes-kanzler Kohl. Die UdSSR bekräftigtdarin erstmals gegenüber einemwestlichen Land das Recht einesjeden Staates, „das eigene politischeund soziale System frei zu wählen.“

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Die letzten sowjetischen Truppen verlassen Afghanistan. 14 000 Sow jetsoldaten sollen wäh-rend der neunjährigen Besetzung ihrLeben verloren haben. Die Zahl derafghani schen Toten ist unbekannt.

Mit einem Blutbad beendet das chine sische Militär in Peking die seit Mitte April anhaltenden Massenpro teste für Demokratie und Menschenrechte.

Frankreich feiert 200 Jahre Französische Revolution.

Bürger der DDR flüchten in die Botschaft der Bundesrepublik in Osteuropa. Sie wollen damit die Ausreise in die Bundesrepublik erzwingen. Unser Bild zeigt die dramatischen Szenen vor der Bot-schaft in Prag, die von 3 000 Men-schen „belagert“ wird.

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„Nun wächstzusammen,

was zusammen -gehört!“

(Willy Brandt)

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Im April nimmt der Volksbund Ar-beitsbeziehungen zum Tschechoslo-

wakischen Roten Kreuz auf. Über dieseVerbindung wird der Wunsch der Stadt-verwaltung von Liptovsky-Mikulas be-kannt, 73 deutsche Kriegsgräber wegenWohnungsbaumaßnahmen auf den örtli-chen Friedhof umzubetten. q Der Vertre-tertag in Bonn steht unter dem Zeichendes siebzigjährigen Bestehens des Volks-bundes. Der Bundeskanzler würdigt inseiner Ansprache das Engagement desVolksbundes. q Zum Auftakt des Staats-besuchs von Michail Gorbatschow in derBundesrepublik übergibt der sowjetischeBotschafter in Bonn dem Präsidenten desVolksbundes und dem Generalsekretärdes Deutschen Roten Kreuzes Listen mit992 Namen der auf vier Friedhöfen – inKasan, Jelabuga, Kagan und Kokand –bestatteten deutschen Kriegsgefangen.Dies ist ein großer Erfolg der internatio-nalen Zusammenarbeit. q Während desStaatsbesuchs von Bundeskanzler Kohl inPolen, an dem auch Präsident Weber teil-nimmt, wird folgende gemeinsame Erklä-rung abgegeben:

„Beide Seiten stimmen darin überein,dass die Möglichkeit, Gräber der Totender Kriege aufzusuchen, zu erhalten undzu pflegen, eine ausschlaggebende, weildie Gefühle der Menschen unmittelbarberührende Bedeutung hat. Sie nehmendeshalb mit besonderer Befriedigungzur Kenntnis, dass die beiderseitigenRot-Kreuz-Gesellschaften unter Beteili-gung des Volksbundes Deutsche Kriegs- gräberfürsorge und des Ministeriumsfür Raum ordnung und Bauwesen derVolksrepublik Polen dazu inzwischenKontakte aufgenommen haben und dieGründung einer Arbeitsgruppe beab-sichtigen. Sie werden diese Zusammen-arbeit fördern.”

Die politische Entwicklung in Ost- undSüdosteuropa ermöglicht die Teilnahmevon 31 Polen, 40 Bürgern der UdSSR unddrei Ungarn an den Internationalen Ju-gendlagern in der Bundesrepublik. n

Das erste Jugendlager des Volksbun-des in der Sowjetunion findet in Tam-bow statt. Die jungen Leute pflegendie Gräber deutscher Kriegs gefange-ner und bringen Namentafeln an.

Präsident Weber überreicht im Aprildem sowjetischen Botschafter in derBundesrepublik Deutschland, JulijKwizinskij, 53 Bände mit den Namenvon 339 671 russischen bzw. sowjeti-schen Opfern der beiden Weltkriege.Es handelt sich um eine Zusammen-stellung der Namen von Soldaten, diein Kriegsgefangenschaft umgekom-men sind, und von Zwangsver schlepp-ten, die infolge Krankheit, Hungeroder durch direkte Kriegseinwirkun-gen gestorben und auf Friedhöfen inder Bundesrepublik bestattet sind.

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Deutsche Kriegsgräber in Kelevic/Un garn. Wie in Polen helfen Einhei-mische im Auftrag des Volksbundesbei der Pflege von Einzelgräbernoder kleinen Gräberfeldern.

Deutsches Gräberfeld inHumenné/Tschechoslowakei.

Gedenkveranstaltung in Bonn zum70-jährigen Bestehen des Volks-bundes. Zu den Ehrengästen gehörtAltbundespräsident Carstens. Bun-deskanzler Kohl hält die Ansprache.

Die neugestiftete Albert-Schweitzer-Plakette ist die höchste vom Volks-bund vergebene Auszeichnung.

Im Mai besucht Präsident Weber auf Einladung der Stadt Riga die lettische Hauptstadt. Anlass der Gespräche ist der Wunsch der Stadt,den Volksbund in die Entscheidungüber die Zukunft eines Teiles des„Großen Friedhofes“ in Riga (oben)einzubeziehen. Dort sind 443 inKriegsgefangenschaft verstorbenedeutsche Soldaten bestattet.

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Auf dem Gebiet der DDR hatte derVolksbund keinerlei Zuständigkeit. No-minell sah eine innerstaatliche Verord-nung Regelungen für alle Fragen derFürsorge für deutsche und ausländischeKriegsgräber vor. In der Praxis wurdenaufgrund ideologischer Vorbehalte diedeutschen Kriegsgräber stark vernachläs-sigt. Alle Bemühungen des Volksbundesum eine angemessene Pflege waren, trotzEinschaltung der Ständigen Vertretungder Bundesrepublik, ergebnislos.

Vor diesem Hintergrund bleibt seit1949 nur der inoffizielle Weg über denBund der Evangelischen Kirchen in derDDR, Abteilung Gräberfürsorge. DerName Kriegsgräberfürsorge darf nichtverwendet werden.

Über diese Stelle steht der Volksbundmit 22 sogenannten Vertrauensleuten, un -ter ihnen 16 Pfarrer, in Verbindung. Sievermitteln Grabschmuckwünsche undAnfragen aus der Bundesrepublik in dieDDR und umgekehrt. Außerdem berich-

Kriegsgräber in Berlin und in den neuen Bundesländern

In den neuen Bundesländern gibt es nach den Unterlagen des Volks-bundes Kriegsgräber in 6 442 Ge- meinden. Die Zahl der Opfer desZweiten Weltkrieges beträgt etwa200 000, von denen 110 000 na-mentlich erfasst sind. In der Kartesind rund 120 Orte mit größeren Anlagen eingezeichnet.

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ten sie über den Zustand der Kriegsgrä-beranlagen sowie über private Initiativenzur Erhaltung der Gräber und sorgenselbst für die Instandhaltung.

Im Rahmen dieser Kontakte arbeitenauch eine drei Personen umfassende „Grä -berbrigade“ mit finanzieller Unterstüt-zung des Volksbundes an der Pflege undInstandsetzung deutscher Kriegsgräberauf 60 kirchlichen Friedhöfen im Bereichdes Oderbruchs.

In mehreren Orten ist es mit finanziellerHilfe des Volksbundes und dank des per-sönlichen Einsatzes von Bundesbürgernmöglich, Gräber- und Friedhofsanlagenherzurichten und die Belegung dau erhaftmit Bronzetafeln zu dokumentieren. Dieevangelische Kirche Bayerns stellt Grab-kreuze zur Verfügung. Als außerordent-lich hilfreich erweisen sich Kontakte zuengagierten Helfern in der DDR, über dieden Volksbund Informationen über denZustand von weiteren Friedhöfen errei-chen, besonders aus Mecklenburg-Vor-pommern, Sachsen und Brandenburg.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen desVolksbundes sorgen für den Kontakt zwi-schen dem Volksbund und dem Bund derEvangelischen Kirchen. Grenzüberschrei-tend, immer in Sorge vor Aktivitäten desDDR-Staatssicherheitsdienstes, übermit-teln sie mündliche Informationen, brin-gen Friedhofslisten, Volksbundunterlagenund Anfragen von Angehörigen in diedamalige DDR.

Unterstützt werden sie von Mitarbei-tern der Ständigen Vertretung der Bun-desrepublik in Ostberlin, die – unter denAugen der DDR-Organe – brisantes Ma-terial im Diplomatengepäck über die Gren -ze bringen. All dies ist Geschichte. Dennein Regime, das die Trauer um die eige-nen Kriegstoten verbietet, ist bereits imFundament marode. n

Der Waldfriedhof Halbe in Bran den-burg ist der größte deutsche Solda-tenfriedhof im Inland. Hier ruheninsgesamt 28 000 Kriegstote, darun-ter zahlreiche Opfer der letztenKämpfe im Raum Berlin und des so-wjetischen Internierungslagers Ket-schendorf aus der Nachkriegszeit.Inzwischen hat der Volksbund diePflege dieser bedeutenden Anlageübernommen.

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Bundeskanzler Kohl und Außenmi-nister Genscher kehren erfolgreich

von einem Blitzbesuch aus Moskau zu-rück. Der sowjetische Staats- und Partei-chef Michail Gorbatschow stellt sich derdeutschen Einheit nicht länger in denWeg. Es sei Sache der Deutschen, denZeitpunkt und den Verlauf der Einigungselbst zu bestimmen. q Die ersten freienWahlen in der DDR enden mit einer Sen-sation. Die konservative Allianz fürDeutschland, ein Bündnis der DeutschenSozialen Union (DSU), der DDR-CDUund des Demokratischen Aufbruchs (DA),verfehlt nur knapp die absolute Mehrheit.q Neuer Ministerpräsident der DDR wirdder CDU-Vorsitzende Lothar de Maizière.Seiner Regierung gehören sämtliche Par-teien der Allianz für Deutschland sowieLiberale und Sozialdemokraten an. q Aufden saarländischen MinisterpräsidentenOskar Lafontaine und Bundesinnenmini-ster Wolfgang Schäuble werden Attentateverübt. Beide überleben. q Am 18. Maiwird in Bonn der Staatsvertrag über die

Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunionzwischen der Bundesrepublik und derDDR unterzeichnet. Am 1. Juli wird inder DDR die Deutsche Mark als alleingül-tige Währung eingeführt. q Bei Verhand-lungen im Kaukasus verständigen sichKohl und Gorbatschow (Bild unten, mitden Außenministern Genscher und Sche- wardnadse) auf folgende Vereinbarungen:

- Bei Vollzug der deutschen Einigungwerden die Viermächterechte vollstän-dig abgelöst.

- Das vereinte und vollständig souveräneDeutschland kann allein entscheiden,welchem Bündnis es angehören will; dieBundesregierung erklärt, sie wolle inder NATO bleiben.

- Innerhalb von drei bis vier Jahren ziehtdie UdSSR sämtliche Truppen vom Ge-biet der DDR ab.

- Solange sowjetische Truppen auf DDR-Territorium stationiert sind, werdenNATO-Strukturen nicht auf diesen Teilausgedehnt.

1990

Weltgeschichte in gelockerter Atmo-sphäre – die letzten Hindernisse aufdem Weg zur deutschen Einheit sindbeseitigt.

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- Die Bundesregierung sagt eine Trup-penreduzierung auf 370 000 Mann indrei bis vier Jahren zu.

- Ein geeintes Deutschland wird aufABC-Waffen verzichten.

q Am 2. August überfallen irakischeStreitkräfte das benachbarte Emirat Ku-wait. Der Sicherheitsrat der Vereinten Na-tionen in New York beschließt weltweiteSanktionen gegen den Irak. Insgesamt 21 Nationen verlegen Truppen in die Kri-senregion. q Nach 45 Jahren der Tren-nung wird am 3. Oktober mit dem Beitrittder DDR zur Bundesrepublik die EinheitDeutschlands wiederhergestellt. q ImNovember unterzeichnen Bundesaußen-minister Hans-Dietrich Genscher undsein polnischer Amtskollege KrzysztofSkubiszewski in Warschau ein Abkom-men, das die Oder-Neiße-Linie endgültigals polnische Westgrenze anerkennt. qAus den Wahlen zum ersten frei gewähl-ten gesamtdeutschen Parlament seit 58Jahren geht die Bonner Regierungskoali-

tion aus CDU/CSU und FDP unter Bun-deskanzler Kohl als Sieger hervor. n

Im September unterzeichnen die Außenminister der Sowjetunion, derUSA, Großbritanniens, Frankreichs,der Bundesrepublik Deutschland undder DDR in Moskau das Abschlussdo-kument der sogenannten Zwei-plus-Vier-Gespräche. Mit dem „Vertragüber die abschließende Regelung inBezug auf Deutschland“ werden dieäußeren Aspekte der deutschen Wie-dervereinigung verbindlich festgelegt.

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Izabela Gutfeter, Generalsekretärindes Polnischen Roten Kreuzes,

kommt zu Gesprächen nach Kassel.Links Präsident Hans-Otto Weber,

rechts Generalsekretär Adolf Barth.

Deutsche Gefallene werden vonWarschau-Powazki nach

Joachimow-Mogily umgebettet.

Bundespräsident von Weizsäckerempfängt den Vorstand des Volks-

bundes in der Villa Hammerschmidt.Thema der Gespräche ist insbeson-

dere die Situation der Kriegsgräber-fürsorge in Ost- und Südosteuropa

sowie der ehemaligen DDR. Der Bundespräsident dankt dem Volks-

bund für die geleistete Arbeit.

Parlamentarischer RingDer Volksbund erfüllt den Auftrag der

Bundesregierung im Ausland, indem erseine Aktivitäten mit dem AuswärtigenAmt koordiniert. Auf Anregung desVolksbundes wird in den 50er Jahren derParlamentarische Ring ins Leben gerufen,um Fragen seiner Arbeit mit den Abge-ordneten zu beraten. An ihm beteiligensich bis zu 20 Vertreter der Bundestags-fraktionen. Bis heute treffen sich Mitglie-der des Vorstandes regelmäßig mit Ab- geordneten, um über Entwicklungen,Probleme und Fortschritte zu berichten.Um die Arbeit der Kriegsgräberfürsorgekennenzulernen, besuchen die Parlamen-tarier die vom Volksbund angelegtenKriegsgräberstätten (links in Budapest/Ungarn). n

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Am 4. Juli gründet der Volksbund inHagenow den ersten Kreisverband

Mecklenburg-Vorpommerns. q Im Novem -ber besucht eine polnische Delegation dieBundesgeschäftsstelle. Die Ab ord nungwird von Izabela Gutfeter, Generalsekre-tärin des Polnischen Roten Kreuzes, gelei-tet und berät mit der Geschäftsleitung u. a. die Abwicklung der Umbettungsar-beiten von ca. 2 500 gefallenen deutschenSoldaten vom Soldatenfriedhof Warschau-Powazki auf eine Anlage bei Joachimow-Mogily. Grund ist der Bau einer Umge -hungsstraße über das Friedhofsgelände.q Der Volksbund wird um Beratung undfinanzielle Hilfe bei der Instandsetzungvon Kriegsgräberstätten in den neuenBundesländern gebeten, wie in Weimar,Buchenwald, Halbe, Beeskow, Nardt-Hoyerswerda und weiteren 20 Städten. n

Internationales Jugendlager in Bremen: Jugendreferent HubertusRogge (links) mit den Teilnehmerin-nen und Teilnehmern aus elf Ländern,darunter auch die Sowjetunion.

Viktor G. Kulikow, Marschall der Sowjetunion, stattet dem Volksbundeinen Informationsbesuch ab und erklärt, dass die Freigabe weitererdeutscher Soldatenfriedhöfe in derUdSSR in Aussicht stehe (hier mit Prä -sident Hans-Otto Weber auf der vomVolksbund angelegten sow je tischenKriegsgräberstätte Herles hausen).

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Hundertausende Menschen – Deutsche und Ausländer, Angehörigeund Schülergruppen, Touristen, Soldaten und viele andere – besuchenjährlich die deutschen Kriegsgräberstätten im Westen Europas. DieKriegsgräberstätten sind überaus wichtige Orte des Gedenkens, der Er-innerung und Mahnung, aber auch der Verständigung und Versöhnungüber den Gräbern.

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Besucher auf den Friedhöfen:

Sandweiler/Luxemburg (großes Bild);

von oben nach unten, links:Pomezia/Italien, Rancourt/Frank-reich, Maleme/Griechenland (Bun-deskanzler Helmut Kohl und Minis -terpräsident Konstantin Mitso takis),Niederbronn/Frankreich;

von oben nach unten, rechts:Vladslo/Belgien und Lommel/Belgien.

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Der erste gesamtdeutsche Bundestagwählt Helmut Kohl zum Bundes-

kanz ler. Er tritt damit seine vierte Amts-periode an. q In Berlin konstituiert sichdas zum ersten Mal seit 44 Jahren wiederfrei gewählte Stadtparlament. Eine GroßeKoalition aus CDU und SPD regiert dasver einte Berlin. q Fast 36 Jahre nach sei-ner Gründung löst der Warschauer Paktseine militärische Struktur auf. q ZweiTage nach der Unabhängigskeitserklärungder Teilstaaten Slowenien und Kroatien

kommt es in Jugoslawien zum offenenBürgerkrieg. q Der russische Parlaments- präsident Boris Jelzin wird mit 57,3 Pro-zent der Stimmen vom Volk zum Präsi -denten der Russischen Förderation ge-wählt. q Der Bundestag beschließt, denkünftigen Parlaments- und Regierungs-sitz des vereinten Deutschlands nach Ber-lin zu verlegen. q US-Präsident GeorgeBush und der sowjetische Staatschef Mi-chail Gorbatschow unterzeichnen in Mos-kau den START-Vertrag zur Reduzierungder strategischen Atomwaffen. q Im Au-gust übersteht Gorbatschow einen Putsch -versuch. q Der Sarg mit den sterblichenÜberresten Friedrichs des Großen wirdnach Potsdam übergeführt und ober halbder Schlossterrasse von Sanssouci bei ge-setzt. q Neonazis überfallen im nord -sächsischen Hoyerswerda Vietnamesenund Mosambikaner, zumeist Arbeiter imBraunkohlewerk Laubag und im Gas-kombinat „Schwarze Pumpe.“ Sie löseneine Welle der Gewalt gegen Ausländerauch in anderen deutschen Städten aus. n

1991

Die Alliierten besiegen den Irak im zweiten Golfkrieg (erster Golfkrieg: 1980 – 1988 zwischenIran und Irak). Die aus Kuwait flüchtenden irakischenTruppen stecken die Ölquellen in Brand.

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Michail Gorbatschow kehrt nach demScheitern des Putsches im August

nach Moskau zurück. Doch der neue„starke Mann“ heißt Boris Jelzin.

Im Dezember hört die Sowjetunion –69 Jahre nach ihrer Gründung – auf

zu existieren. In der Hauptstadt Kasachstans schließen sich elf von

15 ehemaligen Sowjetrepubliken zurGemeinschaft Unabhängiger Staaten

(GUS) zusammen. Sie lösen dieUdSSR auf und erklären PräsidentGorbatschow für abgesetzt. Über

dem Kreml weht die russische Fahne.

Der Konflikt zwischen Kroaten undSerben weitet sich aus. EhemaligeNachbarn und Freunde werden zuFeinden. Die jugoslawische Bundes-armee unterstützt die serbische Seite.Wie in jedem modernen Krieg leidetdie Zivilbevölkerung am meisten (eineFrau in Borovo Naselje verkauft et wasvon den wenigen, ihr verbliebenenHabseligkeiten an einen Soldaten).

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In den fünf neuen Bundesländerngründen sich Landesverbände und

Kreisverbände. Das ehemalige Ost-Berlinwird vom Landesverband Berlin betreut.q Eine Volksbunddelegation besucht aufEinladung des Oberbürgermeisters dieStadt Wolgograd. In einer gemeinsamenErklärung heißt es: „Eine Kommission, bestehend aus Vertre-tern des Volksbundes, der Stadt Wolgo-grad und des Vereins ‚Ewiges Gedenkenden Soldaten’, wird dafür sorgen, dass - die noch vorhandenen Friedhöfe für

deutsche Soldaten aus der Zeit derKämpfe und danach erfasst, gesichertund in einen würdigen Zustand versetztwerden.

- Für nicht mehr auffindbare deutscheGefallene wird eine zentrale Ehrenstätteerrichtet.”Auf dem Bundesvertretertag in Ham-

burg erhält der Volksbund als Anerken-nung für seine friedensfördernde Arbeitden Friedenspreis des Verbandes Deut-scher Soldaten. q Der Bundesjugendar-beitskreis, in dem die Jugendarbeitskreiseder Landesverbände und auch die Jugend-lichen der Volksbundgliederungen ohneJugendarbeitskreis vertreten sind, nimmtseine Arbeit auf. q Die ersten Unruhendes jugoslawischen Bürgerkrieges über-schatten die Neueinweihung des k. u. k.Marinefriedhofes in kroatischen Pula. Dortruhen auf einem Friedhofsteil 316 deut-sche Gefallene des Zweiten Welt krieges. qDer erste wiederhergerichtete deutscheSoldatenfriedhof in der Tschechoslowa-kei, Rakovnik (Rakonitz, 28 Kriegstote),wird eingeweiht; in Ungarn sind es dieKriegsgräberstätten: Székesfehérvár(Stuhlweißenburg, 2 329 Kriegstote),Hajmáskér (518 Kriegstote), Pecs (Fünf-kirchen, 217 Kriegstote) und Esztergom(447 Kriegstote). q In Lettland wird dieKriegsgräberstätte Riga (432 Kriegstote)eingeweiht. n

Gründung des LandesverbandesMecklenburg-Vorpommern in Schwerin; oben links: Ministerpräsi-dent Alfred Gomolka, WolframSchmidt, Geschäftsführer des Paten-verbandes Schleswig-Holstein; oben: Gründungsversammlung imSchweriner Dom (vorne von links:der erste Landesvorsitzende, Prof. Dr.Friedrich Täubrich, MinisterpräsidentGomolka, Finanzministerin BärbelKleedehn); unten: Ausstellung im Dom.Gomolka wird spontan Mitglied desVolksbundes.

Kranzniederlegung auf dem Dresdner Nordfriedhof anlässlich

der Gründung des Landes -verbandes Sachsen.

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Der Friedhof in Riga ist die erste vomVolksbund auf dem Gebiet der (ehe-maligen) Sowjetunion gebaute Kriegs -gräberstätte. Auf dieser am 15. Juni1991 eingeweihten Anlage im städti-schen Memorial-Park ruhen 432 inGefangenschaft verstorbene deutscheSoldaten des Zweiten Weltkrieges.

Auf dem Friedhof in Joachimow-Mogily, eingeweiht am 5. Oktober1991, ruhen 2 563 deutsche Gefal le-ne beider Weltkriege. Die Toten desZweiten Weltkrieges stammen auseiner Anlage in Warschau-Powazki,die dem Bau einer Straße weichenmussten. Bei der Einweihung sprichtBundesministerin Hannelore Rönsch.

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So wie in Wolgograd – dem ehe ma-ligen Stalingrad – ist die Situationder deutschen Kriegsgräber an vielenOr ten in Russland. Viele Gräber sindmit Industrieanlagen, Häusern oderGärten überbaut oder durch Bau-maßnahmen bedroht, viele sind weitabgelegen (großes Bild: Steppe beiWolgograd) oder unzugänglich. Lei-der werden immer mehr Gräber vonPlünderern ausgeraubt, so dass dieKlärung der Schicksale erschwertoder unmöglich gemacht wird.

Die Öffnung Osteuropas macht esmöglich, dass viele Angehörige vonGefallenen doch noch einmal dieGräber im Osten besuchen können.Der Volksbund bietet Reisen in fastalle Länder Osteuropas an.

Spurensuche

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Der Volksbund ist anerkannter Trägerder freien Jugendhilfe und betreibt alseinziger Kriegsgräberdienst der Welt eineeigene außerschulische und schulischeJugendarbeit mit eigenen Jugendbegeg-nungs- und Bildungsstätten (JBS) sowiezahlreichen Workcamp-Angeboten. Mitwachsendem Abstand zu den beidenWeltkriegen nimmt die Zahl der unmit-telbar Betroffenen ab. Immer mehr Men-schen entstammen den Jahrgängen, dieden Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebthaben. Der Schwerpunkt der Arbeit desVolksbundes wird sich deshalb von derFürsorge für die Gräber und der Angehö-rigenbetreuung zunehmend auf die Mah-nung zum Frieden verlagern.

Jährlich treffen sich über 20 000 jungeMenschen aus verschiedenen Ländern inden Workcamps sowie Jugendbegegnungs-und Bildungsstätten im In- und Ausland,um sich kennenzulernen, gemeinsameFreizeit zu erleben, auf Kriegsgräber- undGedenkstätten zu arbeiten und sich mit

der deutschen und europäischen Ge-schichte auseinanderzusetzen.Die wich-tigsten Ziele und Aufgaben der inter natio-nalen Jugendarbeit des Volksbundes be-stehen darin, das gegenseitige Verständ-nis und Vertrauen zwischen den jungenMenschen zu stärken, die Kenntnisse derjungen Generation über das jeweiligePartnerland zu vertiefen und das Inter-esse an historischen, kulturellen, politi-schen und wirtschaftlichen Beziehungenzu fördern.

Was in Westeuropa gelungen ist, istkünftig Anregung und Verpflichtung auchfür Osteuropa. Dies gewinnt angesichtsder Osterweiterung der EuropäischenUnion eine besondere Bedeutung. So lei-stet der Volksbund auch mit seiner inter-nationalen Jugendarbeit wichtige Beiträ -ge zur Beibehaltung und Fortentwicklungvon demokratischen Gedenk- und Erin-nerungskulturen im zusammenwachsen-den Europa. Die Arbeit an den Gräbernführt den Jugendlichen vor Augen, was

Schulische und außerschulische Jugendarbeit

Die Aktion Rote Hand wendet sichweltweit gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Jugendliche, die sich in ihrer Freizeit beim Volksbundengagieren, beteiligen sich rege: In den Landesverbänden, bei JAK-Treffen, beim Volleyballturnier oderdem Pfingstzelten sammeln sie dieroten Handabdrücke sowie die zuge-hörigen Unterschriften und setzensich so für die Achtung der Men-schenrechte ein (Foto unten).

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Kriege bewirken. Durch Begegnungenund Gespräche mit den Menschen desGastlandes erfahren sie, welches Schick-sal die Menschen in dieser Landschaft inder Vergangenheit erleiden mussten. Sielernen die Probleme der Gegenwart ken-nen und bekommen Gelegenheit, Grund-steine für eine gemeinsame friedliche Zu -kunft zu legen.

Jugendarbeit nach 1949

Bereits 1949 fahren erste Jugendgrup-pen über die Grenzen und besuchen un-sere Nachbarländer. Bei ihren Fahrtenfinden sie die verstreut liegenden deut-schen Kriegsgräber und versuchen unteroft sehr schwierigen Umständen, die Grä-ber herzurichten und die Namen der To -ten zu notieren. Lageskizzen und Anga- ben zur Person der Gefallenen leiten siedem Volksbund zu. Neben der Betreuungder Gräber suchen die jungen MenschenKontakte zur Bevölkerung des Gastlan-des. Zunächst gibt es große Vorbehaltegegenüber den Deutschen. Dennoch ver-folgen sie ihr Ziel, eine Verständigungund damit eine Versöhnung zu erreichen,mit Beharrlichkeit weiter.

1953 findet das erste Jugendlager desVolksbundes statt, dessen Teilnehmer/-innen am Ausbau der deutschen Kriegs-gräberstätte Lommel in Belgien mitwir-ken. Hier entsteht in den Diskussionenunter den Jugendlichen das Leitwort „Ver -söhnung über den Gräbern,“ später er-gänzt um „Arbeit für den Frieden.“ Dieswird zum Leitwort der gesamten Arbeitdes Volksbundes.

Workcamps

Unter dem Zeichen der Versöhnunghaben bisher mehr als 200 000 junge Men-schen aus Deutschland und vielen euro-päischen Ländern an über 4 500 Work-camps in 35 Ländern Europas und Nord-afrikas teilgenommen (Stand: 2008).Durch die persönlichen Begegnungenjunger Menschen verschiedener Nationenan den Kriegsgräber- und Gedenkstättenbeteiligen sich die jungen Menschen aktivan der friedenspädagogischen Arbeit desVolksbundes. Neben der Arbeit an denGräbern stehen der Kontakt zur Bevölke-rung, der Jugendaustausch sowie die his -torisch-politische Bildung im Vorder-grund. Die meisten Workcamps findenwährend der Sommerferien statt. Dabeilernen die Jugendlichen Land und Leutekennen und verstehen. Zum Programmgehören auch: Einladungen in Gastfami-lien, Veranstaltungen von Jugendfesten,

In den Workcamps des Volksbundespflegen die Jugendlichen die Gräber

der Weltkriege (Foto unten).

Junge Workcamp-Teilnehmer beteiligen sich an Gedenkfeiern, bei denen sie auch eigene Texte undLieder vortragen (Foto oben).

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gemeinsame Sportveranstaltungen, Be-sichtigungen, Betriebserkundungen undEinladungen, etwa zu Botschaften undGemeindeverwaltungen.

Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten

Anfang der 1980er Jahre erweiterte derVolksbund sein Angebot an Jugendlichemit der ersten Jugendbegegnungsstätte imniederländischen Ysselsteyn. Eine groß-artige friedenspädagogische Idee nimmtihren erfolgreichen Verlauf. Inzwischensind weitere Häuser hinzugekommen, so in Lommel in Belgien, in Niederbronn-les-Bains im Elsass und auf der Insel Use-dom nahe der Kriegsgräberstätte Golm.

Seit 1993 haben über 110 000 jungeMenschen die vier Jugendbegegnungs-und Bildungsstätten des Volksbundes ge-nutzt. Überwiegend waren es Schulklas-sen mit einwöchigen Schulprojekten.Während des Schulbetriebs fahren Klas-senverbände und Projektgruppen mitihren Pädagogen in die Jugendbegeg-nungs- und Bildungsstätten, erhalten dortin modernen und zweckmäßig eingerich-teten Häusern die Möglichkeit, sich zumBeispiel mit einer Gruppe ihrer Partner-schule aus dem Ausland zu treffen undgemeinsame Projekte zu verwirklichen.

Jugendarbeitskreise (JAK)

Jugendarbeitskreise der Volksbund-Landesverbände sind regionale Foren derJugend im Volksbund. Hier treffen sich

die Teilnehmer aus den Jugendprojektendes Volksbundes mit neuen Interessenten.Die Jugendarbeitskreise bieten jungenMenschen die Möglichkeit, aktiv mitzuar-beiten. Beispiele dafür sind die Work-camps, die jährliche Sammlung, Mitarbeitin den Volksbund-Gremien, Seminare,verschiedene Projekte sowie die Zusam-menarbeit mit den Schulen und die Pfle-geeinsätze auf Kriegsgräberstätten oderGedenkstätten.

Bundesjugendarbeitskreis (BJAK)

Auf Bundesebene vertritt der Bundes-jugendarbeitskreis die Interessen der re-gionalen Jugendarbeitskreise. Seine Auf -gabe ist, den bundesweiten Austauschvon Informationen und Vorschlägen zurJugendarbeit zu pflegen. Er koordiniertdie überregionale Arbeit, unterstützt dieEinrichtung neuer Jugendarbeitskreiseund stellt Kontakte zu überregio nalen Ju- gend verbänden her. Die/der Vorsitzendedes Bundesjugendarbeitskreises vertrittdie Interessen der Jugendlichen als Mit-glied im Bundespräsidium.

Bundesjugendausschuss (BJA)

Als Ausschuss des Bundesvorstandeserarbeitet der Bundesjugendausschuss diekonzeptionellen Rahmenbedingungen fürdie Jugendarbeit des Volksbundes und lei-tet sie diesem in Form von Empfehlungenzu. Der Vorsitzende dieses Aus schussesist Mitglied des Bundesvorstandes.

Schule und Volksbund

Der Volksbund arbeitet mit eigenenhauptamtlichen Bildungs- oder Schulrefe-renten, die engen Kontakt zu den Schulenin den jeweiligen Bundesländern haltenund zur Unterstützung des Volksbundesund seiner Friedensarbeit motivieren. Inden Lehrplänen aller Kultusministeriender Bundesländer ist die Friedenserzie-hung als fester Bestandteil aller schuli-schen Aktivitäten verankert. Hier sind dieAnknüpfungspunkte für die friedenspä -dagogische Arbeit mit dem Volksbund.

Der Bundeselternrat, die oberste Inter-essenvertretung der Eltern von Schülern,hat dieses Konzept anerkannt und unter-stützt den Volksbund. In einer gemeinsa-men Resolution haben der Bundeseltern -rat und der Volksbund die Ständige Kon-ferenz der Kultusminister der Länder inder Bundesrepublik Deutschland (Kultus-ministerkonferenz) auf die zahlreichenpädagogischen Hilfen des Volksbundeshingewiesen und um weitere Unterstüt-

Unterwegs mit der Sammeldose:Auch bei der jährlichen Haus- undStraßensammlung engagieren sichdie Jugendlichen für den Volksbund.

Momente wie diese erleben auch diefreiwilligen Helfer der Jugendarbeits-kreise (JAK) nur selten: Eine Einbet-tung auf der KriegsgräberstätteYsselsteyn in den Niederlanden.

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zung gebeten. Die Kultusministerkonfe-renz nimmt diese Empfehlung entgegenund erneuert ihre ursprünglichen Be-schlüsse von 1968 und 1988 in einer Neu-fassung vom 27. April 2006.

Schüler sammeln für den Volksbund

Im ganzen Bundesgebiet beteiligensich etwa 20 000 Schülerinnen und Schü-ler aller Schulformen alljährlich an derHaus- und Straßensammlung für denVolksbund. Die Kontaktlehrer des Volks-bundes haben ihnen im Rahmen der Frie-denserziehung im Unterricht Aufgabenund Ziele des Volksbundes näher ge-bracht. Die Jugendlichen erfahren auch,dass die Arbeit des Volksbundes größten-teils durch freiwillige Spenden und dieBeiträge der Mitglieder finanziert wird.

Perspektiven für die Zukunft

Die Bedeutung und Funktion derKriegs gräberstätten ist in Veränderung

be griffen. Sie wandeln sich von Angehö-rigenfriedhöfen mit der Funktion der per-sönlichen Trauer zu Besucherfriedhöfen.Für die nicht mehr der Kriegsgenerationangehörenden Besucher erfüllt die Kriegs- gräberstätte den Zweck einer historischenStätte sowie eines Lernortes oder einerMahn- und Gedenkstätte. Der Volksbundgreift diese Entwicklung seit Jahren inseiner internationalen Jugendarbeit auf. n

Der Moment des Innehaltens: Die Arbeit auf den Kriegsgräberstättenist für viele Jugendliche eine beson-dere Erfahrung (Foto oben).

Gemeinsame Arbeit: Bei den Work-camps des Volksbundes arbeiten Ju- gendliche aus verschiedenen Natio -nen Hand in Hand (Foto unten links).

Während der Workcamps entstehenunter den Jugendlichen häufigFreundschaften, die über Länder-grenzen und Sprachbarrieren hinausgehen (Foto unten rechts).

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Die Außen- und Finanzminister derEuropäischen Gemeinschaft unter-

zeichnen in Maastricht den Reformver-trag der EG. q Bei den OlympischenSpielen im August geht erstmals wiedereine gesamtdeutsche Mannschaft an denStart. q In den USA gewinnt der Kandi-dat der Demokraten Bill Clinton die Wahlum das Amt des US-Präsidenten. n

Dr. Gerhard Holz wird Generalse-kretär. q Die Geschäftsstelle West

verlegt der Volksbund von Maisons-Lafit -te nach Metz. q Bei Bautzen, Sachsenhau-sen und Buchenwald werden in der Näheder ehemaligen sowjetischen StraflagerMassengräber aus der Nachkriegszeitentdeckt. q In Ungarn wird der FriedhofBajna (173 Gefallene des Zweiten Welt-krieges) eingeweiht. Es folgen Einwei-hungen in Bad Radkersburg/Öster reich(579 Ge fallene beider Weltkriege), inPrzemysl/Polen (etwa 2 000 deutscheSoldaten des Ersten Weltkrieges), in Zbo-rov/Slowakei (1 194 Gefallene des Zwei-ten Weltkrieges), in Celje/Slowe nien (2 907 Tote beider Weltkriege), die Kriegs-gräberstätte Marienbad/Tsche chien (525deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrie-ges und 1 483 zivile Kriegstote, Patientenaus Berliner Krankenhäusern, die wegender Luftangriffe auf die damalige Haupt-stadt nach Marienbad evakuiert wordenwaren). q Der Präsident des Volksbundesinformiert Kanzleramtsminister Dr. Fried-rich Bohl über die gewaltigen Aufgabenin Osteuropa, die ohne finanzielle Hilfeder Bundesregierung nicht lösbar sind. Erbittet zugleich im Namen der Arbeitsge-meinschaft der Kriegsteilnehmer- undKriegsopferverbände, die Neue Wache inBerlin als zentrale Mahn- und Gedenk-stätte für alle Kriegstoten und Vermisstenneu zu gestalten. q Auf dem Bundesver-tretertag in Kassel wird Präsident Weberfür weitere fünf Jahre wiedergewählt. DieMitglieder des Bundesvertretertagesmahnen zum Frieden in Jugoslawien undverurteilen die Ausschreitungen gegenMinderheiten in der Bundesrepublik. qZum 50. Jahrestag der Schlacht in El Ala-

mein/Ägypten findet eine internationaleGedenkfeier auf dem deutschen Soldaten-friedhof statt. 5 000 Besucher, unter ihnendie Regierungschefs Großbritanniens,Frankreichs und Griechenlands, nehmenan der Gedenkveranstaltung teil. Der Prä-sident vertritt den Volksbund. q Erstmalsnach 45 Jahren findet die zentrale Gedenk- veranstaltung zum Volkstrauertag in Ber-lin statt. q Am 16. Dezember wird inMos kau das deutsch-russische Kriegsgrä-berabkommen unterzeichnet. Damit istdie rechtliche Grundlage geschaffen,künftig in Russland deutsche Soldaten-friedhöfe anzulegen und zu pflegen.Russland ist der erste Staat in Osteuropa,mit dem ein derartiges Abkommen ge-schlossen wird. Beide Seiten verpflichtensich damit, die Kriegsgräber des Vertrags -partners im eigenen Hoheitsgebiet zuschützen und das dauernde Ruherechtder Kriegstoten zu gewährleisten. „DieRegierung der Bundesrepublik Deutsch-land beauftragt den Volksbund mit dertechnischen Durchführung der Aufgabenin der Russischen Föderation, die sich ausdiesem Abkommen für die deutsche Seiteergeben.” (Artikel 8, Abs.1) Die russischeRegierung benennt ihrerseits den „Ver-band für internationale Zusammenarbeitbei der Pflege von Soldatengedenkstät-ten” als Beauftragten. q Bundes kanz-ler Kohl und Präsident Jelzin loben dieArbeit des Volksbun des, dessen Präsidentzur Unterzeichnung des Abkommens ein-geladen ist. q Bei einem Besuch des Wol-gograder Oberbürgermeisters Jurij V.Tschechow in Kassel verständigt mansich darauf, den ehe maligen Wehrmachts-friedhof in Rossoschka wieder herzustel-len und einen Kriegsgefangenen friedhofim Stadtgebiet auszubauen. q Die Bun-desregierung entspricht dem Wunsch desVolksbundes, die Gültigkeit des Gräber-gesetzes möglichst schnell auf die neuenBundesländer auszudehnen und es we -gen der besonderen Gegebenheiten zunovellieren. Die vom Volksbund gemach-ten Vorschläge werden über nommen, dasGesetz tritt am 1. Janu ar 1993 in Kraft. qDer Volksbundpräsident erhält für seinebesonderen Verdienste auf dem Gebiet derKriegsgräberfürsorge das Große Verdienst- kreuz des Verdienstordens der Bundesre-publik Deutschland. Damit wird gleich-zeitig das 40-jährige ehrenamtliche En ga-gement Hans-Otto Webers gewürdigt. n

1992

Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süßmuth empfängt die Teilnehmer des Internationalen Seminars des Volksbundes – Freunde und Fördererunserer Arbeit aus vielen Ländern in Ost und West.

Mit einer 45 Kilometer langen Lichterkette aus Fackeln, Lampions, Taschenlampen und Kerzen demonstrieren mehr als 500 000 Menschen in Berlin und 400 000 in München und Hamburg gegen Rassismus, Gewalt und Ausländerhass.

Willy Brandt, Altbundeskanzler und ehemaliger SPD-Vorsitzender,

stirbt im Alter von 78 Jahren.

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El Alamein, 50 Jahre danach –internationale Gedenkfeier an derdeutschen Kriegsgräberstätte für die4 313 Gefallenen aus beiden Welt-kriegen.

Einweihung des deutschen Soldaten -friedhofes in Zborov/SlowakischeRepublik (1 194 Kriegstote des Zwei-ten Weltkrieges) am 19. September.Die Anteilnahme der Bevölkerung istsehr groß.

Am 18. September wird der Friedhof in Przemysl/Polen(ca. 2 000 Soldaten des Ersten Weltkrieges), am 26. September der Friedhof in Celje/Slowenien (2 907 Kriegstote) eingeweiht.

Gründung des Landesverbandes Thüringen, Landtagspräsident Dr. Gottfried Müller (vorne rechts)wird zum Vorsitzenden gewählt.

Gedenkfeier 50 Jahre nach Ende derSchlacht von Stalingrad. Auch Vertre-ter des Volksbundes nehmen teil.

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Die Tschechoslowakei wird in dieStaaten Tschechien und Slowakische

Republik getrennt. q Mit Zustimmungvon 337 Abgeordneten bei 185 Gegen-stimmen und 13 Enthaltungen billigt derBundestag den Einsatz von deutschenSoldaten im Rahmen einer UN-Aktion imafrikanischen Somalia. q Mit Jahresbe-ginn treten die Regelungen für den Euro-päischen Binnenmarkt der zwölf EG-Staa -ten in Kraft. q Die Bundeswehr beteiligtsich an einer Luftbrücke nach Bosnien.Transportflugzeuge werfen Lebensmittelund Medikamente mit Fallschirmen ab. qDer russische Präsident Boris Jelzin schlägtden Putschversuch vom Reformgegnermit Hilfe regierungstreuer Truppen inMoskau nieder. Bei den ersten demokrati-schen Wahlen in Russland errei chen dieGegner des Reformkurses jedoch einenunerwartet hohen Stimmenanteil. q DerVertrag von Maastricht tritt am 1. No-vember nach seiner Ratifizierung durchalle zwölf Staaten der Europäischen Ge-meinschaft in Kraft. q Starke Regenfälle

lösen am Mississippi die schwerstenÜberschwemmungen in der Geschichteder USA aus. q In Berlin wird am Volks-trauertag die Neue Wache als zentrale Ge-denkstätte der Bundesrepublik Deutsch-land für die Opfer von Krieg und Gewalt-herrschaft eingeweiht. n

Der 1992 begonnene Wiederaufbaudes Umbettungsdienstes wird fort-

geführt. Über 50 deutsche und 150 aus-ländische Mitarbeiter sind in den meistenLändern Osteuropas im Einsatz. q Beieinem Arbeitsbesuch des Generalsekre-tärs in der russischen Stadt Jaroslawl am21. April wird die Herrichtung einesdeutschen Kriegsgefangenenfriedhofesvereinbart. q Die Unterzeichnung desRahmenvertrages über die Zusammenar-beit des Volksbundes mit dem russischenVer band für internationale Zusammenar-beit bei der Pflege von Soldatengedenk-stätten am 13. Mai schafft konkrete Vo -raussetzungen für die Arbeit des Volks-bundes in Russland. q Am 15. Mai wird

1993

Panzer vor dem Weißen Haus inMoskau, dem Sitz des russischenParlaments. Der Putschversuch scheitert, doch Boris Jelzin ist danach politisch angeschlagen.

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die deutsche Kriegsgräberstätte in Karls-bad – als dritte Anlage in der Tschechi-schen Republik – unter großer Beteili-gung der Bevölkerung eingeweiht. Am 4. und 5. September folgen die Kriegsgrä-berstätten Pärnu (Pernau) und Viljandi(Fellin) in Estland, am 1. und 2. Oktoberin Ungarn die Einweihungen der Solda-tenfriedhöfe Nagykanisza und Böhönye,am 16. Oktober die Einweihung des Sol-datenfriedhofes Krakau in Polen. q AufEinladung der slowenischen Regierung

verhandeln Präsi dent Weber und Gene-ralsekretär Dr. Holz vom 1. bis 4. Juniüber den Bau weiterer Soldatenfriedhöfe(Kranj und Ljubljana) in Slowenien. DerVorschlag des Volksbundes wird positivaufgenommen. q Im November legt derVorstand die Farbe der Volksbundfahneneu fest: An die Stelle des bisherigenschwarzen Untergrundes tritt die FarbeTürkis (Blaugrün). n

Über 3 000 Gäste aus Ungarn,Deutschland und Österreich nehmenin Ungarn am 1. und 2. Oktober ander Einweihung der Friedhöfe Bö-hönye und Nagykanisza teil. Hierruhen 2 080 bzw. 727 Gefallene des Zweiten Weltkrieges.

Einweihung in Karlsbad (KarlovyVary) am 15. Mai: Über 1 000 Gästebesuchen den Friedhof in Tschechien,auf dem 2 100 deutsche Soldatenund zivile Kriegsopfer bestattet sind.Ruth Feichtner, stellvertretende Präsi-dentin des Volksbundes, fordert inihrer Ansprache Tole ranz gegenüberAnderen und den Willen zur friedli-chen Konfliktlösung.

Seit 1953 helfen junge Leute demVolksbund in Lommel/Belgien bei derPflege der größten deutschen Kriegs-gräberstätte des Zweiten Weltkrieges.Im Eingangsgebäude des Friedhofeshat der Volksbund eine Jugendbegeg-nungsstätte geschaffen. Dort wer-den – wie schon in Ysselsteyn/Nie-derlande – Jugendgruppen undSchulklassen untergebracht und be-treut. Am 28. Oktober wird in Nie-derbronn/Frankreich der Grundsteinzu einer weiteren Jugendbegeg-nungsstätte gelegt.

Am 4. und 5. September werdenunter großer Beteiligung der Bevölke-rung die beiden ersten deutschenKriegsgräberstätten in Estland einge-weiht: Pärnu (Pernau, 960 Kriegstote)und Viljandi (Fellin, 945 Kriegstote).Präsident Hans-Otto Weber fordertdazu auf, dass jeder Einzelne durchmehr Menschlichkeit zum Frieden bei-tragen solle (rechts oben: Kranznie-derlegung am Denkmal für die Opferdes estnischen Befreiungskrieges).

16. Oktober: Einweihung des Solda-tenfriedhofes Krakau als vierte deut-sche Kriegsgräberstätte in Polen (3 095 Gefallene des Zweiten Welt-krieges).

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Ende des 18. Jahrhunderts gab es inBerlin 34 Wachlokale. Eine der Hauptwa-chen stand an der neuen Brücke auf demPlatz neben dem Zeughaus. Das Wachge-bäude machte damals einen herunterge-kommenen Eindruck. Nachdem der preu -ßische König, Friedrich Wilhelm III., dasdieser Hauptwache gegenüberliegendePalais bezogen hatte, beschloss er, diesenRaum würdig gestalten zu lassen, zumaldie Wache nunmehr seinem Schutz zudienen hatte. Ideenwettbewerbe wurden

veranstaltet, ihre Weiterführung aberscheiterte an den Folgen der preußischenNiederlage gegen Napoleon 1806/07.

Nach dem Sieg der Verbündeten 1815rückte der Plan eines Neubaues der Kö-nigswache wieder in den Vordergrund.Karl Friedrich Schinkel erhielt den Auf-trag, ein neues Wachgebäude zu entwer-fen und das Gelände neu zu gestalten.1816 lag sein Bauplan vor. Er sah einenHauptbau, aus dem zwei wuchtige Eck-türme hervorragen, und eine Vorhalle,die noch ein weiteres Stück zur Straßehinausragt, vor. 1818 war der Bau fertig-gestellt. Schinkel schloss mit diesem Bau-werk von europäischem Rang auf groß -artige Weise eine bis dahin bestehendeLücke in der vorhandenen Architektur.

Die Innenräume dienten den Zweckeneines Wachlokals. Bis zum Ende des Er-sten Weltkrieges wurde das Gebäudeauch so genutzt. Der Aufzug der Wachewar für die Berliner und für die Gäste eingern gesehenes Zeremoniell. Kaiser Wil-helm I. – so wird überliefert – beobachtete

Die Neue Wachein Berlin

Mit der Kranzniederlegung am Volks-trauertag 1993 wird die Neue Wachezentrale Mahn- und Gedenkstätte derBundesrepublik (großes Foto vonlinks: Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl,Bundestagspräsidentin Prof. Dr. RitaSüßmuth, Bundespräsident Dr. Ri-chard von Weiz säcker, Dr. HenningVoscherau, stellvertretender Bundes-ratspräsident, und Prof. Dr. RomanHerzog, Präsident des Bundesverfas-sungsgerichts).

Das Foto zeigt die Neue Wache inder Bundeshauptstadt Berlin.

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ihn aus dem historischen Eckfenster sei-nes Palais gegenüber. Offiziell hieß dasGebäude weiterhin Königswache, aberpopulär wurde nach der EinweihungNeue Wache.

Nach dem Ersten Weltkrieg entschieddie preußische Regierung, in diesem nunehe maligen Wachgebäude eine Gedächt-nisstätte für die Gefallenen des Weltkrie-ges einzurichten. Der hiermit betrauteArchitekt Heinrich Tessenow beseitigtedie fünf großen Fensteröffnungen in derRückwand der Vorhalle und ersetzte siedurch drei Portale. Die Fensternischen anden Seiten wurden mit Rathenower Back-stein zugemauert, blieben aber als Blend-nischen erhalten. Auf jedes dekorativeBeiwerk wurde verzichtet.

Ein Block aus dunklem schwedischenGranit unter einer Lichtöffnung bildeteden Höhe- und Mittelpunkt. Auf demStein ruhte ein Kranz aus 235 silbernenund goldenen Eichenblättern, eine Schöp-fung des Berliner Bildhauers Prof. Lud-wig Gies. Am 8. Juni 1931 wurde die

Neue Wache als Ehrenmal für die Opferdes Weltkrieges in Anwesenheit desReichspräsidenten Paul von Hindenburgeingeweiht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die NeueWache schwer beschädigt. In den 50erund 60er Jahren wurde das in Ostberlingelegene Bauwerk wiederhergestellt und1969 eingeweiht. Hinter den Gräbern ei -nes Unbekannten Soldaten und eines Un-bekannten Widerstandskämpfers branntenun in einem gläsernen Sarkophag eineEwige Flamme. An den Seitenwändenwurde die Inschrift „Den Op fern des Fa-schismus und Militarismus” angebracht.Das Staatswappen der DDR an der Rück-wand des Innenraumes ist nach dem Un-tergang dieses Staates und der Wieder -vereinigung entfernt worden.

Es mehrten sich die Stimmen, die eineWiederherstellung der Neuen Wache alsGedenkstätte für die Opfer der Kriegeund Gewaltherrschaft – in ursprünglicherGestalt – forderten. Besonders der Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ver-trat diese Forderung mit Nachdruck.

Im Januar 1993 hat die Bundesregie-rung mit Zustimmung der Parlaments-ausschüs se entschieden, die Neue Wacheals zentrale Gedenkstätte der Bundesre-publik Deutschland umzugestalten. DieArbeiten konnten zum Volkstrauertag am14. November 1993 abgeschlossen werden.

Heute empfängt den Besucher ein nachhistorischem Vorbild innen wie au ßen re-noviertes Gebäude. Anstelle des Eichen- kranzes steht eine Skulptur, die KätheKollwitz 1937/38 in Erinnerung an ihrenin Flandern gefallenen Sohn schuf unddie sie „Trauernde Mutter mit totemSohn” benannte. Die Original-Skulpturist 38 cm hoch. Für die Neue Wache wur -de sie im Einverständnis mit den Erbenauf 1,52 Meter vergrößert. Diese Arbeitwurde von Harald Haacke ausgeführt.Vor der Plastik befindet sich, in den Bo -den eingelassen, die Inschrift „Den Op-fern von Krieg und Gewaltherrschaft.“ n

Die Neue Wache in Berlin im Wandel der Zeit:

1829 • 1880 • 1931 • 1945 • 19691994 (linke Seite, Bild oben)

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19 Wahlen – zum Europaparlament,zum Bundestag, zu Landtagen und

Kommunalvertretungen – machen das Jahrfür die Deutschen zum „Superwahljahr.“q Die britische Königin Elizabeth II. undder französische Staatspräsident FrançoisMitterand eröffnen den Tunnel unter demÄrmelkanal. q Trotz des Abbruchs derserbischen Belagerung Sarajewos geht derBürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina ananderer Stelle weiter. Die Vereinten Na-tionen sind trotz Luftangriffen der NATO

machtlos. q Auch im Jemen bricht einBürgerkrieg aus. n1994

Die Palästinenser im Gazastreifenund in Jericho erhalten vom Staat

Israel das Recht zur Selbstver-waltung. Nach den ersten freien,

geheimen und gleichen Wahlen inSüdafrika wird der Führer des

ANC (African National Congress),Nelson Mandela, am 10. Mai als

Staatspräsident vereidigt.

Prof. Dr. Roman Herzog wird am 23. Mai zum Bundespräsidenten gewählt. Er war vorher Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Im ostafrikanischen Ruanda beginntim April ein Bürgerkrieg. In wenigenWochen kommen durch unvorstell-bare Greueltaten Hunderttausendevon Menschen ums Leben, Hundert-tausende fliehen in die Nachbarlän-der. Das Elend in den riesigenFlüchtlingslagern ist unbeschreiblich.

Bei einem Staatsbesuch sprichtStaatspräsident Boris Jelzin von einer historischen Aussöhnung

zwischen Russen und Deutschen. Die letzten noch in Deutschland

verbliebenen russischen Streitkräfteverlassen im Herbst Deutschland.

D-Day Jahretag: Zehntausende Besu-cher, darunter viele alliierte Kriegs-

veteranen und Staatsoberhäupter von 13 Ländern, feiern am 4. Juni in der Normandie den Erfolg der alliierten Landung vor 50 Jahren.

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Marschall Viktor Kulikow, Beraterim russischen Verteidigungsministe-

rium und Vorsitzender des Veteranenver-bandes, verspricht besseren Schutz derdeutschen Kriegsgräber vor Plünderun-gen. q Die deutsch-polnische Stiftung Pamiec (Gedenken) mit Sitz in Warschauwird zukünftig dabei helfen, die von derdeutsch-polnischen Kriegsgräberkommis-sion getroffenen Entscheidungen in Polenin die Tat umzusetzen. Präsidentin deram 17. März gegründeten Stiftung wirdIzabela Gutfeter, vormals Generalsekretä-rin des Polnischen Roten Kreuzes. Gene-ralsekretär Dr. Gerhard Holz ist Vorsit zen -der des Stiftungsrates. q Der Volksbundtrifft am 25. April – noch vor der Unter-zeichnung eines deutsch-ungarischenKriegsgräberabkommens – eine Vereinba-rung mit dem ungarischen Verteidigungs-ministerium zur Zusammenarbeit in allenFragen der Kriegsgräberfürsorge. q DieBundesregierung kündigt Regelungen an,die den Abschluss zukünftiger Kriegsgrä-berabkommen vereinfachen sollen. Bun-desfinanzminister Dr. Theodor Waigelverspricht dem Volksbund die Hilfe derBundesregierung bei der Lösung der Auf-gaben im Osten. q Die Veranstaltung desVolksbundes am 11. Mai in Potsdam an-lässlich seiner Gründung vor 75 Jahrensteht unter dem Motto „Aus der Vergan-genheit für die Zukunft lernen.“ 600 Gästenehmen teil: Unter ihnen sind Bundes-tagsvizepräsident Helmuth Becker, Bun-desministerin Hannelore Rönsch, Bran -denburgs Ministerpräsident Dr. ManfredStolpe und Vertreter von neun ausländi-

schen Gräberdiensten. Präsident Weberdankt allen Menschen und Institutionenim In- und Ausland, die dem Volksbundbei seiner Arbeit geholfen haben und im -mer noch helfen. Dr. Manfred Rommel,Oberbürgermeister von Stuttgart und Präsident des Deutschen Städtetages,dankt dem Volksbund in seiner Gedenk-ansprache für sein humanitäres Wirken.Die ers te Ausgabe dieses Gedenkbuchserscheint. q Die Gedenkstunde desVolks bundes in La Cambe anlässlich deralliierten Landung in der Normandie, ander Repräsentanten aus England, Frank-reich und Deutschland teilnehmen, stehtunter dem Motto der Versöhnung. Ge-meinsame Gedenkfeiern gibt es zwarnicht, aber viele Kriegsteilneh mer geden-ken bei ihren Besuchen auf den Soldaten-friedhöfen auch der gefallenen Gegner. qBundespräsident Prof. Dr. Ro man Herzogübernimmt die Schirmherr chaft über denVolksbund. q Angehörige können jetztauch Gräber auf Kriegs gräberstätten inUngarn, Tschechien und der Slowaki-schen Republik schmücken lassen. q InPosen/Polen, Presov und Hu menné/Slo-wakische Republik, Olaine/Lettland, Foc-sani/Rumänien und Rjasan/Russlandwerden Kriegsgräberstätten eingeweiht.q Die vierte Jugendbegegnungsstätte desVolksbundes wird in Niederbronn-les-Bains/Frankreich eingeweiht. q Die zen-trale Gedenkfeier zum Volkstrauertagfindet im Berliner Dom statt. PfarrerFriedrich Schorlemmer aus Wittenberg for- dert dazu auf, Konflikte zu überwindenund Vorsorge für den Frieden zu treffen. n

Sondermarke der Bundespost zum 75-jährigen Bestehen des Volksbundes.

Am 29. April wird in Rossoschka bei Wolgo-grad der Grundstein des Sammelfriedhofes fürdie zwischen Don und Wolga gefallenen deut-

schen Soldaten gelegt. Gegen den Bau deut-scher Kriegsgräberstätten in Russland regt sich

zunehmend Widerstand, vor allem in Kreisenrussischer Kriegsveteranen und Kommunisten.

50 Jahre nach der Schlacht vonMonte Cassino – eine Frau ausDeutschland am Grab ihres gefalle-nen Mannes. An der Veranstaltungdes Bundes Deutscher Fallschirmjägeram 16. Mai nehmen ehemalige Sol-daten aus acht Nationen teil und ge-denken gemeinsam mit über 600deutschen Familienangehörigen derGefallenen.

Kranzniederlegung in Potsdam anlässlich des75-jährigen Bestehens des Volksbundes.

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Freie Fahrt ohne Passkontrolle gibt eszwischen den Unterzeichnerstaaten

des Schengener Abkommens Deutsch-land, Frankreich, den Benelux-Staaten,Spanien und Portugal. q Trotz massiverProteste und Blockadeaktionen wirdAtom müll in Castorbehältern mit einemZug in das Atommüll-ZwischenlagerGorleben gebracht. q Zum 50. Jahrestagdes Kriegsendes in Europa gibt es Ge-denkfeiern in vielen Ländern. q MassiveProteste von Umweltschützern und Tank-stellenboykotts führen zum Verzicht desShell-Konzerns auf die geplante Versen-kung der ausgedienten Ölbohrinsel BrentSpar im Nordatlantik. q Der Bundestagbilligt den Vorschlag der Bundesregie-rung, 1 500 deutsche Soldaten zum Schutzdes internationalen Einsatzverbandesnach Ex-Jugoslawien zu verlegen – dererste militärische Einsatz deutscher Sol-daten im Ausland in der Geschichte derBundesrepublik. q Im Friedenspark vonHiroshima gedenken 60 000 Menschender Opfer des Atombombeneinsatzes vor

50 Jahren. q Mehr als fünf Millionen Menschen besuchen den durch den „Ver-packungskünstler“ Christo verhülltenReichstag in Berlin. q Der israelische Mi-nisterpräsident Yitzhak Rabin wird durcheinen rechtsradikalen israelischen Studen-ten ermordet. Das israelisch-palästinensi-sche Abkommen über den Abzug der is-raelischen Armee aus dem Westjordan-land und die Abhaltung freier Wahlen füreine palästinensische Regierungsbehördewird unterzeichnet. q Nach verschärfteminternationalen Druck und militärischerIntervention endet der Krieg in Bosnien.Am 14. Dezember wird in Paris das inDayton/USA paraphierte Abkommenüber die Beendigung des Krieges (Day-ton-Abkommen) unterzeichnet. In vierJahren sollen rund 250 000 Menschenums Leben gekommen sein. Viele Flücht-linge können nicht in ihre zerstörten odervon anderen Volksgruppen besetztenHeimatorte zurückkehren. n

1995

Die damalige Bundesumweltministe-rin Angela Merkel besucht das Atom-müllendlager in Gorleben. Zeitgleichdemonstrieren tausende Gegner derAtomenergie.

Große Verwüstung: Vor allem dasGebiet um die japanische Stadt Kobewird schwer von den verheerendenFolgen des Erdbebens betroffen.

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Der Volksbund betreut in 34 Ländern459 Friedhöfe mit den Gräbern von

rund 1,6 Millionen Kriegstoten; 127 davonliegen in Ländern des früheren Ostblocks.Der Schwerpunkt der Bautätigkeit liegt inPolen, Russland, der Tschechischen Repu-blik und Ungarn. q Fol gen de deutscheKriegsgräberstätten im Osten werden öf-fentlich eingeweiht: Sopron (22.7.), Szeged(15.9.) und Veszprem (16.9.) in Ungarn;Germau in Russland (Ostpreußen) am20.8.; Przemysl in Polen (7.10.); Hunkovcein der Slowakischen Republik (8.10.). qDer Umbettungsdienst arbeitet in 14 Län-dern des ehemaligen Ostblocks. Die Mit-arbeiter bergen die Gebeine von 29 035 Ge- fallenen; 21 562 Ge fallene können endgül-tig bestattet werden. Durchschnittlich dieHälfte der geborgenen Kriegstoten kannidentifiziert werden. q Erstmals helfenSoldaten der Bundeswehr dem Volksbundbei der Herrichtung eines deutschen Sol-datenfriedhofes in einem Land des ehe-maligen Ost blocks: 29 Soldaten des Jäger-bataillons 101 aus Pfullendorf sind für

drei Wochen auf dem SoldatenfriedhofVeszprém in Ungarn mit der Aufstellungvon Grabzeichen und Pflanzarbeiten be-schäftigt. q Bei einer Gedenkveranstal-tung in Marienbad (Mariánské Lázně/Tschechische Republik) würdigt derVolksbund das Entgegenkommen derStadt. Die Stadtverordnetenversammlunghatte dem Wunsch des Volksbundes zu-gestimmt, auf der dort bestehendenKriegsgräberstätte 2 000 deutsche Gefal-lene aus West- und Nordböhmen einzu-betten, die ursprünglich in Eger (Cheb/Tschechische Republik) bestattet werdensollten. q Zum ersten Mal nach 1971 er-hält eine Reisegruppe des Volksbundes dieGenehmigung zum Besuch der deutschenKriegs gräberstätte Tobruk/Libyen. n

Zum 50. Jahrestag des Kriegsendesin Europa ruft der Volksbund die

Aktion Ginkgo ins Leben. Auf Kriegs-gräberstätten wie hier in Lommel, aufSchulgeländen, in Parks und an Stra-ßen werden Ginkgo-Bäume als Sym-bol der Erinnerung und der Hoffnung

auf Frieden gepflanzt. Vor allemSchulen beteiligen sich an der Aktion.

Freundlicher Empfang: Die Kinderdes Friedhofverwalters der deutschenKriegsgräberstätte Tobruk in Libyenbegrüßen die Teilnehmer der erstenVolksbund-Reisegruppe.

Die Planung für den SammelfriedhofRossoschka bei Wolgograd ist weit-gehend abgeschlossen. Die erstenGefallenen von Stalingrad werden imHerbst auf dem Gelände eingebettet.

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Der 8. Mai 1945 bedeutet für die mei-sten Menschen in Deutschland das Endevon Krieg, Gewalt und Angst. Das vor-herrschende Gefühl war Erleichterungüber das Ende des massenhaften gewalt-samen Sterbens. Doch für MillionenDeutsche in Ostdeutschland, Ost- undSüdosteuropa setzte sich das Leid nochschlimmer fort.

Auf der Flucht vor den herannahen-den sowjetischen Armeen über Land undSee waren unzählige Menschen ums Le-ben gekommen. Nun begann die gewalt-same Vertreibung aus der Heimat – schonvor dem Beschluss der Alliierten zur„Überführung der deutschen Bevölke-rung oder Bestandteile derselben, die inPolen, der Tschechoslowakei und Ungarnzurückgeblieben sind, ... in ordnungsge-mäßer und humaner Weise“ (nie dergelegtim Potsdamer Protokoll vom 2. August1945). Besonders schlimme Auswüchsegab es im Jahr 1945 in Polen, Jugoslawienund der Tschechoslowakei (Sudetenge-biet). Hier wurden Hunderttausende un-

ter katastrophalen sanitären Verhältnissenin überfüllten Lagern festgehalten; einehohe Todesrate war die Folge. In zweiVertreibungswellen 1945 und 1946 wur-den zum Beispiel über 2,5 Millionen Su-detendeutsche zum Verlassen der Heimatgezwungen.

Auch die Internierung deutscher Zi-vilpersonen in Lagern in der sowjetischbesetzten Zone Deutschlands (SBZ) unddie Verschleppung zur Zwangsarbeit indie Sowjetunion forderte viele Opfer. DieZahl der Opfer von Flucht, Vertreibungund Deportation lässt sich nicht genaubestimmen. Allein der Vertreibung fie-len nach Schätzungen zwischen 1,7 und 2,8 Millionen Menschen zum Opfer. IhreGräber sind in unzähligen Fällen unbe-kannt. Niemand hat sie zählen können,viele Zeitzeugen, die sie vielleicht nochlokalisieren könnten, leben nicht mehr.Dennoch werden heute viele Einzel- undMassengräber von Ziviltoten entdeckt. n

Fluchtund Vertreibung

Bei Bauarbeiten nahe der histori-schen Marienburg (Malbork/Polen)wird Ende 2008 ein Massengrab mit2 116 Ziviltoten entdeckt. Der Volks-bund bestattet sie im August 2009auf dem Sammelfriedhof in Neumark(Stare Czarnowo/Polen).

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„Wie viele starben? Wer kennt die Zahl?An Deinen Wunden sieht man die Qual derNamenlosen, die hier verbrannt im Hoellen-feuer aus Menschenhand.“

Diese Inschrift auf dem Gedenksteindes Dresdener Heidefriedhofes erinnertan die Opfer des Bombenkrieges, der mitdem alliierten Angriff auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 einen schreckli-chen Höhepunkt fand. Rund eine halbeMillion Menschen verlor in Deutschlanddurch die Tages- und Nachtangriffe derBriten und Amerikaner das Leben.

Die meisten Angriffe richteten sichgegen die deutsche Zivilbevölkerung und ihre Wohnungen – aber auch unzäh-lige Kriegsgefangene und ausländischeZwangsarbeiter fielen den Bomben zumOpfer.

Erst als in den letzten Kriegsmonatenverstärkt Verkehrsverbindungen und An -lagen der Treibstoffproduktion bombar-diert wurden, zeigte sich eine kriegsver-kürzende Wirkung.

Es soll nicht vergessen werden, dassauch durch deutsche Bomben- und Rake-tenangriffe viele tausende Menschen umsLeben kamen und die Besatzungen deralliierten Flugzeuge durch die deutscheAbwehr schwere Verluste erlitten.

Die Gräber der Bombenopfer werdenwie die Soldatengräber dauerhaft erhal-ten. Gibt es eine eindringlichere Mahnungzum Frieden als die Gräber unschuldigerFrauen und Kinder, die in den Feuerstür-men ums Leben kamen? n

Opfer desBombenkrieges

217

Die Opfer der Bombenangriffe sind unvergessen. Tausende Bürger stellen in

Dresden an jedem 13. Februar – Jahrestagdes britischen Bombenangriffs 1945 – vor

der Ruine der Frauenkirche Kerzen auf.Mahnmale erinnern in vielen deutschen

Städten (rechts: Pforzheim) daran, dass der„moderne Krieg“ niemanden verschont.

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218

François Mitterrand, ehemaliger fran-zösischer Staatspräsident, stirbt. q

350 Tschetschenen nehmen über 2 000 Gei-seln in der Stadt Kisljar; 165 Geiseln neh-men sie später mit in das Dorf Perwomais-koje. Bei der blutigen Beendigung der Gei-selnahme durch russisches Militär kom-men auch viele der Geiseln ums Leben. qVor der Küste der Dominikanischen Re-publik stürzt eine Chartermaschine ab.Unter den 189 Todesopfern befinden sich164 deutsche Urlauber. q Weit über vierMillionen Menschen in Deutsch land sindarbeitslos (Stand 29.2.: 4 270 426). q Diebritische Regierung räumt die Möglich-keit der Übertragung der RinderseucheBSE auf den Menschen ein. Deutschlandstoppt daraufhin den Import britischenRindfleisches. q Die Mehrheit der Bevöl-kerung Brandenburgs lehnt den Zusam-menschluss mit Berlin zu einem Bundes-land ab. q Der Bundestag verabschiedetdas neue Ladenschlussgesetz, das längereÖffnungs zeiten der Geschäfte erlaubt. qDer im Osten Zaires ausbrechende Bür-gerkrieg treibt eine Million Menschen(die meisten davon Flüchtlinge aus Ru-anda) in die Flucht; Mitte November keh-ren rund 500 000 Ruander in ihre Heimatzurück. q Nach einer geschickten Werbe-kampagne für die neu ausgegebene Tele-kom-Aktie werden viele Menschen inDeutschland erstmals zu Aktionären;dennoch sehen vier von fünf Bundesbür-gern Aktien als unsichere Geldanlage an.q Die Staats- und Regierungschefs derEuropäischen Union einigen sich über dieVoraussetzungen für die Einführung der

gemeinsamen Europawährung Euro. qNach langen Verhandlungen wird diedeutsch-tschechi sche Erklärung durch die Außenminister der beiden Länder pa-raphiert; aber im mer noch gibt es Vorbe-halte vor allem seitens tschechischer Kom -munisten und der SudetendeutschenLandsmannschaft. n

1996

Tierischer Protest: Wegen des Preis-verfalls von Rindfleisch durch dieBSE-Krise treiben französische Bau-ern ihre Herden bis ins Zentrum derHauptstadt.

Europameister: Die deutsche Fußball-National-mannschaft gewinnt das Endspiel in Londongegen das tschechische Team mit 2:1.

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219

In Ost- und Südosteuropa werdenfolgende Soldatenfriedhöfe einge-

weiht: Zagreb-Vrapce und Zagreb-Miro-goj in Kroatien (11.5.); Insterburg (6.7.)und Fischhausen (7.7.) im russischen TeilOstpreußens; Kuressaare (Arensburg) aufder estnischen Insel Saaremaa (Ösel; 20.7.);Iasi in Rumänien (21.9.); Nowgorod inRussland (21.9.); Mlawka in Polen (5.9.).Im russischen Kronstadt wird ein Gedenk-stein für 46 deutsche und sowjetische Ma-rinesoldaten enthüllt, die dort 1944 fielen.q Die Mitarbeiter des Umbettungsdienstesbergen in elf Ländern die Gebeine von 37 282 Gefallenen; 54 040 Tote werden aufSammelfriedhöfen bestattet. q In den Län-dern des ehemaligen Ostblocks finden 23,im westlichen Ausland 40, in Deutsch-land 14 Jugendlager statt. 3 207 Jugendli-che aus 22 Ländern nehmen teil. 117 Grup-pen mit 2 929 Jugendlichen und anderenTeilnehmern nutzen die vier Jugendbe-gegnungsstätten des Volksbundes. q In72 Arbeitseinsätzen helfen 1 096 Soldatenund Reservisten der Bundeswehr dem

Volksbund bei der Instandsetzung undder Pflege von Soldatenfriedhöfen im In-und Ausland. q An der Informationsver-anstaltung des Volksbundes in Narwa/Estland (24.-25.5.) nehmen 90 Personenaus dem ganzen Land teil. Trotz kontro-verser Diskussion stößt das Bestreben des Volksbundes, Sammelfriedhöfe für die deutschen Kriegstoten anzulegen, auf Verständnis. q Am 26. September werden gegenüber der deutschen Kriegsgräber-stätte La Cambe das neue Informations-zentrum und der Friedenspark eröffnet.q Der nordrhein-westfälische Minister-präsident Johannes Rau fordert in seinerGedenkrede in Berlin dazu auf, den Volks-trauertag als Gedenktag für Menschen- rechte und Menschenwürde zu verstehen.q Am 31.12. gehören dem Volksbund 271 790 Mitglieder an. 11 230 ehrenamtli-che Mitglieder engagieren sich für dieKriegsgräberfürsorge. Über eine MillionBürger hilft regelmäßig oder gelegentlichmit Spenden. n

Bundeskanzler Helmut Kohl legt auf der deutschenKriegsgräberstätte bei Kiew einen Kranz nieder. Erstauf seine Intervention hin konnte nach langer Verzö-gerung mit dem Bau des Sammelfriedhofs begonnen werden.

Grundsteinlegung für den letzten deutschen Solda-tenfriedhof in Ungarn, Budaörs (westlich von Buda-pest). Hier sollen einmal rund 5 000 ungarische und 10 000 deutsche Gefallene ruhen.

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220

Weit über 100 000 Menschen starbenim Sommer 1944 während der Kämp-

fe nach der alliierten Landung in der Nor -mandie – Amerikaner, Briten, Deutsche,Franzosen, Kanadier, Polen und Ange hö-rige vieler anderer Nationen. Min destens14 000 französische Zivil personen fielenden Kämpfen, vor allem den schweren alliierten Bombenan griffen, zum Opfer.Ausstellungen, Denkmäler, Bücher, Post-karten, Filme und Souvenirs vielfältigsterArt erinnern an das Kriegs ge schehen inder Normandie. Die Ausstellung im In-forma tionszentrum am deutschen Solda-tenfriedhof La Cambe stellt weder dieSchlachten noch die Kriegswaffen in denVordergrund. Sie verherrlicht keine mili -tä ri schen Leistungen und erklärt keine(mi li tärischen) Tragödien. Vielmehr zeigtsie an Beispielen, was der Krieg damalsden Menschen antat – den Soldaten allerbeteiligten Länder, der französischen Zi-vilbevölkerung. Sie zeigt Schicksale undlässt Menschen zu Wort kom men. Siezeigt die schrecklichen Folgen des Krie-ges – doch den Bildern von Tod, Zerstö-rung und Kriegsgräbern stehenhoffnungs - volle Beispiele der Versöhnung, Verstän-digung und Freundschaft gegen über.

Am 21. September 1996, dem Tag derEröffnung der Ausstellung, wurden dieersten 21 Bäume des Friedensparks vonLa Cambe ge pflanzt. Mit der Idee desFriedensparks und der Übernahme einerSpende von 250 Euro für eine Baumpa-tenschaft setzen die Spender ein lebendi-ges Zeichen für den Frieden. Zu den

ersten Baumspendern gehörten der da-malige Präsident des Volksbundes, Hans- Otto Weber, der für die französischenKriegs teilnehmer und Kriegsopfer zu- stän dige Minister Pierre Pasquini und diemiteinander verschwis terten deutschenund französischen Gemeinden Oberarn-bach – La Cambe, Kindsbach – Grand-camp-Maisy und Weilerbach – Isigny-sur-Mer. Schilder an den Bäumen enthaltendie jeweiligen Widmungen der Paten.

Im Jahr 2009 wachsen im Friedenspark1 217 Ahornbäume und gestalten nach- haltig das Gelände um den deutschenSoldatenfriedhof. Dieses Projekt, dessenschneller und großer Erfolg alle Beteilig-ten überrascht hat, ist ab ge schlos sen. Dadie Idee des Friedensparks bei den Freun-den und Förderern des Volksbundes imIn- und Ausland sehr großen Anklang ge-funden hat und in Frankreich alle Baum-patenschaften vergeben sind, hat derVolksbund neue Projekte begonnen.

1998 werden Friedensparks in Buda -örs nahe der ungarischen Hauptstadt Bu -dapest und Groß-Nädlitz (Nadolice Wiel -kie) bei Breslau in Polen eröffnet. Dortentstehen große Sammelfriedhöfe.

Im September 2000 wird der große Sol -datenfriedhof St. Petersburg-Sologubow-ka der Öffentlichkeit übergeben. Auchhier wachsen Bäume für den Frieden. n

La CambeKriegsgräberstätteund Friedenspark

Die ersten 21 Setzlinge des Friedens-parks von La Cambe (Foto unten)werden 1996 gepflanzt.

Über zwei Jahrzehnte später ist ausihnen eine stattliche Allee zum Spa-zieren und Verweilen entstanden(Foto rechts).

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Seit Anfang der 90er Jahre kümmertsich der Volks bund auch in Polen

um die deutschen Kriegs gräber. Über 850 000 deutsche Soldaten ver loren in denbeiden Weltkriegen im heu tigen polni-schen Staatsgebiet ihr Leben. Die alte Festungsstadt Breslau (Wroclaw/Polen),da mals fast voll stän dig zerstört, ist zumTeil in alter Schön heit wieder entstan denund lädt zum Besuch ein.

An die Opfer des Krieges erinnernDenkmäler und Solda ten fried höfe.

Nur etwa 15 Kilometer von der Stadtentfernt hat der Volksbund in Groß-Näd-litz (Nadolice Wiel kie) auf einem überdrei Hektar großen Gelände einen Sam-melfriedhof für etwa 18 000 Gefallene an-gelegt. Hier werden alle in Nie der schle - sien noch zu bergenden Opfer ihre end- gül tige Ruhestätte erhalten.

Bei der Planung des Friedhofes wurdedie Idee für einen Friedenspark in die Ge-staltung übernommen. Die Begrünungder Anlage erfolgte unter anderem mitüber 600 Laubbäumen (Ahorn, Eiche undEber esche). Jeder Baum hat einen Paten,der für die Pflanzung einen Betrag von250 Euro gespendet und da mit auch ei -nen Beitrag zur Gestaltung des Friedho-fes geleistet hat. Alle Bäume tragen Pla-ketten mit einer Nummer und dem Na-men des Spenders. Im Eingangs gebäude,in dem eine kleine Ausstel lung über dieAufgaben und Ziele des Volksbundes in-formiert, liegen Bücher mit Namen undDaten der bereits identifizierten Gefalle- nen sowie der Baumpaten aus.

Im Sommer 1999 wurde an der Zu- fahrtsstraße zum Friedhof und Friedens-park ein Sport- und Spielplatz für die Kin -der des Dorfes eingerichtet. Dies ermög-lichten Extra-Spenden der Freunde undFörderer des Volksbundes.

Im Rahmen eines Arbeitseinsatzes derBundeswehr und unter fachlicher An lei-tung des Herstellers wurden die Spielge-räte aufgebaut, die sogleich mit großerFreude von den Kindern in Beschlag ge -nommen wurden. n

Groß-Nädlitz(Nadolice Wielkie)Kriegsgräberstätteund Friedenspark

Am 9. Oktober 1998 wird mit derPflanzung der ersten 48 Friedens-

bäume der Friedenspark Groß-Nädlitz (Nadolice Wielkie) eröffnet.

Der Bauplan des Volksbundes machtes deutlich – über 600 Bäume umge-ben die Gräber der Soldaten desZweiten Weltkrieges.

Informationsgebäude Eingang

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222

Im Westen von Budapest, am Randeder Budaer Berge, eingebettet in ein

Landschaftsschutzgebiet, ist zwischenden Vororten Budaörs und Budakeszi einwichtiges Zeugnis deutsch-ungarischerGeschichte entstanden.

Auf einem etwa sechs Hektar großenGelände hat der Volksbund die größteKriegsgräberstätte für deutsche und un -garische Opfer des Zweiten Weltkriegesin Ungarn angelegt.

Kriegstote beider Länder bettet derVolksbund aus dem Bereich östlich derDonau hierher. Insgesamt werden etwa12 000 deutsche und 5 000 unga rische Ge-fallene in Budaörs ihre endgültige Ruhe-stätte bekommen. Das Gelände stellte derungarische Staat zur Verfügung.

Eine Ausstellung im Hauptgebäudeder Anlage gibt in deutscher, ungarischerund englischer Sprache einen Überblicküber die damalige Kriegssituation, überdie Aufgaben und Ziele, die der Volks-bund mit dem Bau dieser Kriegsgräber-stätte verbindet, und sie zeigt einzelneSchick sale von Menschen, die zu Opferndes Krieges wurden.

In die Gesamtkonzeption der Anlagewurde die Idee eines Friedensparks ein-bezogen. Die gepflanzten Bäume (Feld -ahorn, Spitz ahorn, Mehlbeere und Hain-buche) bilden einen grünen Gürtel umdie Gräberflächen und verbinden soFried hof und Natur. Alle Bäume, für dieje 250 Euro gespendet wurden, tragenNamensplaketten der Baumpaten.

Die Idee und Ausführung wurde vomungarischen Ministerium für Landwirt-schaft und Regional entwick lung mit demPreis „Pro Architectura“ gewürdigt.

Im April 2000 konnte nach lediglichsieben Monaten Bauzeit das neue Pflege-und Lagergebäude neben dem Informati-onsgebäude eröffnet werden. Dies ver-dankt der Volksbund einer außerordent-lich großzügigen Spende der FamilieKraus. n

Budaörs –deutsch-ungarischeKriegsgräberstätteund Friedenspark

Am 24. Oktober 1998 wurde der Friedens-park Budaörs mit der Pflanzung der ersten58 Friedensbäume eröffnet.

Nähere Informationen zu den Frie-dens parks gibt es auch im Internetunter www.friedenspark.de.

Maria Lauber, geb. Kraus (=) spendete sieben Bäume im Friedens-park. Ihre Familie finanzierte denBau des Pflege- und Lagergebäudes.

Informations -gebäude

Pflege- und Lagergebäude

Hochkreuz

Einfahrt

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Der Volksbund erhielt für den Bauder Kriegs gräberstätte ein etwa fünf

Hektar großes Ge lände auf kirchen eige-nem Grund in der Ortschaft Sologubowka(Ortsteil Lezje) zugewiesen.

Das Projekt gliedert sich in drei Teilbe-reiche: den Friedhof als Ort der Erinne-rung und Mahnung, den Friedenspark alsSymbol für das Wachsen des Friedens zwi- schen den Menschen und die Wiederher-stellung der alten russisch-orthodoxenKirche als Symbol der Versöhnung.

Am 9. September 2000 wurde derFriedhof unter Beteiligung von Angehöri-gen und der ortsansässigen Bevölkerungder Öffentlichkeit übergeben. Mit Ab-schluss der Zubettungen werden hiereinst 80 000 deutsche Kriegstote bestattetsein. St. Petersburg-Sologubowka wirddamit zur weltweit größten deutschenKriegs gräberstätte.

Die Bäume im Friedenspark sind mitNummern gekennzeichnet. Die Liste derBaumpaten wird im Gedenk- und Aus-stellungsraum der Kirche ausgelegt. n

Pflegepatenschaft für einen BaumZusätzlich zu den Patenschaften für Friedensbäume bietet derVolksbund auch Pflegepatenschaften für Bäume auf anderenKriegsgräber stätten an. Für den Zeitraum von fünf Jahren beträgtdie Spendenhöhe 250 Euro bzw. für zehn Jahre 500 Euro. So kön-nen die Pflege des Baumes und der Erhalt der Kriegsgräberstätteunterstützt werden.

St. Petersburg-SologubowkaKriegsgräberstätteund Friedenspark

Der Friedenspark wurde am 9. September 2000 mit der Pflanzung der ersten drei Bäume eröffnet.

Hochkreuz und Gedenkstein derKriegsgräberstätte Sologubowka(Foto links).

Die renovierte russisch-orthodoxeKirche – Symbol der Versöhnung(Foto links unten).

Hochkreuz

Friedenspark

Kirche

Glockenturm

Eingang

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Im afrikanischen Zaire endet der sie-benmonatige Bürgerkrieg mit dem

Sieg der Rebellen unter Laurent-DésiréKabila. Das Land wird in „DemokratischeRepublik Kongo“ umbenannt, Kabila re-giert aber praktisch als Diktator. q Diedeutsche Bevölkerung wird durch dieDis kussion um die Sicherheit der Rentenzunehmend verunsichert. q Parlamentund Föderationsrat Russlands verweigerntrotz Einspruch von Präsident Jelzin dieRückgabe der Beutekunst an Deutsch-

land. q Nach 165 Jahren fällt Hongkongan China zurück, das mit sofortiger Wir-kung die Bürgerrechte einschränkt. DieStationierung chinesischer Truppen in derSonderwirtschafts zone stößt auf interna-tionale Kritik. q Den Friedens nobelpreiserhält die Anti-Landminen-Kam pag ne,die 1992 von amerikanischen Vietnamve-teranen ins Leben gerufen wurde. q DieAusstellung „Vernichtungskrieg – Verbre-chen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ führtzu heftigen Kontroversen. n

1997

Am 31. August stirbt die britischePrinzessin Diana an den Folgen einesAutounfalls. Mit einer ergreifendenTrauerfeier in der Londoner Westmin-ster Abbey nimmt die Welt sechsTage später Abschied.

Eine Hochwasserkatastrophe an derOder mit Schäden in Deutsch land,Tschechien und Polen löst eine Welleder Hilfsbereitschaft aus.

Im Alter von 87 Jahren stirbt die als „Engel der Armen“ verehrte Ordensgründerin und Friedens-nobelpreisträgerin Mutter Teresa im indischen Kalkutta.

Page 225: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Die im Mai 1995 gestartete gemein- same Aktion von Volksbund und

DRK-Suchdienst ist weitgehend abge-schlossen. Gesucht wurden Angehörigevon in sowjetischer Kriegsgefangenschaftverstorbenen deutschen Soldaten – überdiese hat der Suchdienst Unterlagen ausehemals sowjetischen Archiven erhalten.Über 100 000 Karten und Briefe haben denSuchdienst erreicht. Knapp 60 000 davonkonnten als echte Suchfälle re gistriertwerden. Rund 20 Prozent der Anfragen-den erhielten eine Auskunft über dasSchicksal eines vermissten Angehörigen.q In den Ländern Osteuropas baut derVolksbund weitere 26 Friedhöfe für inKriegsgefangenschaft verstorbene deut-sche Soldaten aus. Ein möglichst großerTeil der noch vorhandenen Anlagen sollnach und nach in einer schlichten Formwieder hergerichtet werden. q Im Jahre1990 betreute der Pflegedienst 343 Kriegs-gräberstätten in 24 Ländern. 1997 sind esbereits 609 Anlagen in 39 Ländern. q AufEinladung des Volksbundes tagt der Bun-

deselternrat in Kassel, um sich über dieFriedensarbeit des Volksbundes zu infor-mieren. Ergebnis ist eine gemeinsame Er-klärung, die zur Unterstützung der Kriegs-gräberfürsorge als Arbeit für den Friedenaufruft. q Im Dezember unterzeichnetder stellvertretende Kultusminister derRepublik Litauen, Naglis Puteikis, in Kas-sel einen Vertrag, der die künftige Zu-sam menarbeit des Volksbundes mit demlitauischen Kultur ministerium regelt. qFolgende Kriegsgräberstätten werden ein-geweiht: Estland: Rakvere (Wesenberg),Tartu (Dorpat), Lettland: Dzukste (Wen-den), Cesis, Russland: Korostyn, Tsche -chien: Jihlava (Iglau), Pacov (Patzau),Plzen (Pilsen), Polen: Modlin. n

Mitglieder und ein Teil der Spender des Volksbundes werden im Januar1997 gefragt, warum sie dem Volks-bund helfen, wie sie zur dauerhaften Erhal tung der Kriegsgräber und zumFriedhofsbau im Osten stehen. 17 388Ant worten gehen ein. 91,4 Prozent derEinsender sind dafür, dass die Kriegs-gräber un begrenzt erhalten bleiben.Über 75 Prozent wollen, dass derVolks bund die Kriegs toten im Os tenauf Sammelfriedhöfen würdig bestat-tet. Bei der Betrach tung der Grün dezur Unter stützung des Volksbundes er-gibt sich, dass ideelle Motive – Mah- nung zum Frieden, Versöhnung und Verständi gung – genau so wichtig sindwie Motive, die sich auf die praktische Arbeit – Gräber pflege, Friedhofsbau,Ange hörigenbetreuung – beziehen.

Mitglieder- und Spenderbefragung

Hauptmotiv zur Unterstützung des Volksbundes:

Auf dem KriegsgefangenenfriedhofLynga I/Russland ruhen 30 Tote; diePlanskizze (Ikowka/Russland) zeigtdie typischen Gestaltungsmerkmaleder schlichten Gräberstätten: Hoch-

kreuz, Gedenkplatz mit Gedenk stein,über die Fläche verteilte Symbol-

kreuzgruppen und Zaun.

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Spuren suchen, Freunde finden, Frieden machen

„Das bringt uns zum Nachdenken, wiesinnlos Krieg ist – das werde ich nicht ver-gessen“ – so das Resumée einer 18-jähri-gen Schülerin über die Projektfahrt zueiner Jugendbegegnungs- und Bildungs-stätte (JBS) des Volkbsundes.

In reizvoller Umgebung, bewusst in direkter Nachbarschaft von deutschenKriegsgräberstätten gebaut, liegen dievier Jugendbegegnungs- und Bildungs-stätten des Volksbundes: in Ysselsteyn/Niederlande, am Golm/Deutschland, inNiederbronn-les-Bains/Frankreich und inLommel/Bel gien. Der Erhalt dieser Kriegs- gräber stätten als Mahnmale für den Frie-den ist eines der wichtigsten Anliegen derinternationalen Jugend- und Schularbeitdes Volksbundes.

Geschichte begreifenDiese Häuser sind Treffpunkte für Men-schen aus ganz Europa. In internationa-len Friedensprojekten begeben sie sichauf historische Spurensuche, werden mitoffensichtlichen Folgen von Krieg undGewaltherrschaft konfrontiert und erle-ben Geschichte hautnah. Das sensibili-siert sie für das Thema Gewalt im Alltagund motiviert dazu, selbst Frieden zupraktizieren und sich dafür zu engagieren.

Gemeinsam nachdenkenEinen tiefen Eindruck hinterlässt die ge -meinsame Pflegearbeit an den Kriegs grä-bern, die für alle Gäste obligatorisch ist.Die Arbeit mit Gleichaltrigen anderer Na-tionen und die intensive Auseinanderset-zung mit der Geschichte gibt ihnen dieGewissheit, dass jeder Einzelne einen Bei - trag zur Verständigung der Völker leistenkann.

Land und Leute erlebenGanz nebenbei schließen die jungen Men-schen Freundschaften über Grenzen hin-weg, machen sich über Internetkommuni-kation mit der Nutzung neuer Medienvertraut und frischen Fremdsprachen-kenntnisse auf. Die gemeinsame Arbeiteröffnet einen Zugang zur Geschich te,wie er von keinem Unterricht im Klassen-zimmer geleistet werden kann. So wer-den Offenheit, Verständnis und Toleranzgefördert.

Vorbereitung ist der erste SchrittDie Jugendgruppen und Schulklassenplanen bereits vor ihrem Treffen gemein-sam die täglichen Aktionen in der Jugend -begegnungsstätte. Die Kommunikationbinationaler Schulpartnerschaften läuftbeispielsweise über das Internet. Zwei-sprachige Workshops, Seminare, Aus-flüge und Besichtigungen werden aufdiese Weise realisiert.

Ysselsteyn/Niederlande

Golm/Deutschland

Niederbronn-les-Bains/Frankreich

Lommel/Belgien

Jugend -begeg nungs- und Bildungsstätten in Europa

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Volksbund unterstütztZur Vorbereitung der Projektgruppensteht ein Team von Spezialisten mit um-fassenden Planungshilfen zur Verfügung.In jeder Jugendbegegnungsstätte erwar-ten orts- und fachkundige Betreuer undBetreuerinnen des Volksbundes die Gäs -te. Sie stehen ihnen während der Projektemit historischen Informationen, pädago-gischen Anregungen und hilf reichenTipps zur Seite.

PlanungshilfenFür jede Jugendbegegnungsstätte wurdenProgrammbausteine entwickelt. Nebender Besichtigung von Kriegsgräberstättenund KZ-Gedenkstätten, dem Besuch euro -päischer Institutionen, Gesprächen mitZeitzeugen sowie Freizeitaktivitäten sindBausteine, die den Umgang mit zwischen - mensch lichen Konflikten thematisierenund üben, besonders beliebt.

Friedensprojekte ...... gegen das Vergessen von Krieg undGewaltherrschaft lassen sich mit Unter-stützung des Volksbundes leicht organi-sieren. Kontakte zu Schulen, Jugendver-bänden und Vereinen im jeweiligen Gast-land stellt der Volksbund gern her. n

Mehr Informationen erhalten Sie im Internetunter www.volksbund.de.

Die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten werden auch für Projekte der Lehrerausbildung genutzt (hier in Niederbronn-les- Bains/Frankreich).

Niederbronn-les-Bains/Frankreich: Bernard Klein, Leiter der Jugendbe-gegnungs- und Bildungsstätte, führteine Besuchergruppe über das Fried-hofsgelände.

Das Foto zeigt Jugendliche bei Pflegearbeiten auf der deutschenKriegsgräberstätte am Futa-Pass inItalien.

Der 8. Mai, Tag des Kriegsendes inEuropa, ist Nationalfeiertag in Bel-gien. Alljährlich findet ein großes Festin der Begegnungsstätte statt, in des-sen Orga nisation und Programmge-staltung die Jugend lichen eingebun-den werden. Besonders beliebt beijungen Leuten ist das Graffitiprojekt.

Lommel/Belgien: Schülerinterview im Rahmen eines Filmprojekts.

Im März 2001 beschließt der Volksbund den Ausbauder Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte in Kam-minke am Golm auf der Insel Usedom, Mecklenburg-Vorpommern. Das alte Schulhaus (Foto unten) wirddabei in die Planung einbezogen.

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Großbritannien und die USA reagie-ren auf die ständigen Behinderungen

der Rüstungskontrolleure im Irak mitLuftangriffen. q Der Konflikt in der serbi-schen Provinz Kosovo nimmt kriegeri-sche Ausmaße an. Nach UNO-Angabenflüchten rund 265 000 Kosovo-Albaneraus ihrer Heimat. q US-Präsident BillClinton gibt zu, eine „unangemessene Be-ziehung“ zu der Ex-Praktikantin MonicaLewinsky unterhalten zu haben. Gegenihn wird ein Amts enthebungsverfahrenwegen Mein eides und Behinderung derJustiz eingeleitet. q Eine anhaltende Fi-nanzkrise erschüttert die russische Politikund Wirtschaft. Das Land ist praktischzahlungsunfähig. q Die Staats- und Re-gierungschefs der EU besie geln den Startder Europäischen Wäh rungsunion unddamit den Einstieg in die stufenweiseEinführung des Euro ab dem 1. Januar1999. q Die Wahlen zum 14. DeutschenBundestag bringen einen Machtwechsel.Künftig regiert die SPD gemeinsam mitBündnis 90/Die Grünen. Neuer Bundes-

kanzler wird der bisherige niedersächsi-sche Ministerpräsident Gerhard Schröder.q In China sind über 230 Millionen Men-schen von einer verheerenden Über-schwemmung betroffen. Die Opfer gehenin die Zehntausende. q Anfang Novem-ber bringt der Hurrikan Mitch Tod undZerstörung nach Mittelamerika. Die Schä-den werden auf fünf Milliarden Dollargeschätzt. q In Nordirland unterzeichnenacht Parteien einen Friedensplan, der u. a.eine politische Teilautonomie gegenüberGroßbritannien gewährt. Der KatholikJohn Hume und der Protestant DavidTrimble erhalten den Friedensnobelpreis.Hume nennt in seiner Rede die deutsch-französische Aussöhnung als Vorbild fürden nord irischen Friedensprozess. n

1998

Zu den Feierlichkeiten anlässlich des 350. Jahrestages des Westfäli-schen Friedens versammeln sich am 24. Oktober die Staatsoberhäupteraus 20 europäischen Ländern in Münster und Osnabrück.

Der neue Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seiner Frau Doris.

Während der Fußballweltmeisterschaft inFrankreich kommt es zu schweren Auseinan-dersetzungen zwischen Hooligans und franzö-sischer Polizei. Der französische Polizist DanielNivel wird von deutschen Randalierern lebens-gefährlich verletzt.

Das schwerste Zugunglück seit Bestehen der Bundes republik fordert am 3. Juni in Eschede 101 Todesopfer, 88 Reisende werden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Page 229: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Im Januar unterzeichnen der franzö-sische Staatssekretär Jean-Pierre

Masseret und Präsident Hans-Otto Weberin Straßburg eine Vereinbarung zur ge-meinsamen Wiederherrichtung desKriegsgefangenenfriedhofes im Wald vonRada bei Tambow/Russland. Hier starbenvon 1942 bis 1946 etwa 22 000 Häftlingeund Kriegsgefangene aus 22 Nationen,darunter zahlreiche zwangseingezogeneFranzosen aus dem Elsass. q Im Rahmenseines Staatsbesuches in der Ukraineweiht Bundespräsident Roman Herzoggemeinsam mit dem Gouverneur desCharkower Gebietes den dortigen deut-schen Soldatenfriedhof ein. q WeitereFriedhofseinweihungen: Klaipeda (Me-

mel)/Litauen, Potelitsch/Ukraine,Schlossberg (Dobrowolsk)/Russland, Laurahütte (Siemianowice)/Polen, Split/Kroatien, Reval (Tallinn)/Estland, Tam-bow-Rada/Russland, Valka/Lettland,Vazec/Slowakische Republik. q Zum ers-ten Mal seit Bestehen der Bundeswehr arbeiten deutsche Soldaten in Estland. qIn Magdeburg wählt der Bundesvertreter-tag des Volksbundes Karl-Wilhelm Lange,Regierungspräsident a. D., zum neuenPräsidenten. Die Delegierten ernennenHans-Otto Weber, der dem Volksbundseit 1952 verbunden ist und elf Jahre dieGeschicke des Verbandes gelenkt hat,zum Ehrenpräsidenten. n

„Friedenshimmel“ heißt das Bild, das die 14-jährige Tatjana Alexe-jewa aus St. Petersburg anlässlicheines inter nationalen Malwettbe-werbs gemalt hat.

Die Gedenkstätte für gefallene U-Bootfahrer beider Weltkriege in Kiel-Möltenort wird am 13. Juni60 Jahre alt.

20 deutsche Wehrpflichtige richten gemeinsam mitestnischen Soldaten den deutschen Soldatenfriedhofin Tallinn-Maarjamae (Reval-Marienberg) wieder her.

Der scheidende Präsident Hans-Otto Weber (links) übergibt die Amtsgeschäfte seinem Nachfolger Karl-Wilhelm Lange.

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Übersichtskarte Osten(Stand: April 2009)

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Nach dem Ausbau der deutschenKriegsgräberstätten in Deutschland,

Nordafrika und im Westen Europas, aufdenen über 1,4 Millionen Kriegstote ru -hen, kümmert sich der Volksbund seit1990 verstärkt um die über drei MillionenGräber in Ost-, Mittel- und Südosteuropa.Hier sollen die Bemühungen bis zum Jahr2015 so sehr intensiviert werden, dass bisdahin ein Großteil der noch zu bergendenKriegstoten umgebettet worden ist. Woimmer es möglich ist, werden die gebor-genen Toten identifiziert, auf gesichertenund gepflegten Kriegsgräberstätten be-stattet und die Namen auf Namenstelenfestgehalten.

Die politischen Veränderungen haben dieArbeitsbedingungen des Volksbundes inden Ländern Osteuropas inzwischen starkverbessert. Kriegsgräberabkommen zwi-schen der Bundesrepublik Deutschlandund den jeweiligen Ländern geben demVolksbund die Basis für seine Arbeit. Inden bilateralen Kriegsgräberabkommengeht es um den Schutz der deutschenKriegsgräber und das dauernde Ruhe-recht, die Erfassung und Sicherung derRuhestätten, die Umbettung von Kriegs-toten auf neue oder bestehende Anlagenund die Herrichtung und Pflege vonKriegsgräberstätten. In den Verträgenwird der Volksbund Deutsche Kriegsgrä-berfürsorge von der Regierung der Bun-desrepublik Deutschland als Partner ge -nannt, der mit der Durchführung der Abkommen beauftragt ist. n

Arbeit inOsteuropa

Hauptstadt (unterstrichen)

Kriegsgräberstätte vor gesehen (keine Vorplanun gen bzw. Planungsarbeiten durchgeführt)

Kriegsgräberstätte (Vorplanung bzw. Planungs arbeiten begonnen)

Kriegsgräberstätte im Bau

Kriegsgräberstätte fertig gestellt

MLAWKASammel fried hof (Großbuchstaben)

Warschaubestehen bleibende Friedhöfe (normale Schrift) _ _ _ _ _vorderster Frontverlauf

Legende

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232

Zum Jahreswechsel beginnt in elfLändern Europas das Euro-Zeitalter.

Die Gemeinschaftswährung gilt zunächstnur im bargeldlosen Zahlungsverkehr. qKönig Hussein II. von Jordanien, einerder Väter des Aussöhnungsprozesses inNahost, stirbt nach 46-jähriger Regent-schaft an einem Krebsleiden. Nachfolgerwird sein Sohn Abdallah. q Die NATO be-ginnt am 24. März mit Luftangriffen aufJugoslawien, nachdem alle Bemühungenum eine friedliche Lösung des Konfliktsgescheitert sind. Für die Bundeswehr istdies die erste Beteiligung an einer kriege-rischen Auseinandersetzung seit ihremBestehen. q Ein ausführ licher Berichtüber Misswirtschaft und Korruption inder EU-Verwaltung führt zum Rücktrittder 20-köpfigen EU-Kommission. q Völ-lig überraschend tritt der Bundesfinanz-minister und SPD-Vorsitzender OskarLa fontaine von seinen politischen Ämternzurück. q Bundestagspräsident WolfgangThierse (SPD) eröffnet die erste Parla-mentssitzung im umgebauten Berliner

Reichstag. Die 11. Bundesversammlungwählt den 68-jährigen SPD-Politiker Jo-hannes Rau zum achten Präsidenten derBundesrepublik Deutschland. Er über- nimmt auch die Schirmherrschaft überden Volksbund Deutsche Kriegs gräber-fürsorge. q Eine Affäre um sogenannteSchwarzgeldkonten stürzt die CDU ineine der schwersten Krisen seit ihrem Be-stehen. q Am 1. September jährt sich zum60. Mal der Beginn des Zweiten Welt krie-ges. q Russlands Präsident Boris Jelzin erklärt zum Jahres ende seinen Rück tritt,Nachfolger wird Wladimir Putin. n

1999

Johannes Rau wird Bundespräsident;neben ihm seine Ehefrau Christina.

Sonnenfinsternis über Deutschland: Das seltene Naturschauspiel

begeistert Millionen.

Nach 17 vergeblichen Versuchenglückt erstmals die Weltumrundung

mit einem Ballon.

Jugoslawien: Heftige Zerstörungen nach einem Luftangriff der NATO.

Page 233: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

233

Im Rahmen der Aktion „Ich will Frieden“ macht der Volksbund mit

Freianzeigen in Zeitungen auf seine Arbeit und Ziele aufmerksam. In 200 Mil-lionen Zeitungsexemplaren sind diese für den Volksbund kostenlosen Anzeigenzu sehen. q Jahrelange Verhandlungenund Planungen mit zahlreichen Rück-schlägen finden ihren Abschluss mit derEinweihung der Kriegsgräberstätte Wol-gograd-Rossoschka am 15. Mai. WeitereEinweihungen: Kranj/Slowenien, Neu-stadt (Kurdirkos-Naumiestis/Litauen),Frauenburg (Saldus/Lettland), Taurog-gen (Taurage/Litauen), Troppau (Opava/Tschechische Republik). q Anlässlich der25. Wiederkehr der Einweihung derKriegsgräberstätte Maleme auf Kreta/Griechenland wird eine dreisprachigeDokumentation im Eingangsbereich in-stalliert, um die jährlich etwa 100 000 Be-sucher des Friedhofes besser zu informie-ren. q Die Zahl der registrierten Besucherauf den deutschen Kriegsgräberstättenbleibt mit rund 800 000 weiter hoch. DieAnzahl der deutschen Besucher ist rück-läufig, dafür steigt die Zahl ausländischerGäste. q Wenig beachtet von der Öffent-lichkeit sind die Umbettungen im Inland,besonders im brandenburgischen Oder-bruch. Etwa 500 deutsche und sowjetischeGefallene werden auf die umliegendenKriegsgräberstätten zugebettet. n

Mit der Übergabe des renoviertenReichstagsgebäudes als Plenarbe-reich des Bundestages an die Öffent-lichkeit kehrt auch der Volksbund mit der zentralen Gedenkfeier zumVolkstrauertag an die Wurzeln seinerGründung in Berlin im Dezember1919 zurück.

Ab Juli sind unter www.volksbund.deüber zwei Millionen Grablagedatenfrei im Internet zugänglich. Seitdemnutzen Monat für Monat tausendeMitbürger dieses kostenlose Angebot.Dazu müssen die Internetnutzer ein-fach nur die wichtigsten Angabenzum Vermissten unter „Gräbersucheonline“ eingeben. Das Programmgibt umgehend eine Auskunft zumSachstand der jeweiligen Grablage.

Ein Ort der Trauer und des Geden-kens für die Angehörigen: Die deut-sche Kriegsgräberstätte im lettischenSaldus (Frauenburg) wird am 4. Sep-tember ihrer Bestimmung übergeben.

Am 12. November stirbt Werner Michel im Alter von 77 Jahren. DerVolksbund trauert um den „Könnerder Schularbeit,“ der in seinem fast50-jährigen Engagement für denVolksbund deutliche Akzente in derZusammenarbeit mit den Schulensetzte.

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Mit Stalingrad, dem heutigen Wolgo- grad, verbindet die Kriegsgeneration

einen der tragischen, die Wende des Krie-ges einleitenden Höhepunkte im Verlaufdes Zweiten Weltkrieges. Hunderttausen -de Opfer auf beiden Seiten forderte dasRingen um die Stadt. Die Schlacht endeteam 2. Februar 1943 mit der Kapitulationder deutschen 6. Armee und der Truppender Verbündeten. Allein auf deutscherSeite forderten die Kämpfe 60 000 Tote.Von 110 000 Kriegsgefangenen kehrtennach teilweise über zehnjähriger Zwangs-arbeit weniger als 6 000 le bend nachDeutschland zurück.

Fast 50 Jahre lang war es dem Volks-bund nicht gestattet, sich um die deut-schen Kriegsgräber in der ehemaligen So -wjetunion zu kümmern. Die über 2,2 Mil- lionen Gräber existierten offi ziell nichtmehr. Unter der Regierung von MichailGorbatschow schlossen Deutschland unddie Alliierten in Moskau ein Friedensab-kommen. 1992 wurde das deutsch-russi-sche Kriegsgräberabkommen unterzeich-

net. Aber erst nach dem 50. Jah restag desKriegsendes, im Jahre 1995, stimmten dieörtlichen Behörden und Veteranengrup-pen endgültig den Plänen des Volksbun-des zu, nahe der Stadt Wolgograd einedeutsche Kriegsgräberstätte zu bauen.Diese wird als zentrale Anlage alle nochzu bergenden Gefallenen zwischen Donund Wolga aufnehmen.

Der Platz liegt etwa 30 Kilometerwestlich der Stadtgrenze an dem Flüss- chen Rossoschka mitten in der Steppe.Nur durch eine Straße davon getrenntentstand hier mit Unterstützung durchden Volksbund 1997/98 der russische Soldatenfriedhof.

Es war ein langer, schwieriger Weg bis zur Einweihung des Friedhofes am 15. Mai 1999. Immer wieder bedrohtenBauunterbrechungen das Projekt, muss-ten die Pläne korrigiert werden. Aber dasZiel wurde erreicht.

Rossoschkabei Wolgograd

Zur Einweihung am 15. Mai 1999 kamen über 700 Gäste aus Deutschland und Russland.

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Deutsche und russische Soldaten,Gegner von einst, ruhen nun hier ver-eint – als Symbol der beginnendendeutsch-russischen Aussöhnung.

Der Friedhof, nach den Plänen desKasseler Architekten Professor Jürgen H. Reuß gebaut, gliedert sich in zwei Grä -berfelder. Von der Straße aus links liegtder alte, inzwischen neu gestaltete Fried-hof, der schon während des Krieges vonder Wehrmacht in der Nähe des damali-gen Flugplatzes Gumrak für 600 Gefalle -ne angelegt wurde. Dieses trapezförmi geAreal ist von einer Natursteinmauer um-geben. Rechts davon liegt der neue Teil.Ein gepflasterter Weg führt den Besucheram alten Friedhof entlang direkt zum zen -tralen Gedenkplatz mit einem Hochkreuzaus Metall. Er bildet die Ver bindung zumneuen Sammelfriedhof, der an einer Fluss -schleife der Rossoschka liegt.

Die kreisförmige Anlage mit einemDurchmesser von 150 Metern gleicht einer überdimensionalen auf die Steppegelegten flachen Scheibe. Hier werdennach Abschluss der Umbettungen rund 50 000 Gefallene ihre letzte Ruhestätte erhalten. Eine starke Ringmauer, die teil-weise eine Höhe von 3,5 Metern erreicht,grenzt mit einem umlaufenden gepflas -terten Weg das Gelände gegen die Steppeab. Hier werden auf Steintafeln die Na menaller geborgenen und iden tifizierten deut-schen Gefallenen aus dem Kessel um Sta-lingrad für die Nachwelt festgehalten.

Auf 120 großen Granitwürfeln sindüber 110 000 Namen von Vermissten an-gebracht. Die Namen von Kriegstoten,die nicht mehr gefunden werden können,sollen ebenfalls auf diese Weise verewigtwerden. So kommen alle Angehörigenendlich einen Ort der Erinnerung undTrauer. n

15. Mai 1999, Tag der Einweihung:Angehörige suchen – und finden aufden Stein tafeln die Namen ihrer Gefallenen (Fotos oben).

Junge Menschen aus Deutschland und Russland verkaufen Blumen an die Gäste.

Volksbundpräsident Reinhard Führerund Bundesverfassungsgerichtspräsi-dent Hans-Jürgen Papier studierendie Lebensdaten der Vermissten vonStalingrad.

Das Projekt Namen für Rossoschka(Foto unten) wird im Jahr 2006 ver-wirklicht: Auf den Granitwürfeln sindNamen- und Lebensdaten von weitüber 100 000 Vermissten aus denKämpfen um Stalingrad verewigt.

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wunsch der älteren Generation und derFriedenssehnsucht der jüngeren Genera- tion zu verstehen. Aus Texten, Zeichnun-gen und Fotos wurde deutlich, wie jungeMenschen sich Frieden vorstellen undwarum sie – für sich und andere – Frie-den wollen und brauchen.

Am Wettbewerb nahmen bundes weitüber 300 Schüler und Schülerinnen teil.Auf diesen Seiten sehen Sie eine kleineAuswahl der besten Beiträge. n

„Ich will Frieden“ war eine Aktion,die im 80. Jahr des Volksbundes die

Menschen in Deutschland verstärkt aufseine völkerverbindende Arbeit aufmerk-sam machte. So startete der Volksbund zu Beginn des Jahres 1999 einen Jugend-wettbewerb zum Thema. Vorgabe für dieWettbewerbsteilnehmer war, dem Motto„Ich will Frieden“ persönlich Ausdruckzu verleihen. „Ich will Frieden“ ist alsKlammer zwischen dem aus eigener leid-voller Erfahrung geprägten Friedens-

Janine Urschel belegte in der Kategorie Malen und Zeichnen – Gruppe 2, Sekundarbereich I – den 1. Platz.

Jana Grabowski belegte in der Kate -gorie Malen und Zeichnen – Gruppe 3, Sekundarbereich II – den 1. Platz.

Markus Nass belegte in der KategorieMalen und Zeichnen – Gruppe 3, Sekundarbereich II – den 3. Platz.

Matthias Vogel belegte in der Kategorie Malen und Zeichnen – Gruppe 1, Grundschule – den 2. Platz.

Sophie Dirschel belegte in der Kategorie Malen und Zeichnen – Gruppe 1, Grundschule – den 3. Platz.

Jugend -wettbewerb

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Antonia Spohr belegte in der Kategorie Fotowettbewerb den 1. Platz.

Martina Liptakova aus der Slowakischen Republik erhielt als Sonderpreis die kostenlose Teilnahme an einem internationalen Jugendlager in Deutschland.

Die Jury des Wettbewerbs „Ich will Frie-den“ – Professor Lude Döring, Eva Köberleund Oswald Thomas (von links) – einigtesich schnell über die besten Bilder.

Patrick Nachtigal belegte in der Kategorie Malen und Zeichnen – Gruppe 1, Grundschule – den 1. Platz.

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Nach 18-monatigen zähen Verhand-lungen beschließt der Deutsche

Bundestag am 6. Juli das Gesetz zur Entschädigung von überlebenden NS-Zwangsarbeitern. q Steigende Ölpreiseund die 1999 neu eingeführte Ökosteuertreiben die Energiekosten in die Höhe. 7 000 LKW-Fahrer demonstrieren mitihren Fahrzeugen vor dem Brandenbur-ger Tor in Berlin. q Die WeltausstellungExpo 2000 – geplant für 40 Millionen Be-sucher aus aller Welt – leidet unter Besu-

chermangel. Insgesamt kommen aberrund 18 Millionen Menschen auf dasMessegelände in Hannover, nur jederzehnte da von aus dem Ausland. q DieKrankheit BSE, auch Rinderwahnsinn ge-nannt, erfasst nun auch Deutschland. qWeltweit gehen die Aktienkurse auf Tal-fahrt. Die Verluste der Anleger sindenorm. q Beim Untergang des sowjeti-schen Atom-U-Bootes Kursk kommen alle 118 Besatzungsmitglieder ums Leben.q Die Olympischen Spiele von Sydney inAustralien gelten als die „besten Spielealler Zeiten:“ Niemals zuvor verlief eineOlympiade fröhlicher, friedlicher – undmediengerechter. q Die Präsidentenwahlin den USA ergibt das knappste Ergebnisin ihrer Geschichte. Nach wochenlangemzähem Ringen um die Gültigkeit der Aus-zählungsergebnisse wird George W. Bushzum 43. Präsidenten der USA gewählt. n

2000

Der genetische Code des Menschen ist vollständigentschlüsselt und eröffnet neue Wege bei der Erforschung von Krankheiten. Kritiker befürchten dagegen „den gläsernen Menschen,“ d. h. die mögliche Benachteiligung von Menschen mit bestimmten Genmerkmalen.

Beim Absturz eines Überschallflugzeugs vom TypConcorde kurz nach dem Start in Paris kommen 113 Menschen ums Leben. Unter den Toten befindensich 96 Deutsche.

Geiseldrama auf Jolo: Am Ostersonntag entführt die muslimische Terrorgruppe Abu Sayyaf 21 Men-schen von der malaysischen Insel Sipadan. Unterihnen befindet sich die Göttinger Familie Wallert.Nach 142 Tagen endet die Geiselhaft auf der philip-pinischen Insel Jolo für die Deutschen mit der Frei las-sung von Marc Wallert.

Korea: Erstmals seit 55 Jahren treffen sich die Staatsoberhäuptervon Nord- und Südkorea, Kim Jong IIund Kim Dae Jung. In beiden Haupt-städten kommt es zu ergreifendenSzenen, als sich nach fünf Jahrzehn-ten der Trennung Familienangehörigewiedertreffen.

Millenniumsfeiern: Rund um den Globus feiert die Welt den Beginn des neuen Jahrtausends. Das von vielen befürch tete Computer-Chaos bleibt aus.

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Am 12. März übernimmt der Volks-bund die Pflege der Kriegsgräberstät -

te Golm auf der Insel Usedom (Mecklen-burg-Vorpommern). Hier entsteht aucheine weitere Jugendbegegnungsstätte. qGeneralsekretär Dr. Ger hard Holz tritt am31. März in den Ruhestand. Sein Nach fol-ger ist Burkhard Nipper. q Auf Anregungdes Volksbundes gründen 13 deutscheStädte im Mai das Deutsche Riga- Komi -tee, um mit Hilfe der Bundesregierungdie Errichtung einer Gedenkstätte bei Ri -ga zu finanzieren. In den Jahren 1941/42wurden nahezu 25 000 Deutsche jüdi-schen Glaubens dorthin deportiert undermordet. q Anlässlich der Weltausstel-lung Expo 2000 in Hannover veranstaltetder Volksbund ein Internationales Jugend-und Kulturfest. q Herausragendes Ereig-nis des Jahres ist die offizielle Übergabeder Kriegsgräberstätte So logubowka beiSt. Petersburg am 9. September an die Öf-fentlichkeit. q Am 27. Ok tober beschließtder Bundesvertretertag die Gründung derStiftung Gedenken und Frieden, um auchkünftige Aufgaben finanzieren zu kön-nen. q Außer der Kriegsgräberstätte So-logu bowka weiht der Volksbund in fünfosteuropäischen Ländern acht wei tere Anlagen ein: Bratislava/Slowakische Re -publik, Kirowograd/Ukraine, Pillau (ehe-maliges Ostpreußen/Russland), Kaunas/Litauen, Salla/Russland, Kiew/Ukraine,Pulawy/Polen. q Der Umbettungsdienstdes Volksbundes birgt 52 841 Gefallene. n

Am 25. August wird der deutsche Soldatenfriedhof Petschenga am Eismeer in Russland eingeweiht.

Eine junge Israelin, Teilnehmerin eines Jugendlagers, richtet auf demLagerfriedhof in Gurs/Frankreich einGrabmal für die Gedenkfeier am 29. Oktober her. Dort liegen 1 070überwiegend jüdische Deportierteaus Südwestdeutschland begraben.

Im Beisein von Bundespräsident Johannes Rau wird von Volksbundpräsident Karl-Wilhelm Langeund den Repräsentanten von 13 deutschen Städten in Berlin das Deutsche Riga-Komitee gegründet.

Deutsche und polnische Soldaten arbeiten gemeinsam auf der bei Stettin gelegenen deutschen Kriegsgräberstätte Neumark (Stare Czarnowo/Polen).

Der Bremer Jugendarbeitskreis erzielt bei der Musikschau der Natio-nen in Bremen dank der großzügigenSpender im mer wieder neue Samm-lungsrekorde. Diesmal sind über 48 000 Deutsche Mark in den Spen-dendosen des Volksbundes.

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Von 1941 bis 1944 belagerten deut-sche Truppen das damalige Lenin-

grad. In den 900 Blockadetagen starbenHunderttausende Menschen: Soldatenbei der Seiten und Einwohner der abge-riegelten Stadt. Leid und Not lassen sichkaum beschreiben. Viele der über einhun-derttausend deutschen Gefallenen ruhennoch heute auf kleinen und kleinstenFrontfriedhöfen oder dort, wo sie damalsfielen.

1994 begann der Volksbund mit derSuche nach einem geeigneten Gelände füreinen großen Sammel friedhof. Zahlreichewährend des Krieges angelegte deutscheSoldatenfriedhöfe wurden begutachtet.Im Ort Sologubowka bot sich ein ausrei-chend großes Gelände an, zumal währenddes Krieges in der direkten Umgebungdes heutigen Friedhofes vier kleinere Grä- ber felder mit insgesamt 3 198 Toten ange-legt worden waren.

Der Volksbund erhielt die Genehmi-gung für den Bau des Friedhofes aufeinem fünf Hektar großen kircheneigenenGelände in der Ortschaft Solo gu bow ka(Ortsteil Lezje). Auf der Grundlage vonGestaltungsvorgaben des Volksbundeswurde die Anlage von einem russischenArchitekten geplant. Das Projekt gliedertsich in drei Teilbereiche: den großen Sam-melfriedhof als Ort der Er inne rung und Mahnung, den Friedens park als Symbolfür das Heranwachsen des Friedens zwi-schen den Menschen und die Wieder her-stellung der alten russisch- orthodoxenKirche als Zeichen der Versöhnung. DieKirche Mariä Himmel fahrt, deren Ge-schich te fast 500 Jahre zurück reicht,wurde 1851 eingeweiht und 1880 miteinem Glockenturm versehen. In den 20erund 30er Jahren ausgeplündert, wurde sie1937 geschlossen. Während der Kriegs-jahre befand sich im Gewölbe unter derKirche ein deutsches Lazarett.

Der Volksbund dokumentiert in die-sem Gewölbe die Namen aller in denKämpfen um Lenin grad gefallenen Solda-ten. Die Kirche dient den Menschen in So -lo gu bowka heute wieder als Gotteshaus.Mit diesem Projekt setzt der Volks bund

ein Zeichen der Versöhnung zwischenden Menschen in Russland und Deutsch- land und vermittelt künfti gen Besucherndieses Areals seine Friedensbotschaft.

Am 9. September 2000 wurde der Fried -hof unter Beteili gung von Angehö rigenund der russischen Bevöl kerung der Öf-fentlichkeit über geben. n

St. Petersburg-Sologubowka

Über 1 000 deutsche und russischeGäste nahmen an der Einweihungdes Friedhofes, der Weihe der Kir-chenglocken und der Eröffnung desFriedensparks teil.

Die Namen aller Gefallenen werdenauf Steintafeln verewigt.

St. Petersburg-Sologubowka

9. September 2000

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Hochkreuz

Friedenspark

Kirche

Glockenturm

Eingang

241

August 2000

August 2005

Juni 2007

August 1943

Pflanzung der ersten drei Bäume(von links): A. Lopatrikow, AndrejWassiljew, Ortwin Runde, Erster Bürger meister Hamburgs, Nikolaj I.Pustotin, Dr. Dorothee Stapelfeldt,Hamburger Bürgerschaftspräsidentin.

Vertragsunterzeichnung zum Wieder-aufbau der Kirche Sologubowka:Metropolit von St. Petersburg und Ladoga Vladimir (links), PräsidentKarl-Wilhelm Lange (Mitte) und Prof.Dr. Dieter Landgraf-Dietz (rechts).

St. Petersburg-Sologubowka:Kriegsgräberstätte, Friedenspark und KircheMariä Himmelfahrt bilden eine Einheit

Die Kirche Mariä Himmelfahrt damals und heute. Der Turm wurdewährend des Krieges von der deut-schen Wehrmacht abgetragen, weiler Zielpunkt der sowjetischen Artilleriewar. Das Gotteshaus verfiel nachdem Krieg.

Page 242: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

242

Seit Ende 1998 ruft der Volksbundmit wechselnden Aktionen auf, über

Krieg, Frieden und Gewalt nachzudenken.Mit interaktiven Freianzeigen zum The -ma „Ich will Frieden, weil ...“ und „Ichbin gegen Gewalt, weil ...“ fordert derVolksbund die Zeitungsleser auf, dieseSatzanfänge mit eigenen Worten zu er-gänzen. Die Resonanz war und ist über-wältigend: Zum einen bei den Zeitungenselbst, die in bisher nicht gekanntemMaße diese Anzeigen kostenlos für denVolksbund veröffentlichen, aber vor al lembei den Lesern. Alle Generationen fühlensich angesprochen, zu antworten, die eigenen Gedanken niederzuschreiben.Fast 20 000 Zeitungsleser haben bereitsmitgemacht. So entwickelte sich aus die-sen Aktionen auch der Jugend- und Schü-lerwett bewerb. Die Gedanken derjenigenMen schen, die bei der Aktion „Ich bingegen Gewalt, weil ...“ mitgemacht ha -ben, sind in der virtuellen Lichterketteunter www.ich-bin-gegen-gewalt.de imInternet abrufbar.

Seit Herbst 2000 läuft die Aktion Geden-ken. Mitglieder und Förderer des Volks-bundes, aber auch andere, sind aufgeru-fen, die Namen von gefallenen, vermiss-ten, in Kriegsgefangenschaft oder durchandere Ereignisse infolge des Krieges um-gekommenen Angehörigen zu nennen.Alle Namen werden im Internet veröffent-licht oder können direkt dort eingetragenwerden.

Und warum unterstützen SIE den Volks- bund? Freunde und Förderer tragen on-line ein, warum sie die Arbeit der deut -schen Kriegsgräberfürsorge so wichtigfinden. Bitte machen auch Sie mit! n

Mitmachaktionen

Die Aktionen„Ich bin gegen Gewalt“

und „Gedenken“finden Sie im Internet

auf den Seiten des Volksbundeswww.volksbund.de

Machen auch Sie mit!

Rund 300 Anzeigenredaktionen er-halten vom Volksbund Anzeigen wiediese und drucken sie kostenlos ab.

Ich bin

GEGEN GEWALT

Erinnern GedenkenFriedenMahnen

Weltweit Zeichen setzen:Aktion Gedenken jetzt imInternet!

Vor einigen Wochen sand tenwir vielen unserer Förderer denCoupon zur „Aktion Gedenken“zu. Rund 5 000 Namen vonKriegsopfern, derer wir öffentlich gedenken werden, haben wir bereits gesammelt.Die Namen wollen wir jetztauch auf unseren Seiten im Internet

www.volksbund .deveröffentlichen. Bitte nehmenauch Sie an unserer Aktionteil, wenn Sie noch keinenCoupon eingesandt haben!Zeigen Sie damit weltweit, dassdie Opfer nicht vergessen sind.

Aktion Gedenken : Die Opfer nicht vergessen .

Er/sie ist durch Krieg / Flucht / Gefangenschaft / Vertreibung umgekommen in ...

Land (falls bekannt): Jahr (falls bekannt):

Vor- und Zuname des / der Gefallenen / Vermissten:

Sein/ihr Alter: Jahre

Ich bitte den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge um ein persönliches Gedenken an ...

Die Aktion „Gedenken” – alle Namen werden öffentlich verlesen und auf den Seiten des Volksbundes im Internet veröffentlicht – hat im September 2000 begonnen. Die ersten Namen stehen bereits jetzt auf unseren Seiten. Sie finden sie unter www.volksbund.de. Aus Kostengründen geben wir Ihnen keine Rückbestätigung über Ihre Teilnahme. MachenSie bitte mit – unsere Angehörigen und Freunde dürfen nicht vergessen werden!

Absender:

Erinnern GedenkenFriedenMahnen

Gedenkanlass-Coupon

Spendenkonto:Postbank Frankfurt4300 -603BLZ: 500 100 60

„... damit die Hoffnung auf eine bessere Welt

nicht verloren geht und wir unseren Kindern sagen

können, schau, dafür habe ichgelebt, nicht dafürhabe ich getötet!“

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

A r b e i t f ü r d e n F r i e d e n

ICH WILL

FRIEDEN ...

Erika Illner, 62 Jahre

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Die gegenseitigeVerantwortung fürden Frieden

freundlich gegenüber standen. Diese Ab-lehnung verhindert den Aufbau von nor-malen, freien Beziehungen zu einem neu -en Deutschland, das nichts mehr gemein-sam mit dem Land hat, gegen das wirden Krieg führten.

Ich denke, dass die Jugend, die heutedie deutschen Soldatenfriedhöfe auf un-serem Boden pflegt, eine ganz andere Ein-stellung dazu hat. Für diese Jugendlichenliegen in den Gräbern keine Gegner, son-dern Opfer, keine Faschisten, sondern Op-fer des Faschismus. Das ist ein ganz an-derer Blick auf all das, was geschehen ist.

Wenn wir von den Unterschieden inden Mentalitäten von Russen und Deut-schen sprechen, liegt die Grenze in derToleranz. Solange wir nicht akzeptieren,dass ein anderer Mensch das Recht be-sitzt, anders zu sein, werden wir uns ge-genseitig nicht verstehen können. Tole -ranz ist eine der Hauptbedingungen fürdas gemeinsame Leben in Europa und inder ganzen Welt.

Für uns Soldaten des Zweiten Welt-krieges und des Großen VaterländischenKrieges ist klar, dass unsere Zeit langsamzu Ende geht. Das Einzige, was wir wei-tergeben können, ist das Bestreben zumgegenseitigen Verständnis und zur Ver-söhnung. Wir können auch das Gefühlweitervermitteln, dass es möglich ist, sichgegenseitig zu verstehen. Die Möglichkeitdafür ist größer, als es uns scheint.

Es ist doch seltsam, dass der Krieg,der uns voneinander trennte, uns gleich-zeitig verbunden und uns geholfen hat,uns gegenseitig besser zu verstehen.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass dieVerständigung, die wir aufbauen undausbauen, uns die Möglichkeit gebenwird, in dem zukünftigen vereinigten Eu-ropa ein Beispiel für alle anderen Völkerzu sein. Unsere Freundschaft bestehtauch in dem Gefühl der gegenseitigenVerantwortung für den Frieden, für dieWelt, die wir aufbauen wollen.“

Daniil Granin sprach auf einemdeutsch-russischen Seminar in Trave-münde am 4. Mai 2000. n

„Ich erlebte einen schweren Kriegvon den ersten Tagen an, vom Juni

1941 bis Dezember 1944. Ich erlebte Rück-züge, Dienst bei der Volksverteidigung,Monate der Umzingelung und die Blo-ckade von Leningrad. Ich erlebte schwereMonate im Winter 1942, den Hunger, An-griffe, Panzerschlachten.

Nach dem Krieg wurde ich Schriftstel-ler. Als ich in dieser Funktion zum erstenMal nach Deutschland kam, war ich, offengestanden, von Hass erfüllt. Zu schwerwaren die Jahre des Krieges für mich undfür meine Kameraden gewesen. Ich sah injedem Deutschen meines Alters einen Sol-daten, einen Gegner. Später, als ich Hein-rich Böll kennen lern te, meinte er dazu,das war ein „Treffen derjenigen, die dane-bengeschossen haben.“ Erst in den 50erJahren begann ich meinen Hass mühevollund schmerzhaft zu überwinden, auchwenn das schwer war.

In den Folgejahren war ich oft inDeutschland und konnte mich überzeu-gen, welch einen schwierigen, kompli-zierten Weg das deutsche Volk durch ge-macht hat, um das demokratische Lebenaufzubauen und den Faschismus zu über-winden, um alle Überreste dieser Ideolo-gie zu überwinden.

Viele Jahre später erfuhr ich vomVolksbund, der russische und deutscheGräberstätten pflegt, und habe mit Inter-esse und Genugtuung an der Tätigkeitteilgenommen. Bereits in Deutschland bewegte und beeindruckte mich der An-blick der gepflegten Friedhöfe unsererSoldaten. In Hamburg betrachtete ichzum ersten Mal im Leben Grabstätten un-serer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg.In unserem eigenen Land habe ich nie zu-vor etwas Ähnliches gesehen.

Damals war es mir peinlich, ja ichschämte mich bei dem Gedanken, wie wirunsere Soldatenfriedhöfe und das Anden-ken an die Soldaten, die im Zweiten Welt-krieg gefallen sind, behandeln.

Andererseits verstand ich aber auchdie Gefühle unserer Veteranen, die allenVersuchen, deutsche Soldatenfriedhöfeauf unserem Boden aufzubauen, nicht

Daniil Granin,russischer Schriftsteller

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Deutsche Kriegsgräberaus dem Ersten

und Zweiten Weltkriegin fast 100 Ländern der Erde ...

Ägypten • Äthiopien • Afghanistan • Albanien • AlgerienAngola • Argentinien • Armenien • Australien • Barbados • Belgien

Belarus (Weissrussland) • Benin • Bulgarien • BundesrepublikDeutschland • Burundi • Chile • China • Dänemark

Dem. Rep. Kongo • Estland • Finnland • Frankreich • GhanaGibraltar • Griechenland • Großbritannien • Indien • Indonesien

Irak • Iran • Irland • Island • Israel • Italien • Jamaika • JapanJordanien • Kamerun • Kanada • Kenia • Kerguelen • Kroatien

Libanon • Lettland • Libyen • Litauen • Luxemburg • Madagaskar

Mazedonien • Malawi • Malaysia • Malta • Marokko • MosambikNamibia • Niederlande • Nigeria • Norwegen • Österreich

Panama • Polen • Portugal • Rep. Kongo • Ruanda • RumänienRussland • Sambia • Saudi-Arabien • Schweden • Schweiz • Senegal

• Serbien • Sierra Leone • Simbabwe • Slowakische Republik Slowenien • Spanien • Sri Lanka • Südafrika • Syrien • Tansania

Togo • Trinidad-Tobago • Tschechische Republik • Tunesien Türkei • Ukraine • Ungarn • Uruguay • Usbekistan Vereinigte Staaten von Amerika • Vietnam • Zypern

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„Ohne leeres Heldenpathos“Jens-Ulf Jörgensen, Leiter der Kriegsgräberfürsorge im DänischenKirchenministerium, sprach 1994 auf der Veranstaltung zum 75-jähri-gen Bestehen des Volksbundes für die ausländischen Gräberdienste:

„Seit der Gründung 1919 ist der Volksbund als ein Symbol der vielen guten Kräfte in Deutschland hervorgetreten und hat nach demZweiten Weltkrieg als ein würdiger Vertreter einer lebenstüchtigendeutschen Demokratie wirken können.

Europa ist in diesem Jahrhundert in zwei zerstörende Kriege geworfen worden, mit Verlusten zahlloser Soldaten und Zivilisten. ...Aber in diesen Jahren der größten Leiden wurden Gedanken geboren,in denen die Möglichkeiten für ein neues und besseres Europa auf-schienen. Briefe von Frontsoldaten, die sich an der Grenze ihrer eige-nen Existenz befanden, erzählen davon. Einer von diesen Briefschrei-bern an der Front ist der große Maler, der Expressionist Franz Marc. In einem Brief vom Neujahr 1916 schrieb er unter anderem: ,Die Weltist um das blutigste Jahr ihres vieltausendjährigen Bestehens reicher. Es ist fürchterlich dran zu denken; und das um nichts, um eines Miss-verständnisses willen, aus Mangel, sich dem Nächsten menschlich ver-ständlich machen zu können! Und das in Europa! Man muss wirklichalles umdenken, neu denken, um mit dieser ungeheuerlichen Psycholo-gie der Tat fertig zu werden und sie nicht nur zu hassen, zu beschimpfenund zu verhöhnen oder zu beweinen, sondern ursächlich zu begreifenund – Gegengedanken zu bilden.’

Uns scheint, dass diese Gegengedanken ein Teil des Volksbundesgeworden sind. Ohne leeres Heldenpathos hat der Volksbund durchstillwirkende Kräfte die Toleranz verwirklicht und durch die Versöh-nung über den Gräbern dazu mitgewirkt, Verständnis zwischen frühe-ren Gegnern zu ermöglichen.

Um den Frieden zu bewahren, muss man unablässig an ihn denkenund für ihn arbeiten. Eine Gewähr dafür bieten die Gräberdienste vie-ler Nationen und mit ihnen der Volksbund.“

Auf vielen Kriegsgräberstätten, insbe-sondere in Frankreich, wurden Gefalleneder ehemals verfeindeten Länder gemein-sam bestattet. Die Pflege ihrer Gräberwurde zum Ausgangspunkt der langjäh-rigen, vertrauensvollen Zusammenarbeitdes Volksbundes mit den Gräberdienstender westlichen Länder. Besonders eng istdie Zusammenarbeit mit dem staatlichenGräberdienst in Frankreich und dem Grä-berdienst des britischen Commonwealth(Commonwealth War Graves Commis-sion). Nicht minder vertrauensvoll undpositiv sind die Kontakte zu den Gräber-diensten der anderen Länder Nord-, West-und Südeuropas und der österreichischenSchwesterorganisation des Volksbundes,dem Österreichischen Schwarzen Kreuz.Seit der Öffnung Osteuropas arbeitet derVolksbund mit den dort teilweise neu ent- standenen Gräberdiensten zusammen. n

Gräberdienste:Partner im Ausland

Der Volksbund arbeitet mit vielenausländischen Gräberdiensten zu-sammen. Durch den gegenseitigenErfahrungsaustausch wird zugleichder Standard der Pflege verbessert.Das Foto zeigt Arbeiten auf der amerikanischen KriegsgräberstätteHamm in Luxemburg.

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Ziele – nachhaltig Zukunft sichern

Der Volksbund setzt sich mit seinenvielen Freunden, Mitgliedern und Spen-dern seit Jahrzehnten für die Achtung derMenschenwürde, Friedenserhaltung unddie Versöhnung zwischen den Menschenein. Die Stiftung Gedenken und Friedenträgt diese Ziele in die Zukunft und gibtder Friedensarbeit in Deutschland einebreitere Basis.

Kriegsgräberstätten sind überzeu-gende Mahnmale für den Frieden, zu-gleich Orte des Gedenkens und Lernorteder Geschichte. In drei Förderbereichenunterstützt die Stiftung Gedenken undFrieden die Erhaltung der Kriegsgräber-stätten, das Gedenken an die Opfer vonKrieg und Gewaltherrschaft und eine Ju-gend- und Bildungsarbeit, die der Frie-denserziehung junger Menschen dient.

Die Stiftung Gedenken und Frieden istdas geeignete Instrument, um die Arbeitdes Volksbundes nachhaltig zu fördernund sie für die Zukunft zu sichern. Mitder Stiftung können ganz spezielle Pro-jekte direkt unterstützt werden: In Stif-tungsprojekten wird zum Beispiel derBau einer Jugendbegegnungsstätte geför-dert oder der Erhalt einer Kriegsgräber-stätte abgesichert. Wer auf diese Weisebleibende Symbole des Friedens schaffenwill, kann auch einen Teil seines Vermö-gens testamentarisch den Zwecken derStiftung Gedenken und Frieden widmen.Bei Stiftungsthemen hilft der Stifter, über-geordnete Ziele zu verfolgen. Hier stehtdie Durchsetzung inhaltlicher Absichten,zum Beispiel die Förderung der Jugend-arbeit oder die Unterstützung der Kriegs-gräberarbeit, im Vordergrund. Stiftungs-themen verlieren zu keinem Zeitpunktihre Bedeutung für die Ziele des Volks-bundes.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Arbeitdes Volksbundes über die Stiftung zu un-terstützen: Mit Spenden wird die Arbeitdes Volksbundes zeitnah gefördert. Zu-

Vision – Frieden sichert unsere Zukunft

Einst begann es mit der „Versöhnungüber den Gräbern“ – nun wird es mehrund mehr zur „Arbeit für den Frieden.“Die vielen Orte der Tragödie, des Leidesund des Todes in Europa mahnen uns.

Wir dürfen die Opfer von Krieg undGewalt nicht vergessen und müssen allestun, damit nicht wieder Menschen ihr Le-ben im Krieg lassen müssen! Wir müssender Opfer von Krieg und Gewalt geden-ken und in ihrem Sinne einen Auftragwahrnehmen: das Bewusstsein, was Kriegbedeutet, stärker in der Bevölkerung ver-ankern! Platon schrieb: „Alles Wissen istErinnern.“ Wenn wir künftigen Genera-tionen die schrecklichen Folgen von Kriegund Gewaltherrschaft vermitteln, machenwir ihnen bewusst, dass ihre Existenzvom Frieden abhängt.

Ob seine Freunde und Förder denVolksbund in Zukunft in gleichem Um-fang wie bisher unterstützen werden, istnicht planbar. Auch wie sich die Beteili-gung des Staates an der Finanzierung derKriegsgräberfürsorge entwickeln wird, istnicht abzusehen. Vor diesem Hintergrundwurde am 6. April 2001 die Stiftung Gedenken und Frieden (Gedenken undFrieden – Stiftung Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge) im Berliner Abge-ordnetenhaus im Beisein des ehemaligenVorstitzenden des Stiftungskuratorium,Hans Koschnick (ehemaliger Bremer Bür-germeister und Bosnienbeauftragter), undseinem damaligen Stellvertreter, Dr. Ru-dolph Seiters (Präsident des DeutschenRoten Kreuzes), gegründet. Die Stiftungsoll den Volksbund auf Dauer finanziellunterstützen bzw. entlasten. Der Volks-bund bleibt als gemeinnütziger Verein be-stehen und setzt seine Arbeit unverändertfort. Wie jede Stiftung sammelt auch dieStiftung Gedenken und Frieden Kapitalan, mit dessen Erträgen die Aufgaben derStiftung finanziert, insbesondere aber dieAufgaben des Volksbundes heute und inder Zukunft gesichert werden.

Gedenken undFrieden – StiftungVolksbund Deutsche Kriegs-gräber fürsorge

Unterstiftungen:

Bewahrtes Leben – Stiftung zumGedenken und Frieden, VolksbundDeutsche Kriegsgräberfürsorge

Carl und Hans-Norbert Schmotter– Stiftung zum Gedenken und Frie-den, Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge

Dr. med. vet. Herbert Hindemith –Stiftung zum Gedenken und Frie-den, Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge

Ilse und Hermann Schlosser – Stiftung zum Gedenken an WernerSchlosser (20 Jahre), HeinzjörgSchlosser (22 Jahre), MarieluiseRompel (geborene Schlosser, 26Jahre), Hans Rompel (27 Jahre)und Hans Hermann Rompel (3 Jahre), die durch den Weltkrieg1939-1945 ihr Leben verloren;Volksbund Deutsche Kriegsgräber-fürsorge

Manfred und Margot JohannaBeinder – Stiftung zum Gedenkenund Frieden, Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge

Prof. Dr. Dr. h. c. Karl-HeinrichHeitfeld – Stiftung zum Gedenkenund Frieden, Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge

Waltraud Ehrendorf und HelmutEhrendorf – Stiftung zum Geden-ken und Frieden, Volksbund Deut-sche Kriegsgräberfürsorge

Volksbundpräsident Reinhard Führer,Bundestagsvizepräsident Rudolf Sei-ters und Hans Koschnick (von links).

3 Förderbereiche Stiftungsentwicklung

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zur Unterrichtsgestaltung an Schulenzum Thema Frieden durch Fördermittelim Stiftungsthema Friedens erziehungmittels Bildungsarbeit ermöglicht. Nebenvielen kleinen Projekten unterstützt dieStiftung jedes Jahr besonders die Pflegeund Erhaltung der Kriegsgräberstätte St. Petersburg-Sologubowka/Russ landund den Betrieb der Jugendbegegnungs-stätte Golm/Deutschland.

Stiftungsvermögen – Engagement mitBeständigkeit

Über 2 000 großzügige Stifter habenseit 2001 das Gründungskapital desVolksbundes mehr als verdreifacht. In 24 zweckgebundenen Zustiftungen set-zen sich einige Stifter mit über 1,2 Millio-nen Euro für ganz bestimmte Projekte imVolksbund wie zum Beispiel die Erhal-tung einer Kriegsgräberstätte oder die Jugendarbeit ein.

Das Stiftungskapital soll heute wie inferner Zukunft seinen Zweck erfüllen. Da-her folgt die Vermögensanlage der Opti-mierung von Vermögenserhaltung undErtragsausschüttung für den Stiftungs-zweck. Vor diesem Hintergrund wirdauch die Kaufkraft des Stiftungskapitalsim Rahmen des Möglichen erhalten. Mitdem Ziel der Realkapitalerhaltung wur-den seit 2003 bei der Stiftung Gedenkenund Frieden rund 200 000 Euro und beiden Unterstiftungen etwa 100 000 Euroden Stiftungskapitalien u. a. aus den Er-trägen wieder zugeführt. n

stiftungen wirken bis in ferne Zukunftund bleiben unangetastet erhalten. Miteiner einmaligen Zustiftung eines größe-ren Betrages kann man den Volksbundmit den Kapitalerträgen vergleichbar zueinem heutigen Förderbetrag auf Dauerunterstützen. Nur die Zinserträge fließendem Stiftungszweck zu.

Projektförderung – Gedenken gestaltenund Frieden fördern

Seit ihrer Gründung wurden in denJahren 2001 bis 2008 von der Stiftung Ge-denken und Frieden über eine MillionEuro für wichtige Projekte bereitgestellt.Jährlich übernimmt die Stiftung beidurchschnittlich 40 Projekten des Volks-bundes oder Projekten, an deren Umset-zung der Volksbund beteiligt ist, bis zu 45 Prozent der ihr gegenüber nachgewie-senen Projektkosten.

So hat die Stiftung zum Beispiel 2008unter dem Stiftungsthema Kriegsgräber-stätten 18 Projekte gefördert, bei denenPflege- und Ausbaumaßnahmen vorwie-gend in Osteuropa mitfinanziert wurden.Im Stiftungsthema Gedenkkultur wurdeneben kleineren Veranstaltungen die Or-ganisation der zentralen Ge denkveran-staltung zum Volkstrauertag in Berlin un -terstützt. Insgesamt wurden 20 Jugend-projekte und Workcamps in ganz Europaunter dem Stiftungsthema Friedenserzie-hung durch Jugendarbeit gefördert. In 29 Projekten wurden Schüler fahrten unddie Herstellung von Arbeitsmaterialien

StiftungGedenkenund Frieden

Die Stiftung ist nicht nur über ihren Sat-zungszweck eng mit dem Volksbundverbunden. Der Stiftungsvorstand wirdvon Mitgliedern des Vorstandes desVolksbundes gebildet. Die so garan-tierte enge Zusammenarbeit beiderOrganisationen spiegelt sich auch imStiftungslogo wieder. Es enthält we-sentliche Teile des Volksbundlogos.

Kontakt – Jeder kann stiften

Wenn Sie sich nachhaltig unddauerhaft in der Stiftung fürunsere Gedenk- und Friedens-arbeit einsetzen wollen, wen-den Sie sich bitte an:

Stiftung Gedenken und FriedenWerner-Hilpert-Straße 234117 Kassel

Telefon: 0800-7777-001 Telefax: 0561-7009-221E-Mail: Info@Gedenken

undFrieden.de Internet: www.Gedenken

undFrieden.de

Stiftungen und Spenden: Postbank Frankfurt am MainKto: 756 180 600BLZ: 500 100 60IBAN: DE57 500 100 600

756 180 600SWIFT: PBNKDEFF

Gruppenfoto aus dem Jahr 2008:Das neue Kuratorium der Stiftung Gedenken und Frieden mit Mitgliedern des Stiftungsvorstandes.

Der Vorstand der Stiftung wird vom Präsidenten des Volksbundes [7], seinem Stellvertreter, dem Schatz-meis ter [10] und seinem Stellvertreter so wie dem Generalsekretär [5] gebildet. Zur Unterstützung beruftder Stif tungs vorstand ein ehrenamtliche Ku ratorium. Bundesminister a. D. Dr. Theodor Waigel [6] über- nahm den Vorsitz von Hans Koschnick, der dieses seit Gründung der Stiftung innehatte. Neuer Stellvertre-ter ist General a. D. Harald Ku jat [9]. Weitere Kuratoriums-Mit glie der sind Bank vorstand a. D. Dr. Tessenvon Heydebreck [3], Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama [11], Ge org Friedrich Prinz von Preußen (Chefdes Hauses Hohenzollern) [2], Dr. Brigitte Seebacher (Histo ri kerin) [8], Prof. Dr. Michael Stürmer (Histori-ker), Prof. Dr. Karin Tomala (Historikerin) [4]. [Im Bild von links nach rechts]

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schen sterben. Die USA machen die trans-nationale Terrorgruppe Al-Kaida unterFührung von Osama bin Laden für dieAnschläge verantwortlich. Da die in Af-ghanistan regierenden Taliban der Al-Kaida Unterschlupf gewähren, beginnendie USA und ihre Verbündeten mit derInvasion des Landes. Am Ende des Jahresist Afghanistan vom islamisch-fundamen-talistischen Talibanregime befreit, abernoch lange nicht befriedet. q Am 27. Sep-tember erschießt der geistig verwirrteFried rich Leibacher in der schweizeri-schen Kantonstadt Zug 14 Minister undParlamentarier, verletzt weitere zwölfPer sonen und tötet sich anschließendselbst. q Durch den Zusammenstoßzweier Lastwagen kommt es im Gott-hardtunnel zu einem Brand, bei dem elfMenschen sterben. q Mit großer Mehr-heit stimmt der Deutsche Bundestag derEntsendung deutscher Streitkräfte nachAfghanistan zu und beschließt damit denersten außereuropäischen Kampfeinsatzder Bundeswehr. n

Das 21. Jahrhundert beginnt. q Nacheiner Grundgesetzänderung dürfen

erstmals auch Frauen in der Bundeswehrden Dienst an der Waffe ausüben. q Bun-desregierung, Bundestag und Bundesratbeantragen beim Bundesverfassungsge-richt in Karlsruhe ein Verbot der rechtsex-tremistischen Partei NPD. q Im afghani -schen Bamiyan-Tal sprengen die Talibanzwei der größten Buddha-Statuen ausdem 5. und 6. Jahrhundert. q Die russi-sche Raumstation Mir, die 15 Jahre langdie Erde umkreiste, hat ausgedient. Am23. März nähert sie sich planmäßig derErdatmosphäre und verglüht über demPazifik. q In Serbien wird der ehemaligeStaats präsident Slobodan Milosevic fest-genommen und an den InternationalenStrafgerichtshof ausgeliefert. Milosevic,des Völkermordes angeklagt, verstirbtwährend des vierjährigen Prozesses imMärz 2006. q Die Terroranschläge auf dasWorld Trade Center in New York und dasPentagon in Washington am 11. Septem-ber erschüttern die Welt. Über 3 000 Men-

2001

Osama bin Laden: Der islamische Fundamentalistund Chef der Terrorgruppe Al-Kaida gilt als Haupt-veranwortlicher der Anschläge vom 11. September.

Anschlag auf das World Trade Center:Terroristen steuern am 11. Septemberzwei entführte Verkehrsflugzeuge direkt in die Gebäude. Bei den an-schließenden Explosionen und demEinsturz der Zwillingstürme kommenTausende ums Leben.

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Die Stiftung Gedenken und Friedenwird am 6. April im Berliner Abge-

ordnetenhaus mit einem Startkapital vonfünf Millionen Deutsche Mark ins Lebengerufen. Ihr Ziel ist die nachhaltige Förde-rung der Volksbundarbeit und die Siche-rung der Pflege der deutschen Kriegsgrä -berstätten in aller Welt. q Anfang Aprilbesuchen Bundeskanzler Gerhard Schrö-der und Russlands Staatsprä sident Wladi-mir Putin den russischen Friedhof Piskar- jowskoje/St. Petersburg, um dort der Op -fer der Blockade Leningrads zu gedenken.q Ein Zeichen der Versöhnung setzt auchdie Gedenkveranstaltung zum Kriegsende1945 am Pariser Triumphbogen: Erstmalsgedenken dort Franzosen und Deutscheunter Beteiligung des Volksbundes offi-ziell gemeinsam der Opfer der Weltkrie ge.q Sechs Tage später begeht die Bundesge-schäftsstelle des Volksbundes (bis 1951 inNienburg ansässig) ihr 50-jähriges Beste-hen in Kassel. q Am 9. Juni übergibt derVolksbund die Anlagen in Riga und denneuen Sammelfriedhof in Riga-Beberbeki

Zeichen der Versöhnung: Am Pariser Triumphbogen begehenFranzosen und Deutsche unter Beteili-gung des Volksbundes am 9. Maierstmals gemeinsam das Gedenkenan die Opfer der Weltkriege.

Am 22. Juni übernimmt der Volksbund den Wald-friedhof Halbe in die Pflege. Die Anlage ist eine dergrößten Kriegsgräberstätten Deutschlands mit über28 000 Opfern des Zweiten Weltkrieges und einessowjetischen Internierungslagers.

Auf dem neuen Sammelfriedhof in Riga-Beberbekibetten Soldaten der Bundeswehr am 9. Juni die er-sten Kriegsopfer ein.

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12. Juli die nachgegossene Adlerfigur aufdem U-Boot-Ehrenmal ihren seit 1936 an-gestammten Platz zurück. Die Anlage ander Kieler Außenförde erinnert an die ge-fallenen U-Boot-Fahrer des Ersten undZweiten Weltkrie ges. q Im estnischenJöhvi (4. August) und im litaui schen Vil-nius-Vingio-Park (18. August) werdenebenfalls neue deutsche Kriegsgräberstät-ten unter großer Anteilnahme der Ange-hörigen, der Bevölkerung und politischenVertretern beider Nationen eingeweiht. qWeitere Einweihungen gibt es am 2. Sep-tem ber in Korpowo/Russische Födera-tion, am 15. Sep tember in WalachischMeseritz (Valasske Mezirici/Tsche chischeRepublik) und am 19. September in Sewa-stopol-Gontscharnoje/Ukraine. q In Riga-Bikernieki/Lettland folgt am 30. Novem-ber unter Betei ligung der lettischen Staats- präsidentin Vaira Vike-Freiberga und deslettischen Ministerpräsi denten AndrisBerzins die Einweihung der von der Bun-desregierung und vielen deutschen Städ-ten finanzierten Gräber- und Gedenk stättefür deportierte und ermordete deutsche,österreichische sowie tschechoslowaki-sche Juden. Gedenkplatz, Namenschreinund vor allem die 5 000 Steine symbolisie-ren dabei die Schreie der schuldlos Getö-teten und weisen darauf hin, dass dergesamte Platz ein Hinrichtungsort war. n

der Öffentlichkeit. In Beberbeki bettenBundeswehrsoldaten zu dem die erstenGefallenen ein. q Die Übernahme desWaldfriedhofs im brandenburgischenHalbe durch den Volksbund am 22. Juniist eines der wichtigsten Ereignisse desJahres 2001. Halbe ist eine der größtenKriegsgräberstätten Deutschlands. Dortruhen über 28 000 Opfer des ZweitenWeltkrieges, überwiegend im Kessel vonHalbe Gefallene, aber auch hingerichteteDeserteure der Wehrmacht, Zwangsarbei-ter und noch bis 1947 Verstorbene ausdem sowjetischen Speziallager Ketschen-dorf. Zu der beeindruckenden Gedenk-veranstaltung kommen über 4 500 Teil -nehmer aus Deutschland und Russland.In seiner Ansprache sagt Volksbundpräsi-dent Karl-Wilhelm Lange: „Die Soldaten-friedhöfe in unseren Ländern gleichenaufgeschlagenen Geschichtsbüchern.Diese von Krieg gezeichnete Geschichtekönnen wir nicht ändern – aber wir kön-nen aus ihr lernen: Dass wir uns ändernkönnen!“ q In Kiel-Möltenort erhält am

In Kiel-Möltenort wird die nachgegossene Adlerfiguram 12. Juli auf dem U-Boot-Ehrenmal installiert. Diealte Figur war nicht mehr standsicher und musste ab-genommen werden.

Riga-Bikernieki in Lettland – die Gedenkstätte für de-portierte und ermordete Juden wird am 30. Novem-ber eingeweiht.

Die Kriegsgräberstätte in Sewastopol-Gontscharnoje/Ukraine weiht derVolksbund am 19. September ein.

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Die 5 000 Granitsteine der Gedenkstätte Riga-Bikerniekisymbolisieren die Notschreie der ermor deten Juden.

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nimmt Deutschland eine führende Rolle.q Die rot-grüne Bundesregierung be-schließt den Atom ausstieg bis 2021. q Die Terrorgruppe Al-Kaida verübt am 11. April einen Bomben anschlag im tune-sischen Djerba. Getötet werden 19 Men-schen, darunter 14 Deutsche. q DerAmok lauf von Erfurt: Mit einer Handfeu-erwaffe tötet der 19-jährige Robert Stein-häuser im Gutenberg-Gymnasium zweiSchüler und vierzehn Lehrer. q Im Maiwird der Vertrag zur Reduzierung strate-gischer Offensivwaffen von Russland undden USA unterzeichnet. Einen Monat spä-ter treten die USA einseitig vom 1972 ab-geschlossenen ABM-Vertrag zurück, derdie Begrenzung von Raketenabwehrsy-stemen vorsah. q Bei der Fußball-WM inJapan und Südkorea gewinnt Brasilien imEndspiel gegen Deutschland mit 2:0. qAm 1. Juli stoßen ein russisches Passa-gierflugzeug und eine Frachtmaschine in11 000 Metern Höhe über dem Bodenseezusammen und stürzen ab. Insgesamtsterben 71 Menschen. q Starke Regenfällelassen im August die Wasserstände vonElbe und Donau extrem stark ansteigen.Das Jahrhunderthochwasser verursachtMilliardenschäden. q Bei den Wahlenzum 15. Bun destag wird die rot-grü neRegierungskoalition unter BundeskanzlerGerhard Schröder mit einer hauchdünnenMehrheit bestätigt. q Bei einem Terroran-schlag im indonesischen Kuta sterbenüber 200 Menschen. q In Moskau nehmentschetschenische Rebellen knapp tausendGeiseln. Bei der Befreiungsaktion gibt esüber hundert Opfer. n

In zwölf Staaten der EuropäischenUnion wird der Euro als gemein-

same Währung eingeführt. q Als ersterSkispringer gewinnt Sven Hannawaldalle vier Einzelspringen der Vierschan-zentournee. q Die US-Regierung inter-niert Terrorverdächtige in einem Militär -gefängnis in Guantánamo Bay. Die in die-sem Gefangenenlager verübten Menschen-rechtsverletzungen verurteilt Am nestyInternatio nal auf das Schärfste. q BeimAufbau der Polizei in Afghanistan über-

2002

Kurze Pause für die freiwilligen Hel-fer, die Sandsäcke zum Schutz gegendie Wassermassen aufschichten. DasHochwasser geht als Jahrhundertflutin die Geschichtsbücher ein.

Abschied von der D-Mark: Die Europäischen Union führt inDeutschland und elf weiteren Mit-gliedsstaaten den Euro als gemein-same Währung ein.

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Die neue Autorenbuchreihe „Erzäh-len ist Erinnern“ gibt ab Jahresanfang

den Erinnerungen von Kriegsteilnehmernoder ihren Kindern Raum. q Hans Kosch -nick, ehemaliger Bremer Bürgermeisterund Bosnien-Beauftragter der Bundesre-gierung, wird am 21. Mai erster Kuratori-umsvorsitzender der im Vorjahr gegrün -deten Stiftung Gedenken und Frieden. qHochrangiger Be such auf der deutschenKriegsgräberstätte in Ljubljana am 29. Mai:Bundespräsident Johannes Rau legt dortgemeinsam mit dem slowenischen Staats-präsidenten Milan Kučan einen Kranz füralle Opfer der Weltkriege nieder. Die An-lage wird drei Tage später, am 1. Juni, offi-ziell eingeweiht. q Ihr 20-jähriges Beste -hen begeht die Jugendbegegnungs- undBildungs stätte des Volks - bundes in Yssel-steyn/Niederlande. Dieses Jubiläum wirdunter Beteiligung hunderter Gäste am 22. Juni mit dem „Tag der Begegnung“und der Aktion „Blumen gegen das Ver-gessen“ gewürdigt. Dabei schmücken Ju-gendliche 3 000 Gräber von unbekannten

In Polen wird die deutsche Kriegsgräberstätte Groß-Nädlitz (Nadolice Wielkie/Polen) am 5. Oktober der Öffentlichkeit übergeben.

Auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Ljubljanalegen Bundespräsident Johannes Rau und der slowe-nische Staatspräsident Milan Kučan einen Kranz füralle Opfer der Weltkriege nieder. Die Anlage wirdam 1. Juni offiziell eingeweiht.

Den Soldatenfriedhof Heiligenbeil(Mamonowo/Russische Föderation)im ehemaligen Ostpreußen weiht derVolksbund am 29. Juni ein.

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preußen (Mamonowo/Russische Födera-tion) am 29. Juni. q Der Bundestag verab-schiedet am 4. Juli eine Entschließung, inder sie den Anspruch des Volksbundes aufnachhaltige finanzielle Unterstützung sei-tens der Bundesrepublik Deutschland an-erkennt. Die Bundestagsfraktionen bestä -tigen dem Volksbund, dass er die „Aufga -be zur Fürsorge für die Gräber der Ge fal -lenen des Ersten und Zweiten Weltkriegesund für die Opfer rassistischer sowie poli-tischer Verfolgung im Ausland” im staatli-chen Auftrag wahrnimmt. q 2 000 Gästekommen am 28. September zur Einwei-hung der Kriegs gräberstätte Rshew/Rus-sische Föderation. Sie ist ein Zeichen derVersöhnung, da an diesem Tag auch derrussi sche Friedhof in einem gemeinsamenFestakt seiner Bestimmung übergebenwird. In Polen wird die deutsche Kriegs-gräberstätte Groß-Nädlitz (Nadolice Wiel-kie) am 5. Oktober, zwei Wo chen spä terdie Anlage in Budaörs/Ungarn, beide un -ter großer Anteilnahme der Bevölkerung,eingeweiht. Zu beiden Kriegsgrä berstät-ten gehört auch ein Friedenspark. Dortkönnen Angehörige in Geden ken an ihreLieben einen Baum stiften oder eine Pfle-gepatenschaft übernehmen. q Der Bun-des vertretertag des Volksbundes wähltden Berliner Landesvorsitzenden Rein-hard Führer am 22. November als Nach-folger von Karl-Wilhelm Lange zum neu -en Präsidenten. Reinhard Führer war von1999 bis 2001 Präsident des Berliner Abge-ordnetenhauses. n

Sol daten. „Die Jugendbegegnungsstättendes Volksbundes stellen einen positivenAnsatz für das friedliche Zusammenwach- sen Euro pas dar. Sie tragen zur Annähe-rung Jugendlicher verschiedener Natio -nen bei und leisten damit einen aktivenBeitrag zur Friedenserziehung über dieLandesgrenzen hinweg,“ sagt Renate Hen- dricks, die Vorsitzende des Bundeseltern-rates. q Die Kriegsgräberstätte Smolenskweiht der Volksbund am 15. Juni ein, dieAnlage in Heiligenbeil im ehemaligen Ost -

Der Bundestag verabschiedet am 4. Juli eine Entschließung, in der dem Volksbund offiziell diestaatliche Aufgabe zur Fürsorge für die Gräber derWeltkriege bestätigt und zugleich finanzielle Unterstützung zusagt wird.

Reinhard Führer (links) löst Karl-Wilhelm Lange alsPräsidenten des Volksbundes ab.

Die Kriegsgräberstätte Rshew/Russische Föderation weiht derVolksbund am 28. September ein.

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Über 30 000 Kreuze mahnen aufder deutschen Kriegsgräberstätte Ysselsteyn in den Niederlandenzum Frieden.

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tag des Elysée-Vertrags erklären Bundes-kanzler Gerhard Schröder und der fran-zösische Staatspräsident Jaques Chiracöffentlich ihren Widerstand gegen einenMilitäreinsatz der USA im Irak und ver-weigern sich der „Koalition der Willigen“(US-Verteidigungsminister Donald Rums-feld). Unter der militärtechnischen Über-macht der USA bricht der Widerstand derirakischen Streitkräfte rasch zusammen.Bereits Mitte April ist die iraki sche Armeebesiegt. Der irakische Staats präsidentSaddam Hussein taucht unter. Er wirdschließlich im Dezember von den Besat-zungstruppen in einem Erdloch aufge-spürt und verhaftet. q Am ersten bun des-weiten Ökumenischen Kirchentag in Ber- lin nehmen rund 200 000 Menschen teil.q Nach 20-jähriger Rekonstruktionsarbeitist der originalgetreue Nachbau des ver-schollenen Bernsteinzimmers im Kathari-nenpalast bei Sankt Petersburg fertigge - stellt. q Bei einem Selbstmordan schlagauf einen Bus in der afghanischen Haupt -stadt Kabul sterben vier deutsche Solda-ten. q In Mexiko läuft der letzte VW-Käfervom Band. q Die NATO übernimmt dievon den Vereinten Nationen geführte In-ternationale Schutztruppe für Afghanis -tan (ISAF) in Kabul. q Bei einem Terror -anschlag eines Selbstmordattentäters aufdas UNO-Hauptquartier in Bagdad stirbtder UN-Son der gesandte Sérgio Vieira deMello. q Nach den Wahlen in Georgienbezichtigt die Opposition den Präsiden-ten Eduard Scheward nadse des Wahlbe-trugs. Die folgenden Unruhen zwingenihn schließlich zum Rücktritt. n

Auf ihrem Rückweg zur Erde explo-diert die amerikanische Weltraum-

fähre Columbia. Alle Besat zungs mitglie -der kommen dabei ums Leben. q OhneUN-Mandat beginnen die USA im Märzden Militäreinsatz gegen den Irak, dendritten Golfkrieg. Der amerikanische Prä-sident George W. Bush begründet denAngriff damit, dass das Land im Besitzvon Massenvernichtungswaffen sei. Ge -gen diesen Krieg demonstrieren weltweitMillionen von Men schen. Zum 40. Jahres-

2003Start des Space Shuttle Columbia:Beim späteren Landeanflug auf CapeCanaveral wird es zerstört (Foto unten).

Verhaftet: Der irakische Diktator Saddam Hussein wird von amerika-nischen Soldaten in einem Erdlochaufgespürt. Das Foto zeigt ihn wäh-rend der ärztlichen Untersuchung.

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Die deutsch-französische Freund-schaft steht zu Beginn des Jahres im

Blickpunkt: Denn vor 40 Jahren habenFrankreichs Staatschef Charles de Gaulleund Bundeskanzler Konrad Adenauerden Elysée-Vertrag unterzeichnet. DemGeist dieser Vereinbarung folgten derVolksbund und seine Förderer seither imZeichen von Frieden und Versöhnung. Be-sonders die internationalen Jugendlagersowie die ständig wachsende Zahl vonStädtepartnerschaften zwischen Deutsch-land und Frankreich belegen dies. q EndeMärz wird der Vertrag über die Errich-tung einer Kriegsgräberstätte in Berjosa/Belarus (Weißrussland) abgeschlossen.Der Volksbund beginnt umgehend mitden Bauarbeiten für den ersten Sammel-friedhof in Belarus. q Am 23. Mai wirddie neue Kriegsgräberstätte in Siauliai(Schaulen/Litauen) eingeweiht. Zwei Ta -ge später gedenken die Trauergäste auchder Opfer des Untergangs der „Füsilier“und weiterer Schiffskatastrophen zwi-schen Kurischem Haff und Rigaer Buchtmit der Einweihung des Gedenksteins aufder Kriegsgräberstätte Klaipeda (Memel/Litauen). q Die Einweihung der Kriegs-gräberstätte Olmütz (Olomouc/Tschechi-sche Republik) folgt am 13. Juni unter

Das Foto links zeigt die ersten Ein-bettungen auf der KriegsgräberstätteBerjosa in Weißrussland (Belarus).

Der Volksbund blickt am 13. September im belgi-schen Lommel auf 50 Jahre Jugendarbeit zurück(Foto unten).

1953 gab es hier das erste Jugendlager (Foto rechts).Zugleich begeht die gleichnamige Jugendbegeg-nungs- und Bildungsstätte ihr zehnjähriges Bestehen.

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40 Jahren gedacht. q 50 Jahre Jugendar-beit feiert der Volksbund kurz da rauf am13. September in Lommel/Belgien. Hierhat 1953 das erste Jugendlager des Volks-bundes seine Zelte aufgeschlagen. Inzwi-schen sind es (bis 2003) insgesamt über4 300 Workcamps. Zugleich begeht diegleichnamige Jugendbegegnungs- undBildungsstätte ihr zehnjähriges Bestehen.q Die Kirche Mariä Him melfahrt inSt. Petersburg-Sologubowka/RussischeFöderation wird dank der großzügigenSpenden der Förderer des Volksbundesam 20. September nach der Grundsa nie-rung wieder eingeweiht. „Dies ist ein ein-zigartiges Ereig nis in der Geschichte derdeutsch-russischen Beziehungen und einwichtiger Meilenstein in der Entwicklungvon Verständigung und Zusammenarbeitunserer Völker“, sagt der St. Pe tersburgerMetropolit Vladimir. q Am 8. Dezembersetzt Mecklenburg-Vorpommerns Land-tagspräsidentin Sylvia Bretschneider denersten Spatenstich zum Bau der Jugendbe-gegnungs- und Bildungsstätte am Golmauf Usedom. n

großer Beteiligung der Angehörigen. qDie neue Kriegsgräberstätte Bartossen(Bartosze/Polen) wird am 9. August ein-geweiht, die Kriegs gräberstätte Königs-berg (Kaliningrad/Russische Föderation)weiht der Volksbund am 23. August ein.Neben den deutschen Gefallenen wirdhier auf einer Ge denktafel auch an 3 000russische Opfer der Kämpfe um Königs-berg erinnert. q Auf der Kriegsgräber-stätte Mont-de-Huisnes wird am 6. Sep- tem ber der Einweihung des Friedhofs vor

Die Kriegsgräberstätte Königsberg (Kaliningrad/Russische Föderation) übergibt der Volksbund am 23. August seiner Bestimmung. Viele Gäste der Einweihungsfeier nutzen dabei ihren Besuch in derehemaligen Hauptstadt Ostpreußens, um dort denberühmten Dom zu besichtigen (Foto links).

Am 23. Mai weiht der Volksbund die neue deutscheKriegsgräberstätte in Siauliai (Schaulen/Litauen) ein.

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Im neuen Glanz: Die durch Spen-den der Volksbund-Förderer restaurierte Kirche Mariä Himmel-fahrt wird in St.-Petersburg-Solo-gubowka am 20. September wie-der eingeweiht.

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schen getötet und rund 1 800 verletzt. qBulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Ru-mänien, die Slowakische Republik undSlowe nien treten der NATO bei. q Dieunmenschliche Behandlung irakischerHäftlinge im US-Militärgefängnis AbuGhraib nahe Bagdad schockiert die Welt-öffentlichkeit. q Die Europäische Unionnimmt zehn Staaten als neue Mitgliederin ihre Gemeinschaft auf: Estland, Lett-land, Litauen, Malta, Po len, die Slowaki-sche Republik, Slowenien, die Tschechi -sche Republik, Ungarn und Zypern. qProf. Dr. Horst Köhler wird von der Bun-desversammlung in Berlin zum neuenBundespräsidenten gewählt. q Tschet -schenische Terro risten besetzen in Beslanim russischen Nordos setien eine Schuleund bringen über 1 000 Menschen in ihreGewalt. Im Zuge der Geiselbefreiungdurch russische Spezialeinheiten kommtes zu zahlreichen Toten und Verletzten. qIn Athen beginnen die 28. Olym pischenSpiele. q Aus gelöst durch einen Kabel-brand vernichtet ein Feuer in der Herzo-gin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimartausende wertvolle Bücher. q Bei denWahlen in den USA wird George W. Busherneut zum Präsidenten gewählt. q ZurUnterstützung der Friedensmission imSudan entsendet die Bundesregie rungdrei Transportflugzeuge und 200 Solda-ten. q Die Flutkatastrophe am 26. Dezem-ber 2004 in Süd- und Südostasien kostetnach Schätzungen über 230 000 Menschendas Leben. In Deutschland spenden wieüberall in der Welt viele Menschen für diehilf losen Opfer. n

US-Präsident George W. Bush räumtein, aufgrund von Geheimdienstbe-

richten vor dem Irakkrieg die Existenzvon Massenvernichtungswaffen falscheingeschätzt zu haben. q Bei Bombenan-schlägen in Bagdad und Kerbela sterbenmehr als 270 Menschen. q Gerhard Schrö -der nimmt als erster deutscher Bundes-kanzler an den Gedenkfeiern zum Jahres-tag der alliierten Landung in der Norman -die teil. q Bei Bombenanschlägen auf Nah -verkehrszüge in Madrid werden 192 Men -

200460. Jahrestag der Landung in derNormandie: Bundeskanzler GerhardSchröder besucht den britischen Sol-datenfriedhof Ranville, wo auchdeutsche Gefallene beerdigt sind.

Die Olympischen Sommerspiele vonAthen: Das Foto zeigt den deutschenSpringreiter Marco Kutscher.

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Im März steht dank des Engage-ments der Volksbundförderer der

erste Granitwürfel der Aktion „Namen fürRossoschka.“ So werden den Vermisstender Kämpfe um Stalingrad ihr Namen zu-rückgegeben – und den Angehörigen einOrt der Trauer. q Am 8. Mai – Jahrestagdes Kriegsendes 1945 in Europa – werdenin Halbe südlich Berlin die Gedenktafelnfür die über 4 600 hier ruhenden Opfer dessowjetischen Speziallagers Nummer 5 inKetschendorf eingeweiht. An den 60. Jah-restag der Schlacht um Monte Cassinowird am 19. Mai, an die alliierte Landungin der Normandie am 29. Mai in La Cam -be erinnert. Zu dieser Veranstaltung orga-nisiert der Volksbund ein internationalesWorkcamp, dessen Teilnehmer an der be-eindrucken Gedenkzeremonie mitwirkenund später mit Bundeskanzler GerhardSchröder zusammentreffen. „Uns verbin-det heute mehr als uns trennt: Wünsche,Hoffnungen, aber auch Sorgen. Wir sinddankbar und froh, dass wir uns 60 Jahrenach der Landung der Alliierten als

Gedenkveranstaltung zum 60. Jah-restag der Schlacht um Monte Cas-sino am 19. Mai (Foto links).

Die Bremer Musikschau der Nationenfeiert unter den Augen von 37 000Konzertgästen ihre 40. Auflage. Die spätere Fernsehübertragung inden Dritten Programmen erreichtüber fünf Millionen Zuschauer.

Auch ehemalige französische Kriegsteilnehmer kom-men zur Gedenkfeier anlässlich der Landung in derNormandie vor 60 Jahren auf die deutsche Kriegs-gräberstätte in La Cambe (Foto rechts unten).

Die ersten von heute 120 Würfeln der Aktion„Namen für Rossosch ka“ werden aufgestellt. Aufihnen finden sich die Namen der Vermissten aus denKämpfen um das ehemalige Stalingrad (Wolgograd/Russische Föderation).

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legt vor aller Welt Zeugnis davon ab, dasskein Konflikt, sei er auch noch so schmerz- haft und tief, eines Tages nicht dem Dialogund der Verständigung weichen kann. Es gibt immer einen Weg, der zum Frie-den führt.“ q Kurz nach seiner Wahl am23. Mai zum neunten Bundespräsidentender Bundesrepublik Deutschland über-nimmt Prof. Dr. Horst Köhler in der Tradi-tion seiner Vorgänger die Schirmherr -schaft über den Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge. q Der Volksbundübergibt am 26. Juni in der ukrainischenHauptstadt Kiew die Namenplatten mitden Lebensdaten der Weltkriegsopfer derÖffentlichkeit. Es folgen die Einweihun-gen der neuen Kriegsgräberstätten in Dau- gavpils (Dünaburg/Lettland) am 9. Juli, inJelgava (Mitau/Lettland) am 11. Juli. q Imfranzösischem Champigny-St. André ver-anstaltet der Volksbund am 25. Septembereine Gedenkfeier anlässlich des 40-jähri-gen Bestehens der Kriegsgräberstätte. DieAnlagen in Presov/Slowakische Republikund Posen (Poznan/Polen) hat der Volks-bund vor zehn, den Soldatenfriedhof inRetz/Österreich vor 25 Jahren eingeweiht.q Zum Volkstrauertag verteilen Dort-munder Schüler auf der Kriegsgräber-stätte Ysselsteyn in den Niederlanden10 000 Kerzen und erinnern damit an alleOpfer von Krieg und Gewalt. n

Freunde respektvoll begegnen können“,heißt es in der Ansprache der Jugendli-chen aus vier Nationen. Wenig später be-sucht auch der damalige Kardinal undspätere Papst Joseph Ratzinger den deut-schen Friedhof in La Cambe. In seiner Gedenkrede in Caen erneuert der fran -zösische Staatspräsident Jacques Chiracdie Friedensbotschaft Albert Schweitzers:„Der Europagedanke, die Projekte, die ihnverkörpern, all dies nahm in Wirklichkeithier seinen Anfang. Diese Gedenkfeier

Die Gedenktafeln für die über 4 600Opfer des sowjetischen SpeziallagersNummer 5 (bei Ketschendorf) weihtder Volksbund unter großer Anteil-nahme der Angehörigen ein.

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Lichternacht auf der Kriegsgräber-stätte Ysselsteyn in den Nieder-landen: Schüler der DortmunderHeinrich-Heine-Schule verteilen10 000 Kerzen auf dem Friedhofund erinnern damit an alle Opfervon Krieg und Gewalt.

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wird das große Stelenfeld für die ermor-deten Ju den Europas eingeweiht. q Derehemalige Bundesvorsitzen de der SPD,Oskar Lafontaine, tritt aus der Partei aus.Bun deskanzler Gerhard Schröder stelltim Deutschen Bundestag die Vertrauens-fra ge und verliert die Abstimmung. Bun-despräsident Köhler löst daraufhin denBundestag auf und ordnet Neuwahlenan. q Anfang Juli verüben Terroristen inLon don Bom benanschläge. Nur zwei Wo-chen später sterben bei ei nem Terrorat-tentat im ägyptischen Badeort Scharm elScheich über 80 Personen. q In New Or-leans verursacht der Hurrikan KatrinaMilliardenschäden; ca. 2 000 Men schensterben. q Die Dresdener Frau enkirche,1945 bei Luftangriffen zerstört, ist wiederaufgebaut und wird eingeweiht. q AbEnde Oktober bis Mitte November kommtes zu heftigen Unruhen und Ausschrei-tungen re bellierender Jugendlicher in denVorstädten von Paris und weiteren fran-zösischen Großstädten. q Die CDU/CSUgewinnt bei den Wahlen zum 16. Bun des-tag knapp vor der SPD. Eine Große Koali-tion wird gebildet und Dr. Angela Merkel(CDU) zur Bundeskanzlerin gewählt. qIm Irak wird die deutsche ArchäologinSusanne Osthoff entführt, dann aber nachvier Wochen wieder freigelassen. n

In Deutschland startet im Rahmender Sozialreformen die Einführung

des Arbeitslosengeldes II (ALG II). DiePartei Arbeit & soziale Gerechtigkeit –Die Wahlalternative (WASG) wird ge-gründet. q Das Unternehmen Toll Collectnimmt den Betrieb des LKW-Mautsys -tems auf. q Am 2. April stirbt Papst Jo-hannes Paul II. im Alter von 84 Jahren.Joseph Alois Ratzinger wird als Papst Be-nedikt XVI. neues Oberhaupt der Rö-misch-katholischen Kirche. q In Berlin

2005Aus der Ferne mag dieses Bild desHurricans Katrina reizvoll sein – fürdie Menschen ist es jedoch eine derschlimmsten Naturkatastrophen.

Wir sind Papst: Mit dieser Schlag-zeile beschreibt eine Tageszeitung die Freude über die Wahl von Joseph Ratzinger zum neuen Papst.

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Bundespräsident und Volksbund-schirmherr Prof. Dr. Horst Köhler be-

sucht am 24. September die neue Jugend- begegnungs- und Bildungsstätte desVolksbundes am Golm bei Kamminke aufder Insel Usedom. Dabei lobt Köhler be-sonders die Jugendarbeit des Volksbundesund wirbt für mehr deutsch-polnischenAustausch. Begegnungsstätten wie die inKamminke seien dazu hervorragend ge-eignet. Der Volksbund hat die jüngste sei-ner insgesamt vier Jugendbegegnungs-

Zum 50-jährigen Bestehen der Kriegsgräberstätte Sandweiler in Luxemburg hält der luxemburgischePremierminister Jean-Claude Junckerdie Gedenkrede.

Der Volksbund eröffnet am 12. Märzdie jüngste seiner insgesamt vier Jugendbegegnungs- und Bildungs-stätten am Golm auf der OstseeinselUsedom. Bundespräsident Horst Köhler (im Bild rechts mit jungenDeutschen und Polen) besucht imSeptember die Anlage an derdeutsch-polnischen Grenze.

und Bildungsstätten am 12. März eröffnet.Sie soll Kontakte zwischen jungen Deut-schen und Polen fördern. q 50 Jahre Part-nerschaft von Volksbund und Bundes-wehr – unter diesem Motto stehen im Jahr2005 die etwa 100 Arbeitseinsätze, die vonden freiwilligen Helfern in Uniform gelei-stet werden. Dazu kommt das Engage-ment der Soldatinnen und Soldaten beider Sammlung, den Workcamps oder Ge-denkveranstaltungen. Zudem haben vieleEinheiten der Bundeswehr Patenschaften

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Veszprem/Ungarn (10 Jahre), Bergheim/Elsass, Frankreich (30 Jahre) sowie To-bruk/Libyen (50 Jahre). Zum 50-jährigenBestehen der Kriegsgräberstätte Sandwei-ler in Luxemburg hält PremierministerJean-Claude Juncker eine denkwürdigeAnsprache. q Schon zum 30. Mal findet inHannover die „Musikparade der Natio-nen“ statt. q Ein weiteres wichtiges Ereig-nis ist die Einbettung der ersten Kriegs -toten in Apscheronsk/Kaukasus, Russi-sche Föderation am 30. August unter Be-teiligung von Generalinspekteur Wolf -gang Schneiderhan. 1 000 Weltkriegsopfererhalten an diesem Tag ihre letzte Ruhe-stätte, bis zu 30 000 können es einmalsein. q Die neue Kriegsgräberstätte inBerjosa/Belarus (Weißrussland) wird am1. Oktober eingeweiht. Die ersten 500 Sol-daten des Zweiten Weltkrieges werdendort bestattet. q Millionenfach er lebtenund erlitten Deutsche die Kriegs gefangen-schaft; viele kehrte nicht nach Hause zu-rück. An ihr Schicksal erinnert am 12. Ok - tober in Friedland eine Gedenkveranstal-tung zum 50. Jahrestag der Rück kehr derletzten deutschen Gefange nen aus der So-wjetunion. q Am 10. November erhält derVolksbund die Ehren plakette des Bundesder Vertriebenen. n

für bestimmte Kriegsgräberstätten über-nommen. q Die große Gedenkveranstal-tung des Volksbundes zum 60. Jahrestagdes Kriegsendes in Europa findet bereitsam 30. April auf den russischen und deut-schen Kriegsgräberstätten in Baruth undHalbe statt. q Rainer Ruff ist neuer Gene-ralsekretär des Volksbundes. q Der Volks-bund veranstaltet auf etlichen Kriegsgrä- berstätten Gedenk feiern anlässlich derrunden Jubiläen ihrer Ein weihung: Fort-de-Malmaison/Frankreich (40 Jahre),

Schwerstarbeit leisten die jugend -lichen Teilnehmer des zehnten Work-camps in Lamsdorf (Lambinowice/Polen).

Sie wollen nicht vergessen – abersich versöhnen: Kriegsteilnehmer ausDeutschland und der ehemaligen Sowjetunion.

Ansprache von Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köh-ler zum 50. Jahrestag der Rückkehr der letzten deut-schen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion undzum 60-jährigen Bestehen des Lagers Friedland(Seite 267: Sonderdruck des Volksbundes, Dezember2005).

Auf dem Gelände des neuen Sammelfriedhofs Ap-scheronsk (Kaukasus/Russische Föderation) werdenam 30. August in Anwesenheit von Bundeswehrge-neralinspekteur Wolfgang Schneiderhan die ersten1 000 Kriegstoten bestattet.

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non kommt es zwischen Isra el und derHisbollah zum Krieg, der am 14. Augustnach 33 Tagen durch einen Waffenstill-stand auf Basis einer UN-Resolution be-endet wird. Die Resolution fordert dieUnterbindung von Waffenlieferungen andie Hisbollah und stattet die Blauhelm-mission im Libanon (UNIFIL) mit einem„robusten Mandat“ aus. Die Bundeswehrbeteiligt sich ab Oktober mit mehrerenMarineeinheiten an der Mission. q Bun-desverteidigungsminister Franz JosefJung kündigt die Errichtung eines Ehren-mals für die in Ausübung ihres Dienstesgestorbenen Bundeswehrangehörigen an.Das Denkmal soll auf dem Gelände desBendlerblocks errichtet werden. Diesführt zu Kritik; viele halten einen Stand-ort in Sichtweite des Bundestages für an-gebrachter. q Unter großer Begeisterungder Zuschauer findet vom 9. Juni bis zum9. Juli die Fußball-Weltmeisterschaft inDeutschland statt. Die Nationalelf verliertim Halbfinale gegen die italienischeMannschaft, die später Weltmeis ter wird.q In Regionalzügen nach Dortmund undKoblenz werden Kofferbomben entdeckt,die aufgrund ihrer fehler haften Konstruk-tion nicht zünden. Die beiden Täter wer-den kurze Zeit später gefasst. q Nachjahrelanger Waffenruhe bricht in Sri Lan -ka wieder der Bürgerkrieg aus. q Beieinem tragischen Unfall auf der Transra-pid-Teststrecke bei Lathen in Niedersach-sen sterben 23 Menschen. q Nordkoreaführt erstmals einen Atombombentestdurch. n

Im bayerischen Bad Reichenhallstürzt das Dach der Eissporthalle

ein. Dabei kommen 15 Menschen umsLeben. q Der Drei-Schluchten-Staudammin China, eine der größten Talsperren derWelt, wird in Betrieb genommen. q Beieinem gewaltigen Erdbeben auf der indo-nesischen Insel Java sterben rund 6 000Menschen. Nur drei Wochen später wirddie Insel von der Flutwelle eines Seebe-bens heimgesucht, die abermals mehrerehundert Todesopfer fordert. q Im Liba-

2006Karikaturenstreit: Die Veröffentli-chung von Mohammed-Karikaturendurch eine dänische Zeitung lösen inder islamischen Welt heftige Protesteaus (Foto ganz unten).

Die Fußball-Weltmeisterschaft sorgtfür Euphorie. Deutschland präsentiertsich als hervorragender Gastgeber.

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Am 27. Januar stirbt Johannes Rau,der ehemalige Bundespräsident und

Schirmherr des Volksbundes. „Wir habenihm viel zu verdanken. Es macht uns sehrtraurig, einen solchen Freund verloren zuhaben“, sagt Volksbundpräsident Rein-hard Führer. q Die KriegsgräberstätteChisinau in der Republik Moldau wirdam 20. Juni, die Anlage in Tilsit (Sowjetsk/Russische Föderation) am 30. Juni der Öf-fentlichkeit übergeben. Die Einweihungender Kriegsgräberstätten in Neumark(Stare Czarnowo/Polen) und Tirana/Al-banien folgen am 15. Juli und am 19. No- vember. Allein zur Gedenkfeier in Neu- mark nahe Stettin, dem letzten großenSammelfriedhof in Polen, kommen über1 000 Besucher. q Die KriegsgräberstättenInster burg (Tschernjachowsk/RussischeFöderation) und Kuressaare/Estland sindzehn Jahre alt. q Ein großes Projekt desVolksbundes erreicht am 9. September mitder Einweihung der Namenwürfel vonRossoschka ein wichtiges Zwischenziel.Zahlreiche Angehörige, aber auch Zeit-zeugen beider Nationen nehmen an derwürdigen Gedenkfeier in der russischenSteppe teil. Der Präsident des Bundesver-fassungsgerichtes, Prof. Dr. Hans-JürgenPapier, hält die Gedenkrede. Horst Zank,Vorsitzender des Bundes Ehemaliger Sta-lingradkämpfer, sagt: „Rossoschka ist einewelt weit einmalige Gedenkstätte. Wichti -ge Bestandteile dieses Gedenkortes sinddie Granitwürfel mit den über 100 000Na men der Vermissten von Stalingrad. Ei-ni ge von ihnen habe ich selbst gekannt ...Ich werde sie nie vergessen.“ q PräsidentReinhard Führer und seine Stellvertre terKarl-Heinz-Kälberer und Dr. Franz Vogtwerden am 3. November vom Bundesver-tretertag wiedergewählt. q In ihrer An-sprache zum Volkstrauertag dankt Bun -deskanzlerin Dr. Angela Merkel demVolksbund und seinen Mitgliedern fürseine wichtige Friedensarbeit: „Mit demGedenken an das furchtbare Leid vergan-gener Tage geht eine eindringliche Mah-nung an uns Lebende einher: Die Ermah -nung, uns im mer wieder für Frieden ein-zusetzen und entschieden gegen Unfrei-

Trauer: Der ehemalige Bundespräsident und Schirm-herr des Volksbundes, Johannes Rau, verstirbt am27. Januar (Foto oben).

Zur Einweihung der neuen Kriegsgräberstätten inNeumark (Stare Czarnowo/Polen) am 15. Juli kom-men über 1 000 Besucher.

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heit, Krieg, Gewalt und Terror vorzuge-hen. Der Volksbund hält mit seinem Enga-gement diese Mahnung aufrecht. Er trägtsie besonders durch seine Jugendarbeitauch in die Zukunft. Für sein Wirkendanke ich dem Volksbund ganz ausdrück-lich.“ Sie erwähnt auch die neuen Bedro-hungen für den Frieden: InternationalerTerrorismus, organisierte Kriminalitätund die Verbreitung von Massenvernich-tungswaffen. n

Teilnehmer des 40. Workcamps in St. Désir-de-Lisieuxweihen die Allee des Friedens zwischen der deutschenund der britischen Kriegsgräberstätte ein.

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel dankt in ihrer Re de zum Volkstrauertag dem Volksbund und allenseinen Förderern für ihre wichtige Friedensarbeit(oben; ganz oben: Volksbundpräsident Reinhard Füh-rer begrüßt die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung).

Eine deutsch-französische Gedenk-feier erinnert am 7. Oktober an dieEinweihung der KriegsgräberstätteNiederbronn-les-Bains/Frankreichvor 40 Jahren.

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Am 9. September weiht der Volks bund die Namenwürfel vonRossoschka unter Mitwirkung desPrä sidenten des Bundesver -fassungs gerichtes, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, ein. Es ist eineweltweit einmalige Gedenkstättemit über 100 000 Namen derVermissten von Stalingrad.

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stan verbindet, sterben mehr als 60 Men-schen. q Der Deutsche Bundestag be-schließt die Entsendung von Aufklä -rungsflugzeugen nach Afghanistan. qEin Amokläufer tötet auf dem Campusder amerikanischen Hochschule VirginiaTech 32 Menschen und begeht anschlie-ßend Selbstmord. q Unter umfangreichenSicherheits- und Absperrungsmaßnah-men findet im deutschen OstseebadeortHeili gendamm vom 6. bis 8. Juni der G8-Gipfel statt. q Griechenland wird vonverheerenden Waldbränden heimgesucht.Die Gesamtfläche der betroffenen Gebieteumfasst mehr als 180 000 Hektar. q Beieinem der schwersten Erdbeben in Peruseit 50 Jahren sterben mehr als 500 Men-schen. q Zehntausende Menschen, dar-unter zahlreiche buddhistische Mönche,demonstrieren in Myanmar (Burma) ge -gen das Regime. Das harte Durchgreifendes Militärs bringt die Protestbewegungzum Erliegen. q In Pakistan erklärt Präsi-dent Pervez Musharraf am 3. Novemberden Ausnahmezustand und schickt Poli-zeikräfte auf die Straße, nachdem es zuAusschreitungen gekommen ist. Die Me-dien werden staatlich zensiert. Die anste-henden Parlamentswahlen werden aus -gesetzt. Am 27. Dezember wird die ausdem Exil zurückgekehrte ehemalige Pre-mierministerin Benazir Bhutto ermordet.q Der tropische Wirbelsturm Sidr verwü-stet im November große Teile von Bang -la desch. Über 3 000 Men schen sterben. n

Bulgarien und Rumänien treten derEuropäischen Union bei. q Neuer

Generalsekretär der Vereinten Nationenwird der Südkoreaner Ban Ki-moon. qUnter Bundestrainer Heiner Brand wirdDeutschland Handballweltmeister. q MitSpitzenwindgeschwindigkeiten bis zu200 Stundenkilometern zieht der OrkanKyrill über Nordeuropa hinweg. Er hin-terlässt eine Schneise der Verwüstung. qBei einem Brandanschlag auf den Samj-hauta-Expresszug, der Indien mit Paki-

2007

Das Treffen der acht führenden Wirt-schaftsnationen in Heiligendammbietet die Bühne für wichtige Gesprä-che – und zahlreiche Proteste derGipfelgegner.

Friedlicher Protest: In Myanmar(Burma) protestieren buddhistischeMönche gegen die Militärdiktatur.Die Bewegung wird gewaltsam niedergeschlagen.

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In einem Strategiepapier werden dieSchwerpunkte für Friedhofsbau und

-pflege sowie die Suche und Umbettungder deutschen Kriegstoten im ehemaligenOstblock gesetzt. Bis 2015 müssen nocher hebliche Anstrengungen, besonders beiden Umbettungen, unternommen wer-den. Denn danach wird es mangels örtli-cher Zeitzeugen sehr viel schwierigerwerden, die Kriegstoten zu finden. Dievom Bundesvorstand gebilligte Ausarbei-tung ist Grundlage für die Gespräche mitder Bundesregierung über die Höhe derbis 2015 benötigten staatlichen Finanzmit-tel. In der Tat erhöht die Bundesregierungihre Zuwendungen. Wichtigste Einnah-mequellen sind und bleiben jedoch – auchlangfristig – die Beiträge und Spenden derBürger. q 40. Jahrestag der Einweihungdes Friedhofs Costermano: In ihren An-sprachen erinnern Karl-Heinz Kälberer,stellvertretender Präsident des Volksbun-des, und der Mailänder GeneralkonsulDr. Axel Hartmann an die berechtigteTrauer der Angehörigen, aber auch an die

Anlässlich des 40. Jahrestages derEinweihung der KriegsgräberstätteCostermano reisen viele Besucher am5. Mai an den Gardasee in Italien.

Das 20. Pfingsttreffen der Jugendar-beitskreise des Volksbundes (JAK)schlägt in Bremen seine Zelte auf.

Kinder und Jugendliche wirken bei der Gestaltungder Gedenkfeier in Berneuil zum 40-jährigen Beste-hen der Kriegsgräberstätte mit (Foto unten rechts).

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Kriegsgrä-berstätte Vladslo (Belgien) werden auch die Geschwi-ster Museeuw geehrt, die den Friedhof von Anfangan betreut haben.

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tung und 30 Jahre nach der Übernahmedes Friedhofes durch den Volksbund, ineiner bewegenden Zeremonie ein weiteresWeltkriegs opfer zu Grabe. q Zur Gedenk-feier anlässlich des 40-jährigen Bestehensder Kriegsgräberstätte Berneuil nahe Bor-deaux kom men eine Woche später 400 Be-sucher. q Zeitgleich findet im litau ischenPuoriai das erste Förderer-Workcamp desVolksbundes statt. Dabei arbeiten Senio-ren – ähnlich wie bei Workcamps oder Ar-beitsein sät zen der Bundeswehr – ehren-amtlich auf deutschen Kriegsgrä ber stättenim Ausland. q In Bourdon/Frankreich,Vladslo/Belgien und Cannock Chase/Großbritannien veranstaltet der Volks-bund Gedenkstunden anlässlich des 40-jährigen beziehungsweise 50-jährigenBestehens der deutschen Kriegsgräber-stätten. q Das wichtigste Ereignis ist dieEinweihung der neuen KriegsgräberstätteSebesh in Russland am 8. September. Biszu 50 000 Kriegstote können hier beerdigtwerden. Am Tage der Einweihung wirkenauch deutsche und russische Soldatenmit, die zuvor erstmals in gemeinsamerArbeit 4 000 deutsche Kriegstote auf derKriegsgräberstätte in Sologubowka beer-digt haben. „Dies ist ein Meilenstein inunseren Beziehungen zu Russland. Hierwird die Bedeutung des Volksbundmottos,Versöh nung über den Gräbern – Arbeitfür den Frieden‘ besonders deutlich“, sagtVolksbundpräsident Reinhard Führer. qAm 21. und 22. September weiht derVolksbund in Lettland die Kriegsgräber-stätten Riga-Beberbeki und Ogre ein. Bun-deswehrgeneralinspekteur WolfgangSchnei derhan verspricht, dass die Bun-deswehr die Friedensarbeit des Volksbun-des auch künftig engagiert unterstützenwerde. q Generalmajor Johann GustavOppitz setzt dies umgehend in die Tatum: Er besucht ein Workcamp am Futa-Pass in Italien und pflegt dort gemeinsammit den Jugendlichen die Gräber desZweiten Weltkriegs. n

Verbrechen, die im Zweiten Weltkriegdurch Deutsche verübt wurden. q EineWoche später begeht der LandesverbandSaar in einem Festakt sein 50-jähriges Be-stehen. Besonderer Gast ist Ministerpräsi-dent Peter Müller. q Auf ein Viertel jahr-hundert Jugendarbeit blickt die Jugendbe-gegnungs- und Bildungsstätte (JBS) Yssel-steyn in den Niederlanden am 16. Junizurück. Auf der angrenzenden Kriegsgrä-berstätte tragen die Jugendlichen an die-sem Tag, 60 Jahre nach der ersten Einbet -

40 Jahre Kriegsgräberstätte und 45. Workcamp desLandesverbandes Bremen in Cannock Chase/Groß-britannien.

Generalmajor Johann Gustav Oppitzarbeitet gemeinsam mit Jugendlichenim Workcamp am Futa-Pass in Italien(Foto unten links).

Wichtiges Ereignis: Der Volksbundweiht am 8. September die neueKriegsgräberstätte Sebesh in der Russischen Föderation ein.

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Gemeinsame Arbeit: Deutscheund russische Soldaten betten inSologubowka/Russische Födera-tion 4 000 Opfer des ZweitenWeltkriegs ein.

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Chinas. 70 000 Menschen sterben undmehrere Millionen werden obdachlos. qDer fünftägige Krieg zwischen Georgienund Russland im August endet nach In-tervention der EU. Georgien hatte zuvorin der abtrünnigen Provinz Südossetieneine militärische Offensive gestartet. qAusgelöst durch Immobilienspekulatio-nen in den USA zieht die Finanzkrise im -mer größere Kreise. Die amerikanischeIn vestmentbank Lehman Brothers meldetInsolvenz an. Immer mehr Banken drohtdie Zahlungsunfähigkeit. In Deutschlandbesonders betroffen ist die Immobilien-bank Hypo Real Estate. Es droht eine welt- weite Rezession. Um eine Trendwendeein zuleiten, werden in vielen Ländernumfangreiche Bankenrettungs- und Kon-junkturprogramme auf den Weg gebracht.q In Peking werden die 29. Olym pischenSpiele eröffnet. q Die Amerikaner wählenBarack Obama zu ihrem neu en Präsiden-ten. Obama begeistert welt weit vieleMenschen mit seiner Ausstrahlung undseinem Slogan: „Yes we can!“ q Der Flug-hafen Berlin-Tempelhof – Sinnbild für dieLuftbrücke der Alliierten – stellt den Be-trieb endgültig ein. Die letzten drei Flug-zeuge heben am 24. November ab. q Imindischen Mum bai, ehemals Bombay, ver-üben Terroristen mehrere Spreng stoff an-schläge und nehmen Geiseln. Heftige Gefechte mit der Polizei folgen. Die er-schreckende Bilanz: Über 150 Tote undmehr als 200 Verletzte. n

Der Kosovo erklärt seine Unabhän-gigkeit von Serbien. q Neuer Präsi-

dent Russlands und Nachfolger WladimirPutins wird Dmitri Medwedew. q Inzest-fall im österreichischen Amstetten: Elisa-beth F. entkommt ihrem Vater, der sie 24 Jahre lang eingesperrt und missbrauchthat. q Anfang Mai zieht ein gewaltigerWirbelsturm über Myanmar (Burma) hin-weg. Über 80 000 Menschen verlieren ihrLe ben. Nur wenige Tage später ereignetsich ein Erdbeben der Stärke 7,9 im Süden

2008

Yes we can: Mit diesem Slogan gewinnt BarackObama die US-Präsidentschaftswahlen. Er ist dererste farbige Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Finanzkrise: Der Kurssturz an den Börsen in der ganzen Welt (Bild: Frankfurter Börse) schockt Aktienhändler und Bevölkerung gleichermaßen. Eine gigantische Spekulationsblase ist geplatzt, mitnahezu unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft.

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Papst Benedikt XVI. (im Bild mitVolksbundpräsident Reinhard Füh-

rer) dankt bei einer Generalaudienz am20. Februar dem Volksbund für seine se-gensreiche Arbeit. q Am 11. März folgtdurch die Verleihung der Goldmedailleder Fondation du Mérite Européen eineweitere Ehrung. Damit zeichnet die lu-xemburgische Stiftung die europäische Ju-gendarbeit des Volksbundes aus. q DasJahr 2008 ist der 90. Jahrestag des Endesdes Ersten Weltkrieges. Der Volksbund er-innert da ran in zahlreichen Gedenkveran-staltungen, zum Beispiel in Langemark/Bel gien und Cambrai/Frankreich. Selbstneun Jahrzehnte nach Kriegsende werdenin den ehemaligen Kampfgebieten immernoch Kriegstote gefunden. Der französi-sche Staatspräsident Nicolas Sarkozy undEU-Kommissionspräsident José ManuelBarroso besuchen die deutsche Kriegsgrä-ber stätte Ville-devant-Chaumont. q Zahl-reiche Jahrestage der Einweihung vonKriegsgräber- und -gedenkstätten sind zubegehen: Kiel-Möltenort (70 Jahre),

Motiv einer Anzeigenkampagne desVolksbunds (links).

Volksbundpräsident Reinhard Führer,sein Stellvertreter Dr. Franz Vogt undEhrenpräsident Richard Wagner tref-fen Papst Benedikt XVI. während ei -ner Generalaudienz am 20. Febru arim Petersdom (Foto unten).

Bei der Gedenkfeier zum zehnjährigen Bestehen derKriegsgräberstätte in Potelitsch/Ukraine nimmt dieeinheimische Bevölkerung großen Anteil. Das Fotounten rechts zeigt die kleine Tochter des Bürgermei-sters der Stadt.

Am 90. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegesbettet der Volksbund in Langemark/Belgien undCambrai/Frankreich neun Jahrzehnte nach Kriegs-ende weitere Opfer ein.

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gen!“ und „Anstoß zum Frieden.“ q Am6. September wird die KriegsgräberstätteApscheronsk (Russische Föderation) ein-geweiht. Hier im Kaukasusgebiet könnenbis zu 30 000 Kriegs tote bestattet werden.„Dies ist ein Ort der Erin nerung gegendas Vergessen“, sagt GeneralinspekteurWolfgang Schneiderhan in seiner Gedenk-rede. q Der Volksbund stärkt sein Profilals Träger und Förderer einer demokrati-schen Gedenk- und Erinnerungskultur.Mit dem Sterben der Menschen aus derKriegsgeneration wird es immer wichti-ger, die nachfolgenden Generationen zuerreichen. Ein Ansatz dazu ist das poli-tisch-wissenschaftli che Kolloquium „Darfder Rote Baron wieder Held sein?“ am16. Oktober in Berlin. q Die Diskussionum das Bundeswehrehrenmal in Berlinhält an. Präsident Führer fordert, auchden im Einsatz gestorbenen Bundeswehr-angehörigen das dauerhafte Ruherecht zugewähren. q Die neue Satzung des Volks-bundes tritt in Kraft. An den Hauptaufga-ben ändert sich nichts. q Das bedeut -samste Ereignis des Jahres ist die von star-kem Medieninteresse begleitete Einbet-tung von 5 500 deutschen Kriegstoten imtschechischen Eger (Cheb) am 12. Novem-ber. Nach langjährigen Verhandlungen er-halten auch diese Menschen, die zum Teilschon vor Jahren geborgen worden wa -ren, endlich eine würdige Ruhestätte. qZum Volkstrauertag in Berlin hält der lu-xemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker die Gedenkrede; dieseWorte sind ganz besonders hervorhebens-wert: „Wer an Europa verzweifelt, dersollte Soldatenfriedhöfe besuch en. Nir-gendwo besser, nirgendwo eindringlicher,nirgendwo bewe gender ist zu spüren,was das europäische Gegeneinander anSchlimmstem bewirken kann.“ n

Vladslo/Belgien (50 Jahre), Oberwölb-ling/Österreich (25 Jahre), Potelitsch undCharkow/Ukra ine, Vazec/SlowakischeRepublik sowie Laurahütte (Siemiano-wice/Polen, alle 10 Jahre). In Laurahütte,werden gleichzeitig 23 neue Namentafelneingeweiht; in Rossoschka sind 13 weitereNamenwürfel für die Vermissten von Sta-lingrad aufgestellt. q Zeitgleich startetder Volksbund die Werbeaktionen: „Frie-den kann man nicht kaufen, ... sondernnur mit seinem Engagement dazu beitra-

Zum Volkstrauertag hält der luxemburgische Pre-mierminister Jean-Claude Juncker eine viel beachteteRede (Bild links unten).

Bei der Einweihung der neuen Kriegsgräberstätte inApscheronsk/Russische Föderation am 6. Septemberhält Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhahn dieGedenkrede (Bild rechts unten).

Cheb (Eger/Tschechische Republik):Nach langjährigen Verhandlungenbeerdigt der Volksbund am 12. No-vember 5 500 deutschen Kriegstote.

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Jana Reichbott vom Jugend - ar-beits kreis Schleswig-Holsteinnimmt gemeinsam mit insgesamt88 Jugendlichen aus ganzDeutschland am Pfingstzelten imbrandenburgischen Halbe teil.

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zweites Konjunkturpaket auf den Weg.Bestandteil dessen ist die so genannte Ab-wrackprämie, die in den kommendenMonaten viele Tausend Bürgerinnen undBürger zum Auto-Neukauf veranlasst. qAusgelöst durch Tiefbauarbeiten stürztam 3. März das Kölner Stadtarchiv ein. qBei dem Amoklauf eines 17-Jährigen inder Kleinstadt Winnenden, nordöstlichvon Stuttgart, sterben 15 Men schen. DerTäter begeht Selbstmord. q Bei einemErdbeben der Stärke 6,3 werden in denitalienischen Abruzzen rund um die StadtL’Aquila 299 Menschen getötet. q DieWeltgesundheitsorganisation (WHO)warnt vor einer weltweiten Verbreitungder Influenza H1N1, bekannt als Schwei-negrippe. q Die 13. Bundesversammlungbestätigt am 23. Mai Horst Köhler im Amtdes Bundespräsidenten. q In Honduraswird der linksorientierte StaatspräsidentManuel Zelaya wegen eines um strittenenVerfassungsreferendums von Militärein-heiten inhaftiert. q Air-France-Flug 447endet mit dem Absturz über dem Atlan-tik. Alle 228 Insassen sterben. q DieUNESCO ernennt niederländische unddeutsche Teile des Wattenmee res zumWeltnaturerbe. Dem Dresdener Elbtalhingegen wird der Titel eines Weltkultur-erbes aufgrund des Baus der Wald -schlösschenbrücke aberkannt. q Bei denEuropawahlen erreicht die Wahlbeteili-gung ein neues Rekordtief. Nur noch43 Prozent der Wahlberechtigten im ver-einten Europa machen von ihrem Stimm-recht Gebrauch. q Am 8. September wirddas Ehrenmal für die Toten der Bundes-wehr eingeweiht. Die Worte von Bundes-präsident Köhler und des Vaters eines derumgekommen Soldaten machen nach-denklich. Die Bevölkerung will Klarheitüber die Kampf einsätze und ihre Folgen,keine Verharmlosungen und Beschöni-gungen. q Bundestagswahl am 27. Sep-tember: Die großen Volksparteien ver-lie ren, FDP, Die Grünen und Die Linkegewinnen deutlich hinzu. Neuer Koaliti-onspartner der CDU/CSU ist nach demkatastrophalen Abschneiden der SPD dieFDP. Die größte „Partei“ stellen jedoch dieNichtwähler. q Den 1990 gestifteten Kasse- ler Bürgerpreis „Glas der Vernunft“ erhältin diesem Jahr Hans-Joachim Gauck. In sei- ner Rede erteilt er jeglicher „Schluss strich-debatte“ bei den Themen Nationalso zia -lis mus und DDR-Diktatur eine Absage. n

(Redaktionsschluss: September 2009)

Drei große Jahrestage stehen im Vor-dergrund: Das Inkrafttreten des

Grundgesetzes der BundesrepublikDeutschland vor 60 Jahren, der Fall derBerliner Mauer vor 20 Jahren und der70. Jahrestag des Beginns des ZweitenWeltkrie ges. q Der neue US-Präsident Ba-rack Oba ma wird am 20. Januar vereidigt.q Die Slowakische Republik führt als16. EU-Land den Euro ein. q Zur Über-windung der Finanz- und Wirtschafts-krise bringt die Bundesregierung ein

2009

Wiederwahl: Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhlerund seine Ehefrau Eva Luise freuen sich über diezweite Amtszeit.

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Nur wenige Wochen vor Vollendungseines 85. Lebensjahres verstirbt Eh-

renpräsident Richard Wagner am 2. Fe-bru ar 2009. „Die Erinnerung an die Totender beiden Weltkriege wach zu halten,ihnen eine würdige Grabstätte zu schaffenund für die Versöhnung zu arbeiten – daswar ihm eine Herzensangelegenheit“,würdigt ihn Präsi dent Reinhard Führer. qIn Cassino gedenken Angehöri ge undKriegsteilnehmer vieler Nationen am19. Mai der Opfer der Kämpfe vor 65 Jah-ren. q Der „Aktionstag“ des Volksbundesauf der Bundesgartenschau in Schwerinfindet großes Inter esse beim Publikum. qZum 65. Jahrestag der Landung in derNormandie am 6. Juni schmücken Solda-ten der deutsch-französischen Brigadedank der Spenden der Volksbundfördererdie Kriegsgräberstätte La Cambe inFrankreich mit 3 500 weißen Blumensträu-ßen. Die Aktion „Blumen gegen das Ver-gessen“ erinnert an die unbekanntenToten. q Besondere Gedenkfeiern: DieKriegsgräberstätte Futa Pass/Italien ist40 Jahre, die Kriegsgräberstätten Narwa/Est land und Saldus/Lettland sind zehnJahre alt. q 2 116 Zi vil tote, die von Okto-ber 2008 bis April 2009 aus ei nem Massen-grab in Marienburg (Malbork/Polen)

Der Volksbund präsentiert sich während der Bundesgartenschau inSchwerin mit einem abwechslungs-reichen Programm für Jung und Alt.

Während der Gedenkfeier zum 65. Jahrestag derLandung in der Normandie bettet der Volksbund inLa Cambe ein weiteres Opfer ein (Foto rechts).

Eine der beeindruckendsten Kriegsgräberstätten befindet sich in der Nähe des Monte Cassino in Italien (Foto unten).

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11. September erinnert an das 50-jährigeBestehen der Kriegsgräberstätte Lom-mel/Belgien; gespendete Blumensträußeschmücken auch hier die Gräber unbe-kannter Soldaten. q Für die Zeit nach Re-daktionsschluss dieses Buches sind wei -tere Ver anstaltungen geplant: Die neueKriegsgräberstätte in Kursk-Besedinowird am 17. Oktober ihrer Bestimmungübergeben; am 24. Oktober folgt eine Ver-anstaltung zum 50-jährigen Bestehen derKriegsgräberstätte El Alamein/Ägypten.q Bundespräsident und Volksbund-schirmherr Prof. Dr. Horst Köhler hat zu-gesagt, am Volkstrauertag die Gedenkredeim Bundestag zu halten. Darin will erauch das 90-jährige Wirken des Volksbun-des würdigen, dessen Geschichte unlös-bar mit der deutschen und europäischenGeschichte verknüpft ist. n

(Redaktionsschluss: September 2009)

geborgen wurden, erhalten am 14. Augustein würdiges Begräbnis auf der deutschenKriegsgräber stätte in Neumark (StareCzarnowo) bei Stettin. Es sind hauptsäch-lich Frauen und Kinder, die unter nochungeklärten Umständen das Leben verlo-ren haben. Und es gibt weitere solchergrausiger Funde. q In Pordoi/Ita lien wirdam 15. August an die Eröffnung des Fried -hofs vor 50 Jahren erinnert, die Anlage inPrilep/Mazedonien wird am 29. Augustneu eingeweiht. Eine Gedenkfeier am

Der Volksbund bestattet am 14. August 2 116 Toteaus einem Massengrab in Marienburg (Malbork) aufder deutschen Kriegsgräberstätte in Neumark (StareCzarnowo/Polen).

Die Anlage am Futa-Pass weihte derVolksbund bereits vor 40 Jahren ein.Auf dieser Kriegsgräberstätte ruhenüber 30 000 Kriegsopfer.

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Blumen gegen das Vergessen – so lautet das Motto der Volksbund-Spendenaktion zum 65. Jahrestagder Landung in der Normandie. In La Cambe schmücken Soldatendabei die Gräber mit tausendenBlumensträußen.

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20 Jahre Volksbund in den neuenBundesländern

praktischen Leistungen des Volksbundes,auch dies schafft Vertrauen in der Bevöl-kerung. Ein Indiz dafür ist die in wenigenJahren auf 170 000 angestiegene Zahl derMitglieder und Spender.

Der Aufbau ehrenamtlicher Struktu-ren in der Fläche ist wegen der vielen Ge-bietsreformen nicht einfach. In zwi schenaber hat sich eine stabile, wenngleich si-cher hier und da noch ausbau fähige, eh-renamtlich getragene und hauptamtlichgestützte Verbands struktur gebildet.

Zum 1. Januar 1993 wird das Gräber- gesetz geändert; seine Geltung erstrecktsich seitdem auch auf das Gebiet derneuen Bundesländer. Es bezieht Gräbervon Personen mit ein, „die auf Grundvon rechtsstaatswidrigen Maßnahmen als Opfer des kommunistischen Systems ums Leben gekommen sind oder Gesund-heitsschäden erlitten haben, an deren Fol-gen sie innerhalb eines Jahres nach Been -digung dieser Maßnahmen gestorbensind.“ Der Volksbund hat sich für dieseNovellierung eingesetzt, die von ihm vor-gelegten Vorschläge werden vom Gesetz-geber übernommen.

Am 14. April 1993 übergibt PräsidentHans-Otto Weber die neu gestaltete Kriegsgräberstätte im brandenburgischenLuckenwalde der Öffentlichkeit. Dort liegen 351 deutsche Soldaten begraben.Ihre Gräber hat der Volksbund im Rah-men eines Modellprojektes für die neuenBundesländer wiederhergerichtet. 1992sind schon 15 weitere Friedhöfe bereitswieder hergerichtet oder ihr Ausbau hatbegonnen. Im Laufe der Zeit werden

Bis zur Wiedervereinigung der bei-den deutschen Teilstaaten ist die Er-

haltung und Pflege von Kriegsgräbern inder DDR mit Schwierigkeiten verbunden.Dabei sind Grabstätten in 6 442 Gemein-den registriert! Der Volksbund hat dortkeine Zuständigkeit, gilt als „faschistischeOrganisation.“ So bleibt nur der inoffi-zielle Weg über den Bund evan ge li scherKirchen, Abteilung Gräberfürsorge. DenAus tausch von Informationen, Anfragenvon Angehörigen oder Grabschmuck- wünsche vermitteln ehrenamt liche Mit-glieder des Volksbundes und zeitweisebis zu 22 sogenannte Vertrauensleute,unter ihnen 16 Pfarrer.

Schon bald nach dem Fall der Mauernimmt der Volksbund seine Arbeit in denspäteren „Neuen Bundesländern“ offi-ziell auf. Die Haltung in der Bevölkerungreicht von Ablehnung und Abwarten biszu großem Interesse. Ein großes Informa- tionsdefizit ist aufzuarbeiten, bis in dieGegenwart hinein ist dies spürbar.

Der erste Kreisverband wird bereitsam 4. Juli 1990 in Hagenow gegründet.Weitere folgen. Am 8. Mai 1991 konstitu-iert sich Thüringen als erster Landesver-band. Im Herbst 1991 gibt es in allen fünfneuen Bundesländern Landesverbände.Ost-Berlin wird dem Landesverband Ber-lin angegliedert. Wie in der „alten“ Bun-desrepublik finden sich überall in denheute nicht mehr ganz so „neuen“ Län-dern ein fluss reiche Repräsentanten ausPolitik und Gesellschaft bereit, den jewei-ligen Vorsitz zu übernehmen. Nicht nurdie überzeugenden Ziele, Aufgaben und

Auch in den neuen Bundesländernwird der Volksbund inzwischen durchJugendarbeitskreise (JAK) unterstützt.Auf dem Foto unten sieht man die ehrenamtlichen Helfer als Kranzträ-ger einer Gedenkveranstaltung.

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mer Trauer, gemeinsamem Gedenkennicht durch staatliche Verbote ausgelöschtwerden kann.

Wie auch in den alten Bundesländernist die Zusammenarbeit mit der Bundes-wehr – insbesondere was Arbeitseinsätzeauf Friedhöfen sowie die Organisationvon Sammlungen und Jugendlagern an-geht – ausgezeichnet.

Die Jugendarbeit hat in allen Landes-verbänden einen hohen Stellenwert. Diesgilt ebenso für das aktive Mitwirken vonVertretern des Schul- und Bildungsberei-ches. Zahlreiche erfolgreiche Projekte wiedas der Schule Gelbensande in Mecklen-burg-Vorpommern zeigen, dass die frie-denspädagogischen und gewaltprä ven ti -ven Projektangebote des Volksbundes auffruchtbaren Boden fallen. In allen fünf Lan- desverbänden finden regelmäßig natio-nale und internationale Jugendlager statt.

Insbesondere die Öffentlichkeitsarbeitprofitiert von der regen Tätigkeit der Ju-gendarbeitskreise. Sie bleibt darüber hin-aus eine der vordring lichen Aufgaben.Denn immer noch gibt es viele Menschen(allerdings nicht nur in den neuen Bun-desländern), die über die Arbeit desVolksbundes zu wenig wissen. Aktionenwie der „Volksbund-Tag“ auf der Bun-desgartenschau 2009 in Schwerin zeigen,dass der Aufwand lohnt. Der Volksbundist in den neuen Bundesländern ange-nom men! n

zahlreiche weitere, größere und kleinereGräberstätten neu angelegt oder in einenwürdigen Zustand versetzt. Viele Fried-hofsträger nutzen seitdem die Fachkom-petenz des Volksbundes, wenn sie Anla -gen in ihrer Zuständigkeit wiederherzu-richten oder umzugestalten haben.

Für die ersten Jahre besonders hervor-zuheben sind die Arbeiten in Seelow/Oder bruch und in Halbe bei Berlin. DerFriedhof Halbe ist mit etwa 28 000Toten – darunter mehrere Tausend Opferdes sowjetischen Internierungslagers Ket-schendorf – eine der größten Kriegsgrä-berstätten im Inland. 2001 übernimmt der Volksbund die Pflege dieser Anlage.

Der Volksbund hat auch die Pflege der Kriegsgräberstätte Golm auf der Insel Usedom übernommen. Unter denca. 23 000 Toten befinden sich vor allemOpfer der Bombardierung Swinemündesam 12. März 1945. In Kamminke, direktam Friedhof gelegen, hat der Volksbundim Jahr 2005 die Jugendbegegnungs- undBildungsstätte Golm eröffnet. Die Bau -kosten wurden überwiegend vom LandMeck len burg-Vorpommern und der Kom- munalgemeinschaft Pomerania getragen.

Immer wieder werden, vor allem inBrandenburg, Tote aus den Kämpfen derletzten Kriegs wochen gefunden. Mitar-beiter des Volksbundes sorgen dafür, dasssie geborgen und würdig bestattet wer-den. Hier zeigt sich der Volksbund direktin seiner Aufgabe der Kriegsgräberfür-sorge. Das Wiederaufleben des in derDDR nicht begangenen Volkstrauertagszeigt, dass das Bedürfnis nach gemeinsa-

Noch heute werden in den neuenBundesländern Gräber des ZweitenWeltkrieges entdeckt. Viele dieserOpfer erhalten eine würdige Ruhe-stätte so wie hier 1996 in Lietzen.

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Page 286: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Botschafter des FriedensDie Schirmherrendes Volksbundes

Der Volksbund erfüllt seine Aufga-ben im Auftrag der Bundesregierung.

Wichtig ist dabei auch die Unterstützungdurch namhafte Politikerinnen und Politi-ker, die auf Bundes- und Landesebeneeine Schirmherrschaft des Volksbundesübernehmen. Sie sind wichtige Repräsen-tanten und Botschafter des Friedens. Ander Spitze unserer Schirmherren stehtBundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler.Dazu kommen sechzehn Schirmherrender Landesverbände:

Baden-WürttembergPeter StraubPräsident des Landtages

BayernAlois GlückPräsident des Landtages a. D.

BerlinWalter MomperPräsident des Abgeordnetenhauses

BrandenburgMatthias PlatzeckMinisterpräsident

BremenChristian WeberPräsident der Bürgerschaft

HamburgOle von BeustErster Bürgermeister, Präsident des Senats

HessenNorbert KartmannPräsident des Landtages

Mecklenburg-VorpommernSylvia BretschneiderPräsidentin des Landtages

NiedersachsenHermann DinklaPräsident des Landtages

Nordrhein-WestfalenDr. Jürgen RüttgersMinisterpräsident

Rheinland-PfalzJoachim MertesPräsident des Landtages

SaarlandPeter MüllerMinisterpräsident

SachsenErich Iltgen Präsident des Landtages

Sachsen-AnhaltDieter SteineckePräsident des Landtages

Schleswig-HolsteinMartin KayenburgPräsident des Landtages

ThüringenDieter AlthausMinisterpräsident

(Stand August 2009)

1 2 3 4

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Bundespräsident Köhlerübernahm mit seinemAmtsantritt 2004 auchdie Schirmherrschaftüber den Gesamtver-band des Volksbun des.

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lösung dieser Frage noch aus. Es wirdebenso eine Lösung – vielleicht in Formeiner Gedenkstätte mit einer Namendo-kumentation – für alle nicht zu bergen-den Kriegstoten, für die 1,3 MillionenVermissten und für die nicht zu finden-den und zu identifzierenden Ziviltotengeben müssen. Deshalb ist die Aufgabe,die vor dem Volksbund liegt, immer nochge waltig.

Mit seiner Jugendarbeit leistet derVolksbund bereits einen international an -erkannten Beitrag zur Friedenserziehung.In den nächsten Jahren wird er auch seinProfil als Träger und Förderer der Ge-denk- und Erinnerungskultur deutlichschärfen.

Dies gilt entsprechend für die Öffent-lichkeitsarbeit und die Werbung. Dennohne Hilfe aus der Bevölkerung ist alldies nicht leistbar! Auch dieses Buch solldazu dienen, Menschen vom Sinn derZiele und Aufgaben des Volksbundes zuüberzeugen und sie zum aktiven Mitma-chen anzuregen.

Ein Motto der Ar beit des Volksbundeslautet seit vielen Jahren: Aus der Vergan-genheit für die Zukunft lernen! DiesesBuch ist deshalb auch als Informations-,Lehr- und Lernbuch zu verstehen. Es sollzur Diskussion, aber auch zu Kritik anre-gen und herausfordern.

Möge dieser Rückblick auf 90 JahreArbeit für uns wie für die nach uns Kom-menden Ansporn zu künftigem Handelnsein – ganz im Sinne des Wahlspruchs:Versöhnung über den Gräbern – Arbeit fürden Frieden. n

Heute wie vor 90 Jahren gehen alleAktivitäten des Volksbundes von den

Kriegsgräbern aus, von der Verpflichtung,diese in einen würdigen Zustand zu ver-setzen und zu erhalten. Dass diese Bemü-hungen alle Opfer von Krieg und Gewalt-herrschaft einschließen, ist im Volksbundselbstverständlich.

Bis Ende der 80er Jahre lag der Ar beits -schwerpunkt in den Ländern Nord-,West- und Südeuropas sowie Nordafri-kas. Dies betraf auch die Jugendarbeit mitihren Workcamps im In- und Ausland.

Seit der politischen Öffnung der Län-der Mittel-, Ost- und Süd osteuropas liegtdort der Schwerpunkt der Arbeit. DerVolksbund hat inzwischen auch hier fürdie Angehörigen der Opfer, für seineFreunde und Spender viel erreicht. Essind zahlreiche Sammelfriedhöfe entstan-den, mit denen die Kriegstoten endlichwürdige Ruhestätten erhalten. Bald wer-den die letzten Anlagen gebaut sein.

Doch damit ist die Arbeit nicht zuEnde. Die Mitarbeiter des Volksbundesbergen und bestatten noch heute bis zu40 000 Tote des Zweiten Welt krieges –Jahr für Jahr. Diese Arbeit hat hohe Priori-tät. Denn wenn die einheimischen Zeit-zeugen einmal nicht mehr sein werden,wird es sehr schwer, die Gräber aus derKriegszeit zu finden.

Der Volksbund weiß von 1,2 MillionenKriegsgefangenen, die nicht heimkehrten.Sie hungerten, litten und starben in etwa6 000 Lagern. Obwohl schon zahlreicheAnlagen mit einfachen Mitteln ausgebautwurden, steht eine befriedigende Gesamt-

Das Foto zeigt die deutsche Kriegs-gräberstätte Važec in der Slowaki-schen Republik. Im Hintergrunderkennt man die Hohe Tatra.

Ein Blickauf die künftigeArbeit desVolksbundes

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Page 288: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

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Wichtiger Hinweis

Ruth Feichtner, Günter Apel, Dr. Philipp Brucker, Friedrich-Albrecht Hahnenfeld,Adolf Heimbauer, Dr. Julius Jessen, Karl-Wilhelm Lange, Hans-Otto Weber, Dr. OttoWenzel

Redaktion: Willi Kammerer, Dr. Martin Dodenhoeft Mitarbeit: Detlef Kroll, Petra Kesten-KühneGestaltung: Willi Kammerer, Dr. Martin DodenhoeftSatz: Dr. Martin Dodenhoeft, Lars Rückert,

Janine Credé, Christina Kopplin

Herausgegeben vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.Werner-Hilpert-Straße 2, 34112 Kassel

Tel.: 0561 - 7009 - 0Fax: 0561 - 7009 - 221E-Mail: [email protected]: www.volksbund.deSpendenkonto: 3 222 999, Commerzbank Kassel, Bankleitzahl: 520 400 21

IBAN: DE23 5204 0021 0322 2999 00 q BIC: COBADEFF520Spendentelefon: 01805 - 7009 - 01

Verantwortlich: Rainer Ruff, GeneralsekretärRedaktion: Maurice Bonkat, Dr. Martin Dodenhoeft, Olav TeichertGestaltung/Satz: René Strack

Druck: Vogel Druck, Würzburg2009-75

Ackermann (1) q Agence France-Presse (1) q Alexejewa (1) q Apel, C. (7) q Apel, G. (1) q Arend (2) q Atz-müller (2) q Barth (3) q Bengs (1) q Bethke (1) q Bildschön (1) q Bohl (1) q Bonkat (22) q Börner (1) q Brei-tenbach (4) q Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (1) q Bundesprä si-dial amt (2) q Bundespresseamt/Engelbert Reinecke (2) q B&O (1) q Burda-Verlag (1) q Christliche Pfadfin-derschaft (1) q clan.3 (1) q Coerdt (1) q Croe (1) q Damm (4) q Darweger (1) q Della Costa, L. (3) q DellaCosta, N. (2) q Denisov (2) q Dernière Nouvelles d´Alsace (1) q Deutsche Bundespost (4) q DeutschePresse-Agentur (102) q „Die Kunst im Dritten Reich”, Heft 7/1941 (2) q Dirschel (1) q Dr. Dodenhoeft (22)q Dombois (1) q Dudat (1) q Dürdoth (1) q Dworak (1) q Edelmann (1) q Ezio la Nave (1) q Dr. Fischba-cher (1) q Dr. Gensior (1) q Först (1) q Foto-Engels (2) q Foto Felici (2) q Fotostudio Kruijsen (1) q Frankl(1) q Furtwängler (1) q Gäbelein (1) q Gobs (1) q Goldberg (2) q Grabowski (1) q Gräfe (1) q Hansen (1) qHarder (1) q Haselbök (1) q Hauser (1) q Heine (10) q Herschelmann (1) q Heuer (1) q Hirdes (1) q Hoerle(4) q Höschele (2) q Holtz (3) q Dr. Holz (2) q Huschke (1) q Imperial War Museum (49) q Jussen (2) qKammerer (35) q Karich (1) q Kartographie Oberländer (6) q Kiesewetter (1) q Kirchmeier (11) q Dr. Klei-nert (2) q KNA Pressebild (1) q Kottkamp (1) q Krause (1) q Kroll (4) q Kugel (3) q Kunze (1) q Landes-bildstelle Berlin (13) q Liptakova (1) q Lockemann (2) q Dr. Löffler (1) q Lützkendorf (1) q Media Mobile(1) q Menzel (7) q Methner (1) q Michel (1) q Munker (1) q Nachtigal (1) q Nagel (6) q Nass (1) q Neu-mann (2) q Neutze (1) q O´Leary (1) q Otto (1) q Pabst (6) q Paschke (3) q Photo Aérienne (1) q PhotoKnut (1) q Photo Müller (1) q Poss (1) q Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - Bundesbild-stelle (6) q Presse Photo (1) q Pressebildarchiv Heinz Finke (11) q Rauter (1) q v. Reuß (1) q Reuters (1) qRinker (1) q Röschmann (4) q Rofke (1) q Rogl (5) q Rückert (1) q Rustige (1) q Schmidt (4) q Schneide-wind (1) q Schotte (3) q Schulte (1) q Schultheiß (5) q Schrader (2) q Siebert (1) q Slomifoto (1) q Soltau (5)q Spohr (1) q Stadtarchiv Freiburg (1) q Stiel (2) q Stöcker (2) q Stöppler (2) q Süddeutscher Verlag (1) qSuderow (6) q Thiele, D. (1) q Thiele, J. (1) q Ullstein-Bilderdienst (65) q Urschel (1) q Vay (1) q VerlagLangewiesche-Brandt (8) q Vogel (1) q Volksbundarchiv (262) q von Lutzau (1) q Weber, G. (1) q Weber,H.-O. (6) q Wehmeyer (3) q Weitmann (1) q Wiedemann (2) q Wittek (1) q Winkelmann (1) q Wollenzien(1) q Ziwas (1) q Zucchi (4)

Mitarbeit an vor-herigen Ausgabendes Bildbandes (1994 bis 2001)

Impressum

Bildnachweis

Die Belegungszahlen der Kriegsgräberstätten entsprechen, soweit nicht anders ver-merkt, dem Stand des Jahres 2008; Titelbild: Gedenkfeier anlässlich der Einweihungder Kriegsgräberstätte Sandweiler/Luxemburg vor 50 Jahren (2005).

Gefördert durch:

Lützowufer 1, 10785 [email protected].: 0800 - 7777 - 001Fax: 0561 - 7009 - 221

StiftungGedenkenundFrieden

Page 289: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Thema Seite

Ein Blick in die Geschichte ... 5

Schattenseiten ... 38

Für Freiheit und Gerechtigkeit: der 20. Juli 1944 62

Kriegsgräber stätten in der Bundesrepublik 94

Deutsche jüdische Soldaten 127

Kunst auf Friedhöfen 134

Zusammenarbeit mit der Bundeswehr 150

Friedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreich 156

Pflegen heißt erhalten! 158

Mit uns reisen 170

Grabschmuck 171

U-Boot-Ehrenmal Kiel-Möltenort 180

Marine-Ehrenmal Laboe 181

Spurensuche 200

Schulische und außerschulische Jugendarbeit 202

Die Neue Wache in Berlin 210

Flucht und Vertreibung 216

Opfer des Bombenkrieges 217

Kriegsgräberstätte und Friedenspark- La Cambe 220

Thema Seite

- Groß-Nädlitz (Nadolice Wielkie) 221- Budaörs 222- St. Petersburg-Sologubowka 223

Jugend begeg nungs- und Bildungsstätten in Europa 226

Arbeit in Osteuropa (Karte) 230

Rossoschka bei Wolgograd 234

Jugend wettbewerb 236

St. Petersburg-Sologubowka 240

Mitmachaktionen 242

Die gegenseitige Verantwortung für den Frieden 243

Deutsche Kriegsgräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg in fast 100 Ländern der Erde ... 244

Gräberdienste: Partner im Ausland 245

Gedenken und Frieden – Stiftung Volksbund DeutscheKriegsgräber fürsorge 246

20 Jahre Volksbund in den neuenBundesländern 284

Botschafter des Friedens - DieSchirmherren des Volksbundes 286

Ein Blick auf die künftige Arbeit des Volksbundes 287

Impressum 288

Volksbund-Sonderseiten

q Er erhält und pflegt zwei Millionen deut sche Kriegsgräber auf Sol da ten -fried hö fen in West- und Osteu ropa,damit die Mah nung zum Frieden undzur Ver söh nung deutlich sichtbarbleibt.

q Er sucht in Osteuropa nach den Kriegs -gräbern und klärt Schicksale, damit daslange Warten der An ge hörigen auf eineNach richt endlich ein Ende hat.

q Er baut Friedhöfe für die Gefallenenund Kriegs ge fangenen endlich auchdort, wo die Teilung Euro pas demVolks bund den Zugang so lange ver-wehrte.

q Er erinnert an die Opfer von Krieg undGewalt, denn Erinnern und Gedenkensind der Preis des Friedens.

q Er erfüllt eine humanitäre Verpflich -tung im Auftrag der Bundesregierung,denn Frieden und Versöhnung sindAufgaben der Gesellschaft und nichtallein des Staates.

q Er fördert die nationale und internatio-nale Jugendbegegnung, denn Verständ -nis, Freundschaft und Versöhnung sinddie Geschwister des Friedens.

q Er trägt bei zur Friedenserziehung inden Schulen, damit dort ergänzendzum Elternhaus der Grundstein gegenKrieg und Gewalt gelegt wird.

Über 1,3 Millionen Mitglieder und Spender helfen dem Volksbund bei seiner weltweit anerkannten Arbeit für Frieden und Versöhnung!

Die Aufgaben des Volksbundes –Bausteine des Friedens

Page 290: Dienst am Menschen Dienst am Frieden

Im Gedenken an die Millionen Toten der Kriegeund der Gewaltherrschaft, in dem Bestreben,das Leid der Hinterbliebenen zu lindern, und in der Erkenntnis, dass das Vermächtnis dieserToten alle Völker zu Verständigung und Friedenmahnt, sorgt der Volksbund Deutsche Kriegs -gräberfürsorge für die Gräber dieser Toten.