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Sherman-Panzer auf dem Kall Trail Fotomontage: Konejung nack konnte mit Mühe und Not eine neue Verteidigungs- linie aufgebaut werden. Als der Regimentskommandeur Colonel Peterson zum Divisionsgefechtsstand nach Rott gerufen wurde, kam er auf dem oberen Kall Trail in einen deutschen Hinterhalt und brauchte zwei Tage, um sich durch die feindlichen Linien durchzuschlagen. Cota war über den Anblick seines verwundeten Offiziers so ent- setzt, dass er, schon angegriffen durch die sich über- schlagenden Verlustberichte, in Ohnmacht fiel. Alle Ver- suche, die Einheiten in Kommerscheidt mit neuen Reser- ven und Panzern wie der Taskforce Ripple und der Task- force Davis zu unterstützen, scheiterten, und am 8. November wurde schließlich der Rückzug befohlen. In der Dunkelheit strömten die G.l.s Richtung Vossenack, teilweise von den Deutschen, die das Kalltal besetzt hat- ten, mitleidig durchgewunken. Im Bereich der Kall-Brük- ke kam es zwischen dem 7. und 9. November 1944, organisiert von dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen, wiederholt zu Waffenstillständen und dem Austausch von Verwundeten und Medikamenten, jedoch blieben diese Maßnahmen auf einen engen Bereich begrenzt; schon wenige Meter weiter wurde wieder getötet. Eisen- hower, der zu diesem Zeitpunkt die Front an der Reichs- grenze besuchte, forderte einen neuerlichen Angriff auf Schmidt, musste aber letztendlich einsehen, dass mit diesen abgekämpften Soldaten keine Schlacht mehr zu gewinnen war. Die 28. wurde daraufhin zur Auffrischung in eine vermeintliche Ruhestellung verlegt, an der nach zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Ver- missten und Verwundeten an, so kamen noch einmal 50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wie psychische Erschöpfung dazu. Am 2. November 1944 morgens begann schließlich das, was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, auf amerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekannt wurde, und was bis heute als einer der verlustreichsten Kämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegs- schauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil der US-Generalstabsausbildung wurde. Der Militärhistoriker Charles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfe genauestens analysiert. Da dieses Dokument für jeder- mann zugänglich ist (http://history.amedd.army.mil/ booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm), sollen hier nur einige Schwerpunkte dargestellt werden. Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division im Raum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligen Stellungen der 9. Division, die noch heute im Wald west- lich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbar sind. Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“ wurde die Infanteriedivision mit zusätzlichen Panzer- und Panzerjäger-Bataillonen verstärkt. Nach einem einstündi- gen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimenter gegen 9 Uhr am Morgen des 2. November ihren Angriffs- zielen entgegen. Für das 109. wurde das Minenfeld im Walddistrikt „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle und es musste bereits nach fünf Tagen durch das 12. Regiment der 4. US-Division abgelöst werden. Auch das 110. konnte lediglich Simonskall einnehmen, blieb aber ansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken. Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag, Vossen- ack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am fol- genden Tag bis zur Kirche von Schmidt vor. Dieser plötzliche Erfolg ließ den Kommandeur der 28., General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verluste vergessen und er fühlte sich „ein bisschen wie Napole- on“. Glückwünsche trafen von überall her ein, doch in Wirk- lichkeit verdüsterte sich die Gesamtlage dramatisch. Teile der deutschen 116. Panzerdivision und der 89. Infanterie Division begannen nun, die zwei amerikani- schen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzu- MESTRENGER MÜHLE Gut Bürgerliche Küche mit regionalen Produkten Mestrenger Mühle 52393 Hürtgenwald-Vossenack Tel.: 02474-9987085 Fax: 02474-9987086 Öffnungszeiten Mo.: Ruhetag Di. - Fr.: 11:00 - 19:00 Uhr Sa. + So.: 11:00 - 20:00 Uhr www.mestrenger-muehle.de Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriff möglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen spä- ter wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fast völlig zerschlagen. Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nur noch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Och- senkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt. Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivision nochmals über den Kall Trail angreifen. Ihr Kommandeur James Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppen- führer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Toten der 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldern liegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus Dantes Inferno: „Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele, viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschnee wieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichne- ten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr und wirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zum Himmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen den roten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The Bloody Bucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenen Herbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schweren Schneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978) Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle für einen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurde am 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenom- men. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Bot- schafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Viet- namkrieges. Literatur James Gavin, „Bloody Huertgen: The battle that should never have been fought“, online unter: www.americanheritage.com/articles/magazine/ah/1979/ 1/1979_1_32.shtml Rudolph-Christoph Freiherr von Gersdorff, „Soldat im Untergang“, Ullstein Titelbild: Gedenkskulptur auf der Kall-Brücke Foto: Konejung Historisch-Literarischer WanderwegAuflage 2015 66 Kall-Trail greifen, und ein verheerender Artilleriebeschuss, geleitet durch verdeckte Beobachter und gesteuert von den Bunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, die zu erschöpft waren, um mit ihren kleinen Schaufeln Schützenlöcher zu graben. Der Versuch, Panzer über den sogenannten Kall Trail nachzuführen, wurde zum Desaster. Der Führungspanzer von Lieutenant Fleig fuhr auf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzer stürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzu- führen, ab. Erst am kommenden Morgen schaffte es Fleig, mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vor- zustoßen. Dort blieb er für weitere 24 Stunden der Einzi- ge, der den immer mehr in Panik geratenden G.l.s Pan- zerunterstützung geben konnte. Auch in Vossenack ver- schlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschütz- ten Bergrücken der deutschen Artillerie ausgelieferten Soldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6. November in Panik zurück. Erst an der Kirche in Vosse- James Gavin – Foto: National Archives

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ter Abwesenheit, so dass schließlich entlang der Bau-stellen von der Gestapo sogenannte Schutzhaftlagererrichtet wurden, um unwillige Arbeiter zu disziplinieren.

Als sich die „Sudetenkrise“ zuspitzte, gab Hitler am 12.September 1938 auf dem Reichsparteitag der NSDAP inNürnberg erstmals den Bau der Westverteidigungsanla-ge bekannt. In dieser Rede nannte er auch die Zahl von„22.000 zum Teil schwerster Werke“, obwohl die Bauar-beiten zu diesem Zeitpunkt noch immer in den Kinder-schuhen steckten. Vermutlich sind bis zum Bauschluss1940 etwa die Hälfte der Anlagen fertig gestellt worden.Tatsache ist, dass die hohen Baukosten von ca. 3,5 Mrd.Reichsmark und die gigantischen Rüstungsausgabendas Deutsche Reich im Herbst des Jahres an den Randdes Staatsbankrotts brachten. Dieses für die Nationalso-zialisten typische „Wirtschaften auf Pump“ sollte mit derAusplünderung der jüdischen Bevölkerung und späterdann der eroberten Länder kompensiert werden.

Nach dem „Münchner Abkommen“, mit dem die Tsche-choslowakei erhebliche Gebiete an das Deutsche Reichabtreten musste, befahl Hitler weitere Baumaßnahmen.So entstand hinter dem Westwall die „Luftverteidigungs-zone West“, außerdem wurden mit dem „Aachen-Saar-Programm“ vorgelagerte Stellungen errichtet sowie wei-tere Panzerhindernisse gebaut, die noch heute in derLandschaft als sogenannte „Höckerlinien“ sichtbar sind(zum Beispiel bei Simmerath und Paustenbach).

Als die Angriffsvorbereitungen zum Überfall auf Polenbereits auf Hochtouren liefen, begann im Sommer 1939eine beispiellose Westwall-Propagandakampagne, dievor allem zwei Ziele verfolgte: das deutsche Volk vor derGefahr eines möglichen Zweifrontenkriegs zu beruhigenund das westliche Ausland vom Nichtangriffswillen desDeutschen Reiches zu überzeugen. So wurde der West-wall in dem vom Leiter der Deutschen Wochenschau-zentrale Dr. Fritz Hippler gedrehten gleichnamigen Filmals „Friedenswall“ bezeichnet, „hinter dem der deutscheBauer in Ruhe sein Feld bestellt.“ Auch wurde immerwieder ein Vergleich zur französischen Maginot-Liniegezogen, was Hippler nur gelang, indem er entscheiden-de Szenen seines Films, die große unterirdische Hohl-gänge und Anlagen zeigten, auf einem Artillerieversuchs-gelände bei Magdeburg drehte. Tatsächlich war derWestwall eher eine feldmäßig ausgebaute Stellung, die G.I.s bekämpfen eine Bunkeranlage – Foto: National Archives

einem entschiedenen Gegner nur kurz widerstandenhätte. Die Propaganda hatte aber gewirkt. Nach denKriegserklärungen von Frankreich und England, dieunmittelbar aus dem Überfall der Deutschen Wehrmachtauf Polen resultierten, erfolgte im Herbst und Winter1939/40 kein einziger entscheidender Angriff auf dieReichsgrenze. Was stattfand, ging als „Drôle de Guerre“,als „Sitzkrieg“ und als „Phoney War“ in die Geschichteein – ein merkwürdiger Krieg mit Lautsprecherdurchsa-gen und Flugblättern, die an Luftballons zu den feindli-chen Linien getragen wurden. Ernst Jünger, hoch deko-rierter Veteran des Ersten Weltkriegs und 1939 wiederals Hauptmann einberufen, war in einem Bunker beiGreffern am Oberrhein stationiert und beschrieb dasBunkerleben wie folgt:

„Die Architektur ist schwer und niedrig, wie für Schildkrö-ten berechnet, auch erwecken die schweren Stahltüren,die luftdicht zuschnappen, ein Gefühl, als ob man in Kas-senschränke tritt. Der Stil ist finster, unterirdisch, eine

Von amerikanischen Soldaten genutzter Westwallbunker – Foto: National Archives

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Durchdringung von vulkanischem Schmiede- und rohemZyklopenelement. Die Luft ist warm, ölig, schlägt sichfeucht an den Wänden nieder; sie riecht nach Gummi,Steinkohlefeuer und Eisenrost.“ („Gärten und Straßen:Aus den Tagebüchern von 1939 und 1940“)

Noch vor der Kapitulation Frankreichs wurden die Bau-arbeiten am Westwall eingestellt und es begann derAbbau der Waffensysteme, die nun an die Kanalküsteverlegt wurden. Zwei Jahre später begann die „Organi-sation Todt“ mit der Errichtung des sogenannten „Atlan-tikwalls“. Doch diese gigantische, mit zehntausendenvon Zwangsarbeitern gebaute Verteidigungsanlage hieltam 6. Juni 1944 gerade bis zur Mittagszeit. Schon weni-ge Wochen später, am 11. September 1944, stand die1. US-Armee an der Eifeler Höckerlinie, um bald dieersten Bunker einzunehmen. Ungeachtet dessen solltedie deutsche Propaganda der 30er Jahre nun ihre ganzeWirkung entfalten und die Naziführung konnte sich amWestwall eine letzte Atempause verschaffen, bevor es imFrühjahr des folgenden Jahres zum totalen Zusammen-bruch kam.

Literatur

Manfred Groß u.a., „Der Westwall“, Rheinland Verlag

Frank Möller, Karola Fings, (Hg.) „Zukunftsprojekt West-wall“, Rheinische Edition

Ernst Jünger, „Gärten und Straßen, aus den Tagebü-chern 1939-1940“, Mittler

Titelbild: Bunker 135 – Foto: Konejung

Auflage 2015

86 Westwall-Weg

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greifen, und ein verheerender Artilleriebeschuss, geleitetdurch verdeckte Beobachter und gesteuert von denBunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, diezu erschöpft waren, um mit ihren kleinen SchaufelnSchützenlöcher zu graben. Der Versuch, Panzer überden sogenannten Kall Trail nachzuführen, wurde zumDesaster. Der Führungspanzer von Lieutenant Fleig fuhrauf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzerstürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzu-führen, ab. Erst am kommenden Morgen schaffte esFleig, mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vor-zustoßen. Dort blieb er für weitere 24 Stunden der Einzi-ge, der den immer mehr in Panik geratenden G.l.s Pan-zerunterstützung geben konnte. Auch in Vossenack ver-schlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschütz-ten Bergrücken der deutschen Artillerie ausgeliefertenSoldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6.November in Panik zurück. Erst an der Kirche in Vosse-

Sherman-Panzer auf dem Kall TrailFotomontage: Konejung

nack konnte mit Mühe und Not eine neue Verteidigungs-linie aufgebaut werden. Als der RegimentskommandeurColonel Peterson zum Divisionsgefechtsstand nach Rottgerufen wurde, kam er auf dem oberen Kall Trail in einendeutschen Hinterhalt und brauchte zwei Tage, um sichdurch die feindlichen Linien durchzuschlagen. Cota warüber den Anblick seines verwundeten Offiziers so ent-setzt, dass er, schon angegriffen durch die sich über-schlagenden Verlustberichte, in Ohnmacht fiel. Alle Ver-suche, die Einheiten in Kommer scheidt mit neuen Reser-ven und Panzern wie der Taskforce Ripple und der Task-force Davis zu unterstützen, scheiterten, und am 8.November wurde schließlich der Rückzug befohlen. Inder Dunkelheit strömten die G.l.s Richtung Vossenack,teilweise von den Deutschen, die das Kalltal besetzt hat-ten, mitleidig durchgewunken. Im Bereich der Kall-Brük-ke kam es zwischen dem 7. und 9. November 1944,organisiert von dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen,wiederholt zu Waffenstillständen und dem Austauschvon Verwundeten und Medikamenten, jedoch bliebendiese Maßnahmen auf einen engen Bereich begrenzt;schon wenige Meter weiter wurde wieder getötet. Eisen-hower, der zu diesem Zeitpunkt die Front an der Reichs-grenze besuchte, forderte einen neuerlichen Angriff aufSchmidt, musste aber letztendlich einsehen, dass mitdiesen abgekämpften Soldaten keine Schlacht mehr zugewinnen war. Die 28. wurde daraufhin zur Auffrischungin eine vermeintliche Ruhestellung verlegt, an der nach

James Gavin – Foto: National Archives

Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriffmöglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen spä-ter wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fastvöllig zerschlagen.

Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nurnoch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Och-senkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt.Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivisionnochmals über den Kall Trail angreifen. Ihr KommandeurJames Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppen-führer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Totender 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldernliegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus DantesInferno:

„Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele,viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschneewieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichne-ten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr undwirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zumHimmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen denroten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The BloodyBucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenenHerbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schwerenSchneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978)

Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle füreinen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurdeam 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenom-men. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Bot-schafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Viet-namkrieges.

Literatur

James Gavin, „Bloody Huertgen: The battle that shouldnever have been fought“, online unter:

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Titelbild: Gedenkskulptur auf der Kall-BrückeFoto: Konejung

zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Ver-missten und Verwundeten an, so kamen noch einmal50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wiepsychische Erschöpfung dazu.

Am 2. November 1944 morgens begann schließlich das,was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, aufamerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekanntwurde, und was bis heute als einer der verlustreichstenKämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegs-schauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil derUS-Generalstabsausbildung wurde. Der MilitärhistorikerCharles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfegenauestens analysiert. Da dieses Dokument für jeder-mann zugänglich ist (http://history.amedd.army.mil/booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm), sollen hier nureinige Schwerpunkte dargestellt werden.

Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division imRaum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligenStellungen der 9. Division, die noch heute im Wald west-lich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbarsind. Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“wurde die Infanteriedivision mit zusätzlichen Panzer- undPanzerjäger-Bataillonen verstärkt. Nach einem einstündi-gen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimentergegen 9 Uhr am Morgen des 2. November ihren Angriffs-zielen entgegen. Für das 109. wurde das Minenfeld imWalddistrikt „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle und esmusste bereits nach fünf Tagen durch das 12. Regimentder 4. US-Division abgelöst werden. Auch das 110.konnte lediglich Simonskall einnehmen, blieb aberansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken.Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag, Vossen-ack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am fol-genden Tag bis zur Kirche von Schmidt vor.

Dieser plötzliche Erfolg ließ den Kommandeur der 28.,General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verlustevergessen und er fühlte sich „ein bisschen wie Napole-on“.

Glückwünsche trafen von überall her ein, doch in Wirk-lichkeit verdüsterte sich die Gesamtlage dramatisch.Teile der deutschen 116. Panzerdivision und der 89.Infanterie Division begannen nun, die zwei amerikani-schen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzu-

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66 Kall-Trail

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greifen, und ein verheerender Artilleriebeschuss, geleitetdurch verdeckte Beobachter und gesteuert von denBunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, diezu erschöpft waren, um mit ihren kleinen SchaufelnSchützenlöcher zu graben. Der Versuch, Panzer überden sogenannten Kall Trail nachzuführen, wurde zumDesaster. Der Führungspanzer von Lieutenant Fleig fuhrauf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzerstürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzu-führen, ab. Erst am kommenden Morgen schaffte esFleig, mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vor-zustoßen. Dort blieb er für weitere 24 Stunden der Einzi-ge, der den immer mehr in Panik geratenden G.l.s Pan-zerunterstützung geben konnte. Auch in Vossenack ver-schlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschütz-ten Bergrücken der deutschen Artillerie ausgeliefertenSoldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6.November in Panik zurück. Erst an der Kirche in Vosse-

Sherman-Panzer auf dem Kall TrailFotomontage: Konejung

nack konnte mit Mühe und Not eine neue Verteidigungs-linie aufgebaut werden. Als der RegimentskommandeurColonel Peterson zum Divisionsgefechtsstand nach Rottgerufen wurde, kam er auf dem oberen Kall Trail in einendeutschen Hinterhalt und brauchte zwei Tage, um sichdurch die feindlichen Linien durchzuschlagen. Cota warüber den Anblick seines verwundeten Offiziers so ent-setzt, dass er, schon angegriffen durch die sich über-schlagenden Verlustberichte, in Ohnmacht fiel. Alle Ver-suche, die Einheiten in Kommer scheidt mit neuen Reser-ven und Panzern wie der Taskforce Ripple und der Task-force Davis zu unterstützen, scheiterten, und am 8.November wurde schließlich der Rückzug befohlen. Inder Dunkelheit strömten die G.l.s Richtung Vossenack,teilweise von den Deutschen, die das Kalltal besetzt hat-ten, mitleidig durchgewunken. Im Bereich der Kall-Brük-ke kam es zwischen dem 7. und 9. November 1944,organisiert von dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen,wiederholt zu Waffenstillständen und dem Austauschvon Verwundeten und Medikamenten, jedoch bliebendiese Maßnahmen auf einen engen Bereich begrenzt;schon wenige Meter weiter wurde wieder getötet. Eisen-hower, der zu diesem Zeitpunkt die Front an der Reichs-grenze besuchte, forderte einen neuerlichen Angriff aufSchmidt, musste aber letztendlich einsehen, dass mitdiesen abgekämpften Soldaten keine Schlacht mehr zugewinnen war. Die 28. wurde daraufhin zur Auffrischungin eine vermeintliche Ruhestellung verlegt, an der nach

James Gavin – Foto: National Archives

Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriffmöglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen spä-ter wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fastvöllig zerschlagen.

Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nurnoch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Och-senkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt.Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivisionnochmals über den Kall Trail angreifen. Ihr KommandeurJames Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppen-führer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Totender 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldernliegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus DantesInferno:

„Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele,viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschneewieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichne-ten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr undwirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zumHimmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen denroten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The BloodyBucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenenHerbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schwerenSchneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978)

Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle füreinen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurdeam 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenom-men. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Bot-schafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Viet-namkrieges.

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James Gavin, „Bloody Huertgen: The battle that shouldnever have been fought“, online unter:

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Titelbild: Gedenkskulptur auf der Kall-BrückeFoto: Konejung

zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Ver-missten und Verwundeten an, so kamen noch einmal50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wiepsychische Erschöpfung dazu.

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James Gavin – Foto: National Archives

Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriffmöglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen spä-ter wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fastvöllig zerschlagen.

Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nurnoch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Och-senkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt.Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivisionnochmals über den Kall Trail angreifen. Ihr KommandeurJames Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppen-führer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Totender 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldernliegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus DantesInferno:

„Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele,viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschneewieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichne-ten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr undwirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zumHimmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen denroten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The BloodyBucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenenHerbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schwerenSchneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978)

Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle füreinen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurdeam 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenom-men. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Bot-schafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Viet-namkrieges.

Literatur

James Gavin, „Bloody Huertgen: The battle that shouldnever have been fought“, online unter:

www.americanheritage.com/articles/magazine/ah/1979/1/1979_1_32.shtml

Rudolph-Christoph Freiherr von Gersdorff, „Soldat imUntergang“, Ullstein

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Titelbild: Gedenkskulptur auf der Kall-BrückeFoto: Konejung

zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Ver-missten und Verwundeten an, so kamen noch einmal50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wiepsychische Erschöpfung dazu.

Am 2. November 1944 morgens begann schließlich das,was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, aufamerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekanntwurde, und was bis heute als einer der verlustreichstenKämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegs-schauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil derUS-Generalstabsausbildung wurde. Der MilitärhistorikerCharles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfegenauestens analysiert. Da dieses Dokument für jeder-mann zugänglich ist (http://history.amedd.army.mil/booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm), sollen hier nureinige Schwerpunkte dargestellt werden.

Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division imRaum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligenStellungen der 9. Division, die noch heute im Wald west-lich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbarsind. Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“wurde die Infanteriedivision mit zusätzlichen Panzer- undPanzerjäger-Bataillonen verstärkt. Nach einem einstündi-gen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimentergegen 9 Uhr am Morgen des 2. November ihren Angriffs-zielen entgegen. Für das 109. wurde das Minenfeld imWalddistrikt „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle und esmusste bereits nach fünf Tagen durch das 12. Regimentder 4. US-Division abgelöst werden. Auch das 110.konnte lediglich Simonskall einnehmen, blieb aberansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken.Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag, Vossen-ack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am fol-genden Tag bis zur Kirche von Schmidt vor.

Dieser plötzliche Erfolg ließ den Kommandeur der 28.,General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verlustevergessen und er fühlte sich „ein bisschen wie Napole-on“.

Glückwünsche trafen von überall her ein, doch in Wirk-lichkeit verdüsterte sich die Gesamtlage dramatisch.Teile der deutschen 116. Panzerdivision und der 89.Infanterie Division begannen nun, die zwei amerikani-schen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzu-

Auflage 2015

66 Kall-Trail

Historisch-LiterarischerWanderweg™

greifen, und ein verheerender Artilleriebeschuss, geleitetdurch verdeckte Beobachter und gesteuert von denBunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, diezu erschöpft waren, um mit ihren kleinen SchaufelnSchützenlöcher zu graben. Der Versuch, Panzer überden sogenannten Kall Trail nachzuführen, wurde zumDesaster. Der Führungspanzer von Lieutenant Fleig fuhrauf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzerstürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzu-führen, ab. Erst am kommenden Morgen schaffte esFleig, mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vor-zustoßen. Dort blieb er für weitere 24 Stunden der Einzi-ge, der den immer mehr in Panik geratenden G.l.s Pan-zerunterstützung geben konnte. Auch in Vossenack ver-schlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschütz-ten Bergrücken der deutschen Artillerie ausgeliefertenSoldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6.November in Panik zurück. Erst an der Kirche in Vosse-

Sherman-Panzer auf dem Kall TrailFotomontage: Konejung

nack konnte mit Mühe und Not eine neue Verteidigungs-linie aufgebaut werden. Als der RegimentskommandeurColonel Peterson zum Divisionsgefechtsstand nach Rottgerufen wurde, kam er auf dem oberen Kall Trail in einendeutschen Hinterhalt und brauchte zwei Tage, um sichdurch die feindlichen Linien durchzuschlagen. Cota warüber den Anblick seines verwundeten Offiziers so ent-setzt, dass er, schon angegriffen durch die sich über-schlagenden Verlustberichte, in Ohnmacht fiel. Alle Ver-suche, die Einheiten in Kommer scheidt mit neuen Reser-ven und Panzern wie der Taskforce Ripple und der Task-force Davis zu unterstützen, scheiterten, und am 8.November wurde schließlich der Rückzug befohlen. Inder Dunkelheit strömten die G.l.s Richtung Vossenack,teilweise von den Deutschen, die das Kalltal besetzt hat-ten, mitleidig durchgewunken. Im Bereich der Kall-Brük-ke kam es zwischen dem 7. und 9. November 1944,organisiert von dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen,wiederholt zu Waffenstillständen und dem Austauschvon Verwundeten und Medikamenten, jedoch bliebendiese Maßnahmen auf einen engen Bereich begrenzt;schon wenige Meter weiter wurde wieder getötet. Eisen-hower, der zu diesem Zeitpunkt die Front an der Reichs-grenze besuchte, forderte einen neuerlichen Angriff aufSchmidt, musste aber letztendlich einsehen, dass mitdiesen abgekämpften Soldaten keine Schlacht mehr zugewinnen war. Die 28. wurde daraufhin zur Auffrischungin eine vermeintliche Ruhestellung verlegt, an der nach

James Gavin – Foto: National Archives

Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriffmöglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen spä-ter wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fastvöllig zerschlagen.

Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nurnoch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Och-senkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt.Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivisionnochmals über den Kall Trail angreifen. Ihr KommandeurJames Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppen-führer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Totender 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldernliegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus DantesInferno:

„Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele,viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschneewieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichne-ten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr undwirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zumHimmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen denroten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The BloodyBucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenenHerbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schwerenSchneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978)

Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle füreinen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurdeam 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenom-men. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Bot-schafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Viet-namkrieges.

Literatur

James Gavin, „Bloody Huertgen: The battle that shouldnever have been fought“, online unter:

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zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Ver-missten und Verwundeten an, so kamen noch einmal50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wiepsychische Erschöpfung dazu.

Am 2. November 1944 morgens begann schließlich das,was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, aufamerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekanntwurde, und was bis heute als einer der verlustreichstenKämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegs-schauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil derUS-Generalstabsausbildung wurde. Der MilitärhistorikerCharles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfegenauestens analysiert. Da dieses Dokument für jeder-mann zugänglich ist (http://history.amedd.army.mil/booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm), sollen hier nureinige Schwerpunkte dargestellt werden.

Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division imRaum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligenStellungen der 9. Division, die noch heute im Wald west-lich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbarsind. Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“wurde die Infanteriedivision mit zusätzlichen Panzer- undPanzerjäger-Bataillonen verstärkt. Nach einem einstündi-gen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimentergegen 9 Uhr am Morgen des 2. November ihren Angriffs-zielen entgegen. Für das 109. wurde das Minenfeld imWalddistrikt „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle und esmusste bereits nach fünf Tagen durch das 12. Regimentder 4. US-Division abgelöst werden. Auch das 110.konnte lediglich Simonskall einnehmen, blieb aberansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken.Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag, Vossen-ack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am fol-genden Tag bis zur Kirche von Schmidt vor.

Dieser plötzliche Erfolg ließ den Kommandeur der 28.,General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verlustevergessen und er fühlte sich „ein bisschen wie Napole-on“.

Glückwünsche trafen von überall her ein, doch in Wirk-lichkeit verdüsterte sich die Gesamtlage dramatisch.Teile der deutschen 116. Panzerdivision und der 89.Infanterie Division begannen nun, die zwei amerikani-schen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzu-

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greifen, und ein verheerender Artilleriebeschuss, geleitetdurch verdeckte Beobachter und gesteuert von denBunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, diezu erschöpft waren, um mit ihren kleinen SchaufelnSchützenlöcher zu graben. Der Versuch, Panzer überden sogenannten Kall Trail nachzuführen, wurde zumDesaster. Der Führungspanzer von Lieutenant Fleig fuhrauf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzerstürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzu-führen, ab. Erst am kommenden Morgen schaffte esFleig, mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vor-zustoßen. Dort blieb er für weitere 24 Stunden der Einzi-ge, der den immer mehr in Panik geratenden G.l.s Pan-zerunterstützung geben konnte. Auch in Vossenack ver-schlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschütz-ten Bergrücken der deutschen Artillerie ausgeliefertenSoldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6.November in Panik zurück. Erst an der Kirche in Vosse-

Sherman-Panzer auf dem Kall TrailFotomontage: Konejung

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Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriffmöglich sei: in die Ardennen. Nur wenige Wochen spä-ter wurde sie dort bei der deutschen Gegenoffensive fastvöllig zerschlagen.

Nach der „Allerseelenschlacht“ fanden im Kalltal nurnoch an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Och-senkopf (Januar 1945) kleinere Kampfhandlungen statt.Erst im Februar 1945 sollte die 82. Luftlandedivisionnochmals über den Kall Trail angreifen. Ihr KommandeurJames Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppen-führer der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Totender 28. Division noch immer unbeerdigt in den Wäldernliegen sah. Sie erinnerten ihn an eine Szene aus DantesInferno:

„Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele,viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschneewieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichne-ten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr undwirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zumHimmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen denroten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The BloodyBucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenenHerbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schwerenSchneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978)

Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle füreinen Angriff und zusammen mit der 78. Division wurdeam 7. Februar 1945 die Ortschaft Schmidt eingenom-men. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Bot-schafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Viet-namkrieges.

Literatur

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Titelbild: Gedenkskulptur auf der Kall-BrückeFoto: Konejung

zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 Toten, Ver-missten und Verwundeten an, so kamen noch einmal50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wiepsychische Erschöpfung dazu.

Am 2. November 1944 morgens begann schließlich das,was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, aufamerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekanntwurde, und was bis heute als einer der verlustreichstenKämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegs-schauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil derUS-Generalstabsausbildung wurde. Der MilitärhistorikerCharles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfegenauestens analysiert. Da dieses Dokument für jeder-mann zugänglich ist (http://history.amedd.army.mil/booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm), sollen hier nureinige Schwerpunkte dargestellt werden.

Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division imRaum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligenStellungen der 9. Division, die noch heute im Wald west-lich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbarsind. Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“wurde die Infanteriedivision mit zusätzlichen Panzer- undPanzerjäger-Bataillonen verstärkt. Nach einem einstündi-gen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimentergegen 9 Uhr am Morgen des 2. November ihren Angriffs-zielen entgegen. Für das 109. wurde das Minenfeld imWalddistrikt „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle und esmusste bereits nach fünf Tagen durch das 12. Regimentder 4. US-Division abgelöst werden. Auch das 110.konnte lediglich Simonskall einnehmen, blieb aberansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken.Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag, Vossen-ack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am fol-genden Tag bis zur Kirche von Schmidt vor.

Dieser plötzliche Erfolg ließ den Kommandeur der 28.,General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verlustevergessen und er fühlte sich „ein bisschen wie Napole-on“.

Glückwünsche trafen von überall her ein, doch in Wirk-lichkeit verdüsterte sich die Gesamtlage dramatisch.Teile der deutschen 116. Panzerdivision und der 89.Infanterie Division begannen nun, die zwei amerikani-schen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzu-

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Page 2: DieTalschenke - der-eifelyeti.de · 2017. 3. 2. · die deutsche Propaganda der 30er Jahre nun ihre ganze ... n an er Giesenheck ( ezember11 44) und amOOch-senkop ... rotennKeystoneeder228.I

begnügte man sich mit dem Nachdruck der MichelinStraßenkarten von 1940 – in der weder die steilen Tälernoch die Rurtalsperre eingezeichnet waren.

Ob die Talsperren bei diesem geplanten Angriff jemalseine Rolle gespielt haben, hat bis heute zu Kontroversengeführt. Klar war: Solange die Deutschen die Dämmekontrollierten, konnten sie durch eine gezielte Überflu-tung jede Armee an der Rur aufhalten. Joe Collins, Kom-mandeur des VII. US-Korps, der den ersten Angriff Rich-tung Schmidt befehligte, stellte in seinen Memoiren fest:„Weder gab es einen Hinweis auf die beiden großenDämme ... südlich von Schmidt, noch wurden sie alsAngriffsziele dem VII. Korps zugewiesen.“ („LightningJoe“, 1979) Colonel Peterson, der als Kommandeur des112. Regiments den zweiten Angriff führte, stellte späterlapidar fest: „Die Talsperren waren nie in unserem Blick-winkel“ („...never entered the picture“). Für die deutsche

Der Kall Trail 1947 – Foto: National Archives

Panzerspuren an der „Decke- Ley“ – Foto: Konejung

66 – Kall Trail

Länge: 8,5 km

Dauer: 2,5 - 3 Std.

Höhenunterschied: 160 m

Steigung gesamt: 360 m

Wegbeschreibung

Der Weg startet am Museum „Hürtgenwald 1944 und imFrieden“ (1) (Tel.: 02429 / 90 26 13) und führt vorbei ander Kirche von Vossenack (2), in der während derSchlacht auch gekämpft wurde. Daran erinnern sowohleine Tafel in der Kirche wie auch die künstlerisch gestal-teten Eingangstüren und Fenster. Das Splitterkreuz (3)markiert den damaligen Beginn des Kall Trails. Wenigspäter passieren Sie das „Stumms Krüzche“ (4), dasnoch heute die Spuren der Kämpfe trägt. Die Aussicht(5) von Vossenack auf Schmidt lässt auch hier noch nichterahnen, welches tiefe Tal die beiden Ortschaften trennt.Kurz nach dem Einstieg in den Wald liegt die Stelle, ander Lieutenant Fleig mit seinem Sherman auf eine Minefuhr und den Kall Trail blockierte (6). Hier stürzten aucheinige Panzer ab, ebenso an der Felsnase, die von denPionieren erst mühselig beseitigt werden musste, da sieden Weg extrem verengte. Sie liegt unmittelbar vor derrechter Hand im Hang befindlichen „Aid Station“ (7). DasBild „A Time for Healing“ im Museum gibt eine sehr rea-listische Darstellung der damaligen Situation wieder. Aufder Kall-Brücke (8) befindet sich heute eine Gedenk-skulptur in Erinnerung an die humanitäre Aktion desdeutschen Stabsarztes Dr. Stüttgen; auf der Tafel findensich dazu weitere Informationen. Am gegenüberliegen-den Hang Richtung Kommerscheidt liegt noch die Pan-zerkette (9) eines Shermans, den das flüchtende 707.Tank-Bataillon wie alle anderen Fahrzeuge auch zurück-lassen musste. Weiter in Richtung Kommerscheidt liegtdie Wiese (10), die Gavin in seinem Text beschrieb unddie noch im Frühjahr 1945 mit Toten und mit Kriegs-schrott übersät war. Direkt dahinter folgt die Kurve, in der

Col. Peterson von Deutschen angegriffen wurde und ausseinem Jeep flüchten musste. Beachten Sie hierbei vorallem die Panzerspuren im felsigen Untergrund, die nochheute sichtbar sind (11)! Die Aussicht in das Kalltal ver-deutlicht noch einmal das für die Amerikaner unerwartetschwierige Gelände. Weiter oben befinden sich im Waldnoch Deckungslöcher (12), die vermutlich kurz vor demRückzug als Gefechtsstand der beiden zusammen

geschossenen Bataillone dienten. An Punkt 13 habenSie eine hervorragende Aussicht auf Vossenack und denzur ehemaligen Lukasmühle abfallenden Bergrücken, wodie Deutschen einen Verbandsplatz eingerichtet hatten.Dort gerieten die Soldaten des amerikanischen 2. Batail-lons unter tagelangen Artilleriebeschuss und flüchtetenschließlich in Panik zurück. Auf dem Rückweg bietet sichin der Mestrenger Mühle (14) eine Einkehr an. Die Mühle

selbst wechselte während der Kämpfe mehrfach dieBesetzer. Der damalige Eigentümer Peter Dohr kam imApril 1945 durch „Mineneinwirkung“ ums Leben, einSchicksal, das viele Bewohner der Region bis langenach dem Krieg teilen mussten.

An der Abzweigung im Bereich des Punktes 15 könnenSie je nach Stand der Vegetation die südlich gelegeneTeufelsley sehen, auf der sich eine deutsche Maschinen-gewehrstellung befand, die von dort aus das Tal kontrol-lierte. Nach dem Museumsbesuch empfiehlt sich einBesuch des deutschen Soldatenfriedhofs Vossenacksowie eine Besichtigung der ehemaligen amerikanischenGefechtsstände westlich von Germeter – beides Zeug-nisse der Erinnerungskultur ehemaliger Kriegsgegner.

Der historische Hintergrund

Nachdem sich die Front von den Niederlanden bis nachLothringen festgefahren hatte, beschloss Eisenhower aufeiner Konferenz mit Montgomery und Bradley am 18.Oktober 1944 in Brüssel einen neuerlichen Vorstoß zumRhein. Zur Vorbereitung sollte die strategisch wichtigeOrtschaft Schmidt oberhalb des Rursees eingenommenwerden. Da die 9. US-Division bei den Kämpfen im Hürt-genwald ca. 4.500 Mann verloren hatte und völligerschöpft war, wurde sie durch die 28. US-Divisionersetzt.

Der Plan sah vor, dass das 109. Regiment RichtungHürtgen angreifen und die linke Flanke sichern sollte,während das 110. gleichzeitig vom Ochsenkopf ausSimonskall einnehmen und dann weiter nach Stecken-born und Strauch vorstoßen sollte. Das 112. sollte nichtnur die Ortschaft Vossenack besetzen, sondern weiterdurch das tief eingeschnittene Kalltal die Orte Kommer-scheidt und Schmidt einnehmen, um dann nach Westeneinzuschwenken und mit den Einheiten bei MonschauVerbindung aufzunehmen. Zu viele Ziele und zu wenigAufklärung, so ließe sich die Ausgangssituation am ehe-sten beschreiben. Zwar waren die Kampfeinheiten mittopografischen Karten ausgestattet, aber in den weitzurückliegenden Stäben auf Korps- und Armee-Ebene

Führung stand jedoch fest, dass ein amerikanischerAngriff auf Schmidt nur dieses eine Ziel haben könnte.Daher setzte Generalfeldmarschall Model, Oberbefehls-haber der Heeresgruppe B und just zu diesem Zeitpunktmit allen wichtigen Kommandeuren bei einer Planübungauf Gut Schlenderhahn bei Bergheim, alle verfügbarenTruppen ein, darunter die gerade nach der Kapitulationaus Aachen abgezogene 116. Panzerdivision, um denVormarsch zu stoppen.

Mittlerweile hatte sich das Wetter dramatisch ver-schlechtert und es begann der miserabelste Herbst seitJahrzehnten. Wenn man die immer wiederkehrendenBerichte über die amerikanische Materialüberlegenheitliest, ist es kaum vorstellbar, dass Soldaten die mittler-weile um die null Grad kalten Nächte in Sommerkleidungin den Schützenlöchern verbringen mussten und auf einederartige Kampfführung überhaupt nicht vorbereitetwaren. So kam es neben den ansteigenden Verlustendurch Tod und Verwundung zu immer mehr – von derFührung euphemistisch bezeichneten – „nicht kampfbe-dingten Ausfällen“, womit Grabenfuß, Erfrierungen undLungenentzündungen gemeint waren. Gibt die 1. US-Armee für den Zeitraum von 1. September bis

66

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Legende:

1 Museum 2 Kirche3 Splitterkreuz4 „Stumms Krüzche“5 Aussicht auf Schmidt

und Kommerscheidt6 „Fleig-Kurve“7 Aid-Station8 Kall-Brücke9 Panzerkette

10 „Gavin Wiese”11 Aussicht ins Kalltal12 Deckungslöcher13 Aussicht auf Vossenack14 Mestrenger Mühle15 Blick auf Teufelsley

begnügte man sich mit dem Nachdruck der MichelinStraßenkarten von 1940 – in der weder die steilen Tälernoch die Rurtalsperre eingezeichnet waren.

Ob die Talsperren bei diesem geplanten Angriff jemalseine Rolle gespielt haben, hat bis heute zu Kontroversengeführt. Klar war: Solange die Deutschen die Dämmekontrollierten, konnten sie durch eine gezielte Überflu-tung jede Armee an der Rur aufhalten. Joe Collins, Kom-mandeur des VII. US-Korps, der den ersten Angriff Rich-tung Schmidt befehligte, stellte in seinen Memoiren fest:„Weder gab es einen Hinweis auf die beiden großenDämme ... südlich von Schmidt, noch wurden sie alsAngriffsziele dem VII. Korps zugewiesen.“ („LightningJoe“, 1979) Colonel Peterson, der als Kommandeur des112. Regiments den zweiten Angriff führte, stellte späterlapidar fest: „Die Talsperren waren nie in unserem Blick-winkel“ („...never entered the picture“). Für die deutsche

Der Kall Trail 1947 – Foto: National Archives

Panzerspuren an der „Decke- Ley“ – Foto: Konejung

66 – Kall Trail

Länge: 8,5 km

Dauer: 2,5 - 3 Std.

Höhenunterschied: 160 m

Steigung gesamt: 360 m

Wegbeschreibung

Der Weg startet am Museum „Hürtgenwald 1944 und imFrieden“ (1) (Tel.: 02429 / 90 26 13) und führt vorbei ander Kirche von Vossenack (2), in der während derSchlacht auch gekämpft wurde. Daran erinnern sowohleine Tafel in der Kirche wie auch die künstlerisch gestal-teten Eingangstüren und Fenster. Das Splitterkreuz (3)markiert den damaligen Beginn des Kall Trails. Wenigspäter passieren Sie das „Stumms Krüzche“ (4), dasnoch heute die Spuren der Kämpfe trägt. Die Aussicht(5) von Vossenack auf Schmidt lässt auch hier noch nichterahnen, welches tiefe Tal die beiden Ortschaften trennt.Kurz nach dem Einstieg in den Wald liegt die Stelle, ander Lieutenant Fleig mit seinem Sherman auf eine Minefuhr und den Kall Trail blockierte (6). Hier stürzten aucheinige Panzer ab, ebenso an der Felsnase, die von denPionieren erst mühselig beseitigt werden musste, da sieden Weg extrem verengte. Sie liegt unmittelbar vor derrechter Hand im Hang befindlichen „Aid Station“ (7). DasBild „A Time for Healing“ im Museum gibt eine sehr rea-listische Darstellung der damaligen Situation wieder. Aufder Kall-Brücke (8) befindet sich heute eine Gedenk-skulptur in Erinnerung an die humanitäre Aktion desdeutschen Stabsarztes Dr. Stüttgen; auf der Tafel findensich dazu weitere Informationen. Am gegenüberliegen-den Hang Richtung Kommerscheidt liegt noch die Pan-zerkette (9) eines Shermans, den das flüchtende 707.Tank-Bataillon wie alle anderen Fahrzeuge auch zurück-lassen musste. Weiter in Richtung Kommerscheidt liegtdie Wiese (10), die Gavin in seinem Text beschrieb unddie noch im Frühjahr 1945 mit Toten und mit Kriegs-schrott übersät war. Direkt dahinter folgt die Kurve, in der

Col. Peterson von Deutschen angegriffen wurde und ausseinem Jeep flüchten musste. Beachten Sie hierbei vorallem die Panzerspuren im felsigen Untergrund, die nochheute sichtbar sind (11)! Die Aussicht in das Kalltal ver-deutlicht noch einmal das für die Amerikaner unerwartetschwierige Gelände. Weiter oben befinden sich im Waldnoch Deckungslöcher (12), die vermutlich kurz vor demRückzug als Gefechtsstand der beiden zusammen

geschossenen Bataillone dienten. An Punkt 13 habenSie eine hervorragende Aussicht auf Vossenack und denzur ehemaligen Lukasmühle abfallenden Bergrücken, wodie Deutschen einen Verbandsplatz eingerichtet hatten.Dort gerieten die Soldaten des amerikanischen 2. Batail-lons unter tagelangen Artilleriebeschuss und flüchtetenschließlich in Panik zurück. Auf dem Rückweg bietet sichin der Mestrenger Mühle (14) eine Einkehr an. Die Mühle

selbst wechselte während der Kämpfe mehrfach dieBesetzer. Der damalige Eigentümer Peter Dohr kam imApril 1945 durch „Mineneinwirkung“ ums Leben, einSchicksal, das viele Bewohner der Region bis langenach dem Krieg teilen mussten.

An der Abzweigung im Bereich des Punktes 15 könnenSie je nach Stand der Vegetation die südlich gelegeneTeufelsley sehen, auf der sich eine deutsche Maschinen-gewehrstellung befand, die von dort aus das Tal kontrol-lierte. Nach dem Museumsbesuch empfiehlt sich einBesuch des deutschen Soldatenfriedhofs Vossenacksowie eine Besichtigung der ehemaligen amerikanischenGefechtsstände westlich von Germeter – beides Zeug-nisse der Erinnerungskultur ehemaliger Kriegsgegner.

Der historische Hintergrund

Nachdem sich die Front von den Niederlanden bis nachLothringen festgefahren hatte, beschloss Eisenhower aufeiner Konferenz mit Montgomery und Bradley am 18.Oktober 1944 in Brüssel einen neuerlichen Vorstoß zumRhein. Zur Vorbereitung sollte die strategisch wichtigeOrtschaft Schmidt oberhalb des Rursees eingenommenwerden. Da die 9. US-Division bei den Kämpfen im Hürt-genwald ca. 4.500 Mann verloren hatte und völligerschöpft war, wurde sie durch die 28. US-Divisionersetzt.

Der Plan sah vor, dass das 109. Regiment RichtungHürtgen angreifen und die linke Flanke sichern sollte,während das 110. gleichzeitig vom Ochsenkopf ausSimonskall einnehmen und dann weiter nach Stecken-born und Strauch vorstoßen sollte. Das 112. sollte nichtnur die Ortschaft Vossenack besetzen, sondern weiterdurch das tief eingeschnittene Kalltal die Orte Kommer-scheidt und Schmidt einnehmen, um dann nach Westeneinzuschwenken und mit den Einheiten bei MonschauVerbindung aufzunehmen. Zu viele Ziele und zu wenigAufklärung, so ließe sich die Ausgangssituation am ehe-sten beschreiben. Zwar waren die Kampfeinheiten mittopografischen Karten ausgestattet, aber in den weitzurückliegenden Stäben auf Korps- und Armee-Ebene

Führung stand jedoch fest, dass ein amerikanischerAngriff auf Schmidt nur dieses eine Ziel haben könnte.Daher setzte Generalfeldmarschall Model, Oberbefehls-haber der Heeresgruppe B und just zu diesem Zeitpunktmit allen wichtigen Kommandeuren bei einer Planübungauf Gut Schlenderhahn bei Bergheim, alle verfügbarenTruppen ein, darunter die gerade nach der Kapitulationaus Aachen abgezogene 116. Panzerdivision, um denVormarsch zu stoppen.

Mittlerweile hatte sich das Wetter dramatisch ver-schlechtert und es begann der miserabelste Herbst seitJahrzehnten. Wenn man die immer wiederkehrendenBerichte über die amerikanische Materialüberlegenheitliest, ist es kaum vorstellbar, dass Soldaten die mittler-weile um die null Grad kalten Nächte in Sommerkleidungin den Schützenlöchern verbringen mussten und auf einederartige Kampfführung überhaupt nicht vorbereitetwaren. So kam es neben den ansteigenden Verlustendurch Tod und Verwundung zu immer mehr – von derFührung euphemistisch bezeichneten – „nicht kampfbe-dingten Ausfällen“, womit Grabenfuß, Erfrierungen undLungenentzündungen gemeint waren. Gibt die 1. US-Armee für den Zeitraum von 1. September bis

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Legende:

1 Museum 2 Kirche3 Splitterkreuz4 „Stumms Krüzche“5 Aussicht auf Schmidt

und Kommerscheidt6 „Fleig-Kurve“7 Aid-Station8 Kall-Brücke9 Panzerkette

10 „Gavin Wiese”11 Aussicht ins Kalltal12 Deckungslöcher13 Aussicht auf Vossenack14 Mestrenger Mühle15 Blick auf Teufelsley

begnügte man sich mit dem Nachdruck der MichelinStraßenkarten von 1940 – in der weder die steilen Tälernoch die Rurtalsperre eingezeichnet waren.

Ob die Talsperren bei diesem geplanten Angriff jemalseine Rolle gespielt haben, hat bis heute zu Kontroversengeführt. Klar war: Solange die Deutschen die Dämmekontrollierten, konnten sie durch eine gezielte Überflu-tung jede Armee an der Rur aufhalten. Joe Collins, Kom-mandeur des VII. US-Korps, der den ersten Angriff Rich-tung Schmidt befehligte, stellte in seinen Memoiren fest:„Weder gab es einen Hinweis auf die beiden großenDämme ... südlich von Schmidt, noch wurden sie alsAngriffsziele dem VII. Korps zugewiesen.“ („LightningJoe“, 1979) Colonel Peterson, der als Kommandeur des112. Regiments den zweiten Angriff führte, stellte späterlapidar fest: „Die Talsperren waren nie in unserem Blick-winkel“ („...never entered the picture“). Für die deutsche

Der Kall Trail 1947 – Foto: National Archives

Panzerspuren an der „Decke- Ley“ – Foto: Konejung

66 – Kall Trail

Länge: 8,5 km

Dauer: 2,5 - 3 Std.

Höhenunterschied: 160 m

Steigung gesamt: 360 m

Wegbeschreibung

Der Weg startet am Museum „Hürtgenwald 1944 und imFrieden“ (1) (Tel.: 02429 / 90 26 13) und führt vorbei ander Kirche von Vossenack (2), in der während derSchlacht auch gekämpft wurde. Daran erinnern sowohleine Tafel in der Kirche wie auch die künstlerisch gestal-teten Eingangstüren und Fenster. Das Splitterkreuz (3)markiert den damaligen Beginn des Kall Trails. Wenigspäter passieren Sie das „Stumms Krüzche“ (4), dasnoch heute die Spuren der Kämpfe trägt. Die Aussicht(5) von Vossenack auf Schmidt lässt auch hier noch nichterahnen, welches tiefe Tal die beiden Ortschaften trennt.Kurz nach dem Einstieg in den Wald liegt die Stelle, ander Lieutenant Fleig mit seinem Sherman auf eine Minefuhr und den Kall Trail blockierte (6). Hier stürzten aucheinige Panzer ab, ebenso an der Felsnase, die von denPionieren erst mühselig beseitigt werden musste, da sieden Weg extrem verengte. Sie liegt unmittelbar vor derrechter Hand im Hang befindlichen „Aid Station“ (7). DasBild „A Time for Healing“ im Museum gibt eine sehr rea-listische Darstellung der damaligen Situation wieder. Aufder Kall-Brücke (8) befindet sich heute eine Gedenk-skulptur in Erinnerung an die humanitäre Aktion desdeutschen Stabsarztes Dr. Stüttgen; auf der Tafel findensich dazu weitere Informationen. Am gegenüberliegen-den Hang Richtung Kommerscheidt liegt noch die Pan-zerkette (9) eines Shermans, den das flüchtende 707.Tank-Bataillon wie alle anderen Fahrzeuge auch zurück-lassen musste. Weiter in Richtung Kommerscheidt liegtdie Wiese (10), die Gavin in seinem Text beschrieb unddie noch im Frühjahr 1945 mit Toten und mit Kriegs-schrott übersät war. Direkt dahinter folgt die Kurve, in der

Col. Peterson von Deutschen angegriffen wurde und ausseinem Jeep flüchten musste. Beachten Sie hierbei vorallem die Panzerspuren im felsigen Untergrund, die nochheute sichtbar sind (11)! Die Aussicht in das Kalltal ver-deutlicht noch einmal das für die Amerikaner unerwartetschwierige Gelände. Weiter oben befinden sich im Waldnoch Deckungslöcher (12), die vermutlich kurz vor demRückzug als Gefechtsstand der beiden zusammen

geschossenen Bataillone dienten. An Punkt 13 habenSie eine hervorragende Aussicht auf Vossenack und denzur ehemaligen Lukasmühle abfallenden Bergrücken, wodie Deutschen einen Verbandsplatz eingerichtet hatten.Dort gerieten die Soldaten des amerikanischen 2. Batail-lons unter tagelangen Artilleriebeschuss und flüchtetenschließlich in Panik zurück. Auf dem Rückweg bietet sichin der Mestrenger Mühle (14) eine Einkehr an. Die Mühle

selbst wechselte während der Kämpfe mehrfach dieBesetzer. Der damalige Eigentümer Peter Dohr kam imApril 1945 durch „Mineneinwirkung“ ums Leben, einSchicksal, das viele Bewohner der Region bis langenach dem Krieg teilen mussten.

An der Abzweigung im Bereich des Punktes 15 könnenSie je nach Stand der Vegetation die südlich gelegeneTeufelsley sehen, auf der sich eine deutsche Maschinen-gewehrstellung befand, die von dort aus das Tal kontrol-lierte. Nach dem Museumsbesuch empfiehlt sich einBesuch des deutschen Soldatenfriedhofs Vossenacksowie eine Besichtigung der ehemaligen amerikanischenGefechtsstände westlich von Germeter – beides Zeug-nisse der Erinnerungskultur ehemaliger Kriegsgegner.

Der historische Hintergrund

Nachdem sich die Front von den Niederlanden bis nachLothringen festgefahren hatte, beschloss Eisenhower aufeiner Konferenz mit Montgomery und Bradley am 18.Oktober 1944 in Brüssel einen neuerlichen Vorstoß zumRhein. Zur Vorbereitung sollte die strategisch wichtigeOrtschaft Schmidt oberhalb des Rursees eingenommenwerden. Da die 9. US-Division bei den Kämpfen im Hürt-genwald ca. 4.500 Mann verloren hatte und völligerschöpft war, wurde sie durch die 28. US-Divisionersetzt.

Der Plan sah vor, dass das 109. Regiment RichtungHürtgen angreifen und die linke Flanke sichern sollte,während das 110. gleichzeitig vom Ochsenkopf ausSimonskall einnehmen und dann weiter nach Stecken-born und Strauch vorstoßen sollte. Das 112. sollte nichtnur die Ortschaft Vossenack besetzen, sondern weiterdurch das tief eingeschnittene Kalltal die Orte Kommer-scheidt und Schmidt einnehmen, um dann nach Westeneinzuschwenken und mit den Einheiten bei MonschauVerbindung aufzunehmen. Zu viele Ziele und zu wenigAufklärung, so ließe sich die Ausgangssituation am ehe-sten beschreiben. Zwar waren die Kampfeinheiten mittopografischen Karten ausgestattet, aber in den weitzurückliegenden Stäben auf Korps- und Armee-Ebene

Führung stand jedoch fest, dass ein amerikanischerAngriff auf Schmidt nur dieses eine Ziel haben könnte.Daher setzte Generalfeldmarschall Model, Oberbefehls-haber der Heeresgruppe B und just zu diesem Zeitpunktmit allen wichtigen Kommandeuren bei einer Planübungauf Gut Schlenderhahn bei Bergheim, alle verfügbarenTruppen ein, darunter die gerade nach der Kapitulationaus Aachen abgezogene 116. Panzerdivision, um denVormarsch zu stoppen.

Mittlerweile hatte sich das Wetter dramatisch ver-schlechtert und es begann der miserabelste Herbst seitJahrzehnten. Wenn man die immer wiederkehrendenBerichte über die amerikanische Materialüberlegenheitliest, ist es kaum vorstellbar, dass Soldaten die mittler-weile um die null Grad kalten Nächte in Sommerkleidungin den Schützenlöchern verbringen mussten und auf einederartige Kampfführung überhaupt nicht vorbereitetwaren. So kam es neben den ansteigenden Verlustendurch Tod und Verwundung zu immer mehr – von derFührung euphemistisch bezeichneten – „nicht kampfbe-dingten Ausfällen“, womit Grabenfuß, Erfrierungen undLungenentzündungen gemeint waren. Gibt die 1. US-Armee für den Zeitraum von 1. September bis

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Legende:

1 Museum 2 Kirche3 Splitterkreuz4 „Stumms Krüzche“5 Aussicht auf Schmidt

und Kommerscheidt6 „Fleig-Kurve“7 Aid-Station8 Kall-Brücke9 Panzerkette

10 „Gavin Wiese”11 Aussicht ins Kalltal12 Deckungslöcher13 Aussicht auf Vossenack14 Mestrenger Mühle15 Blick auf Teufelsley

begnügte man sich mit dem Nachdruck der MichelinStraßenkarten von 1940 – in der weder die steilen Tälernoch die Rurtalsperre eingezeichnet waren.

Ob die Talsperren bei diesem geplanten Angriff jemalseine Rolle gespielt haben, hat bis heute zu Kontroversengeführt. Klar war: Solange die Deutschen die Dämmekontrollierten, konnten sie durch eine gezielte Überflu-tung jede Armee an der Rur aufhalten. Joe Collins, Kom-mandeur des VII. US-Korps, der den ersten Angriff Rich-tung Schmidt befehligte, stellte in seinen Memoiren fest:„Weder gab es einen Hinweis auf die beiden großenDämme ... südlich von Schmidt, noch wurden sie alsAngriffsziele dem VII. Korps zugewiesen.“ („LightningJoe“, 1979) Colonel Peterson, der als Kommandeur des112. Regiments den zweiten Angriff führte, stellte späterlapidar fest: „Die Talsperren waren nie in unserem Blick-winkel“ („...never entered the picture“). Für die deutsche

Der Kall Trail 1947 – Foto: National Archives

Panzerspuren an der „Decke- Ley“ – Foto: Konejung

66 – Kall Trail

Länge: 8,5 km

Dauer: 2,5 - 3 Std.

Höhenunterschied: 160 m

Steigung gesamt: 360 m

Wegbeschreibung

Der Weg startet am Museum „Hürtgenwald 1944 und imFrieden“ (1) (Tel.: 02429 / 90 26 13) und führt vorbei ander Kirche von Vossenack (2), in der während derSchlacht auch gekämpft wurde. Daran erinnern sowohleine Tafel in der Kirche wie auch die künstlerisch gestal-teten Eingangstüren und Fenster. Das Splitterkreuz (3)markiert den damaligen Beginn des Kall Trails. Wenigspäter passieren Sie das „Stumms Krüzche“ (4), dasnoch heute die Spuren der Kämpfe trägt. Die Aussicht(5) von Vossenack auf Schmidt lässt auch hier noch nichterahnen, welches tiefe Tal die beiden Ortschaften trennt.Kurz nach dem Einstieg in den Wald liegt die Stelle, ander Lieutenant Fleig mit seinem Sherman auf eine Minefuhr und den Kall Trail blockierte (6). Hier stürzten aucheinige Panzer ab, ebenso an der Felsnase, die von denPionieren erst mühselig beseitigt werden musste, da sieden Weg extrem verengte. Sie liegt unmittelbar vor derrechter Hand im Hang befindlichen „Aid Station“ (7). DasBild „A Time for Healing“ im Museum gibt eine sehr rea-listische Darstellung der damaligen Situation wieder. Aufder Kall-Brücke (8) befindet sich heute eine Gedenk-skulptur in Erinnerung an die humanitäre Aktion desdeutschen Stabsarztes Dr. Stüttgen; auf der Tafel findensich dazu weitere Informationen. Am gegenüberliegen-den Hang Richtung Kommerscheidt liegt noch die Pan-zerkette (9) eines Shermans, den das flüchtende 707.Tank-Bataillon wie alle anderen Fahrzeuge auch zurück-lassen musste. Weiter in Richtung Kommerscheidt liegtdie Wiese (10), die Gavin in seinem Text beschrieb unddie noch im Frühjahr 1945 mit Toten und mit Kriegs-schrott übersät war. Direkt dahinter folgt die Kurve, in der

Col. Peterson von Deutschen angegriffen wurde und ausseinem Jeep flüchten musste. Beachten Sie hierbei vorallem die Panzerspuren im felsigen Untergrund, die nochheute sichtbar sind (11)! Die Aussicht in das Kalltal ver-deutlicht noch einmal das für die Amerikaner unerwartetschwierige Gelände. Weiter oben befinden sich im Waldnoch Deckungslöcher (12), die vermutlich kurz vor demRückzug als Gefechtsstand der beiden zusammen

geschossenen Bataillone dienten. An Punkt 13 habenSie eine hervorragende Aussicht auf Vossenack und denzur ehemaligen Lukasmühle abfallenden Bergrücken, wodie Deutschen einen Verbandsplatz eingerichtet hatten.Dort gerieten die Soldaten des amerikanischen 2. Batail-lons unter tagelangen Artilleriebeschuss und flüchtetenschließlich in Panik zurück. Auf dem Rückweg bietet sichin der Mestrenger Mühle (14) eine Einkehr an. Die Mühle

selbst wechselte während der Kämpfe mehrfach dieBesetzer. Der damalige Eigentümer Peter Dohr kam imApril 1945 durch „Mineneinwirkung“ ums Leben, einSchicksal, das viele Bewohner der Region bis langenach dem Krieg teilen mussten.

An der Abzweigung im Bereich des Punktes 15 könnenSie je nach Stand der Vegetation die südlich gelegeneTeufelsley sehen, auf der sich eine deutsche Maschinen-gewehrstellung befand, die von dort aus das Tal kontrol-lierte. Nach dem Museumsbesuch empfiehlt sich einBesuch des deutschen Soldatenfriedhofs Vossenacksowie eine Besichtigung der ehemaligen amerikanischenGefechtsstände westlich von Germeter – beides Zeug-nisse der Erinnerungskultur ehemaliger Kriegsgegner.

Der historische Hintergrund

Nachdem sich die Front von den Niederlanden bis nachLothringen festgefahren hatte, beschloss Eisenhower aufeiner Konferenz mit Montgomery und Bradley am 18.Oktober 1944 in Brüssel einen neuerlichen Vorstoß zumRhein. Zur Vorbereitung sollte die strategisch wichtigeOrtschaft Schmidt oberhalb des Rursees eingenommenwerden. Da die 9. US-Division bei den Kämpfen im Hürt-genwald ca. 4.500 Mann verloren hatte und völligerschöpft war, wurde sie durch die 28. US-Divisionersetzt.

Der Plan sah vor, dass das 109. Regiment RichtungHürtgen angreifen und die linke Flanke sichern sollte,während das 110. gleichzeitig vom Ochsenkopf ausSimonskall einnehmen und dann weiter nach Stecken-born und Strauch vorstoßen sollte. Das 112. sollte nichtnur die Ortschaft Vossenack besetzen, sondern weiterdurch das tief eingeschnittene Kalltal die Orte Kommer-scheidt und Schmidt einnehmen, um dann nach Westeneinzuschwenken und mit den Einheiten bei MonschauVerbindung aufzunehmen. Zu viele Ziele und zu wenigAufklärung, so ließe sich die Ausgangssituation am ehe-sten beschreiben. Zwar waren die Kampfeinheiten mittopografischen Karten ausgestattet, aber in den weitzurückliegenden Stäben auf Korps- und Armee-Ebene

Führung stand jedoch fest, dass ein amerikanischerAngriff auf Schmidt nur dieses eine Ziel haben könnte.Daher setzte Generalfeldmarschall Model, Oberbefehls-haber der Heeresgruppe B und just zu diesem Zeitpunktmit allen wichtigen Kommandeuren bei einer Planübungauf Gut Schlenderhahn bei Bergheim, alle verfügbarenTruppen ein, darunter die gerade nach der Kapitulationaus Aachen abgezogene 116. Panzerdivision, um denVormarsch zu stoppen.

Mittlerweile hatte sich das Wetter dramatisch ver-schlechtert und es begann der miserabelste Herbst seitJahrzehnten. Wenn man die immer wiederkehrendenBerichte über die amerikanische Materialüberlegenheitliest, ist es kaum vorstellbar, dass Soldaten die mittler-weile um die null Grad kalten Nächte in Sommerkleidungin den Schützenlöchern verbringen mussten und auf einederartige Kampfführung überhaupt nicht vorbereitetwaren. So kam es neben den ansteigenden Verlustendurch Tod und Verwundung zu immer mehr – von derFührung euphemistisch bezeichneten – „nicht kampfbe-dingten Ausfällen“, womit Grabenfuß, Erfrierungen undLungenentzündungen gemeint waren. Gibt die 1. US-Armee für den Zeitraum von 1. September bis

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Legende:

1 Museum 2 Kirche3 Splitterkreuz4 „Stumms Krüzche“5 Aussicht auf Schmidt

und Kommerscheidt6 „Fleig-Kurve“7 Aid-Station8 Kall-Brücke9 Panzerkette

10 „Gavin Wiese”11 Aussicht ins Kalltal12 Deckungslöcher13 Aussicht auf Vossenack14 Mestrenger Mühle15 Blick auf Teufelsley