Digitalisierung Telekom unterwegs auf Health-Mission · Digitalisierung Telekom unterwegs auf...

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10 Healthcare Marketing 10/2017 Digitalisierung Telekom unterwegs auf Health-Mission Die Deutsche Telekom AG verbindet mit ‚Sea Hero Quest‘ Spielfreude und Demenz- forschung. Das zahlt nicht nur auf das Image des Telekommunikationsriesen ein, sondern ist Teil der übergreifenden Strategie. Die Healthcare-Sparte des Unter- nehmens hat den Anspruch, Akteure im Gesundheitswesen digital zu vernetzen. Brille auf und eintauchen ins virtuelle Meeresabenteuer. Alles ganz schön bunt. Es gilt, ein kleines Boot durch einen Kurs von Boje zu Boje zu navigieren und zwar ohne GPS oder Kompass. Das ist nicht so leicht, wie es zunächst anmutet. Die Auf- gabe ist nur eine von vielen, die Spieler der neuen Virtual Reality-Version von ‚Sea Hero Quest‘ meistern müssen. In kurzen Level müssen maritime Landschaften durchquert und verschiedene Herausfor- derungen bewältigt werden. Mehr als drei Millionen Menschen haben das Spiel ‚Sea Hero Quest‘ der Deutschen Telekom AG, Bonn, in der mobilen Versi- on seit dem Launch im vergangenen Jahr heruntergeladen. Der spielende Seefahrer trainiert damit sein Gedächtnis. Doch viel wichtiger: Wissenschaftler generie- ren eine enorme Menge anonymisierter Daten über die räumliche Orientierung von Menschen aller Altersstufen. Die Daten der Spieler sind in eine Grundla- genstudie zu Demenz eingeflossen. Die Auswertung liefert Erkenntnisse darüber, wie Menschen das Gehirn beim Navigie- ren nutzen. Zudem unterstützt sie die De- menzforschung bei zukünftigen Arbeiten zu Diagnostik und Arzneimitteltherapie. Die Erhebung gilt laut Wissenschaftlern als die derzeit umfassendste Studie der Demenzforschung. Das Telekommunikationsunternehmen hat für das Projekt die Initiative Game for Good in Zusammenarbeit mit dem Uni- versity College London, der University of East Anglia, der gemeinnützigen Orga- nisation Alzheimer’s Research und dem Londoner Spiele-Entwickler Glitchers ge- gründet. Zudem war die Agentur Saatchi & Saatchi in London am Projekt beteiligt. Dabei hat die Deutsche Telekom die Initi- ative geleitet sowie die Entwicklungskos- ten der Apps und die interdisziplinäre Ko- ordination aller Beteiligten übernommen. „Innovative Technologien sind vielfach der Schlüssel zu drängenden Fragen un- serer Zeit. Gemeinsam mit unseren Part- nern wollen wir den Kampf gegen De- menz fortsetzen und die Forschung mit ‚Sea Hero Quest VR‘ weiter nachhaltig voranbringen“, kündigte Hans-Christian Schwingen, Markenchef der Deutschen Telekom bei der Vorstellung der neuen VR-Version an. Spielen gegen das Vergessen Im Vergleich zum mobilen Spiel können mit ‚Sea Hero Quest VR‘ noch präzisere Daten erhoben werden. Mit der neuen Version, die für die Samsung Gear VR- Brille entwickelt wurde, werden kleinste Körperbewegungen der Spieler registriert. Zehnmal pro Sekunde werden die Bewe- Nach dem Erfolg der mobilen Variante von ‚Sea Hero Quest‘ gibt es seit August auch eine Virtual-Reality Version Foto: Deutsche Telekom

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10 Healthcare Marketing 10/2017

Digitalisierung

Telekom unterwegs auf Health-MissionDie Deutsche Telekom AG verbindet mit ‚Sea Hero Quest‘ Spielfreude und Demenz- forschung. Das zahlt nicht nur auf das Image des Telekommunikationsriesen ein, sondern ist Teil der übergreifenden Strategie. Die Healthcare-Sparte des Unter- nehmens hat den Anspruch, Akteure im Gesundheitswesen digital zu vernetzen.

Brille auf und eintauchen ins virtuelle Meeresabenteuer. Alles ganz schön bunt. Es gilt, ein kleines Boot durch einen Kurs von Boje zu Boje zu navigieren und zwar ohne GPS oder Kompass. Das ist nicht so leicht, wie es zunächst anmutet. Die Auf-gabe ist nur eine von vielen, die Spieler der neuen Virtual Reality-Version von ‚Sea Hero Quest‘ meistern müssen. In kurzen Level müssen maritime Landschaften durchquert und verschiedene Herausfor-derungen bewältigt werden. Mehr als drei Millionen Menschen haben das Spiel ‚Sea Hero Quest‘ der Deutschen Telekom AG, Bonn, in der mobilen Versi-on seit dem Launch im vergangenen Jahr heruntergeladen. Der spielende Seefahrer trainiert damit sein Gedächtnis. Doch viel wichtiger: Wissenschaftler generie-ren eine enorme Menge anonymisierter Daten über die räumliche Orientierung von Menschen aller Altersstufen. Die

Daten der Spieler sind in eine Grundla-genstudie zu Demenz eingeflossen. Die Auswertung liefert Erkenntnisse darüber, wie Menschen das Gehirn beim Navigie-ren nutzen. Zudem unterstützt sie die De-menzforschung bei zukünftigen Arbeiten zu Diagnostik und Arzneimitteltherapie. Die Erhebung gilt laut Wissenschaftlern als die derzeit umfassendste Studie der Demenzforschung.Das Telekommunikationsunternehmen hat für das Projekt die Initiative Game for Good in Zusammenarbeit mit dem Uni-versity College London, der University of East Anglia, der gemeinnützigen Orga-nisation Alzheimer’s Research und dem Londoner Spiele-Entwickler Glitchers ge-gründet. Zudem war die Agentur Saatchi & Saatchi in London am Projekt beteiligt. Dabei hat die Deutsche Telekom die Initi-ative geleitet sowie die Entwicklungskos-ten der Apps und die interdisziplinäre Ko-

ordination aller Beteiligten übernommen. „Innovative Technologien sind vielfach der Schlüssel zu drängenden Fragen un-serer Zeit. Gemeinsam mit unseren Part-nern wollen wir den Kampf gegen De-menz fortsetzen und die Forschung mit ‚Sea Hero Quest VR‘ weiter nachhaltig voranbringen“, kündigte Hans-Christian Schwingen, Markenchef der Deutschen Telekom bei der Vorstellung der neuen VR-Version an.

Spielen gegen das Vergessen

Im Vergleich zum mobilen Spiel können mit ‚Sea Hero Quest VR‘ noch präzisere Daten erhoben werden. Mit der neuen Version, die für die Samsung Gear VR-Brille entwickelt wurde, werden kleinste Körperbewegungen der Spieler registriert. Zehnmal pro Sekunde werden die Bewe-

Nach dem Erfolg der mobilen Variante von ‚Sea Hero Quest‘ gibt es seit August auch eine Virtual-Reality Version

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gungen aufgezeichnet, wenn der Spieler sich in verschiedenen virtuellen Umge-bungen bewegt. Laut den Initiatoren entsprechen zwei Minuten Spielzeit rund fünf Stunden herkömmlicher klinischer Forschung. Das Projekt „Spielen gegen das Verges-sen“ hat auch in der Marketing- und Werbebranche für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Bei dem International Festival of Creativity in Cannes an der Côte d‘Azur überzeugte das Game bereits 2016 die Juroren und wurde insgesamt neun Mal ausgezeichnet, unter anderem gab es ei-nen Gold Award in der Kategorie Lion Promo & Activation: Use of Mobile.Zum Launch der VR-Version wurden Spieler mit vorhandener Brille über die App Stores (Oculus und Samsung) sowie zielgerichtet über die sozialen Medien angesprochen. Besucher der diesjährigen Messe IFA in Berlin konnten sich eben-falls als virtuelle Seefahrer versuchen. Zu-dem soll das Spiel in 100 Telekom-Shops deutschlandweit zur Verfügung stehen. Zusätzlich wird das Thema ‚Sea Hero Quest‘ weiterhin durch verschiedene Kommunikationsmaßnahmen begleitet.Die medizinische Forschung bekommt dank dem Spiel eine große Plattform für einen massenwirksamen Auftritt. Gleich-zeitig zahlt das Engagement des Tele-kommunikationsanbieters auch auf das eigene Markenimage ein. „Die Deutsche Telekom glaubt an die Kraft des Teilens und daran, dass geteilte Momente ein Leben lang verbinden. Was aber pas-siert, wenn uns Demenz die

Wachstumsfeld Digital Health

Die THS ist ein strategisches Wachstums-feld der Deutschen Telekom. Als Anbieter von Healthcare-IT-Lösungen hat sie sich auf die Fahne geschrieben, die Akteure im Gesundheitswesen sicher und digital miteinander zu vernetzen. Zentral bün-delt und steuert die THS alle Healthcare-Einheiten des Konzerns weltweit und bietet ein Produktportfolio an E-Health-Lösungen: Prävention, Pflege und Admi-nistration im ambulanten, stationären/medizinischen und häuslichen Umfeld. Seitdem das Geschäftsfeld Gesundheit 2010 initiiert wurde, ist es innerhalb der Telekom rasant gewachsen. Organisato-risch gehört der Bereich Healthcare So-lutions zu T-Systems, einer hundertpro-zentigen Tochter der Telekom. Die eine Hälfte ihres Geschäfts macht die Health-care-Division in Deutschland, die andere überwiegend in Österreich, der Schweiz, Spanien und Ungarn (Quelle: ‚Healthcare Marketing‘ 9/2016).Die Unternehmenssparte beschäftigt welt-weit rund 700 Mitarbeiter und vertreibt Software für Kliniken, niedergelassene Ärzte sowie Krankenkassen. Besonders bei den Themen Mobility und Telemo-nitoring positioniert sich der Konzern als Pionier. Durch strategische Beteiligungen an Geschäftsmodellen und gezielte Part-nerschaften mit Start-Ups wie Tiani Spi-

rit oder Medisana wird das E-Health-Portfolio ergänzt. Gemeinsam mit

Fähigkeit raubt, unsere Erinnerungen zu teilen? Wenn wir früher oder später mit Isolation, Desorientierung und einer Ab-kopplung von der Außenwelt zu kämpfen haben? Um genau das zu verhindern, hat die Deutsche Telekom ihr Markenver-sprechen wörtlich genommen und das Vermögen, Erinnerungen bis ins hohe Al-ter zu teilen, zu ihrem Anliegen gemacht“, sagt Dr. Axel Wehmeier, Leiter Konzern-geschäftsfeld Gesundheit und Sprecher der Geschäftsführung Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH (THS). „Wir übernehmen damit digitale Verantwortung und wollen unsere Inno-vationsführerschaft unter Beweisen stel-len, indem wir am Beispiel von ‚Sea Hero Quest‘ aufzeigen, wie innovative, digitale Lösungen Antworten auf drängende me-dizinische und gesellschaftliche Fragen unserer Zeit geben können“, so der Chef der Health-Sparte weiter.

Dr. Axel Wehmeier, Leiter Konzernge-schäftsfeld Gesundheit und Sprecher

der Geschäftsführung Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH

Farbenfrohe Fabelwesen begleiten den Spieler durch das virtuelle Meeres-abenteuer

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der HÄVG Rechenzentrum GmbH bietet die THS ein Angebot, das den Geschäfts-prozess der Abrechnung von Selektivver-trägen im Umfang von über drei Millio-nen Online-Patientenabrechnungen pro Quartal erledigt.Verantwortlich für das Konzerngeschäfts-feld ist Dr. Axel Wehmeier. Er begann 1998 seine Karriere bei der Deutschen Te-lekom als Referent Pricing und bekleidete danach verschiedene Posten innerhalb des Konzerns. Von Dezember 2006 bis Juni 2010 leitete er das Aufsichtsratsbüro und den Stab von René Obermann, dem ehe-maligen Vorstandsvorsitzenden der Tele-kom. Im Juni 2010 wechselte er als Leiter des strategischen Geschäftsfelds Vernetz-tes Gesundheitswesen zu T-Systems und verantwortet seit 2014 die Geschäftsfüh-rung der Telekom Healthcare Solutions.Neben Wehmeier gehören zur Führungs-riege der Gesundheitsparte noch Arndt Lorenz als Geschäftsführer Sales & Mar-keting, Michael Waldbrenner, Geschäfts-führer Vertrieb und Service der Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH sowie Geschäftsführer Produkte und Fi-nanzen der Clinical Solutions GmbH. Fabian Berger zeichnet als Geschäftsfüh-rer Vertrieb und Marketing für Clinical Solutions. Führende Positionen besetzen zudem Holger Lesch als Geschäftsführer Security Solutions und Peter Böttcher Geschäftsführer Finanzen für Healthcare and Security Solutions.Die Vernetzung des Gesundheitswesens treibt die Telekom unter anderem in

Krankenhäusern voran. Ende 2013 hat das Unternehmen ein Krankenhausin-formationssystem mit etwa 200 Installa-tionen in Akutkliniken erworben. Unter anderem kooperiert der Konzern auch mit dem Universitätsklinikum Jena, damit Krankenhäuser in Echtzeit auf Patien-tendaten zugreifen können. Die Telekom hat dazu mit dem Universitätsklinikum beispielsweise die wApp für das mobile Arbeiten mit dem Krankenhausinforma-tionssystem (KIS) i.s.h.med entwickelt. Diese bietet die THS unter dem Namen Mobile Patient Record an. Damit sollen

Krankenhäuser und medizinische Ein-richtungen auf ihrem Weg in die Digita-lisierung unterstützt werden. Das medi-zinische Personal kann damit per Tablet in Echtzeit auf Diagnosen, Befunde, La-borwerte, Röntgenaufnahmen, Archive und Dokumente zu greifen. Auch die Do-kumentation des Behandlungsverlaufs ist über die wApp möglich. Darüber hinaus bietet die Telekom auch Patienten-Enter-tainmentsysteme und Ambient-Assisted-Living-Produkte an und will führende Kraft beim Aufbau der Telematikinfra-struktur sein.

Versorgungsforschung braucht Daten

Die von der Telekom gegründete Game for Good-Initiative zeigt, wie Digitali-sierung die Voraussetzungen für die For-schung positiv beeinflussen und wandeln kann. Die anonymen Daten der ‚Sea Hero Quest‘-Spieler werden gemäß dem Bun-desdatenschutzgesetzt in einem Rechen-zentrum der T-Systems in Deutschland gespeichert und den Wissenschaftlern für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Die Cloud ist dabei der Motor der Digita-lisierung, heißt es vom Unternehmen. Digitale Kommunikationsmedien sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch im Gesundheitswesen hat die elek-tronische Datenübertragung mittlerweile allerorten Einzug gehalten: Vorausset-

Die Dachmarkenkampagne der Telekom Healthcare Solutions inszeniert medizinische Organe im klassischen Corporate Design in Magenta

Die Gesundheitssparte der Telekom entwickelt auch Krankenhausinformationssysteme, die die Behandlungsqualität verbessern sollen

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