Diplom Ka

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MASARYKOVA UNIVERZITA FILOZOFICKÁ FAKULTA Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky Diplomová práce Eigennamen als Komponenten von Phraseologismen

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MASARYKOVA UNIVERZITA

FILOZOFICKÁ FAKULTA

Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

Diplomová práce

Eigennamen als Komponenten von

Phraseologismen

Vypracovala: Bc. Helena Beránková

Vedoucí práce: PhDr. Jiřina Malá Csc. Brno 2008

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Ich erkläre, dass ich meine Diplomarbeit selbstständig

geschrieben habe und dass ich nur die im

Literaturverzeichnis angeführten Quellen verwendet

habe.

1

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……………………………………………..

2

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An dieser Stelle möchte ich mich bei der Leiterin meiner Abschlussarbeit, PhDr. Jiřina

Malá, CSc., für ihre fachkundige Leitung, wertvollen Ratschläge und Hilfe bei allen

Problemen besonders bedanken.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 6

I. Theoretischer Teil 7

1. Gegenstand der Phraseologie 7

2. Geschichte 8

3. Phraseologie aus der Sicht von verschiedenen Wissenschaften 11

4. Merkmale der Phraseologismen 12

4.1. Polylexikalität 13

4.2. Idiomatizität 13

4.2.1. Grad der Idiomatizität 14

4.2.2. Arten der Idiomatizität 14

4.2.3. Probleme der Idiomatizitätsbestimmung 15

4.3. Stabilität 16

4.3.1. Variabilität 17

4.3.2. Modifikationen 21

4.4. Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit 22

5. Klassifizierung der Phraseologismen nach Harald Burger 22

5.1. Basisklassifikation 25

5.2. Spezielle Klassen 31

5.2.1. Modellbildungen 31

5.2.2. Zwillingsformeln (Paarformeln) 32

5.2.3. Komparative Phraseologismen 33

5.2.4. Kinegramme 35

5.2.5. Geflügelte Worte 35

5.2.6. Autorphraseologismen 35

5.2.7. Onymische Phraseologismen 36

5.2.8. Phraseologische Termini 36

5.2.9. Klischees 37

3

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6. Herkunft von Phraseologismen 37

7. Innere Struktur von Phraseologismen 37

8. Stilistische und kommunikativ-pragmatische Aspekte der Phraseologie 40

8.1. Konnotationen 40

9. Eigennamen 43

9.1. Onomastik 44

9.2. Klassifizierung von Eigennamen 45

9.3. Ursprung und Bedeutung von Eigennamen 46

9.3.1. Personennamen 46

9.3.2. Ortsnamen 47

9.4. Lexikographie von Eigennamen 48

II. Praktischer Teil 50

1. Methode der Arbeit 50

2. Eigennamen als Komponenten der Phraseologismen 50

3. Konfrontative (kontrastive) Phraseologie 52

3.1. Volläquivalenz 53

3.2. Teiläquivalenz 53

3.3. Rein semantische Äquivalenz 53

3.4. Nulläquivalenz 53

4. Deonymisierung der Eigennamen 54

5. Gesammelte Phraseologismen 56

5.1. Personennamen 56

5.1.1. Vornamen 56

5.1.1.1. Volkstümliche Namen 56

5.1.1.1.1. Volläquivalenz 56

5.1.1.1.2. Teiläquivalenz 56

5.1.1.1.3. Rein semantische Äquivalenz 58

5.1.1.1.4. Nulläquivalenz 62

5.1.1.2. Biblische Namen 65

5.1.1.2.1. Volläquivalenz 65

5.1.1.2.2. Teiläquivalenz 69

5.1.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz 72

5.1.1.2.4. Nulläquivalenz 74

5.1.1.3. Antike Namen 75

4

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5.1.1.3.1. Volläquivalenz 75

5.1.1.3.2. Teiläquivalenz 81

5.1.1.3.3. Rein semantische Äquivalenz 81

5.1.1.3.4. Nulläquivalenz 82

5.1.1.4. Restliche Namen 83

5.1.1.4.1. Volläquivalenz 83

5.1.1.4.2. Teiläquivalenz 84

5.1.1.4.3. Rein semantische Äquivalenz 86

5.1.1.4.4. Nulläquivalenz 86

5.1.2. Familiennamen 89

5.1.2.1. Volläquivalenz 89

5.1.2.2. Teiläquivalenz 90

5.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz 90

5.1.2.4. Nulläquivalenz 92

5.2. Länder- und Völkernamen 93

5.2.1. Adjektivische Derivate 93

5.2.1.1. Volläquivalenz 93

5.2.1.2. Teiläquivalenz 95

5.2.1.3. Nulläquivalenz 97

5.2.2. Substantivische Formen 99

5.2.2.1. Volläquivalenz 99

5.2.2.2. Teiläquivalenz 99

5.2.2.3. Rein semantische Äquivalenz 101

5.2.2.4. Nulläquivalenz 102

5.3. Ortsnamen 103

5.3.1. Volläquivalenz 103

5.3.2. Teiläquivalenz 105

5.3.3. Rein semantische Äquivalenz 106

5.3.4. Nulläquivalenz 108

5.4. Flussnamen 109

5.4.1. Volläquivalenz 109

5.4.2. Teiläquivalenz 109

Zusammenfassung 111

Abkürzungen 113

5

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Literaturverzeichnis 114

Anhang 117

Einleitung

Als Thema meiner Diplomarbeit habe ich die deutschen Phraseologismen gewählt, deren

Bestandteil die Eigennamen bilden. Die Eigennamen umgeben den Menschen von Kindheit

an. Mit der Hilfe von Eigennamen, die auch Propria genannt werden, bezeichnet man also

verschiedene individuelle Wesen, Personen und Orte.

In meiner Abreit möchte ich die deutschen Phraseologismen mit Eigennamen als

Komponenten sammeln, nach der Art des Eigennamen klassifizieren und dann mit ihren

tschechischen Äquivalenten vergleichen.

Die ganze Arbeit hat zwei Teile, den theoretischen und den praktischen Teil. In dem

ersten Teil möchte ich mich mit der Theorie der Phraseologie beschäftigen. Ich beginne mit

der Beschreibung des Gegenstands der Phraseologie, der folgende Schritt stellt die Geschichte

der Phraseologie dar. Weiter wird die Phraseologie aus der Sicht von anderen Wissenschaften

beschrieben, die nächsten ausführlichen Kapitel bilden die phraseologischen Merkmale und

die Klassifizierung der Phraseologismen. Den theoretischen Teil schließt das Kapitel über die

Eigennamen ab.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit konkreten Beispielen. Dieser Teil ist in mehrere

Untergruppen gegliedert. Die Gliederung richtet sich nach der Art des Eigennamen, den der

jeweilige Phraseologismus enthält. Zu jedem Phraseologismus versuche ich sein

tschechisches Äquivalent zu finden. Die deutschen und tschechischen Phraseologismen

werden dann auf Grund ihrer Äquivalenz verglichen. Jedes Paar ergänzt die Erklärung der

Bedeutung und der Herkunft des deutschen Phraseologismus.

Das Ziel meiner Diplomarbeit ist nicht die ganzen phraseologischen Systeme des

Deutschen und des Tschechischen zu vergleichen, sondern nur einen Teil der Systeme.

6

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I. Theoretischer Teil

1. Gegenstand der Phraseologie

Phraseologie ist eine linguistische Teildisziplin, sie hängt mit der Lexikologie zusammen,

aber sie kann auch als eine selbstständige Disziplin betrachtet werden.

Gegenstand der Phraseologie sind die Phraseologismen (feste Wortverbindungen, feste

Wortgruppen, Idiome, Redensarten, Redewendungen). Phraseologismen können als

syntaktische Verbindungen von Wort-Komponenten bezeichnet werden.1

Es ist nicht eindeutig festgelegt, was der Begriff „die idiomatische Redewendung“

bedeutet. „Die einzige von den meisten Fachleuten akzeptierte Definition eines

phraseologischen Ausdrucks ist: eine Einheit aus mehreren Elementen, deren

Gesamtbedeutung verschieden ist von der Summe der Bedeutungen der Elemente“2

Beispiel: Eulen nach Athen tragen

Die Bedeutung dieses Phraseologismus ‚etwas Überflüssiges machen’3 kann man weder von

dem Wort Eule noch von dem Wort Athen ableiten. Sie ist an die Gesamtbedeutung

gebunden.

Die Sprichwörter bilden in eine selbständige Klasse. Oft sind sie den idiomatischen

Wendungen ähnlich.

1 Fleischer, 1982, S. 34.

2 H. Schemann, 1993, S. 18.

3 Duden, S. 56.

7

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Es ist nicht einfach den Gegenstand der Phraseologieforschung zu bestimmen. Man

kommt auch zu unterschiedlichen Ergebnissen, wenn sich die Kriterien unterscheiden.4 Es

kann aber eindeutig gesagt werden, welche Konstruktionen zu den Phraseologismen sicher

nicht gerechnet werden. Es handelt sich vor allem um die zusammengesetzten Verbalformen

(er hatte geschrieben, sie war gelobt worden), die Konstruktionen aus Artikel und Substantiv

(des Buches), den adverbialen Superlativ (am besten, aufs herzlichste), die korrelativen

Konjunktionen (entweder –oder), die Präpositionen (von – an) und die reflexiven Verben

(sich aalen) – die reflexiven Verben werden als ein Wort betrachtet.5 Ein Phraseologismus

muss nämlich wenigstens ein autosemantisches Wort enthalten, und diese Bedingung erfüllen

die obengenannten Verbindungen nicht.

Es ist auch sehr kompliziert, für die Phraseologismen ein Klassifikationskriterium

festzulegen. Die Phraseologismen haben nämlich kein eigenes System von Strukturtypen und

Bildungselementen wie zum Beispiel die Affixe, und man kann sie auch nicht nach den

Kriterien gliedern, die für Einzelwörter gelten, da es sich um Wortgruppen handelt.

Die Bildung von Phraseologismen ist neben der Bildung neuer Wörter und der

Entlehnung aus fremden Sprachen eine Möglichkeit, wie man die Sprache bereichern kann.

2. Geschichte

Die Phraseologie ist eine junge wissenschaftliche Teildisziplin. Früher wurde sie als

Teilgebiet der Lexikologie betrachtet. Der Grund dafür ist, dass die Phraseologismen

eigentlich Einheiten des Wortschatzes (wie die Wörter) sind, und darum wurden sie so

untersucht und beschrieben.

In der Entwicklung der Phraseologieforschung war vor allem die sowjetische

Sprachwissenschaft wichtig. Die sowjetischen Wissenschaftler, namentlich V. V.

Vinogradov6, haben die Phraseologie im zwanzigsten Jahrhundert als eine selbständige

Teildisziplin bezeichnet.

Man interessierte sich in der deutschsprachigen Germanistik aber auch schon früher

für die „festen“ Wortverbindungen. Die Aufmerksamkeit war vor allem auf die Sprichwörter

4 Fleischer, 1982.5 Fleischer, 1982, S. 34.6 Fleischer, 1982, S. 11.

8

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konzentriert. Es ging aber vielmehr um die Sammlung und Inventarisierung der Sprichwörter

und nicht um die Eigenart und Abgrenzung von anderen festen Wortverbindungen.7

Die älteste umfassende Sprichwörtersammlung des Deutschen ist das dreibändige

Werk von M. F. Peters: „Der Teutschen Weiβheit“ (1604/05), hier wurden die Redensarten

ganz ausgeschlossen.

Ein weiteres Werk ist das Buch von J. G. Schottel: „Ausführliche Arbeit von der

Teutschen Haubt-Sprache“ (1663). J. G. Schottel hat in seinem Werk neben den

Sprichwörtern auch die sprichwörtlichen Redensarten einbezogen.

In dem achtzehnten Jahrhundert befasste sich mit der Frage der Phraseologie auch J.

G. Gottsched. Er unterschied verschiedene Arten von Phraseologismen, in seiner

Unterscheidung war er aber nicht konsequent. Er wollte die Phraseologismen in dem

Sprachunterricht berücksichtigen.

In dem neunzehnten Jahrhundert entstanden die ersten „reinen

Redensartensammlungen" von H. Schrader, W. Borchard und A. Richter. Aus diesem

Jahrhundert stammt auch das erste Werk, wo der Autor versucht den Unterschied zwischen

Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart zu finden. Es geht um das Werk von K. F. W.

Wander „Das Sprichwort, betrachtet nach Form und Wesen, für Schule und Leben, als

Einleitung zu einem großen volksthümlichen Sprichwörterschatz“ aus dem Jahr 1836.

Seit der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gewinnen viel Aufmerksamkeit

die geflügelten Worte. Dieser Terminus stammt von G. Büchmann aus seiner Sammlung

„Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des Deutschen Volkes“ aus dem Jahr 1864, wo er die

geflügelten Worte beschreibt und von dem Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart

abgrenzt.

Zu den ersten Arbeiten mit der linguistischen Fragestellung, d.h. nicht nur der

Inventarisierung gewidmet, kann man eine kurze Abhandlung „Begriff und Gebrauch der

Redensart“ des Gymnasiallehrers C. F. Schnitzer aus dem Jahr 1871 zählen. In seinem Werk

strebt der Autor nach der Klassifizierung von den sogenannten „Verbalbegriffen“ (heute

Funktionsverbgefüge genannt), er behandelt das Verhältnis zwischen dem Sprichwort und der

Redensart und beschreibt ihre Verwendung.

In dem zwanzigsten Jahrhundert stellt F. Seiler eine bedeutende Persönlichkeit dar.

Seine Arbeit „Deutsche Sprichwörterkunde“ aus dem Jahr 1922 ist ziemlich bekannt und

stellt einen Fortschritt in der Phraseologieforschung dar. Er hat z.B. einige Begriffe

7 Fleischer, 1982, S. 17.

9

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beschrieben und voneinander unterschieden (zum Beispiel Sentenzen, sprichwörtliche

Redensarten und Sprichwörter).

In dieser Zeit wurden in die Phraseologie auch die dialektologischen und

literaturwissenschaftlichen Aspekte einbezogen. In dem Jahre 1935 entstand „Atlas der

deutschen Volkskunde“. Dieses Werk beschreibt die geographische Verbreitung von

Phraseologismen in Deutschland und Österreich in den 30er Jahren.

Eine weitere wichtige Person in der Phraseologieforschung ist W. Mieder, der vor

allem die Rolle des Sprichworts im literarischen Werk untersucht hat. Als Beispiel seines

Werkes kann das Buch „Das Sprichwort in der deutschen Prosaliteratur des 19.

Jahrhunderts“ aus dem Jahr 1976 genannt werden.

Der Erforschung des Sprichwortes widmete sich auch G. Peukes. In seinem Buch

„Untersuchungen zum Sprichwort im Deutschen. Semantik, Syntax, Typen“ aus dem Jahr

1977 sterbt er nach der Abgrenzung des Sprichworts von der sprichwörtlichen Redensart. Er

hat auch eine Typologie des Sprichworts erarbeitet.

In der neueren Zeit werden auch die ‚Redensarten‘ gesammelt. Als Beispiel können

einige Sammlungen aus dem Ende der 70er Jahre genannt werden, es geht um Bücher von W.

Friedrich (1976), L. Röhrich (1974) und H. Görner (1979). Die Sprichwörter werden in diese

Sammlungen nicht einbezogen und es fehlen auch andere groβe Teile des phraseologischen

Bestandes, wie z. B. die sogenannten allgemeinen Redensarten (den Kopf schütteln, mit den

Achseln zucken).

Es wurden also im Laufe der Zeit viele Arbeiten geschrieben, die sich mit der

Phraseologie beschäftigten. Die theoretische Phraseologieforschung gewann aber eine größere

Aufmerksamkeit erst in den 60er und 70er Jahren. Die ersten eingehenderen theoretischen

Untersuchungen stammen vor allem von R. Klappenbach und E. Agricola. R. Klappenbach

bemüht sich in ihrem Werk „Feste Verbindungen in der deutschen Gegenwartssprache“ aus

dem Jahr 1961 um die Klassifizierung von Phraseologismen und um die

Gegenstandsbestimmung der Phraseologie. E.Agricola konzentriert sich in seiner Arbeit

„Wörter und Wendungen“ auf die Klassifikation von Phraseologismen nach semantischen

Kriterien.

Die erste selbständige Gesamtdarstellung der deutschen Phraseologie hat im Jahre

1970 die sowjetische Forscherin I.I. Černyševa vorgelegt. Sie bemüht sich vor allem um die

Gegenstandsbestimmung der Phraseologie und die Klassifikation der Phraseologismen,

daneben widmet sie auch die Aufmerksamkeit anderen Fragen wie zum Beispiel der

10

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Synonymie und Polysemie phraseologischer Einheiten oder der phraseologischen Derivation.8

Weitere Autoren, die die Phraseologieforschung sehr beeinflusst haben, sind z.B. U. Fix, A.

Rothkegel, Annelies Buhofer, Harald Burger, Dmitrij Dobrovol’skij, Wolfgang Fleischer,

Christine Palm oder Ambros Sialm. Sie haben sich mit verschiedenen Faktoren der

Phraseologie beschäftigt und diese Faktoren dann in ihren Werken gesammelt und

beschrieben, z.B. das Verhalten von Phraseologismen im Satz, die Strukturbeschreibung von

Phraseologismen, verschiedene Arten der Klassifizierung von Phraseologismen (z.B. nach

phraseologischen Wortarten), die Rolle von Phraseologismen im Text usw.

3. Phraseologie aus der Sicht von verschiedenen Wissenschaften

Es ist nicht einfach um den richtigen Platz für die Phraseologie in der Linguistik zu finden.

Früher wurde sie nämlich als ein Bestandteil der Lexikologie betrachtet, es war so darum,

weil sie sich mit den festen Wortgruppen (d.h. Lexemen) beschäftigt. Heute wird die

Phraseologie meistens als eine selbständige Disziplin bezeichnet.

Die Phraseologie hängt auch mit der Syntax zusammen. Der Grund dafür ist, dass

viele Phraseologismen eine Satzstruktur haben.

Aber nicht nur die Linguistik befasst sich mit der Phraseologie, andere Wissenschaften

haben die Phraseologie auch beeinflusst, als Beispiel können die Volkskunde, Soziologie,

Psychologie und Psychiatrie, Pädagogik und Literaturwissenschaft genannt werden.

Die Volkskunde befasst sich mit der Parömiologie, es ist Wissenschaft von der

Erforschung und Beschreibung der Sprichwörter9 und Redensarten. Die Sprichwörter und

Redensarten hängen oft mit alten Bräuchen zusammen und sie helfen also den Volkskundler

bei der sprach- und kulturhistorischen Rekonstruktion. Man forscht vor allem die Herkunft,

Bedeutung und Bedeutungswandlung von Phraseologismen und auch ihre Funktion in der

Kommunikation.

Die nächste Wissenschaft die sich mit der Phraseologie beschäftigt ist die Soziologie.

Ihr Anziehungspunkt ist der gesellschaftliche, schichtspezifische oder gruppenspezifische

Charakter der Phraseologismen (vor allem das Problem des „Stereotyps“ – der verbale

Ausdruck, der die Form eines vereinfachenden oder generalisierenden Urteils hat über soziale

Gruppen oder einzelne Personen).10

8 Fleischer, 1982, S. 24.9 Fleischer, 1982, S. 17.10 Burger, 1982, S. 7.

11

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Die Psychologie und Psychiatrie interessieren sich für die Phraseologie schon lange

Zeit. Als Beispiel kann Sigmund Freud genannt werden, der mit Hilfe von phraseologischen

Auffälligkeiten der Rede des Patienten für seine psychoanalytische Theorie Beweise liefert.

Für die Pädagogik ist aus dem Bereich der Phraseologie am interessantesten die Frage

von welchem Alter an Kinder die metaphorischen Phraseologismen zu verstehen beginnen. Es

ist wichtig auch für die Sprachdidaktik, die wissen will, seit wann ist es sinnvoll um auf die

Phraseologismen im Lehrproceß zu reflektieren.

Die Literaturwissenschaft ist eine der Wissenschaften, die sich für die Phraseologie

am längsten interessieren. Es geht meistens um Werke vom Typ „Das Sprichwort bei ...“.

„Angesichts dieser Vielfalt von Beziehungen der Phraseologie zu verschiedenartigen

Disziplinen hat es einen guten Sinn, vom „interdisziplinären“ Charakter der Phraseologie zu

sprechen, auch wenn der Begriff „Phraseologie“ je nach Forschungsinteresse der jeweiligen

Wissenschaft wieder je anders abgegrenzt wird.“11

4. Merkmale der Phraseologismen

Es gibt vier Merkmale, die mit den Phraseologismen verbunden sind. Diese Merkmale helfen

dann beim Erkennen von Phraseologismen im Text.

Die Merkmale sind:

- Die Polylexikalität (Mehr-wortstruktur)

- Die Idiomatizität

- Die Festigkeit (Stabilität)

- Die Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit

4.1. Polylexikalität

Ein Phraseologismus ist nicht dasselbe wie ein Einzelwort und auch nicht dasselbe wie eine

Wortgruppe. Nach A.I.Molotkov ist ein Phraseologismus „eine neue Einheit sui generis mit

lexikalischer Bedeutung, Mehr-Komponenten-Struktur und entsprechenden grammatischen

Kategorien“.12

Ein Phraseologismus sollte mindestens zwei Lexeme beinhalten.11 Burger, 1982, S. 9-10.12 Fleischer, 1982, S. 12.

12

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Beispiel: Homerisches Gelächter, Freund Hein, böhmisches Dorf

Aber es bestehen auch manche Einwortphraseme.

Beispiel: Argusaugen, Sisyphosarbeit, Achillesferse

4.2. Idiomatizität

Idiomatizität ist für Idiome charakteristisch, sie hängt mit der Semantik zusammen.

Es geht um die übertragene (metaphorische, metonymische …) Bedeutung.

Das kann mit dem Idiom einen Kater haben illustriert werden. Das Idiom kann

entweder eine Katze männlichen Geschlechts besitzen oder Zustand nach dem übermäßigen

Alkoholgenuss bedeuten.

Ein weiteres Beispiel bilden zwei folgende Sätze.

1) Den alten Mantel ablegen.

2) Den alten Adam ablegen.13

Diese zwei Sätze haben eine gleiche syntaktische Struktur, aber eine unterschiedliche

Bedeutungsstruktur. In dem zweiten Satz besteht ein „irreguläres“ Verhältnis zwischen der

Bedeutung der Wortkomponenten und der Bedeutung des ganzen Satzes. Es gibt hier ein

bestimmtes Maß von Idiomatizität.

Die übertragene Bedeutung entsteht aufgrund der Ähnlichkeit (Methaphorisierung)

oder des logischen Zusammenhangs (Metonymie). Andere Möglichkeiten für die Übertragung

der Bedeutung sind die Synekdoche (Teil fürs Ganze)

Beispiel: Dach über den Kopf haben

oder Ironie, Hyperbel und Litotes.

4.2.1. Grad der Idiomatizität

13 Duden, S. 27.

13

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Bei verschiedenen phraseologischen Wendungen kann der Grad der Idiomatizität

unterschiedlich sein. Die Wendungen können vollidiomatisch

Beispiel: den Pegasus besteigen/reiten – ‚dichten’

oder nur teilidiomatich sein.

Beispiel: frech wie Oskar – ‚sehr frech’

4.2.2. Arten der Idiomatizität

Es gibt zwei Arten der Idiomatizität, die sich durch die Durchsichtigkeit unterscheiden. Die

erste Art ist durchsichtig, d.h. man kann den Übertragungsprocess nachvollziehen.

Beispiel: Bei jemandem/irgendwo ist Schmalhans Küchenmeister - es ist deutlich, dass

es um das Essen geht und das Wort Schmalhans verweist auf zu wenig Essen

Die zweite Art ist undurchsichtig. Es ist nicht deutlich, wie die Bedeutung übertragen wurde.

Beispiel: einen Türken bauen (etwas vorspiegeln)

4.2.3. Probleme der Idiomatizitätsbestimmung

Es ist schwierig, die Idiomatizität festzustellen, es geschieht durch den Vergleich von

wendungsinterner und wendungsexterner Bedeutung der Komponenten und es ist nicht immer

eindeutig.

Wichtig ist, welche Sememe einem Wort zugeschrieben werden. Blinder Passagier

wird als Phraseologismus aufgefasst, blind bedeutet hier nämlich ‚illegitim, ohne

Berechtigung‘. Diese Bedeutung hat blind nur in dieser Verbindung, anders hat blind andere

Bedeutungen wie zum Beispiel ‚unsichtbar‘ oder ‚vorgetäuscht‘ (‚blinde Nacht‘ - ‚unsichtbare

Nacht‘, ‚blindes Fenster‘ – ‚nicht wirkliches Fenster‘). Diese Sememe (‚nicht wirklich‘ und

‚unsichtbar‘) können nicht auf Passagier bezogen werden.

14

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Interessant ist auch das Wort dick. Die übertragene Bedeutung für dieses Wort ist

„über die Maßen groß, gewichtig“. Die Verbindungen wie ein dicker Auftrag, ein dickes Lob,

mitten in der dicksten Arbeit können also als „regulär“ d.h. nichtidiomatisch bezeichnet

werden. Die Verbindungen dicke Freunde, dicke Gelder, dicker Fehler können auch darunter

fällen. Mit der Wortverbindung dick mit jemandem befreundet sein (auch regulär =

nichtidiomatisch) ist es anders, dem Wort dick wird hier ein anderes Semem zugeschrieben

und zwar ‚sehr‘. Weitere Kombinationen die dazu auch gehören sind dick ankreiden,

auftragen, auftrumpfen. Als ‚irregulär‘ können die Wortverbindungen wie eine dicke Nummer

haben bei jemandem (‚groß angeschrieben sein‘), etwas ist ein dicker Hund (‚ein starkes

Stück‘), das dicke Ende (‚das Schwierigste‘), den dicken Wilhelm spielen (‚großtun‘)

bezeichnet werden. 14

4.3. Stabilität

Die Stabilität hängt mit der Idiomatizität zusammen. Der Austausch der phraseologischen

Komponenten ist in vielen Fällen überhaupt nicht möglich, meistens geht es um

Wortverbindungen mit archaischen Elementen

Beispiel: klipp und klar, jemanden ins Bockshorn jagen

und um Verbindungen, die einen hohen Grad der Idiomatizität haben.

Beispiel: ins Gras beißen, an jemandem einen Narren gefressen haben15

Die Stabilität bildet auch den Unterschied zwischen den phraseologischen Wortverbindungen

und den freien Wortverbindungen. Es handelt sich um eine lexikalisch-semantische Stabilität.

14 Fleischer, 1982, S. 38.15 Burger, 1982, S. 67.

15

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1) Gustav hat bei seinem Vater ein Auto in der Garage.

2) Gustav hat bei seinem Vater einen Stein im Brett.16

Im ersten Satz ist es kein Problem, die Substantive Auto und Garage auszutauschen, für die

übrigen Komponenten des Satzes wird das keine semantischen Konsequenzen haben. In dem

zweiten Satz können die Wörter Stein und Brett nicht verstellt werden, weil es sich um eine

phraseologische Wortverbindung handelt. Bei dem ersten Satz kann auch das Verb verändert

werden, man kann nämlich auch sagen:

Gustav stellt bei seinem Vater ein Auto in die Garage.

Bei dem zweiten Satz ist es wieder unmöglich, das Verb auszutauschen. Man kann also nicht

sagen:

Gustav wirft bei seinem Vater einen Stein ins Brett.

4.3.1. Variabilität

Die Stabilität von Phraseologismen ist ziemlich relativ. Es gibt nämlich auch einige

Veränderungen von der Reihenfolge der einzelnen Komponenten möglich.

Manche Varianten sind völlig synonym, zwischen anderen liegt ein kleiner

Bedeutungsunterschied.

Die Phraseologismen können auf drei Arten variiert werden:

1) Die morphologische und syntaktische Veränderung einzelner Komponenten.

a) Topologische Varianten

Bei den topologischen Varianten geht es um die Veränderung der Wortfolge.

16 Fleischer, 1982, S. 41.

16

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Beispiel: jemanden grün und blau/blau und grün schlagen (‚sehr viel schlagen

bis man blaue Flecken hat‘), wie Milch und Blut/Blut und Milch aussehen

(‚schön und stark aussehen‘)

b) Grammatische Varianten

Durch die grammatischen Veränderungen entstehen Varianten die synonym sind,

die Bedeutung von den Phraseologismen bleibt unverändert. Diese Veränderungen

kann man merken bei:

Beispiel17: ● dem Numerus – seine Hand/Hände im Spiel haben

● der Rektion – mit den Achseln/die Achseln zucken

● dem Gebrauch des Artikels u.a. determinierender Elemente –

des/sein Herz auf der Zunge tragen

● dem Diminutivum – jemandem kein Haar/Härchen krümmen

● der Art der Negation – jemandem keinen/nicht den Bissen Brot

gönnen

● der Lautstruktur – etwas ist gehupft/gehüpft wie gesprungen

2) Lexikalisch – semantische Veränderungen

Durch die lexikalisch – semantischen Veränderungen kommt es zu gewissen

Differenzierungen in der Bedeutung und in der Konnotation der Phraseologismen.

a) Es können Synonyme:

Beispiel: jemandem Honig um den Mund/ums Maul/um den Bart schmieren

(‚jemandem schöne Lügen erzählen‘), keine Ruhe geben/lassen (‚nicht in Ruhe

lassen‘), auf den Arm/die Schippe nehmen, böhmische/arabische/spanische

Dörfer (‚etwas Unverständliches‘), Seit Adams Zeiten/Tagen (‚seit je‘)

b) und auch Antonyme entstehen.

17 Fleischer, 1982, S. 209.

17

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Beispiel: mit dem/ gegen den Strom schwimmen

3) Erweiterung und Reduktion des Phraseologismus

a) Erweiterung

Die Erweiterung eines Phraseologismus bildet einen Kontrast zu der Stabilität

eines Phraseologismus. Es bestehen mehrere Sorten von möglichen

Erweiterungen:18

● Erweiterung durch ein Adjektiv oder substantivisches Attribut

Dieser Typ der Erweiterung scheint am häufigsten zu sein. Er ist oft in

literarischen und journalistischen Texten zu finden.

Beispiel: unter die mehr oder minder kritische Lupe nehmen (nach:

etwas unter die Lupe nehmen – ‚genau prüfen‘), mit dem politischen

Feuer spielen (nach: mit dem Feuer spielen – ‚gefährliche Sachen

unternehmen‘)

● Erweiterung als Adverbialbestimmung

Es handelt sich nur um Ergänzungen, die strukturell und semantisch in den

Phraseologismus integriert werden, nicht um Ergänzungen von freien

adverbialen Bestimmungen.

Beispiel: mit allen Wassern, auch mit Blut, gewaschen (nach: mit allen

Wassern gewaschen – ‚raffiniert‘)

18 Fleischer, 1982, S. 211.

18

Page 20: Diplom Ka

● Erweiterung von Wortpaaren durch ein drittes Element

Beispiel: Schritt für Schritt für Schritt

● Erweiterung durch Komposition mit einem Element des Phraseologismus

Beispiel: den Geldhahn zudrehen (nach: den Hahn zudrehen – ‚nicht

mehr liefern‘), die kalte Rentendusche (nach: die kalte Dusche –

‚Ernüchterung‘)

● Erweiterung durch einen Relativsatz und andere Konstruktionen

Bei diesem Typ der Erweiterung wird die nominale Komponente „getrennt“

von dem Rest des Phraseologismus.

Beispiel: Das Kopf bisschen, das sie noch haben, zerbrechen sie sich

…19(nach: sich den Kopf zerbrechen – ‚angestrengt nachdenken‘)

● Die Kontamination

Die Kontamination bedeutet „Vermischung“ oder „Kreuzung“ von

mehreren Phraseologismen.

Beispiel: „Einträchtig bestellten Mönch und Soldat auch andere

brachliegende Äcker, säten Hirse und Hanf, erschlugen Wölfe und

machten manchem Schnapphans, der langfingrig war, lange Beine.“20

(man kann hier drei Phraseologismen finden – lange Finger machen –

‚stehlen‘, hier ist eine Derivation von diesem Phraseologismus zu

finden – langfingrig, der zweite Phraseologismus ist jemandem Beine

machen – ‚jemanden davon jagen‘ und der dritte Phraseologismus ist

lange Beine machen – ‚schnell laufen‘)

19 Fleischer, 1982, S. 212.20 Fleischer, 1982, S. 213.

19

Page 21: Diplom Ka

b) Reduktion

Die Reduktion ist eine Weglassung einer Komponente in einem

Phraseologismus in einem bestimmten Textzusammenhang. Die Reduktion

hilft auch bei der Steigerung der Expressivität des Textes.

Beispiel: Holzweg in eine gefährliche Sackgasse (nach: auf dem Holzweg sein

– ‚sich irren‘), die ganze Feier fand auf des Messers Schneide statt (nach: auf

des Messers Schneide stehen – ‚unentschieden sein‘)21

4.3.2. Modifikationen

Neben den phraseologischen Varianten existieren auch sogenannte Modifikationen. Die

Variante ist eine formale Veränderung eines Phraseologismus, wobei die phraseologische

Bedeutung bestehen bleibt. Sie sind im Wörterbuch gespeichert.

Eine Modifikation ist dagegen nicht lexikographisch erfassbar. Es handelt sich um

eine einmalige Verwendung eines modifizierten Phraseologismus. Diese Veränderungen sind

dann für die Phraseologismen semantisch von Bedeutung. Die Abgrenzung von Varianten und

Modifikationen ist immerhin oft nicht eindeutig.

Beispiel: „Vor allem dieser Satz, scheint es, ergrimmte den Gatten dermaßen, daβ er im hellichten

Genua laut vor sich herredete und nicht mehr wuβte, wo er eigentlich ging. (Frisch, Stiller, S. 268)22

Hier wurde das Substantiv Tag durch den Städtenamen Genua ersetzt und es musste also auch

die Präposition am durch die Präposition im ersetzt werden. Nach dem Adjektiv hellicht

erwartet man das Substantiv Tag, es wird also schnell begriffen, was man mit dem Satz sagen

will und zwar: „in Genua, bei hellem Tage …“23

4.4. Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit

21 Fleischer, 1982, S. 213.22 Burger, 1982, S. 70.23 Burger, 1982, S. 71.

20

Page 22: Diplom Ka

Ein weiteres Kriterium, das neben der Idiomatizität und Stabilität zur Charakterisierung von

Phraseologismen dient, ist die Lexikalisierung.

Die Lexikalisierung ist die Speicherung von Phraseologismen als Lexikoneinheiten im

Lexikon. Dieses Ereignis ist für ein Wort ganz gewöhnlich, aber für eine syntaktische

Wortverbindung ist es eine zusätzliche Markierung.24

Mit der Reproduzierbarkeit wird die Verwendung der Konstruktion in der

Kommunikation gemeint. Für die gespeicherte Wortverbindung bedeutet die Lexikalisierung

dass sie nicht mehr nach einem syntaktischen Strukturmodell neu gebildet wird, sondern dass

sie als eine lexikalische Einheit immer in derselben Form „reproduziert“ wird.

5. Klassifizierung der Phraseologismen nach Harald Burger

Es ist sehr schwierig, für die Phraseologismen die Klassifizierungskriterien festzulegen. Die

Phraseologismen haben nämlich kein eigenes Bildungssystem, wie das z. B. bei der

Wortbildung der Fall ist. Es handelt sich um Wortgruppen, darum können sie auch nicht nach

den Klassifikationskriterien gegliedert werden, die für die Wörter angewendet werden, wie

zum Beispiel die Klassifikation nach den Wortarten.25

Es gibt aber einige Gesichtspunkte, die als Klassifikationskriterien gelten könnten. Die

Eigenschaften von Phraseologismen können nämlich nach mehreren Hinsichten beurteilt

werden die dann beim Erkennen von Phraseologismen im Text helfen. Die lexikalische

Hinsicht liegt darin, dass die Phraseologismen einerseits aus mehreren selbständigen

Wörterbucheinheiten bestehen und anderseits selbst wieder eine lexematische Einheit bilden.26

In der syntaktischen Hinsicht verlieren manche Typen von Phraseologismen die

Möglichkeit, die Reihenfolge von einzelnen Komponenten zu verwechseln

Beispiel: mit Kind und Kegel, es kann nicht gesagt werden *mit Kegel und Kind

24 Fleischer, 1982, S. 67.

25 Fleischer, 1982, S. 116.

26 Burger, 1982, S. 2.

21

Page 23: Diplom Ka

Andere Phraseologismen behalten die Eigenschaften von freien Wortverbindungen, es gilt vor

allem für Phraseologismen, die ein Verb enthalten.

Beispiel: jemandem über den Kopf wachsen, sie ist ihm über den Kopf gewachsen, sie

wächst mir über den Kopf …

In semantischer Hinsicht kann man sagen, dass die Phraseologismen heterogen sind und

darum ist es sehr schwierig, ihre semantischen Eigenschaften allgemein zu beschreiben. Man

kann aber sagen, dass zwischen der Bedeutung der Komponenten und der Bedeutung des

ganzen Phraseologismus ein „irreguläres“ Verhältnis besteht, ein Phraseologismus hat also

eine wörtliche und eine phraseologische Bedeutung. Das sagt auch Harald Burger in seinem

Buch: „Für die meisten Phraseologismen gilt aber doch folgendes: Ihre Gesamtbedeutung, die

Bedeutung, die sie als lexikalisierte Einheit haben, entspricht nicht der Summe der

Bedeutungen der einzelnen Wörter, aus denen sie bestehen.“27

Das Verhältnis zwischen der wörtlichen und der phraseologischen Bedeutung ist nicht

immer dasselbe. Um diese verschiedenen Verhältnistypen charakterisieren zu können ist, der

Begriff die Motivierbarkeit entstanden.

Von den direkt motivierbaren Wendungen spricht man, wenn die phraseologische

Bedeutung eines Phraseologismus von den wörtlichen Bedeutungen der einzelnen Wörter

abgeleitet werden kann.

Beispiel: Dank sagen

Als eine teilmotivierbare Wendung kann eine feste Wendung bezeichnet werden, wenn man

ihre phraseologische Bedeutung aus der wörtlichen Bedeutung eines oder mehreren (aber

nicht allen) Elementen nicht verstehen kann.

Beispiel: in Hülle und Fülle, klipp und klar, im großen und ganzen

Der obengenannte Phraseologismus in Hülle und Fülle enthält die wörtliche Bedeutung von

Fülle, aber nicht die wörtliche Bedeutung von Hülle.

27 Burger, 1982, S.3.

22

Page 24: Diplom Ka

Die metaphorisch motivierbaren Phraseologismen sind solche Phraseologismen, die

nur dann verständlich sind, wenn die wörtlichen Bedeutungen ihrer Elemente als eine

zusammenfassende Bedeutung im bildlichen oder übertragenen Sinn verstanden werden.

Beispiel: das fünfte Rad am Wagen sein, den Kopf verlieren

Wenn die phraseologische Bedeutung einer festen Wendung aus der wörtlichen Bedeutung

gar nicht verstanden werden kann, spricht man von unmotivierten Phraseologismen.

Beispiel: an jemanden einen Narren gefressen haben, gang und gäbe28

Die Klassifikation ist auch von den Kriterien der Gegenstandsbestimmung abhängig. Man

strebt nach möglichst objektiven Kriterien. Phraseologismen mit Satzstruktur und

nichtidiomatisierte feste Wortverbindungen werden meistens nicht in die Klassifizierung

einbegriffen. Problematisch ist auch die Einbeziehung von Funktionsverbgefügen (Dank

abstatten). Die Übergänge zwischen einzelnen Disziplinen (Phraseologismen, geflügelte

Worte...) sind flieβend, was die Klassifizierung auch nicht vereinfacht. Die Frage ist auch, ob

die onymischen (Schwarzes Meer) und terminologischen (goldener Schnitt) Wortgruppen zu

den Phraseologismen gerechnet werden können.

Die Klassifizierung von Phraseologismen war immer eine viel behandelte Frage,

darum bestehen verschiedene mögliche Klassifikationen von verschiedenen Autoren, z.B. von

E. Agricola, I.I. Černyševa, U. Fix, A. Rothkegel und vielen anderen. Diese Klassifikationen

werden hier nicht behandelt, es wird hier nur eine Klassifikation in Betracht gezogen und

zwar die Klassifikation von Harald Burger, die hierunter ausführlicher behandelt wird.

5.1. Basisklassifikation

Bei der Klassifikation ist für Harald Burger das Kriterium der Zeichenfunktion von

Bedeutung, die die Phraseologismen in der Kommunikation haben. Er unterscheidet drei

Gruppen:

1. Referentielle Phraseologismen

28 Burger, 1998, S. 66-68.

23

Page 25: Diplom Ka

Es handelt sich um Phraseologismen, die sich auf Objekte, Vorgänge oder Sachverhalte

beziehen.

Sie stellen eine groβe Gruppe vor, darum werden sie auch weiter geteilt.

a) Einteilung nach dem semantischen Kriterium

1) Nominativen Phraseologismen

Die nominativen Phraseologismen bezeichnen Objekte und Vorgänge.

Beispiel: das Schwarze Brett, Ariadnefaden

Innerhalb nominativen Phraseologismen (auch unterhalb der Satzgrenze) kann

man drei weitere Subklassen unterscheiden, die nach dem Grad der

Idiomatizität geteilt werden. Die Grenze zwischen diesen drei Untergruppen ist

nicht scharf und es bestehen zwischen ihnen fließende Übergänge.

● Idiome - die idiomatischen Wortverbindungen.

● Teil-Idiome – die Wortverbindungen die nur teilidiomatisch sind

● Kollokationen (Funktionsverbgefüge)

Die Kollokationen stellen die nicht- und schwachidiomatischen

Verbindungen dar. Es handelt sich um verbonominale

Konstruktionen. Sie können als einfache phraseologische

Wendungen betrachtet werden. In den meisten Fällen sind sie nicht

expressiv. Sie bestehen aus einem Verb und einem Substantiv, das

die Bedeutung trägt.

Sie werden vor allem im juristischen, ökonomischen und

polotischen Sprachgebrauch verwendet.

Beispiel: das Geld abheben, sich die Zähne putzen, Maβnahmen

treffen, etwas in Anspruch nehmen

24

Page 26: Diplom Ka

Zum Teil sind sie unersetzbar.

Beispiel: Erfolg haben, erfolgreich sein

Zum Teil beruhen sie aber auf Umschreibung einfacher Verben

Beispiel: Befehl erteilen – befehlen, Bericht erstatten –

berichten

2) Propositionale Phraseologismen

Diese Phraseologismen fungieren als Aussagen über Objekte und Vorgänge.

Beispiel: Morgenstund hat Gold im Mund

b) Einteilung nach dem syntaktischen Kriterium

1) Satzgliedwertige Phraseologismen

Diese Gruppe bilden die Phraseologismen die aus einem oder mehreren

Satzgliedern bestehen, aber die unterhalb der Satzgrenze fallen. Sie

entsprechen den nominativen Phraseologismen.

Beispiel: das Ei des Kolumbus

2) Satzwertige Phraseologismen

25

Page 27: Diplom Ka

Die satzwertigen Phraseologismen sind Phraseologismen, die die Form eines

Satzes haben (oder einer noch größerer Einheit, es handelt sich dann um sg.

textwertigen Phraseologismen). Sie entsprechen den propositionalen

Phraseologismen.

Beispiel: leben wie der Herrgott in Frankreich

Auch hier gibt es eine Untergliederung nach syntaktischen und

textlinguistischen Kriterien.

● feste Phrasen

Beispiel: jemandem fällt ein Stein vom Herzen (‚jemandem ist

plötzlich sehr erleichtert‘), jemandem geht ein Licht auf

(‚jemand versteht, durchschaut plötzlich etwas‘)

● Topische Formeln (Topoi)

Sprichwörter und Gemeinplätze werden mit Hilfe vom

semantischen Kriterium voneinander abgegrenzt.

▲ Das Sprichwort

Die Sprichwörter bilden eine groβe Gruppe, es handelt sich

um „in sich geschlossene Sätze, die durch kein lexikalisches

Element an den Kontext angeschlossen werden müssen.“29

Die Sprichwörter bewahren alte Volksweisheit, ihre Schöpfer

sind unbekannt. In den Sprichwörtern werden Ratschläge

oder Lehren erteilt, sie sind bildreich und anschaulich.

Beispiel: Morgenstund hat Gold im Mund (‚wer früh mit

der Arbeit beginnt, erreicht viel‘), Was du nicht willst,

29 Burger, 1998, S. 39.

26

Page 28: Diplom Ka

dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu

▲ Gemeinplätze

Die Gemeinplätze sprechen die Selbstverständlichkeiten aus,

darum nennt man sie auch „Evidenzformeln“ oder

„Evidenzaussagen“.30

Beispiel: Was sein muss, muss sein, man lebt nur einmal

In manchen Fällen (z.B. in dem ersten Beispiel) sind die

Aussagen ‚tautologisch‘, d.h. immer wahr.

Sie bewerten oder rechtfertigen verschiedene

Handlungen.

2. Strukturelle Phraseologismen

Die strukturellen Phraseologismen herstellen die (grammatischen) Relationen innerhalb

der Sprache. Es handelt sich um die kleinste Gruppe der Phraseologismen.

Beispiel: in Bezug auf, sowohl – als auch

Man kann eine Untergliederung nach dem syntaktischen Kriterium machen.

a) Präpositionale/konjunktionale Phraseologismen

30 Burger, 1998, S. 39.

27

Page 29: Diplom Ka

Es sind Phraseologismen, die eine Konjunktion oder Präposition beinhalten.

Beispiel: auf Grund von, wenn auch

b) Adjektivische Phraseologismen

Diese Phraseologismen kann man prädikativ oder attributiv verwenden. Sie

erfüllen die Funktion eines Adjektivs.

Beispiel: gut angeschrieben bei jemandem, schwarz angeschrieben

c) Adverbiale Phraseologismen

Sie treten in der Funktion von Adverbien auf.

Beispiel: auf jeden Fall (‚unbedingt‘), im Handumdrehen (‚sehr schnell‘), null

und nichtig

d) Nominale Phraseologismen

Die Satzgliedfunktion der nominalen Phraseologismen ist die des Subjekts,

Objekts und eventuell des Attributs. Meistens bestehen sie aus einem Adjektiv und

einem Substantiv.

Beispiel: Hinz und Kunz, Vater Staat, die Schwarze Kunst, bessere Hälfte, der

blinde Passagier, ein alter Hase

e) Verbale Phraseologismen

Alle Phraseologismen, die ein Verb enthalten kann man als verbale

Phraseologismen bezeichnen.

Beispiel: ins Grass beißen, einen Russen aufbinden, aus einer Mücke einen

28

Page 30: Diplom Ka

Elefanten machen, etwas auf die lange Bank schieben

3. Kommunikative Phraseologismen

Die kommunikativen Phraseologismen (oder auch Routineformeln und pragmatische

Phraseologismen) helfen bei den kommunikativen Handlungen, wo sie verschiedene

Aufgaben erfüllen. Sie nehmen an der Herstellung, Definition, dem Vollzug und der

Beendigung der Kommunikation teil. Es handelt sich um verschiedenste Gruß-, Wunsch-,

Höflichkeits-, Anrede- und Schluβformeln. Es kann sich um zwei Wörter, aber auch um

ganze Sätze handeln.

Die Routineformeln werden sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen

Kommunikation verwendet, wobei die mündliche Kommunikation häufiger ist.

In semantischer Hinsicht handelt es sich in vielen Fällen um „de-semantisierte

Wortverbindungen mit einer bestimmten kommunikativen Funktion“.31

Die kommunikativen Phraseologismen können nach der Art der Situation gegliedert

werden, in der sie verwendet werden.

a) Situationsabhängige Routineformeln

Sie sind an einen bestimmten Situationstyp gebunden.

Beispiel: Guten Morgen, aufrichtiges Beileid

b) Situationsunabhängige Routineformeln

Diese Formeln können in unterschiedlichen Situationen auftreten. Als

charakteristisch kann für diese Gruppe von Phraseologismen der hohe Grad an

Variabilität betrachtet werden.

Beispiel: ich meine, nicht wahr?, soweit ich weiß, oder nicht?

31 Burger, 1998, S. 52.

29

Page 31: Diplom Ka

5.2. Spezielle Klassen

Diese Klassen von Phraseologismen „liegen quer zu der vorgeschlagenen

Basisklassifikation“32 von Harald Burger. Sie können in mehere obengenannte Klassen

eingereiht werden, darum werden sie getrennt besprochen.

5.2.1. Modellbildungen

Die Modellbildungen werden nach einem Strukturschema gebildet. Sie werden weiter geteilt.

1) Bildung nach einem Strukturschema, mit einer bestimmten Interpretation

Das Modell ist X um X, seine Bedeutung ist ein X nach dem anderen.

Beispiel: Stein um Stein, Glas um Glas

2) Bildung nach einem Strukturschema, mit unterschiedlichen möglichen

Interpretationen

In diese Gruppe gehört z.B. das Modell von X zu X. Phraseologismen, die nach diesem

Modell gebildet werden, haben nicht dieselben Bedeutungen.

Beispiel: von Stadt zu Stadt (‚von einer Stadt zur nächsten Stadt, stetige

Bewegung‘), von Mann zu Mann (‚wechselseitiger Austausch von

Informationen zwischen Männern33‘), von Tag zu Tag (‚stetige Entwicklung‘)

5.2.2. Zwillingsformeln (Paarformeln)

Diese Phraseologismen bestehen aus zwei Wörtern, die in dieselbe Wortart gehören, es

können auch zwei dieselben Wörter sein. Diese Wörter werden dann mit der Konjunktion und

oder mit einer anderen Konjunktion oder Präposition verbunden. Es entsteht eine paarige

Formel, die oft einen Stab- oder Endreim beinhaltet, was die Expressivität des Textes erhöht.

32 Burger, 1998, S. 42.33 Burger, 1998, S. 43.

30

Page 32: Diplom Ka

Die Reihenfolge von den einzelnen Elementen ist meistens festgelegt, vor allem bei den

Ausdrücken mit unikalen Komponenten.

Beispiel: klipp und klar

Es bestehen aber auch einige Ausnahmen, doch gibt es immer eine Bevorzugung einer

Reihenfolge.

Die Zwillingsformeln treten in allen Graden der Idiomatizität auf.

Beispiel: nicht-idiomatisch: dick und fett

teilidiomatisch: klipp und klar

idiomatisch: gang und gäbe

Die Paarformeln sind manchmal ein Bestandteil von größeren festen Wortverbindungen, die

meistens ein Verb beinhalten.

Beispiel: mit jemandem durch dick und dünn gehen

Weitere Beispiele: Schulter an Schulter, mit Mann und Maus, Kind

und Kegel, Sack und Pack, Rat und Tat, fix und fertig, frank und frei, Krethi und Plethi

5.2.3. Komparative Phraseologismen

Die komparativen Phraseologismen, auch phraseologische Vergleiche genannt, beinhalten

einen Vergleich. Ihre Funktion ist vor allem die expressive Verstärkung eines Satzelementes.

Dieser Vergleich kann an verschiedene Elemente des Satzes angeschlossen werden, nach dem

Ausgangselement werden die komparativen Phraseologismen weiter gegliedert. Ihre

syntaktische Funktion im Satz ist dann die einer Adverbialbestimmung oder eines Attributs.34

1) Verbindung des Vergleichs mit einem Verb, Adjektiv oder Adverb durch wie +

Substantiv

34 Fleicher, 1982, S. 108.

31

Page 33: Diplom Ka

Beispiel: schreien wie am Spieß, aussehen wie eine gebadete Maus, dastehen

wie ein begossener Pudel, gesund wie ein Fisch im Wasser, alt wie

Methusalem, frech wie Oskar, stark wie ein Herkules

2) Verbindung des Vergleichs mit einem Verb, Adjektiv oder Adverb durch wie +

Partizip

Beispiel: lügen wie gedruckt, sich fühlen wie gerädert, antworten wie aus der

Pistole geschossen

3) Verbindung des Vergleichs mit einem Verb, Adjektiv oder Adverb durch wie + Satz

Beispiel: jemand redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist

4) Verbindung des Vergleichs mit einem Substantiv durch wie

Beispiel: ein Mensch wie du und ich, Zustände wie im alten Rom

5) Verbindung des Vergleichs vorwiegend mit einem Verb durch andere Strukturen als

wie

Beispiel: dümmer, als die Polizei erlaubt; jemand tut, als hätte er die Weisheit

mit Löffeln gefressen

Diese Verbindungen können als Kollokationen oder auch Teil-Idiome betrachtet werden. Es

hängt von der „Durchsichtigkeit“ des Vergleichs ab. Als eine Kollokation kann z.B. der

Vergleich flink wie ein Wiesel bezeichnet werden. Der Vergleich dumm wie Bohnenstroh ist

dagegen teil-idiomatisch.

32

Page 34: Diplom Ka

Neben der Erhöhung der Expressivität können die Vergleiche auch andere Funktionen

erfüllen. Eine der Funktionen ist z.B. die Funktion einer indirekten Verneinung.35

Beispiel: Er versteht soviel davon, wie der Hahn vom Eierlegen

Eine weitere wichtige Funktion ist, neben der Verstärkung, eine andere Weise der

semantischen Spezifizierung.36

Beispiel: wie ein begossener Pudel/wie versteinert dastehen, wie ein Ölgötze

5.2.4. Kinegramme

Kinegramme stellen ein kodiertes und sprachlich gefasstes konventionalisiertes nonverbales

Verhalten. Sie haben besondere semantische Eigenschaften.

Beispiel: die Achseln zucken, die Nase rümpfen

5.2.5. Geflügelte Worte

Die geflügelten Worte stellen verschiedene Zitate dar. Es handelt sich um Zitate berühmter

Dichter und Denker, literarisch belegbare Ausdrücke37; Zitate aus Filmen, aus der Werbung

und anderen nicht-literarischen Quellen, die allgemein benutzt werden. Wichtig ist, dass die

Ausdrücke auf bestimmte und bestimmbare Quellen zurückgehen.

Geflügelte Worte bilden ein weiterer Typ fester Verbindungen. Dieser Typ gewann

seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine groβe Aufmerksamkeit in der

deutschsprachigen Germanistik. Der Terminus „geflügelte Worte“ stammt aus der Sammlung

„Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des Deutschen Volkes“ von G. Büchmann aus dem Jahr

1864. Dieses Werk wurde dann immer wieder nachgedruckt und erweitert.

35 Fleischer, 1982, S. 111.

36 Burger, 1998, S. 44.37 Burger, 1998, S. 45.

33

Page 35: Diplom Ka

Beispiel: Etwas ist faul im Staate Dänemark

5.2.6. Autorphraseologismen

Dieser Typ von festen Verbindungen hängt mit den literarischen Texten zusammen. Innerhalb

eines künstlerischen Werkes kann ein polylexikalischer Ausdruck zu einer Art fester

Wendung werden. Dieser Ausdruck ist nur an das Werk gebunden und nur hier hat er seinen

konkreten Sinn.

Beispiel: Als ein Beispiel kann der Ausdruck auf den Steinen sitzen dienen, der sich in

‚Buddenbrooks‘ von Thomas Mann befindet.38

5.2.7. Onymische Phraseologismen

Die onymischen Phraseologismen erfüllen dieselbe Funktion als Eigennamen. Sie dienen vor allem

zur Identifikation und darum werden sie meistens aus der Phraseologieforschung ausgeschlossen.

Es können aber auch Argumente angeführt werden, die für ihre Integration in die Phraseologie

sprechen. Sie verhalten sich in mancher Hinsicht ähnlich wie andere Phraseologismen.

Beispiel: Das Rote Kreuz, Der Ferne Osten, Das Weiße Haus

5.2.8. Phraseologische Termini

Phraseologische Termini sind terminologische Ausdrücke, die wie jeder Wortterminus funktionieren,

ihre Bedeutung ist strikt festgelegt. Darum werden sie von vielen Forschern nicht zur Phraseologie

gerechnet.

Viele Termini werden aber im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet und sie sollten doch in

die Phraseologie einbezogen werden.39

Die Phraseologischen Termini stammen aus unterschiedlichsten Sphären des gesellschaftlichen

Lebens (Sport, Wirtschaft, Mathematik, Recht …). Danach können sie auch geteilt werden.

Beispiel: juristisch: von Tisch und Bett getrennt sein, rechtliches Gehör

administrativ: es wird höheren Ortes entschieden

38 Burger, 1998, S. 46.39 Burger, 1998, S. 47.

34

Page 36: Diplom Ka

medizinisch: ans Bett gefesselt sein

militärisch: die fünfte Kolonne

Sport: ein Eigentor schießen

wirtschaftlich: in Konkurs gehen

mathematisch: spitzer Winkel, gleichschenkliges Dreieck

5.2.9. Klischees

Klischees sind Phraseologismen, die wie „Schlagwörter“ funktionieren. „Bedingung ist, dass ein

bestehender Phraseologismus für eine konkrete politische oder ökonomische Situation als besonders

passend empfunden wird oder dass eine metaphorische Wortverbindung geprägt wird, die schlagartig

„einleuchtet“ und dann phraseologisch wird.“40

Beispiel: Schritt in die richtige/falsche Richtung

6. Herkunft von Phraseologismen

Die Herkunft von Phraseologismen ist vielfältig. Viele stammen aus der Bibel (sein Licht

nicht unter den Scheffel stellen), Seefahrt (jemandem den Wind aus den Segeln nehmen),

Kriegswesen (übers Ziel hinausschießen), Ritterzeit (jemandem den Fehdehandschuh

hinwerfen) und Hauswesen (sich zwischen zwei Stühle setzen). Andere Disziplinen sind im

Bereich der Phraseologie auch enthalten wie z. B. Handwerk (den Nagel auf den Kopf

treffen), Sport (k.o. sein) und viele andere.

7. Innere Struktur von Phraseologismen41

Meistens befasst man sich mit der Charakterisierung der äußeren Struktur von

Phraseologismen. Der Grund dafür ist, dass man sie von den nichtphraseologischen

Wortverbindungen abgrenzen will. Die syntaktische Struktur eines Phraseologismus kann die

einer nichtprädikativen Wortverbindung (zwischen Tür und Angel, die Flinte ins Korn

40 Burger, 1998, S. 49.41 Fleischer, 1982, S. 86 – 115.

35

Page 37: Diplom Ka

werfen), einer festgeprägten prädikativen Konstruktion (Ihn sticht der Hafer) oder eines

festgeprägten Satzes sein (Da beiβt die Maus keinen Faden ab).42

„Die richtige Verwendung eines Phraseologismus erfordert, dass die phraseologischen

Bestandteile (Komponenten, Konstituenten) in ihrer Gebundenheit (Festigkeit) erkannt und

von den variablen unterschieden werden.“43

Die einzelnen Komponenten des Phraseologismus sind als Einzelwörter zu

bezeichnen, die die wichtigsten Merkmale des Wortes bewahren. Die Phraseologismen

bestehen aus Autosemantika und Synsemantika. Autosemantika werden auch als

„Basiselemente“ bezeichnet. Diese Gruppe bilden Substantive, Adjektive, Adverbien,

Numeralia und Verben. Synsemantika erfüllen dagegen die Funktion eines

„Verknüpfungselement“, es geht um Pronomina, Präpositionen, Artikel und Konjunktionen.

Ein Phraseologismus sollte wenigstens aus einem Basiselement bestehen, aber er kann

auch aus mehreren Basiselementen gebildet werden. Es ist aber nicht so häufig, ein

Phraseologismus, der aus mehr als drei Basiselementen besteht, ist relativ selten, wobei das

Kopulaverb sein meistens nicht mitgerechnet ist.

Die Basiskomponente, die in der Wortverbindung syntaktisch dominiert, bezeichnet

man als ‚Kernwort’. Wenn das Kernwort durch ein Verb gebildet ist, handelt es sich um einen

verbalen Phraseologismus. Wenn es um ein Substantiv geht, ist der Phraseologismus

substantivisch.

Beispiel: die Augen in die Hand nehmen (‚ganz genau hinsehen’), ein offenes

Geheimnis (‚ein Geheimnis, das jeder kennt’)

Phraseologismen mit einem Basiselement sind ziemlich häufig, im wesentlichen wird diese

Gruppe durch präpositionale Substantivgruppen gebildet.

Beispiel: an Bord (‚auf einem Schiff’), in sich gehen (‚bereuen’), auf Anhieb (‚sofort’)

Die substantivischen Phraseologismen gehören meistens zu der Gruppe mit zwei

Basiselementen.

42 Fleischer, 1982, S. 35.43 Fleicher, 1982, S. 86 – 87.

36

Page 38: Diplom Ka

Beispiel: mit Ach und Krach (‚unter großen Schwierigkeiten’), jemanden unter Druck

setzen (‚mit Drohungen zu beeinflussen versuchen’), gegen eine Wand reden

(‚jemanden vergeblich zu überzeugen versuchen’)

Die verbalen Phraseologismen bestehen am häufigsten entweder aus zwei oder aus drei

Basiselementen, sie sind fast gleich verteilt.44

Beispiele der Phraseologismen mit zwei Basiselementen: im dunkeln tappen (‚im

Ungewissen sein’), baden gehen (‚scheitern’)

Beispiele der Phraseologismen mit drei Basiselementen: die Engel singen hören

(‚starke Schmerzen empfinden’), sich mit fremden Federn schmücken (‚Leistungen

anderer als eigene ausgeben’)

Phraseologismen, die aus mehr als drei Basiselementen bestehen, sind selten.

Beispiel: wissen, wo Barthel den Most holt (‚sehr findig sein’), wenn Ostern und

Pfingsten auf einen Tag fallen (‚niemals’), den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

(‚das Wichtigste vor unwichtige Sachen nicht sehen’)

In der Gruppe der verbalen Phraseologismen kann man zwei Strukturen unterscheiden. Die

erste Struktur stellen die Verbindungen mit phraseologisierter syntaktischer ‚Leerstelle’, diese

Leerstelle ist lexikalisch variabel. Die zweite Struktur hat keine obligatorische ‚Leerstelle’.

Beispiel einer Verbindung mit “einem obligatorischen syntaktischen Strukturelement

mit variabler lexikalischer Füllung“45: Er öffnete seinem Vater/dem Lehrer/allen

Freunden die Augen (jemandem die Augen öffnen – ‚jemandem die Wahrheit zeigen’)

Bei dem zweiten Strukturtyp ist die Füllung nicht variabel.

Beispiel: Peter hängt die Fahne nach dem Wind (Die Fahne nach dem Wind hängen –

‚sich aus Eigennutz oder Bequemlichkeit einer Meinung anschließen’)

44 Fleischer, 1982, S. 88.45 Fleischer, 1982, S. 89.

37

Page 39: Diplom Ka

8. Stilistische und kommunikativ-pragmatische Aspekte der Phraseologie

8.1. Konnotationen

Die Phraseologismen werden zur „Erhöhung und Steigerung der Wirkung des Textes

(Expressivität)“46 verwendet. Darum ist für sie die sogenannte Konnotation von Bedeutung.

„Unter Konnotation werden zusätzliche Elemente der an ein Zeichen gebundenen

Bewusstseinsinhalte verstanden, die nicht Merkmale des bezeichneten Gegenstandes

widerspiegeln, sondern entweder die emotional betonte Einstellung des Zeichenbenutzers zum

benannten Gegenstand bzw. mitgeteilten Sachverhalt als „indirekte“ Information mitliefern

oder die Einordnung des betreffenden Zeichens in ein Normensystem der sozialen

Verwendungsweise sprachlicher Mittel kennzeichnen.“47

Die Konnotationen hängen also mit der Stilistik zusammen. Es geht um die

Mitinformationen und eine gefühlsmäßige Wertung. Sie werden in verschiedenen Situationen

verwendet. Nicht konnotiert ist z.B. das Wort Tisch, konnotiert ist z.B. Revolution, die

Konnotierung kann negativ oder positiv sein.

Die Konnotierung betrifft verschiedene Ebenen des Idiom-Gebrauchs.

1) Die kommunikative Ebene des Idiom-Gebrauchs

Die Grenze zwischen den einzelnen Stilschichten ist nicht scharf. Manchmal ist es

schwierig, die einzelnen Phraseologismen einzureihen. Von Bedeutung ist zum

Beispiel auch die Konnotation einzelner Komponenten eines Phraseologismus.

Beispiel: Die einzelnen Komponenten haben eine neutrale Konnotation, aber

der ganze Phraseologismus wirkt gehoben: die Stirn zu etwas haben (‚die

Dreistigkeit, Unverfrorenheit zu etwas haben‘).

a) Umgangssprachlich

46 Malá, 2003, S. 60.47 Fleischer, 1982, S. 202.

38

Page 40: Diplom Ka

In diese große Gruppe gehören fast alle Typen der Phraseologismen

(vollidiomatische Phraseologismen ohne semantische Kongruenz der

Komponenten, festgeprägte prädikative Konstruktionen und viele andere).

Beispiel: über alle Berge sein (‚weg sein‘), immer auf Achse sein (‚immer aktiv

sein‘), zum alten Eisen gehören (‚alt, unbrauchbar sein‘), Wind von etwas

bekommen

b) Salopp (grob, derb)

Diese Gruppe ist auch umfangreich und befasst alle Typen von Phraseologismen.

Beispiel: einen in der Krone haben (‚betrunken sein‘), den Löffel abgeben

(‚sterben‘)

c) Vulgär

Beispiel: am Arsch der Welt sein (auf einem Platz sein, wo überhaupt nichts ist,

nichts passiert‘), jemandem die Fresse polieren (‚jemanden schlagen‘), zum

Kotzen sein

d) Neutral

Es sind Phraseologismen ohne Markierung, in diese Gruppe kann der größte Teil

der Phraseoschablonen, Nominationsstereotype und viele teilidiomatischen

Phraseologismen eingereiht werden.

Beispiel: in Misskredit bringen, Gefahr laufen, bessere Hälfte (‚die Ehefrau‘),

werdende Mutter (‚schwangere Frau‘), fliegender Herkules

(‚Transporthubschrauber‘)

e) Gehoben

39

Page 41: Diplom Ka

Manche Phraseologismen sind veraltet.

Beispiel: jemandem sein Ohr leihen (‚jemandem zuhören‘), den bitteren Kelch

zur Neige leeren müssen, seine Hände in Unschuld waschen, in Morpheus

Armen ruhen (‚schlafen‘), wie ein Phönix aus der Asche steigen (‚verjüngt,

neubelebt wiederstehen‘), alt wie Methusalem, den Pegasus besteigen/reiten

(‚Verse machen‘), homerisches Gelächter (‚schallendes, lautes Gelächter‘)

2) Die emotionalen Bedingungen (Stilfärbungen)

Diese emotionell gefärbten Ausdrücke werden vor allem „im weniger offiziellen,

weniger öffentlichkeitsbestimmten Bereich der Alltagsrede“48 verwendet.

Manche Ausdrücke kann man nur positiv oder negativ verwenden, bei anderen

Phraseologismen ist sowohl die positive als auch die negative Verwendung möglich,

wo dann die Bewertungsrichtung von dem Kontext abhängt.

Beispiel: nur negative Verwendung: fauler Zauber (‚Schwindel‘)

nur positive Verwendung: auf Draht sein

sowohl positive als negative Verwendung: auf jemandes Konto

kommen / gehen (‚durch jemanden verursacht sein‘), Nummer eins

Es gibt verschiedene mögliche Stilfärbungen, z.B. scherzhaft (im Adams Kostüm sein –

‚nackt sein‘), ironisch (da blieb kein Auge trocken – ‚jeder hat geweint‘, wie die Faust aufs

Auge passen – ‚überhaupt nicht passen‘), verhüllend oder euphemistisch (über den Jordan

gehen – ‚sterben‘, Tüten kleben – ‚im Gefängnis sein‘), abwertend oder negativ (im Trüben

fischen, jemandem einen Strick drehen) und wohlwollend oder positiv (jemanden auf

Händen tragen – ‚für jemanden alles machen‘, es zu etwas bringen – ‚erfolgreich sein‘)

9. Eigennamen

„Im Laufe seines Lebens lernt der Mensch immer mehr Erscheinungen (Dinge, Merkmale,

Prozesse, Sachverhalte) und Beziehungen zwischen diesen Erscheinungen kennen. Auch über

48 Fleischer, 1982, S. 206.

40

Page 42: Diplom Ka

seinen persönlichen Lebensbereich hinaus dringt er mit Hilfe der vielfältigen Möglichkeiten

der Information und der Bildung in immer weitere Bereiche der gesellschaftlichen

Wirklichkeit vor. Um sich Kenntnisse oder Wissen über die Erscheinungen der

gesellschaftlichen Wirklichkeit aneignen und sich darüber verständigen zu können, müssen

diese Erscheinungen benannt werden. Ein Berg, ein Stein, ein Gegenstand oder ein Baum

trägt aber keine Benennung in sich selbst, sondern er wird vom Menschen unter

Berücksichtigung des – mehr oder weniger – vorhandenen Wissens über diese Erscheinung

mit Hilfe eines bestimmten sprachlichen Zeichens benannt. Diese Benennung kann innerhalb

einer sprachlichen Gemeinschaft kleineren oder größeren Umfangs für kurze oder für lange

Zeit gebraucht werden. Sie weißt eine bestimmte äußere Form auf, die schriftlich oder

mündlich verwendet werden kann. Die jeweilige Benennung beinhaltet eine ganz bestimmte

Bedeutung, durch die sie den Angehörigen einer sprachlichen Gemeinschaft „verständlich“

ist.“49 Mit der Hilfe von Eigennamen, die auch Propria genannt werden, bezeichnet man also

verschiedene individuelle Dingen und Wesen (zum Beispiel eine Person, einen Ort usw.).

Die Eigennamen haben in fast allen Sprachen ein gemeinsames graphematisches

Merkmal, sie werden großgeschrieben. Es erleichtert in vielen Sprachen das Erkennen von

Eigennamen im Text. Im Deutschen ist es natürlich ganz anders, weil alle Substantive mit

einem großen Anfangsbuchstaben beginnen.

9.1. Onomastik

Die Onomastik ist eine Lehre, die sich mit der Forschung von Eigennamen (nomina propria)

beschäftigt. Früher machte sie einen Teil von verschiedenen Wissenschaften aus. Sie wurde

als eine Teildisziplin z.B. von der Linguistik, Geschichte, Geographie und auch Ethnographie

betrachtet. Oft wurde sie nicht richtig verwendet und darum wurde sie früher als eine

unwissenschaftliche Disziplin gesehen.50

Die Wurzeln der Toponomastik sind also zerstreut in unterschiedlichsten Chroniken,

etymologischen Arbeiten und Beschreibungen des Landes. Die erste Systematisierung im

tschechischen Sprachgebiet begann erst in dem neunzehnten Jahrhundert mit den Arbeiten

von V.J. Pelikán51, es ging vor allem um Untersuchung der Toponomastik aus der historischen

49 H. Naumann, 1986, S. 11.50 Šmilauer, 1963, S. 3.51 Šmilauer, 1963, S. 24.

41

Page 43: Diplom Ka

Sicht. Die tschechischen Linguisten begannen sich für die Toponomastik erst später

interessieren, und zwar am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.

In Deutschland interessierte man sich auch zunächst um das historische Studium der

Eigennamen. Die linguistischen Studien kamen erst später an die Reihe. Die deutschen

Untersuchungen stammen ungefähr aus derselben Zeit wie die tschechischen.

Es ist sehr schwierig, um eine genaue Definition des Eigennamens zu machen.

Zwischen den Eigennamen und Appellativen (nomina appellativa) besteht keine scharfe

Grenze und manche Namen können in beide Gruppen eingereiht werden.

Die beste Definition wahrscheinlich ist: das Appellativum verbindet die Einzelnen, die

ähneln und der Eigenname unterscheidet diese Einzelnen voneinander.

Die Hauptbestandteile der Onomastik bilden die Antroponomastik, die sich mit den

Personennamen beschäftigt und die Toponomastik, die die Ortsnamen behandelt.

9.2. Klassifizierung von Eigennamen

Die Eigennamen werden nach der Art des Objekts klassifiziert, das sie benennen.

Die erste Gruppe bilden die Personennamen (Antroponyme), mit denen sich die

Antroponomastik befasst. Diese Gruppe ist am größten, weil die Personen am häufigsten

einen Namen tragen. Die Personennamen werden dann weiter in Vornamen und

Familiennamen gegliedert, wozu es nicht nur um wirkliche Personen geht, sondern auch um

fiktive, zum Beispiel literarische Personen.

Beispiel: Anna Karenina, Franz, Hans, Herkules, Adam, Eva, Goethe, Kolumbus

Eine weitere große Gruppe stellen die Ortsnamen (topographische und geographische

Namen, nomina geographica) dar, den die Toponomastik ihre Aufmerksamkeit widmet. Diese

Gruppe hat auch viele Untergruppen, am bedeutendsten sind: Städtenamen, Ländernamen

(und Völkernamen), Flussnamen, Flurnamen, aber es bestehen auch andere wie z.B. die

Namen von Himmelskörpern (Astronyme), die hier aber nicht behandelt werden.

42

Page 44: Diplom Ka

Beispiel: Städtenamen: Prag, Berlin, Dresden, Brünn

Ländernamen: Die Bundesrepublik Deutschland, Tschechien, Frankreich

Flussnamen: Spree, Rhein, Elbe, Moldau

Astronyme: Sonne, Mond, Orion

Es bestehen auch andere Gruppen, die aber nicht so einen großen Umfang haben. Als ein

Beispiel können die sogenannten Produktnamen angeführt werden.

Beispiel: Colgate, Ariel, Milka

9.3. Ursprung und Bedeutung von Eigennamen

9.3.1. Personennamen

Der Ursprung von Vornamen ist an die Benennungen von üblichen Erscheinungen gebunden,

z.B. Bezeichnungen der Personen, Tiere, Dingen, Eigenschaften und Tätigkeiten. Sie sind

entstanden, wenn man die Notwendigkeit der Benennung des Einzelnen festgestellt hat. Man

wollte die Personen mit Hilfe von Namen individualisieren und von anderen Personen

unterscheiden. Durch den Namen bemühte man sich um eine treffende Benennung eines

Menschen, man versuchte seine Einreihung in die Gesellschaft und die Natur zu

charakterisieren und seine wirklichen, angeblichen oder gewollten geistigen und körperlichen

Eigenschaften zu kennzeichnen. Das konnte man entweder direkt machen oder mit Hilfe von

Vergleich, z.B. zu Tieren und Naturerscheinungen, man konnte auch seine Beziehung zu den

Menschen, der Natur, den Göttern, zu der ganzen umringenden Welt beschreiben.52

Früher hatten also die Personennamen eine deutliche Bedeutung, die sie aber

allmählich fast verloren haben. Heute kennen wir die ursprünglichen Bedeutungen von

Personennamen nicht, man kann sie aber in speziellen Wörterbüchern nachschlagen.

52 Knappová, 1999, S. 9.

43

Page 45: Diplom Ka

Die Anzahl von Vornamen war ziemlich klein. Beim dem ständigen Zuwachs der

Bevölkerung waren sie nicht ausreichend und es waren viele Menschen mit demselben Name.

Es war nötig um die Menschen weiter voneinander zu unterscheiden. Man hat darum

begonnen verschiedene Hausformen von Vornamen zu benutzen. Durch diese Differenzierung

sind allmählich neue Vornamen entstanden.

Eine andere Möglichkeit stellt der Anschluss von verschiedenen Bezeichnungen nach

dem Ort des Ursprungs, nach dem Namen des Vaters oder der Mutter, nach dem Beruf, nach

dem Äußeren usw. Diese Bezeichnungen sind dann im Laufe der Zeit erblich geworden, was

zu der Entstehung von Familiennamen geführt hat. Es ging um einen langen Prozess, der in

dem dreizehnten Jahrhundert begonnen hat. Erst hat er nur den Adel betroffen, später

verbreitete er sich auch in die Stadt und zum Schluss hat er auch das Land erreicht. Seit dem

achtzehnten Jahrhundert bildet der Familienname den Hauptbestandteil des

Personennamens.53

9.3.2. Ortsnamen

Die Ortsnamen (oder Toponyme) sind eigentlich die Beschreibungen in der kürzesten Form.

Man muss also das beschriebene Objekt kennen, um den Namen gut zu verstehen. Die

sachliche Benennung ist auf bestimmten Faktoren begründet, die bei der Namengebung eine

Rolle gespielt hatten, es waren zum Beispiel verschiedene Eigenschaften der Naturobjekten,

Geologie, das Äußere des Objekts, Pflanzen und Tiere, die sich auf einem bestimmten Platz

befunden haben und viele andere Kategorien.

Es gibt eine ungeheure Menge von geographischen Namen. Die kleinste Gruppe

bilden wahrscheinlich die Ländernamen, weil die Anzahl von Ländern ziemlich begrenzt ist.

Wichtig ist, dass die Ortsnamen von einfachen Menschen stammen, nicht von

fachkündigen Geologen und Geografen. Es ist also ab und zu passiert, dass ein Berg groß

genannt wurde und der nebenstehende größere Berg klein, weil der zweite weiter stand und

kleiner aussah. Die Namengeber waren meistens die Besucher und Nachbarn oder die

Bewohner selbst. Die erste Gruppe (Besucher und Nachbarn) war wahrscheinlich größer. Man

53 Kopečný, 1974.

44

Page 46: Diplom Ka

brauchte nämlich nicht seinem eigenen Dorf oder Teich einen Namen zu geben, es war

einfach unseres Dorf und unserer Teich. Für die anderen, die den Teich von einem anderen

Teich unterscheiden mussten, war eine Benennung notwendig. Oft ging es um spöttische

Namen.54 Die Benennung eines Ortes hilft bei der Orientierung des Menschen in seiner

Umwelt.

Die ältesten Namen der Siedlungen stammen aus der Antike und aus dem Mittelalter.

Im Laufe der Zeit sind sie so verändert, dass ihre ursprüngliche Form überhaupt nicht mehr

erkennbar ist.

Im deutschen Sprachraum sind die Ortsnamen meistens keltisch-germanischer

Herkunft. Im allgemeinen bestehen sie aus einem Grundwort und einem Bestimmungswort,

das Bestimmungswort bestimmt näher das Grundwort. Die Grundwörter sind allmählich

zurückgeblieben und viele kann man heute nicht mehr von den Suffixen unterscheiden.

Beispiel: aus dem Grundwort -heim entstanden allmählich die Suffixe –em, -en, -um

Das Grundwort bezeichnet den Grund der Benennung eines Ortes, es kann auf verschiedene

Merkmale der Gegend verweisen.

Beispiel: -berg, -wald, -kirchen

Die Stelle von Grundwörtern können auch Suffixe einnehmen, die keine eigene Bedeutung

tragen.

Beispiel: -ach, -in, -ing, -ede

Das Bestimmungswort sagt mehr über das Grundwort. Es kann sich auf bestimmte

geographische und geologische Umstände, auf die natürliche Umwelt oder Personengruppen

beziehen.

Beispiel: Berg-, Wasser-, Stein-, Erz-, Hase-, Eich-, Frank-, Sachsen-55

9.4. Lexikographie von Eigennamen

54 Šmilauer, 1963, S. 24.

45

Page 47: Diplom Ka

Die Eigennamen stellen für die Lexikographen ein Problem dar. Die Eigennamen

werden nicht im Rahmen sprachlexikographischer Werke behandelt, man muss also die

Eigennamen in anderen Quellen suchen, z.B. in Enzyklopädien und in speziellen

Namenwörterbüchern. Es gibt aber drei Ausnahmen und manche Eigennamen sind doch in

üblichen Wörterbüchern zu finden.

Die erste Ausnahme bilden die Eigennamen, die „sich durch generischen Gebrauch zu

Appellativa oder gar lexikalischen Zeichen anderer Wortarten entwickelt haben“.56

Beispiel: Zeppelin, Duden, Röntgen

Zweite Gruppe der Eigennamen die im Wörterbuch gespeichert werden, sind die Eigennamen,

die die physikalischen Größen bezeichnen.

Beispiel: Beaufort, Ohm, Celsius

Der letzte Fall sind die Eigennamen, bei denen der Status als Eigenname unklar ist.

Beispiel: Mittwoch, Mai, November

55http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname

56http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenname

46

Page 48: Diplom Ka

II. Praktischer Teil

1. Methode der Arbeit

Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die deutschen und tschechischen

Phraseologismen mit Eigennamen als Komponenten zu vergleichen. Bei dem Vergleich ist

vor allem der Grad der Äquivalenz von Bedeutung.

In diesem Teil der Arbeit werden an erster Stelle die Phraseologismen, deren Teil die

Eigennamen bilden, beschrieben und klassifiziert.

Weiter werden im Rahmen der konfrontativen Phraseologie die Grundzüge und Arten

der Äquivalenz besprochen.

Den größten und wichtigsten Bestandteil des praktischen Teiles bilden die einzelnen

Phraseologismen mit Eigennamen als Komponenten. Sie werden nach der Art des

Eigennamen gegliedert (Vornamen, Familiennamen, Ländernamen, Völkernamen usw.). Bei

jeder Gruppe erfolgt dann eine Untergliederung nach der Art der Übereinstimmung. In den

einzelnen Gruppen werden die Phraseologismen nach dem Eigennamen alphabetisch

eingeordnet. Als Ausgangssprache dient Deutsch und als Zielsprache Tschechisch.

2. Eigennamen als Komponenten der Phraseologismen57

Es gibt mehrere Klassen von Eigennamen, aber nicht alle werden im Rahmen der

Phraseologismen verwendet. Am häufigsten werden Personennamen verwendet, und zwar vor

57 Fleischer, 1982, S. 101.

47

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allem Rufnamen mehr als Familiennamen. Bei den Rufnamen geht es überwiegend um alte,

früher sehr verbreitete Namen, moderne Rufnamen kommen nicht vor. Meistens handelt es

sich um männliche volkstümliche Namen.

Beispiel: ein Hans im Glück (‚Glückspilz‘)

Weiter geht es dann um biblische Personen

Beispiel: bei Adam und Eva anfangen (‚sehr weit ausholen‘)

oder Personen aus der antiken Mythologie.

Beispiel: Herkules am Scheidewege (‚ein Mensch vor der Wahl zwischen zwei

entgegengesetzten Möglichkeiten‘)

Teilweise findet man zwischen den Eigennamen in Phraseologismen auch Namen preußischer

Könige.

Beispiel: seinen Friedrich Wilhelm darunter setzen (‚etwas unterschreiben‘)

Familiennamen als Komponente der Phraseologismen sind sehr selten und beziehen sich auf

historische Personen.

Beispiel: Dazu hat Buchholz kein Geld (‚dafür gibt’s kein Geld‘)

Dieser Familienname bezieht sich auf einen Finanzminister Friedrichs II. von Preußen.58

Beispiel: das Ei des Kolumbus (‚überraschend einfache Lösung einer Schwierigkeit‘) -

ein weiteres Beispiel eines Phraseologismus, der einen Familiennamen enthält

Eine weitere bedeutende Gruppe sind die adjektivischen Derivate von Völker- und

Ländernamen. Diese adjektivischen Derivate sind eigentlich nicht mehr als Eigennamen zu

bezeichnen.

58 Fleischer, 1982, S. 101.

48

Page 50: Diplom Ka

Beispiel: sich auf französisch empfehlen (‚sich heimlich davonmachen, ohne sich zu

verabschieden‘), böhmische Dörfer (‚etwas ganz Unverständliches‘)

Die substantivischen Völker- und Ländernamen treten dagegen ziemlich selten auf.

Beispiel: stolz wie ein Spanier, leben wie der Herrgott in Frankreich (‚sehr gut leben‘)

In einigen Konstruktionen werden auch Ortsnamen verwendet, sie sind aber sporadisch.

Beispiel: seinen Tag von Damaskus erleben (‚ein anderer Mensch werden‘)

Ganz vereinzelt sind dann die Phraseologismen, die die Flussnamen enthalten.

Beispiel: den Rubikon überschreiten (‚eine unwiderrufliche Entscheidung treffen‘)

3. Konfrontative (kontrastive) Phraseologie

Das Ziel der kontrastiven Phraseologie „ist die vergleichende Untersuchung der

phraseologischen Systeme von zwei oder mehr Sprachen und die Herausarbeitung der

Gemeinsamkeiten und Unterschiede.“59 Die Ergebnisse der kontrastiven Phraseologie helfen

dann beim Sprachunterricht oder bei Übersetzungen.

In der Forschung der kontrastiven Phraseologie konzentriert man sich vor allem auf

den Grad der Übereinstimmung (Äquivalenz) zwischen den untersuchten Sprachen. Unter der

Äquivalenz kann man eine kommunikative Entsprechung von einzelnen Phraseologismen in

den betreffenden Sprachen verstehen.

Es gibt mehrere Äquivalenztypen, bei denen der Grad der Äquivalenz unterschiedlich

ist. Man kann also die Phraseologismen in 4 Gruppen nach dem Grad der Äquivalenz

einteilen: volläquivalente Phraseologismen, teiläquivalente Phraseologismen, rein semantisch

äquivalente Phraseologismen und nulläquivalente Phraseologismen.

3.1. Volläquivalenz

59 Fleischer, 1982, S. 30.

49

Page 51: Diplom Ka

Die Phraseologismen, die in beiden verglichenen Sprachen lexikalisch, stilistisch, syntaktisch

und semantisch übereinstimmen, sind volläquivalent.

Beispiel: Amorspfeil x Amorův šíp

3.2. Teiläquivalenz

Über Teiläquivalenz verfügen die Phraseologismen, die nur in der Bedeutung und Stilistik

übereinstimmen. Aus der syntaktischen und lexikalischen Sicht sind sie aber unterschiedlich.

Sie können also nicht wörtlich übersetzt werden.

Beispiel: Ein armer Lazarus sein x Být/ležet jako lazar

3.3. Rein semantische Äquivalenz

In dieser Gruppe handelt es sich um Phraseologismen, die keine lexikalische, grammatische

oder bildliche Übereinstimmung aufweisen, aber die fast dieselbe Bedeutung haben.

Beispiel: Eulen nach Athen tragen x Nosit dříví do lesa (Übersetzung: das Holz in

den Wald tragen)

3.4. Nulläquivalenz

Zu den Phraseologismen mit der Nulläquivalenz werden die Wendungen gerechnet, die in der

anderen Sprache kein phraseologisches Äquivalent haben. Man kann sie nur mit anderen

Worten umschreiben.

Beispiel: Den (heiligen) Ulrich anrufen x Zvracet (sich erbrechen)

4. Deonymisierung der Eigennamen60

60 Fleischer, 1982, S. 102 – 104.

50

Page 52: Diplom Ka

Die Eigennamen, die einen Bestandteil des Phraseologismus bilden, können entweder ihren

Eigennamencharakter bewahren oder verlieren.

Die Phraseologismen, die den Eigennamencharakter bewahren (d.h. die onymisch

bleiben) erfüllen oft die Funktion eines Vergleichs, in diesen Vergleichen wird meistens auf

eine bestimmte historische Person hingewiesen.

Beispiel: alt wie Methusalem, in Abrahams Schoß, Zustände wie im alten Rom, nach

Adam Riese

Auch in anderen Arten der Verbindungen bleiben die Eigennamen onymisch, und zwar in

Phraseolexemen und festgeprägten Sätzen, wo es sich um keine bestimmten historischen oder

mythologischen Personen handelt.

Beispiel: dem Peter nehmen und dem Paul geben, da will ich Matz heißen!

Wahrscheinlich sind in den meisten Fällen die Eigennamen, die den Bestandteil eines

Phraseologismus bilden, deonymisiert, d.h. sie sind „nur genetisch als Eigennamen zu

betrachten“61

Die Deonymisierung kann man am häufigsten bei den attributiven Wortverbindungen

aus einem Adjektiv und einem Substantiv sehen.

Beispiel: sanfter Heinrich, blauer Heinrich, langer Laban, falscher Wilhelm, getreuer

Eckhart, ungläubiger Thomas, dummer Peter

Die deonymisierten Eigennamen dienen oft zu einer allgemeineren Personenbezeichnung. In

manchen Fällen kann nur der Name die Bedeutung der ganzen Verbindung ersetzen. Es kann

nur bei sehr stabilen Wortverbindungen vorkommen, wo der Eigenname ohne das Adjektiv

die entsprechende Assoziation hervorruft.

Beispiel: der Eigenname Laban assoziiert das Adjektiv ‚lang‘, der Eigenname Eckhart

assoziiert das Adjektiv ‚treu‘

61 Fleischer, 1982, S. 102.

51

Page 53: Diplom Ka

Bei manchen Konstruktionen mit deonymiserten Eigennamen handelt es sich nicht mehr um

eine Personenbezeichnung.

Beispiel: falscher Wilhelm, blauer Heinrich

Es können auch viele andere Phraseologismen angeführt werden, in denen man verschiedene

Graden der Deonymisierung sehen kann. Als ein Beispiel kann der Phraseologismus Aus

einem Saulus zu einem Paulus werden dienen. Die Deonymisierung ist hier mittels des

unbestimmten Artikels ein deutlich. Den Eigennamencharakter hat auch der Name Peter in

dem Phraseologismus jemandem den Schwarzen Peter zuschieben verloren. Der Name Peter

geht hier auf das Kartenspiel der Schwarze Peter zurück.

Wie schon angedeutet, gibt es verschiedene Grade der semantischen Verschmelzung.

„In manchen Fällen ist das deonymische Adjektiv nur als eine Art zusätzliche Verstärkung

anzusehen, und die Bedeutung des Substantivs wird dadurch nur unwesentlich oder gar nicht

verändert: ägyptische Finsternis ‚tiefe, starke Finsternis‘, babylonische Sprachverwirrung,

homerisches Gelächter ‚schallendes, lautes Gelächter‘. In anderen Fällen hat das Adjektiv

einen wesentlichen Anteil an der Bedeutung des Phraseologismus: gordischer Knoten ‚schwer

lösbare Aufgabe‘, trojanisches Pferd.“62

5. Gesammelte Phraseologismen

5.1. Personennamen

5.1.1. Vornamen

5.1.1.1. Volkstümliche Namen

5.1.1.1.1. Volläquivalenz

Jemandem den Schwarzen Peter zuschieben63

62 Fleischer, 1982, S. 103.63 Duden, S. 542.

52

Page 54: Diplom Ka

Tschechisch: Předat někomu černého Petra 64

Bedeutung: ‚einem anderen etwas Unangenehmes machen lassen‘

Dieser Ausdruck hängt mit dem Kartenspiel ‚Schwarzer Peter’ zusammen. Wem in

diesem Spiel der Schwarze Peter in der Hand bleibt, der hat das Spiel verloren.

5.1.1.1.2. Teiläquivalenz

Ein getreuer Eckhart 65 (neutr.)

Tschechisch: Věrný jako pes66

Bedeutung: ‚ein treuer, hilfsbereiter Mann‘

Es handelt sich um eine Gestalt aus der deutschen Volkssage, Eckhart war ein

aufrechter und zuverlässiger Berater, der vor Gefahren und falschem Handeln gewarnt

hat.

Jeder Hans findet seine Grete 67

Tschechisch: Každý hrneček najde svou pokličku68

Bedeutung: ‚jeder Mann findet eine Frau, die zu ihm passt; jeder findet einen Partner‘

Hinz und Kunz 69 (ugs.; abwertend)

Tschechisch: Havel nebo Pavel 70

Bedeutung: ‚jedermann‘

64 Bečka, 1977, S. 252.65 Duden, S. 165.66 Čermák, 1983, S. 263.67 Duden, S. 275.68 Schönová, 1975, S. 193.69 Duden, S. 342.70 Bečka, 1977, S. 379.

53

Page 55: Diplom Ka

Es handelt sich um zwei Kurzformen von alten Namen Heinrich und Konrad, heute

werden diese Kurzformen nur noch als Familiennamen verwendet. Diese Namen

waren im Mittelalter sehr populär, sie sind volkstümlich geworden.

Grüne Minna 71 (ugs.)

Tschechisch: Zelený anton72

Bedeutung: ‚Transportwagen der Polizei‘

Minna ist eine Kurzform von dem Namen Wilhelmina, der im neunzehnten

Jahrhundert sehr populär war. Viele Dienstmädchen haben diesen Namen auch

getragen, darum ist dieser Name fast zu einem Synonym für Dienstmädchen

geworden. Grün ist die Farbe des Transportwagens. Wahrscheinlich trägt der

Transportwagen den Namen eines Dienstmädchens, weil er der Polizei bei der Arbeit

hilft.

5.1.1.1.3. Rein semantische Äquivalenz

Ich will Emil (Hans, Meier, Max) heißen, wenn …/ wenn …, heiße ich Emil (Hans, Meier).73

(ugs.)

Tschechisch: Ať jsem papež, jestli …!74

Bedeutung: ‚diese Wendung wird benutzt, wenn etwas für ausgeschlossen gehalten

wird, Bekräftigung einer Behauptung‘

Als der Alte Fritz noch Gefreiter war/noch Fahnenjunker war/noch (mit der Schippe) im Sand

spielte75 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Když byl čert malý chlapec76

Bedeutung: ‚sehr lange her‘

71 Duden, S. 489.72 Čermák, 1988, S. 29.73 Duden, S. 176.74 Schönová, 1975, S. 500.75 Duden, S. 221.76 Zaorálek, 2000, S. 574.

54

Page 56: Diplom Ka

Für den Alten Fritzen sein77(ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Stát za starou bačkoru78

Bedeutung: ‚vergeblich, zwecklos sein‘

Der Ursprung dieser Wendung geht darauf zurück, dass es sich nicht lohnte für den

Alten Fritz zu abreiten, weil er schlecht bezahlte. Mit dem Alten Fritz wird

wahrscheinlich keine bestimmte Person gemeint.

Bei jemandem/irgendwo ist Schmalhans Küchenmeister79

Tschechisch: Po jídle jak po výprasku80

Bedeutung: ‚jemand hat wenig zu essen‘

‚Schmalhans’ bedeutet eigentlich ‚schmaler Hans’, ein schlanker Koch bedeutete

früher entweder eine schlechte Küche oder einen geizigen Dienstherren. Das Wort

Schmalhans wurde zum Synonym für Hunger oder Ungastlichkeit.

Hans im Glück sein81(ugs.)

Tschechisch: Být ditětem Štěstěny82

Bedeutung: ‚stets Glück haben‘

77 Duden, S. 222.

78 Zaorálek, 2000, S. 6.

79 Duden, S. 629.80 Zaorálek, 2000, S. 580.81 Duden, S. 310.82 Bečka, 1977, S. 404.

55

Page 57: Diplom Ka

Diese Redensart wird nach dem Märchen ‚Hans im Glück‘ verwendet, wo Hans die

Hauptperson war. Der Name Hans wurde früher so oft verwendet, dass er eher zum

Gattungsnamen wurde, darum wird dieser Name in so vielen Wendungen verwendet.

(ein) Hansdampf in allen Gassen sein83(ugs.; abwertend)

Tschechisch: Vyznat se v tlačenici84

Bedeutung: ‚überall dabeisein, sich überall auskennen‘

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr85

Tschechisch: Co se v mládí naučíš, ve stáří jako když najdeš86

Bedeutung: ‚was man in der Jugend nicht lernt, kann man später nicht mehr lernen‘

Den müden Heinrich spielen/auf müden Heinrich machen87(ugs.)

Tschechisch: Mít shnilého Janka na hřbetě88

Bedeutung: ‚sich nicht zu viel anstrengen bei einer Arbeit‘

Der flotte Heinrich/Otto 89 (ugs., scherzh.)

Tschechisch: Mít řídkou osnovu90

Bedeutung: ‚Durchfall‘

83 Duden, S. 310.84 Zaorálek, 2000, S. 690.85 Duden, S. 310.86 http://cs.wikiquote.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%A1_p%C5%99%C3%ADslov%C3%AD87 Duden, S. 320.88 Zaorálek, 2000, S. 601.89 Duden, S. 320.

90 Zaorálek, 2000, S. 651.

56

Page 58: Diplom Ka

Neben dieser Wendung kennt man für den Durchfall auch die Verbindung der flotte

Stuhlgang. Die Namen Heinrich und Otto werden scherzhaft statt des Wortes

Stuhlgang verwendet.

Den strammen Max spielen/markieren91(ugs., scherzh.)

Tschechisch: Být jako baron Hnida92

Bedeutung: ‚großsprecherisch auftreten‘

Jemanden zur Minna machen93(ugs.)

Tschechisch: Číst někomu levity94

Bedeutung: ‚jemanden zurechtweisen‘

Minna ist eine Kurzform von dem Namen Wilhelmina, der im neunzehnten

Jahrhundert sehr populär war. Viele Dienstmädchen haben diesen Namen auch

getragen, darum ist dieser Name fast zu einem Synonym für Dienstmädchen

geworden. Die Dienstmädchen wurden oft zurechtgewiesen und schlecht behandelt.

Der kleine Moritz 95 (ugs.)

Tschechisch: Svatá prostota96

Bedeutung: ‚naiv gegenüber einer Sache stehen, die man überhaupt nicht versteht‘

Den dicken Wilhelm spielen97(ugs.; veraltend)

Tschechisch: Chtít hvězdy zobat98

Bedeutung: ‚großtun‘

91 Duden, S. 483.92 Zaorálek, 2000, S. 577.93 Duden, S. 488.94 Bečka, 1977, S. 379.95 Duden, S. 494.96 Zaorálek, 2000, S. 285.97 Duden, S. 805.98 Zaorálek, 2000, S. 577.

57

Page 59: Diplom Ka

Mit dem Namen Wilhelm wird wahrscheinlich der Kaiser Wilhelm II gemeint. Dieser

Kaiser liebte den Prunk über alle Maßen.

5.1.1.1.4. Nulläquivalenz

Denkste, Frieda!99(ugs.)

Tschechisch: To sis jen myslel!

Bedeutung: ‚das hast du dir so gedacht!‘

Hanneman, geh du voran!100

Tschechisch: Jdi napřed!

Bedeutung: ‚Aufforderung bei einer unangenehmen Situation zu beginnen‘

„Die Redensart geht zurück auf den Schwank von den ‚Sieben Schwaben‘. Dort wird

der eine der sieben Schwaben angesichts eines furchterregenden Tieres, das aber in

Wirklichkeit ein harmloser Hase ist, aufgefordert: ‚Hanneman, geh du voran! Du hast

die größten Stiefel an, daß dich das Tier nicht beißen kann.‘ „101

Hanneman ist eine Form des Namens Johannes.

Hans Guckindieluft102

Tschechisch: Někdo, kdo se nedívá při chůzi na cestu

Bedeutung: ‚eine Person, die beim Gehen nicht auf den Weg passt‘

Hans Taps103

Tschechisch: Nešika99 Duden, S. 220.100 Duden, S. 310.101 Duden, S. 310.102 Duden, S. 310.103 Duden, S. 310.

58

Page 60: Diplom Ka

Bedeutung: ‚ein ungeschickter Mensch‘

Freund Hein 104 (verhüll.)

Tschechisch: Smrtka105

Bedeutung: ‚der Tod’

Der billige Jakob 106 (ugs.)

Tschechisch: Obchodník, který prodává levné zboží (Übersetzung: ‚Levný Jakub’)

Bedeutung: ‚ein Händler, der seine Waren sehr billig verkauft‘

Meister Lampe107

Tschechisch: Pojmenování zajíce v bajkách a pohádkách

Bedeutung: ‚Lampe ist die Bezeichnung für den Hasen in Fabeln und Märchen‘

Lampe ist eine ältere Kurzform von dem Namen ‚Lamprecht’.

(Ach) du liebes Lieschen!108 (ugs.)

Tschechisch: (Ach) můj Bože!

Bedeutung: ‚Ausruf des Erschreckens oder Überraschung‘

Haut den Lukas!109(ugs.)

Tschechisch: Pořádně bijte! (Überstzung: ‚Bijte Lukáše!’)

Bedeutung: ‚jetzt fest zuschlagen!‘

104 Duden, S. 320.105 Zaorálek, 2000, S. 328.106 Duden, S. 365.107 Duden, S. 484.108 Duden, S. 457.109 Duden, S. 465.

59

Page 61: Diplom Ka

„Lukas“ wird auch der Kraftmesser genannt, mit deren Hilfe man auf dem Jahrmarkt

seine Kraft messen kann. ‚Haut den Lukas!‘ ist also der Ausruf des Verkäufers auf

dem Jahrmarkt, der den „Lukas“ anpreist.

Der deutsche Michel 110

Tschechisch: Fricek

Bedeutung: ‚der deutsche Biedermann‘

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht ganz deutlich. Es ist möglich, dass sie sich auf

den heiligen Michael bezieht, der der Schutzpatron der Deutschen war.

Jemanden Moritz lehren111(ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Napomínat někoho, učit někoho správnému chování

Bedeutung: ‚jemanden zurechtweisen‘

Hier handelt es sich um eine Modifikation der Wendung ‚jemanden Mores lehren‘.

Meister Petz112

Tschechisch: Pojmenování medvěda v bajkách a pohádkách

Bedeutung: ‚Meister Petz ist die Bezeichnung für den Bären in Märchen und Fabeln‘

Petz (oder ältere Form Betz) ist eine alte Kurzform von dem Namen ‚Bernhard’.

Falscher Wilhelm 113 (veralt.)

Tschechisch: falešný cop, příčesek (Übersetzung: ‚Falešný Vilém‘)

Bedeutung: ‚falscher Zopf‘

110 Duden, S. 487.111 Duden, S. 494.112 Duden, S. 484.113 Duden, S. 805.

60

Page 62: Diplom Ka

5.1.1.2. Biblische Namen

5.1.1.2.1. Volläquivalenz

Im Adamskostüm114 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: V rouše Adamově115

Bedeutung: ‚nackt‘

Dieser Ausdruck bezieht sich auf den biblischen Adam, den Urvater der Menschheit,

der nackt im Paradies war.

Den alten Adam ablegen116

Tschechisch: Složit starého Adama117

Bedeutung: ‚die alten Schwächen, Gewohnheiten überwinden‘

Dieser Ausdruck bezieht sich auf den biblischen Adam, den Urvater der Menschheit.

Den Teufel mit/durch Beelzebub austreiben118 (neutr.)

Tschechisch: Vyhánět/vymítat čerta ďáblem/ďábla belzebubem119

Bedeutung: ‚etwas Schlimmes durch etwas ebenso Schlimmes oder noch Schlimmeres

beseitigen‘

Diese biblische Redewendung erinnert an den obersten Teufel Beelzebub.

Wie Daniel in der Löwengrube sein120 (bildungsspr.)

Tschechisch: Být jako Daniel v jámě lvové121

114 Duden, S. 28.115 Zaorálek, 2000, S. 423.116 Duden, S. 27.117 Zaorálek, 2000, S. 3.118 Duden, S. 720.119 Čermák, 1994, s. 111.120 Čermák, 1983, S. 77.

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Page 63: Diplom Ka

Bedeutung: ‚sich gefangen, machtlos fühlen‘

Daniel war ein biblischer jüdischer Prophet, der in Babylon gefangen war. Er hat dem

König Nebukadnezar seine Träume erklärt und wurde zu seinem Berater. Wegen der

Kabale gegen andere wurde er gepeinigt und den Löwen vorgeworfen. Er hat sich aber

gerettet.

Im Evaskostüm122 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: V rouše Evině123

Bedeutung: ‚nackt‘

Dieser Phraseologismus geht zurück auf die biblische Eva im Paradies, wo sie keine

Kleidung trug.

Eine Tochter Evas124 (veraltend; scherzh.; bildungsspr.)

Tschechisch: Dcera Evina125

Bedeutung: ‚1. ein eitles Mädchen

2. eine Frau‘

Dieser Ausdruck hat zwei Bedeutungen. Die erste Bedeutung stellt Eva als eine eitle

Person dar. Die zweite Möglichkeit ist eine ‚dichterische‘ Bezeichnung für Frau.

Bärtig wie Esau sein126 (abwertend)

121 Čermák, 1983, S. 77.

122 Duden, S. 187.123 Schönová, 1975, S. 632.124 Duden, S. 186.125 Čermák, 1988, S. 61.126 Čermák, 1983, S. 99.

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Page 64: Diplom Ka

Tschechisch: Být chlupatý/zarostlý jako Ezau127

Bedeutung: ‚lange nicht rasiert und geschnitten sein, behaart sein‘

Esau, Bruder von Jakob und Sohn von Isaac, war seit der Geburt auf dem ganzen

Körper behaart.

Jesus, Maria (und Josef)128 (vealt.)

Tschechisch: Ježíši, Maria (Josefe)

Bedeutung: ‚ein Ausruf, wenn man erschreckt oder erstaunt ist‘

Falsch wie Judas sein129 (abwertend)

Tschechisch: Být falešný jako Jidáš130

Bedeutung: ‚falsch und trügerisch sein‘

Nach der Bibel hat Judas Christus für Geld verraten.

Alt wie Methusalem131 (ugs.)

Tschechisch: Starý jako Metuzalém132

Bedeutung: ‚sehr alt‘

Methusalem war der Großvater von Noah, mit dem Alter 969 Jahre ist er der älteste

biblische Urvater.

Aus einem/vom Saulus zum Paulus werden133

Tschechisch: Ze Šavla se stal Pavel134

127 Čermák, 1983, S. 99.128 Duden, S. 365.129 Čermák, 1983, S. 141.130 Čermák, 1983, S. 141.131 Duden, S. 487.132 Čermák, 1983, S. 204.133 Duden, S. 539.134 Schönová, 1975, S. 506.

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Page 65: Diplom Ka

Bedeutung: ‚von einem Gegner einer Sache zu deren Verteidiger werden‘

Dieser Ausdruck ist auf die Bibel zurückzuführen. Am Anfang des 9. Kapitels der

Apostelgeschichte wird die Bekehrung des Saulus zu Paulus beschrieben.

Sodom und Gomorrha (Gonorrhöe)135 (derb; scherzh.)

Tschechisch: Sodoma a Gomora

Bedeutung: ‚ein Ort, wo die größte Verderbtheit und Unmoral herrscht, Ausruf

höchster sittlicher Entrüstung’

Dieser Ausdruck geht auf die Bibel (auf das Alte Testament) zurück. Die Geschichte

erzählt von zwei Städten, die zerstört wurden, weil ihre Bewohner sehr sündig lebten.

Ungläubiger Thomas 136 (neutr.)

Tschechisch: Nevěřící Tomáš137

Bedeutung: ‚ein Mensch, der nichts glaubt’

Nach der Bibel hat der Apostel Thomas die Auferstehung Christi nicht geglaubt, bis er

sich nicht selbst überzeugt hat.

5.1.1.2.2. Teiläquivalenz

In Abrahams Schoss eingehen138 (bildungsspr.)

Tschechisch: Odejít/vrátit se v lůno Abrahámovo/do lůna Abrahámova139

Bedeutung: ‚sterben’

135 Duden, S. 269.136 Čermák, 1988, S. 348.137 Čermák, 1988, S. 348.138 Čermák, 1994, S. 412.139 Čermák, 1994, S. 412.

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Page 66: Diplom Ka

Ursprünglich geht es um den jüdischen Patriarch, dem man den toten Bettler Lazarus

bringt.

Bei Adam und Eva anfangen140 (ugs.)

Tschechisch: Začít od Adama141

Bedeutung: ‚bei Ausführungen sehr weit ausholen’

Dieser Ausdruck bezieht sich auf die biblischen Adam und Eva, die Ureltern der

Menschheit. Nach der Bibel beginnt nämlich die Geschichte der Menschheit mit

Adam, der am sechsten Tage geschaffen wurde.

Wie David und Goliath aussehen142 (neutr.)

Tschechisch: Být jako David a Goliáš143

Bedeutung: ‚zwei ganz unterschiedliche Menschen, was die Gestalt und Kraft betrifft’

David war Sohn eines Hirts, angeblich war er sehr klein. Er hat mittels einer List den

Riesen Goliath niedergeschlagen. Danach wurde er zum König von Israel.

Ein langer Laban144 (ugs.)

Tschechisch: Dlouhý jako bidlo, habán145 (scherzh.)

Bedeutung: ‚ein großer Mensch’

140 Duden, S. 27.141 Čermák, 1994, S. 38.

142 Čermák, 1983, S. 78.

143 Čermák, 1983, S. 78.144 Duden, S. 426.145 Čermák, 1983, S. 42.

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Page 67: Diplom Ka

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um den

biblischen Laban, aber eigenartig ist, dass der biblische Laban nirgendwo als ein

großer Mensch geschildert wird. Es ist aber möglich, dass die lange Zeit, die Jakob bei

Laban arbeiten musste, die Wendung beeinflusst hat.

Ein armer Lazarus sein146 (neutr.)

Tschechisch: Být/ležet jako lazar147

Bedeutung: ‚schwer krank sein’

Diese Wendung bezieht sich auf den biblischen Lazarus, der krank und voll von

Geschwüren war. Er wurde von zwei Schwestern behandelt, die Jesus gerufen haben,

um Lazarus zu helfen. Jesus ist aber in vier Tagen gekommen, in dieser Zeit war

Lazarus schon tot. Jesus hat den Toten auferweckt und hat so nachgewiesen, dass er

der Messias ist.

Jemanden von Pontius zu Pilatus schicken.148 (ugs.)

Tschechisch: Posílat někoho od čerta k ďáblu149

Bedeutung: ‚jemanden von einer Stelle zu einer anderen schicken’

Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Neue Testament, wo Christus von Pontius

Pilatus zu Herodes geschickt wurde und dann wieder zu Pontius Pilatus. Den Namen

Pontius Pilatus verwendet man hier wegen dem Stabreim.

Von Pontius zu Pilatus laufen150 (ugs.)

Tschechisch: Běhat od Herodesa k Pilátovi151

Bedeutung: ‚von einer Stelle zu einer anderen laufen, um etwas zu erledigen’

146 Čermák, 1983, S. 186.147 Čermák, 1983, S. 186.148 Duden, S. 554.149 Čermák, 1994, S. 111.150 Duden, S. 549.151 Bečka, 1977, S. 395.

66

Page 68: Diplom Ka

Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Neue Testament, wo Christus von Pontius

Pilatus zu Herodes geschickt wurde und dann wieder zu Pontius Pilatus. Den Namen

Pontius Pilatus verwendet man hier wegen dem Stabreim.

5.1.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz

(Wie) in Abrahams Schoß152 (ugs.)

Tschechisch: (Jako) v lůně matčině153 (bildungsspr.)

Bedeutung: ‚absolut sicher, geborgen’

Diese Wendung ist an die Bibel zurückzuführen. Sie bezieht sich auf das Gleichnis

vom Lazarus und vom reichen Mann. Den armen Lazarus haben die Engel nach

seinem Tod in Abrahams Schoß getragen. Er war hier glücklich und geborgen, er

musste hier keine Not mehr leiden.

Seit Adams Zeiten/Tagen154 (ugs.)

Tschechisch: Co svět světem stojí155

Bedeutung: ‚seit je’

Dieser Ausdruck bezieht sich auf den biblischen Adam, den Urvater der Menschheit.

Von Adam und Eva stammen156 (ugs.)

Tschechisch: Pamatovat bratra Žižku157

152 Duden, S. 22.153 Čermák, 1988, S. 166.154 Duden, S. 27.155 Bečka, 1977, S. 390.156 Duden, S. 27.157 Zaorálek, 2000, S. 670.

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Page 69: Diplom Ka

Bedeutung: ‚uralt sein, sehr lange bekannt’

Dieser Ausdruck bezieht sich auf die biblischen Adam und Eva, die Ureltern der

Menschheit.

Krethi und Plethi 158 (abwertend)

Tschechisch: Petr nebo Pavel159

Bedeutung: ‚jedermann’

Dieser Ausdruck stammt aus der Bibel und bezieht sich auf die Leibwache Davids,

von der behauptet wurde, dass sie aus Krethern und Plethern besteht. Wahrscheinlich

handelt es sich um hebräische Ausdrücke für Scharfrichter und Boten.

Bei jemandem ist/es ist Matthäi am letzten160 (ugs.)

Tschechisch: S někým to jde z kopce161

Bedeutung: ‚man kann das Schlimmste erwarten’

Diese Wendung spielt indirekt auf den Weltuntergang an. Der Phraseologismus

bedeutet ‚im letzten Abschnitt des Matthäusevangeliums‘, das mit den Worten ‚bis an

der Welt Ende‘.

Bei Petrus anklopfen162 (ugs.; verhüll.)

158 Duden, S. 417.159 Krátký, 1991, S. 111.160 Duden, S. 481.

161 Zaorálek, 2000, S. 143.

162 Duden, S. 542.

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Tschechisch: Rozmlouvat s apoštoly163

Bedeutung: ‚sterben’

Der heilige Petrus ist der himmlische Türhüter, er lässt die Gestorbenen in den

Himmel.

Tobias sechs, Vers drei164 (scherzh.)

Tschechisch: Brát míru na buchty/knedlíky165

Bedeutung: ‚diesen Ausdruck verwendet man, wenn jemand mit weit geöffnetem

Mund gähnt, ohne sich den Mund zu zudecken’

„Mit dieser Redensart weisen wir auf die entsprechende Bibelstelle im Alten

Testament (in den deuterokanonischen Schriften) hin, wo es heißt: „O Herr, er will

mich fressen“.“166

5.1.1.2.4. Nulläquivalenz

Noch in Abrahams Wurstkessel sein 167 (ugs.)

Tschechisch: Ještě nebýt v bezpečí/schovaný

Bedeutung: ‚noch nicht geborgen sein’

Das ist (nicht) der wahre Jakob168 (ugs.)

Tschechisch: To je/není to pravé169

Bedeutung: ‚(nicht) das Richtige’

163 Zaorálek, 2000, S. 663.164 Duden, S. 726.165 Zaorálek, 2000, S. 696.166 Duden, S. 726.167 Duden, S. 23.168 Duden, S. 365.169 Schönová, 1975, S. 577.

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Page 71: Diplom Ka

Diese Redewendung stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert, aber ihre Herkunft ist

nicht sicher geklärt. Man nimmt an, dass sich diese Wendung an die biblische

Geschichte bezieht, wenn Jakob als Esau verkleidet zu seinem blinden Vater ging, um

das Erstgeburtsrecht und den Segen von ihm zu erschleichen.

Petrus meint es gut170 (ugs.)

Tschechisch: Je pěkné počasí

Bedeutung: ‚es ist schönes Wetter’

Der heilige Petrus ist nach dem Volksglauben für das Wetter verantwortlich.

5.1.1.3. Antike Namen

5.1.1.3.1. Volläquivalenz

Achillesferse171

Tschechisch: Achillova pata172

Bedeutung: ‚die Schwäche von jemandem’

Achilles war ein griechischer Held im trojanischen Krieg. Seine Mutter hat ihn gleich

nach seiner Geburt in den Unterweltfluss Styx untertaucht. Er war dann unschlagbar,

aber er hatte eine einzige Stelle, wo er verletzlich war. Die Stelle war seine Ferse, an

der ihn seine Mutter gehalten hat. Er ist gestorben mit einem Pfeil in der Ferse, den der

trojanische Held Paris ausgeschossen hat.

Amors Pfeil/Pfeile173 (dichter.; bildungsspr.)

Tschechisch: Amorův šíp174

Bedeutung: ‚sich plötzlich verlieben’170 Duden, S. 542.171 Schönová, 1975, S. 504.172Čermák, S. 232.173 Duden, S. 35.174 Čermák, 1988, S. 335.

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Page 72: Diplom Ka

Amor ist der griechische Gott der Liebe. Wenn er jemand mit seinem Pfeil trifft, wird

derjenige verliebt.

Schön wie Apollo sein175 (bildungsspr.)

Tschechisch: Krásný jako Apollón176

Bedeutung: ‚sehr schön sein’

Schön wie ein antiker Gott sein. Apollo war der griechische Gott der Kunst.

Argusaugen177 (bildungsspr.)

Tschechisch: Argusovy oči178

Bedeutung: ‚wachsam sein’

Argus war ein hundertäugiger ewig wacher Wächter von Ió, der Geliebten von Zeus,

die zu einer Kuh verwandelt wurde. Hermes hat ihn eingeschläfert und getötet. Seine

Augen hat dann Hera in den Pfauenschweif gesetzt.

Ariadnefaden179 (bildungsspr.)

Tschechisch: Ariadnina nit180

Bedeutung: ‚Instruktion, die hilft bei der Lösung einer schwierigen Situation’

175 Čermák, 1983, S. 56.

176 Čermák, 1983, S. 55.

177 Čermák, 1983, S. 34.178 Čermák, 1983, S. 34.179 Čermák, 1988, S. 204.180 Čermák, 1988, S. 204.

71

Page 73: Diplom Ka

Ariadne war Tochter des kretischen König Mínós. Sie hat dem Helden Théseus ein

Fadenknäuel gegeben. Er konnte dann nach dem aufgerollten Faden wieder aus dem

Labyrinth zurückkehren.

Den Augiasstall ausmisten/reinigen181 (bildungsspr.)

Tschechisch: Vyčistit/vymést Augiášovy chlévy/Augiášův chlév182

Bedeutung: ‚verrottete Zustände beseitigen’

Diese Wendung hängt mit der griechischen Mythologie zusammen. Es handelte sich

um eine Aufgabe von Herkules. Er musste in einem Tag den völlig verschmutzten

Rinderstall des Königs Augias reinigen.

(dem) Bacchus huldigen183 (geh.; verhüll.)

Tschechisch: Holdovat Bakchovi184

Bedeutung: ‚viel und oft Wein trinken’

Bacchus ist der griechisch-römische Gott des Weines.

Auch du, mein (Sohn) Brutus?185 (geh.)

Tschechisch: I ty, Brute?

Bedeutung: ‚auch du willst mich verraten?’

Dieser Ausdruck stammt aus dem Werk ‚Julius Caesar‘ von Shakespeare. Diese Worte

benutzt hier die Hauptperson Julius Caesar gegen Brutus bei seiner Ermordung.

Historisch sind diese Worte nicht belegt.

Das Schwert des Damokles hängt/schwebt über jemandem/über jemandes Haupt186(geh.)

181 Duden, S. 69.182 Čermák, 1994, S. 276.183 Duden, S. 78.184 Zaorálek, 2000, S. 7.185 Duden, S. 133.186 Duden, S. 142.

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Page 74: Diplom Ka

Tschechisch: Damoklův meč visí někomu na hlavou187

Bedeutung: ‚jemand ist in ständiger Gefahr’

Damokles war ein neidischer Kriecher des syrakusischen Despoten Dionysos I.

Dionysos hat ihm ein Schwert auf einem Pferdehaar übers Kopf gehängt. Dieses

Schwert soll ihm die ständige Bedrohung des Wohlstands und des Glücks erinnern.

Wie Herkules am Scheidewege sein188 (bildungsspr.)

Tschechisch: Být jako Herkules na rozcestí189

Bedeutung: ‚sich bedenken und zagen’

Herkules war ein starker mythischer Held. In einer seiner Geschichten begegnet er am

Scheideweg zwei schönen Frauen. Er muss wählen, welche er für seine Gefährtin will.

Er gibt Vorrang der Tugend vor der Lust.

Stark sein wie ein Herkules190 (wohlwoll.)

Tschechisch: Být silný jako Herkules191

Bedeutung: ‚sehr stark sein’

Herkules war ein starker mythischer Held, Sohn von Zeus. Er hat tapfere Taten

gemacht, die für andere Menschen zu schwierig waren.

Homerisches Gelächter192

Tschechisch: Homérský smích193

Bedeutung: ‚ein Gelächter, der schallend ist und kein Ende nehmen will’

187 Čermák, 1998, S. 170.188 Fleischer, 1982, S. 101.189 Čermák, 1983, S. 110.190 Čermák, 1983, S. 110.191 Čermák, 1983, S. 110.192 Duden, S. 348.193 Čermák, 1994, S. 312.

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Page 75: Diplom Ka

Diese Wendung bezieht sich auf ‚Ilias‘ von Homer. In diesem Werk spricht man von

dem übermenschlichen Gelächter der Götter.

Jemanden aus Morpheus‘ Armen reißen194 (geh.)

Tschechisch: Vytrhnout někoho z Morfeova náručí195

Bedeutung: ‚jemanden unzart wecken’

Morpheus ist der griechische Gott des Schlafes, der über den Schlaf der Menschen

wacht.

Die Büchse der Pandora196 (geh.)

Tschechisch: Pandořina schránka197

Bedeutung: ‚etwas, was Unheil verursacht’

Dieser Ausdruck stammt aus einer alten griechischen Sage. Zeus wollte die

Menschheit bestrafen für den Raub des Feuers, den Prometheus begangen hat, darum

hat er den Menschen diese Büchse geschickt. Diese Büchse soll alle Übel der Welt

enthalten.

Den Pegasus besteigen/reiten198 (veralt.; scherzh.; geh.)

Tschechisch: Osedlat Pegasa199

Bedeutung: ‚dichten’

Pegasus ist ein geflügeltes Pferd aus der griechischen Mythologie. Die Sage erzählt,

dass er durch seinen Hufschlag eine Quelle hervorbrachte. Wer aus dieser Quelle

trank, wurde ein Dichter.

194 Duden, S. 494.195 Čermák, 1994, S. 485.196 Duden, S. 534.197 Schönová, 1975, S. 673.198 Duden, S. 539.199 Čermák, 1994, S. 632.

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Page 76: Diplom Ka

Zwischen Scylla und Charybdis200 (bildungsspr.)

Tschechisch: Mezi Scylou a Charybdou201

Bedeutung: ‚zwischen zwei großen Gefahren’

Scylla und Charybdis waren zwei Meeresungeheuer, denen Odysseus bei seiner

Rückkehr nach Hause begegnet ist. Sie stellen die Gefährlichkeit des Seeweges dar. Es

handelt sich um eine alte griechische Sage. Scylla wird als ein sechsköpfiges

Ungeheuer dargestellt, die gegenüberliegende Charybdis wird dagegen als eine

menschenverschlingende Riesin dargestellt.

5.1.1.3.2. Teiläquivalenz

Ein Krösus sein202 (bildungsspr.)

Tschechisch: Být bohatý jako Krésus203

Bedeutung: ‚stinkreich sein’

Krösus war ein berüchtigt reicher König von Lydien (ungefähr 560 – 547 v. Ch.).

In Morpheus‘ Armen ruhen204 (geh.)

Tschechisch: Být v náručí Morfeově205

200 Duden, S. 139.201 Čermák, 1988, S. 302.

202 Čermák, 1983, S. 175.

203 Čermák, 1983, S. 174.204 Duden, S. 494.205 Čermák, 1994, S. 485.

75

Page 77: Diplom Ka

Bedeutung: ‚ruhig und zufrieden schlafen’

Morpheus ist der griechische Gott des Schlafes, der über den Schlaf der Menschen

wacht.

5.1.1.3.3. Rein semantische Äquivalenz

Rangehen wie Hektor an die Buletten206 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Hnát to plnou parou207

Bedeutung: ‚sich unerschrocken, energisch einsetzen’

Wie Kastor und Pollux sein208 (bildungsspr.)

Tschechisch: Být jako siamská dvojčata209 (neutr.; scherzh.)

Bedeutung: ‚eng befreundet sein’

Kastor und Pollux sind Zwillinge aus einer griechischen Sage, die als unzertrennlich

vorgestellt werden.

Neptun opfern 210 (scherzh.)

Tschechisch: Krmit rybičky211

Bedeutung: ‚sich übergeben, Seekrankheit haben’

Neptun ist der römische Gott des Meeres. Diese scherzhafte Wendung bezieht sich auf

die Menschen, die seekrank sind und sich ins Wasser übergeben.

5.1.1.3.4. Nulläquivalenz

206 Duden, S. 321.207 Bečka, 1977, S. 378.208 Duden, S. 375.209 Čermák, 1983, S. 96.210 Duden, S. 514.211 Schönová, 1975, S. 983.

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Page 78: Diplom Ka

Was tun, spricht Zeus212 (scherzh.)

Tschechisch: Co budeme dělat

Bedeutung: ‚was sollen wir tun?’

Diese Wendung hängt mit dem Gedicht ‚Teilung der Erde‘ von Friedrich Schiller

zusammen.

5.1.1.4. Restliche Namen

5.1.1.4.1. Volläquivalenz

Dasitzen wie ein Buddha213 (neutr.; ironisch)

Tschechisch: Sedět jako Buddha214

Bedeutung: ‚sitzen mit gekreuzten Gliedmaßen’

Dieser Ausdruck erinnert an die Darstellungen indischer Götter mit gekreuzten

Gliedmaßen bei der Kontemplation.

Wie ein Phönix aus der Asche steigen/erstehen215 (dichter.)

Tschechisch: Vzlétnout/zrodit se jako fénix z popela216

Bedeutung: ‚nach einem Niedergang, der definitiv schien, neu erstehen’

212 Duden, S. 832.213 Čermák, 1983, S. 55.214 Čermák, 1983, S. 55.

215 Duden, S. 548.

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Page 79: Diplom Ka

Phönix ist ein legendärer Vogel (Ägypten, Indien), der sich am Ende seines Lebens im

Feuer verbrennt, um dann wieder aus der Asche zu erstehen. Phönix wurde zum

Symbol einer ewigen Wiedergeburt.

5.1.1.4.2. Teiläquivalenz

Die schnelle Kathrin/Katharina haben217 (veraltet)

Tschechisch: Mít Kateřinu218

Bedeutung: ‚einen Durchfall haben’

Der Name Katharina ist in dieser Wendung eine scherzhafte Umgestaltung des Wortes

Katarrh, es handelt sich um einen schnellen Stuhlgang, verursacht durch den Magen-

und Darmkatarrh.

Seit Olims Zeiten219 (veraltend)

Tschechisch: Od časů Marie Teremtete220

Bedeutung: ‚seit sehr langer Zeit’

216 Čermák, 1983, S. 101.

217 Duden, S. 375.218 Zaorálek, 2000. S. 651.219 Duden, S. 530.220 Zaorálek, 2000, S. 574.

78

Page 80: Diplom Ka

‚Olim’ ist ein lateinisches Wort für ‚einst’, in dieser Wendung benutzt man dieses

Wort scherzhaft als einen Eigennamen, es handelt sich also um keinen wirklichen

Namen.

Blöd wie Oskar sein221 (scherzh., abwertend)

Tschechisch: Blbej jako motyka222

Bedeutung: ‚überhaupt nichts können’

Frech wie Oskar sein223 (ugs.)

Tschechisch: Být drzý jako opice224

Bedeutung: ‚sehr frech sein’

Die Herkunft dieser Wendung ist unklar. Es gibt aber zwei mögliche Erklärungen. Mit

‚Oskar’ kann wirklich ein Vorname einer bestimmten Person gemeint werden. Die

zweite Möglichkeit stellt die Entstellung des hebräischen Wortes ‚ossoker’ dar. Mit

dem Wort ‚ossoker’ bezeichnet man eine freche Person.

Der reinste Othello sein225 (scherzh.; bildungsspr.)

Tschechisch: Být žárlivý jako Othello226

Bedeutung: ‚sehr eifersüchtig sein’

Othello war die Hauptgestallt des gleichnamigen Spieles von W. Shakespeare aus dem

Jahre 1603. Er war sehr eifersüchtig. Aus der Eifersucht hat er auch seine Frau

Desdemona erwürdigt, obwohl sie ihm treu war.

221 Čermák, 1983, S. 210.222 Čermák, 1983, S. 210.223 Duden, S. 532.224 Čermák, 1983, S. 422.225 Duden, S. 532.226 Čermák, 1983, S. 244.

79

Page 81: Diplom Ka

Bei jemandem war (schon) der Sandmann227 (fam.)

Tschechisch: Někoho už navštívil skřítek Uspáváček228

Bedeutung: ‚jemand schläft’

Sandmann ist ein Männchen, der den Kindern den Sand in Augen streut, um sie müde

zu machen.

5.1.1.4.3. Rein semantische Äquivalenz

Montezumas Rache229 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Dostat rychlou chůzi230

Bedeutung: ‚Durchfall haben’

Diese Wendung bezieht sich auf Montezuma II. Es war ein aztekischer Herrscher, den

der spanische Eroberer Cortés gefangengenommen hat. Montezuma ist in dieser

Gefangenschaft gestorben.

Zu Olims Zeiten231 (veraltend)

Tschechisch: Za krále Holce232

Bedeutung: ‚sehr lange her’

‚Olim’ ist ein lateinisches Wort für ‚einst’, in dieser Wendung benutzt man dieses

Wort scherzhaft als einen Eigennamen, es handelt sich also um keinen wirklichen

Namen.

227 Duden, S. 606.228 Zaorálek, 2000, S. 405.229 Duden, S. 493.230 Zaorálek, 2000, S. 651.231 Duden, S. 530.

232 Zaorálek, 2000, S. 574.

80

Page 82: Diplom Ka

5.1.1.4.4. Nulläquivalenz

Keinen Ton, nicht mal Anton233 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Nechci nic slyšet

Bedeutung: ‚ich will keinen Laut hören’

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich. Der Name Anton wird wegen seiner

Ähnlichkeit mit dem Wort Ton verwendet.

Alles Scheiße, deine Emma234 (derb)

Tschechisch: Nic nemá smysl

Bedeutung: ‚alles ist unerfreulich, unangenehm’

Diese Wendung ist nach der üblichen Grußformel in den Briefen entstanden: „Alles

Liebe, deine …“.

Seinen Friedrich Wilhelm unter etwas setzen235 (ugs.)

Tschechisch: Podepsat se

Bedeutung: ‚etwas unterschreiben’

Mit dem Namen ‚Friedrich Wilhelm‘ werden die preußischen Könige gemeint.

Einen Charlottenburger machen (berlin.)236

Tschechisch: Chrchlat

Bedeutung: ‚sich die Nase zwischen Daumen und Zeigefinger ohne Taschentuch

putzen‘

233 Duden, S. 46.234 Duden, S. 176.235 Duden, S. 805.236 Duden, S. 139.

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Page 83: Diplom Ka

Die Herkunft dieser Wendung ist wahrscheinlich lautmahlerisch.

Otto Normalverbraucher237 (ugs.)

Tschechisch: Průměrný člověk

Bedeutung: ‚ein Durchschnittsmensch, normaler Konsument’

Diese Bezeichnung stammt aus dem Film ‚Berliner Ballade’ aus dem Jahre 1948. Otto

war die Hauptperson dieses Films.

Von wegen (Otto)!238 (ugs.)

Tschechisch: Tak to vůbec není!

Bedeutung: ‚das ist überhaupt nicht so!’

Sieh da, sieh da, Timotheus!239 (scherzh.)

Tschechisch: Podívej se!

Bedeutung: ‚schau an!’

Dieser Ausdruck stammt aus der Ballade ‚Die Kraniche des Ibykus‘ von Friedrich

Schiller.

Den heiligen Ulrich anrufen240 (ugs.; verhüll.)

Tschechisch: Zvracet

237 Duden, S. 532.238 Duden, S. 533.239 Duden, S. 724.

240 Duden, S. 746.

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Page 84: Diplom Ka

Bedeutung: ‚sich übergeben’

Der Name ‚Ulrich‘ dient in dieser Wendung als eine lautmalerische Wiedergabe des

Geräuschs, das man beim Erbrechen ausgibt.

5.1.2. Familiennamen

5.1.2.1. Volläquivalenz

Das Ei des Kolumbus241 (bildungsspr.)

Tschechisch: Kolumbovo vejce242

Bedeutung: ‚eine überraschend einfache Lösung’

Es handelt sich um eine ältere Anekdote, die später auf Kolumbus übertragen wurde.

In dieser Anekdote sagt man, dass die schwierigen Probleme manchmal sehr einfach

gelöst werden können. Das wird auf dem Beispiel des Eis gezeigt, das man zum

Stehen bringen muss. Die einfache Lösung ist, das Ei an der Spitze ein bisschen

einzudrücken.

Seine Pappenheimer kennen243 (ugs.)

Tschechisch: Znát své Pappenheimské244

Bedeutung: ‚bestimmte Menschen gut kennen, auch mit ihren Schwächen, man weiß,

was man von ihnen erwarten kann’

Dieser Ausdruck stammt aus dem Drama ‚Wallensteins Tod’ von Friedrich Schiller.

Wallenstein sagt dort zu einer Delegation des Pappenheimer Regiments: ‚Daran

erkenn’ ich meine Pappenheimer’. Er will mit diesen Worten seine Anerkennung

ausdrücken.

241 Duden, S. 396.242 Čermák, 1988, S. 367.243 Duden, S. 535.244 Krátký, 1991, 162.

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Potemkinsche Dörfer245

Tschechisch: Potěmkinské/Potěmkinovské vesnice246

Bedeutung: ‚Täuschungen, Trugbilder’

Diese Wendung erinnert an den russischen Feldherrn und Staatsmann Potemkin. Es

wird erzählt, dass er der Zarin Katharina II, bei ihrem Krimbesuch, nur als Fassaden

aufgebaute Dörfer gezeigt hat. Er wollte so vortäuschen, dass in dem Land Wohlstand

herrscht und dass er bei der Kolonisierung sehr erfolgreich ist.

5.1.2.2. Teiläquivalenz

Wie Rotschild sein Hund247 (ugs.)

Tschechisch: Být bohatý jako Rotschild248

Bedeutung: ‚in großem Luxus leben’

Diese Wendung bezieht sich auf den Reichtum der Bankierfamilie Rotschild.

5.1.2.3. Rein semantische Äquivalenz

Erschossen sein wie Robert Blum249 (ugs.)

Tschechisch: Zmořený jako koza250

Bedeutung: ‚völlig erschöpft sein’

Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Jahr 1848 in Wien. In diesem Jahr verliefen in

Wien die sg. Barrikadenkämpfe, bei denen der Leipziger Verlagsbuchhändler Robert

Blum erschossen wurde, obwohl er zu den Aufständischen nicht gehörte.

245 Duden, S. 555.246 Čermák, S. 369.247 Duden, S. 591.248 Čermák, 1983, S. 175.249 Duden, S. 587.250 Zaorálek, 2000. S. 683.

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Page 86: Diplom Ka

Keine Feier ohne Meier251 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Tlačí se plnými dveřmi252

Bedeutung: ‚es wird über jemandem gesagt, der an allen gesellschaftlichen Ereignissen

teilnimmt und aufdringlich ist’

Mensch Meier 253 (ugs.)

Tschechisch: Svatý Diviši254

Bedeutung: ‚Ausruf des Erstaunens’

Zu Tante Meier gehen255 (ugs.; verhüll.)

Tschechisch: Jít na Olymp256

Bedeutung: ‚Zur Toilette gehen’

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich.

Lieschen Müller257 (ugs.)

Tschechisch: Takových šedesát do kopy/dvanáct do tuctu258

Bedeutung: ‚ein Durchschnittsmensch’

So (et)was lebt, und Schiller musste sterben259 (ugs.)

Tschechisch: Taková onuce260

251 Duden, S. 483.252 Zaorálek, 2000, S. 577.253 Duden, S. 483.254 Zaorálek, 2000, S. 682.255 Duden, S. 483.256 Zaorálek, 2000, S. 236.257 Duden, S. 457.258 Bečka, 1977, S. 389.259 Duden, S. 620.260 Bečka, 1977, S. 391.

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Page 87: Diplom Ka

Bedeutung: ‚ein Ausdruck der Verachtung’

Dieser Ausdruck erinnert an den großen deutschen Schriftsteller Friedrich Schiller, bei

dem Schade war, dass er jung gestorben ist.

5.1.2.4. Nulläquivalenz

Das kannst du halten wie der Pfarrer Assmann/wie der Pfarrer Nolte261 (ugs.)

Tschechisch: Můžeš to udělat jak chceš

Bedeutung: ‚das kannst du machen, wie du willst’

Nach Adam Riese 262 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Správně spočteno

Bedeutung: ‚richtig gerechnet’

Adam Riese (oder Ries, 1492 - 1559) war der deutsche Rechenmeister. Durch sein

deutsches Rechenbuch (eins der ersten) wurde er allgemein bekannt.

Das ist eine Idee von Schiller263 (ugs.)

Tschechisch: To je dobrý nápad (Übersetzung: ‚To je nápad hodný Schillera‘)

Bedeutung: ‚das ist eine gute Idee’

Dieser Ausdruck spielt auf den Ideenbegriff von Friedrich Schiller an.

5.2. Länder- und Völkernamen

5.2.1. Adjektivische Derivate

261 Duden, S. 543.262 Duden, S. 27.263 Duden, S. 620.

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Page 88: Diplom Ka

5.2.1.1. Volläquivalenz

Ägyptische Plage264 (bildungsspr., veraltet)

Tschechisch: Egyptská rána/Deset ran egyptských265

Bedeutung: ‚ein großes Unglück, dem eine Serie von solchen Plagen folgt’

Diese Wendung ist von biblischer Herkunft. Durch 10 Plagen hat der Gott den Pharao

gezwungen die Juden aus der Gefangenschaft zu entlassen.

Englische Woche266 (bes. Fussball)

Tschechisch: Anglický týden267

Es handelt sich um eine Redewendung, die im Fußball benutzt wird. Die englische

Woche stellt den Zeitraum von einer Woche oder acht Tagen dar, in dem eine

Mannschaft drei Spiele spielen und gewinnen muss.

Für jemanden ein spanisches Dorf sein268 (ugs.)

Tschechisch: Být pro někoho španělská vesnice269

Bedeutung: ‚für jemanden unverständlich sein’

Bei dieser Wendung handelt es sich um eine Abwandlung des Ausdrucks für jemanden

ein böhmisches Dorf sein. Beide Wendungen haben dieselbe Bedeutung und zwar

‚fremdartig, seltsam‘.

264 Čermák, 1988, S. 283.265 Čermák, 1988, S. 283.266 Duden, S. 179.

267http://www.oik.cz/view.php?cisloclanku=2004060101

268 Duden, S. 670.269 Schönová, 1975, S. 847.

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Page 89: Diplom Ka

Der Ursprung dieser Wendung bezieht sich wahrscheinlich auf Karl V. Es war

ein Spanier, der die deutsche Kaiserkrone trug. Die Deutschen lernten dadurch

spanische Mode, spanische Sitten und Bräuche kennen, die für sie fremdartig und

seltsam waren.

Spanische Wand270

Tschechisch: Španělská stěna

Bedeutung: ‚Wandschirm’

Die Herkunft dieses Ausdrucks ist unklar.

Spanische Reiter271

Tschechisch: Španělský jezdec272

Bedeutung: ‚Absperrung mit Stacheldraht’

Die Herkunft dieses Ausdrucks ist unklar.

5.2.1.2. Teiläquivalenz

Ägyptische Finsternis273 (ugs.)

Tschechisch: Tma tmoucí274

Bedeutung: ‚tiefste Finsternis’

270 Duden, S. 670.

271 Duden, S. 670.272 http://cs.wikipedia.org/wiki/%C5%A0pan%C4%9Blsk%C3%BD_jezdec273 Duden, S. 30.274 Čermák, 1988, S. 348.

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Page 90: Diplom Ka

Diese Wendung stammt aus der Bibel, aus dem Alten Testament. Es wird dort gesagt:

„Da wird eine dicke Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage, daß niemand den

andern sah.“ Diese Finsternis war eine der zehn ägyptischen Plagen.

Jemandem/für jemanden böhmische Dörfer/ein böhmisches Dorf sein275 (ugs.)

Tschechisch: Být pro někoho španělská vesnice276

Bedeutung: ‚für jemanden unverständlich sein’

Dieser Ausdruck bezieht sich auf die slawischen Namen der Dörfer in Böhmen. Die

Deutschen fanden diese Namen seltsam und unverständlich.

Ein Gedächtnis wie ein (indischer) Elefant haben277 (neutr.)

Tschechisch: Mít paměť jako slon278

Bedeutung: ‚ein gutes Gedächtnis haben’

Man denkt, dass sich ein Elefant sehr lange merkt, wer ihm etwas Schlechtes angetan

hat.

Sich (auf) französisch/englisch empfehlen/verabschieden279 (ugs.)

Tschechisch: Zmizet po anglicku280

Bedeutung: ‚heimlich aus einer Gesellschaft weggehen’

275 Duden, S. 123.

276 Schönová, 1975, S. 847.

277 Duden, S. 361.278 Zaorálek, 2000, S. 215.279 Duden, S. 217.280 Schönová, 1975, S. 966.

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Page 91: Diplom Ka

Es ist unhöflich heimlich wegzugehen, darum schiebt man diese Untugend den

Fremden zu, meistens den Nachbarvölkern.

Polnische Wirtschaft281 (ugs.; abwertend)

Tschechisch: Turecké hospodářství282

Bedeutung: ‚schlechte, chaotische und ungeordnete Wirtschaft’

Dieser Ausdruck widerspiegelt ein altes Vorurteil. Nach diesem Vorurteil denkt man,

das die Polen in Unordnung leben und nachlässig sind.

Hinter schwedischen Gardinen283 (ugs.)

Tschechisch: Za katrem284

Bedeutung: ‚im Gefängnis’

Das Wort ‚Gardinen‘ bedeutet hier die eisernen Stangen, die das Gefängnisfenster

vergittern. Das Wort ‚schwedisch‘ verweist auf den schwedischen Stahl, der für einen

besonders haltbaren Stahl gilt.

Hier stinkt es wie im sibirischen Männerpuff285 (abwertend)

Tschechisch: Je tu smradu jako v Cařihradu286

Bedeutung: ‚schrecklich stinken’

Dieser Ausdruck hat sich ursprünglich auf das wirkliche Konstantinopel bezogen.

Konstantinopel hat nämlich – wie auch andere Hafenstädte – schrecklich gestunken.

5.2.1.3. Nulläquivalenz

281 Duden, S. 553.282 Čermák, 1988, S. 100.283 Duden, S. 647.284 Zaorálek, 2000, S. 687.285 Čermák, 1983, S. 60286 Čermák, 1983, S. 60.

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Page 92: Diplom Ka

Jemandem böhmisch vorkommen287 (ugs.)

Tschechisch: Připadat někomu zvláštní

Bedeutung: ‚jemandem seltsam vorkommen’

Diese Wendung hängt mit der tschechischen Sprache zusammen, die für die

Deutschen unverständlich ist.

Nicht die feine englische Art sein288

Tschechisch: Nebýt čestný

Bedeutung: ‚nicht ehrenhaft sein’

Schief ist englisch (und englisch ist modern!)289 (ugs.)

Tschechisch: Komentář, když je něco nakřivo

Bedeutung: ‚Kommentar, wenn etwas schief hängt, sitzt …’

In dieser Wendung weist man wahrscheinlich auf die alte englische Gewohnheit hin,

die empfiehlt die Mütze oder den Hut schief auf dem Kopf zu tragen.

Nachtragend sein wie ein indischer Elefant290

Tschechisch: Neumět odpouštět

Bedeutung: ‚sehr nachtragend sein’

Man denkt, dass sich ein Elefant sehr lange merkt, wer ihm etwas Schlechtes angetan

hat.

Spanisches Rohr291 (veraltend)

Tschechisch: Vycházková hůl287 Duden, S. 123.288 Duden, S. 179.289 Duden, S. 179.290 Duden, S. 361.291 Duden, S. 670.

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Page 93: Diplom Ka

Bedeutung: ‚Rohrstock’

Früher wurden Rohrstöcke und Spazierstöcke aus einer spanischen Rohrart hergestellt

und darauf bezieht sich dieser Ausdruck.

5.2.2. Substantivische Formen

5.2.2.1. Volläquivalenz

Leben wie Gott in Frankreich292 (ugs.; scherzh.)

Tschechisch: Žít si jako pánbůh ve Frankrajchu293

Bedeutung: ‚sehr gut leben’

Bei dieser Wendung ist die Herkunft unsicher. Man vermutet, dass sie kurz nach der

französischen Revolution entstanden ist, “als in Frankreich für einige Zeit der ‚Kult

der Vernunft‘ an die Stelle des Christentums gesetzt wurde. Der Gott des Christentums

hatte damals sozusagen keine Arbeit mehr und konnte es sich bequem machen“294. Es

ist also möglich, dass die Wendung aus diesen Gründen in dem Volksmund entstanden

ist. Es gibt aber noch eine andere Erklärung dieser Redewendung. Mit Gott kann

nämlich auch die französische Geistlichkeit gemeint werden, der es materiell ziemlich

gut ging.

5.2.2.2. Teiläquivalenz

Etwas ist faul im Staate Dänemark295

Tschechisch: Je něco shnilého ve státě dánském296

292 Duden, S. 217.293 Čermák, S. 251.294 Duden, S. 440.295 Duden, S. 144.296 Schönová, 1975, S. 674.

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Page 94: Diplom Ka

Bedeutung: ‚da stimmt etwas nicht’

Dieser Ausdruck stammt aus ‚Hamlet‘ von Shakespeare.

Saufen/trinken wie ein alter Schwede297 (abwertend)

Tschechisch: Pít jako Dán298

Bedeutung: ‚sehr viel Alkohol trinken’

Alter Schwede299 (ugs.)

Tschechisch: Stará vojno300

Bedeutung: ‚freundliche Anrede’

Der Ursprung dieser Wendung ist nicht ganz klar. Es wird angenommen, dass sie nach

dem Dreißigjährigen Krieg entstanden ist. Damals hat der Große Kurfürst altgediente

schwedische Soldaten als Ausbilder für das preußische Heer angeworben. Sie wurden

wahrscheinlich sehr populär und diese Anrede wurde allgemein verwendet.

Stolz wie ein Spanier sein301

Tschechisch: Být pyšný jako páv302

297 Čermák, 1983, S. 77.

298 Čermák, 1983, S. 77.

299 Duden, S. 647.300 Zaorálek, 2000, S. 393.301 Duden, S. 670.302 Čermák, 1983, S. 445.

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Page 95: Diplom Ka

Bedeutung: ‚sehr stolz sein’

Ein altes Vorurteil über Spanier sagt, dass die spanischen Männer sehr stolz und

hochmütig sind.

5.2.2.3. Rein semantische Äquivalenz

Da ist Holland in Not/in Nöten303 (ugs.; veraltend)

Tschechisch: Neví kudy z konopí ven304

Bedeutung: ‚da ist man ratlos’

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich. Wahrscheinlich bezieht sich dieser

Phraseologismus auf die schlechte Situation, in der sich die Niederländer während des

zweiten Eroberungskrieges Ludwigs XIV (der sg. Holländische Krieg) befunden.

Jemandem einen Russen aufbinden305 (ugs.)

Tschechisch: Věšet někomu bulíky na nos306

Bedeutung: ‚jemanden belügen’

Bei dieser Wendung handelt es sich um eine Abwandlung der Redewendung

jemandem einen Bären aufbinden. Statt Bär sagt man Russe, weil Bär ein Symbol für

Russland ist.

Einen Türken bauen307 (ugs.)

Tschechisch: Hrát si s někým na slepou bábu308

303 Duden, S. 346.304 Bečka, 1977, S. 372.305 Duden, S. 597306 Čermák, 1994, S. 543.

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Page 96: Diplom Ka

Bedeutung: ‚etwas vorspiegeln’

Man hat viele Theorien aufgebaut um diese Wendung zu erklären, aber doch ist ihre

Herkunft nicht klar. Eine der möglichen Erklärungen ist, dass dieser Ausdruck aus der

Soldatensprache stammt. Man denkt, das mit dem Wort ‚Türke‘ eine eingedrillte

Gefechtsübung gegen einen angenommenen Feind bezeichnet wurde.

5.2.2.4. Nulläquivalenz

Sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens (zurück)sehnen309

Tschechisch: Stesk po starých dobrých časech

Bedeutung: ‚sich nach den guten alten Zeiten sehnen’

Dieser Ausdruck stammt aus der Bibel. Es handelt sich um die biblische Geschichte

über den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.

Noch ist Polen nicht verloren310

Tschechisch: Ještě není vše ztraceno

Bedeutung: ‚es ist noch nicht alles verloren’

Diese Worte stammen aus dem Dombrowski-Marsch, den der polnische Dichter

Joseph Wybicki im Jahre 1797 geschrieben hat. Es wird erzählt, dass so die Polen im

Jahre 1794 ihrem Führer Thaddäus Kościuszko geantwortet haben, als er nach einer

verlorenen Schlacht das Ende Polens verkündete.

307 Duden, S. 742.

308 Čermák, 1994, S. 512.309 Duden, S. 30.310 Duden, S. 553.

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Page 97: Diplom Ka

So schnell schießen die Preußen nicht311 (ugs.)

Tschechisch: Tak rychle to nejde

Bedeutung: ‚so schnell geht das nicht’

Es ist nicht deutlich, worauf sich dieser Ausdruck bezieht. Es ist möglich, dass die

Wendung mit der Einführung des Zündnadelgewehrs in der preußischen Armee

zusammenhängt. Diese Gewehre haben schneller geschossen als die bisherigen.

5.3. Ortsnamen

5.3.1. Volläquivalenz

Ein Nürnberger Trichter312 (scherzh.; veralt.; bildungsspr.)

Tschechisch: Norimberský trychtýř313

Bedeutung: ‚es handelt sich um einen märchenhaften Trichter, mit dessen Hilfe man

sich alles Wissen aneignen kann’

Der Ursprung dieser Wendung ist nicht ganz deutlich. Es wird angenommen, dass

diese Wendung mit dem Nürnberger Dichter Harsdörfer zusammenhängt. Dieser

Dichter veröffentlichte im Jahre 1647 ein Lehrbuch der Dichtkunst unter dem Namen

‚Poetischer Trichter‘. Wahrscheinlich entstand aus diesem ‚Poetischen Trichter‘ aus

Nürnberg ein ‚Nürnberger Trichter‘.

Hic Rhodos, hic salta!314 (geh.)

Tschechisch: Hic Rhodos, hic salta!/Teď se ukaž!

Bedeutung: ‚hier musst du dich entscheiden’

311 Duden, S. 556.312 Duden, S. 522.313 Čermák, 1988, S. 350.314 Duden, S. 334.

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Page 98: Diplom Ka

Diese Wendung ist ein Zitat aus einer Fabel von Äsop. Die Hauptgestallt war ein

Prahler, der erzählte, dass er einmal in Rhodos einen sehr weiten Sprung gemacht hat.

Man sagt ihm: ‚Hic Rhodos, hic salta! – Hier ist Rhodos, hier springe!‘, er soll

beweisen, wie er springen kann.

In Rom gewesen sein und den Papst nicht gesehen haben315

Tschechisch: Být v Římě a nevidět papeže316

Bedeutung: ‚das Wichtigste nicht gesehen haben’

Rom ist (auch) nicht an einem Tag erbaut worden317

Tschechisch: Řím také nepostavili za den318

Bedeutung: ‚größere Aufgaben brauchen Zeit zum Verwirklichen’

Alle/viele Wege führen nach Rom319 (bildungsspr.)

Tschechisch: Všechny cesty vedou do Říma320

Bedeutung: ‚es bestehen mehrere Lösungen des Problems, es bestehen mehrere

Möglichkeiten, um das Ziel zu erreichen’

Es ist nicht deutlich, worauf sich diese Wendung bezieht. Es kann angenommen

werden, dass der Ausdruck damit zusammenhängt, dass Rom der (geistige)

Mittelpunkt der Welt war.

5.3.2. Teiläquivalenz

Alle Wohlgerüche Arabiens321 (scherzh.)

315 Duden, S. 589.316 Schönová, 1975, S. 500.317 Duden, S. 589.318 Zorálek, 2000, S. 202.319 Duden, S. 589.320 Zaorálek, 2000, S. 202.321 Duden, S. 48.

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Page 99: Diplom Ka

Tschechisch: Vůně jako v apatyce322 (wohlwoll.)

Bedeutung: ‚viele angenehme und starke Duften’

Es handelt sich um ein Zitat aus dem Werk ‚Macbeth‘ von Shakespeare.

Eulen nach Athen tragen323

Tschechisch: Nosit dříví do lesa324

Bedeutung: ‚etwas Überflüssiges machen’

Der Ursprung dieser Wendung ist lateinisch. Früher befand sich rund um Athen herum

und in der Stadt eine groβe Menge von Eulen. Die Eule war für die alten Griechen ein

Symbol der Weisheit und Attribut der Göttin Athena, die die Göttin der Weisheit und

die Schutzgöttin Athens war.

Babylonische Sprachverwirrung/babylonisches Sprachgewirr325 (bildungsspr.)

Tschechisch: Hotový/učiněný/úplný Babylón326 (abwertend)

Bedeutung: ‚ein Platz, wo eine groβe Menge von Sprachen gesprochen wird, wo

Chaos herrscht’

Es handelt sich um eine Wendung aus der Bibel, als nach der Zerstörung des Turmes

von Babel die Sprachen der Menschen verwirrt waren.

Ausgehen wie das Hornberger Schießen327 (ugs.)

Tschechisch: Dopadnout jako sedláci u Chlumce328

Bedeutung: ‚ohne ein Ergebnis enden’

322 Čermák, 1983, S. 34.323 Duden, S. 56.324 Čermák, 1994, S. 169.325 Duden, S. 78.326 Čermák, 1988, S. 31.327 Duden, S. 351.328 Čermák, S. 312.

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Page 100: Diplom Ka

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht deutlich, aber es gibt einige Geschichten, die

entstanden sind, wenn man versucht hat, den Ursprung dieser Redensart zu erklären.

Das Wörterbuch Duden führt eine von diesen Geschichten an: „Als die Einwohner des

Schwarzwaldortes Hornberg vor Jahrhunderten einmal fürstlichen Besuch erwarteten,

da probten sie das Böllerschießen so lange, bis ihnen das Pulver ausging. Um den

Landesherrn nicht ohne Begrüßungssalut einziehen zu lassen, versuchten einige

Hornberger die Böllerschüsse durch lautes Brüllen nachzuahmen.

Das tschechische Äquivalent dieser Wendung hängt mit dem größten

tschechischen Aufstand der Bauern gegen Herrendienst zusammen. Dieser Aufstand

wurde im Jahre 1775 bei Chlumec niedergeschlagen.

5.3.3. Rein semantische Äquivalenz

Sein Damaskus erleben/seinen Tag von Damaskus erleben329

Tschechisch: Obléci nového člověka330

Bedeutung: ‚ein ganz anderer Mensch werden’

Diese Wendung bezieht sich auf die Bibel. Es wird hier berichtet, wie aus Saulus auf

seiner Reise nach Damaskus Paulus geworden ist.

Einen Gang nach Kanossa machen331 (geh.)

Tschechisch: Přijít s prosíkem332

Bedeutung: ‚erniedrigend bitten’

In diesem Ausdruck wird an den Bußgang des deutschen Kaisers Heinrich IV. zu

Papst Gregor VI erinnert. Der Papst hatte damals seine Residenz in der

norditalienischen Burg Canossa.

329 Duden, S. 142.330 Zaorálek, 2000, S. 37.331 Duden, S. 371.332 Čermák, 1994, S. 719.

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Page 101: Diplom Ka

Bei Philippi sehen wir uns wieder!333 (geh.)

Tschechisch: Však my se ještě sejdeme!

Bedeutung: ‚ich werde mich rächen’

Dieser Ausdruck stammt aus dem Werk von Shakespeare ‚Julius Caesar’. Dort sagt

der Geist von Caesar zu Brutus, dass sie einander bei Philippi noch wiedersehen. Bei

Philippi wurde dann Brutus niedergeschlagen und getötet, so wurde die Ermordung

Caesars gerächt.

Zustände wie im alten Rom334 (ugs.)

Tschechisch: To je jako za Hitlera335 (abwertend)

Bedeutung: ‚überholte, verbesserungsbedürftige Zustände’

5.3.4. Nulläquivalenz

Ob/wenn in China/Peking ein Fahrrad/Sack Reis umfällt336

Tschechisch: Když se stane něco nepodstatného

Bedeutung: ‚wenn etwas ganz Unwichtiges geschieht’

China ist sehr weit weg, es kann den Menschen also nicht berühren, wenn dort etwas

Unwichtiges passiert.

Ab nach Kassel!337 (ugs.)

Tschechisch: Rychle vpřed!

Bedeutung: ‚schnell fort’

333 Duden, S. 548.334 Duden, S. 589.335 Čermák, 1983, S. 300.336 Duden, S. 139.337 Duden, S. 19.

100

Page 102: Diplom Ka

Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Zwangsrekrutierungen in Hessen im achtzehnten

Jahrhundert. Es ging um Rekrutierungen für die englische Krone während des

Unabhängigkeitskrieges der englischen Kolonien in Nordamerika. Kassel was damals

die Sammelstelle der Rekruten.

Fern von Madrid338

Tschechisch: Daleko od skutečného dění (Übersetzung: ‚daleko od Madridu‘)

Bedeutung: ‚weit vom eigentlichen Geschehen’

Diese Wendung verwendet Friedrich Schiller in seinem Werk ‚Don Carlos‘. Der

König verbietet hier der Marquisin von Mondekar für zehn Jahre den Aufenthalt auf

dem Hof.

5.4. Flussnamen

5.4.1. Volläquivalenz

Den Rubikon überschreiten339 (bildungsspr.)

Tschechisch: Překročit Rubikon340

Bedeutung: ‚einen entscheidenden Schritt machen’

Diese Redewendung hängt mit Julius Caesar zusammen. Caesar hat sich entscheiden,

mit seinem Heer den Rubikon zu überschreiten. So hat er im Jahre 49 v. Ch. einen

Bürgerkrieg in Rom ausgelöst, was ihn an die Macht brachte.

5.4.2. Teiläquivalenz

Mit Alsterwasser getauft sein341 (ugs.)

Tschechisch: Být křtěný Alsterou342

338 Duden, S. 471.339 Duden, S. 591.340 Čermák, 1994, S. 546.341 Duden, S. 33.342 Čermák, 1994, S. 275.

101

Page 103: Diplom Ka

Bedeutung: ‚ein geborener Hamburger sein’

Diese Wendung verwendet man nach dem Hamburger Fluss Alster.

Mit Spreewasser getauft sein343 (ugs.)

Tschechisch: Být křtěný Sprévou344

Bedeutung: ‚ein geborener Berliner sein’

Diese Wendung verwendet man nach dem Berliner Fluss Spree.

Über den Jordan gehen345 (verhüll.)

Tschechisch: Přejít na druhý břeh346

Bedeutung: ‚sterben, kaputt werden (von Sachen)’

Diese Wendung hängt mit dem Übergang der Israeliten über den Fluss Jordan

zusammen. Sie gingen nach das Gelobte Land, dieses Land wird hier mit dem

Himmelsreich verglichen. Durch diesen Vergleich wird Jordan als Symbol des

Sterbens gesehen.

Da/bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein/die Elbe/die Spree hinunter347 (ugs.)

Tschechisch: Do té doby uteče ještě hodně vody348

Bedeutung: ‚das wird noch lange dauern’

343 Duden, S. 716.344 Čermák, 1994, S. 275.345 Duden, S. 365.346 Čermák, 1994, S. 311.347 Duden, S. 342.348 Zaorálek, 2000, S. 391.

102

Page 104: Diplom Ka

Zusammenfassung

In meiner Arbeit habe ich mir nicht das Ziel gesetzt, die ganzen phraseologischen Systeme

des Deutschen und des Tschechischen zu vergleichen, sondern nur einen Teil der Systeme.

Die ganze Diplomarbeit wird in zwei Teile gegliedert. In dem ersten Teil beschäftige

ich mich mit der Theorie der Phraseologie an Hand von Fachliteratur vor allem von Wolfgang

Fleischer und Harald Burger. In diesem Teil befinden sich Kapitel wie Die Geschichte der

Phraseologie und Phraseologie aus der Sicht von verschiedenen Wissenschaften. Wichtig

sind aber vor allem die nächsten Kapitel Merkmale der Phraseologismen und Klassifizierung

der Phraseologismen. In dem Kapitel über die Merkmale werden die Eigenschaften von

Phraseologismen, wie die Polylexikalität, Idiomatizität, Stabilität und Lexikalisierung

beschrieben. Die Klassifizierung von Phraseologismen ist in dem theoretischen Teil am

wichtigsten und umfangreichsten. Bei der Klassifizierung richte ich mich nach den Kriterien

von Harald Burger. Zu dem theoretischen Teil gehören noch einige kleinere ergänzende

Kapitel wie Innere Struktur von Phraseologismen und Stilistische und kommunikativ-

pragmatische Aspekte der Phraseologie. Das abschließende Kapitel stellt der Abschnitt über

die Eigennamen dar.

In dem zweiten Teil beschäftige ich mich mit den konkreten Beispielen. Dieser Teil ist

den Phraseologismen gewidmet, die einen Eigennamen enthalten. Das

Untersuchungsmaterial, aus dem ich geschöpft habe, bilden verschiedene Wörterbücher, es

handelt sich vor allem um Duden 11 (Redewendungen) und die tschechischen Wörterbücher

Slovník české frazeologie a idiomatiky von František Čermák und Lidová rčení von Jaroslav

Zaorálek, aber auch andere Bücher waren mir bei dieser Aufgabe hilfreich.

In meiner Arbeit wollte ich die Phraseologismen mit Eigennamen als Komponenten

klassifizieren. Ich habe die deutschen Idiome gesammelt und nach ihren tschechischen

Äquivalenten gesucht, wobei ich den Grad der Äquivalenz angeführt habe. Weiter steht bei

jedem Phraseologismus eine Erklärung seiner Bedeutung und Herkunft.

103

Page 105: Diplom Ka

Insgesamt habe ich 163 Phraseologismen gefunden, deren Bestandteil die Eigennamen

bilden. Die umfangreichste Gruppe bilden die Phraseologismen mit Personennamen. Ihre

Anzahl ist 114. Bei dieser Gruppe unterscheidet man die Vornamen und Familiennamen. Die

Vornamen, die mit der Anzahl 101 die größte Untergruppe bilden, kann man noch in weitere

Kategorien teilen, die auch ziemlich umfassend sind. Es geht um volkstümliche Namen,

biblische Namen und antike Namen. Die biblischen und volkstümlichen Namen sind am

meisten vertreten. Ich habe 30 biblischen und 31 volkstümlichen Namen gefunden. Die

deutschen Phraseologismen mit volkstümlichen Namen weisen meistens mit den

tschechischen Phraseologismen die rein semantische Äquivalenz (41,9%) und die

Nulläquivalenz (41,9%) auf. Die Phraseologismen mit biblischen Namen weisen dagegen oft

die Volläquivalenz (43,3%) auf. Die Bibel war nämlich für beide Kulturen (die deutsche und

die tschechische) sehr wichtig und einflussreich.

Die zweitgrößte Gruppe bilden die Phraseologismen, die die Länder- und

Völkernamen enthalten, ihre Anzahl ist 28. Diese Gruppe kann wieder zweigeteilt werden, in

adjektivische Derivate und substantivische Formen. Die Untergruppe der adjektivischen

Derivate ist größer, sie enthält 17 Phraseologismen und weist meistens (41,2%) die

Teiläquivalenz auf. Die substantivischen Formen sind meistens auch teiläquivalent (36,4%).

Die Ortsnamen stellen die dritte Gruppe dar, in die 16 Phraseologismen eingereiht

werden. Die Wendungen sind nach der Äquivalenz in fast gleiche Gruppen eingeteilt.

Zu der letzten und kleinsten Gruppe gehören die Flussnamen. Die Wendungen mit

Flussnamen sind ziemlich selten, ich habe nur 5 Phraseologismen gefunden. Vier von ihnen

weisen die Teiläquivalenz auf, es kann also gesagt werden, dass 80% teiläquivalent ist.

Im allgemeinen weisen die deutschen und tschechischen Phraseologismen mit

Eigennamen als Komponenten die Volläquivalenz auf. Mit 28,8% ist die Gruppe von

volläquivalenten Wendungen aber nicht merkbar größer als die anderen. Die übrigen

Phraseologismen sind fast gemäß nach der Art der Äquivalenz eingeteilt. 39 Wendungen kann

man als teiläquivalent (23,9%), 38 Wendungen als rein semantisch äquivalent (23,3%) und 39

als nulläquivalent (23,9%) bezeichnen.

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Page 106: Diplom Ka

Abkürzungen

berlin. berlinisch

bes. besonders

bildungsspr. bildungssprachlich

dichter. dichterisch

fam. familiär

geh. gehoben

neutr. neutral

scherzh. scherzhaft

ugs. umgangssprachlich

veralt. veraltend

verhüll. verhüllend

wohlwoll. wohlwollend

105

Page 107: Diplom Ka

Literaturverzeichnis

Phraseologie

BURGER, Harald; BUHOFER, Annelies; SIALM, Ambros: Handbuch der Phraseologie.

Berlin: Walter de Gruyter & Co. 1982.

BURGER, Harald: Phraseologie, Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich

Schmidt Verlag. 1998.

FLEISCHER, Wolfgang: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: VEB

Bibliographisches Institut Leipzig. 1982.

SCHEMANN, Hans: Deutsche Idiomatik, Die deutschen Redewendungen im Kontext.

Stuttgart: Ernst Klett Verlag für Wissen und Bildung. 1993.

Eigennamen

KOPEČNÝ, František: Průvodce našimy jmény. Praha: Academia. 1974.

KNAPPOVÁ, Miloslava: Jak se bude vaše dítě jmenovat. Praha: Academia. 1999.

NAUMANN, Horst: Vornamen heute, Fragen und Antworten zur Vornamengebung. Leipzig:

VEB Bibliographisches Institut Leipzig. 1986.

ŠMILAUER, Vladimír: Úvod do toponomastiky. Praha: Státní pedagogické nakladatelství.

1963.

106

Page 108: Diplom Ka

Wörterbücher

BEČKA, V.: Slovník synonym a frazeologismů. Praha: Vydavatelství Novinář. 1977.

ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Přirovnání. Praha: Academia.

1983.

ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Výrazy neslovesné. Praha:

Academia. 1988.

ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Výrazy slovesné A-P. Praha:

Academia. 1994.

ČERMÁK, František: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Výrazy slovesné R-Ž. Praha:

Academia. 1994.

Duden, Band 11: Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten: Wörterbuch der

deutschen Idiomatik. Dudenverlag. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich, 1992.

KRÁTKÝ, Josef: Jádro pudla, Malá encyklopedie nejfrekventovanějších rčenní, přísloví a

sentencí. Mladá Boleslav: Nakladatelství ŠEBEK & POSPÍŠIL. 1991.

ONDRČKOVÁ, Eva; HANNIG, Dieter: Nemecko/slovenský slovník frazeologizmov.

Bratislava: Slovenské pedagogické nakladateľstvo. 1988.

ŠVANRLÍK, Miloslav: Proč se to říká. Praha: Nakladaterlství Epocha. 2005.

ZAORÁLEK, Jaroslav: Lidová rčení. Praha: Nakladatelství Academia. 2000.

107

Page 109: Diplom Ka

Web-Seiten

http://www.oik.cz/view.php?cisloclanku=2004060101 (10.11.2008)

http://cs.wikipedia.org/wiki/%C5%A0pan%C4%9Blsk%C3%BD_jezdec (10.11.2008)

http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsname (10.10.2008)

http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenname (25.11.2008)

http://cs.wikiquote.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%A1_p%C5%99%C3%ADslov%C3%AD

(25.11.2008)

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Page 110: Diplom Ka

Anhang

Statistische Tabellen; Ergebnisse der Untersuchung

Eigennamen Volläquivalenz TeiläquivalenzRein semantische Äquivalenz

Nulläquivalenz Anzahl der Phraseologismen

1.Personennamen 35/30,7% 20/17,5% 31/27,2% 28/24,6% 1142.Länder- und Völkernamen 6/21,4% 11/39,3% 3/10,7% 8/28,6% 28

3.Ortsnamen 5/31,3% 4/25% 4/25% 3/18,8% 16

4.Flussnamen 1/20% 4/80% 0 0 5

Insgesamt 47/28,8% 39/23,9% 38/23,3% 39/23,9% 163

Personennamen Volläquivalenz TeiläquivalenzRein semantische Äquivalenz

Nulläquivalenz Anzahl der Phraseologismen

Vornamen 32/31,7% 19/18,8% 25/24,8% 25/24,8% 101

Familiennamen 3/23,1% 1/7,7% 6/46,2% 3/23,1% 13Personennamen insgesamt 35/30,7% 20/17,5% 31/27,2% 28/24,6% 114

Vornamen Volläquivalenz TeiläquivalenzRein semantische Äquivalenz

Nulläquivalenz Anzahl der Phraseologismen

Volkstümliche Namen 1/3,2% 4/12,9% 13/41,9% 13/41,9% 31

Biblische Namen 13/43,3% 7/23,3% 7/23,3% 3/10% 30

Antike Namen 16/72,7% 2/9,1% 3/13,6% 1/4,5% 22

Restliche Namen 2/11,1% 6/33,3% 2/11,1% 8/44,4% 18Vornamen insgesamt 32/31,7% 19/18,8% 25/24,8% 25/24,8% 101

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Länder- und Völkernamen

Volläquivalenz TeiläquivalenzRein

semantische Äquivalenz

Nulläquivalenz Anzahl der Phraseologismen

Adjektivische Derivate 5/29,4% 7/41,2% 0 5/29,4% 17Substantivische Formen 1/9,1% 4/36,4% 3/27,3% 3/27,3% 11Länder- und Völkernamen insgesamt

6/21,4% 11/39,3% 3/10,7% 8/28,6% 28

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