Diplomarbeit - Social Tranquilizer

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Social Tranquilizer Soziale Arbeit in der Psychiatrie Ein Vergleich zwischen theoretischen Diskursen und praktischen Erfahrungen der SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten Österreichs Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Magistra (FH) für sozialwissenschaftliche Berufe“ Verfasserin: Doris Pröll Vorgelegt am FH-Diplomstudiengang Soziale Arbeit – Fachhochschule Salzburg Gutachter: DSA Mag. Dr. Karl Wilhelmstätter Salzburg, Mai 2009

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Social Tranquilizer

Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Ein Vergleich zwischen theoretischen Diskursen und praktischen Erfahrungen der SozialarbeiterInnen in

psychiatrischen Krankenanstalten Österreichs

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Magistra (FH) für sozialwissenschaftliche Berufe“

Verfasserin: Doris Pröll

Vorgelegt am FH-Diplomstudiengang Soziale Arbeit – Fachhochschule Salzburg

Gutachter: DSA Mag. Dr. Karl Wilhelmstätter

Salzburg, Mai 2009

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Zusammenfassung

Das „Psychiatriewesen“ ist sehr vielschichtig. Es ist das größte Handlungsfeld der

Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen. Wie sieht aber die konkrete Praxis von

SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten aus?

Die angehängten Hypothesen zu dieser Fragestellung lauten:

SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben unterschiedliche

Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen Bundesländern.

SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben Veränderungs- bzw.

Verbesserungswünsche bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen.

PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten sind grundsätzlich motiviert,

sozialarbeiterische Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen.

Hauptanliegen der PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten an

SozialarbeiterInnen betreffen finanzielle Angelegenheiten.

Die Vernetzung zwischen den Krankenanstalten und den nachsorgenden Einrichtungen

funktioniert nur mangelhaft.

Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird im Theorieteil ein thematischer Überblick

u.a. über die allgemeinen Aufgaben, Methoden und Handlungsfelder der Sozialen Arbeit

gegeben, um dann auf die möglichen spezifischen Anforderungen der Sozialen Arbeit in

der Psychiatrie einzugehen. Widersprüchlichkeiten und Übereinstimmungen von

Theorie und Praxis werden wie folgt überprüft. Der empirische Teil setzt sich aus einer

standardisierten Befragung, die online an alle SozialarbeiterInnen in psychiatrischen

Krankenanstalten Österreichs versendet wurde, und dessen Auswertung zusammen.

Den Abschluss der Arbeit bilden die Zusammenfassung der Ergebnisse und die daraus

ableitbaren Handlungsempfehlungen. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Fragen

nach dem tatsächlichen Arbeitsbereich und seinen häufigsten Anforderungen. So

entstand eine Sammlung von Ideen, Schwierigkeiten und Innovationen, mit denen

SozialarbeiterInnen in der Praxis konfrontiert sind.

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Abstract

Being very complex, the psychiatric system presents the largest scope of work in the

public health system. The purpose of this paper is to portray the practical work of social

workers in psychiatric hospitals in Austria. Thus, the following four hypotheses were

formulated. Depending on the federal state they come from, social workers in psychiatric

hospitals put different focus on their work. They have ideas of changing and improving

their working conditions. Patients are motivated to accept help from social workers and

the main concerns patients want to discuss with social workers are of financial origin.

In the theoretical part of the paper a thematic overview of the general assignments,

methods and scopes of social work is given. Then the specific demands of social work

in psychiatric institutions are discussed. The second part consits of a standardized

questionnaire, which was sent online to all social workers in psychiatric hospitals of

Austria and the results are being interpreted. For a consistent comparison, the social

workers were asked the same questions as discussed in the theoretical part.

Finally a summary of the results, which mainly deal with the actual scope of work and its

challenges, and recommendations for action, is given. This collection of ideas,

difficulties and innovations social workers are constantly confronted with in their every

day work life thus concludes the paper.

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Inhaltsverzeichnis

VORWORT...................................................................................................................... 6

1 EINLEITUNG................................................................................................................ 7

2 METHODISCHE KONZEPTION................................................................................... 9

2.1 Bedeutung empirischer Methoden für die Soziale Arbeit ...................................................... 9

2.2 Klärung der Grundbegriffe von empirischen Methoden......................................................... 9

2.3 Fragenkonstruktion allgemein..............................................................................................10

2.4 Art des Fragebogens in der aktuellen Studie .......................................................................11

3 DIE DIPLOMARBEIT ................................. ................................................................ 14

3.1 Ziel der Diplomarbeit ...........................................................................................................14

3.2 Wer wurde befragt?.............................................................................................................14

3.3 Hypothesen und Forschungsfrage.......................................................................................15

4 SOZIALE ARBEIT................................... ................................................................... 16

4.1 Begriff: Soziale Arbeit ..........................................................................................................16

4.2 Handlungsfelder der Sozialen Arbeit ...................................................................................16

4.3 Theorien der Sozialen Arbeit ...............................................................................................18

4.4 Einige Methoden der Sozialen Arbeit...................................................................................19

4.5 Berufspflichten für SozialarbeiterInnen ................................................................................26

5 SOZIALE ARBEIT IM GESUNDHEITSWESEN............... .......................................... 27

5.1 Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen ........................................................27

5.2 Handlungsfelder und Arbeitsansätze der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen.................29

5.3. Kompetenzprofil von SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen........................................30

5.4. Klinische Sozialarbeit: Definition.........................................................................................31

5.5 Tätigkeitsfelder der klinischen Sozialarbeit ..........................................................................33

5.6 Methoden bzw. Handlungsansätze der klinischen Sozialarbeit ............................................34

6 PSYCHIATRIE ........................................................................................................... 37

6.1 Versuch einer Begriffsdefinition Psychiatrie.........................................................................37

6.2 Psychiatrische Kliniken und Abteilungen .............................................................................38

6.3 Psychiatrische Krankheitslehre............................................................................................42

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7 SOZIALE ARBEIT IN DER PSYCHIATRIE/PSYCHIATRISCHEN LANDSCHAFT ... 43

7.1 Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit mit PsychiatriepatientInnen ..............................................43

7.2 Aufgabenfeld und Methoden................................................................................................44

7.3 Theoretische Verortung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie ............................................50

8. ERGEBNISSE DES FRAGEBOGENS...................... ................................................ 51

8.1 Ausschicken der Fragebögen ..............................................................................................51

8.2 Daten der Befragten ............................................................................................................52

8.3 Daten der PatientInnen........................................................................................................55

8.4 Inhaltliche Aufgaben der SozialarbeiterInnen.......................................................................59

8.5 Methoden in der Praxis der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie.............................................71

8.6 Vernetzung/Nachsorge........................................................................................................79

8.7 Veränderungswünsche und Visionen der PraktikerInnen.....................................................91

8.8 Zusammenfassung der Grundergebnisse............................................................................93

9 BEANTWORTUNG DER HYPOTHESEN & FORSCHUNGSFRAGEN ... .................. 96

9.1 Verifizierung der Hypothesen ..............................................................................................96

9.2 Beantwortung der Forschungsfragen.................................................................................100

9.3 Handlungsempfehlungen...................................................................................................103

10 LITERATURVERZEICHNIS ............................ ....................................................... 104

10.1 Bücher.............................................................................................................................104

10.2 Zeitschriften.....................................................................................................................108

10.3 Internet ............................................................................................................................109

11 ABBILDUNGSVERZEICHNIS........................... ..................................................... 111

12 ANHANG.......................................... ...................................................................... 113

12.1 Psychiatrische Krankenanstalten in Österreich................................................................113

12.2 Der Fragebogen ..............................................................................................................115

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG.......................... .................................................. 122

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Vorwort

Die vorliegende Diplomarbeit soll einen generellen Einblick in die tatsächlichen

Tätigkeiten und Anforderungen an SozialarbeiterInnen bieten, die in Österreichs

psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind.

Die Motivation, sich mit diesem Thema so eingehend zu beschäftigen, ist durch meine

eigene Tätigkeit als Sozialarbeiterin auf der Psychotherapiestation der Christian-

Doppler-Universitätsklinik begründet, die ich seit Dezember 2007 ausübe. Ich vertrete

die Ansicht, dass viele für den beruflichen Alltag gewinnbringende Inhalte zum Großteil

durch Vernetzungen mit KollegInnen im psychiatrischen Bereich zum Vorschein

kommen und gegenseitig bei vorkommenden Unsicherheiten Unterstützungen

ermöglichen.

Mein besonderer Dank gilt meiner Arbeitsstätte dem Sonderauftrag für stationäre

Psychotherapie und dem gesamten Team.

Ich möchte mich bei den SozialarbeiterInnen der Christian-Doppler-Klinik bedanken für

die wohlwollende Aufnahme im Team, die zahlreichen Denkanstöße und den guten

Zuspruch. Sehr gute Anregungen für die Diplomarbeit habe ich von DSA Mag. Gustav

Holzner und DSA Paul Weidinger erhalten. Für die sehr gute inhaltliche Betreuung

während dem Verfassen der Diplomarbeit gebührt Herrn DSA Mag. Dr. Karl

Wilhelmstätter mein Dank.

Für die Geduld bei der Hilfe zur Selbsthilfe in Bezug auf die Excel-Auswertung danke

ich meinem Freund Harald.

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1 Einleitung

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie1

ExpertInnen für Soziale Arbeit in den unterschiedlichen Handlungsfeldern können in

ihrem Arbeitsalltag oft großen Herausforderungen gegenüber stehen, wenn es darum

geht, Menschen in prekären Lebenslagen möglichst rasch und nachhaltig ihre

Unterstützung zukommen zu lassen. Viele unterschiedliche Aspekte wie zum Beispiel

die Biographie der KlientInnen, die Ursachen für die missliche Situation und die

Fähigkeiten der Betroffenen sind ganzheitlich zu betrachten und darauf adäquat zu

reagieren, ohne die Autonomie der Hilfebedürftigen einzuschränken.

„Eine länger anhaltende psychische Störung ist häufig mit sozialen Risiken wie

Randständigkeit, Isolation oder Armut verbunden. Vielfach können Lebensentwürfe

beim Eintritt der Krankheit im frühen Erwachsenenalter bzw. im Jugendalter nicht mehr

eingelöst werden. Eine berufliche und/oder soziale Zielkorrektur „nach unten“ muss

häufig vorgenommen werden. In diesen Fällen sind neben medizinisch therapeutischen

Hilfen sozialarbeiterische Maßnahmen erforderlich.“ (www.asklepios.com; Zugriff am

16.2.2009)

Was ist das Besondere bzw. Unterscheidende am Handlungsfeld der Sozialen Arbeit in

der Psychiatrie? Ist es überhaupt notwendig, einen Unterschied zwischen der „Sozialen

Arbeit“ und der „Sozialen Arbeit in der Psychiatrie“ herauszustreichen? Was sagen

PraktikerInnen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie über ihr Aufgabengebiet, ihren

Kontakt mit den PatientInnen und ihre angewandten Methoden?

Die Diplomarbeit stellt den Versuch dar, einen Vergleich zwischen der theoretischen

Auseinandersetzung von Sozialer Arbeit in der Psychiatrie und den Praxiserfahrungen

von SozialarbeiterInnen in diesem Handlungsfeld zu entwickeln.

Ich habe mich für die Wahl dieses Themas entschieden, weil ich seit Dezember 2007

selbst in diesem Handlungsfeld tätig bin. Daher bin ich an einem breiteren und auch

wissenschaftlichen Blickwinkel, was die Aufgaben und Methoden der Sozialen Arbeit in

der Psychiatrie angeht, interessiert.

Die Diplomarbeit setzt sich aus einem theoretischen Literaturteil, einem empirischen Teil

und einem Kapitel bezüglich der methodischen Konzeption zusammen. Der

1 Tranquilizer: sind Beruhigungsmittel, die in der Psychiatrie eingesetzt werden.

Social Tranquilizer wird hier als provokanter, aufs Thema hinführender Titel verwendet. Hintergrund: Wodurch und wie arbeitet die Soziale Arbeit in der Psychiatrie? Nur beruhigend?

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Schwerpunkt des vierten Kapitels ist die begriffliche und theoretische

Auseinandersetzung mit der Sozialen Arbeit. Hier werden die einzelnen

Handlungsfelder angeführt, kurz auf das Theoriedilemma der Sozialen Arbeit

eingegangen und die Aufgaben und Methoden der Sozialen Arbeit erläutert.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich speziell mit der Bedeutung der Sozialen Arbeit im

Gesundheitswesen. Der Begriff Klinische Sozialarbeit wird definiert und dessen

Notwendigkeit erörtert. Einen weiteren Schwerpunkt in diesem Kapitel bildet die

Methodenfrage der Klinischen Sozialarbeit.

Das Thema Psychiatrie umfasst das sechste Kapitel. Unterschiedliche psychiatrische

Kliniken und Abteilungen werden in Bezug auf ihre Zielgruppen erklärt. Mögliche

psychiatrische Krankheitsbilder werden anhand des Klassifikationssystems ICD 102

angeführt. Die theoretische Verortung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie findet

besonderes Augenmerk.

Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie.

Unter anderen sind Ziele der Diplomarbeit, die aufgestellten Hypothesen zu bestätigen

oder gegebenenfalls zu widerlegen. Dieser Teil bildet ein weiteres Kapitel.

Im empirischen Teil der Diplomarbeit geht es um den Versuch, die Ergebnisse der

Befragungen auszuwerten und darzustellen.

Letztendlich führt dies zur Beantwortung der Forschungsfrage: “Wie sieht die konkrete

Praxis von SozialarbeiterInnen in Österreichs psychiatrischen Krankenanstalten aus?

Welche Zukunftsideen und Visionen gibt es in diesem Arbeitsfeld?“

Im Abschlusskapitel werden neue Erkenntnisse verarbeitet.

2 ICD 10: siehe Kapitel 6.3

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2 Methodische Konzeption

In diesem Kapitel erkläre ich nach dem Definieren der Bedeutung von empirischen

Forschungsmethoden und verwendeten Grundbegriffen die methodische

Herangehensweise an die aktuelle Forschungsstudie. Ebenfalls behandle ich die

notwendigen Kenntnisse zur Fragebogenkonstruktion.

2.1 Bedeutung empirischer Methoden für die Soziale Arbeit

Der Einsatz von empirischen Methoden und Praktiken in der Sozialen Arbeit zur

Erhebung, Darstellung und Interpretation von Daten ist nicht nur notwenig, sondern ist in

einigen Feldern bereits üblich. Das Beherrschen einer empirischen Datenerhebung ist

für SozialarbeiterInnen von Vorteil bzw. notwendig, wenn es um systematische

Darstellungen von Daten von KlientInnen im Rahmen der Sozialberichtserstattung einer

regionalen Bedarfserhebung geht, oder eine Einrichtung eine Selbstevaluation plant.

Die Sozialarbeitsforschung hat ein spezifisches Erkenntnisinteresse, sodass die

Fragestellungen eine unmittelbare Nähe zur beruflichen Praxis aufweisen. Trotzdem

wird die Soziale Arbeit auf das Wissen der Bezugswissenschaften angewiesen bleiben.

Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit kommt ohne eine wissenschaftliche

Grundlegung nicht aus (vgl. Schaffer 2002, S.9-11).

Bei der empirischen Forschung geht es nicht mehr nur um Praxisforschung sondern

zunehmend auch um empirisch gestütztes Wissen für die Theorieentwicklung. Die

professionelle Handlungspraxis in der Sozialen Arbeit kann sich ohne vielfältige und

umfängliche empirische Kenntnisse über ihren Gegenstandsbereich nicht

weiterentwickeln (vgl. Otto/Oelerich/Michel 2003, S. 3f).

2.2 Klärung der Grundbegriffe von empirischen Metho den

Empirisch bedeutet einfach ausgedrückt „im sozialen Umfeld wahrnehmbar“. Das

Soziale Handeln ist Gegenstand empirischer Sozialforschung. Soziales Handeln hat

eine intentionale Komponente und ein soziales Gegenüber (wenn auch nicht immer

anwesend z.B. einen Brief an jemanden schreiben) und ist durch wechselseitige

Verhaltenserwartungen strukturiert. Man spricht ebenso von sozialem Handeln laut

Schaffer (2002), wenn die Folgen destruktiv sind (vgl. Schaffer 2002, S. 25f).

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„Den Ausgangspunkt für eine empirische Studie bildet in der Regel eine Hypothese oder eine Reihe von Hypothesen (das heißt eine oder mehrere Aussagen über einen vermuteten Zusammenhang), die theoretisch oder aus vorhandenen empirischen Studien abgeleitet worden sind. Ziel des empirischen Vorgehens kann dann die vorläufige Bestätigung oder endgültige Verwerfung der Ausgangshypothese(n) sein. Dieses Vorgehen wird deduktiv genannt (Überprüfung eines theoretisch entwickelten Zusammenhangs an der Realität).“ (Schaffer 2002, S.27)

2.3 Fragenkonstruktion allgemein

Im Fragebogen werden der Inhalt, die Anzahl und die Reihenfolge der Fragen

festgelegt. Bereits bei der Fragebogenkonstruktion muss über die sprachliche

Formulierung der Fragen und die Verwendungsweise von Antwortkategorien

entschieden werden (vgl. Atteslander/Kopp In: Roth/Holling 1999, S.153).

Nicht vergessen werden darf, den gewünschten TeilnehmerInnen in kurzen aber

präzisen Sätzen die Absicht bzw. den Zweck der Befragung sowie ihren

Verwertungszusammenhang (Auftraggeber, Motivation, geplanter

Veröffentlichungskontext) zu erläutern. Zudem müssen die Auswahlkriterien bezüglich

der zu befragenden Personen genannt werden, und eine Anonymitätszusicherung hat

zu erfolgen. Als vertrauenssteigernd wirkt auch das Angebot, die späteren Ergebnisse

bei Interesse zur Verfügung zu stellen. Die Rücklaufquote kann durch ein weiteres

Erinnern an den Fragebogen gesteigert werden. Die Fragebogenkonstruktion kann in

folgender Weise ablaufen: Den Beginn kann man mit so genannten „Eisbrecherfragen“

gestalten. Das sind Fragen, die relativ einfach und ohne zu zögern zu beantworten sind.

Die für die Untersuchung wichtigsten Fragen werden nach Möglichkeit in der Mitte des

Fragebogens platziert, da die „kritische“ Einstiegsphase überwunden ist, gleichzeitig

aber die Erregungskurve bei den Befragten noch so hoch ist, dass ein gewisses

Aufmerksamkeitsniveau garantiert scheint. Thematisch zusammengehörende Fragen

sollen auch in ein und demselben Block angeführt werden, denn die Themenabfolge

muss nachvollziehbar sein. Die Fragen zu den persönlichen Daten werden meist in

einem eigenen Fragenkomplex und vollstandardisiert am Ende der schriftlichen

Befragung erhoben. Um einen gelingenden Fragebogen konstruieren zu können, ist ein

thematisches Vorwissen notwendig (vgl. Schaffer 2002, S. 92-97).

Um genügend Vorwissen in dem Themenbereich der aktuellen Studie zu erwerben,

habe ich zuerst Informationen für die theoretische Auseinandersetzung aus der Literatur

recherchiert und in den Theoriekapiteln verarbeitet.

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Es gilt die Regel: Besser mehrere kurze Fragen als eine zu komplexe Frage stellen. Bei

der Fragenformulierung ist darauf zu achten, dass keine wertbesetzten Begriffe

verwendet werden (vgl. Schaffer 2002, S.98).

Geschlossene Fragen sind so formuliert, dass den Befragten mit der Frage gleichzeitig

eine Reihe von Antwortmöglichkeiten vorgelegt werden, aus denen sie die zutreffende

Alternative auswählen müssen. Bei offenen Fragen haben die TeilnehmerInnen nicht

nur inhaltlich zu antworten, sondern die Antworten müssen auch selbständig sprachlich

formuliert werden (vgl. Atteslander/Kopp In: Roth/Holling 1999, S.154f).

Es gibt auch die Möglichkeit, skalierte Antwortkategorien zu verwenden (vgl. Schaffer

2002, S. 149).

„Die von der Variable angenommenen Werte können von „hoch“ bis „niedrig“ und von

„sehr häufig“ bis „überhaupt nicht“ rangiert werden.“ (Schaffer 2002, S.149)

Die Befragten sollen auch jeweils vor der Beantwortung jeder Frage wissen, ob

Mehrfachnennungen möglich sind. Bei der Verwendung von Skalen muss vor jeder

dieser Fragen das System der Skala erklärt werden, auch wenn diese immer gleich

bleiben. Suggestiv-Fragen sind unbedingt zu vermeiden (vgl. Schaffer 2002, S.99).

Vor dem ersten Einsatz des Fragebogens sollte ein Pre-Test durchgeführt werden, um

herauszufinden, ob eventuell Probleme bei der Datenerhebung auftreten können (vgl.

Schaffer 2002, S. 147).

Um die erhobenen Daten computergestützt auswerten zu können, müssen diese in

einen maschinenlesbaren Datenfile übertragen werden. Das weitere Vorgehen hängt

von der Art der Fragestellungen bzw. von den Antwortvorgaben ab (vgl. Schaffer 2002,

S. 148).

Der Fragebogen lässt sich u.a. auswerten mit Hilfe der beschreibenden bzw.

deskriptiven Statistik. Diese liefert eine Zusammenfassung der erhobenen Daten, die

sich ausschließlich auf die Untersuchungsmenge beziehen. Sowohl einzelne messbare

Beobachtungsdaten als auch Zusammenhänge mehrerer Merkmale können

beschrieben werden (vgl. Atteslander/Kopp 1995, S.297).

2.4 Art des Fragebogens in der aktuellen Studie

Da der empirische Teil der Diplomarbeit eine Vollerhebung der Aussagen von

PraktikerInnen in diesem Handlungsfeld zum Ziel hatte, war die logische Konsequenz

für die Wahl der Durchführung eines Fragebogens gegeben. Mein Bestreben war die

Befragung aller SozialarbeiterInnen in ganz Österreich, die in psychiatrischen

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Krankenanstalten tätig waren. Die Internetrecherche im November 2008 ergab die

Anzahl von 37 psychiatrischen Krankenanstalten bzw. psychiatrischen Anstalten in

Österreich. Diese waren auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie

und Jugend zu eruieren (vgl. www.bmgfj.gv.at; Zugriff am 5.11.2008). Bei einer weiteren

Recherche Ende Jänner 2009 hat das Bundesministerium zwei weitere psychiatrische

Anstalten hinzugefügt.

Beinahe jede Krankenanstalt verfügt bereits über eine Homepage, in der die Einrichtung

vorgestellt wird. Bei manchen Krankenanstalten waren auch die beschäftigten

SozialarbeiterInnen mit Telefonnummer oder E-Mail Adresse angeführt. Der

überwiegende Teil der psychiatrischen Krankenanstalten erwähnte nur die möglichen

Dienste der SozialarbeiterInnen. Daher bestand meine weitere Aufgabe darin, in

akribischer Art alle fehlenden Daten telefonisch zu erfragen.

Ich entschied mich für die Form eines Online-Fragebogens, da dieser im Vergleich zu

einem Fragebogen, der per Post zugestellt wird, meiner Meinung nach viele Vorteile

hat. Für das spätere Verschicken des Fragebogens musste ich die Anzahl der

SozialarbeiterInnen und deren berufliche E-Mail Adressen erheben. Vereinzelt waren

wenige SozialarbeiterInnen nicht bereit, ihre E-Mail Adresse zur Verfügung zu stellen,

aber die KollegInnen erklärten sich bereit, die Informationen über die Fragebögen an

diese Personen weiterzuleiten. Diese konnten dann selbst entscheiden, ob sie an der

Befragung teilnehmen wollten. Ich vermute, dass es sich hier um eine gewisse

Unsicherheit gehandelt hat, die ich leider nicht ausräumen konnte.

Ein weiterer Grund, die Form des Online-Fragebogens zu wählen, war die Tatsache,

dass dieser eine für den Studiengang Soziale Arbeit innovative aber auch

wissenschaftliche Form der empirischen Befragung darstellt. Mit Hilfe des Online-

Programms zur Fragebogenerstellung konnte die Anonymität der Befragten garantiert

werden. Durch das Wesen des Online-Fragebogens erwartete ich mir einen höheren

Rücklauf, als hätte ich die Fragebögen per Post verschickt. Die SozialarbeiterInnen

erhielten die Fragebögen direkt auf ihren Arbeitsplatz und konnten sie sogleich

beantworten und durch einen einzigen „Klick“ retournieren. Ich denke, dass ein

zusätzlicher Weg zum nächsten Postkasten einige SozialarbeiterInnen von der

Teilnahme abgehalten hätte. Um den logischen, inhaltlichen und strukturellen Aufbau

des Fragebogens überprüfen zu können, führte ich einen Pre-Test mit

SozialarbeiterInnen aus meinem Arbeitsumfeld durch. Nachdem ich Unklarheiten im

Fragebogen beseitigt hatte, erstellte ich den Fragebogen mit dem Online-Programm

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Voycer. Dieses Programm kann mit einer Umfrage-Plattform verglichen werden (vgl.

www.voycer.com). Die zu Befragenden erhielten ein erstes E-Mail, das über mein

Vorhaben Aufklärung gab und den kommenden Fragebogen ankündigte. Etwa eine

Woche später verschickte ich E-Mails, die den Fragebogenlink enthielten, mit der Bitte

um Beantwortung binnen zwei Wochen. Vor Ablauf der zwei Wochen verschickte ich

nochmals ein Erinnerungsmail an jene SozialarbeiterInnen, die laut dem Programm

noch nicht teilgenommen hatten. Ich erhielt einen Rücklauf von 46 Prozent.

Alle erhaltenen Daten importierte ich in eine Excel-Tabelle und wertete sie auf diese

Weise aus. So erhielt ich eine Grundauswertung, die vor allem die Verteilung der

Antworten darstellte. Als nächsten Schritt setzte ich die einzelnen Ergebnisse in

Beziehung, um weitere Aussagen treffen zu können.

Gegen Ende der Diplomarbeit versuchte ich empirische Ergebnisse und theoretische

Auseinandersetzungen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie zu verknüpfen. Auf diese

Weise sollte die Arbeit ein vollständiges Bild ergeben und möglichst alle aufgeworfenen

Fragen beantworten. Neue Erkenntnisse bildeten den Abschluss der Diplomarbeit.

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3 Die Diplomarbeit

3.1 Ziel der Diplomarbeit

Ziel der Diplomarbeit ist der theoretische Vergleich der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie

mit den Aussagen der PraktikerInnen in diesem Handlungsfeld. Von Bedeutung sind

Fragen nach den unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten der SozialarbeiterInnen,

Unsicherheiten bei Aufgaben und angewandten Methoden der Sozialen Arbeit,

Nachsorgeeinrichtungen und Veränderungswünsche hinsichtlich verschiedener

Rahmenbedingungen.

3.2 Wer wurde befragt?

Mein Bestreben war das Eruieren möglichst aller SozialarbeiterInnen, die in Österreichs

Psychiatrien tätig waren. Allerdings habe ich mich entschlossen, keine Befragungen mit

SozialarbeiterInnen, die in der Neurologie oder der Geriatrie beschäftigt sind,

durchzuführen, weil diese für meine Diplomarbeit nicht relevant sind. Wie schon im

Kapitel 2 näher erläutert, erhielt ich die Kontaktdaten der Psychiatrischen

Krankenanstalten auf der Internetseite des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie

und Jugend. Durch weitere Internetrecherchen bzw. telefonische Auskünfte trug ich die

Firmen-E-Mail Adressen von 149 SozialarbeiterInnen zusammen.

Diese sind beschäftigt in Psychiatrischen Krankenanstalten oder Landeskliniken mit

psychiatrischen Abteilungen in allen Bundesländern. Um einen groben Überblick über

die Verteilung der befragten Personen auf die Bundesländer zu geben, führe ich

folgende erhobenen Daten an: Spitzenreiter bezüglich der Anzahl von Psychiatrien ist

Niederösterreich mit 8 Einrichtungen. Wien liegt mit 7 psychiatrischen Einrichtungen

knapp dahinter, wobei das Sozialmedizinische Zentrum Baumgartner Höhe (Otto

Wagner Spital) mit 29 SozialarbeiterInnen den größten Anteil ausmacht. Platz 3 erreicht

die Steiermark mit 6 Einrichtungen. Hier zählt die Landesnervenklinik Sigmund Freud

Graz 20 SozialarbeiterInnen (ohne Neurologie und Geriatrie). Oberösterreich hat 5

Psychiatrien. Den größten Anteil von SozialarbeiterInnen beschäftigt die Landes-

Nervenklinik Wagner-Jauregg (21 SozialarbeiterInnen). Es folgen die Bundesländer

Tirol (4 Einrichtungen), Salzburg und Kärnten mit jeweils 3 psychiatrischen

Krankenanstalten, Vorarlberg (2 Einrichtungen) und Burgenland (1 Einrichtung).

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3.3 Hypothesen und Forschungsfrage

Folgende Hypothesen versuche ich anhand meiner Studie zu beantworten:

• SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben unterschiedliche

Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen

Bundesländern.

• SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben Veränderungs-

bzw. Verbesserungswünsche bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen.

• PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten sind grundsätzlich motiviert,

sozialarbeiterische Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen.

• Hauptanliegen der PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten an

SozialarbeiterInnen betreffen finanzielle Angelegenheiten.

• Die Vernetzung zwischen den Krankenanstalten und den nachsorgenden

Einrichtungen funktioniert nur mangelhaft.

Meine Forschungsfragen lauten:

• Wie sieht die konkrete Praxis von SozialarbeiterInnen in Österreichs

psychiatrischen Krankenanstalten aus?

• Welche Zukunftsideen und Visionen gibt es in diesem Arbeitsfeld?

In den folgenden Theoriekapiteln werde ich jene Schwerpunktthemen behandeln, die für

meine empirische Studie relevant sind und einen Vergleich zwischen Theorie und Praxis

ermöglichen. Den Grundstock bildet das Kapitel Soziale Arbeit mit den Themen

Theorien der Sozialen Arbeit, Aufgaben und Methoden. In den anschließenden Kapiteln

wird die Soziale Arbeit immer mehr in Richtung Gesundheitswesen, Klinik und

Psychiatrie beleuchtet. Den Abschluss der Theorie bildet das Theorie- und Methoden-

Kapitel Soziale Arbeit in der Psychiatrie.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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4 Soziale Arbeit

Im gegenständlichen Kapitel soll ein theoretischer Überblick gegeben werden, was unter

Sozialer Arbeit zu verstehen ist und in welchen Bereichen sie anzutreffen ist.

4.1 Begriff: Soziale Arbeit

Der Begriff Sozialpädagogik kommt von der Reformpädagogik und der bürgerlichen

Jugendbewegung. Die Sozialarbeit bzw. die Soziale Arbeit hat eher eine Tradition der

Armenfürsorge. Diese Begriffe wurden schon in der Weimarer Republik auf die

Handlungsfelder in der Armenpflege bzw. der allgemeinen Wohlfahrtspflege bezogen

(vgl. Thole 2002, S.133).

...“als der pädagogische Charakter der damit in den Blick tretenden Aufgaben stärker

hervortrat und der sozialarbeiterischen Klientel, etwa nach Maßgabe der Formel „Hilfe

zur Selbsthilfe“, zunehmend nahe gelegt wurde, „brachliegende oder verschüttet

geglaubte Hilfsquellen, Energien und Kräfte wieder zu nutzen (Ressourcenarbeit),

rückten Sozialpädagogik und Sozialarbeit unter dem Dach des Begriffs Soziale Arbeit

zusammen...“. (Müller 1998 In: Thole 2002, S. 134)

Unter dem Begriff Soziale Arbeit wird eine handlungswissenschaftliche Disziplin

verstanden. Sie unterstützt Menschen aktivierend, die unter anhaltenden sozialen

Problemen leiden oder von sozialem Ausschluss bedroht sind (vgl. www.avenirsocial.ch;

Zugriff am 18.02.2009).

Die Soziale Arbeit ist auf verschiedenen Gebieten tätig und hat unterschiedliche

Zielgruppen. Im folgenden Unterkapitel werden die Einsatzbereiche der Sozialen Arbeit

angeführt, um einen Überblick über mögliche Handlungsfelder zu geben. Erst in den

später folgenden Kapiteln werde ich mich zunehmend auf die Herausforderungen der

Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen und dann speziell in der Psychiatrie

konzentrieren.

4.2 Handlungsfelder der Sozialen Arbeit

Unter Handlungsfeld kann auch Arbeitsfeld verstanden werden.

Ein Arbeitsfeld definiert sich durch eine gemeinsame Thematik, hat einen rechtlichen

wie auch institutionellen Zusammenhang und kennzeichnet sich durch Zielgruppe und

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Methode. Eine genaue Bezeichnung der Handlungsfelder der Sozialen Arbeit ist nur in

Ansätzen vorhanden (vgl. Zimmermann 2002, S.172).

Im Konzept für Lehre, Forschung & Entwicklung des Fachhochschulstudiengangs für

Soziale Arbeit in Salzburg teilt Popp (2002) die Handlungsfelder der Sozialen Arbeit wie

folgt ein:

• Aktivierende Soziale Arbeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen der Kinder-,

Jugend- und Familienhilfe

• Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der sozialen Dienstleistungen für

körperlich, geistig oder sinnesbeeinträchtigte Personen

• Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der sozialen Dienstleistungen für

psychisch bzw. psychosomatisch beeinträchtigte Personen

• Aktivierende Soziale Arbeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen für

pflegebedürftige Personen – mit besonderer Berücksichtigung der sozialen

Altenhilfe

• Aktivierende Soziale Arbeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen für

integrationsgefährdete Personen

• Aktivierende Soziale Arbeit in den Sozialämtern

• Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der integrativen Beratungsstellen in den

Landbezirken

• Aktivierende Soziale Arbeit im Rahmen der soziokulturellen Gemeinwesenarbeit

• Aktivierende Soziale Arbeit in weiteren Handlungsfeldern wie Betrieben, Schulen,

Erlebnispädagogik, Strafvollzug und Sozialplanung (vgl. Popp 2002, S. 55 –66).

Unter dem Begriff „Aktivierende Soziale Arbeit“ versteht sich eine durchgehende

Handlungslogik, die auf die Eigenverantwortung und Selbsthilfekompetenz der

Betroffenen verweist. Soziale Dienstleistungen zielen auf die bedürfnis- und

bedarfsgerechte Lösung bzw. Minderung der Problemlagen der KlientInnen ab (vgl.

Popp 2002, S.52).

Es sind auch weitere Einteilungen der Handlungsfelder vorhanden wie z.B. die

Einteilung nach Zielgruppen von Klicpera (1996) oder des Österreichischen

Berufsverbandes diplomierter SozialarbeiterInnen (OBDS

Handlungsfeldbeschreibungen 2004). Allerdings werde ich auf diese nicht näher

eingehen.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 18 von 122

Im folgenden Kapitel soll erörtert werden, inwieweit sich die Soziale Arbeit theoretisch

verorten lässt. Außerdem führe ich ein Theoriebeispiel der Sozialen Arbeit an, das

meiner Ansicht nach besonders im Gesundheitswesen handlungsleitend sein sollte.

4.3 Theorien der Sozialen Arbeit

Wie schon bei der Begriffserklärung erläutert, hat die Soziale Arbeit von heute keine

eindimensionale Entwicklung durchgemacht und ist daher heterogen. Auch die bisher

verwendeten Theorien sind keine Theorien im eigentlichen Sinn sondern abhängig von

Personen, Konzepten oder Begriffen. Es fehlen in der Sozialen Arbeit Kriterien für die

Erstellung von Theorien. Gegenstandsbereich und Erkenntnisinteresse sind nicht

definiert, und die Theorieentwicklung verläuft unbefriedigend. In der Literatur findet man

genügend Texte unter dem Begriff Theorie, allerdings ist die Voraussetzung, das

Theorieverständnis, noch immer ungeklärt. Ansätze zur Theoriebildung setzen sich aus

Pädagogik, Sozialphilosophie, Soziologie, Psychologie sowie aus rechtlichen und

ökonomischen Wissensbeständen zusammen (vgl. Thole 2002, S. 139f).

Im Hinblick auf die später folgende theoretische Auseinandersetzung mit der Sozialen

Arbeit im Gesundheitswesen und besonders in der Psychiatrie erachte ich das

„Konzept“ der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit als notwendiges Paradigma für

das methodische Handeln in diesen Bereichen. Aus diesem Grund gehört für mich

bereits an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit der Theorie der

Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit angeführt.

Lebensweltorientierte Soziale Arbeit: „Lebensweltorientierung verbindet die Analyse von

gegenwärtig spezifischen Lebensverhältnissen mit pädagogischen Konsequenzen. Sie

betont – in der Abkehr von traditionell defizitärem und individualisierendem Blick auf

soziale Probleme - das Zusammenspiel von Problemen und Möglichkeiten, von Stärken

und Schwächen im sozialen Feld und gewinnt daraus das Handlungsrepertoire

zwischen Vertrauen, Niedrigschwelligkeit, Zugangsmöglichkeiten und gemeinsamen

Konstruktionen von Hilfsentwürfen auszubalancieren.“ (Thiersch/Grunwald/Köngeter In:

Thole 2002, S. 161)

Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit bezieht sich auf die Strukturen der

Lebenswelt der KlientInnen wie Raum, Zeit, soziale und gesellschaftliche Bedingungen.

Je nach den Erfahrungen der KlientInnen in diesen Bereichen reagiert die

Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, um alltägliche Bewältigungen und Hilfen zur

Selbsthilfe zu ermöglichen (vgl. Thiersch/Grunwald/Köngeter In: Thole 2002, S. 172f).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 19 von 122

„Die lebensweltorientierte Handlungslogik – gelegentlich auch als soziokulturelle bzw.

öko-soziokulturelle Handlungslogik bezeichnet – geht im wesentlichen von mangelnden

ökonomischen Ressourcen und/oder von einer defizitären Ausstattung der räumlich-

materiellen Umwelt im Hinblick auf die bio-psycho-sozialen und öko-sozio-kulturellen

Entwicklungsmöglichkeiten von Individuen bzw. Gruppen aus.“ (Popp 2002, S.33)

Eckpfeiler der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit sind: Prävention, Alltagsnähe,

Integration, Partizipation und Dezentralisierung (vgl. Thiersch/Grunwald/Köngeter In:

Thole 2002, S. 172f).

Im Gegensatz zur Lebensweltorientierung der Sozialen Arbeit ist auch die

Lebensstilorientierte Handlungslogik der Sozialen Arbeit zu erwähnen. Popp (2002)

verwendet diesen Begriff im Sinne des tiefenpsychologischen Konzepts der

Individualpsychologie als ein individuelles Lebenskonzept, „das auf dem Hintergrund der

psychischen Verarbeitung lebensgeschichtlicher und lebensweltlicher Erfahrungen die

Wahrnehmungen, Emotionen, Sinnkonstruktionen und Handlungen eines Menschen

steuert.“ (Popp 2002, S. 31)

Die lebensstilorientierte Handlungslogik, die auch als psychosoziale bzw. bio-

psychosoziale Handlungslogik bezeichnet wird, geht im Wesentlichen von individuellen

Krisen aus. Diese verursachen einen Leidensdruck oder ein von der Norm

abweichendes Verhalten des Menschen. Die Soziale Arbeit zielt auf eine Verbesserung

der Problemlösungskompetenzen und auf eine Modifikation biopsychischer

Bedingungen3 ab (vgl. Popp 2002, S. 31).

Zusammenfassend könnte man sagen: Es gibt eine Theorienvielfalt in der Sozialen

Arbeit. Allerdings sind ein Großteil der Theorien nicht exakt definiert, sodass ein

Theorienvergleich äußert schwierig bzw. kaum möglich ist.

Bei der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit wird das Hauptaugenmerk vor allem auf

Prävention, Alltagsnähe, Integration, Partizipation gelegt.

4.4 Einige Methoden der Sozialen Arbeit

Allgemein lässt sich der Methodenbegriff wie folgt definieren: „Methoden sind erprobte,

überlegte und übertragbare Vorgehensweisen zur Erledigung bestimmter Aufgaben und

Zielvorgaben.“ (Schilling 1993 In: Galuske, Michael 2003, S.24)

3 Modifikation von biopsychischen Bedingungen kann z.B. durch psychiatrische Interventionen erfolgen.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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„Methoden der Sozialen Arbeit thematisieren jene Aspekte im Rahmen sozialpädagogischer/sozialarbeiterischer Konzepte, die auf eine planvolle, nachvollziehbare und damit kontrollierbare Gestaltung von Hilfeprozessen abzielen und die dahingehend zu reflektieren und zu überprüfen sind, inwieweit sie dem Gegenstand, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen des Arbeitsfeldes, der Institutionen, der Situation sowie den beteiligten Personen gerecht werden.“ (Galuske 2003, S. 30) Das Methodenspektrum der Sozialen Arbeit in Österreich ist nicht theoriegeleitet

festgelegt.

Popp (2002) erläutert das berufsspezifische Methodenspektrum der „Aktivierenden

Sozialen Arbeit“ wie folgt:

Zu den klientenbezogenen Methoden lassen sich folgende Methoden der Sozialen

Arbeit zählen Sozioanalyse, Soziotherapie, Soziale Mediation, Soziokulturelle

Animation, Sozialdiagnose, Soziale Beratung und Case Management. Sozialplanung,

Sozialmanagement, Sozialadministration und –dokumentation gehören zu den

strukturbezogenen Methoden. Für die eigene Profession sind Selbstreflexion,

Selbstevaluation, Intervision und Supervision notwendig. Das Augenmerk der

Forschung liegt bei der Entwicklung und Evaluation der Sozialen Arbeit.

Situationsspezifische Methoden werden jeweils den Bedürfnissen diverser Zielgruppen

sowie den institutionellen Organisationsformen angepasst (vgl. Popp 2002, S. 69f).

Von den angeführten Methoden der Sozialen Arbeit sind die klientenbezogenen

Methoden am relevantesten für die theoretische Auseinandersetzung mit der

Themenstellung der Diplomarbeit, daher gehe ich auf diese genauer ein.

Die Sozioanalyse ist mit der Soziotherapie (siehe auch Kapitel 7.2) eng verbunden. Es

handelt sich um ein Diagnoseverfahren der Sozialen Arbeit, bei dem das Verstehen der

Beziehungsdynamik eines interagierenden KlientInnensystems, das Verstehen der

Aneignungsdynamik bezogen auf die sozialräumlichen Bedingungen sowie das

Verstehen der Zeitgestaltungsdynamik in sozial- bzw. milieutherapeutischen

Handlungskontexten im Mittelpunkt stehen (vgl. Popp 2002, S.70).

„Soziotherapie (gelegentlich auch Milieutherapie bzw. als psychosoziale Gruppenarbeit

bezeichnet) ist eine professionelle Methode der Sozialen Arbeit, bei der (auf dem

methodisch-diagnostischen Hindergrund der „Sozioanalyse“) im Hinblick auf den

einzelnen Klienten bzw. die einzelne Klientin im Kontext von intensiv interagierenden

Gruppen (einschließlich Familien) eine über den Zeitraum der Betreuung/Begleitung

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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hinaus andauernde, nachhaltig problemverändernd – therapeutische Wirkung auf

folgenden 4 Interventionsebenen angestrebt wird“ (Popp 2002, S.71):

• Beziehungsdynamik in einer Gruppe wie z.B.: Familie, Wohngruppe

• Partizipative und bedürfnisorientierte Gestaltung der räumlichen Bedingungen

(Wohnraum)

• Bedürfnisbefriedigender Umgang mit dem Zeitbudget

• Bedürfnisbefriedigender Umgang mit dem Geldbudget (vgl. Popp 2002, S.71).

Die Soziotherapie oder Sozialtherapie findet man häufig im Kontext von Sozialarbeit.

Sie wird aber auch häufig von anderen Berufsgruppen ausgeübt. Der Sozialtherapie

liegt ein entwicklungspsychologisches Verstehens- und Handlungsmodell zu Grunde.

Bei der Soziotherapie nach SGB V § 37a handelt es sich um eine Leistung im Rahmen

der Gesetzlichen Krankenversicherung, die ausschließlich für den Personenkreis der

schwer psychisch kranken Menschen gedacht ist (vgl. Binner/Ortmann In:

Ortmann/Röh, 2007, S.71f).

Unter Soziale Mediation versteht man eine Moderation von Konfliktklärungs- und

Lösungsprozessen durch ExpertInnen der Sozialen Arbeit (vgl. Popp 2002, S.71).

„Mediation ist die Einschaltung eines (meist) neutralen und unparteiischen Dritten im

Konflikt, der die Parteien bei ihren Verhandlungs- und Lösungsversuchen unterstützt,

jedoch über keine (Konflikt-)Entscheidungskompetenz verfügt.“ (Breidenbach In:

Galuske 1998, S. 211)

Soziokulturelle Animation meint die Anwendung von Ermutigung und Anregung einer

Gruppe von KlientInnen zu einer bedürfnis- und bedarfsgerechten Aktivität im Kontext

der Sozialen Arbeit. Es besteht ein Zusammenhang der Animationsprozesse mit

Selbsterfahrung, Kreativitätsförderung, sozialem Lernen, Demokratisierung und

Gemeinwesenorientierung (vgl. Popp 2002, S.72).

Bei der Sozialdiagnose wird eine umfassende Kontext-Analyse der somatischen,

psychischen, soziokommunikativen und ökonomisch-materiellen Problemlagen von

KlientInnen unter Berücksichtigung des Aspekts der Problemgeschichte (Anamnese)

erstellt (vgl. Popp 2002, S. 72).

Soziale Diagnosen dienen zur „Sichtbarmachung von Komplexität, von zahlreichen

Bezügen, Systemen, Teilsystemen, in die Person und Problem verwoben sind. Zum

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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anderen müssen sie allerdings die einmal erkannte Komplexität strukturieren, um den

AkteurInnen geplantes Handeln zu ermöglichen.“ (Pantucek 2006, S.39)

Eine weitere Methode der Sozialen Arbeit, die allerdings eher vermehrt im klinischen

Bereich stattfindet ist die Soziale Diagnostik.

„Soziale Diagnostik • erhebt den Problemkontext • „verhandelt“ die Problemdefinition mit den Beteiligten • versucht Ressourcen aufzuspüren • sucht nach Bearbeitungs- und Lösungsmöglichkeiten • macht „Wirkungen“ und „Nebenwirkungen“ von Aktionen und Interventionen

verhandelbar • veranschaulicht problemrelevante Zusammenhänge • ermöglicht Entscheidungen zur Problembearbeitung für die KlientInnen und zur

Interventionsplanung für die SozialarbeiterInnen.“ (Pantucek 2006, S.63)

Kritiker der sozialen Diagnostik sprechen von einer möglichen Stigmatisierung der

KlientInnen. Strukturierte Verfahren der Sozialen Diagnostik sind notwendig, um die

Nachvollziehbarkeit von Interpretationen des Datenmaterials zu gewährleisten. Soziale

Diagnosen bestimmen keine „stabilen Eigenschaften“, sondern beschäftigen sich mit

Situationen, die mitunter einer laufenden Veränderung unterliegen. Das bedeutet, dass

die soziale Diagnose ihre „Gültigkeit“ sehr schnell verlieren kann (vgl. ebda, S.67f).

Pantucek (2006) führt in seinem Buch verschiedene Diagnoseinstrumente an. Folgende

erachte ich als möglicherweise besonders relevant für die Soziale Arbeit in der

Psychiatrie: Notationssysteme, Netzwerkkarte, Biographischer Zeitbalken, Inklusions-

Chart und Person-In-Environment-Classification-System (PIE).

Mit Hilfe von „Notationssystemen“ werden fallbezogene Informationen auf strukturierte

Art zusammengestellt und somit eine Bewertung ermöglicht. Sie lenken die

Aufmerksamkeit auf einzelne Aspekte und blenden andere Daten gezielt aus. Anhand

dieser Auflistung werden mögliche Ziele und Lösungswege gesucht und diskutiert. Die

„Netzwerkkarte“ ist für den sozialarbeiterischen Fallbearbeitungsprozess geeignet. Der

Gegenstand der Netzwerkkarte ist die soziale Einbindung der Klientin/ des Klienten mit

dem Fokus auf Unterstützungsnetzwerke. Die entstandene grafische Darstellung wird

gemeinsam interpretiert und mögliche Verbesserungen des Netzes werden besprochen.

Der „biografische Zeitbalken“ systematisiert und visualisiert die Individualgeschichte der

KlientInnen. Die wichtigsten lebensgeschichtlichen Daten werden entlang einer

Zeitachse eingetragen. Verschiedene Dimensionen der Biografie wie Familie, Wohnen,

Schule, Arbeit werden entsprechend notiert. Die „Inklusions-Chart“ dient zur Übersicht

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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von wesentlichen Faktoren sozialer Einbindung und Sicherung. Zu diesen zählen u.a.

Erwerbsarbeit, Sozialversicherung, Geldverkehr, Mobilität, Bildung und Gesundheit. Die

Inklusion wird auf einer Skala anhand von Indizien beurteilt. Das „Person-In-

Environment-Classification-System (PIE)” wurde in den 90er Jahren in den USA

entwickelt und ähnelt dem ICD10 und dem DSM-IV. Es entspricht einem Codesystem,

das eine Klassifizierung von Problemen in Rollen und Problemen in der Umwelt

ermöglicht, die Interventionen erfordern können (vgl. Pantucek 2006, S133f).

Ich gehe davon aus, dass die soziale Beratung eine der meist genannten Methoden der

Sozialen Arbeit ist. Für die Durchführung einer sozialen Beratung ist das

mehrperspektivische Fallverstehen notwendig. Darunter versteht man ein möglichst

komplexes Erfassen der psychischen, sozialen, ökonomischen/materiellen

Problemanteile der KlientInnen. Die Beratung erfolgt in Form eines methodisch

strukturierten Dialoges mit der Klientin bzw. dem Klienten, bei dem individuell und sozial

passende Lösungen erarbeitet werden. Sozialdiagnose, schrittweise Entwicklung von

Lösungsansätzen und Evaluation werden bei diesem Prozess miteingeschlossen (vgl.

Popp 2002, S.73).

„In der Grundform handelt es sich bei der Beratung um eine Interaktion zwischen

Ratsuchenden und einem Berater, in der in Bezug auf ein lebenspraktisches oder

psychosoziales Problem Wissen, Orientierung und Lösungsfähigkeiten vermittelt

werden. Die Lösung von Problemen kann kognitive, emotionale und praktische

Elemente umfassen.“ (Ansen In: Gunwald/Thiersch 2004, S. 59)

Durch Case Management wird vor allem für Multi-Problem-KlientInnen eine bedürfnis-

und bedarfsgerechte Nutzung der problemangemessenen sozialen Dienstleistungen

und Ressourcensysteme4 angestrebt (vgl. Popp 2002, S.73).

VertreterInnen des Case Managements sprechen von einer Weiterentwicklung der

Einzelhilfe. Das Aufgabenspektrum verlagert sich von der psycho-sozialen

Beziehungsarbeit zur organisierenden, planenden, koordinierenden und

kontrollierenden Abstimmung von Angebot und Nachfrage nach Unterstützung (vgl.

Galuske 1998, S. 202).

„Case Management gehört der Sozialarbeit an und hat die Kernfunktion, den Klienten-Systemen (einzelnen Menschen, Familien und ihren Angehörigen, Kleingruppen,

4Ressourcensysteme können u.a. förderliche, unterstützende soziale Kontakte innerhalb der Familie oder im Freundeskreis sein.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Nachbarn, Freunden usw.) in koordinierter Weise Dienstleistungen zugänglich zu machen, die von ihnen zur Lösung von Problemen und zur Verringerung von Spannungen und Stress benötigt werden. Sozialarbeiter erfüllen damit einen wichtigen Teil ihres Mandates und ihrer Funktion, indem sie soziale oder gesundheitliche, therapeutische und erzieherische, religiöse, juristische u.a. Hilfen denen vermitteln und zukommen lassen, die auf derartige Leistungen ambulant (im eigenen Haushalt) oder in Institutionen und Organisationen angewiesen sind.“ (Lowy In: Galuske 1998, S. 202) Der Prozess des Case Managements besteht aus den Schritten: Assessment, Planung,

Intervention, Monitoring/Controlling, Evaluation und Resümee.

“Das Assessment dient der ganzheitlichen, systemischen Analyse der Situation. Es werden individuelle, familiäre und umfeldbezogene Faktoren erhoben. Die Ressourcen, die sowohl in der Situation als auch in den beteiligten AkteurInnen liegen, werden ebenso ermittelt wie die biografischen Aspekte der Problemsituation und bereits erfolgte Lösungsversuche.“ (Goger/Tordy In: SiÖ. 1/2006, S. 11) Bei der Planung werden Ziele definiert und vereinbart, die gemeinsam bearbeitet

werden sollen. Die Kompetenzen und Aufgaben der beteiligten Institutionen und

VertreterInnen des sozialen Umfelds sind zu klären und aufzuteilen. Dieser Hilfeplan soll

transparent, nachvollziehbar und in schriftlicher Form vorhanden sein.

Die Intervention ist die Umsetzung des Hilfeplans. Es geht um Aufbau einer tragfähigen

Beziehung, Verbesserung der Handlungsstrategien der KlientInnen, Finden geeigneter

Dienstleistungen für bestehende Bedürfnisse, handlungsorientierte Beratung und

Begleitung bei Inanspruchnahme der Hilfe.

Während der Phase des Monitorings wird die Umsetzung des Hilfeplans überprüft. Im

Bedarfsfall werden neue Dienstleistungssysteme an das bestehende Hilfenetz

angeknüpft.

Maßnahmen, Dienstleistungen und Tätigkeiten des/der Case ManagerIn werden am

Ende des Hilfeprozesses evaluiert. Es gilt zu überprüfen, ob der Hilfeplan umgesetzt

wurde, die definierten Ziele erreicht werden konnten und, ob die Maßnahmen zu der

gewünschten Verbesserung der Lebenssituation der KlientIn beigetragen haben (vgl.

Goger/Tordy 2006, S. 11f).

Der/Die Case ManagerIn erfüllt also die Funktionen eines/r KoordinatorIn, eines/r

AnwältIn und eines/r BeraterIn. Als KoordinatorIn schätzt er/sie die Situation des/r

KlientIn und die möglichen Ressourcen ein. Weiters wirkt der/die Case ManagerIn

anwaltlich als FürsprecherIn, um die notwendige Hilfe zu erreichen. Das

Unterstützungsmanagement arbeitet auch in beratender Funktion, um die KlientInnen im

Hilfeprozess zur Eigenständigkeit anzuregen (vgl. Ballew/Mink In: Wendt 1995, S. 56f.).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Die Methode der Sozialen Netzwerkarbeit erachte ich in Bezug auf das im Kapitel 5

dargestellten Handlungsfeld ebenfalls als bedeutend.

„Unter Soziale Netzwerkarbeit versteht man ein sozialpädagogisches Handlungsmodell, das aufbauend auf Methoden und Befunde der sozialen Netzwerkforschung durch die Analyse, Nutzung, Gestaltung und Ausweitung des Beziehungsgeflechts der Klienten zu Personen, Gruppen und Institutionen auf eine Optimierung ihrer Unterstützungsnetzwerke und damit auf die Stärkung ihrer Selbsthilfepotentiale abzielt und sich zu diesem Zweck unterschiedlichster Techniken der Analyse von und Einflussnahme auf Klientennetzwerke bedient.“ (Galuske 1998, S.285) „Professionelle soziale Unterstützungsinterventionen zur Belastungsreduktion und

Stressbewältigung basieren auf der grundlegenden Vorstellung, dass Probleme in

Unterstützungsdefiziten im sozialen Netzwerk des Klienten begründet sind.“ (Pauls

2004, S.302)

Diese Defizite können unter anderen sein: Nichtvorhandensein von informellen

Netzwerken (Freundeskreis), kein Kontakt zu wichtigen Personen (z.B. Partner),

Trennung vom sozialen Kontext, Rückzug anderer Personen aufgrund von negativen

Einstellungen und Ablehnung. Ziel ist der selbständige Umgang der PatientInnen mit

ihrem Umfeld. Falls Beratungen aber nicht ausreichen bzw. unangemessen sind, sei es

aufgrund bestimmter Eigenschaften des Umfeldes oder der Defizite oder spezifischen

Situation der KlientInnen, dann müssen im sozialtherapeutischen Ansatz der Klinischen

Sozialarbeit Interventionen im Netzwerk durchgeführt werden (vgl. Pauls 2004, S.302).

Ist ein stabiles, funktionales System vorhanden, wird sich die Strategie darauf richten,

die UnterstützerInnen, deren Ressourcen aus irgendeinem Grund blockiert sind, zur

Hilfeleistung zu bewegen. Sind im System Dysfunktionalitäten zu sehen, die einen

negativen Einfluss auf KlientInnen haben, wird versucht, die Netzwerkmitglieder oder

ganze Netzwerke zu ersetzen oder zu verändern (vgl. Pearson 1997, S.227).

Bei der Ressourcenarbeit werden die Kräfte und Stärken der KlientInnen, der sozialen

Gemeinschaft, der Lebenswelten und sozialen Ökologien in den Vordergrund gerückt.

Unter Ressource versteht man im Grunde alles, was für die Lebensführung und

Lebensbewältigung notwendig und daher bewahrenswert ist (vgl. Nestmann In:

Grunwald/Thiersch 2004, S.71f).

„Gerade in der sozialpädagogischen Ressourcenarbeit mit Personen, die in riskanten

und belastenden Lebenszusammenhängen leben, ist die Verhinderung und das

Aufhalten von weiterem Ressourcenverlust vordringliche Aufgabe und primäres Ziel.“

(Nestmann In: Grunwald/Thiersch 2004, S.74)

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Aufgrund der durchgeführten Literaturrecherche hat sich meine Meinung bestätigt, dass

folgende Methoden der Sozialen Arbeit besonders zielführend und konstruktiv im

Bereich der Psychiatrie angewendet werden können:

Ohne Soziale Beratung ist meiner Ansicht nach ein funktionierendes

sozialarbeiterisches Handeln nicht möglich.

Soziale Diagnostik in ihren unterschiedlichen Formen ist mehr oder weniger noch in den

Anfängen, jedoch kann sie bei genügend zeitlichen Ressourcen Aufschlüsse für weitere

Interventionen liefern.

Da nach meiner Erfahrung psychiatrische PatientInnen meist nur wenige oder negativ

wirkende soziale Kontakte pflegen, ist die Soziale Netzwerkkarte eine weitere

anzuwendende Methode zur Diagnostik in diesem Bereich.

Case Management wird oft durch längere stationäre Aufenthalte und multiplen

Problemsituationen unumgänglich und daher besonders bei psychiatrischen

Patientinnen notwendig.

Soziotherapie zielt auf Verbesserungen im alltäglichen Leben ab, wie der Umgang mit

Geld, Zeit, räumlichen Bedingungen und Beziehungen zu Mitmenschen. Diese

therapeutischen Hilfen sind oft gerade für diese Zielgruppe notwendig, damit sie wieder

in ihrem eigenen Lebensumfeld bestehen können.

4.5 Berufspflichten für SozialarbeiterInnen

In diesem Kapitel führe ich zusammenfassend einige ethische Standards und

Berufspflichten der SozialarbeiterInnen, die bei der Generalversammlung des OBDS

(Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen) 2004 beschlossen

wurden an:

SozialarbeiterInnen gehen auf die Ziele der Betroffenen ein und haben stets auf die

Selbstbestimmung und die vorhandenen Ressourcen der KlientInnen zu achten.

Gegenüber den KlientInnen ist die notwendige Transparenz zu gewährleisten.

SozialarbeiterInnen sind verpflichtet, die einzelnen Arbeitsschritte zu dokumentieren und

evaluieren. Qualitätssichernde Rahmenbedingungen sind für professionelle Sozialarbeit

notwendig. Verbindliche Bestandteile professioneller Praxis sind Reflexion, Intravision,

Supervision und Weiterbildung (vgl. www.tirol-sozialarbeit.at; Zugriff am 19.02.2009).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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5 Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Aufbauend auf das Kapitel 4 gehe ich nun auf die Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

ein. Wichtige Begriffe bzw. Methoden, die besonders in diesem Bereich zum Tragen

kommen, werde ich noch differenzierter behandeln. Den aktuellen Diskussionspunkt

„Klinische Sozialarbeit“ werde ich auch darstellen.

5.1 Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswes en

In diesem Kapitel versuche ich durch verschiedene Zitate zu erörtern, was Soziale

Arbeit mit dem Gesundheitswesen zu tun hat, bzw. warum die Soziale Arbeit für die

Gesundheit von PatientInnen von Bedeutung sein kann.

Auftretende soziale Komplikationen der KlientInnen können den Krankheits- und den

Rehabilitationsverlauf negativ beeinflussen (vgl. www.asklepios.com; Zugriff am

16.02.2009).

„Sozialarbeiter – als Fachkräfte für die Bearbeitung sozialer Probleme – erfahren tagtäglich in ihrer Arbeit, in welch hohem Maße z.B.: die Arbeitssituation oder Arbeitslosigkeit, Überschuldung, familiäre Probleme, unzureichender Wohnraum oder Einsamkeitsgefühle auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen wirken. Aus den Erfahrungen der Sozialarbeit gibt es keinen Zweifel daran, dass insbesondere sozial verletzliche bzw. verletzte Bevölkerungsgruppen besonders intensive und vielfältige (soziale) Unterstützung auf dem Weg zu mehr Gesundheit benötigen. Bislang ist es jedoch in der Sozialarbeit weitgehend versäumt worden, diese Erfahrungen aufzugreifen und daraus eigene – sozialarbeitspezifische – gesundheitsbezogene Verstehensweisen und Handlungskonzepte zu entwickeln.“ (Ortmann 2008 In: SiÖ 02/08, S.8) „Die Bedeutung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen ist angesichts der engen

Verflochtenheit gesundheitlicher Parameter und sozialstruktureller Variabeln sehr groß.

Gesundheit bildet in allen Altersstufen ein tragendes Fundament für die soziale Lage,

und umgekehrt stellt die Einbindung in das Sozialgefüge einen zentralen

Bedingungsfaktor für Gesundheit dar. Gesundheit als eine zentrale Dimension sozialer

Ungleichheit gewinnt in allen Feldern der Sozialen Arbeit zunehmend an Bedeutung.

Der gesellschaftliche Wandel erzeugt im gesamten Gesundheits- und Sozialwesen

einen Problemlöse- und Innovationsdruck, der nur in enger Verbindung beider

miteinander bewältigt werden kann.“ (Lützenkirchen 2005, S.7)

Soziale Arbeit im Gesundheitswesen bedeutet Arbeit mit kranken Menschen, die aus

ihren gewohnten Lebensbezügen herausgerissen wurden und denen Soziale Arbeit

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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beim Finden einer neuen Balance in ökonomischer, seelischer und sozialer Hinsicht

assistieren soll (vgl. Chassè/Wenierski 1999, S. 365).

Sozial benachteiligte Menschen haben verhältnismäßig weniger Einfluss auf ihre

Gesundheit durch bewusstes Verhalten. Viel bedeutender als individuelle Faktoren sind

die Lebens- , Arbeits- und Umweltverhältnisse. Entscheidende Schutzfaktoren bilden

soziale Ressourcen. Gesundheitsfördernde Maßnahmen müssen zur Förderung der

Lebenskompetenz und zur Sensibilisierung des Gesundheitsbewusstseins in eine

sozial-kulturelle Perspektive eingegliedert sein, um für die KlientInnen der Sozialen

Arbeit wirksam zu sein (vgl. Lützenkirchen 2005, S.7).

Soziale Arbeit im Gesundheitswesen hat es vor allem mit akut erkrankten oder mit

chronisch kranken Menschen und ihren Angehörigen zu tun. Häufig befinden sich die

KlientInnen der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen in finanziell gefährdeten und

sozial prekären Lebenslagen, müssen ihren Arbeitsplatz wechseln oder aufgeben, sind

von Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit bedroht, müssen sich mit vorzeitiger

Berentung und ihren Folgen auseinander setzen oder sehen sich aufgrund ihrer

Erkrankung mit sozialer Ausgrenzung und sozialem Abstieg konfrontiert (vgl.

Chassè/Wensierski 1999, S.355).

„Soziale Arbeit muss hier in der Beratung, Begleitung und Intervention auf das zentrale

Problem situationsgerechter Bewältigung, etwa einer akuten Krise (z.B. eines

psychotischen Schubes und der oft traumatischen Erfahrung mit der Psychiatrie) oder

lebenslanger Bewältigungsformen des Lebens mit chronischer Krankheit oder einer

dauerhaften Behinderung, reagieren.“ (Chassè/Wenierski 1999, S.355)

„Der Paradigmenwechsel der modernen Sozialarbeit von der Defizit- zur Ressourcenorientierung entspricht dem Wandel des Gesundheitsverständnisses von der Pathogenese5 zur Salutogenese6. (...) Durch zahlreiche Studien ist längst belegt, dass von Gesundheitsförderungsmaßnahmen überwiegend diejenigen profitieren, die ohnehin günstigere Gesundheitsparameter aufweisen, nämlich Mittelschichts-angehörige. Die viel proklamierte gesundheitliche Chancengleichheit könnte durch eine verstärkt an sozialen Kriterien orientierte Gesundheitsversorgung, also durch Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, der Realisation nähergebracht werden.“ (Lützenkirchen 2005, S.8)

5 Das Konzept der Pathogenese richtet seinen Blick auf die Ursachen einer Krankheit und deren möglichen Beseitigung. 6 „Das Konzept der Salutogenese geht auf den amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) zurück. Er kritisierte die rein pathogenetisch-kurative Sichtweise der Medizin und stellte ihr seinen salutogenetischen Ansatz entgegen. Dieser Ansatz fragt erstmalig nicht mehr nach den Ursachen einer Krankheit und Möglichkeiten ihrer Beseitigung, sondern richtet den Blick auf die Gesundheit und ihre Bedingungen. Salutogenese sucht also nach den protektiven Faktoren, nach Ressourcen, und versucht, diese gezielt zu fördern, um Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen.“ (Lützenkirchen 2005, S.19)

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Ziele einer gesundheitsfördernden Sozialen Arbeit sind die Autonomisierung der

Lebenspraxis von Einzelnen oder Gruppen, die von psychosozialer Desintegration

bedroht oder beeinträchtigt sind, sodass sie einen besseren Zugang zu den

Gesundheitsdimensionen erhalten (vgl. Lützenkirchen 2005, S.23).

Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) sieht die Soziale Arbeit im

Gesundheitsbereich als einen Teil der Sozialen Arbeit insgesamt und wirft folgende

Fragen auf:

„Trägt Soziale Arbeit in ihrer Zuordnung als patientenbezogene gesundheitliche Dienstleistung zur Individualisierung von Lebenskrisen bei, oder schafft sie in ihrem Tun gesellschaftliche Bezüge (..)? Ist das in jüngster Zeit propagierte Konzept der „Klinischen Sozialarbeit“7 mit den damit verbundenen gesonderten Ausbildungserwartungen Vorbild für eine Professionalisierung und Verbesserung der Präsenz auf dem Beschäftigungsmarkt, oder ist es als Entwertung der Sozialen Arbeit abzulehnen?“ (www.dbsh.de; Zugriff am 19.02.2009)

5.2 Handlungsfelder und Arbeitsansätze der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen

In diesem Kapitel soll erläutert werden, woraus sich die Soziale Arbeit im

Gesundheitswesen zusammensetzt, und wo sie zum Einsatz kommen kann.

Chassè und Wenierski (1999) führen folgende Aufgabenbereiche, Tätigkeitsfelder,

Arbeitsformen und Einrichtungen der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen an:

• Aufgabenbereiche: Tätigkeiten und Anforderungen aus den Bereichen

Prävention, Kuration, Rehabilitation und Habilitation (Nachsorge)

• Ausgewählte Arbeitsansätze: Information, Beratung und Vermittlung in den oben

genannten Bereichen sowie Soziale Anamnese, Konfliktberatung, Case-

management, Begleitung und Assistenz, Motivierung zur Annahme von Hilfen,

Empowerment, Förderung von Selbsthilfe, Mitwirkung von

Präventionsmaßnahmen, Mitwirkung bei Entscheidungen über stationäre oder

ambulante Kuration, Soziotherapie und Krisenintervention

• Einrichtungen und Dienste: Gesundheitsämter, Sozial- und Jugendämter,

Beratungsdienste in öffentlicher und nichtöffentlicher Trägerschaft,

Sozialstationen, Krankenkassen, Krankenhäuser und Spezialkliniken,

Spezialambulanzen, Selbsthilfeorganisation von PatientInnengruppen,

Beratungsdienste, Organisationen von Betroffenen, Extramurale Dienste,

spezielle Rehabilitationseinrichtungen, Heilstätten, Akutbehandlungs- 7 Die Klinische Sozialarbeit wird im Kapitel 5.4. näher erklärt.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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einrichtungen, Berufsförderungseinrichtungen, Sondereinrichtungen für

Menschen mit Behinderungen (vgl. Chassè/Wenierski 1999, S.360).

5.3. Kompetenzprofil von SozialarbeiterInnen im Ges undheitswesen

ExpertInnen für Soziale Arbeit haben laut Popp (2002) über reflexive, selbstreflexive

und methodische Kompetenz zu verfügen. Bezüglich der beruflichen Identität ist ein

Wissen über die historische Entwicklung, den aktuellen gesellschaftlichen Stellenwert

und die (mögliche) Zukunft der Sozialen Arbeit unabdingbar. Weiters gehören dazu

Wissen über den aktuellen Entwicklungsstand der Sozialen Arbeit im internationalen

Vergleich, Wissen um ethische Aspekte der Sozialen Arbeit sowie über Institutionen der

beruflichen Vertretung, Wissen über das Spektrum von Funktionen und Methoden,

Fähigkeiten zur berufsfeldbezogenen Nutzung von Wissensbeständen aus den

Bezugsdisziplinen. Bezüglich der Zielgruppen ist eine Kenntnis der Lebensstile und

Lebenswelten, individuellen und sozialen Problemlagen erforderlich, die durch

sozialarbeiterische Analyse bzw. Diagnose möglich wird. Genauso wichtig ist das

Wissen über wirtschaftliche und (sozial)politische (z.B. Arbeitslosigkeit, Sozialplanung,

Qualitätsentwicklung) sowie rechtliche Rahmenbedingungen (z.B. Zuständigkeiten,

Handlungsspielräume, Handlungsabläufe) der Sozialen Arbeit. Mit selbstreflexiver

Kompetenz ist ein kritischer Blick auf die, in Verbindung mit dem Hilfeprozess

auftretenden, Motiven sowie die lebensgeschichtlich geprägten und lebensstiltypischen

Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster gemeint. Methodisch kompetent zu

sein bedeutet, über Struktur- und Funktionszusammenhänge sozialarbeiterisch

relevanter Institutionen und kommunikativen bzw. klientenbezogenen Methoden der

Sozialen Arbeit (siehe Kapitel 4.4) Bescheid zu wissen. Ebenso sind

forschungsmethodische und methodisch-strukturelle Kompetenz bezüglich

strategischen Handlungsanforderungen und administrativen-dokumentationsorientierten

Handlungsanforderungen notwendig (vgl. Popp 2002, S.74f.).

Staub-Bernasconi (1996) fasst das erforderliche Wissen wie folgt zusammen: „Methodisches Arbeiten in der Sozialen Arbeit setzt gemäß der hier vertretenen Auffassung Handlungstheorien voraus. Und diese verknüpfen folgende Wissensformen miteinander: Beschreibungswissen (phänomenologisches Wissen), in unserem Falle Wissen über Probleme, die Menschen haben können; Erklärungswissen im Hinblick auf diese Probleme und ihre Veränderbarkeit durch menschliche Einwirkung; Wertwissen als Basis für Zielformulierungen; Akteur-, Regel- und Verfahrenswissen als Interventionswissen zur Erreichung von Veränderungen.“ (Staub-Bernasconi In: Heiner et al. 1996)

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Laut Chassè und Wensierski (1999) zählen zu den notwendigen professionellen

Kompetenzen sehr gute Fähigkeiten zur Gesprächsführung, ein Überblick über die

gängigen Konzepte von Krisen- und Krankheitsbewältigung und über Krankheitsbilder,

die dann im konkreten Arbeitsfeld vertieft werden müssen. Eventuell zählt dazu auch

eine Weiterqualifikation zur Sozialen Therapie, die jenseits spezialisierter

psychotherapeutischer Techniken Aspekte lebenspraktischer Krisen- und

Krankheitsbewältigung betont. Außerdem ist ein systemorientierter Blick auf die

Familien- und Freundschaftsnetzwerke sowie eine Kooperationsbereitschaft mit

anderen Berufsgruppen notwendig (vgl. Chassè/Wenierski 1999, S. 365).

5.4. Klinische Sozialarbeit: Definition

Dieses Kapitel soll beleuchten, was die klinische Sozialarbeit (im Vergleich zur

bisherigen Sozialen Arbeit im Krankenhaus) ausmacht.

Im Fachlexikon der sozialen Arbeit wird klinische Sozialarbeit wie folgt definiert:

„In Übertragung des amerikanischen Fachbegriffs cinical social work bezeichnet klinische Sozialarbeit die behandelnde oder in Behandlungskontexten erfolgende professionelle soziale Arbeit mit und für Menschen bei Krankheit, Behinderung oder psychosozialen Krisen. Sie orientiert sich an einem biopsychosozialen Verständnis von Krankheit und Gesundheit und wirkt fachlich auf Heilung, Linderung oder Besserung hin. Klinische Sozialarbeit widmet sich u.a. der sozialen Rehabilitation, der Suchtkrankenhilfe, der Arbeit mit Angehörigen von Kranken, der Gesundheitsbildung, der Beratung und Therapie in der Kinder- und Jugendhilfe, der Familientherapie sowie der Soziotherapie ...“. (Fachlexikon sozialer Arbeit 2002, S.558) In Deutschland und Österreich entwickelt sich derzeit die klinische Sozialarbeit als ein

neues Fachgebiet der Sozialarbeit, zu der es einer zusätzlichen Qualifizierung von

SozialarbeiterInnen bedarf (vgl. Ortmann 2008 In: SiÖ 2/2008, S.11).

Laut der National Federation of Societies for Clinical Social Work 1977 basiert die

klinische Sozialarbeit auf Wissen und Theorien psychosozialer Entwicklung, des

Verhaltens, der Psychopathologie, unbewusster Motive, interpersonaler Beziehungen,

umgebungsbedingten Stresses, sozialer Systeme und kultureller Verschiedenheit. Ziele

sind die Verbesserung, Aufrechterhaltung und Stabilisierung der psychosozialen

Funktionsfähigkeit von Individuen, Familien und Kleingruppen.

„Die generalistisch orientierte Sozialarbeit ist an Grenzen gestoßen. Sie ist notwendiger denn je, hat sie doch die Aufgabe, einen Verbund institutionalisierter Lebenslagen und Hilfestrukturen für Menschen zu schaffen, die im Modernisierungsprozess8 bereits zu

8 Unter Modernisierungsprozess ist hier u.a. die Technisierung der Medizin gemeint.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Schaden gekommen sind. Doch bei den gesundheits- und krankheitsbezogenen Aufgabenstellungen im Sozial-, Gesundheits-, Erziehungs- und Justizwesen konfrontieren die schwierigen Problemlagen der KlientInnen die Profession mit spezifischeren Anforderungen an Wissen und methodischer Kompetenz. Die grundsätzliche Gesundheitsperspektive aller Sozialarbeit darf nicht den Blick dafür verstellen, dass in der beruflichen Praxis zunehmend stark gefährdete, chronisch kranke und mehrfach belastete Menschen den Schwerpunkt des Klientels bilden und spezialisierte psycho-soziale Behandlung benötigen. Deshalb muss die generalistische Soziale Arbeit durch qualifizierte sozialarbeiterische Kompetenzen einer gesundheitsspezifischen Fachsozialarbeit ergänzt werden.“ (Pauls 2004, S.11f)

Kritiker der klinischen Sozialarbeit befürchten einen Rückfall in die Defizitorientierung

und eine mögliche Entwertung grundständiger Sozialer Arbeit. Auch die klinische

Fachlichkeit und ihre Methodenkompetenz wird als noch zuwenig entwickelt gesehen

(vgl. Kottler 2004, S.26).

Es geht bei der klinischen Sozialarbeit um ein interdisziplinäres gesundheitsbezogenes

Handeln in sozialen Situationen für und mit Menschen, die von gesundheitlichen

Problemen bedroht, „auffällig“ oder erkrankt sind. Bisher hat sich die Soziale Arbeit an

den Disziplinen Medizin und Psychologie orientiert. Die klinische Sozialarbeit schließt an

den Erkenntnissen der sozialwissenschaftlichen, sozialmedizinischen und

gesundheitswissenschaftlichen Forschungen an. Zum Beispiel ist die Bedeutung

sozialer Stressoren für Gesundheit und Krankheit bekannt. Zusammenhänge zwischen

sozialen Ungleichheiten und Gesundheit sind empirisch belegt. Es fehlen aber noch

umfangreiche Belege aus der Praxis der Sozialen Arbeit dafür, wie Formen der

professionellen sozialen Unterstützung, Netzwerkarbeit und Case Management

gesundheitsförderlich wirken. Die klinische Sozialarbeit lässt sich wie folgt

charakterisieren:

Klinische Sozialarbeit gilt als niedrigschwellige Arbeit, da auch Menschen erreicht

werden, die nicht von sich aus die Möglichkeiten des Sozial- und

Krankheitsversorgungssystems aufsuchen würden.

Klinische Sozialarbeit umfasst sowohl Kriseninterventionen als auch

Langzeitbehandlungen, - beratung, - betreuung und -begleitung.

Es geht in der Praxis der Beratung um Verstehen und Deuten der genannten

Lebenssituationen sowie um sozial wirksame Interventionen, mit deren Hilfe KlientInnen

ihre eigenen Potentiale für ein besseres Leben aktivieren und anwenden können.

Klinische Sozialarbeit orientiert sich nicht an den Defiziten und möglichen Pathologien

der Menschen, sondern rückt deren Ressourcen in das Zentrum deren Denkens und

Handelns (vgl. Schaub 2008, S.20f).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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„Klinische Sozialarbeit setzt im Vergleich zur Klinischen Psychologie an der sozialen Perspektive an, bspw. an der Erhöhung des Unterstützungspotentials innerhalb der privaten und der professionellen sozialen Netzwerke der Klienten, durch Vernetzung und Kooperation (...), durch direkte Alltagsunterstützung (...), und durch Kompensation defizitärer sozialstruktureller Situationsmerkmale (...), ggf. durch direkte Unterstützung und Moderation bei Lebensereignissen und Situationen im Feld (aufsuchend: z.B. Schule, Arbeitsplatz, Nachbarschaft).“ (Pauls 2004, S.23) „Die Sozialarbeit hat die Funktion, die Mitglieder an den Rändern der Gesellschaft zu

integrieren. In Bezug auf die Gesundheit und Gesundheitswesen geht es vor allem um

die Integration chronisch kranker, sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Um die

soziale Ungleichverteilung von Gesundheitsgütern zu mildern und die gesundheitliche

Chancengleichheit zu erhöhen, spielt Soziale Arbeit im Gesundheitswesen eine

bedeutende Rolle.“ (Lützenkirchen 2005, S.14)

Der gesundheitsbezogenen Sozialarbeit liegt ein biopsychosoziales Modell zugrunde.

Menschen werden als biopsychosoziale Einheiten erfasst. Demnach werden

gesundheitliche Probleme nach physiologischen, psychischen und sozialen

Systemebenen zugeordnet, die miteinander kommunizieren und durch Auf- und

Abwärtsbewegungen untrennbar biopsychosozial verwoben sind (vgl. Ortmann 2008 In:

SiÖ 2/2008, S.9).

5.5 Tätigkeitsfelder der klinischen Sozialarbeit

Der Begriff Klinische Sozialarbeit ist unabhängig davon, ob die sozialklinische Tätigkeit

in Praxen, ambulanten Beratungsstellen, in Tageseinrichtungen oder in Kliniken oder

Langzeiteinrichtungen stationär erfolgt (vgl. Pauls 2004, S.12).

Mögliche Felder der klinischen Sozialarbeit sind die Suchtkrankenhilfe, die stationäre

und ambulante Psychiatrie und Geriatrie, die Krankenhaussozialarbeit und andere

sozial-gesundheitliche Dienste (vgl. Hahn/Pauls In: Gahleitner/Hahn 2008, S. 22).

Das biopsychosoziale Krankheitsmodell in der klinischen Sozialarbeit besagt, dass

organische, psychische und soziale Bedingungen in kontinuierlich ändernden

Wechselbeziehungen stehen, aus denen sich die Entwicklung und der Verlauf von

Störungen erklären lassen (vgl. Pauls 2004, S.86).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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5.6 Methoden bzw. Handlungsansätze der klinischen S ozialarbeit

Die im Kapitel 4. 4 bereits erläuterten Methoden der Sozialen Arbeit kommen natürlich

zum Großteil auch in der klinischen Sozialarbeit zum Tragen. Teilweise erfordert der

klinische Bereich eine Spezialisierung, Adaptierung oder Ergänzung der gebräuchlichen

Methoden der Sozialen Arbeit.

• Beratung: Ortmann und Schaub haben für die klinische Sozialarbeit ein

Beratungsmodell entwickelt, um die Bedeutung von Beratungsgesprächen als

Beispiel für verständigungsorientierte Kommunikation im Hilfeprozess in den Fokus

praxeologischen Verstehens und Handelns zu lenken. Dieses Modell zeigt, welche

komplexen Handlungs- und Reflexionsebenen in Beratungen wirken (vgl. Schaub

2008, S.56).

• Familienorientierte Arbeit: Wie schon zum Teil erwähnt sollten klinische

SozialarbeiterInnen grundlegende Kenntnisse über Paar- und Familiensysteme

haben. Die klinische Sozialarbeit entwickelte auf unterschiedliche Familienformen

und -strukturen abgestimmte beraterische Hilfestellungen. Bereits in

Einzelberatungsgesprächen mit KlientInnen wird ein besonderes Augenmerk auf das

familiäre Feld gerichtet (vgl. Schaub 2008, S.61f).

• Teamarbeit: Von Teamarbeit wird gesprochen, wenn die Zusammenarbeit in einer

Gruppe z.B.: Stationsgruppe der Klinik unter Einsatz unterschiedlicher fachlicher und

persönlicher Möglichkeiten der Mitglieder und bewusster Beachtung bestimmter

Regeln auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet wird (vgl. Schaub 2008, S.73).

• Case Management: siehe Kapitel 4.4

• Netzwerkarbeit: siehe Kapitel 4.4. Idealerweise werden in solchen Netzwerken

gegenseitig unterschiedliche Formen und Leistungen sozialer Unterstützung wie z.B.

Informationen, Beratungen, Pflege, lebenspraktische Hilfen und materielle Hilfen

getauscht. In sozialen Netzwerken werden Gesundheit und Krankheit gelebt. Sie

beinhalten unterschiedliche Ressourcen für Gesundheit und Gesundung (vgl.

Ortmann 2008 In: SiÖ 2/2008, S.10).

Netzwerkarbeit „wird fallunabhängig an den Bedarf und Ressourcen des Sozialraumes orientiert geplant; ist eine langfristige, gemeinsame Vorbereitung und Planung mit einer gemeinsamen Zielsetzung unterschiedlicher lokaler Akteure; ist die stärker institutionalisierte, strategisch angeleitete Zusammenarbeit verschiedener Partner; ist das bestehende Versorgungsnetz, an dessen Weiterentwicklung gearbeitet wird.“ (Schaub 2008, S.95)

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Es kann allerdings vorkommen, dass sozialpsychiatrische Netzwerke ungewollt zu

einer Chronifizierung von psychischen Erkrankungen beitragen, da sie unter

Umständen auch krankheitserhaltend wirken können (vgl. Schaub 2008, S.99).

• Reflexionsmethoden (Balint-Gruppen-Arbeit9, Teamberatung, Fallsupervision im

Team, Coaching10)

• Psychosoziale Diagnostik: wird an dieser Stelle nochmals erwähnt, weil sie ein

zentrales Element jeder psychosozialen Intervention ist. Die Diagnostik ist insofern

den verschiedenen Grundformen und ihren Methoden zugeordnet, als sie diese als

permanenter Bestandteil jeder Phase des Arbeitsprozesses „durchwirkt“. Sie besitzt

einen Schnittstellencharakter, der sich zwischen psychischen, sozialen und

alltagssituativen Dimensionen erstreckt. Gründe für die Notwendigkeit der

psychosozialen Diagnostik sind:

• Soziale Diagnostik ermöglicht fundierte Begründungen für Behandlungsmaßnahmen

gegenüber Kostenträgern; ermöglicht eine Nachvollziehbarkeit gegenüber

FachkollegInnen, Betroffenen und KostentägerInnen; ist gleichzeitig Dokumentation;

außerdem erhalten Betroffene Einsicht in die Zusammenhänge zwischen ihren

Problemen (vgl. Pauls 2004, S.204f).

Die psychosoziale Diagnostik kann und soll nicht den Prozess des

Beziehungsaufbaus und des Fallverstehens ersetzen (vgl. Pantucek In: SiÖ

04/2007, S. 19).

Psychosoziale Diagnostik wird am Beginn, im Verlauf und am Ende von Maßnahmen

eingesetzt und kann im direkten Austausch mit den KlientInnen gemeinsam

erarbeitet werden und auf diese Weise zugleich als Intervention wirken (vgl. Schröer

In: SiÖ 04/2007, S. 23).

9 Die Balint-Gruppen-Arbeit ist ein psychoanalytisch orientiertes personenbezogenes Gruppenverfahren, das für die ärztliche Arbeit entwickelt wurde und auch für die klinische Sozialarbeit genutzt wird (vgl. Schaub 2008, S.101). 10 Unter Coaching versteht man eine Einzelberatung, die berufsfeldbezogen und tiefenpsychologisch fundiert ist. Bessere Bewältigung und Gestaltung beruflicher Aufgaben sind Ziele des Coachings (vgl. Schaub 2008, S. 106).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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• Soziales Kompetenztraining11:„Das GSK12 bietet sich für Patienten mit schizophrenen und affektiven Störungen sowie schweren Persönlichkeitsstörungen besonders an, weil es

1. einen unmittelbar einsichtigen Bezug zu den sozialen Alltagsproblemen der Patientinnen und Patienten aufweist,

2. als hochstrukturierter Interventionsansatz mit einem verständlichen Erklärungsmodell gerade in Zeiten der tief greifenden Verunsicherung von Patientinnen und Patienten eine klare Orientierung bieten kann,

3. wichtige hoffungsvermittelnde Signale geben kann, dass Kompetenzen (wieder-) erlernbar sind und persönliche Probleme dadurch lösbar werden.(..)“ (Herberich/Lenz In: Hinsch/Pfingsten 2007, S. 239)

Das Soziale Kompetenztraining in der Gruppe bietet ein förderliches Milieu, wenn es

darum geht, intensive Selbsterfahrung mit sich und durch andere zu erleben. Die

TeilnehmerInnen werden dahingehend motiviert, die Gruppe nicht nur als

geschützten Raum zu nutzen, sondern das Rollenspiel auch als einen Ort des

Ausprobierens zu begreifen, wo manches vielleicht zunächst nicht gelingt, und dies

auch so sein darf (vgl. Pareigis In: Ortmann/Röh 2008, S.164f.).

• Soziotherapie: Siehe Kapitel 4.4

11 Unter „sozialer Kompetenz“ versteht man die Fähigkeit eines Menschen, angemessene Kompromisse zwischen eigenen Bedürfnissen einerseits und sozialer Anpassung andererseits zu finden (vgl. Pfingsten In: Hinsch/Pfingsten 2007, S.3).

Die Arbeitsdefinition von sozialer Kompetenz lautet: „Unter sozialer Kompetenz verstehen wir die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen.“ (Pfingsten In: Hinsch/Pfingsten 2007, S.4) 12 GSK bedeutet Gruppentraining sozialer Kompetenzen.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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6 Psychiatrie

Da die Psychiatrie ein breit gefächertes Handlungsfeld der Sozialen Arbeit ist, ist eine

differenzierte Darstellung der unterschiedlichen Formen von psychiatrischer Behandlung

unabdingbar.

6.1 Versuch einer Begriffsdefinition Psychiatrie

Die Psychiatrie ist ein Fachgebiet der Medizin. Sie beschäftigt sich mit der Erkennung,

der nichtoperativen Behandlung, der Rehabilitation, der Prävention und der

Begutachtung psychischer Auffälligkeiten und Krankheiten (vgl. Fachlexikon der

sozialen Arbeit 2002, S.736).

„Unter psychiatrischer Versorgung sind alle stationären, teilstationären,

komplementären und ambulanten Einrichtungen zu verstehen, die Patienten mit

psychischen Krankheiten und Störungen institutionell betreuen; hinzu kommen

niedergelassene Nervenärzte, praktische und Allgemeinärzte, sonstige Hausärzte und

Beratungsstellen im Vorfeld.“ (Huber 1999, S.648)

Im Lehrbuch „Sozialarbeit und Sozialpädagogik in der Psychiatrie“ findet man folgende

Definition: „Psychiatrie ist die Lehre von den seelischen Störungen und den seelischen

Erkrankungen. Sie befasst sich mit der Verursachung und Entstehung (Ätiologie), den

Merkmalen (Symptomatologie), der Systematik (Syndromatik und Nosologie) sowie der

Diagnostik, der Prävention und Therapie der seelischen Krankheiten. Eine Theorie der

Entstehung und Behandlung der psychischen Erkrankung sowie ein Versorgungssystem

bildeten sich im 18. Jahrhundert heraus.“ (Bosshard et al. 1999, S.1)

„Jeder Versuch einer systematisch angemessenen Ordnung im Handlungs- und Forschungsfeld „Psychiatrie“ verfängt sich in der disziplinären und professionellen Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit dieses Feldes. Angesichts der Unübersichtlichkeit und Verschiedenartigkeit der disziplinären Zugänge und der Kontroversen der professionellen Interessen ist das Unterfangen, einen begründeten und fundierten Überblick über das “thematische Feld Psychiatrie“ zu geben, gleichermaßen notwendig wie schwierig.“ (Dörr 2005, S.11) Die Psychiatrie befasst sich als wissenschaftliche Disziplin und ärztliche Profession der

Medizin mit der Diagnose, Intervention und Prävention mentaler Krankheiten sowie

deren Erforschung. Psychiatrie bezeichnet man ebenso als einen konkreten sozialen

Ort wie psychiatrische Hospitäler, Kliniken und Landeskrankenhäuser mit

psychiatrischen Abteilungen. Drittens ist Psychiatrie als eine soziale Institution zu

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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begreifen und zeichnet sich damit als ein in Strukturen geronnene soziale Denk, -

Handlungs- und Zweckorientierung durch Norm- und Wertorientierung aus. Psychiatrie

im Fokus dieses Ordnungsmusters stellt eine gesellschaftliche Organisierung psycho-

sozialen Leids dar (vgl. Dörr 2005, S. 13).

„Psychische Erkrankungen nehmen zu und haben für Betroffene sowie Angehörige in

allen Lebensbereichen (...) schwere Folgen. Bei ungenügenden sozial-integrativen

Maßnahmen drohen sozialer Abstieg, Verarmung und Isolation. Um dies zu verhindern,

braucht es entsprechende Angebote und eine auf die Bedürfnisse der Betroffenen

abgestimmte psychiatrische Versorgung.“ (Ramseyer 2003, abstract)

6.2 Psychiatrische Kliniken und Abteilungen

„Die Klinikpsychiatrie ist heute eine aktiv behandelnde Disziplin geworden, die im Zuge immer neuer naturwissenschaftlicher und neurobiologischer Erkenntnisse äußerlich viele Züge „technischer“ Medizin der körperlichen Fächer angenommen hat. Ihre Domäne ist die Akutbehandlung schizophrener und affektiver Psychosen und psychoorganischer Erkrankungen sowie die Behandlung krisenhafter Zuspitzungen bei neurotischen Störungen. Hinzu kommt die Akutbehandlung von Suchterkrankten.“13 (Röttgers et al. 2003, S. 20) Grob lassen sich die einzelnen psychiatrischen Abteilungen in stationäre und

teilstationäre Abteilungen untergliedern.

PatientInnen werden vollstationär aufgenommen, wenn sie aufgrund der Schwere und

Dauer der zu behandelnden Krankheit bzw. der Beschaffenheit des sozialen Umfeldes

der PatientInnen ein derartiges stationäres Versorgungsangebot benötigen.

Ergänzt wird diese Behandlung durch Tageskliniken. Psychisch Kranke werden

tagsüber behandelt, wenn sie nach einer Akutphase der Erkrankung nachts und am

Wochenende wieder eigenständig leben können. Diese offene Behandlungsform ist

aber nur dann möglich, wenn ein familiäres bzw. soziales Netz der Betroffenen

vorhanden ist (vgl. Dörr 2005, S. 34f).

Es gibt zwei Funktionen von Tageskliniken: Die Kriseninterventionstagesklinik dient der

Verhinderung einer stationären Aufnahme für alle Krisen und Krankheiten und

ermöglicht die Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen. Sie hat daher einen hohen

präventiven Charakter. Die Rehabilitations-Tagesklinik kommt vorwiegend für

„chronifizierende PatientInnen“ in Frage. Sie dient der Verkürzung des stationären

13 Psychische Erkrankungen werden in einem folgenden Kapitel näher erläutert.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Aufenthalts und der allmählichen Wiederaufnahme der sozialen Beziehungen (vgl.

Dörner et al. 2002, S. 475).

Nachtkliniken gehören auch zu den teilstationären Einrichtungen. Hauptziele dieser

Behandlungsformen sind ebenso wie die Tageskliniken die berufliche und soziale

Rehabilitation von psychisch kranken Menschen mit dem Ziel, die autonome

Lebenspraxis (wieder) aufzubauen (vgl. Dörr 2005, S. 34f).

Eine Forderung der Psychiatrie-Enquete von 1975 besagte, dass die stationäre

Psychiatrie auf Gemeindeebene zurückgeholt werden muss. Im Gegensatz zu rein

psychiatrischen Krankenhäusern werden angeschlossene psychiatrische Abteilungen

an Allgemeinkrankenhäusern daher angestrebt (vgl. Dörner et al. 2002, S. 472).

„Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern haben (mit Ambulanz und

Infrastruktur für chronisch Kranke) auch den Vorteil, dass durch ein Konsiliarsystem a.

die körpermedizinische Mangelversorgung der psychiatrischen Patienten aufhört, und b.

die ebenso wichtige psychiatrische Versorgung der körpermedizinischen Stationen

garantiert ist.“ (Dörner et al. 2002, S. 473)

Auf ambulante Maßnahmen und komplementäre Einrichtungen möchte ich hier nicht

eingehen, weil diese für meine Diplomarbeit unrelevant sind.

Die Sozial- oder Gemeindepsychiatrie14 richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Einflüsse

der Gesellschaft oder besser der Gesellschaftlichkeit des Individuums, auf Entstehung

und Aufrechterhaltung der Erkrankung und die damit zusammenhängenden Prozesse

der Ausgrenzung bzw. Reintegration (vgl. Steinböck In: Steinböck/Berger 2003, S.

105f).

„Sozialpsychiatrische Einrichtungen verfolgen das Ziel, chronisch psychisch kranke

Menschen den Verbleib im Gemeinwesen zu ermöglichen, sie also darin zu

unterstützen, dass sie in ihrer eigenen Lebenswelt bleiben, leben und zurecht kommen

können.“ (Obert In: Grunwald/Thiersch 2004, S. 305)

Sozialpsychiatrisch können Tätigkeiten im stationären Bereich allgemeinpsychiatrischer

Kliniken und Landeskrankenhäuser sein, in den Abteilungen für Suchtkranke, in der

Gerontopsychiatrie, der Forensischen Psychiatrie und der Kinder- und

Jugendpsychiatrie, in psychiatrischen Abteilungen von Allgemeinkrankenhäusern sowie

Tages- und Nachtkliniken. Außerdem zählen dazu extramurale Einrichtungen wie

14 Die Bezeichnung Sozialpsychiatrie ist mit der Bezeichnung Gemeindepsychiatrie gleichzusetzen. Ich nehme an, dass in Deutschland vermehrt der Begriff Gemeindepsychiatrie verwendet wird und in Österreich noch eher die Bezeichnung Sozialpsychiatrie. In dieser Arbeit werde ich beide Begriffe ohne Wertung verwenden.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Tagesstätten, Übergangswohnheime, betreute Wohngemeinschaften,

Rehabilitationswerkstätten, sozialpsychiatrische Dienste, Kriseninterventionsdienste

sowie niedrigschwellige Begegnungsstätten und Gemeindeclubs für psychisch Kranke.

Die Soziale Arbeit gestaltet bewusst die Begegnung mit den in spezifischer Weise

isolierten AdressatInnen, indem sie soziale Orte neu schafft, Lebensbedingungen

versucht zu verbessern durch Formen der Angehörigenarbeit und Kontaktherstellung

mit tatsächlichen oder möglichen Arbeitsstellen (vgl. Hörster, Reinhard In: Chassé et al.

2004, S.370f).

Case-Management, Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten und Formen der

Krisenintervention stehen zur Debatte (vgl. Hörster In: Chassé et al. 2004, S.370).

Die soziale Integration der PatientInnen soll erhalten bleiben oder so bald wie möglich

wiederhergestellt werden. Die sozialen Beziehungen werden nach Möglichkeit so

gestaltet, dass sie für den Krankheitsverlauf bzw. Gesundungsprozess optimal sind (vgl.

Brosch 1995, S. 60).

„Der hilfebedürftige Mensch sollte in seinen System- und Milieubezügen gesehen und

verstanden werden. Seine Armut und Hilfebedürftigkeit wurde als Ergebnis

gesellschaftlicher Prozesse begriffen, und im Zentrum der psychosozialen

Unterstützung sollte das Ziel der Selbstbefähigung stehen.“ (Bosshard In:

Gahleitner/Hahn 2008, S.152f)

„Jede psychiatrische Störung und Krankheit ist nicht nur ein medizinisches, sondern zugleich ein soziales Problem. Soziale Faktoren sind für Entstehung, Verlauf, Prognose, Behandlung und (primäre und/oder sekundäre) Prävention psychischer Störungen von Bedeutung, (..).Themen der Sozialpsychiatrie sind u.a. auch die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Familien psychisch Kranker, die Einstellung der Öffentlichkeit zu psychischen Krankheiten und Störungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.“ (Huber 1999, S.643) „Das Augenmerk in Forschungs- und Behandlungsstrategien liegt mehr auf den

psychosozialen Faktoren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen, zu Besserung oder

Verschlechterung beitragen bzw. einen Rückfall herbeiführen oder verhindern.“ (Brosch

1995, S. 60)

Große psychiatrische Kliniken verfügen neben der Allgemeinpsychiatrie auch über

spezialisierte Abteilungen wie Kinder- und Jugendpsychiatrie, Geriatrie, Neurologie,

Forensik und Abteilungen für Abhängigkeitserkrankungen. Die stationäre Aufnahme von

PatientInnen kann auch unterschiedlich erfolgen. Dies ist abhängig davon, ob Selbst-

und/oder Fremdgefährdung besteht. In diesen Fällen werden PatientInnen im

Unterbringungsbereich aufgenommen bzw. angehalten. Für die wissenschaftliche

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Auseinandersetzung in dieser Arbeit werden die Bereiche Geriatrie und Neurologie

ausgeklammert.

Heute wird die psychische Krankheit als ein bio-psycho-sozialer Prozess behandelt und

entsprechend sozialer Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten psychischer

Krankheiten untersucht. Weiterfolgende Einrichtungen können sein Ambulatorien,

Wohnheime und Rehabilitationswerkstätten meist mit interdisziplinären und

multiprofessionellen Teams.15 Dennoch ist das Gegenstandsfeld Psychiatrie immer

noch ökonomisch, sozial und kulturell im biomedizinisch definierten Deutungsfeld der

Medizin verortet und dementsprechend strukturiert (vgl. Dörr 2005, S.28f).

Auf den Suchtstationen geht es bei PatientInnen mit langjähriger (meist Alkohol-)

Abhängigkeit zunächst darum, den körperlichen Entzug in Verbindung mit einer

vielseitigen Diagnostik und Beratungsarbeit durchzuführen und dann an der Motivation

zu einer Entwöhnungsbehandlung weiterzuarbeiten (vgl. Clausen et al. 1996, S.202).

In dem Begriff Forensische Psychiatrie steckt das Wort „forum“. Damit ist der öffentliche

Platz im alten Rom gemeint, auf dem Gericht gehalten wurde. Daher lässt sich

Forensische Psychiatrie als gerichtliche Psychiatrie übersetzen und beschreibt damit

einen Überschneidungsbereich beider Fächer, der Rechtswissenschaften und der

Psychiatrie (vgl. Steinböck In: Steinböck/Berger 2003, S.101).

In der forensischen Psychiatrie werden psychisch kranke StraftäterInnen untergebracht

und behandelt. Diese PatientInnen sind aufgrund ihrer geistigen, seelischen oder

persönlichkeitsbedingten Anlagen und Entwicklungen nicht imstande, die Folgen ihres

gesetzwidrigen Handelns abzusehen (vgl. Clausen et al. 1996, S.205f).

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden minderjährige PatientInnen mit

psychotischen oder autistischen Erkrankungen, schweren Ängsten, Selbstwert-

störungen, Suizidgefährdung, Schulverweigerung und Lernleistungsstörungen,

Essstörungen, mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten, erhöhter Gewaltbereitschaft,

Verwahrlosung oder Drogenmissbrauch behandelt (vgl. Clausen et al. 1996, S. 211).

15 Diese Einrichtungen werden in meiner Diplomarbeit nicht näher erläutert, da das Hauptaugenmerk nur die klinische Psychiatrie betreffen soll.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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6.3 Psychiatrische Krankheitslehre

Menschen können unterschiedlich gut entwickelte Fähigkeiten haben, auf Konflikte und

Belastungen des Lebens adäquat zu reagieren. Wenn belastende Herausforderungen

oder Probleme die Fähigkeit eines Menschen beeinträchtigen, den alltäglichen

Aufgaben zu entsprechen bzw. emotional standzuhalten, kann eine psychische Störung

unterschiedlichen Schweregrades vorliegen (vgl. Wittchen 1998, S.7).

„Psychische Störungen und Schwierigkeiten manifestieren sich in unterschiedlichen Graden von Leidensdruck und Funktionsstörungen in vier Schlüsselbereichen menschlicher Aktivität: (1) In der Art und Weise, wie Menschen ihre Gefühle erleben und äußern; (2) wie sie denken; urteilen und lernen; und (3) wie sie sich verhalten. (4) Psychische Störungen beeinflussen auch das körperliche Erleben und Empfinden. Umgekehrt wirken sich physische Störungen genauso auf psychische Vorgänge und Erlebnisse aus.“ (Wittchen 1998, S. 10)

Das ICD 10 (International Classification of Diseases) ist ein Klassifikationssystem von

psychischen Störungen, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt

wurde, um eine Vereinheitlichung zu gewährleisten (vgl. Huber 1999, S.34). Folgende

psychische Krankheitsbilder sind nach dem ICD 10 eingeteilt:

„F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen

F10-F19 Psychische und Verhaltenstörungen durch psychotrope Substanzen

F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen

F30-F39 Affektive Störungen

F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen

F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren

F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

F70-F79 Intelligenzstörungen

F80-F89 Entwicklungsstörungen

F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend

F99 Nicht näher bezeichnete psychische Störungen“ (www.psychotherapiepraxis.at am

9.2.2009)

Page 43: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 43 von 122

7 Soziale Arbeit in der Psychiatrie/psychiatrischen Landschaft

7.1 Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit mit Psychiatr iepatientInnen

Neben den psychiatrischen Krankenanstalten sind SozialarbeiterInnen auch tätig in der

psychosozialen Rehabilitation und Betreuung. Hier einige Beispiele:

- ambulante Beratung, Betreuung psychisch kranker Menschen

- ambulante psychosoziale Rehabilitation

- Intensivbetreuung (für psychisch kranke Haftentlassene)

- Ambulante Beratung und Betreuung von Abhängigkeitskranken

- Angehörigenberatung

- Übergangswohnheim

- Betreute Wohngemeinschaften (befristet und unbefristet)

- Langzeitwohnheim

- Intensiv betreutes Wohnen für schwer rehabilitierbare psychotische

Personen

- Übergangswohnheim für Abhängigkeitskranke mit Abstinenz

- Arbeitstrainingszentren für psychisch Kranke

- Beschäftigungsprojekte für psychisch Kranke

- Arbeitsassistenz

- Tageszentren

- Clubs für Psychiatrieerfahrene

- Drogenberatung

- Wohnhaus für chronisch psychisch kranke Menschen mit erhöhtem

körperlichen Pflegebedarf

Erforderliche Kontakte zu den oben genannten Einrichtungen werden schon während

des Krankenhausaufenthalts vermittelt (vgl. Leistungen für psychisch kranke Menschen

2002, S.18f).

Bis heute sind teilstationäre, komplementäre und rehabilitative Institutionen nicht in

ausreichender Zahl vorhanden. Es wäre wichtig, dass diese eng mit den psychiatrischen

Krankenhäusern, Abteilungen und Kliniken zusammenarbeiten (vgl. Huber 1999, S.

659).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 44 von 122

Joachim Speicher, der 2003 eine Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale

Psychiatrie in Frankfurt hielt, kritisierte dort die Gemeindepsychiatrie. Er warf die Frage

auf, ob die Gemeindepsychiatrie nicht selbst chronifizierend ist (vgl. www.psychiatrie.de;

Zugriff am 19.02.2009).

„Dauerwohnheime, Langzeitrehabilitation in Werkstätten, unendliche Geschichten psychosozialer Wohngemeinschaftsbetreuungen, Kriseninterventionen und Versorgung rund um die Uhr. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Jahr für Jahr. Sind das tatsächlich die Perspektiven einer wohnortnahen und modernen Psychiatrie? Wohl kaum. Der Wandel von der institutionsbezogenen zur personenorientierten Psychiatrie ist im vollem Gang und nach wie vor dringend geboten(...). (Es) gelingt (.) dem medizinischen Denken und seinen Vertretern, dominante Rollen und Positionen im gemeindepsychiatrischen Diskurs einzunehmen. Interessant ist hierbei der Umstand, dass die Gemeindepsychiatrie hingegen berufsgruppenspezifisch jedoch eine klare Domäne der SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen ist. (...) Ich plädiere für eine sozialarbeiterische Interventionspraxis, die den Klienten geh- und machbare „Ausgänge“ aus der psychiatrischen Vollversorgung eröffnet und nicht defizitorientierte Horrorszenarien optioniert, in denen dünnhäutige und vulnerable Menschen sich nicht mehr dem Leben aussetzen können.“ (www.psychiatrie.de; Zugriff am 19.02.2009)

7.2 Aufgabenfeld und Methoden

„Die Psychiatrie ist in der Behandlung und Betreuung von psychisch kranken Menschen

auf eine breite sozialarbeiterische Unterstützung angewiesen, die sich insbesondere auf

Hilfen zur Alltagsbewältigung der Betroffenen bezieht.“ (www.askepios.com; Zugriff am

16.02.2009)

Joachim Speicher streicht die methodische Wichtigkeit der Sozialen Arbeit bei der

Fachtagung „Soziale Arbeit in der (Gemeinde-)Psychiatrie“ in diesen Worten heraus:

„Sozialarbeit als Wissenschaft ist die eine der wirklich wenigen Disziplinen, die auf die

Unbestimmbarkeit des sozialen Lebens nicht mit einer trivialen Reduktion von

Komplexität reagiert, sondern sich die Methoden- und Theorienvielfalt sowie die

dazugehörige Denkfreiheit bewahrt hat.“ (www.psychiatrie.de, Zugriff am 19.02.2009)

Viele der bereits im Kapitel 4.4 genannten und erläuterten Methoden der Sozialen Arbeit

sind natürlich auch Methoden der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie. Da die

Soziotherapie die Basis therapeutischen Handelns in psychiatrischen Einrichtungen

darstellt, lohnt sich hier eine weitere Vertiefung in Bezug auf die Anwendung in der

Psychiatrie. Psychotherapie kann immer nur einen kleinen abgegrenzten Teil des Tages

beanspruchen. Soziotherapie ist keine Technik, die neben anderen Techniken steht,

sondern macht die Anwendung anderer Techniken erst möglich (vgl. Dörner et al. 2002,

S. 562f)

Page 45: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 45 von 122

„Soziotherapie fördert die normalen, regelhaften, allgemeinen, alltäglichen, gesunden,

nicht an Krankheit gebundenen, d.h. freien Anteile eines Individuums; und: In dem

Maße, in dem ein Patient in unbestimmten, in allgemeinen, d.h. auch in informellen

Situationen seine Reaktionen auf Anforderungen aus dem Alltag, auf Regeln, auf

Normales, Banales kennen und überprüfen lernen kann, in dem Maße findet

Soziotherapie statt.“ (Dörner et al. 2002, S. 564)

„Soziale Arbeit in der Psychiatrie impliziert Benennung und Herausarbeitung von

Leitperspektiven im sozialpsychiatrischen Versorgungsnetz. Dies sind u.a.

Empowerment, Lebensweltorientierung, Einzelfallorientierung wie auch Biographie und

Zeitlichkeit als Prämissen klinischer Praxis - stets im Blick auf das lebendige Subjekt im

Erkrankungs- und Genesungsgeschehen.“ (Homfeldt/Mühlum In: Dörr 2005, S. 10)

Zentraler Punkt für den sozialarbeiterischen Zugang ist im Besonderen der

Perspektivenwechsel von den psychischen Defiziten und Krankheitssymptomen hin zu

den gesunden, kreativen und konstruktiven Fähigkeiten, Fertigkeiten und Potentialen

der KlientInnen. Die Soziale Arbeit zielt neben dem Bemühen um soziale Rehabilitation

und die Entwicklung eines tragfähigen Alltags auf die Förderung sozialer Kontakte und

Kompetenzen, den Aufbau von Selbstwertgefühl sowie auf die Schaffung oder

Bereitstellung neuer identitätsstützender Erfahrungsräume ab. In diesem

Zusammenhang betreibt Soziale Arbeit ein Case-Management, um die verschiedenen

Unterstützungsangebote kontinuierlich und kooperativ aufeinander abzustimmen und zu

vernetzen (vgl. Chassè et al. 2004, S. 379f).

Empowerment kann als Prozess im Menschen verstanden werden, der die eigenen

Stärken entdeckt und die soziale Lebenswelt mitgestalten kann (vgl. Krisor 2005, S. 53).

„Will man den konzeptuellen Kern des Empowerment-Konzeptes formulieren, so ist es vor allem dies: ein verändertes, optimistisch gestricktes Menschenbild, das die Wahrnehmung der Lebenswirklichkeit des Adressaten und die Entwürfe einer sensiblen alltagsorientierten Unterstützungspraxis durch die Soziale Arbeit anleitet. Mit seiner Betonung von Selbstorganisation und autonomer Lebensführung formuliert dieses Menschenbild eine radikale Absage an Metaphern der Schwäche, des Defizits und des Nicht-Gelingens.“ (Herriger 2002, S.70)

Seit der Psychiatrie-Enquete 1975 wurden neben den niedergelassenen ÄrztInnen für

Psychiatrie und Psychotherapie, den ärztlichen und nichtärztlichen

PsychotherapeutInnen, den psychiatrischen Kliniken und Tageskliniken viele neue

Hilfsangebote, wie zum Teil schon erwähnt, entwickelt: Institutionsambulanzen an

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 46 von 122

Kliniken und Tageskliniken, Sozialpsychiatrische Zentren, Tagesstätten, psychiatrische

Krankenpflege, betreutes Wohnen und sozialpsychiatrische Dienste. Diese Hilfen zielen

vor allem auf die Alltagsbewältigung, Gestaltung von Sozialkontakten und Freizeit ab.

Ebenfalls gehören zur psychiatrischen Landschaft ambulant medizinische

Rehabilitationseinrichtungen, Berufstrainingszentren, Werkstätten für psychisch kranke

Menschen oder Zuverdienst- und Integrationsfirmen. Das Hauptaugenmerk der

SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Kliniken sind die psychosozialen

Problemlagen der PatientInnen. Für die Klinik gilt folgende Maxime: „Nach der

Einweisung ist vor der Entlassung.“ Existentielle Fragen müssen rasch geklärt werden:

Kostenübernahmen, Benachrichtigungen von Ämtern, Verständigung von Angehörigen,

Besorgen von Taschengeld und Kleidern (vgl. Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008,

S.151f).

„Dass diese Maßnahmen zu gelingenden Interventionen der Sozialarbeiterin werden, hängt einerseits von ihrer sozialrechtlichen Versiertheit und ihrer Vernetzung außerhalb der Klinik ab, andererseits aber von ihrer Fähigkeit, zu dem Menschen, der sich in einer Krise befindet, akut psychotisch ist oder impulsiv und selbstzerstörerisch agiert, Kontakt aufzunehmen. Aufbau und Gestaltung der Arbeitsbeziehung gehören zu den anspruchvollsten und wichtigsten Aufgaben. Es müssen sowohl Sicherheit und Vertrauen entstehen, gleichzeitig aber auch Grenzen gesetzt, Nähe und Distanz gefunden werden. Die psychiatrischen Diagnosen als solche sind für diese Arbeit nicht immer hilfreich, möglicherweise sogar hinderlich. Hilfreich kann das Wissen um psychodynamische Aspekte der jeweiligen Störung sein. Die Sozialarbeiterin muss hier über die Fähigkeit zur Selbstreflexion verfügen. Hierbei ist sie auf ein kollegiales Team und Supervision angewiesen.“ (Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.154)

Ein umfassendes theoretisches und methodisches Wissen ist notwendig, um auf der

Grundlage sozialer Diagnosen die individuell angepassten Interventionsschritte planen

zu können. Ein Teil eines zirkulären methodischen Problemlösungsprozesses ist auch in

der Psychiatrie die soziale Diagnostik. (Sie dient zur Feststellung des

Problemkomplexes mit dem Ziel, Handlungswege zuzuordnen und zielbezogen

anzuwenden.) Psychoedukation ist eine weitere wichtige Methode klinischer

Sozialarbeit in einem Gesundheitswesen, in dem Behandlungsabläufe immer rascher

werden. Der entscheidende Vorteil des Case Managements ist, dass verschiedene

Interventionen auf die Situation der PatientInnen abgestimmt und die Behandelnden in

ihrer Zusammenarbeit unterstützt werden. Die Soziale Arbeit in der Klinik richtet ihren

Fokus auch auf die Prävention. Jede Intervention sollte darauf ausgerichtet sein,

nachhaltig und damit auch präventiv zu wirken (vgl. Becker-Bikowski In:

Gahleitner/Hahn 2008, S.180f).

Page 47: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 47 von 122

„Kernkompetenzen der Sozialen Arbeit nehmen mit der Ökonomisierung im Gesundheitswesen und der damit einhergehenden Diskussion um ethische Aspekte in der Patientenversorgung eine zunehmende wichtige Rolle ein.“......“Eine tragfähige qualitätsgesicherte Versorgung muss von einer Koordinationsstelle aus gelenkt werden, die den Gesamtbehandlungsprozess im Blick hat. Es sind viele Aspekte in die Planung einzubeziehen und zu vernetzen, um ein optimales Ergebnis für alle Beteiligten zu erreichen.“ (Becker-Bikowski In: Gahleitner/Hahn 2008, S.185) Klinische Sozialarbeit hat auch Zukunftsperspektiven in der Forschung und somit

Möglichkeiten, ihre Fachlichkeit im Gesundheitswesen zu positionieren (vgl. Becker-

Bikowski In: Gahleitner/Hahn 2008, S.185).

Die im Kapitel 5.6 bereits erwähnten Handlungsansätze lassen sich auf die Soziale

Arbeit in der Psychiatrie übertragen. In der Literatur wird keine weitere Differenzierung

der Methoden und Handlungsansätze betont.

Aus meiner Internetrecherche habe ich aus verschiedenen Hompages von

psychiatrischen Krankenanstalten Inhalte zu Aufgabenschwerpunkten und Zielen der

Sozialen Arbeit in der Psychiatrie zusammengetragen. Folgende einzelne Auszüge

sollen einen kurzen Einblick über die Aufgaben der SozialarbeiterInnen in Psychiatrien

darstellen.

Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten der SozialarbeiterInnen im LSF Graz16 ist laut

Internetangabe „die Koordination bestehender Ressourcensysteme (PatientInnen,

Angehörige, soziale Dienste, etc.) mit dem Ziel, die im Krankenhaus eingeleiteten

Gesundungsprozesse nach Entlassung der PatientInnen zu erhalten bzw. zu fördern

und dadurch deren Lebensqualität zu verbessern.“ (www.lsf-graz.at; Zugriff am

16.02.2009)

Durch die Entlassungsvorbereitungen soll auch die vorzeitige Wiederaufnahme

verhindert werden und dadurch auch ein volkswirtschaftlicher Beitrag geleistet werden.

Der Kontakt mit extramuralen sozialen Diensten wird hergestellt und Unterstützung mit

finanziellen und materiellen Hilfen geleitstet (vgl. www.lsf-graz.at; Zugriff am

16.02.2009).

Die SozialarbeiterInnen beraten, vermitteln und koordinieren Hilfs- und

Unterstützungsmaßnahmen. Bei Bedarf führen sie auch Begleitungen der PatientInnen

durch. Der Behandlungsplan, der mit der Aufnahme der PatientInnen von den

behandelnden ÄrztInnen im Zusammenwirken mit dem multiprofessionellen Team

innerhalb der Behandlungskonferenz erstellt wird, ist auch ein Bezugspunkt für das

berufliche Handeln der Sozialarbeit. Alltags- und soziale Handlungskompetenz sollen 16 LSF Graz: Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 48 von 122

gefördert werden. Die SozialarbeiterInnen wirken bei verschiedenen

gruppenpädagogischen Angeboten sowie bei der Einleitung und Begleitung von

arbeitstherapeutischen Maßnahmen mit (vgl. www.klinikum.uni-heidelberg.de; Zugriff

am 18.02.2009).

„Die Behandlung psychisch erkrankter Menschen ist ohne die Sozialarbeit nicht

vorstellbar, da die psychosoziale und berufliche Wiedereingliederung in das jeweilige

familiäre, soziale und berufliche Umfeld einen wichtigen Bestandteil der Behandlung

darstellt. Sozialarbeiterischer Handlungsbedarf besteht vor allem in den Bereichen:

• Finanzen und Sozialversicherung

• Wohnungs- und Lebenssituation

• Arbeit und Ausbildung

• Familie und soziales Bezugsfeld

• Freizeit und Tagesstruktur“ (www.klinikum.uni.heidelberg.de; Zugriff am

18.02.2009)

Die Klinische Sozialarbeit im Klinikum Wels-Grieskirchen beschreibt ihre Tätigkeit als

sehr fallorientiert, um individuelle Lösungen zur Verbesserung der Lebenssituation der

Einzelnen zu finden. Als Aufgabenbereiche listet sie auf: Klärung der Lebenssituation,

Organisation von regionalen Hilfsangeboten für die Zeit während oder nach der

Behandlung, Wohnprobleme, Fragen zu den Themen Arbeit, Ausbildung und berufliche

Rehabilitation, Anliegen bzgl. Krankenversicherungen, Pension, Pflegegeld, etc.,

familiäre Probleme (vgl. www.we.klinikum-wegr.at; Zugriff am 30.01.2009).

Franz Hierlemann, Leiter des Sozialdienstes der Psychiatrischen Universitätsklinik

Zürich, fasst in dem Artikel „Soziale Arbeit in der Psychiatrie“ den Auftrag der Profession

wie folgt zusammen: Es geht um das Erkennen der Ressourcen der PatientInnen im

Rahmen der sozialen Diagnose und das Erstellen der Behandlungsplanung, die in die

interprofessionelle Zusammenarbeit eingebunden sein muss. Aufgegliedert bedeutet

das:

• Begrenzung nachteiliger Folgen einer psychischen Erkrankung

(Exklusionsvermeidung in den Lebensbereichen Arbeit, Wohnen, materielle

Sicherheit)

• Hilfe bei bereits bestehenden nachteiligen Folgen (Integrationsförderung) durch

teilweise Reintegration während der Behandlungsphase

• Mitgestalten von „geschützten Lebensverhältnissen“

• Aufklärung des Teams über die soziale Situation der PatientInnen

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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• Vernetzung der Maßnahmen und Koordination von Hilfeleistungen während der

Entlassungsphase (vgl. www.avenirsocial.ch; Zugriff am 18.02.2009).

Die folgenden Auszüge aus dem Internet eigenen sich als Zusammenfassung der

Kompetenzen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie:

„Die Soziale Arbeit in der Psychiatrie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die soziale

Lage der Patienten und daraus resultierende Beeinträchtigungen angemessen erfassen

und das verzweigte Netz von Sozialleistungen problemorientiert erschließen kann.“ (...)

„Soziale Arbeit in der Psychiatrie ist (..) ein elementares Bindeglied zwischen den

Schonräumen der psychiatrischen Behandlung und den gesellschaftlichen

Anforderungen, auf die Patienten vorbereitet werden müssen.“ (www.asklepios.com;

Zugriff am 16.02.2009)

Im Online-Artikel der Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz „Soziale Arbeit im

Krankenhaus“ sind die Intentionen der Sozialen Arbeit, die ich als allgemein

übertragenswert empfinde, wie folgt angeführt: Unterstützung der Gesundung,

Steigerung der Lebensqualität, Verbesserung der Zusammenarbeit der Helfersysteme,

Förderung der Compliance17 der PatientInnen, Verringerung der Aufenthaltsdauer,

Öffentlichkeitsarbeit, Verzögerung neuerlicher Aufnahmen, positiver

volkswirtschaftlicher Beitrag (vgl. www.lsf-graz.at; Zugriff am 16.02.2008).

17 Damit ist das kooperative Verhalten von PatientInnen in der Klinik gemeint.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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7.3 Theoretische Verortung der Sozialen Arbeit in d er Psychiatrie

Das Theoriekonzept der Sozialen Arbeit im psychiatrischen Feld setzt sich zusammen

aus der biopsychosozialen Krankheitslehre18, einer ressourcenorientierten

Gesundheitslehre, den Alltags- und Lebenskonzepten der Sozialen Arbeit19 und dem

von der Psychoanalyse entwickelten Konzept des „Szenischen Verstehens“20 zur

Deutung der Beziehungsdynamik zwischen KlientIn und SozialarbeiterIn, das der

Komplexität der Problemlagen angemessen ist (vgl. Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008,

S.154).

Im Gegensatz zu einer eher symptomorientierten Betrachtungsweise der

therapeutischen Berufsgruppen stellt die Soziale Arbeit eine bedeutende

Perspektivenänderung dar. Ein Prinzip der Sozialen Arbeit ist das Erkennen und die

Wertschätzung der immer auch vorhandenen gesunden Anteile und die damit

verbundenen salutogenen Möglichkeiten der KlientInnen. Ziele der Sozialen Arbeit mit

psychisch kranken Menschen sind die positive Veränderung der psychosozialen

Krankheitsfolgen sowie die Verbesserung primärer Benachteiligungen. Wichtig ist das

Verstehen des „Intrapsychischen“ der KlientInnen und eine darauf gegründete Haltung

und Vorgehensweise, die bei allen Anregungen, Unterstützungen, Begleitungen und

Beratungen zum Tragen kommen. Grundsätzlich ist dies bei anderen Arbeitsfeldern

nicht anders, allerdings ergeben sich die Besonderheiten aus der Notwendigkeit, das

Wissen, Verstehen und Können der Sozialen Arbeit in einem von der Medizin und ihren

therapeutischen Vorstellungen dominierten Feld zu vertreten (vgl. Bosshard In:

Gahleitner/Hahn 2008, S. 156f).

18 „ Die biopsychosoziale Sichtweise sieht die Erkrankung in einem langfristig biografisch angelegten Zusammenhang, in dem Beziehungserfahrungen während der Säuglingszeit und Kindheit, Bindungserfahrungen und die in Interaktionen erlernten Umgangsweisen mit Gefühlen eine herausgehobene Bedeutung haben, denn sie sind zu psychischen Strukturen geworden und Grundlagen für Erwartungen und Verhaltensmuster.“ (Bosshard In: Gahleitner/Hahn 2008, S.155) 19 Die Alltags- und Lebenskonzepte der Sozialen Arbeit sind inhaltlich in Verbindung zu bringen mit dem Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit (siehe Kapitel 4.3). 20 „(Re-)Inszenierung und Szenisches Verstehen: Von einer Inszenierung oder Reinszenierung wird gesprochen, wenn der Klient ganze Szenen, so wie er sie früher erlebt hat, in der Gegenwart unbewusst wieder herstellt, wenn er in Szenen agiert. Wenn z. B. jemand in chaotischen Verhältnissen aufgewachsen ist und eine bestimmte Form des Streitens oder der Aggression als Form der Beziehungsaufnahme gelernt hat, wird er versuchen, solche chaotischen, unverarbeiteten Szenen immer wieder herzustellen. Wir sprechen dann von Reinszenierung, Inszenierung oder Übertragungsinszenierung. Die Inszenierungen erfordern vom Gegenüber – Psychoanalytiker oder Sozialarbeiter – ein Verstehen der Szene. Das Szenische Verstehen ist eine weitere theoretische Perspektive zum Verstehen des Phänomens von Übertragung und Gegenübertragung.“ (Stemmer Lück 2004, S.104)

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 51 von 122

8. Ergebnisse des Fragebogens

Hier beginnt der empirische Teil der Diplomarbeit. In den folgenden Unterkapiteln führe

ich die genaue Vorgehensweise des Versendens der Fragebögen und die Darstellung

der einzelnen Fragen und deren Antworten an.

8.1 Ausschicken der Fragebögen

Ich habe den Online-Fragebogen am 17.2.2009 an alle recherchierten Sozialarbeiter

und Sozialarbeiterinnen, die in psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind, in ganz

Österreich ausgeschickt. Ich gehe davon aus, dass ich einer Vollerhebung, der in

diesem Bereich tätigen SozialarbeiterInnen, sehr nahe gekommen bin. Allerdings kann

ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Zu bemerken ist auch, dass ich aus

konzeptuellen Überlegungen keine Befragungen mit SozialarbeiterInnen, die in

neurologischen oder geriatrischen Abteilungen tätig sind, durchführte. Eine Woche vor

Abschicken des Fragebogens, sendete ich eine Vorankündigung aus, die mein

Vorhaben erklären sollte. Herr DSA Mag. Dr. Wilhelmstätter war so freundlich, mir eine

offizielle Bestätigung auszustellen, um eventuelle Bedenken der zu befragenden

SozialarbeiterInnen auszuräumen. Zwei Wochen nach dem ersten Ausschicken der

Fragebögen, verschickte ich eine Erinnerung an jene PraktikerInnen, die laut dem

Online-Programm bisher noch nicht teilgenommen haben. Dadurch wurden nochmals

einige SozialarbeiterInnen motiviert, sich zu beteiligen. Mit 7.3. 2009 setzte ich den

Teilnahmeschluss fest. Insgesamt habe ich den Fragebogen an 149 Personen

ausgeschickt. 69 Personen haben an der Befragung teilgenommen. Das ist ein Rücklauf

von 46%. Ich führe den hohen Rücklauf auf die Methode des Online-Fragebogens

zurück, die eine sehr rasche und mit wenig Aufwand verbundene Antwortmöglichkeit für

die befragten Personen darstellt. Einige TeilnehmerInnen bekundeten ihr Interesse an

den Ergebnissen per E-Mail.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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8.2 Daten der Befragten

In diesem Kapitel beschreibe ich die angegebenen Daten der befragten

SozialarbeiterInnen. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass die Darstellungen der

Ergebnisse nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, mit der Frage 1 beginnen sondern mit

einer relativ hohen Nummerierung. Das liegt daran, dass ich mich

„fragenbogentechnisch“ entschieden habe, einige persönliche Fragen erst gegen Ende

zu stellen. Für den logischen Aufbau der Ergebnisdarstellung ist aber eine Umkehrung

notwendig, um verständliche Ausführungen zu gewährleisten. Für meine Diplomarbeit

waren folgende Informationen von Interesse:

Welches Alter und Geschlecht haben die befragten TeilnehmerInnen?

Wie viele Personen haben eine psychotherapeutische Ausbildung absolviert?

In welchem Bundesland arbeiten die befragten ExpertInnen für Soziale Arbeit?

Alter der befragten SozialarbeiterInnen:

Frage 52: Alter (n= 56)

29%

16%

7%21%

11%

9%7%

25-30 Jahre

31-35 Jahre

36-40 Jahre

41-45 Jahre

46-50 Jahre

51-55 Jahre

56-60 Jahre

Abbildung 1: Alter der befragten SozialarbeiterInnen

Die Frage nach dem Alter beantworteten 56 von 69 Personen. Davon ist die größte

Gruppe mit 16 SozialarbeiterInnen im Alter von 25 bis 30 Jahren. Diese machen 29%

(16 Nennungen) aus. 16% (9 Nennungen) sind 31 bis 35 Jahre alt. Nur 7% (4

Nennungen) sind 36 bis 40 Jahre. 41 bis 45 Jahre sind 21% der SozialarbeiterInnen (12

Nennungen). 6 Personen (11%) sind 46 bis 50 Jahre alt und 5 Personen (9%) sind 51

bis 60 Jahre alt. Die älteste Berufsgruppe der SozialarbeiterInnen mit 56 bis 60 Jahren

machen 7% aus (4 Nennungen).

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 53 von 122

Geschlecht der befragten SozialarbeiterInnen:

Frage 53: Geschlecht (n=56)

Die Frage nach dem Geschlecht haben 56 von 69 Personen beantwortet. Der eindeutig

überwiegende Anteil der befragten SozialarbeiterInnen mit fast 75% sind Frauen (41

Nennungen). 27% (15 Nennungen) sind Männer.

Psychiatrische Anstalten bzw. Abteilungen in den Bundesländern :

Frage 2: In welchem Bundesland arbeiten Sie? (n=69)

1 6

8

1

1714

4

9

27

Vorarlberg

Tirol

Salzburg

Kärnten

Oberösterreich

Steiermark

Niederösterreich

Wien

Burgenland

Bundesland nichtangegeben

Abbildung 2:SozialarbeiterInnen in den einzelnen Bundesländern

Zu dieser grafischen Darstellung habe ich auch jene 7 Personen angefügt, die keine

Angaben zum Bundesland gemacht haben. Ich möchte gleich zu Beginn der

Ausführungen zu dieser Frage darauf hinweisen, dass die teilweise großen

Unterschiede der Zahl der teilgenommenen SozialarbeiterInnen natürlich auch mit den

Größen der psychiatrischen Krankenanstalten in den einzelnen Bundesländern

zusammenhängen (Beispiele siehe Einleitung). In Vorarlberg und Kärnten haben jeweils

eine Person den Fragebogen ausgefüllt. In Burgenland haben zwei SozialarbeiterInnen

teilgenommen. Niederösterreich ist mit 4 Personen vertreten. 7 Fragebögen wurden in

Tirol bearbeitet. 8 Teilnehmer zählt Salzburg. In Wien haben 9 Personen teilgenommen.

In der Steiermark sind es bereits 14 SozialarbeiterInnen. Spitzenreiter ist Oberösterreich

mit 17 TeilnehmerInnen.

Page 54: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 54 von 122

Arten von psychiatrischen Abteilungen:

Frage 1: In welchem psychiatrischen Bereich arbeiten Sie? (n=69)

23%

28%4%6%

13%

1%

5%

12%5% 3%

AllgemeinpsychiatrieAkutpsychiatrieKinder- und JugendpsychiatrieForensische PsychiatrieSuchtbereichGemeinde- und SozialpsychiatriePsychosomatikGerontopsychiatriePsychiatrische RehabilitationSonstige

Abbildung 3: Psychiatrische Abteilungen

Diese Frage haben alle 69 SozialarbeiterInnen beantwortet. Mehrfachnennungen waren

möglich. Die grafische Darstellung zeigt, dass knapp über die Hälfte der Befragten in

der Allgemeinpsychiatrie (23%, 22 Nennungen) und in der Akutpsychiatrie (28%, 25

Nennungen) tätig sind. 13% (12 Nennungen) arbeiten im Suchtbereich und 12% (11

Nennungen) arbeiten in der Gerontopsychiatrie. Die folgenden Bereiche sind nur

marginal vertreten: Forensische Psychiatrie mit 6% (6 Nennungen), Psychiatrische

Rehabilitation und Psychosomatik mit jeweils 5% (5 Nennungen), Kinder- und

Jugendpsychiatrie mit 4% (4 Nennungen), Gemeinde- und Sozialpsychiatrie mit 1% (1

Nennung) und Sonstige mit 3%. Unter Sonstige wurden folgende Bereiche angeführt:

Ambulanz, Langzeitpsychiatrie und interkulturelle Ambulanz.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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8.3 Daten der PatientInnen

Bezüglich der PatientInnen interessierten mich Informationen betreffend der

Aufenthaltsdauer, der Zuweisungsform und der häufigsten Krankheitsbilder. Bei diesen

folgenden Fragen waren jeweils Mehrfachnennungen möglich.

Aufenthaltsdauer der PatientInnen:

Frage 3: Arbeiten Sie mit LangzeitpatientInnen, KurzzeitpatientInnen und/oder mit ambulanten PatientInnen?

(n=66)

24%

49%

27%

LangzeitpatientInnen

KurzzeitpatientInnen

ambulantePatientInnen

Abbildung 4: Behandlungsdauer der PatientInnen

Beinahe die Hälfte (49%, 50 Nennungen) arbeiten zum Teil u.a. mit

KurzzeitpatientInnen. Beim Fragebogen habe ich KurzzeitpatientInnen definiert mit einer

durchschnittlichen Aufenthaltsdauer in der Klinik von unter 3 Monaten. 24% (25

Nennungen) gaben an, mit LangzeitpatientInnen (durchschnittlicher Aufenthalt von über

3 Monaten) sozialarbeiterisch tätig zu sein. 27% (28 Nennungen) arbeiten mit

ambulanten PatientInnen.

Page 56: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 56 von 122

Zuweisung der PatientInnen zur Sozialen Arbeit:

Frage 4: Wie erfolgt die Zuweisung der PatientInnen zur Sozialen Arbeit?(n=67)

19%

14%

29%

27%

11%

Pflegepersonal

SozialarbeiterInnen

Ärzteschaft

PatientInnen selbst

Sonstige

Abbildung 5: Zuweisungsform der PatientInnen

Bei der Beantwortung dieser Frage waren ebenfalls Mehrfachnennungen möglich.

Insgesamt haben 67 Personen Angaben dazu gemacht. Der größte Teil der

Zuweisungen nämlich 29% (58 Nennungen) erfolgte, wie zu erwarten, durch die

Ärzteschaft. Erstaunlicherweise gaben 27% (53 Nennungen) an, dass sich PatientInnen

selbst um eine Zuweisung zur Sozialen Arbeit bemühen. 19% (38 Nennungen) der

Zuweisungen erteilt das Pflegepersonal. 14% (27 Nennungen) werden durch die

SozialarbeiterInnen selbst zugewiesen. Die Kategorie „Sonstige“ besteht aus 11% (22

Nennungen). Diese setzt sich zusammen aus folgenden Antworten:

PsychotherapeutInnen; interdisziplinäres Team; PsychologInnen; Sachwalter;

Angehörige; extramurale Einrichtungen; Eigeninitiative; Verwaltung.

Page 57: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Krankheitsbilder der PatientInnen:

Frage 5: Mit welchen Krankheitsbildern bzw. psychischen Beeinträchtigungen haben Sie in Ihrer Arbeit hauptsächlich zu tun?

(n=63)

7%10%

13%

17%13%

6%

16%

4%3%

7% 4%

Organische, einschließlichsymptomatischer psychischer Störungenpsychische und Verhaltensstörungen durchpsychotrope SubstanzenSchizophrenie, schizotype und wahnhafteStörungen Affektive Störungen

Neurotische, Belastungs- undsomatoforme StörungenVerhaltensauffälligkeiten mit körperlichenStörungenPersönlichkeits- und Verhaltensstörungen

Intelligenzstörungen

Entwicklungsstörungen

Verhaltens- und emotionale Störungen mitBeginn in der Kindheit und JugendNicht näher bezeichnete psychischeStörungen

Abbildung 6: Krankheitsbilder der PatientInnen

Diese Grafik zeigt, dass SozialarbeiterInnen in den Psychiatrien Österreichs mit allen

Krankheitsbildern bzw. psychischen Beeinträchtigungen, die im ICD 10 angeführt sind,

zu tun haben. Man kann hier die Aussage ableiten, dass SozialarbeiterInnen am

häufigsten mit Menschen mit affektiven Störungen (17%) und mit Persönlichkeits- und

Verhaltensstörungen (16%) arbeiten. Der sozialarbeiterische Kontakt mit PatientInnen,

die unter Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen leiden beträgt 13%. Der

gleiche Prozentsatz gilt für die Arbeit mit PatientInnen mit neurotischen, Belastungs-

und somatoforme Störungen. 10% der befragten SozialarbeiterInnen haben mit den

Krankheitsbildern psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen

zu tun. Jeweils 7% haben Kontakt mit Menschen mit organischen, einschließlich

symptomatischen psychischen Störungen und mit PatientInnen mit Verhaltens- und

emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend. Verhaltensauffälligkeiten

mit körperlichen Störungen haben 6% der ExpertInnen für Soziale Arbeit als

PatientInnengruppe angegeben. Weniger Kontakt von SozialarbeiterInnen besteht zu

PatientInnen mit Intelligenzstörungen (4%), mit Entwicklungsstörungen (3%) und mit

Menschen, die an nicht näher bezeichneten psychischen Störungen (4%) leiden.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 58 von 122

Motivation der PatientInnen:

Frage 6: Sind über 80% der PatientInnen entsprechend Ihrer Erfahrung nach dem

Erstkontakt motiviert, soziarbeiterische Hilfe in Anspruch zu nehmen? (n=61)

75% der befragten ProfessionistInnen (51 Nennungen) sind der Meinung, dass 80% der

PatientInnen motiviert sind, nach dem Erstkontakt sozialarbeiterische Hilfe in Anspruch

zu nehmen. 13% (9 Nennungen) sind nicht dieser Meinung. 8 Personen haben diese

Frage nicht beantwortet. Da nur 2 Antwortmöglichkeiten vorhanden sind, kann auf eine

Grafik verzichtet werden.

Page 59: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 59 von 122

8.4 Inhaltliche Aufgaben der SozialarbeiterInnen

Unter diesem Kapitel fasse ich jene Fragen zusammen, die aufzeigen können, wie

häufig welche patientInnenbezogenen Aufgaben erledigt werden. Von Interesse sind die

Items: Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation, Wohnungssicherung, Antragstellung

bei Ämtern, Verschuldung bzw. Existenzsicherung, Obsorgeregelung,

Beziehungsfragen, Tagesstruktur, besondere Problemstellungen und rechtliche Fragen.

Unterstützung bei Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation:

Frage 7: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei der Arbeitssuche bzw. bei der beruflichen Rehabilitation?

(n=63)

8%

15%

25%37%

15%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 7: Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation

37% der ProfessionistInnen geben an, dass sie Ihre KlientInnen bei der Arbeitssuche

bzw. bei der beruflichen Rehabilitation häufig unterstützen (23 Nennungen). Die

Bezeichnung „sehr häufig“ verwenden 15% (9 Nennungen). Im Mittelbereich sammeln

sich 25%, die manchmal Unterstützung bei der Arbeitssuche anbieten (15 Nennungen).

15% (9 Nennungen) geben in dieser Hinsicht nur selten Hilfestellung. 8% haben diese

Aufgabe überhaupt nicht. Ich nehme an, dass hier jene geantwortet haben, die in der

Gerontopsychiatrie arbeiten.

Page 60: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 60 von 122

Unterstützung bei der Wohnungssicherung:

Frage 8: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei der Wohnungssicherung? (n=63)

3%

21%

20%36%

20% 1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 8: Wohnungssicherung

Über die Hälfte der ExpertInnen der Sozialen Arbeit geben an, dass sie KlientInnen bei

der Wohnungssicherung „häufig“ (36%, 22 Nennungen) bis „sehr häufig“ (20%, 12

Nennungen) unterstützen. 20% (12 Nennungen) haben diese Aufgabe nur manchmal

auszuüben. Immerhin 21% (9 Nennungen) geben die Häufigkeit dieser Aufgabe mit

„selten“ an. Mit diesem Thema haben 3 % überhaupt nichts zu tun.

Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern:

Frage 9: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei Antragstellungen bei Ämtern?(n=62)

2% 7%7%

37%

47%1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 9: Antragstellung bei Ämtern

Page 61: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 61 von 122

Laut dieser Grafik scheint das Unterstützen bei Antragstellungen bei Ämtern eine der

häufigsten Aufgaben der SozialarbeiterInnen zu sein. 47% (29 Nennungen) tun dies

sehr häufig und 37% (23 Nennungen) häufig. Jeweils 7% (4 Nennungen) geben als

Häufigkeitskategorie „manchmal“ und „selten“ an. 2% (1 Nennung) gibt bei

Antragstellungen keine Unterstützung.

Unterstützung bei Verschuldung bzw. Existenzsicherung:

Frage 10: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei Verschuldung/Existenzsicherung?

(n=62)

3%16%

25%

28%

28%1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 10: Verschuldung bzw. Existenzsicherung

Insgesamt 56% der SozialarbeiterInnen unterstützen KlientInnen bei Verschuldung bzw.

Existenzsicherung sehr häufig (28%, 17 Nennungen) bis häufig (28%, 17 Nennungen).

25% (15 Nennungen) geben die Kategorie „manchmal“ an. Nur selten haben hier 16%

(10 Nennungen) Unterstützung anzubieten. 3% (2 Nennungen) haben diese Aufgabe

überhaupt nicht.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 62 von 122

Unterstützung bei Obsorgeregelungen:

Frage 11: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei der Obsorgeregelung? (n=61)

16% (manchmal)

10% (häufig) 18% (überhaupt nicht)

56% (selten)

0% (sehr häufig)

1 überhaupt nicht 2 selten3 manchmal4 häufig5 sehr häufig

Abbildung 11: Obsorgeregelung

Durch diese Befragung zeigt sich, dass Obsorgeregelungen von SozialarbeiterInnen in

psychiatrischen Kliniken kaum unterstützt werden. Die Kategorie „sehr häufig“ beträgt

0%. Nur 10% (6 Nennungen) haben damit häufig zu tun. 16% (10 Nennungen) geben

an, dass sie manchmal Unterstützung bei Obsorgeregelungen geben. Über die Hälfte

der befragten SozialarbeiterInnen (56%, 34 Nennungen) verwenden die Kategorie

„selten“. 18% (11 Nennungen) haben keine Aufgaben in diesem Bereich.

Unterstützung bei Beziehungsfragen:

Frage 12: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei Beziehungsfragen? (n=64)

5%

26%

34%

27%

8%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 12: Beziehungsfragen

Page 63: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 63 von 122

Um mein Verständnis von Beziehungsfragen zu erläutern, ergänzte ich diese Frage mit

den Begriffen Trennungsproblematik, Gewalterfahrungen und Isolation. Der größte

Anteil mit 34% (21 Nennungen) unterstützt KlientInnen manchmal bei

Beziehungsfragen. 27% (17 Nennungen) führen diese Aufgabe häufig aus, 26% (16

Nennungen) hingegen selten. 8% (5 Nennungen) bieten Unterstützung sehr häufig an

und im Gegensatz dazu 5% (3 Nennungen) überhaupt nicht.

Unterstützung beim Finden einer Tagesstruktur:

Frage 13: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen beim Finden einer Tagesstruktur?

(n=60)

2% 7%

17%

42%

32%1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

sehr häufig

Abbildung 13: Tagesstruktur

60 Personen haben diese Frage beantwortet. Das Diagramm stellt dar, dass diese

Aufgabe auch zu den Hauptaufgaben der SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen

Krankenanstalten zählen könnte. Der größte Anteil der befragten SozialarbeiterInnen

nämlich 42% (25 Nennungen) gibt an, häufig Unterstützung beim Finden einer

Tagesstruktur zu geben. Daran anschließend stellen 32% (19 Nennungen) ihre Hilfe

sehr häufig zur Verfügung. 17% verwenden die Kategorie „manchmal“. „Selten“ trifft für

7% (4 Nennungen) zu. 2% (1 Nennung) verwenden die Kategorie „überhaupt nicht“.

Page 64: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 64 von 122

Unterstützung bei besonderen Problemstellungen:

Frage 14: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei besonderen Problemstellungen (MigrantInnen, Haftentlassene, Besachwalterte,

Pflegebedürtige) ? (n=62)

3%13%

15%

35%

34% 1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 14: KlientInnen mit besonderen Problemstellungen

Mit KlientInnen mit besonderen Problemstellungen wie MigrantInnen, Haftentlassene,

besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen haben die befragten

SozialarbeiterInnen in Österreichs Psychiatrien häufig (35%, 22 Nennungen) bis sehr

häufig (34%, 21 Nennungen) zu tun. 15% (9 Nennungen) hingegen haben diese

Problemstellungen nur manchmal in ihrer Arbeit. 13% (8 Nennungen) kommen nur

selten in Kontakt mit KlientInnen, die derartige Problemstellungen mitbringen. Die

Kategorie „überhaupt nicht“ trifft auf 3% der SozialarbeiterInnen zu.

Page 65: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 65 von 122

Unterstützung bei rechtlichen Fragen:

Frage 15: Wie häufig unterstützen Sie KlientInnen bei rechtlichen Fragen?(n=64)

10%

26%

31%

33%

0% (überhaupt nicht)

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 15: Rechtliche Fragen

Laut dieser Grafik haben alle 64 befragten SozialarbeiterInnen mehr oder weniger mit

der Klärung von rechtlichen Fragen zu tun. 10% (6 Nennungen) geben an, dass sie nur

selten rechtliche Auskünfte geben. Bereits 26% (16 Nennungen) verwenden die

Häufigkeitskategorie „manchmal“. 31% (19 Nennungen) unterstützen KlientInnen bei

rechtlichen Fragen häufig und 33% (21 Nennungen) tun dies sogar sehr häufig.

Zusammenfassung der meistgenannten Aufgaben:

Ranking der meistgenannten Aufgaben (häufig bis sehr häufig)

84%

73%69%

63%

55% 54%51%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Antragstellung bei ÄmternTagesstrukturbesondere ProblemstellungenRechtliche FragenExistenzsicherungWohnungssicherungArbeitssuche

Abbildung 16: Ranking meistgenannter Aufgaben

Page 66: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 66 von 122

Die obige Grafik dient der Verdeutlichung der häufigsten Aufgaben der

SozialarbeiterInnen im Umgang mit PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten.

Die Nennungen der Kategorien „häufig“ und „sehr häufig“ wurden addiert und jeweils zu

der Anzahl der SozialarbeiterInnen, die die jeweilige Frage beantwortet haben, in

Beziehung gesetzt. Dieses Vorgehen ergab die Häufigkeit in Prozentwerten der

einzelnen Aufgaben:

84% Unterstützung beim Stellen von Anträgen bei Ämtern

73% Hilfestellung beim Finden einer Tagesstruktur

69% Unterstützung bei besonderen Problemstellungen (MigrantInnen, Haftentlassene,

besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen)

63% Klärung von rechtlichen Fragen

55% Hilfe bei der Existenzsicherung

54% Unterstützung bei der Wohnungssicherung

51% Hilfe bei der Arbeitssuche

Weitere patientInnenbezogene Aufgaben:

Frage 16: Gibt es weitere patientInnenbezogene Aufgaben, die Sie häufig ausführen?

(n=30)

6

5

4

333

2

2

2

2

5

Nachbetreuung

Vernetzung

Angehörigenarbeit

SozialesKompetenztrainingGruppenarbeit

Krankenversicherung

Psychoedukation

Freizeitgestaltung

Entlassungsmanagement

Abstinenzförderung

Sonstige

Abbildung 17: Weitere patientenbezogene Aufgaben

Wie aus der Art der Fragestellung ableitbar, handelt es sich hierbei nicht um eine

geschlossene Frage, sondern um eine offene Frage. Ich habe alle Antworten zu dieser

Frage zusammengefasst und in Kategorien eingeteilt, um eine grafische Darstellung zu

ermöglichen. Dieses Diagramm wurde nicht mit Prozentwerten sondern mit Nennungen

Page 67: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 67 von 122

beschriftet, damit auf einen Blick ersichtlich wird, wie viele Personen welche Kategorie

angegeben haben. Diese Fragestellung erlaubte, mehrere Aussagen festzuhalten. Die

befragten SozialarbeiterInnen haben laut eigenen Angaben folgende weitere Aufgaben:

Nachbetreuung (6 Nennungen), Vernetzung (5 Nennungen), Angehörigenarbeit (4),

Soziales Kompetenztraining (3), Gruppenleitung/soziale Gruppenarbeit (3),

Versicherung (3), Psychoedukation (2), Freizeitgestaltung (2), Entlassungsmanagement

(2), Abstinenzförderung (2), Sonstige: Reha Maßnahmen (1), Ambulante

Psychotherapie (1), Wohngemeinschaft- und Pflegeheimbesichtigung (1),

Existenzsicherung (2)

Anliegen der PatientInnen:

Frage 17: Welche (3) Anliegen haben PatientInnen hauptsächlich?(n=54)

1%20%

18%

17%6%

6%

5%

4%

4%

4%3%

2% 2% 2% 6%

Versorgung

Finanzielle Anliegen

Wohnsituation

Arbeitssuche

Betreuungsnetz

Familie, soziale Kontakte

Existenzsicherung

Rechtliche Fragen

Behördengänge

Tagesstruktur/Freizeit

Heimplatz

Pension

Nachsorge

Hilfestellung bei Anträgen

Sonstige

Abbildung 18: Anliegen der PatientInnen

Die Antworten dieser offenen Frage wurde ebenfalls zusammengefasst und

kategorisiert. Daraus ergeben sich folgende Ergebnisse: 20% (31 Nennungen) der

ProfessionistInnen der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie geben an, dass KlientInnen

finanzielle Anliegen haben. Bedürfnisse hinsichtlich der Wohnsituation haben laut dieser

Grafik 18% (28 Nennungen). An dritter Stelle mit 17% (26 Nennungen) liegen die

Anliegen bezüglich der Arbeitssuche. Weitere Bedürfnisse der PatientInnen beziehen

Page 68: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 68 von 122

sich auf: Betreuungsnetz 6%; Familie und soziale Kontakte 6%; Existenzsicherung 5%;

rechtliche Fragen, Behördengänge und Tagesstruktur bzw. Freizeit jeweils 4%;

Heimplatz 3%; Pension, Nachsorge und Hilfestellung bei Antragen jeweils 2%,

Versorgung 1% und Sonstige 6%. Unter Sonstige habe ich folgende Anliegen der

KlientInnen zusammengefasst: Schnelle Information, Kontakt mit Ärzten, Sachwalter,

Sozialtraining, Krankengeld, Abstinenzförderung, Krisenintervention, Klärung-

Beruhigung-Entlastung, Partizipation und Obdachlosigkeit.

Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Stationsteam:

Frage 18. Welche Aufgaben haben Sie als SozialarbeiterIn im Stationsteam?(n=62)

19%

26%

22%

14%

14%5%

Organisieren von Helferkonferenzen

Informationsweitergabe

Leitung bzw. Anwesenheit beiTeambesprechungen

Beteiligung bei Teamsupervision

Beteiligung bei Teamintervision

Sonstige

Abbildung 19: Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Stationsteam

Die Hauptaufgabe der SozialarbeiterInnen im Stationsteam ist mit 26% (60 Nennungen)

die Informationsweitergabe. Folgend ist die Leitung bzw. Anwesenheit bei

Teambesprechungen mit 22% (51 Nennungen). 19% (43 Nennungen) organisieren

Helferkonferenzen. Jeweils 14% geben an, sich bei der Teamsupervision sowie bei der

Teamintervision zu beteiligen. Sonstige Aufgaben machen 5% (11 Nennungen) aus.

Alle darunter fallenden Kommentare führe ich hier wörtlich an:

Entlassungsmanagement, inhaltliche Leitung einer Station, Organisation der

Unterstützungsmaßnahmen nach der Entlassung, Koordination von Ärzten mit

Angehörigen, Betreuern, etc., Organisatorisches, Inventar, Wartung des

Page 69: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 69 von 122

Abteilungsinternetauftrittes, Wartung des DSA-Intranets, Teambesprechungen,

Teilnahme an Abteilungsklausur, Organisation der Regionalkonferenz, Leitung des

Kunsthof 16, Außenkontakte, inoffizielle Entlassungsgespräche, Beratung der

Angehörigen und der Patienten.

Unsicherheiten bei Aufgaben:

Frage 19: Gibt es Aufgaben, die Ihnen Unsicherheiten bereiten? (n=60)

Diese Frage haben 47 Personen mit „nein“ beantwortet und 13 Personen mit „ja“.

Frage 20: Wenn ja, welche Aufgaben bereiten Ihnen Unsicherheiten? (n=10)

Folgende wörtliche Antworten beziehen sich auf diese Frage:

Rechtliche Auskünfte (3 Nennungen), Asyl- u. Fremdenrecht, Entlassungsvorbereitung

bei zu kurzer Aufenthaltsdauer, z. B: Angehörigen eine Entlassung zu erklären, wenn

sich diese in erster Linie aus Platzmangel ergibt; das Dickicht der Ämter und Behörden;

Veränderung durch das CHG-Gesetz21 und deren Auswirkungen, Kontakte Jugendamt;

Versorgung dementer Patienten ohne Angehörige, neue Situationen – verschiedene

Meinungen

Allgemein lässt sich zusammenfassen, dass rechtliche Fragen Unsicherheiten bereiten.

21 Das CHG -Gesetz ist das Oberösterreichische Chancengleichheitsgesetz (vgl. www.ris.bka.gv.at).

Page 70: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 70 von 122

Aufgabenschwerpunkte:

Frage 21: Gibt es Aufgabenschwerpunkte in Ihrer Arbeit? (n=55)

33 SozialarbeiterInnen haben diese Frage mit “ja“ beantwortet. 22 Personen geben an,

dass sie keine Aufgabenschwerpunkte in ihrer Arbeit haben.

Frage 22: Wenn ja, welche Aufgabenschwerpunkte sind dies? (n=29)

15%

15%

15%11%

11%

11%

22%

ExistenzsicherungEntlassungsmanagementArbeitssucheFinanzielle AngelegenheitenWohnversorgungVernetzungSonstige

Abbildung 20: Aufgabenschwerpunkte

Diese offene Fragestellung hat folgende Antwortkategorien ermöglicht:

Aufgabenschwerpunkte in der Arbeit mit psychiatrischen PatientInnen sind

Existenzsicherung, Entlassungsmanagement und Arbeitssuche mit jeweils 15% (je 4

Nennungen), finanzielle Angelegenheiten, Wohnversorgung und Vernetzung mit jeweils

11% (je 3 Nennungen) und Sonstige mit 22%. Unter Sonstige habe ich folgende

Wortmeldungen zusammengefasst: Ausgliederung von LangzeitpatientInnen, Alltag,

Gruppenleitung, Gruppenpsychotherapie, Konzeptverantwortung, Soziale Diagnostik.

Page 71: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 71 von 122

8.5 Methoden in der Praxis der Sozialen Arbeit in d er Psychiatrie

Dieses Kapitel stellt eine Zusammenfassung jener Methoden dar, die

SozialarbeiterInnen im Umgang mit psychiatrischen PatientInnen verwenden. Die

folgenden Grafiken sollen verdeutlichen, welche Methoden besonders gängig sind und

welche kaum Bedeutung haben. Meine Fragen richteten sich auch nach bestehenden

Unsicherheiten bezüglich der Anwendung von bestimmten Methoden und möglichen

Weiterentwicklungsprozessen.

Soziale Beratung:

Frae 23: Wie häufig führen Sie Soziale Beratung durch? (n=60)

3% 0% 7%

10%

80%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 21: Soziale Beratung

Die Frage nach der Häufigkeit der Sozialen Beratung haben 60 Personen beantwortet.

80% (47 Nennungen) geben an, dass sie sehr häufig Soziale Beratung durchführen.

10% (6 Nennungen) bieten Soziale Beratung häufig an. Weniger bedeutend sind hier

die Kategorien „manchmal“ mit 7% (3 Nennungen) und „überhaupt nicht“ mit 3% (4

Nennungen). Die Kategorie „selten“ beträgt 0%.

Page 72: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 72 von 122

Case Management:

Frage 24: Wie häufig führen Sie Case Management durch?(n=60)

7%

14%

29%31%

19%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

sehr häufig

Abbildung 22: Case Management

Case Management wird von 7% (4 Nennungen) überhaupt nicht als Methode der

Sozialen Arbeit in der Psychiatrie angewendet. 14% (8 Nennungen) der befragten

SozialarbeiterInnen üben Case Management nur selten aus. 29% (17 Nennungen)

verwenden die Kategorie „manchmal“, und 31% (19 Nennungen) entscheiden sich für

„häufig“. Immerhin 19% (11 Nennungen) geben an, diese Methode sehr häufig

durchzuführen.

Page 73: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 73 von 122

Soziale Netzwerkarbeit:

Frage 25: Wie häufig führen Sie Soziale Netzwerkarbeit durch? (n=59)

3% 7%

27%

34%

29%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 23: Soziale Netzwerkarbeit

Am nennungsstärksten ist die Kategorie „häufig“ mit 34% (20 Nennungen). Gefolgt von

„sehr häufig“ mit 29% (17 Nennungen). Im Mittelbereich ordnen sich 27% (16

Nennungen) ein. 7% (4 Nennungen) führen Soziale Netzwerkarbeit nach eigenen

Angaben nur selten durch und 3% (2 Nennungen) überhaupt nicht.

Soziale Diagnostik:

Frage 26: Wie häufig führen Sie Soziale Diagnostik durch?(n=58)

2%

25%

26%21%

26%1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 24: Soziale Diagnostik

Page 74: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 74 von 122

Die grafische Darstellung zur Häufigkeit der Anwendung der Sozialen Diagnostik ist im

Vergleich zu den bisherigen Grafiken dadurch auffällig, dass es keine

Schwerpunktkategorie gibt. Die Antworten teilen sich zwischen den Kategorien

„selten“(25%), „manchmal“ (26%), „häufig (21%) und „sehr häufig“ (26%) beinahe zu

gleichen Teilen auf. 2% der SozialarbeiterInnen geben an, Soziale Diagnostik überhaupt

nicht durchzuführen.

Soziotherapie:

Frage 27: Wie häufig führen Sie Soziotherapie durch? (n=59)

19%

35%17%

15%

14%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 25: Soziotherapie

Die Frage zur Anwendung der Soziotherapie wurde nur von 59 Personen beantwortet.

Im Vergleich zu den anderen Methoden spielt laut dieser Grafik die Soziotherapie eine

eher untergeordnete Rolle in der Praxis der SozialarbeiterInnen in den Psychiatrien

Österreichs. 19% (11 Nennungen) führen die Soziotherapie überhaupt nicht durch. Der

überwiegende Anteil von 35% (21 Nennungen) ist nur selten damit beschäftigt. Die

Kategorie „manchmal“ trifft für 17% (10 Nennungen) zu. Nur 15% arbeiten häufig mit

Soziotherapie und 14% sehr häufig.

Page 75: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 75 von 122

Zusammenfassung der meistgenannten Methoden:

Ranking der meistgenannten Methoden (häufig bis sehr häufig)

90%

63%

51%47%

29%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Soziale Beratung

SozialeNetzwerkarbeit

Case Management

Soziale Diagnostik

Soziotherapie

Abbildung 26: Ranking der meistgenannten Methoden

Die obige grafische Darstellung wurde in der gleichen Weise erstellt als das Ranking der

meistgenannten Aufgaben (siehe Kapitel 8.4). Die Prozentwerte der Häufigkeit der

angewendeten Methoden ergaben sich durch das Addieren der Kategorien „häufig“ und

„sehr häufig“ und in Beziehung setzen mit der entsprechenden Anzahl der antwortenden

SozialarbeiterInnen:

90% Soziale Beratung

63% Soziale Netzwerkarbeit

51% Case Management

47% Soziale Diagnostik

29% Soziotherapie

Page 76: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 76 von 122

Weitere Methoden:

Frage 28: Gibt es weitere Methoden, die Sie häufig anwenden? (n=20)

37%

9%9%9%

9%

27%

Gruppenarbeit

Gesprächsführung

Krisenintervention

Mediation

systemische lebensweltorientierteSozialarbeit

Sonstige

Abbildung 27: Weitere Methoden

Um herauszufinden, welche Methoden SozialarbeiterInnen in der Praxis in diesem

Bereich noch anwenden, stellte ich diese offene Frage. Die zusammengefassten und

kategorisierten Antworten ergeben obige Grafik. Bei den Prozentwerten ist allerdings zu

beachten, dass nur 20 Personen weitere Methoden angeführt haben. Davon arbeiten

37% (8 Nennungen) mit Gruppen. Jeweils 9% (je 2 Nennungen) entfallen auf

Gesprächsführung, Krisenintervention, Mediation und systemische lebensweltorientierte

Sozialarbeit. Unter Sonstige (27%, 6 Nennungen) habe ich jene Methoden summiert,

die nur einmal vorkommen: Soziale Diagnostik, Familienarbeit, Psychoedukation,

systemische Beratung, Berufsinteressenstests und soziale Intervention.

Page 77: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 77 von 122

Bedingungen für die Methodenauswahl:

Frage 29: Wodurch ist Ihre Methodenauswahl bedingt/beeinflusst? (n=63)

27%

22%10%

12%

27%

2%

Rahmenbedingungen wie Zeit,Organisation

persönliche Erfahrungen

ökonomische Überlegungen wie Aufwand

Teamvorstellungen

PatientInnen selbst

Sonstige

Abbildung 28: Methodenauswahl

Die Einflusspunkte für die Methodenauswahl sind hauptsächlich Rahmenbedingungen

wie Zeit und Organisation (27%, 56 Nennungen), persönliche Erfahrungen (22%, 44

Nennungen) und PatientInnen selbst (27%, 54 Nennungen). Teamvorstellungen

kommen bei 12% (23 Nennungen) zum Tragen. Für 10% (19 Nennungen) sind

ökonomische Überlegungen wie Aufwand ausschlaggebend. Unter Sonstige (2%)

werden folgende Begründungen angegeben: Therapieziele des interdisziplinären Teams

mit den Patienten; Vorstellungen, Empfehlungen bzw. Bitten von anderen Institutionen,

wo Patienten bereits betreut werden; Ausbildungsstand, mein Selbstverständnis von

Sozialarbeit, ich bin kein Therapeut;

Unsicherheiten bei der Anwendung von Methoden:

Frage 30: Gibt es Methoden, die Ihnen Unsicherheiten bereiten? (n=56)

Meine Motivation hinter dieser Fragestellung war, zu erfahren, ob mehrere

SozialarbeiterInnen unter ähnlichen Unsicherheiten in ihrer Arbeit leiden. Das Ergebnis

zeigt allerdings, dass es anscheinend unter den SozialarbeiterInnen, die in

psychiatrischen Krankenanstalten tätig sind, kaum Unsicherheiten in der Methodik gibt.

Die Frage zum Vorhandensein von Unsicherheiten wurde von 7 Personen mit „ja“

beantwortet und von 49 Personen mit „nein“.

Page 78: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 78 von 122

Frage 31: Wenn ja, welche sind das? (n=6)

Die folgenden Unsicherheiten wurden jeweils nur einmal genannt: systemische

Gesprächsführung, Angehörigenarbeit, Soziotherapie, Krisenmanagement, Je nach

Situation und PatientIn unterschiedlich, Teamvorstellungen.

Aufgrund der Tatsache, dass kaum Unsicherheiten vorhanden sind, ist auch kein

weiterer Vergleich möglich.

Weiterentwicklung von Methoden:

Frage 32: Gibt es Methoden, die Sie im Lauf Ihrer beruflichen Tätigkeit (im

psychiatrischen Bereich) weiterentwickelt haben? (n=55)

32 SozialarbeiterInnen bejahten diese Frage. 23 Personen gaben an, keine Methoden

weiterzuentwickeln.

Frage 33: Wenn ja, welche sind dies? (Gibt es Methoden, die Sie im Lauf Ihrer beruflichen Tätigkeit (im psychiatrischen Bereich) weiterentwickelt haben?)

(n=31)

5

4

4

332

2

2

2

8

Soziotherapie

Soziale Diagnostik

Soziale Netzwerkarbeit

Case Management

Soziale Beratung

Suchtberatung

Systemische Sozialarbeit

Gruppenleitung

Gesprächstechniken

Sonstige

Abbildung 29: Weiterentwicklung von Methoden

Dieses Diagramm habe ich nicht wie bei den übrigen Grafiken mit Prozentwerten

beschriftet sondern mit Nennungen, da sich nur 31 Personen zu dieser Frage geäußert

haben. Mehrmals haben Weiterentwicklungen stattgefunden bezüglich Soziotherapie (5

Nennungen), Soziale Diagnostik und Soziale Netzwerkarbeit (je 4 Nennungen), Case

Management und Soziale Beratung (je 3 Nennungen). Je 2 Personen gaben an, dass

sie die Methoden in der Suchtberatung, systemische Sozialarbeit, Gruppenleitung und

Gesprächstechniken weiterentwickelt haben. Die 8 Nennungen in der Kategorie

Page 79: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 79 von 122

Sonstige führe ich wörtlich an: Psychotherapeutische Intervention bei älteren Menschen;

Social Skills; sämtliche Methoden; Erfahrung; Ausbildung in systemischen Arbeiten;

Familiengespräch; Mediation und Teamarbeit.

8.6 Vernetzung/Nachsorge

In diesem Fragenkapitel möchte ich herausfiltern, mit welchen Einrichtungen

SozialarbeiterInnen in welchem Ausmaß vernetzt sind und wo zuwenig konstruktiver

Informationsaustausch herrscht. Außerdem interessiert mich die Fragestellung, ob es

Lücken im psychosozialen Versorgungsnetz auch in anderen Bundesländern gibt, und

welche das sind.

Arbeitsrehabilitation:

Frage 34: Haben Sie mit Einrichtungen der Arbeitsrehabilitation mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=58)

16%

2%

24%

24%

34% 1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 30: Arbeitsrehabilitation

SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Krankenanstalten haben sehr häufig (34%,

20 Nennungen) bis häufig (24%, 14 Nennungen) mit Einrichtungen der

Arbeitsrehabilitation persönlichen oder telefonischen Kontakt. 24% (14 Nennungen)

geben an, nur manchmal mit diesen Institutionen zu tun zu haben. 2% (1 Nennung) hat

nur selten telefonischen oder persönlichen Kontakt. Bei 16% (9 Nennungen) der

SozialarbeiterInnen findet eine Vernetzung in dieser Hinsicht überhaupt nicht statt.

Page 80: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 80 von 122

Betreute Wohneinrichtungen:

Frage 35: Haben Sie mit betreuten Wohneinrichtungen mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=59)

3% 5%10%

22%60%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 31: Betreute Wohneinrichtungen

Auffallend ist bei diesem Diagramm, dass 60% der SozialarbeiterInnen (35 Nennungen)

mit betreuten Wohnformen sehr häufig Kontakt haben und 22% (13 Nennungen) einen

häufigen Kontakt angeben. Die Kategorie „manchmal“ verwenden 10% (6 Nennungen).

Für nur 5% (3 Nennungen) trifft die Kategorie „selten“ zu und für 3% (2 Nennungen) gilt

die Einteilung „überhaupt nicht“.

Sozialamt:

Frage 36: Haben Sie mit dem Sozialamt mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=59)

2% 3%

32%

22%

41%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

sehr häufig

Abbildung 32: Sozialamt

Page 81: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 81 von 122

Insgesamt besteht zu 63% der Kontakt zwischen den in Psychiatrien beschäftigten

SozialarbeiterInnen und dem Sozialamt sehr häufig (41%, 24 Nennungen) bis häufig

(22%, 13 Nennungen). 32% der SozialarbeiterInnen sind nur manchmal mit dem

Sozialamt in Verbindung. Ein sehr geringer Prozentsatz hat auch angegeben, selten

(3%, 2 Nennungen) bis überhaupt nicht (2%, 1 Nennung) mit dem Sozialamt zu tun zu

haben.

Wohnungsamt:

Frage 37: Haben Sie mit dem Wohnungsamt mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=58)

7%

29%

31%

19%

14%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 33: Wohnungsamt

Der Kontakt mit dem Wohnungsamt scheint laut dieser Grafik nicht so bedeutend zu

sein als mit dem Sozialamt. Die größten Anteile der SozialarbeiterInnen haben nur

manchmal (31%, 18 Nennungen) bzw. selten (29%, 17 Nennungen) mit dem

Wohnungsamt Kontakt. Häufig bis sehr häufig trifft für 19% (11 Nennungen) und 14% (8

Nennungen) zu. 7% (4 Nennungen) haben keine Verbindung mit dem Amt.

Page 82: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 82 von 122

Tagesstrukturierende Einrichtungen:

Frage 38: Haben Sie mit tagesstrukturierenden Einrichtungen mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=59)

12%

24%

27%

37%

0%(überhhaupt nicht)

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 34: Tagesstrukturierende Einrichtungen

Der Kontakt zu tagesstrukturierenden Einrichtungen hat für SozialarbeiterInnen in der

Psychiatrie laut dieser Grafik eine besondere Wichtigkeit, denn 37% (22 Nennungen)

haben sehr häufigen und 27% (16 Nennungen) häufigen Kontakt zu diesen

psychosozialen Einrichtungen. Die Kategorie „manchmal“ trifft für 24% (14 Nennungen)

zu. 12% (7 Nennungen) haben „selten“ markiert. Die Kategorie „überhaupt nicht“ hat

niemand verwendet.

Page 83: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 83 von 122

Schuldenberatung:

Frage 39: Haben Sie mit der Schuldenberatung mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=57)

7%

21%

34%

26%

12%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 35: Schuldenberatung

Die Frage nach dem Kontakt mit der Schuldenberatung ergibt ein eher ausgewogenes

Bild. Die größte Kategorie ist „manchmal“ mit 34% (19 Nennungen). Daran

anschließend ist ein häufiger Kontakt mit 26% (15 Nennungen). 21% (12 Nennungen)

sind nur selten mit der Schuldenberatung in Verbindung und 7% (4 Nennungen)

überhaupt nicht. Hingegen gibt es SozialarbeiterInnen in Psychiatrien, die sehr häufigen

Kontakt mit der Schuldenberatung pflegen (12%, 7 Nennungen).

Page 84: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 84 von 122

Sozialmedizinischer Dienst:

Frage 40: Haben Sie mit dem Sozialmedizinischen Dienst mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=58)

20%

26%

21%

13%

20%1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 36: Sozialmedizinischer Dienst

Diese Darstellung legt die Vermutung nahe, dass je nach psychiatrischer Abteilung

mehr oder weniger Kontakt mit dem Sozialmedizinischen Dienst besteht. Bis auf die

Kategorie „häufig“, die nur 13% (7 Nennungen) aufweist, sind alle anderen

Möglichkeiten zu ähnlich großen Prozentsätzen verteilt: 20% (11 Nennungen) haben

keinen Kontakt zum Sozialmedizinischen Dienst. Für 26% (15 Nennungen) trifft „selten“

zu. Im Mittelbereich (manchmal) befinden sich 21% (12 Nennungen). Sehr häufigen

Kontakt geben 20% (11 Nennungen) an.

Page 85: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 85 von 122

Arbeitsmarktservice:

Frage 41: Haben Sie mit dem Arbeitsmarktservice mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=56)

9%

9%

25%

30%

27%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 37: Arbeitsmarktservice

57% der SozialarbeiterInnen in Psychiatrien haben häufigen (30%, 16 Nennungen) bis

sehr häufigen (27%, 15 Nennungen) Kontakt mit dem Arbeitsmarktservice. Im Mittelfeld

bei „manchmal“ liegen 25% (14 Nennungen). Je 9% (je 7 Nennungen) haben nur selten

oder überhaupt keine Verbindung zum Arbeitsmarktservice.

Krankenversicherungsanstalten:

Frage 42: Haben Sie mit den Krankenversicherungsanstalten mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=59)

2% 3%16%

22%57%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 38: Krankenversicherungsanstalten

Page 86: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 86 von 122

Unter den Spitzenreitern der Einrichtungen, mit denen SozialarbeiterInnen sehr

häufigen Kontakt haben, sind mit 57% (33 Nennungen) die

Krankenversicherungsanstalten vertreten. Häufigen Kontakt haben immerhin noch 22%

(13 Nennungen). 16% haben diesbezüglich manchmal Verbindung. Verschwindend

gering sind die Werte bei der Kategorien „selten“ (3%, 2 Nennungen) und „überhaupt

nicht“ (2%, 1 Nennung).

Pensionsversicherungsanstalten:

Frage 43: Haben Sie mit den Pensionsversicherungsanstalten mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=59)

5% 2%12%

25%56%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 39: Pensionsversicherungsanstalten

Die Ergebnisse zu dieser Frage ähneln sehr stark denen der vorhergehenden Frage.

Daher zähle ich sie hier nur mehr kurz auf. Kontakte zu den

Pensionsversicherungsanstalten: sehr häufig: 56% (33 Nennungen), häufig: 25% (15

Nennungen), manchmal: 12% (7 Nennungen), selten: 2% (1 Nennung), überhaupt nicht:

5% (3 Nennungen)

Page 87: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 87 von 122

Bewährungshilfe:

Frage 44: Haben Sie mit der Bewährungshilfe mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=59)

22%

33%

24%

14%

7%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 40: Bewährungshilfe

Mit der Bewährungshilfe besteht bei 22% (13 Nennungen) überhaupt kein Kontakt und

bei 33% (20 Nennungen) nur selten. 24% (14 Nennungen) geben an, dass sie nur

manchmal mit der Bewährungshilfe Kontakt haben. Häufiger bis sehr häufiger Kontakt

besteht nur bei 14% (8 Nennungen) und bei 7% (4 Nennungen) der SozialarbeiterInnen.

Entzugskliniken:

Frage 45: Haben Sie mit Entzugskliniken mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt?

(n=61)

20%

33%22%

15%

10%

1 überhaupt nicht

2 selten

3 manchmal

4 häufig

5 sehr häufig

Abbildung 41: Entzugskliniken

Page 88: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 88 von 122

Die größten Prozentsätze teilen sich unter den ersten 3 Kategorien auf: 20% der 61

SozialarbeiterInnen (12 Nennungen) haben überhaupt keinen Kontakt mit

Entzugskliniken. „Selten“ trifft für 33% (19 Nennungen) zu. 22% (13 Nennungen) haben

manchmal Verbindung mit solchen Einrichtungen. 15% (9 Nennungen) bezeichnen den

Kontakt als häufig und 10% (6 Nennungen) als sehr häufig.

Ranking der Vernetzung zwischen Einrichtungen und SozialarbeiterInnen:

Ranking meistgenannter Einrichtungen (häufig bis sehr häufig)

81% 81%78%

64%63%

59%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Betreute Wohnformen

Pensionsversicherung

Krankenversicherung

TagesstrukturierendeEinrichtungenSozialamt

Arbeitsrehabilitation

Abbildung 42: Ranking meistgenannter Einrichtungen

Diese Grafik (erstellt wie in Kapitel 8.4 und 8.5) zeigt, mit welchen Einrichtungen die

befragten SozialarbeiterInnen am häufigsten vernetzt sind:

81% Vernetzung mit betreuten Wohnformen

81% Pensionsversicherung

78% Krankenversicherung

64% Tagesstrukturierende Einrichtungen

63% Sozialamt

59% Arbeitsrehabilitation

Page 89: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 89 von 122

Informationsaustausch:

Frage 46: Mit welchen Einrichtungen würden Sie sich mehr Informationsaustausch wünschen?

(n=18)

4

3

3

4

11

Arbeitsamt

AmbulanteBeratungsstellen

Jugendamt

Sozialamt

Sonstige

Abbildung 43: Mehr Informationsaustausch gewünscht

Da diese offene Frage nur 18 Personen beantwortet haben, verwende ich hier wieder

Nennungen anstatt Prozentwerte zur Beschriftung der Grafik. Je 4 SozialarbeiterInnen

würden sich mehr Kontakt mit dem Arbeitsamt sowie mit dem Sozialamt wünschen. Je 3

SozialarbeiterInnen zeigen das Bestreben, mit ambulanten Beratungsstellen sowie mit

dem Jugendamt mehr in Verbindung zu stehen zu wollen. Unter der Kategorie

„Sonstige“ habe ich alle einzelnen Antworten zusammengefasst: Reha-Einrichtungen,

Migranteninstitutionen, Bezirksgericht, Hauskrankenpflege, Notschlafstellen,

Sachwalterschaft, Grundsicherung, Pflegeheime, Sozialmedizinischer Dienst,

Pensionsversicherung und Sozialversicherung.

Psychosoziale Versorgungseinrichtungen:

Frage 47: Gibt es nach Ihrer Erfahrung genügend psychosoziale

Versorgungseinrichtungen? (n=57)

Diese Frage haben 54 SozialarbeiterInnen mit „nein“ beantwortet. 3 Personen waren

der Meinung, dass es genügend psychosoziale Versorgungseinrichtungen gibt.

Page 90: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 90 von 122

Frage 48: Wenn nein, welche psychosozialen Einrichtungen fehlen bzw. sind zuwenig ausgebaut?

(n=53)

45%

10%11%

5%3%

2%

2%2%

20%

betreute Wohnformen

mobile Betreuung

TagesstrukturierendeEinrichtungenArbeit am 2. Arbeitsmarkt

kostenlose Psychotherapie

Notschlafstellen

Sachwalter

Entzugskliniken

Sonstige

Abbildung 44: Psychosoziale Einrichtungen

Die Frage 48 hatte keine vorgegebenen Antwortkategorien. Daher habe ich alle

Antworten zusammengefasst und in Kategorien eingeteilt. Dadurch entstand obige

Grafik. Diese Frage kann eindeutig beantwortet werden, da von 53 SozialarbeiterInnen

45% der Meinung sind, dass betreute Wohnformen fehlen bzw. zuwenig ausgebaut

sind. Weil einzelne Personen mehrere fehlende betreute Wohnformen mit

unterschiedlichen Schwerpunkten anführten, ergibt das eine Anzahl von 40 Nennungen.

Dies macht den größten Anteil aus. Alle weiteren ausbaufähigen Einrichtungen laut den

Befragten sind: Mobile (sozialpsychiatrische) Betreuung (10%, 9 Nennungen),

Tagesstrukturierende Einrichtungen (11%, 10 Nennungen), Arbeitsmöglichkeiten am 2.

Arbeitsmarkt (5%, 5 Nennungen), mehr kostenlose Psychotherapie (3%, 3 Nennungen),

Notschlafstellen, professionelle Sachwalter und Entzugskliniken zu je 2% (2

Nennungen). Folgende Einrichtungen kommen jeweils einmalig vor: Psychosozialer

Dienst für gerontopsychiatrische PatientInnen,

Psychosoziales Zentrum, Einrichtung für forensische PatientInnen, Tageszentren für

ältere PatientInnen, Spezialangebote für Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen,

Alleinerziehende Erkrankte; Pflege zuhause, Psychosoziale Einrichtungen für

Alkoholiker, Männerberatungsstellen, Freizeiteinrichtungen, Landespflegeheime,

suchtspezifische Tageskliniken bzw. ambulante Tageszentren für Suchtkranke,

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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spezielle Frauenangebote, bessere personelle Kapazitäten in der Nachbetreuung,

Krisendienste, Beratungsstellen, psychiatrische Hauskrankenpflege.

Die Kategorie der fehlenden bzw. zuwenig ausgebauten betreuten Wohnformen gliedert

sich wie folgt auf: Die Aussagen der PraktikerInnen zu den fehlenden bzw. zuwenig

vorhandenen betreuten Wohnformen unterscheiden sich in bezug auf die

Aufenthaltsdauer der PatientInnen, der Zielgruppe, das Alter und der Art der Betreuung.

Unterscheidungen in der Aufenthaltsdauer: Übergangswohnen bzw. Kurzzeitwohnen

und Dauerwohnplätze;

Unterscheidung bezüglich der Zielgruppe: Demenzkranke, forensische PatientInnen,

PatientInnen mit Suchtproblemen, PatientInnen mit Persönlichkeitsstörungen, Mütter mit

Kindern. Unterscheidung nach dem Alter: Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene,

Unterscheidung in der Art der Betreuung: sozialpädagogisch, therapeutisch bzw.

sozialtherapeutisch, niedrigschwellig bis intensiv betreut.

8.7 Veränderungswünsche und Visionen der PraktikerI nnen

Dieses Fragekapitel besteht aus einer geschlossenen Frage und zwei offenen Fragen.

Mein Ziel ist, herauszufinden, welche Wünsche und Veränderungsvorschläge

SozialarbeiterInnen in der Praxis haben.

Veränderungswünsche:

Frage 49: Haben Sie Veränderungswünsche betreffend...? (n=50)

12%

6%

28%

2%

47%

5%Arbeitsausmaß

Arbeitsinhalte

Fortbildungen

KlientInnenkontakt

Nachsorgeeinrichtungen

Sonstige

Abbildung 45: Veränderungswünsche

Page 92: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 92 von 122

Beinahe die Hälfte der befragten SozialarbeiterInnen haben Veränderungswünsche

betreffend den Nachsorgeeinrichtungen (47%, 38 Nennungen). Den zweiten größeren

Teil mit 28% (23 Nennungen) sind auf Fortbildungen bezogen. 12% (10 Nennungen)

können sich ein anderes Arbeitsausmaß vorstellen. Wünsche bezüglich den

Arbeitsinhalten haben 6% (5 Nennungen) und bezüglich dem KlientInnenkontakt 2% (2

Nennungen). Sonstige Veränderungswünsche beziehen sich auf folgende Bereiche:

therapeutisches Konzept, organisatorische Rahmenbedingungen der Arbeit,

Psychotherapiekosten; mehr Personal für die Stationen; eigenes Büro.

Visionen und Ideen der SozialarbeiterInnen:

Frage 50: Welche Veränderungsvisionen bzw. -ideen haben Sie? (n=30)

Die SozialarbeiterInnen in den psychiatrischen Anstalten Österreichs antworteten wie

folgt:

• „Mehr Fortbildungsangebote (5 Nennungen)

• Ausbau von psychosozialer Nachsorge (3 Nennungen) (mobile Wohnbetreuung)

• Therapiebereiche mit geringen Wartezeiten (2 Nennungen)

• Optimierung der Vernetzung (2 Nennungen) – auch mit sozialpolitischen

Entscheidungsträgern

• Verbesserung der Organisationsstrukturen (2 Nennungen) –für

SozialarbeiterInnen innerhalb der Kliniken

• Mehr ambulant –weniger stationär

• Arbeitszeit reduzieren

• Optimierung von Arbeitsabläufen

• Mitarbeit in der Weiterentwicklung des therapeutischen Konzeptes

• Einbindung in ein Nahtstellenmanagement

• Aufnahme von forensischen PatientInnen in bestehende Einrichtungen für

psychisch Kranke

• Anbieter: niedrigschwellig und ethisch

• Mehr Budget für Sozialarbeit

• Mehr zeitliche Ressourcen

• Akutbereiche ohne Bettendruck

• Optimale räumliche Ausstattung

• Anerkennung durch die Leitung

• Adäquate Behandlung für alle PatientInnen

Page 93: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 93 von 122

• Mehr kostenlose Therapieplätze für Menschen mit geringem Einkommen

• Mehr interdisziplinäres Zusammenarbeiten“

Anmerkungen der SozialarbeiterInnen:

Frage 51: Zusätzliche Anmerkungen, Mitteilungen, Ergänzungen? (n=3)

3 SozialarbeiterInnen fügten anschließende Bemerkungen an:

• Klinische Sozialarbeit ist ein unabdingbarer Beitrag einer ganzheitlichen

Behandlung im psychiatrischen und somatischen Bereich;

• Weniger Dokumentation;

• Sozialarbeit sollte durch mehr Öffentlichkeitsarbeit einen höheren Stellenwert in

der Gesellschaft erhalten;

8.8 Zusammenfassung der Grundergebnisse

Um eine gewisse Übersichtlichkeit zu schaffen, fasse ich die wichtigsten Ergebnisse der

Fragen zusammen, bevor ich zu den Hypothesen und den zusätzlich ableitbaren

Fragestellungen komme.

Der Großteil der befragten SozialarbeiterInnen (29%) ist zwischen 25 und 30 Jahre alt.

Beinahe 75% der PraktikerInnen, die an der Studie teilgenommen haben, sind Frauen.

Am nennungsstärksten waren die Bundesländer Oberösterreich und Steiermark, wo

auch große psychiatrische Krankenanstalten angesiedelt sind. Es hat sich gezeigt, dass

die SozialarbeiterInnen hauptsächlich in den Allgemein- und Akutpsychiatrien tätig sind

(über 50%). Überraschend ist, dass die Gemeinde- und Sozialpsychiatrie nur einmal

genannt wurde. Fast 50% arbeiten mit KurzzeitpatientInnen. Die häufigsten

Krankheitsbilder der PatientInnen, mit denen SozialarbeiterInnen zu tun haben, sind

affektive Störungen und Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen.

Laut den Aussagen der PraktikerInnen sind über 80% der PatientInnen motiviert, nach

dem Erstkontakt sozialarbeiterische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Fragen nach den inhaltlichen Aufgaben ergaben folgende Ergebnisse: Zu den

Hauptaufgaben bei den geschlossenen Fragestellungen gehört an erster Stelle die

Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern. Platz zwei nimmt die Hilfe beim Finden

einer Tagesstruktur ein. Dritter Aufgabenschwerpunkt ist die Unterstützung von

KlientInnen mit besonderen Problemstellungen wie MigrantInnen, Haftentlassene,

besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen. An vierter Stelle befindet sich die

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 94 von 122

Hilfe bei rechtlichen Fragen. Dazu kommen noch durch die folgende offene Frage

Nachbetreuung und Vernetzung als am häufigsten genannte Punkte.

Die Hauptanliegen der PatientInnen sind erstens finanzielle Anliegen, zweitens Anliegen

die Wohnsituation betreffend und drittens die Unterstützung bei der Arbeitssuche.

Unsicherheiten bei inhaltlichen Aufgaben scheint es kaum zu geben. Am ehesten

wurden Unsicherheiten in Verbindung mit rechtlichen Auskünften und im Kontakt mit

Ämtern genannt.

Die vorgegebenen Fragestellungen beziehend auf die Häufigkeit der angewandten

Methoden ergeben folgendes Bild: Erwatungsgemäße Spitzenreiterin der Methoden ist

die Soziale Beratung gefolgt von der Sozialen Netzwerkarbeit. An dritter Stelle fungiert

mit Abstand die Soziale Diagnostik. An vierter Stelle wird Case Management platziert.

Erstaunlicherweise findet laut dieser Studie Soziotherapie kaum statt. Durch die

folgende offene Frage kommt noch die Methode der Gruppenarbeit hinzu. Auch

hinsichtlich der Anwendung der sozialarbeiterischen Methoden scheinen laut dieser

Befragung kaum Unsicherheiten vorhanden zu sein. Allerdings geben 31 Personen an,

verschiedene Methoden im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit weiterentwickelt zu haben.

Öfter genannt werden in dieser Hinsicht Soziotherapie, Soziale Netzwerkarbeit und

Soziale Diagnostik.

Die Fragen bezüglich der Vernetzung mit (Nachsorge-)Einrichtungen ergeben folgende

Ergebnisse: Am häufigsten stehen SozialarbeiterInnen, die in psychiatrischen

Krankenanstalten tätig sind, mit betreuten Wohneinrichtungen in Kontakt. Darauf folgen

sehr häufige Kontakte mit Kranken- und Pensionsversicherungsanstalten. Mit einigem

Abstand folgen das Sozialamt und tagesstrukturierende Einrichtungen. Alle weiteren

erfragten Einrichtungen werden weniger oft kontaktiert. Die Ergebnisse bezüglich des

Wunschs nach mehr Informationsaustausch fallen nicht so hoch aus als erwartet.

Grundsätzlich dürfte der Informationsaustausch bei den meisten SozialarbeiterInnen

eher zufrieden stellend sein. Nur das Arbeitsamt und Sozialamt werden hier mehrmals

genannt.

Es gibt nicht genügend psychosoziale Einrichtungen. 45% geben an, dass vor allem

betreute Wohnformen für unterschiedliche Zielgruppen fehlen bzw. zuwenig ausgebaut

sind.

Veränderungswünsche der SozialarbeiterInnen beziehen sich hauptsächlich auf

Nachsorgeeinrichtungen und Fortbildungen. Auffallend ist auch, dass auch bei den

offenen Fragen fast ausschließlich nur Wünsche zu Gunsten der Betreuung der

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 95 von 122

PatientInnen genannt werden und kaum Ideen bezüglich der eigenen Arbeit oder des

eigenen Verdienstes. Dass mehr Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden sollte, wird auch

nur einmal erwähnt. Ich vermute, dass der rote Faden meiner Fragestellungen die

SozialarbeiterInnen dazu gebracht hat, in diesem Sinne weiterzudenken und keine

neuen, von PatientInnen unabhängigen, Ideen zu bringen. Es könnte aber auch der Fall

sein, dass zuerst an das Wohl der PatientInnen und das damit verbundene

Erfolgserlebnis, wenn z. b. eine adäquate Wohnversorgung zustande kommt, an erster

Stelle steht, bevor die öffentliche Anerkennung zum Thema wird.

Page 96: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 96 von 122

9 Beantwortung der Hypothesen & Forschungsfragen

9.1 Verifizierung der Hypothesen

Hypothese 1: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben

unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den einzelnen

Bundesländern.

Um diese Hypothese verifizieren zu können, waren einige Arbeitsschritte notwendig. Zu

Beginn wurden jene Bundesländer gefiltert, aus denen die meisten SozialarbeiterInnen

geantwortet haben. Dies sind Oberösterreich (17 Nennungen), Steiermark (14

Nennungen), Wien (9 Nennungen), Salzburg (8 Nennungen) und Tirol (6 Nennungen).

Auf die Daten der übrigen Bundesländer kann bei dieser Fragestellung verzichtet

werden, da aufgrund der geringen Anzahl an SozialarbeiterInnen keine

aussagekräftigen Ergebnisse ableitbar sind. Als zweiten Arbeitsschritt werden die

meistgenannten Aufgaben der PraktikerInnen mit den angegebenen Bundesländern

korreliert. Dadurch ist folgende grafische Darstellung entstanden.

Aufgabenschwerpunkte in den Bundesländern

0

2

4

6

8

10

12

14

16

OÖ(n=17)

ST(n=14)

W(n=9)

S(n=8)

T(n=6)

Bundesländer

Nen

nung

en (

häuf

ig &

seh

r hä

ufig

)

Arbeitssuche

Wohnungssicherung

Antragstellung bei Ämtern

Existenzsicherung

Tagesstruktur

Besondere Problemstellungen

Rechtliche Fragen

Abbildung 46: Aufgabenschwerpunkte in den Bundesländern

Page 97: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 97 von 122

Bei dem obigen Diagramm ist die unterschiedliche Anzahl von SozialarbeiterInnen aus

den einzelnen Bundesländern zu beachten. Es zeigt sich deutlich, dass alle

angegebenen Aufgaben in allen angeführten Bundesländern durchgeführt werden.

In Oberösterreich und der Steiermark sind die Aufgaben bezüglich der Arbeitssuche und

der Wohnungssicherung weniger stark vertreten. In Salzburg und Tirol gehören diese

allerdings zu den höchsten Anteilen.

Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern bieten hauptsächlich Oberösterreich und

die Steiermark an.

Die Existenzsicherung spielt in Oberösterreich, Steiermark, Wien und Tirol eine eher

untergeordnete Rolle.

Das Unterstützen beim Finden einer Tagesstruktur ist bei allen angegebenen

Bundesländern in einem höheren Bereich angesiedelt.

Besonders das Bundesland Oberösterreich hat mit besonderen Problemstellungen wie

MigrantInnen, Haftentlassene, besachwalterte und/oder pflegebedürftige Personen zu

tun.

In Salzburg machen Unterstützungen bei rechtlichen Fragen gemeinsam mit

Wohnungssicherung und Existenzsicherung den höchsten Anteil aus. Auch in

Oberösterreich und eventuell die Steiermark sind bei rechtlichen Angelegenheiten zu

erwähnen, weil diese höher angelegt sind.

Spitzenreiter bei den Aufgaben sind in:

• Oberösterreich: Antragstellungen bei Ämtern, besondere Problemstellungen

• Steiermark: Antragstellungen bei Ämtern

• Wien: Antragstellungen bei Ämtern

• Salzburg: Wohnungssicherung, Existenzsicherung und rechtliche Fragen

• Tirol: Antragstellungen bei Ämtern, Tagesstruktur, besondere Problemstellungen

Die Hypothese 1 kann daher nur zu einem sehr geringen Teil bestätigt werden. Das

Ergebnis lautet: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben

ähnliche bis gleiche Arbeitsschwerpunkte in ihrer Arbeit mit PatientInnen in den

einzelnen Bundesländern.

Hypothese 2: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen Krankenanstalten haben

Veränderungs- bzw. Verbesserungswünsche bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen.

Diese Hypothese kann eindeutig mit ja beantwortet werden. Hauptsächlich beziehen

sich die Antworten auf Nachsorgeeinrichtungen und Fortbildungen. Siehe Kapitel 8.7.

Page 98: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 98 von 122

Hypothese 3: PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten sind grundsätzlich

motiviert, sozialarbeiterische Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen.

Auch diese Hypothese kann bestätigt werden. Siehe grafische Darstellung im Kapitel

8.3.

Hypothese 4: Hauptanliegen der PatientInnen in psychiatrischen Krankenanstalten an

SozialarbeiterInnen betreffen finanzielle Angelegenheiten.

Zur Beantwortung kann Frage 17 (siehe Kapitel 8.4) herangezogen werden. Daraus

ergibt sich folgendes Ergebnis. An erster Stelle steht die finanzielle Problematik, an

zweiter die Wohnsituation und anschließend folgen Anliegen bezüglich der

Arbeitssuche. Somit kann auch diese Hypothese bejaht werden.

Hypothese 5: Die Vernetzung zwischen den Krankenanstalten und den nachsorgenden

Einrichtungen funktioniert nur mangelhaft.

Häufigkeit der Vernetzung der SozialarbeiterInnen mit folgenden Einrichtungen

OÖ(n=17)

ST(n=14)

W(n=9)

S(n=8)

T(n=6)

Nen

nung

en (

häuf

ig b

is s

ehr

häuf

ig)

ArbeitsrehabilitationBetreute WohnformenSozialamtTagesstrukturierende EinrichtungenKrankenversicherungPensionsversicherung

Abbildung 47: Häufigkeit der Vernetzung der SozialarbeiterInnen mit Einrichtungen

Diese grafische Darstellung zeigt, dass SozialarbeiterInnen in Krankenanstalten mit den

nachsorgenden Einrichtungen vernetzt sind. Unterschiede beziehen sich auf die Arten

der Einrichtungen.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 99 von 122

Die SozialarbeiterInnen in Oberösterreich (17 Nennungen) haben den häufigsten

Kontakt mit den Versicherungsanstalten (Krankenversicherung, Pensionsversicherung).

Mit dem Sozialamt ist die Vernetzung deutlich schwächer.

In der Steiermark (14 Nennungen) sind die SozialarbeiterInnen mit allen angegebenen

Einrichtungen in einem ähnlichen Ausmaß vernetzt.

In Wien (9 Nennungen) sind die betreuten Wohnformen und die Pensionsversicherung

an oberster Stelle bezüglich der Kontaktaufnahme.

Die SozialarbeiterInnnen in Salzburg (8 Nennungen) haben den häufigsten Kontakt mit

den betreuten Wohnformen. Mit tagesstrukturierenden Einrichtungen und mit dem

Sozialamt ist die Vernetzung eher gering.

Im Bundesland Tirol (6 Nennungen) liegt die Krankenversicherung an der Spitze. An

letzter Stelle wird die Arbeitsrehabilitation angegeben.

Die Hypothese 5 kann daher in dieser generellen Form nicht bestätigt werden. Mit

einzelnen Einrichtungen wie Versicherungsanstalten und betreuten Wohnformen sind

die SozialarbeiterInnen der Krankenanstalten in den angeführten Bundesländern sehr

häufig in Kontakt. Die Vernetzung mit den Sozialämtern (mit den Ausnahmen

Steiermark und Tirol) ist nur gering.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 100 von 122

9.2 Beantwortung der Forschungsfragen

1) Wie sieht die konkrete Praxis von SozialarbeiterInnen in Österreichs psychiatrischen

Krankenanstalten aus?

Diese Forschungsfrage lässt sich mit dem Kapitel 8.8 Zusammenfassung der

Grundergebnisse zum Großteil beantworten.

Hinzu kommt noch der Vergleich zwischen den praktischen Aussagen und der

theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Teilweise stimmen Theorie und

Praxis überein. Bei manchen Punkten driften die Fakten allerdings auseinander. Zum

Einen ist dies der Fall, weil die berufliche Praxis der SozialarbeiterInnen aufgrund

verschiedener Rahmenbedingungen nicht immer der Theorie entsprechen kann. Zum

Anderen entsteht bei quantitativen als auch teilweise bei qualitativen Befragungen auch

ein gewisses Verständigungsproblem, wenn theoretische Konzepte in der Metaebene

zur praktischen Diskussion gestellt werden. Hier stellt sich auch die Frage, wie die

PraktikerInnen zu ihren Antworten kommen. Wie sehr ist der Realitätsbezug gegeben?

Kennen die PraktikerInnen alle theoretischen Begriffe, die in der Befragung

vorkommen? Antworten sie nach Kategorien?

Im aktuellen Theorie- und Praxis-Vergleich fällt auf, dass die Befragten bei der Frage

nach der Anwendung von Methoden in ihrem Arbeitsfeld keine Methoden in Bezug auf

die eigene Profession angeben. Im Kapitel 4.4 sind dies Methoden wie Selbstreflexion,

Selbstevaluation, Intervision und Supervision. Der Grund dafür könnte sein, dass ich

nicht gezielt danach gefragt habe, sondern nur eine offene Antwortkategorie gewählt

habe. Als weiteren Grund vermute ich, dass man bei dem Begriff „Methode“ zuerst an

Vorgehensweisen im Umgang mit PatientInnen denkt. Die Methode der Soziotherapie

kommt in der diesbezüglichen Literatur sehr häufig vor. Sie zieht sich durch von der

Sozialen Arbeit allgemein bis in die Arbeit mit PsychiatriepatientInnnen im Besonderen.

Die Wichtigkeit und die damit zu verfolgenden Ziele lassen sich deutlich herauslesen. In

der empirischen Befragung allerdings geben 19% der antwortenden SozialarbeiterInnen

an, dass sie Soziotherapie überhaupt nicht durchführen. Es bleiben immer noch 35%,

die zwar angeben, dass sie Soziotherapie kennen aber nur selten anwenden. Ich

nehme an, dass dieser Begriff nicht allen PraktikerInnen bekannt ist. Viele werden

Soziotherapie vielleicht eher der Bezeichnung „Gruppenarbeit“ zuordnen. Bei der Frage

nach Unsicherheiten in der Methodenanwendung wird Soziotherapie genannt. Viele

PraktikerInnen werden „einzelfallorientiert“ arbeiten und daher wird Soziotherapie im

Sinne der Milieutherapie auch keine große Rolle spielen. In der Literatur wird Case

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Management als eine übliche und notwendige Methode in der Sozialen Arbeit

bezeichnet, die in der Psychiatrie Anwendung findet. Wenn man allerdings diese

Aussage mit den Antworten der befragten PraktikerInnen vergleicht, sieht das Bild

etwas anders aus. 50% geben an, dass sie Case Management überhaupt nicht bis

manchmal durchführen. Ich nehme an, dass bei diesem Begriff Unsicherheiten

bestehen, und die Antworten daher in dieser Form ausgefallen sind. Die theoretischen

und praktischen Aussagen bezüglich der Sozialen Netzwerkarbeit sind hingegen eher

übereinstimmend. In der Literaturrecherche hat sich gezeigt, dass die Sozial- und

Gemeindepsychiatrie ein großer und bedeutender Bereich im Psychiatriewesen ist.

Allerdings wurde diese Antwortkategorie als möglicher Arbeitsbereich nur einmal

gewählt, was mich eher verwundert. Dies könnte bedeuten, dass in

sozialpsychiatrischen Anstalten weniger SozialarbeiterInnen tätig sind. Ein anderer

Grund könnte sein, dass PraktikerInnen unter Sozial- und Gemeindepsychiatrie auch

Tätigkeiten in der Allgemeinpsychiatrie verstehen. Ausschlaggebend für das Ergebnis

dürfte auch der Umstand gewesen sein, dass nur SozialarbeiterInnen in

Krankenanstalten befragt wurden. Die meisten sozialpsychiatrischen Einrichtungen sind

aber extramural (siehe Kapitel 7.1). Die Methode des Empowerments kommt nur in der

theoretischen Auseinandersetzung vor. In der Literatur wird u.a. Kritik an

Nachsorgeeinrichtungen ausgeübt, insofern, dass die psychiatrische Vollversorgung

eine Chronifizierung der PatientInnen bewirken kann. Die SozialarbeiterInnen in der

Praxis geben hingegen überdurchschnittlich oft an, dass Nachsorgeeinrichtungen mehr

oder weniger österreichweit fehlen oder zuwenig ausgebaut sind. Der Begriff

Entlassungsmanagement kommt in der empirischen Befragung relativ häufig vor,

obwohl ich nicht gezielt danach gefragt habe. In der Literatur werden Variablen

angegeben, die das Gelingen von Entlassungsmanagement bedingen. Dazu gehört u.a.

eine ausreichende Vernetzung. Das Kapitel 8.6 zeigt, dass diese Vernetzung zwischen

SozialarbeiterInnen und diversen Einrichtungen gegeben ist. Die Methode der

Psychoeduktion kommt sowohl in der Theorie als auch in der Praxis vor.

Ein alarmierendes Signal zeigt sich in der empirischen Auswertung bezüglich der

Wohnversorgung von PsychiatriepatientInnen. Wie schon erwähnt gehört diese zu den

Hauptbedürfnissen der Betroffenen. Die SozialarbeiterInnen können diese

Grundbedürfnisse allerdings nur sehr eingeschränkt befriedigen, weil adäquate

Einrichtungen zum Großteil fehlen. Da verwundert es nicht, dass sich der Hauptanteil

der befragten SozialarbeiterInnen besonders einen diesbezüglichen Ausbau wünscht.

Page 102: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 102 von 122

Wenn man die genannten Unsicherheiten mit den Zukunftswünschen kombiniert, könnte

man zu folgendem Schluss kommen: SozialarbeiterInnen in psychiatrischen

Krankenanstalten benötigen und wünschen sich Fortbildungen im rechtlichen Bereich.

Regelmäßige Fortbildungsangebote für Methodenanwendung in der Sozialen Arbeit

würden nach den Auswertungsergebnissen auch in Anspruch genommen werden.

Zusammenfassend lässt sich die Behauptung aufstellen, dass die Soziale Arbeit in den

einzelnen Bundesländern nicht auffallend voneinander abweicht. Zum Großteil sind die

PraktikerInnen mit ähnlichen Problemsituationen konfrontiert.

Lösungsmöglichkeiten für ihren Arbeitsbereich sehen sie hauptsächlich in einem

Ausbau von psychosozialen Versorgungsnetzen mit den jeweilig erforderlichen

Kriterien: niedrigschwellig, ethisch, adäquat, mobil, ambulant und kostenlos.

Rahmenbedingungen dafür sind: ausreichendes Budget für den Sozialbereich, zeitliche

Ressourcen für die Betreuung und eine optimale räumliche Ausstattung.

In einigen Bereichen streben SozialarbeiterInnen eine Optimierung der Vernetzungen

an. Interdisziplinäre Vernetzungstreffen könnten vermehrt ausgebaut werden, um diese

Berufsgruppe zu stärken.

2) Welche Zukunftsideen und –Visionen kommen in diesem Arbeitsfeld vor?

Zur Beantwortung dieser Frage können die Aussagen zu den Fragen 49 und 50

herangezogen werden (siehe Kapitel 8.7). Hauptpunkte sind wie schon erwähnt

Wünsche nach dem Ausbau von Nachsorgeeinrichtungen, ein größeres Angebot an

Fortbildungen und eine Optimierung von Vernetzungen.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 103 von 122

9.3 Handlungsempfehlungen

Da die Online-Befragung eine relativ hohe Rücklaufquote erzielt hat, nehme ich an,

dass die befragten SozialarbeiterInnen an einem weiteren beruflichen Austausch

interessiert wären. Es würde sich sogar eine österreichweite Vernetzung der

Berufsgruppe anbieten. Konkret könnte dies auch über eine Internetplattform organisiert

werden. Inhalte könnten Hinweise für Fortbildungsveranstaltungen und diverse

Vernetzungstreffen sein. Dies könnte u.a. auch eine Chance bieten, die

Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich voranzutreiben. Weiters könnten spezifische

Fortbildungsangebote wie best-practise-Beispiele und Weiterentwicklungen von

Methoden wie z.B. der Soziale Diagnostik organisiert werden.

Die Ergebnisse dieser Diplomarbeit könnten auch als Ausgangspunkt für weiterführende

differenzierte Fragestellungen in diesem Bereich herangezogen werden.

Page 104: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 104 von 122

10 Literaturverzeichnis

10.1 Bücher

Ansen, Harald: Soziale Beratung in prekären Lebenslagen In: Grunwald,

Klaus/Thiersch, Hans (Hrsg): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit.

Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim und

München: Juventa Verlag 2004

Atteslander, Peter/Kop, Manfred: Befragung. In: Roth, Erwin (Hrsg.):

Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung und Praxis.

Wien, München: Oldenburg Verlag1995

Atteslander, Peter/Kopp, Manfred: Befragung. In: Roth, Erwin/Holling, Heinz (Hrsg.):

Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung und Praxis.

Wien, München: R. Oldenbourg Verlag 1999

Binner, Ulrich/Ortmann, Karlheinz: Klinische Sozialarbeit als Sozialtherapie. In:

Ortmann, Karlheinz/Röh, Dieter (Hrsg.): Klinische Sozialarbeit. Konzepte. Praxis.

Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus -Verlag 2008

Bosshard, Marianne/Ebert, Ursula/Lazarus, Horst: Sozialarbeit und Sozialpädagogik in

der Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1999

Brosch, Werner: Psychiatrie. Eine Einführung für Psychotherapeuten, Psychologen und

andere professionelle Helfer. Wien: Orac Verlag 1995

Chassè, Kar August/Wenierski, Hans-Jürgen (Hrsg): Praxisfelder der Sozialen Arbeit.

Eine Einführung. Weinheim und München: Juventa Verlag 2004

Clausen, Jens/Dresler, Klaus-d., Eichenbrenner, Ilse: Soziale Arbeit im Arbeitsfeld

Psychiatrie. Eine Einführung. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag: 1996

Page 105: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 105 von 122

Dörner, Klaus/Plog, Ursula/Teller, Christine/ Wendt, Frank: Irren ist menschlich.

Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002

Dörr Margret: Soziale Arbeit in der Psychiatrie. München: Ernst Reinhardt Verlag 2005

Fachlexikon der sozialen Arbeit. Frankfurt am Main: Deutscher Verein für öffentliche und

private Fürsorge – Eigenverlag: 2002

Gahleitner, Silke/Hahn, Gernot (Hg.): Klinische Sozialarbeit. Zielgruppen und

Arbeitsfelder. Beiträge zur psychosozialen Praxis und Forschung 1. Bonn: Psychiatrie-

Verlag 2008

Galuske, Michael: Methoden der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Weinheim und

München: Juventa Verlag: 1998

Herberich, Stefanie/Lenz, Elisabeth: Allgemeinpsychiatrie In: Hinsch, Rüdiger/Pfingsten,

Ulrich: Gruppentraining sozialer Kompetenzen GSK. Grundlagen. Durchführung.

Anwendungsbeispiele. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2007

Herriger, Norbert: Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Stuttgart.

Berlin. Köln: Verlag W. Kohlhammer 2002

Huber, Gerd: Psychiatrie. Lehrbuch für Studium und Weiterbildung. Stuttgart:

Schattauer Verlagsgesellschaft 1999

Klicpera, Christiian/Gasteiger Klicpera, Barbara: Soziale Dienste. Anforderungen,

Organisationsformen und Perspektiven. Wien: WUV-Universitätsverlag 1996

Kottler, Anna: Psychosoziale Beratung in der Klinischen Sozialarbeit. Bedarf und

Kompetenzen. Lage: Jacobs-Verlag: 2004

Krisor, Matthias: Aufgehoben in der Gemeinde. Entwicklung und Verankerung einer

offenen Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie- Verlag 2005

Page 106: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 106 von 122

Lützenkirchen, Anne: Soziale Arbeit im Gesundheitswesen. Zielgruppen – Praxisfelder –

Institutionen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer: 2005

Nestmann, Frank: Ressourcenarbeit In: Grunwald, Klaus/Thiersch, Hans (Hrsg.): Praxis

Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in

unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim und München: Juventa Verlag 2004

Obert, Klaus: Alltags- und lebensweltorientiertes sozialpsychiatrisches Handeln In:

Grunwald, Klaus/Thiersch, Hans (Hrsg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit.

Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Weinheim und

München: Juventa Verlag 2004

Otto, Hans-Uwe/Oelerich, Gertrud/Micheel, Heinz-Günter: Mehr als ein Anfang.

Empirische Forschung in der Sozialen Arbeit In: Empirische Forschung und Soziale

Arbeit. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. München/Unterschleißheim: Luchterhand-Fachverlag

2003

Pantucek, Peter: Soziale Diagnostik. Verfahren für die Praxis Sozialer Arbeit. Wien.

Köln. Weimar: Böhlau Verlag: 2006

Pareigis, Roland Alexander: Soziales Kompetenztraining in der Klinischen Sozialarbeit

In: Ortmann, Karlheinz/Röh, Dieter (Hrsg.): Klinische Sozialarbeit. Konzepte. Praxis.

Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus -Verlag 2008

Pauls, Helmut: Klinische Sozialarbeit. Grundlagen und Methoden psychosozialer

Behandlung. Weinheim und München: Juventa Verlag: 2004

Pearson, Richard E.: Beratung und soziale Netzwerke. Eine Lern- und Praxisanleitung

zur Förderung sozialer Unterstützung. Weinheim und Basel: Beltz Verlag: 1997

Pfingsten, Ulrich: Soziale Kompetenzen und Kompetenzprobleme In: Hinsch,

Rüdiger/Pfingsten, Ulrich: Gruppentraining sozialer Kompetenzen GSK. Grundlagen.

Durchführung. Anwendungsbeispiele. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2007

Page 107: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 107 von 122

Popp, Reinhold: Aktivierende Soziale Arbeit. Soziale Kompetenz als Beruf. Salzburg:

Verlag AK-Salzburg 2002.

Ramseyer, Ulrich: Aufgaben und Herausforderungen der Sozialen Arbeit in einer

gemeindenahen Psychiatrieversorgung. Bern: Edition Soziothek 2003

Röttgers, Hanns Rüdiger/Nedjat, Schide: Psychiatrie für Sozialberufe. Krankheitslehre –

Behandlungsverfahren – Rechtsfragen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer:2003

Schaffer, Hanne: Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit. Eine Einführung.

Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag 2002

Schaub, Heinz-Alex: Klinische Sozialarbeit. Ausgewählte Theorien, Methoden und

Arbeitsfelder in Praxis und Forschung. Göttingen: V&R unipress 2008

Staub-Bernasconi, Silvia: Soziale Probleme - Soziale Berufe – Soziale Praxis In: Heiner,

Maja et al: Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau:

Lambertus Verlag: 1996

Stemmer Lück, Magdalena: Beziehungsräume in der Sozialen Arbeit.

Psychoanalytische Theorien und ihre Anwendung in der Praxis. Stuttgart: Kohlhammer

Verlag 2004

Steinböck, Herbert: Forensik und Gemeindepsychiatrie In: Steinböck, Herbert/Berger,

Heinrich (Hrsg): Ist die Psychiatrie der richtige Ort? Zum Verhältnis von forensischer

und sozialer Psychiatrie. Freiburg im Breisgrau: Lambertus Verlag 2003

Thole, Werner (Hrsg): Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch.

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005

Ballew, Julius/Mink, George: Was ist Case Management? In: Unterstützung fallweise.

Case Management in der Sozialarbeit. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag: 1995

Page 108: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 108 von 122

Wittchen, Hans-Ulrich: Handbuch Psychische Störungen. Eine Einführung. Weinheim:

Psychologie Verlags Union: 1998

10.2 Zeitschriften

Goger, Karin DSA/Tordy, Christian MAS: Wozu Case Management. In: SiÖ. Sozialarbeit

in Österreich. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und Politik. Was kann Case

Management. Wien: Österreichischer Berufsverband Diplomierter

SozialarbeiterInnen:1/2006)

Leistungen für psychisch kranke Menschen. Bedarfs- und Entwicklungsplan. Land

Salzburg 2002

Ortmann, Karlheinz: Entwicklungen und Potenziale der gesundheitsbezogenen

Sozialarbeit. In: SiÖ Sozialarbeit in Österreich. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und

Politik. Gesundheit – Herausforderung für die Sozialarbeit. Wien: Österreichischer

Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen: 2/2008

Pantucek, Peter: Professionalisierung durch Soziale Diagnostik? In: SiÖ Sozialarbeit in

Österreich. Zeitschrift für Soziale Arbeit, Bildung und Politik. Gesundheit –

Herausforderung für die Sozialarbeit. Wien: Österreichischer Berufsverband

Diplomierter SozialarbeiterInnen: 4/2007

Schröer, Ulrike: Diagnostik – Konfrontation mit einem Reizwort. Zeitschrift für Soziale

Arbeit, Bildung und Politik. Gesundheit – Herausforderung für die Sozialarbeit. Wien:

Österreichischer Berufsverband Diplomierter SozialarbeiterInnen: 4/2007

Zimmermann, Siegfried: Arbeitsfelder, Methoden und Arbeitsinhalte der Sozialarbeit. In:

Soziale Arbeit. Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete. 5/2002, Berlin: DZI

Verlag 2005, S.170-175

Page 109: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 109 von 122

10.3 Internet

http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/icd-10/kf00.phtml (ICD 10)

http://www.asklepios.com/klinikumnord/html/patienten/sozialdienst/sozialdienst.asp

Zugriff am 16.02.2009

http://www.asklepios.com/klinikumnord/html/patienten/sozialdienst/sozialdienst2.asp

Zugriff am 16.02.2009

http://www.lsf-graz.at/cms/beitrag/10006761/2171443/?qu=sozialarbeit*

Zugriff am 16.02.2009

htttp://www.lsf-graz.at/cms/bilder/11623/80/0/0/fe53615c/ziele.gif

Zugriff am 16.02.2009

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/sozialdienst.2134.0.html

Zugriff am 18.02.2009

http://we.klinikum-

wegr.at/khwels/page/88795855456240529_210562195191241010~2676405941619923

82~267602800865706483_475004368849270227,de.html;

Zugriff am 18.02.2009

http://www.avenirsocial.ch/de/p42006915.html

Zugriff am 18.02.2009

http://www.psychiatrie.de/dgsp/tagungen/sozialearbeit2003/

Zugriff am 19.02.2009

http://www.tirol-sozialarbeit.at/PDFs/Ethische%20Standards%20Berufspflichten.pdf

Zugriff am 19.02.2009

http://www.dbsh.de/html/gesundheit.html

Zugriff am 19.02.2009

Page 110: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 110 von 122

http://www.ris.bka.gv.at/Land/

http://www.voycer.com

http://www.grafstat.de

Page 111: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 111 von 122

11 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Alter der befragten SozialarbeiterInnen.................................................................52

Abbildung 2:SozialarbeiterInnen in den einzelnen Bundesländern ............................................53

Abbildung 3: Psychiatrische Abteilungen...................................................................................54

Abbildung 4: Behandlungsdauer der PatientInnen.....................................................................55

Abbildung 5: Zuweisungsform der PatientInnen ........................................................................56

Abbildung 6: Krankheitsbilder der PatientInnen .........................................................................57

Abbildung 7: Arbeitssuche bzw. berufliche Rehabilitation ..........................................................59

Abbildung 8: Wohnungssicherung .............................................................................................60

Abbildung 9: Antragstellung bei Ämtern.....................................................................................60

Abbildung 10: Verschuldung bzw. Existenzsicherung................................................................61

Abbildung 11: Obsorgeregelung ................................................................................................62

Abbildung 12: Beziehungsfragen...............................................................................................62

Abbildung 13: Tagesstruktur......................................................................................................63

Abbildung 14: KlientInnen mit besonderen Problemstellungen ..................................................64

Abbildung 15: Rechtliche Fragen...............................................................................................65

Abbildung 16: Ranking meistgenannter Aufgaben.....................................................................65

Abbildung 17: Weitere patientenbezogene Aufgaben ................................................................66

Abbildung 18: Anliegen der PatientInnen...................................................................................67

Abbildung 19: Aufgaben der SozialarbeiterInnen im Stationsteam ............................................68

Abbildung 20: Aufgabenschwerpunkte ......................................................................................70

Abbildung 21: Soziale Beratung ................................................................................................71

Abbildung 22: Case Management .............................................................................................72

Abbildung 23: Soziale Netzwerkarbeit .......................................................................................73

Abbildung 24: Soziale Diagnostik ..............................................................................................73

Abbildung 25: Soziotherapie......................................................................................................74

Abbildung 26: Ranking der meistgenannten Methoden .............................................................75

Abbildung 27: Weitere Methoden ..............................................................................................76

Abbildung 28: Methodenauswahl...............................................................................................77

Abbildung 29: Weiterentwicklung von Methoden .......................................................................78

Abbildung 30: Arbeitsrehabilitation ............................................................................................79

Abbildung 31: Betreute Wohneinrichtungen...............................................................................80

Abbildung 32: Sozialamt............................................................................................................80

Abbildung 33: Wohnungsamt ....................................................................................................81

Abbildung 34: Tagesstrukturierende Einrichtungen ...................................................................82

Abbildung 35: Schuldenberatung...............................................................................................83

Page 112: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 112 von 122

Abbildung 36: Sozialmedizinischer Dienst .................................................................................84

Abbildung 37: Arbeitsmarktservice ............................................................................................85

Abbildung 38: Krankenversicherungsanstalten..........................................................................85

Abbildung 39: Pensionsversicherungsanstalten ........................................................................86

Abbildung 40: Bewährungshilfe .................................................................................................87

Abbildung 41: Entzugskliniken...................................................................................................87

Abbildung 42: Ranking meistgenannter Einrichtungen ..............................................................88

Abbildung 43: Mehr Informationsaustausch gewünscht .............................................................89

Abbildung 44: Psychosoziale Einrichtungen ..............................................................................90

Abbildung 45: Veränderungswünsche .......................................................................................91

Abbildung 46: Aufgabenschwerpunkte in den Bundesländern ...................................................96

Abbildung 47: Häufigkeit der Vernetzung der SozialarbeiterInnen mit Einrichtungen.................98

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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12 Anhang

12.1 Psychiatrische Krankenanstalten in Österreich

1. Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien (W)

2. Anton Proksch-Institut Stiftung Genesungsheim Kalksburg, Abteilung für

Drogenabhängige (NÖ)

3. Anton-Proksch-Institut Wien, Sonderheilanstalt für Alkoholkranke und

Drogenabhängige Wien-Kalksburg (W)

4. Bezirkskrankenhaus Kufstein (T)

5. Christian-Doppler-Klinik Salzburg - Universitätsklinikum der PMU (S)

6. Kardinal Schwarzenberg'sches Krankenhaus (S)

7. Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Bad Aussee (ST)

8. Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ)

9. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt (B)

10. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz-Eggenberg (ST)

11. Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel (W)

12. Krankenhaus St. Josef Braunau (OÖ)

13. Krankenhaus Stiftung Maria-Ebene Frastanz (V)

14. Landesklinik St. Veit (S)

15. Landesklinikum Donauregion Tulln (NÖ)

16. Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer (NÖ)

17. Landesklinikum Thermenregion Baden-Mödling (NÖ)

18. Landesklinikum Thermenregion Neunkirchen (NÖ)

19. Landesklinikum Waldviertel Zwettl-Gmünd-Waidhofen/Thaya (NÖ)

20. Landesklinikum Weinviertel Hollabrunn (NÖ)

21. Landeskrankenhaus Klagenfurt (K)

22. Landeskrankenhaus Rankweil (V)

23. Landeskrankenhaus Steyr (OÖ)

24. Landeskrankenhaus Universitätsklinik Innsbruck (T)

25. Landeskrankenhaus Villach (K)

26. Landeskrankenhaus Vöcklabruck (OÖ)

27. Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum Graz (ST)

28. Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz (ST)

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 114 von 122

29. Oberosterreichische Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg (OÖ)

30. Privatklinik Hochrum - Sanatorium der Kreuzschwestern Innsbruck (T)

31. Privatklinik St. Radegund für Innere Medizin, Psychiatrie, Neurologie, Orthopädie

und Geriatrie/Gerontologie (ST)

32. Psychiatrisches Krankenhaus des Landes Tirol (T)

33. Sonderkrankenanstalt Haus am Walde Treffen (K)

34. Sonderkrankenanstalt Marienhof (NÖ)

35. Sonderkrankenanstalt Neutillmitsch-Gralla (ST)

36. Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe - Otto Wagner-Spital mit

Pflegezentrum (W)

37. Sozialmedizinisches Zentrum Ost der Stadt Wien - Donauspital (W)

38. Sozialmedizinisches Zentrum Süd, Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von

Preyer'schem Kinderspital (W)

39. Therapiezentrum Ybbs (W)

Page 115: Diplomarbeit - Social Tranquilizer

Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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12.2 Der Fragebogen

Fragebogen zu den Praxiserfahrungen

1. In welchem psychiatrischen Bereich arbeiten Sie? Mehrfachnennungen sind möglich!

Allgemeinpsychiatrie Gemeinde- und Sozialpsychiatrie

Akutpsychiatrie Psychosomatik

Kinder- und Jugendpsychiatrie Gerontopsychiatrie

Forensische Psychiatrie psychiatrische Rehabilitation

Suchtbereich 2. In welchem Bundesland arbeiten Sie?

Vorarlberg Steiermark

Tirol Niederösterreich

Salzburg Wien

Kärnten Burgenland

Oberösterreich

PatientInnen

3. Arbeiten Sie mit Mehrfachnennungen sind möglich!

LangzeitpatientInnen (durchschnittlicher Aufenthalt 3 Monate oder länger)

ambulante PatientInnen

KurzzeitpatientInnen (durchschnittlicher Aufenthalt unter 3 Monaten)

4. Wie erfolgt die Zuweisung der PatientInnen zur Sozialen Arbeit? Mehrfachnennungen sind möglich!

Pflegepersonal PatientInnen selbst

SozialarbeiterInnen

Ärzteschaft

5. Mit welchen Krankheitsbildern bzw. psychischen Beeinträchtigungen haben Sie in Ihrer Arbeit hauptsächlich zu tun? Mehrfachnennungen sind möglich!

Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen

Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Intelligenzstörungen

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 116 von 122

Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen Entwicklungsstörungen

Affektive Störungen

Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend

Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen

Nicht näher bezeichnete psychische Störungen

Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen

6. Sind über 80% der PatientInnen entsprechend Ihrer Erfahrung nach dem Erstkontakt motiviert, sozialarbeiterische Angebote in Anspruch zu nehmen?

ja nein

Inhaltliche Aufgaben der SozialarbeiterInnen

7. Wie häufig führen Sie folgende Aufgaben aus? (bezogen auf PatientInnen) Unterstützung bei Arbeitssuche/berufliche Rehabilitation Mehrfachnennungen sind möglich!

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

8. Unterstützung bei Wohnungssicherung

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

9. Unterstützung bei Antragstellungen bei Ämtern

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

10. Unterstützung bei Verschuldung/Existenzsicherung

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

11. Unterstützung bei Obsorgeregelungen

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

12. Unterstützung bei Beziehungsfragen (Trennungsproblematik, Gewalterfahrungen, Isolation)

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

13. Unterstützung beim Finden einer Tagesstruktur

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

14. Unterstützung bei besonderen Problemstellungen (MigrantInnen, Haftentlassene, Besachwalterte, Pflegebedürftige)

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 117 von 122

15. Unterstützung bei rechtlichen Fragen

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

16. Gibt es weitere patientInnenbezogene Aufgaben, die Sie häufig ausführen?

17. Welche drei Anliegen haben PatientInnen hauptsächlich?

18. Welche Aufgaben haben Sie als SozialarbeiterIn im Stationsteam ? Mehrfachnennungen sind möglich!

Organisieren von Helferkonferenzen Beteiligung bei Teamsupervision

Informationsweitergabe Beteiligung bei Teamintervision

Leitung bzw. Anwesenheit bei Teambesprechungen

19. Gibt es Aufgaben, die Ihnen Unsicherheiten bereiten?

ja nein

20. Wenn ja, welche Aufgaben bereiten Ihnen Unsicherheiten?

21. Gibt es Aufgabenschwerpunkte in Ihrer Arbeit?

ja nein

22. Wenn ja, welche Aufgabenschwerpunkte sind dies?

Methoden

23. Welche folgenden Methoden wenden Sie hauptsächlich an? Soziale Beratung

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

24. Case Management

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

25. Soziale Netzwerkarbeit

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

26. Soziale Diagnostik

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 118 von 122

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

27. Soziotherapie

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

28. Gibt es weitere Methoden, die Sie häufig anwenden?

29. Wodurch ist Ihre Methodenauswahl bedingt/beeinflusst? Mehrfachnennungen sind möglich!

Rahmenbedingungen wie Zeit, Organisation Teamvorstellungen

persönliche Erfahrungen PatientInnen selbst

ökonomische Überlegungen wie Aufwand

30. Gibt es Methoden, die Ihnen Unsicherheiten bereiten?

ja nein

31. Wenn ja, welche Unsicherheiten sind das?

32. Gibt es Methoden, die Sie im Lauf Ihrer beruflichen Tätigkeit (im psychiatrischen Bereich) weiterentwickelt haben?

nein ja

33. Wenn ja, welche sind das?

Vernetzung / Nachsorge

34. Haben Sie mit den folgenden (Nachsorge-) Einrichtungen mehrmals im Jahr persönlichen oder telefonischen Kontakt? Arbeitsrehabilitation

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

35. betreute Wohneinrichtungen

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

36. Sozialamt

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

37. Wohnungsamt

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 119 von 122

38. Tagesstrukturierende Einrichtungen

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

39. Schuldenberatung

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

40. Sozialmedizinischer Dienst

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

41. Arbeitsmarktservice

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

42. Krankenversicherungsanstalten

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

43. Pensionsversicherungsanstalten

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

44. Bewährungshilfe

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

45. Entzugskliniken

überhaupt nicht 1 2 3 4 5 sehr häufig

46. Mit welchen Einrichtungen würden Sie sich mehr Informationsaustausch wünschen?

47. Gibt es nach Ihrer Erfahrung genügend psychosoziale Versorgungseinrichtungen?

ja nein

48. Wenn nein, welche psychosozialen Einrichtungen fehlen bzw. sind zuwenig ausgebaut?

Persönliche Stellungnahme

49. Haben Sie Veränderungswünsche betreffend Mehrfachnennungen sind möglich!

Arbeitsausmaß KlientInnenkontakt

Arbeitsinhalte Nachsorgeeinrichtungen

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

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Fortbildungen 50. Welche Veränderungsvisionen bzw. -ideen haben Sie?

51. Zusätzliche Anmerkungen, Mitteilungen, Ergänzungen?

Persönliche Daten 52. Alter

Jahre

53. Geschlecht

weiblich männlich

54. Wie lange sind Sie bereits im psychiatrischen Bereich tätig?

Jahre

55. Haben Sie eine psychotherapeutische Ausbildung?

ja nein

56. Wenn ja, welche

57. Ebenfalls wenn ja, was war Ihre Motivation, diese Ausbildung zu machen?

Die Auswertung der Daten erfolgt absolut anonym. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Für weitere Anregungen bzw. Fragen stehe ich Ihnen unter folgender E-mail Adresse gerne zur Verfügung: [email protected]

Abschicken Eingaben loeschen

Dieses Formular wurde mit GrafStat (Ausgabe 2009 / Ver 4.02) erzeugt.

Ein Programm v. Uwe W. Diener 1/2009. Informationen zu GrafStat: http://www.grafstat.de

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 121 von 122

Anmerkung zum Fragebogen: Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit der

Darstellung des Fragebogens habe ich die Druckversion des GrafStat–Programms

anstelle des Voycer-Programms als Anhang verwendet. Inhalt und Fragestellungen

bleiben aber unverändert.

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Social Tranquilizer – Soziale Arbeit in der Psychiatrie

Doris Pröll Seite 122 von 122

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre, dass die vorliegende Diplomarbeit von mir selbst verfasst wurde, und dass

ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet habe.