Dirk Baehr - Dezentraler, führerloser Jihad im Sinne al-Suri

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 Armin Pfahl-Traughber (Hrsg.): Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2009/2010, S. 516 – 548. Dezentraler, führerloser Jihad im Sinne Abu Musab al-Suri? – Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-Salafismus anhand vergangener Terroranschläge und Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika Dirk Baehr 1. Einleitung und Fragestellung In der Jihadismus-Forschung wird in den letzten Jahren immer wieder die Fr age erörte rt , ob sich Al -Qaida vo n einer hi er ar chischen Organisation zu dezentral-agier end en Bewegu nge n entwickel t hat . Einige Wissenschaftler beantworten die Frage positiv 1 , weil aufgrund der neuen amerikanischen Sicherheitspolitik seit den Anschlägen vom 11. Se pt ember 2001 die hr un g der Al-Qaida nu r no ch stark  eingeschränkt als Terrororganisation agieren könne. Sie behaupten, dass sich ihre Funktion innerhalb der jihadi-salafistischen Bewegungen zunehmend auf die Verbreitung der Ideologie und die Propagandaarbe it im Internet beschränkt. 2  In Zukunft könnten daher nur autonom agierende Terrorzellen, die in den Medien oft als „homegrown terrorists“ 3 bezeichnet werden, den  jihadistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen, weil die Al- Qaida-Führung dazu nicht mehr in der Lage wäre. Diese These führte zu einer heftigen Debatte, in der erörtert wurde, in wieweit „homegrown terrorists“ gefährlicher sein können als die führenden Al- Qaida- Ter ror isten. Auß erd em hin ter fr agt en Ter ror ana lys ten , ob es fak tisch gli ch sei, in dez ent ral en und autono men Zel len , ohn e  jegliche Kontakte zur Al-Qaida-Führung im afghanisch-  p akis ta nisc he n Gren zg ebie t, ei ge ns tänd ig Terroransc hl äg e zu or ganisi er en. Fü r ei ne solche dezent ra lisi er te St ra te gi e spielt die Selbstrad ika lis ier ung von Sym pat his ant en sowie die eig ens tän dig e Organisation von Trainingslagern eine entscheidende Rolle, um ohne 1 Vgl. Marc Sageman: Leaderless Jihad. Terror Networks in the Twenty-first Century, Philadelphia 2008; Andrew Black: Al-Sur i’s Adaption of Fourth Genera tion Warfare, Terrorism Monitor, Volume 4, Issue 18, 21.09.2006, unter: http://www.jamestown.org/terrorism/news/article.php?articleid=2370137 (gel esen am: 01. Sept ember  2009); Mark E. Stout/Jessica M Huckabey/John R. Schindler (Hrsg): The Terrorist Perspectives Project. Strategic and Operational Views of Al Qaeda and Associated Movements, Annapolis 2007. 2 Vgl. Devin Springer /James Regens / Edger, David: Islamic Radicalism and Global Jihad, Washington 2009, S. 102. 3 Mit dem Begriff „homegrown“ wird zum Ausdruck gebracht, dass die terroristische Gefahr nicht mehr von Jihadisten außerhalb Europas kommt, sondern dass es sich um in Europa aufgewachsene Jugendliche handelt, die in kleinen jihadistischen Terrorzellen agieren und operieren; vgl. u.a. Peter Waldmann: Radikalisierung in der Diaspora. Wie Islamisten im Westen zu Terroristen werden, Hamburg 2009, S.83 ff. 1

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Armin Pfahl-Traughber (Hrsg) Jahrbuch fuumlr Extremismus- und Terrorismusforschung 20092010 S 516 ndash 548

Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musab al-Suri ndash

Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-Salafismus anhand

vergangener Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche in Europa

und NordamerikaDirk Baehr

1 Einleitung und Fragestellung

In der Jihadismus-Forschung wird in den letzten Jahren immer wieder die Frage eroumlrtert ob sich Al-Qaida von einer hierarchischenOrganisation zu dezentral-agierenden Bewegungen entwickelt hatEinige Wissenschaftler beantworten die Frage positiv1 weil aufgrund

der neuen amerikanischen Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom11 September 2001 die Fuumlhrung der Al-Qaida nur noch stark eingeschraumlnkt als Terrororganisation agieren koumlnne Sie behauptendass sich ihre Funktion innerhalb der jihadi-salafistischenBewegungen zunehmend auf die Verbreitung der Ideologie und diePropagandaarbeit im Internet beschraumlnkt2 In Zukunft koumlnnten daher nur autonom agierende Terrorzellen die inden Medien oft als bdquohomegrown terroristsldquo3 bezeichnet werden den

jihadistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen weil die Al-Qaida-Fuumlhrung dazu nicht mehr in der Lage waumlre Diese These fuumlhrtezu einer heftigen Debatte in der eroumlrtert wurde in wieweitbdquohomegrown terroristsldquo gefaumlhrlicher sein koumlnnen als die fuumlhrenden Al-Qaida-Terroristen Auszligerdem hinterfragten Terroranalysten ob esfaktisch moumlglich sei in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zu

organisieren Fuumlr eine solche dezentralisierte Strategie spielt dieSelbstradikalisierung von Sympathisanten sowie die eigenstaumlndigeOrganisation von Trainingslagern eine entscheidende Rolle um ohne

1 Vgl Marc Sageman Leaderless Jihad Terror Networks in the Twenty-first Century Philadelphia 2008 AndrewBlack Al-Surirsquos Adaption of Fourth Generation Warfare Terrorism Monitor Volume 4 Issue 18 21092006unter httpwwwjamestownorgterrorismnewsarticlephparticleid=2370137 (gelesen am 01 September 2009) Mark E StoutJessica M HuckabeyJohn R Schindler (Hrsg) The Terrorist Perspectives Project Strategicand Operational Views of Al Qaeda and Associated Movements Annapolis 20072 Vgl Devin Springer James Regens Edger David Islamic Radicalism and Global Jihad Washington 2009 S1023

Mit dem Begriff bdquohomegrownldquo wird zum Ausdruck gebracht dass die terroristische Gefahr nicht mehr vonJihadisten auszligerhalb Europas kommt sondern dass es sich um in Europa aufgewachsene Jugendliche handeltdie in kleinen jihadistischen Terrorzellen agieren und operieren vgl ua Peter Waldmann Radikalisierung inder Diaspora Wie Islamisten im Westen zu Terroristen werden Hamburg 2009 S83 ff

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Hilfe der Al-Qaida Terroranschlaumlge durchzufuumlhren Kann eine solcheterroristische Strategie uumlberhaupt funktionierenDie neue Strategie in dezentralen autonomen Zellen gegen denWesten zu agieren resultiert ua aus der Theorie des globalenislamistischen Widerstands von Abu Musab al-Suri In seinem 1600Seiten umfassenden Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo begruumlndet er seine neue Strategie eines individuell gefuumlhrtenTerrorismus aufgrund der sich wandelnde Sicherheitslage nach der Niederlage gegen die USA in Afghanistan die dazu fuumlhrte dass der jihadi-salafistischen Bewegung in der alten hierarchischenOrganisationsform die er tanzim nennt eine Zerschlagung drohte Al-Suri versucht mit seinem Buch eine theoretische Grundlage zu geben

durch die die Bewegung eine neue Organisationstruktur annehmensoll die er als nizam la tanzim (System nicht geheime hierarchischeOrganisation) bezeichnet In seinem Buch entwickelt er einorganisatorisches und ein ideologisches System mit dem eineUmstrukturierung zu einer dezentralen Bewegung vollzogen werdenkann um sich vor den Angriffen der USA und seiner westlichenVerbuumlndeten einigermaszligen verteidigen zu koumlnnen4 Gleichzeitigkonzipiert al-Suri ein operationelles System fuumlr dezentral-agierende

Terrorzellen die zukuumlnftig selbststaumlndig Anschlaumlge gegen den Westendurchfuumlhren sollenDurch die Veroumlffentlichung des Buches im Jahre 2004 wurde er zueinem der bedeutendsten Strategen der Al-Qaida-Bewegung Soschreiben Paul Cruickshank und Mohannad Hage Ali in ihrem Aufsatzfuumlr die Fachzeitschrift Studies on Conflict and Terrorism bdquoDieterroristischen Anschlaumlge von Bali Casablanca Istanbul Madrid undLondon wurden alle initiiert von exakt der Gruppe von kleinen lokal-

rekrutierten Zellen nach denen Sethmariam [al-Suri] aufgerufen hatrdquo5

Aber hier stellt sich nun die Frage ob die Terroranschlaumlge der vergangenen Jahre wirklich meistens in dezentral-agierenden Zellenorganisiert wurden Hat Abu Musab al-Suri wirklich so viel Einflussauf die jihadi-salafistischen Attentaumlter von London oder Madridgehabt

4 Vgl naumlhere Informationen zum organisatorischen und ideologischen System von Abu Musab al-Suri Dirk

Baehr Kontinuitaumlt und Wandel in der Ideologie des Jihadi-Salafismus ndash Eine ideentheoretische Analyse der Schriften von Abu Musrsquoab Al-Suri Abu Mohammad Al-Maqdisi und Abu Bakr Naji Bonn 20095 Paul Cruichshank Mohannad Hage Ali Abu Musab Al-Suri Architect of the new al-Qaeda in Studies inConflict and Terrorism 30 (2007) Issue 1 S 1 - 14 hier S 9

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Einige Wissenschaftler griffen al-Suris Theorie auf und bestaumltigendass es einen Wandel zu dezentral-organisierten Bewegungen gegebenhat Der bekannteste Vertreter dieser These ist der ehemalige CIA-Angestellte und Psychologe Marc Sageman der ua aus al-SurisStrategiekonzept die Doktrin des bdquoLeaderless Jihadldquo entwickelt hat6

Fuumlr Sageman kommt die Hauptgefahr nicht mehr aus denFuumlhrungskadern der Al-Qaida im afghanisch-pakistanischenGrenzgebiet Vielmehr bestehe die Gefahr aus sich selbstradikalisierenden Individuen oder kleinen Gruppen die im Westenleben und unabhaumlngig von Al-Qaida Terroranschlaumlge mitBombenanleitungen aus dem Internet planen und durchfuumlhren7

Sageman nennt diese neue Form des Terrorismus bdquoLeaderless Jihadldquo

weil dessen Rekrutierung bdquovon untenldquo (bottom-up) geschieht in demsich Einzelne eigenstaumlndig und freiwillig entscheiden in eineTerrorzelle einzusteigen Al-Qaida hat dem entsprechend gar keinenEinfluss auf diese Individuen und Gruppen und rekrutiert einenGroszligteil der juumlngsten Generation von Jihadisten nicht mehr bdquovonobenldquo (top-down)8 Dem Standpunkt der Rekrutierung bdquovon untenldquo widerspricht der Terrorismusexperte Bruce Hoffman Er sieht in Al-Qaida eine

langfristig agierende Organisation die weiterhin aktiv und zentral dieglobalen jihadi-salafistischen Netzwerke instruiere Er haumllt SagemansThese von einer Gefahr durch jihadi-salafistische Graswurzel-Bewegungen fuumlr falsch weil diese niemals in der Lage waumlren aumlhnlichgroszlige Anschlaumlge wie die Flugzeugattentate auf das World TradeCenter in New York umzusetzen Eine Gefahr gehe daher nur von der Fuumlhrung des Al-Qaida-Netzwerkes aus die einzig und allein zu solchgroszligen Anschlaumlgen faumlhig sei Um zukuumlnftig Terroranschlaumlge zu

verhindern muss weiterhin die Organisation der Al-Qaida beseitigtwerden fordert Hoffman9

Nun stellt sich hingegen die Frage wer von den beidenTerrorismusexperten hat Recht Sind in Zukunft nur noch autonomeTerrorzellen gefaumlhrlich oder bleibt Al-Qaida weiterhin eine ernst zunehmende Gefahr

6 Vgl Sageman (Anm 1) S 1447 Vgl Sciolino Elaine Schmitt Eric A not very private feud over terrorism in New York Times 08062008

S 58 Vgl Waldmann (Anm3) S88 f9 Vgl Bruce Hoffman The Myth of Grass-Roots Terrorism Why Osama bin Laden still matters in ForeignAffairs 3 (2008) Issue 3 S 133 - 138 hier S 133 f

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Die beste Vorgehensweise um eine Antwort auf diese Frage zufinden ergibt sich durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche die in den vergangenen Jahren in Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurden Anhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt es Informationen bdquouumlber dieTaumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres und weiteres Umfeld ihrereligioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung undVorbereitungldquo10 Die Informationen liefern ebenfalls Erkenntnisse obdie jihadi-salafistischen Terroristen vermehrt autonom und dezentralagiertenVorab bedarf es allerdings noch einer detaillierteren Analyse von AbuMusab al-Suris Theorie des globalen islamistischen Widerstands die

entscheidend ist um den dezentral-agierenden fuumlhrerlosen Jihad zuverstehen

2 Die Theorie des globalen islamistischen Widerstands

von Abu Musab al-Suri

21 Biographisches Kurzportrait von Abu Musab al-Suri

Abu Musab al-Suri heiszligt mit buumlrgerlichem Namen Mustafa

Sethmariam Nasar Er ist 1959 in der syrischen Stadt Aleppo geborenund besitzt seit seiner Heirat mit der Spanierin Elena Moreno in denspaumlten 1980er Jahren auch die spanische Staatsbuumlrgerschaft Diespanische Zeitung bdquoEl Paisldquo schrieb er sei bis zu seiner Verhaftung im November 2005 in QuettaPakistan die Nummer Vier der Al-Qaidagewesen11 Abu Musab al-Suri gilt als einer der wichtigsten Vordenker der Al-Qaida und dies obwohl er lange Zeit kein groszliges Ansehen innerhalb

der jihadistischen Bewegung genoss Der wesentliche Grund fuumlr dieSkepsis gegenuumlber al-Suri liegt darin begruumlndet dass er einIntellektueller und kein Prediger ist Viele jihadi-salafistische Denker sind Religionsgelehrte die ein Theologiestudium absolviert haben Al-Suri gehoumlrt hingegen zu denjenigen die kein Islamstudium durchlaufenhaben und eher militaumlrstrategisch und nachrichtendienstlich geschult

10 Vgl Waldmann (Anm 3) S8111

Vgl Jose Yoldi Garzoacuten ordena buscar al espantildeol Setmarian nuacutemero 4 de Al Qaeda in El-Pais 14 April2009 unterhttpwwwelpaiscomarticuloespanaGarzonordenabuscarespanolSetmariannumeroQaedaelpepiesp20090414elpepinac_10Tes (gelesen am 10072009)

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wurden12 Ab den 1980er Jahren verfasste er historische Analysen diesich ua mit der islamistischen Bewegung in Syrien beschaumlftigtenZudem verfuumlgt al-Suri uumlber ein westliches und saumlkulares Wissen wasunter den jihadi-salafistischen Ideologen teilweise verpoumlnt ist Unter den Ideologen genieszligt al-Suri daher bis heute nicht die Stellung wiesie Abu Muhammad al-Maqdisi Abu Qatada al-Filistini oder Hamid bin Abdallah al-Ali innerhalb der Bewegung inne haben13 Trotz aller Kritik von Seiten der Ideologen entwickelte sich al-Suri zueinem der fuumlhrenden Strategen der Al-Qaida weil er Ideen entwarf dieeinige Jahre spaumlter von der Fuumlhrung der Al-Qaida uumlbernommenwurden So veroumlffentlichte al-Suri im Fruumlhjahr 1991 einen 35-seitigenText mit dem Titel bdquoCommunique to the Islamic Nation in Order to

Establish a Global Islamic Resistance Callldquo in dem er den Fokus vomKampf gegen den bdquonahenldquo arabischen Feind abwendete und auf denbdquofernen Feindldquo ndash die westlichen Staaten ndash richtete die er als diegroumlszligten Widersacher der jihadistischen Bewegungen ansah14 Al-Suriwar der erste Stratege der eine bdquoglobal terrorist campaignldquo propagiertein dem der Kampf nicht auf regionale Ziele gerichtet werden solltesondern der Jihad global gefuumlhrt werden muumlsse Erst sieben Jahrespaumlter uumlbernahm Osama bin Laden die Idee von al-Suri und erklaumlrte im

Februar 1998 mit seiner Schrift bdquoThe World Islamic Front for Jihadagainst Jews and Crusadersldquo den Westen als den groumlszligten Feind der Al-Qaida15

Bekannt wurde al-Suri in Europa erst mit dem in den Medienverbreiteten Verdacht dass er an den Anschlaumlgen von Madrid (2004)und London (2005) beteiligt gewesen waumlre Hierbei handelte es sich jedoch um eine falsche Information Auf jihadistische Webseitenveroumlffentlichte Al-Suri eine Nachricht aus der hervorging er sei nicht

an den Anschlaumlgen von Madrid beteiligt gewesen16 Der Ausloumlser fuumlr die Spekulationen lag wahrscheinlich an der organisatorischenUmsetzung der Anschlaumlge in autonomen Zellen DieseHerangehensweise hatte Aumlhnlichkeit mit al-Suris Theorie des globalen

12 Vgl al-Suris Ausbildung im bdquoSpezial-Apparatldquo der Muslimbruderschaft in Brynjar Lia Architect of GlobalJihad The Life of al-Qaida Strategist Abu Musrsquoab al-Suri London 2007 S 40 ff13 Vgl ebenda S 914 Vglebenda S10215

Vgl ebenda S 616 Vgl Craig Whitlock Architect of New War on the West in Washington Post 23 May 2006 unterwwwwashingtonpostcomwp-dyncontentarticle20060522 AR2006052201627html (gelesen am20092009)

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islamistischen Widerstands Beide Terroranschlaumlge fuumlhrten sogenannten bdquohomegrown terroristsldquo durch Es handelte sich jedoch beiden Anschlaumlgen von London um junge Terroristen die weiterhinKontakte zur Al-Qaida hatten und Instruktionen fuumlr die Anschlaumlge voneinem Kommandeur der Al-Qaida erhielten Daraus ist ersichtlichdass es zwei verschiedene Formen der bdquohomegrown terroristsldquo gibtAl-Suri empfiehlt ein operationelles System bdquoin dem verschiedenekleine Gruppen von gleich gesinnten Individuen autonom operierenohne dabei Verbindungen zu anderen Netzwerken zu entwickelnrdquo17

Es gibt aber auch bdquohomegrown terroristsldquo die mit jihadistischenBewegungen aus Pakistan Afghanistan oder dem Maghreb zusammenarbeiten und von denen sie die Befehle und Anweisungen fuumlr

Anschlaumlge erhaltenMit dem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo welcheserstmalig 2004 im Internet verbreitet wurde stieg al-Suri zu demfuumlhrenden Strategen der Al-Qaida auf weil er maszliggeblich diezukuumlnftige Entwicklung der jihadistischen Bewegungen und der besonderen Rolle von Al-Qaida vorgab Ein Jahr nach der Veroumlffentlichung seines Manifests verhafteten pakistanischeSicherheitskraumlfte al-Suri in der Taliban-Hochburg Quetta Der

pakistanische Nachrichtendienst ISI nahm ihn sowie zwei weitereJihadisten in dem Stadtteil Goualmandi fest Angeblich soll der ISI die Nummer Vier der Al-Qaida dem amerikanischen Geheimdienst CIAuumlbergeben haben Der amerikanische Nachrichtendienst bestaumltigthingegen nicht diese Aussagen Folglich ist der heutige Aufenthaltvon al-Suri schwer zu ergruumlnden Der Journalist Andy Worthingtonvermutet dass sich al-Suri in einem geheimen US-Militaumlrgefaumlngnisauf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean befindet18

22 Al-Suris System der autonomen Terrorzellen

17 Lorenzo Vidino Orgins and Characteristics of Homegrown Jihadist Networks in Europe in Franz EderMartin Senn (Hrsg) Europe and transnational Terrorism Assessing Threats and Countermeasures Baden-Baden 2009 S 35 ndash 58 hier S 4218

Vgl unter dem Artikel von Andy Worthington die Liste aller Haumlftlingen die auf der Insel Diego Garcia seinsollen Andy Worthington Secret War on Terror Prison on Diego Garcia Confirmed in Anti-War Blog 1August 2008 unter httpwwwantiwarcomorigworthingtonphparticleid=13244 (gelesen am 23 September 2009)

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Hilfe der Al-Qaida Terroranschlaumlge durchzufuumlhren Kann eine solcheterroristische Strategie uumlberhaupt funktionierenDie neue Strategie in dezentralen autonomen Zellen gegen denWesten zu agieren resultiert ua aus der Theorie des globalenislamistischen Widerstands von Abu Musab al-Suri In seinem 1600Seiten umfassenden Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo begruumlndet er seine neue Strategie eines individuell gefuumlhrtenTerrorismus aufgrund der sich wandelnde Sicherheitslage nach der Niederlage gegen die USA in Afghanistan die dazu fuumlhrte dass der jihadi-salafistischen Bewegung in der alten hierarchischenOrganisationsform die er tanzim nennt eine Zerschlagung drohte Al-Suri versucht mit seinem Buch eine theoretische Grundlage zu geben

durch die die Bewegung eine neue Organisationstruktur annehmensoll die er als nizam la tanzim (System nicht geheime hierarchischeOrganisation) bezeichnet In seinem Buch entwickelt er einorganisatorisches und ein ideologisches System mit dem eineUmstrukturierung zu einer dezentralen Bewegung vollzogen werdenkann um sich vor den Angriffen der USA und seiner westlichenVerbuumlndeten einigermaszligen verteidigen zu koumlnnen4 Gleichzeitigkonzipiert al-Suri ein operationelles System fuumlr dezentral-agierende

Terrorzellen die zukuumlnftig selbststaumlndig Anschlaumlge gegen den Westendurchfuumlhren sollenDurch die Veroumlffentlichung des Buches im Jahre 2004 wurde er zueinem der bedeutendsten Strategen der Al-Qaida-Bewegung Soschreiben Paul Cruickshank und Mohannad Hage Ali in ihrem Aufsatzfuumlr die Fachzeitschrift Studies on Conflict and Terrorism bdquoDieterroristischen Anschlaumlge von Bali Casablanca Istanbul Madrid undLondon wurden alle initiiert von exakt der Gruppe von kleinen lokal-

rekrutierten Zellen nach denen Sethmariam [al-Suri] aufgerufen hatrdquo5

Aber hier stellt sich nun die Frage ob die Terroranschlaumlge der vergangenen Jahre wirklich meistens in dezentral-agierenden Zellenorganisiert wurden Hat Abu Musab al-Suri wirklich so viel Einflussauf die jihadi-salafistischen Attentaumlter von London oder Madridgehabt

4 Vgl naumlhere Informationen zum organisatorischen und ideologischen System von Abu Musab al-Suri Dirk

Baehr Kontinuitaumlt und Wandel in der Ideologie des Jihadi-Salafismus ndash Eine ideentheoretische Analyse der Schriften von Abu Musrsquoab Al-Suri Abu Mohammad Al-Maqdisi und Abu Bakr Naji Bonn 20095 Paul Cruichshank Mohannad Hage Ali Abu Musab Al-Suri Architect of the new al-Qaeda in Studies inConflict and Terrorism 30 (2007) Issue 1 S 1 - 14 hier S 9

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Einige Wissenschaftler griffen al-Suris Theorie auf und bestaumltigendass es einen Wandel zu dezentral-organisierten Bewegungen gegebenhat Der bekannteste Vertreter dieser These ist der ehemalige CIA-Angestellte und Psychologe Marc Sageman der ua aus al-SurisStrategiekonzept die Doktrin des bdquoLeaderless Jihadldquo entwickelt hat6

Fuumlr Sageman kommt die Hauptgefahr nicht mehr aus denFuumlhrungskadern der Al-Qaida im afghanisch-pakistanischenGrenzgebiet Vielmehr bestehe die Gefahr aus sich selbstradikalisierenden Individuen oder kleinen Gruppen die im Westenleben und unabhaumlngig von Al-Qaida Terroranschlaumlge mitBombenanleitungen aus dem Internet planen und durchfuumlhren7

Sageman nennt diese neue Form des Terrorismus bdquoLeaderless Jihadldquo

weil dessen Rekrutierung bdquovon untenldquo (bottom-up) geschieht in demsich Einzelne eigenstaumlndig und freiwillig entscheiden in eineTerrorzelle einzusteigen Al-Qaida hat dem entsprechend gar keinenEinfluss auf diese Individuen und Gruppen und rekrutiert einenGroszligteil der juumlngsten Generation von Jihadisten nicht mehr bdquovonobenldquo (top-down)8 Dem Standpunkt der Rekrutierung bdquovon untenldquo widerspricht der Terrorismusexperte Bruce Hoffman Er sieht in Al-Qaida eine

langfristig agierende Organisation die weiterhin aktiv und zentral dieglobalen jihadi-salafistischen Netzwerke instruiere Er haumllt SagemansThese von einer Gefahr durch jihadi-salafistische Graswurzel-Bewegungen fuumlr falsch weil diese niemals in der Lage waumlren aumlhnlichgroszlige Anschlaumlge wie die Flugzeugattentate auf das World TradeCenter in New York umzusetzen Eine Gefahr gehe daher nur von der Fuumlhrung des Al-Qaida-Netzwerkes aus die einzig und allein zu solchgroszligen Anschlaumlgen faumlhig sei Um zukuumlnftig Terroranschlaumlge zu

verhindern muss weiterhin die Organisation der Al-Qaida beseitigtwerden fordert Hoffman9

Nun stellt sich hingegen die Frage wer von den beidenTerrorismusexperten hat Recht Sind in Zukunft nur noch autonomeTerrorzellen gefaumlhrlich oder bleibt Al-Qaida weiterhin eine ernst zunehmende Gefahr

6 Vgl Sageman (Anm 1) S 1447 Vgl Sciolino Elaine Schmitt Eric A not very private feud over terrorism in New York Times 08062008

S 58 Vgl Waldmann (Anm3) S88 f9 Vgl Bruce Hoffman The Myth of Grass-Roots Terrorism Why Osama bin Laden still matters in ForeignAffairs 3 (2008) Issue 3 S 133 - 138 hier S 133 f

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Die beste Vorgehensweise um eine Antwort auf diese Frage zufinden ergibt sich durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche die in den vergangenen Jahren in Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurden Anhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt es Informationen bdquouumlber dieTaumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres und weiteres Umfeld ihrereligioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung undVorbereitungldquo10 Die Informationen liefern ebenfalls Erkenntnisse obdie jihadi-salafistischen Terroristen vermehrt autonom und dezentralagiertenVorab bedarf es allerdings noch einer detaillierteren Analyse von AbuMusab al-Suris Theorie des globalen islamistischen Widerstands die

entscheidend ist um den dezentral-agierenden fuumlhrerlosen Jihad zuverstehen

2 Die Theorie des globalen islamistischen Widerstands

von Abu Musab al-Suri

21 Biographisches Kurzportrait von Abu Musab al-Suri

Abu Musab al-Suri heiszligt mit buumlrgerlichem Namen Mustafa

Sethmariam Nasar Er ist 1959 in der syrischen Stadt Aleppo geborenund besitzt seit seiner Heirat mit der Spanierin Elena Moreno in denspaumlten 1980er Jahren auch die spanische Staatsbuumlrgerschaft Diespanische Zeitung bdquoEl Paisldquo schrieb er sei bis zu seiner Verhaftung im November 2005 in QuettaPakistan die Nummer Vier der Al-Qaidagewesen11 Abu Musab al-Suri gilt als einer der wichtigsten Vordenker der Al-Qaida und dies obwohl er lange Zeit kein groszliges Ansehen innerhalb

der jihadistischen Bewegung genoss Der wesentliche Grund fuumlr dieSkepsis gegenuumlber al-Suri liegt darin begruumlndet dass er einIntellektueller und kein Prediger ist Viele jihadi-salafistische Denker sind Religionsgelehrte die ein Theologiestudium absolviert haben Al-Suri gehoumlrt hingegen zu denjenigen die kein Islamstudium durchlaufenhaben und eher militaumlrstrategisch und nachrichtendienstlich geschult

10 Vgl Waldmann (Anm 3) S8111

Vgl Jose Yoldi Garzoacuten ordena buscar al espantildeol Setmarian nuacutemero 4 de Al Qaeda in El-Pais 14 April2009 unterhttpwwwelpaiscomarticuloespanaGarzonordenabuscarespanolSetmariannumeroQaedaelpepiesp20090414elpepinac_10Tes (gelesen am 10072009)

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wurden12 Ab den 1980er Jahren verfasste er historische Analysen diesich ua mit der islamistischen Bewegung in Syrien beschaumlftigtenZudem verfuumlgt al-Suri uumlber ein westliches und saumlkulares Wissen wasunter den jihadi-salafistischen Ideologen teilweise verpoumlnt ist Unter den Ideologen genieszligt al-Suri daher bis heute nicht die Stellung wiesie Abu Muhammad al-Maqdisi Abu Qatada al-Filistini oder Hamid bin Abdallah al-Ali innerhalb der Bewegung inne haben13 Trotz aller Kritik von Seiten der Ideologen entwickelte sich al-Suri zueinem der fuumlhrenden Strategen der Al-Qaida weil er Ideen entwarf dieeinige Jahre spaumlter von der Fuumlhrung der Al-Qaida uumlbernommenwurden So veroumlffentlichte al-Suri im Fruumlhjahr 1991 einen 35-seitigenText mit dem Titel bdquoCommunique to the Islamic Nation in Order to

Establish a Global Islamic Resistance Callldquo in dem er den Fokus vomKampf gegen den bdquonahenldquo arabischen Feind abwendete und auf denbdquofernen Feindldquo ndash die westlichen Staaten ndash richtete die er als diegroumlszligten Widersacher der jihadistischen Bewegungen ansah14 Al-Suriwar der erste Stratege der eine bdquoglobal terrorist campaignldquo propagiertein dem der Kampf nicht auf regionale Ziele gerichtet werden solltesondern der Jihad global gefuumlhrt werden muumlsse Erst sieben Jahrespaumlter uumlbernahm Osama bin Laden die Idee von al-Suri und erklaumlrte im

Februar 1998 mit seiner Schrift bdquoThe World Islamic Front for Jihadagainst Jews and Crusadersldquo den Westen als den groumlszligten Feind der Al-Qaida15

Bekannt wurde al-Suri in Europa erst mit dem in den Medienverbreiteten Verdacht dass er an den Anschlaumlgen von Madrid (2004)und London (2005) beteiligt gewesen waumlre Hierbei handelte es sich jedoch um eine falsche Information Auf jihadistische Webseitenveroumlffentlichte Al-Suri eine Nachricht aus der hervorging er sei nicht

an den Anschlaumlgen von Madrid beteiligt gewesen16 Der Ausloumlser fuumlr die Spekulationen lag wahrscheinlich an der organisatorischenUmsetzung der Anschlaumlge in autonomen Zellen DieseHerangehensweise hatte Aumlhnlichkeit mit al-Suris Theorie des globalen

12 Vgl al-Suris Ausbildung im bdquoSpezial-Apparatldquo der Muslimbruderschaft in Brynjar Lia Architect of GlobalJihad The Life of al-Qaida Strategist Abu Musrsquoab al-Suri London 2007 S 40 ff13 Vgl ebenda S 914 Vglebenda S10215

Vgl ebenda S 616 Vgl Craig Whitlock Architect of New War on the West in Washington Post 23 May 2006 unterwwwwashingtonpostcomwp-dyncontentarticle20060522 AR2006052201627html (gelesen am20092009)

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islamistischen Widerstands Beide Terroranschlaumlge fuumlhrten sogenannten bdquohomegrown terroristsldquo durch Es handelte sich jedoch beiden Anschlaumlgen von London um junge Terroristen die weiterhinKontakte zur Al-Qaida hatten und Instruktionen fuumlr die Anschlaumlge voneinem Kommandeur der Al-Qaida erhielten Daraus ist ersichtlichdass es zwei verschiedene Formen der bdquohomegrown terroristsldquo gibtAl-Suri empfiehlt ein operationelles System bdquoin dem verschiedenekleine Gruppen von gleich gesinnten Individuen autonom operierenohne dabei Verbindungen zu anderen Netzwerken zu entwickelnrdquo17

Es gibt aber auch bdquohomegrown terroristsldquo die mit jihadistischenBewegungen aus Pakistan Afghanistan oder dem Maghreb zusammenarbeiten und von denen sie die Befehle und Anweisungen fuumlr

Anschlaumlge erhaltenMit dem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo welcheserstmalig 2004 im Internet verbreitet wurde stieg al-Suri zu demfuumlhrenden Strategen der Al-Qaida auf weil er maszliggeblich diezukuumlnftige Entwicklung der jihadistischen Bewegungen und der besonderen Rolle von Al-Qaida vorgab Ein Jahr nach der Veroumlffentlichung seines Manifests verhafteten pakistanischeSicherheitskraumlfte al-Suri in der Taliban-Hochburg Quetta Der

pakistanische Nachrichtendienst ISI nahm ihn sowie zwei weitereJihadisten in dem Stadtteil Goualmandi fest Angeblich soll der ISI die Nummer Vier der Al-Qaida dem amerikanischen Geheimdienst CIAuumlbergeben haben Der amerikanische Nachrichtendienst bestaumltigthingegen nicht diese Aussagen Folglich ist der heutige Aufenthaltvon al-Suri schwer zu ergruumlnden Der Journalist Andy Worthingtonvermutet dass sich al-Suri in einem geheimen US-Militaumlrgefaumlngnisauf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean befindet18

22 Al-Suris System der autonomen Terrorzellen

17 Lorenzo Vidino Orgins and Characteristics of Homegrown Jihadist Networks in Europe in Franz EderMartin Senn (Hrsg) Europe and transnational Terrorism Assessing Threats and Countermeasures Baden-Baden 2009 S 35 ndash 58 hier S 4218

Vgl unter dem Artikel von Andy Worthington die Liste aller Haumlftlingen die auf der Insel Diego Garcia seinsollen Andy Worthington Secret War on Terror Prison on Diego Garcia Confirmed in Anti-War Blog 1August 2008 unter httpwwwantiwarcomorigworthingtonphparticleid=13244 (gelesen am 23 September 2009)

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Einige Wissenschaftler griffen al-Suris Theorie auf und bestaumltigendass es einen Wandel zu dezentral-organisierten Bewegungen gegebenhat Der bekannteste Vertreter dieser These ist der ehemalige CIA-Angestellte und Psychologe Marc Sageman der ua aus al-SurisStrategiekonzept die Doktrin des bdquoLeaderless Jihadldquo entwickelt hat6

Fuumlr Sageman kommt die Hauptgefahr nicht mehr aus denFuumlhrungskadern der Al-Qaida im afghanisch-pakistanischenGrenzgebiet Vielmehr bestehe die Gefahr aus sich selbstradikalisierenden Individuen oder kleinen Gruppen die im Westenleben und unabhaumlngig von Al-Qaida Terroranschlaumlge mitBombenanleitungen aus dem Internet planen und durchfuumlhren7

Sageman nennt diese neue Form des Terrorismus bdquoLeaderless Jihadldquo

weil dessen Rekrutierung bdquovon untenldquo (bottom-up) geschieht in demsich Einzelne eigenstaumlndig und freiwillig entscheiden in eineTerrorzelle einzusteigen Al-Qaida hat dem entsprechend gar keinenEinfluss auf diese Individuen und Gruppen und rekrutiert einenGroszligteil der juumlngsten Generation von Jihadisten nicht mehr bdquovonobenldquo (top-down)8 Dem Standpunkt der Rekrutierung bdquovon untenldquo widerspricht der Terrorismusexperte Bruce Hoffman Er sieht in Al-Qaida eine

langfristig agierende Organisation die weiterhin aktiv und zentral dieglobalen jihadi-salafistischen Netzwerke instruiere Er haumllt SagemansThese von einer Gefahr durch jihadi-salafistische Graswurzel-Bewegungen fuumlr falsch weil diese niemals in der Lage waumlren aumlhnlichgroszlige Anschlaumlge wie die Flugzeugattentate auf das World TradeCenter in New York umzusetzen Eine Gefahr gehe daher nur von der Fuumlhrung des Al-Qaida-Netzwerkes aus die einzig und allein zu solchgroszligen Anschlaumlgen faumlhig sei Um zukuumlnftig Terroranschlaumlge zu

verhindern muss weiterhin die Organisation der Al-Qaida beseitigtwerden fordert Hoffman9

Nun stellt sich hingegen die Frage wer von den beidenTerrorismusexperten hat Recht Sind in Zukunft nur noch autonomeTerrorzellen gefaumlhrlich oder bleibt Al-Qaida weiterhin eine ernst zunehmende Gefahr

6 Vgl Sageman (Anm 1) S 1447 Vgl Sciolino Elaine Schmitt Eric A not very private feud over terrorism in New York Times 08062008

S 58 Vgl Waldmann (Anm3) S88 f9 Vgl Bruce Hoffman The Myth of Grass-Roots Terrorism Why Osama bin Laden still matters in ForeignAffairs 3 (2008) Issue 3 S 133 - 138 hier S 133 f

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Die beste Vorgehensweise um eine Antwort auf diese Frage zufinden ergibt sich durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche die in den vergangenen Jahren in Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurden Anhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt es Informationen bdquouumlber dieTaumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres und weiteres Umfeld ihrereligioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung undVorbereitungldquo10 Die Informationen liefern ebenfalls Erkenntnisse obdie jihadi-salafistischen Terroristen vermehrt autonom und dezentralagiertenVorab bedarf es allerdings noch einer detaillierteren Analyse von AbuMusab al-Suris Theorie des globalen islamistischen Widerstands die

entscheidend ist um den dezentral-agierenden fuumlhrerlosen Jihad zuverstehen

2 Die Theorie des globalen islamistischen Widerstands

von Abu Musab al-Suri

21 Biographisches Kurzportrait von Abu Musab al-Suri

Abu Musab al-Suri heiszligt mit buumlrgerlichem Namen Mustafa

Sethmariam Nasar Er ist 1959 in der syrischen Stadt Aleppo geborenund besitzt seit seiner Heirat mit der Spanierin Elena Moreno in denspaumlten 1980er Jahren auch die spanische Staatsbuumlrgerschaft Diespanische Zeitung bdquoEl Paisldquo schrieb er sei bis zu seiner Verhaftung im November 2005 in QuettaPakistan die Nummer Vier der Al-Qaidagewesen11 Abu Musab al-Suri gilt als einer der wichtigsten Vordenker der Al-Qaida und dies obwohl er lange Zeit kein groszliges Ansehen innerhalb

der jihadistischen Bewegung genoss Der wesentliche Grund fuumlr dieSkepsis gegenuumlber al-Suri liegt darin begruumlndet dass er einIntellektueller und kein Prediger ist Viele jihadi-salafistische Denker sind Religionsgelehrte die ein Theologiestudium absolviert haben Al-Suri gehoumlrt hingegen zu denjenigen die kein Islamstudium durchlaufenhaben und eher militaumlrstrategisch und nachrichtendienstlich geschult

10 Vgl Waldmann (Anm 3) S8111

Vgl Jose Yoldi Garzoacuten ordena buscar al espantildeol Setmarian nuacutemero 4 de Al Qaeda in El-Pais 14 April2009 unterhttpwwwelpaiscomarticuloespanaGarzonordenabuscarespanolSetmariannumeroQaedaelpepiesp20090414elpepinac_10Tes (gelesen am 10072009)

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wurden12 Ab den 1980er Jahren verfasste er historische Analysen diesich ua mit der islamistischen Bewegung in Syrien beschaumlftigtenZudem verfuumlgt al-Suri uumlber ein westliches und saumlkulares Wissen wasunter den jihadi-salafistischen Ideologen teilweise verpoumlnt ist Unter den Ideologen genieszligt al-Suri daher bis heute nicht die Stellung wiesie Abu Muhammad al-Maqdisi Abu Qatada al-Filistini oder Hamid bin Abdallah al-Ali innerhalb der Bewegung inne haben13 Trotz aller Kritik von Seiten der Ideologen entwickelte sich al-Suri zueinem der fuumlhrenden Strategen der Al-Qaida weil er Ideen entwarf dieeinige Jahre spaumlter von der Fuumlhrung der Al-Qaida uumlbernommenwurden So veroumlffentlichte al-Suri im Fruumlhjahr 1991 einen 35-seitigenText mit dem Titel bdquoCommunique to the Islamic Nation in Order to

Establish a Global Islamic Resistance Callldquo in dem er den Fokus vomKampf gegen den bdquonahenldquo arabischen Feind abwendete und auf denbdquofernen Feindldquo ndash die westlichen Staaten ndash richtete die er als diegroumlszligten Widersacher der jihadistischen Bewegungen ansah14 Al-Suriwar der erste Stratege der eine bdquoglobal terrorist campaignldquo propagiertein dem der Kampf nicht auf regionale Ziele gerichtet werden solltesondern der Jihad global gefuumlhrt werden muumlsse Erst sieben Jahrespaumlter uumlbernahm Osama bin Laden die Idee von al-Suri und erklaumlrte im

Februar 1998 mit seiner Schrift bdquoThe World Islamic Front for Jihadagainst Jews and Crusadersldquo den Westen als den groumlszligten Feind der Al-Qaida15

Bekannt wurde al-Suri in Europa erst mit dem in den Medienverbreiteten Verdacht dass er an den Anschlaumlgen von Madrid (2004)und London (2005) beteiligt gewesen waumlre Hierbei handelte es sich jedoch um eine falsche Information Auf jihadistische Webseitenveroumlffentlichte Al-Suri eine Nachricht aus der hervorging er sei nicht

an den Anschlaumlgen von Madrid beteiligt gewesen16 Der Ausloumlser fuumlr die Spekulationen lag wahrscheinlich an der organisatorischenUmsetzung der Anschlaumlge in autonomen Zellen DieseHerangehensweise hatte Aumlhnlichkeit mit al-Suris Theorie des globalen

12 Vgl al-Suris Ausbildung im bdquoSpezial-Apparatldquo der Muslimbruderschaft in Brynjar Lia Architect of GlobalJihad The Life of al-Qaida Strategist Abu Musrsquoab al-Suri London 2007 S 40 ff13 Vgl ebenda S 914 Vglebenda S10215

Vgl ebenda S 616 Vgl Craig Whitlock Architect of New War on the West in Washington Post 23 May 2006 unterwwwwashingtonpostcomwp-dyncontentarticle20060522 AR2006052201627html (gelesen am20092009)

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islamistischen Widerstands Beide Terroranschlaumlge fuumlhrten sogenannten bdquohomegrown terroristsldquo durch Es handelte sich jedoch beiden Anschlaumlgen von London um junge Terroristen die weiterhinKontakte zur Al-Qaida hatten und Instruktionen fuumlr die Anschlaumlge voneinem Kommandeur der Al-Qaida erhielten Daraus ist ersichtlichdass es zwei verschiedene Formen der bdquohomegrown terroristsldquo gibtAl-Suri empfiehlt ein operationelles System bdquoin dem verschiedenekleine Gruppen von gleich gesinnten Individuen autonom operierenohne dabei Verbindungen zu anderen Netzwerken zu entwickelnrdquo17

Es gibt aber auch bdquohomegrown terroristsldquo die mit jihadistischenBewegungen aus Pakistan Afghanistan oder dem Maghreb zusammenarbeiten und von denen sie die Befehle und Anweisungen fuumlr

Anschlaumlge erhaltenMit dem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo welcheserstmalig 2004 im Internet verbreitet wurde stieg al-Suri zu demfuumlhrenden Strategen der Al-Qaida auf weil er maszliggeblich diezukuumlnftige Entwicklung der jihadistischen Bewegungen und der besonderen Rolle von Al-Qaida vorgab Ein Jahr nach der Veroumlffentlichung seines Manifests verhafteten pakistanischeSicherheitskraumlfte al-Suri in der Taliban-Hochburg Quetta Der

pakistanische Nachrichtendienst ISI nahm ihn sowie zwei weitereJihadisten in dem Stadtteil Goualmandi fest Angeblich soll der ISI die Nummer Vier der Al-Qaida dem amerikanischen Geheimdienst CIAuumlbergeben haben Der amerikanische Nachrichtendienst bestaumltigthingegen nicht diese Aussagen Folglich ist der heutige Aufenthaltvon al-Suri schwer zu ergruumlnden Der Journalist Andy Worthingtonvermutet dass sich al-Suri in einem geheimen US-Militaumlrgefaumlngnisauf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean befindet18

22 Al-Suris System der autonomen Terrorzellen

17 Lorenzo Vidino Orgins and Characteristics of Homegrown Jihadist Networks in Europe in Franz EderMartin Senn (Hrsg) Europe and transnational Terrorism Assessing Threats and Countermeasures Baden-Baden 2009 S 35 ndash 58 hier S 4218

Vgl unter dem Artikel von Andy Worthington die Liste aller Haumlftlingen die auf der Insel Diego Garcia seinsollen Andy Worthington Secret War on Terror Prison on Diego Garcia Confirmed in Anti-War Blog 1August 2008 unter httpwwwantiwarcomorigworthingtonphparticleid=13244 (gelesen am 23 September 2009)

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Page 4: Dirk Baehr - Dezentraler, führerloser Jihad im Sinne al-Suri

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Die beste Vorgehensweise um eine Antwort auf diese Frage zufinden ergibt sich durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche die in den vergangenen Jahren in Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurden Anhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt es Informationen bdquouumlber dieTaumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres und weiteres Umfeld ihrereligioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung undVorbereitungldquo10 Die Informationen liefern ebenfalls Erkenntnisse obdie jihadi-salafistischen Terroristen vermehrt autonom und dezentralagiertenVorab bedarf es allerdings noch einer detaillierteren Analyse von AbuMusab al-Suris Theorie des globalen islamistischen Widerstands die

entscheidend ist um den dezentral-agierenden fuumlhrerlosen Jihad zuverstehen

2 Die Theorie des globalen islamistischen Widerstands

von Abu Musab al-Suri

21 Biographisches Kurzportrait von Abu Musab al-Suri

Abu Musab al-Suri heiszligt mit buumlrgerlichem Namen Mustafa

Sethmariam Nasar Er ist 1959 in der syrischen Stadt Aleppo geborenund besitzt seit seiner Heirat mit der Spanierin Elena Moreno in denspaumlten 1980er Jahren auch die spanische Staatsbuumlrgerschaft Diespanische Zeitung bdquoEl Paisldquo schrieb er sei bis zu seiner Verhaftung im November 2005 in QuettaPakistan die Nummer Vier der Al-Qaidagewesen11 Abu Musab al-Suri gilt als einer der wichtigsten Vordenker der Al-Qaida und dies obwohl er lange Zeit kein groszliges Ansehen innerhalb

der jihadistischen Bewegung genoss Der wesentliche Grund fuumlr dieSkepsis gegenuumlber al-Suri liegt darin begruumlndet dass er einIntellektueller und kein Prediger ist Viele jihadi-salafistische Denker sind Religionsgelehrte die ein Theologiestudium absolviert haben Al-Suri gehoumlrt hingegen zu denjenigen die kein Islamstudium durchlaufenhaben und eher militaumlrstrategisch und nachrichtendienstlich geschult

10 Vgl Waldmann (Anm 3) S8111

Vgl Jose Yoldi Garzoacuten ordena buscar al espantildeol Setmarian nuacutemero 4 de Al Qaeda in El-Pais 14 April2009 unterhttpwwwelpaiscomarticuloespanaGarzonordenabuscarespanolSetmariannumeroQaedaelpepiesp20090414elpepinac_10Tes (gelesen am 10072009)

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wurden12 Ab den 1980er Jahren verfasste er historische Analysen diesich ua mit der islamistischen Bewegung in Syrien beschaumlftigtenZudem verfuumlgt al-Suri uumlber ein westliches und saumlkulares Wissen wasunter den jihadi-salafistischen Ideologen teilweise verpoumlnt ist Unter den Ideologen genieszligt al-Suri daher bis heute nicht die Stellung wiesie Abu Muhammad al-Maqdisi Abu Qatada al-Filistini oder Hamid bin Abdallah al-Ali innerhalb der Bewegung inne haben13 Trotz aller Kritik von Seiten der Ideologen entwickelte sich al-Suri zueinem der fuumlhrenden Strategen der Al-Qaida weil er Ideen entwarf dieeinige Jahre spaumlter von der Fuumlhrung der Al-Qaida uumlbernommenwurden So veroumlffentlichte al-Suri im Fruumlhjahr 1991 einen 35-seitigenText mit dem Titel bdquoCommunique to the Islamic Nation in Order to

Establish a Global Islamic Resistance Callldquo in dem er den Fokus vomKampf gegen den bdquonahenldquo arabischen Feind abwendete und auf denbdquofernen Feindldquo ndash die westlichen Staaten ndash richtete die er als diegroumlszligten Widersacher der jihadistischen Bewegungen ansah14 Al-Suriwar der erste Stratege der eine bdquoglobal terrorist campaignldquo propagiertein dem der Kampf nicht auf regionale Ziele gerichtet werden solltesondern der Jihad global gefuumlhrt werden muumlsse Erst sieben Jahrespaumlter uumlbernahm Osama bin Laden die Idee von al-Suri und erklaumlrte im

Februar 1998 mit seiner Schrift bdquoThe World Islamic Front for Jihadagainst Jews and Crusadersldquo den Westen als den groumlszligten Feind der Al-Qaida15

Bekannt wurde al-Suri in Europa erst mit dem in den Medienverbreiteten Verdacht dass er an den Anschlaumlgen von Madrid (2004)und London (2005) beteiligt gewesen waumlre Hierbei handelte es sich jedoch um eine falsche Information Auf jihadistische Webseitenveroumlffentlichte Al-Suri eine Nachricht aus der hervorging er sei nicht

an den Anschlaumlgen von Madrid beteiligt gewesen16 Der Ausloumlser fuumlr die Spekulationen lag wahrscheinlich an der organisatorischenUmsetzung der Anschlaumlge in autonomen Zellen DieseHerangehensweise hatte Aumlhnlichkeit mit al-Suris Theorie des globalen

12 Vgl al-Suris Ausbildung im bdquoSpezial-Apparatldquo der Muslimbruderschaft in Brynjar Lia Architect of GlobalJihad The Life of al-Qaida Strategist Abu Musrsquoab al-Suri London 2007 S 40 ff13 Vgl ebenda S 914 Vglebenda S10215

Vgl ebenda S 616 Vgl Craig Whitlock Architect of New War on the West in Washington Post 23 May 2006 unterwwwwashingtonpostcomwp-dyncontentarticle20060522 AR2006052201627html (gelesen am20092009)

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islamistischen Widerstands Beide Terroranschlaumlge fuumlhrten sogenannten bdquohomegrown terroristsldquo durch Es handelte sich jedoch beiden Anschlaumlgen von London um junge Terroristen die weiterhinKontakte zur Al-Qaida hatten und Instruktionen fuumlr die Anschlaumlge voneinem Kommandeur der Al-Qaida erhielten Daraus ist ersichtlichdass es zwei verschiedene Formen der bdquohomegrown terroristsldquo gibtAl-Suri empfiehlt ein operationelles System bdquoin dem verschiedenekleine Gruppen von gleich gesinnten Individuen autonom operierenohne dabei Verbindungen zu anderen Netzwerken zu entwickelnrdquo17

Es gibt aber auch bdquohomegrown terroristsldquo die mit jihadistischenBewegungen aus Pakistan Afghanistan oder dem Maghreb zusammenarbeiten und von denen sie die Befehle und Anweisungen fuumlr

Anschlaumlge erhaltenMit dem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo welcheserstmalig 2004 im Internet verbreitet wurde stieg al-Suri zu demfuumlhrenden Strategen der Al-Qaida auf weil er maszliggeblich diezukuumlnftige Entwicklung der jihadistischen Bewegungen und der besonderen Rolle von Al-Qaida vorgab Ein Jahr nach der Veroumlffentlichung seines Manifests verhafteten pakistanischeSicherheitskraumlfte al-Suri in der Taliban-Hochburg Quetta Der

pakistanische Nachrichtendienst ISI nahm ihn sowie zwei weitereJihadisten in dem Stadtteil Goualmandi fest Angeblich soll der ISI die Nummer Vier der Al-Qaida dem amerikanischen Geheimdienst CIAuumlbergeben haben Der amerikanische Nachrichtendienst bestaumltigthingegen nicht diese Aussagen Folglich ist der heutige Aufenthaltvon al-Suri schwer zu ergruumlnden Der Journalist Andy Worthingtonvermutet dass sich al-Suri in einem geheimen US-Militaumlrgefaumlngnisauf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean befindet18

22 Al-Suris System der autonomen Terrorzellen

17 Lorenzo Vidino Orgins and Characteristics of Homegrown Jihadist Networks in Europe in Franz EderMartin Senn (Hrsg) Europe and transnational Terrorism Assessing Threats and Countermeasures Baden-Baden 2009 S 35 ndash 58 hier S 4218

Vgl unter dem Artikel von Andy Worthington die Liste aller Haumlftlingen die auf der Insel Diego Garcia seinsollen Andy Worthington Secret War on Terror Prison on Diego Garcia Confirmed in Anti-War Blog 1August 2008 unter httpwwwantiwarcomorigworthingtonphparticleid=13244 (gelesen am 23 September 2009)

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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wurden12 Ab den 1980er Jahren verfasste er historische Analysen diesich ua mit der islamistischen Bewegung in Syrien beschaumlftigtenZudem verfuumlgt al-Suri uumlber ein westliches und saumlkulares Wissen wasunter den jihadi-salafistischen Ideologen teilweise verpoumlnt ist Unter den Ideologen genieszligt al-Suri daher bis heute nicht die Stellung wiesie Abu Muhammad al-Maqdisi Abu Qatada al-Filistini oder Hamid bin Abdallah al-Ali innerhalb der Bewegung inne haben13 Trotz aller Kritik von Seiten der Ideologen entwickelte sich al-Suri zueinem der fuumlhrenden Strategen der Al-Qaida weil er Ideen entwarf dieeinige Jahre spaumlter von der Fuumlhrung der Al-Qaida uumlbernommenwurden So veroumlffentlichte al-Suri im Fruumlhjahr 1991 einen 35-seitigenText mit dem Titel bdquoCommunique to the Islamic Nation in Order to

Establish a Global Islamic Resistance Callldquo in dem er den Fokus vomKampf gegen den bdquonahenldquo arabischen Feind abwendete und auf denbdquofernen Feindldquo ndash die westlichen Staaten ndash richtete die er als diegroumlszligten Widersacher der jihadistischen Bewegungen ansah14 Al-Suriwar der erste Stratege der eine bdquoglobal terrorist campaignldquo propagiertein dem der Kampf nicht auf regionale Ziele gerichtet werden solltesondern der Jihad global gefuumlhrt werden muumlsse Erst sieben Jahrespaumlter uumlbernahm Osama bin Laden die Idee von al-Suri und erklaumlrte im

Februar 1998 mit seiner Schrift bdquoThe World Islamic Front for Jihadagainst Jews and Crusadersldquo den Westen als den groumlszligten Feind der Al-Qaida15

Bekannt wurde al-Suri in Europa erst mit dem in den Medienverbreiteten Verdacht dass er an den Anschlaumlgen von Madrid (2004)und London (2005) beteiligt gewesen waumlre Hierbei handelte es sich jedoch um eine falsche Information Auf jihadistische Webseitenveroumlffentlichte Al-Suri eine Nachricht aus der hervorging er sei nicht

an den Anschlaumlgen von Madrid beteiligt gewesen16 Der Ausloumlser fuumlr die Spekulationen lag wahrscheinlich an der organisatorischenUmsetzung der Anschlaumlge in autonomen Zellen DieseHerangehensweise hatte Aumlhnlichkeit mit al-Suris Theorie des globalen

12 Vgl al-Suris Ausbildung im bdquoSpezial-Apparatldquo der Muslimbruderschaft in Brynjar Lia Architect of GlobalJihad The Life of al-Qaida Strategist Abu Musrsquoab al-Suri London 2007 S 40 ff13 Vgl ebenda S 914 Vglebenda S10215

Vgl ebenda S 616 Vgl Craig Whitlock Architect of New War on the West in Washington Post 23 May 2006 unterwwwwashingtonpostcomwp-dyncontentarticle20060522 AR2006052201627html (gelesen am20092009)

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islamistischen Widerstands Beide Terroranschlaumlge fuumlhrten sogenannten bdquohomegrown terroristsldquo durch Es handelte sich jedoch beiden Anschlaumlgen von London um junge Terroristen die weiterhinKontakte zur Al-Qaida hatten und Instruktionen fuumlr die Anschlaumlge voneinem Kommandeur der Al-Qaida erhielten Daraus ist ersichtlichdass es zwei verschiedene Formen der bdquohomegrown terroristsldquo gibtAl-Suri empfiehlt ein operationelles System bdquoin dem verschiedenekleine Gruppen von gleich gesinnten Individuen autonom operierenohne dabei Verbindungen zu anderen Netzwerken zu entwickelnrdquo17

Es gibt aber auch bdquohomegrown terroristsldquo die mit jihadistischenBewegungen aus Pakistan Afghanistan oder dem Maghreb zusammenarbeiten und von denen sie die Befehle und Anweisungen fuumlr

Anschlaumlge erhaltenMit dem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo welcheserstmalig 2004 im Internet verbreitet wurde stieg al-Suri zu demfuumlhrenden Strategen der Al-Qaida auf weil er maszliggeblich diezukuumlnftige Entwicklung der jihadistischen Bewegungen und der besonderen Rolle von Al-Qaida vorgab Ein Jahr nach der Veroumlffentlichung seines Manifests verhafteten pakistanischeSicherheitskraumlfte al-Suri in der Taliban-Hochburg Quetta Der

pakistanische Nachrichtendienst ISI nahm ihn sowie zwei weitereJihadisten in dem Stadtteil Goualmandi fest Angeblich soll der ISI die Nummer Vier der Al-Qaida dem amerikanischen Geheimdienst CIAuumlbergeben haben Der amerikanische Nachrichtendienst bestaumltigthingegen nicht diese Aussagen Folglich ist der heutige Aufenthaltvon al-Suri schwer zu ergruumlnden Der Journalist Andy Worthingtonvermutet dass sich al-Suri in einem geheimen US-Militaumlrgefaumlngnisauf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean befindet18

22 Al-Suris System der autonomen Terrorzellen

17 Lorenzo Vidino Orgins and Characteristics of Homegrown Jihadist Networks in Europe in Franz EderMartin Senn (Hrsg) Europe and transnational Terrorism Assessing Threats and Countermeasures Baden-Baden 2009 S 35 ndash 58 hier S 4218

Vgl unter dem Artikel von Andy Worthington die Liste aller Haumlftlingen die auf der Insel Diego Garcia seinsollen Andy Worthington Secret War on Terror Prison on Diego Garcia Confirmed in Anti-War Blog 1August 2008 unter httpwwwantiwarcomorigworthingtonphparticleid=13244 (gelesen am 23 September 2009)

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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islamistischen Widerstands Beide Terroranschlaumlge fuumlhrten sogenannten bdquohomegrown terroristsldquo durch Es handelte sich jedoch beiden Anschlaumlgen von London um junge Terroristen die weiterhinKontakte zur Al-Qaida hatten und Instruktionen fuumlr die Anschlaumlge voneinem Kommandeur der Al-Qaida erhielten Daraus ist ersichtlichdass es zwei verschiedene Formen der bdquohomegrown terroristsldquo gibtAl-Suri empfiehlt ein operationelles System bdquoin dem verschiedenekleine Gruppen von gleich gesinnten Individuen autonom operierenohne dabei Verbindungen zu anderen Netzwerken zu entwickelnrdquo17

Es gibt aber auch bdquohomegrown terroristsldquo die mit jihadistischenBewegungen aus Pakistan Afghanistan oder dem Maghreb zusammenarbeiten und von denen sie die Befehle und Anweisungen fuumlr

Anschlaumlge erhaltenMit dem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo welcheserstmalig 2004 im Internet verbreitet wurde stieg al-Suri zu demfuumlhrenden Strategen der Al-Qaida auf weil er maszliggeblich diezukuumlnftige Entwicklung der jihadistischen Bewegungen und der besonderen Rolle von Al-Qaida vorgab Ein Jahr nach der Veroumlffentlichung seines Manifests verhafteten pakistanischeSicherheitskraumlfte al-Suri in der Taliban-Hochburg Quetta Der

pakistanische Nachrichtendienst ISI nahm ihn sowie zwei weitereJihadisten in dem Stadtteil Goualmandi fest Angeblich soll der ISI die Nummer Vier der Al-Qaida dem amerikanischen Geheimdienst CIAuumlbergeben haben Der amerikanische Nachrichtendienst bestaumltigthingegen nicht diese Aussagen Folglich ist der heutige Aufenthaltvon al-Suri schwer zu ergruumlnden Der Journalist Andy Worthingtonvermutet dass sich al-Suri in einem geheimen US-Militaumlrgefaumlngnisauf der Insel Diego Garcia im Indischen Ozean befindet18

22 Al-Suris System der autonomen Terrorzellen

17 Lorenzo Vidino Orgins and Characteristics of Homegrown Jihadist Networks in Europe in Franz EderMartin Senn (Hrsg) Europe and transnational Terrorism Assessing Threats and Countermeasures Baden-Baden 2009 S 35 ndash 58 hier S 4218

Vgl unter dem Artikel von Andy Worthington die Liste aller Haumlftlingen die auf der Insel Diego Garcia seinsollen Andy Worthington Secret War on Terror Prison on Diego Garcia Confirmed in Anti-War Blog 1August 2008 unter httpwwwantiwarcomorigworthingtonphparticleid=13244 (gelesen am 23 September 2009)

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Page 7: Dirk Baehr - Dezentraler, führerloser Jihad im Sinne al-Suri

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Seit der US-Operation bdquoEnduring Freedomldquo in Afghanistan aumlndertesich die Sicherheitslage fuumlr die Al-Qaida dramatisch Der Verlust der afghanischen bdquosafe havensldquo19 sowie der Tod zahlreicher wichtiger undfuumlhrender Al-Qaida-Kommandeure erschwerte die Planung vonweiteren terroristischen Operationen gegen den Westen Laut al-Surisind in den ersten zwei Jahren bei den Kaumlmpfen in Afghanistan 80Prozent der arabischen Mujaheddin ums Leben gekommen20 DasInternationale Center fuumlr Political Voilence and Terrorism Research inSingapur vermutet in seinem Report bdquoGlobal Pathfinderldquo vom Jahre2005 dass vor 2001 ca 3000 bis 4000 jihadistische Mitglieder aktivfuumlr die Al-Qaida in Afghanistan gekaumlmpft oder gearbeitet haben Seit2002 leben nur noch 500 Mitglieder im afghanisch-pakistanischen

Grenzgebiet21 Der Erfolg der westlichen Militaumlrs in der Zerschlagungeiniger jihadi-salafistischer Netzwerke in Afghanistan zwang dieFuumlhrung der Al-Qaida neue Strategien zu erarbeiten um vor den anti-terroristischen Maszlignahmen des Westens sicher zu sein22 Eines der wichtigsten Konzepte entwickelte Abu Musab al-Suri inseinem Buch ldquoThe Global Islamic Resistance Callrdquo in dem er eineneue Organisationsform entwickelte um zukuumlnftige Operationen der jihadi-salafistischen Bewegung wieder erfolgreicher gegen den

Westen durchfuumlhren zu koumlnnen So schreibt er dass die jihadistischenOrganisationen in den alten hierarchischen Strukturen zum Scheiternverurteilt waren bdquoweil sie unfaumlhig waren gegen die globaleTransformation vorzubeugen die aufgrund der neuen Weltordnungerfolgte und weil sie diese neuen politischen und sicherheits- politischen Dimensionen und deren Auswirkungen nicht verstandenhattenrdquo23

Da bei der bisherigen hierarchischen Organisationsstruktur der Al-

Qaida westliche Sicherheitskraumlfte viele Terrorzellen zerschlagenhatten wollte al-Suri nun Zellen organisieren die einerseits globalagieren und nicht auf regionale oder lokale Netzwerke angewiesen

19 Die US-Wissenschaft versteht unter bdquosafe havensldquo Schutzgebiete und Zufluchtsorte von Jihadisten die besondere Charakteristika aufweisen vgl Michael A Innes Cracks in the System Sanctuary and Terrorismafter 911 in Michael A Innes (Hrsg) Denial of Sanctuary Understanding Terrorists Safe Havens Westport2007 S 1 ndash 20 hier S 1020 Vgl Lia (Anm 12) S 315 f21 Vgl ICPVTR Terrorism Database ndash Global Pathfinder Singapore August 2005 unter

httpwwwpvtrorgpdfotherInterquest204120User20Guidepdf (gelesen am 19 September 2009)22 Vgl Brynjar Lia Al-Suris Doctrines for Decentralized Jihadi Training - Part 1-2 01022007 unterhttpjamestownorgnews_detailsphpnews_id=217 (gelesen am 20092009)23 Springer Regens Edger (Anm 2) S 108

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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sind Anderseits sollten auch keine Verbindungen zwischen denterroristischen Zellen und der Al-Qaida-Fuumlhrung bestehen da dies oftdazu gefuumlhrt hatte dass Nachrichtendienste komplette Netzwerkezerschlagen konnten Erfahrungsgemaumlszlig zeigten sich die Schwaumlchen inden hierarchischen Systemen besonders dadurch dass wenn einTerrorist von der Polizei erfolgreich aufgespuumlrt und verhaftet wordenwar meistens weitere Verhaftungen folgten weil der Inhaftierte inden Verhoumlren weitere Mitglieder der jihadi-salafistischen Bewegungverriet24 Um weitere auf einander folgende Verhaftungen zu vermeidenentwickelte al-Suri seine Theorie des globalen Widerstands Sie isteine Reaktion auf die erfolgreiche Terrorismusbekaumlmpfung die

kuumlnftig eine offene Konfrontation gegen die USA nicht mehr ermoumlglicht weil der amerikanische Sicherheitsapparat zu erfolgreichgegen die jihadi-salafistischen Bewegungen vorgegangen ist Zudemwar es fuumlr die Bewegungen enorm schwer Anschlaumlge gegen arabischeoder westliche Staaten zu veruumlben weil die von den Amerikanerninitiierte Etablierung eines globalen Sicherheitsnetzwerkes aumluszligersteffizient gegen die Jihadi-Salafisten handelte Dadurch kam al-Suri zuder Schlussfolgerung dass ein globaler Widerstand nur noch in

geheimen dezentralen Zellen organisiert werden kann die keineKontakte untereinander haben25 Fuumlr al-Suri liegt in der Dezentralisierung der jihadi-salafistischen Bewegung der Vorteil weiles fuumlr buumlrokratische Nachrichtendienste problematisch ist getrennteZellen ausfindig zu machen So haumllt al-Suri fest bdquoSpontaneOperationen die von Individuen oder Zellen hier und da auf der Weltausgefuumlhrt werden ohne dabei Kontakte zu Anderen zu besitzenversetzen die lokalen und internationalen Nachrichtendienste in einen

Zustand der Verwirrung und Unordnung weil die Verhaftungen vonMitgliedern der aufgeflogenen Zellen kein Gewicht fuumlr dieoperationellen Aktivitaumlten der Anderen hat da sie nicht mit ihnenverbunden warenrdquo26

Es ist unmoumlglich fuumlr die Nachrichtendienste ein dezentralisiertes Netzwerk komplett aufzuspuumlren27 Deswegen bezeichnet der

24 Vgl Lia (Anm 12) S 449 f25 Jim Lacey (Hrsg) A Terroristrsquos Call to Global Jihad Deciphering Abu Musab Al-Surirsquos Islamic Jihad

Manifesto Annapolis 2008 S 2826 Lia (Anm 12) S 36627 Vgl Daveed Gardenstein-Ross Kyle Dabruzzi Is Al-Qaedarsquos Central Leadership still relevant in MiddleEast Quarterly Spring 2008 S 27 ndash 36 hier S 27 unter httpwwwmeforumorgarticle1875 (gelesen am 23

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Politikwissenschaftler Javier Jordan die Autonomie der Terrorzellenals eine der wesentlichen Staumlrken der Graswurzel-Netzwerke Siekoumlnnen ihre Netzwerke bedeutend flexibler effizienter selbstaumlndiger und spontaner aufbauen und organisieren Gerade die Flexibilitaumlt undSpontanitaumlt macht es fuumlr die Nachrichtendienste schwer solche Zellenaufzufinden28

Mit den dezentralen Organisationsstrukturen veraumlnderten sich zudemdie Ziele der jihadi-salafistischen Bewegung da es nicht mehr vordergruumlndig um den Sturz eines unglaumlubigen Regimes und dieErrichtung eines Scharia-Staates geht sondern um die Errichtungglobal agierender Widerstandskraumlfte die primaumlr gegen den westlichenFeind gerichtet sind Eine dezentrale Bewegung soll ihre Treue

Loyalitaumlt und Gefolgschaft (bayrsquoah) nicht mehr an einen Fuumlhrer wieOsama bin Laden ausrichten Diese Verpflichtung gibt es nur nochzwischen Gott und den individuellen Jihadi-Salafisten Fuumlr Al-Qaidawar die Untertanentreue ein wesentliches Element in der Organisationsstruktur weil hiermit Kontrolle uumlber die Bewegungausgeuumlbt wurde Zur Neuausrichtung der Al-Qaida bedarf es fuumlr al-Suri hingegen einer neuen Treuepflicht die nicht an Personen fixiertist damit die dezentrale Bewegung unabhaumlngiger von den

Fuumlhrungskadern sein kann Die jihadi-salafistischen Bewegungen sinddadurch belastbarer sowie weniger anfaumlllig vor Zerschlagungen fallseine fuumlhrende Figur einer Zelle gefangen oder getoumltet wird29 Zusaumltzlich versucht al-Suri den jihadistischen Widerstand staumlrker auszudehnen Ihm ist bewusst dass ein individuell gefuumlhrter Terrorismus zusaumltzlich ein ideologisches System erfordert welches dieSympathisanten indoktriniert radikalisiert und mobilisiert Um einenglobalen dezentralen Widerstand gegen den Westen aufzubauen

benoumltigt die jihadistische Bewegung genuumlgend Sympathisanten diedurch ideologische und strategische Anweisungen eigenstaumlndig undunabhaumlngig kaumlmpfen sollen Eine Instruktion in den globalen Kampf istfuumlr al-Suri jedoch nur uumlber die Verbreitung von Schriften und Videosim Internet moumlglich weil die westliche Terrorabwehr direkte Kontaktezwischen Sympathisanten und der Al-Qaida-Fuumlhrung regelmaumlszligigregistrieren wuumlrde und Maszlignahmen gegen diese unternehmen koumlnnte

September 2009)28 Vgl Javier Jordan Strengths and Weakness of Grassroot Jihadist Networks The Madrid Bombings inStudies in Conflict and Terrorism 31 (2008) Issue 1 S 17 - 38 hier S 29 f29 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Deswegen schlussfolgert al-Suri bdquoWenn die Muslime nicht mehr in dieTrainingslager kommen koumlnnen dann muumlssen die jihadistischenBewegungen die Lager zu den Menschen schickenldquo30 Das bedeutet die jihadi-salafistische Fuumlhrung muss die Ideologie undStrategie uumlber das Internet vermitteln Erst durch die Internet-Propaganda stoszligen neue Sympathisanten zur Bewegung diewiederum den Aufbau und die Organisation von autonomen Zellenumsetzen Ohne direkte Kontakte zur Fuumlhrung der Al-Qaidaherzustellen sollen Sympathisanten uumlber das Internet ideologischindoktriniert werden und Informationen erhalten um mitGleichgesinnten autonome Zellen zu gruumlnden mit denen sieAnschlaumlge gegen die USA und ihre Verbuumlndeten ausuumlben koumlnnen31

Dieses neue Strategiekonzept von Abu Musab al-Suri zeigt dieVerschiebung der Zielsetzung der jihadi-salafistischen BewegungWaumlhrend es in der fruumlheren Ausrichtung der Al-Qaida um dieEtablierung eines Kalifats ging wandelt sich die Zielsetzung bei al-Suri zu einer dezentralen Bewegung In ihr soll primaumlr dieZerschlagung der Al-Qaida vermieden werden Zum anderen sollendie neuen dezentral-agierende Terroristengruppen durch dieForcierung der jihadi-salafistischen Propaganda im Internet

mobilisiert werden32

23 Drei Typen von autonomen Terrorzellen

In al-Suris Theorie gibt es drei Typen von geheimen dezentralenWiderstandsgruppen die in Zelleinheiten organisiert sind Sie heiszligenBau- Organisations- und Propagandaeinheit Alle werden in striktvoneinander separierten Zellen organisiertFuumlr jede Widerstandsgruppe gibt es einen Befehlshaber der das

gemeinsame Ziel der Gruppe erklaumlrt Er gruumlndet die wichtigste Zelledie al-Suri als die Baueinheit bezeichnet Unter den verschiedenenZelleinheiten uumlbernimmt die Baueinheit die Fuumlhrung weil sie dasoperationelle System zum Widerstand vorgibt und dies an die anderenZellen weiter vermittelt So ist der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr dieIndoktrinierung von Sympathisanten zustaumlndig Er soll insbesondereJugendliche ideologisch dazu animieren am globalen islamistischen30 Zitiert nach Jarret M Brachman Global Jihadism Theory and Practice London New York 2008 S 11631

Spencer Ackerman Al Qaeda goes viral `Architect of Global Jihad` presents a Blueprint for the Next Wave of the Jihadist Movement in The Washington Independent 30062008 unterwwwwashingtonindependentcomviewal-qaeda-goes-viral (gelesen am 15 September 2009)32 Vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 111

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Widerstand teilzunehmen Falls der Befehlshaber neue Rekruten fuumlr den Jihad gewinnt fordert er diese auf eine Organisationseinheit zugruumlnden Die Baueinheit bereitet die Rekruten der Organisationseinheit auf ihre Aufgaben in ihren Zellen vor Vondieser Einheit erhalten die Rekruten Plaumlne und Entwuumlrfe fuumlr moumlglicheterroristische Operationen33 Zusaumltzlich unterweist der Befehlshaber die neuen Zellenmitglieder uumlber wichtige Ziele die von den Jihadistenangegriffen werden sollen Hauptziel sind alle westlichenEinrichtungen im Mittleren Osten Al-Suri listet zahlreicheAnschlagsziele auf unter denen Standorte von globalenWirtschaftsunternehmen Botschaften militaumlrischen Stuumltzpunkten undwestlichen Regierungseinrichtungen uumlber touristische Zielobjekte wie

Hotels Bahnhoumlfen Flughaumlfen bis zu wichtigen weltwirtschaftlichenEinrichtungen wie Oumllraffinerien oder Pipelines sind zahlreiche Zieleaufgefuumlhrt Insbesondere Ziele die die Weltwirtschaft destabilisierenkoumlnnen sind von groszligem Interesse fuumlr Abu Musab al-Suri Aumlhnlichwie Abu Bakr Naji34 haumllt er Anschlaumlge auf Oumllpipelines in Saudi-Arabien fuumlr ein effizientes Mittel um den Oumllpreis in die Houmlhe zutreiben und somit die westlich-dominierte Weltwirtschaft zuschaumldigen35

Fuumlr den Befehlshaber der Baueinheit sind solche strategischenZielvorgaben von besonderer Bedeutung weil er mit geringemAufwand Anschlaumlge auf die Schwachstellen des Westens umsetzenkann die zu enormen Schaumlden fuumlhren koumlnnen Entscheidend ist in al-Suris Konzept dass der Befehlshaber eigenstaumlndig die Anschlagszieleauswaumlhlt und nicht von bdquoauszligenldquo instruiert wirdJe mehr Rekruten der Befehlshaber der Baueinheit fuumlr denindividuellen Jihad anzieht desto mehr dezentrale Organisations-

einheiten werden weltweit gegruumlndet die dann unabhaumlngigvoneinander Anschlaumlge organisieren und ausuumlben In jeder Zellesollen houmlchstens zehn Mitglieder sein Unmittelbar nachdem der Befehlshaber die Mitglieder fuumlr die Gruumlndung einer

33 Vgl Raffaello Pantucci Operation Praline The Realisation of Al-Surirsquos Nizam la Tanzim in Perspectives onTerrorism 2 (2008) Issue 12 S 1 ndash 11 hier S 3 unter httpwwwterrorismanalystscomptindexphpoption=com_rokzineampview=articleampid=67 (gelesen am 16September 2009)34 Abu Bakr Naji ist ein Pseudonym von einem wichtigen Strategen der Al-Qaida Vgl Abu Bakr Naji The

Management of Savagery The Most Critical Stage Through Which the Umma Will Pass uumlbersetzt von WilliamMcCants Combating Terrorism Center West Point 23052006 unterhttpctcusmaedupublicationspdfManagement_of_Savagerypdf (gelesen am 21 November 2008)35 Vgl Lia (Anm 12) S 399 f

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Organisationseinheit mobilisiert hat kuumlmmert er sich zusaumltzlich umderen Finanzierung36 Sobald die Fuumlhrung der Baueinheit allewichtigen Instruktionen den neuen Rekruten vermittelt hat findet der Kontakt lediglich uumlber das Internet stattIm dritten Typ der Widerstandsgruppe ist die Propagandaeinheitorganisiert Al-Suri nennt sie auch bdquoDarsquowah circleldquo37 Hier solltenhoumlchstens drei Personen zusammenarbeiten Ihre Aufgabe bestehtdarin die jihadi-salafistische Ideologie im Internet zu verbreiten Siesind die zentrale Basis fuumlr al-Suris globalen islamistischenWiderstand denn sie haben die Aufgabe junge Muslime mit propagandistischen Internetauftritten zum Jihad zu bewegen Gerademit der Propagandaeinheit versucht al-Suri einen jihadi-salafistischen

Widerstand zu organisieren der nicht auf direkte Kontakte zur Al-Qaida-Fuumlhrung angewiesen istDie Mitglieder der Propaganda-Einheit benoumltigen spezifischeKenntnisse uumlber das Internet und andere KommunikationssystemeDenn sie veroumlffentlichen Kommuniqueacutes Buumlcher Videos und andere Nachrichten der globalen jihadistischen Bewegungen im Internet Umdie Ideologie in mehreren Sprachen verbreiten zu koumlnnen bestehtseitens der Fuumlhrung zusaumltzlich das Interesse Jihadisten mit

umfangreichen Sprachkenntnissen fuumlr diese Einheit zu gewinnen38

Am bekanntesten sind die Internet-Anweisungen der Al-Qaida-Fuumlhrung die regelmaumlszligig Videobotschaften in mehreren Sprachen uumlber die jihadi-salafistischen Webforen verbreiten in denen sie fuumlr dieglobale jihadistischen Bewegungen neue Zielsetzungen vorgeben

3 Terroranschlaumlge und Anschlagsversuche mitautonomen dezentral-operierenden Zellen

In den letzten beiden Kapiteln wurde gezeigt was Abu Musab al-Suriunter autonomen dezentral-agierenden Zellen versteht und wie dieseorganisiert sein sollen Nun muss allerdings noch dargelegt werdenwie die heutigen Wissenschaftler diese neue Form des Terrorismus bezeichnen und was sie von den urspruumlnglichen jihadi-salafistischenOrganisationen unterscheidet36 Vgl ebenda S 348 f37 Vgl ebenda S 44438 Vgl Pantucci (Anm 33) S 3

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Fuumlr Marc Sageman heiszligt diese neue Form des Terrorismus bdquoleaderless jihadldquo weil die Terrorzellen unabhaumlngig von der Al-Qaida-Fuumlhrungagieren39 Diese Bezeichnung hat sich allerdings in der Wissenschaftund in den Medien nicht durchgesetzt Am bekanntesten sind dieBezeichnungen bdquohomegrown terroristsldquo und bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo Erstere Bezeichnung wird oft von den Medienverwendet40 Letzteren Begriff verwenden Wissenschaftler wie BruceHoffman und Javier Jordan41 Jordan gilt als einer der wenigenWissenschaftler die sich detailliert mit dem Phaumlnomen der bdquograss-roots jihadists networksldquo auseinandersetzen Dies resultiert ua ausseinen wissenschaftlichen Untersuchungen uumlber die Madrider Terroranschlaumlge die von unabhaumlngig agierenden Jihadi-Salafisten

durchgefuumlhrt wurdenDer spanische Politikwissenschaftler Jordan trennt die jihadistischeBewegung zwischen groumlszligeren terroristischen Organisationen undautonomen Graswurzel-Netzwerken In den groszligenTerrororganisationen agrave la Al-Qaida gibt es zwei wesentlicheMerkmale die sie von Graswurzel-Netzwerken unterscheidet Erstenshaben die terroristischen Zellen regelmaumlszligig Kontakte zur Hauptorganisation und zweitens werden die Instruktionen fuumlr

Anschlaumlge und andere Operationen nur von der Hauptorganisationvorgegeben42

Die jihadi-salafistischen Graswurzel-Netzwerke bestehen hingegenmeistens aus kleinen autonomen Gruppen welche die Ziele der Al-Qaida zwar unterstuumltzen aber diese nur eigenstaumlndig in ihrem jeweiligen Heimatland umsetzen Bei den Zellenmitgliedern handeltes sich meistens um im Westen geborene oder schon lange im Westenlebende selbst-radikalisierte militante Jugendliche welche die

Ideologie der Al-Qaida als eine Inspiration ansehen Sie gehoumlren oftder zweiten oder dritten Generation von Migranten an Daher sind diemeisten bdquohomegrown terroristsldquo nicht illegal in das Land

39 Vgl Sageman (Anm 1) S 143 ff40 Vgl Bernd Doumlrries Annette Ramelsberger Die Terror-Verwandlung in Suumlddeutsche Zeitung 31 Oktober 2007 unter httpwwwsueddeutschedepolitik297423057text (gelesen am 23 September 2009)oder bdquoRekruten fuumlr den Dschihadldquo Interview mit Ernst Uhrlau in Spiegel-Online 25 Maumlrz 2008 unter

httpwwwspiegeldespiegelspiegelspeciald-56323085html (gelesen am 23 September 2009)41 Vgl Jordan (Anm 28) S 17 amp Hoffman (Anm 9) S 45 ff42 Vgl Jordan Javier Anatomy of Spainrsquos 28 disrupted Jihadist Networks in Sentinel 1 (2008) Issue 11 S 10-11 hier S 10

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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eingewandert43 Kernproblem ist aber dass sie sich mit dem Land indem sie leben nicht identifizieren koumlnnen Gerade fuumlr junge Muslimekann die westliche Welt zu Desorientierungen undEntfremdungsgefuumlhlen fuumlhren Sie fuumlhlen sich zur islamischen Weltihrer Eltern nicht hingezogen Aber die westliche Welt birgt fuumlr die jungen Menschen auch schlechte Erfahrungen weil sie oft nicht vonder Mehrheitsgesellschaft als gleichwertiges Mitglied akzeptiertwerden Durch ihre Identitaumltsprobleme in den westlichenGesellschaften sind sie anfaumlllig fuumlr die jihadi-salafistische IdeologieDie Identitaumltskrise dieser Jugendlichen fuumlhrt unweigerlich dazu bdquosichautoritaumlren Gruppen und Bewegungen anzuschlieszligen die ihnen feste Normen und Werte vorschreibenldquo44 Dort entwickelt sich bei den

Jugendlichen eine Widerstandsidentitaumlt die daraus resultiert dass ihreeigene Position bdquodurch die Logik der herrschenden Gesellschaftentwertet undoder stigmatisiert wird Sie errichten Barrikaden desWiderstands [hellip] auf der Grundlage von Prinzipien die sich vondenjenigen unterscheiden die die Institutionen der Gesellschaftdurchdrungen habenldquo45

Hier liegen die Wurzeln fuumlr die Radikalisierung unter Jugendlichendie entweder von Predigern in bdquoIslam-Seminarenldquo oder durch Internet-

Propaganda zum Widerstand animiert und ideologisch beeinflusstwerdenIm Gegensatz zur ersten und zweiten Generation der Jihadi-Salafistenhaben die Mitglieder von Graswurzel-Netzwerken meistens keineKampferfahrungen in Afghanistan Tschetschenien oder Bosniengemacht Selbst die Fuumlhrungsfiguren der Terrorzellen besitzen in der Regel keine Kontakte zu Organisationen der Al-Qaida46 Falls sieKontakte zu Mitgliedern anderer Terrornetzwerke pflegen haben

diese hingegen keinen Einfluss auf die Umsetzung von AnschlaumlgenDie Anschlaumlge werden ohne Hilfe bdquovon auszligenldquo in kleinen Zellenorganisiert47 Es gibt keine Instruktionen von einer uumlbergeordneten jihadi-salafistischen Bewegung

43 Vgl Jordan (Anm 28) S 20 f44 Marwan Abou-Taam Deutsche Sicherheit im Spannungsfeld des internationalen Terrorismus und der Weltordnungspolitik Hamburg 2007 S 18645

Manuel Castells Die Macht der Identitaumlt Das Informationszeitalter II Opladen 2003 S 1046 Vgl Jordan (Anm 28) S 1847 Vgl Lorenzo Vidino Homegrown Jihadist Terrorism in the United States A new and occasionalPhenomenon in Studies in Conflict and Terrorism 32 (2009) Issue 1 S 1 -17 hier S 2

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Eine Besonderheit dieser autonomen Terrorzellen sind die sogenannten bdquolone wolfsldquo die als Einzeltaumlter terroristische Anschlaumlgeohne jegliche Kooperationen mit anderen Zellenmitgliedern ausuumlben48

31 Terroranschlaumlge mit autonomen Zellen

Zwei der drei Hauptanschlaumlge von jihadi-salafistischen Terroristen inEuropa wurde von Graswurzel-Netzwerken ausgefuumlhrt Dabei handeltes sich um die Anschlaumlge in Madrid (2004) und die Ermordung vonTheo van Gogh durch die Hofstad Gruppe (2004) die sogar weitereAnschlaumlge geplant hatteBeide Netzwerke hatten keine Kontakte zu einer uumlbergeordnetenBewegung die ihnen den Befehl fuumlr die Ausfuumlhrung der Taten gab

Von dem Madrider Netzwerk die zehn Bomben in vier Nahverkehrszuumlgen zur Explosion brachten und dabei 191 Menschentoumlteten49 besaszligen nur wenige Kontakte zu anderen islamistischenOrganisationen Diejenigen die uumlber Kontakte zu Organisationenverfuumlgten erhielten aber keine Anweisungen fuumlr moumlglicheAnschlagsziele50 Oder die Organisationen uumlbten keinen Einflussmehr auf die Gruppe aus weil die Polizei sie wie das so genannte AbuDahdah Netzwerk vorher zerschlug51 Das Abu Dahdah Netzwerk war

schon in den 1990er Jahren eine der wichtigsten jihadi-salafistischenTerrororganisationen in SpanienUrspruumlnglich gehoumlrten einige der 29 Mitglieder die fuumlr die Madrider Anschlaumlge verantwortlich waren dem Abu Dahdah Netzwerk an Nach Einschaumltzung der spanischen Polizei galten sie zum damaligenZeitpunkt aber als ungefaumlhrlich weil sie im Abu Dahdah-Netzwerk nur ein bdquolow-key involvementldquo ausuumlbten Sie wurden lediglich alsMitlaumlufer oder Sympathisanten von mehreren jihadi-salafistischen

Netzwerken eingeschaumltzt52 Da das Abu Dahdah-Netzwerk eines der 48 Die jihadistischen ldquolone wolfsldquo stuumltzen sich aber eher auf einen Text von Khalil al-Hakaymah mit dem TitelbdquoHow to Kill Aloneldquo vgl Springer Regens Edger (Anm 2) S 11249 Vgl Fernando Reinares Terrorismus Global Aktionsfeld Europa Hamburg 2005 S 9850 Petter Nesser ist der einzige Wissenschaftler der vermutet dass die M-11 Zelle Kontakte zur al-Qaida hatteweil die Bomben sehr professionell gebaut wurden vgl Petter Nesser How did Europes Global Jihadis ObtainTraining for their Militant Causes in Studies in Conflict and Terrorism 20 (2008) Issue 2 S 234 ndash 256 hier S24551 Von 2001 bis 2004 wurden allein in Spanien 40 Terroristen wegen mutmaszliglicher Verbindungen zuislamistischen Organisationen festgenommen Vgl Reinares (Anm 49) S 10252 Vgl Petter Nesser Profiles of Jihadist Terrorists in Europe in Bernhard Cheryl (Hrsg) A Future for the

Young Options for helping Middle Eastern Youth Escape the Trap of Radicalisation Rand Working PaperWashington 2006 S 31 - 49 hier S 44 unter httpwwwrandorgpubsworking_papersWR354 (gelesen am28 September 2009)amp Vgl Jordan (Anm 28) S 21

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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wichtigsten unter den jihadistischen Netzwerken in Spanien war undKontakte zu Al-Qaida besaszlig verhaftete die spanische Polizei 2001 einGroszligteil der Jihadisten dieses NetzwerkesZwei der drei Fuumlhrungsfiguren der Madrider Anschlaumlge hatten schonseit 1996 Kontakte zu Abu Dahdah Sie wurden nicht festgenommenweil die spanische Polizei sie unterschaumltzte Kurz nach der Zerschlagung der Abu Dahdah Netzwerkes gruumlndete Sarhane Fakhetein eigenes jihadistische Netzwerk Aus diesem Netzwerk entwickelten sich die so genannten M-11 Terrorzellen53

Von enormer Bedeutung ist dass Abu Musab al-Suri Kontakte zumAbu Dahdah Netzwerk hatte Der norwegische Islamwissenschaftler Brynjar Lia deutet in seinem Buch bdquoArchitect of Global Jihadrdquo

daraufhin dass der fuumlhrende Kopf der Madrider Anschlaumlge SarhaneFakhet al-Suri sowie Abu Dahdah kannte54 Uumlberdies kannte al-SuriAmer Azizi einen der wenigen aus dem Abu Dahdah Netzwerk der sich der Verhaftung entziehen und aus Spanien fliehen konnte55 Aziziwurde von al-Suri im Al-Ghuraba Trainingscamp ausgebildet DieErmittlungen der spanischen Polizei nach den Madrider Anschlaumlgen bewiesen dass Azizi in E-Mail Kontakt mit Sarhane Fakhet undMoutaz Allmalah Dabah stand56 Beide waren die entscheidenden

Organisatoren der M-11-Zelle Vor diesem Hintergrund laumlsst sich dieintellektuelle Komplizenschaft an den Madrider Anschlaumlgen definitival-Suri zu schreiben Die Wahrscheinlichkeit dass al-Suri sowie Azizidie Attentaumlter strategisch entscheidend beeinflusst haben ist sehr hoch Der jordanische Journalist und Jihadismus-Experte FuadHussein sagt bdquoEs ist sehr gut moumlglich dass die Jihadisten die in dieAnschlaumlge von Madrid und London involviert waren die Texte [vonAbu Musab al-Suri] gelesen habenrdquo57 Dies heiszligt jedoch nicht dass er

ihnen direkte Instruktionen gegeben hatDie 29 Mitglieder der Madrider Anschlaumlge organisierten dieBombenattentate eigenstaumlndig Auffaumlllig ist die extreme Nutzung vonideologischen und strategischen Texten aus dem Internet So hat diePolizei in den Computern der drei fuumlhrenden Terroristen Texte vonOsama bin Laden Ayman al-Zawahiri Abu Qatada al-Filistini und

53 Die Bezeichnung M-11 Zelle resultiert aus dem Treffpunkt der Jihadisten in einer Moschee die an der Autobahn M-11 liegt54

Vgl Lia (Anm 12) S 33555Vgl Jordan (Anm 28) S 2556 Vgl Cruichshank Ali (Anm 5) S 957 Ebenda S 10

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Mohamed Fizazi sowie Bombenanleitungen gefunden Sie besaszligen jihadistische Handbuumlcher wie die bdquoSeries of Preparation for Struggleldquoanhand derer sie Bomben bauten die sie in der Naumlhe einer kleinerenStadt auszligerhalb von Madrid testeten58 Diese Gegend wurde auch alsTrainingscamp genutzt wie es westliche Beobachter eigentlich nur inPakistan oder Afghanistan fuumlr moumlglich gehalten hatten Finanziertwurden die Planung und die Anschlaumlge primaumlr durch Drogengelderdie von Jamal Ahmidan kamen der Chef eines Haschisch- undEcstacy-Drogenringes war59 Folglich handelte die M-11-Zelleunabhaumlngig von anderen jihadistischen Organisationen und setzte dieTerroranschlaumlge selbstaumlndig umBei dem Attentat von Mohamed Bouyieri an Theo van Gogh gab es

auch keine engen Verbindungen zu einer jihadistischen Bewegungnach Nordafrika oder in den Mittleren Osten Die sogenannte Hofstad-Gruppe um Bouyeri und Samir Azzouz bestand primaumlr ausMigrantenkinder der zweiten oder dritten Generation die in Europageboren waren Die Gruppe entstand eher spontan ausfreundschaftlichen Verbindungen die schon in der Kindheitexistierten60 Sie trafen sich in Internet-Cafes Dort stieszligen sie auf extremistisches Gedankengut von jihadistischen Internetseiten die zu

einer Selbst-Radikalisierung unter den Jugendlichen fuumlhrte61 DurchOnline-Chats und andere Kontakte etablierte sich ab 2003 eineGruppe von 15 bis 20 Mitgliedern die sich regelmaumlszligig in BouyerisWohnung in Amsterdam trafen und dort islamistische VortraumlgereferiertenEinige Mitglieder der Gruppe kannten sich aus den Jeugdbendes

(Jugendbanden) die in den aumlrmeren Stadtteilen von Amsterdam oder Rotterdam ihr kleinkriminelles Unwesen treiben Lorenzo Vidino

behauptet dass die Hofstad Gruppe eher einer Jugendbande als einer Terrorgruppe aumlhnelte weil es keine uumlbergeordneten Ziele gab und jeder machen konnte was er wollte In der Hofstad Gruppe gab eskeinen richtigen Anfuumlhrer der den anderen Befehle gab bdquoIm Fehlen jeglicher formalen Struktur fuumlhlte sich jedes Mitglied frei so zu

58 Vgl Nesser (Anm 50) S 24559 Vgl Jordan (Anm 28) S 21 f amp Nesser (Anm 50) S 24460

Vgl Lorenzo Vidino The Hofstad Group The new Face of Terrorist Networks in Europe in Studies inConflict and Terrorism 30 (2008) Issue 7 S 579 - 592 hier S 58161 Vgl Marc Sageman The Homegrown Young Radicals of Next-Gen Jihad in Washington Post 8 June 2008S 5

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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handeln wie es ihm Recht war ohne in der Erwartung zu sein vonUumlbergeordneten Anweisungen zu erhaltenrdquo62

So vermutet die Polizei dass die Attentate von Bouyeri sowie diePlaumlne von Azzouz ohne Absprache mit den anderen Mitgliederngeschahen Es gab zwar untereinander Absprachen gegen wen sieAttentate ausuumlben wollten Der 19-jaumlhrige Jason Waltersveroumlffentlichte eine bdquohitlistldquo in der hollaumlndische Politiker wie AyaanHirsi Ali umgebracht werden sollten Samir Azzouz entwickelte imOktober 2003 eine Liste von Anschlagszielen wie dem hollaumlndischenParlament den Amsterdamer Flughafen oder einem Atomkraftwerk63

Diese Ziele waren aber scheinbar zu hoch gesteckt und lieszligen sich ineinem sehr losen Netzwerk nicht realisieren Deswegen neigten

einzelne Gruppenmitglieder dazu eigenstaumlndig Attentate zu planendie auch alleine umgesetzt werden konnten Hierbei handelt es sichum eine sehr autonome Herangehensweise da sogar Gruppenmitglieder scheinbar nichts von gewissen Plaumlnen wusstenInsofern kann die Hofstad Gruppe als ein sehr autonomes und lokales Netzwerk angesehen werden die aumluszligerst spontan agierten und bdquoihreMitglieder anscheinend mehr von einer nihilistischen Anziehungskraftder Gewalt beeinflusst waren als von einem konkreten politischen

Zielldquo64 Dies unterscheidet die Hofstad Gruppe indessen von al-SurisTheorie des globalen Widerstands da es in seinem Konzept einuumlbergeordnetes Ziel gibt Der Widerstand der Hofstad Gruppe war dagegen unkoordiniert und unprofessionell Daher kann man eher voneinem anarchischen Zustand der Gruppe ausgehenIn den Analysen zu den Bombenanschlaumlgen in London (2006)kommen die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Ergebnissen da die britische Terrorzelle Kontakte und Instruktionen aus Pakistan erhalten

haben soll Fuumlr Lorenzo Vidino sind die Kontakte ein Beweis dass der Fuumlhrer der Terrorzelle Mohammed Siddique Khan nicht autonomgehandelt hat und Anweisungen zu den Terroranschlaumlgen in Pakistanerhielt Infolgedessen nennt er diese Gruppe nicht bdquohomegrownterroristsldquo weil sie sich zwar im Westen autonom zu einer Terrorzellegeformt haben aber hinterher auf Anweisungen von al-Qaidagehandelt hat65 Andere Wissenschaftler behaupten dagegen es62 Vidino (Anm 60) S 58763

Vgl New York City Police Department (Hrsg) Radicalization in the West The Homegrown Threat NewYork 2007 S 4764 Vidino (Anm 60) S 58765 Vgl Vidino (Anm 47) S 3

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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handele sich trotzdem um bdquohomegrown terroristsldquo weil sie inEigeninitiative die Anschlaumlge umsetzten66 Der Spiegel-JournalistYassin Musharbash schreibt sogar dass es eine direkte Beziehungzwischen den Attentaumlter von London und Al-Qaida nie gegebenhaumltte67 Und in Medienberichten wurde meistens von britischenbdquohomegrown terroristsldquo geschrieben68 Dennoch hat die Wissenschaft bis jetzt nicht schluumlssig beurteilt in wie weit sich Graswurzel- Netzwerke von uumlbergeordneten globalen jihadistischen Bewegungenbdquoberatenldquo lassen koumlnnen Handelt es sich dann immer noch umfuumlhrerlose Netzwerke Bislang galt nur das Internet alsInspirationsquelle fuumlr autonome ZellenAusschlaggebend ist jedoch dass es zwei verschiedene Formen des

bdquohomegrown terrorismldquo gibt Einerseits gibt es Terrorzellen die zwar Kontakte und Instruktionen von Al-Qaida erhalten haben aber trotzdem bdquohausgemachtldquo sind weil die Terroristen im Westenaufgewachsen sind und die Radikalisierung primaumlr im Westenstattfand Diese westlichen Netzwerke haben meistens eineinternationale Orientierung weil sie Kontakte zu Gleichgesinnten imMittleren Osten oder in Afghanistan sowie Pakistan suchenZum anderen existieren auch bdquohomegrown terroristsldquo die definitiv

keine Instruktionen von bdquoauszligenldquo bekommen und ihre Anschlaumlgeunabhaumlngig ausuumlben Sie sind meistens lokal organisiert und besitzennur wenige Kontakte zu anderen jihadi-salafistischen Gruppen imAusland Diese Netzwerke koumlnnen daher nur als bdquograss-roots jihadistsnetworksldquo bezeichnet werdenBei der deutschen bdquoSauerland-Gruppeldquo handelt es sich deswegen umdie erste Variante des bdquohomegrown terrorismldquo die nicht zu einemautonomen Graswurzel-Netzwerk gehoumlren da sie Instruktionen von

der Islamischen Jihad Union in WaziristanPakistan erhielten Die beiden Raumldelsfuumlhrer Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz deuteten inihren Aussagen vor dem Duumlsseldorfer Oberlandesgericht daraufhindass sie selber keine Anschlaumlge in Deutschland ausuumlben wollten undeher als Krieger in Afghanistan gegen die Nato-Truppen kaumlmpfen

66 Vgl Aidan Kirby The London Bombers as ldquoSelf-Startersrdquo A Case Study in Indigenous Radicalization and theEmergence of Autonomous Cliques in Studies in Conflict and Terrorism 30 (2008) Issue 5 S 415 - 428 hier S415 ff amp Cruichshank Ali (Anm 5) S 1067

Vgl Yassin Musharbash Die neue Al-Qaida Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerk Koumlln 2006 S26368 Vgl ua Matthew Chance Britainrsquos Homegrown Terrorists in CNN 14 July 2005 unterhttpwwwcnncom2005WORLDeurope0714homegrownterror (gelesen am 27 September 2009)

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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wollten Erst die Aufforderung des Fuumlhrers der Islamischen JihadUnion Nadschmeddin Schalolow69 veranlasste sie nach Deutschlandzuruumlck zu reisen und die Anschlaumlge im Sauerland vorzubereiten70

32 Anschlagsversuche von bdquohausgemachtenldquo Terroristen

Die Liste von vereitelten Anschlaumlgen in denen bdquohomegrownterroristsldquo verwickelt waren ist bedeutend groumlszliger als die bei denTerroranschlaumlgen der vergangenen Jahre Die bekanntestenAnschlagsversuche sindbull das Paintball Jihad Netzwerk aus North Virginia USA (2003)bull der Herald Square Plot in New York USA (2004)bull die Operation Pendennis in Australien (2006)71

bull die Kofferbomber in Deutschland (2006)bull die Terrorzelle Al Muhajiroun 2 in New YorkUSA (2006)bull die Operation Praline mit den bdquoToronto 17ldquo (2006)72

bull die Sauerland-Gruppe (2007)bull und mehrere neue Vorfaumllle in den USA (2009)73

Einer der ersten Faumllle von bdquohomegrown terrorismldquo ist das 2000gegruumlndete amerikanische Paintball Jihad Netzwerk dem zwischenneun und elf Mitglieder angehoumlrten die in den Waumlldern von North

Virginia ihr paramilitaumlrisches Training ausuumlbten74 Vier Jihadistenwaren US-Buumlrger die in den 1990er Jahren zum Islam konvertiertenZudem dienten vier Mitglieder des Netzwerks im amerikanischenMilitaumlr Die anderen Mitglieder lebten zwar schon laumlnger in den USAstammten jedoch aus Suumldkorea Jemen und PakistanIn allen Faumlllen dieses Netzwerkes kam der erste Einfluss durch denAufenthalt in der Dar al-Arqam Moschee in Falls Church Virginia in

69 Naumlhere Informationen zu Nadschmeddin Schalolow vgl Yassin Musharbash Auftraggeber der Sauerland-Gruppe von US-Drohne getoumltet in Spiegel-Online 17092009 unterhttpwwwspiegeldepolitikausland0151864970300html (gelesen am 24 September 2009)70 Yassin Musharbash Marcel Rosenbach Explosionen in Sand in Spiegel-Online 10082009 unterhttpwwwspiegeldespiegel0151864141000html (gelesen am 24 September 2009)71 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 5 amp Vidino (Anm 47) S 7 ff72 Vgl Pantucci (Anm 33) S 1 ndash 1173 Vgl folgende Links die auf die letzten Festnahmen von jihadistischen Grasswurzel-Netzwerken in den USAverweisen siehe Zelle aus North Carolina unter httpwwwadlorgmain_Terrorismnorth_carolina_jihad_plothtm und httpcharlottefbigovdojpressrel2009ce072709htm siehe Zelle aus New York unter httpwwwadlorgmain_Terrorismny_synagogue_plot_arrestshtm

die Zelle von Najibullah Zazi aus Aurora Colorado die am 19092009 verhaftet wurde scheint Kontakte zur Al-Qaida gehabt zu haben httpwwwnytimescom20090925us25zazihtml_r=2 (alle gelesen am 24September 2009)74 Vgl Vidino (Anm 47) S 7

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Page 21: Dirk Baehr - Dezentraler, führerloser Jihad im Sinne al-Suri

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der ein salafistischer Islam gepredigt wurde75 Erste Radikalisierungs-tendenzen resultierten aus den Predigten des in den USA populaumlrenPredigers Ali al-Timimi der regelmaumlszligig salafistische Vortraumlge in der Moschee hielt Der 40-jaumlhrige Doktorand der George MasonUniversitaumlt galt als der Anfuumlhrer des Netzwerkes Al-Timimi hatteCharisma und genoss ein hohes Ansehen unter den jungenKonvertiten Er beeinflusste die jungen Maumlnner mit dem radikalensalafistischen Gedankengut welches zu einem extremen dualistischenWeltbild fuumlhrte in dem es nur Gut und Boumlse gibt Alle Unglaumlubigengelten in dieser Weltsicht als das Boumlse dass es zu bekaumlmpfen gilt76 Ab 2000 traf sich das Netzwerk vermehrt in Privatwohnungen wosich durch ungestoumlrte Diskussionen eine weitere Radikalisierung

vollzog Bei diesen Treffen hielt regelmaumlszligig der US-Konvertit RandallTodd Royer Vortraumlge uumlber die Pflicht eines jeden glaumlubigen Muslimsden Islam in Kaschmir Tschetschenien und in anderen Regionen zuverteidigen In den 1990er Jahren kaumlmpfte Royer mit anderenJihadisten in Bosnien Er berichtete von seinen damaligenErfahrungen sowie von seinen Aufenthalten in den Trainingscampsder Lashkar-e-Taiba einer Al-Qaida nahestehenden pakistanischenOrganisation Dies fuumlhrte unweigerlich dazu dass einige aus dem

Netzwerk nach Pakistan reisten und sich von der Lashkar-e-Taiba inmilitaumlrischen und terroristischen Kampftechniken ausbilden lieszligen77 Fuumlnf Tage nach 911 unterwies al-Timimi sein Netzwerk dass die Zeitgekommen waumlre in den Jihad zu ziehen Vier Mitglieder folgten denAufruf und flogen am 20 September 2001 nach Pakistan um inLashkar-e-Taibas Lagern fuumlr den Jihad zu trainieren Aufgrund dieser Verbindungen zur Lashkar-e-Taiba und dem Verdacht der Planungvon Anschlaumlgen wurden acht bdquohomegrown terroristsldquo nach ihrer

Ruumlckkehr im Juni 2003 festgenommen78 Al-Timimi wurde erst 2005zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt79

Die Mitglieder eines weiteren amerikanischen bdquohomegrown terroristldquo Netzwerks die als bdquoal-Muhajiroun 2ldquo in den Medien bekannt wurdenhatten ebenfalls Kontakte zur Lashkar-e-Taiba Im Gegensatz zur vorigen Terrorzellen besaszligen sie allerdings auch lose Kontakte zur Al-Qaida Bei den al-Muhajiroun 2 handelt es sich um den 26-jaumlhrigen in75 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 58 ff76

Vgl Abou-Taam (Anm 44) S 123 f77 Vgl Vidino (Anm 47) S 778 Vgl New York City Police Department (Anm 60) S 61 ff79 Vgl Jerry Markon Muslim Lecturer Sentenced to Life in Washington Post 14 July 2005 S 2

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Page 22: Dirk Baehr - Dezentraler, führerloser Jihad im Sinne al-Suri

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Pakistan geborenen aber seit seiner Kindheit in den USA lebendenSyed Hashmi und den 29-jaumlhrigen Mohammad Junaid Babar die Ende1990er Jahre Mitglieder der Organisation al-Muhajiroun80 in NewYork wurden Die Hauptaktivitaumlten von al-Muhajiroun lagen jedochseit den 1990er Jahren in LondonGroszligbritannienIhre Radikalisierung begann in den fruumlhen 1990er Jahren durch dievirtuellen Kontakte zu extremistischen Internetseiten diesalafistisches Gedankengut verbreiteten Durch diese virtuelleIndoktrinierung veraumlnderte sich ihr Leben grundlegend Beideentdeckten die Internetseiten der jihadistischen Organisation al-Muhajiroun von Omar Bakri Mohammed Babar erklaumlrte nach seiner Verhaftung bdquoIch war imstande sie im Internet zu treffen Wir

telefonierten haumlufig miteinander und es gab eine Vielzahl von[jihadistischer] Literatur im Internet welche mir Anschauen konnteldquo81

Aufgrund dieser Internet-Kontakte und den vielen Gespraumlchen wurdeer extrem politisiert und identifizierte sich immer mehr mit demradikalen Gedankengut der Jihadisten Babar brach sein Pharmazie-Studium ab und lernte bereits nach kurzer Zeit aktive Mitglieder der al-Muhajiroun in New York kennen Einer von ihnen war Hashmi der im Brooklyn College auf die amerikanische Gruppenmitglieder von

al-Muhajiroun gestoszligen war die dort Seminare hielten Fuumlr Hashmiermoumlglichten die Kontakte im College den raschen Einstieg in al-Muhajiroun Er uumlbernahm vermehrt die Rekrutierung von neuen jungen Sympathisanten in den USA82 Und er stieszlig so auf BabarAufgrund Hashmis Kontakte zur britischen Mutterorganisation al-Muhajiroun flogen sie ab 2002 mehrere Male nach Groszligbritannienund Pakistan um sich mit anderen Mitgliedern zu treffen Sieabsolvierten mehrere Trainingscamps in Pakistan Kurze Zeit spaumlter

arbeiteten Hashmi und Babar fuumlr eine Dependance der al-Muhajirounin Lahore Dieses Buumlro galt als Treffpunkt fuumlr britische bdquohomegrownterrroistsldquo die nach Pakistan reisten um in Trainingslagern fuumlr Terroranschlaumlge und andere Aktivitaumlten ausgebildet zu werden Soaumluszligerte sich Babar in seinen spaumlteren Vernehmungen bdquoWenn sie80 Al-Muhajiroun wurde von dem Syrer Omar Bakri Mohammed gegruumlndet der urspruumlnglich Mitglied einer lokalen Gruppe der Hizb ut-Tahrir-Bewegung war Er stieg in den 1990er Jahren bei der Hizb ut-Tahrir aus undgruumlndete eine radikalere Gruppierung die insbesondere in London aber auch in anderen westlichen Staumldten zueinem Sammelbecken von Radikalen wurde vgl Zambelis Chris Arrest of American Islamist Highlights

Homegrown Terrorists Threat in Terrorism Focus 3 (2006) Issue 25 unter httpwwwjamestownorgsingleno_cache=1amptx_ttnews[tt_news]=816 (gelesen am 24 September 2009)81 New York City Police Department (Anm 60) S 7082 Vgl ebenda S 69

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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militaumlrisches Training brauchten wiesen wir sie auf die richtigenLager hin Wenn sie Geld brauchten gaben wir ihnen Geld Wenn sieKleidung benoumltigten gaben wir ihnen Kleidungrdquo83

Durch diese Aumluszligerungen wird deutlich dass Hashmi und Babar alsKoordinatoren fuumlr die nach Pakistan einreisenden jungen Jihadistenzustaumlndig waren In Lahore lernte Babar daher auch mehrere jungeBriten kennen die in Groszligbritannien Terroranschlaumlge veruumlbenwollten Unter ihnen war Omar Khyam den Babar im Juni 2003kennenlernte Mit ihm plante Babar eine Anschlagsserie inGroszligbritannien die spaumlter als bdquofertiliser bomb plottersldquo in den britischen Medien bekannt wurde Die britische Polizei nannte dieOperation gegen die Terrorzelle bdquoCreviceldquo Khyam wurde der Chef

dieser britischen Zelle Mit dem terroristischen Netzwerk wolltenKhyam und Babar Anschlaumlge auf bdquoLondons groumlszligtem Nachtclub demMinistry of Sound Gas- Wasser- und Elektrizitaumltswerke SynagogenZuumlge Flugzeuge und dem Bluewater Shoppingcenterldquo84 ausuumlben DieAnschlagsplaumlne wurden in Babars Wohnung in Lahore mit Khyamund Hassan Butt vorbereitet85 Nach der Ruumlckkehr aus Pakistan begannen Khyam Babar und vier weitere Mitglieder die Operation inGroszligbritannien einzuleiten Die sechs Maumlnner wurden noch vor ihrer

Tat im Maumlrz 2004 verhaftet Die britische Polizei entdeckte eine halbeTonne Kunstduumlnger in einer Garage in West London mit dem der Anschlag umgesetzt werden sollte86 Mohammad Babar wurde an dieUSA ausgeliefert wo er vor Gericht gestellt wurde und man ihn zueiner lebenslaumlnglichen Haftstrafe verurteilte Da Syed Hashmi schon2003 in die USA zuruumlckkehrte konnte er wegen dem bdquofertiliser bomb plotldquo nicht verurteilt werden Anhand dieses Netzwerks ausbdquohomegrown terroristsldquo ist die internationale Orientierung der

westlichen Jihadisten sehr deutlich darzulegen Die zweiamerikanischen Mitglieder der al-Muhajiroun besaszligen viele Kontaktezu Gleichgesinnten in Groszligbritannien und in Pakistan mit denen sieeine Kooperation aufbauten um mit einer gewissen ProfessionalitaumltTerroranschlaumlge gegen den Westen zu organisieren

83 Duncan Gardham Bombers met through extremist group in Telegraph 30 April 2007 unterhttpwwwtelegraphcouknewsuknews1550103Bomb ers-met-through-extremist-grouphtml (gelesen am 24September 2009)84

Philippe Naughton Five given life for fertilizer bomb terror plot in The Times 30 April 2007 unterhttpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle1725608ece (gelesen am 24 September 2009)85 Vgl Vidino (Anm 47) S 886 Vgl Naughton (Anm 84) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Armin Pfahl-Traughber (Hrsg) Jahrbuch fuumlr Extremismus- und Terrorismusforschung 20092010 S 516 ndash 548

Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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33 Die Besonderheit des Praline-Netzwerks

Die bdquoal-Muhajiroun 2ldquo hatten innerhalb weniger Jahre ein britisches Netzwerk im Ausland aufgebaut um Terroranschlaumlge vorzubereitenAber eines der spektakulaumlrsten transnationalen Netzwerke desbdquohomegrown terrorismldquo war das Praline Netzwerk das sich innerhalbvon zwei Jahren etablierte Junge Online-Jihadisten gruumlndeten undorganisierten ein globales Graswurzel-Netzwerk mit mehreren Zellenwelches sich primaumlr uumlber das Internet bildete Das Netzwerk besaszligKontakte zu fuumlhrenden Jihadisten im Irak sowie anderen jihadistischenOrganisationen in Afghanistan und Pakistan Die zentralen Koumlpfe des Netzwerkes waren Aabid Khan und Younis Tsouli Khan galt als der

entscheidende Befehlshaber weil er mehrere Initiativen ergriff umAnschlaumlge durchzufuumlhren Tsouli etablierte sich in der Gruppe zumwichtigsten Organisator des Online-Netzwerkes87 Sie betreuteneigenstaumlndig mehrere Terrorzellen in drei Laumlndern Anhand diesesPraline-Netzwerkes das von Groszligbritannien aus geleitet wurde kannal-Suris organisatorisches System anschaulich in der Praxis dargestelltwerden Die Grundstruktur des Praline-Netzwerks aumlhnelt sehr demtheoretischen System der drei Typen von dezentralen Zellen

Im Oktober 2005 tauchten erstmalig Informationen uumlber das Praline- Netzwerk auf als bosnische Sicherheitskraumlfte zwei Maumlnner wegen der Planung von Selbstmordanschlaumlgen verhafteten Einer der Maumlnner war Mirsad Bektasevic ein schwedischer Staatsbuumlrger der in Bosnien eineSchluumlsselfigur der jihadistischen Szene war und gute Kontakte zufuumlhrende Personen der Al-Qaida im Irak besaszlig88 Auf BektasevicsHandy entdeckte die bosnische Polizei die Telefonnummer des inLondon lebenden marokkanischen Diplomatensohns Younis Tsouli

woraufhin die britische Polizei Ende Oktober 2005 die Wohnung vonTsouli durchsuchte Erst nach der Beschlagnahmung und Auswertungder Computer registrierte die Polizei dass Tsouli der bekannte Online-Jihadists Irhabi 00789 (uumlbersetzt Terrorist 007) war So schreibt der Journalist Steve Swann von der BBC ldquodass sie keine Ahnung hatten

87 Vgl Irhaby 007rsquos American Connections in Report 6 NEFA Series ldquoTarget Americardquo A NEFA Analysisof US v Ahmed July 2007 (Update January 2008) S 8 unter httpwwwnefafoundationorgmiscellaneousirhabi007AmericanConnectionspdf (gelesen am 20 September

2009)88 Vgl David Leppard MI5 probes suicide attack plots on Washington in The Times 6 November 2005 unter httpwwwtimesonlinecouktolnewsukarticle587135ece (gelesen am 24 September 2009)89 Vgl die Informationen zu bdquoTerrorist 007rdquo bei Musharbash (Anm 67) S153 ndash 156

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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einen der bedeutendsten Gestalten des wachsenden Netzwerks vonCyber-Terroristen zu verhaftenldquo90 Younis Tsouli war mit seinem Pseudonym im Internet als einer der aktivsten Unterstuumltzer der jihadi-salafistischen Szene bekannt Er entwarf eigene Internet-Seiten wie die der jihadistischenProduktionsfirmen as-Sahab und at-Tibyan91 Auf diesenInternetseiten wurden immer die aktuellsten Nachrichten undVideobotschaften der Al-Qaida sowie jihadi-salafistische E-Buumlcher veroumlffentlicht Auszligerdem unterstuumltzte Tsoulis die irakische Al-Qaidavon Abu Musab al-Zarqawi indem er Videos aus dem Irak auf diversen Internetseiten verbreitete und dadurch einem groumlszligerenPublikum zugaumlnglich machte92 Das bekannteste irakische Video

welches Tsouli veroumlffentlichte duumlrfte die Ermordung von NicolasBerg sein der von al-Zarqawi gekoumlpft wurde93

Aufgrund seiner Internetaktivitaumlten kann Tsouli als Chef einer geheimen Propagandaeinheit wie sie sich al-Suri in der Theorievorstellte bezeichnet werden Tsouli organisierte mit zwei weiterenZellenmitgliedern Tariq al-Daour und Mohammed Atif Siddique eineglobale Medienzelle Alle drei kannten sich nur virtuell Erst vor Gericht sahen sie sich das erste Mal in der bdquorealenldquo Welt Bei den

Gerichtsverhandlungen wurden weitere Propagandataumltigkeiten vonMohammed Atif Siddique bekannt Er betrieb eine weiterePropagandazelle die von ebenfalls groszliger Bedeutung fuumlr die jihadi-salafistische Bewegung war In dieser Zelle entwickelte und betriebder aus TexasUSA stammende Webentwickler Sarfaraz Jamal(Pseudonym Sas Jamal) Internetseiten wie ClearGuidancecomIslamicNetworkscom und diverse Chatrooms die in der jihadi-salafistischen Internet-Szene sehr populaumlr waren94

Durch die Auswertung von Tsoulis Computern erhielt die Polizeiwertvolle Informationen uumlber weitere Personen des jihadistischen

90 Steve Swann Aabid Khan and his global jihad in BBC News 18 August 2008 unterhttpnewsbbccouk2hiuk_news7549447stm (gelesen am 20Oktober 2008)91 Vgl Hanna Rogan Al-Qaedarsquos online media strategy From Abu Reuters to Irhabi 007 Norwegian DefenceResearch Establishment (FFI) 01122007 S 49 unter httprapporterffinorapporter200702729pdf (gelesenam 10 September 2009)92 Vgl Pantucci (Anm 33) S 493 Nikolas Berg war ein amerikanischer Geschaumlftsmann der im April 2004 von der Al-Qaida im Irak entfuumlhrtund bestialisch von Abu Musrsquoab al-Zarqawi umgebracht wurde Am 11 Mai entdeckten Ermittler ein Video von

der Hinrichtung von Nikolas Berg im Internet Al-Zarqawi schnitt Berg mit einem Saumlubel den Kopf ab94 Evan F Kohlman Anatomy of a Modern Homegrown Terror Cell Aabid Khan et al (Operation Praline) NEFA September 2008 S 3 unter wwwnefafoundationorg miscellaneousnefaaabidkhan0908pdf (gelesenam 15 September 2009)

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Armin Pfahl-Traughber (Hrsg) Jahrbuch fuumlr Extremismus- und Terrorismusforschung 20092010 S 516 ndash 548

Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Widerstandsnetzwerks Zahlreiche Verhaftungen folgten DieBewegung umfasste die Zellen des Befehlshabers Aabid Khan ausBradfordEngland und fuumlhrte vom schottischen Online-JihadistenMohammed Atif Siddique bis nach Kanada wo eine Zelle von 17Jugendlichen festgenommen wurde95 In den USA wurden zweiMaumlnner im Maumlrz 2006 verhaftet die in E-Mail Kontakt mit Tsouli undKhan standen Beide filmten in Khans Auftrag Anschlagsziele inWashington DC Auszligerdem besaszlig Khan wichtige Kontakte nachPakistan wohin er Mitglieder der Operationszellen zum so genanntenTerrorismus-Training schickte96

Der 23-jaumlhrige Aabid Kahn stellte sich als die entscheidendeFuumlhrungsfigur in dem Praline-Netzwerk heraus Das Zentrum des

Netzwerkes lag in BradfordEngland von wo Khan ein weltweites Netz von autonomen Zellen gruumlndete die er als Chef der Aufbaueinheit instruierte97 Er forderte die neuen Mitglieder ausKanada und den USA auf in Pakistan eine Ausbildung zu machen undorganisierte die Reisen zu den Trainingslagern in Pakistan DieOrganisationseinheit aus Kanada unterwies er in fuumlr Al-Qaidarelevante Anschlagsziele Fuumlnf der siebzehn kanadischen Terroristendie die Presse bdquoToronto 17ldquo nannte sollten 2006 einen Anschlag auf

Parlamentsgebaumlude in Ottawa veruumlben und eine Autobombe am CN-Tower in Toronto detonieren lassen Um die Anschlaumlge vorzubereitenreisten sie im Oktober 2005 nach Pakistan In den Trainingslagern der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba wurden die fuumlnf Kanadier fuumlr diegeplanten Anschlaumlge ausgebildetInteressant ist dass nach den Anschlaumlgen von Mumbai im November 2008 die Geheimdienste feststellten dass Aabid Khan und diebdquoToronto 17ldquo Kontakte zu Terroristen des sogenannten bdquoMumbai

massacreldquo hatten Sie erhielten ihre Ausbildung scheinbar indenselben Trainingslagern wie die Attentaumlter von Mumbai98

Die Parallelen zu Abu Musab al-Suris Theorie des globalenWiderstands sind evident Alle organisatorischen Aufgaben fuumlhrteAabid Khan als Befehlshaber aus Younis Tsouli und Mohammed Atif

95 Siehe die Zellenstrukturen des Praline Netzwerkes in der Grafik 1 im Anhang96 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist97 Vgl Pantucci (Anm 33) S 698

Canada Militant group accused of Mumbai attacks has Toronto link PTI News 4 December 2008 unterhttpworldanalysisnetpostnukehtmlindexphpname=Newsampfile=articleampsid=1685 (gelesen am 23 Oktober 2008)

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Siddique leiteten jeweils eine Propagandaeinheit DieOrganisationseinheiten befanden sich in Kanada und den USA BeideZellen wurden wesentlich von Khan gesteuertEin entscheidender Unterschied zu al-Suris organisatorischem System besteht jedoch darin dass Khan Kontakte nach Pakistan pflegte undseine Mitglieder sogar ins Trainingslager nach Pakistan schickte Dieswaumlre nicht im Interesse al-Suris gewesen weil die Mitglieder der Organisationseinheiten eigenstaumlndig Anschlaumlge umsetzen sollten Inal-Suris Theorie ist es gerade zwingend notwendig dass dieZellenmitglieder keine Kontakte zur Al-Qaida oder ihr nahestehendenBewegungen in Afghanistan oder Pakistan besitzen sollten Dadurchwaumlren die Zellen von den westlichen Sicherheitsbehoumlrden schwieriger

zu ermitteln gewesen Und es ist fraglich ob das Praline-Netzwerk von Sicherheitsbehoumlrden entdeckt worden waumlre wenn sie autonomer gehandelt haumltten

4 Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Zusammenfassend laumlsst sich bei einigen jihadi-salafistischen Netzwerken die Umsetzung al-Suris Theorie nachweisen Dies heiszligtzwar nicht dass al-Suri an Terroranschlaumlgen beteiligt war aber dass er

als Stratege entscheidend an der neuen Kriegsfuumlhrung der Al-Qaida-Bewegungen mitgewirkt hat Er schuf mit seiner Theorie des globalenWiderstands ein funktionsfaumlhiges System welches eine juumlngereGeneration von Jihadisten in ihren im Westen gegruumlndeten Netzwerken umsetzte Dies zeigen die Analysen der Anschlaumlge undAnschlagsversuche der vergangenen JahreZwei der drei groumlszligten Anschlaumlge in Europa sind von Graswurzel- Netzwerken umgesetzt worden Bedeutend mehr Anschlagsversuche

wurden in den letzten Jahren von aus dem Westen agierenden Zellenorganisiert Zwar zeigt Javier Jordan in seinen Analysen dass diemeisten Anschlagsversuche zwischen 2004 und 2008 die man inSpanien plante nicht von autonomen Zellen organisiert wurden Von28 Netzwerken welche die Polizei zerschlagen konnte waren nur fuumlnf Zellen in autonomen Graswurzel-Netzwerken aktiv99 Aber der Trend zum neuen Terrorismus agrave la al-Suri hat in der juumlngstenVergangenheit permanent zugenommen So schreiben die meistens

Wissenschaftler dass eine wachsende Gefahr von den kleinen99 Vgl Jordan (Anm 42) S 11

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Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Armin Pfahl-Traughber (Hrsg) Jahrbuch fuumlr Extremismus- und Terrorismusforschung 20092010 S 516 ndash 548

Terrorzellen die von im Westen geborenen Jihadisten gegruumlndetwurden ausgeht100 Dies liegt im Wesentlichen an der expansivenPropagandaarbeit der Al-Qaida im Internet Die jihadi-salafistischePropaganda dient den jungen Sympathisanten im Westen als wichtigeInspirationsquelle um dann eigenstaumlndig zu agieren Das Internet istfuumlr die Fuumlhrung der Jihadi-Salafisten ein ideales Medium um denbdquohomegrown terroristsldquo genaueste Informationen zur Planung undOrganisation von Anschlaumlgen bereit zu stellen ohne direkte Kontaktemit ihnen aufzunehmen101

Daher gibt es eine Zunahme von europaumlischen jihadi-salafistischen Netzwerken die im Westen Terroranschlaumlge umsetzen wollen Jedochgibt es in dieser Entwicklung den Trend dass die jungen westlichen

Jihadisten - trotz Internet ndash eher mit transnationalen jihadi-salafistischen Gruppen Kontakt aufnehmen um mit diesen zukooperieren Schwachpunkt von rein lokal organisierten Jihadisten istnaumlmlich die ineffiziente Umsetzung von Terroranschlaumlgen Oftscheitern sie weil sie eigenstaumlndig nicht in der Lage sind sich einerichtige Ausbildung fuumlr den Bombenbau zu unterziehen Deswegenneigen europaumlische sowie amerikanische Jihadisten scheinbar vermehrt dazu mit transnationalen Gruppen zusammen zu arbeiten

um eine bessere Ausbildung fuumlr die geplanten Terroranschlaumlge zuerhalten Der Trend geht daher nicht zu vollstaumlndig dezentral-agierenden Netzwerken Diese autonomen Graswurzel-Netzwerkescheinen zu ineffizient zu sein Deshalb entstehen immer mehr Netzwerke in denen es spontane Kooperationen zwischenbdquohomegrown terroristsldquo und Al-Qaida nahestehenden Bewegungenwie der Lashkar-e-Taiba gibtAber gerade mit den Anschlagsplaumlnen des Praline-Netzwerks wird

deutlich wie stark der Einfluss von al-Suri - trotz gewisser Kooperationen - auf junge Jihadisten war Im Praline-Netzwerk wurden viele organisatorische Elemente von al-Suris Systemuumlbernommen Aabid Khan gruumlndete Terrorzellen in mehreren Laumlndernund fuumlhrte als Befehlshaber dieser Zellen Teile des organisatorischenSystems aus Younis Tsouli und Mohammed Atif Siddique setzten al-Suris Mission im Internet um Das Internet diente ihnen als Werkzeugzur Verbreitung der Ideologie und zur Mobilisierung von

100 Vgl Vidino (Anm 47) S 2 amp Vgl Jordan (Anm) S 11101 Vgl Pantucci (Anm 33) S 9

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

httpnewsbbccouk1sharedsplhipop_ups08uk_enl_1219065351html1stm

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Sympathisanten Beide Mitglieder der Propagandaeinheit handeltenaumluszligerst effizient um die Ideologie der Al-Qaida uumlber das Internet zuverbreiten Tsouli gruumlndete mehrere neue Webseiten unter denen at-Tibyan eine der wichtigsten Internetseiten war Er betrieb sie in enger Zusammenarbeit mit Khan102 Siddique betrieb mehrere Webseiten mitSarfaraz Jamal die in den USA sehr populaumlr waren Auf denInternetseiten standen neue Schriften und Videos zum Download zur Verfuumlgung Das Ziel vermehrt Jugendliche durch die Propaganda fuumlr den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen zu mobilisierengelang Tsouli und Siddique besonders gut denn sie kamen uumlber dasInternet mit Jugendlichen aus Kanada und den USA in Kontakt diesich vollkommen mit der Ideologie identifizierten und sich scheinbar

bedingungslos der Widerstandsgruppe aus GroszligbritannienanschlossenLetztendlich kann man Sherifa Zuhur nur zustimmen wenn er behauptet dass bdquoal-Suri mit seinem Buch viele Hunderte Osamas beeinflusst hatldquo103 Mit seinem Buch ldquoThe Global Islamic ResistanceCallrdquo wird vielen neuen hausgemachten bdquoOsamasldquo eine Strategievermittelt wie in global agierenden Zellen der Kampf gegen denWesten umgesetzt werden kann Die Zellen moumlgen zwar nicht so

autonom agieren wie es sich al-Suri erhofft hat aber wesentlicheElemente der Theorie des globalen islamistischen Widerstands werdenuumlbernommen

102 Vgl Swann (Anm 90) keine Seitenangabe weil der Artikel aus dem Internet ist103 Sherifa Zuhur A Hundred Osamas Islamist Threads and the Future of Counterinsurgency in Edward VLinden (Hrsg) Focus on Terrorism 7 (2007) Issue 1 S 1 ndash 54 hier S 32

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

Quelle BBC

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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Grafik 1 Zellenstruktur des Praline-Netzwerks von Aabid Khan

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Kurztext

Dirk Baehr Dezentraler fuumlhrerloser Jihad im Sinne Abu Musabal-Suris ndash Eine Analyse der neuen Strategien des Jihadi-

Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Salafismus anhand vergangener Terroranschlaumlge und

Anschlagsversuche in Europa und Nordamerika

Der Beitrag eroumlrtert ob nur noch autonom agierende Terrorzellen den jihadi-salafistischen Kampf gegen den Westen aufnehmen koumlnnenweil die Al-Qaida-Fuumlhrung aufgrund der neuen amerikanischen

Sicherheitspolitik seit den Anschlaumlgen vom 11 September 2001 nichtmehr in der Lage ist aktiv terroristische Anschlaumlge vorzubereiten Inden folgenden Ausfuumlhrungen wird daher die Frage behandelt ob esfaktisch moumlglich ist in dezentralen und autonomen Zellen ohne jegliche Hilfe von der Al-Qaida-Fuumlhrung im afghanisch- pakistanischen Grenzgebiet eigenstaumlndig Terroranschlaumlge zuorganisieren Dies wird durch die Analyse der Terroranschlaumlge undAnschlagsversuche ermoumlglicht die in den vergangenen Jahren in

Europa und Nordamerika geplant umgesetzt bzw vereitelt wurdenAnhand dieser Anschlaumlge und Anschlagsversuche gibt esInformationen uumlber die Taumlter und ihre Vorgeschichte ihr engeres undweiteres Umfeld ihre religioumlse Haltung logistische Schritte bei der Planung und Vorbereitung Die Informationen liefern ebenfallsErkenntnisse ob die jihadi-salafistischen Terroristen vermehrtautonom und dezentral agierten

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Kurzbiographie

Dirk Baehr Jahrgang 1971 ist Politikwissenschaftler und schreibtderzeit seine Dissertation uumlber die De-Legitimierung der Geschichts-und Weltdeutung des politischen und jihadistischen Salafismus Er arbeitet als freier Publizist und betreibt den Bloghttpjihadisalafismuswordpresscom

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