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beratung und forschung · bewachungs- und sicherheitsgewerbe · branchenunabhängige callcenter · parteien und verbände · touristi sonstige dienstleistungen · wohnungs- und immobilienwirtschaft · zeitarbeitsunternehmen · beratung und forschung · bewachungs- und sicherheitsgewerbe · branchenunabhängige callcenter · parteien und verbände · touristik · sonstige dienstleistungen · wohnungs- und immobilienwirtschaft · zeitarbeitsunternehmen · beratung und forschung · bewachungs- und sicherheitsgewerbe · branchenunabhängige callcenter · parteien und verbände · touristik · sonstige dienstleistungen · wohnungs- und immobilienwirtschaft · zeitarbeitsunternehmen 02/2015 die besonderen report Arbeiten 4.0 – ditigales Dumping oder neue Freiheit?

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rtArbeiten 4.0 –ditigales Dumping oder neue Freiheit?

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ED I TOR IAL

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die besonderen

Ute KittelMitglied des ver.di-Bundesvorstandesund Leiterin des Fachbereichs Besondere Dienstleistungen

IMPRESSUMDer ver.di Report die besonderen Nr. 02/2015 · September 2015Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)Fachbereich Besondere DienstleistungenPaula-Thiede-Ufer 10 · 10179 BerlinInternet: www.verdi.deV.i.S.d.P.: Ute KittelFB-Redaktionsteam: Ulrich Beiderwieden, Annemarie Dinse, Hans-Peter Kilian, Bernd Lohrum, Christian Szepan, Dr. Stephan TregelRedaktionelle Bearbeitung: Uta von SchrenkLayout: einsatz · Wolfgang WohlersDruck: apm AG Darmstadt, Kleyerstraße 3, 64295 DarmstadtTitelbild: Werner Bachmeier

Die Artikel stellen die Meinungsvielfalt unseres Fachbereiches dar und spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung desBundesfachbereichs vorstandes wider.Nachdruck nur nach vorheriger Genehmigung durch die Redaktion.

SERV ICEFachbereich Besondere DienstleistungenInternet: http://besondere-dienste.verdi.deAnsprechpartnerin „die besonderen-Report“:[email protected] · Fax: 030/69 56-35 00d

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THEMEN

SCHWERPUNKT: ARBE ITEN 4 .0

Gewerkschaft 4.0 3

Einfache Tätigkeiten in Gefahr 4

Trennung von Arbeit und Freizeit 5

Prekarisierung 6

Annette Mühlberg, bei ver.di zuständig für Neue Medien, im Gespräch 7

TOUR IST IKEndlich ein Flächentarif 8

Kampf um Haustarif für American ExpressGlobal Business Travel III 9

CALLCENTERSonntagsarbeit – Nein Danke 10

WOHNUNGSWIRTSCHAFTTarifabschluss nach harten Verhandlungen 11

GELD- UND WERTDIENSTETarifabschluss bei Prosegur 12

DAS GUTE BE ISP IELEuropäischer Betriebsrat für Teleperformance 13

INTERNESver.di-Bundeskongress 2015 14

MELDUNGENAviation, Personalien 15

Krise 4.0?Die Auswirkungen der sogenannten „digitalen Revolution“werden vielerorts diskutiert. Wir versuchen aus den jewei -ligen Interessenlagen heraus Antworten für die Zukunft zu finden, ohne dass die Fragen bereits formuliert wären.Gleichzeitig wird polarisiert: Entweder der technischeFortschritt ist gut und bringt uns weiter – oder die techni-schen Neuerungen sind Jobkiller und zu verhindern.

Dagegen zu sein, hilft uns jedoch nicht. Die Herausforde -rung liegt in der aktiven Gestaltung. Mehr als 70 Prozentaller Beschäftigten arbeiten in den Dienstleistungs bran -chen. Sie erleben bereits seit Jahren die Folgen der Auto -matisierung. Hafenarbeiter fragen nach den Auswir kungenvollständig automatisierter Containerhäfen, Smart-phone-Apps gefährden die Einkommensgrundlage von Taxi -fahrer/innen.

Die Debatten im politischen Raum werden derzeit durchdie Frage zum Umgang mit den Flüchtlingen verdrängt.Kein Zufall, denn beide Themen – Digitalisierung undZuwanderung – verbinden die Fragen: Wie wollen wirleben und arbeiten, wie soll unsere Gesellschaft aussehenund was müssen wir dafür tun? Für beides gibt es keinenPlan. In einer digitalen Umgebung, einer komplexen Welt,die vielfältig und oft nicht berechenbar ist, die multikultu-rell ist, verlieren Schwarz-Weiß-Betrachtungen an Wert. Esgeht um Konsens. Es geht darum, die anderen Meinungeneinzubeziehen, als wichtige Grundlage sozialer Prozesse.

Ja, Digitalisierung wird die Arbeitswelt verändern. Zu wanderung auch. Es werden andere Anforderungen for-muliert, soziale Kompetenzen rücken in den Vordergrund.Körperlich schwere, belastende, prekäre oder geistig stupide Arbeit wird vermehrt durch Maschinen geleistet.Die Arbeitsplätze, die bleiben oder neu entstehen, werden flexibler. Deshalb muss in Bildung und die berufliche Aus-und Weiterbildung investiert werden. Wir brauchen einenintegrativen Zugang zum Arbeitsmarkt, auch für Zuwan -derer. Es bedarf erheblicher Anstrengungen, um denarbeitsmarktpolitischen und gesellschaftlichen Wandelpositiv zu gestalten.

Manche meinen bereits, das ganze System sei allein durchdie „Flüchtlingskrise“ zum Scheitern verurteilt. Das griechi-sche Wort krisis bedeutet im Wortsinne nichts anderes alsZuspitzung einer Entscheidung, also einen Wendepunkt.Wo Krisen sind, verändert sich was. Das ist zwar für vieledie eigentliche Katastrophe, für ver.di nicht. Wir sind Profisim Gestalten. Mit 13 Fachbereichen und mehr als 1000Branchen! W Grafiken: einsatz · W. Wohlers

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SCHWERPUNKT: ARBE ITEN 4 .0

EAD KAPITELHEAD

4. ver.di Bundeskongress, Leipzig, 2015

WAS,WANN,WO…Programm und Orientierung

schnell Ausbeutung werden. Wenn der Vergleichmit der Kollegin und dem Kollegen fehlt, steht alsalleiniges Maß der Arbeitsleistung nur noch dievoll ständige Erledigung der Tätigkeit fest.Wie also schaffen wir den Spagat zwischen

der digitalisierten, individualisierten, räumlich undzeitlich losgelösten Arbeit und den Ansprüchender Arbeitnehmer/innen auf faire Entlohnung undverträgliche Arbeitsbedingungen? Wo bleibt dasRecht auf Freizeit, wenn es keine festen Arbeits -zeiten mehr gibt? Wie kann Mehrarbeit vergütetwerden, wenn es keine Überstunden mehr gibt?Und wer misst und reguliert den Arbeitsdruck,wenn nur noch das Ziel, nicht mehr aber der Wegdorthin vorgegeben wird?Und eine ganz wichtige Frage: Was passiert

mit den Menschen, die bereits in der überkom-menen Arbeitswelt Mühe hatten, den Anschlusszu finden oder zu halten? Denn eines scheintganz offensichtlich: Von den Änderungen im Ar -beits leben profitieren neben den Arbeitgebernnur noch die fitten, sich selbst perfekt organisie-renden und vermarktenden Arbeitnehmer/innen.Welcher Druck dabei auf den Arbeit neh -

mer/innen lastet, können wir schon heute in eini-gen unserer Branchen beobachten: In Call centernwird nach erfolgreichen Verkäufen entlohnt, inden Super märkten werden die Kassie rer/innennach Kundenfrequenz angefordert, Zustellerbekommen nicht mehr den Zeitaufwand, sondernnur noch die erfolgreiche Zustellung bezahlt. UndFriseur/innen „mieten“ ihren Arbeitsplatz, arbei-ten dort als Solo-Selbst ständige auf eigene Rech -nung. Das „unternehmerische Risiko“, also dasRisiko, nicht voll ausgelastete Mitarbeiter/in nenbezahlen zu müssen, wird so einseitig auf dieSchultern der Arbeit nehmerseite gebürdet.So wird Arbeit 4.0 nicht nur technische und

organisatorische Fragen beinhalten. Die unge-mein größere Aufgabe wird darin bestehen,Organisationsformen und Strukturen zu entwik-keln, in denen dieses unternehmerische Risikonicht einseitig auf die Arbeitnehmer/innen abge-wälzt wird, aber auch dem Bedürfnis des Men -schen nach „Frei-Zeit“ Rechnung zu tragen, ihnenalso einen Raum zu bieten, der ihnen alleinegehört und in den die Arbeit nicht hineinregierendarf. W

W Ute Kittel in den ver.di-Bundesvorstand gewählt –mit BestmarkeAm zweiten Tag des 4. ver.di-

Bundeskongresses in Leipzigstanden die Mitglieder des ver.di-Bundesvorstands zur Wahl. ImFokus des Interesses stand fürunseren Fachbereich BesondereDienstleistungen natürlich dieWahl unserer Kandidatin UteKittel. Mit einer überzeugendenPräsentation gewann die 44-Jährige nicht nur die Sympathieder Delegiert/innen, sondern auchderen Stimmen und erreichte mit95,9 Prozent Zustimmung dasbeste Ergebnis aller Kandidatin -nen und Kandidaten.

Ute Kittel, ausgebildete Ver -messungstechnikerin, ist lang -jährige Gewerkschaftssekretärin. Seit 1993 bei der ÖTV, ab 2001dann bei ver.di. Sie leitet heutedie Fachbereiche Bildung, Wissen -schaft und Forschung sowieBesondere Dienst leistun gen. Inbeiden Fachbereichen war siezuvor mehrere Jahre als Referen -tin beziehungsweise als Fach -gruppenleiterin tätig, kennt alsoihr Metier.

Zum Vorsitzenden wurde derKollege Frank Bsirske mit 88,5Prozent der gültigen Stimmen imAmt bestätigt. Die beiden Stell -vertreter/innen Andrea Kocsis mit90,2 Prozent und Frank Wernekemit 92,7 Prozent erreichten eben-so hervorragende Ergebnisse, die nicht zuletzt ein Zeichen derGeschlossenheit unserer Organi -sation darstellen. W

Bernd Lohrum

K O N G R E S S 2 0 1 5

Gewerkschaft 4.0

VON BERND LOHRUM

Wir haben uns bereits daran gewöhnt: Alleswird besser, schneller, komfortabler. Und

ausgedrückt wird das durch einen Sprung in derVersionsnummer. Jetzt hat es also nicht nur unserBetriebssystem am PC und die Software auf demSmartphone erwischt, nein, jetzt geht es gleichum das ganze Arbeitsleben. Arbeit 4.0 nennt sichdas.Im Gegensatz zu Arbeit 3.0, das ist wohl

unsere derzeitige Ar beits wirklichkeit, soll dieArbeit der Zukunft geprägt und beeinflusst seinvon der globalen, allumfassenden, digitalen Ver -netzung und damit auch geprägt durch die Ent -grenzung der Arbeit von Zeit und Ort.Doch steht Arbeit 4.0 nicht für mehr als nur

die Entgrenzung der Arbeit? Bietet dieses neueArbeitskonzept nicht auch Chancen, besondersauch für die Gruppen, die sich mit der überkom-menen Arbeitsorganisation schwer tun?Aber zunächst ist Arbeit 4.0 eine Ausprägung

eines tiefgreifenden Wandels. Nicht nur desArbeitslebens, sondern unserer gesamten Gesell -schaft. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Indivi -dualisierung: Jedes Produkt, jede Dienst leistungsoll so individualisiert werden, dass es, dass siejeden Menschen zielgenau in seiner persönlichenLebenssituation anspricht.So wird jeder Pauschalurlaub zu einem ganz

individuell geplanten Urlaub; das T-Shirt von derStange weicht dem T-Shirt mit ganz individuellemDesign, der neue Wagen vom Fließband ist soindividuell konfiguriert, dass er in dieser Kombi -nation kaum noch ein zweites Mal existiert. Mög -lich macht das die fortgeschrittene Digitalisierungder Arbeits welt, beginnend bei der Produkt ent -wick lung über den Vertrieb bis hin zur Pro duk tionund der Dienstleistung.Diese Veränderungen brauchen die Begleitung

durch kritische Sozialpartner. Mehr denn je führtdie Individualisierung des Produkts auch zurIndividualisierung des Arbeitenden; im Extremfallohne festen Ort für die Erbringung der Arbeits -leistung, ohne Kolleginnen und Kollegen undohne feste Arbeitszeiten. Ohne diesen Rahmen,in dem sich die Arbeitnehmer/innen heute häu-fig noch bewegen, kann aus Individualisierung

Wir stehen vor der vierten industriellen Revolution unseres Arbeitslebens –

die Digitalisierung bestimmt künftig wie und wo wir arbeiten. Damit aus

der einhergehenden Individuali sierung keine Ausbeutung wird, braucht es

neue gewerkschaftliche Ansätze. Ein Problemaufriss

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die besonderen

VON STEPHAN TREGEL

Wie jede technische Veränderung der Pro -duktionsabläufe, so hat auch die Digi tali -

sie rung Auswirkungen auf die Arbeits plätze. Diebisherigen Erfahrungen zeigen, dass zwar ein -fache Tätigkeiten durch Technik ersetzt werden,aber mit der Anwendung neuer Technik auchneue Arbeitsanforderungen verbunden sind undneue Arbeitsplätze entstehen. Rechnet man dieweggefallenen und zusätzlichen Arbeitsplätzegegen einander auf, so war die Bilanz – zumindestauf nationaler Ebene – bisher positiv. Aber trifftdies auch auf die Arbeit 4.0 zu?

Hier sind sich die Ökonomen (noch) uneins, obdamit in Summe Arbeitsplatzverluste oder -ge win -ne einhergehen. Fest steht aber, dass mit neuerTechnik Arbeitsabläufe grundlegend verändertwerden und – so die Erfahrung – die einfachen,weniger anspruchsvollen Tätigkeiten durch neueTechnik überflüssig gemacht und üblicherweise insAusland, wo billigere Löhne und weniger Arbeit -nehmerrechte locken, verlagert werden.

Schon jetzt werden Callcenter-Tätigkeiten insAusland verlagert – ebenso einfache Auswer -tungs tätigkeiten in Unternehmensberatungen,etwa nach Indien oder Rumänien. Nun sind dieArbeitgeber nicht einfach an billigerer Produk -tion, sondern auch – wie von ihren Kunden ge -wünscht – an schnellerer Bereitstellung vonDienstleistungen interessiert, die die neue Technikermöglicht. Und natürlich wollen auch dieKolleg/innen die neue Technik nutzen, um guteArbeitsergebnisse liefern zu können.

Wie lassen sich die Herausforderungen meis-tern? Nachdem sich technische Veränderungennicht per Dekret verhindern lassen, bleiben zweiZiele: Die negativen Auswirkungen der neuenTech nik auf die Anzahl der Arbeitsplätze mini-mieren sowie die positiven Impulse für die Kol -leg/in nen nutzen. Es bietet sich an, Kol leg/in nen,die einfache Tätigkeiten verrichten, durch Quali -fizie rung für die neue Technik fit zu machen.Und die Rahmenbedingungen der Ein führungneuer Tech nik mitzugestalten, um den Umbrucherträglicher zu machen, damit Chancen genutzt

Chance statt RisikoDurch die Digitalisierung werden einfache Tätigkeiten weg -

fallen oder ins Ausland verlagert werden. Das trifft auch die

Besonderen Dienstleistungen. Ohne Qualifizierung geht

künftig nichts

und Risiken für die Belegschaften ge bannt wer-den können.

Ganz konkret: Der Betriebsrat, so es ihn gibt,kann bei der Qualifizierung mitbestimmen. Para -graf 97, Absatz 2 Betriebsverfassungsgesetzräumt dem Betriebsrat ein Mitbestimmungsrechtbei der Einführung von Maßnahmen der betrieb-lichen Berufsbildung ein, wenn der ArbeitgeberMaßnahmen geplant oder durchgeführt hat, diedazu führen, dass sich die Tätigkeit der betroffe-nen Arbeitnehmer/innen ändert und ihre berufli-chen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Erfüllungihrer Aufgaben nicht mehr ausreichen. Da es inder Praxis für die einzelnen betroffenen Kolleg/in -nen zuweilen doch schwer ist, sich einzugeste-hen, dass die beruflichen Fähigkeiten nicht mehrausreichen, empfiehlt es sich, eine Betriebsverein -barung zur betrieblichen Weiterbildung abzu-schließen, damit geplante technische Verände -run gen frühzeitig bekannt und geeignete Qualifi -zierungsmaßnahmen eingeleitet werden können.

Problematisch dabei ist, dass die Betriebs -öffent lichkeit meist zu spät von derartigen ge planten Maßnahmen erfährt und damit Quali -fi zierungsmaßnahmen nicht mehr rechtzeitiggrei fen können, um Arbeitsplätze zu erhalten.Früh zeitige Information ist also ein Muss. Aller -dings sind sowohl „rechtzeitige Information“ alsauch „Pla nung von Maßnahmen“ unbestimmteRechts begriffe, die es Arbeitgebern ermöglicht,sie zu ihren Gunsten auszulegen.

Was ist zu tun? Um wirksam eingreifen zukönnen, müssen Kolleg/innen Einfluss auf Pro -duk tionsprogramm und Personalbemessung neh-men können. Und paritätische Mitbestim mungbei Investitionsentscheidungen ist nötig, um dasPotential technischer Neuerungen für die Beleg -schaften und nicht nur für die Kapitalseite zuheben. W

SCHWERPUNKT: ARBE ITEN 4 .0

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die besonderen

VON CHRISTIAN SZEPAN

Kampfzone Wohnzimmer: Immer mehr Arbeitnehmer/innenarbeiten von zu Hause aus. Fax, Telefon und Computer nebst

Drucker und Kamera machen dies möglich. Permanent mussder/die Arbeitnehmer/in entscheiden, ob nun die Erwerbsarbeit,andere Tätigkeiten oder das Familienleben Vorrang haben.

Gegen das Diensthandy mit Mailempfang hatte ich mich langeerfolgreich gewehrt. Irgendwann hat es mich dann auch erwischt.Nun immer erreichbar, wurde von Arbeitskolleg/innen kritisiert,wenn ich die Mail-Anfragen nicht innerhalb eines Tages beantwor-tet hatte. Und die Selbstdisziplin brachte ich zunächst auch nichtauf, die Finger abends von diesem Gerät zu lassen. Zu verlockendzu wissen, was gerade im Unternehmen passiert und die Mails zu„checken“ – dabei tauchen die wirklich wichtigen dienstlichenAngelegenheiten nicht überraschend als Mail auf, sondern machensich anders bemerkbar.

Ein Sog geht von den Veränderungen durch die viel beschwore-ne Wissensgesellschaft aus. Es ist nicht mehr wichtig, wann und woman arbeitet. Der Arbeitnehmer/in werden zunehmend Ziele ge -steckt, die zu einer „Deadline“ erfüllt sein müssen. Technisch schonseit längerer Zeit möglich, erreicht nun die neue Form der Arbeits -organisation verstärkt den Einzelnen.

Die seit rund hundert Jahren bekannte Differenzierung zwi-schen Erwerbsarbeit und privaten Aktivitäten verschwimmt immermehr. Früher überschritt man symbolisch eine Grenze durch dasAnziehen der Berufskleidung oder durch das Aus-dem-Haus-gehen, um sich auf den Weg zur Arbeit zu begeben. Hier empfeh-len die unzähligen Zeitratgeber, diese Rituale zu Hause nachzuah-men und mit eigenen Hürden den Zugang zum Arbeitsplatz zu ver-sehen: die ständige Verfügbarkeit also selbsttätig einzuschränken.

Aber ist dies überhaupt immer möglich? Dazu muss in den ein-zelnen Betrieben überhaupt erst einmal ein Problembewusstseinbe stehen, um dies in der Unternehmenskultur zu verankern.

Möglicherweise belastet die Heimarbeit die Geschlechter unter-schiedlich stark: Eine britische Studie aus dem Jahr 2009 stellt fest,„dass traditionelle Vorstellungen von der Aufgabenverteilung inFamilien oft eine Rolle spielen, wenn Frauen zu Hause bleiben.“Dafür spricht, dass Männer durchschnittlich länger als Frauen derErwerbstätigkeit nachgehen; Frauen dafür aber durch die Haus -arbeit zeitlich mehr beansprucht werden.

Und die Arbeitgeberverbände haben schon ein juristischesProblem ausgemacht: Nach dem Arbeitszeitgesetz wird konse-quent zwischen Arbeit und Freizeit unterschieden. Zwischen zweiDiensten müssen mindestens elf Stunden Ruhezeit liegen. Das istschon dann nicht mehr gegeben, wenn die Arbeitnehmer/in kurzzwischendurch zwei dienstliche Mails schreibt. Die Firmenanwälteschlagen vor, diesen Anspruch, weil nicht mehr zeitgemäß, abzu-schaffen. Ein entsprechender Vorschlag liegt dem Bundes arbeits -ministerium vor.

Dabei ist es sinnvoller, mit den Arbeitnehmervertretungen überneue Formen der Arbeitsorganisation nachzudenken. Eine ver.di-Konferenz zum Thema „Arbeit 4.0“ hat darin schon 2012 einwichtiges Betätigungsfeld für Betriebsräte erkannt, da viele Be -triebs- und Personalräte immer noch Auseinandersetzungen um diemaschinelle Leistungs- und Verhaltenskontrolle führten. Darumgeht es aber längst nicht mehr! Heute geht es um Vor ge schichten,Kontakte, Leiden schaf ten und Aufenthaltsorte; es geht darum, wieaußerdienstliches Verhalten, das im Netz recherchierbar sei, dieArbeit beeinflussen kann.

Neben den Fragen des Datenschutzes müssten auch ganz kon-kret die der Bezahlung, der Leistungsbewertung und die Rechte derBeschäftigten an ihren Homeoffice-Plätzen und der Arbeitsschutzin den Unternehmen geregelt werden. Im Büro sorgen Betriebs -ärzte und Sicherheitsbeauftragte idealerweise für die angemesseneAusstattung und eine leise Umgebung. Zu Hause ist in aller Regeldie/der Kolleg/in selbst verantwortlich. Sollen denn demnächstBetriebsarzt und Betriebsrat Hausbesuche machen, um dann eineGefährdungsanalyse vor Ort erheben zu können? W

Home, sweethomeofficeDie Digitalisierung beeinflusst schon heute unsere

Arbeits zeiten und -bedingungen. Dies muss drin-

gend mit den Arbeitnehmervertretungen geregelt

werden. Sonst bleibt es jedem selbst überlassen,

wie und ob er Freizeit und Arbeit trennt

SCHWERPUNKT: ARBE ITEN 4 .0

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die besonderen

Mindestlohnfür alle

permanenter Konkurrenz um jeden Auftrag zueinander stehen.Bereits heute schreiben Konzerne Aufträge über das Internet aus;den Auftrag bekommt, wer die geforderte Arbeitsleistung zum bil-ligsten Preis anbietet.

Überleben wird diese Konkurrenz wohl derjenige, der am dich-testen am Existenzminimum kalkuliert, der gerade noch wirt-

schaftlich überleben kann. Zu erwarten ist jedenfalls einePolarisierung: In Bereichen mit einem großen Angebot anArbeitskräften werden die Preise der Dienstleistungen aufein nie dagewesenes Niveau sinken. Und es wird Ge -winner geben: Das werden die absoluten Spezia listen sein,

die (fast) konkurrenzlos den Auftraggebern die Preise diktie-ren können.

So werden die Crowd-Worker von heute zu den Sozialfällen vonmorgen. Dagegen werden Nationalstaaten alleine nichts mehr aus-richten können, eine nationale Gesetzgebung läuft ins Leere. Längstschon bemühen sich die Nutznießer, die Handlungs möglichkeitender Nationalstaaten zu beschränken: Wenn erst CETA und TTIP rati-fiziert sein werden, werden Schutzbestimmungen durch Sozial -gesetzgebung und Arbeitnehmerrechte zu Handels hemmnissen,die abgebaut werden müssen.

Daher benötigen wir global abgestimmte Untergrenzen. Mini -mal standards für Arbeitslöhne auch für Solo-Selbstständige undCrowd-Worker. Das geht nicht ohne eine klare Definition der auf-zuwendenden Arbeitszeiten in Werkverträgen. Es bedarf nicht nurder klaren Definition der zu erbringenden Arbeitsleistung, sondernauch einer klaren Regelung des dafür zu leistenden zeitlichen undmateriellen Aufwands.

Auch ist der Begriff des abhängig Beschäftigten zu präzisieren,um der Schein-Selbstständigkeit besser als bisher begegnen zukönnen. Wir brauchen eine klare Beteiligung des Arbeitgebers beiden Kosten für die Alters- und Gesundheitsfürsorge auch bei ech-ten Solo-Selbstständigen, Crowd-Workern und Werkvertrags neh -mer/in nen.

Gewerkschaften kennen keine Zwangsmitgliedschaften. Be -triebs räte haben häufig genug damit zu tun, die Interessen derFestangestellten ihres Betriebs zu vertreten. So bleibt nur die Politik,die Interessen der genannten Gruppen zu vertreten. Mindestlöhnenicht nur für Angestellte sind hier das Mittel der Wahl. W

VON BERND LOHRUM

Heute stellen wir in vielen Bereichen Tendenzen zur Pre ka ri -sierung von Arbeit fest. Zeitarbeit, Werkverträge, Schein-

Selbst ständigkeit sind längst reale Arbeitswelt. Diese Organisations -formen von Arbeit haben eine Gemeinsamkeit: Sie ersparen demArbeitgeber Kosten. Kosten für die Beschäftigung in auftragsarmenZeiten, Kosten für die Vorhaltung von Schreibtisch, Werkbank undArbeitsmitteln und am Ende sogar die Kosten aus den Sozial ab -gaben abhängig Beschäftigter.

Um den ärgsten Auswüchsen dieser Umverteilung vonLasten und Kosten zu begegnen, hat die Politik einigewenige Regularien z.B. zur Bekämpfung der Scheinselbst -stän digkeit entwickelt. Aber reichen die bisherigen Regelnkünftig aus? Die zunehmende Digitalisierung unsererArbeitswelt schafft immer neue Möglichkeiten, bestehendeRegularien zu umgehen. In vielen Fällen ist es gar nicht mehr erfor-derlich, dass Arbeit an einem bestimmten Ort erbracht wird. DerArbeitgeber kann sich also über die Wahl des Arbeitsortes die je -weils gültigen Regularien aussuchen. Callcenter waren Vorreiterdarin, Arbeit vom Ort des Auf traggebers zu lösen und an fast belie-big anderer Stelle erbringen zu lassen.

Doch das sind nur die Anfänge: Ob die Finanzbuchhaltung einesUnternehmens nun am Unternehmenssitz arbeitet oder in einemDienstleistungszentrum irgendwo auf der Welt, macht für dasUnternehmen keinen Unterschied mehr. Ob die Buchhalterin dorteinen Schreibtisch stehen hat oder eine Ecke im privaten Wohn -zimmer für Laptop und Internetanschluss ist ebenso unerheblich.Da ist es nur konsequent, wenn die Buchhalterin ohne Firmen -arbeitsplatz auch gar nicht fest angestellt ist; dem Auftraggeber istnur wichtig, dass eine bestimmte Arbeit in vorgegebener Qualitättermingerecht erledigt wird.

In der Konsequenz erleben wir schon heute, dass bestimmteArbeiten weltweit ausgeschrieben werden. Den Zuschlag bekommtderjenige, der die geforderte Leistung zum günstigsten Preis erbrin-gen will. Weltweit werden so Millionen von Arbeitnehmer/innen inWettbewerb zueinander treten. Diese Arbeitnehmer/innen werdendann auch keine Angestellten mehr sein; sie werden ihr Brot alsSolo-Selbstständige verdienen, mit allen Konsequenzen für dieKrank heits- oder die Altersvorsorge. Selbstausbeutung ist die unab-dingbare Folge einer solch weltweiten Konkurrenzsituation.

Einen Begriff für diese Art von Arbeitnehmer/innen gibt esbereits: Es sind die Crowd-Worker, also Arbeitskräfte, die ihreArbeitsleistung über das Internet vermarkten und erbringen und in

Prekarisierung als Folge neuer Formen der Arbeit.

Was tun?

SCHWERPUNKT: ARBE ITEN 4 .0

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die besonderen

„Die digitaleWelt gestalten“

SCHWERPUNKT: ARBE ITEN 4 .0

die besonderen: Was bedeutet Arbeit 4.0 für die Dienst -leistungsbranche

Annette Mühlberg: Sie krempelt die Branche großenteils komplett um. Im Online-Handel gibt es neue Geschäftsformen,in der Gesundheitsversorgung gibt es Telemedizin, es gibtOnline-Universitäten, in der Pflege werden Roboter Aufgabenübernehmen. Es werden also neue Geschäftsprozesse, neueProdukte und auch neue Arbeitsformen entstehen.

Wie sehen diese neuen Arbeitsformen aus?

Das kommt auf die jeweiligen Tätigkeiten an. Zum einen kannes zur Entgrenzung von Arbeit in Zeit und Raum kommen. Die Tätigkeiten werden zunehmend globaler und vernetzter,zum Beispiel über Online-Plattformen. Das kann positiv für denArbeitnehmer sein. Man kann dadurch selbstbestimmter arbei-ten. Die neue Arbeit kann aber auch fremdbestimmt sein undeinen rund um die Uhr fordern. Diese dauernde Erreichbarkeitübt auf den Einzelnen einen immensen Druck aus. EineCallcenter-Tätigkeit kann zum Beispiel irgendwo auf der Weltwahrgenommen werden, solange die erforderliche Sprachebeherrscht wird. Das ist ja auch schon heute der Fall.

Sind die Callcenter dann so eine Art Vorreiter für 4.0?

Ja. In punkto Dezentralisierung und Globalisierung von Arbeitnehmen sie Entwicklungen vorweg, die künftig viel mehrBranchen betreffen werden.

Werden Berufe durch die Digitalisierung wegfallen?

Ja, zumindest Tätigkeiten. Etwa in der Sportberichterstattung ist die Entwicklung zum Beispiel schon heute so weit, dass kleinere Texte nicht mehr vom Journalisten geschrieben werden, sondern vom Kollegen Computer, also vollautomatisch. Auch die Jahresbilanz eines Unternehmens wird von einer Softwareerstellt – aus Textbausteinen. Diese Technologie ist schon sehrweit gediehen. Da werden Texte aus verschiedenen Jahren mit-einander abgeglichen. Die Buchhaltung füttert das System, der Rest funktioniert fast automatisch. Alle Bereiche, die auch automatisch erfassbar sind, wie im Rechnungswesen, werdenkünftig digitalisiert. Hier gibt es für die Unternehmen undVerwaltungen weit gehende Rationalisierungsmöglichkeiten.

Die Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt verändern.Diesen Prozess wollen die Gewerkschaften begleiten undgestalten. Ein Gespräch mit Annette Mühlberg, Leiterin

der ver.di-Projektgruppe „Digitalisierung“.

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Das bedeutet eine Verschiebung von Tätigkeiten – alte fallenweg, neue entstehen. Ab wann wird aber eine solche Ent wick -lung gefährlich?

Es gibt bereits eine Diskussion zur Automatisierung juristischerEntscheidungen. Das darf natürlich nicht passieren. Hier bege-ben wir uns in Bereiche, die von der Abwägung des Menschenabhängig sind, in denen ein einfaches 1-0-Schema, nach demder Computer entscheidet, nicht ausreicht. Bei juristischenEntscheidungen geht es um Ermessenspielraum – ebenso bei-spielsweise bei der Gewährung von Sozialleistungen.

Was bedeutet diese veränderte Arbeitswelt für die Gewerk -schaften?

Gewerkschaften müssen ein Verständnis von der technologi-schen Entwicklung bekommen, von den Prozessen, die dort ent-stehen. Wir müssen vorausschauend agieren. Wir müssen unsschon heute fragen: Welche Berufe, welche Tätigkeiten fallenweg? Diesen Prozess müssen wir aktiv begleiten und gestalten.Es ist wichtig, dass die einzelnen Branchen, die betroffen sind, selbst innovativ an diese Technik herangehen und nachLösungen suchen. Dazu müssen sie diese vernetzten Techno -logien verstehen, in ihren Chancen und Möglichkeiten.

Gibt es da bereits Ansätze?

Ja. Da gibt es beispielsweise den Grünbuch-Dialog mit demBundesarbeitsministerium. Letztlich geht es für uns alle darum,soziale Standards zu formulieren, die auch für Arbeiten 4.0 gel-ten. Das betrifft sowohl den Arbeits- und Gesundheitsschutz,faire Löhne, soziale Absicherung, öffentliche Leistungen als auchPersönlichkeitsrechte. Grundsätzlich gilt: Die Gestaltung dieserTechnik muss mitbestimmbar und nachvollziehbar sein auch,damit sie weniger manipulierbar ist. Der Mensch muss im Mittel -punkt der Entwicklung stehen, die Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer müssen auf Basis auch von Arbeit 4.0 ein gutesLeben führen können. Dann führt die neue Technik auch nichtzur Prekarisierung. W

Fragen: Bernd Lohrum

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die besonderen

TOUR IST IK

Gutsherren adéEin neuer Flächentarifvertrag für die Reisebranche

ist nach jahrelangen Verhandlungen vollbracht

VON ANNEMARIE DINSE

Der Gehaltstarifvertrag (Fläche) für die Touristikbranche, d.h. fürrund 68.000 Beschäftigte, ist nach fast fünf Jahren wieder in

Kraft. Damit war der von ver.di als „letztmalig“ titulierte Versuch,„die Fläche zu retten“ erfolgreich.

Die Vergütungserhöhung trat rückwirkend ab 1. Mai 2015 inKraft. Für die Beschäftigten bei den Veranstaltern gibt es 7,85Prozent und für die Beschäftigten im Vertrieb 4 Prozent mehrGehalt. Letztere erhalten weitere 2 Prozent, sofern sich die Tarif -parteien bis zum 31. Oktober 2015 auf die Kriterien dieser alsvariabel ausgestalteten Vergütung verständigen können. Bei denAuszubildenden wird die Tabelle Ost abgeschafft, so dass alleAuszubildenden nach der (ursprünglichen) Tabelle West mit einemPlus von 75 Euro brutto monatlich vergütet werden. Das kann sichsehen lassen. Der Laufzeit des Tarifvertrages beträgt sechs Monate.

Unter dem Strich erhalten die Beschäftigten, nach Verrechnungder durch die Unternehmen zwischenzeitlich gewährten so ge -

nann ten freiwilligen Erhöhungen, tabellenwirksam 0,75 bis 3 Pro -zent mehr Geld. Bei einer Erhöhung unter einem Prozent wurdezusätzlich eine Einmalzahlung von 250 Euro brutto vereinbart.

Dank dieses Tarifabschlusses ist in der Reisebranche endlichwieder Schluss mit den sogenannten freiwilligen Erhöhungen, mitder Gutsherrenart.

Dennoch ist die ver.di-Tarifkommission, die dem Verhandlungs -ergebnis mit großer Mehrheit zugestimmt hat, weit entfernt, denTarifabschluss, jenseits der Erhöhung der Vergütung für die Aus -zubildenden, zu bejubeln. Insbesondere passt uns nicht, dass esnunmehr für die Beschäftigten im Vertrieb und beim Veranstalterunterschiedliche Gehaltstabellen gibt. Dies war aber nicht zu ver-hindern. Es spiegelt vielmehr die Realität in den Unternehmen seitdem Jahre 2011 wider.

Letztlich dokumentiert dieser Tarifabschluss das Kräfteverhältniszwischen Arbeitgeber- (DRV-T) und Arbeitnehmerseite (ver.di). Wirsind weder Zwerge noch Riesen. Fazit: Wir müssen wachsen. W

BCD schließtStandorteDer derzeitige Marktführer für Geschäftsreisen in Deutschland,

BCD Travel mit etwa 2000 Beschäftigten, will zum Jahres -ende 2015 in Deutschland fünf Standorte schließen. In dennächsten zwei bis drei Jahren will die Geschäftsreisekette auf 12bis 15 Standorte schrumpfen. Damit würde jeder zweite Standortverloren gehen. Zunächst betroffen sind 67 vor allem langjährigBe schäftigte in Hannover, Celle, Kassel, Aachen und Karlsruhe.Die geplante neue strategische Ausrichtung ist für ver.di und dieBetriebsräte bei BCD Travel nicht nachvollziehbar. Will man sichvon teureren und/oder unliebsamen Beschäftigten trennen? DennErsatzarbeitsplätze in zumutbarer Entfernung gibt es nicht. Sichergibt es Unternehmen, die ihre Reiseplanungen selbst im Internetvornehmen. Jedoch nehmen viele nach wie vor gerne die Diensteder Fachleute in Anspruch. Diese haben die Kompetenz unddurch die Vielzahl der Buchungen auch die notwendige Er -fahrung für eine rasche Bearbeitung. Vor allem klein- und mittel-ständische Unternehmen schätzen diese Entlastung im täglichenGeschäft. Allerdings werden hier auch die Experten vor Ort gefor-dert und laufend wechselnde Ansprechpartner nicht akzeptiert.Im Großkundengeschäft wird es durch sinkende Reise budgets

immer schwieriger, langfristig kostendeckende Verträge zu ver-einbaren. Nur eine Kombination der Kundenvielfalt sichert aufDauer notwendige Umsatzvolumina und somit auch die Arbeits -plätze. Geschieht dies nicht, ist ein weiterer Arbeits platzabbau zubefürchten. Die ver.di-Tarifkommission bei der BCD Travel hatdaher die Geschäftsführung aufgefordert, Verhand lungen zueinem Beschäftigungssicherungstarifvertrag, der eine befristeteArbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich vorsieht, aufzu-nehmen. Aktuell lehnt die Geschäftsführung jegliche Verhand -lungen ab. W

Eine Petition gegen die Schließungen kann hier unter-schrieben werden:https://www.openpetition.de/petition/online/bcd-travel-ein-nein-zu-standortschliessungen-in-hannover-und-celle

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die besonderen

Dazu werden Gewerkschaft und Beschäftigtespürbar den Druck erhöhen müssen. „Wir lehnenschlechtere Arbeitsbedingungen für neue Be -schäftigte ab. Es geht darum, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb der Beschäftigten zu ver-hindern und tarifliche Ansprüche dauerhaft für

alle Beschäftigten zu sichern. GlobalBusiness Travel ist gut beraten, Tarif -

verhandlungen mit uns zu führen.Denn gute Arbeit und gute Ge -schäfte gehören zusammen.Bleibt das Unternehmen bei sei-ner Blockadehaltung, werdenwir den Druck erhöhen“, sagtever.di-BundesvorstandsmitgliedUte Kittel.

American Express hat 2014 fünf-zig Prozent der Sparte Geschäftsreisen an

eine Investoren gruppe verkauft. Diese firmiertunter dem Namen American Express GBT III B.V.Die Beschäftigten dort erledigen nach wie vor diegleichen Auf gaben, doch das Unternehmen GBTIII befindet sich nicht mehr in der Tarifbindung.Die Firma beabsichtigt, bei Neueinstellungen vonden bisherigen tariflichen Standards der Alt be -schäftigten abzuweichen. So soll die wöchentli-che Arbeitszeit von 38,5 Stunden auf 40 Stun denerhöht und der Urlaubsanspruch von 30 Tagenreduziert werden. Für Alt- und Neu be schäftigteweigert sich das Unternehmen, tariflich abgesi-cherte und damit verlässliche Gehalts er höhungenzu bezahlen. W

VON WALTER LOCHMANN

Ver.di kritisiert, dass das Geschäftsreisen-Un -ter nehmen American Express Global Business

Travel (GBT III B.V.) Verhandlungen über einenHaustarifvertrag verweigert. Das Unter nehmenhatte eine entsprechende For de rung vonver.di im März zurückgewiesen undauf ein neuerliches Ge sprächs an -gebot von Ende Juni bis EndeAugust nicht reagiert. Es wirdberichtet, der Ar beitgeber halte„Ärger mit ver.di“ für nicht un -üblich und er weiche keinenMilli meter von seiner Verwei -gerungshaltung ab.

Die Kolleginnen und Kollegen derTarif kommission haben im Sommer unterden Be schäftigten eine Tarifbefragung durch -geführt. Über 90 Prozent der Befragten be -fürworten die Aufnahme von Tarifverhand lungen.Etliche Be schäftigte haben sich für einen Eintrittin die Gewerkschaft entschieden. Für die Tarif -ver hand lungen ist eine Tarifkommission mit Ver -tre terin nen und Vertretern der Beschäftigten ausallen sechs bundesweiten Standorten gebildetworden. Auch der Gesamtbetriebsrat sowie diesechs regionalen Betriebsräte unterstützen dieForde rung nach einem Haustarifvertrag. Um denForde rungen der Beschäftigten Nachdruck zu ver-leihen und dem Arbeitgeber zu signalisieren, dasser sich bewegen muss, werden inzwischen Be -triebs ver sammlungen während der Arbeitszeitdurchgeführt. Bei GBT III arbeiten an sechs bun-desdeutschen Standorten gut 600 Beschäftigte.In zwischen fanden an nahezu allen StandortenMitgliederversammlungen statt, auf denen dieForderungen diskutiert wurden. Es gibt eine brei-te Zustimmung zu folgenden Forderungen:

Der Branchen-Mantel-Tarifvertrag soll in ei -nem Haustarifvertrag übernommen werden alssogenannter Anerkennungstarifvertrag. Im Ent -geltbereich sollen die unterschiedlichen freiwilliggezahlten Zulagen tarifiert und damit rechts sichergemacht werden und das Grund gehalt soll um 6Prozent erhöht werden.

S O L I D A R I T Ä T

W Button Day am 2. Sep -tember bei GBT III

Solidarität macht stark – undes war ein starkes Zeichen, dass am 2. September an denStandorten von American ExpressGlobal Business Travel (GBT III)die zahlreichen ver.di-Mitgliederund viele Beschäftigte einenButton trugen. „HaustarifvertragJETZT!“ mit dem ver.di-Logo unddem in der Tarifkommission kreierten Motto

G ewerkschaftB ietetT arifsicherheit

In den Mitglieder versamm -lungen haben die Mitglieder dieTarifforderungen diskutiert und esgab eine überwältigende Mehr -heit für die drei großen Ziele: DenManteltarifvertrag der Brancheals Anerkennungs tarifvertrag, umden Urlaub, die 38,5-Stunden -woche und zahlreiche Vergünsti -gungen zu sichern, die Sicherungder jetzt gezahlten Gehälter mitzahlreichen freiwilligen und jeder-zeit widerrufbaren Zulagen alstarifliches Monats entgelt undeine lineare Gehalts erhöhung von6 Prozent. W

ver.di fordert Haustarifvertrag für American Express Global Business

Travel III – bislang blieb der Arbeitgeber stur

Gute Arbeit,gutes Geschäft

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Anne Erben, Tarifkommissionsmitglied, kämpft mit Kolleginnen beim Button Day am 2. Septemberbei amex gbt III für einen Haustarifvertrag

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die besonderen

W A R N S T R E I K S

W PAY TV-SENDER SKYBald Tarifvertrag fürCallcenter?

Es tut sich was bei Sky inSchwerin: Seit 15 Jahren existiertdort ein Callcenter-Standort,knapp 750 Beschäftigte sind dorttätig, aber bisher gibt es keineTarifbindung. Das soll sich nunändern! In den vergangenenMonaten hat sich die Mehrheitder Kolleg/innen in ver.di organi-siert, eine Betriebsgruppe wurdegegründet. Zwischenzeitlichwurde auch eine Tarifkommissiongebildet und der Entwurf füreinen Tarifvertrag erarbeitet.Einer Aufforderung von ver.di zurAufnahme von Tarifverhand -lungen kam die Geschäftsführungbisher nicht nach, vielmehr setztsie immer noch auf den Dialogund auf Vereinbarungen mit demBetriebsrat. Den Beschäftigtensind aber die Grenzen einer„Durchsetzungsfähigkeit vonForderungen“ durch die Betriebs -räte bewusst, deshalb wurden inden vergangenen Wochen auchdie ersten Warnstreiks zur Durch -setzung eines Tarifvertragesdurchgeführt. Die Beteiligung warbisher toll, die Stimmung unterden Teilnehmer/innen kämpfe-risch – ein Ergebnis gibt es abernoch nicht. Bisheriger Höhepunktwar dann kurz vor Redaktions -schluss der vierte Warnstreik amSamstag, den 15. August, strate-gisch passend zum Beginn derneuen Bundesligasaison. Es gabviele Tore zum Start der Bundes -liga, wir sind uns sicher, dieGeschäftsführung schießt einEigentor, wenn sie sich weiterhinTarifverhandlungen mit ver.di verweigert. W

Ulrich Beiderwieden

nicht besetzt werden. Ein bundesweites Verbotder Sonntagsarbeit in Callcentern würde dieArbeitsplätze attraktiver machen. Schulabgängerüberlegen genau, in welchen Firmen sie ihre Aus -bildung beginnen. Dabei entscheiden sie sich fürBetriebe mit – tarifvertraglich – geregelten Dienst -zeiten und tariflich geregelten Entgelten und wei-teren Konditionen.

Die Branche beklagt ihr schlechtes Image, diehohe Fluktuation, die gewaltigen Krankenständeund die damit verbundenen Kosten, z.B. für stän-dig notwendige Aus- und Weiterbildung. Bei demThema Sonntagsarbeit besteht jetzt die Mög -lichkeit, konkret bessere Arbeits bedingun gen zuerreichen.

Darüber hinaus streitet ver.di in den An -hörungen bei den Ministerien schon jetzt darübermit den Callcenter-Verbänden, in welchem Um -fang die Erreichbarkeit sonntags überhaupt gege-ben sein muss. Die Branchenverbände be hauptenmittels nicht repräsentativer Um fragen, dass diedeutschen Konsumenten zu einem großen Teilden sonntäglichen Service verlangten. Sie drohensogar damit, Arbeitsplätze ins Ausland zu verla-gern, sollte das Gros der werktäglichen Anfragensonntags nicht mehr bearbeitet werden können.

„Wirtschaftliche Interessen haben an Sonn-und Feiertagen hinter den Bedürfnissen derBeschäftigten zurückzutreten“, betont UlrichBeiderwieden, bei ver.di für Callcenter zuständigist: „Callcenter können bei Bedarf und Nachfragean sechs Tagen rund um die Uhr erreichbar undtätig sein, also insgesamt 144 Stunden. Damitkönnen aus unserer Sicht die Bedürfnisse vonKunden und die geschäftlichen Aktivitäten derAnbieter in guten Einklang miteinander gebrachtwerden.“ W

Mehr zum Thema und zur Unterschriftenaktionunter: https://besondere-dienste.verdi.de

VON CHRISTIAN SZEPAN

Nachdem ver.di zusammen mit der Evan -gelischen Kirche eine höchstrichterliche Ent -

scheidung Ende vergangenen Jahres erstrittenhat, werden nun die sonn- und feiertäglichenCallcenter-Tätigkeiten in Hessen massiv einge-schränkt. Bund und Länder streben eine einheitli-che Regelung an. Die Verordnung soll auch fest-legen, auf welche Arten von Telefongesprächendie Sonntagsarbeit begrenzt wird.

ver.di hat nun am 15. September in den Be -trieben eine bundesweite Unterschriftenaktion ge -startet. Damit soll unterstrichen werden, dass dieMehrheit der Beschäftigten in Callcentern dieSonntagsarbeit als persönlich belastend und unnö-tig betrachtet und deswegen ablehnt. Außerdemunterliegen Sonn- und Feiertage einem besonde-ren verfassungsrechtlichen Schutz und haben füralle Beschäftigten eine besondere Bedeutung.

Eine Umfrage unter ver.di-Betriebsräten zeigtein anderes Bild: Anrufern ist es zum Teil peinlich,am Sonntag anzurufen. Eine Verlagerung derArbeits plätze ins Ausland erscheint unwahrschein-lich, denn die von den Auftraggebern vorgegebe-nen Qualitätsstandards werden dort im Regelfallnicht erreicht. Auch das auf Hessen beschränkteSonntagsarbeitsverbot hat in dem Bundesland zukeinem nennenswerten Stellenabbau geführt.Auf gabenstellungen, die jetzt an Standorten inanderen Bundesländern abgewickelt werden,haben zur Folge, dass dort mehr Kolleg/innen zurSonntagsarbeit eingeteilt werden.

Nach Ansicht der ver.di-Betriebsräte sind deut-lich weniger als zehn Prozent aller Anrufe amSonntag sofort zu klären. Schadensfälle an denAutobahn-Notrufsäulen oder Sperrungen vonKreditkarten müssten sofort aufgenommen undbearbeitet werden. Fragen zur Strom- oderHandy rechnung oder Urlaubsreisen könnten aberauch am darauf folgenden Montag geklärt odergebucht werden. Dies führt zu mehr Anfragennach dem Wochenende.

Zahlreiche Stellen können trotz intensiverSuche der Arbeitgeber in der gesamten Branche

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Wenigstens sonntagsmuss Ruhe seinver.di startet Kampagne gegen Sonn- und Feiertagsarbeit in Callcentern

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Zudem haben beide Seiten vereinbart, zeitnah über die Moderni -sierung des Manteltarifvertrags sowie über einen Tarifvertrag zumdemografischen Wandel zu verhandeln.

Der ver.di-Tarifkommission ist bewusst, dass sich viele – auchangesichts der guten wirtschaftlichen Lage der Wohnungs unter -nehmen – mehr gewünscht haben. Der Abschluss spiegelt aber denStand der gewerkschaftlichen Organisierung der Branche wider:Für diesen bescheidenen Organisationsgrad wurde ein sehr gutesErgebnis erzielt, das den ver.di-Mitgliedern und den engagiertenKolleg/innen in der Bundestarifkommis sion zu verdanken ist.

In den vergangenen Monaten ist deutlich ge wor den, dass derArbeitgeberverband den Mantel tarifvertrag zu Ungunsten der Be -schäf tigten verändern will (im Manteltarifvertrag sind alle Arbeits -bedingungen geregelt). Konkret wollen die Arbeitgeber dieArbeitszeiten „flexibilisieren“, also erhöhen, die Urlaubsregelungenverschlechtern und Eingruppierungen ändern. Er be steht darauf,dass über Änderungen des Mantel tarifvertrags verhandelt wird. EinAus ruhen ist also nicht in Sicht. ver.di wird daher in den kommen-den Monaten verstärkt versuchen, in den Betrieben mit denKolleg/innen über die Vorgän ge in der Branche und eine Strategieder Be schäf tigten ins Gespräch zu kommen. Ver netzungs treffender Betriebsrät/innen, Schu lun gen der ver.di-Aktiven und Infor -mations veran stal tungen der regionalen Arbeitskreise Wohnungs -wirtschaft sollen hier Impulse geben. W

VON CARLA DIETRICH

Ende Juni – kurz vor Auslaufen des alten Ent gelttarifvertrags –konnte die ver.di-Tarif kommission für die Wohnungswirtschaft

ein Tarifergebnis abschließen, das sich durchaus sehen lassenkann. Allerdings waren die Ver handlungen schwierig und Ak tio -nen nötig. Und schon jetzt steht fest: Nach dem Tarifabschluss istvor dem Tarifabschluss.

Die ver.di-Tarifkommission hatte nach breiter Diskussion unterden ver.di-Mitgliedern gemeinsam mit der IG BAU ihre Tarif forde -rungen be schlossen. Diese lauteten:W Erhöhung der Löhne und Gehälter um einen Festbetrag von

215 EuroW Erhöhung der Ausbildungsvergütung um einen Festbetrag von

110 EuroW Laufzeit 12 MonateW Einstieg in einen Tarifvertrag zum demografischen WandelW zwei zusätzlich bezahlte Freistellungstage für Mitglieder der

IG BAU und ver.di

Doch bereits in der ersten Verhandlungsrunde wurde deutlich:Das wird schwierig. Denn die Arbeitgeberseite verkündete, einenFestbetrag würde sie niemals akzeptieren. Und überhaupt, bei derniedrigen Inflation sollten auch die Ent gelte nicht viel steigen. Ausder ersten Verhand lungsrunde hat die Tarifkommission daher nochnicht einmal ein Angebot mitnehmen können. Und auch in derzweiten Verhandlungs runde gab es wenig bis keine Bewegung.

Daraufhin haben in einigen Landesbezirken Aktionen stattge-funden. Und die Bundestarif kommis sion hat anlässlich der drittenVerhand lungsrunde zu einem Pressegespräch geladen, um ihreSicht der Dinge darzustellen.

Und tatsächlich, nach harten Verhandlungen kam die Arbeiter -geberseite der Kommission weit entgegen. Für die unteren Lohn-und Gehalts gruppen konnte ein Sockelbetrag erreicht werden undauch alle anderen bekamen eine Entgelt steigerung, die sogar nochüber dem Abschluss der Versicherungswirtschaft liegt.Abgeschlossen wurde konkret:W ab 1. Juli 2015: für die Gehaltsgruppen I, II und III,1. Berufsjahr

und die Lohngruppen I bis III 70 Euro mehr; für alle anderen2,4 Prozent mehr Geld

W ab 1. Juli 2016: 2,2 Prozent mehr Geld für alle Lohn- undGehaltsgruppen

W Auszubildende erhalten ab 1. Juli 2015 30 Euro und ab 1. Juli2016 25 Euro mehr Ausbildungsvergütung

W Laufzeit 24 Monate

Nach dem Abschluss istvor dem Abschluss Nach harten Verhandlungen hat die ver.di-Tarifkommission ein Tarifergebnis

in der Wohnungswirtschaft erzielt. Nun geht es um den Manteltarif

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die besonderen

Erst das Haus,dann der MantelFünf Wochen Streik bei Prosegur in Potsdam

haben ein gutes Tarifergebnis gebracht. Nun geht

es in die nächste Runde

VON ANDRÉ POLLMANN

Der massive fünfwöchige Streik bei Prosegur inPotsdam erklärt sich nicht nur über die zu

Beginn wenig konstruktive Tarifverhandlungs -führung der Arbeitgeberseite, sondern insbeson-dere über die Enttäuschung der letzten Lohn -erhöhungen, die für die Beschäftigten der Geld-und Wertdienstbranche in Berlin-Branden burgziemlich mager ausfielen. Gleich zeitig wurde eineÖffnungsklausel für einen Mantel tarifvertrag imBundesrahmentarifvertrag für diese beiden Län -der geschaffen, die eine eigenständige regionaleTarifkampagne ermöglichen sollte. Vor diesemHintergrund fand im Juni 2014 ein Sondie rungs -gespräch für einen Manteltarif vertrag Ber lin-Bran denburg mit dem Arbeitgeber verband statt,das ergebnislos blieb.

Die Kollegen/innen von Prosegur Potsdamsahen sich daher veranlasst, ihren eigenen Haus -tarifvertrag Ende 2014 zu kündigen, um zumin-dest für ihren Standort den seit 2001 und dannim Jahr 2004 verschlechterten Manteltarifvertragzu verbessern. Die Verhandlungen auf der Be -triebsebene scheiterten rasch; der seit dem 28.April fortwährende und von der Belegschaft kon-sequent geführte Arbeitskampf wurde nach 25Streiktagen ausgesetzt. Erst danach konnte eingutes Verhandlungsergebnis erzielt werden:W Der Mehrarbeitszuschlag beträgt nicht mehr

12,5 Prozent, sondern wie branchenweit 25Prozent. Damit konnte die seit 2004 beste-hende Lücke geschlossen werden.

W Die Angestellten wurden in denGeltungsbereich aller Tarifregelungen hinein-genommen. Damit stehen auch ihnenZeitzuschläge und andere Vergünstigungenendlich tariflich zu.

W Die soziale Absicherung in Fällen wieArbeitsunfähigkeit, Invalidität und Tod in undaußerhalb der Arbeitszeit wurde ausgebautund dort, wo es Regelungen gab, verbessert.

Kern des Tarifkompromisses ist der „Produk tivi -täts pakt“. Wie jedes kapitalistische Unter neh -men, muss und wird Prosegur die Produktivität

anheben, um die Profite zu steigern. Mit demProduktivitätspakt ist es nicht nur gelungen, dieseSteigerung zur Hälfte in Form einer Prämie derArbeitnehmerschaft zukommen zu lassen, son-dern auch die Belegschaft in einem durch denBetriebsrat mit gesteuerten Verfahren, dem „kon-tinuierlichen Verbesserungsprozess“ (KVP), an derArt dieser Produktivitätssteigerung zu beteiligen.

Die ver.di-Mitglieder halten dies für einenSchritt, den Standort zu sichern und die Arbeitaus ihrer Perspektive sinnvoll zu gestalten. Allzuviel ist in der Vergangenheit in dieser Richtungnicht geschehen. Der Tarifkommission ist be -wusst, dass diese neue Philosophie Vertrauen indie Unternehmensleitung voraussetzt. DiesesVertrauen wurde für die Tarifkommission nach derAussetzung des Streiks erstmals spürbar. Die Be -lastbarkeit wird sich in der Praxis erweisen.

Erreicht der Betrieb das alte Produktivitäts -niveau von vor der Fusion mit Brinks, erhalten alleBeschäftigten eine Prämie von 1,01 Euro proStunde. Als Mindestbetrag wurden 0,30 Euro proStunde vereinbart. Mit der Erhöhung der Tarif -entgelte erhöht sich die Prämie ebenfalls, dennsie wurde dynamisch an die Tarif ent wick lung ge -koppelt.

Die Lösung bei Prosegur in Potsdam bedeutetjedoch nicht, dass die Kollegen/innen einem ge -meinsamen Manteltarifvertrag für Berlin undBrandenburg näher gekommen sind. Geradediese Punkte wurden vertagt, eine etwaigeFriedens pflicht aber ausgeschlossen. Eine Lösungkann nur mit den Beschäftigten bei Ziemanngelingen, die – und das war zu Beginn der Tarif -kampagne bei Prosegur noch Zukunftsmusik –mittlerweile einen gefestigten Betriebsrat undeinen sehenswerten gewerkschaftlichen Organi -sa tionsgrad vorweisen können. Zu den Kern -forderungen gehören bislang: Erschwernis zu -schläge, ein Gesundheitsförderungszuschlag, Ur -laubs- und Weihnachtsgeld, Jubiläums-/Treue geldund eine finanzielle Absicherung der Be schäf -tigen in Risikofällen. W

G E L D - U N D W E R T

W Mindestlohn eingeführtSeit dem 1. Juli gilt für alle

Unternehmen der Geld- undWert-Dienste ein bundesweiterMindestlohn. ver.di und dieBundesvereinigung DeutscherGeld- und Wertdienste (BDGW)hatten eine entsprechendeRechts verordnung nach demArbeitnehmerentsendegesetzbeim Bundesministerium fürArbeit und Soziales beantragt.Grundlage ist der Bundeslohn -tarifvertrag vom 11.11.2013.Dem hat das Bundeskabinett nunzugestimmt.

ver.di konnte umsetzen, dassder Bundeslohntarifvertrag fürGeld- und Wertdienstleistungenfür alle Unternehmen gilt, egal obin- oder ausländisch. Damit wirdeine weitere Preiskonkurrenzdurch Dumpinglöhne verhindert.

Die Mindeststundenlöhne fürSicherheitsmitarbeiter/innenbetragen bei mobilen Dienst leis -tungen (Geld- und Wert trans -port): in Baden-Württemberg undBayern 13,98 Euro, in Bremen,Hamburg und Hessen 13,66 Euro,in Niedersachsen 14,41 Euro, inNordrhein-Westfalen 15,29 Euro,in Rheinland-Pfalz und Saarland12,56 Euro, in Schleswig-Holstein11,47 Euro sowie in Berlin, Bran denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 10,92 Euro.

Bei den stationären Dienst -leistungen (Geldbearbeitung) gelten: in Baden-Württemberg,Bremen, Hamburg und Nieder -sachsen 12,01 Euro, in Bayern,Hessen und Nordrhein-Westfalen12,56 Euro, in Rheinland-Pfalz,Saarland und Schleswig-Holstein9,83 Euro, in Berlin, Brandenburg,Sachsen, Sachsen-Anhalt,Mecklen burg-Vorpommern undThüringen 9,06 Euro.

Die Mindeststundenlöhnewerden zum 1. Januar 2016 an -gehoben. Wird der Mindest lohnnicht gezahlt, muss dies beimjeweiligen Arbeitgeber geltendgemacht werden, ver.di unter-stützt hierbei ihre Mit glieder. W

Hans-Peter Kilian

STREIK

GELD- UND WERTDIENSTE

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die besonderen

VON STEPHAN SIELEMANN

Am 9. Juni 2015 wurde es feierlich in Paris: Arbeitnehmer ver -treter/innen aus 17 Ländern trafen sich, um nach sechs-mona-

tigen Verhandlungen mit intensiver Unterstützung von UNI Europaeinen Vertrag zur Einrichtung eines European Company WorksCouncil (ECWC) in der Muttergesellschaft der Teleperformance zuunterschreiben.

Die Arbeitnehmervertreter/innen aus Frankreich und Belgienhatten den Prozess eingeleitet. Es wurde eine Besondere Ver -handlungsgruppe gebildet, die Mitglieder fanden sich schnell undohne Probleme zusammen und konnten so zielstrebig an demThema arbeiten.

Wichtige Regelungen der Vereinbarung

Der ECWC ist nach französischem Modell eingerichtet, wonach derGeschäftsführer den Vorsitz innehat und ein Arbeit nehmer vertre -ter als dessen Stellvertreter fungiert. Jedes Land, in dem Tele perfor -mance einen Standort hat, hat unabhängig von dessen Größe oderPersonalstärke einen Sitz im ECWC.

Aktuell sind 17 Länder in dem Gremium vertreten. Das kleinsteLand hat sechs, das größte Land 7418 Mitarbeiter/innen, insgesamtwerden durch den ECWC über 33.000 Beschäftigte vertreten.

In dem geschäftsführenden Ausschuss des ECWC sitzen siebenstatt üblicherweise fünf Vertreter/innen, da hier der Anzahl der zuvertretenen Länder Rechnung getragen wurde.

Des Weiteren ist es in Absprache mit dem Arbeitgeber möglich,dass ein Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses in einMitgliedsland reist, um vor Ort gemeinsam mit den jeweiligenLänder vertreter/innen Themen und Probleme zu besprechen. Re -gulär trifft sich der ECWC einmal pro Jahr, ein weiteres Meeting istauf Anfrage beim Vorsitzenden möglich. Die Kosten des ECWCträgt die Konzernmutter.

Jedem ECWC-Mitglied stehen pro Jahr 5 Tage Training mitGenehmigung des Arbeitgebers zu, der die Kosten dieses Trainingsübernehmen muss.

Ebenso steht jedem Mitglied das Recht zu, an einem Eng -lischtraining teilzunehmen, das regulär außerhalb der Ar beits zeitstattfindet, aber vom Arbeitgeber bezahlt wird.

Wichtige Rahmenbedingungen

Der ECWC ersetzt keine nationalen Mitbestimmungsgremien. Dienationalen Betriebsräte/Gremien bleiben intakt und unberührt. InDeutschland sind dies die örtlichen Betriebsräte sowie der Gesamt-als auch der Konzernbetriebsrat. Im Oktober dieses Jahres wird vor-aussichtlich die konstituierende Sitzung des ECWC stattfinden.

Die Länder sind sehr engagiert dabei und die Arbeitnehmer -vertreter/innen sind zuversichtlich, dass sich alle an dem ECWCbeteiligen. Die gewerkschaftliche Beteiligung ist gut und die UNIEuropa wird auch weiterhin den Experten stellen. Uns war dieVernetzung der Länder sehr wichtig, dies klappt bisher gut und wirsehen als lokaler Betriebsrat in Dortmund die Entwicklung desECWC sehr positiv. Der Kontakt mit den anderen Ländern zeigtewie so oft, dass die Themen und Probleme sich nicht sehr unter-scheiden. Die „BUZZ“ Wörter (konzerninterne Fachbegriffe) inDeutschland, greifen meist auch in den anderen Ländern.

Durch diese Kontakte stehen die Belegschaften nun viel engerzusammen, wovon auch ver.di und die anderen nationalen Ge -werkschaften profitieren werden.

Für die Zukunft ist eine sehr enge Zusammenarbeit verabrede-tet. Alle gehen mit viel Schwung in die konstituierende Sitzung undwerden den länderübergreifenden Austausch weiter fördern.

Fazit

Als Sprecher der Besonderen Verhandlungsgruppe kann ich nurempfehlen, diese Möglichkeit der länderübergreifenden Zusam -men arbeit zu nutzen, wenn die Voraussetzungen vorliegen. Lassteuch beraten, holt euch die Unterstützung von ver.di oder über UNIEuropa. UNI war für uns ein sehr wichtiger Partner, der uns mit sei-ner Expertise sicher durch die Verhandlungen geführt hat. W

DAS GUTE BE ISP IEL

Geht dochDer Callcenter-Dienstleister Teleperformance hat einen Europäischen Betriebsrat gebildet

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VON BERND LOHRUM

Wenn am Ende einer Amtsperiode der ver.di-Bundeskongress stattfindet, ist die Wahl

des künftigen Bundesvorstands stets einer derHöhepunkte dieser Veranstaltung. So nutzten die„neuen“ Kandidatinnen und Kandidaten die Ge -legenheit des Delegiertentreffens der Fach -bereiche 5 und 13, sich in kleinem Kreise vorzu-stellen und den Delegierten Rede und Antwort zustehen.

Zum ersten Mal auf einem Bundeskongresszur Wahl stehen Ute Kittel für die Fachbereiche 5Bildung, Wissenschaft und Forschung und 13Besondere Dienstleistungen, Christoph Meisterfür den Fachbereich 1 Finanzdienstleistungen,Andreas Scheidt für den Fachbereich 2 Ver- undEntsorgung, Gabriele Gröschl-Bahr für denFachbereich 4 Sozialversicherung, WolfgangPieper für die Fachbereiche 6 Bund und Länderund 7 Gemeinden und Ute Grandt als Vorstandfür Personal. Sie alle informierten über ihre Vor -stellungen, wie sie ihre jeweiligen Bereiche führenund entwickeln wollen.

Doch ist diese Wahl nicht einmal der Schwer -punkt des Kongresses: Tatsächlich wird die ge -werk schaftspolitische Ausrichtung der kommen-den Jahre maßgeblich durch die Beschlüssegeprägt, die im Rahmen der Antragsberatungdurch die Delegierten getroffen werden.

Denn die Delegierten des Bundeskongressessind der höchste Souverän unserer Gewerkschaft,sie stellen die Weichen für die nächsten Jahre. Andie vom Kongress getroffenen Entscheidungen istnicht nur der Bundesvorstand, sondern auch derGewerkschaftsrat gebunden.

Das Recht Anträge zu stellen, haben dabeiviele Gliederungen von ver.di: Neben den Bezirks-und Landesbezirkskonferenzen sind dies vorallem auch die Landes- und Bundesfachbereichs -konferenzen. So haben auch die kooperierendenFachbereiche 5 Bildung Wissenschaft und For -schung sowie 13 Besondere Dienstleistungeneine ganze Reihe von Anträgen auf den Weg ge -bracht, die den gewerkschaftspolitischen Hand -lungsrahmen abstecken sollen.

In der Vorbereitung auf den Kongress trafensich am 29. August die Delegierten beider Fach -bereiche, um ihre Vorgehensweise auf dem Bun -des kongress abzusprechen. Um auf dem Bundes -kongress eine Mehrheit unter den Dele gierten zuerreichen, ist in vielen Fällen eine sorgfältige Ar -gu mentation des jeweiligen Antrags er forderlich;im Vorfeld muss also geklärt werden, welche/rDelegierte/r für welchen Antrag spricht und wiedazu argumentiert wird.

Die aus unserem Fachbereich wichtigstenAnträge befassen sich mit dem Streikrecht, derBegrenzung von Offshoring von Dienstleistungen,der Novellierung der Gesetze zu Zeitarbeit undWerkverträgen, der tarifvertraglichen Begrenzungvon Befristungen und der Zusammenarbeit ver.dismit tarifgebundenen Unternehmen.

Daneben galt es aber auch, unter den anderenAnträgen – insgesamt stehen auf dem Bundes -kongress 1245 Anträge zur Abstimmung – die -jenigen herauszufinden, deren Beschließen denInteressen unseres Fachbereichs zuwiderlaufenwürden. Dazu waren Gegenargumente zu sam-meln und Gegenreden vorzubereiten, aber auchFormulierungen zu finden, durch die ein solcherAntrag zugunsten der Interessen unserer Mit -glieder abgeändert werden kann. Nicht zuletztmusste dann festgelegt werden, wer für welchenAntrag vor den Kongressdelegierten die Gegen -argumente vorbringt. W

Weichen stellen„Stärke, Vielfalt, Zukunft“ – unter diesem Motto findet der vierte ver.di-

Bundeskongress vom 20. bis 26. September in Leipzig statt. Mit dabei auch

die Delegierten des Fachbereichs „Besondere Dienstleistungen“

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André Pollmann

MELDUNGEN

tig nivellieren? Mit dem bundesweiten Man tel -tarifvertrag Aviation wurde bereits eine Weichen -stellung vorgenommen. Es zeigt sich aber auch,dass dieser nicht nur Vorteile gebracht hat. Nach -teilig sind insbesondere der Übergang von Lan -destarifverträgen auf den Bundes tarif vertrag,aber auch der Wegfall von Regelungen, etwa zurFreistellung bei Teilnahme an gewerkschaftlichenGremiensitzungen und Ta gun gen.

Da die Laufzeit der Entgelte für Sicherheits -tätig keiten an Verkehrsflughäfen in zehn Bundes -ländern zum 31. Dezember 2015 endet, will derBDSW nun die Gelegenheit nutzen, einen bun des -weiten Entgelttarifvertrag zu vereinbaren. Zu demerklärte der BDSW sich bereit, weiterhin über diesewichtigen Satzungs änderungen und den damitver bundenen Konsequenzen zu informieren.

Ob die Einkommen der Beschäftigten künftigbundesweit in einem Tarifvertrag geregelt werdenoder weiterhin in den landesbezirklichen Flächen -tarifverträgen verbleiben, gilt es in ver.di zu disku-tieren. Deshalb wird es mit haupt- und ehrenamt-lichen Kolleginnen und Kollegen im Herbst eineländerübergreifende Klausurtagung geben, in deres gilt, eine mögliche Tarifstrategie abzustimmen.Letztlich wird es eine politische Entscheidung:Weiter wie bisher – mit welchem Ziel und umwelchen Preis? Oder Chance auf Fläche – mit wel-chen Risiken? W Hans-Peter Kilian

Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft(BDSW) hat im Juni 2015 mitgeteilt, dass die

Gründung eines Fachverbandes Aviation im BDSWbeschlossen wurde. Zu den Aufgaben dieses Fach -verbandes gehören unter anderem die Verhand -lungen über und der Abschluss von Tarifverträgenfür Sicherheits maßnahmen bzw. Sicherheits auf -gaben nach dem Luftsicherheits gesetz. Gleich -zeitig haben die Mit gliedsunter neh men entschie-den, die Tarif zustän digkeit für die Luftsicherheitden Landes gruppen des BDSW zu entziehen.

Zum Hintergrund: Innerhalb der Wach-undSicherheitsbranchen gibt es mehr als 70 Tarif ver -träge. Dies bindet beidseitig viele Kapazitäten,Kraft und Geld. Nicht verwunderlich, dass be -reits vor fünf Jahren zwischen Arbeitgeber/Ver -bandsvertretern und ver.di diskutiert wurde, obes Alternativen zu regionalen Tarifverträgen ge -ben kann. Laut ver.di-Tarifgrundsätzen könntedies nur durch einen Flächentarifvertrag – derbesser ist als die regionalen Regelungen – gehen.Dafür sind aber die Voraussetzungen nichtgeschaffen. Es gab keinen Arbeitgeberverbandund es gibt keine entsprechende Weichen stellungin den Tarifkommissionen. Durch den Fach ver -band Aviation hat der BDSW nun formal dieVoraussetzung geschaffen. Damit sind die gro-ßen Lohnunterschiede längst noch nicht beho-ben. Kann ein Flächentarifvertrag hier vernünf-

W EU-Charta zuTourismus

Im Rahmen eines Treffensvon Gewerkschafts vertreter/in -nen des „European Trade UnionLiaison Committee on Tourism“(ETLC) wurde die von der Europäischen Kommissionvorgelegte „Euro pean Charter for a sustainable undresponsible Tourism“ diskutiert.

Neben unstrittigen Zielen wie einem verantwor-tungsvollen und nachhaltigen, die kulturellenUnterschiede und Reichtümer schützenden Touris -mus hat ver.di deutlich gemacht, dass die Sicherungder sozialen und materiellen Arbeits bedingungender Beschäftigten gleichrangig in die Charta aufge-nommen werden müssen. Für Gabriele Landendroht eine Verlagerung klassischer Reiseveranstal -tertätigkeiten ins Ausland, weshalb der sozialeDialog auf europäischer Ebene intensiviert werdenmüsse. W

W Immer noch keine EU-Verein barungfür Friseur/innen

Die für den 24. Juni 2015 vorgesehene Unter -zeichnung einer europäischen Rahmenverein barungzum „Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“ (imRahmen des sektoralen sozialen Dialogs) wurdeerneut verschoben. Die Kommission betonte aber,dass Kommissarin Thyssen bereit sei, hier Fort -schritte zu erzielen. Die Umsetzung der Rahmen -verein barung wird seit einigen Jahren von derEuropäischen Kommis sion verzögert. Vor allem wer-den rechtliche Bedenken geltend gemacht, dass auf Wunsch der Sozialpartner auch selbstständigeFriseur/innen umfassend miteinbezogen werden sol-len. Eine Entscheidung, ob die Verein ba rung an denRat weitergeleitet wird, soll nach Klärung der recht-lichen Fragen im September so schnell wie möglichfallen. Regina Richter betonte, dass im Interesse der Beschäftigten nun endlich die zwischen Arbeit -gebern und Gewerkschaften vereinbarte Regelungumgesetzt werden solle. W

W André Pollmann, 43 Jahre,geboren in Duisburg, hat sichschon früh für die Gewerkschaftentschieden. Er macht Gewerk -schafts- und Arbeitsthemen zuminhaltlichen Schwerpunkt seinesPolitikstudiums.

Mit Anfang zwanzig enga-giert er sich als Jugendbildungs -referent ehrenamtlich für die IG Metall in Berlin und wird mitMitte zwanzig Personalrat derStudentischen Beschäftigten derFU Berlin. Da ist es nur konse-quent, dass er mit knapp 30Jahren Gewerkschaftssekretär imFachbereich 5 (Bildung, Wissen -schaft und Forschung) von ver.diwird und nun das hauptamtlichtut, was er zuvor schon ehren-amtlich gemacht hat: Betriebeorganisieren, Betriebsräte grün-den, Tarifverhandlungen führen.

Mit knapp vierzig wird AndréPollmann Landesfach bereichs -leiter seines Fachbereichs inBerlin-Brandenburg. Und seit Juli2014 hat er seine Tätigkeit im„Fünfer“ auf eine halbe Stellereduziert, um mit der anderenHälfte den Landesfachbereich 13Berlin-Brandenburg zu führen.André Pollmann ist verheiratetund hat ein Kind.

Bei den ausgesprochen harten Tarifverhandlungen beiProsegur in Potsdam hat er die-sen Sommer erstmals den rauenWind bei den BesonderenDienstleistungen zu spürenbekommen. W

Uta von Schrenk

P O R T R Ä T

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Arbeitgeber sortiert sichGründung eines neuen Fachverbandes Aviation im BDSW

Page 16: ditigales Dumping - ver.di+file++5605052a6f68445214000… · lich macht das die fortgeschrittene Digitalisierung der Arbeits welt, beginnend bei der Produkt ent - wick lung über

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