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Pflanzen Agroscope Merkblatt | Nr. 27 / 2015
Ditylenchus dipsaci im Feld- und Gemsebau
Autoren: Reinhard Eder und Sebastian Kiewnick
Juni 2015
Abb. 1: Typischer herdweiser Befall in einem Zuckerrbenfeld (Foto: R. Eder Agroscope)
Der Stngelnematode Ditylenchus dipsaci kommt weltweit in
gemssigten Klimaregionen vor. In der Schweiz ist D. dipsaci
weit verbreitet und tritt im ganzen Mittelland (von der
Ostschweiz bis an den Genfer See) auf. Er ist bei vielen Feld-
und Gemsekulturen ein wichtiger Schdling. So werden zum
Beispiel Zuckerrben, Zwiebeln, Knoblauch, Roggen, Hafer,
Mais, Luzerne, Rotklee und Erdbeeren befallen.
In extremen Befallsjahren knnen in der Schweiz
Ertragsausflle bis 90% verursacht werden. Durch ein hohes
Vermehrungs- und Schadpotential knnen schon sehr geringe
Populationsdichten (1 bis 2 Tiere pro 250 ml Boden) zu
enormen Schden bei empfindlichen Kulturen fhren.
Im Folgenden werden die Biologie, das Wirtspflanzen-
spektrum, durch Ditylenchus dipsaci verursachte Symptome
und die Mglichkeiten fr Managementmassnahmen
vorgestellt.
Ditylenchus dipsaci im Feld- und Gemsebau
2 Agroscope Merkblatt | Nr. 27 / 2015
Der Stngelnematode Ditylenchus dipsaci
Die Verwendung verschiedener Namen fr D. dipsaci fhrt oft
zur Unterschtzung dieser Nematodenart fr den Feld- und
Gemsebau. Bei Zwiebeln wird von Stngelnematoden
gesprochen und bei Zuckerrben dagegen vom
Rbenkopfnematoden. Bei Getreide wird D. dipsaci als Stock-
und Stngelnematode bezeichnet. Frher wurde auch der
Begriff lchen verwendet (z. B. Stngellchen oder
Rbenkopflchen).
Biologie
Der Stngelnematode D. dipsaci gehrt zu den wandernden
Endoparasiten. Die Larven und adulten Tiere wandern in die
Wirtspflanze ein und knnen diese auch wieder verlassen. Als
sogenannte Dauerlarven knnen sie in einer Trockenstarre
viele Jahre in befallenem Pflanzenmaterial (siehe Abb. 2)
berdauern.
Abb. 2: Ditylenchus dipsaci in Trockenstarre in einer Edel-
weissblte (Foto: R. Eder Agroscope)
Bei feuchten Bedingungen und bereits ab einer Temperatur
von 5C dringen die Larven im Frhjahr in die Pflanzen ein. Mit
Hilfe ihres Mundstachels und spezieller Enzyme wandern die
Nematoden in das Gewebe der Wirtspflanze (zum Beispiel
Stngel oder Zwiebel) ein und vermehren sich dort (siehe Abb.
3).
Nach der Entwicklung zu adulten Tieren legen die Weibchen
200 bis 500 Eier im Sprossgewebe ab. Aus diesen schlpfen
wiederum Larven, die auswandern und neue Wirtspflanzen
befallen. Je nach Witterungs- und Temperaturbedingungen
knnen sich bis zu fnf Generationen pro Jahr entwickeln. Zum
berdauern wandern die Nematoden in den Boden aus oder
in die Samen von Leguminosen wie zum Beispiel Ackerbohnen
und Rotklee oder Zwiebelgewchsen ein. In einer
Trockenstarre knnen die Nematoden bis 20 Jahre
berdauern und knnen so ber befallenes Saatgut
weiterverbreitet werden.
Abb. 3: Rot eingefrbte Ditylenchus dipsaci im
Pflanzengewebe (Foto: S. Kiewnick Agroscope)
Wirtspflanzen
Fr D. dipsaci sind circa 500 Wirtspflanzen bekannt, darunter
auch viele Unkruter. Die Hauptwirtspflanzen im Gemsebau
sind Zwiebeln, Lauch, Schnitt- und Knoblauch, sowie
Gartenbohnen, Erbsen, Krautstiel und Randen. Im Feldbau
sind Zuckerrben, Futterrben, Acker- und Sojabohnen
betroffen. Ausserdem werden verschiedene andere Feld-,
Gemse- und Obstkulturen befallen. Eine bersicht der
wichtigsten Wirtspflanzen von D. dipsaci ist in Tabelle 1
dargestellt.
Tab. 1: Liste einiger wichtiger Wirtspflanzen von Ditylenchus
dipsaci
Hauptwirtspflanzen
Feldbau Zuckerrbe, Futterrbe,
Ackerbohne, Sojabohne
Gemsebau Zwiebel, Lauch, Schnittlauch,
Knoblauch, weitere Allium-Arten,
Gartenbohne, Erbse,
Krautstiel/Mangold, Rande/Rote
Beete
Weitere Wirtspflanzen
Feldbau Roggen, Hafer, Kartoffel,
Weissklee, Rotklee, Luzerne,
Tabak, Mais, Gelbsenf
Gemsebau Karotte, Sellerie
Obstbau Erdbeere
Zierpflanzen Phlox, Tulpe, Hyazinthe, Narzisse,
Nelke
Unkruter Klettenlabkraut, Franzosenkraut,
Leguminosen,
Ackerfuchsschwanz, Flughafer,
Ehrenpreis-, Taubnessel- und
Knterich-Arten, Vogelmiere
Ditylenchus dipsaci im Feld- und Gemsebau
Agroscope Merkblatt | Nr. 27 / 2015
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Symptome allgemein
D. dipsaci-Befall tritt vor allem bei nass-kalter Witterung im
Frhjahr und bei einer gleichzeitig engen Fruchtfolge mit
Hauptwirtspflanzen auf. Der Nematodenschaden zeigt sich
meist jedoch nicht homogen ber das Feld verteilt, sondern
vielmehr sind Herde oder Nester festzustellen (siehe Abb. 1).
Wirtspflanzen reagieren auf einen Erst-Befall hufig mit
Anschwellen der befallenen Gewebeteile. Die oberirdischen
Pflanzenteile sind im Wachstum gehemmt und deformiert. Bei
befallenen Pflanzen sind die Bltter und Stngel vielfach
gewellt, gekruselt, gekrmmt oder verdreht.
Es knnen auch Seitenknospen austreiben. Ausserdem kann
es im Verlauf der Vegetationsperiode zu Nekrosen oder
Fulnis der Stngelbasis, Zwiebeln, Knollen oder Rhizome
kommen.
Whrend der Khllagerung von befallenen Zwiebeln oder
Knollen kann sich die durch D. dipsaci verursachte Fulnis
verstrken.
Symptome an Zuckerrben
Abb. 4: Zuckerrbenjungpflanze mit verdrehten und
gekruselten Herzblttern (Foto: S. Kiewnick Agroscope)
Abb. 5: Zuckerrbe mit weissen Pusteln (Foto: S. Kiewnick
Agroscope)
An Keimlingen und jungen Pflanzen zeigen sich missgebildete
Herzbltter, an der Basis verdickte Blattstiele sowie
angeschwollene Sprossachsen (Hypokotyl). Spter sind auch
gekruselte oder verdrehte Herzbltter zu finden (siehe Abb.
4) und der Wuchs der Pflanzen ist gestaucht.
Eine Verwechslung mit Herbizidschaden (Wuchsstoff-
schaden) ist hier mglich, wobei dieser eher streifenweise
auftritt und nicht wie bei D. dipsaci nesterweise.
Im Sommer knnen bei starkem Befall bereits weisse Pusteln
auf dem Rbenkrper sichtbar werden (siehe Abb. 5).
Spter im Herbst zeigen sich die typischen nekrotischen
Stellen und Risse im Rbenkopf, die sich spter schwarz
verfrben und verfaulen (Rbenkopffule, siehe Abb. 6 & 7).
Abb. 6: Zuckerrbe mit Rissen im Rbenkopf und beginnender
Kopffule (Foto: S. Kiewnick Agroscope)
Abb. 7: Zuckerrbe mit rissigem Rbenkopf und bereits
fortgeschrittener Kopffule (Foto: R. Eder Agroscope)
Ditylenchus dipsaci im Feld- und Gemsebau
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Das Symptom der Kopffule kann auch durch Bor-Mangel
verursacht werden, der jedoch vor allem in trockenen Jahren
und bei hohen pH-Werten im Boden auftritt.
Die durch Ditylenchus-Befall verursachte Rbenkopffule
kann auch mit der spten Rbenfule, die durch Rhizoctonia
solani-Befall ausgelst wird, verwechselt werden. Allerdings
beginnt hier die Fule von aussen, kurz unterhalb der
Erdoberflche und nicht vom Rbenkopf wie bei D. dipsaci.
Symptome an Zwiebeln
Abb. 9: Links gesunde Pflanzen; rechts befallene: die Bltter
sind verdreht und verkrzt (Foto: R. Eder Agroscope)
Abb. 10: Starke Vermehrung von Ditylenchus dipsaci fhrt zu
nassfaulen Zwiebeln (Foto: R. Eder Agroscope)
Oberirdisch:
Stngel sind bei Ditylenchus-Befall oft verdreht und verformt
(siehe Abb. 9), wobei der Stngelansatz gleich oberhalb der
Zwiebel verdickt ist. Die Bltter bleiben klein, sind gedrungen
und teilweise brchig und blulich gefrbt.
Unterirdisch:
Die befallenen Zwiebeln sind mehlig, werden spter weich und
beginnen zu faulen (siehe Abb. 10). Bei sehr frhem und
starkem Befall verkmmern die Pflanzen. Bei der Lagerung
knnen sich die Symptome noch verstrken.
Symptome an Karotten und Sellerie
Bei frhem Befall mit Stngelnematoden sind die Keimlinge
typisch verdickt und verdreht. Spter kann dieser Befall sogar
zum Absterben der Keimlinge fhren. Im Verlauf der
Vegetationsperiode kann eine massive Vermehrung der
Nematoden im Gewebe zu einer verdickten Sprossbasis
fhren, die spter in eine trockene Kopffule bergeht (siehe
Abb. 11 & 12).
Abb. 11: Trockenfule an Karottenkpfen und dadurch
abgetrennte Blattanstze (Foto: R. Eder Agroscope)
Abb. 12: Kopffule an einer Karotte im Detail (Foto: R. Eder
Agroscope)
Bei Sellerie kann es zum Austreiben von Seitenknospen,
Deformationen des Stngels oder fauligen Rissen bis tief ins
Innere des Knollengewebes kommen. D. dipsaci Befall frdert
zustzlich den Sekundrbefall mit pilzlichen Schaderregern (z.
B. Fusarium).
Ditylenchus dipsaci im Feld- und Gemsebau
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Gesetzliche Massnahmen
D. dipsaci ist in vielen Lndern als Quarantnenematode
eingestuft. Daher sind gesetzliche Massnahmen
vorgeschrieben, um eine Einschleppung und Ausbreitung von
D. dipsaci zu verhindern.
In der Schweiz regelt die Pflanzenschutzverordnung (PSV
916.20) im Anhang 2 Teil A II die Anforderungen an Samen
und Pflanzen die zum Anpflanzen bestimmt sind. In Tabelle 2
sind die wichtigsten Pflanzenarten au