Dive Trophy Retten und Bergen - Special aus "unterwasser" Magazin

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[Dive Trophy: Retten und Bergen] Rettungs-Manöver In Notsituationen richtig zu reagieren, erfordert Routine. Mit den folgenden Übungen werden auch Sie zum Routinier. E s ist ein Irrglaube und schlichtweg ge- fährlich, wenn ein frisch gebackener OWDler aus dem Kurs als fähiger und selbstständiger Taucher entlassen wird. Er hat weder Routine im Umgang mit seiner Tauchausrüstung, noch ist er fähig, Gefah- rensituationen einzuschätzen und angemes- sen zu reagieren. In vielen Tauchkursen wird sogar vermieden, von den realen Gefahren, die das Tauchen mit sich bringt, zu sprechen. Entsprechend gering fällt auch die Trainings- intensität von Notsituationen aus. Leider ist das keine Ausnahme, sondern vielmehr Alltag im Ausbildungsbetrieb. Abgesehen vom unbe- dingt notwendigen Stress- und Rescue-Kurs kann sich jeder Taucher auch selbst weiterbil- den um eine gewisse Routine zu entwickeln. Eine der häufigsten Gefahrensituationen, die immer wieder tödlich enden, ist ein abbla- sender Atemregler. Vor allem in kalten Ge- wässern weisen die Statistiken dieses Versagen als häufigste Unfallursache aus. Dabei reicht schon das wie in vielen Kaltwasser-Tauch- gebieten bereits vorgeschriebene Mitführen eines zweiten Atemregler-Sets an einem ge- trennt absperrbaren Flaschenventil aus, um eine Notsituation zu verhindern. Wer diese zu- sätzliche Sicherheit aus Kostengründen miss- achtet, gefährdet nicht nur sich, sondern auch seinen Tauchpartner, der in diesem Fall die einzige Hilfe darstellt. Unsere Forderung an Sie als verantwortungsbewussten Taucher und an die Tauch-Verbände: Folgende Übungen nicht nur optional ins Ausbildungsprogramm integrieren, sondern das sichere Beherrschen dieser Fertigkeiten zur Voraussetzung der Bre- vetierung machen! m ¢ Alexander Kaßler DIVE TROPHY

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Rettungs-Manöver In Notsituationen richtig zu reagieren, erfordert Routine. Mit den folgenden Übungen werden auch Sie zum Routinier. Es ist ein Irrglaube und schlichtweg gefährlich, wenn ein frisch gebackener OWDler aus dem Kurs als fähiger und selbstständiger Taucher entlassen wird. Er hat weder Routine im Umgang mit seiner Tauchausrüstung, noch ist er fähig, Gefahrensituationen einzuschätzen und angemessen zu reagieren. In vielen Tauchkursen wird sogar vermieden, von den realen Gefahren, die das Tauchen mit sich bringt, zu sprechen. Entsprechend gering fällt auch die Trainingsintensität von Notsituationen aus. Leider ist das keine Ausnahme, sondern vielmehr Alltag im Ausbildungsbetrieb. Abgesehen vom unbedingt notwendigen Stress- und Rescue-Kurs kann sich jeder Taucher auch selbst weiterbilden um eine gewisse Routine zu entwickeln.

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[Dive Trophy: Retten und Bergen]

Rettungs-ManöverIn Notsituationen richtig zu reagieren, erfordert Routine.

Mit den folgenden Übungen werden auch Sie zum Routinier.

E s ist ein Irrglaube und schlichtweg ge-fährlich, wenn ein frisch gebackener OWDler aus dem Kurs als fähiger und

selbstständiger Taucher entlassen wird. Er hat weder Routine im Umgang mit seiner Tauchausrüstung, noch ist er fähig, Gefah-rensituationen einzuschätzen und angemes-sen zu reagieren. In vielen Tauchkursen wird sogar vermieden, von den realen Gefahren, die das Tauchen mit sich bringt, zu sprechen. Entsprechend gering fällt auch die Trainings-intensität von Notsituationen aus. Leider ist das keine Ausnahme, sondern vielmehr Alltag

im Ausbildungsbetrieb. Abgesehen vom unbe-dingt notwendigen Stress- und Rescue-Kurs kann sich jeder Taucher auch selbst weiterbil-den um eine gewisse Routine zu entwickeln. Eine der häufigsten Gefahrensituationen, die immer wieder tödlich enden, ist ein abbla-sender Atemregler. Vor allem in kalten Ge-wässern weisen die Statistiken dieses Versagen als häufigste Unfallursache aus. Dabei reicht schon das wie in vielen Kaltwasser-Tauch-gebieten bereits vorgeschriebene Mitführen eines zweiten Atemregler-Sets an einem ge-trennt absperrbaren Flaschenventil aus, um

eine Notsituation zu verhindern. Wer diese zu-sätzliche Sicherheit aus Kostengründen miss-achtet, gefährdet nicht nur sich, sondern auch seinen Tauchpartner, der in diesem Fall die einzige Hilfe darstellt. Unsere Forderung an Sie als verantwortungsbewussten Taucher und an die Tauch-Verbände: Folgende Übungen nicht nur optional ins Ausbildungsprogramm integrieren, sondern das sichere Beherrschen dieser Fertigkeiten zur Voraussetzung der Bre-vetierung machen! m

¢ Alexander Kaßler

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Alle Fotos: Alexander Kaßler

Bewusstlosen Taucher bergen

Eine der schlimmsten Situationen: Der Tauch-partner wird bewusstlos und muss zur Oberflä-che gebracht werden. Jetzt gilt es einen klaren Kopf zu bewahren: Der Helfer greift unter der rechten Achsel des Verunglückten zu dessen Automaten und fixiert diesen (Bild 2). Dadurch hat er den Verunglückten fest im Griff, und der Kopf wird automatisch leicht überstreckt. Zu-sätzlich kann sich der Helfer mit seinen Beinen an der Tauchflasche »festklemmen«. Als näch-stes entlüftet der Helfer sein Jacket und über-nimmt mit der Inflator-Einheit des Buddys die Aufstiegskontrolle (Bild 3). Alternativ sollte die Übung auch mit einer Fehlfunktion der Tarier-Einheit des Verunglückten geübt werden, wo-bei die Tarierkontrolle mittels Jacket des Hel-fers erfolgt. Während des Aufstiegs sollte die Rücklage eingenommen werden. Somit wird die Aufstiegsgeschwindigkeit zusätzlich gebremst, und der Helfer kann sich zur Wasseroberfläche orientieren (Bild 1). Um sich selbst und den Ver-unglückten nicht zusätzlich zu gefährden, sollte trotz der Notsituation versucht werden, eine moderate Auftauchgeschwindigkeit einzuhal-ten. Zusätzlich sollte die Übung auch mit dem Trockentauchanzug erfolgen.

Aufstieg unter Wechselatmung

Der Aufstieg unter Wechselatmung wird, da nur optional verlangt, leider etwas stiefmütter-lich in der Ausbildung behandelt. Dabei spielt es keine Rolle, dass bei Kaltwasser-Tauchgän-gen stets zwei Automaten-Systeme mitgeführt werden müssen oder aber der Oktopus des Buddys zum Einsatz kommt. Diese Situation sollte von jedem Taucher beherrscht werden. Die Statistiken zeigen leider, dass es in solchen Aufstiegssituationen zu einer Gefährdung bei-der Taucher kommt. Umso wichtiger ist ei-ne gewisse Routine. Unser Übungsvorschlag: Der in Notgeratene entlüftet sein Jacket, fixiert sich an der Tauchflasche des helfenden Bud-dys (Bild 2) sowie an dessen Handgelenk. Mit der rechten Hand behält der Buddy die Kon-trolle über den Lungenautomaten. Sollte einer der beiden Taucher nicht mehr genügend Luft zum Ausblasen des Automaten haben, so ist die Luftdusche für beide problemlos erreich-bar. Die linke Hand des Helfers ist frei für die Inflator-Einheit seines Jackets (Bild 3). So über-nimmt er die Kontrolle über die Aufstiegsge-schwindigkeit. An der Oberfläche angekom-men, muss der »luftlose Tauchpartner« sein Jacket oral belüften (siehe S. 88).

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Abblasender Atemregler

Das Abblasen des Atemreglers löst aus wel-chem Grund auch immer, selbst bei erfah-renen Tauchern leichte Panik aus. Erstes Gebot in solchen Situationen: Ruhe bewahren. Das Atmen aus einer abblasenden zweiten Stufe ist möglich. Um ein Gefühl dafür zu be-kommen, drücken Sie die Luftdusche etwas länger und atmen mit leicht geöffnetem Mund (Bild 1). Im Realfall ist der Luftschwall eines vereisten Automaten wesentlich intensiver und kälter. Sind Sie mit einer Kaltwasser-Aus-rüstung unterwegs, wird erst auf den Zweit-Automaten gewechselt und anschließend das Flaschenventil des abblasenden Automaten geschlossen (Bild 2). Das setzt die Erreichbar-keit des Ventils voraus. Prüfen Sie das bereits vor dem Tauchgang. Ist das Ventil nicht selbst-ständig zu schließen, muss dies der Buddy übernehmen. Vorsicht! Es gibt Flaschenventile, bei denen das Drehgewinde nicht das direkt anliegende Ventil bedient. Bei einem gründ-lichen Buddy-Check muss dies geklärt werden, sonst könnte aus Versehen das falsche Ven-til geschlossen werden. Egal, welche Methode angewandt wird: Im Anschluss wird immer der Aufstieg im Buddy-System eingeleitet!

Jacket-Handling

Häufig bei den ersten selbstständigen Tauch-gängen zu beobachten: Mit unbelüftetem Ja-cket »verstrampelt« man die letzten Kraftreser-ven, beim Versuch sich über Wasser zu halten. Der erste Griff beim Erreichen der Oberfläche geht daher immer zum Einlassventil des Infla-tors. Um Routine im Umgang mit dem Jacket zu bekommen, sollte das intensiv geübt wer-den. Was tun, wenn sich bereits vor dem Ab-tauchen etwas im Jacket verfängt und man es nicht erreicht? In ruhigen Gewässern wird das Jacket an der Oberfläche abgelegt, der Fehler behoben und wieder angelegt (Bild 1). Diese Methode bietet sich auch bei Bootstauchgän-gen an, wenn der rückwärtige oder der Schritt-Einstieg nicht machbar sind. Wichtig: Das Ja-cket muss belüftet werden, sonst sinkt es. Versagt der Inflator an der Oberfläche, so muss das Jacket oral aufgeblasen werden (Bild 2). Hierbei zu beachten: Der Einlassknopf wird nach dem Belüften losgelassen, da sonst die Luft wie-der entweicht. Tritt das Problem unter Wasser auf, erfolgt ein Wechsel aus Einatmen aus dem Automaten und Ausatmen in den Inflator (Bild 3). Stets dran denken: Immer einen Finger auf der Luftdusche des Atemregler behalten.

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