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Spielewelten ARBEITSHILFE Bundeskampagne Kinder 2010/2011 Ich spiele was, was du nicht spielst!

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Spielewelten

ARBEITSHILFE

BundeskampagneKinder

2010/2011

Ich spiele was,

was du nicht spielst!

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… an alle Gruppenleiter/innen, Jugendvor-stände, Spielfreaks, Kinderfreund/innen sowie in der DLRG-Jugendarbeit Engagierte.Eine doppelte Anforderung an die ehrenamt -liche Jugendarbeit im Verband lautet, sie solleinem selbst Spaß machen und attraktiv fürandere sein. Womit ginge das besser umzu-setzen als mit Spielen?Unter dem Kampagnentitel Spieleweltenmöchte die DLRG-Jugend für den vielseitigenErlebnisansatz „Spielen“ sensibilisieren, fürden kreativen Einsatz begeistern und dasThema noch intensiver in den Verbandsalltageinbinden. Ob auf Spielplätzen, beim Fußball,auf der Bühne, auf Ferienfreizeiten, imSchwimmtraining, auf Parties oder Lehrgängen— gespielt wird fast überall. Auf der ganzenWelt. In jeder Kultur. Natürlich gibt es Un-terschiede, was die Spielformen, die Spiel-inhalte und die Spielgeräte betrifft, aber dasWesen des Spieles als Medium des Handelnsund der Verständigung gehört weltweit täglichzur Lebenspraxis. Das Spiel ist den Menscheneigen. Im Kinder- und Jugendverband können Spieleim Rahmenprogramm ein auflockerndes Moment sein, können aber auch selbst Inhalteiner Veranstaltung sein — ganz klassisch alsSpieleabend im Vereinsheim, dem Bowling-turnier oder ausgefallen bei der Ferienfreizeit,die unter ein Thema gestellt, allein für dasTheater- und Rollenspiel alle Türen öffnet.Eine Wirksamkeit bei den Teilnehmer/innenwie auch die Beachtung in der Öffentlichkeitwird so oft, ganz spielerisch, erreicht. Durchbedachtes Spiel lassen sich alle Zielgruppenerreichen und viele Themen bearbeiten.Das Medium Spiel bietet die faszinierendeMöglichkeit, mit den Menschen zur Verfügungstehenden Ausdrucksmöglichkeiten zu arbei-ten. Diese Quelle des kreativ verbindendenMiteinanders wollen wir für unsere jüngstenMitglieder nutzen!Ziel dieser Bundeskampagne Spieleweltenist es, der insbesondere für Kinder von 5 — 14Jahren bestehenden Angebotslücke in unseremKinder- und Jugendverband mit zusätzlichenAngeboten zu begegnen. Aus begeisterten

Kindern sollen viele begeisterte Jugendlichewerden.Im „Miteinander-Spielen“ zwischen Kindern,Jugendlichen und Jugendleiter/innen werdendie beziehungsreichen Aspekte und positivenFunktionen von Interaktion herausgestellt.Auch im Wechselspiel zwischen vorgefundenerLebenswelt und eigen gestalteter Spieleweltkann das eigene Leben neu wahrgenommenwerden. Es wird viel Wert darauf gelegt, dieKinder und Jugendlichen in möglichst viele„Spielschritte“ einzubeziehen, um sie so an dieErkundung und spielerische Aneignung ihresSozial- und Lebensraumes heranzuführen.

Ein Spielwettbewerb dient in unserer Bundes-kampagne Kindern als Spannungsinstrumentund soll sichtbar machen, welche guten Ideenoftmals an vielen Orten im Kinder- und Ju-gendverband entwickelt werden. Dokumentierteure Spielaktionen und reicht sie für diesenWettbewerb ein! Überzeugende Umsetzungenwerden prämiert und der ganzen DLRG-Jugendals Praxisimpulse zur Verfügung gestellt.Dieses Heft greift als Arbeitshilfe Spieleweltendas Spektrum von der Wirkung und Bedeu-tung von Spielen für die Entwicklung von Kindern auf. Die Themen Spielfindung undSpieleinsatz wollen Anregung geben. Der An-satz Spielerfindung steht für einen bewusstKinder einbeziehenden, den Alltag der DLRG-Jugend bereichernden Umgang mit „Spiel alsMethode“.Dich erwarten Tipps zum Anleiten, eine ver-bandsweite Mitmachaktion und viele Anregun-gen zum Kennenlernen und Verändernbekannter Spiele. Wir wünschen uns, dass esdieser Arbeitshilfe Spielewelten gelingt, zurfantasievollen Belebung und Unterstützung beider Gestaltung altersgerechter Angebote bei-zutragen.Und jetzt … bist du gefragt!

Tim BrinkmannBundesvorsitzender

Danken möchten wir allen, die zu ihrer Ent-stehung beigetragen haben, insbesondere derArbeitsgruppe Bundeskampagne Kinder.

Ein paar Vorworte

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Ein paar Vorworte 2

Dem Spiel auf der Spur 4

Spielend die Welt erobern 8

„Spiel“ — Was ist das? 8

Die Bedeutung des Spielsfür die Entwicklung des Kindes 8

Begleitung von Gruppen bei ihrem Spielprozess – was ein Spiel alles braucht 11

Die Aufgaben als Spielleiter/in 12

Vom Verändern und Erfinden von Spielen 13

Checkliste zur Planung von Spielereignissen 14

Die Kampagne Spielewelten möchte … 16

… die Beteiligung von Kindern fördern 16

… spielend die Kreativität und Fantasie anregen 17

Die Kampagne Spielewelten lädt ein … 19

… und bietet Rahmenbedingungen zur Beteiligung 20

… zum Spielwettbewerb 20

(Bei-)Spiele für unterschiedliche Situationen 22

Fundgrube für Spiele 26

… Literatur zum Weiterstöbern 26

… Links zum Weiterklicken 26

Eigene Notizen/Impressum 27

Was ist drin?

�Weitere Exemplare dieser Arbeitshilfekönnen gern über das Bundesjugend-sekretariat bestellt werden.

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Ralf Brinkhoff, Dipl. Sozialarbeiter undSpielpädagoge, geboren 1961, ist seit 1994freiberuflich als Spielpädagoge tätig. Er istMitglied im Netzwerk Spielpädagogik an der Akademie für musische und kulturelleBildung in Remscheid, Spielbuchautor, Spiel-entwickler und -erfinder. Darüber hinaus gestaltet und betreut er als Referent Spiel-projekte zu verschiedenen Themen der Jugendarbeit (Rechtsradikalismus, Gewalt,Berufsfindung, Suchtprävention etc. —www.spielaktionen.de)

Das Interview führte für die DLRG-JugendBenjamin Bartsch, Sozialpädagoge/Sozial -arbeiter.

Dem Spiel auf der Spur:9 Fragen an einen Spielpädagogen

1Spielen ist ein für uns selbstverständ-licher Vorgang und geschieht scheinbarnebenher, dabei wird ihm eine enormwichtige Funktion für die Entwicklungder Persönlichkeit eines Menschen zu-gesprochen. Welche positiven Eigen-schaften würden Sie mit dem Spielenverbinden und welche schlechten Ent-wicklungen können eintreten, wennnicht „ausreichend“ gespielt wird?

Aus spielpädagogischer Sicht gibt es keinebessere Lernform als das Spiel. Spiel ist ge-prägt von einer aktiven und neugierigen Hal-tung. Spiel hilft im Gruppenprozess, flexibleVerhaltensweisen zu erproben.Spiel fördert das soziale Verhalten, die Wahr-nehmung und Geschicklichkeit. Spiel hilft, dieAusdrucksfähigkeit zu stärken und ist einegute Methode, um das Selbstbewusstsein zustärken. Die wahre Funktion des Spiels liegt

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also hinter dem Spaß, den es bereitet. Spielfördert die Fantasie und Kreativität. Kreativitätkann für alle Altersgruppen eine nützliche Fä-higkeit sein, um Lösungen für soziale Pro-bleme zu finden.Wenn Spiel nicht im Alltag integriert ist oderSpiel in wichtigen Bereichen vernachlässigtwird, dann kommt es zu einem Mangel anAusdrucks- und Kontaktmöglichkeiten. Einwichtiges Moment zur Verarbeitung von geheimen Wünschen, Aggressionen, Belastun-gen, Phantasien und Bewältigung von Ent-wicklungsaufgaben ginge verloren.

Kinder schaffen es häufig, sich voll undganz einem Spiel hinzugeben und träu-merisch alles um sich herum vergessenzu können, auch die Probleme. Wieschaffen Spiele es, dieses Erlebnis beiKindern auszulösen?

Spielen ist und sollte immer eine freiwilligeund aktive Handlung sein. Spielen sollte Spaßmachen. Es ist ein angenehmes Gefühl zuspielen. Spielen selbst schafft eine Befriedigung,die gut tut. Kinder nehmen ihre realen Fähig-keiten mit ins Spiel, erschaffen sich aber imSpiel eine Spielwelt, die sie selbst gestaltenkönnen. Das Spiel ist dann von einer An- undEntspannung gekennzeichnet. Manchmal gibtes Regeln, manchmal bestimmt der Zufall dasSpiel. Eigendynamik des Spiels und Eingriffstehen in einer Wechselwirkung zueinander.Das Schöne für das Kind ist, dass die Spiel-welt beeinflussbar ist. Sie kann verändertwerden. Kinder bis zum 8. Lebensjahr ver-bringen etwa 80% in einer Art Traum — demsogenanntem „Alphazustand“, in dem sie zwischen Wachen und Schlafen im Geist vollkonzentriert, also in der Gegenwart voll auf-nahmefähig sind. In dieser Zeit lernen sie sointensiv und effektiv wie wohl nie wieder.Spiele wirken bei Kindern auf der geistigen,körperlichen und gefühlsmäßigen Ebene.

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Aktivitäten lässt, wird eher angenommen alsein Spiel, das aus starren Regeln und ausimmer wiederkehrenden, stupiden Handlungenbesteht.Für Kinder kann es hilfreich sein, wenn sieein Spiel erklärt bekommen und sie schnell indie Spielaktivität einsteigen können. Manchmalist eine Anleitung auch notwendig, um denSinn und Zweck des Spiels besser verstehenzu können und das Miteinander im Spiel inden Vordergrund zu stellen.Kinder gestalten im freien Spiel ihre Spieleselbst. Sie entwickeln Spielregeln und sorgenfür die Inhalte der Spiele. Sie legen die Spiel-zeit fest, die Anzahl der Mitspielenden, dasSpielmaterial und vieles mehr. Sie erfindensozusagen, ohne es bewusst zu steuern, einSpiel, das ihnen Spaß macht.Diese spielerische Aufgabe kann den Kindernauch unter Anleitung gestellt werden, die beinhaltet, ein Spiel zu erfinden oder in ver-einfachter Form ein bekanntes Spiel abzuwan-deln. Selbst Spiele wie „Mensch ärgere dichnicht“ bieten sich dazu an, um den Spaßfaktorzu erhöhen. Es kann im Einvernehmen mitallen Mitspielenden die Regel eingeführt wer-den, dass eine Spielfigur auch im Rückwärts-zug vom Feld geschlagen werden darf.Wichtig dabei ist, dass alle mit dieser Rege-lung einverstanden sind.Und somit wären wir bei den positiven Aus-wirkungen einer derartigen spielerischen Akti-vität. Soziale Kompetenzen werden geschult.Mit anderen Personen zusammenarbeiten,sich austauschen, Meinungen akzeptieren, Regeln annehmen, die für alle gelten, Kom-promisse eingehen, Kreativität fördern undvieles mehr wird als Entwicklungs- und Bil-dungsprozess in Gang gesetzt.

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3Was muss ein Spiel beinhalten, um sichpositiv auf die Entwicklung der Kinderund Jugendlichen auswirken zu können?Gibt es vielleicht auch schlechte Spiele,die das Gegenteil erzeugen?

Ich kann sagen: Es gibt einen gesunden Spiel-trieb! Kinder werden im Spiel aktiv und sam-meln über das Spiel Erfahrungen. Bei dieserFrage kommt es darauf an, was ich als päda-gogische Fachkraft oder ehrenamtliche/r Mitarbeiter/in meine, was ein Spiel vermittelnsollte.Das Spielziel und die Spielform setzen denSchwerpunkt. Ist es mir wichtig, die Wahr-nehmung zu fördern, so suche ich mir einSpiel aus, das für die Wahrnehmungsförderunggeeignet ist. Ist es mir wichtig, den interaktivenGruppenprozess zu fördern, suche ich ein In-teraktionsspiel aus. Ein Spiel sollte also immerdas, was ich vermitteln und fördern möchte,auch zum Inhalt haben.Für jemand, der die Kooperation in derGruppe fördern möchte, sind Wettkampf-spiele schlecht, weil sie die Konkurrenz unddie Vereinzelung fördern. Sie zerstören dasVertrauen in andere Personen, da im Wett-kampf alle Mitspielenden egoistisch denken.Es wäre nun aber anmaßend zu behaupten,dass Wettkampfspiele schlechte Spiele sind.Als verantwortliche Person entscheide ichüber den Einsatz eines Spiels und was es bewirken soll. Viele Kinder und Jugendlichewissen vielleicht gar nicht mehr, wie richtiggespielt wird. Sie müssen es erst wieder richtig lernen.

Ein Großteil der Spiele für Kinder istvon Erwachsenen erfunden worden und wird auch von diesen angeleitet.Wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll,wenn weniger vorgegeben und Kinderihre Spiele mehr selbst gestalten wür-den? Welche positiven Auswirkungenkönnten daraus entstehen?

Spiele, die von Erwachsenen entwickelt wer-den, müssen gut sein, damit sie von Kinderngespielt werden. Ein Spiel, das Spaß macht,leicht verständlich ist und Freiräume für eigene

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Sollte aus dem Anleiten von SpielenIhrer Meinung nach eher ein Begleitenwerden, um Kinder zum eigenständigenAnregen, Organisieren, Durchführen undAuswerten von Spielen zu ermutigen?

Vom Anleiten eines Spieles bis zum eigen-ständigen Spielen und dem darauf folgendenAuswertungsprozess — der nicht immer vor-handen sein muss — kann ein Weg beschriebenwerden, der deutlich macht, wie Anleitung,Begleitung und Mitspielen in einer Wechsel-wirkung beim Spiel stehen.Sehr schön dargestellt hat Ulrich Baer dieAufgaben der Spielpädagogik in seinem Buch„Spielpraxis“: „Zum Spielen müssen Spielräumegeschaffen werden. Spielpädagogik sollte zumSpiel anregen. Der Alltag sollte dabei spielerischvollzogen werden, Spiele sollten eingegeben undangeleitet werden. Es sollte, wenn es erwünschtund notwendig ist, mitgespielt werden. Die Spiel-welt sollte von außen beschützt werden. DasSammeln von Erfahrungen im Spiel sollte geför-dert werden. Experimentelles und schöpferischesHandeln sollte im Spiel unterstützt werden. BeimTransfer von der Spielwelt in die Realwelt solltegeholfen werden, so dass die Spielenden Spiel -erlebnisse reflektieren und auswerten lernen.“

Spiele werden als Medium des Han-delns und der Verständigung bezeich-net. Stimmt diese Aussage? Wenn ja,was würden Sie sagen verbirgt sich dahinter?

Spiel ist sicherlich ein Medium des Handelns,der Aktivierung und der Verständigung unter-einander, sowohl im kulturellen als auch iminterkulturellen Bereich. Spielen verbindetMenschen weltweit, es ist ein wesentlicherTeil unser aller Entwicklungsgeschichte undunseres gelebten Alltags. Spiel ist auch eineForm der Kommunikation. Kinder auf derganzen Welt spielen und kommen über dasSpielen in Kontakt. Zu wissen, dass Kinder,

Jugendliche und Erwachsene sich Grenzenüberschreitend im Spiel verständigen undetwas gemeinsam erleben können, zeigt wieähnlich wir uns sind. Gleichzeitig überwindetdie Neugier auch die Angst vor Fremden.Kinder, die der Fremdsprache der Mitspielen-den nicht mächtig sind, werden es ohne vielAufwand schaffen, ein Spiel untereinander zuinitiieren, wenn ihnen ein Ball gegeben wird.Im geschützten Rahmen fällt es leichter, sichaufeinander einzulassen, etwas von sich mit-zuteilen.Spiel reproduziert immer ein Stück Lebensge-schichte. Es konstruiert soziale Lebenspraxisund kann helfen, Lösungen zu finden. Spielkann eine entlastende Wirkung haben und inKonfliktsituationen problemlösend eingesetztwerden. Als Beispiel sei hier das Rollenspielangeführt. Eine Spielform die das soziale Ler-nen fördert und die Interaktion der Gruppe.

Wenn Sie sagen, dass in jeder Kulturdieser Welt gespielt wird und dassSpiele (Spielgegenstände und Formen)Ausdruck der sozialen Wirklichkeitsind, wie sinnvoll ist es da, Spiele fremder Kulturen für die eigene zu adaptieren?

Versteht man Adaption in diesem Zusammen-hang so, dass ein Spiel einer anderen Kulturangepasst oder umgeformt werden soll, dannsollte die Frage verneint werden. Spiele ausanderen Kulturen sollten gespielt werden, umandere (Spiel-)Kulturen kennen zu lernenoder um „in anderen Kulturen zu spielen“. Esgibt von Eva Hofmann ein schönes Spielbuchmit dem Titel „Gespielt wird auf der ganzenWelt“. In diesem Buch werden Spiele ausverschiedenen Kulturkreisen vorgestellt.Diese Spiele können für einen interkulturellenLernprozess mit Kindern sehr gut eingesetztwerden. Kinder lernen auf diese Weise spie-lerisch die Spielgewohnheiten und ggf. etwasaus dem Entstehungskontext anderer Kultur-

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Vielen Dank Herr Brinkhoff für die vielen Informationen und Tippszum Thema Spielen. Wir hoffen, Sie können unseren Leser/innen aufschlussreiche Seiten des Spiels verdeutlichen und Lust zum gemeinsamen Aus- und Weiterprobieren mit Kindern bei ihnen wecken.

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kreise kennen. Wer eine Gruppe mit Kindernaus verschiedenen Ländern betreut, kann denKindern einmal die Aufgabe geben, zur nächs -ten Gruppenstunde ein Spiel aus ihrem Landvorzustellen. Zu beobachten ist, dass Spieleanderer Kulturen auch Spielelemente oderSpielregeln des eigenen Spiels beinhalten undvieles gleich ist. Spiele wurden aus alten Kulturen überliefert und haben im Laufe derZeit immer wieder einen Wandel erlebt. EinBeispiel ist ein altes Spiel der Ägypter unterdem Namen Senet, das Grundlage für denKlassiker Backgammon wurde.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen und Eigenschaften, die ein/e Anleiter/in von Spielen besitzen sollte?

Besonders wichtig ist es, dass die Spielanlei-tung klar und überzeugend und für alle Mit-spielenden verständlich erfolgt. Ein selbst-sicheres Auftreten der Spielleitung ist deshalbnotwendig. Wenn ich als Spielleitung den Ein-druck mache: „Ich weiß auch nicht, ob dasSpiel gut ist“, dann überträgt sich diese Stim-mung auf die Gruppe und ein erfolgreichesSpielprogramm ist zum Scheitern verurteilt.Die Spielleitung sollte der Gruppe vermitteln,dass sie selbst Spaß am Spielen hat. Sie sollteentscheiden können, wann es gut ist mitzu-spielen, um den Spielprozess in Gang zu bringen oder wann ein Spiel von außen be -obachtet werden muss. Die Spielanleitungsollte animativ und mit einer gewissen eigenenFantasie erfolgen. Ein Spiel mit einer Spielge-schichte einzuführen, ist ein gutes Beispieldafür. Eine gute Spielleitung sollte bei derAuswahl eines Spiels darauf achten, zu wel-chem Zweck es eingesetzt werden soll. DasSpielziel ist wichtig. Soll das Spiel „nur“ Spaßmachen oder möchte ich mit dem Spiel the-matisch arbeiten?Die Spielleitung sollte darauf achten, welcheSpielerfahrung die Gruppe hat. Sie sollte imVorfeld schon darüber nachdenken, ob

Schwierigkeiten auftreten könnten. Die Spiel-leitung sollte sensibel auf Spielstörungen ein-gehen können. Die Spielleitung sollte über einRepertoire an Spielen verfügen, um flexibelauf eine Spielsituation reagieren zu können.Dazu gehört z. B., eine Spielregel spontan zuändern, wenn es die Situation erfordert.

In der Spielpädagogik werden Spiele fürdie einzelnen Altersklassen der Kinderunterteilt. So haben vier bis sechs Jahrealte Kinder ein anderes Spielvermögenals Kinder, die zehn Jahre und ältersind. Bedeutet das, dass man mit ver-schiedenen Altersgruppen nicht zusam-menspielen kann oder wenn doch, wasgilt es zu beachten, damit sowohl diejüngeren als auch die älteren Kinderihren Spaß am Spiel haben?

Verschiedene Altersgruppen können durchauszusammenspielen. Die besondere Herausfor-derung für die Spielleitung besteht darin, einSpielprogramm zusammenzustellen, das allenAltersklassen gerecht wird. Was ich in diesemFall nicht machen würde, sind Wettkampf-spiele. Es bieten sich kooperative Spiele an,bei denen es darauf ankommt,dass die Gruppe ein gemeinsa-mes Spielziel erreicht. Die Rück-sichtnahme der Mitspielendenund nicht das konkurrierendeMiteinander steht im Mittelpunktdes Spielprozesses. Eine Spiel-kette ist auch ein guter Spiel-ansatz, um die verschiedenen Altersgruppen in einen gemein-samen Spielprozess zu integrie-ren. Selbst generationsübergreifendeSpielprogramme lassen sich damit gestalten.

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„Spiel“ — was ist das?Jede/r kennt es und glaubt die Bedeutung zuwissen, doch eine eindeutige Bestimmung desBegriffs „Spiel“ zu finden ist kaum möglich.Sprachgeschichtlich verweist es auf das alt-hochdeutsche Wort „Spil“, zu übersetzen mit„tanzen“, „schwingen“. Spiele heute zeichnen sich durch viele ver-schiedene Merkmale, Formen und Anwen-dungsbereiche aus.

PraxistippWas alle Spiele gemeinsam haben

� ein Spiel erfolgt freiwillig� ist frei von äußeren Zwängen� ist selbstbestimmt � ist zweckfrei, wird also um seiner selbst

willen gespielt � verläuft nach bestimmten, von den Mit-

spielenden angenommenen, bindenden Regeln

� weist Distanz zur Realität auf, d. h. „ist anders als die gewöhnliche Welt“ (Huizinga 1938, zit. nach Weber-Schäfer,P. 1998, S. 44)

Obwohl ein Spiel nach bestimmten Regelnabläuft und von einer Idee ausgeht, ist esoffen für Veränderungen, die beim Spielenauftreten können. So ist der Verlauf oder dasEnde eines Spiels oft nicht vorhersehbar, wases umso interessanter macht. Das wichtigstealler Merkmale des Spiels ist jedoch, dass esSpaß macht und dadurch die volle Aufmerk-samkeit in die Gegenwart lenkt. Diese Bedin-gungen muss eine Tätigkeit erfüllen, um Spielzu sein.

Die Bedeutung des Spiels fürdie Entwicklung des KindesWarum ist Spielen für Kinder so wichtig, dasssogar die UN-Kinderrechtskonvention dasRecht eines jeden Kindes auf Spiel in einemeigenen Artikel (31) verfasst hat und daraufdringt, diese Rechte im Grundgesetz zu ver-ankern?

Das Spiel dient objektiv betrachtet nicht nurdem Selbstzweck, sondern erfüllt bestimmte,je nach Alters- und Entwicklungsstufe unter-schiedliche Aufgaben und Funktionen.

Das Spiel hat Einfluss auf die Bereiche:� der körperlich-motorischen Entwicklung� der geistig-kognitiven Entwicklung und� der sozialen und emotionalen Entwicklung

eines Menschen.

Anders als beim schulischen/fremdbestimmtenLernen, finden beim Spielen ohne bewussteAbsicht auf unterhaltsame Weise viele Lern-prozesse statt. Wie ein Trick der Natur er-möglicht es spielerisch einen Abgleich vonInnen- und Außenwelt, ein Mitwachsen mitden steigenden Anforderungen. Und stelltsomit einen wesentlichen Schlüssel zur gesun-den Entwicklung und wichtigen Bestandteilder Sozialisation, des Hereinwachsens in dieGesellschaft, dar.Evolutionsgeschichtlich war das Spiel einwichtiger Antrieb für die Entwicklung desKörpers und des Gehirns, es machte Men-schen lern-, anpassungs- und kooperations-,aber auch durchsetzungsfähig und verschuf

Spielend die Welt erobernFür Kinder haben Spiele meist nur eine Aufgabe, sie sollen ihnen während desSpielens Spaß vermitteln. Betrachtet man das Spiel und dessen Auswirkungenauf die Spielenden jedoch genauer, wird man schnell feststellen, dass es vielewichtige Aufgaben in der Entwicklung der Persönlichkeit eines Menschen über-nimmt. Welche Aufgaben sind das? Und was verbirgt sich hinter dem Begriff„Spiel“? Diesen Fragen soll im Folgenden nachgespürt werden.

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Konflikten gelernt haben sich zu einigen oderdas Interesse am Fortgang des Spiels größerist. So werden Möglichkeiten miteinanderausgehandelt, wie das Spiel fortgesetzt wer-den kann. Im Spiel lernen Kinder zu verlierenwie auch andere soziale Eigenschaften. Wennmehrere Kinder zusammenspielen, geht dasdauerhaft nur gut, wenn der/die Spielpart-ner/in lernt oder bereits gelernt hat, sich ab-zuwechseln, zu teilen, zu warten bis man ander Reihe ist oder auch mal nur zu beobach-ten, was die anderen so tun.Nicht nur Kinder können etwas lernen, son-dern auch Eltern oder Anleiter/innen haben,wenn sie aufmerksam das Spielgeschehen verfolgen, die Möglichkeit Auffälligkeiten zuerkennen, die ihnen bisher nicht bekanntwaren. Wenn ein Kind in Spielen zum Beispielimmer die Rolle des großen Stars einnimmt,kann dies ein versteckter Hinweis darauf sein,das es im normalen Leben nicht die Liebeoder Aufmerksamkeit bekommt, die es selbstfür sich einfordert.Wie ihr seht, ist es auch für ehrenamtlicheMitarbeiter/innen hilfreich, Spielverhalten beobachten und Zusammenhänge erkennenzu können. Nachfolgend werden einige Spiel-formen aufgeführt, die vorwiegend in be-stimmten Altersklassen gespielt werden, dennein Kleinkind kann natürlich beim Spielennicht dieselben Aufgaben meistern wie zumBeispiel ein Kind, das fünf Jahre alt ist.

ihnen so Vorteile im Überleben. Solche Ei-genschaften sind uns Menschen also nicht an-geboren, wir eignen sie uns auf spielerischeArt und Weise an. Doch schon ein Baby hateine innere Motivation zum Spielen und z. B.die Neugier, immer neue Gegenstände fürsich zu entdecken.

Fast alle Säugetiere spielen, zumindest solangesie jung sind, um Fertigkeiten einzuüben, diesie zum Überleben benötigen (Renner, M.,2008, S. 27). Doch kein Lebewesen ist so be-hütet im Aufwachsen für das Spiel freigesetztund spielt so ausdauernd und variantenreichwie der Mensch. In der Kindheit bis zur Pu-bertät wird so intensiv und effektiv gelerntwie wohl nie mehr danach. Kinder spielen oft nach, was sie in ihrer Um-welt wahrnehmen. Im Nachahmen des Er-wachsenenverhaltens üben schon die Klein-sten für ernste Situationen der Erwachsenen-welt und lernen, die Perspektiven zu wechseln.Im freien Spiel lernen Kinder immer wiedermit neuen Situationen umzugehen und Lö-sungen für Probleme zu suchen; dies lässt sieflexibel und bereit für Unerwartetes werden. Spielen wirkt auch als Schutzfunktion, es hilftpsychische Belastungen besser zu meistern alsin der sozialen Realität. Durch spielerischeWiederholung lernen Kinder mit unangeneh-men Erfahrungen umzugehen. Was Kindernsonst versagt ist (wie geheime Wünsche,Machtfantasien, Aggressionen), kann im Spielausgelebt werden — etwa wenn ein Kind Figu-ren einsperrt oder so tut, als könnten sie flie-gen (Weiß, B., 2009, S. 87). Kinder könnenAggressionen meist ausbalancieren und wissenziemlich gut, wo Grenzen zwischen Ernst undSpiel verlaufen. Im Spiel wird der Umgang mitImpulsen, Gefühlen und unterschiedlichenKonflikten erlernt. Wenn Kinder in einerGruppe spielen, kommt es nicht selten zukleinen oder manchmal auch etwas größerenStreitereien. Diese haben jedoch nur selteneinen spürbaren Einfluss auf das Spielgesche-hen oder sorgen dafür, dass das Spiel beendetwerden muss. Dies ist so, weil Kinder entwe-der durch vorherige Erfahrungen mit solchen

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Sensomotorische/Funktionsspiele (0 – 2 Jahre)Sie dienen in erster Linie dazu, die eigenenFähigkeiten zu entdecken und diese zu trai-nieren. Dies geschieht etwa beim Schüttelneiner Rassel oder dem Spiel mit dem eigenenKörper.

Konstruktionsspiele (2 – 4 Jahre und später)Das Besondere an Konstruktionsspielen ist,dass erste eigene Objekte „hergesellt“ wer-den, wie zum Beispiel ein Turm, der aus auf-einander gestapelten Bauklötzen besteht.

Fiktions- und Illusionsspiele (2 – 4 Jahre)Diese Art der Spiele wird auch als „Als-ob-Spiele“ bezeichnet. Symbole kommen zumSpiel hinzu, Gegenstände und Handlungenwerden umgedeutet. So tut ein Kind so, alssei der grüne Spielstein ein Apfel und schmeckedem Kuschelbären und aus dem Stock imGarten wird ein Schwert. Es werden ganz eigene Spielwelten geschaffen, in die sich dasKind zurückziehen kann. Neben der Hand-lung werden bereits bildhafte Vorstellungen,Schlussfolgerungen, Erkennen von Zusam-menhängen und Bedeutungen eingeübt.

Rollenspiele (4 – 6 Jahre)Mit dem Rollenspiel entdecken Kinder, dass es auch Spiele gibt, die keinen oder zumindest nicht so viel Spaß machen, wenn man sie alleine spielt. Dies sind Spiele wie zum Beispiel Fangen oder Verstecken, Kaufen und Verkaufen, bei denen auch zum ersten Mal unterschied-liche Rollen (zum Beispiel Jäger oder Gejagter) eingenommen werden können.Erstmals werden verbindliche Absprachen getroffen. Ein Kind, welches sich vor wildenTieren fürchtet, hat im Spiel die Gelegenheit,sich dieser Angst zu stellen. So kann bereitsdas Hineinversetzen in die Rolle eines Löwendabei helfen, die Angst zu verringern, da dasKind sich hierdurch mit seinem Angstobjektauseinander setzt. Auf dieselbe Weise könnteman auch einen Arztbesuch simulieren, umeinem Kind die Angst vor einem realen Be-such beim Arzt zu nehmen.

Regel- und Wettkampfspiele (6 – 10 Jahre)Die Besonderheit bei Regel- und Wettkampf-spielen ist, dass sie nur funktionieren, wennsich die Beteiligten an die vorher festgelegtenRegeln halten. Ein „Plumpsack“, bei dem alleKinder ohne Grund loslaufen, wann sie wol-len, würde den Kindern bestimmt nicht solange Spaß bereiten, als wenn man das Spielnach den Regeln spielt.

PraxistippSpiele unterscheiden

Zusammenfassend kann also begründet werden, weshalb Spielen so wichtig fürdie Entwicklung des Kindes ist: Im Spiel werden vielfältige lebensnotwendige Fähigkeiten geschult. Das Spiel bietet die Möglichkeit, andere kennenzulernenund Kontakte zu knüpfen. Alle haben ein gemeinsames Erlebnis. Man setzt sichaktiv mit der eigenen Umwelt auseinander. Durch das Spielen wird die Kreativi-tät gefördert. Es bietet Abwechslung, Spaß und Entspannung. Man spielt zumZeitvertreib oder um sich auszutoben.Spielen erfüllt jedoch nicht immer an sich positive Eigenschaften, es kommt auchdarauf an, wie gespielt wird. Damit das gut gelingen kann sollte dem/der Spiellei-ter/in nicht nur das „Warum“, sondern auch das „Wie Spielen“ klar sein.

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Spiele, die man alleine oder im kleinen Kreisspielt, brauchen meist keine (große) Vorbe-reitung oder Rahmenbedingungen. Anderssieht es aus, wenn Spiele in einer größerenGruppe gespielt werden. Diese Spiele, diemeist unter einer Anleitung ausgetragen wer-den, brauchen bestimmte Voraussetzungen,um so gespielt werden zu können, dass alleBeteiligten ihren Spaß daran haben.Dies betrifft zum Beispiel den Ort, an demdas Spiel stattfinden soll. Wird drinnen oderdraußen gespielt, ist genug Licht und Platzvorhanden, gilt es beim Gelände etwas zu beachten (gibt es eine stark befahrene Straßein der Nähe etc.)?Auch innerhalb der Gruppe der Spielendengibt es einiges zu beachten. So sollte vor demSpiel geklärt werden, was den Kindern ammeisten Spaß macht. Dies unterscheidet sichoft am Beispiel Jungen und Mädchen oder beiKindern, die nicht das gleiche Alter haben.Dann muss man schauen, ob es Gruppenteil-nehmer/innen gibt, die wegen einer Beein-trächtigung, ihrer Religion, möglicher Ängsteoder anderen Gründen nicht, wie alle anderen,am Spiel teilnehmen können oder mögen undwelche Möglichkeiten es gegebenenfalls gibt,dies zu ändern. So könnten vielleicht dieSpielregeln dementsprechend angepasst wer-den, dass alle die gleichen Chancen im Spielhaben, denn niemand sollte bei einem Grup-penspiel ausgeschlossen oder benachteiligtwerden.

Begleitung von Gruppen bei ihrem Spielprozess

— was ein Spiel alles braucht

PraxistippEin Spiel sollte die Möglichkeiten bieten:

� Spaß zu haben� einen Wechsel von Spannung und

Lösung zu erleben� Vertrauen in die Mitspieler/innen

zu gewinnen� Regeln und Sicherheit zu erleben (bei

Spielen mit sehr persönlichem Einsatzempfiehlt sich die Vereinbarung der „Käseglocke“ zu treffen = alles Erlebte — für Einzelne auch als „peinlich“ wahr-genommene — bleibt in der Gruppe)

� einen Schutzraum für die Gruppe zu bilden (keine fremden Zuschauer/innen,Ungestörtheit)

� Regeln verändern zu können� sich auszuprobieren� eigene Ideen zu verwirklichen� Lust an der Anstrengung und Leistung

sowie� Lust am Wettstreit und Gewinnen

zu wecken

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Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeitvon Spielleiter/innen sind Grundvoraussetzungen,um Kinder durch das eigene Verhalten motivierenzu können, mit Freude am Spiel teilzuneh men.

Als Spielleiter/in hat man gegenüber der Gruppedie Aufgabe, die Regeln und Besonderheiten des jeweiligen Spiels zu vermitteln.

Dies kann auf verschiedene Arten geschehen:

Besonders die letzte Variante der/des Beobachtenden, der/die nur indirekten Einfluss auf das Spiel ausübt, bietet sich an, um die Kinderaktiv an der Planung, Durchführung und Nachbearbeitung der Spieleteilhaben zu lassen. Außerdem kann so jede/r Teilnehmer/in im

Der/die Spielleiter/in sollte in der Spielauswahlimmer auch die Bedürfnisse der Gruppe imBlick haben. Ist z. B. eher ein Bedürfnis nach:� Ruhe und Konzentration,� Mitteilung und Kontakt oder � Bewegung und Darstellung vorherrschend?

Praxistipp Spiele einfach erklärt� Eine klar verständliche und möglichst kurze Spiel-

erklärung wirkt sich positiv auf die Motivation derKinder aus.

� Die Verwendung von sprachlichen Bildern undpraktischem Vorführen hilft, das Gemeinte zu verdeutlichen.

� Im Vorspielen können außerdem Spielanregungengegeben werden (z. B. Pantomime).

� Nach dem Erklären sollte gefragt werden, ob allesverstanden wurde.

� Im Probespielen kann der/die Spielleiter/in testen,ob die Gruppe die Spielregeln verstanden hat, fallser/sie sich darin nicht ganz sicher ist.

� Anschließend muss der/die Spielleiter/in den Spiel-verlauf begleiten.

Praxistipp Möglichkeiten der Anleitung� Der/die Spielleiter/in kann als eine Art offizielle/r

Schiedsrichter/in auftreten, d. h. er/sie geht in die Mitte, erklärt und achtet anschließend auf die Ein-haltung dieser Anweisungen.

� Oder der/die Spielleiter/in übernimmt die Rolleder Trainerin bzw. des Trainers. Er/sie zeigt dabei,wie die Teilnehmenden das Spiel durchführen sollen und hilft den Spielern und Spielerinnen.

� Oder er/sie nimmt selbst aktiv am Spiel teil. Hierkann nach unterschiedlichen Beteiligungsgraden unterschieden werden: Mitspielen unter Verzichteigener Vorschläge zum Thema und Inhalt oderMitspielen mit eigenen Vorschlägen zur Umsetzung.

� Oder aber der/die Spielleiter/in schlüpft in dieRolle der/des Beobachtenden und greift tatsächlichnur ein, wenn es die Situation unbedingt erfordert.

PraxistippDer/die Spielleiter/in sollte sich imVorfeld folgende Fragen stellen:� Für welche Spieler/innen (Alter, Herkunft,

Interesse, Bedürfnis) möchte ich welcheSpielsituation schaffen?

�Welche angemessenen Ziele und Inhaltesoll das Spiel für diese Gruppe haben?

�Wie kann ich diese in Teilzielen umsetzen?�Woran erkenne ich, dass sie erreicht

wurden?�Welche Spiele kommen in Frage und in

welcher Reihenfolge?�Welche Spielmittel setze ich ein (Material,

Spielzeug)?�Wo (draußen, drinnen — räumliche Gestal-

tung/Raumnutzung klären) und wie langesoll gespielt werden?

� (Wie) Reflektiere ich das Spielgeschehenim Anschluss mit der Gruppe?

Rahmen der individuellen Fähigkeiten lernen, die eigenenGrenzen zu erweitern, aber auch selbst bestimmen,wie und bis wohin dieses Einbringen geschehen soll.Der/die Spielleiter/in sollte Einfälle anerkennen, dieSpieler/innen experimentieren lassen, ohne dass sieBeurteilungen befürchten müssen und Voraussetzungenfür schöpferisches Handeln schaffen. Bei der Übertra-gung aus der Spielewelt heraus in die Realität sollteer/sie unterstützend präsent sein. Bei der Spielanleitungsind für den/die Spieleleiter/in pädagogische Kenntnisseüber die Spielorientierung und Spielförderung ebensowie methodisches Wissen über Planung, Handlung undReflexion von Spielen hilfreich.

Die Aufgaben als Spielleiter/in

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13 | Spielewelten | ARBEITSHILFE

PraxistippZum Verändern von Spielen …� Genau beobachten: Was funktioniert bei eurem Spiel

nicht? Wie wäre das Spiel für die Teilnehmer/innen, wennes optimal wäre? Was müsstet ihr verändern, damit esnoch besser klappt?

� Schwierigkeitsgrad vermindern oder vergrößern: Wenndie Anforderungen in der Gruppe zu unausgeglichen sind,könnt ihr den Schwierigkeitsgrad herabsetzen. Dies ge-lingt z. B. durch Verlangsamen der Bewegungsart, durchVerkleinern des Spielfeldes, indem ihr das Ziel verändertoder Bedingungen schafft, die das Erreichen des Ziels erleichtern (z. B. darf der Luftballon dreimal auf denBoden tippen). Umgekehrt kann der Schwierigkeitsgradauch vergrößert werden.

� Spielvorgang dezentralisieren: Um den Zugang zum Spielzu erleichtern, können auch Aufgaben, die an Eine/n gestellt wurden, auf mehrere Spieler/innen verteilt (z. B.Fangen mit mehreren Bällen) oder mehrere Aktivitätengleichzeitig angeboten werden, so dass jede/r Spieler/ineine ihm/ihr gemäße auswählen kann.

Die Form und Struktur eines Spiels kann zur Abwechslung – oder um ein Spiel an die besonderen Bedürfnisse einerGruppe anzupassen – auch verändert werden.

PraxistippSammlung von Vorschlägen …�Wie soll der Inhalt und die Hand-

lungsanforderungen zum Spielzielgefüllt werden?

� Lässt sich ein vorhandenes Spiel zueuren Vorstellungen finden?

�Wollt ihr eines daran weiterent-wickeln oder neu erfinden?

Wie auch immer ihr ein Spiel verändert, lasst die Spieler/innen andiesem Prozess teilhaben. Solltet ihr vergeblich nach einem geeigne-ten Spiel mit passendem Ziel für eure Gruppe gesucht haben, ver-sucht doch einmal ein Spiel selbst zu entwickeln. Spiele erfinden kannjede/r. Hilfreich ist dabei ein methodisches Vorgehen. Darauf soll imFolgenden kurz eingegangen werden.Wenn ihr wisst, was für eine Gruppe ihr erwartet und welche spiel-bezogenen Vorlieben die Spieler/innen haben, dann gilt es, die zusätz-lichen Spielziele festzulegen und strategisch die einzelnen Umsetz-ungsvorschläge zu beschreiben.

Wählt einen Spielvorschlag aus und überprüft,ob die Inhaltsbeschreibung für die Spieler/innengeeignet ist oder vielleicht noch angeglichenwerden muss. Ist so genügend Reiz und Ver-gnügungsqualität in diesem Spiel? Formuliertden Spielvorschlag einmal aus und schreibtggf. auch auf, wo für euch Schwierigkeiten inder Vorplanung und für die Spieler/innen inder Durchführung liegen könnten.Wir wollen euch bestärken, Spiele kritischund passgenau anzuwenden, d. h. reflektiert,indem ihr z. B. nachfolgende Kriterien bezüg-lich des gewünschten Spiels im Voraus beant-wortet und prüft, ob das Spiel tatsächlich füreure Spieler/innen geeignet ist. Wir wollenauch dazu aufrufen, uns mitzuteilen, welcheSpiele sich für welche Gruppen und Situationenam besten bewährt haben, um eure Tipps anweitere Spielinteressierte im Verband weiter-geben zu können. Wir wollen euch aber auchermuntern, kommerziell vertriebene Spielekritisch zu prüfen und nicht in der Rolle desunmündigen Anwenders und der Anwenderinzu bleiben, sondern Spiele weiterzuentwik-keln und Neugier wecken, Spiele auch neu zuerfinden.

Vom Verändern und Erfinden von Spielen

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Aspekte, die bezüglich der Spieler/innen zu bedenken sind�Wie sieht die Lebenswelt der Spieler/innen aus?� Persönlichkeit der Spieler/innen� Spielfreude oder Spielhemmungen bei

einzelnen Spielern/innen� Entwicklungsstand der Spieler/innen� Bevorzugte Spielformen/eigenes Repertoire

der Spieler/innen� Vorhandene Spielerfahrungen� Behinderung, beeinträchtigtes Spielverhalten?� Sind alle genannten Punkte in der Spielpla-

nung/-auswahl berücksichtigt?

Zum Stand der Gruppenentwicklung� Gruppengröße� Kennen sich die Mitspieler/innen schon?� zu erwartende Rollenkompetenzen einzelner

Mitspieler/innen� Fähigkeit, individuelle Bedürfnisse in das Spiel

zu integrieren� Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und gemeinsame

Ziele zu vernetzen� Fähigkeit, individuelle Bedürfnisse im Interesse

des Spiels/Ziels aufzuschieben�Wer kann eigene Begabungen und Fähigkeiten

zum Gelingen des Spiels einbringen?� Hat jemand die Fähigkeit, zu einem bestimmten

Spielthema Leitungsaufgaben zu übernehmen?� Hat jemand die Fähigkeit, selbst Spielgruppen

zu leiten?� Hat jemand die Fähigkeit, selbst neue Gruppen

zu initiieren?

Zum Spielanlass/Spielthema� Anlass des Spielereignisses (z. B. Sommerfest,

Ausflug, Geburtstag)� Soll das Spielereignis ein Thema haben (z. B.

mehrkulturelle, persönliche, jugendpolitische,konsumkritische, gesundheitsbezogene, ge-schlechterbezogene Themen …)?

� Soll ein Zusammenhang von Spielanlass, Spiel-thema und Spielform bzw. Spielmitteln, Spiel-symbolen entwickelt werden?

Zur Spieldynamik� Sind die primären Bedürfnisse befriedigt,

so dass das Spiel gelingen kann (Essen,Trinken usw. vorhanden, Grundversor-gung gesichert)?

� Sind spielauslösende Bedürfnisse im Spiel-angebot berücksichtigt?

� Gibt es sinnvollen Wechsel von Spielen(mit Schwerpunkten Bewegung und Darstellung, Ruhe und Konzentration, Mitteilung und Kontakt)?

�Werden die Bedürfnisse in einem ange-messenen Spannungsverhältnis von An-spannung und Entspannung, Mangel undÜberfluss befriedigt?

� Sind diese Bedürfnisse in der Zeitstrukturberücksichtigt (Dauer der einzelnenSpiele)?

� Sind diese Bedürfnisse auch in den Spiel-räumen berücksichtigt (Kommunikations-zonen, Spielzonen für aktive Spiele usw.)?

� Ist die Spielauswahl geeignet, die Spiel-und Entwicklungsbedürfnisse zu befriedigen?

Zu den formalen Bedingungen des Spiels� Jahreszeit: Drinnen/draußen, Wetter,

Klima� Gelände: geeignet? / Vorbereitung / Be-

wuchs, Lage /Unfallrisiko� Raum: Vorbereitung /Größe /Möblierung /

gefährdende Gegenstände / Licht / Tempera-tur / Lüftung /Ordnung, Sauberkeit / Ein-richtung, Atmosphäre /Unfallrisiken / Stör-faktoren (z. B. Lärm) Rückzugsräume

Checkliste zur Planung von Spielereignissen(siehe hierzu:

Renner, M., 2008, S. 216)

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Zusammenfassend haben wir Spiel einerseits als zweckfreibestimmt, andererseits unterschiedliche Wirkungen undFunktionen des Spiels benannt, die durch gezielte Vorpla-nung für die Gruppe gewinnend angelegt und zur Entfaltunggebracht werden können. Beides hat seine Berechtigung.Fantasieräume im freien Spiel, die Kindern ermöglichen ihre Innenwelt zu erforschen und in der Außenwelt auszu-drücken, ohne dass dies von Beobachter/innen bewertetwird. Wie auch begleitete Spielräume, in denen angemessenAnregungen zur gemeinsamen Gestaltung gegeben werdenund auch die Innenansicht der Spieler/innen behutsam Raumfinden kann. Doch auch die Veränderungen des Kinderspielsdurch elektronische Medien gilt es nicht zu ignorieren, son-dern in den Alltag miteinzubeziehen.Bei allem Wissen über die Bedeutung des Spiels in der Ent-wicklung des Kindes, muss es allerdings bedenkenswert er-scheinen, dass das freie Spielen in einer zunehmend rationalgeprägten und nach ökonomischen Interessen ausgerichte-ten Gesellschaft nicht als Wert an sich geschützt wird. DasSpiel läuft Gefahr, entweder von karrierebewussten Elternfür Lernzwecke vereinnahmt oder den Konsumwelten über-lassen zu werden. Mit der Entdeckung des Spiels als Absatzmarkt, damit ein-hergehender Schaffung künstlicher Bedürfnisse und derenUmleiten auf elektronische Spielzeuge, werden persönlich-keitsprägende Erfahrungen wie situativ entwickelte Kreati -vität und Selbstwirksamkeit durch eigenes Herausfindenbedroht. Als problematische Tendenzen einer Spielever-marktung sind festzuhalten: Einzelspiele wie Video- undComputerspiele begün stigen einen Trend zur Vereinzelung.Man muss sich dafür nicht mehr zusammenfinden, Jede/rspielt für sich allein. Aus finanziellen Gründen können nicht alle Kinder überelektronisches Spielzeug verfügen, was andererseits auchAußenseitererfahrungen mit Schamgefühlen auslösen kann.

Wir wollen diese aktuellen Entwicklungen nicht schlechtmachen, sondern an dieser Stelle zur Vielfältigkeit ermun-tern: Eignet euch Orientierungsgrundlagen an, mit denen ihreuch gut zu Recht findet, über die ihr euch mit anderen be-raten könnt. Prüft vorhandene Angebote kritisch und passtletztlich Spiele so an oder erfindet neue Spiele, dass sie denBedürfnissen und Wünschen eurer Kinder entsprechen.

� Zeit: Veranstaltungsbeginn / zeitliche Be-grenzung / Ende der Veranstaltung

� Spielmittelangebot: Spielmaterial / Spiel-dinge / Spielzeug /welche werden angebo-ten?

� Spielmittel: Sachgerechter Umgang damit?Entwicklungsgerechter Umgang damit?Auswahl dem Anlass gerecht? Sicherheitgeprüft? Funktionsfähigkeit geprüft?

� Auswahl /Angebot von Spielformen: Sensomotorisches Spiel, Symbolspiel, Rollenspiel, Rezeptionsspiel, Konstruk-tionsspiel

� Spielregeln� Rahmen: Essen / Trinken /Geschirr /

Besteck /Dekoration� Kosten / Finanzierung: Eintritt / Zuschüsse

Zur Evaluation/Reflexion� Verhältnis von Zielbestimmung, -erreichung

überprüfen� Eigenreflexion als Spielleiter/in (Wurde es

geschafft die selbst gewählte Rolle der Anleitung zufriedenstellend auszufüllen?)

�Wie gelang die didaktische Umsetzung ?Was kann verbessert oder auch anders gestaltet werden?

�Wie hat die Gruppe das Spiel / die einzel-nen Spielprozesse aufgenommen?

� Auswahl und Verwendung spielmethodi-scher Handlungskonzepte?

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Kinder und ihre Bedürfnisse liegen insbeson-dere der DLRG-Jugend sehr am Herzen. DieKampagne Spielewelten soll helfen, das An-gebot der DLRG-Jugend für die Kinder nochumfangreicher und attraktiver zu gestalten.Und dies geht am besten, wenn die Kin-der aktiv an der Gestaltung und Umset-zung dieses Vorhabens beteiligtwerden.Den Hauptteil dieses Angebotes machenSpiele aus. Damit sind jedoch keine Computer-oder Videospiele gemeint, sondern Spiele, diein der Gruppe und wenn möglich, draußengespielt werden. Spiele, bei denen die Fantasienicht auf dem Bildschirm vorgegeben, sondernvon den Kindern selbst entwickelt wird. DieKinder sollen dabei nicht nur Spaß am Spielhaben. Vielmehr sollen sie es sein, die dieseSpiele mit (neu) gestalten und auch, soweit es möglich ist, selbst die Rolle der Spielleiter -in und des Spielleiters einnehmen.

Partizipation, Teilhabe oder auch Kinder-Ju-gendbeteiligung sind Begriffe, die besonders inWahlkampfzeiten, gern in aller Politiker/in-nenmunde sind. Überall geht es dann darum,Kinder und Jugendliche zukünftig in alle mög-lichen Prozesse miteinbeziehen zu wollen. Aber nicht jede Mitwirkung zeigt im Endeffektauch Wirkung. Oftmals wird aus der vollmun-dig angekündigten Partizipation von Kinderneine Teilnahme an einem folgenlosen „Rollen-spiel“, in dem Kinder oder Jugendliche dieRollen von Politiker/innen in einem Parlamentoder Stadtrat nachstellen. Der abschließendemedienwirksame Fototermin offenbart, dasshier Kinder und Jugendliche für Eigenzweckeeingesetzt werden, ohne dass ihnen die Mög-lichkeit der wirklichen Mitbestimmung in siebetreffenden Fragen ermöglicht wird.Hierbei wird meist unterschätzt, dass Kinderauch bei schwierigen Themen unterscheidenkönnen, ob sie wirklich Einfluss auf etwashaben, ihre Wünsche also in der Umsetzunggreifbar berücksichtigt werden, oder sie nurteilnehmen dürfen, weil sie Kinder und damitmedienwirksam sind.

Die Kampagne

Spieleweltenmöchte …

… dass verschiedene Spielformen den Kindern wieder nähergebracht, für sie attraktiver und damit ein fester Bestandteilihres Alltags werden. Aus diesem Grund startet die DLRG-Jugend einen Spielwettbewerb, an dem ihr euch alle betei -ligen könnt. Was sich genau hinter dem Wettbewerb ver-birgt und wie ihr an ihm teilnehmen könnt, erfahrt ihr aufden folgenden Seiten.

… die Beteiligung von Kindern fördern

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17 | Spielewelten | ARBEITSHILFE

Warum aber fällt es uns so schwer, Kindermehr entscheiden und gestalten zu lassen?Die Antwort hierauf ist relativ simpel. Diebisherigen Entscheidungsträger/innen müsstenetwas von ihrer Macht über die Kinder an dieKinder selbst abgeben oder zumindest bereitsein, sie als Entscheidungsträger zu akzeptieren.Dies fällt nicht leicht, da es bisher anders gehandhabt wurde und das Vertrauen in dieEntscheidungskraft wie auch die Umsetzungdurch und mit den Kindern erst langsam auf-gebaut werden kann und muss.Was also gilt es zu beachten, damit alle Betei-ligten vom aktiven Einbringen der Interessenvon Kindern und Jugendlichen gewinnen kön-nen? Der wichtigste Punkt ist sicher, dass dieBeteiligung für die Kinder spürbar und sicht-bar sein muss, Kinder müssen sich in den daraus resultierenden Ergebnissen zeitnahwiederfinden können. So zeigt man den Kin-dern, dass man sie und ihre Entscheidungenwahrnimmt. Zu dieser Wertschätzung gehörtes auch, dass Geld, aber auch andere Mittel

wie zum Beispiel Zeit bereit gestellt werden.Partizipation ist nicht umsonst zu haben!Jugendverbände haben seit jeher den An-spruch, die Interessen all ihrer Mitglieder —und die sind in der DLRG-Jugend zwischen 0 und 27 Jahre alt — zu vertreten. Und so gibtes schon zahlreiche Erfahrungsberichte z. B.aus Ferienfreizeiten und Landeskindertagen, indenen die Mitwirkung dem Alter der Kinderangemessen gestaltet wurde. Kinder sind inder Lage Entscheidungen zu treffen, die ihnenoftmals nicht zugetraut werden. Hierzu müssenjedoch die gestellten Ansprüche an den jewei-ligen Entwicklungsstand der Kinder angepasstwerden und ganz konkret mit ihrem aktuellenLebensumfeld zu tun haben.

… spielend die Kreativität und Fantasie anregenBei einem Computer- oder Videospiel müssendie Spielenden meist ihre Fantasie nicht mehrunnötig gebrauchen, denn auf dem Monitorwird ihnen bereits eine fertig gestaltete Fanta-siewelt vorgegeben. Hier soll erwähnt wer-den: Nicht die Fantasie ist die Ursache für dieSpieltätigkeit, sondern umgekehrt: Das Spielschafft die Voraussetzungen für die Entwick-lung von Fantasietätigkeit und Vorstellungs-kraft. Es ist also von Bedeutung, welche Spielegespielt und wie sie gespielt werden.Bei Gruppenspielen haben Kinder die Mög-lichkeit, sich mit der Hilfe ihres Einfallsreich-tums aus ihrer realen Welt in eine Spielweltzu versetzen. Aus einem kleinen Waldstückkann ein Zauberwald mit magischen Wesenals Bewohner/innen werden und aus einemnormalen Feldweg wird mit etwas Fantasieund den dort auffindbaren Materialien einherausfordernder Hindernisparcours für einenStaffellauf. Dies fördert die Kreativität, der imSpiel meist keine Grenzen gesetzt sind.

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PraxistippEine Umsetzung im Verbandsalltag …

Schon vor der Ferienfreizeit sollte geklärt sein, was erreicht werden soll, wer die Ziel-gruppe ist und mit welchen Methoden die festgelegten Ziele am besten realisierbar sind.

Was soll erreicht werden? Eine Ferienfreizeit ist in vielen Fällen vom Anfang bis zumEnde durchgeplant, ohne dass die teilnehmenden Kinder einen Einfluss auf wesentliche Teiledes Ablaufes haben. Dies kann geändert werden, indem die Zielgruppe, also die Kinder,bereits im Vorfeld in die Planung und Durchführung der Ferienfreizeit miteinbezogen wird.Bereits bei der Bekanntmachung der Ferienfreizeit kann ein Termin angeboten werden, beidem den Kindern die Möglichkeit gegeben wird, ihre Wünsche und Anregungen, bezüglichdes Ablaufes vorzubringen. Um an die gewünschten Informationen zu gelangen, bedarf es be-stimmter Methoden, denn Kinder wollen spielerisch dazu ermutigt werden, an dem Pla-nungs- und Ablaufprozess aktiv mitteilzunehmen.

Eine Methode kann hierfür ein Rollenspiel sein. Die Kinder erhalten die Möglichkeit, in dieRolle der Organisatoren zu schlüpfen und werden so spielerisch aufgefordert, eine Ferienfrei-zeit nach ihren Vorstellungen und Wünschen zu planen. Die Organisatoren, die in dem Falldie Rolle der teilnehmenden Kinder übernehmen, haben durch ihre Rolle die Möglichkeit,durch Kritik schon im Vorfeld Verständnis zu erlangen, wenn gewisse Wünsche und Anre-gungen nicht umsetzbar sind. Die Motivation der Kinder entsteht aus der für sie ungewohn-ten Rolle, die sie in diesem Rahmen einnehmen. Ihnen wird verdeutlicht, dass sie und vorallem ihre Meinung einen Einfluss auf die Gestaltung der Ferienfreizeit haben.Da der Anspruch an die Kinder durch den Rollentausch sehr hoch ist, könnten besondersjüngere Kinder mit der Aufgabe überfordert sein und/oder schnell das Interesse verlieren. Indiesem Fall würde sich eine andere Methode anbieten, die Traumreise. Bei der Traum-reise wird den Kindern in einer für sie angenehmen Atmosphäre (zum Beispiel durch Mattenals weiche Unterlagen und einer entspannenden Musik) der Einstieg in die Planung einer Feri-enfreizeit in Form einer Geschichte nahegebracht. Zwischendrin wird die Geschichte immerwieder sanft unterbrochen, indem die Kinder die Möglichkeit erhalten, gewisse Inhalte zu fül-len oder die Geschichte nach ihren Vorstellungen weiterzuerzählen.

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19 | Spielewelten | ARBEITSHILFE

Die Vermittler/innen der Kampagne Spiele-welten sind in erster Linie alle, die in derFunktion als Kinder- und Jugendleiter/in oderTeamer/in tätig sind. Als Teamer/in ist es eureAufgabe, die Kinder- und Jugendleiter/innenin der Ausbildung mit den Inhalten der Spiel-pädagogik in der Theorie, besonders aberauch in der Praxis, vertraut zu machen. Diesbeinhaltet unter anderem die Vermittlung derMöglichkeiten, die Spiele bieten und die Lustund Laune am Spielen selbst. Auch die Rolleder Spielleitung bewusst einzunehmen und —vom Entertainment hin zum Freisetzen vonInitiative und Kreativität bei den Teilnehmen-den — die Begeisterung hierfür zu wecken —will vermittelt werden.

Zudem ist es sinnvoll zu wissen, wo guteSpiele(sammlungen) zu finden sind. Anbietenwürden sich in diesem Bereich sowohl Fach-bücher als auch Spielsammlungen im Internet,natürlich nur, nachdem diese auf ihre Qualitätüberprüft wurden.

Die „Hauptrollen“ bei dieser Kampagne über-nehmen aber die Kinder im Verband. Sie zeigen, was sie wie spielen wollen und wasmöglich ist. Ihnen macht es Spaß, sich austobenzu können, mit anderen Kindern zusammen-

zusein, kreativ zu werden und Neues aus-zuprobieren. Es sind ihre Ideen, die sie ein-bringen. Genau das soll durch die KampagneSpielewelten — ich spiele was, was dunicht spielst befördert werden.

Die Hauptaufgabe der Kinder- und Jugend-gruppenleiter/in besteht darin, die Spiele imDialog mit den Kindern anzuleiten. Wie bereits angedeutet, gibt es hierfür unter-schiedliche Herangehensweisen. Diese hängeneinerseits von der Person, die anleitet undderen Auftreten ab, andererseits aber auchvon der Gruppe. Wichtig ist, unabhängig fürwelche Methode der Anleitung sich entschie-den wird, den Kindern eine größtmöglicheBeteiligung am Spielprozess zu ermöglichen.Dies gilt auch bei der Auswahl der Spiele, beider die Kinder immer miteinbezogen werdensollten. Sind zum Beispiel Kinder mit anderenkulturellen Hintergründen Teil der Spielen-den, bietet es sich an, diese Kinder Spiele ausihrem Erfahrungsschatz vorstellen zu lassen.Zudem empfiehlt es sich, Kinder die miteinem Spiel bereits vertraut sind, zu bitten,das Spiel anzuleiten.

Die Kampagne

Spieleweltenlädt ein …

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20 | Spielewelten | ARBEITSHILFE

… zum SpielwettbewerbInfos zum Spielwettbewerb findet ihr auf unse-rer Internetseite: www.dlrg-jugend.de/bukaki.Damit eure Bewerbungen auch ausgewertetwerden können, sollten bei der Beschreibungbestimmte Kriterien erfüllt werden. Zur Ori-entierung werden im Folgenden einige davonaufgeführt und an einem Beispiel-Spiel konkretdargestellt. Die Kriterien sollen euch helfenherauszufinden, welches Spiel für welche

Spieler/innen geeignet ist und was ihr beach-ten solltet, wenn ihr Spiele abwandelt odersogar neu erfindet. Die ausgefüllte Spielanlei-tung schickt ihr bitte an: DLRG-Jugend, Bundesjugendsekretariat,Im Niedernfeld 2, 31542 Bad Nenndorfoder per Mail an: [email protected](Bitte gebt im Betreff Spielewelten an.)

… und bietet Rahmenbedingungenzur Beteiligung

Kriterien der Spielbeschreibung

� Name des Spiels� Ziel des Spiels� Anzahl der Spieler/innen� Für welche Altersklasse ist das Spiel geeignet?� Anzahl der benötigten Helfer/innen�Wie sollte die Spielumgebung geschaffen sein?�Welche Materialien werden zum Spielen benötigt?� Ist das Spiel verändert (woher stammt es ursprüng-

lich) oder frei erfunden?� Beschreibung des Spiels�Welche Wirkungen hat das Spiel auf die Gruppe?�Wie hat das Spiel den Spieler/innen gefallen?

Vielleicht habt ihr aber auch einegrößere Spielaktion auf die Beinegestellt. Deren Beschreibung fällt sicher etwas ausführlicher aus.

Möglichkeiten zur Beschreibung einer Spielaktion

� In welchem Rahmen fand die Spielaktion statt (Ferienfreizeit, Ortsgruppentreffen …)?

� Ort der Spielaktion� Anzahl der Helfer/innen� Anzahl der Spieler/innen� Gab es Kooperationspartner — wenn ja, wie

haben diese sich eingebracht?� Dauer der Spielaktion� Benötigte Materialien für die Spielaktion�Wurde die Spielaktion adaptiert (woher

stammt es ursprünglich) oder frei erfunden?� Beschreibung der Spielaktion�Welche Wirkungen hat das Spiel auf die

Beteiligten?

Wie eine solche Anleitung aussehen kann, ist amBeispiel auf der nächsten Seite kurz beschrieben. �

Der Ablauf

� Start: 01.01.2010� Entwicklung von Spielen und Durchführung von Aktionen in den Gliederungen� Spieleseminar in Bad Nenndorf: 28. – 30.05.2010� Einsendeschluss eurer Spielideen und Beschreibungen ist der 30.08.2011� Prämierung mit spannenden Preisen� Die Gewinner/innen können ihre Beiträge in einem unterhaltsamen

Spieleworkshop vorstellen� Veröffentlichung der Ergebnisse auf der Homepage

www.dlrg-jugend.de/bukaki erfolgt fortlaufend

Alle Informationen, die für eure Teilnahmeam Spielwettbewerbwichtig sind:

Spielewelten Arbeitshilfe_A4_RZ:- 21.01.2010 17:42 Uhr Seite 20

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21 | Spielewelten | ARBEITSHILFE

Name des Spiels:Das Ei der Drachenmutter

Ziel: Die zwei Spielparteien entwickeln unterschiedliche Strategien, jeweils das Ei zuschützen oder zu ergattern.Anzahl Spieler/innen: Zwischen 4 und 10.Altersgruppe: Ab 4 Jahren — nach obenkeine Grenze.Anzahl Helfer/innen: 0Umgebung: Das Spiel kann drinnen unddraußen auf eigentlich jedem Untergrund gespielt werden.Benötigtes Material: Ein beliebiger Gegen-stand, der im Spiel zum Ei der Drachenmutterwird. Dies kann zum Beispiel ein Schuh sein.

Verändertes/erfundenes Spiel: Das Spiel ist verändert undkommt ursprünglich aus Thailand, wo die Kinder es unter demNamen „Ka fao jai“ kennen.Spielbeschreibung: Eine Person aus der Gruppe wird ausgewählt,die Drachenmutter zu sein. Da das Spiel sehr dynamisch ist, wird be-stimmt jeder mindestens einmal in diese Rolle schlüpfen. Die oder derAuserwählte platziert nun den Gegenstand, der das Ei der Drachen-mutter darstellt, auf den Boden zwischen ihren Beinen, ohne ihndabei einzuklemmen. Die anderen Spieler versuchen nun, den Gegen-stand zwischen den Beinen der Drachenmutter zu stehlen. Dabeimüssen sie aufpassen, nicht von der Drachenmutter berührt zu wer-den, denn ansonsten hat die Drachenmutter gewonnen und eine neueRunde beginnt, bei der die Person, die berührt wurde, die neue Dra-chenmutter ist.

Welche Wirkung hat das Spiel auf die Gruppe?Da das Spiel sehr schnell ist, ist es für die Koordination und Ge-schicklichkeit der Spieler förderlich. Es bietet sich an, überschüssigeEnergien abzubauen und die Kinder sich richtig austoben zu lassen.Doch auch Teamfähigkeit ist hierbei gefragt, denn es kann nur gelin-gen das Ei zu stehlen, wenn die Diebe sich dabei absprechen und sodie Drachenmutter ver wirren.

Wie hat es den Spieler/innen gefallen?Nach einer kurzen Phase wo die Eierdiebe sehr vorsichtig zu Werkegingen, wurde das Spiel immer schneller und kaum eine Drachenmut-ter hatte ihre Rolle länger als ein paar Minuten. Die Diebe fingenimmer mehr an, sich untereinander abzusprechen und so nach undnach immer bessere Strategien zu entwickeln. Am Ende hatten alleTeilnehmer berichtet, dass ihnen das Spiel Spaß bereitet hat.

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22 | Spielewelten | ARBEITSHILFE

ActionspieleActionspiele geben den Spieler/innen dieMöglichkeit, sich so richtig auszutoben. Be-sonders wenn eine Gruppe über einen länge-ren Zeitraum keine Bewegung hatte, zumBeispiel bei Seminaren, bieten sich dieseSpiele an, den Kopf wieder freizubekommen.Ein Beispiel für ein Actionspiel findet ihr auf dieser Seite — „Das Ei der Drachen-mutter“.

KooperationsspieleWer koordiniert und wer lässt sich koordi-nieren? Wie kann eine gute Kommunikationschneller zum Ziel führen? Kooperations-spiele bieten sich an, die Koordination undKooperation in einer Gruppe zu beobachtenund zu fördern.Ein Beispiel-Spiel für ein Kooperationsspiel ist„Aufstand zu zweit“:Für dieses Spiel, welches für Spieler/innen absechs Jahren geeignet ist, wird kein zusätzlichesMaterial benötigt.Die Spieler/innen stellen sich mit den Rückenzueinander auf. Oberkörper, Arme und Köpfehängen locker vorn herunter. Langsam, Wirbelfür Wirbel richten sich die Spieler/innen auf.Wenn beide aneinander stehen, setzen siesich möglichst ausbalanciert miteinander hin,ohne dabei die Arme gegenseitig zu ver-schränken. Anschließend stehen sie wieder zu zweit auf. Alles langsam in Zeitlupe wie-derholen.

Icebreaker-/KennlernspieleDies sind Spiele, bei denen sich die Gruppen-mitglieder erst kennen oder zumindest miteinander vertraut machen müssen. DerSchwerpunkt dieser Spiele ist dementsprechendnicht auf den Wettkampf gelegt, sondern aufdas spielerische Kennenlernen.Ein Beispiel-Spiel für ein Icebreaker-/Kennen-lernspiel ist das „Kennenlerninterview“:Für dieses Spiel werden vorbereitete Zettelmit je zwei Textmöglichkeiten benötigt. Dasempfohlene Mindestalter der Teilnehmer/in -nen beträgt 10 Jahre.Jede/r Mitspieler/in bekommt einen Zettel mitzwei Textvarianten, aus denen er/sie späterwählen kann. Anschließend werden Paare ge-bildet. Man befragt sich gegenseitig nach Inter-essen und Hobbies, bis man vier Informa tionenüber den jeweils anderen gesammelt hat.Diese Phase dauert ca. 15 bis 20 Minuten. Danach sollen diese Informationen in einender beiden gestalteten Texte eingebaut wer-den. Die Texte werden nun der Gruppe vor-getragen.Die vorgegebenen Textgestaltungsmöglichkei-ten können zum Beispiel eine/n Nachrichten-sprecher/in imitieren, ein Quiz, eine Fest -tagsrede oder auch ein Kurzmärchen sein.

(Bei-) Spielefür unterschiedliche Situationen

Falls es euch noch an Ideen mangelt,haben wir eine kleine Sammlung von

Spielen angefügt, die euch Anregungenfür mögliche Spiele bieten können:

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Darstell- und pantomimische SpieleDiese Form der Spiele bietet sich an, um dieWahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeitender Teilnehmer/innen zu verbessern. Zudemkönnen nonverbale Ausdrucksformen zumAbbau von Hemmungen eingesetzt werden.Ein Beispiel für Rollenspiele ist „Gesichterweitergeben“:Für dieses Spiel, welches für Spieler/innen absechs Jahren geeignet ist, wird kein zusätzlichesMaterial benötigt.Die Gruppe lässt sich zu einem Sitzkreis nie-der. Ein Gruppenmitglied beginnt nun miteinem bestimmten Gesichtsausdruck (traurig,froh, schüchtern …), geht auf jemanden zuund übergibt ihm/ihr diesen Gesichtsausdruckwie eine Maske. Der/die Empfänger/in über-nimmt den Gesichtsausdruck und wandeltdiesen in einen anderen Gesichtsausdruck seiner/ihrer Wahl um und gibt diesen dann anjemand anderen weiter.

RollenspieleBei Rollenspielen kann soziales Verhaltendurch die Übernahme von unterschiedlichenRollen vermittelt und gelernt werden. DasAusprobieren dieser Rollen bzw. deren Ver-haltensweisen können in späteren Situationenim Leben sehr hilfreich sein, da durch dasSpielen erste Bewältigungsstrategien erarbeitetwurden.Ein Beispiel für Rollenspiele ist „Familie einmal anders“:Für dieses Spiel, welches für Spieler/innen abzwölf Jahren geeignet ist, wird kein zusätzli-ches Material benötigt.Die Gruppe wird in Kleingruppen unterteilt,die die Größe einer Familie haben (von dreibis sechs Personen). Jede Kleingruppe erhältdie Aufgabe, eine Spielszene vorzubereiten.Dabei soll es sich um eine alltägliche Familien-

situation, wie zum Beispiel das gemeinsameAbendessen, handeln. In diesen Szenen sollnun eine Rolle eine untypische „Kurio-sität“ einbau en. Die Kinder könnten dieEltern zum Beispiel zu mehr Arbeitantreiben, ohne sie in den Urlaub fah-ren oder aber die Kinder planen einenUmzug.Diese Szenen werden durch die Klein-gruppen der großen Gruppe vorge-spielt und anschließend über die dabeiveränderten Normen und Rollen ge-sprochen.

ErholungsspieleErholungsspiele bringen vor allem Ruhe undEntspannung. Dem Stress des Alltags oder derUnruhe durch lebhaftere Spiele oder Situatio-nen kann mit dieser Form der Spiele begeg-net werden. Ein Beispiel-Spiel für Erholungsspiele ist „Gerüche malen“:Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen abacht Jahre eignet, werden vorbereitete Ge-ruchsstoffe in kleinen Behältern benötigt.Jede/r Spieler/in riecht an zwei bis vier Ge-ruchsstoffen. Dies können zum Beispiel Kräu-ter oder auch Kosmetika sein. Wichtig ist,dass der Duft deutlich und kräftig ist. JedesGruppenmitglied bekommt nun die Aufgabe,den Geruch in ein kleines selbstgemaltes Bildumzuwandeln. Das Bild kann dabei abstrakt,aber auch konkret sein. Wichtig ist vor allem,dass es den Eindruck oder die Stimmung, diedurch den Geruch entsteht, versinnbildlicht.

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Spiele für FeiernDiese Spiele eignen sich, um in die Abendgestaltung einer Ver-anstaltung eingebunden zu werden und bunt gemischten Gruppendabei unterhaltsam die Zeit zu vertreiben.Ein Beispiel-Spiel für ein Feierspiel ist „Filmszene“:Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen ab acht Jahre eignet,werden keine weiteren Gegenstände benötigt.Der Regisseur — dies kann ein/e Spieler/in oder auch der/dieSpielleiter/in sein — baut mit Hilfe aller Mitspieler eine Filmszenenach, die aus einem möglichst bekannten Film entstammt. Dabeiwird die gesamte Umgebung (Park, Bank) wie auch alle Beteilig-ten (von den Hauptdarsteller/innen bis zum durch das Bild flie-genden Vögeln) von den Gruppenteilnehmer/innen dargestellt.Diese Szene kann nun immer weiter fortgespielt werden, wobeisich das Bild, welches durch die Gruppe dargestellt wird, dem-entsprechend mitverändert.

Spiele für draußenSpiele sollten, wenn sich die Möglichkeit er-gibt, an der frischen Luft gespielt werden.Sonne und frische Luft sorgen für gute Launeund können sich damit positiv auf den Spiel-prozess auswirken.Ein Beispiel-Spiel für ein Spiel im Freien ist„Cremelauf“: Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen absechs Jahre eignet, werden eine Creme undeine vorher festgelegte Strecke benötigt.Dies ist ein Staffellauf der besonderen Art.Zwei gleich große Teams werden gebildetund stellen sich in einer Reihe hintereinanderauf. Nun bekommt der/die jeweilige Startläu-fer/in des Teams einen großen Klecks Cremeauf die Nase (dies sollte eine feste Creme wiezum Beispiel Nivea sein). Nach dem Startsignallaufen die Startläufer/innen die Strecke/denParcours ab und übergeben die Creme anden/die nächste/n Läufer/in. Hierbei darf je-doch nur die Nase und nicht etwa Hilfsmittelwie die Hände verwendet werden.Gewonnen hat das Team, welches als erstesmit allen Läufern und Läuferinnen den Par-cours bewältigt hat oder wo als letztes Teamnoch Creme auf der Nase eines Läufers odereiner Läuferin ist.

Spiele aus anderen LändernSpiele aus anderen Ländern haben oft Elementein sich, die typisch für die dort lebendenMenschen und den Verhältnissen sind, indenen diese leben.Ein Beispiel-Spiel für ein Spiel aus einem ande-ren Land ist „Le cercle du sable“ aus Zen-tralafrika. Bei diesem Spiel kommt dem Sandeine bedeutende Rolle zu.Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen absechs Jahre eignet, werden zwei leere Flaschen,ein großer Haufen Sand und ein Ball benötigt.Auf einem großen Platz (mindestens GrößeVolleyballfeld) wird ein Kreis gezogen. Anzwei entfernten Stellen wird ein Haufen Sandaufgeschüttet, es sei denn das Spielfeld ist be-reits ein Sandplatz. An den zwei SandsteIlenwird je eine leere Flasche hingestellt, für jedeMannschaft eine. Die Mitspielenden werden inzwei gleich große Mannschaften eingeteilt undkennzeichnen sich nach außen erkennbar. VorSpielbeginn bestimmt jede Mannschaft einePerson, deren Aufgabe es ist, den Sand vonHand in die Flasche einzufüllen. Alle Mitspie-lenden verteilen sich im Kreis. Jemand wirfteinen Ball in den Kreis hinein.Sofort eilen die beiden Personen, die für ihreMannschaft zum Sand einfüllen bestimmtwurden, zu ihrer Flasche und beginnen mitdem Einfüllen. Die Mannschaft versucht, denBall zu ergattern und die Person, welche fürdie gegnerische Mannschaft Sand abfüllt, mitdem Ball abzuschießen. Die eigene Mannschaftversucht natürlich dies zu verhindern undgleichzeitig den Ball zu ergattern, damit sieselbst angreifen kann. Wird die Sand auffül-

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lende Person mit dem Ball berührt, muss sieihre Flasche entleeren, eine nächste Personder eigenen Mannschaft übernimmt den Jobund beginnt sofort wieder mit dem Sandab-füllen. Den Spieldurchgang gewinnt jeneMannschaft, deren Flasche zuerst mit Sandaufgefüllt ist. Das gesamte Spiel hat aber dieMannschaft gewonnen, die als erste fünfDurchgänge gewonnen hat.

Spiele für drinnenNicht immer lässt das Wetter ein Spielen imFreien zu. Das muss aber kein Grund sein, auf das Spielen zu verzichten, denn auch in-nerhalb von vier Wänden gibt es viele Mög-lichkeiten, den Spieltrieb auszuleben. Ein Beispiel-Spiel für ein solches Spiel ist„Schoko-Wettessen“Für dieses Spiel wird ein Würfel, Winter-bekleidung (Schal, Mütze, Handschuhe), eineTafel Schokolade, Zeitungspapier, eineSchere, Tesafilm und Paketband benötigt.Eine Tafel Schokolade wird mit Zeitungs-papier dick eingepackt und danach mit der Paketschnur gut verschnürt. Anschließendnehmen alle Mitspieler an einem Tisch Platzund fangen nacheinander an zu würfeln.Wenn ein Spieler eine sechs würfelt, fängt erschnell an, die Winterbekleidung anzulegenund versucht, so schnell wie es ihm/ihr mög-lich ist, die Schokolade auszupacken. Wäh-renddessen würfen die anderen Mitspieler/in -nen weiter. Schafft wieder jemand eine sechsist der-/diejenige an der Reihe und muss sichdie Winterbekleidung anlegen und versuchen,die Schokolade erfolgreich auszupacken.

Spiele zur SelbsterfahrungSpiele bieten sich nicht nur dazu an, seineMitspieler/innen zu erleben und kennenzu-lernen, sondern auch sich selbst (intensiver)wahrzunehmen. Diese Selbsterfahrung kanndazu dienen, eigene Gefühle gezielt wahrneh-men, einordnen und entsprechend mit ihnenumgehen zu können. Ein Beispiel-Spiel für ein Selbsterfahrungsspielist „Eigenschaften Zuwürfeln“.Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen abzwölf Jahre eignet, werden zwei großeSchaumstoffwürfel, Klebeetiketten und Musikbenötigt.Auf einen großen Schaumstoffwürfel werdentypische Merkmale von zwei Fraktionen (zumBeispiel typisch männlich und typisch weib-lich) mit Klebezetteln auf die einzelnen Wür-feloberflächen angebracht. Sobald die Musikertönt, werden die Würfel kreuz und querdurch den Raum gekullert. Stoppt die Musik,lesen die beiden Personen, bei denen dieWürfel gerade liegen die oben stehende Ei-genschaft vor und sagen, ob diese auf sieselbst zutrifft (Warum? Warum eher nicht?).Anschließend kann die Gruppe Stellung zuden Antworten der beiden geben und mittei-len, inwieweit sie die Einschätzungen teilen.

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Literatur zum WeiterstöbernWasserspielspaß – Spielen am, im und mit Wasser — Penny WarnerDieses Buch bietet eine ansehnliche Sammlung von Spielen, die mit dem Element Wasser in Verbindung stehen. Die Spiele selbst sind ausführlich erklärt und informieren neben dem Spielinhalt und dem Ablauf über das Alter der Zielgruppe, Anzahl der Teilnehmer/innen, benötigtes Material und Sicherheitshinweise.

SPIELE FINDEN und ERFINDEN — Hans HoppeHans Hoppe geht in diesem Buch der Frage nach, was ein Spiel ist. Im zweitenTeil des Buches geht es um den Prozess der Spielfindung und Spielerfindungund was es bei diesen Prozessen zu beachten gilt.

Die schönsten Kinderspiele der Welt — Oriol Ripoll Dieses Buch ist eine Spielsammlung von Kinderspielen aus allen Ländern desErdballs. Die Spiele sind dabei sehr schön illustriert und der Spielablauf wirdausführlich beschrieben. Zudem gibt es Informationen über die empfohleneAnzahl der Spielteilnehmer/innen.

Kooperative Abenteuerspiele 1 & 2 — Rüdiger Gilsdorf /Günter KistnerDieses Buch widmet sich dem Thema Abenteuerspiele. Hier werden theoreti-sche Inhalte sehr anschaulich an Beispielen (siehe der eingefügten Spielsamm-lung) aus der Praxis erklärt. Inhaltlich werden die Themen Kennenlernen,Warming-up, Wahrnehmung, Vertrauen, Kooperation, Abenteuer und Reflexion behandelt.Der zweite Teil erweitert die Spielsammlung des ersten Buches und legt hierbeiden Fokus auf den Bereich der Erlebnispäda gogik. Zudem werden die verschie-denen Rollen eines/r Spielleiter/in thematisiert und Tipps zum Anleiten gegeben.

Internet Übersichtlichkeit Auswahl Altersempfehlung/ BeschreibungAnzahl der Spieler-/ der Spieleinnen angegeben?

Spielekiste.de Bereich der große ja / ja gutGruppenspiele Auswahl

umständlich zu finden an Spielen— sonst gute Übersicht

Unterhaltungs- unübersichtliche große Aus- nein/teilweise gutspiele.com Einteilung der wahl — nur

Spiele(Gruppen) bedingt für Kinder geeignet

Fundus — Jugend- sehr gute große ja / Einteilung in sehr gutarbeit.de/spiele Übersicht — Ein- Auswahl Spiele über und unter

teilung der Spiele an Spielen 10 Personenin Gruppen

Felsenkirche- gute Übersicht- überschaubare nein/nein sehr gut —oberstein.de/ lichkeit Auswahl teils bebildertspielekartei

KJG-kilian.de/ gute Übersicht- überschaubare ja / ja sehr gutspiele/ lichkeit Auswahl

Dieser Bereich der Arbeits-hilfe soll euch dabei helfen,

neue Spiele oder Anregungenzum Anpassen und Erweitern

eigener Spiele zu gewinnen.Neben einer Auswahl an Fach-

literatur, die ihr der folgen-den Literaturliste entnehmen

könnt, gibt es im Interneteine große Auswahl an Spiel-sammlungen. Diese haben wirnach deren Übersichtlichkeit,der Auswahl der Spiele, den

Angaben zum Alter, der Anzahl der Spieler/innen und

der Qualität der Beschrei-bung der einzelnen Spiele

bewertet. Welche uns dabeiüberzeugt haben und wo

diese besonders gut abge-schnitten haben, zeigt

euch die Tabelle der Internet-quellen.

Links zum Weiterklicken

Fundgrube für Spiele

Für die Arbeitshilfe verwendete Literatur:

Weber-Schäfer, P. (1998):Wie verschieden sind Kulturenwirklich? Über die Universalitätdes Spiels, in: Scholz-Cionca,

S. (Hrg.): Japan. Reich derSpiele. Ludicium Verlag,

S. 33 — 46.

Weiß, B. (2009): Vom Sinndes Sinnlosen, in Geo kom-pakt Nr. 17. Gruner & Jahr,

S. 81 — 87

Renner, M. (3. Auflage 2008):Spieltheorie und Spielpraxis,

Lambertus-Verlag

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ImpressumHerausgeberDLRG-Jugend

Im Niedernfeld 231542 Bad Nenndorf

Tel.: (05723) 955-300Fax: (05723) 955-539

RedaktionKlaus Groß-Weege

Anne StaufenbielBenjamin Bartsch

Layoutmarilu.krallmann.grafik

Neustadt am Rübenberge

DruckBWH GmbH

Die Publishing CompanyHannover

Auflage8.000 Exemplare

Januar 2010

VerantwortlichDLRG-Jugend

BundesjugendsekretariatIm Niedernfeld 2

31542 Bad [email protected]

Die Bundeskampagne Kinderwird gefördert durch das

Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend aus

den Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes.

Platz für eigene Notizen

Spielewelten Arbeitshilfe_A4_RZ:- 21.01.2010 17:39 Uhr Seite 27

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