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DMP-Trainer: Gute Versorgung von Patienten mit Asthma bronchiale im DMP
Lehrtext
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Herausgeber:
Kassenrztliche Vereinigung Bayerns
Elsenheimerstrae 39
80867 Mnchen
www.kvb.de
Autor:
Dr. med. Nico Grlitz, MPH
Redaktion, Grafik und Layout:
CoC DMP, Stabsstelle Kommunikation
Bilder:
iStockphoto.com (Titelbild, Seite 4, 7, 10, 12, 15, 16, 21)
Hinweis:
Wenn aus Grnden der Lesbarkeit die mnnliche Form eines Wortes ge-
nutzt wird (der Arzt), ist selbstverstndlich auch die weibliche Form (die
rztin) gemeint.
Stand: Oktober 2010
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Inhalt
1. Einleitung 4
2. Definition, Diagnosestellung und Einschreibung 5
2.1 Definition des Asthma bronchiale 5
2.2 Diagnosestellung des Asthma bronchiale 6
2.2.1 Anamnese 6
2.2.2 Symptomatik und krperliche Untersuchung 6
2.2.3 Apparative Diagnostik 7
2.2.3.1 Reversibilitt der Obstruktion durch Bronchodilatatoren 9
2.2.3.2 Besserung der FEV1 nach Gabe von Glukokortikoiden 9
2.2.3.3 Positiver unspezifischer, standardisierter, mehrstufiger
Provokationstest 10
2.2.3.4 Circadiane PEF-Variabilitt 11
2.3 Asthmaformen 11
3. Therapieziele und therapeutische Manahmen im DMP 13
3.1 Therapieziele fr Patienten im DMP Asthma 13
3.2 Therapeutische Manahmen 14
3.2.1 Allgemeinmanahmen 14
3.2.2 Strukturierte Schulungs- und Behandlungsprogramme 14
3.2.3 Krperliche Aktivitten 15
3.2.4 Medikamentse Therapie 16
3.2.4.1 Bedarfsmedikation 19
3.2.4.2 Dauertherapie 20
4. Kooperation der Versorgungssektoren 23
4.1 berweisung vom koordinerenden Arzt zum Facharzt 23
4.2 Einweisung in ein Krankenhaus 23
4.3 Einleitung von Rehabilitationsmanahmen 24
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dem praktischen Alltag und der medizinischen For-
schung speist.
Daher hat sich die Kassenrztliche Vereinigung Bay-
erns (KVB) entschlossen, ein Fortbildungsportal ein-
zurichten, ber das teilnehmende oder interessierte
rzte Fachartikel herunterladen knnen. Diese Arti-
kel sind auf die Vorgaben und Bedrfnisse der Pro-
gramme zur strukturierten Behandlung zugeschnitten
und greifen aktuelle Entwicklungen auf.
Nach und nach wird so eine Reihe von Fortbildungs-
artikeln entstehen, in denen einzelne Aspekte der DMP
genauer beleuchtet werden. Wie bei jeder guten
zertifizierten CME-Fortbildung werden im Anschluss
an den Text Fragen zur Selbstkontrolle gestellt, mit
deren richtiger Beantwortung Fortbildungspunkte bei
der Landesrztekammer erworben werden knnen.
Zudem ist diese Einheit als jhrliche DMP-Fortbil-
dung anerkannt. Der vorliegende Artikel beschftigt
sich mit Definition und Diagnosestellung sowie der
interdisziplinren Therapie des Asthma bronchiale.
1. Einleitung
Asthma bronchiale gehrt weltweit zu den hufigsten
chronischen Erkrankungen und stellt im Kindesalter
sogar die hufigste chronische Erkrankung dar. Die
Prvalenz in Deutschland liegt bei rund zehn Prozent
der kindlichen und etwa fnf Prozent der erwachse-
nen Bevlkerung. Auch bei lteren Patienten ist Asth-
ma eine hufige Ursache von Atembeschwerden,
die meist gut behandelbar ist.
In Anbetracht der hohen Fallzahlen kann Asthma
durchaus als Volkskrankheit bezeichnet werden. Die
Tatsache, dass durch eine strukturierte und effiziente
Therapie sowohl die Krankheitslast der betroffenen
Patienten als auch die Krankheitskosten verringert
werden knnen, machte diese Erkrankung von An-
fang an zu einem Kandidaten fr ein strukturiertes
Behandlungsprogramm.
Die Idee zur Etablierung solcher Disease Manage-
ment Programme (DMP) auch in Deutschland wurde
im Band III des Gutachtens des Sachverstndigenra-
tes zur Begutachtung der Entwicklung im Gesund-
heitswesen aus dem Jahr 2001 konkretisiert. Zwei
Jahre spter konnten die ersten Patienten in ein Pro-
gramm fr Diabetes mellitus Typ 2 eingeschrieben
werden. Fr Patienten mit Asthma bronchiale be-
gann das Programm in Bayern zum 1. April 2006.
Nach nun fast vierjhriger Laufzeit zeigen erste Aus-
wertungen sowohl eine Verbesserung der Versor-
gungsstrukturen als auch positive Effekte auf die The-
rapie und den Krankheitsverlauf. Doch unterliegen
Form und Inhalt des Programms einem fortwhren-
den Wandel, der sich aus neuen Erkenntnissen aus
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2. Definition, Diagnosestellung und Einschreibung
Asthma bronchiale ist definiert als eine chronisch ent-
zndliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine
bronchiale Hyperreagibilitt und eine variable Atem-
wegsobstruktion charakterisiert ist. Hiervon zu unter-
scheiden ist die COPD (chronic obstructive pulmo-
nary disease). Sie ist zwar ebenfalls eine chronische
Lungenkrankheit, unterscheidet sich jedoch in tiolo-
gie, Therapie und Prognose grundstzlich vom Asthma.
Daher wurde fr diese Krankheitsentitt ein eigenes
Disease Management Programm ins Leben gerufen.
Fr die richtige Zuordnung eines Patienten zu einem
der Programme ist es zwingend notwendig die Dia-
gnosekriterien zu kennen.
Allerdings finden sich im klinischen Alltag auch Misch-
formen der beiden Erkrankungen, mitunter lsst sich
keine ganz scharfe Trennlinie ziehen. In diesen Fl-
len drfen betroffene Patienten nur in eines der beiden
strukturierten Programme fr Lungenerkrankungen
eingeschrieben werden. In der nachfolgenden Ta-
belle sind die wesentlichen Unterscheidungsmerk-
male der beiden Erkrankungen gegenber gestellt.
2.1 Definition des Asthma bronchiale
Kennzeichen Asthma bronchiale COPD
Beginn variabel, hufig Kindheit/Jugendalter meist ab 5. bis 6. Lebensdekade
Verlauf episodisch, variabel irreversibel, progredient
Hauptbeschwerden Anfallsartig auftretende Atemnot Atemnot bei Belastung
Obstruktion reversibel ( 15% FEV1) irreversibel (
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2.2 Diagnosestellung des Asthma bronchiale
In der Fachliteratur finden sich je nach Quelle leicht
unterschiedliche Empfehlungen zur Diagnosestellung
eines Asthma bronchiale. Mageblich fr die Ein-
schreibung eines Patienten in ein DMP sind die in
der Risikostrukturausgleichsverordnung festgelegten
Kriterien. Danach mssen die folgenden drei Vor-
aussetzungen erfllt sein:
Betroffene Patienten berichten in der Regel von an-
fallsartigen beziehungsweise stark wechselnden Be-
schwerden, die sich oft mit einer Allergenexposition,
krperlicher Belastung, Infekten, thermischen Reizen
oder Exposition gegenber Staub, Rauch oder an-
deren unspezifischen Atemwegsreizstoffen in Verbin-
Charakteristisch ist ein wiederholtes Auftreten an-
fallsartiger oftmals nchtlicher Atembeschwerden,
die sich als Brustenge, Atemnot oder auch Husten
uern knnen. Insbesondere letzterer kann auch
weitgehend im Vordergrund stehen (cough variant
asthma). Es lohnt sich bei Patienten mit persistieren-
dem, trockenem Husten auch an eine reversible Atem-
wegsobstruktion als Ursache zu denken und die wei-
ter unten beschriebenen diagnostischen Schritte ein-
zuleiten. Auswurf kann fakultativ mit allen beschrie-
benen Atembeschwerden einhergehen.
Auch ohne Stethoskop kann in manchen Fllen ein
verlngertes Exspirium oder ein Giemen festgestellt
Vorliegen einer fr die Erkrankung typischen 1.
Anamnese
Vorhandensein von charakteristischen Sympto-2.
men in den letzten zwlf Monaten
Nachweis einer (partiell-)reversiblen Atemwegs-3.
obstruktion oder einer bronchialen Hyperreagibi-
litt.
dung bringen lassen. Hufig besteht eine tages- und
jahreszeitliche Variabilitt. Blutsverwandte leiden oft
ebenfalls unter Asthma oder auch Allergien und
atopischen Erkrankungen. Bisweilen knnen berufs-
oder umgebungsbezogene Auslser der Beschwer-
den eruiert werden.
werden. Letzteres zhlt neben Pfeifen und Brummen
zu den trockenen Atemnebengeruschen und kann
als auskultatorisches Zeichen einer Atemwegsobstruk-
tion gelten. Das Auftreten dieser Gerusche kann
gegebenenfalls durch eine forcierte Ausatmung oder
Husten provoziert werden.
Bei schweren Anfllen knnen diese Zeichen jedoch
vollstndig fehlen. Hier kann oft nur ein sehr leises
oder gar kein Atemgerusch festgestellt werden
(stumme Lunge). Vor allem bei Kindern kommt es bei
ausgeprgter Obstruktion zu thorakalen Einziehun-
gen im Bereich des Jugulums oder interkostal.
2.2.1 Anamnese
2.2.2 Symptomatik und krperliche Untersuchung
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2.2.3 Apparative Diagnostik
Eine wesentliche Sule der Diagnosestellung eines
Asthma bronchiale ist der apparativ-technische Nach-
weis der Atemwegsobstruktion. Hierzu bedarf es in
der Regel einer Spirometrie, mit deren Hilfe die Re-
versibilitt beziehungsweise Induzierbarkeit einer
Atemwegsobstruktion nachgewiesen wird. Alternativ
kann auch die tageszeitabhngige Variabilitt des
maximalen exspiratorischen Spitzenflusses (peak ex-
spiratory flow, PEF) mit Hilfe eines Peak-Flow-Meters
bestimmt werden.
Die Spirometrie ist einfach, nicht-invasiv und kosten-
gnstig. Sie kann sowohl zur Sicherung der Diagno-
se, als auch zur differenzialdiagnostischen Abgren-
zung zu anderen obstruktiven