Doktor Faust

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    D S HOLL NDISCHE VOLKSBUCH

    VOM DOKTOR F UST

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    DAS

    H O L L A N D I S C H E V O L K S B U C H

    V O M

    D O K T O R F A U S T

    V O N

    D R

    B H

    V A N

    H O O F T

    MIT 2 BBILDUNGEN

    H G

    M A R T I N U S

    N I J H O F F

    1926

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    INHALTS

    V E R Z E I

    CHNIS

    Seite

    E I N L E I T U N G 1

    E R S T E R A B S C H N I T T . D E R

    H I S T O R I S C H E F A U S T

    4

    Z W E I T E R A B S C H N I T T . D I E

    D E U T S C H E N

    V O L K S B C H E R V O M D O K T O R

    F A U S T 2 0

    D R I T T E R A B S C H N I T T . D A S

    H O L L A N D I S C H E

    V O L K S B U C H V O M D O K T O R

    F A U S T 3 1

    E R S T E S K A P I T E L ie

    Faustsage

    in den Niederlanden vo r

    demErscheinen

    des

    ltesten

    Volksbuches 31

    Z W E I T E S K A P I T E L as ltestehollandische Faustbuch

    3 3

    1. D e r

    Ver f a s s e r

    3 3

    2 . D e r D r u c k e r 4 8

    3 . D a s Werk 5 0

    D R I T T E S K A P I T E L ie sp terenDrucke 7 7

    V I E R T E S K A P I T E L as Faustbuch in der

    Slieren

    holldndischen

    Literator 8 8

    V I E R T E R A B S C H N I T T . D I E L O K A L I S I E R U N G E N D E R F A U S T S A G E IN H O L -

    L A N D

    9 2

    E R S T E S K A P I T E L Faustin Waardenburg

    9 2

    Z W E I T E S

    K A P I T E L Faustin

    Leeuwarden 107

    F N F T E R A B S C H N I T T . Z U R F A US T IK ON OG RA PH IE 11

    E R S T E S K A P I T E L Van

    Sichems

    Faust 1 1 0

    Z W E I T E S K A P I T E L Mathams Faust 114

    D R I T T E S

    K A P I T E L

    RembrandtsFaust

    116

    V I E R T E S

    K A P I T E L er ilderschmuck der olksbcher

    1 1 8

    F N F T E S

    K A P I T E L Faust

    auf ilderbogen 133

    S E C H S T E R A B S C H N I T T . B IB L O G R AP H I S CH E B E S C H R E I B U N G D E R H O L L A N

    D I S C H E N F A U S T D R U C K E 1 37

    A N H A N G . V E R G L E IC H U N G V O N B A T E N S T E X T

    M I T

    D E N D E U T S C H E N C F A S

    S U N G E N 150

    R E G I S T E R 161

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    V RW RT

    In keinem Lande ist wohl das Interesse fr dasVolksbuch vom Doktor Faust

    lebhafter undnachhaltigergewesen als in den Niederlanden. In der

    ausgedehnten

    Literatur, die sich seit demEnde des sechzehnten Jahrhunderts umden Namen

    Doktor

    Faustus

    als Mittelpunkt

    angesammelt

    hat,

    drfte

    daher

    vorliegende

    Arbeit

    ihr bescheidenes Platzchen beanspruchen.

    Vielen

    bin

    ich

    fr freundliche Angaben,

    fr

    die

    berlassung

    oft wertvoller

    Exemplare, sowie fr wohlwollendeUntersttzungbeim ufsprenundBeschaffen

    seltener

    Drucke

    zu groBem

    Dank verpflichtet;

    im

    besondern den Herren Beamten

    der Universitatsbibliothek Amsterdam.

    Amsterdam,

    J u l i

    1926.

    B

    H.

    V A N

    T

    H OO F T

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    E I N L E I T U N G

    Gode biddic, dat hi misende,

    Tallen

    beghinne goeden

    ende.

    Theophilus.

    Nachdemsich die ausdem rintstammendeGeschichte des Theophilus, der

    sich zur Wiedergewinnungseinerverlorenen kirchlichen

    Amtermit

    seinem

    Blute

    dem Teufel verschrieben

    hatte,

    imAbendland verbreitet hat, taucht dieIdeevon

    einemPaktmitdemBsendaselbstimmerhaufigerauf.Baldsiehtman

    Papste,

    wie

    Sylvester

    II.,

    Frsten

    wie Robert I. der Normandie undbesondershervorra-

    gendeGelehrte Arnoldvon Villanova in Frankreich, Albertus Magnus in

    Deutschland, Roger Bacon

    in

    England

    mit dem

    Teufelim Bndnis.Imberaus

    teufelsglaubigen sechzehntenundsiebzehntenJahrhundert istdiese

    Vorstellung

    derartig popular geworden,

    daB

    man die Teufelsbndler bei Tausendenzahlt,

    wovon die noch vorhandenen Akten derHexenprozesseein trauriges Zeugnis ab-

    legen.Die Geschichte es ist beider

    groBenZahl

    selbstverstandlich hat sie

    ver

    gessen und nur

    gelegentlichwird

    in den Werken der Polyhistoren des

    siebzehnten

    Jahrhunderts ein Name odereineGeschichte erwahnt. Aneinenbliebbis auf den

    heutigen

    Tag

    dieErinnerungim

    Volke

    lebendig, an den Doctor Faust.

    DaB

    nicht

    auchseinName derVergessenheitanheimfiel, ist mehr oderwenigerdemZufall

    zuzuschreiben. Nach dem Tode des

    Zauberers

    verfiel ein Unbekannter auf denGe-

    danken,dessenTaten, vondenendieZeitgenossennochzuerzahlenwuBten,aufzu-

    zeichnen und durch denDruckallgemein bekannt zumachenund,

    einmal

    in die-

    sein

    Stadium,

    hat

    die Geschichte nichtaufgehrt das

    Interesse

    der

    Leser

    zu

    f

    esseln.

    DaB einZeitalter,welchesdenalbernen Aussagender

    alten

    Weibleininden

    Hexen-

    prozessen

    Glauben

    schenkte,die

    Taten

    des

    T eufelsknstlers

    als

    Wahrheit hinnahm,

    ist selbstverstandlich.

    Bald

    brachen sich zwar in Bezug auf den Teufelsglauben

    vernnftigere

    BegriffeBahn,aber doch

    nur

    unter den Gebildeten; das naiveVolk

    sah nach wie vor hinter

    jedem

    ungewhnUchenEreignis den Teufel undschenkte

    einer Teufelsgeschichte, die es in einem gedruckten Buche las, unbedingten

    Glauben.

    Das tat brigensnochgegenEnde dessiebzehntenJahrhunderts der

    Utrechter Theologe Gisbert Voet, wahrend ein Balthasar Bekker sie

    einige

    Jahre

    spater

    schon als Altweibergefasel bezeichnete.Mit Verachtung undWiderwlen

    spricht ein JahrhundertspaterderaufgeklaxteGelehrte ProsperMarchandber

    das Faustbuch, das

    nur zur

    Abschreckung des

    Pbels

    erdacht worden sei. Unbefan-

    generund vershnenderstehtunser Zeitalterdiesemundverwandten Erzeugnis-

    Van tHooft, Faustbuch 1

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    2

    EINLEITUNG

    sendrVergangenheit gegenberundbetrachtet sie als wichtige Quellen fr das

    Studium der sittlichen undreligisenAnschauungenfrherer Geschlechter.

    Selbstverstandlich hat die Faustgeschichte fr die hollandische Literatur eine

    weit geringere Bedeutung als fr die deutsche. An der Sagenbildung, welche sich

    bei

    Faust

    ziemlich

    genau verfolgen

    l Bt,

    nimmt

    Holland

    nur geringen wenn

    immerhin

    einigen Ante i l .

    K e i n

    niederlandischer Dichter von einiger Bedeutung

    hat selbstandig den Fauststoff zumGegenstand

    seines

    Schaffefis gewahlt,sodaB

    von

    einer Entwicklung der Idee in irgend welcher Richtung auf hoUandischem

    Bodennicht die Rede sein kann; nur urnbersetzunghandelt essich,

    um

    Nach-

    ahmunghchstens .

    DaB aber trotzdem

    diese Faustgeschichte, sowie sie in den

    hollandischenV o l k s-

    bchern berliefert wurde, als Gegenstand einer Auseinandersetzung geeignet

    erschien, findet seinen Grund in der auBerordentlichen Beliebtheit, deren sich

    Faust wahrend drei

    Jahrhunderte

    bei der hollandischen Leserwelt erfreute. Zwar

    beschrankt sich das Interesse, besonders in spaterer Zeit, auf die naiven

    Leser

    der unteren Kreise der Gesellschaft. Die Lokalisierung der Sage an zwei

    Orten Hollands, Waardenburg und Leeuwarden, l Btaber auf ein inniges Ver-

    trautsein dieserKreisemit Faust und seiner Geschichte schlieBen.

    Fehlt

    auch dem Faust in der hollandischen Literatur ein Marlowe, so kann

    er in der hollandischen bildenden Kunst auf einen VanSichem, einen Matham,

    ja

    vielleicht auf einen Rembrandt hinweisen.

    Was war es, das in der Faustsage den naiven Leser so machtig anzog und so

    dauernd fesselte? Der von jeher zu Ausschreitungen neigende Teufelsglaube war

    gegen Ende des sechzehnten

    Jahrhunderts

    zu einer alle

    Damme

    der Vernunft

    ber-

    schwemmenden Hhe gestiegen. Vergebenshatte der herzglich ClevischeLeib -

    arzt Johann Wirversucht den Strom zu hemmen; erfolglos war sein Wort ver-

    hallt.

    Erst ein Jahrhundert spater wurde in Holland mit besserem

    Erfolg

    der

    K a m p fvon Balthasar Bekker, anilJonctys, AbrahamPalinghund

    anderen

    fort-

    gesetzt.

    A lsaberi mJahre1592

    in Dordrecht das Volksbuch

    vom

    Dokter Faust er

    schien,

    herrschte

    der Teufelswahn noch ungebrochen und trugnatrlichmachtig

    zuder VerbreitungeinesBuches,wo man denTeufel

    nun einmal

    bei der

    Arbeit

    sah,

    bei.Gar mancher aber mochteauf den Gedanken verfallen es dem Helden der Ge

    schichte nachzumachen undgleichfallsseinGlck

    beim

    bsenGeiste zu versuchen.

    Der bersetzer hatte zwar in Nachahmung seinesOriginals die

    formas

    conjurationum

    fortgelassen, aber wenigerGewissenhafteals er sorgten bald dafr,

    daB auch diese in

    allerlei

    Za uberbc hern ,besonders unter

    Fausts

    Namen,

    *)

    dem

    Publikum zuganglich gemacht wurden.

    Starkes MitgefhlmuBte auch das tragische Geschick des Helden

    erregerr.

    Er,

    der Wittenberger Doktor der Theologie, sollte durch Untreue an Gottes Wort der

    i)

    SoinDoctorFaust s

    grofier

    undgewaltiger

    Meergeist,

    worinnLucifer und

    drey Meergeister

    umSchatee

    aus den

    Gewassern

    zu

    holen,beschworenwerden.Amsterdam,

    bei

    Holbeek

    Boeker erkufer

    in dem

    Kohlsteg.Anno 1692. Vergl. Das

    KlosterVS. 1140

    ff. Dieangegebene

    Adresse

    Utnatrlich

    fingiert:

    eine

    Koolsteeg

    hat es in

    Amsterdam

    nie

    gegeben.

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    I N L I T U N G

    3

    lle

    verfallen. Er konnte doch wissen, daB

    gerade

    ein Pakt mit dem Teufel die

    allerschwerste

    Snde

    war, wogegen fast

    jedesHeilmittel

    versagte, sodaB von

    ihm

    das Wort

    gilt

    und dasVolksbuchversaumt nicht darauf hinzuweisen:

    Wie

    daerweet

    den

    wille

    des Heeren

    ende

    niet en

    doet,

    die

    sal

    met veel slaghen

    ghesme-

    ten worden

    Fol .

    2

    v13).

    Tragisch war Fausts Geschick auch deshalb,

    weein

    Charakterzug, der die Ursache

    seines

    Verderbens

    wird ,

    im Grunde ein

    guter

    war: sein Drang nach

    Wissen.

    Hy nam Arents vleughelen aen, omalsoalle hoec-

    ken

    des Hemels

    ende

    der Aerden te ondersoecken (2

    r25).

    Und schon bei

    seiner Unterhandlung mit Mephostophiles fordert er vondiesem,

    dat

    hy hem op

    alle

    zyne vraghen, niet onwaerachtichs en

    soude

    willen

    antwoorden (3

    v13).

    Aber auch fr diesen hochstrebenden jungen Mann

    gilt

    des Dichters Mahnung

    Weh

    dem, der zu der Wahrheit

    geht

    durch

    Schuld .

    Auf dem verbotenen Pfade

    des Teufelsbndnisses strebt Faust nach einem fr menschliches Wissen uner-

    reichbaren Zie l

    .um

    das Menschlich-Erreichbare zu verfehlen und

    klaglich

    zu-

    grunde zu gehen. Gerade dieser Charakterzug verliehunserm Helden vor allen

    andern Eigenschaften die Unsterblichkeit, erwarb ihm die Liebe

    Lessings,

    der

    StrmerundDranger,Goethes. Schon

    Marlowehatte

    diesen Zug mitglcklichem

    Griff

    weit

    nachdrcklicher

    als es im

    Volksbuch

    geschehen war in den Vorder-

    grundgercktund in allen

    spateren

    Faustspielen, soverstmmelt sie auchber

    liefert sein

    mgen, wird

    noch vom Gesichtspunkt des Wissensdrangs aus Fausts

    Teufelspakt ins Auge gefaBt.

    Nicht

    geringesInteressefand der einfache Leser an der Schwanksammlung, die

    den dritten

    Te i l

    des Faustbuchs bildet, an diesen Possen a la Eulenspiegel,

    ohne

    desserimauernwitz zwar,

    aber

    um so

    interessanter,

    weilhinter

    jedeB

    Streiche,

    statt

    eines verschmitzten Bauern, der Teufel selbst

    steekt.

    An sich zeigt dieser dritte

    Tei l

    groBe Verwandtschaft mit der Geschichte eines andern Teufelskerls, der des

    Zauberers

    Virgilius. Welch

    ein Unterschied

    aber

    in der Auffassung der beiden

    Sagenhelden und der beidenTeufelsgeschichten

    berhaupt:

    die

    Virgiliussage

    mit

    ihrem

    mittelalterlichen Optimismus und die furchtbar

    ernste

    Faustgeschichte.

    Durch L i s t

    zwingt

    Virgilius

    den Teufel sich in seinen Dienst zu stellen, indem er

    ihn

    in ein

    Loch

    einsperrt, sowie man im Mittelalter den Teufel in ein Glas oder

    einen

    Ringbannte,

    um ihn zuseinemDienst zuzwingen.Faust

    muB

    dagegen diese

    Dienstbarkeit mit seinerSeeleerkaufen.

    B eiV irgilius

    bleibt das

    Sndenmotiv

    ganz

    und gar aus dem

    Spiel,

    von irgend einer

    Schuld

    ist nicht die Rede, in derFaustsage

    lauert durch die ganze Geschichte hindurch die

    lle

    als wohlverdiente Strafe im

    Hintergrund. Die Macht des Teufels ist seit demersten

    Vierte l

    des sechzehnten

    Jahrhunderts

    zusehrgewachsen, als daB er noch weiter mit sich spaBen

    UeBe;

    wer sichjetztnoch mit ihm einlaBt, ist ein verlorner Mann.

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    E R S T E R A B S C H N I T T

    DER HISTORISCHE FAUST

    Le

    Docteur Fausten estqu'unepurechimre,qui n'a jamais exist,

    non plus quePAvanturierFortunatus, que dans1'ImaginationdesSots

    qui

    ont

    ajot

    foi a

    leurs

    Histoires.

    DaB

    Marchand

    *)sichmitdiesem

    Urteil

    imWiderspruchmitdendeutschenAuto-

    ren

    bef

    indet,

    von

    denenihmnuretwa

    der

    TbingerTheologeWilhelm Schickardbei-

    stimmt,

    weiB

    errecht wohlunderbedauert

    es

    nurunter

    diesen deutschen

    Gelehrten

    Namen anzutreffen, die doch

    sonst

    einengutenKlanghatten,wieu.a. deneinesPhi-

    lipp Camerarius,dessenVater

    notabenepersn lich mitFaust bekannt

    gewesen

    ist.

    AuchMarchands Landsmann,GabrielNaud,der Bibliothekar des Kardinals

    Mazarin,spricht in Bezug auf Faust vonunhommeimaginaire, uncmmredes

    AUemands

    2

    ).Erscheintinzwischenerstspater zudieser

    Ansicht

    gekommen zu

    sein. In

    seiner

    25

    Jahre

    frher

    verfaBten

    Apologie

    zweifeit

    er

    an

    Fausts Realitat

    durchaus nicht, rechnet ihn im Gegenteil zu denfrdas menschliche Geschlecht

    gefahrlichenZauberern,dievor

    kurzem

    wirklich,und

    zwar

    mitSatansHilfe,ihre

    Teufelsknstegetrieben

    hatten ).

    Die zahbreichen historischen Zeugnisse berFaust,welcheneuerdings wieder

    von

    Witkowski

    *)zusammengestelltunderganzt wurden,lassenanseinerExistenz

    nicht den

    geringsten

    Zweifel.Einigemgenhier folgen.

    Als derMathematikerund

    Astrolog Johann

    Wirdung

    zuHeidelberg dieAnkunft

    Fausts erwartet, erkundigtersichnachdiesembeiseinem

    berhmten

    Freund,dem

    Abt Trithemius. Dieser

    antwortet

    ihmam20. August 1507

    6

    ).

    Sein

    Urteil

    ber

    Dictionaire Historique, ou

    mmoires

    critiques et

    littraires,

    concernant

    la vie et les

    ouvrages

    de divers

    personnages

    distingus, particulirementdans larpubliquedeslettrespar ProsperMarchand.A la Have,

    chezPierre de Hondt,M.D.CG.LVIII.TeilI S. 249 ff. Ein Ex.in der

    Universitatsbibliothek

    Amsterdam.

    ) Jugement detoutce qui a est

    imprim

    contre le cardinalMazarin,o. O. Dr. u. J.

    (1650)

    S. 519.

    (Ein Ex.besitztdieKoninklijkeBibliotheekimHaag).

    ) Apologie

    pour

    les grandshommes soupconnezde Magie. ParG. Naud.Parisien A Amsterdam.

    Chez

    JeanFrdricBernard.

    M.DCCXII.

    S. 37.

    (Universitatsbibl.

    Amsterdam). DieersteAuflageerschien

    Paris 1625. , .. . . .

    Deutsche

    Zeitschrift fr Geschichtswissenschaft. Neue Folge. 1. Jahrg.

    1896/97.

    Der

    lustonsche

    Faust. S. 298ff. . . , _

    Johannis

    Trithemii Opera Historica, Francofurti, Typis

    Wechelianis

    apudClaudmmMarnium

    & heredes

    Ioannis

    Aubrij. M.DCI. Bd. II. S. 559 ff. (Universitatsbibl. Amsterdam). Die

    betreffende

    Briefstellelautet:Homoillede quominiscripsisti Georgius Sabellicus, quise principem

    necromanticorum

    ausus

    est nominare, gyrouagus,battologus,et

    circumcellio

    est, dignus qui verberibus castigetur, netemere

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    D E R H I S T O R I S C H E F A U S T

    5

    Georg

    SabellicussohatteihnWirdungoffenbar genannt lautetnichts weni

    geralsgnstig.Derselbe seieinleererPrahlerund Betrger,derf

    fentlich

    abscheu-

    licheund der heiligen

    Kirche

    feindlicheDingegelehrthabe.

    In der

    Nahe

    von

    Geln-

    hausen sei erTritheim,der vonBrandenburgnach

    seinem

    Kloster zurckkehrte,

    ausgewichen, habeihmaberdurcheinenBrgereineArtVisitenkarte mitmarkt-

    schreierischen

    Titeln

    berreichenlassen.

    Franz

    von Sickingen, der

    Oberamtmann

    desPfalzgrafen,habeihmeine

    Stelle

    als SchulmeisterinKreuznachbesorgt,aberer

    habediesesVertrauenschandlichmiBbraucht.

    Nach

    diesem

    Berichtwird Wirdung

    wohl kein groBes Verlangen mehr nach dem Besuch

    gehabt

    haben.

    Ahnlichwie

    Tritheim

    auBert sich der

    Erfurter

    Humanist

    Konrad Mudt(Mutia-

    nus Rufus) in einem

    Brief

    vom 7. Oktober 1513

    1

    ). Voracht Tagen sei einChiro-

    mant

    nachErfurtgekommen mit Namen Georgius Faustus, HelmitheusHede-

    bergensis . Er sei ein eitler Aufschneider. Gegen ihn sollten sich die Theologen

    wenden

    2

    und

    Reuchlin

    der

    Kampf

    um

    diesen

    wargerade

    heftig

    entbrannt

    inFriedenlassen. Der

    Pbel

    staune ihn an. Er,

    Mudt,

    habe sich verachtlichabge-

    wandt,

    als er ihn

    in

    der Herberge prahlenhrte;wasgeheihndieTorheitandereran.

    DaB

    Georgius Sabellicus Faustus beiTritheimmit Georgius Faustus beiMudt

    identisch ist, ist wohl wahrscheinlich und wird auch allgemein

    angenommen

    8

    );

    in

    beiden Zeugnissen handelt es sich um einen groBsprecherischen,gotteslaster-

    lichen

    Landstreicher

    mit gleichem oder annahernd gleichem Namen. Das unver-

    deinceps tam nefanda et ecclesiae sanctae contraria publice audeat profiteri. Quid enim sum aliud tituli

    quos sibi assumit, nisi stultissimae ac

    vesanae

    mentisinditia, qui se fatuum, non

    philosophum

    ostendit?

    Sic

    enim titulum sibi conuenientem formauit:

    Magister

    Georgius

    Sabellicus,

    Faustus

    iunior,

    fons

    necromanti-

    corum, astrologus,

    magus

    secundus, chiromanticus, agromanticus [wohl: a r o m a n t i c u s ] pyromanticus, in hydra

    arte secundus. Videstultam hominis temeritatem, quanta feratur insania, vt se

    fontem necromantiae

    pro

    fiteri praesumat, qui vere omnium bonarum literarum ignarus fatuum se potius appellare

    debuisset

    quam

    magistrum. Sed me nonlatet

    eius

    nequitia. Cumanno priore de

    Marchia

    Brandenburgensi redirem, hunc

    ipsum hominem apud Geilenhusen oppidum inueni, de quo mihi pluradicebantur in hospitio friuola, non

    sine

    magna

    eius temeritate ab eo promissa. Qui

    mox

    vt me

    adesse

    audiuit, fugit de hospitio, et a nullo

    poterat persuaderi, quod se meis praesentaret aspectibus. Titulumstultitae

    suae

    qualem dedit ad te

    quem memorauimus, per quendam ciuem ad me quoque destinauit. Referebant mihiquidam in oppido

    sacerdotes, quod in multorum praesentia dixerit, tantam se omnis sapientiae

    consecutum

    scientiam atque

    me-

    moriam, vt si volumina

    Platonis

    Aristotelis

    omnia cum tota eorum

    pkilosophia

    in

    toto

    perisset ab hominum

    memoria, ipse suo ingenio

    velut

    Ezras alter Hebraeus, restituere vniuersa cum praestantiore valeret elegantia.

    Postea me Neometi

    [Speyer]

    existente Herbipolim[ rzburg]

    venit,

    eademque vanitate actus in pluri-

    morum

    ferturdixissepraesentia,

    quod

    Christi

    Saluatoris

    miracula

    non sint

    miranda,

    se quoque omnia facere

    posse quae Christus fecit quoties quandocunque velit. In vltima quoque huius anni quadragesima venit

    Stauronesum [Kreuznach], &simili stultitia gloriosus de se pollicebatur ingentia, dicens se in Alchimia

    omnium

    qui fuerint

    vnquam,

    esseperfectissimum,

    scireatque posse,quicquid homines optauerint. Vacabat

    intereamunusdocendi scholasticum in oppido memorato, ad quod Francisci ab

    Sicldngen

    Baliuiprincipis

    tu i ,

    hominis mysticarum rerum percupidi, promotione fuit assumptus, qui mox nefandissimo formationis

    [wohl:

    fornicationis] generecum pueris videlicet voluptari coepit, quo

    statim

    deducto in lucem fuga

    poenam

    declinauit paratam. Haec sunt quae mihicertissimo constant testimonio de

    homine

    illo, quemtantoven-

    turumesse

    desiderio praestolaris.

    *

    Abgedruckt in W i l h . ErnestiTentzelii SupplementumhistoriaeGothanaeprimum... . 1701.S. 95;

    hier nach A.Tille:Die Faustsplitter in derLiteraturdes

    16.18.

    Jahrhunderts.Berlin1900. Nr. 2. Venit

    octauo abhinc die quidam ChiromanticusErphurdiamnomineGeorgius Faustus, Helmitheus Hedebergen-

    sis, merus ostentatoret fatuus. Eius et omnium diuinaculorum vana est professio, et talis physiognomia

    leuior typula. Rudes admirantur, in

    eum

    theologi insurgant. Non conficiant philosophum Capnionem. Ego

    audiuigarrientem in hospitio, Non castigaui iactantiam, quid aliena insania ad me?

    2

    Faust scheint sich also auch in Erfurt in kirchenfeindlichem Sinne

    geauBert

    zu haben.

    * Allein N a u d , der S. 285 seiner A p o l o g i e i n e Stelle aus Tritheims

    Brief

    zitiert, betrachtet den

    Sabellicus offenbar als

    eine

    andere Person als den Doktor Faust.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    18/186

    6

    DER

    HISTORISCHE FAUST

    standliche

    Helmitheus

    Hedebergensis betrachtet

    Dntzer

    1

    als Druckfehler

    eines Hemitheus Hedelbergensis ,

    also

    Heidelberger Halbgott

    2

    ), wahrend

    GoTres

    schon frher

    s

    Hemitheus Wirtebergensis vorgeschlagen

    hatte.

    Neues

    L i ch t

    fiel

    auf diese Stelle

    in

    MutiansBrief,als

    im

    Jahre1913

    D r .

    Schotten-

    loher

    auf einen merkwrdigenEintrag aufmerksam machte, der sich in einem in

    der Mnchner Hofbibliothek vorhandenen Wettertagbchlein befindet. Das

    Bchlein stammtaus dem Kloster Rebdorf bei Ingolstadt und die lateinischeBe -

    merkung von der Hand des Priors

    K i l i a n

    Leib aus dem Jahre 1528lautet:

    Georgiusfaustushelmstet. quinta feria

    Junii

    dicebat, quando

    so l

    et Jupit.suntin

    eodemunius gradu

    signi,tune

    nascuntur prophete

    (utpote

    sui similes) . Die

    Stelle

    ist nicht

    ohne

    weiteresklar;es

    laJJt

    sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob

    ein

    lateinisches He lms t e t e n s i s oder ein deutscher Name Helmstet gemeint ist.

    In ersterem

    Falie

    stammteFaustausdem

    bayrischen

    DorfeHelmstadt,was nicht

    mit

    Melanchthons Angabe

    4

    ) ,

    er

    sei

    inKundling(Knittlingen)geboren,bereinstimmt,

    in

    letzteremwareder eigentliche Name desSchwarzknstlersHelmstet undhatte

    man in Faustus nur einennomde guerre zu sehen. DasHelmitheus Hedeber

    gensis ist in der Tat von Tentzei nicht ganz richtigwiedergegeben;in dem Manus-

    kript auf der

    Stadtbibliothek

    in Frankfurt

    a .M. ,

    das wohl direkt nach Mutians

    Brief

    angefertigt wurde,

    steht

    georgius

    faustus

    helmitheus hedelbergensis . Es

    mag sein, daB imOriginal etwa helmst. gestanden hat, was

    vom

    Abschreiber

    nicht verstanden und nach eigener Auffassung erganzt wurde

    5

    ).

    DaB

    die einfachen Leute einen Charlatan

    wie

    Faustbestaunen,

    wie

    aus denZeug

    nissen Tritheims und Mutians hervor

    geht,

    kann nichtsehrWunder

    nehmen.Aber

    auch

    hher

    Gestellte

    scheinen zu seiner

    Kunst

    Vertrauen

    gehabt

    zu haben. Der

    Kammermeister des Bamberger FrstbischofsGeorg Schenk vonLimburgnotiert

    am 12. Februar 1520, erhabeX gulden geben vndgeschencktDoctor

    Faustus

    phi-

    losopho zu uererung hat meinem gnedigen Herrn ein natiuitet oder Indicium ge-

    macht. )

    A lsder jungePhilippvon Hutten 1534 im Dienste des Augsburger Handelshau-

    ses Welser nach Venezuela zog um in der Neuen Welt seinGlckzu versuchen,

    wandte er sich an

    zwei

    Philosophen um den Ausgang der Reise zu erkunden, an

    Joachirn

    Camerarius, Melanchthons Freund, und

    Faust

    7

    ).

    Camerarius prophe-

    zeihteeineglcldicheReise, Faust eineunglcklicheund

    bekam

    recht

    8

    ) .

    ) Vergl.

    Das

    Kloster

    V S. 36.

    a

    ) Andersdeutet

    Wilhelm Grimm die Stelle;

    vergl.DieEntstehung

    des

    Volksbuches

    vom Dr.

    Faust.

    PreufiischeJahrbcher

    Bd.XLVII

    1881)

    S. 445. ErsiehtindemHedebergensis einenStichdes Mutian auf

    Tritheim, der mit seinem

    Familiennamen

    von

    Heidenberg

    hieB. Trithemiusnannte

    er

    sich nach

    seinem

    Geburtsort Trittenheim bei Trier. Mudt hatte

    Faust

    dannalseinen

    Halbgott

    la

    Heidenberg

    bezeichnet.

    Trithemius

    war

    bekanntlichselbst

    der Zauberei

    verdachtig.

    ') DieteutschenVolksbcher,

    Heidelberg

    bey Mohr undZimmer1807. S. 214.

    l

    ) Vergl. S. 7.

    Man

    vergl. ber

    Kilian

    Leibs

    Eintrag u. a.

    Karl Hofmann

    und Rudolf

    Blume, Schwabischer

    Bund

    resp. Dezember

    1920 und Februar 1921.

    a

    )

    Vergl. J.

    MayerhoferFaustbeimFrstbischof

    vom

    Bamberg .

    Vierteljahrsschriftf. Literaturgesch.

    III(189Q) S. 177.

    ') Cfr.

    Szamatlski Der

    historische

    Faust .

    Vierteljahrsschrift

    f. L. II. S. 156.

    ) Man

    vergl. ber

    die

    Reise:

    Deutsche

    Reisende

    dessechzehnten

    Jahrhunderts

    von Viktor

    Hantzsch,

    Leipzig

    1895.

    S. 142.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    19/186

    D E R

    HISTORISCHE

    F AUS T 7

    Auch

    zu den beiden groBen Reformatoren,

    Luther

    und

    Melanchthon,

    scheint

    Faust Beziehungengehabtzuhaben.LuthersprichtberFaustindenTischreden

    wenigstenseinmal

    1

    ).

    Besser kermtihn

    Melanchthon,

    wiewir aus dem Mund

    seines

    Schlers Johann Mennel(ManUus) erfahren*).Melanchthon hat einen Johann

    Faust gekannt, der aus

    Kundling

    stammte,

    welches

    in der Nahe

    seines

    Geburts-

    ortesBretteninBadenliegt(Gemeint ist wohlKnittlingenin W rttemberg, wel

    ches

    eineStunde von Bretten entfernt ist). In Krakauhabe dieser die Magie

    studiert.E rseiweitumher

    gestreift,

    wobeier vomTeufelinHundsgestaltbegleitet

    worden sei.Widmannennt in seinem Faustbuch sogar den Namen des Hundes

    (Teil

    II, Kap. 6);erhieB Prestigiar.

    Diese

    Besonderheit ist von

    Heinrich

    CorneUus

    Agrippa

    auf Faustbertragenworden; auchihnsollderTeufelin derGestalteines

    Hundes

    begleitet

    haben

    *).

    Das Fliegen Fausts in Venedig erinnert auffallig an

    den miBlungenen Flugversuch des SimonMagusvor

    Kaiser

    Nero,von welchem in

    densogenanntenRecognitionen des heiligen Clemenserzahltwird.

    Als Faust in Wittenberg war,

    erzahlt

    Melanchthon weiter,

    wollte

    ihn derKur-

    frstverhaften lassen,aberer

    wuBte

    den Gerichtsdienernzuentwischen;

    ebenso

    in

    Nrnberg *). SchlieBHch

    habe ihn der Teufel in einem nicht naher bezeichneten

    wrttembergischen Dorfe denHalsumgedreht.

    *)

    Frstemann

    Bd. I S. 50.

    Man

    vergl.

    berdiese

    und andere

    angeblichenErwahnungen

    Fausts in den

    Tischgesprachen: WidmansFauStbuch,CarlKiesewetter,Faust in der Geschichte undTradition,

    Leipzig,

    Max

    Spohr, 1893 S. 35 ff. und Wilhelm Meyer

    Nrnberger

    Faustgeschichten , Abhandlung derphilos.

    philol.

    Klasse der

    knigl.bayr.

    Akademie der Wissenschaften

    Bd. XX

    S. 325.

    nchen1897.

    )

    Locorumcommunium collectanea

    :

    a

    IoanneManlio

    per muitos annos,

    tmex

    Lectionibus D.Philippi

    Melanchthonis,

    tm

    ex

    aliorum

    doctissimorum

    uirorum

    relationibus

    excrpta,

    &nuper

    in

    ordinem

    abeodem

    redacta

    Francofurti

    ad

    Moenum,

    per

    MartinumLechler,

    impensis Simonis

    Huteri.

    Anno

    1568.

    S.38ff.

    (Ein Ex.

    im Besitz der

    Koninklijke

    Bibliotheek im

    Haag.

    Die

    erste

    Auflageerschien

    1563.)

    Noui

    quendam

    nomine

    Faustum de

    Kundling,

    quod est

    paruum

    oppidum, patriaemeaevicinum. Hic

    cumesset

    scholasticus Cracouiensis, ibi magiam didicerat, sicut ibi olim fuit

    eius

    magnus

    vsus,

    ibidem

    fuerunt publicae eiusdem artis professiones. Vagabatur passim, dicebat arcana multa.IlleVenetijs cum

    vellet ostenderespectaculum, dixit se volaturum in coelum. Diabolus igitur subuexit eum,

    afflixit

    ade

    vt allisus

    humipen

    exanimatus

    esset:

    sed tarnen non est mortuus.

    Ante paucos

    annos

    idem Joannes Faustus, postremo dieseditadmodummcestusin quodam pago ducatus

    Vuirtenbergensis. Hospes ipsum alloquitur,

    cur

    mcestusessetpraeter morem&consuetudinem

    (erat

    alioqui

    turpissimus nebulo,

    inquinatissimae

    vitae, ita vt

    semel

    atque iterum

    pen

    interfectus sit propter libidines)

    ibi

    dixit hospiti

    in

    illo

    pago: Ne perterrefias hac

    nocte.Medianocte

    domus quassata est.

    Man

    cm

    Faustus

    non surgeret

    iamesset

    fer

    meridies,

    hospes

    adhibitis alijs,ingressusest in

    eius

    conclaue, inuenitque

    eum iacentem propre lectum inuersa facie, sic a diabolo interfectus. Viuens adhuc, habebat secum

    canem,

    qui erat diabolus, sicut

    iste

    nebulo qui scripsit De vanitate

    artiumetiam

    habebat

    canem,

    secum

    currentem,

    qui

    erat

    diabolus. Hic Faustus in

    hoe

    oppido Vuittenberga

    euasit,cm

    optimus Princeps Dux

    Ioannes dedissetmandata de illo capiendo. Sic Norinbergae etiameuasit,

    c m

    iam inciperet prandere,

    aestuauit, surgitque

    statim,

    soluensquod hospiti debebat, vixautemveneratanteportam,

    ibiveniuntlicto-

    res&de eo

    inquirunt.

    Idem Faustus Magus, turpissima bestia

    cloaca multorum

    diabolorum,van

    gloriabatur de

    se,omnes

    victorias quas habuerunt

    Caesariani

    exercitus in Italia,

    esse

    partas per ipsum sua magia.

    Idque

    fuit men-

    dacium vanissimum. Id enim dico propter iuuentutem, ne statim talibus vanis hominibus assentiantur.

    *)AgrippasSchler,Wier,

    verteidigt

    seinenLehrergegendiesenVorwurf; Monsieurso

    hieB das

    Tier

    sei ein ganz

    gewhnlicherHundgewesen,

    er habe ihn oft an der Leine

    gefhrt,

    wenn er auf

    Agrippas

    Wan-

    derungen hinter diesem herging.

    (Wieri

    Opera Onmia Amsterdam, Petrus van den Berghe, 1660. S.

    110

    11

    ff.).

    *)

    Nicht immer war Faust so

    glcklich.

    Am

    17.Juli

    1528 wurde aus

    IngolstadtderWahrsager,

    der

    sich

    Dr. Jrg

    FaustusvooHeidelberg nannte, aus der Stadt ausgewiesen,wobei die

    Furcht,

    welche solche

    Teufelsbndlrihren

    Zeitgenossen

    einflBten,

    wohl stark ans

    Licht

    trat, denn man

    forderteihm

    vorherdas

    Versprechen

    ab, sich

    wegen

    dieser Tat an der

    stadtischen

    Obrigkeit nicht rachen zu wollen.

    Vergl. Ober-

    bayerisches

    Archiv

    Bd.

    X X X I I

    S. 336. Nach

    Tille,

    Faustsplitter Nr. 4.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    20/186

    8

    R

    HISTORISCHE FAUST

    Melanchthons Bericht,

    der

    schon stark mit sagenhaften

    Zgen

    vennischt

    ist,

    wird

    durch einen seiner andern Schuier,

    den

    Heidelberger Professor Hermann

    Wilcken,

    der

    sich

    auchWitekindnennt,erganzt.Dieserverffentiichteunter dem

    Pseudonym

    AugustinLercheimervon Steinfelden im Jahre 1585seineChristlich

    bedencken underjnnerungvon Zauberey worinersichwiederholt mit Faust

    beschaftigt. Nureineweile solldiesersich

    i nWittenberg

    aufgehalten haben, was

    mangeschenenlieB

    in

    derHofmung,er werdesichdurch die reineLehre,die da ge-

    predigt wurde, bekehren.A lsdies aber nicht geschah, sondern er sogaranderever-

    fhrte,habeman ihn verhaftenwollen,aber sein Geisthabeihn

    gewarnt,

    sodaB er

    entwischte * .In dieserkurzenZeit muBFaust

    die

    Bekanntschaft

    Melanchthons

    ge-

    macht haben, wenn er

    ihn

    wenigstens

    nicht,

    was ganz gutmglichwar, vonfrher-

    her kannte. ErsollsichFausts Feindschaft zugezogen haben,

    weil

    er ihn zu einem

    bessern Leben ermahnte. Faust soll ihm dann gedroht haben,erwolleihm den

    Streich spielen,daB,wennMelanchthonsichzu

    Tisch

    gesetzt habe, alle Pfannen in

    der

    Kche zum

    Schornstein hinausfliegen

    wrden ,

    sodaBermit seinen Gasten

    nichtszuessen habe.

    Philippus

    aber

    sollihm

    geantwortet haben, er

    schi e

    inseine

    kunst , worauf Faust das

    Kunststck

    bleibenHeB

    s

    .

    Es scheintsichhier um etwas Tatsachliches zu handeln, oder wenigstens um

    etwas, dasi mVolkeerzahlt wurde.

    Im

    Jahre 1581,also lange vorLercheimer, teilt

    der Franziskaner Johann

    Nas,

    dereifrigeGegner derReformation,diese Geschichte

    in

    etwas veranderter Formmit* .Es werde eine Geschichte erzahltvondeBPh i l .

    Melanch. Weib . . . .ihrengroBen Glauben aufzubutzen . Eines Tages

    habe

    der

    Zauberer Faustus gedroht, erwolleihr durch seine Kunst die

    Wrste

    aus der

    Kche

    verschwinden lassen; aber sie

    habe

    im Glauben gesprochen, sie

    traue

    dem

    getreuen Gott,daBer ihre

    Wrste

    bewahren werde.

    Und ,

    erzahlt Nas mit einem

    Hiebauf den

    allein

    sehgmachendenGlauben,

    also

    sagensie,hab er nicht zaubern

    knnen ,

    vor deB

    kleinen Weibleins groBem

    Glauben.

    D iealteren Berichte geben Faust den Namen

    Georg,

    wahrendMelanchthonund

    Lercheimervon Johann sprechen, wie bekanntlich auch die

    Volksbcher.

    Es mag

    sein,daB Faust seinen Namen nach

    Belieben

    anderte. Robert Petsch

    8

    )halt es fr

    nichtunmglich,

    daB

    zwei

    Zauberer Faustkurznach

    einander

    lebten,

    wodurch

    sich

    zugleich

    das bei

    Tritheim

    vorkommende

    Faustusiunior

    erklaren lieBe.

    DieCha-

    rakterisierungen stimmen aber so genau

    berein ,daBwirwohl

    annehmen

    mssen,

    daB

    sie

    sich

    auf eine Person beziehen.

    A u ch

    ist nirgends von

    zwei

    Zauberern mit

    Namen Faust dieRede. Fr Fausts Geburtsort hat Lereheimer

    6

    )die richtige

    Form Kntl ingen.

    E i n

    weiteres Zeugnis fr die Existenz Fausts gibt der zu Grave in der nieder-

    landischen

    ProvinzBrabant geboreneA r z tJohannWier,derberhmteBekampfer

    *)Abgedruckt im Kloster Bd. V S.263 ff.

    s

    )

    Vergl. Das Kloster S.

    326.

    Vergl. Das Kloster V S.315 ff.

    *) In

    seiner

    StreitschriftExamen Chartaceae

    Lutherorum

    Concordiae, Dasist dieAuBmusterungund

    Widerlegung

    deB Concordibuchs Ingolstadt1581.Nach

    Adolf

    Hauffen. Euphorion V(1898) S. 468.

    ) Derhistorische

    Doctor Faust Germanisch-Romanische Monatsschrift'

    Bd.II 1910)S. 99 ff.

    )DasKlosterV S. 284.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    21/186

    R

    HISTORISCHE

    FAUST

    9

    der Hexenprozesse, inJoannis

    W i e ri

    de Praestigsdaemonum etincantationibus

    ac ueneficijs L i b r i sex, aucti et recogniti Basileae,ex

    officina

    Oporiniana.

    1568

    l

    ,

    Die

    erste

    A uf

    age des Werkes erscbien 1563, die zweite 1564; in letzterer wird

    Faust nicht erwahnt und nach

    Dntzers

    Angabe

    2

    )auch noch nicht in dem Druck

    des

    Jahres

    1566. Erst in der

    angefhrten

    viertenAuflageist die Stelle S.142ein-

    geschaltet, welche hier folgenmoge

    8

    :

    Joannes Faustus exKundlingoppidulo oriundus, Cracouiae magiam,ubi

    ol im

    docebatur palam,

    didicit,

    eamquepaucisannis

    ante

    quadragesimumsupra sesqui-

    millesimum,cum multorum admiratione, mendacijset

    fraudem ult if

    ariaindiuersis

    Germaniae locis exercuit. Inani jactantia et polcitationibus n ih i lnon potuit.

    Exemplo

    uno artem ea conditioneLectoriostendam, ut se non imitaturum,mih i

    prius

    fidem

    faciat. H icsceleris ergocaptusBatoburgi in Mosae ripa ad Geldriae

    fines, barone Hermannoabsente, mitius ab eius sacellano D.IoanneDorstenio

    tractabatur,quod huic uiro bono

    nee

    callido,

    plurium

    rerum

    cognitionemartesque

    uarias polliceretur.

    H inc

    et tamdiuuinum,quo Faustus unice afficiebatur,

    promp-

    sit ille,donec uaseuacuaretur.Quod ubi Faustus intelligeret,atqueGrauiamsibi

    abeundum

    esse,

    ut

    raderetur

    barba, diceret alter, uinum is si adhuc

    curaret,

    artem

    denuo promittit singularem, qua citra nouaculae usum, tolleretur barba.

    Conditio

    ne accepta, arsenico confricari eam citra

    ullam

    praeparationis mentionem iubet:

    adhibitaque illinitione

    tanta

    successit inflammatio, ut non

    modop i l i,

    sed et pellis

    cum carne

    exurerentur. Cum stomacho idem

    ille

    m i h i facinus

    hoe

    non semel

    recensuit.

    Aus

    m ih inon incognitus, barba nigra, reliqua facie subobscura et me-

    lancholiamattestante

    (spleneticus enim

    erat)

    quum Faustumaccederet,incunc-

    tanter

    hic ait: Profecto te sororium meum

    esse

    existimabam, propterea et

    pedes

    tuos

    moxobseruabam,num longae etincuruaeinijsprominerentungulae: itahunc

    daemoni assimilans, quem ad se ingredi arbitraretur, eundemquesororium appel-

    lare consueuit. Hic tandem in pago ducatusWirtenbergici inuentus fuit iuxta

    lectum mortuus inuersa facie et domo praecedenti nocte mediaquassata,ut fertur.

    Ludimoderator apud Goslarienses ex Fausti

    magi, uel

    uerius infausti mali

    doctrina instructus, modum quo carminibus in uitro coerceretur

    satan,didicit.V t

    itaque impediretur a

    nemine,

    die

    quodam

    in

    syluam

    abijt: ubi in

    magica

    execra-

    tione aberranti apparuit daemon horrenda admodum

    forma,

    oculis flammeis,

    naribus ad cornu

    bubuli

    morem intortis, oblongis dentibus, aprinis non

    dissirnilibus,

    genis

    felem

    referentibus, et in uniuersum terribilis.

    Hoe idolo

    terrefactus hic

    prsternitur, iacetque horas aliquot semimortuus. Tandem respiranti

    nonnihil,

    atque

    ad ciuitatisportas progredienti, quidam

    famiares

    obuij, uultus mutati,

    paorisque

    causam rogant. Hic

    tremens

    et uelut furibundus obmutuit, inde do-

    mum ducitur, ubi horrendos

    edere

    sonos et prorsus msanire coepit.Annotandem

    exacto

    fari

    denuo

    incipit

    et ea species ib idaemonem apparuisse

    narrat.

    Coenae uero

    *)Ein Ex. im

    Besitz

    der

    Universitatsbibl.Amsterdam.

    Das

    Kloster

    Bd. V S. 64.

    ) In der

    Amsterdamer

    Ausgabeder

    Operaomnia 1660)

    bei

    Petrus

    van denBerghe

    findet

    siesichS.

    105106,

    8 und

    9.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    22/186

    10

    R

    HISTORISCHE FAUST

    Dominicae

    communionem ubitumcelebrasset tertio post dieseDeocommendans

    calamitosae huic uitae ualedixit.

    DieStelle zeigt den EinfluB Melanchthons. Von ihm wurde Kundlingals Ge-

    burtsort bernommen,sowie der geheimnisvolle Tod in einem

    wrttembergischen

    Dorfe.

    Auch

    die Erwahnung Faust

    habe

    zu Krakau in Polen dieMagiestudiert

    gehtauf Melanchthonzurck.Letzteres

    wird

    sichwohlauf Unterricht in den

    A n -

    fangen des Magnetismus derMechanikund Chemie beziehen auf diesogenannte

    natrliche

    Magie

    welche an einigen mittelalterUcheh Universiteiten gelehrt wurde.

    Offenbar hatWirzwischen

    1566

    und 1568das Werk desManliuskennen gelernt

    sich durch den Namen Faust der Geschichten erinnert die fr ihn mit diesem Na

    men verbunden waren und diese in die vierte Auflage

    seines

    Bucheseingefgt.

    Die beiden Geschichten besondersdie von Fausts Aufenthalt in Batenburg ma-

    chen durchaus den Eindruck der Wahrheit.Auswelchem Grunde

    Faust

    verhaftet

    worden war ist nicht

    angegeben ebensowenig

    wie lange er

    im

    Gefangnis

    saB.

    Man

    bekommt den Eindruck daB die Gefangenschaft in Batenburg nichtbesonders

    hartgewesen sein kann. Dorsten konnte ihn offenbar freibesuchen und ihm sogar

    regelmaBig Wein schicken.berhaupt scheint das Verhaltniszum Kaplan ein

    mehroder weniger freundschaftliches gewesen zu sein was um somehrauffallt als

    man

    gerade

    zur Zeit des HerzogsK a r lin Gelderland gegen Zauberer und Hexen

    und Faust wirddochwohlwegen seinerZauberknstein Haftgesessenhaben

    besonders strengezu verfahren pflegte.

    Wirbehauptet die GeschichtemehrmalsausDorstensMundgehrtzuhaben;er

    stammte

    namlich

    aus

    der

    GegendvonBatenburg und war1505

    in

    Grave geboren.Als

    Schuierdes beriichtigten

    Agrippa

    von Nettesheim war er mit dem Leben und

    Trei-

    ben der fahrenden chler und ein solcher war auch Faust

    sehr

    gut vertraut.

    Spater studierte er in Paris und Orleans. Um das Jahr 1540war er

    vermutlich

    in

    seiner Geburtsstadt Grave welche etwa drei Stunden von Batenburgentfernt ist

    alsAr z ttatig. Nachdem er15451552dasA m teinesStadtmedikus

    in

    Arnheimbe-

    kleidethatte trater in den Dienst des HerzogsvonJl ich-Cleve-Berg,als dessen

    Leibarzter bis in sein

    hohesAl tertatig war.

    SeineSchrift

    ber

    die Zauberei in der

    er eine fr die

    Zeit

    auBerstmilde

    Auffassung in

    BezugaufHexenund Zauberer ver-

    tritt wurde oft gedruckt und aus dem Lateinischen in die Landessprachen aber

    soweit mir bekannt ist nicht ins Hollandische be r s e t z t

    1

    .Wirs samtliche

    Werkegab im

    Jahre

    1660

    der

    Amsterdamer

    Buchdrucker Peter van den Berghe

    Petrus Montanusheraus.

    Der Ort von Fausts Gefangenschaft kann

    kein

    anderer gewesen sein als das

    SchloB

    Batenburg selbst. Die Herrschaft Batenburggehrteals

    AU odium

    dem Ge-

    schlechte Bronckhorst.ImJahre1525beimTode Gisberts van Bronckhorsthatte

    Herzog K a r lvan GelderSchloBund Herrschaft Batenburg mit Gewalt an sich ge-

    Durch die

    Schriftmachte

    er

    sich zahlreiche

    und

    machtige

    Feinde

    in der

    teufelsglaubigen

    Zeit.

    DaB

    ihn

    WidmanwegenseinerGesinnungin demFaustbuchdes

    Jahres1599

    alsWagner

    persifliert

    der bei ihm

    darum

    den

    Namen

    Waiger

    undgelegentlich

    auch Weiger

    fhrt we Dirks

    glaubt

    ber

    Widmans

    Volks-

    buchvom Doktor Faust. Greifswald1919 S. 51 , ist

    wohl nicht anzunehmen.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    23/186

    DER

    HISTORISCHE

    FAUST 11

    bracht, welcheam 7.

    Marz

    1534 von dem von Wir erwahnten Hermann van

    Bronckhorst

    zurckgekauft

    wurden

    x

    )

    undwofr dieser am 29. September dieses

    Jahresden Lehenseid leistete

    a

    .

    Erst nach dieser

    Zeit,

    also in Fausts letzten Le-

    bensjahren kann der AufenthaltinBatenburg stattgefunden haben.

    Das

    SchloBBatenburggerietam26.Oktober 1794durchUnvorsichtigkeiteiner

    franzsischenAmbulanze in Brand

    8

    ,wobei auch das Arch iv ,dasvielleicht ber

    die

    Ursache von Fausts VerhaftungetwasNahereshattean den Tag bringenkn -

    nen, vernichtet wurde. Es wurde nach dem Brande von dem

    Besitzer,

    demGraien

    von

    Bentheim Steinfurt, nicht mehraufgebautund existiert nochjetztals Ruine.

    Von

    einer Fausttradition ist in Batenburg und Umgebung nichts bekannt.

    DasEnthaarungsmittel, das Faust dem Dorsten empfahl,

    Arsenik, wi rd

    noch

    jetzt, aber natrlich prapariert,von den orthodoxen Juden zur Entfernung des

    Bartes gebraucht.

    Die

    Geschichte ist

    i n

    das

    vermehrte,

    angeblichbei JohannSpieB

    i nFrankfurt a.M.gedruckteVolksbuchdesJahres1587bergegangen,und zwar

    nach der deutschen bersetzungvonWirsWerk. Aus den kleinen Anderungen

    spricht diesichtlicheSchadenfreude des Verfassers an demdemMeBpfaffen ge-

    spieltenschlimmen Streiche.Ichgebedie deutsche bersetzungder Frankfurter

    Ausgabe desJahres

    1586

    4

    )neben dem Text desVolksbuchs,beides nach Robert

    PetschDasVolksbuchvon Doctor Faust , resp. S. 227 und S.146.

    D Faustuss hieret

    einemMefipfaffen

    den

    Bart vnseuberlich

    Als

    vff ein zeit dieserschwartzknst-

    lerFaustus seinerbsenstickhalben

    zu

    Battoburg,

    welches an der Moseligt,

    vnd

    mit dem Hertzogthumb Geldern

    grentzet, in abwesenGraffHermans inn

    hafften kommen,

    hat jhme der Capellan deB orts, Herr

    Johan Dorstenius, ein frommereinfalti-

    germanne,

    vie l

    ebsvnndgutserzeiget,

    allein

    der vrsach halben,

    dieweil

    er

    jmebey trewen vnd glauben zugesagt,

    er wlte jhn v ie lguter Knstelehren,

    vnd zu einem au bndigen erfahrnen

    manne machen.

    Als

    auff

    eine zeit

    Doe.

    Faustus zu

    Battoburg,

    welchs an derMoseligt,vnd

    mitdem Hertzogthumb Gelderngrent

    zet, in abwesen

    Graff

    Hermanns

    ohnge-

    fehr in gefangniB kommen,

    hat jhme der Capellan des orths, Jo

    hann Dorstenius, v i l

    liebs

    vndgutser-

    zeigt,

    allein

    der vrsachen halben,

    diewiel

    er,

    Faustus, jme, dem

    Pfaffen,

    zugesagt, er

    wolte

    jhn

    vie l

    guterknstelehren, vnd

    zu

    einemau bndigenerfahrnen Mann

    machen.

    W. A. van

    Spaen, Oordeelkundige Inleiding

    tot deHistorievan Gelderland,

    Eerste Deel.

    Te

    Utrecht,

    Bij B. Wild en J.

    Altheer,

    1801. S.318.

    XIVBoekenvanGeldersse Geschiedenissen Door Arend vanSlichtenhorst.

    TArnhem,

    ByJacob

    van Biesen 1654.Buch XI S. 420.

    ) Devier BatenburgenenBatenburg. Eene bijdrage tot deVaderlandscheGeschiedenisenlitteratuur

    door

    J.

    M

    Pfeil.

    Utrecht.

    N. deZwaan.S. 78.

    ) Theatrum de

    Veneficis.

    Bd. II S. 93.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    24/186

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    25/186

    D E R H I S T O R I S C H E F A U S T

    13

    Ob

    der Goslarer

    Schulmeister

    durch

    Faustselbst

    in der Kunst

    unterrichtet

    wur

    de, odereine

    eschwrungsformel

    gebrauchte,die mit

    Recht

    odermit Unrecht

    Faustzugeschriebenwurde,ist

    nicht recht deutlich*),berhaupt

    ist der Autor

    hier

    wenigerbestimmt;

    er

    teilt

    auch

    nicht

    mit, daB er die

    betreffendePerson

    ge-

    kanntoderdieGeschichteaus

    deren

    eigenemMundegehorthabe.DasBannenvon

    Geistem

    inRinge

    oder

    Glaser war im

    Mittelalter

    und

    noch

    langeZeit

    darberhinaus

    sehr

    gebrauchlich

    a

    ).

    Noch in densiebzigerJahrendesneunzehnten

    Jahrhunderts

    sah man auf den Jahrmarkten inWestdeutschlandHollander,dieeinsogenanntes

    manneken

    von Amsterdam eineHummel

    oder

    eine

    Fliege

    ineinemGlase

    prophezeihenlieBen,berichtetJostes

    *).

    Esscheintmir

    nicht

    unwahrscheinlich,daBeinZusammenhang

    besteht

    zwischen

    Fausts

    Besuch

    anBatenburgundseinenbeidenvor dem Grafen von Anhalt ver-

    bten

    Streichen.

    Eines

    Tages

    im Monat Januar,

    berichtet

    SpieB

    4

    ),

    sei

    Faust

    zu dem Grafen von

    Anhalt, sojetzundtFrstenseind , gekommen.Bei Tischhabeer dieGrafinge-

    fragt,was siejetztwohl

    am

    liebsten

    essenmchte.

    Als sie daraufantwortete,

    frische

    Trauben und Obst

    wrde

    sie, wennes

    nicht

    Winter

    ware, gern haben,nahm Faust

    zweisilberneSchsseln steilte diesevor dasFensterundnacheinerhalben Stunde

    war dieeinemit

    roten

    undweiBenTrauben, dieanderemit

    reifen

    Apfein

    undBir-

    nen

    gefllt

    welchedie

    Grafin

    mit

    vielem Behagen verzehrte.Der Frst

    vonAn-

    halt kundte nicht

    furvber

    zufragen,wie es eingestalltvnnd

    gelegenheit

    mit den

    Trauben vndObsgehabt .DaerklarteihmFaust,

    in

    SabaIndia,vnndrecht

    Mor

    genland,

    dasteigtdieSonnenider, vnnd

    haben

    siedaselbstendenSommer .Nun

    habe

    er

    seinen

    Diener,

    der ein

    geschwinder

    Geist

    sei,

    dahingeschickt

    die

    reifen

    Frchte

    zu

    holen.Solchem hrte

    der

    Frst

    mitgrosserVerwunderung zu , was

    natrch kein

    Wunderwar.

    Einensogenannten HllenzwangFausts druckt

    Seheible

    imKloster B d . V .S. 1107 ff. ab. lierkwrdig

    ist

    das

    Vorwort,

    das von keinem geringeren als vom Papst Alexander VI. (14921503)her rb renso l l

    worindieser erklart, das Originalim Jahre 1540 vom Grafen

    Arnold

    vonBentheimerhalten zu haben, wel-

    cher es seinerseits dem

    Baron

    und

    Bischof( ) Hermann

    von Batenburg verdanke. Am sonderbarsten ist,

    dafi

    der Papst das

    Vorwort

    des Bchelchens dessen Manuskript ererst 1540 erhalten haben wi l l 1501,

    im zweiten Jahre seines Pontifikats( ), datiert. Die naheren Einzelheitenber Batenburgsind wrthch

    aus Wir entnommen. .

    Wasder

    Graf

    von Bentheim Steinfurt mit demHUenzwangzu schaffen hat, istnicht rechtklar.WulJte

    der

    Verfasser

    vielleicht,dafl

    dessen Geschlecht in den

    Besitz

    der Herrschaft Batenburg gelangt war?

    Dies

    warnamlichim Jahre 1701 geschehen. DasBchelchenmuBdann

    erst

    nach dieserZeitund nicht,wieder

    Verfasser

    angibt, im Jahre 1680 gedruckt

    worden

    sein.AhnlicheSchriften,die einEinschreitenderBehrden

    hervorrufen

    konnten, wurden oft vordatiert.

    l m Jahre 1548 wurde inArnheim JacobJudocj deRosevanCortrick"verhaftet.Er gestand vor dem

    Richtereinen R i ngmit einem beschwornen

    Teufel

    zu haben. Weiter fand man

    sekere

    geschreuen boecken

    inhoudende verscheydea touerien enonbehoirliche coniuratien"i nseinemBesitz.DassehrmildeU r t e i l

    lautete: der R i ng

    sollte

    ffentlichmit einem

    Hammer

    zertrmmertund dieZauberbcher

    sollten

    verbrannt

    werden, alles in seiner Gegenwart. Danach folgte Verbannung aus Gelderland und Zutfen. Jakob de Roos

    war

    ein verstockterSnder: 1562 treibt er Zauberei in Deventer und wirdauch da

    ausgewiesen.

    Dasselbe

    war

    bereits in Breda undVlissingengeschehen. Ve rg l .Bijdragen voor Vaderlandsche Geschiedenis enOud-

    heidkunde, verzameld en uitgegeven door

    M r.

    Is. A n . Nijhoff,

    Archivaris

    vanGelderland. NieuweReeks.

    Eerste Deel.TeArnhem, B i j Is.

    A n .

    Nijhoff enZoon, 1859. S. 194 ff.

    s

    ) Die Einfhrung des Mephistopheles in Goethes Faust." Euphorion Bd. III (1896) S. 744.

    '

    r

    ')

    Kap. 44 in der Ausgabe Petsch.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    26/186

    14

    DER

    HISTORISCHE FAUST

    K a p i t e l

    X L l V a

    erzahltwieFaust

    eines

    Tages denGrafengebetenhabe,mit

    ihm

    zur

    Stadthinauszugehen, sowolleer ihmeinSchloBzeigen, das er wahrend der Nacht

    erbaut habe.

    Nicht nur der Graf selbst, sondern auch

    seine

    Gemahlin und das

    Frawen

    Zimmer

    gingen mit und auf einem

    B e r g

    vordemTore,

    dem

    R o h m b -

    hel genannt,

    sahen

    sie ein prachtvolles SchloBmit Zauberey also formiert .

    Einen

    auBerordentlich reichchen ImbiBhatteFaust hier seinenGastenbereitet;

    als sie abernach Hause

    zuriickkehrten,

    hattensie ein Gefhl, alshattensie gar

    nichts

    gegessenund als sie wieder in den Hof einritten, da giengen auB

    gemeldts

    Doet. Fausti

    SchloB

    grausame BchsenschB ,esbrannteHchterloh bis es ganz

    verschwunden war. Da kam Faust wiederz udem Grafen, derihnspatermitetlich

    hundert Thalernverehrt,vnd wiederumb fortziehen liesse. V ondem Grafen, be

    richtet

    K a p i t e l X L V , reiste

    Faust

    wieder nach

    Wittenberg, wo

    er

    zur

    Fastnachtzeit

    neue

    Streiche veriibte.

    Es

    ist deutlich, daB Faust

    ursprnghch

    vor einem Grafen

    seine

    Zauberkunst aus-

    gebt

    haben

    muB. SpieB

    spricht immer von dem Grafen und nurzweimalvon dem

    Frsten von Anhalt. DieWolfenbttler Handschrift, welche immer den Titel

    Frst anwendet, hat doch als berschrift des betreffenden Kapitels: Aben-

    theuer an des Grafen von Anhalthoff getriben . Der Verfasser des SpieBschen

    Volksbuchs

    stellt die Sache nun so dar,

    alsob

    zu

    Fausts

    Zeit die Herren von

    nhalt

    noch Grafen gewesen waren. Schon Lercheimer*) aberwirft imJahre 1597 dem

    lecker''vor, daB erseine lgenvndvnwissenheit damit

    entdecket

    daB

    er

    schreibet

    Faust sey bey den Grauen vonAnhaldgewesen vnd hab da gegauckelt, so doch die-

    selbige Herren nun

    ber500 jarFrsten

    vnd nicht Grauen

    sind:

    den Faust

    aber

    hat

    der teufel

    erst

    vor 60 jaren geholt . Der Bearbeiter der Fassungc

    1

    *)

    spricht

    denn

    auch von demFrstenzuAnhalt,Graven zuAscanien ;

    letzteres

    vermutlich, um

    den Grafen, der nun einmal mit den Streichen verbunden war, fr die Geschichte zu

    retten.ImLaufe der

    Erzahlung

    redeter von demF r s t e n ,irrt sichaberimnach-

    sten

    Kapi tel ,wo er ein paarmal von dem Grafen spricht.

    Ursprnglichalso ist

    ohne

    Zw eifelvon einem Grafen die Rede gewesen; ein

    Graf

    vonAnhalt kann nicht in Betracht kommen,

    eher

    abereinGrafvon

    Anholt.

    A lsFaust von dem Grafen Abschied

    nahm,

    berichtet SpieB,bat er diesen mit

    ihmvor das Tor zu gehen, da er

    jhne

    einCastelloderSchloBwolt

    sehen

    lassen, so

    er diese Nacht auff sein Gut vnd Herrschafft

    gebawet .

    Wenn das Wort Herr

    schaft hier in der

    spateren

    Bedeutung von der

    eines

    kleinen,

    nicht souveranen

    Gebietes zu fassen ist, so kann es sich nicht auf Anhalt beziehen, denn dies war

    ein F r s t e n t u m , wohlaberauf

    Anholt,

    daszumalten Herzogtum Gelre

    gehorte.

    D ie

    Erzahlung macht den Eindruck, daB der Name der

    Stadt derselbe

    war wie

    der des Gebietes; eine

    Stadt

    Anhalt nun gab es nicht, wohlabereinStadtchen

    Anholt.

    D ieHerrschaft Anholtwar ein Besitztum des

    Geschlechtes

    Bronckhorst und ge-

    In der dritten Auflage

    seines hristlich

    bedencken. Vergl.

    Petscb,

    Das

    Volksbuch

    vomDoctor

    Faust,S. 244.

    AusgabeFritz, S. 79.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    27/186

    R

    HISTORISCHE

    FAUST

    15

    hrte

    eine

    Zeitlang

    Hermann van Bronckhorst, der auch den

    Tite l

    eines Herrn von

    Anholt

    fhr te . Hermann van Bronckhorst war kein Graf, obgleich er im

    Thea-

    trum de

    Veneficis

    sogenanntwird

    1

    ), wohlaberwurde sein Verwandter Jost van

    Bronckhorstvon

    K a r l

    V .

    im

    Jahre

    1540

    in den Grafenstand erhoben.

    Vermutlich

    spielte Faust seine Streiche also nicht vor dem

    rsten

    von Anhalt,

    sondern vor dem Herrn von

    Anholt. DaB

    die Geschichte von einem Grafen

    redet,

    ist

    wohl

    so zu erklaren,daB zurZeit,wcsie

    auf

    gezeichnet

    wurdeund

    daBdies der

    F a l lgewesen ist, berichtet die

    Wolfenbttler

    Handschrift

    nachdrckch

    in der

    Tat ein

    Graf

    von

    Anholt

    auf dem Schlosse residierte.

    A u f ihrem

    weiterenUmlauf

    wurde dann dasunbekannte

    Anholt

    durch das allgemeinbekannteAnhaltersetzt,

    wobei

    aberderGrafentitelnoch den

    ursprnglichen

    Sachverhalt verrat

    2

    ).

    Ob

    die beiden Streiche oderbesser

    gesagt,

    das was zu der Entstehung der

    beiden Geschichten Veranlassung gabinGegenwart Hermanns van Bronckhorst

    selbst oder vor einem von dessen Verwandten

    stattfanden,

    laBt

    sich

    schwerch

    mehr entscheiden. DaB Faust zu Hermann van Bronckhorst Beziehungen

    hatte,

    laBt sich

    wohl

    aus

    Wir

    schlieBen.DaBaronHermann abwesend war,sperrteman

    den Zauberer ein, berichtet er und das nicht auf kurze Zeit, denn der Kaplan

    scnickteihmso lange

    Wein ,

    bis dasFaBleer war.

    Warum wollte

    man Hermann van

    Bronckhorstselbst

    ber

    den erwischten Zauberer richten lassen? Hat dieser sich

    vielleichtauf den Herrn von Batenburg berufen, den oder dessen

    nahe

    Verwandte

    erpersnlichzu kennen vorgegebenhabe?U n distvielleichtdadurch diemildeGe

    fangenschaft in Batenburg zu

    erklaren?

    Faust scheint sich auch dem Baron Her

    mann

    gegenber zienich

    sicher

    gefhlt

    zu haben, dennsonst

    hatte

    er nicht den

    frechen Mut

    gehabt,

    einen von dessen Untertanen so

    bel

    zuzurichten, wie er es

    nach WirsBericht den Kaplan Dorsten tat. Und hat der berchtigteSchwarz-

    knstlervielleicht

    deshalb seine Schritte nach dem entlegenen Batenburg gelenkt,

    weilpersnliche

    Beziehungen zu dem

    SchloBherrn

    Hermann van Bronckhorst ihn

    dazu

    verahlaBten?

    V ordem Stadttor

    auff

    einemBerg,der

    Rohmbhel

    genannt sollFaust

    seinZau-

    berschloBgebauthaben, berichtet

    SpieB. DieWolfenbttler

    Handschriftnenntden

    Ort den

    Rennbhel l .

    Soweitmirbekannt wurde, gibt es eine Ortschaft dieses

    Namens in der Gegend von

    Anholt

    nicht, was

    natrlich

    nicht sagen wi l l ,daB sie

    nicht zu Fausts

    Zeit

    existiert haben kann. Wenn der Name im Anhaltischen nach-

    gewiesen werden

    knn te ,

    wurde

    dies

    natrlich

    sehr

    zugunsten

    von Anhalt

    sprechen.

    Inder stillschweigenden Voraussetzung,daB

    SpieB,

    und nicht die als diealtereRe-

    daktion betrachteteWolfenbttler

    Handschrift den Namen richtigberliefert,

    halt Petsch

    8

    ) es fr

    mghch,

    daB die von Hey und Schulze*)erwahnte, in der

    )Vergl. S. 11.

    )DaB das

    englischeFaustbuch

    von dem

    Herzog

    von Anholtspricht (vergl.The English

    Faust-Book

    of

    1592 editedwithan Introductionand

    Notes

    by H.

    Logeman

    Ph. D. Gand

    Amsterdam

    1900, S. 92),

    hat

    kaum

    Bedeutung,da der

    englische

    BearbeiterP. F. oft dieEigennamen andert, sodaBmanwohl anneh-

    menmuB,daB er durch Zufall das Richtigegetroffen hat.

    )S. 89 Anmerkung.

    DieSiedelungenin Anhalt,

    Halle

    a. S.

    (1905)

    S. 85.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    28/186

    16

    DERHISTORISCHE FAUST

    Nahe von Dessau liegende Wstung Rodebillemit dem Rohmbhel des Faust-

    buchs identisch sein

    knnte .

    In der Tat

    kommt

    der Name des ehemaligen Dorfes

    Rodebille,

    welchen noch

    jetzt

    einHausgrundstck

    an der unmittelbaren Westgren-

    ze der Stadt Dessau

    fhrt,

    l

    seit der

    Mitte

    des dreizehnten Jahrhunderts wiederholt

    i nden Urkundenvor.Das Faustbuch berichtet abernachdrckl ich,daderRohm

    bhel einBerg war, wasbrigensauch das Wort selbstbesagt.Das zu Fausts

    Zeit

    als Schaferei bekannte Rodebilleaber liegti ndurchaus

    ebenem

    Gelande und

    kann

    alsoschwerlichals der

    i n

    den

    Volksbchern

    erwahnte

    Rennbhel

    oderRohm

    bhelin Betracht gezogen werden.

    V ordem Jahre 1540

    soll

    Faust nachWirsAngabe

    verschollen

    gewesensein.Ob

    er diese Jahreszahl selbstandigansetzt, oder eine schriftliche Quelledafrvor-

    fand,laBt sichnichtmitSicherheit entscheiden.Vermutlichistsie demBerichtdes

    Arztes Phipp Begardi entnommen, der in seinem Index Sanitatis ber

    Faust als

    ber

    einen Verstorbenen zu sprechenscheint

    a

    ).Das Werk nun erschien

    i m Jahre 1539.

    Melanchthonsund

    Wirs bereinstimmender

    Bericht

    ber

    Fausts Tod

    wird

    be-

    statigt underganztdurch diesogenannteZimmernsche

    Chronik.

    In den Jahren

    15641566 schrieben dieGrafen

    W ilhelm

    WernerundsemNeffeFrobenChristoph

    vonZimmern die Annalen ihres Geschlechtes. In dieser

    Chronik*)

    wird auch, und

    sogar

    zweimal,

    Fausts Tod erwahnt, zuerst in einemkrzeren,spateri neinemaus-

    fhrlicheren Bericht.

    Ichzitiere die letztere Stelle, wo es

    heiBt:

    Es ist auch umb

    diezeit der Faustus zu oder

    doch

    nit weit von Staufen, dem stettlini mBreisgew

    * ,

    gestorben. Der ist bei seiner zeit ein wunderbarlicher nigromanta gewest, als er bei

    unsern zeiten hat

    mgen

    in deutschen landen erfunden werden, der auch

    sovil

    seltzamer

    hendelgehapthin und wider,

    das

    sein inv i l

    jaren

    nitleuchtiichenwurt

    vergessen werden. Ist ain alter mann worden und, wie mansagt,ellengclichenge

    storben. V i lhaben allerhandt anzeigungen und vermuetungen nach vermaint, der

    bosgaist, den er in seinen lebzeiten nur sein schwagergenannt, habeine umb-

    bracht. Diebecher,die er verlasen, sein dem herren von Staufen, in dessen herr-

    schafft er abgangen, zu handen worden,darumbdoch hernach v i lleut haben ge-

    worben und daran

    meins

    erachtenseinsorgclichenundunglckhaftigenschat

    z

    und

    gabe begert.

    D ieansichunbedeutendeAngabe beiWir,daB Faust den TeufelSchwager

    nannte,

    wird

    also durch die Chronik

    bestatigt.

    DieUbereinstimmungin solchen

    Kleinigkeitenspricht sehr fr die

    Richtigkeit

    von

    Wirs

    Bericht.

    Wicht ig

    ist die Angabe bei

    Zimmern,

    daB Faust

    Bcher

    hinterlassen habe. Ob

    dasHandschriftenwaren, die er selbst verfaBthatte nach demVolksbuch soll

    Die Einzelheitenbetreffende Rodebilleverdankeich derGfitedes Herrn Prof.

    Rammelt

    inDessau.

    * Tille,Faustsplitter,Nr. 6.

    Herausgegeben

    in der Bibliothek des Liter. VereinsBd. XCI man vergl. die

    beiden Stellen

    er

    Faust,S.

    555

    und 604.

    * Zwischen Melanchthons

    Angabe,

    Faust sei ineinem

    wrttem ergischen Dorfe

    vom Teufel geholt

    worden,und der

    Zimmernschen

    Chronik, er sei in derNahevonStaufen

    inBadengestorben,

    bes

    teht

    alsoein

    Widerspruch.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    29/186

    DER

    HISTORISCHE

    FAUST

    17

    er selbst

    cher

    geschrieben haben

    der

    ob es

    Zauberbcher

    waren, welche zu

    Fausts

    Zeit

    schon massenhaft

    handschriftlich

    oder gedruckt im

    Umlauf

    waren,

    laBt sich

    nicht feststellen. Der Spiritist Kiesewetter

    nimmt

    an,

    daB

    Faust in der

    Tat

    eschwrungsbcher

    verfaBt

    hat

    und daB von den zahlreichen unter Fausts

    Namen

    verbreiteten

    Zauberbchern

    wenigstens

    ein

    Te i l relativ

    echt

    ist

    Ernest Faligan

    *)

    halt die Frage,

    ob

    Faust

    cher

    geschrieben habe, fr bedeu-

    tungslos,

    weil

    die Schriften eines solchen Autors doch keinen Glauben verdient

    hatten.Es

    ware aber

    dochhchst

    interessant

    zu

    wissen,wie

    Faust selbst

    ber

    seine

    Kunst

    urteilte

    und es

    wrde

    auch die

    Einsic h

    t in seine

    Persnlichkeit

    in nicht ge-

    ringem MaBe

    erhhen.

    Die Schriften seien dem Herrn von Staufen verfallen,

    be

    richtet die

    Zimmer

    nsche

    Chronik.Dieser HerrvonStaufen

    war

    Graf

    Johann

    Ludwig

    von

    Staufen. Dessen

    Bruder,Anton,

    der

    ihm1546in

    der Herrschaft folgte, und der

    noch

    zur

    Zeit

    der Abfassung der

    Chronik

    regierte, war

    wahrscheinlich

    Alc him ist ).

    Zwischenden Herren von Staufen und denVerfassern

    der

    Zimmernschen

    Chronik

    bestanden

    enge

    verwandtschaftliche Beziehungen, sodaB man

    wohl

    annehmen

    muB,daB

    letztere gut unterrichtet gewesen

    sind.

    A ls

    das

    Wirtshaus,wo

    Faust nach

    der Angabe bei

    Manlius

    umgekommen sein

    soll,

    betrachtet

    Blume

    den noch jetzt

    existierenden Gasthof

    zum Lwen in

    Staufen.

    Einigeder

    altesten Berichte

    ber

    Faust setzen ihn in Beziehung zu der Stadt

    Heidelberg:

    1507

    wi rd

    Georgius Sabellicus Faustus in Heidelberg erwartet, 1513

    spricht Mutianus Rufus von Georg Faust dem Heidelberger, 1528

    wi rd

    Georg

    Faust von Heidelberg

    aus

    Ingolstadt ausgewiesen..

    SchonDntzer*)

    vermutete,

    Faust

    knntesich

    auf der

    Universitat Heidelberg

    einige

    Zeit

    herumgetriebenhaben.

    Das scheint in der Tat der

    F a l l

    gewesen zusein.

    A m

    3.Dezember

    1505

    wurde in die

    Matrike l

    ein Johannes Fust aus

    S y m m e r n

    in der

    Dizese Mainz

    eingetragen

    8

    ) ,

    welcher am

    15.

    Januar

    1509

    unter dem Dekanat des Magisters Laurentius

    Wolff

    aus Speier das Baccalaureat der

    Philosophie

    erhielt.

    M itihm

    sindinderselben Pro

    motion

    noch

    fnfzehn andere

    angefhrt. Diese Promotion scheint ihren Nieder-

    schlag

    i mVolksbuchgefunden

    zu haben, wo im ersten

    Kapi te l

    berichtet

    wi rd ,

    daB

    Faust neben sechzehn andern Magistern examiniert worden sei, wobei er

    sich

    den

    andern weit

    anKenntnissenberlegen

    gezeigt habe, sodaB

    er

    bald danach den

    T i t e l

    eines Doctors der

    Theologie

    erhalten habe. Dasinden

    Akten

    der Heidelberger

    Universitat genannte Simern'. ' ist das im

    Regierungsbezirk

    Koblenz

    gelegene

    Stadtchen dieses Namens.

    Dahin

    aber weisen keine Spuren von FaustsTatigkeit,

    sodaB Kiesewetter

    6

    )

    als

    Simmern

    nicht die Stadt, sondern das

    e h e m a l i g e F rs te n -

    tum

    Pfalz-Simmern betrachtet,

    in dessen Nahe das

    Stadtchen Knittlingen liegt.

    Faust

    inder Geschichteund TraditionS. 263.

    *)

    Histoire

    de laLgendede

    Faust.

    Paris. Librairie

    Hachette

    1887 S. 156.

    Vergl. Alemannia,

    Zeitschrift

    fr

    alemannische

    und

    frankische Geschichte,

    Volkskunde, Kunst und

    Sprache

    Bd.4243 (1915) ie

    Sagen

    vom Dr.

    Faust

    in

    Staufen

    S. 37und Geschichtedes

    Gasthauses

    zum Lwen S. 141 vonRudolf Blume.

    4

    Das Kloster V S.37.

    6

    Gustav Toepke,DieMatrikel der

    Universitat

    Heidelberg,1884,TeilI,S. 457.

    6

    Faust

    inder Geschichteund Tradition,S.

    11.

    Van

    'tHooft, Faustbuch

    2

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    30/186

    18

    DE R HISTORISCHE FAUST

    Witkowski

    x

    )weistdarauf hin, daBdiesesnicht zur izese Mainz, sondern

    zu Speier gehort habe. DaBalsoder in der HeidelbergerMatrikel angefhrte

    Studiosus mit dem

    Schwarzknstler

    identisch ist, ist zweifelhaft, obgleich die

    Erwahnung

    der Promotion im

    Volksbuch

    recht auffallig bleibt.

    Wieverhalten sichzu

    diesen

    historischen Tatsachen die JahreszahlenderVolks

    bcher?Dasaltestegedruckte

    Faustbuch

    hat keineinzigesDatum.Erstdie Aus-

    gabe

    1589,

    diesogenannte

    C-Fassung

    hat als Fausts

    Geburtsjahr1491.

    Dies kann

    aber schwerlichrichtigsein, denn danachwareFaust

    im

    Jahre

    1506,

    alsTritheim

    ihn in Gelnhausen traf,ersteinfnfzehnjahriger Knabegewesen.DasGeburts

    jahrwird denn auch von den

    meisten

    Faustiorschernfrher u.a.von

    Er

    ich

    Schmidt*)um dasJahr1480

    angesetzt.

    Reicheres chronologischesMaterial

    als dasalteVolksbuchbringt

    Widman

    in seinem Faustbuch vom Jahre1599

    3

    ),

    in

    dem

    brigens

    FaustsGeburtsjahr

    viel

    spaterfallt.EinigeseinerAngaben

    stim-

    men

    auffallig zu den historischen Zeugnissen, wenn man

    wenigstens

    an dem

    Geburtsjahrdes alten Volksbuchs, 1491,

    festhalt.

    In seinem16.Jahre soll Faust schon nachZaubereigetrachtethaben; das

    Auf-

    treteninGelnhausenwrdedannindie allerersteZeitdiesesStrebensfallen. Im 4.

    Jahrdarauf

    wird

    erDoktorderMedizin,nachdem er anderthalb Jahrefrherin

    der Theologie promoviert

    hatte;letzteres

    knntezu der Heidelberger Promotion

    imJahre

    1509

    stimmen.

    ZweiJahre

    treibterZaubereiohne Pakt, danach schlieBt

    er ein

    Teufelsbndnis

    von 24Jahren*)und bekommt nur beiWidman ein

    JahrFrist.Nimmtman an,daBdie 2Jahre,die FaustZaubereitreibt, ohne ein

    formellesTeufelsbndnis

    abgescblossen

    zuhaben, nach seiner Promotion alsArzt

    f

    allen, was wohl

    in

    bereinstimmung

    mit

    dm

    altesten

    Volksbuch

    ist, so bekommt

    man frsein

    Alter

    47

    Jahre

    undnicht41wie

    Widman.

    NimmtmandasGeburtsjahr1491 als

    richtig

    an, sowareFaustum dasJahr1538

    gestorben, was mitW irs

    Angabe,

    er sei vordem

    Jahre1540

    verschollengwesen,

    bereinstimmt.

    Nochbesseraber

    stimmt

    die Zeitangabe zu den Jahreszahlen des

    hollandischen

    Faustbuchs, dasumdasJahr1800mit der Adresse

    ,,T

    Amsterdam,

    By

    Hismanius

    vande Rumpel ontrent het oudsteenhuisin de Lyn-straet er-

    scheint.

    DieJahreszahlenimhollandischen

    Faustbuch

    werden gern auf dennchternen

    Sinndeshollandischen

    Lesers

    zurckgefhrt,

    aber

    mit

    Unrecht:

    alle alteren Faust-

    bcher

    haben nur

    eine

    Zeitangabe, namlich

    1491,

    Fausts

    Geburtsjahr,und

    dies

    nicht selbstandig, sondern nach dem

    Vorbde

    des deutschen

    Originals.

    Erstdie

    AusgabeVande

    Rumpel

    hat alsDatumvonFausts ersterVerschreibung23.Okto

    ber 1514, diezweitefindet am 3. August1531statt,wahrend der Teufel Faust in

    derNacht yom 23.zum24.Oktober

    1538

    zwischenzwlfund

    eins

    holt.Als der Be-

    arbeiter kommt der Drucker

    selbst,

    Peter Anton

    Kimpe

    in

    Gent,

    in Betracht

    )Deutsche Zeitschr. fr Geschichtswissenschaft. Neue Folge.

    Jahrg.1896/97,S. 298Derhistorische

    Faust .

    2

    ) Faust und dassechzehnteJahrhundert.

    Goethe-Jahrbuch

    III S. 77 ff.

    s

    ) TeilIII.

    Kap.

    12.

    *) In der Verschreibungselbst(TeilI K. 10) ist von einem

    zwanzigjahrigen

    Pakt die Rede.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    31/186

    DER

    HISTORISCHE FAUST

    19

    undvon

    diesemwrdendie drei

    Jahreszahlen,

    ohnewelche derbersetzerwie es

    scheint, das

    Buch

    seinen Landsleuten nicht darzubieten zu

    drfen

    glaubte

    1

    ,

    ein-

    geschaltet. Der Verfasser ging

    wohl

    von der Jahreszahl 1538 aus; dererstePakt

    mufite

    n trlich

    24 Jahre

    frher

    stattfinden. DaB

    Kimpe

    das Todesjahr nach

    WidmansAngaben berechnet hatte, ist wohl ausgeschlossen. Es braucht aber

    auch

    nicht an

    Zufall

    gedacht zu werden. Der Bearbeiter kanntewohldas merk-

    wrdigeWagnerbuch, das im ersten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts in

    Antwerpenerschienen war

    a

    .

    Wagner

    wird da met sijneygen Sweert in Huts

    pot gekapt, op den8M ay

    1570,

    als wanneer sijnen tydt preciesomwas . Der Pakt

    war

    denn

    auch

    den8.M a i l540

    abgeschlossenworden.

    Er

    fand,

    wie das Wagner

    buch

    angibt, nach dem Tode von Wagners Herrn statt. Der Verfasser der

    Ausgabe

    Van de Rumpel setzt nun Fausts Todesjahr zweiJahre frheran und

    erhalt die Jahreszahl 1538

    * .

    W ie

    kommt

    aber der Verfasser des Antwerpener Wagnerbuchs zu der Jahres

    zahl1540 fr Wagners Pakt?Vermutlichdurch

    Wir,

    den erwohlgekannt haben

    wird.Er war ein

    Gebildeter,

    derLateinverstand, denn er zitiert einigeMalelatei-

    nische Werke.

    l

    Vergl.Dntzer Das KlosterV S. 98.

    *) Het

    vermakelyck

    Leven en deschroomelycke

    Doodt

    vanChristoffel

    Wagenaer,

    den

    vermaerden

    Toove-

    naer

    Den

    welcken

    D.

    Faustus zynen

    Heer en

    Meester verre

    teboven

    gegaen heeft,

    in

    alle soorten

    van

    aerdige

    konsten

    ende

    Boeveryen;

    die hy

    door hulpe

    des

    duyvels

    gedaen

    heeft.

    Men

    vindtse

    te

    koop:

    T'Antwerpen,

    By deWeduwevan Hendrick Thieullier, in deWolstraet.(Ein Ex.

    besitzt

    die PreuBischeStaatsbibliothek.)

    ') Die

    Jahreszahl

    1538alsFaustsTodesjahrfindet

    sich nach

    Dntzers

    Angabe

    Das Kloster V S. 98

    auchin demenglischenFaustbuchdesJahres

    1594The

    secondreportofDoctorJohnFaustus.... abge-

    druckt in Collection ofEarlyProseRomances

    herausgegeben

    vonW.

    J .Thoms.

    (1827).-

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    32/186

    Z W E I T E R ABSCHNITT

    D I E

    D E U T S C H E N

    VOLKS CHER V O M

    D O K T O R F A U S T

    II

    en

    faut

    revenir a cpnclure, qu'il ne s'agit ioi qued'un

    misrable

    Roman, imagin pour rjouii

    &

    effraer

    la

    populace.

    M R C H N D

    Dictionaire Historique.

    D ie Zimmernsche

    Chronik

    hatterichtig eingesehen, daB

    von

    Faustsvilenwun-

    derbarchen Sachen, die

    er

    bei seinem lebengeiebt, einbesonderertractat

    werzumachen. Im

    Jahre

    1587 erschien bei dem streng lutherischen Verleger

    Johann

    SpieB*)

    inFrankfurt am

    M a in ,

    Nachdem nun

    viel

    Jar her

    ein

    gemeine

    vndgrosseSag in Teutschlandt von Doet. Johannis Fausti, deB weitbeschreyten

    Zauberers vnnd Schwartzknstlers mancherley Abenthewren gewesen , die

    Historia von D. Johann Fausten .

    Der Verfasser nennt seinen Namen nicht; SpieB erhielt dasManuskriptaus

    Speier.

    Ob der

    Heidelberger Rektor Laurentius

    Wolff,

    der aus Speier

    stammte,

    Aufzeichnungenber

    seinen

    Schler

    Faust

    hinterUeB,

    wie

    Kiesewetter

    a

    )vermutet,

    oder ob

    W ilhelm

    Werner

    von

    Zimmern,einer der beiden VerfasserderZimmernschen

    Chronik,

    der

    15291554

    als M itgl ieddes Reichskammergerichts in Speier

    tatig

    war,etwasberFaust vermittelt hat, wie Blume*)annimmt, ist beides unsicher.

    DereigentlichenHistoriagehteineWidmungdes Buchdruckers anzweiehema-

    lige

    Schulfreunde, sowie eine

    fromme

    Einleitung voran. Faust erscheint jetztals

    imWeimarischengeboren.

    E i n

    reicher Vetteri nWittenberg iummt ihn

    zu

    sichund

    laBt ihn,da ereintrefflich ingenium vnnd memoriam zeigt, Theologie studieren.

    E r

    erhalt

    den Doktortitel als dererstevon siebzehn Magistern.

    Aber

    Fausthat

    auch

    einen

    thummen, vnsinnigen vnnd hoffertigen

    Ko pff .

    Er

    gerat

    inschlechte

    Gesellschaft, vernachlassigt die

    Bibe l

    undstudiert allerhand

    Zauberbcher.

    Schnellgehtesjetzt dieabschssigeBahn hinunter: erwlkeinTheologe

    mehr

    heiBen,sondernnenntsichDoctor derM ediz inundwi rd

    ein

    Weltmensch.

    M it

    Hfe

    derZauberbcher beschwrter auf einemKreuzwegin der Nahe von Wittenberg

    denTeufel*). E i nPakt kommt zustande: 24

    Jahre

    sollMephostophiles,einDiener

    l

    Vergl. ber ihn Friedrich Zarncke, Johann SpieBund

    sein

    Verlag in derAUg. Zeitung 1883,Beilage

    246. Auch

    in die

    Goetheschriften aufgenommen.

    S. 10.

    Vergl. Alemannia. Bd.4243(1915), S. 141 undEuphorion 26 (1925) S. 9 ff.

    4

    Das

    Volksbuch gibtder

    im

    Vorwort gemachten

    Angabe

    gemaB Fausts Beschwrungsformel nicht

    an.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    33/186

    DIEDEUTSCHEN VOLKS CHER

    VOM

    DOKTOR

    FAUST

    21

    desHellischenPrintzen inOrint ,

    ihm

    dienen, danach soller mitLeibund

    Seele

    dem Teufelverfallen. M itseinemBluteunterschreibt Faust.

    Den

    ersten

    Teil

    des Buches und einen

    Tei l

    des zweiten

    nehmen

    die Fragen und

    Disputationen ein. Faust erkundigt sich nach dem Lauf der Welt, nach den Ge-

    stirnen undbesondersnach der Hlle,welche Fragen Mephostophiles kontrakt-

    mafiig,obgleich manchmal mit einigem Widerstreben,

    beantwortet,

    sowenn Faust

    z . B .etwasmehr von derHllewissenw i l lals

    es

    ihm,Mephostophiles,erwnscht

    scheint.

    ImzweitenTei lfindet Fausts Reise nach den Gestirnenstatt,wo ersichvonder

    Richtigkeitvon Mephostophiles' Lehrenberzeugenkann. Weiter besucht er die

    Hlle,abernur in einer Art

    Traum

    sieht er die Verdammten in ihrerQual,denn

    derTeuffelhettejhmnur ein

    Geplerr

    vnndGackelwerck frdieAugengemacht.

    A u c h

    eine grofie Weltreise findet

    statt;

    anderthalb

    Jahre

    ist Faust mit seinem

    Die-

    ner fort und besucht einen groBen Tei l der damalsbekannten Welt.Siefahren

    durch dieLuft , indem Mephostophiles sich in ein Pferd verwandelt, dochhatter

    flgelwie ein Dromedari, vnd fuhr, wohin jn

    D .

    Faustus hinl&ndete .

    Der dritte Tei list eine Sammlung von einzelnenZaubers tcken ,worin Faust

    eineRollespielt.

    Einige

    werden sogar

    mehrere

    M aleinetwasverschiedener Form

    mitgeteilt.

    A u c h

    hat der Verfasser nicht alle Schwanke Fausts

    erzahlt;

    einige an

    derefinden sich in denvermehrten austbchern (BundC .B e iweitem nicht alle

    Zauberstckesindu rsprng lich :vielesind von andern Zauberern auf Faust ber-

    tragen, der als der letzte der groBen Zauberer der Reprsentantder Klasseber

    hauptgeworden

    ist

    1

    ).

    A m

    SchluB

    des

    dritten

    Teilesfolgt die GeschichtevonFaustsTod,welche eigent-

    l icheinenTei lfr sich bildet. Gegen Ende der Fristw i rdes Faust dochetwasun-

    heimlich,

    worberihn der Besitz der schnstenFrau, der griechischen Helena,

    nicht hinwegzutauschen vermag.Anfallevon Reue stellen sich

    ein,

    aberder Autor

    laBtden Leser nichtdarber

    i m

    Zw eifel,daB es nur eine Judas- undCansreue,also

    eigentlich die

    Verzweiflung

    ist, von der Faust heimgesuchtw i rd .ImDorfeRim l ich

    inder

    Nahe

    von Wittembergw i rder, nachdem er vorher die

    ihn

    begleitenden Stu

    denten noch in einer

    Abschiedsrede

    vor Zauberei und Teufelslist gewarnt hat, um

    Mitternacht kontraktmaBig vom Teufel geholt.

    D ieSprache des Volksbuches ist manchmal verwirrt, der S t i l trocken; auBer-

    ordentlichlangweigist z . B .das groBe Reisekapitel mit seiner Anhaufung von

    Die Zauberbcher

    haben

    fr das

    Zitieren

    von Geisterndie verschiedenstenFormeln.Sehroft

    wurde

    dazu

    auchder Anfang des

    Johannisevangeliums

    gebraucht:lm Anfang war das Wort.... DaB der

    Pudel

    bei

    Goethegeradewahrend FaustdiesenTekstins Deutsche

    bersetzt

    so unruhigwird, ist dennauchsehr

    erklarlich.

    1564

    wird der cherverkaufer

    Damian Willems verurteilt,

    weiler

    behauptet

    hatte,den Teufel:

    zubezwingenund

    auszutreiben

    durch den Rauch vonWeinrauteundWeihrauchund dasLesendesJohan-

    nisevangeliums.

    Vergl.

    Geschiedenis

    der

    Hexenprocessen

    doorMr.Jacobus Scheltema.TeHaarlem,

    Bij

    Vincent

    Loosjes.

    MDCCCXXVIII .

    S. 138.

    Ein Kreuzweg

    war fr die Teufelsbeschwrung von

    alters

    her der

    angewiesene

    Ort;

    auch Theophilus

    wirddazuvon demJudenaufeinenKreuzweggefhrt;vergl.AusgabeVerdam,1882, 49596.

    Hi

    = derJude)leideneop enedwerse strate

    Daersibeidete

    gadersaten.

    )Vergl. J.Grres Dieteutschen

    Volksbcher

    S. 207 ff.

  • 8/10/2019 Doktor Faust

    34/186

    22

    DIE DEU TSCH EN VOLKSBCHER VOM DOKTOR FAUST

    Namen

    nd

    Zahlen;

    nur in denmoralisierenden

    Partien

    istderTonetwaslebhaf ter.

    Anden historischen Tatsachen hat der anonyme Verfasser manches geandert.

    FauststammtnichtausSddeutschland sondern ausdem

    Dorfe

    RodbeiWeimar

    und

    studiert in Wittenberg.

    berhaupt

    ist die Faustgeschichte

    zu

    dieser Stadt

    in

    nahere Beziehunggerckt.DiesgeschahwohlumdieGegensatzezu verscharfen;

    ein Theologe der Universitat Wittenberg, vielleicht sogar ein

    Schler

    der Gottes-

    manner

    Luther

    und

    Melanchthon

    und deiuiocheineBeute des Teufels.Welchein

    Grausenvor der Teufelsmacht muBte das beim einfachen Leser

    hervorrufen.

    Der

    fanatische Widmanhat dasMotivwohl nicht verstanden; er findet es offenbar

    allzukompromittierend

    frWittenberg,

    einen Faustgeliefert

    zu

    haben;

    er

    schickt

    ihn inIngolstadt bei den JesuitenzurSchuleundjetztsind Teufelsbundund Hl-

    lenfahrt einfachselbstverstandlich.

    AlsMotivfr denTeufelsbund gibtderVerfasser Fausts

    Drang

    nach Wissen an

    und nachdrcklich

    heifites im Pakt:

    Nach

    dem ichmir

    frgenommen

    dieEle-

    mentazuspeculieren,vnd

    aber

    auBdenGaaben,so

    mir

    vonoben

    hera