DONNERSTAG, 29. SEPTEMBER 2016 TZ-SPEZIAL | …oms.torgauerzeitung.com/img/news/201609/29_09_S....

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TORGAU. Den Startpunkt der Tour markierten die Torgauer Stadtwerke. „Das neue Zählerzeitalter“ war das Thema, über das an dem ersten der sechs Termine aufgeklärt wurde. Da- für waren nebst Geschäftsführerin Re- nate Mühlner und dem Bereichsleiter Technik, Michael Hagedorn, auch Rai- mund Brückner und Mirko Vogel von Mitnetz Strom anwesend. Diese klärten über die digitalen Stromzähler,welcher ab 2017 nach und nach in alle deutschen Haushalt wandern soll, auf, erklärten die Vor- und Nachteile der, ab 2018 in grö- ßeren Betrieben eingesetzten, intel- ligenten Messysteme und führten aus, wie sie durch Kooperationen mit den Hochschulen Anhalt, Mer- seburg und Mittweida die Sicher- heit ihrer Geräte verbessern wol- len. Mithilfe der neu entwickelten digi- talen Stromzählern soll es den Kunden elcihter gemacht werden, ihren Zählerstand abzulesen und gleichzeitig auch vor fremden Au- gen zu schützen, in dem man ihn durch einen Pin schützt, wie Rai- mund Brückner erklärt. Eine intel- ligente Messeinrichtung hingegen besitzt neben der eigentlichen Messeinheit noch eine Kommu- nikationseinheit, mit welcher sich Daten drahtlos übers Inter- net abfragen oder sich be- stimmte Funktionen steuern lassen. So ergeben sich beson- ders für größeren Unternehmen Vorteile, wenn es um das Thema Energieeinsparung geht. Das neue Zählerzeitalter Doberschütz Audenhain Jesewitz Mockrehna Taucha Torgau Süptitz TORGAU. Die Energiewende. Viele verbin- den dieses Thema lediglich mit erneuer- baren Energien und dem Abschalten der Atom- und Kohlekraftwerken. Was aller- dings noch alles hinter diesem Wort steckt, durfte Volontär Nick Leukhardt am Montag vergangener Woche selbst erfah- ren, als er an der Energiewendetour der enviaM, eines regionalen Strom- und Gasanbieters, teilnahm. Insgesamt sechs Stationen waren Bestandteil der Tour, einmal quer durch den Landkreis. Jede einzelne befasste sich mit einem ein- zelnen Aspekt des sonst eher abstrak- ten Themas „Energiewende“ und veranschaulichte dessen Vielsei- tigkeit und Komplexi- tät. Durch die Tour geleitet wurde er von Stefan Buscher, dem Pressesprecher der enviaM sowie Julia Schübbe, Angestellte des enviaM-Fuhrparks. Letztere hatte, passend zum Thema Energiewende, ein Hybridauto mitgebracht, mit welchem die Tour bewältigt wurde. Und auch eine kleine Testfahrt für den Volontär durfte dabei na- türlich nicht fehlen. Zu viel erneuerbare Energie? TAUCHA. „Eines unserer größten Probleme ist es, zu viel Strom aus den er- neuerbaren Energien zu ge- winnen“. Über diesen, auf den ersten Blick befremdlichen, Satz und einige weitere Herausforderungen der Energiewende auf technischer Ebe- ne klärte Jens Arnold beim Besuch der Schaltleitungszentrale der Mitnetz Strom in Taucha auf. Rund 2700 Anlagen für die Erzeugung erneuerbarer Energien be- sitzt der der Netzbetreiber im Landkreis Nordsachsen, was das noch nicht zur Gänze ausgebaute Netz teilweise vor das Problem der Überlastung stellt. „Der Ausbau unserer Netzte hält im Moment einfach nicht Schritt mit der Erzeugung der Energie. Uns fehlen die Speicher- möglichkeiten und das führt zu Stoßzei- ten auch mal dazu, dass wir die Produk- tion drosseln oder in manchen Anlagen ganz abschalten müssen“. Bundesweit gehört der Landkreis Nordsachsen zu ei- ner der Regionen, mit der meisten ins- tallierten Leistung bei erneuerbaren Energien. Rein rechnerisch könnte man hier 91 Prozent des Stromverbrauchs al- lein durch diese Art der Energie decken. „Im Grunde können wir von hier aus das Stromnetz in ganz Mitteldeutschland steuern“, erklärt Jens Arnold. Insgesamt 57 Arbeiter sind Tag und Nacht damit beschäftigt, in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Thüringen dafür zu sorgen, dass das Licht an bleibt. Rund 2,3 Millionen Einwohner sind an das Netz der Mitnetz Strom angeschlos- sen, da kommt es dann auch hin und wieder mal zu Störungen. Um die 1000 an der Zahl sind es im Jahr, hevorgeru- fen durch Unwetter, Bauarbeiten oder technische Probleme. AUDENHAIN. Rund 1000 Netzstörungen verzeichnet die Mitznetz Strom jedes Jahr, doch wer kümmert sich eigentlich um die Beseitigung dieser? Diese Frage wurde den Teilnehmern der Energiewen- detour im Mockrehnaer Ortsteil Audenhain in der Firma von Lothar Haupt. Vor 26 Jahren gründete er diese mit dem Ziel, ein schön ruhiges Ein- Mann-Unternehmen zu haben. Heutzuta- ge hat er 70 Mitarbeiter und arbeitet für die enviaM in den Bereichen Planung, In- stallation, Reparatur und Wartung von Elektroanlagen und dergleichen. Auch bei ihm ist die Energiewende bereits voll angekommen. Rund 50 Prozent der des Unternehmensumsatzes stammen inzwi- schen aus der Arbeit an Energiewende- projekten. Und auch der Aktionsradius der Firma Elektro-Service Haupt hat sich dadurch deutlich erweitert. So führen Lo- thar Haupt und sein Team teilweise auch Aufträge in Bayern, Brandenburg oder Tschechien aus. Die Philosphie Haupts ist ganz einfach: Schuster bleib bei deinen Leisten! Er hat sich auf das, was ihm gut liegt speziali- siert und stellt sich in diesem Bereich im Laufe der Zeit immer besser auf. „Wenn man sich nicht auf einen Bereich konzentriert, sondern versucht irgendwo mitzumischen, ist die Gefahr groß, sich zu verzetteln und dann gar nichts mehr hinzubekommen“. Inzwischen gehört die Firma Elektro Haupt zu einem der größten Auftragneh- mer der enviaM-Grupppe und erhält jähr- lich um die 640 Aufträge. Doch so lang- sam reicht es dann auch mit dem Wach- sen, findet Inhaber Lothar Haupt: „Ir- gendwann muss man auch mal ein Ende machen und ich finde so, wie wir im Mo- ment aufgestellt sind, ist es absolut ausreichend und gut“. DOBERSCHÜTZ. Der Schlusspunkt der „Reise“ ist ein Besuch in der Gemeinde- verwaltung Doberschütz. Hier war ein Treffen mit Roland Märtz, dem amtieren- den Bürgermeister sowie Lorette Nye, der Projektleiterin der kom- munalen Energieffizienznetzwerke der enviaM. Ziel solcher Netzwerke ist es, sich in Absprach mit anderen Kommu- nen gemeinsame Ziele zu setzen und Maßnahmen auszuarbeiten, um möglichst viel Energie einzu- sparen und den Schadstoffaus- stoß zu minimieren. Besonders die Gemeinde Doberschütz legt im Zuge dessen großes Augenmerk auf die Eigen- energieerzeugung, unter Anderem durch Blockheizkraftwerke, sowie die Einsparung von Energie durch effizientere Nutzung der Straßen- beleuchtung. Dabei steht Märtz im ständigen Dialog mit den anderen Gemeinden im Netzwerk in Kontakt. Ver- treter aus dem Landkreis Nordsachsen sind dabei Doberschütz sowie Löbnitz. Mit der enviaM als Initiator, Berater und Moderator soll am 1. Oktober das aller- erste Netzwerkstreffen der acht Gemein- den stattfinden, bei dem unter anderem Themen wie die großflächige Umrüstung der Straßenbeleuchtung be- sprochen werden. Diese hat Bürgermeister Roland Märtz zwar schon seit einer Weile auf der Agenda, doch bisher fehlte das Geld. „Allein lässt sich die Ener- giewende von einer kleinen Kommune nicht stemmen. Und da wir keine Eilenburger werden wollen, arbeiten wir nun mit dem Netzwerk zu- sammen“. Als nächste Pro- jekte stehen dann zum ei- nen die Bestückung der Straßenlaternen mit LEDs un zum anderendie Installa- tion von Blockheizkraftwer- ken in diversen Kindertages- stätten an. So sehen sie aus, die neuen digitalen Strom- zähler, welche ab 2017 in alle deutschen Haus- halte eingesetzt werden sollen. Einen ganzen Tag auf den Spuren der Energiewende TZ-Volontär Nick Leukhardt begab sich mit Vertretern der enviaM auf eine Reise der besonderen Art: Auf die Energiewendetour SÜPTITZ. Nächster Halt: Dreiheide. Hier wurde Wolfgang Sarembes neues Auto geliefert. Ganze 15 Tage hat der Bürgermeister nun die Chance, einen BMW i3 mit Hybridmotor zu testen und sich von der Alltagstauglichkeit eines Elektrofahrzeuges überzeugen zu las- sen. Wie in der Vergangenheit bereits die Städte Oschatz und Taucha, erklärte sich auch Dreiheide für eine Teilnahme an dem Projekt „Elektromobilität erle- ben“ bereit und erhielt im Zuge dessen eine Ladestation in die Garage des Rathauses sowie ein Hybridfahrzeug per LKW vor die Tür geliefert. „Es soll ja schließlich voll sein, wenn man das erste Mal damit fahren will,“ erklärte die enviaM-Kommunalbetreuerin Kon- stanze Lange. Gute 150 Kilometer reicht die Batte- rie des Hybridfahrzeuges, falls diese leer geht, springt der Benzinmotor an. Dieser fungiert als Generator und pro- duziert somit Strom um das Auto für weitere 150 Kilometer anzutreiben. „Einen richtigen Verbrennungsmotor für den Antrieb gibt es also nicht,“ klärt Julia Schübbe auf. Die Mitarbeiterin des enviaM-Fuhr- parks gab Bürgermeister Sarembe eine genaue Einführung über die Funk- tions- und Bedienungsweise seines neuen Gefährtes. Wolfgang Sarembe hört gespannt zu, als Julia Schübbe ihm die Funktionen seines neuen Gefährtes auf Zeit erklärt. Roland Märtz zeigt Lorette Nye das Blockheizkraftwerk im Kel- ler des Rathauses. Lothar Haupt (links) bespricht mit seinem Kollegen die Vorgehensweise für eine Bau- stelle. Fotos: TZ/Leuckhardt JESEWITZ. Nicht nur Solarenergie oder Windkraft sind für die Energiewende wichtige Rohstoffe, auch die Stromge- winnung durch Biogas spielt mehr und mehr eine Rolle. Das hat auch der Vor- sitzende der Agrargenossenschaft Jesewitz, Dr. Reiner Dietrich, erkannt und sich seit 2006 in diese Richtung entwickelt. „Bei den Weltmarktpreisen, die heutzu- tage herrschen kann man es sich als Landwirt kaum mehr leisten, nur auf die reine Landwirtschaft zu setzen“. Und so musste ein zweites Standbein her. In- zwischen ist der Landwirt nicht nur Energieerzeuger, sondern auch Fisch- züchter. Laut Aussage Dietrichs fiel bei der Gärung des Maises zur Erzeugung von Biogas so viel Hitze an, dass er sich auf die Suche nach ei- nem Verwendungs- zweck machen muss- te. Eine eigene Fischzuchtanlage erschien ihm da die sinnvollste Variante. Rund 2000 Hektar Nutzfläche wird von der Ag- rargenossenschaft Jesewitz bewirtschaf- tet und damit in zwei Biogasanlagen fünf Millionen Kilowattstunden Strom pro- duziert. Dabei wird neben Mais als Brennstoff auch Getreide, Zu- ckerrüben und Gülle verwendet. Seit 2013 liefert die Agrargenos- senschaft nicht mehr ihren gesam- ten produzierten Strom an uns, sondern nur noch den Überschuss“, erklärt Kay Weinmann, Energiemanager der enviaM. „Und unsere überschüssige Wärme lie- fern wir an Jesewitz und hei- zen damit 18 Haushalte,“ fügte Dietrich hinzu. Reiner Dietrich (rechts) zusammen mit Kay Weinmann (Mitte) und Holger Hen- nig in einer der beiden Biogasanlagen der Agrargenossenschaft. Jens Arnold (rechts) zeigt uns in der Schaltzentrale, wo genau Torgau inerhalb des Stromnetzes platziert ist. Die Elektromobilität hält Einzug Immer neue Standbeine kreieren Gemeinsam für mehr Effizienz Ein Spezialist auf seinem Gebiet DONNERSTAG, 29. SEPTEMBER 2016 | 15 TZ-SPEZIAL Unter Strom von A nach B: Mit dem BMW i3 Hybridfahrzeug ging es einmal quer durch den Landkreis und das alles ohne dabei giftige Abgase zu produzieren. TZ-Volontär Nick Leukhardt

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TORGAU. Den Startpunkt der Tour markierten die Torgauer Stadtwerke. „Das neue Zählerzeitalter“ war das Thema, über das an dem ersten der sechs Termine aufgeklärt wurde. Da-für waren nebst Geschäftsführerin Re-nate Mühlner und dem Bereichsleiter Technik, Michael Hagedorn, auch Rai-mund Brückner und Mirko Vogel von

Mitnetz Strom anwesend.

Diese klärten über die digitalen Stromzähler,welcher ab 2017 nach und nach in alle deutschen Haushalt wandern soll, auf, erklärten die Vor- und Nachteile der, ab 2018 in grö-ßeren Betrieben eingesetzten, intel-ligenten Messysteme und führten aus, wie sie durch Kooperationen mit den Hochschulen Anhalt, Mer-seburg und Mittweida die Sicher-heit ihrer Geräte verbessern wol-len.Mithilfe der neu entwickelten digi-talen Stromzählern soll es den Kunden elcihter gemacht werden, ihren Zählerstand abzulesen und gleichzeitig auch vor fremden Au-gen zu schützen, in dem man ihn durch einen Pin schützt, wie Rai-mund Brückner erklärt. Eine intel-ligente Messeinrichtung hingegen besitzt neben der eigentlichen Messeinheit noch eine Kommu-nikationseinheit, mit welcher sich Daten drahtlos übers Inter-net abfragen oder sich be-stimmte Funktionen steuern lassen. So ergeben sich beson-ders für größeren Unternehmen Vorteile, wenn es um das Thema Energieeinsparung geht.

Das neue Zählerzeitalter

Doberschütz Audenhain

Jesewitz

Mockrehna

Taucha

Torgau

Süptitz

TORGAU. Die Energiewende. Viele verbin-den dieses Thema lediglich mit erneuer-baren Energien und dem Abschalten der Atom- und Kohlekraftwerken. Was aller-dings noch alles hinter diesem Wort steckt, durfte Volontär Nick Leukhardt am Montag vergangener Woche selbst erfah-ren, als er an der Energiewendetour der enviaM, eines regionalen Strom-

und Gasanbieters, teilnahm. Insgesamt sechs Stationen waren Bestandteil der Tour, einmal quer durch den Landkreis. Jede einzelne befasste sich mit einem ein-zelnen Aspekt des sonst eher abstrak-ten Themas „Energiewende“ und veranschaulichte dessen Vielsei-tigkeit und Komplexi-

tät. Durch die Tour geleitet wurde er von Stefan Buscher, dem Pressesprecher der enviaM sowie Julia Schübbe, Angestellte des enviaM-Fuhrparks. Letztere hatte,

passend zum Thema Energiewende, ein Hybridauto mitgebracht, mit

welchem die Tour bewältigt wurde. Und auch eine kleine Testfahrt für den Volontär

durfte dabei na-türlich nicht

fehlen.

Zu viel erneuerbare Energie?TAUCHA. „Eines unserer größten Probleme ist es, zu viel Strom aus den er-neuerbaren Energien zu ge-winnen“. Über diesen, auf

den ersten Blick befremdlichen, Satz und einige weitere Herausforderungen der Energiewende auf technischer Ebe-ne klärte Jens Arnold beim Besuch der Schaltleitungszentrale der Mitnetz Strom in Taucha auf. Rund 2700 Anlagen für die Erzeugung erneuerbarer Energien be-sitzt der der Netzbetreiber im Landkreis Nordsachsen, was das noch nicht zur Gänze ausgebaute Netz teilweise vor das Problem der Überlastung stellt. „Der Ausbau unserer Netzte hält im Moment einfach nicht Schritt mit der Erzeugung der Energie. Uns fehlen die Speicher-möglichkeiten und das führt zu Stoßzei-ten auch mal dazu, dass wir die Produk-tion drosseln oder in manchen Anlagen ganz abschalten müssen“. Bundesweit gehört der Landkreis Nordsachsen zu ei-ner der Regionen, mit der meisten ins-tallierten Leistung bei erneuerbaren Energien. Rein rechnerisch könnte man hier 91 Prozent des Stromverbrauchs al-lein durch diese Art der Energie decken.„Im Grunde können wir von hier aus das Stromnetz in ganz Mitteldeutschland

steuern“, erklärt Jens Arnold. Insgesamt 57 Arbeiter sind Tag und Nacht damit beschäftigt, in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Thüringen dafür zu sorgen, dass das Licht an bleibt. Rund 2,3 Millionen Einwohner sind an

das Netz der Mitnetz Strom angeschlos-sen, da kommt es dann auch hin und wieder mal zu Störungen. Um die 1000 an der Zahl sind es im Jahr, hevorgeru-fen durch Unwetter, Bauarbeiten oder technische Probleme.

AUDENHAIN. Rund 1000 Netzstörungen verzeichnet die Mitznetz Strom jedes Jahr, doch wer kümmert sich eigentlich um die Beseitigung dieser? Diese Frage wurde den Teilnehmern der Energiewen-detour im Mockrehnaer Ortsteil Audenhain in der Firma von Lothar Haupt. Vor 26 Jahren gründete er diese mit dem Ziel, ein schön ruhiges Ein-Mann-Unternehmen zu haben. Heutzuta-ge hat er 70 Mitarbeiter und arbeitet für die enviaM in den Bereichen Planung, In-stallation, Reparatur und Wartung von Elektroanlagen und dergleichen. Auch bei ihm ist die Energiewende bereits voll angekommen. Rund 50 Prozent der des Unternehmensumsatzes stammen inzwi-schen aus der Arbeit an Energiewende-projekten. Und auch der Aktionsradius der Firma Elektro-Service Haupt hat sich dadurch deutlich erweitert. So führen Lo-thar Haupt und sein Team teilweise auch Aufträge in Bayern, Brandenburg oder Tschechien aus.Die Philosphie Haupts ist ganz einfach: Schuster bleib bei deinen Leisten! Er hat sich auf das, was ihm gut liegt speziali-siert und stellt sich in diesem Bereich im Laufe der Zeit immer besser auf. „Wenn man sich nicht auf einen Bereich

konzentriert, sondern versucht irgendwo mitzumischen, ist die Gefahr groß, sich zu verzetteln und dann gar nichts mehr hinzubekommen“. Inzwischen gehört die Firma Elektro Haupt zu einem der größten Auftragneh-mer der enviaM-Grupppe und erhält jähr-

lich um die 640 Aufträge. Doch so lang-sam reicht es dann auch mit dem Wach-sen, findet Inhaber Lothar Haupt: „Ir-gendwann muss man auch mal ein Ende machen und ich finde so, wie wir im Mo-ment aufgestellt sind, ist es absolut ausreichend und gut“.

DOBERSCHÜTZ. Der Schlusspunkt der „Reise“ ist ein Besuch in der Gemeinde-verwaltung Doberschütz. Hier war ein Treffen mit Roland Märtz, dem amtieren-den Bürgermeister sowie Lorette Nye, der Projektleiterin der kom-munalen Energieffizienznetzwerke der enviaM.Ziel solcher Netzwerke ist es, sich in Absprach mit anderen Kommu-nen gemeinsame Ziele zu setzen und Maßnahmen auszuarbeiten, um möglichst viel Energie einzu-sparen und den Schadstoffaus-stoß zu minimieren. Besonders die Gemeinde Doberschütz legt im Zuge dessen großes Augenmerk auf die Eigen-energieerzeugung, unter Anderem durch Blockheizkraftwerke, sowie die Einsparung von Energie durch effizientere Nutzung der Straßen-beleuchtung. Dabei steht Märtz im ständigen Dialog mit den anderen

Gemeinden im Netzwerk in Kontakt. Ver-treter aus dem Landkreis Nordsachsen sind dabei Doberschütz sowie Löbnitz.Mit der enviaM als Initiator, Berater und

Moderator soll am 1. Oktober das aller-erste Netzwerkstreffen der acht Gemein-den stattfinden, bei dem unter anderem Themen wie die großflächige Umrüstung

der Straßenbeleuchtung be-sprochen werden. Diese hat Bürgermeister Roland Märtz zwar schon seit einer Weile auf der Agenda, doch bisher fehlte das Geld. „Allein lässt sich die Ener-giewende von einer kleinen Kommune nicht stemmen. Und da wir keine Eilenburger werden wollen, arbeiten wir nun mit dem Netzwerk zu-sammen“. Als nächste Pro-jekte stehen dann zum ei-nen die Bestückung der Straßenlaternen mit LEDs un zum anderendie Installa-tion von Blockheizkraftwer-ken in diversen Kindertages-stätten an.

So sehen sie aus, die neuen digitalen Strom-zähler, welche ab 2017 in alle deutschen Haus-halte eingesetzt werden sollen.

Einen ganzen Tag auf den Spuren der EnergiewendeTZ-Volontär Nick Leukhardt begab sich mit Vertretern der enviaM auf eine Reise der besonderen Art: Auf die Energiewendetour

SÜPTITZ. Nächster Halt: Dreiheide. Hier wurde Wolfgang Sarembes neues Auto geliefert. Ganze 15 Tage hat der Bürgermeister nun die Chance, einen BMW i3 mit Hybridmotor zu testen und sich von der Alltagstauglichkeit eines Elektrofahrzeuges überzeugen zu las-sen.Wie in der Vergangenheit bereits die Städte Oschatz und Taucha, erklärte sich auch Dreiheide für eine Teilnahme an dem Projekt „Elektromobilität erle-ben“ bereit und erhielt im Zuge dessen eine Ladestation in die Garage des Rathauses sowie ein Hybridfahrzeug per LKW vor die Tür geliefert. „Es soll ja schließlich voll sein, wenn man das

erste Mal damit fahren will,“ erklärte die enviaM-Kommunalbetreuerin Kon-stanze Lange.Gute 150 Kilometer reicht die Batte-rie des Hybridfahrzeuges, falls diese leer geht, springt der Benzinmotor an. Dieser fungiert als Generator und pro-duziert somit Strom um das Auto für weitere 150 Kilometer anzutreiben. „Einen richtigen Verbrennungsmotor für den Antrieb gibt es also nicht,“ klärt Julia Schübbe auf. Die Mitarbeiterin des enviaM-Fuhr-parks gab Bürgermeister Sarembe eine genaue Einführung über die Funk-tions- und Bedienungsweise seines neuen Gefährtes.

Wolfgang Sarembe hört gespannt zu, als Julia Schübbe ihm die Funktionen seines neuen Gefährtes auf Zeit erklärt.

Roland Märtz zeigt Lorette Nye das Blockheizkraftwerk im Kel-ler des Rathauses.

Lothar Haupt (links) bespricht mit seinem Kollegen die Vorgehensweise für eine Bau-stelle. Fotos: TZ/Leuckhardt

JESEWITZ. Nicht nur Solarenergie oder Windkraft sind für die Energiewende wichtige Rohstoffe, auch die Stromge-winnung durch Biogas spielt mehr und mehr eine Rolle. Das hat auch der Vor-sitzende der Agrargenossenschaft Jesewitz, Dr. Reiner Dietrich, erkannt und sich seit 2006 in diese Richtung entwickelt. „Bei den Weltmarktpreisen, die heutzu-tage herrschen kann man es sich als Landwirt kaum mehr leisten, nur auf die reine Landwirtschaft zu setzen“. Und so musste ein zweites Standbein her. In-zwischen ist der Landwirt nicht nur Energieerzeuger, sondern auch Fisch-züchter. Laut Aussage Dietrichs fiel bei der Gärung des Maises zur Erzeugung von Biogas so viel Hitze an, dass er sich auf die Suche nach ei-nem Verwendungs-zweck machen muss-te.

Eine eigene Fischzuchtanlage erschien ihm da die sinnvollste Variante. Rund 2000 Hektar Nutzfläche wird von der Ag-rargenossenschaft Jesewitz bewirtschaf-tet und damit in zwei Biogasanlagen fünf Millionen Kilowattstunden Strom pro-duziert. Dabei wird neben Mais als Brennstoff auch Getreide, Zu-ckerrüben und Gülle verwendet. „Seit 2013 liefert die Agrargenos-

senschaft nicht mehr ihren gesam-

ten produzierten Strom an uns, sondern nur noch

den Überschuss“, erklärt Kay Weinmann, Energiemanager der enviaM. „Und unsere überschüssige Wärme lie-fern wir an Jesewitz und hei-zen damit 18 Haushalte,“ fügte Dietrich hinzu.

Reiner Dietrich (rechts) zusammen mit Kay Weinmann (Mitte) und Holger Hen-nig in einer der beiden Biogasanlagen der Agrargenossenschaft.

Jens Arnold (rechts) zeigt uns in der Schaltzentrale, wo genau Torgau inerhalb des Stromnetzes platziert ist.

markierten die Torgauer Stadtwerke. „Das neue Zählerzeitalter“ war das Thema, über das an dem ersten der sechs Termine aufgeklärt wurde. Da-für waren nebst Geschäftsführerin Re-nate Mühlner und dem Bereichsleiter Technik, Michael Hagedorn, auch Rai-mund Brückner und Mirko Vogel von

Mitnetz Strom anwesend.

Stromzähler,welcher ab 2017 nach und nach in alle deutschen Haushalt wandern soll, auf, erklärten die Vor- und Nachteile der, ab 2018 in größeren Betrieben eingesetzten, intelligenten Messysteme und führten aus, wie sie durch Kooperationen mit den Hochschulen Anhalt, Merseburg und Mittweida die Sicherheit ihrer Geräte verbessern wollen.Mithilfe der neu entwickelten digitalen Stromzählern soll es den Kunden elcihter gemacht werden, ihren Zählerstand abzulesen und gleichzeitig auch vor fremden Augen zu schützen, in dem man ihn durch einen Pin schützt, wie Raimund Brückner erklärt. Eine intelligente Messeinrichtung hingegen besitzt neben der eigentlichen Messeinheit noch eine Kommunikationseinheit, mit welcher sich Daten drahtlos übers Internet abfragen oder sich bestimmte Funktionen steuern

ders für größeren Unternehmen Vorteile, wenn es um das Thema

Montag vergangener Woche selbst erfahren, als er an der Energiewendetour der enviaM, eines regionalen Strom-

tigkeit und Komplexi-welchem die Tour bewältigt wurde. Und auch eine kleine Testfahrt für den Volontär

durfte dabei na-türlich nicht

fehlen.

SÜPTITZ.

Die Elektromobilität hält Einzug

Immer neue Standbeine kreieren

DOBERSCHÜTZ.

Gemeinsam für mehr Effizienz

AUDENHAIN. Rund 1000 Netzstörungen

Ein Spezialist auf seinem Gebiet

DONNERSTAG, 29. SEPTEMBER 2016 | 15TZ-SPEZIAL

Unter Strom von A nach B: Mit dem BMW i3 Hybridfahrzeug ging es einmal quer durch den Landkreis und das alles ohne dabei giftige Abgase zu produzieren.

TZ-Volontär Nick Leukhardt