Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer...

5
ne au1ueten. L,b_ .. .. V ·-··, nal en Ebe . Organisationen und dere n d Praktiken in . . un Verhalten von M1tarbe1te - . en auf das Wi rkung "b bestimmten Gru ppen ste hen gege nu er ri nnen . Mittelpunkt des Interesses. bei deren Analyse im . . . Unconscious B1ases wi rd meist Die Wirkung von unte r schätzt. . . twendig hier neue e igen e Inst - Es 1st no , twickeln _ passend zu unseren rumente zu en . Z WU "rdigen sind also die Gabe n der Werten. u . 1 und zu würdigen sind ihre indivi du - Ernze nen -. --- ·•. ""•oJ\Liten und Po sie dabei auf die G ten u ai e eschlech Und verbundenen Stereo terroue ~ar 0 Objektive , mes~b e festzuJeg;nddieda~e are . · 1 11 1 zesse aufzusetzen , Vergle- . , mag 1 1 chb wirken . Wer jedoch a s Anspr are Pr Vermeid Ucn o zu sehr » menschelt . en Will spetri . « bei Pe ,d as 8 ! - entw1cklung und . rsonaia„ es 1 11 tnsbeso •Swah Auswahl von Fu"hr nd ere a" h I un, . ungskräft •C be· ' hier gestellten Fragen . en, komm I der ntcht Vorb . t an' e1. ,en i 5. Genderbericht, ve rbands in - terne Veröffentlichung, vorgelegt der Delegier tenversammlung des D eutschen Caritasverband es im Oktober 2017. 1 Der B eg riff B ias kommt aus dem Englischen und besch reibt kogni- tive Wahrnehmungsverzerrungen, wie z.B. Vorurtei le, Stereotypen und andere Denkfehler. B ias kön- nen bewusst oder unbewusst(= Unconscious Biases) auftreten. 3 Ann e-Kerr in Gomer, Strukturiert den Wandel wagen: Wege zu einer geschlechtergerechten Organisati - onsk ultur in der Caritas, in : Alexi s Fr itz/Georg Hofmeister (Hg .), At - traktiver Arbe itsplatz Caritas!? Eine Unternehmenskultur, die hält, was sie vers pricht, Freiburg i. Br. 2017 , 113-122. Erwerbs- Und S sam gestalt orgearbeit en. Gut 9:m,· zweiten Gleich achten fu io. B Stel lun ' d,0 undesregierung B Qsberitht d s Vgl . Os b .. , erhn, 17 ,, na ruckerTh . öffentlicht u a . esen, Ver. · -tn ·w veroeffentlichu . ww.zdtd:/ b . ngen fred e1träge/detail/Osn en-und. ( 12.12.20l7). abrueck:r 96 Inne Stetter- Karp ; 4 Sachverständigenkommission zum Zweiten Gleichstellungsbe- richt der Bund esreg ier ung (2017) , s https: //initiative eh f fuehrungsvorbild -, e sachtd:/ . . er chef train 1 ng (11 . 01.201a) . lath:. tcht stehenbleiben be . i der rhetorischen Modemisienmg DI AKONIA 491201 81 Doris Nauer christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum? Führungs- und Leitungskräfte in sozial- caritativen Einrichtungen/ Diensten tragen entscheidend zum christlichen Profil ihres Dienstes/ Hauses bei. Nur wenn sie sich selbst vom christlichen Gottes- und Menschenbild begeistern lassen, wird es ihnen möglich sein, ihre Mitarbeiterinnen so zu inspirieren, dass das typisch Christliche im eigenen Haus/ Dienst/ Unternehmen sowohl Ordensgemeinschaften, Kirchengemeinden , Ca- ritas, Diakonie ), weshalb sie sich trotz ve ränder- ter strukturell- rechtlicher Rahmenbedingungen (Stiftungen , U nternehmensgruppen , Ho ldings etc.) auch heute noch in christlicher Träger- schaft befinden , gilt , w as natürlich auc h für j ede christliche Pfarrgemeinde und jeden Pastorale n Großraum gilt: Wo christlich draufsteht , sollte auch christlich drin sein. Führungs- und Lei - nach innen als auch nach außen für alle t ungspersonen haben diesbezüglich eine beson- Beteiligten glaubwürdig spürbar wird. dere Verantwortung. In vorbildhafter Funktion haben sie Sorge dafür zu tragen, dass sich das typisch Christliche nicht auf leere Worthülsen in F olge nd er Beitrag b eruht auf der These, dass sich Träger sozial - caritativer Einrichtun- gen/ Dienste (Krankenhäuser; Psychiatrische Einrichtungen ; Alten- und Pflegeheime ; Hos- pize ; R eha bilitationszentr en; Sozialstationen; Ambulante Dienste etc.) gegenwärtig keine Füh- rungs- und Leitungskräfte (mehr) leisten kön - nen bzw. sollten , die zwar fundiertes betriebs- wirtschaftliches Know- how und / oder moderne Management · und Führungsko mpetenzen mitbringen , dem christlichen Glauben jedoch extrem kritisch bis ablehnend gegenüberstehen. Besonders für Einrichtungen, die aufgrund ihres his tori schen Entstehungskontextes christliche Wurzeln aufweisen (z.B. in der Trägerschaft von Hochglanzprospekten / Leitbildern beschränkt. Obgleich eine christlich inspirierte Unterneh - menskultur ni c ht an einzelnen Personen fest - gemacht o der gar an bestimmte Berufsgruppen wie Hausoberlnnen, Seelsorgerlnnen oder Lei - tungspersonen delegiert werden kann , kommt dennoch genau die se n Personengruppen eine besondere Aufgabenstellung zu : Als Be- GEIST Dr. theol. Dr. med. Doris Nauer (geb. 1962) ist Professorin für Diakoni- sche Theologie und Pastoraltheologie an der Philosophisch- Theologischen Hochschule Vallendar ( PTHV] . DIAKONIA 4912018) Doris Nauer / Christ/ich inspiriert führen und leiten? 97

Transcript of Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer...

Page 1: Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum? Führungs-und Leitungskräfte

ne au1ueten. L,b_ .. . . V ·-··,

nalen Ebe . Organisationen und deren d Praktiken in . .

un Verhalten von M1tarbe1te-. en auf das

Wirkung "b bestimmten Gruppen stehen gegenu er

rinnen . Mittelpunkt des Interesses. bei deren Analyse im . . .

Unconscious B1ases wird meist Die Wirkung von

unterschätzt. . . twendig hier neue eigene Inst-

Es 1st no , twickeln _ passend zu unseren

rumente zu en .

Z WU"rdigen sind also die Gaben der Werten. u

. 1

und zu würdigen sind ihre individu-Ernze nen

-.---·• . ""•oJ\Liten und Po sie dabei auf die G tenuaie

eschlech Und verbundenen Stereo terroue ~ar0

Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e are . ·1111 zesse aufzusetzen , Vergle-

. , mag 1 1chb

wirken. Wer jedoch a s Anspr are Pr Vermeid Ucn o

zu sehr »menschelt . en Will spetri . « bei Pe , das8 !

-entw1cklung und . rsonaia„ es 111 tnsbeso •Swah Auswahl von Fu"hr ndere a" h I un, . ungskräft •C be· ' hier gestellten Fragen . en, komm I der

ntcht Vorb . t an' e1. ,en

i 5. Genderbericht, ve rbandsin­terne Veröffentlichung, vorgelegt

der Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes im

Oktober 2017. 1 Der Begriff Bias kommt aus dem Englischen und beschreibt kogni­tive Wahrnehmungsverzerrungen,

wie z.B. Vorurtei le, Stereotypen und andere Denkfehler. Bias kön­nen bewusst oder unbewusst(= Unconscious Biases) auftreten.

3 Anne-Kerrin Gomer, Strukturiert

den Wandel wagen: Wege zu einer

geschlechtergerechten Organisati ­

onskultur in der Caritas, in : Alexis

Fritz/Georg Hofmeister (Hg.), At­

traktiver Arbeitsplatz Caritas!? Eine

Unternehmenskultur, die hält, was

sie verspricht, Freiburg i. Br. 2017, 113-122.

Erwerbs- Und S sam gestalt orgearbeit

en. Gut 9:m,· zweiten Gleich achten fu io. B Stel lun ' d,0

undesregierung B Qsberitht d s Vgl. Os b .. , erhn, 17 ,,

na ruckerTh . öffentlicht u a . esen, Ver.

· -tn ·w veroeffentlichu . ww.zdtd:/ b . ngenfred

e1träge/detail/Osn en-und. ( 12.12.20l7). abrueck:r

96 Inne Stetter-Karp ; N·

4 Sachverständigenkommission

zum Zweiten Gleichstellungsbe­

richt der Bundesreg ierung (2017),

s https://initiative eh f fuehrungsvorbild -, e sachtd:/

. . er chef train1ng (11 .01.201a). lath:.

tcht stehenbleiben be . i der rhetorischen Modemisienmg DIAKONIA 491201 81

Doris Nauer

christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum?

Führungs- und Leitungskräfte in sozial­

caritativen Einrichtungen/ Diensten

tragen entscheidend zum christlichen

Profil ihres Dienstes/ Hauses bei. Nur

wenn sie sich selbst vom christlichen

Gottes- und Menschenbild begeistern

lassen, wird es ihnen möglich sein, ihre

Mitarbeiterinnen so zu inspirieren, dass

das typisch Christliche im eigenen

Haus/ Dienst/ Unternehmen sowohl

Ordensgemeinschaften, Kirchengemeinden, Ca­

ritas, Diakonie), weshalb sie sich trotz veränder­

ter strukturell-rechtlicher Rahmenbedingungen (Stiftungen, Unternehmensgruppen, Holdings

etc.) auch heute noch in christlicher Träger­

schaft befinden, gilt, was natürlich auch für jede

christliche Pfarrgemeinde und jeden Pastoralen Großraum gilt: Wo christlich draufsteht, sollte

auch christlich drin sein. Führungs- und Lei-nach innen als auch nach außen für alle tungspersonen haben diesbezüglich eine beson-

Beteiligten glaubwürdig spürbar wird. dere Verantwortung. In vorbildhafter Funktion

haben sie Sorge dafür zu tragen, dass sich das typisch Christliche nicht auf leere Worthülsen in

Folgender Beitrag beruht auf der These, dass sich Träger sozial-caritativer Einrichtun­

gen/ Dienste (Krankenhäuser; Psychiatrische Einrichtungen; Alten- und Pflegeheime; Hos­pize; Rehabilitationszentren; Sozialstationen; Ambulante Dienste etc.) gegenwärtig keine Füh­rungs- und Leitungskräfte (mehr) leisten kön­

nen bzw. sollten, die zwar fundiertes betriebs-wirtschaftliches Know-how und/ oder moderne Management· und Führungskompetenzen mitbringen, dem christlichen Glauben jedoch extrem kritisch bis ablehnend gegenüberstehen. Besonders für Einrichtungen, die aufgrund ihres historischen Entstehungskontextes christliche Wurzeln aufweisen (z.B. in der Trägerschaft von

Hochglanzprospekten / Leitbildern beschränkt. Obgleich eine christlich inspirierte Unterneh­

menskultur nicht an einzelnen Personen fest­gemacht oder gar an bestimmte Berufsgruppen wie Hausoberlnnen, Seelsorgerlnnen oder Lei­tungspersonen delegiert werden kann, kommt dennoch genau diesen Personengruppen eine

besondere Aufgabenstellung zu: Als Be-GEIST

Dr. theol. Dr. med. Doris Nauer (geb. 1962) ist Professorin für Diakoni­sche Theologie und Pastoraltheologie

an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV].

DIAKONIA 4912018) Doris Nauer / Christ/ich inspiriert führen und leiten? 97

Page 2: Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum? Führungs-und Leitungskräfte

. die den christli chen . d gerad e sie es ,

wohnerlnnen Klient! .. ' nnen, fvt ·

erte sm . 1. he fnspirationsquelle . h die chnst ,c

Fuhrungskräfte etc ) al llarbeit . · s auch er10 für Geschäftspartner 2 . nach auß nen Geist, spnc de rn fü r die gesamte

chhalten, son , Uhefer en ( ' nicht nur wa achen soll ten und dies Einrichtung fruchtbar m

hörige, Besucherinnen h er, An-und d.h. . ' e renarnu· Zu

k" nen auch 'On . d wird zunächst danach ge-

lm Folgen en . . . christl ich inspmerte Unter-

fahnd et, woran eine . 1

erkennbar ist und welchen Be1-nehmensku tur

„ nd Leitungskräfte zum Erhalt trag Fuhrungs- u .

W- derentdeckung dieser spezifischen bzw. zur 1e .

1 . ten können Darauf aufbauend wird Kul tur e1s · die kirchenpolitisch umstrittene Frage angegan-

wann eine Führungs- und Leitungskraft gen, die notwendige Voraussetzung für ein christl ich

motiviertes Führungs-und Leitungshandeln mit­

bringt. Müssen alle Fähigkei ten, die notwendig

sind, um spezifisch christlich motiviert führen

und leiten zu können, berei ts bei der Einstel­

lung vorhanden sein, oder könnten diese auch

im Laufe der beruflichen Tätigkeit geweckt

bzw. vertieft werden? Sollten die Träger ihren Führungs· und Leitungskräfte den Frei-Raum

eröffnen, durch entsprechende Fort- und Wei­

terbildun gsmaßnahmen selbst zu entdecken ,

wie segensreich sich eine christlich inspirierte Hauskultur auf die gesamte Einrichtung bzw. das gesamte Unternehmen auswirkt?

Christlich drin, wo christlich draufsteht?

te, kirchennahe und kir h tch E &e. c enfer nga&i

mitglieder) ~rkennbar sein? ne Geseusch~ :

Hauptsachlich daran d ' ass hoh

tanten der Amtskirche ( 8 . en Rep~" z. . Btsch „ aseq

neralvikaren) Mitsprach Ofen Oder r. · . erecht in l . ve-

Aufs1chtsgremien eingerä eitungs. u umt Wird? Od

Hauptsächlich daran d · ' ass leit

und Mitarbeitende Währe d . ungskräft n Ihrer Ai e

vom christlichen Gott Zeu . bei tszeit . B &nis ablegen .

siez. . rege/mäßig aus d ß • , tndelll er ibe/ vorl

bete miteinander sprechen . esen, Ge. und ihre M·

sehen ungefragt mit dem eh . . Itmen. nsU1chen GI

und der kirchlichen Lehre ko fr . au1>en n ontieren?

Hauptsächlich daran dass eh . . . ' nst11che s

bole wie z. B. Kreuze, Marienbilder H .. rni-statuen und Gründungsfigur b '. eWgen

. en ere1ts im E' gangsbere1ch unübersehbar platz· In·

.. . 1ert werden; Hauptsachhch daran dass bes d ·

. ' on ers weil, liehe Ordensangehörige in auffall'

1ger Ordens• tracht präsent und rund um die Uh . r ansprechbar

sind?

Hauptsächlich daran, dass christlich codier­

te Räumlichkeiten wie Kapellen und Abschieds• riiume finanziert werden?

Hauptsächlich daran, dass Expertinnen/

Seelsorgerlnnen anderer Religionen der Zutritt

verwehrt wird bzw. diesen keine spezie!len Räu· me zur Verfügung gestellt werden?

Christl ich inspirierte Le itung

d Dass nicht nur in christlichen Pfarrgemein­en und Pastoralen Gr ß „

in christlich o raumen, sondern auch . getragenen Emrichtun

Diensten christ/' h . gen und . IC drm sein sollt . 1m 2 J. Jahrh d . e, wird auch

un ert TIIemand ten. 1 Wo ernsthaft bestrei-

ran aber sollte das . sowohl nach . typisch Christliche

Hauptsächlich daran, dass nicht nur mög· liehst viele liturgische Feiern / Gottesdienste

stattfinden, sondern dass auch die sakramentale

Versorgung(Krankensalbung etc.) sichergestellt

wird , weshalb darauf geachtet wird, dass katho· lische und evangelische Priester / Pfarrerinnen

jederzeit abrufbereit zur Verfügung stehen?

98

innen (d. h. für Patient] nnen, Be-

Hauptsächlich daran, dass alles, was mit >Christlichkeit< zu tun hat, an ein hochqualifi·

Doris Nauer / Ch . -nsthch Inspiriert füh

ren und leiten? DIAKONIA 49 (ZO IBI

ziertes ökumenisch aufgestelltes Seelsorgeteam und/ oder speziell dafür eingestellte Personen in

fachrefe raten delegiert wi rd? Hauptsächlich daran , dass das Postula t der

Wirtschaftlichkeit in den Hintergrund zu treten hat und prinzipie ll keine Entlassungen und

Schließungen vorzunehmen sind?

Oder wird das typisch Christliche daran erkenn­bar, dass insgesamt eine christl ich eingefärbte Haus-A tmosphäre, sprich ein besonderer Haus­

Geistspürbar wird ? Eine Unternehmenskultur,

die zwar in manchen Aspekten auch in nicht­

christlichen Häusern aufleuchten kann , die sich in christl ich getragenen Einrichtungen / Diens­ten jedoch einer spezifisch christlichen Inspirati­on verdankt. Eine Kultur, die gerade dann, wenn

finanz ielle Ressourcen im Gesundhei tswesen knapp(er) werden, nicht leichtfertig aufgegeben

werden darf, weil sie für die eigene Profilbildung und damit für die Mitarbeiter- und Kundenzu­friedenhei t unerlässlich ist? Wann aber wird eine christlich inspirierte Unternehmenskultur mitten im Arbeitsall tag spürbar?

Die An twort ist relativ einfach: Wenn die vier kirchlichen Grundvollzüge Koinonia, Mar­

tyria, Liturgia und Diakonia erfahrbar werden. 2

Da nicht nur Pfarrgemeinden, sondern auch sozial-caritative Einrichtungen und Dienste heutzutage als kirchliche Orte gelten, gilt auch für diese, dass sich deren K.irchlichkeit / Christ­lichkeit anhand des Umsetzungsgrades der vier Grundvollzüge ablesen lässt. Was aber verbirgt sich hinter diesen inhaltlich äußerst missver· ständlichen und oftmals falsch interpretierten Begrifflichkei ten? Obgleich die vier Begriffe wegen ihrer sprachlichen Herkunft aus dem Altgriechischen auf den ersten Blick extrem alt­modisch und für viele heutige Menschen sogar unverständlich erscheinen, stehen sie dennoch für kirchen-, ord ens- und verbandspolitisch

hochaktuelle Inhalte , die es ,in sich haben-, wie im Folgenden zumind est ansatzhah d<:u ·

lieh werden soll.

Obgleich gerade in am tskirchlichen caritas· theologischen Papieren immer wieder auf die ki rchlichen Grund vollzü ge verwiesen wi rd, zeigt bereits ein flüchti ger Blick, dass nicht nur in großer Beharrlichkeit immer wieder inhalt· liehe Engführungen vorgenommen werd en , sondern auch, dass gerade die Dimension Ko­inonia zumeist ohne Begründung still und leise weggelassen wird. Ob dies mehr oder minder unreflektiert oder ganz bewusst geschieht, lässt sich an dieser Stelle nicht klären. Fakt aber ist, dass gerade die Dimension Koinonia für christ· liehe Gemeinden, Dienste und Einrichtungen durchaus Sprengstoff beinhaltet, weshalb viel­

leicht gerade diese Dimension weniger gern in all ihren Folgewirkungen durchdacht und kon­zeptionell eingeklagt wird. 3

Koinon ia (Sol idarische Geme insch aft)

Christ/ich ist drin, wenn auf allen Ebenen der Zusammenarbeit eine alltäglich gelebte Ge­sprächs· und Umgangskultur von barmherzigem Mit-Einanderstatt in teresselosem Neben-Einan­der oder gar feindseligem Gegen-Einander spür­bar wird . Woran aber lässt sich ablesen, ob dies tatsächlich der Fall ist? An einfach klingenden, im Alltag aber nicht immer leicht umsetzbaren Verhaltensweisen und Strategien , die gerade Führungs- und Leitungskräfte besonderes Enga­gement und vorbildlichen Einsatz abverlangen. Koinonia wird spürbar,

• wenn Leitungskrähe fü r-sorglich mit ih­ren Mitarbeiterinnen umgehen, sprich wenn sie diese nicht als auszubeutende Human Re­sources betrachten, sondern als gottgewollte Mitmenschen. Mitmenschen, die nicht nur vor kontinuierlicher Fremd- und Selbstausbeutung,

DIAKON IA 49 (20 181 Doris Nauer / Chrlsrlich inspiriert fiihren und /eiren? 99

Page 3: Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum? Führungs-und Leitungskräfte

d auch vor gegenseitigem Schlechl-Reden

son ern ·· sen Mi t-. h··tzl werden mus · und Mobbing gesc u .. S .. ken und Schwachen zu

menschen, deren [ar . Fähigkeiten und Talente zu akzepueren, deren .

.. d denen Einzelfa lllösungen anges1chls for ern , . . familiärer Belastungs· und Konnikls1tua uonen

anzubielen sind. • wenn Leilungskräfle darauf ach ten, dass

. . G .. hen I Begegnungen sowohl mi t sie in esprac anderen Leitungskräften als auch mi l ihren

Milarbeiterl nnen nichl gleichzeitig im lmernel

surfen, E-Mai ls lesen, Dokumenle sludieren oder

ielefonieren, sondern aufmerksam zuhören und

interessiert darauf eingehen, was ihre Mitmen­

schen zu Recht oder zu Unrecht sagen und/ oder wollen, auch wenn sie dem nicht immer

zustimmen oder entsprechen können. • wenn Leitungskräfte Sorge dafü r rragen,

dass ihre Mitarbeiterinnen nicht unachtsam , herzlos, gleichgültig und respektlos, sondern ach!Sarn, herzlich, wertschätzend und respekt· voll sowohl miteinander als auch mit denen um­gehen, für die sie professionell da sein wollen und sollen.

se trotz aller zuvor gewährten H· 1lfeste1J

nicht in der Lage sind, ihre Täu e· Ungen auszuführen. Sich barmherzig v gk lt adäqua

one1nand rrennen verlangt, die Würde des er zu

zu enu den Menschen auch im Trennun 3Ssen

&s&espr­achten und Hilfestellungen bei eine b ach zu

r erufli h Neuausrichtung nicht zu verweige c eo rn.

• wenn Leilungskräfte die alte h . . c I1SU1ch

Tugend der Demut wiederentdecken D . e . h . d. . . illnllist

rnc t gemeint, 1e eigene Tätigkeit als L. b 0. gehor-

samen 1e es- 1enst zu begreifen Al G . . · s egen.

begn/1 zur Arroganz impliziert eine d ... . emuuge

Grundhaltung vielmehr, die Größe auf b . zu nn­

gen, unterschiedliche Meinungen und 5 land.

punkte zuzulassen, sich von seinen Mitm en­

schen immer wieder hinterfragen und belehren

zu lassen. Für eine Geschäftsführerin kann dies

z. B. bedeuten, das eigene Führungs-Settin

[Büroräume, Dienstwagen, Dienstkleidung~ Gehalt etc.) angesichts der Tatsache, dass Mitar­

beiterinnen oftmals um ihren Job fürchten oder umer Leiharbeit-Bedingungen zurecht.kommen

müssen, auf verantwortbare und im Rahmen der

diensrrechtlichen Möglichkeilen auf transparen­te Art und Weise zu gestalten.

Martyria (Zeugnis von der Frohen Botschaft)

• wenn Leitungskräfte sich gerade den Mit­arbeiterinnen besonders zuwenden und gerade denjenigen Gehör verschaffen, die sich nicht adäquat äußern können, die im Laufe der Zeit verstumm1 sind oder die von ihren Miumenschen zum Verstummen gebracht worden sind.

• wenn Leitungskräfte den christl ichen Wert der Wahrhaftigkei t konsequent ernst nehmen weshalb sie nicht nur eine wohlwollende Kritik ' Kultur über alle Hierarchieebenen hinweg, son­dern auch eine prinzipielle Fehler-Eingeständnis­Kultur fördern. Vertuschungssrrategien die d. GlaubWUrdigkeit der Einrichtung unt:rlaufe~e sind daher auch in sozial-caritativen E" . h ,

Chris!lich ist dann drin, wenn zumindest ein wenig von der typisch christlichen Froh-Bot­schaft, also keine Droh-Botschaft spürbar wird. Wann aber wäre das konkret der Fall?

. inne tun-gen se11ens der Leitung der K 1 • . amp anzusagen.

. wenn Le11ungskräfte den Mut aufbrin sich von Mitarbeiterinnen zu tr gen,

ennen, falls die-

Doris Nauer; Ch .

• Wenn Leitungskräfte dazu beirragen, dass trotz aller menschlichen Not und trotz aller Arbe· ··b 1 ltsu er astung weder pure Verzweiflung noch Hoffnungslosigkeit vorherrscht sondern die Hoffnung auf Veränderung und ~erbesse­rung aufrechterhalten bleibt. Und dies sowohl im Blick auf d. k k ie on rete Arbeits- und Lebens­situation im H·

ier und Jetzt als auch im Blick

nstilch lnsp/rfertfüh ren und leiten?

DIAKONIA 49(20 181

s aus christlicher Sicht einen jeden ur das. wa . . .

a an qualitativ neuarugen pos1uven Menschen ·- -

f erspektiven >uber den eigenen Tod ZuKun tsp hinausc erwartet. ..

• Wenn Leitungskräfte Sorge dafü r tragen ,

t aller oftmals unvermeidbaren Srress-daSS trO Z . . . en keine individuelle oder kollektive situauon .

und Klagekultur, sondern eine humor-Ja mmer- . K ltur gemeinsamer Lebensfreude vor­volle u ht weshalb sie vorbildhaft vermitteln, dass herrsc ,

. ·m Arbeitsalltag oft miteinander gelacht mitten 1 .. d Ch immer wieder ausgelassen m1teman-un au

der gefeiert werden darf. • Wenn Leitungskräfte Konsequenzen daraus

. h dass aus christlicher Sicht Jesus tatsäch­zie en , lieh der Christus , d_ h. der Erlöser nicht nur ei-

niger weniger auserwählter, sondern ta tsächlich

aller Menschen is t. Dies würde bedeuten, dass

sie nicht nur sicherstellen, dass Christinnen und Nichtchristlnnen auf der Basis religiös-weltan­

schaulicher Toleranz Hand in Hand arbeiten, sondern auch, dass allen Mitarbeiterinnen die

gleichen Aufstiegschancen eingeräumt werden. J

• We nn Lei tungskräfte ihren Mitarbeiterin­

nen vorleben, dass sie gerade deswegen, weil Christen davon überzeugt sind, dass Jesus der

Chris tus ist, ihren Dienst in entschleunigter Ge­

lassenhei t konzenrriert und effizient verrichten

dü rfen. • Wenn Leitungskräfte die Verantwortung da­

fü r übernehmen, dass christliche Symbole wie Kreuze, Marienbilder oder Statuen von Ordens­

gründerlnnen in der eigenen Einrichtung nicht gedanken- und planlos aufgehängt / platziert, sondern gezielt ausgewählt und nicht überdo­

siert werden, so dass sowohl Mitarbeiterinnen als auch Menschen von außen eine Ahnung von der typisch christlichen Frohbotschaft vermittelt bekommen.

Liturgia (Gefüh lte und gefeierte Gottesnähe)

Christ/ich ist dann drin, ·11~nn Li urgia

spürba r 11~rd. Obgleich viele Menschen mit der:;

Begriff Liturgia nahezu reflexhaft Gortesd ienst

assoziieren, handelt es sich dabei dennoch um

ein inha ltliches Missverständnis_ Li turgia. als

erfahrbare heilsame Co//esnähe kann sich tat­

sächl ich im Kontex t eines gemeinsam gefeier­

ten Gottesdienstes ereignen, ist aber nicht auf

diesen beschränkt. Wann, wo und wie kann

Liturgia somit darüber hinaus erfahrbar werden

und was können Leitungskräfte dazu beitragen?

Liturgia ereignet sich,

• wenn Leitungskräfte tatsächlich damit

rechnen, dass der Heilige Geist [vgL die bibli­

sche Geschichte vom Pfingstereignis in der Apo­

stelgeschichte) mitten in der eigenen Einrich­

tung / dem eigenen Dienst als krafLspendende

und hilfreich erfahrbare Unterstützung spürbar präsent ist.

• wenn Leitungskräfte bildlich gesprochen

Tür und Tor weit aufmachen, um die inspirieren­

de, begeisternde und innovative Kraft des Heili­

gen Geistes [vgL das biblische Bild der lodernden

Feuerzunge) hereinzulassen, damit sie selbst und ihre Mitarbeilerlnnen immer wieder den

Mut haben, Alltagsroutinen zu durchbrechen.

vorherrschende Plausibilitäten zu hinterfragen, »Bewährtes zu bewahren und Neues zu wagen ,_

• wenn Leitungskräfte mitten in hochkom­plexen säkularen Arbeitsfeldern wie z_ ß_ Kran­

kenhaus oder Altenheim Frei- Räume der heil­

samen Gottesnähe eröffnen. Wenn sie also den notwendigen Spiel-Raum dafür eröffnen, dass spirituelle Themen (z. B. christliches Gottes­

und Menschenbild im Vergleich zu anderen Gottes- und Menschenbildern ; persönliche religiöse Überzeugungen, Zweifel und Fragen; berechtigte und unberechtigte Kirchenkritik)

DIAKON IA 4Q (20181 Doris Nauer/ Chrisr/ich inspirienjühren und feilen? 101

Page 4: Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum? Führungs-und Leitungskräfte

, b

.. ,. 11.~ rn ,ondrr 1 in ein,·m sank i, ht t UISJ( 1 ' .

. . • h t·-Raun d. h. ohne \'or· und non~ !\'lt' ~c u '- ' , NJchtt'ilc t>t>ruflich,'r Art. zur Sprache k mnwn u d auf tolcra te Art umi \Vl'isr mit,•in,1n,kr

aus~eiauscht werden können. • wenn Führung-;kräfte ihrl' ~ee\sorgcrlnncn,

Hausoberlnnen und Jl\c Mimb<'itrrlnnen dazu

ermutigen, liturgiscl1e Frirr·R~um<' innerhalb

und außerhalb sakraler Räum\ichkl'itrn wie Ka­

pellen experimentierfreudig auszuloten. Dies

impliziert nicht in erster Linie, dass sie selbst

liturgisch aktiv werden, indem sie z.B. Gottes·

dienste vorbereiten oder Fürbillrn vorlesen. Es

bedeutet vielmehr, dass sie es wertschätzen,

wenn liturgisch Neues erprobt wird , und dass

sie den Rücken stärken und zu langem Atem er·

mutigen, wenn ungewohnte Angebote nicht auf

die erhoffte Resonanz stoßen. Dies jedoch kann

auf glaubwürdige Art und Weise nur geschehen,

wenn auch sie selbst die Anwesenheit Gottes immer wieder mit-feiern.

• wenn Führungskräfte ernst nehmen, dass

Seelsorgerlnnen in einem christlich getragenen

Haus für das christliche Profil unentbehrlich sind.0 Dies wiederum verlangt, dass sie sich nicht nur für das Vorhandensein von haupt· und

ehrenamtlichen Seelsorgerlnnen stark machen und dementsprechend auch neuartige Finanzie­rungsmodelle entwickeln, sondern auch, dass sie sich darüber informieren, ob ihre Seelsorgerln­nen auf der Basis eines zeitgemäßen Seelsorge­konzeptes tätig sind und sich entsprechend in die Einrichtung einbringen.

Diakonia (Kompetentes Zupacken und Helfen)

Mit dem Begriff Diakonia verbinden viele Menschen auch heute noch historisch überholte Vorstellungen Wie diese: Christlich ist dann d .

. h nn, wenn sie Menschen in einer Art L" b D" ie es- 1enst

filr ihl\' i\llt·Mrnschrn selbstlos auro r zwisd1rn wis.~1·11 wir jedoch da~~

1 p ~tn. In

, . s Ch der V,ll"litellun~~n haupts~ch\lch dem

IQ lttJ8' -lahthu ,krl v,'l\iankcn, ,11$ sich eine V!etz h n-

a I kath 1 sdll'r Or,icnsangehörlger und ev O 1-

Diakonissinncn im Kontrxt sozta;"&elticher ·carttauv

Einrich tu ngs)\r(lndun!\rn wortwörtl\c er "h \) " M h filr 1 ren 1ens1 am enschen p.ehorsa

. rn aurop. fertrn. Inzwischen habrn wir jedoch

&elern1 folgende normallvc Aussap,e Jcsu radtk

1 '

a ernst zu nehmen: , nu sollst den Herrn dein G . en 011 lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer So 1 · ,e e llllt all deinem Verstand. Das Ist das Wlchllg.1te und

erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du

sollst deinen Nächsten lieben wie dich sclbs1.

(Ma1thäus 22,34-38). Da >lieben< Im biblischen

Sinne nicht in erster Linie eine emotional e, sondern eine soziale Dimension des Nicht-lm-

Stich-Lassens umfasst, setzt diakonisches Enga­

gement weder voraus, dass jeder Hll[sbedürfllge

auf emotionale Art und Weise persönlich geliebt

werden muss, noch, dass der Hilfelelstende sein

eigenes Wohl dabei außer Acht zu lassen hat.7

Christ/ich drin ist daher bereits dann,

• wenn Leitungskräfle Im Sinne der >Relch­

Go1tes- Bo1schafl< Jcsu ( Ermutigung zum aktiven

Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Gleichheil,

für weniger Leiden, Schmerzen, Ei nsamkell,

Gewalt, Not etc.) durch ihr Führungs- und

Leitungshandeln im Rahmen ihrer individuel­

len und professionellen Möglichkeiten kleine

Steinchen dazulegen, dass das >Reich Gones<

mi1ten in ihrer Einrichtung ganz unspektakulär wachsen kann.

• wenn Leitungskräfte konsequent dafür ein· treten, dass Menschen in Not möglichst profes­

sionell , kompetent und effizient geholfen wird.

Dabei muss weder über Gott noch über die Kirche d ··b .. . ' 0 er u er person\ichen Glauben gespro-c_hen werden. Diakonisch handeln beinhaltet, sich zum >ver1a·· ngerten Armen Jesu< milten in

DIAKONIA 4Q (20 18)

1 1 1\\ 1( t' ,·n ;111u11:1,·krn 1111.t Nnt v.,1111 . 11·.- 1 ;i ' ' ,ld , rr t ,-11 1111dcm ). •11•

• 11

,,.1111 1 ..i11111y,,k r~11,· th-11 M111 .111fi>r\11v.,·11 ,

.1 "'lrlu· M,·11sclu·n 1111111,·r wl,·1t.- r ,1111 ,f.t:-..' ,l\ll l ,

.11 1,rpkltrl 1111<1 lwh.11\l t<'ll w,·rd1·11 , ,\h' ,1. 111 111\ IIH , •

f. 1 ,1,1r 11 ntw<·11<1lp,en Vc•rslrt1rnmv,,,rh11t 1. ,,·11\l'il <. ,uf\\'1•bcn . • 11'<'1\il I dtu11v.skr,111,, slrh cl.1f(lr rlnM 1.,·11 ,

. ·t ri,tlkh<' W,-rt<• wk dl,• prlnzlpll'ik Al'h 11.\:,., l l .

t ·r Wllrd,• 1•1lws (('!11·11 M1•11scht•11 nicht !1111~ l 1

1 ·1r 1kt III l l<lrllf(ianz \.('\fbll<lrrn b1•h,111p 11\lf ., )~ '

·r,l ·ii -c11ulnn s1ruk111 n·li<• ll.1h 111,·11lh· lt'I \\' l l '.

, 11,,,.11 f(lr r\ 11 w(\ rc\,•vnlh's Arb,·111·11 , \111111, dlll~li ,. · I •·r111'··Sel11 lkhlndert ·Sl'i11 , i\lt ·S!'\11 1111cl ~l' ll , " • r.. . •

St,·rh,·n•llilrf<'n f\t'Sd1afkn w,•rikn. · • w,·nn l.cl t1111f(skr~fte d,1[(lr sor~cn, dass

Ethik Komitees nicht nur formal cln11,crlchtet

w,•rtkll , sondern 1a1s~chllch Ilm! Arbell aufnch

111e11 , damll christlich Inspirierte Werte diskutiert

und p,cmelnsam verantwortbare 1:n1sche\dun­

p,,• 11 Re r.il lt werden. • wenn Lel tun)lskräfte ökologisch vcrant·

wurtllch handeln und Ihre Mitarbeiterinnen

diesbezüglich sensibilisieren. • wenn sich Leltunp,skräftc fllr Management·

Modelle und Qualitätsmanagementstrategien

entscheiden, die mit christlichen Werten kom­

patibel sind . • wenn Leltunp,skräfte konsequent die Rechte

der Mitarbeitervertretung stärken und Im Rah­

men der Trägervorgaben ihren Mitarbeiterinnen

bereitwillig Auskunft über die wirtschaftliche

Entwicklung ihrer Einrichtung erteilen.

• wenn Leitungskräfte das kirchliche Arbeits·

recht (den Dritten Weg) so gut es geht verteidigen

und sich aktiv dafür einsetzen, dass niemand,

der in der eigenen Einrichtung tätig ist, z. B. von

externen Vermittlungs- und Leiharbeiterfirmen

finanziell ausgebeutet wird .

• wenn Leitungskräfte den sicherlich nicht

immer einfachen Auftrag erfüllen, die Wirt·

<t'h.1fll h hk,· lt d•• r rly.,-cw11 l l11rh hl<i flY. ,1, l1 rrt li 1trli<-n , 111 tl.1·,, •llr /11k11nlli l:il1ly_kr ll ,1r, 1 l.111

w, / ,k·, lllr11•,1>·, 11111· .. 11111 ,1>- 11 ds/liv,rJ1r,r1v_r11

i\rhl'\l •,pläl1,•n 11!1111 vr1:1l11dr1 hl

• W,•1111 1,·111111v:-kr:1rr,, ,tl<- llrrrll" 1,.,11 .,i,f

hrlnv,,·11 , lilll'r d,·n lrll<·tr.11 1,t 1irr ,·1v,r1w11 l 111 rlrh11111v. hl11,111·, 1(,11 W11!1l ,1<-, ( ;, .... 1111t1111lrrrtrh

111<'1\!, lllil 1111 llll<'k 1. 11 h,1lw11 <111•! t1,·•,!1.1ll1 <10111 lwr,·II ~111,1, 111111.dl-. ,111rh ,1111• . .-\lt·.11·rwl11·., 11,,11,•

11· M\11,·l 1.1111,111t,1,·11.111<l<-r,•r 111 v,·1 11< 1,1,·n

Wer kann und \ollk chri,tlirh inspiriert fiihn·n / lrikn?

W1•1111 illr ,•111 d1rls1l lchc:s I ln1,·rnd1111 1·11 ,

ei ne chrlsl lldie Elnrlch1 1111v,, ein chrl:.rllcht'<

\laus ort,:r z. 11. ei ne cl1rb1llche Sozlal:aation

llberha11p1 kl!\1w Flllin111v,~- uncl l.cl t11ny;;kräf

tc mehr Z1l finden sind, eile chrl:it llch ln~plrlert

[Uhren / leiten und dc111cnt~prcchcnd M11;1r

bclterlnnen Inspirieren wollen , dann wird die

christliche Unternehmenskultur und damit das

christliche Profll 111\ttc\- bis langfrls1l11 verblas­

sen bzw. verloren gehen. Mitarbeiterinnen al­

lein werden mit hoher Wahrscheinlichkeit eine

christliche Hauskultur selbst dann, wenn sich

noch viele von Ihnen dem christlichen Glauben

verbunden fühlen , nicht gegen eine christlich

unsenslble Leitung/ rührung bewahren und

durchsetzen können.

Was aber Ist mit ,christlich inspiriert<

überhaupt gemeint? Zeigt es sich daran, dass

eine Führungs· und Leitungsperson über einen

christlichen, besser noch katholischen Tauf­

schein verfügt? Oder daran, dass die Person

seelsorglich beglaubigt eine christliche Gemein·

dezugehörigkeit mit (sonntäglichen) Kirchgän·

gen und christlichem Grundlagenwissen im Sin·

ne einer abfragbaren Check-Liste nachweisen

kann? Oder liegt >christlich inspirierte dann vor,

DIAKONIA 4Q (20181 Doris Nauer/ Chrls({ich inspiriertfiihren und /eiren? 103

Page 5: Doris Nauer Objektive, mes~b e festzuJeg;nddieda~e christlich … · 2019. 12. 3. · Doris Nauer christlich inspiriert führen und leiten? Wer, wie und warum? Führungs-und Leitungskräfte

II(, 1 <·lt•lll"skralt ll1r l' rlvatlclJcn a11 der W!'IIJl ( · ' ~ \

kathol iscl1e11 bzw. cvangcliscl1c n Mornllc irc

1 h nge11 davo11 sankt! · aus richtet uncl bei Abwc c u „

onlercndc Mal\na l1111cn akzeptiert? Oder konn ·

tc ,c hris1llcl1 lnspl rlertt aucl1 bedeuten , dass slcl1

Lelt11n ßS• uncl Flllirun)\skräfte In konstruktiv·

kritischer Distanz zur katholische11 oder evan ·

ge lischen Ki rche dennoch als Chris ten fiihl en

können, weshalb sie das christliche Gottes· und

Menschenbild und die sich daraus ableitenden

Haltungen und Werte durchaus mittragen und

sich aktiv dafür einse tzen können? Könnte es

vielleicht sogar sein, dass selbst Führungs- und

Leitungskräfte wie z.B. muslimische Chefärz­

tinnen, die in ihrem eigenen Glauben verankert

sind und bleiben, dennoch große Schnittmen­

gen zu chrisUichen Inhalten und Werten aufwei­

sen, weshalb auch sie aktiv zur Bewahrung des chrisUichen Profils beitragen könnten?8 Wäre

es also denkbar und alltagspraktisch realisierbar, dass gerade dann, wenn in einem Haus / einer Einrichtung / einem Dienst mehrere Führungs­und Leitungskräfte tätig sind , diese auf der Basis unterschiedlich stark ausgeprägter christlicher lnspiriertheit zu einer typisch christlichen Un­ternehmenskultur beitragen - zumal nach Aus­kunft der Bibel und gemäß Papst Franziskus der Heilige Geist weht, wann, wo und wie er will?9

Aufgrund jahrelanger Erfahrungen in Fort­und Weiterbildungskursen für Führungskräfte in kirchlichen Einrichtungen plädiert die Ver­fasserin dieses Beitrags dafür, dem Wirken des Heiligen Geistes zu trauen und gerade in der Ca­ritas und Diakonie mutig neue Wege einzuschla­gen. 10 Gemäß meiner persönlichen Erfahrung

104 Doris Nauer / Christi/eh In!

Ist e:; ml)gllch, l.eltunp,~- und Füh run p, " die bisher keine grollen Berühru 8'1!fte

ngipunk ' dem Christentum hatten oder sich •te lllit li ehe n Enttäuschungen und Ver! laus Pel'!ön.

e zung Laufe Ihres Lebens von Ihrer Kirch d en Im

e lstan haben, rur die spezifi sch christliche S Ziert

lcht Goll (christli ches Gottesbild) v a ab Von ' · · er für .

spezifisch christliche Sicht vom M die ensche

(ch ristliches Menschenbild) und die Sich d n ara0s

ableitenden Haltungen und Werte zu b

G „ß . E f h ege1s. tern. ema memer r a rung sind es g . erade

diese Menschen , die nach derartigen Kurse

äußerst engagiert in ihre Einrichtungen zuroc;

kehren und aktiv dazu beitragen, Einrichtun gen

in christlicher Trägerschaft Hand in Hand rnit

mehr oder minder christlich motivierten Mitar­

beiterinnen zukunftsfähig aufzustellen , denn:

Sie haben verstanden, dass der Kern dessen, was

das Christliche ausmacht, oftmals alltagsprak­

tisch längst realisiert wird , obgleich diejenigen,

die es realisieren, das Label >christlich< für sich gar nicht beanspruchen .

Diejenigen, die bei christlichen Trägern für

die Einstellung von Führungs- und Leitungsper­

sonen in ihren Einrichtungen verantwortlich

sind , tragen somit tatsächlich eine sehr große

Verantwortung. Sie müssen nicht nur fachlich

qualifizierte , sondern auch christlich inspirierte Frauen und Männer finden . Entlastend kann ih­

nen zugerufen werden: Es gibt bereits erprobte

Fort- und Weiterbildungsangebote, die genutzt werden können, um eine christliche fnspiration zu wecken, falls diese (noch) nicht oder nur ru­dimentär vorhanden ist!

fngungcn einrr h,n rnbe< • •ns-

•/91 Ra 11n trrnchmt -s111 chr n nd Diako nie: .

cnri Caritas u nd , unur ,n v,tcrk der EKD u D , ,onischcS ·tasverband, 201 1;

\ 1tsc htf ca n Profil ca rita tive: r D' , i.: at holisc~c . htungen in oa d E,n ric o,cns tc un Gescll',chaft. Hg. der p1uralen ·. t de r Deutschen

m 5, ,rctaria Bonn 2014 vo konfcrenz, . B,schofs B'schöfe Nr. 98). J tschen i f (Die deU . entdecken. Au

. hkClt neu . Christ l1c . tl icher Begriffe

1chC ch nS . Spurens\ tione n. St. August,nus-und Trad J hr· Ch ristina ohne a , . Kl •n•kcn . Ch ristian J. Voß / Mamnne Schvier/ S . s / Judith Wolf,

. b eh- w n Heim a . Habitus. Merkmale

Hab,t zu m . vorn . 1. hen Profils kathoi>-

. ch r1st 1c . eines ,ankenhäuser, in: Marianne sch_er K eh-Steins/Thomas Schül­

HCl~~~i th Wolf (Hg.). Katholische 1er / .. - Herausgefor-

ran kenhauser K Identi tät Leiden u. a. 2017 , derte ' 187 - 228 , · -

n Siebenrock. D1akonia, 1 Vg l. Rorna . . Leiturg ia, Martyria und Ko1n~n1a, . . Johannes Först / Heinz-Gunther ,n. E. f - h ng ,n die Schöttler (Hg.), ,n u ru Theologie der Pastoral. Berlin 2012,

47 - 65. . 'Vgl. z. B. das Grundsatzpapier der Deutschen Bischöfe aus dem Jahr 201 4: Das katholische Profil can-

· 49[20 18)

tativr: r Dienste und Einrichtun<Jen in der plu ra len Gesellschaft. Dort

findet sich eine ReduLierung auf

drei Grundvollzüqe in ~hr tit_Jener lntrrpretation: Verkündigung ·,rJn

Gottes Wort (Mart,1ria}, Fe ier der Sakramente (Litu rg ia} und der Dienst der Liebe (Diakonia}. 19.

'Vgl. die diesbezüglichen Aussagen

in: Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahm en kirchlicher

Arbeitsverhäl tn isse in der Fassung

des Besch lusses der Vollversamm­lung des Verbandes der Diözesen Deutschlands vom 27. April 2017,

Die Deutschen Bischöfe, Nr. 95A.

s Vgl. die Forschu ngsergebnisse

einer groß angelegten empirischen

Untersuchung, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die vorhandenen iSpiritualitäten, von Mitarbeite­rinnen in ihrer Ver,;chiedenheit als

Ressource ans Licht zu bringen: Michael Ebertz / Lucia Seg ler, Spi­

ritualitäten als Ressource für eine dienende Kirche. Die Würzburger

Studie, Würzburg 2016. , Vgl. Doris Nauer, Christliche Kran­

kenhausseelsorge? Unentbehrlich für katholische Krankenhäuser, in: Heimbach-Steins/Schüller /Wolf (Hg.), Katholische Krankenhäuser,

291-308.

1 Her►Jert H6"J1n9er, H::sn~elt d~r Sarn:a r1t„r YJl i'1::ir rloC: h, in: H~r­

m4nn-JrrJtf Gmf>.re rr~c.ht /Cnrir t',an 5~ieP, (H'J-}. Chrr;t,ntum uM 5olid<trit~t. f';,:r1rrt.,,r)rn / MUr{ hen 2(FJ>,, 129-15(), 14;_

i! In den 'tt)mrr,ent:!'!fl "1r; n4~en ·14 ,rd

d1e auhch lus':><e K: he Prnrr.r;ticms­

arbeit 'J".Jn Thr1ri.ten Ar~ns. di~ dn

meinem lehr:>tuhl er,t~ ll t wurda:: . im Kohlhammer Verla') er-,cheinen. Auf der Bas:S emer qu~litatr,en empirischtn Stud ie: i..onnte er ztigen, dass Chefärzt!nr:en mv:,­li mische:n Glaubens al.tr, wr Pro­fil ierung 'I On Kran <enhä!JS(rn 1n

kathol ischer Träger,chah b<,tr;igen

können. 'Vgl. Johannesevangelium 3,8;

Papst franzis<us, Evangehi Gaudi­

um, 2013, Nr. 279. 10 Seit über zehn Jahren eng;igiert sich die Verfasserin u. a. 1m Ze:r­tifikatskurs ,Kompetenz & Geist.

Führen und Leiten in kirchlichen Einrichtungen« der Edith-Stein Akademie:, der in Kooperation mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Va ll endar (PTHV} und der Stihung Bildung im KKVD

durchgeführt wird.

Doris Nauer / Christ/ich inspiriert führen und leiten? \OS