DOROTHÉE ELISA BAUMANN 28.01 – 15.04 · PHOTO ist ein französisches Monatsmagazin, das sich...

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Pressedossier Biel, Januar 2018 DOROTHÉE ELISA BAUMANN 28.01 – 15.04.2018 Parallel zur Ausstellung: Adrian Sauer Dorothée Elisa Baumann, Ohne Titel, aus der Serie: Take a Better Picture, 2018

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PressedossierBiel, Januar 2018

DOROTHÉE ELISA BAUMANN 28.01 – 15.04.2018Parallel zur Ausstellung: Adrian Sauer

Dorothée Elisa Baumann, Ohne Titel, aus der Serie: Take a Better Picture, 2018

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DOROTHÉE ELISA BAUMANN 28.01 – 15.04.2018

Das Photoforum Pasquart freut sich, die von Nadine Wietlisbach kuratierte Einzelausstellung der Schweizer Fo-tografin Dorothée Elisa Baumann zu präsentieren. Dorothée Elisa Baumann untersucht in ihrer aktuellen visuellen sowie anthropologischen Recherche, die Kamera, die Gesten und den Blick, die dieses Werkzeug hervorrufen. Die Ausstellung stellt hauptsächlich noch ungezeigte Arbeiten vor.

Dorothée Elisa Baumann (*1972 lebt und arbeitet zwischen Biel und Genf) provoziert in ihrer künstlerischen Praxis Verschiebungen und kreiert dadurch für den Betrachter visuelle Stolpersteine. “Kollisionen” oder Rätsel, veranlassen uns dazu, das dargestellte Objekt in einem sozialen, politischen und kulturell neuen Zusammenhang zu betrachten.

Das Centre de la photographie Genève produzierte mit dem Verlag Les Presses du Réel ihre Monografie Pleasure Arousal Dominance (2017). Pleasure Arousal Dominance ist ein Kunstprojekt, das sich mit dem Diskurs und den Bild-dispositiven der Neurowissenschaften befasst. Die Erforschung der Emotionen und des Gehirns, ist eine der meist finanzierten Elementarforschungen unserer Zeit und spielt eine zentrale Rolle im geopolitischen Wettkampf einer technokratischen neoliberalen Gesellschaft. Das Projekt hinterfragt anhand einer Serie von Fotografien, Videos, Installationen die technischen Instrumente und Apparate sowie Räume eines Forschungslabors in Genf und pro-voziert durch dessen Ästhetik eine zeitlich historische Verschiebung. Die Betrachtenden werden darauf sensibili-siert, dass es sich bei den Bilddispositiven um eine ideologische Konstruktion und neue Form des kognitiven Kap-italismus handelt.

In ihrer Ausstellung im Photoforum Pasquart bilden Referenzen der westlichen Fotografie-Kultur die Pfeiler für Dorothée Baumanns Auseinandersetzung – und eine Reihe neuer Arbeiten. Anders als in der Arbeit Pleasure Arousal Dominance, während dessen Prozess Baumann sich der Grenzen des Apparates, ihres Werkzeuges, bewusst wurde, stehen die Menschen nun stärker im Fokus. Nach wie vor sieht sie sich mit forschendem Blick, ein Blick der die Verhandlung zwischen Macht, Kontrolle und Vertrauen über den Anderen als Konstante mit sich bringt.

PHOTO ist ein französisches Monatsmagazin, das sich seit 50 Jahren der Fotografie widmet und sich als interna-tionale kulturelle Referenz bezeichnet. Es stellt renommierte Fotografen vor und befasst sich mit fotografischen Techniken. PHOTO behauptet sich durch eine lange Präsenz im Markt und verkauft sich mit dem Untertitel „Ref-erenz der Fotografie seit 1967”. Auf fast jedem Cover wird eine spärlich bekleidete Frau gezeigt. Einzige Ausnahmen bildeten Ausgaben, die beispielsweise die Mondlandung, den Vietnam- oder den Irak-Krieg sowie politische Ikonen wie Jaques Chirac oder Barack Obama thematisierten. Das Musée Suisse de l’appareil photogrraphique in Vevey stellte der Künstlerin die Sammlung des Magazins zur Verfügung. Baumann hat konsequent jeweils das Coverbild sowie die Werbeseiten reproduziert und stellt sie in der Ausstellung als Plakatserie sowie in Form eines Künstler-buches zur Diskussion. Die sexistische Sprache wird durch Wahl von Ausschnitten sowie die Vergrösserung auf 100 cm mal 126 cm zusätzlich zugespitzt. Die Materialität der Covers, die Abnutzungsspuren wie Kratzer sowie die Musterstruktur des Offsetdruckverfahrens verweisen auf den geschichtlichen und kulturellen Kontext der westli-chen Fotografiekultur der 70er bis 90er Jahre hin.

In der Videoarbeit Take a Better Picture können wir Argumente einer Kapitalismus-Kritik eins zu eins erfahren. Ein Hammer der Fotos schiesst, immer schneller – bis schliesslich gar nichts mehr geht. Die technischen Eigen-schaften von Kameras werden immer besser, automatische Scharfstellung, Mehrbildauslösefunktion oder Zoom beschleunigen das Fotografieren, genaueres Hinschauen wird aber dadurch nicht unbedingt ermutigt. Immer schneller, immer mehr, und dafür ohne eine profunde Auseinandersetzung – diese Tendenzen werden nicht zuletzt im Kontext der News-Berichterstattung in Fotografie-Kreisen verstärkt diskutiert.

In einer weiteren Videoarbeit befasst sich die Künstlerin mit einem Ur-Text über das Fotografische: Eine professio-nelle News-Sprecherin des TeleBielingue liest Susan Sontags Essay-Sammlung, On Photography, aus dem Jahr 1977 in 150 Minuten. Wie wirkt dieses Textmaterial, wenn es in der Sprechweise einer Kurznachricht wiedergegeben wird? Die experimentelle Herangehensweise verdeutlicht, wie eine Kontextverschiebung Einfluss nimmt auf die Wirkung und auf zentrale Aussagen des Textes.

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In 25 Posen performt eine Frau das Fotografin-Sein, ihr Re-enactment trägt den Titel Typologie Operator. Mit der Plakatarbeit Manifest schliesst sich ein Kreis: Auch wenn in einigen Arbeiten Dorothée Elisa Baumanns Eingriffe eher subtil sind, ist ihre kritische Haltung klar erkennbar. In ihrem Manifest skizziert sie, wie ungleich die Macht-verhältnisse zwischen Fotografierenden und den fotografierten Personen aufgebaut sind, wie die Technik Einfluss sichert und stellt abschliessend fest, dass wir die entstehenden Handlungsräume neu diskutieren müssen.

Biografie

Dorothée Elisa Baumann (*1972) lebt und arbeitet zwischen Biel und Genf. Nach der Fachklasse im Bereich der Kunstfotografie (CEPV Vevey) schloss sie einen Bachelor und Master of Contemporary Arts Practice an der Kunst-schule (HEAD) in Genf ab. Parallel zu ihrem Studium war sie als Bildredaktorin für die Stadt Genf als auch als Lehrbeauftragte im Bereich der Fotografie an der Kunstschule HEAD in Genf tätig. Zurzeit arbeitet Dorothée Elisa Baumann im Bereich der Medienanthropologie am Institut der Sozialanthropologie der Universität Bern an einer Dissertation. Sie untersucht den Diskurs der Bedienungsanleitung des Fotoapparates im 20. Jahrhunderts anhand einer Diskursanalyse und geht der Frage nach, wie die vermittelten Skripts (Instruktionen als auch Interessen des Herstellers) in der Bedienungsanleitung vermittelt werden und in den Habitus des Fotografierens eingreifen.

Dorothée Elisa Baumann, Blow-Up-Job, 2017

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Dorothée Elisa Baumann, Blow-Up-Job, 2017

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Dorothée Elisa Baumann, Blow-Up-Job, 2017

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Dorothée Elisa Baumann, 2h 19min 19sec 19frames, video, 2018

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Meine Spiegelreflexkamera mit eingebauter Videofunktion erlaubt keine Empathie. Meine Bezie-hung zum Anderen wird technologisch durch die Kamera verhindert.

Sie ist schwarz, phallisch oder pistolenförmig und ist seit 150 Jahren in ihrer Beziehung zum Anderen nicht neutral. Die technischen Möglichkeiten in Bezug auf Effizienz, Design, Qualität und Bildproduktion sind die wesentlichen Motivationen für den Benutzer.

Keine ihrer technischen Eigenschaften erlaubt mir oder ermutigt mich zur Ko-Kreation zwischen Be-nutzer und dem Anderen und fördert die Zusammen-arbeit. In diesem Sinne führt mein Werkzeug zu einem moralischen und ethischen Konflikt, da es sich einer Machtverteilung widersetzt.

Ein Austausch von Blickpunkten zwischen Benutzer und dem Anderen während des technischen Aktes des Fotografierens muss neu überdacht werden.

Es ist an der Zeit, das Werkzeug der Bildproduktion aus seinem Status zwischen Phallus und Waffe her-auszulösen und die Black Box in einen Verhandlungs-raum zu verändern, in dem sich alle Akteure und Blicke gleichberechtigt begegnen.

Dorothée Elisa Baumann, Manifest Take a Better Picture, 2016

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Praktische Hinweise

Ausstellungen Dorothée Elisa Baumann Adrian Sauer

Vernissage Samstag 27. Januar 2018 um 17 Uhr

Daten 28.01 – 15.04.2018

Öffnungszeiten Mittwoch 12.00–18.00 Donnerstag 12.00–20.00 Freitag 12.00–18.00 Samstag/Sonntag 11.00–18.00 Montage/Dienstag geschlossen

Adresse Seevorstadt 71 2502 Biel

Kontakt [email protected] +41 22 322 44 82 www.photoforumpasquart.ch

Medieninformationen

Pressekonferenz Freitag 26. Januar 2018 um 10.30

Medienkontakt Danaé Panchaud Direktorin [email protected] +41 32 322 82 44 / +41 78 723 61 07

Abbildungen www.photoforumpasquart.ch/presse Passwort: Presse2018