Dossier „Finanz- und Wirtschaftskrise“ Ausgabe 9, Januar/Februar … · 2014. 3. 25. ·...

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Dossier „Finanz- und Wirtschaftskrise“ vom 19.02.2010 1 Dossier „Finanz- und Wirtschaftskrise“ Ausgabe 9, Januar/Februar 2010 1. Artikel/Grafik: Kommunen drohen mit Personalabbau (11.01.2010) Der Artikel beleuchtet den aktuellen Tarifstreit im öffentlichen Dienst. Die Schülerinnen und Schüler können u. a. den Begriff der „Tarifautonomie“ definie- ren sowie den Verlauf von Tarifverhandlungen ermitteln. Darauf aufbauend können sie den dargestellten Konflikt erfassen und dabei die Positionen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie die Wirkung der Wirtschaftskrise auf die Verhandlungen identi- fizieren und bewerten. Vermittlung des Aspektes „volkswirtschaftliche Folgen“ 1. Erklären Sie die Begriffe „Tarifautonomie“ und „Flächentarifvertrag“. Be- nennen Sie die zentralen Tarifparteien und beschreiben Sie den üblichen Ver- lauf von Tarifverhandlungen in groben Zügen. 2. Fassen Sie den Stand der aktuellen Tarifverhandlung im öffentlichen Dienst zusammen. Vergleichen Sie mithilfe der angehängten Grafik die Entwicklung der Tarifabschlüsse in diesem Bereich mit denjenigen anderer Branchen in den letzten Jahren. 3. Stellen Sie die Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaften einander ge- genüber und geben Sie deren Argumente für und gegen Tariferhöhungen wie- der. Legen Sie dar, inwieweit ein umfassender Konflikt im Rahmen der Ver- handlungen droht. 4. Erläutern Sie den Einfluss der Wirtschaftskrise auf den dargestellten Tarif- konflikt. Verdeutlichen Sie, inwiefern sich die Rahmenbedingungen auf kom- munaler Ebene krisenbedingt verändert haben bzw. weiterhin verändern. 5. Nehmen Sie Stellung zu den Positionen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Bewerten Sie deren Forderungen und Argumente aus der Sicht eines „neutra- len“ Bürgers und formulieren Sie einen Ihrer Meinung nach angemessenen Tarifabschluss. Begründen Sie Ihren Vorschlag. 2. Artikel/Grafik: Staatsdefizite ängstigen die Märkte (12.01.2010) Der Artikel beleuchtet einige Wirkungen der derzeit steigenden Staatsverschuldungen in den Industriestaaten. Die Schülerinnen und Schüler können u. a. die Begriffe „Staatsdefizit“ und „Staatsan- leihen“ definieren. Im Anschluss können sie herausarbeiten, inwieweit die Krise der

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Dossier „Finanz- und Wirtschaftskrise“ vom 19.02.2010

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Dossier „Finanz- und Wirtschaftskrise“

Ausgabe 9, Januar/Februar 2010 1. Artikel/Grafik: Kommunen drohen mit Personalabbau (11.01.2010)

Der Artikel beleuchtet den aktuellen Tarifstreit im öffentlichen Dienst.

Die Schülerinnen und Schüler können u. a. den Begriff der „Tarifautonomie“ definie-

ren sowie den Verlauf von Tarifverhandlungen ermitteln. Darauf aufbauend können

sie den dargestellten Konflikt erfassen und dabei die Positionen von Arbeitgebern und

Arbeitnehmern sowie die Wirkung der Wirtschaftskrise auf die Verhandlungen identi-

fizieren und bewerten.

� Vermittlung des Aspektes „volkswirtschaftliche Folgen“

1. Erklären Sie die Begriffe „Tarifautonomie“ und „Flächentarifvertrag“. Be-nennen Sie die zentralen Tarifparteien und beschreiben Sie den üblichen Ver-lauf von Tarifverhandlungen in groben Zügen.

2. Fassen Sie den Stand der aktuellen Tarifverhandlung im öffentlichen Dienst zusammen. Vergleichen Sie mithilfe der angehängten Grafik die Entwicklung der Tarifabschlüsse in diesem Bereich mit denjenigen anderer Branchen in den letzten Jahren.

3. Stellen Sie die Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaften einander ge-genüber und geben Sie deren Argumente für und gegen Tariferhöhungen wie-der. Legen Sie dar, inwieweit ein umfassender Konflikt im Rahmen der Ver-handlungen droht.

4. Erläutern Sie den Einfluss der Wirtschaftskrise auf den dargestellten Tarif-konflikt. Verdeutlichen Sie, inwiefern sich die Rahmenbedingungen auf kom-munaler Ebene krisenbedingt verändert haben bzw. weiterhin verändern.

5. Nehmen Sie Stellung zu den Positionen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Bewerten Sie deren Forderungen und Argumente aus der Sicht eines „neutra-len“ Bürgers und formulieren Sie einen Ihrer Meinung nach angemessenen Tarifabschluss. Begründen Sie Ihren Vorschlag.

2. Artikel/Grafik: Staatsdefizite ängstigen die Märkte (12.01.2010)

Der Artikel beleuchtet einige Wirkungen der derzeit steigenden Staatsverschuldungen

in den Industriestaaten.

Die Schülerinnen und Schüler können u. a. die Begriffe „Staatsdefizit“ und „Staatsan-

leihen“ definieren. Im Anschluss können sie herausarbeiten, inwieweit die Krise der

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Finanzmärkte eine Erhöhung der staatlichen Verschuldungen in den Industriestaaten

bewirkt hat, die wiederum aktuell die Finanzmärkte gefährden. Darüber hinaus wer-

den sie exemplarisch die Interdependenz der Handlungen der Akteure im globalen

Wirtschaftsgeschehen erfassen können.

� Vermittlung der Aspekte „Entwicklung der Finanzmärkte“, „volkswirtschaft-

liche Folgen“ und „staatliche Maßnahmen“

1. Definieren Sie den Begriff des „Staatsdefizits“. Erklären Sie in diesem Zusam-menhang, worum es sich bei „Staatsanleihen“ handelt und wie Staaten mit de-ren Hilfe Schulden aufnehmen können.

2. Ermitteln Sie, u. a. mithilfe der angehängten Grafik, die jüngste Entwicklung sowie den Stand der Staatsverschuldung in den großen Industriestaaten. Veror-ten Sie hierbei die Position Deutschlands im internationalen Vergleich.

3. Arbeiten Sie wesentliche Ursachen für die Zunahme der Staatsdefizite in den letzten beiden Jahren heraus. Legen Sie insbesondere die von der Krise an den Finanzmärkten ausgehenden Wirkungen dar.

4. Erläutern Sie, inwieweit aktuell die zunehmenden Staatsdefizite – quasi im Ge-genzug – das Geschehen auf den Finanzmärkten beeinflussen. Verdeutlichen Sie, welche Befürchtungen Investoren und Banker hinsichtlich eines weiteren Anwachsens der Defizite hegen.

5. Stellen Sie anhand des vorliegenden Beispiels dar, was unter der Interdepen-denz der Handlungen der Akteure im (internationalen) Wirtschaftsgeschehen verstanden wird. Beschreiben Sie die Wechselwirkungen staatlicher und unter-nehmerischer Handlungen mithilfe des Ihnen bekannten Wirtschaftskreislaufes.

3. Artikel/Grafik: Managergehälter im Visier der Forschung (21.01.2010)

Der Artikel setzt sich mit der zunehmenden Bedeutung variabler Gehaltszahlungen für

Manager auseinander.

Die Schülerinnen und Schüler können die Begriffe „fixe“ und „variable Gehaltsbe-

standteile“ definieren und sich gleichzeitig mit der Entwicklung variabler Gehaltszah-

lungen bei Managergehältern in den vergangenen Jahren auseinandersetzen. Außer-

dem können sie deren Ziele, Anreize und Wirkungen erläutern und im gesamtwirt-

schaftlichen Zusammenhang betrachten.

� Vermittlung des Aspektes „Ursachen der Krise“

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1. Beschreiben Sie in eigenen Worten, was unter den Begriffen „fixe“ bzw. „ va-riable Gehaltsbestandteile“ verstanden wird.

2. Ermitteln Sie mithilfe des Textes sowie der Grafik die Entwicklung der Mana-gergehälter in den USA in den vergangenen Jahren.

3. Benennen Sie die Ziele, die Unternehmen mit der Zahlung variabler Gehalts-bestandeile verfolgen. Erläutern Sie, inwiefern von variablen Gehaltszahlungen andere Anreize ausgehen als von fixen Gehaltszahlungen.

4. Finden Sie weitere Beispiele für Berufsbranchen, in denen variable Gehalts-zahlungen erfolgen.

5. Forscher sehen „in falschen Anreizen einen der Gründe für die […] Finanz- und Wirtschaftskrise“. Erläutern Sie mit Bezugnahme auf die Anreize bei Ma-nagergehältern die dahinter stehenden gesamtwirtschaftlichen Zusammen-hänge.

6. Nehmen Sie Stellung zu der Aussage „Kurzfristiger Erfolg an der Börse be-deutet noch lange nicht, dass es einem Unternehmen auch langfristig gutgeht“. Gehen Sie dabei insbesondere auf die Wirkung variabler Gehaltsbestandteile ein und begründen Sie Ihre Einschätzung.

4. Artikel/Grafik: Das Jahr 2010 wird für die Weltwirtschaft zur Nagel-

probe (27.01.2010)

Der Artikel beschäftigt sich mit den zentralen Themen des diesjährigen World Econo-

mic Forums (WEF).

Die Schülerinnen und Schüler können diese u. a. ermitteln und dabei unterschiedliche

Prognosen bzgl. der Entwicklung der Weltkonjunktur erfassen sowie zu verzeichnen-

de Differenzen identifizieren. Hierüber können sie sich auch die Interdependenz der

Handlungen der Akteure im internationalen Wirtschaftsgeschehen exemplarisch er-

schließen.

� Vermittlung der Aspekte „Ursachen“, „volkswirtschaftliche Folgen“ und

„staatliche Maßnahmen (international)“

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1. Ermitteln Sie im Zuge einer eigenen Recherche Informationen bezüglich Stel-lung, Funktion und Zusammensetzung des jährlich stattfindenden World Eco-nomic Forums (WEF).

2. Benennen Sie die zentralen Themen, mit denen sich das Forum in diesem Jahr auseinandersetzt. Legen Sie in diesem Zusammenhang dar, welche Entwicklun-gen in der Weltwirtschaft derzeit maßgeblich sind.

3. Fassen Sie die im Artikel vorgestellten Prognosen hinsichtlich der Entwicklung der Weltwirtschaft in 2010 zusammen. Identifizieren Sie hierbei in Erscheinung tretende Differenzen.

4. Erläutern Sie die größten wirtschaftspolitischen Herausforderungen der nächs-ten Zeit. Verdeutlichen Sie insbesondere, inwieweit die Fiskalpolitiker und Zentralbanker ihre nächsten Schritte genau abzuwägen haben.

5. Erklären Sie anhand der dargestellten Entwicklungen und Prognosen, was un-ter der Interdependenz der Handlungen der Akteure im internationalen Wirt-schaftsgeschehen verstanden wird. Arbeiten Sie beispielsweise exemplarisch heraus, wie sich nationale Entscheidungen auf fiskal- oder geldpolitischer E-bene international auswirken können.

5. Artikel: Obamas Banken-Plan spaltet die Finanzbranche (28.01.2010)

Der Artikel befasst sich mit der aktuellen Diskussion um die Regulierung der Banken-

branche, die derzeit auch das World Economic Forum in Davos bestimmt.

Die Schülerinnen und Schüler können u. a. die Vorschläge des US-Präsidenten bzgl.

der stärkeren Regulierung der Bankenbranche erfassen. Gleichzeitig können sie die

globale Diskussion um die genannten Vorschläge sowie Argumente unterschiedlicher

Interessenvertreter analysieren. Darüber hinaus lässt sich anhand des Beispiels die

generelle Beziehung zwischen Handlungsbedingungen, Handlungen und Handlungs-

folgen exemplarisch herausarbeiten.

� Vermittlung der Aspekte „Ursachen“ und „staatliche Maßnahmen (interna-

tional)“

1. Fassen Sie die Pläne des US-Präsidenten Obama bezüglich der Regulierung der Bankenbranche zusammen. Erläutern Sie, inwiefern sich die Handlungsmöglich-keiten der Unternehmen bei deren Umsetzung deutlich verändern würden.

2. Beschreiben Sie die Situation, in der sich die Vorstände großer Investment-Bankenhäuser derzeit befinden. Arbeiten Sie heraus, inwieweit sich diese in der „Defensive“ zu befinden scheinen.

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3. Ermitteln Sie die unterschiedlichen Positionen der im Artikel genannten politi-schen Entscheidungsträger. Erschließen Sie Differenzen in den Bewertungen und Vorschlägen und finden Sie Gründe für diese.

4. Analysieren Sie hieran anschließend die internationale Diskussion über die O-bama-Pläne. Erklären Sie, warum einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen schwer zu verabschieden sind und erörtern Sie die der Diskussion unterliegende Dilemmastruktur.

5. Verdeutlichen Sie anhand des vorliegenden Beispiels die Beziehung zwischen Handlungsbedingungen, Handlungen und Handlungsfolgen. Setzen Sie sich mit der Frage auseinander, inwieweit die bisherigen Rahmensetzungen Handlungen der Akteure zugelassen haben, die gesamtgesellschaftlich negative Folgen zeitig-ten.

6. Artikel: EU lehnt Finanzhilfe für Griechenland ab (12.02.2010)

Der Artikel beschäftigt sich mit der aktuellen Finanzkrise Griechenlands und den hier-

aus resultierenden Herausforderungen für die Europäische Union (EU).

Die Schülerinnen und Schüler können u. a. die Problemlage des Mittelmeerstaates,

deren Ursachen sowie die Reaktion der europäischen Regierungsspitzen hierauf her-

ausarbeiten. In diesem Zusammenhang können sie auch den grundlegenden Charakter

sowie wesentliche Merkmale der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion

analysieren.

� Vermittlung der Aspekte „volkswirtschaftliche Folgen“ und „staatliche Maß-

nahmen (international)“

1. Fassen Sie die Finanzprobleme Griechenlands in eigenen Worten zusammen. Ermitteln Sie, inwiefern ein „Staatsbankrott“ zu drohen scheint.

2. Beschreiben Sie die zentralen Ursachen für die aktuelle Krisensituation. Unter-scheiden Sie hierbei zwischen externen Einflussfaktoren (z. B. Auswirkungen der globalen Finanzkrise) und internen Strukturproblemen.

3. Geben Sie die Position der Regierungschefs der anderen Staaten der Europäi-schen Union (EU) bezüglich Finanzhilfen für Griechenland wieder. Erläutern Sie hierbei die existierenden rechtlichen Restriktionen.

4. Charakterisieren Sie die wesentlichen Merkmale der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Benennen Sie die in diesem Zusammenhang fixierten An-forderungen an alle eingebundenen Mitgliedsstaaten.

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5. Setzen Sie sich vor diesem Hintergrund mit der Frage auseinander, inwieweit die anderen europäischen Staaten eine „Pleite“ Griechenlands nicht in Kauf nehmen können. Überprüfen Sie andererseits die möglichen (Fehl-)Anreize großzügiger Finanzhilfen für Griechenland.

7. Artikel/Grafik: Firmen wollen 2010 wieder einstellen (15.02.2010)

Der Artikel beschäftigt sich mit den positiven Prognosen für den deutschen Arbeits-

markt im Jahr 2010.

Die Schülerinnen und Schüler können die aktuelle Wirtschaftsentwicklung beschrei-

ben sowie die erwartete Entwicklung in Beziehung zu den aktuellen Wirtschaftszahlen

bringen. Weiterhin können sie Einflussfaktoren auf den Arbeitsmarkt untersuchen.

� Vermittlung der Aspekte „staatliche Maßnahmen (national)“ und „volkswirt-

schaftliche Erholung“

1. Fassen Sie mithilfe des Textes und der angehängten Grafik die aktuellen Ent-wicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zusammen. Definieren Sie in diesem Zusammenhang auch, was unter „Kurzarbeit“ verstanden wird.

2. Stellen Sie die prognostizierte Entwicklung in Beziehung zu den aktuellen Wirt-schaftszahlen. Erläutern Sie, welche Problematik sich diesbezüglich ergeben könnte.

3. Ermitteln Sie die im Text genannten Gründe für den erwarteten positiven Trend auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

4. Für Prognosen wird unter anderem die „bessere Auftragslage“ als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung gewählt. Analysieren Sie über den Text hinaus-gehend Indikatoren, anhand derer die konjunkturelle Entwicklung erkennbar ist.

8. Artikel: EU wenig begeistert von Obamas Plänen (16.02.2010)

Der Artikel fasst die politische Diskussion um die zukünftige Regulierung von Groß-

banken zusammen.

Die Schülerinnen und Schüler können u. a. die entsprechenden Pläne des US-Präsi-

denten Obama sowie die hiermit einhergehende europäische Diskussion erfassen. In

diesem Zusammenhang können sie auch den Verlauf der internationalen Bemühungen

um die Regulierung der Finanzmärkte mithilfe des Instrumentes der Dilemmastruktur

analysieren.

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� Vermittlung der Aspekte „Ursachen“ und „staatliche Maßnahmen (interna-

tional)“

1. Fassen Sie die Pläne des US-Präsidenten Obama bezüglich der Regulierung von Großbanken zusammen. Benennen Sie die wesentlichen Ziele der vorgeschlage-nen Einzelmaßnahmen.

2. Erläutern Sie, inwiefern die Umsetzung dieser Vorschläge einer vollständigen Veränderung der Rahmenbedingungen für die Bankenbranche gleichkäme.

3. Geben Sie die Reaktionen der europäischen Regierungen auf die genannten Vor-schläge wieder. Arbeiten Sie heraus, inwieweit die Reaktion „wenig begeistert“ bzw. „verhalten“ ausfällt.

4. Ermitteln Sie wesentliche Gründe für diese „verhaltene Reaktion“. Erörtern Sie die relevanten nationalstaatlichen Kosten-Nutzen-Kalkulationen.

5. Es ist das Interesse aller Regierungen, eine erneute Krise an den Finanzmärkten zu verhindern. Gleichzeitig stellt sich die Vereinbarung international gültiger Regelungen als kompliziert dar. Erschließen Sie in eigenen Worten die zugrunde liegende Dilemmastruktur, die bis dato eine globale Vereinbarung verhindert.

6. Finden Sie weitere Beispiele für vergleichbare Dilemmastrukturen im Rahmen internationaler Verhandlungen. Verdeutlichen Sie jeweils, wie nationalstaatliche Zielsetzungen die Realisierung kollektiver Ziele erschweren bzw. verhindern.

9. Artikel: Metaller einigen sich auf Krisen-Tarifpaket (19.02.2010)

Der Artikel stellt das aktuell beschlossene Tarifpaket für die Metall- und Elektroin-

dustrie vor.

Die Schülerinnen und Schüler können sich mit den Ergebnissen der Verhandlung aus-

einandersetzen und die daran beteiligten Akteure und deren Ziele kennen lernen.

Darüber hinaus können sie die Einflüsse der Wirtschaftskrise auf die Tarifergebnisse

untersuchen.

� Vermittlung der Aspekte „volkswirtschaftliche Folgen“, „unternehmerische

Folgen“ und „staatliche Maßnahmen (national)“

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1. Fassen Sie die Ergebnisse der aktuellen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie in eigenen Worten zusammen. Benennen Sie die daran wesent-lich beteiligten Akteure.

2. Erläutern Sie, welche Ziele in der Regel von Arbeitgeber- bzw. Arbeitnehmersei-te in Tarifverhandlungen verfolgt werden und in welcher Hinsicht die beschrie-benen Beschlüsse als „einzigartiger Tarifkompromiss“ bezeichnet werden kön-nen.

3. Veranschaulichen Sie, inwiefern die Wirtschaftskrise die Tarifverhandlungen beeinflusst hat.

4. Analysieren Sie, welche Funktionen die zwischen Konzernen und Belegschaften parallel geschlossenen „firmenspezifischen Jobpakete“ erfüllen und welche Um-setzungsmöglichkeiten den Konzernen hierbei zur Verfügung stehen.

5. Ermitteln Sie über den Text hinausgehend weitere Branchen, in denen Tarifab-schlüsse verhandelt werden.

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Kommunen drohen mit Personalabbau Im Zeichen wachsender Haushaltsnöte startet die Tarifrunde im öffentlichen Dienst. Die Kommunen blocken ab – sie stemmen sich gegen eine Tariferhöhung „auf Pump“. 5

Der öffentliche Dienst steuert angesichts von Konjunkturkrise und kommunaler Fi-nanznot auf einen heftigen Tarifkonflikt zu. Kurz vor Beginn der Verhandlungen schlägt der Deutsche Städtetag Alarm und kündigt für den Fall weiterer kräftiger Per-sonalkostensteigerungen harte Konsequenzen an: „Viele Städte wären gezwungen, weiter Personal abzubauen und öffentliche Dienstleistungen zurückzufahren“, sagte 10

Hauptgeschäftsführer Stephan Articus dem Handelsblatt. „Höhere Löhne und Gehälter für die Beschäftigten auf Pump zu finanzieren ist keine Lösung, sondern schränkt die Handlungsfähigkeit der Kommunen weiter ein.“ Die Verhandlungen für die insgesamt fast zwei Millionen Beschäftigten von Bund und 15

Kommunen starten am Mittwoch in Potsdam. Die Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Beamtenbund (DBB) wollen Einkommenssteigerungen im Volumen von insgesamt fünf Prozent durchsetzen. Nach Berechnungen des Städtetags würde schon eine Steigerung um ein Prozent die Kommunen mit etwa 740 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich belasten. Insgesamt hat die Tarifforderung damit ein Volumen von knapp 20

vier Mrd. Euro. Die Gewerkschaften begründen ihr Ziel unter anderem damit, dass Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst in der Konjunkturkrise eine wichtige Konsumstütze seien. Sie sehen sich auch dadurch bestärkt, dass die schwarz-gelbe Koalition mit ähnlichen Ar-25

gumenten zum Jahreswechsel eine Mehrwertsteuerbegünstigung für die Hotellerie eingeführt hat. „Sozial ist, was Kaufkraft schafft“, begründet Verdi-Chef Frank Bsirske die Tarifforderung. Zudem dürften die Staatsbediensteten „nicht die Zeche bezahlen“ für eine Krise, „an der sie keinerlei Verantwortung tragen“, ergänzt DBB-Chef Peter Heesen. 30

Die Sicht der Stadtkämmerer ist indes eine andere. Schon jetzt trieben sinkende Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden Sozialausgaben „viele Städte in immer höhere Verschuldung“, warnte Articus. Nach Daten des Städtetags hat sich bei den Kommunen das Volumen der kurzfristigen Kassenkredite bereits in den ersten drei 35

Quartalen des Jahres 2009 um 4,5 Mrd. Euro auf 33,8 Mrd. Euro erhöht. Dies sei ein „trauriges Rekordniveau“. Damit geraten die Bemühungen um eine Stabilisierung oder gar Verbesserung öffent-licher Dienstleistungen immer stärker in Konflikt mit der Haushaltslage. „Die Städte 40

wollen ihren Bürgerinnen und Bürgern in der Krise Dienstleistungen in guter Qualität sichern wie Kinderbetreuung, Schulen, Krankenhäuser und öffentlichen Nahverkehr“, betonte Articus. Umso mehr sei angesichts der Haushaltslage vieler Kommunen „der Spielraum für weitere Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst verschwindend gering“. Die Tarifforderung sei „definitiv nicht bezahlbar“. 45

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Dagegen sehen Verdi und DBB zudem einen großen „Nachholbedarf“ bei den Gehäl-tern im öffentlichen Dienst gegenüber der Privatwirtschaft. Zwar hatten sie für 2008 und 2009 sogar etwas höhere Tarifsteigerungen als in der Industrie erkämpft – für den Zwei-Jahres-Zeitraum insgesamt gut acht Prozent. Da aber eine Serie von Nullrunden 50

vorausgegangen war, bleibt ein Rückstand bestehen. Negative Folgen in Gestalt einer abnehmenden Attraktivität des Staates im Wettbe-werb mit privaten Arbeitgebern seien speziell bei anspruchsvolleren Positionen bereits deutlich messbar, streicht Hans-Ulrich Benra heraus, Chef des Verbands der Beschäf-55

tigten der obersten und oberen Bundesbehörden (VBOB). Dieser vertritt auch die Mit-arbeiter der Bundesministerien. „Früher erhielt ein großes Ministerium in einem Be-werberjahrgang bis zu 3.000 Bewerbungen“, sagt Benra. „Die sind mittlerwiele auf unter 1.000 zurückgegangen.“ Immer öfter könnten wichtige Stellen nur noch schwer besetzt werden. 60

Die finanziellen Probleme der Kommunen werden in dem Konflikt allerdings wohl noch dominierender sein: Der Personalkostenanteil in ihren Etats ist mit über 25 Pro-zent fast dreimal so hoch wie beim Bund. Das birgt die Gefahr von Spannungen im Arbeitgeberlager, dessen gemeinsamer Verhandlungsführer Bundesinnenminister 65

Thomas de Maizière (CDU) ist. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Angesichts der bevorstehenden NRW-Landtagswahl könnte bei der Bundesregierung das Interesse an einer friedlichen Einigung mit den Gewerkschaften womöglich schneller wachsen, als den Kommunen lieb ist. 70

Dass im aktuellen Krisenumfeld die Bäume tarifpolitisch kaum in den Himmel wachsen, haben allerdings auch Verdi und DBB zumindest indirekt zugestanden: Schon nach ihrer Forderung sollen die fünf Prozent nicht voll in eine Anhebung der laufenden Gehälter fließen, sondern sich auf diverse Elemente verteilen. Das schafft mehr Verhandlungsmasse. 75

Eine Orientierungsmarke für die reguläre Gehaltserhöhung liegt den Tarifparteien be-reits durch den separaten Länder-Tarifabschluss von vor einem Jahr vor: Für die Landesbediensteten, die eigene Tarifverträge haben, gibt es 2010 ein Plus von 1,2 Prozent. Zu den Punkten, die den kommunalen Arbeitgebern besonders wichtig sind, 80

gehört ein Ausbau der leistungsbezogenen Gehaltsanteile. Dies sei „sinnvoll“ im In-teresse einer modernen Verwaltung, sagte Articus. „Mehr Leistung muss sich mehr lohnen.“ Quelle: Creutzburg, D., Handelsblatt, Nr. 006, 11.01.2010, 12 85

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Staatsdefizite ängstigen die Märkte Investoren, Banker und Analysten fürchten, dass die Bonität großer Staaten weiter unter Druck kommt, und warnen vor steigenden Risikoprämien 5

Die als Rettung für die Finanzmärkte gedachten billionenschweren Staatshilfen dro-hen zum Bumerang zu werden. Fachleute fürchten, dass die erdrückende Schulden- und Zinslast die Wirtschaft in Bedrängnis bringt und neue Schockwellen an den Fi-nanzmärkten auslösen könnte. „Ohne Zweifel besteht die Gefahr, dass wir von einer Finanzmarkt- in eine Staatsblase hineinschlittern“, sagt Dirk Notheis, Deutschlandchef 10

von Morgan Stanley. Viele Staaten seien am Rande dessen, was sie überhaupt noch leisten könnten. In der Tat wird sich in diesem Jahr die Verschuldung der Länder in der Europäischen Union und den USA Schätzungen zufolge dramatisch erhöhen (siehe Grafik). Auch 15

Jens Franck, leitender Rentenfondsmanager bei Deka Investment, ist besorgt: „Die ausufernde Staatsverschuldung ist ein kritisches Thema für die Märkte“, sagt er. Kornelius Purps, Zinsstratege bei der italienischen Großbank Unicredit, fürchtet sogar, dass die Verschuldungsblase der Staaten womöglich dramatischere Formen annehmen könnte als die Subprime-Blase. Skeptisch hinsichtlich der Verschuldung vieler Länder 20

ist auch Bill Gross, Mitgründer der zur Allianz gehörenden Fondsgesellschaft Pimco. Mit Blick auf die Staatsverschuldung hat Gross zuletzt vom Kauf britischer, amerika-nischer und japanischer Staatsanleihen abgeraten und stattdessen deutsche Bundesan-leihen empfohlen. 25

Doch auch Deutschland ächzt unter einem wachsenden Schuldenberg. Die EU-Kom-mission rechnet damit, dass die Verschuldung in diesem Jahr auf knapp 77 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen wird. Die Bundesregierung hat sich deshalb nach Angaben des Bundesfinanzministeriums „in aller Deutlichkeit zur Einhaltung der Vorgaben der Schuldenbremse sowie des Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts bekannt“. 30

Wenn die Krise vorbei sei, müsse die strukturelle Verschuldung zurückgeführt wer-den. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Problem erkannt. EZB-Chef Jean-Claude Trichet appelliert seit Ende letzten Jahres an die Regierungen, mittelfristig ihre Staatsfinanzen zu konsolidieren. Wie nötig das ist, zeigt sich schon jetzt an den steigenden Risikoprämien für staatliche Schuldner. So sind die Kosten für 35

Investoren, die sich mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS) vor Zahlungsaus-fällen von Staaten schützen können, zuletzt wieder deutlich gestiegen. Auch die Um-sätze mit CDS auf Länder zogen nach Angaben des Datenregisters DTCC kräftig an. Das heißt zwar noch nicht, dass Investoren auf eine Insolvenz der Staaten wetten. Aber die Unsicherheit steigt. „Es gibt viele Unkenrufe mit Blick auf mögliche Staats-40

pleiten. Ausschließen kann man das zwar nicht, aber die Insolvenz eines großen Lan-des ist aus heutiger Sicht nicht besonders wahrscheinlich“, sagt Franck von Deka In-vestment. Er kann sich aber durchaus vorstellen, dass die Märkte auch bei großen Ländern die Szenarien einer Verschlechterung der Kreditwürdigkeit spielen werden - mit entsprechend stark steigenden Risikoprämien. 45

Quelle: Cünnen, A./ Drost, F./ Kurm-Engels, M., Handelsblatt, Nr. 007, 12.01.2010, 2

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Managergehälter im Visier der Forschung Viele Forscher sehen in falschen Anreizen einen der Gründe für die anhaltende Fi-nanz- und Wirtschaftskrise. Doch welche Anreize wirken eigentlich bei den Manager-gehältern? Zwei amerikanische Forscher zeigen in einer Studie, die jüngst im „Ameri-5

can Economic Review“ erschienen ist, wie sich der Anteil von fixen und variablen Gehaltsbestandteilen in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Die Wissenschaftler George-Levi Gayle und Robert Miller von der Tepper School of Business in Pittsburgh schauten sich die Höhe und Zusammensetzung der Managerge-10

hälter von US-Firmen aus zwei Zeiträumen an und nutzten dabei verschiedene Daten-banken von Standard & Poor’s sowie Firmendaten – von 1944 bis 1978 sowie von 1993 bis 2003. Gayle und Miller stellten fest: Die Gehälter hatten sich nicht nur vervielfacht, sondern 15

veränderten sich auch in ihrer Zusammensetzung deutlich. So hat der Anteil von Opti-onen zwischen 1993 und 2003 im Vergleich zum früheren Betrachtungszeitraum dra-matisch zugenommen (siehe Grafik). Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Firmengröße, fanden die Forscher heraus. Je 20

größer ein Unternehmen, desto eher klaffen laut Studie die Vorstellungen von Anteils-eignern und Managern auseinander. Um dies zu verhindern, haben viele Unternehmen den Anteil variabler Gehaltsbestandteile deutlich erhöht, vermuten die Forscher. Wer weniger Festgehalt und mehr Optionen und Aktien seines Arbeitgebers bekom-25

me, so das Kalkül, werde das Unternehmen so managen, wie es im Interesse der Ei-gentümer sei. Zudem legen größere Unternehmen bei der Managervergütung eher etwas obendrauf, stellten die Forscher fest. Bei großen Konzernen habe es im jüngeren Vergleichszeitraum einen harten Kampf um die besten – und teuersten – Manager gegeben. 30

Optionen galten vor allem in der Hochphase der New Economy als probates Mittel, um die Interessen der Manager mit denen der Unternehmen in Einklang zu bringen. In Zeiten der Finanzkrise suchen Unternehmen aber nach Alternativen. Denn es hat 35

sich gezeigt: Kurzfristiger Erfolg an der Börse bedeutet noch lange nicht, dass es ei-nem Unternehmen auch langfristig gutgeht. Quelle: Müller, A., Handelsblatt, Nr. 014, 21.01.2010, 18

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Das Jahr 2010 wird für die Weltwirtschaft zur Nagelprobe Die Börsen sind dem Aufschwung weit vorausgeeilt. Mitte des Jahres muss sich zeigen, ob die Konjunktur auch wieder ohne staatliche Krücken laufen kann. 5

Weitgehend im Nebel stochern Politiker, Ökonomen und Unternehmer, wenn es darum geht, die weitere wirtschaftliche Entwicklung vorherzusagen. Zwar zeigen sich inzwischen rund um den Globus Anzeichen für eine Erholung der Konjunktur. Eine der großen Fragen in Davos wird jedoch sein, wieweit der Aufschwung trägt, ist das Comeback der Wirtschaft doch bislang vor allem den massiven Konjunkturhilfen von 10

Regierungen und Notenbanken zu verdanken. Spätestens in der zweiten Hälfte des Jahres muss sich zeigen, ob die Wirtschaft wieder auf eigenen Füßen stehen kann. Zu den Kassandra-Rufern gehört auch in diesem Jahr der US-Ökonom Nouriel Roubini. „Ich erwarte im zweiten Halbjahr, dass sich das Wirtschaftswachstum in den 15

USA, Europa und Japan verlangsamt“, sagt der Professor der New York University, der als einer der wenigen die Subprime-Krise frühzeitig vorausgesagt hat. Unterstüt-zung erhält Roubini etwa von den Ökonomen der US-Bank JP Morgan, die damit rechnen, dass die staatliche Anschubhilfe 2010 nur noch 0,2 Prozentpunkte zum Wirt-schaftswachstum in den USA beisteuern wird – nach 1,2 Prozent 2009. 20

Doch anders als vor einem Jahr, als Roubini und andere Schwarzseher die Stars auf dem World Economic Forum (WEF) waren, gibt es jetzt Widerspruch. Erheblichen Rückenwind haben nach den kräftigen Kursgewinnen 2009 die „Bullen“ an den Weltbörsen. Der Aktienindex MSCI World ist seit Anfang vergangenen Jahres immer-25

hin um mehr als 70 Prozent gestiegen. „Auch 2010 wird ein gutes Jahr“, prophezeite kürzlich Bob Doll, Chefstratege der US-Investmentgesellschaft Blackrock im Bloo-mberg-TV. Der Börsenindex Standard & Poor's 500 solle um rund 13 Prozent zulegen. 30

Wie schnell sich solche Hoffnungen jedoch in Luft auflösen können, haben die ver-gangenen Tage gezeigt. Nachdem China die Kreditvergabe eingeschränkt hatte, beka-men die Börsianer plötzlich weiche Knie. Als dann auch noch US-Präsident Barack Obama seine Offensive gegen die Großbanken startete, war die Zuversicht wie wegge-blasen. 35

Die wirtschaftliche Erholung ist gepflastert mit solchen Stolpersteinen. Die größte Ge-fahr für den Aufschwung ist zweifellos der angekündigte Rückzug der Notenbanken. Timing und Tempo der sogenannten Exit-Strategien wird dabei von entscheidender Bedeutung sein. Heben die Notenbanken die Zinsen zu schnell an, droht der Wirt-40

schaft ein Rückfall in die Rezession. Wird der Zinshebel zu spät umgelegt, wächst die Inflationsgefahr. Bereits jetzt hat die Geldschwemme in einigen Schwellenländern zu erneuten Spekulationsblasen geführt. Überdenken müssen die Zentralbanker deshalb ihre Zurückhaltung beim Umgang mit 45

Exzessen auf den Finanzmärkten. Die Leitlinie des früheren Fed-Chefs Alan Green-span scheint obsolet, wonach man Spekulationsblasen nur im Nachhinein erkennen könne und der Notenbank deshalb nichts anderes übrig bleibe, als die Schäden gering

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zu halten. Greenspans Nachfolger, Ben Bernanke, will zur Not auch die Zinsen erhöhen, um eine Blasenbildung zu verhindern. 50

Auch die Fiskalpolitiker befinden sich nach der Krise in einem geistigen Niemands-land. Zwar haben die Staatshilfen das Schlimmste verhindert. Doch jetzt drohen die gewaltigen Staatsschulden die Wirtschaft zu erdrücken. Länder wie Griechenland, Portugal und Großbritannien versuchen, mit Sparen die Haushaltslöcher zu stopfen. 55

Das drückt auf den privaten Konsum. Die Bundesregierung versucht mit Steuersen-kungen und einer gleichzeitigen Haushaltssanierung einen riskanten Spagat. Es zeich-net sich jedoch ab, dass der Staat nach seinem fulminanten Comeback als Krisenma-nager schon aus finanziellen Gründen wieder den Rückzug antreten muss. 60

Ermutigende Signale gibt es beim Abbau der globalen Ungleichgwichte. Im Moment sind die Schwellenländer – mit China an der Spitze – die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. Um das alte Wachstumstempo von global fünf Prozent zu erreichen, sind China & Co. aber noch nicht stark genug. Zudem wird sich Peking nicht vom Ex-portmodell verabschieden. Es wäre schon viel gewonnen, wenn nicht wieder die 65

überschuldeten Amerikaner, sondern Konsumenten in anderen aufstrebenden Volks-wirtschaften mehr Produkte „made in China“ abnehmen würden. Dass die Ausfuhren in die Asean-Staaten deutlich stärker gestiegen sind als nach Amerika und Europa, gibt Anlass zur Hoffnung. 70

Quelle: Riecke, T., Handelsblatt, Nr. 018 vom, 27.01.2010, 31 :

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Obamas Banken-Plan spaltet die Finanzbranche George Soros fordert, über die geplante Zerschlagung der Banken hinauszugehen. Die Banker stecken in der Defensive und warnen vor Alleingängen. 5

Der Großinvestor George Soros unterstützt den Vorstoß von US-Präsident Barack Obama, die Großbanken zu zerschlagen. Er würde sogar noch einen Schritt weiterge-hen, sagte der 79-jährige Milliardär zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos. Auch reine Investmentbanken seien immer noch ein Systemrisiko: „Investmentbanken sind immer noch too big to fail“, kritisierte Soros. 10

Weil sich kein Staat ihr Scheitern leisten könne, sei es notwendig, ihren Kreditspiel-raum mit höheren Kapitalanforderungen und Sicherheiten zu begrenzen. „Das alte System hat versagt“, sagte Soros. „Deshalb brauchen wir ein neues System.“ Obama hatte angekündigt, den riskanten Eigenhandel der Institute zu verbieten. Zu-15

dem sollen die Häuser keine Hedgefonds mehr fördern oder besitzen dürfen. Die briti-sche Regierung hingegen fordert eine einmalige Sondersteuer auf Banker-Boni über 25.000 Pfund. Die Re-Regulierung, das Zurückdrehen der Deregulierung aus den Zei-ten vor der Finanzkrise, ist eines der zentralen Themen in Davos. 20

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der das Forum am Abend eröffnete, unter-stützte die Pläne des US-Präsidenten zur Aufspaltung der Großbanken: „Der Bankier sollte Kreditrisiken bewerten und nicht Spekulant sein.“ Es sei deshalb richtig, bei Banken die Spekulation vom Kreditgeschäft abzukoppeln. Frankreichs Präsident for-derte von der Finanzwirtschaft die Bereitschaft zur „totalen Veränderung“. Überzoge-25

ne Gehälter und die Trennung von Profit und Risiko würden von der Weltbevölkerung nicht mehr akzeptiert, warnte Sarkozy. „Es ist moralisch inakzeptabel, wenn Arbeits-plätze und Wohlstand zerstört werden und es für die Verantwortlichen ohne Konse-quenzen bleibt.“ Bei Verlusten müsse es statt Boni ein Malussystem geben. 30

Branchenvertreter wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verteidigen offiziell zwar den Status quo, doch hinter vorgehaltener Hand sehen selbst führende Banker keine Alternative zu einem neuen Regulierungssystem. Auch die Vertreter der Zen-tralbanken stehen meist auf Obamas Seite. 35

Die Banker finden sich in Davos in der Defensive wieder. Sie führen Rückzugsge-fechte und warnen vor allem vor nationalen Alleingängen. „Am Ende könnten wir alle die Verlierer sein, wenn wir keine effizienten Märkte mehr haben“, sagte Ackermann. Er warnte vor einem unabgestimmten Vorgehen: „Wenn jedes Land dieser Welt eigene Vorschriften erlässt, schafft das mehr Komplexität, und die Aufsicht über 40

Finanzinstitute wird erschwert.“ Beschränkungen des Bankgeschäfts führten in die Irre, da sie nur die Gefahr erhöhten, dass manche Anbieter in unregulierte Kapitalmärkte flüchteten. Dadurch sei am Ende die gesamte Weltwirtschaft gefährdet. Widerstand gegen Obama kam auch von Fi-45

nanzprofis: „Wir mögen Großbanken, weil sie unsere Kundenwünsche erfüllen“, sagte Jonathan Nelson, Chef der Private-Equity-Firma Providence: „Großbanken sind nicht unbedingt für die systemischen Risiken verantwortlich.“ Barclays-Chef Bob Diamond

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kritisierte, die Vorstöße in den USA und auch in Großbritannien könnten internationa-le Lösungen behindern. Beide Länder schielten vor den Wahlen zu sehr auf die Innen-50

politik. Bundesbank-Präsident Axel Weber äußerte sich zurückhaltend. Die Pläne, mit denen eine exzessive Risikobereitschaft der Banken beschnitten werden solle, gingen zwar in die richtige Richtung. Europa habe aber mit dem Universalbankensystem gute Erfah-55

rungen gemacht, so Weber. Die vorgesehene Begrenzung des Bankenhandels und der Größe einzelner Institute bezeichnete EZB-Präsident Jean-Claude Trichet als wichtig und interessant. Die Europäische Zentralbank prüfe die Vorschläge sorgfältig: „Sie gehen in dieselbe Rich-60

tung wie unsere eigene Position“, sagte Trichet. Er betonte die Bedeutung einer Koor-dinierung auf Ebene der G20 und des Finanzstabilitätsrates (FSB). So angriffslustig sich Investor Soros zeigt, bei der Bankenbesteuerung mahnte er doch zur Vorsicht – und stellt sich in diesem Punkt gegen Präsident Obama. „Es macht 65

keinen Sinn, die Banken jetzt bereits mit einer Strafsteuer zu belasten“, sagte er. Viele Finanzinstitute hätten die Krise noch gar nicht überwunden. Stattdessen forderte er die Finanzaufseher auf, dafür zu sorgen, dass sich keine Spekulationsblasen mehr bilden können. „Wenn wir neuen Finanzkrisen vorbeugen wollen, müssen wir das Kredit-wachstum begrenzen“, sagte Soros – und verwies auf das Vorbild Peking. Während 70

China die Kreditausgabe beschränke, „blasen wir im Westen bereits die nächste Blase auf.“ Quelle: Knipper, H.-J./ Riecke, T./ Goffart, D., Handelsblatt, Nr. 019, 28.01.2010, 14

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EU lehnt Finanzhilfe für Griechenland ab Die Staats- und Regierungschefs signalisieren nur allgemeine Hilfsbereitschaft und verlangen, dass Athen seine Sparversprechen konkretisiert. Die Finanzmärkte reagie-ren verunsichert, der Euro gibt weiter nach. 5

Die EU will den Spardruck auf Griechenland aufrechterhalten und das hochverschul-dete Land deshalb vorerst nicht finanziell entlasten. „Griechenland hat auch um kei-nerlei finanzielle Unterstützung gebeten“, stellte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy gestern am Rande des EU-Sondergipfels klar. 10

Die EU-Staats- und Regierungschefs ließen aber zugleich keinen Zweifel daran, dass sie Griechenland im Notfall nicht allein lassen werden. „Griechenland gehört zu uns“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die gemeinsam mit dem französischen Staats-präsidenten Nicolas Sarkozy vor die Presse trat. Die Euro-Staaten seien sich ihrer 15

Verantwortung für die Stabilität der Währungsunion bewusst. Sarkozy erklärte, dass sich die Regierungschefs auf „das Prinzip einer Unterstützung für Griechenland“ geei-nigt hätten. In der Gipfel-Erklärung heißt es: „Die EU-Mitgliedstaaten werden, wenn nötig, bestimmt und entschlossen handeln, um die finanzielle Stabilität der Euro-Zone insgesamt zu sichern.“ 20

Dieser Notfall sei bisher allerdings nicht eingetreten, sagten EU-Diplomaten. Bundeskanzlerin Merkel hoffe, dass Griechenland mit einem strikten Sparkurs auch ohne finanzielle Hilfen anderer Euro-Staaten neue Glaubwürdigkeit an den Finanz-märkten gewinnen könne. Die EU-Regierungschefs bekräftigen, dass Griechenland 25

sein Haushaltsdefizit dieses Jahr um vier Punkte auf 8,7 Prozent des Bruttoin-landsprodukts senken müsse. Das Land werde „alles Nötige tun“ und im Zweifelsfall „zusätzliche Maßnahmen ergreifen“, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu habe sich die Regierung in Athen verpflichtet. 30

Die Finanzmärkte reagierten auf die vagen Zusagen mit Unsicherheit. Der Euro gab weiter nach, auch die Börsen in der Euro-Zone verbuchten Kursabschläge. Die EU-Kommission soll nun gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im März überprüfen, wie weit die griechischen Sparanstrengungen gediehen sind. Die EU-Kommission werde, falls nötig, weitere 35

Sparmaßnahmen in Griechenland vorschlagen. Nach Informationen aus diplomati-schen Kreisen hat die EU bisher keine Entscheidung darüber getroffen, mit welcher Art von Finanzhilfe man Griechenland im Notfall vor der Staatspleite bewahren könnte. Laut EU-Vertrag ist ausdrücklich untersagt, dass die Euro-Zone griechische Schulden übernimmt. Trotzdem werde sowohl über „Gemeinschaftsinstrumente“ als 40

auch über „bilaterale Hilfen“ diskutiert, sagten EU-Diplomaten. Am Ende komme es auf den politischen Willen an, solche Instrumente zu nutzen. Die technische Durch-führung sei dann zweitrangig. Am notwendigen politischen Willen mangelt es aller-dings bisher vor allem in Berlin. „Deutschland stand bei dem ganzen Prozess extrem auf der Bremse“, sagte ein EU-Diplomat. 45

Quelle: Berschens, R., Handelsblatt, Nr. 030, 12.02.2010, 1

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Firmen wollen 2010 wieder einstellen Noch haben sich die Wachstumshoffnungen nicht erfüllt, aber die deutschen Unter-nehmen fassen wieder Mut. 5

Trotz schwacher Wirtschaftsentwicklung im vierten Quartal 2009 und trüber Aussich-ten für das laufende Quartal bestehen gute Chancen, dass der deutsche Arbeitsmarkt seinen positiven Trend fortsetzt. Im laufenden Jahr wollen weniger Firmen ihre Beleg-schaft kurzarbeiten lassen als noch im Krisenjahr 2009, weil die bessere Auftragslage eine stärke Auslastung des Personals erlaubt. Dies geht aus dem Handelsblatt Busi-10

ness-Monitor hervor, einer Anfang Februar durchgeführten bundesweiten Umfrage des Marktforschungsinstituts Psephos unter knapp 800 Führungskräften im Auftrag des Handelsblatts und der Unternehmensberatung Droege & Comp. Die regelmäßige Umfrage von Psephos zeichnet einen klaren Trend: Die Firmen 15

planen für dieses Jahr wieder mehr Einstellungen. Die Schere zwischen Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl verringern, und jenen, die ihre Beschäftigtenzahl erhöhen wollen, hat sich in den vergangenen Monaten verkleinert und nahezu geschlossen. Der Saldo betrug im März 2009 noch minus 25 Punkte, jetzt liegt er bei minus eins. Fir-men mit mehr als 5.000 Beschäftigten senden besonders positive Signale: Mit 28 20

Prozent planen doppelt so viele Großunternehmen in 2010 eine Erhöhung der Arbeits-kräftezahl. Nur 14 Prozent wollen reduzieren. Die unerschrockenen Beschäftigungs-pläne der Firmen stehen allerdings in Kontrast zu den eher ernüchternden aktuellen Wirtschaftszahlen. So teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit, dass die deut-sche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal stagnierte. Bundesbankpräsident Axel 25

Weber hatte kurz zuvor gesagt, er gehe davon aus, dass sie auch im laufenden Quartal wegen des langen Winters stagnieren oder gar etwas schrumpfen werde. Insbesondere der schwache Konsum und rückläufige Investitionen scheinen zum Jahresende für die Stagnation gesorgt zu haben. Außerdem trugen nach Einschätzung der Analysten die frühen Weihnachtsferien dazu bei, die Produktion zu drücken. Bei dieser Ausgangs-30

lage ist es wichtig, dass die Beschäftigung nicht einbricht, damit ein Rückfall in die Rezession vermieden werden kann. Die Chance, dass diese Bedingung erfüllt wird, steht den Handelsblatt-Umfrageergebnissen zufolge sehr gut. Im Ausland gilt Deutschland als „Beschäftigungswunderland“. Im Januar lag die Zahl der Jobsuchenden bei 3,61 Millionen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit war in Anbetracht 35

des Konjunktureinbruchs von fünf Prozent allerdings sehr gering. Das Münchener Ifo-Institut schätzt, dass im Jahresdurchschnitt 3,6 Millionen Menschen ohne Job sind. Die Bundesregierung erwartet 3,74 Millionen Arbeitslose. Selbst konjunkturempfind-liche Unternehmen wie der Chemiehersteller BASF und der Gasespezialist Linde haben Anlagen wieder hochgefahren. Hier arbeiten nur noch wenige Hundert Mitar-40

beiter kurz. Auch der lange Zeit angeschlagene Chiphersteller Infineon beendete an-gesichts der hohen Nachfrage Kurzarbeit und unbezahlte Sonderurlaube. Der Misch-konzern Siemens fuhr seine Kurzarbeit von 19.000 auf 6.000 Mitarbeiter herunter. Grund für die Trendwende ist der anziehende Welthandel, vor allem der Absatzboom in Asien, und die hohe Exportrate der deutschen Konzerne. 45

Quelle: Heß, D., Sommer, U., Häring, N., Handelsblatt, Nr. 031, 15.02.2010, 1

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EU wenig begeistert von Obamas Plänen Radikale Vorschläge zur Regulierung der Banken stoßen bei den EU-Finanzministern auf ein verhaltenes Echo. 5

Der US-Präsident hatte im Januar gefordert, die Größe der Banken streng zu regu-lieren und den Geldinstituten den Eigenhandel an den Finanzmärkten teilweise zu verbieten. Darauf hatten viele europäische Regierungen spontan positiv reagiert. Heute befassen sich die EU-Finanzminister in Brüssel erstmals mit dem Thema. „Die EU muss eine einheitliche Antwort auf Obamas Vorstoß finden“, hieß es in diplomati-10

schen Kreisen. Diese Antwort dürfte sehr differenziert ausfallen. Obamas Forderung, die Größe der Banken zu begrenzen, stößt in der EU auf wenig Gegenliebe. Vorbehalte haben vor allem die Mitgliedstaaten, deren Großbanken selber in der Weltliga mitspielen, wie 15

etwa Frankreich. Nicht die Größe der Bank sei entscheidend für ihre Krisenresistenz, sondern ihre Ausstattung mit Eigenkapital und die Qualität ihrer Schuldner, hieß es in Brüssel. Auch Obamas Plan, Depot- und Investmentbanken voneinander zu trennen, stößt in 20

Europa auf viele Vorbehalte. „Eine Aufspaltung wäre keine gute Lösung. Schließlich sind in den USA während der Finanzkrise vor allem Investmentbanken pleitege-gangen“, sagte ein hochrangiger EU-Diplomat. Eine Trennung zwischen Depot- und Investmentbanken passe auch nicht zur Struktur des europäischen Finanzsektors. Anders als in den USA seien in Europa viele Banken in allen Geschäftsbereichen 25

tätige Generalisten. Manche dieser Banken hätten die Finanzkrise nur dank ihres Pri-vatkundengeschäfts einigermaßen unbeschadet überstanden. Obama will den im Einlagengeschäft tätigen Instituten zudem verbieten, Handel auf eigene Rechnung zu betreiben und sich in Hedge-Fonds oder privaten Beteiligungsge-30

sellschaften (Private Equity) zu engagieren, solange dies nicht dem Kunden zugute kommt. Mit diesem Vorschlag griff der US-Präsident Ideen des früheren Notenbank-präsidenten Paul Volcker auf, der Obama als Berater dient. Dieser Vorstoß findet in Europa mehr Verständnis, wobei die großen EU-Staaten 35

allerdings auch hier nicht so weit gehen wollen wie Obama. „Die mit dem Eigen-handel verbundenen Risiken sind unterschätzt worden und müssen künftig begrenzt werden“, hieß es in Brüssel. Die EU sei bereit, darüber eine transatlantische Debatte zu starten. 40

Präsident Obama hatte sich im Januar mit seiner Kampfansage an die Banken überra-schend an die Spitze der weltweiten Regulierungsbemühungen im Finanzsektor ge-setzt und für große Aufregung an den Finanzmärkten gesorgt. Danach war es um seinen Plan allerdings wieder ruhiger geworden. Zuletzt hatte sich die Debatte eher darauf konzentriert, die Banken mit Abgaben an den Kosten der Finanzkrise zu 45

beteiligen.

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Die Finanzminister der sieben größten Industriestaaten (G7) einigten sich Anfang Februar im kanadischen Iqaluit darauf, die Banken für die von ihnen verursachten Kosten zur Kasse zu bitten. 50

Andere Vorschläge – eine Versicherung, ein Sicherungsfonds oder eine Steuer auf Fi-nanzmarkttransaktionen – werden mittlerweile kaum noch in Betracht gezogen. Die Diskussion über die Instrumente ist aber nicht abgeschlossen. Nächste Etappe ist im April ein Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF). 55

Quelle: Berschens, R., Handelsblatt, Nr. 032, 16.02.2010, 11

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Metaller einigen sich auf Krisen-Tarifpaket Die Gewerkschaft verzichtet auf Lohn und will auf diesem Weg Arbeitsplätze retten. Führende Manager aus der Industrie wie Daimler-Chef Zetsche zeigen sich zufrieden. Gleichwohl wird sich ein weiterer Stellenabbau nicht ganz verhindern lassen. 5

Mit einem wegweisenden Tarifabschluss nähren die IG Metall und der Arbeitgeber-verband Gesamtmetall die Hoffnung auf eine Fortsetzung des deutschen „Beschäfti-gungswunders“. Der Vertrag, der für bundesweit 3,4 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie gilt, stellt Lohnerhöhungen explizit zugunsten der Jobsi-10

cherung zurück. Neben den direkt beteiligten Verhandlungspartnern zeigten sich auch führende Manager erleichtert. Der Chef des Autokonzerns Daimler, Dieter Zetsche, sprach von einem „Abschluss der Vernunft“, der einen „nennenswerten Beitrag“ zur Arbeitsplatzstabilität leisten könne. 15

Angesichts der tiefsten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit hatten sich IG Metall und Arbeitgeber zuvor in Düsseldorf auf einen in dieser Art bisher einzigartigen Tarifkom-promiss verständigt. Er gibt den Unternehmen insbesondere neue Instrumente an die Hand, mit denen sie Kurzarbeit und andere Formen der Arbeitszeitverkürzung künftig zu geringeren Kosten nutzen können. So kann nun bei Kurzarbeit das Weihnachts- 20

und Urlaubsgeld anteilig verringert werden. Bedingung für die Anwendung der neuen Optionen ist, dass der Betrieb im Gegenzug jeweils eine befristete Jobgarantie ge-währt. Die laufenden Gehälter der Metaller werden in diesem Jahr nicht angehoben, erst im Frühjahr 2011 soll es eine in Teilen variable Erhöhung von 2,7 Prozent geben. 25

Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser beurteilte den Pakt als „eindrucksvolles Zeichen gemeinsamen Krisenmanagements“. IG-Metall-Chef Berthold Huber sprach von einer „fairen Lastenteilung“. Und das vor dem Hintergrund der Sorge, die Indus-trie könnte nun allmählich an die Grenzen ihrer bisherigen Jobsicherung stoßen. Dank der intensiven Nutzung von Kurzarbeit hat sich die Arbeitslosigkeit in Deutschland 30

bisher im Jahresvergleich um weniger als vier Prozent erhöht. In Spanien hat sie sich seit Ausbruch der Krise etwa fast verdoppelt. Ein Stellenabbau werde zwar trotz des neuen Pakts nicht zu vermeiden sein, warnte Kannegiesser. Doch werde sich damit ein „Dammbruch“ wohl verhindern lassen. 35

Dazu trägt zudem bei, dass viele große Konzerne mit ihren Belegschaften parallel firmenspezifische Jobpakte vereinbart haben. Ein solcher Vertrag läuft etwa bei Daimler noch bis 30. Juni. Wenn in Kürze über eine Anschlussregelung verhandelt wird, eröffnet der neue Metall-Flächentarif den Betriebsparteien beim Autobauer ganz neue Alternativen. Bei Daimler in Deutschland arbeiten 27.400 der 167.000 Mitarbei-40

ter derzeit kurz.

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Ähnliche Pakte gibt es bei zahlreichen anderen Dax-Unternehmen mit ihren zusam-men fast zwei Millionen Mitarbeitern in Deutschland. Auch der Autozulieferer Bosch mit 271.000 Mitarbeitern will trotz des ersten Verlusts in der Nachkriegsgeschichte 45

seine Kernbelegschaft halten. Und beim Lkw-Hersteller MAN, dessen Absatz um bis zu 50 Prozent eingebrochen ist, läuft ein entsprechender Vertrag bis 2012. Wichtige Werkzeuge sind dabei Kurzarbeit, Zeitkonten und verringerte Wochenarbeitszeiten. Quelle: Creutzburg, D./Sommer, U., Handelsblatt, Nr. 035, 19.02.2010, 1 50