Dossier Erinnerungen: DAS Wie sie uns KOMMT, prägen ... · Nr. 2 MI 4.1.2017 / DEUTSCHLAND 3,20...

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Nr. 2 MI 4. 1.2017 / DEUTSCHLAND 3,20 € ÖSTERREICH 3,40 € Mode DAS KOMMT, DAS BLEIBT Dossier Erinnerungen: Wie sie uns prägen, helfen – und täuschen Abnehmen 2017: Wie Sie Ihren Körper in den SCHLANKMODUS schalten DIE NEUE BRIGITTE- DIAT . . Traumziel Koh Samui Urlaub für die Seele Report Gibt es ein Comeback der Hausfrau? Blond oder braun So finden Sie den richtigen Haar-Ton 35 % RABATT AUF EINE FITNESS-UHR VON GARMIN: Vorteil nur für BRIGITTE-Leserinnen. Wenn die BRIGITTE-Exklusiv-Karte hier fehlt: Alle wichtigen Infos bekommen Sie auch auf Seite 95 BRIGITTE 2 2017 DIE NEUE BRIGITTE-DIÄT 2017 Schweiz 5,70 sfr, Belgien 3,60 €, Dänemark 32,00 dkr, Frankreich 4,40 €, Griechenland 4,50 €, Italien 4,40 €, Luxemburg 3,60 €, Niederlande 3,60 €, Portugal (cont.) 4,40 €, Spanien 4,40 €. Printed in Germany

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Nr. 2MI 4.1.2017 / DEUTSCHLAND 3,20 €

ÖSTERREICH 3,40 €

M o d e

DAS KOMMT,

DAS BLEIBT

Dossier

Erinnerungen:Wie sie uns

prägen, helfen– und täuschen

Abnehmen 2017: Wie Sie Ihren Körper in den SCHLANKMODUS schalten

DIE NEUEBRIGITTE-DIAT. .

Tr a u m z i e l Ko h S a m u i

Urlaub für die Seele

Re p o r t

Gibt es ein Comeback der

Hausfrau?

B l o n d o d e r b r a u n

So finden Sieden richtigen

Haar-Ton

35 % RABATT AUF EINE FITNESS-UHR VON GARMIN:

Vorteil nur für BRIGITTE-Leserinnen.Wenn die BRIGITTE-Exklusiv-Karte hier fehlt:

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BRIGITTE 2 2017D

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Schweiz 5,70 sfr, Belgien 3,60 €, Dänemark 32,00 dkr, Frankreich 4,40 €, Griechenland 4,50 €, Italien 4,40 €, Luxem

burg 3,60 €, Niederlande 3,60 €, Portugal (cont.) 4,40 €, Spanien 4,40 €. Printed in Germany

110 BRIGITTE.DE 2/2017

R E I S E T h a i l a n d

Sieht aus wie im Paradies? Fühlt sich auch so an!

Manchmal muss man weit weg fahren, um sich selbst nahe zu kommen. BRIGITTE-Redakteurin Nikola Haaks wollte

etwas Grundlegendes in ihrem Leben ändern und bekam den Anstoß auf der thailändischen Insel Koh Samui

F O T O S D J A M I L A G R O S S M A N N

Die Reise meines Lebens

R E I S E

„Umarme die Veränderung“

heißt das Programm,

das ich gebucht habe

Ganesha, der Weise Am Eingang des Resorts empfängt der elefantenkö pfige Hindu-Gott die Gäste

112 BRIGITTE.DE 2/2017

1 Kraftvoll Eine gute Thai-Massage ruckelt alles zurecht 2 + 3 Leicht Es gibt unendlich viele schöne

Ecken, an denen die Gedanken fließen können 4 Gläubig Bei einer Mönchs-Zeremonie zünden die

Angestellten Kerzen an

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R E I S E

Als ich beschloss, nach Thailand zu fahren, hatte ich eine anstrengende Trennung hinter mir und mein Herz einem ande-ren Mann geöffnet, der mein Herzinneres gar nicht so genau sehen wollte. Aber vielleicht war da auch nicht viel mehr zu sehen als ein riesiges Schlachtfeld, und er hatte recht. Es war ein großes Chaos, und anders als früher, kam ich über die Ereig-nisse nicht durch Weinen, Wut und Freundinnengespräche hin-weg. Irgendetwas in meinem Innern war komplett durcheinandergeraten. Es fühlte sich so an, als ob meine Seele eine ein- gehende Inspektion bräuchte.

Ich dachte an Oliver Stone und das „Kamalaya“. Eine Bekannte hatte mir von diesem magischen Ort auf Koh Samui erzählt, an dem man mit Chance den berühmten Regisseur beim Essen trifft. Aber unabhängig von Oliver Stone war dort etwas mit meiner Bekannten pas-siert, das ihr weiteres Leben beeinflusste. Ihre Erzählungen hatten mich sehr berührt, und ich spürte: Die Zeit ist reif, um an diesen Ort zu fahren. Einen Ort, der viel mehr ist, als ein Sterne-Resort unter Palmen. „It’s not a holiday, it’s a transformation“ steht unter anderem im Gästebuch des „Kamalaya“. Das Paket, das ich gebucht hatte, hieß „Embracing change“. Und ich war bereit, die Verände-rung zu umarmen. So was von!

Kurz nach der Ankunft auf Koh Samui, umarme ich erst mal mein Leben. Auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel fah-ren wir über die wuselige Insel: enge Stra-ßen, Wellblechhäuser, Garküchen, Läden – pralles, volles Leben. Und dann geht es eine schmale Straße entlang ins Parallel-universum. Als ich aus dem Auto steige, ist es plötzlich ganz ruhig. An der Rezeption ein Schrein mit Kerzen und einem lie-genden Buddha. Das hier ist ein spiritueller Ort, keine Frage.

Das „Kamalaya“ schmiegt sich mit seinen vielen hölzernen Gebäuden und kleinen Hütten an einen Hang, der direkt in eine Bucht führt. Üppiges tropisches Grün, mehrere Pools, dazwi-schen Treppchen und Wege zu den einzelnen Häuschen, in denen die Gäste untergebracht sind. Meines hat eine hölzerne Veranda und eine große Fensterfront mit Blick in den

Dschungel. Zwischen den Zweigen der Pflanzen hindurch, kann ich das Meer sehen, auch aus dem Bett.

Am nächsten Tag treffe ich Rajesh. Der Inder wird mein Mentalcoach für die nächsten zehn Tage sein. Er war mal Ban-ker und ging anschließend ein paar Jahre als Mönch in ein bud-dhistisches Kloster, bevor er Lehrer im „Kamalaya“ wurde. Es

gibt Menschen, die kommen nur seinet-wegen hierher. Was mein Ziel sei, fragt mich Rajesh. „Ich möchte alte Muster durchbrechen und nicht mehr in endlo-sen Grübeleien darüber versinken, was ich hätte anders oder besser machen kön-nen. Ich bin total verunsichert und trau-rig.“ Rajesh schweigt erst mal. Dann sagt er: „Das Problem ist, dass wir immer ver-suchen, dem Schmerz auszuweichen, statt ihn zuzulassen. Wir stellen Fragen, wir versuchen zu verstehen, wir klagen an. Wir tun alles, nur nicht akzeptieren, dass wir einen kleinen Tod sterben müs-sen, um wieder leben zu können.“

Ich nicke ehrfürchtig, während ich aus dem Fenster seines Zimmers die Palmen-wipfel sehe. Aber wie genau soll das jetzt gehen? Ich habe mir doch schon die Seele aus dem Leib geheult. Er, Rajesh, werde jetzt ganz genau schauen, wie ich versu-che, dem Schmerz zu entkommen, und dann alle Türen zumachen. „No escapes, okay?“. Ja. Okay.

Leicht benommen gehe ich zum Strand und lege mich auf eine der Liegen, um das alles sacken zu lassen. Das Gute ist, dass im „Kamalaya“ irgendwie alle immer leicht benommen sind. Weil sie gerade

eine Massage-Anwendung hatten, eine Meditation oder über etwas nachdenken. Man fällt also nicht auf, wenn man etwas derangiert durch die Gegend läuft. Und man findet immer einen Platz, an dem man wieder zu sich kommen kann. In meinem Fall ist es die Strandliege am Rand der kleinen Bucht unter dem großen Cashew-Baum. Hier bin ich jeden Tag, blicke weit über das türkisblaue Meer und versuche das loszulassen, was mich blockiert. Zwischendurch plaudere ich mit Suwit, dem Strand-Boy, oder schwimme eine Runde mit Rob, dem Polizisten aus

Beim Laternen- Ritual schicken

alle ihre Wünsche in den Himmel

A

114 BRIGITTE.DE 2/2017

1 + 3 Auszeit An den Pool oder ans Meer? Wohin immer es die Seele gerade treibt 2 + 4 Appetit Das Essen ist traditionell –

und sensationell. Selbst kalorienarme Detox-Gerichte schmecken köstlich. Und die Trink-Kokosnuss ist ein Muss 5 Atmosphäre

Wer im „Kamalaya“ eincheckt, steht erst mal vor dem Buddha-Schrein und spürt: Hektik und Trubel sind hier ganz weit weg

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R E I S E

Bisher war mir eher nach Ruhe, auch beim Essen. Ich habe so viel mit mir selbst zu tun. Heute bin ich neugierig, wollte zu den anderen. England, Colorado, Australien – alles ist vertreten. Die einen möchten einfach gesund essen und Yoga machen, andere erholen sich von einem Burn-out. Jeder hat hier sein Thema.

Lyndsay gehört eine große Künstler-agentur in London, die unter anderem Daniel Craig vertritt. Sie hat für eine Woche eine der Strandvillen mit eigenem Pool gebucht. Nahezu unbezahlbar, aber natürlich grandios. Lyndsay ist hier zur „Stress-Reduction“, wie sie sagt. Und fast ein bisschen stressig finden wir beide das Essen am großen Tisch. Obwohl ich sonst so gesellig bin, merke ich, wie dünn

meine Membran gerade ist. Und wie sehr es mich entspannt, die Tage nur mit meinen Anwendungen, kleinem Smalltalk mit Suwit und Rajesh-Sitzungen zu verbringen.

Mit ihm mache ich mittlerweile eine Mischform aus Gespräch und begleiteter Meditation, die mir sehr guttut. Der emotionale Tornado, der seit Monaten in meinem Inneren gewütet hat, kommt langsam zur Ruhe. Ich bekomme Abstand zu den Din-gen und mehr Klarheit. Fange an zu verstehen, warum alles so

Japan, im Meer. Man ist im „Kamalaya“ zwar allein – wenn man es möchte – aber nicht einsam. Viele der Gäste sind Ein-zelreisende, es gibt aber auch Paare oder Freundinnen-Gespanne.

Außer den Sitzungen bei Rajesh gehö-ren diverse Massagen und Akupunktur-behandlungen zu meinem Programm. Also liege ich irgendwann auf Aarons Liege, und er jagt mir ein paar Nadeln an die entsprechenden Stellen: Rücken, Knie, Knöchel. Die Nadeln sollen meine Traurigkeit lindern und mich ausgegli-chener machen. Das Qi, die Lebensener-gie, soll wieder ungehindert fließen. Als er eine in die Mitte des Hinterkopfes setzt, frage ich: „Wofür ist die?“ – „Die stoppt das Grübeln“, sagt Aaron. Davon will ich mehr, denke ich nur.

An einem der nächsten Abende lerne ich Lyndsay kennen. Sie sitzt mit mir am Community-Table, dem großen Tisch für Alleinreisende, die zum Essen Lust auf Gesellschaft haben. Man tauscht sich über die letzte Yoga-Stunde aus, die unfassbar gut schmeckenden Detox-Gerichte, Rajeshs Weisheit oder die Healing-Sessions bei Anna Hughes, einer berühmten Heilerin aus Hongkong, die gerade für ein paar Wochen hier ist.

Man ist hier zwar ganz für sich,

wenn man es möchte. Aber nicht einsam

Schnell noch Gedanken sammeln – selbst die „Wartezimmer“ sind hier Open Air

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R E I S E

passiert ist, und was meine Trigger waren. Und vor allem fange ich an zu akzeptieren, dass das Erlebte am Ende Sinn machen wird. Auch wenn es sich vielleicht gerade noch nicht so anfühlt. Ich bin auf einem Weg, der wichtig ist.

Einmal esse ich mit Karina und John zu Mittag, den Gründern des „Kamalaya“. Die beiden sind die Seele des Ortes und gehören zu den warmherzigsten Men-schen, die mir jemals begegnet sind. Wir sitzen unter dem Cashew-Baum, und John erzählt die unglaubliche Geschichte ihrer Liebe. Kennengelernt haben sie sich 1982, als John in einem Ashram im Hima-laya lebte. Karina war dort beruflich hin-gereist, John sah sie ... Er sagt: „Ich war sofort verliebt und wusste, dass ich diese Frau heiraten will.“ Sie begannen eine Brieffreundschaft, es ging ja nicht anders, denn John blieb Mönch. Und Karina sah ihn all die Jahre als sehr guten Freund, nicht aber als potenziellen Ehemann. Es kamen und gingen weitere elf Jahre und für Karina zwei Lebensgefährten, bis John das Kloster verließ, und die beiden schließlich zueinanderfan-den. „Ich habe gelernt, geduldig zu sein“, sagt John und lacht. Das „Kamalaya“ ist nun ihr Traum, den sie sich vor elf Jahren verwirklicht haben.

Es fällt mir schwer, diese traumhafte Käseglocke zu verlassen, aber dennoch juckt es mich, einen Ausflug nach Lamai Beach zu machen. Dort war ich vor 15 Jah-ren mit meinem damaligen Freund. Wir wohnten in kleinen billigen Holzhütten direkt am Strand und aßen in Garküchen. Ich nehme mir ein Taxi und fahre los. Lamai Beach ist mittlerweile ein absolu-ter Touristen-Spot. Die Sandpiste ist asphaltiert, aber das wuselige Leben, die Tuk-Tuks, die Läden mit den ganzen Fake- Klamotten, der Geruch nach Gebratenem in der schwülen Luft – alles ist auch ein bisschen wie früher. Ich lasse mich durch die Gassen treiben, nehme einen Drink am Strand und genieße es, hier zu sein.

Als ich an diesem Abend in meine Dschungelhütte krieche, um mich herum die Geräusche der Nacht, lese ich in einem Buch einen Spruch von Buddha: „Am Ende zählen nur drei Dinge: Wie sehr du geliebt hast, wie sanft du gelebt hast und wie anmutig du die Dinge hast gehen lassen, die nicht für dich bestimmt waren.“ Und da fällt mir wieder die Frage

ein, die ich John noch gestellt habe: „Glaubst du, man kann einen Fehler machen und sein Schicksal verpassen?“ – „Gute Frage“, sagte John. „Aber ich denke, wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere, und du bekommst eine neue Chance.“

R E I S E - I N F O SHIN KOMMENNach Koh Samui fliegt man über Bangkok. Der Flug dauert etwa eine Stunde. Am Flughafen auf Koh Samui holt einen ein „Kamalaya“-Fahrer ab.DA S R ES ORTDas „Kamalaya“ nennt sich „Wellness Sancturary and Holistic Spa Resort“ und ist nicht gerade günstig. Aber man bekommt für sein Geld wirklich viel geboten: Yogastunden, Meditationen, Vorträge etc. Es lohnt sich, Programme wie „Detox“, „Yoga“, „Emotional Balance“ oder „Stress-Reduction“ zu buchen – dann hat man Vollpension inklusive (drei Mahlzeiten am Tag). Und das Essen ist ein Traum: gesund, frisch, köstlich. Wer möchte, kann natürlich auch ohne „Input“ dort Zeit verbringen, einige Gäste verbinden einen Kurzaufenthalt mit einer größeren Thai-land-Reise. Drei Nächte sind allerdings Minimum.Die preiswerteste Unterkunft sind Doppelzimmer (unbedingt nach einem mit „View“ fragen, einige sind etwas dunkel), sehr beliebt sind die etwas teureren „Seaside Suites“ mit Meerblick und Balkon, außerdem

kann man die „Seaview Villas“ buchen, Häuser in verschiedenen Größen/Kategorien. DZ ab 110 Euro/p. P. Das Programm „Embracing Change“ kostet alles inklusive ab 3135 Euro für 7 Nächte (ohne Flug!). Günstigste Reisezeit: 1. Mai bis 31. Oktober. Weitere Infos: www.kamalaya.comKOH SAMUIDie Insel ist neben Phuket eines der meist frequen-tierten Ziele, liegt im Golf von Thailand und wurde daher 2004 vom Tsunami verschont. Es lohnt sich auf jeden Fall, einige Ausflüge zu machen. Das „Kama laya“ bietet u. a. eine Tempeltour an, man kann aber auch gut und günstig mit dem Taxi fahren. Sehenswert, wenn auch sehr touristisch: die Orte Chaweng und Lamai mit langen Stränden, vielen Bars, Shops, Märkten ... Weniger spannend ist die Hauptstadt Nathon. Infos: www.thailandtourismus.de/urlaub/reiseziele/highlights/koh-samuiGUT ZU WIS SENEinige der Villen im „Kamalaya“ haben Außenbäder. Duschen unter freiem Himmel ist toll, wer aber Angst vor Getier hat, sollte nach einem Innenbad fragen.

Rein ins Gewusel – beim Ausflug nach Lamai

Karina und John sind die Gründer des

„Kamalaya“ – und seine Seele

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