DP Karriere 01|11 XX | XX Jahrgang Gamedesign-Studenten ... fileDas 3D-Projekt, das unbedingt...

5
Faktor Mensch Die Mediadesign Hochschule (MD.H) ist eine der führenden Hochschulen für Medien und Design in Deutschland. Sie bil- det an den drei Standorten in Berlin, Düsseldorf und München den kreativen Nachwuchs von morgen aus. Die DP hat die MD.H am Standort München besucht und sich ein Bild von der Ausbildung gemacht. von Sabine Hatzfeld D er Rundgang beginnt in einem großen Raum, Rechner surren, das Computer- spiel „Tink“ entsteht. 24 Hände gestal- ten Kanten, texturieren, entwerfen Bäume, bunte Gebäude, programmieren Bewegungs- abläufe. Farbenfrohe Pappmaschee-Figuren stehen auf den Tischen. „Um ein Gefühl für diese Welt und die Figuren zu bekommen, ha- ben wir zuerst mit Pappe gearbeitet“, erklärt Bianca Dörr, „denn die Charaktere sollten wie gebastelt aussehen. Erst danach folgten digi- tale Zeichnungen auf dem Grafiktablett.“ Die Studentin befindet sich im 5. Semester des Bachelorstudiums Gamedesign und ar- beitet wie die anderen 21 Kommilitonen ihres Jahrgangs an ihrem 3D-Projekt (www.spiele gestalter.de). Ein Jump & Run wird es, bunt und fröhlich, der Architekturstil dieser Welt ist angelehnt an Hundertwasser. Also kur- venreich, ausgeflippt, keinen physikalischen Gesetzen folgend. Aber zunächst muss das Eingangslevel stehen, danach sind noch drei weitere Level geplant, in denen man sich gegen böse Farbfresser verteidigen muss. Entwerfen, abstimmen, verwerfen, verglei- chen, liegen lassen, umarbeiten, entschei- den. Allein die Entwürfe für den Handschuh des Spiele-Characters nahmen Wochen in Anspruch. Alles soll genau ausgearbeitet sein, soll funktionieren, man will zeigen, was man kann. Denn die Studenten können ihre Arbeiten auf der Fachmesse gamescom am Stand der Hochschule präsentieren. Dort lässt sich das Game anspielen, man bekommt Feedback vom User. „Und wenn man Glück hat kommen Interessenten, die das Spiel ver- markten wollen“, hofft Texture-Artist Dörr. Frischer Wind für die Branche Dass sich Firmen für neue Ideen von MD.H- Studenten begeistern können, beweist unter anderem das Spiel „daWindci“. Der Prototyp wurde vergangenes Jahr auf der gamescom ausgestellt und gewann den Gamesload New- comer Award 2010. Daraufhin trat der Münch- ner Entwickler Reality Twist an das Studen- tenteam um Dominik Abé und Johannes Roth Jahrgang Gamedesign-Studenten arbeiten an ihrem 3D-Projekt. Die Pappmaschee-Figur lieferte die Vorlage für die Character Fotos: MD.H, Michael Kiem heran, die sich ebenfalls im 5. Semester des Gamedesign-Studiums befinden. Ursprüng- lich als PC-Spiel angedacht, entstand nun die Idee, das Spiel für iPad und iPhone zu modi- fizieren. „Das bringt eine enorme Verbesse- rung für den Spielfluss“, erklärt Program- mierer Abé. Denn der Spieler bewegt einen Heißluftballon durch allerlei Hindernisse hindurch, nur mit einem Windstoß. Dieser wurde zunächst mit einer Mausbewegung er- zeugt. „Aber eine Streichbewegung auf einem Touchscreen, ist natürlich viel besser geeig- net“, erklärt Abé. Reality Twist stellt den Studenten Lizenzen und Arbeitsplätze in der Firma zur Verfügung, im April soll bereits der Verkauf über iTunes starten. „Das bedeutet wenig Freizeit im Mo- ment“, sagt Abé und lacht. Seit drei Mona- ten arbeiten die beiden jeden Tag bis 11 Uhr nachts, neben dem Studium. Gut, dass die Studenten in den Projektphasen auch einen Schlüssel der MD.H erhalten können. „Klar ist das anstrengend“, sagt Abé, „aber die Chan- ce war einfach zu groß. Zudem ist es einfach 29 XX | XX DP KARRIERE 01|11

Transcript of DP Karriere 01|11 XX | XX Jahrgang Gamedesign-Studenten ... fileDas 3D-Projekt, das unbedingt...

Faktor MenschDie Mediadesign Hochschule (MD.H) ist eine der führenden Hochschulen für Medien und Design in Deutschland. Sie bil-det an den drei Standorten in Berlin, Düsseldorf und München den kreativen Nachwuchs von morgen aus. Die DP hat die MD.H am Standort München besucht und sich ein Bild von der Ausbildung gemacht. von Sabine Hatzfeld

Der Rundgang beginnt in einem großen Raum, Rechner surren, das Computer-spiel „Tink“ entsteht. 24 Hände gestal-

ten Kanten, texturieren, entwerfen Bäume, bunte Gebäude, programmieren Bewegungs-abläufe. Farbenfrohe Pappmaschee-Figuren stehen auf den Tischen. „Um ein Gefühl für diese Welt und die Figuren zu bekommen, ha-ben wir zuerst mit Pappe gearbeitet“, erklärt Bianca Dörr, „denn die Charaktere sollten wie gebastelt aussehen. Erst danach folgten digi-tale Zeichnungen auf dem Grafiktablett.“

Die Studentin befindet sich im 5. Semester des Bachelorstudiums Gamedesign und ar-beitet wie die anderen 21 Kommilitonen ihres Jahrgangs an ihrem 3D-Projekt (www.spiele gestalter.de). Ein Jump & Run wird es, bunt und fröhlich, der Architekturstil dieser Welt ist angelehnt an Hundertwasser. Also kur-venreich, ausgeflippt, keinen physikalischen Gesetzen folgend. Aber zunächst muss das Eingangslevel stehen, danach sind noch drei weitere Level geplant, in denen man sich gegen böse Farbfresser verteidigen muss.

Entwerfen, abstimmen, verwerfen, verglei-chen, liegen lassen, umarbeiten, entschei-den. Allein die Entwürfe für den Handschuh des Spiele-Characters nahmen Wochen in Anspruch. Alles soll genau ausgearbeitet sein, soll funktionieren, man will zeigen, was man kann. Denn die Studenten können ihre Arbeiten auf der Fachmesse gamescom am Stand der Hochschule präsentieren. Dort lässt sich das Game anspielen, man bekommt Feedback vom User. „Und wenn man Glück hat kommen Interessenten, die das Spiel ver-markten wollen“, hofft Texture-Artist Dörr.

Frischer Wind für die Branche

Dass sich Firmen für neue Ideen von MD.H-Studenten begeistern können, beweist unter anderem das Spiel „daWindci“. Der Prototyp wurde vergangenes Jahr auf der gamescom ausgestellt und gewann den Gamesload New-comer Award 2010. Daraufhin trat der Münch-ner Entwickler Reality Twist an das Studen-tenteam um Dominik Abé und Johannes Roth

Jahrgang Gamedesign-Studenten arbeiten an ihrem 3D-Projekt. Die Pappmaschee-Figur lieferte die Vorlage für die Character

Foto

s: M

D.H

, Mic

hael

Kie

m

heran, die sich ebenfalls im 5. Semester des Gamedesign-Studiums befinden. Ursprüng-lich als PC-Spiel angedacht, entstand nun die Idee, das Spiel für iPad und iPhone zu modi-fizieren. „Das bringt eine enor me Verbesse-rung für den Spielfluss“, erklärt Program-mierer Abé. Denn der Spieler bewegt einen Heißluftballon durch allerlei Hindernisse hindurch, nur mit einem Windstoß. Dieser wurde zunächst mit einer Mausbewegung er-zeugt. „Aber eine Streichbewegung auf einem Touchscreen, ist natürlich viel besser geeig-net“, erklärt Abé.

Reality Twist stellt den Studenten Lizenzen und Arbeitsplätze in der Firma zur Verfügung, im April soll bereits der Verkauf über iTunes starten. „Das bedeutet wenig Freizeit im Mo-ment“, sagt Abé und lacht. Seit drei Mona-ten arbeiten die beiden jeden Tag bis 11 Uhr nachts, neben dem Studium. Gut, dass die Studenten in den Projektphasen auch einen Schlüssel der MD.H erhalten können. „Klar ist das anstrengend“, sagt Abé, „aber die Chan-ce war einfach zu groß. Zudem ist es einfach

29

XX | XXDP Karriere 01|11

großartig, eine Idee zu verwirklichen. Wir ar-beiten seit circa 2 ½ Jahren daran, und es hat uns immer Spaß gemacht“, freut sich Abé, der zusammen mit Kommilitone Roth für dieses private Projekt auch eigens eine GbR ge-gründet hat (www.mimimi-productions.de). Geld für die Entwicklung erhalten sie keines, dafür werden sie aber an den Verkäufen pro-zentual beteiligt.

Ausgezeichnete Ausbildung

„Wir haben uns eine Reputation in der Spiele-branche erarbeitet“, sagt Professor Dr. Axel Hoppe, Dekan Gamedesign an der MD.H. „Nicht zuletzt durch die vielen Auszeich-nungen, in den vergangenen Jahren.“ So er-hielt neben daWindci auch das Spiel „Night of Joeanne“ den Gamesload Newcomer Award beim Deutschen Entwicklerpreis im Jahr 2010, „Grounded und „Phobos“ erhielten die-sen 2009. Ob Auszeichnungen in der Kategorie „Bestes AR-Spielkonzept“ der Firma metaio oder Preise beim Living Games Festival, dem Deutschen Computerspielpreis, der Next-Le-vel-Conference oder eine Games-Förderung über 20.000 Euro vom FilmFernsehFonds (FFF) Bayern (Astroslugs Adventures, 2010) – der Name MD.H fällt oft. daWindci wurde überdies für den Deutschen Computerspiel-preis 2011 nominiert. Zudem nehme die MD.H an Konferenzen teil und veröffentliche Publi-kationen im Gamessektor, ergänzt Hoppe.

Games und Wissenschaft

Kaffeebecher stapeln sich auf den Tischen, konzentriertes Arbeiten. Eigentlich geht der reguläre Studienbetrieb nur bis halb Drei nachmittags, aber auch am Abend sind die Räume noch belegt. „Ich werde gleich mal den Pizzabringdienst anrufen“, erklärt ein junger Student. „Ich muss heute noch etwas fertig machen.“ Das 3D-Projekt, das unbedingt fer-tig gestellt werden muss, heißt „Revelation“. Thorsten Wahner studiert ebenfalls im 5. Semester Gamedesign und wird aus diesem Projekt seine Bachelor-Arbeit ableiten.

Charakterdefinition und Gewalt – ein viel diskutiertes Thema, zu dem es aber kaum Erhebungen gebe. Die Frage ist, wie funkti-oniert die Schnittstelle zwischen dem Spie-ler vor dem PC und dem Charakter im Spiel. Überträgt der Character Moralwerte auf den Spieler oder umgekehrt? Gameplay und Kon-zeption werden nach der BA-Prüfung im Juli ebenfalls beim Deutschen Computerspiel-preis 2011 eingereicht.

Masterstudium an der MD.H

Eine leere Toffifee-Packung, diesmal eine Dose mit Instant-Cappuccino. Fast leer. Es ist 19 Uhr. Ein Teilnehmer des 6-köpfigen Master-

Studiengangs Gamedesign arbeitet noch. Cy-rus Mobasheri hat Medieninformatik studiert, vier Jahre programmiert und möchte sich nun auf Gamedesign spezialisieren. Anhand von Opensource-Software entwickelt er in einem offenen Projekt, das auch BA-Studenten of-fensteht, eine Games Engine, die künftig auch im Lehrbetrieb der MD.H eingesetzt werden soll. Prof. Dr. Hoppe ergänzt: „Im Master kön-nen Teilnehmer über die Infrastruktur der MD.H alles über das Computerspiele entwer-fen lernen. Sie sind angehalten, mit anderen Studierenden gemeinsam Projekte zu reali-sieren. Dazu brauchen wir ein buntes Gefüge aus Teilnehmern, die andere Studiengänge absolviert haben, also Informatik, Medien-psychologie, Soziologie oder Mediadesign.“

Wir sind eine große Familie

Der Rundgang ist fast beendet, aber es dau-ert, bis man das Münchner Campusgelände auf einer Fläche von 5.500 Quadratmetern gesehen hat. Mittlerweile ist es 20:00 Uhr. Hörsäle, Tonstudio, der Greenscreen-Raum, das Schwimmbad zum Entspannen sowie die Druck- und Satzwerkstatt sind jetzt leer. Die Modedesigner schneidern auch noch.

Schließlich müssen – wie bei den Game- und Digital-Film-Designern auch – Projekte fertig gestellt oder Wettbewerbsbeiträge eingereicht werden.

„Wir können uns vor Bewerbungen nicht retten. Aber wir wollen auch nicht endlos wei-terwachsen“, sagt Pressesprecherin Maren Müller-Bierbaum. Derzeit seien es 1.300 Stu-denten bundesweit. Ein Stopp sei bei 1.500 ge-plant. In München, wo Gamedesign seit 2003 gelehrt wird, seien derzeit 84 Studierende für Gamedesign eingeschrieben und seit 2010 acht für den jüngsten Fachbereich an der MD.H München: Digital Film Design – VFX/Animation, was aber ausgebaut werde. An der MD.H Berlin, wo der Fachbereich Digital Film Design aus der Babelsberg Film School her-vorgegangen ist, und dadurch bereits an eine mehrjährige Tradition anknüpft, studieren 57 junge Film Designer VFX/Animation und 57 Gamedesign.

„Wir sind hier schon eine große Familie“, sagt die Pressesprecherin. Und Professor Dr. Hoppe ergänzt: „Ein Student sagte einmal, an die MD.H zu kommen, ist wie nach Hause zu kommen. Manchmal sieht’s dann halt auch so aus“, lacht er, „aber aufgeräumt wird natür-lich auch immer.“ ❯ sha

DP sprach mit Bianca Dörr und Dominik Abé über die Ausbildung an der MD.H. Beide stu-dieren im 5ten Semester Gamedesign und arbeiten zurzeit an ihrem 3D-Projekt, dem farbenfrohen Jump & Run-Spiel „Tink“. Beide haben zudem an dem preisgekrönten Spiel daWindci für iPhone und iPad mitgearbeitet, das im April dieses Jahres voraussichtlich verkauft werden wird.

DP: Warum habt ihr euch für ein Studium an der MD.H in München entschlossen? Dominik Abé: Für mich war ein staatlicher Ba-chelor eine Grundvoraussetzung, die andere private Schulen ausgeschlossen hat.

Bianca Dörr: Ich habe im Jahr vor Beginn meines Studiums das Gamescamp der MD.H besucht. Dieser dreiwöchige Kurs hat mir so gut gefallen, dass die Entscheidung nicht schwer fiel.

DP: Wie kann man sich den Ablauf des Studi-ums vorstellen? Dominik Abé: Zunächst werden Grundlagen vermittelt, und zwar jeweils vier Wochen lang zu Themen wie Typographie, Flash-Pro-grammierung, Modeling in Ton und 3D oder Animation. An jedes Modul schließt sich eine praktische Prüfung an. In dieser Studienpha-se muss man herausfinden, worauf man sich

Selbststudium ist gefragt

Hundertwasser Das Gamedesign in „Tink“ ist angelehnt an die Farbewelten des Künstlers

WWW.DIGITALPRODUCTION.COM30

DP sprach mit den Professoren Dr. Axel Hop-pe (Gamedesign) und Eckhard Rocholl (Digital Film Design – VFX/Animation) über das Aus-bildungskonzept an der MD.H.

DP: Herr Hoppe, Herr Rocholl, was ist das Be-sondere an der MD.H? Axel Hoppe: An der MD.H studiert man. Das ist zum einen ein ganz anderer Ansatz als eine spezialisierte Ausbildung, wie sie andere In-stitutionen anbieten. Bei uns durchläuft man ein breites Grundstudium. Das bedeutet, dass programmieraffine Leute zeichnen müssen und designaffine Studenten programmieren. Zum anderen: Studieren hat viel mit Eigenver-antwortung zu tun. Während der Projektpha-sen, die über ein Drittel der Studienzeit ein-

»Nicht lang rumreden, sondern was

tun. Dann klappt’s auch«

Bianca Dörr und Dominik Abé

nehmen, erarbeitet man sich ein individuelles Profil. Die Studenten entscheiden, welche Aufgabe sie im Team übernehmen. Das muss als Chance begriffen werden.

Ein weiterer Punkt ist die Infrastruktur der MD.H und damit der Faktor Mensch. Die Studierenden werden angeregt, miteinander zu kommunizieren, und dadurch einander zu achten. Das wird ermöglicht durch gemein-same Kurse und Projekte zwischen Medien-managern, Gamedesignern, Digital Film De-signern und anderen Fachbereichen. Es gibt keine Massenveranstaltung. Maximal 24 Stu-dierende befinden sich in einem Jahrgang, die Projektgruppen umfassen circa fünf Leute. Eckhard Rocholl: Die MD.H verfolgt eher ein Coaching-System wie in Amerika. Wir Pro-

Coaching-System wie in USA

Sheepy Das kleine Hilfetool aus dem Game „Tink“

daWindci Studentin Bianca Dörr be-wegt den Heißluftballon, indem sie mit den Fingern Wind erzeugt

später spezialisieren möchte. Bianca Dörr: Die im ersten Jahr vermittelten Grundlagen braucht man, um das Projekt des zweiten Semesters handhaben zu kön-nen. Das ist ein 2D-Spiel, für das man vier Wochen Zeit hat. Danach fängt die eigene Spezialisierung an. Im dritten Semester steht

ein Videoprojekt auf dem Plan, im vierten ein 3D-Projekt und zuletzt das Abschlussprojekt und die Bachelor-Arbeit. Diese kann aus dem 3D-Projekt resultieren, muss aber nicht.

DP: War diese Grundausbildung für euch von Vorteil? Bianca Dörr: Ich hatte mich für Grafik inte-ressiert und bin dann von der Concept Art zur Texturierung gekommen. Ich liebe es, Ober-flächen in Photoshop zu gestalten, kann aber nichts mit 3D anfangen, was ich durch die vie-len Module herausgefunden habe. Dominik Abé: Mich hat zunächst ausschließ-lich der Grafikbereich interessiert, da ich Kunst-Leistungskurs hatte. Aber mittlerwei-

le bin ich Programmierer geworden. Ohne dieses breite Spektrum am Anfang wäre ich nie darauf gekommen, dass mir diese Arbeit so gut liegt.

DP: Was gefällt dir so gut daran? Dominik Abé: Man bekommt schnell ein

Feedback, ob und wie etwas funkti-oniert oder nicht. Das Lösen von Problemen an sich macht Spaß, denn es gibt ja nicht den Weg,

wie ein Character läuft, sondern vielleicht 100 Ansätze, das zu programmieren.

DP: Auf was muss man sich einstellen? Bianca Dörr: Viel Arbeit. Die Grundkenntnisse werden einem beigebracht, aber man muss selber noch zuhause den Stoff vertiefen. Hier

ist Selbststudium gefragt! Dominik Abé: Man muss einfach dabei sein, sonst lohnt es sich nicht. Man muss seinen ei-genen Weg finden, auch zuhause lernen und dabei offen sein für die verschiedenen Modu-le, sonst hat man keinen Spaß.

DP: Habt ihr schon Pläne für die Zeit nach der MD.H? Dominik Abé: Mich interessiert das Prototy-ping. Ich denke mir eine Spielidee aus, schrei-be ein kleines Programm, setze damit diese Idee um. Es macht mir Spaß, andere für meine Ideen zu begeistern. Außerdem scheint dieser Bereich in der Branche gerade recht gefragt zu sein, denn oft fehlt es Gamedesignern an der „Programmiererdenke“ und umgekehrt Bianca Dörr: Ich würde am liebsten gleich in die Spielebranche als Gamedesignerin ein-steigen. Dabei interessieren mich eher co-micartige Spiele als zu stark ausgeprägter Realismus.

DP: Ein letzter Tipp für den Nachwuchs?Dominik Abé: Um in die Gamesbranche zu kommen, sollte man schon ein Studium ab-solviert haben. Hier trifft man Gleichgesinnte, arbeitet im Team, knüpft Kontakte mit Firmen, geht auf Messen. Prinzipiell gilt aber meiner Meinung nach: Nicht lang rumreden, sondern was tun. Dann klappt’s auch. ❯ sha

31

XX | XXDP Karriere 01|11

Die MD.H bietet in München, Berlin und Düsseldorf die Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement, Mediade-sign, Gamedesign, Digital Film Design – Ani-mation/VFX und Modedesign an. Gamedesign-Absolventen der drei Standorte arbeiten beispielsweise bei Firmen wie Big-point, Blue Byte, Gameforge, Games Factory Ruhr oder Crytek. Einige Gamedesign-Absolventen der MD.H München haben nach ihrem Studium erfolgreich eigene Firmen gegründet wie Chimera Entertainment (www.chimera-entertainment.de), Augmen-ted Minds (www.augmented-minds.com) oder Bit Barons (www.bitbarons.com).

MD.H-absolventen

fessoren können viel früher erkennen, wo die Stärken der Studierenden liegen. Private Systeme sind auf Grund dieser intensiven Be-gleitung jedes einzelnen Studierenden in der Lage, Studenten schneller auf ein höheres Niveau zu bringen als traditionelle Studien-wege.

DP: Was muss man als Bewerber für ein Studi-um an der MD.H mitbringen? Axel Hoppe: Für Gamedesign muss man vorher weder programmieren können, noch gut zeichnen, modellieren oder animieren. Das wird alles beigebracht. Viel wichtiger ist es, dass man gut beobachten kann, sich für Kultur interessiert, reist, Museen besucht, Trends verfolgt, Musikvideos ansieht oder sich Sendungen antut wie „Deutschland sucht den Superstar“. Man muss wissen wie diese Welt funktioniert, denn sie müssen eine Game-Welt gestalten. Ein Gamedesigner ist Botani-ker, Chemiker, Physiker, Architekt, Historiker. Er muss sich in all diese Bereiche einarbeiten können, dieses Wissen strukturieren und auf die Spielidee anwenden. Eckhard Rocholl: Man muss mit Fleiß bei der Sache sein. In der Postproduktion gibt es spä-ter im Regelfall keine 8-Stunden-Tage, son-dern ein Produkt ist fertig, wenn es fertig ist. Das geht nur, wenn man wirklich Freude an seiner Arbeit hat. Man sollte auch Spaß daran haben mit Menschen zusammenzuarbeiten. Und man steht mit seiner Arbeit permanent in der öffentlichen Kontrolle, auch dafür muss man bereit sein.

DP: Was zeichnet Studenten der MD.H aus? Axel Hoppe: Unsere Studenten haben gelernt, wie man lernt. Sie können sich neuen Heraus-forderungen stellen, daraus Workflows ab-leiten und für sich optimieren. Projektphasen

werden so durchgeführt wie in der Industrie: Die Studierenden pitchen und es werden kei-ne unvollendeten Sachen abgegeben. Dafür muss man erfolgreich als Team arbeiten.

DP: Was zeichnet den Studiengang Gamede-sign aus? Axel Hoppe: Die „Mission“ unseres Studien-gangs ist es, Computerspiele in einem wissen-schaftlichen Kontext zu produzieren. Die Ba-chelor-Arbeit besteht aus einem praktischen Teil und einer theoretisch-wissenschaftlichen Ausarbeitung. Beides muss im Rahmen eines Kolloquiums verteidigt werden. Zudem prä-sentieren die Studenten ihre Arbeit öffentlich im Rahmen einer Abschlussfeier. Dennoch haben wir die Anforderungen der Industrie an die Studenten im Blick. Sie lernen neben praktischer Projektarbeit alles, was man zum Entwickeln von Computerspielen braucht und arbeiten mit aktueller Software wie 3ds Max, C#, C++, Unreal Engine, Grafiksoftware, Soundengine oder Skriptingprogrammen.

DP: Wie sind die Berufsaussichten für Gamedesigner und für Absol-venten des Stu-diengangs Digital Film Design – VFX/Animation? Axel Hoppe: Die Gamesbranche in Deutschland wächst. Allein im vergangenen Jahr um 11 Prozent. Die Einstiegschancen sind für qualifizierte Leute sehr gut. Browser-games boomen und es entstehen Trends wie Stereo 3D oder Augmented Reality (AR), die neue Spielideen gestatten. So haben unsere Studenten zusammen mit der Münchner Fir-ma Metaio ein AR-Spiel gebaut. Generell kann man den Spielemarkt aber nur schwer vor-

hersagen, da er unglaublich dynamisch ist.Eckhard Rocholl: Im Bereich Postproduktion/Commercial schaffen Studenten wunderbar den Berufseinstieg. Dieser Bereich ist ge-kennzeichnet durch kleine bewegliche Teams, die überall in Deutschland angesiedelt sind,

und er wächst! Daneben finden Absolventen beider Studiengänge viele Aufgaben im Feld der Visualisierung von Information. Seien es visuelle Darstellungen für die Forschung, die Medizin oder Konzeptionen für die Industrie. Eine Autostraße, die simuliert, wie ein Auto zusammengebaut wird, hat sehr viel mit einem Game und den verschiedenen Leveln gemein. ❯ sha

Hero-Character Allein die Entwürfe für den Hand-schuh der Figur nahmen Wochen in Anspruch

Projektarbeit Eine Digital-Film-Design-Studentin im ersten Semester arbeitet an einem Kurzfilm

»Bei uns gibt es keine Massenver-

anstaltungen«

Prof. Dr. Axel Hoppe/Prof. Eckhard Rocholl

WWW.DIGITALPRODUCTION.COM32