Dr. Dorothea Seeger BUND-Meeresschutzbüro · Themen • Plastik im Meer • Mikroplastik •...

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Gewässer- und Meeresschutz: Von (Mikro)Plastik und Nährstoffen Dr. Dorothea Seeger BUND-Meeresschutzbüro Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

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Gewässer- und Meeresschutz: Von (Mikro)Plastik und Nährstoffen

Dr. Dorothea Seeger

BUND-Meeresschutzbüro

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

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Mit 500.000 Mitgliedern und Förderern ist der BUND der größte Umweltverband Deutschlands

16 Landesverbände und 2.300 Orts- und Kreisgruppen.

Themen

• Plastik im Meer

• Mikroplastik

• Nährstoffe

• Was fordert der BUND?

• Was können wir tun?

S. Glinka, BUNDBUND D. Reimer

D. Seeger, BUND

Plastik im Meer

BUND

Die heutigen Ozeane

• Geschätzt 100 und 142 Millionen Tonnen Müll in den Meeren

• Jährlich kommen

~10 Millionen Tonnen dazu

• 11 kg Müll pro Quadratkilometer am Grund der Nordsee

• Fast 400 Müllteile auf 100 m Nordseestrand

Lebensdauer des Meeresmülls

Umweltbundesamt

MüllBeispiel: Basstölpel auf Helgoland

30% der toten oder verletzten Tiere sind in Plastik verstrickt.

N. ZIebarth, BUND

MüllTödliche Gefahr

Über 30 Plastiktüten im Magen!

DPA / Christoph Noever / Universität Bergen

DPA / Christoph Noever / Universität Bergen

Wenn wir Eissturmvögel wären:

Durchschnittlich 33 Plastikteile mit einem Gesamtgewicht von 0,38g werden in den Mägen von Eissturmvögeln gefundenwww.wur.eu/plastics-fulmars

J. Timrott, Küste gegen Plastik

http://litterbase.awi.de/ Über 1300 Arten sind betroffen

Litterbase.awi.de

PlastikproduktionWeltweite Plastikproduktion in Millionen Tonnen

* In Deutschland

*

*

D. Seeger, BUND

BUND Föhr

BUND Föhr

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10 Millionen Tonnen Abfall

pro Jahr

Abfälle im Meer, Quellen und Verteilung (Quelle: OSPAR 2004, 2007, UNEP)

Wenn aus Plastik Mikroplastik wird…

BUND

Mikroplastik

S. Glinka, BUND

Was ist Mikroplastik?

• Feste, unlösliche, partikuläre und nicht biologisch abbaubare synthetische Polymere kleiner 5 mm.

• Primäres Mikroplastik: Industrielle Basispellets

• Sekundäres Mikroplastik: Zerkleinerung von Makroplastik

D. Seeger, BUND

Was ist Mikroplastik?

• Mikroplastik kann von Klärwerken nur bedingt herausgefiltert werden.

BUND

Umweltfolgen

BUND

Umweltfolgen

• Chemikalien aus der

Kunststoffherstellung

(z.B. Additive)

• Chemikalien aus dem

Meerwasser (z.B. PCB, DDT

Metalle)

→ Anreicherung in der

Nahrungskette Rochmann 2015

Auswirkungen

• Aufnahme

− Unverdauliche Nahrung

− Entzündungen/Tumore

− Einfluss auf Fitness, Fortpflanzung und

Überlebensdauer

− Veränderungen des Verhaltens, Lebertoxität,

endokrine Störungen durch Schadstoffe

Weltweite Einträge von Mikroplastik

Quelle: Boucher, J. and Friot D. (2017). Primary Microplastics in the Oceans: A Global Evaluation of Sources. Gland, Switzerland: IUCN. 43pp

Mikroplastik in Kosmetika

• Synthetische Polymere dienen als Peelingpartikel, Bindemittel, Filmbildner und Füllmittel in Duschgelen, Shampoos, Cremes und dekorativer Kosmetik.

• Weltverbrauch: 42.000 t/Jahr

• Der Kunststoffgehalt in einem Produkt kann zwischen weniger als 1% und mehr als 90% variieren.

BUND BUND

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Fotos © BUND

Kosmetika - Welche Produkte?

BUND-Produktliste:Peelings/Gesichtsreiniger, Gesichtspflege, Dusch-/ Waschgels, Puder/Make-up, Rouge, Lidschatten/ Mascara / Eyeliner / Augenbraunstift, Lippenstift / Lipgloss /Lipliner

www.bund.net/mikroplastik

Aktuelle Liste enthält ca. 850 Produkte

220.000 Downloads

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Reaktionen von Herstellern

Freiwillige Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Herstellern. Ausstieg in 2020 – ABER!?

Immer noch Kunststoffe in sehr vielen Kosmetikprodukten enthalten Inzwischen wieder ein Zahnfleischpflege-Gel mit

Mikroplastik!

Definitionsfrage!Verbot von Mikroplastik in

Körperpflegeprodukten

Einzellige Mikroalgen (Porphyridium purpureum ) zwischen Mikroplastikpartikeln (acrylate/C10-30 alkyl acrylate crosspolymer) Quelle: Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf. Hannoversches Zentrum für optische Technologien (HOT)

Weltweite Einträge von Mikroplastik

Quelle: Boucher, J. and Friot D. (2017). Primary Microplastics in the Oceans: A Global Evaluation of Sources. Gland, Switzerland: IUCN. 43pp

Textilien

• Landbasiert → Abwasser

• Hauptquelle für Mikroplastik

• Gesamteintrag: 35% des Mikroplastik

• Weltverbrauch: 42.534.000 t/Jahr

→ Maßnahmen: Filter für Waschmaschinen/ Vorwäsche/

Schlussfiltration in Kläranlagen

S. Glinka, BUND

Eintragsweg

• Abrieb/Ausfall → Abgabe ins Abwasser → Kläranlagen → Meer

• Bis zu 3000 Fasern pro Waschgang

• Polyester (ca. 74%), Polyamid (ca. 17 %) und Polypropylen (ca.

9%)

• Studie: 12 Kläranlagen in Deutschland → in allen Proben wurden

Fasern nachgewiesen

Herstellungs- / und Waschprozess

• Einflüsse bei der Herstellung → höchste Abgabe nach den

ersten Wäschen

• Mechanische und chemische Einwirkungen schwächen

Faserstruktur während der Wäsche

• Gewebezersetzung durch hohe Waschtemperaturen

• Studie: Polyester und Acryl geben deutlich mehr Fasern ab als

Polyester-Baumwollgewebe

Was fordert der BUND?

• Reduktion von Einwegplastik: Mehrwegsysteme verbindlich einführen

• Gegen Littering vorgehen

• Unterstützung von Müllsammelinitiativen!

• Die Verschmutzung durch Fischernetze –reduzieren (Stichwort „Dolly Ropes“)

• Verbot von Müllverbrennung auf See

• Herstellerverantwortung verstärken –Langlebigkeit!

• Verbot von Mikroplastik in Körperpflegeprodukten

• Industrielle Vorwäsche mit Filtersystem für neu hergestellte Kleidung

BUND S. Glinka, BUND

BUND

Arbeitsgruppen: - Landbasierte Einträge- Seebasierte EinträgeIn beiden AGs: Bewusstseinsbildungwww.muell-im-meer.de

Verschiedene Unterarbeitsgruppen, u.a. „Reduzierung des Plastikmüllaufkommens durch kommunale Vorgaben“

Runder Tisch Meeresmüll

Die 4 R‘sRethink- Umdenken

− Kunststoff im Alltag

− Was ist alles aus Plastik?

Reduce- Reduzieren

− Vermeiden von Kunststoff

− Was sind die Alternativen?

− Weniger Konsum

Re-use- Wiederverwenden

− Was kann wieder verwendet werden?

Recycle

− Müll richtig entsorgen

Was können wir tun? Lösungen für den Alltag

• Alternativen zu Plastik suchen

• Lebensmittel ohne Verpackung kaufen

• Stoffbeutel/ Rucksack zum Einkaufen

• Kosmetik ohne Mikroplastik verwenden

• ‚take5‘ bei jedem Spaziergang: 5 Müllteile aufsammeln und entsorgen

• Müll richtig trennen und recyceln

• Müllsammelaktionen an Land oder am Strand

BUND

BUND

BUND

BUND Föhr

BUND

BUND

Und zur Fastenzeit:

www.bund.net/plastikfasten/

Oder: Klimafastenwww.bundjugend.de/kampagne/klimafasten/

BUNDjugend

Eutrophierung

Foto: D. Reimer

Die Nährstoffbelastung der Küstengewässer und Meere

BUND

• Blütenbildung von Mikroalgen (z.B. Phaeocystis oder Dinophysis)

• Absterben von Seegras undMakroalgenwäldern im Flachwasser durch Trübung und Aufwuchs

• Durch Absterben der Mikroalgen und deren Abbau: H2S-Bildung und sauerstofffreie „tote Zonen“

• Vermehrte Schaumbildung am Strand

• Verlust der biologischen Vielfalt

Die ökologischen Folgen der Nährstoffbelastung

2015, MODIS image by NASA

Foto: A. Kramer

Foto: W. Wichmann

Die ökologischen Folgen der Nährstoffbelastung

Foto: J. Steuwer

Foto: H. Krimmer

Die ökologischen Folgen der Nährstoffbelastung

12.09.2017 in der Eckernförder Bucht

Fotos: H. Krimmer

Was fordert der BUND?• Politik, Landwirtschaft und Industrie müssen sich auf

eine Verringerung der Nährstoffeinträge in die Meere einigen.

• Reform der Agrarpolitik (keine Förderung von Massentierhaltung etc.)

• Reduktion der Gülleausbringung und des Einsatzes von Kunstdünger

• Ausweitung des Ökolandbaus

• Keine offenen Fisch-Aquakulturanlagen

• Reduktion von Emissionen des Land- und Seeverkehrs

Was können wir tun?

• Produkte aus regionaler, ökologischer Landwirtschaft kaufen.

• Weniger Fleisch essen und wenn Fleisch aus Weidehaltung

• Auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen!

• Andere auf die Folgen der Überdüngung aufmerksam machen

Alle Flüsse führen ins Meer!

• Deshalb: Meeresschutz beginnt schon an Land!

• Außer (Mikro)plastik und Nährstoffe:

Fischerei und ihre Auswirkungen: weniger Fisch essen und wenn dann darauf achten welcher Fisch mit welcher Fangmethode

Ressourcen aus dem Meer: Stichwort Tiefseebergbau!

Klimawandel und Ozeanversauerung

Dankeschön!

[email protected]

www.bund.net/meer

D. Seeger, BUND

Kleiner Nachtrag (nicht als BUND-Vertreterin):

Ich bin privat aktiv bei der internationalen christlichen Natur- und Umweltschutzorganisation A Rocha

www.arocha.org

• 1983 in Portugal gegründet: A Rocha = der Fels

• In Deutschland gibt es A Rocha bisher nicht, aber einen Freundeskreis:

„Freunde von A Rocha“ [email protected]

• Newsletter erscheint etwa 2-4 mal im Jahr

• Bei Interesse gerne per email melden!

Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit

gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. Da ist das Meer, so

groß und weit, darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große

Tiere. Dort ziehen die Schiffe dahin, der Levíatan, den du geformt, um

mit ihm zu spielen. Auf dich warten sie alle, dass du ihnen ihre Speise

gibst zur rechten Zeit. Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein, öffnest du

deine Hand, werden sie gesättigt mit Gutem. Verbirgst du dein

Angesicht, sind sie verstört, nimmst du ihnen den Atem, so schwinden

sie hin und kehren zurück zum Staub. Du sendest deinen Geist aus: Sie

werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde. Die

Herrlichkeit des HERRN währe ewig, der HERR freue sich seiner Werke.

Psalm 104, 24-31