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Dr. Johann Müller Diplom-Holzwirt Neudörpen 8 D-26892 Dörpen Tel.: 04963-914014 Fax.: 04963-914015 Email: [email protected] Abschlussbericht Praxisnahe Untersuchungen zur Wirksamkeit von Geotextilien gegen Holzschädlinge im Meerwasser AZ 30193 Bearbeitung: Dr. Johann Müller Neudörpen 8 26892 Dörpen Projektlaufzeit: 30.03.2012 – 31.12.2013 Dörpen, den 10.04.2014

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Abschlussbericht

Praxisnahe Untersuchungen zur Wirksamkeit von Geotextilien gegen Holzschädlinge im Meerwasser

AZ 30193

Bearbeitung: Dr. Johann Müller Neudörpen 8 26892 Dörpen

Projektlaufzeit: 30.03.2012 – 31.12.2013 Dörpen, den 10.04.2014

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Vorwort

Im Meerwasser eingesetztes Holz ist insbesondere durch Terediniden (Bohrmuscheln) gefährdet. Holzkonstruktionen im Hafenbereich und im Küstenschutz können durch diese Schädlinge innerhalb weniger Jahre zerstört werden. Einige tropische Holzarten sind zwar gegen Terediniden resistent, kommen aber aus ökologischen Gründen als Bauholz immer weniger in Betracht und sollten möglichst durch heimische Hölzer ersetzt werden. Diese sind allerdings weniger widerstandsfähig und müssen deshalb grundsätzlich vor Terediniden geschützt werden. Das aber ist zurzeit nur mit chemischen Mitteln (Imprägnierung) möglich, und die wiederum gelten als ökologisch bedenklich oder gar inakzeptabel.

Vorversuche mit Geotextilien haben ergeben, dass diese Materialien einen Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation bieten könnten. In den durchgeführten Untersuchungen wurden die Schutzmöglichkeiten von Holz im Hafen- und Küstenbereich genauer untersucht.

1 Einführung

1.1 Problemstellung

Im DBU-Projekt „Entwicklung eines Verfahrens zum Schutz von Holzpfählen gegen Teredo navalis“ (AZ 26280-23) wurden Einsatzmöglichkeiten von Geotextilien zum Schutz von Holz im Meerwasser untersucht. Dabei war die Zielsetzung auf den nachträglichen Schutz von bereits in Gewässern verbautem Holz gerichtet.

Der Stand von Wissenschaft und Technik auf diesem Gebiet wurde im Zwischenbericht von September 2010 beschrieben. Danach durfte davon ausgegangen werden, dass mit Geotextilien ein dauerhafter Schutz von Holz im Meerwasser gegen Terediniden erreichbar ist. Eigene praktische Voruntersuchungen bestätigten die grundsätzliche Eignung der Geotextilien zum Schutz von Holz gegen diese Schädlinge. Somit erschien die Wirksamkeit der Materialien zum vorbeugenden Schutz von Holz im Meerwasser Erfolg versprechend, weshalb die Untersuchungen hierauf ausgerichtet waren.

Auf Seiten des Hafenbetreibers Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG (NPorts) besteht großes Interesse an dauerhaften Schutzverfahren für hölzerne Hafenkonstruktionen aus heimischen Baumarten, da eine Alternative zu dem bisher vornehmlich eingesetzten Tropenholz Angélique (auch als Basralocus bezeichnet) aus ökologischen und ökonomischen Gründen erwünscht ist.

Für die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) waren die Versuche von Interesse, weil hiermit neue Einsatzbereiche für heimisches Starkholz aufgezeigt werden können.

Im Projekt sollte untersucht werden, ob der Schutz heimischer Nadelhölzer vor Holzschädlingen im Meerwasser durch eine Schutzummantelung mit Geotextilien langfristig möglich ist.

2. Standorte, Material und Methoden

2.1 Beschreibung der Versuchsstandorte

Nach DIN EN 275 (Holzschutzmittel – Prüfverfahren zur Bestimmung der Schutzwirkung eines Holzschutzmittels gegenüber marinen Organismen) wäre ein Versuchsgewässer ausreichend für die Untersuchung der Wirksamkeit des Verfahrens.

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Da der Befallsdruck durch die üblicherweise vorkommenden Meerwasserschädlinge von Jahr zu Jahr schwanken kann, wurden Feldversuche in mehreren Hafengewässern durchgeführt, und zwar in Norddeich, Bensersiel, Hooksiel (Nordsee) sowie in Hejlsminde (Ostsee, Dänemark). An all diesen Standorten waren zuvor Bohrmuscheln nachgewiesen worden.

So war im Hafen Norddeich das Vorkommen der Bohrmuschel über viele Jahre hinweg von NPorts festgestellt worden. Gleiches gilt auch für den Hafen Bensersiel. Dort wurde im Rahmen des Projekts zuletzt im April 2013 ein aktiver Bohrmuschelbefall an gezogenen Reibepfählen nachgewiesen. Die Pfähle waren hauptsächlich in der Bodenzone des Hafenbeckens bis etwa 2 m über Grund befallen. Für Hooksiel lag ein Bohrmuschelnachweis aus eigenen Vorversuchen des Jahres 2011 vor. Am Ostsee-Standort Hejlsminde war das Vorkommen des Schädlings aus Versuchsdurchführungen (Klüppel et al. 2012) und Beobachtungen der Hafenbetreiber bekannt.

2.1.1 Häfen Norddeich und Bensersiel

Der Hafen Norddeich wird von NPorts unterhalten (Land- und Wasserflächen). Der dort für den Feldversuch mit Rammpfählen festgelegte Bereich ist ohne Wasserfahrzeug nicht zugänglich und befindet sich außerhalb von Schiffsliegeplätzen, so dass er für eine spätere Fortführung des Projektes geeignet ist.

Der von NPorts ausgewählte Standort der Rammung in der Fahrrinne am Ausgang des Hafens in der Nähe der östlichen Spundwand stellte sicher, dass Bohrmuschellarven mit dem auflaufenden und ablaufenden Wasser aus der Nordsee an die Versuchshölzer gelangen können. Zudem war eine Sichtkontrolle der Stämme vom nahen Ufer aus möglich (Abb. 1).

Abb. 1: Luftbildausschnitt (Quelle: NPorts) vom Hafen Norddeich mit Versuchsstandorten - oben Rammpfähle (Doppellinienpfeil), rechts Normproben (einfacher Pfeil).

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Am Standort Norddeich Hafen wurden sowohl Normprüfungen als auch praktische Rammversuche mit einer Schlagramme durchgeführt. Zusätzlich wurde ein Zugversuch mit der neuen Vibrationsramme von NPorts vorgenommen. Nach der Untersuchung des Versuchsstammes wurde dieser mit der Vibrationsramme wieder eingerammt.

Der Hafen Bensersiel ist der Ausgangsort der Fährlinie nach Langeoog. Wie in Norddeich werden auch hier Holzpfähle vor den Kaimauern und am Rande der Fahrrinne eingesetzt. Nach den Erfahrungen des Fachpersonals ist der Unterwasserboden hier zumindest stellenweise dichter als am Versuchsstandort Norddeich.

In Bensersiel wurden zwei Rammungen von ummantelten Pfählen mit der Vibrationsramme vorgenommen.

2.1.2 Hooksiel

Das Hooksieler Binnentief ist westlich von Wilhelmshaven gelegen und durch eine Schleuse von der Nordsee getrennt. Daher treten am Standort nur geringe Strömungen auf, weshalb die Holzproben nicht aufwendig gesichert werden müssen. Am Gewässer befinden sich ein Bootshafen und eine Sportbootwerft. Aufgrund regelmäßiger Schleusungen findet ein Wasseraustausch mit dem Meer statt, so dass ein für Bohrmuscheln ausreichender Salzgehalt gesichert war.

In Hooksiel wurden die Geotextilien an Kiefernsplintholzbrettchen und Rundholzproben eingesetzt.

Als nachteilig erwies sich allerdings im ersten Versuchsjahr die auf die Arbeitszeiten der Werft beschränkte Zugängigkeit des Geländes und die Erreichbarkeit der Proben auf dem Versuchsponton. Da in Norddeich und Hejlsminde das Vorkommen der Bohrmuschel im ersten Versuchsjahr erneut bestätigt wurde, bestand kein weiterer Bedarf an einem dritten Standort. Trotz der für Bohrmuscheln geeigneten Lebensbedingungen und des im ersten Versuchsjahr beobachteten Befalls der Kontrollproben wurde der Standort Hooksiel wegen der dortigen Nachteile im weiteren Versuchzeitraum nicht mehr genutzt. Die Proben wurden am Ende des ersten Versuchsjahres in den Hafen Norddeich verlagert.

2.1.3 Hejlsminde (Dänemark)

Im dänischen Sportboothafen Hejlsminde (Kleiner Belt) werden Bohrmuscheln seit vielen Jahren registriert. Der Salzgehalt im Hafenbecken ist im Vergleich zu weiter östlich gelegenen, deutschen Ostseeküstenbereichen höher, was auf den intensiveren Wasseraustausch mit der Nordsee zurückzuführen ist.

In Hejlsminde wurden Normproben aus Kiefernsplintholz und Rundholzproben eingesetzt.

Die beiden Probenstränge waren an Pfosten eines Steges befestigt, die vom Gezeitenstrom zu einem landeinwärts gelegenen See erfasst werden.

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2.1.4 Institute of Marine Science, Portsmouth (Großbritannien)

Das Institut für marine Wissenschaften an der Universität Portsmouth verfügt über Hälterungsbecken zur Simulation der Lebensbedingungen von Teredinidae. Für Versuchszwecke wird die Bohrmuschelart Lyrodus pedicellatus gehalten, da diese Art anspruchslos ist und sich schnell reproduziert. Es herrschen also optimale Bedingungen für schnelle Versuchsergebnisse, zumal Wachstum und Vermehrung wegen der erhöhten Wassertemperatur in den Versuchsbecken zusätzlich begünstigt werden.

2.2 Materialien

2.2.1 Versuchshölzer

Die Probehölzer wurden nach den Vorgaben der DIN EN 275 im eigenen Betrieb aus Splintholz hergestellt. Neben Kiefer (Pinus sylvestris) kam Douglasie (Pseudotsuga menziesii) zum Einsatz, da diese Holzart auch für Rundholzversuche benutzt wurde. Lärchenholz wurde wegen des geringen Splintholzanteils nicht in die Normversuche einbezogen.

Im Unterschied zu den Probehölzern (Brettchen), die durchweg aus Splintholz bestehen und deren Dauerhaftigkeit unter sonst gleichen Bedingungen deshalb lediglich von der Holzart abhängt, liegen bei den Rundhölzern aufgrund des Kernholzanteils kompliziertere Verhältnisse vor. Hier ist neben der Holzart auch die Splintholzbreite zu berücksichtigen.

Die Dauerhaftigkeit des Splintholzes der einheimischen Nadelhölzer ist nach DIN EN 350-2 in die Resistenzklasse 5 einzuordnen. Hiermit wird der Tatsache entsprochen, dass das Splintholz keine natürliche Dauerhaftigkeit gegen Holz zerstörende Pilze aufweist. Je nach Breite des Splintholzes ist damit ein kleinerer oder größerer Anteil des Stammquerschnittes nicht so dauerhaft wie das Kernholz der Farbkernhölzer (Resistenzklasse 3 – 4, d.h. mäßig bis wenig dauerhaft).

Die für die Dauerhaftigkeit von Holz entscheidenden Eigenschaften sind in der DIN EN 350-2 aufgeführt. Lärche und Douglasie haben hiernach einen „schmalen“ Splint (typische Splintholzbreite: 2 cm bis 5 cm). In der Praxis wird allerdings oft ein deutlicher Unterschied zwischen den Splintholzbreiten von Lärche und Douglasie festgestellt. Bei Lärchenholz liegt die Splintholzbreite eher an der Untergrenze der Spanne, bei Douglasienholz meistens an der Obergrenze oder darüber. Auch die hier eingesetzten Lärchen- und Douglasienstämme wiesen diesen Unterschied auf. Für die Lärchen wurden Splintholzbreiten bis zu 3,5 cm gemessen. Bei den Douglasien lag die Breite des Splints in der Regel oberhalb von 5 cm und erreichte am unrunden Stammfuß Werte bis zu 10 cm. Dieser Unterschied kann bei der Wahl der Holzart im Wasserbau von Bedeutung sein, da ungeschütztes Holz mit hohem Splintholzanteil oberhalb der Wasseroberfläche stark durch Holz zerstörende Pilze gefährdet ist.

Das Rohholz für die Holzproben wurde bei örtlichen Händlern beschafft und für die Normproben mit einer Bandsäge eingeschnitten. Zudem konnten Normproben aus Reststücken der Douglasienstämme angefertigt werden. Die Herstellung der Rundholzproben aus Kiefernschwachholz erfolgte auf einer Drechselmaschine.

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Abb. 2: Der Hirnholzschnitt (Zopfende) von zwei Lärchen und einem Douglasienstamm (Mitte) zeigt die unterschiedliche Splintholzbreite dieser Holzarten.

Die Rundhölzer für die Rammversuche wurden von den Niedersächsischen Landesforsten aus dem Forstamt Neuenburg zur Verfügung gestellt, wobei die Lärchen der Revierförsterei Hopels und die Douglasien der Revierförsterei Kloster-Barthe entstammen. Die Lärchenstämme hatten gemäß Handelsklassensortierung (HKS) die Güteklasse R (Rammpfähle) und entsprachen den Stärkeklassen L3B (Mittendurchmesser ohne Rinde 35 bis 39 cm) oder L4 (Mittendurchmesser ohne Rinde 40 bis 49 cm). Die Douglasienstämme waren mit der Güteklasse B (Holz von normaler Qualität mit geringen Fehlern) bewertet und den Stärkeklassen L4 und L5 (Mittendurchmesser ohne Rinde 50 bis 59 cm) zugeordnet.

Abb. 3: Lärchenrundholz aus der Revierförsterei Hopels.

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Die angelieferten Stämme wurden im eigenen Betrieb handentrindet und mit der Motorsäge vollständig entastet.1

Abb. 4: Entrindeter Douglasienstamm mit vorstehenden Aststellen.

Nach der Entrindung wurden die Stämme in einer seitlich offenen Halle vor Niederschlag geschützt auf 15 cm hohen Kantholzunterlegern gelagert. Die Luftbewegung in der Halle sorgte für eine effektive Freilufttrocknung der Stämme, wodurch ein Befall mit Holz verfärbenden Pilzen weitestgehend verhindert werden konnte. Bei einer elektrischen Holzfeuchtemessung in einer Tiefe von 4 cm wurde Mitte Mai 2013 bei den Lärchenstämmen eine durchschnittliche Feuchte von 24 % und bei der Douglasie eine Feuchte von 22 % ermittelt. Die mit der Abtrocknung verbundene Gewichtsreduzierung der Stämme wird als vorteilhaft für die weitere Verarbeitung und den Transport der Stämme angesehen.

2.2.2 Geotextilien

Im Projekt AZ 26280-23 wurden die technischen Eigenschaften des eingesetzten Geotextils nach den Vorgaben der DIN EN 12224: 2000 (Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Bestimmung der Witterungsbeständigkeit) überprüft. Die Orientierungsprüfung weist nach Einschätzung der Projektleitung die Gebrauchstauglichkeit des Geotextils vor dem Hintergrund eines UV-exponierten Einsatzes nach 25 Jahren nach (Saathoff et al. 2010).

Im hier beschriebenen Projekt wurden vier unterschiedliche Produkte mit den Versuchsbezeichnungen A, B, C, und D eingesetzt (Tab. 1).

1 Diese Arbeit war wegen der zahlreichen Astansätze extrem zeitaufwendig. Insbesondere die Nachbehandlung der vorstehenden Äste sollte bei einer sorgfältigen Entastung im Forstbetrieb deutlich reduziert werden können.

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Tabelle 1: Materialeigenschaften der eingesetzt Geotextilien (Quelle: Naue).

Eigenschaften Einheit Produkt A Produkt B

Produkt C

Produkt D

Material -

Polypropylen

(PP),

Polyester

(PES), bunt

Polypropylen

(PP),

Polyester

(PES), bunt

Polyester

(PES), weiß

Polyester

(PES), weiß,

kalandriert

Spezif. Masse g/m² 642 500 ca. 598 574

Dicke mm 5,30 4,10 ca. 5,5 2,6

max.

Zugfestigkeit

(md/cmd)*

kN/m ≥ 12,0 / ≥

12,0 12,0 / 18,0

ca. 16,0 /

16,0 20,0 / 32,0

Charakteristische

Öffnungsweite mm 0,10 0,12 ca. 0,08 ca. 0,07

*md = machine direction (Produktionsrichtung), cmd = cross machine direction (quer zur

Produktionsrichtung)

2.3 Prüfmethoden

2.3.1 Prüfungen nach Normvorgaben und Ergänzungen

Die Untersuchungen erfolgten in Anlehnung an DIN EN 275. Die experimentellen Rammpfähle hatten Abmessungen wie sie im Bereich der Nordseehäfen üblich sind.

2.3.1.1 Anwendbarkeit der DIN EN 275 und abweichende Versuchsdurchführung

Die DIN EN 275: 1992-11 beschreibt laut Abschnitt 1 (Anwendungsbereich) ein marines Prüfverfahren zur Bestimmung der relativen Wirksamkeit von Holzschutzmitteln, die durch Vakuum-/Drucktränkung oder andere Volltränkverfahren in das Holz eingebracht werden. Neben dem in dieser Norm beschriebenen Feldtest liegen derzeit keine genormten Verfahren zur Untersuchung der Wirksamkeit von Schutzverfahren gegen Holzbohrmuscheln vor. So weit möglich wurde diese Norm deshalb auch bisher schon für die Überprüfung anderer Holzschutzverfahren eingesetzt.

Das normgemäße Verfahren ist allerdings zeitaufwendig und sowohl technisch wie auch ökologisch anspruchsvoll. Es beansprucht mindestens fünf Jahre Beobachtungszeit, verlangt eine jährliche röntgenologische Untersuchung der Proben und fordert zudem noch, dass neben einer Molluskenart auch wenigstens eine Art der Gattung Limnoria (Bohrasseln) im Versuchsgewässer vorkommt. Hiervon kann an den deutschen Küsten jedoch nicht sicher ausgegangen werden, weshalb dieser Normvorgabe hier nicht mit Sicherheit entsprochen werden kann.

Deshalb wird inzwischen eine Überarbeitung der DIN EN 275: 1992-11 erwogen. In die Neufassung sollen die mit den alten Normvorgaben gesammelten Erfahrungen zusammen mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen einfließen. Weiterhin werden gesonderte Handlungsanleitungen für die Prüfung der Dauerhaftigkeit von Holzarten gegen Schädlinge im Meerwasser und für die Prüfung von biozidfreien Schutzverfahren

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als mögliche Ergänzungen diskutiert. Begründete Abweichungen von den Normvorgaben erscheinen somit bei gegenwärtigen Prüfungen vertretbar.

Bei der hier durchgeführten Untersuchung zur Schutzwirkung von Geotextilien wäre zum Beispiel eine relative Wirksamkeit im Vergleich zu einem Referenzschutzmittel mit bekannter Wirksamkeit wenig aussagekräftig, da eine vollständige Schutzwirkung angestrebt wurde. Folglich konnte der Einsatz eines chemischen Referenzschutzmittels unterbleiben.

Der Organismenbewuchs auf den Probekörpern wurde sowohl nach der ersten (Ausnahme Hejlsminde), als auch nach der zweiten Versuchssaison bestimmt. Auf ein Entfernen des Oberflächenbewuchses vom Geotextil wurde verzichtet, weil hierdurch Beschädigungen im Gewebe kaum zu verhindern gewesen wären. Der Oberflächenbewuchs konnte sich somit über die gesamte Versuchszeit ohne Beeinflussung durch die Versuchsdurchführung entwickeln. Zur Befallsbeurteilung wurde das Geotextil am Ende der Versuchszeit von den Holzproben entfernt.

Da die spätere Praxisanwendung der Geotextilien auch an Rundhölzern erfolgen dürfte, wurden in den Prüfungen neben Probebrettchen nach DIN EN 275 auch runde Holzproben mit einem Durchmesser von ca. 8 cm und einer Länge von 20 cm eingesetzt. Diese Probenform hatte sich in eigenen Vorversuchen bewährt.

2.3.1.2 Ummantelung und Vorbereitung der Prüfkörper

Das Geotextil wurde bei der Ummantelung der Prüfkörper an beiden Enden mit einem Überstand von ca. 5 cm auf die Proben gespannt. Im Bereich einer Schmalseite der Brettchen überlappte sich das Material ca. 3 cm. Hier erfolgte die Befestigung des Geotextils auf der Holzprobe mit einer Holzleiste, die mittels Holzschrauben auf dem Probenkörper befestigt wurde und so das Vlies auf die Holzprobe presste. Anschließend wurde das Geotextil an den Längsenden mit Kabelbindern an den Probenrändern fest zusammengezurrt. Die unbehandelten Kontrollproben erhielten ebenfalls eine Holzleiste zur Befestigung der Proben am Probenstrang. Die ungeschützten Holzleisten wurden aus Reststücken der Holzart Basralocus hergestellt.

Abb. 5: Ummantelte Prüfkörper im Probenstrang.

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Zur Verbindung und Beschwerung der Proben wurden zwei Stahlketten gewählt, durch deren Glieder die an beiden Probenenden überstehenden Leisten geführt und außenseitig gesichert wurden. Somit waren die Proben wie Sprossen einer Strickleiter beweglich miteinander verbunden und konnten dem Probenstrang einzeln entnommen werden, ohne dass die gesamte Prüfeinrichtung geöffnet werden musste. Abweichend von der beschriebenen Art wurden die Proben an dem Ponton in Hooksiel seitlich an Seilen befestigt und vor der Ausbringung mit Gewichtsstücken beschwert.

Abb. 6: Probenstrang an Stahlketten - Standort Hejlsminde.

Die Probenstränge wurden mit einem Kunststoffseil oberhalb der Wasseroberfläche an einem geeigneten Punkt befestigt.

2.3.2 Ummantelung von Rundhölzern und praktische Rammversuche

Neben der Schutzwirkung sollte auch die praktische Anwendbarkeit der Geotextilien getestet werden. Hierzu wurden fünf Rammpfähle mit einer Länge von ca. 16 m in den Hafenzufahrten von Norddeich und Bensersiel jeweils am Rand der Fahrrinne

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eingerammt. Bei den Rammarbeiten mit ummantelten Pfählen wurde sowohl eine Schlagramme als auch eine Vibrationsramme eingesetzt.

Hierbei sollte überprüft werden, ob der Ablauf der Rammarbeiten so gestaltet werden kann, dass keine Schäden am Material entstehen und die gewünschte Schutzwirkung erreicht werden kann, ohne dass nicht akzeptable Verzögerungen oder Zusatzkosten entstehen.

Der Einsatz der neuen Vibrationsramme konnte erstmalig im April 2013 beim Ziehen von alten Reibepfählen aus dem Hafenbecken in Bensersiel verfolgt werden.

2.3.3 Laboruntersuchungen

Neben den Versuchen mit kleinen Holzproben und den Rammversuchen im Hafen von Norddeich wurde auch eine Testreihe in Hälterungsbecken des Instituts für marine Wissenschaften an der Universität Portsmouth durchgeführt. Hierzu wurde ein gesonderter Bericht erstellt, der auch die Prüfungsmethoden beschreibt. Die Übersetzung des Laborberichts ist unter Abschnitt 3.4 in diesem Bericht eingefügt, weswegen hier weitere Erläuterungen unterbleiben.

2.3.4 Überprüfung ausgewählter Materialeigenschaften

Im Prüflabor der Firma Naue wurden die technischen Eigenschaften der Geotextilien A, B und C aus den Versuchen in Hejlsminde vergleichend mit den Ausgangsmaterialien untersucht. Ermittelt wurden die Höchstzugfestigkeit und die Dehnung bei Höchstzugkraft nach DIN EN ISO 10319, sowie die Masse pro Flächeneinheit nach EN ISO 9864 und die Wasserdurchlässigkeit nach DIN EN ISO 11058.

3. Versuchsdurchführung und Ergebnisse

Die Untersuchungen umfassten sowohl weitgehend schematische Prüfungen an kleinen Proben unter Verfolgung eines Prüfungsplans mit Erfassung der Ergebnisse am Ende einer Versuchsperiode (hier weitgehend nach DIN EN 275), als auch praktische Erprobungen, deren einzelne Schritte unmittelbar Erkenntnisse lieferten. Da die praktischen Tests den Hauptteil der Untersuchungen darstellen, werden die Abschnitte „Versuchsdurchführung“ und „Ergebnisse“ hier in einem Abschnitt des Berichtes zusammen dargestellt. Anschließend werden mögliche Schlussfolgerungen diskutiert und ein Ausblick vorgenommen.

Im ersten Versuchsjahr wurden ab Mai 2012 Splintholzproben aus Kiefern- und Douglasienholz an den Standorten Hejlsminde, Hooksiel und Norddeich ausgebracht. Zudem erfolgte die Rammung von drei Rammpfählen am Standort Norddeich. Weiterhin wurden Laboruntersuchungen an der Universität Portsmouth begonnen (Tab. 2). Die einzelnen Arbeiten werden nachfolgend beschrieben.

Im zweiten Versuchsjahr wurden die Versuche in Anlehnung an die DIN EN 275 weiter betreut und am Ende der Projektlaufzeit ausgewertet. Im Labor der Firma Naue erfolgte anschließend eine Überprüfung einiger technischer Eigenschaften der am Standort Hejlsminde eingesetzten Geotextilien.

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Tabelle 2: Standorte der Versuche.

Standort Versuchsaufbau Versuchsbeginn Norddeich Hafen DIN EN 275 + Rundholzproben 23.07.2012

Hooksieler Binnentief DIN EN 275 + Rundholzproben 28.06.2012 Hejlsminde (DK) DIN EN 275 + Rundholzproben 15.05.2012 Norddeich Hafen Rammpfähle 23.07.2012 Portsmouth Laboruntersuchungen/Hälterungsbecken 01.10.2012 Bensersiel Rammpfähle 08.07.2013 Fa. Naue Laboruntersuchungen 12.12.2013

3.1 Normversuche und ergänzende Tests

Die Untersuchung der Schutzwirkung der vier Geotextilprodukte erfolgte an allen drei Standorten in gleicher Weise mit aneinander gereihten Proben. In Abb. 7 ist ein solcher Probenstrang am Beispiel Hejlsminde I schematisch dargestellt. Standort 1. Pfeiler (Holzproben nach DIN EN 275)

Ausbringung am 15.05.12 Wassertiefe: 3,50 m Wassertemperatur: 10°C Lufttemperatur: 10°C Länge Versuchsstrang: ca. 2 Meter

OBEN

Kontrolle

Geotextil C

Geotextil A

Geotextil B

Kontrolle

Geotextil C

Geotextil A

Geotextil B

Kontrolle

Geotextil C

Geotextil A

Geotextil B

Kontrolle

Geotextil C

Geotextil A

Geotextil B

Kontrolle

Geotextil C

Geotextil A

Geotextil B

UNTEN

Abb. 7: Normversuch Hejlsminde Probenstrang I

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Neben Kiefernsplintholz wurde vergleichshalber auch Douglasiensplintholz als Probenholz benutzt. Douglasienholz wurde im Übrigen auch in den Rammversuchen eingesetzt. In Norddeich wurden die Proben am Rahmen eines Schwimmsteges befestigt, wodurch die Holzproben entsprechend der Tidenbewegung angehoben oder gesenkt wurden, jedoch immer den gleichen Abstand von ca. 50 cm von der Wasseroberfläche behielten. Tidenbedingt variierte die Wassertiefe zwischen ca. 2,5 m bei Niedrigwasser und ca. 5 m bei Hochwasser. Ein vorübergehender Grundkontakt der unteren Proben bei extremem Niedrigwasser kann nicht ausgeschlossen werden. Der Befall aller Kontrollproben beweist allerdings, dass alle Probekörper von Bohrmuscheln erreicht werden konnten.

Am Standort Hooksiel war kein nennenswerter Wechsel des Wasserstandes zu verzeichnen. In Hejlsminde ist der übliche Schwankungsbereich des Wasserstandes ebenfalls so gering, dass ein Grundkontakt der Probekörper ausgeschlossen werden kann.

Entsprechend der Vorgabe der DIN EN 275 wurde im Frühjahr des zweiten Versuchsjahres neue Kontrollproben ausgebracht. In allen Kontrollen konnte am Ende der Versuchszeit Bohrmuschelbefall nachgewiesen werden. An den ummantelten Proben wurde dagegen kein Schädlingsbefall festgestellt.

Die Auswertung der Versuche erfolgte ebenso in Anlehnung an DIN EN 275. Die Bestimmung des Oberflächenbewuchses nahmen beauftragte Meereswissenschaftler vor. Um einen nachteiligen Einfluss auf die lebenden Larven zu verhindern, wurde die Befallsüberprüfung nach der ersten Saison auf wenige Kontrollkörper beschränkt. So konnte eine hinreichend genaue Abschätzung über das Vorkommen der Schädlinge vorgenommen werden. An einigen dieser Kontrollproben wurde zudem eine Röntgenuntersuchung vorgenommen, wie sie laut Norm neben einer visuellen Befallsfeststellung durchzuführen ist. Auf dem Röntgenbild sind die Kalkauskleidungen der Bohrmuschelgänge und der Kauapparat der Tiere zu erkennen.

Am Ende der Versuchszeit wurden die Kontrollproben erneut in der beschriebenen Weise untersucht und mit den ummantelten Proben verglichen. Anders als bei den Kontrollproben war in letzteren auch nach zweijähriger Exposition kein Befall nachweisbar. Neben der visuellen Inspektion zeigten dies auch die Röntgenaufnahmen, die keinerlei Veränderungen der inneren Holzstruktur in ummantelten Probekörpern erkennen ließen. Diese eigenen Feststellungen wurden von einem Wissenschaftler vom Institute of Marine Sciences der Universität Portsmouth im Rahmen einer visuellen Probenuntersuchung bestätigt.

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Tab. 3: Probeneinheiten und Befallsfeststellungen nach 2 Versuchsjahren.

Probe Nr. Standort Geotextil Probeform Holzart Befall

1-5 Hm ohne N KI x

6-10 Hm C N KI -

11-15 Hm A N KI -

16-20 Hm B N KI -

21-25 Hs/Nd ohne N KI x

26-30 Hs/Nd D N KI -

31-25 Hs/Nd A N KI -

36-40 Hs/Nd B N KI -

41-45 Nd ohne N DOU x

46-50 Nd D N DOU -

51-55 Nd A N DOU -

56-60 Nd B N DOU -

61-65 Nd ohne RH KI x

66-70 Nd D RH KI -

71-75 Nd A RH KI -

76-80 Nd B RH KI -

81-83 Hm ohne RH KI x

84-86 Hm C RH KI -

87-88 Hm A RH KI -

90-92 Hm B RH KI -

93-95 Hs/Nd A RH KI -

96-98 Hs/Nd C RH KI -

99-101 Hs/Nd ohne RH KI x Legende: Standorte: Hm = Hejlsminde, Hs = Hooksiel, Nd = Norddeich, Geotextil: A, B, C, D = Produkte A, B, C, D, Probeform: N = Normproben, RH = Rundholzproben, Holzart: KI = Kiefernsplintholz, DOU = Douglasiensplintholz Befall: x = Proben befallen, - Proben unbefallen (gilt jeweils für alle Proben einer Einheit)

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Abb. 8: Kontrolle Nr. 43, oben Dezember 2012, unten Dezember 2013.

Abb. 9: Nach 2 Versuchsjahren weitgehend zerstörte Kontrollprobe aus dem Hafen Norddeich.

Die Untersuchung der Kontrollen nach DIN EN 275 ergab für Norddeich und Hooksiel nach dem ersten Versuchsjahr nur einen geringen Bohrmuschelbefall. Am Ende des zweiten Jahres war das Holz aber bereits mäßig bis stark angegriffen. Abb. 8 und 9 zeigen das Ausmaß des Befalls vom Ende des ersten bis zum Ende des zweiten Versuchsjahres.

Dagegen waren die Kontrollproben aus Hejlsminde schon nach einem Jahr erheblich befallen und geschädigt. Ein weiteres Jahr später war deren Holzstruktur infolge Bohrmuschelbefalls völlig zerstört (s. Abb. 10).

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Abb. 10: Kontrolle Nr. 3, Versuchsstandort Hejlsminde, Versuchszeit 2 Jahre.

Abb. 11: Röntgenaufnahmen von drei ummantelten Proben nach zwei Versuchsjahren. Vereinzelt sind Bewuchs- oder Sedimentrückstände auf dem Geotextil zu erkennen.

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Der Oberflächenbewuchs wurde nach der ersten Versuchssaison im Dezember 2012 von Dipl. (mariner) Umweltwissenschaftler Wolfgang Schuster (Firma MaRenate) an den Standorten Norddeich und Hooksiel untersucht. In Norddeich wurde eine mäßige Besiedlung mit Keulenpolypen Tubularia larynx festgestellt. Seepocken (Semibalanus balanoides) wurden vereinzelt auf den ummantelten Proben und häufiger auf den Kontrollen vorgefunden. Sporadisch waren auch Tangbeeren Dendrodoa grossularia nachweisbar und an zwei Proben hatte sich aufrechter Röhrentang Polysophinia stricta angesiedelt. Allgemein waren die Kontrollhölzer stärker bewachsen als die ummantelten Proben. Die ummantelten Rammpfähle (Standort Norddeich) waren geringfügig mit Ulvaceenartigen bewachsen, wobei sich der Bewuchs beider Pfähle nicht signifikant unterschied. Verglichen mit der Kontrolle war der Befall mit Seepocken Semibalanus balanoides bei den ummantelten Pfählen deutlich geringer. In Hooksiel bestand der Bewuchs der ummantelten Proben überwiegend aus Keulenpolypen (T. larynx). Die Kontrollen waren dagegen flächig von Seepocken S.alanoides besiedelt. An der Befestigung der Proben gab es Anhaftungen von Ulva lactuca. Ein im Eulitoral (also dicht unter der Wasseroberfläche) aufgehängtes Probenholz war ebenfalls von U. lactuca besiedelt. Nach der zweiten Versuchssaison wurden die Untersuchungen des Oberflächenbewuchses von der Firma LimnoMar aus Norderney durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass die Ummantelung mit den Geotextilien auch den Bewuchs mit Seepocken deutlich reduziert bzw. sogar vollständig verhindert hatte. Andererseits waren die Faseroberflächen bevorzugt von Tunikaten besiedelt. Auffällig war der vergleichsweise geringe Bewuchs der Norddeicher Proben. Das deutet darauf hin, dass die Bedingungen im (sehr trüben) Norddeicher Hafenwasser nicht optimal für die Larven der Aufwuchsorganismen und somit wahrscheinlich auch nicht günstig für die Larven der Bohrmuscheln waren. Auf den Befall durch Bohrmuscheln dürfte der gefundene epibiontische Bewuchs allerdings keinen entscheidenden Einfluss gehabt haben. Ob ummantelt oder nicht, die Oberfläche war niemals vollständig bewachsen und bot somit stets genügend potentielle Angriffsflächen für die Teredo-Larven. Neben dem festsitzenden sessilen Bewuchs wurde auch noch die bewegliche vagile Begleitfauna erfasst. Gefunden wurden Seesterne und Schuppenwürmer, doch sind diese nicht in der Lage, unter das Vlies zu gelangen (Daehne 2013). 3.2 Ummantelung der Rundhölzer und Durchführung der Rammungen

3.2.1 Vorbereitung der Hölzer

Die Oberflächen der Rundhölzer wiesen nach der Entrindung teilweise starke Beulen, vorstehende Äste und Astnarben auf - insbesondere im Bereich der Astquirle. Bei der Verarbeitung des Holzes (Fällen, Entasten, Rücken, Verladung) waren zudem in mehreren Oberflächenbereichen scharfkantige Stellen in Form von aufstehenden Fasern und Holzsplittern entstanden. Um das aufzubringende Geotextil nicht zu schädigen, wurden diese entfernt bzw. geglättet.

Die mehrere Zentimeter vorstehenden Abschnitte der Holzoberflächen wurden mit der Motorsäge beigearbeitet. Kleinere Erhebungen bis ca. 2 cm, z. B. an Astbeulen, wurden mit einem Elektrohobel der Holzoberfläche angeglichen. Einzelne hoch stehende Fasern wurden mit einer elektrischen Handschleifmaschine mit einem groben Schleifpapier (Körnung 40) entfernt.

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Vor der Rammung mit der Schlagramme wurden die Köpfe der Pfähle passend für den Führungstrichter des Rammbärs mit einer Motorsäge quadratisch zugeschnitten.

Im Unterschied zu einer Schlagramme treibt eine Vibrationsramme das Rammgut nicht mit einzelnen Schlägen in den Boden, sondern erzeugt Schwingungen im einzubringenden Körper. Die Übertragung der Vibration von der Maschine auf den Rammkörper erfolgt über Klemmzangen, die den Körper seitlich erfassen. Dabei können die Zangen das Rammgut in unterschiedlicher Höhe greifen und nach der ersten Positionierung an anderer Stelle erneut angesetzt werden. Bei der Rammung wird die Kraft somit nicht wie bei der Schlagramme am oberen Ende des Pfahls, sondern an einer vom Maschinenführer frei wählbaren Stelle oberhalb der Wasseroberfläche eingeleitet. Durch Vorschub in entgegengesetzter Richtung ermöglicht diese Technik auch das Herausziehen von Rammgut.

Allerdings wird die Stärke der zu verarbeitenden Rammpfähle durch die Öffnungsweite der Klemmzangen begrenzt. Laut Angaben der NPorts-Mitarbeiter ist die eigene Ausrüstung für Rundhölzer bis zu einem Durchmesser von ca. 35 cm geeignet. Kanthölzer können dagegen mit einer speziellen Klemmzange bis zu einer Stärke von ca. 40 cm erfasst werden. Diese Angaben beziehen sich allerdings auf den Angriffsbereich der Klemmzangen, der in der Regel für den oberen Stammabschnitt anzunehmen ist, und nicht auf den Mittendurchmesser der Hölzer (s. oben).

Für die Rammversuche mit der Vibrationsramme im zweiten Versuchsjahr mussten die Hölzer im oberen Bereich folglich auf eine Stärke von unter 40 cm reduziert werden. Der obere Abschnitt der Rundhölzer wurde dazu mit einer Stammholzsäge maßgerecht kantig zugeschnitten. Hierfür stand im eigenen Betrieb ein Kleinstsägewerk (Wood-Mizer LT 15) zur Verfügung. Da die Rundhölzer für einen Vorschub auf dem Sägewerk zu lang und zu schwer waren, wurden sie aufgebockt, um darunter das (auf Rollen gelagerte) Sägewerk führen zu können.

Abb. 12: Mit einem Kleinstsägewerk wurde der obere Bereich der Rundhölzer für die Rammung mit der Vibrationsramme kantig geschnitten.

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3.2.2 Aufbringen des Geotextils

Die Geotextilien standen in Breiten bis zu 5,90 m zur Verfügung. Für den zu schützenden Bereich zwischen dem Hafenschlickboden und der mittleren Höhe zwischen Niedrig- und Hochwasser wurde von NPorts eine Höhe von vier bis fünf Metern angegeben. Die Breite der Geotextilbahnen übertraf folglich die Höhe des zu schützenden Holzbereiches im Hafen Norddeich.

Für die Rammung mit der Vibrationsramme im zweiten Versuchsjahr wurde der Ummantelungsbereich auf etwa 4 m reduziert und ca. 50 cm weiter nach unten verlegt (Erläuterungen s.u.).

Der erforderliche Mantelumfang des Materials ergab sich aus dem Umfang des jeweiligen Rundholzes zuzüglich eines Übermaßes für die Überlappung der Materialränder. Zur besseren Verarbeitbarkeit wurde ein Übermaß von ca. 50 cm gewählt. Die Mantelhöhe hatte an beiden Enden ein Übermaß von ca. 20 cm.

Bei der Aufbringung des Geotextils wurde zunächst eine Längsseite mit Pappnägeln auf dem Stamm befestigt. Danach wurde das Material über die Ausgangsfläche hinweg straff um den Stamm geschlagen und im Überlappungsbereich mit einer im Stamm verschraubten Latte (Querschnitt 4 cm x 6 cm) fixiert.

Abb. 13: Ummantelter Bereich eines Stammes.

An den beiden Enden des Schutzbereiches wurde die Ummantelung zusätzlich mit einem Stahllochband auf dem Stamm gesichert. Hiermit sollte erreicht werden, dass das untere Ende des Geotextils beim Eindringen des Rammpfahls in den Meeresboden nicht vom Stamm getrennt wurde. Am oberen Ende des Schutzbereiches sollte dieser Abschluss ein Eindringen von Fremdkörpern (Schwebstoffe im Meerwasser, bzw. Staub oder Vogelkot oberhalb des Wasserspiegels) in den Bereich zwischen Holz und Schutzmaterial sowie ein Aufweiten des Geotextils verhindern.

Beim ersten Rundholzversuch in Norddeich kamen eine Douglasie und zwei Lärchen zum Einsatz. Der Douglasienstamm war mit Geotextil A ummantelt, einer der

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Lärchenstämme mit Geotextil C. Der zweite Lärchenstamm war ungeschützt und diente zur Kontrolle.

3.2.3 Verladung und Transport

Zur Verladung von Rundholz wird der Stamm in der Regel vom Greifer eines Krans im Bereich des Schwerpunktes erfasst. Bei den mit Geotextil geschützten Holzstämmen läge dieser Bereich dann im ummantelten Stammabschnitt, so dass mit einer Beschädigung des Schutzmaterials durch den Greifer zu rechnen wäre. Deshalb wurde auf eine herkömmliche Verladung mit einem LKW-Kran verzichtet.2

Stattdessen wurden die Rundhölzer mithilfe eines Radladers und eines Traktors mit Frontlader verladen. Dabei übernahm der Radlader die Hauptlast am unteren Stammende über ein kurz oberhalb des Geotextils angebrachtes Seil, während der Frontlader lediglich eine geringe Last am Zopfende zu heben hatte und primär zur Führung des Stammes diente. Dies verhinderte unkontrollierte Schwenkbewegungen und ermöglichte so eine sichere und problemlose Verladung auf den Langholz-LKW, ohne dabei die Geotextilien zu beschädigen.

In Norddeich wurden die Stämme wie bei den üblichen Rammarbeiten mit einem Bagger auf das Rammschiff verladen. Hierbei trat bei einem Geotextil durch einen Kontakt mit einem anderen Körper eine geringe Faltenbildung auf, wobei jedoch keine Schäden am Vlies entstanden (Abb. 12).

Abb. 14: Rammpfähle an Deck des Arbeitsschiffes – Faltenbildung im Geotextil durch Reibekontakt während der Verladung.

2 Diese Vorsichtsmaßnahme sollte auch künftig bei Transporten von ummantelten Hölzern beachtet werden.

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3.2.4 Durchführung der Rammungen

Der von NPorts ausgewählte Standort der Rammung in der Fahrrinne am Ausgang des Hafens in der Nähe der östlichen Spundwand stellt sicher, dass Bohrmuschellarven mit dem auflaufenden und ablaufenden Wasser aus der Nordsee an die Versuchshölzer gelangen können. Zur Kontrolle konnten die Hölzer und die Geotextilien vom nahen Ufer aus inspiziert werden.

In Norddeich wurden Rammungen im Jahre 2012 - wie bis dahin im Betrieb NPorts üblich - mit einer Schlagramme vorgenommen. Das Fallgewicht des Rammbärs betrug 2 t. Die Positionierung der Rammpfähle erforderte von den Durchführenden erhöhte Konzentration, da ein Kontakt des Geotextils mit der Maschine und der Bordwand des Schiffes vermieden werden musste.

Abb. 15: Positionierung des Rammpfahls im Hafenbecken.

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Abb. 16: Rammpfähle in der Fahrrinne in Norddeich bei Hochwasser.

Ab Frühjahr 2013 war bei NPorts die neue Vibrationsramme einsatzbereit. Erste Erfahrungen mit dem Gerät konnten beim Ziehen von Altpfählen3 im Hafen Bensersiel gesammelt werden. Dabei wurde im Bereich der Krafteinleitung eine starke Erhitzung der äußeren Holzschichten beobachtet, wobei eine intensive Rauchentwicklung auftrat und die Holzoberfläche im Angriffsbereich der Zangen verkohlte. Gleichzeitig drangen die auf den Innenseiten der Zangenbacken aufgesetzten Metallleisten in die Holzoberfläche ein und bildeten dort rillenartige, bis zu 3 cm breite und 2cm tiefe Strukturen.

Aufgrund dieser Erfahrungen mit der Vibrationsramme war anzunehmen, dass die Hitzeentwicklung auch beim Rammen und Ziehen der eigenen Versuchshölzer auftreten und das Geotextil im Eingriffsbereich am Pfahl zerstören würde.

Ein weiterer Zugversuch wurde an einem ummantelten Pfahl in Norddeich vorgenommen, wobei die Klemmzange im Bereich des Geotextils oberhalb der Wasseroberfläche angesetzt werden musste. Wie erwartet riss das Geotextil infolge der Krafteinwirkung ein und erhitzte sich stark - stellenweise bis zur Zersetzung unter starker Rauchentwicklung. Dabei wurde die Holzoberfläche weitgehend zerstört und es entstanden ca. 10 cm breite und 8 cm tiefe Absplitterungen.

Die Untersuchung dieses Pfahls am Bord des Arbeitsschiffes Seelöwe ergab keinen Bohrmuschelbefall unter dem Geotextil (Produkt C). Dagegen war die ungeschützt aufgebrachte Befestigungslatte entlang eines etwa 1,5 m langen Bereichs oberhalb des Schlickbodens von der Bohrmuschel befallen.

Nach der Untersuchung wurde der zerstörte Teil des Geotextils abgeschnitten und das verbleibende, eingekürzte Vlies wieder unter der Latte auf dem Stamm verschraubt. Zum erneuten Einrammen des Stammes konnten die Klemmzangen der Vibrationsramme nun oberhalb des Geotextils angesetzt werden.

3 Die anschließende Untersuchung ergab, dass die Althölzer durchweg von Schädlingen befallen und teilweise in einem sehr schlechten Zustand waren. Bohrmuscheln hatten sich hauptsächlich im unteren Pfahlbereich bis zu 2 m oberhalb des Meeresbodens angesiedelt. Einige Hölzer waren auch stark von Pilzen (Blättlingen) angegriffen, die bis zu 1 m lange Fruchtkörperleisten bildeten.

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Abb. 17: Rauchentwicklung beim Herausziehen eines Rammpfahls. In Bensersiel wurden jeweils ein Lärchen- und ein Douglasienstamm bei auflaufendem Wasser eingerammt. Zu Beginn der 1. Rammung betrug die Wassertiefe am Rammstandort ca. 2 m.

Eine Überprüfung vor dem Einrammen ergab, dass die Rammpfähle die Verladung auf das Schiff unbeschadet überstanden hatten. Zwischen nahe beieinander liegenden, vorstehenden Astbeulen des Douglasienpfahls lag das Geotextil jedoch nicht überall straff auf der Holzoberfläche, sondern war mit einem Abstand von bis zu ca. 1 cm zur Holzoberfläche über die tieferen Bereiche gespannt.

Auf Anraten der Schiffsbesatzung wurde der Douglasienpfahl – wie zuvor schon bei den Rammungen im Jahr 2012 – zunächst unangespitzt eingerammt. Erfahrungen mit der Schlagramme hätten gezeigt, dass angespitzte Pfähle in der Regel nicht exakt senkrecht gerammt werden könnten, da bereits geringe Asymmetrien der Spitze Richtungsänderungen verursachten. Bei nicht zugespitzten Pfählen sei dies normalerweise nicht der Fall, hieß es.

Allerdings musste beim Rammen mit der Vibrationsramme eine enorme Kraft auf den Pfahl aufgebracht werden. Zeitweise war kein Rammfortschritt festzustellen, was von

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der Besatzung auf den extrem dichten Sandboden unterhalb der Schlickschicht zurückgeführt wurde. Die Rammung musste schließlich vorzeitig beendet werden, da Schäden am Pfahl und der Befestigungsleiste befürchtet wurden. Der Pfahl erreichte somit nicht die vorgesehene Tiefe, war aber wegen des dichten Unterwasserbodens dennoch ausreichend standfest.

Nach der Erfahrung mit der ersten Rammung wurden für die zweite Rammung (Lärche) zwei Änderungen vorgenommen. Zunächst wurde der Pfahl um ca. 40 cm gekürzt, um mehr Abstand zwischen Schlickboden und Pfahlende zu Beginn der Rammung zu gewinnen und so die Positionierung des Pfahls zu vereinfachen. Zudem wurde der Pfahl keilförmig in einem spitzen Winkel (ca. 60 °) angespitzt, um eine leichteres Eindringen in den Boden zu erreichen. Die Rammung der Lärche konnte so deutlich leichter durchgeführt werden. Innerhalb weniger Minuten war die Endposition erreicht.

Aufgrund des positiven Verlaufs der zweiten Rammung wurde beschlossen, den ersten Pfahl wieder herauszuziehen und - nach nachträglicher Anspitzung – erneut einzurammen. Nebenbei konnte diese Aktion auch wertvolle Erkenntnisse hinsichtlich der Belastung von Pfahl und Schutzmaterial liefern, zumal mit Beschädigungen zu rechnen war.

Die Befürchtungen bestätigten sich zum Teil. Zwei der 6 mm dicken Befestigungsschrauben der Halteleiste waren im unteren Bereich abgerissen, die Holzleiste selbst war jedoch unbeschädigt. Die beiden Holzschrauben wurden ersetzt und eine zusätzliche Schraube in den unteren Bereich geschraubt. Das untere Bandeisen war unversehrt und auch am Geotextil wurden keine Schäden festgestellt.

Am unteren Ende des Rammpfahls war allerdings ein vom Hirnholz ausgehender Längsriss im Douglasienholz aufgetreten, weshalb der Pfahl um ca. 20 cm gekürzt wurde. Nachdem dieses Pfahlende angespitzt worden war, konnte auch der Douglasienpfahl bei der zweiten Rammung relativ einfach bis in eine Tiefe von 5,25 m in den Sandboden gerammt werden.

Abb. 18: Angespitzter Douglasienpfahl.

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Somit bleibt als Erkenntnis, dass die Pfähle zumindest beim Rammen in festeren Böden angespitzt sein sollten. Zudem ist die Anzahl der Schrauben in der Befestigungsleiste zu erhöhen. Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass das Rammen von mit Geotextilien ummantelten Reibepfählen auch mit einer Vibrationsramme durchführbar ist.

Zu beachten ist allerdings, dass die Holzzerstörungen an der Griffposition der Klemmzangen (Abb. 19) das Eindringen von Niederschlagswasser erleichtern und damit indirekt die Entstehung günstiger Lebensbedingungen für Holz zerstörende Pilze fördern.

Abb. 19: Oberflächenzerstörungen durch Klemmzange.

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3.3 Laborversuche in Portsmouth

Die in Abschnitt 3.3 beschriebenen Laborversuche wurden von J. Reuben Shipway und Simon M. Cragg am Institute of Marine Sciences, School of Biological Sciences, University of Portsmouth, Hampshire, PO4 9LY, United Kingdom, durchgeführt. Nachfolgend wird eine geringfügig gekürzte Übersetzung des Berichts vom 24.02.2014 wiedergegeben.

Zielsetzung Ziel dieses Forschungsprojekts war es, die Schutzwirkung von Geotextilien gegen Befall und Zerstörung von Holz durch Bohrmuscheln und Krebse im Rahmen eines einjährigen Laborversuchs zu testen. Testorganismen Die Testpopulation der Spezies Lyrodus pedicellatus, Limnoria quadripunctata und Chelura terebrans stammen von einem befallenen Pier aus Greenheart-Holz (Chlorocardium rodiei L.) im Hafen Langstone, Eastney, UK. Das befallene Holz wurde in einem Seewasserbecken am Institut für Meereswissenschaften der Universität Portsmouth gehalten und diente als Grundlage für die in den Versuchen verwendeten Organismen. Die hier benutzten Holzschädlinge einschließlich der taxonomischen Beschreibungen und Abbildungen sind in den Abb. P1 a - c dargestellt. Wissenschaftliche Klassifikation Reich: Animalia Stamm: Mollusca Klasse: Bivalvia Ordnung: Myoida Familie: Teredinidae Gattung: Lyrodus Art: Lyrodus pedicellatus (de Quatrefages, 1849) Wissenschaftliche Klassifikation Reich: Animalia Stamm: Arthropoda Unterstamm: Crustacea Klasse: Malacostraca Ordnung: Isopoda Familie: Limnoriidae Gattung: Limnoria Art: Limnoria quadripunctata (Holthuis, 1949) Wissenschaftliche Klassifikation Reich: Animalia Stamm: Arthropoda Unterstamm: Crustacea Klasse: Eumalacostraca Ordnung: Amphipoda Familie: Cheluridae Gattung: Chelura Art: Chelura terebrans (Holthuis, 1949) Abb. P1: a) Bohrmuschel, Lyrodus pedicellatus, mit embryonalen reifen Larven. b) Holzbohrende Assel, Limnoria quadripuncata, allgemein als Holzbohrassel bekannt. c) Holzbohrender Flohkrebs, Chelura terebrans.

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Material und Methoden Aufzuchtbecken und Umgebungsbedingungen Die Wasserbecken hatten eine Abmessung von 100 cm x 100 cm x 50 cm und waren mit 50 l gefiltertem Meerwasser gefüllt, das ganzjährig auf 15 Grad Bruttemperatur gehalten wurde. Das Meerwasser wurde direkt aus dem Hafen von Langstone mit einer Rate von 10 l pro Stunde in die Becken gepumpt. Die Temperatur wurde mit einem ATC-800+ Mikroprozessor-Temperaturregler und einem Aquael Präzisionsheizgerät konstant gehalten. Um das Wasser in Bewegung zu halten und gut mit Sauerstoff zu versorgen, wurde es mit Luft durchströmt. Die Becken waren mit einem Deckel aus Plexiglas abgedeckt, um Wasserverluste zu minimieren und die Salinität konstant zu halten. In Abb. P2 sind die für die Experimente mit Geotextilien verwendeten Becken zur Haltung von holzbohrenden Organismen abgebildet.

Abb. P2: a) Becken für Versuche mit Holzproben am Institut für Meereswissenschaften der Universität Portsmouth. Das Wasser wurde direkt aus dem Hafen von Langstone eingepumpt und in den Becken auf optimale Temperatur für holzbohrende Organismen gehalten.

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Experimentelle Methode Insgesamt wurden 55 Probekörper (2,5 cm × 2,5 cm × 2,5 cm) aus Kiefernsplintholz (Pinus sylvestris) in gefiltertem Meerwasser bis zur Sättigung vakuumimprägniert. Die Proben verblieben zunächst für mindestens einen Monat bei Umgebungstemperatur in einem Durchflussbecken eingetaucht, bevor sie den Bohrmuscheln ausgesetzt wurden. Jeweils 15 Probekörper wurden mit den Produkten A, B und C ummantelt. Somit ergaben sich insgesamt 45 mit Geotextilien ummantelte Probenkörper. 10 Holzwürfel hatten keine geotextile Ummantelung und dienten als Kontrolle. Alle Probekörper wurden zusammen mit Holzblöcken, die von der Bohrmuschel Lyrodus pedicellatus sowie von den Crustaceen Chelura terebrans und Limnoria quadripunctata befallen waren, in den Versuchsbecken platziert. Alle Kontrollkörper und jeweils 10 der mit einem der drei Geotextilien ummantelten Probekörper wurden 12 Monate lang den Angriffen der holzbohrenden Organismen ausgesetzt. Die übrigen mit den verschiedenen Geotextilien bedeckten Probekörper wurden jeweils einzeln nach zwei, vier, sechs, acht und zehn Monaten entfernt, der Rest erst nach 12 Monaten. Die Versuche begannen am 1. Oktober 2012 und endeten am 30. September 2013. Untersuchung von Befall und Schädigungen Nach zwei Monaten Exposition wurden alle Kontrollkörper den Becken entnommen, um die Besiedlungsdichte des Teredinidenbefalls durch Auszählung der Bohrgänge mit Hilfe von Oberflächenfotos zu bestimmen. Unmittelbar nach der Zählung wurden die Kontrollkörper wieder in das Testbecken eingesetzt. Um zu ermitteln, ob geotextile Materialien Holzbauteile vor Schädigung infolge von Bohrmuschelangriffen schützen können, wurde die Geotextilummantelung entfernt und die so freigelegte Oberfläche auf Beschädigung und Befall untersucht. Zur Untersuchung der inneren Struktur wurden die Holzkörper anschließend mit einem Beitel aufgespalten. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden fotografisch dokumentiert. In gleicher Weise erfolgte die Untersuchung der Kontrollkörper auf äußere und innere Beschädigungen. Ergebnisse Alle Kontrollkörper waren stark von der Bohrmuschel Lyrodus pedicellatus sowie von den holzbohrenden Crustaceen Chelura terebrans und Limnoria quadripunctata befallen. Die durchschnittliche Besiedlungsdichte mit Terediniden betrug 596 Larven pro Block, was einem Durchschnitt von 19 Larven pro cm² entspricht. Die nach 12 Monaten Exposition ermittelten Besiedlungsdichten der Terediniden auf den Kontrollkörpern sind in Abb. P3a dargestellt. Die Abb. P3b – c zeigen die Besiedlung mit Terediniden-Larven in einem frühen Stadium, also in der Einbohrphase der Larven in das Holz. Die Holzkörper wurden zusätzlich von holzbohrenden Crustaceen befallen. Deren Aktivitäten verursachten Schäden auf der Oberfläche des Holzes. Im Unterschied dazu waren die mit einem Geotextil ummantelten Probekörper nicht befallen und zeigten während der 12-monatigen Exposition keinerlei Schäden, weder durch die Bohrmuschel Lyrodus pedicellatus noch durch die holzbohrenden Crustaceen Chelura und Limnoria.

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Abb. P3 a) Die Besiedlungsintensität von Larven Lyrodus pedicellatus auf den Kontrollkörpern nach zwei Monaten Exposition im Vergleich zu den unbefallenen, mit Geotextil ummantelten Holzkörpern nach zwölf Monaten Exposition.

Abb. P3 b) Freischwimmender Pediveliger Lyrodus pedicellatus. c) Larven besiedeln den Probekörper und beginnen mit der Metamorphose. Ein Teil dieser Larven durchlief die Metamorphose und verursachte im adulten Stadium massive Schäden in den Probekörpern. Die Terediniden hatten unterschiedliche Größen und erreichten teilweise mehr als 2 cm Körperlänge. Einige Individuen brüteten zudem Larven in ihren Kiemen aus (Abb. P4).

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Abb. P4: Bohrmuscheln Lyrodus pedicellatus, entfernt aus den Probekörpern nach 12-monatiger Exposition. Einige Exemplare hatten Larven in ihren Kiemen und waren bis zu 2,5 cm lang. Ein Teil dieser Larven hatte die Metamorphose vollzogen und verursachte im adulten Stadium massive Schäden in den Probekörpern (Abb. P5a – b). Auch Crustaceen bohrten sich in die Holzkörper und beschädigten dabei deren Oberflächen. Die Abb. P5c – d zeigen den Schaden durch holzbohrende Crustaceen Limnoria quadripunctata, in Abb. P5e ist Limnoria in einem Bohrgang abgebildet.

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Abb. P5 a) Kontrollprobe, nachdem sie für 12 Monate den holzbohrenden Organismen Lyrodus pedicellatus, Chelura terebrans und Limnoria quadripunctata ausgesetzt worden war. b) Schäden im Innern einer Kontrollprobe, verursacht durch Bohrmuscheln. c – d) Erhebliche Oberflächenschäden an Kontrollproben, verursacht durch Chelura und Limnoria. e) Limnoria quadripunctata bohrt einen Gang entlang der Oberfläche einer Kontrollprobe.

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Im Gegensatz dazu waren die mit Geotextil ummantelten Probekörper nicht befallen und zeigten nach der 12-monatigen Exposition keinerlei Schäden, weder durch die Bohrmuschel Lyrodus pedicellatus noch durch die holzbohrenden Crustaceen Chelura und Limnoria. Alle untersuchten Proben waren bis ca. 1 mm unterhalb der Oberfläche dunkel verfärbt, wahrscheinlich infolge mikrobieller Besiedlung auf der Holzoberfläche. Abb. P6 a – c) Probekörper, ummantelt mit den Produkten A, B und C, wurden nicht befallen. Nach der Aufspaltung in zwei Hälften sind im Inneren des Holzes keine Schäden durch holzbohrende Organismen feststellbar. In Tabelle P1 sind die Expositionszeiten und die entsprechenden Befallsdichten von holzbohrenden Organismen auf Kontrollproben und auf durch ein Geotextil geschützte Proben zusammengefasst.

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Tabelle P1: Zusammenfassung der Ergebnisse für Kontrollproben und geotextilgeschützte Proben, die den holzbohrenden Organismen Lyrodus pedicellatus, Chelura terebrans und Limnoria quadripunctata ausgesetzt waren. Legende - Schädigung durch Bohrmuscheln: nein (-) ja (x)

Geotextil Probe Nr.

Expositionszeit (Monate)

Lyrodus pedicellatus

Chelura telebrans

Limnoria quadri-

punctata 1 2 - - - 2 4 - - - 3 6 - - - 4 8 - - - 5 10 - - - 6 12 - - - 7 12 - - - 8 12 - - - 9 12 - - -

10 12 - - - 11 12 - - - 12 12 - - - 13 12 - - - 14 12 - - -

Produkt A

15 12 - - - 1 2 - - - 2 4 - - - 3 6 - - - 4 8 - - - 5 10 - - - 6 12 - - - 7 12 - - - 8 12 - - - 9 12 - - -

10 12 - - - 11 12 - - - 12 12 - - - 13 12 - - - 14 12 - - -

Produkt B

15 12 - - - 1 2 - - - 2 4 - - - 3 6 - - - 4 8 - - - 5 10 - - - 6 12 - - - 7 12 - - - 8 12 - - - 9 12 - - -

10 12 - - - 11 12 - - - 12 12 - - - 13 12 - - - 14 12 - - -

Produkt C

15 12 - - - 1 12 x x x 2 12 x x x 3 12 x x x 4 12 x x x 5 12 x x x 6 12 x x x 7 12 x x x 8 12 x x x 9 12 x x x

Kontrollprobe

10 12 x x x

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Diskussion der Laborversuche und Schlussfolgerungen Die Geotextilien A, B und C haben sich als wirksame Schutzmittel gegen Befall und Schädigung von Holzproben durch die holzbohrenden Organismen Lyrodus pedicellatus, Chelura terebrans sowie Limnoria quadripunctata erwiesen, dies selbst nach 12-monatiger kontinuierlicher und hochgradiger Exposition. Im Gegensatz dazu waren die ungeschützten und den gleichen Bedingungen ausgesetzten Kontrollproben allesamt stark befallen. Jede dieser Proben war mit allen drei Bohrorganismen dicht besiedelt. Die holzbohrenden Crustaceen Chelura und Limnoria verursachten erhebliche Beschädigungen auf der Oberfläche der Kontrollproben. Die Bohrmuscheln schädigten das Holz durch das Bohren von Röhrengängen insbesondere im Inneren beträchtlich. Aufgrund dieser exzessiven inneren Schädigung war die Struktur der Probekörper weitgehend zerstört und das Holz konnte bereits unter mildem Druck zwischen den Fingern zerrieben werden. Einige Bohrmuscheln erreichten Längen von mehr als 2,5 cm, was angesichts der geringen Kantenlänge der Holzproben (2,5 cm) bemerkenswert ist. Wenngleich die Anzahl der Bohrmuscheln in einer einzelnen Holzprobe wegen des hochgradigen Befalls nicht ermittelbar war, so bleibt dennoch festzuhalten, dass jene mehr als 2,5 cm langen Exemplare einen großen Anteil des verfügbaren inneren Holzvolumens für sich beanspruchten. Zudem waren viele dieser Bohrmuscheln vollständig ausgereift und trugen bereits ihre aus zahlreichen Larven bestehende Nachkommenschaft in sich. Die Analyse der von den Larven innerhalb von zwei Monaten gebohrten Röhren ergab einen hochgradigen Befall der Kontrollproben. So waren auf der Oberfläche der Kontrollkörper durchschnittlich 596 Larven in frühem Entwicklungsstadium angesiedelt. Diese Larven befanden sich bereits im Stadium der Metamorphose – ein zusätzlicher Beleg dafür, dass die experimentellen Bedingungen einen intensiven Besiedlungsdruck durch die Bohrmuschel-Larven erzeugt haben. Die Bohrmuschel Lyrodus pedicellatus ist ein ganzjähriger und langfristiger Brüter, der Pediveliger produziert, die innerhalb von Stunden nach ihrer Freisetzung befallsfähig sind. Die hohe Zahl von Larven, die zwei Monate nach Beginn des Experiments festgestellt wurde, wäre somit auch nach 12-monatiger Expositionszeit vorgefunden worden. Wahrscheinlich hätte sich die Larvenkonzentration im Laufe der Zeit sogar vergrößert, da sich voll ausgereifte Bohrmuscheln in den Kontrollproben befanden. Die mit Geotextilien geschützten Holzproben waren derselben hohen Larvenkonzentration wie die Kontrollproben ausgesetzt. Das Versuchsergebnis beweist daher, dass diese Materialien einen wirksamen Schutz gegen Befall und Zerstörung durch Bohrmuscheln bieten.

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3.4 Ergebnisse der Festigkeitsuntersuchungen im Labor der Firma Naue

Erwartungsgemäß wirkten sich die Einlagerung von Stoffen aus dem Meerwasser in das Gewebe und der Bewuchs auf die Masse des Materials aus.

Die Masse pro Flächeneinheit erhöhte sich bei den drei untersuchten Vliesstoffproben durch Bewuchs und durch das Einlagern von mineralischen Partikeln um 121% – 191%. Die Höchstzugkraft verminderte sich dagegen geringfügig (Reduktion um 3% bis 8%), wobei die Höchstzugkraftdehnung mit -23% bis -28% deutlicher reduziert war. Die Wasserdurchlässigkeit verringerte sich um 50% bis 65% (Tab. 4).

Tabelle 4: Ergebnisse der Festigkeitsuntersuchungen an unbeanspruchtem Ausgangsmaterial und beanspruchten Versuchsmaterial am Ende der Versuche. Produkt A Unbeansprucht Beansprucht Veränderung (%) Masse pro Flächeneinheit (g/m²) 618 1611 +161 Höchstzugfestigkeit (kN/m) 18,81 16,32 -13 Dehnung bei Höchstzugkraft (%) 95,9 74,0 -23 Durchflussmenge q20 (l/s x m²) 48,93 ca. 17* -65

Produkt B Unbeansprucht Beansprucht Veränderung (%) Masse pro Flächeneinheit (g/m²) 566 1250 +121 Höchstzugfestigkeit md (kN/m) 17,43 16,91 -3 Dehnung bei Höchstzugkraft, md( %) 71,0 51,2 -28 Durchflussmenge q20 (l/s x m²) 41,94 ca. 21* -50

Produkt C Unbeansprucht Beansprucht Veränderung (%) Masse pro Flächeneinheit (g/m²) 540 1571 +191 Höchstzugfestigkeit cmd (kN/m) 27,19 25,12 -8 Dehnung bei Höchstzugkraft cmd (%) 66,2 50,1 -24 Durchflussmenge q20 (l/s x m²) 44,62 ca. 19* -57

*abgeleitet, die Messung erfolgte mit 2 Sieben, jeweils oberhalb und unterhalb der Probe, um die Verschmutzung des Messgerätes zu verhindern,

4 Zusammenfassung und Ausblick

Die Ergebnisse der weitgehend in Anlehnung an DIN EN 275 durchgeführten Versuche zeigen, dass die verwendeten Geotextilien für mindestens zwei Jahre einen vollständigen Holzschutz im Meerwasser bieten. Während alle unbehandelten Kontrollproben von Holzbohrmuscheln befallen und mehrere dieser Kontrollen am Ende der Versuchszeit als „zerstört“ anzusehen waren, konnte an keiner der mit Geotextilien ummantelten Proben ein Eindringen von Bohrmuscheln in das Holz festgestellt werden. Genau dies bestätigen auch die Ergebnisse des im Verbund mit diesem Projekt an der Universität Portsmouth durchgeführten einjährigen Laborversuchs: Weder Borhrmuscheln noch die ebenfalls holzbohrenden Crustaceen. Chelura terebrans und Limnoria quadripunctata konnten das Geotextil durchdringen.

Da die DIN EN 275 jedoch eine Mindestversuchszeit von fünf Jahren vorschreibt, werden die entsprechenden Langzeitergebnisse erst in drei Jahren verfügbar sein.

Auch die Kontrolle eines ummantelten Rammpfahls ergab keinen Befall durch Holzbohrmuscheln. Allerdings waren die praktischen Rammversuche nicht primär auf den Nachweis der Schutzfunktion von Geotextilien ausgerichtet, sondern auf die Feststellung der Praxistauglichkeit des Verfahrens – von der Herstellung ummantelter Bauelemente bis zu deren Anbringung vor Ort. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass die verwendeten Geotextilien sich gut für den Einsatz im Wasserbau eignen und aus den Untersuchungen einige praktische Empfehlungen ableitbar sind.

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So sollten die zu ummantelnden Rundhölzer eine möglichst zylindrische Form ohne starke Abholzigkeit (Verminderung des Stammdurchmessers vom Stammfuß zum Zopfende) haben. Vorstehende Astansätze, Beulen und Vertiefungen auf der Holzoberfläche müssen vor dem Aufbringen des Geotextils beseitigt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Mantel nicht durchgängig aufliegt oder gar beschädigt wird und damit schon in der Herstellungsphase teilweise seine Schutzwirkung verliert. Selbst wenn während der Bearbeitung noch keine unmittelbaren Schäden, etwa durch Astspitzen oder Holzsplitter, auftreten, so ist davon auszugehen, dass scharfe Kanten die Textilfasern dauerhaft zusätzlich belasten und sie infolgedessen im praktischen Einsatz vorzeitig schädigen.

Der Transport von ummantelten Pfählen ist ohne Beschädigungen der Geotextilien durchführbar, erfordert jedoch eine sorgsamere Behandlung der Hölzer als dies bei üblichen Rundholztransporten erforderlich ist. Besser wäre es, die Pfähle vor Ort zu ummanteln, zumal dies auch in größerem Umfang routinemäßig durchführbar sein sollte.

Die Rammung von ummantelten Pfählen ist prinzipiell unproblematisch und benötigt nur wenige Minuten mehr Zeit als die Rammung von rohen Pfählen. Wie beim Transport erfordern aber auch die Rammarbeiten auf einem Rammschiff besondere Vorsicht beim Hantieren der Pfähle um Schäden zu vermeiden.

Bei den durchgeführten Befallsuntersuchungen an unbehandelten Hölzern wurden die Bohrmuscheln hauptsächlich in der Tiefwasserzone bis etwa 2 m oberhalb des Gewässerbodens vorgefunden. Die Beobachtung deckt sich mit Befallsfeststellungen im Hafen von Bremerhaven (Tuente et al. 2002) und mit umfangreichen niederländischen Untersuchungen, die im Hafen von Rotterdam ebenfalls vornehmlich Bohrmuschelbefall im 2-Meter-Bereich oberhalb des Unterwasserbodens ergeben hatten. Dabei nahm der Befallsgrad mit zunehmenden Abstand vom Boden deutlich ab (Paalvast und van der Velde 2011). Somit sollte in weiteren Versuchen geklärt werden, bis zur welcher Höhe eine Schutzummantelung von Holzpfählen im Meerwasser erforderlich ist. Ein möglichst auf den Bereich unterhalb des Niedrigwasserstandes abgesenktes Material wäre von Feuchteänderungen nicht betroffen und auch Temperatur- und Lichteinflüssen weniger ausgesetzt, was sich positiv auf den Lebensdauer auswirken dürfte.

Zur Dauerhaftigkeit von Geotextilien liegen aus vorherigen Untersuchungen bereits einige Feststellungen vor. Vorversuche zur Montage eines derartigen Überzugs wurden bereits vor etwa 15 Jahren durchgeführt und über mehrere Jahre im Meerwasser beobachtet (Dede & Kohlhase, 2000, 2007). Dabei wurden visuell keine Anzeichen von mechanischer Zerstörung oder Verwitterung am Material festgestellt. Der Bewuchsschicht auf der Oberfläche wird eine zusätzliche Schutzfunktion gegen Wellen, Strömungen und Sandschliff zugeschrieben. Die robusten Vliesstoffe sind chemisch weitgehend inert und haben sich z. B. auch im Deponiebau in aggressiven Sickerwässern bewährt. Nebenwirkungen auf die marine Flora und Fauna wurden bisher nicht festgestellt (Saathoff et al. 2010).

Begleituntersuchungen zu den eigenen Versuchen ergaben jedoch, dass die Geotextilien Einfluss auf die Besiedlung haben. So ist die Bedeckung durch Seepocken verringert, während andere Aufwuchsarten wie Tunikaten sich bevorzugt ansiedeln. Ein Durchdringen des Gewebes durch einzelne Bewuchsorganismen wurde jedoch nicht festgestellt (Daehne 2013).

Da Tunikaten ein massives Gewicht aufbauen können (Daehne 2013), sind sie in Hinblick auf die Festigkeit der Geotextilien nicht zu vernachlässigen. Insgesamt wurde

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bei den Geotextilien eine Massezunahme bis zu 191 % durch Einlagerungen und Bewuchs festgestellt. Angesichts der in der Laborprüfung festgestellten Verminderung der Höchstzugfestigkeit von weniger als 10 % am Ende der Versuchszeit ist in der Erhöhung der Masse jedoch keine potentielle Gefahr von Abrissen im Material zu sehen, dies auch nicht in Verbindung mit den durch Wellenschlag und Strömungen entstehenden Krafteinwirkungen auf das Geotextil. Hierzu sei darauf verwiesen, dass auch durch den Orkan Xaver Anfang Dezember 2013 keine Schäden an den eingesetzt Geotextilien verursacht wurden.

Literatur Daehne, B. 2013: Bewuchsanalyse von Probehölzern. Testbericht LimnoMar - Labor für limnische/marine Forschung und vergleichende Pathologie, Norderney (unveröffentlicht).

Dede, C.; Kohlhase, S. 2000: Protection of Groyne Piles against Attack of Teredo navalis by Means of Geotextiles, Proc. Second European Geosynthetic Conference, Bologna.

Dede, C.; Kohlhase, S. 2007: Schutz von Holzkonstruktionen im Küstenwasserbau gegen Teredo navalis - Ergebnisse eines Feldversuchs in der Ostsee. 10. Informations- und Vortragstagung über Kunststoffe in der Geotechnik München, Februar 2007. Geotechnik, Sonderheft, S. 49-53, 2007.

Klüppel, A.; Cragg, S.; Liebezeit, G.; Müller, J.; Militz, H.; Mai, C. 2012: Dauerhaftigkeit von modifiziertem Holz im Meerwasser. Deutsche Holzschutztagung 2012; 27. und 28. September 2012, Göttingen, 52-62.

Paalvast, P.; Velde, G. van der: 2011: Distribution, settlement, and growth of first-year individuals of the shipworm Teredo navalis L. (Bivalvia: Teredinidae) in the Port of Rotterdam area, the Netherlands. International Biodeterioration & Biodegradation 65, 379-388.

Saathoff, F.; Spittel, M.; Hinkerohe, C. 2010: Entwicklung eines Verfahrens zum Schutz von Holzpfählen gegen Teredo navalis - Zwischenbericht September 2010 - AZ 26280-23, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück.

Tuente, U.; Piepenburg, D.; Spindler, M. 2002: Occurrence and settlement of the common shipworm Teredo navalis (Bivalvia: Teredinidae) in Bremerhaven harbours, northern Germany. Helgoland Marine Research 56, 87-94.

Zitierte Normen:

DIN EN 275: 1992 Holzschutzmittel – Prüfverfahren zur Bestimmung der Schutzwirkung eines Holzschutzmittels gegenüber marinen Organismen.

DIN EN ISO 9864 Geokunststoffe - Prüfverfahren zur Bestimmung der flächenbezogenen Masse von Geotextilien und geotextilverwandten Produkten (ISO 9864:2005); Deutsche Fassung EN ISO 9864:2005

DIN EN ISO 11058 Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit normal zur Ebene, ohne Auflast (ISO 11058:2010); Deutsche Fassung EN ISO 11058:2010

DIN EN ISO 10319:2008-10 Geokunststoffe - Zugversuch am breiten Streifen (ISO 10319:2008); Deutsche Fassung EN ISO 10319:2008

DIN EN 350-2, Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten ― Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz ― Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa.

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Anhang

Abildungen typischer Holzkonstruktionen, die mit Geotextilien vor der Holzbohrmuschel geschützt werden könnten.

A1: Anlegedalben in einem Nordseehafen bei Niedrigwasser.

A2: Seebrücke am Kleinen Belt in Dänemark.