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Dr. Manuel Becker

Was hält unsere Gesellschaft zusammen?

19. Oktober 2017

Folie 1

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Was hält uns zusammen?Ein Blick zurück nach vorne und die

Konsequenzen für die pädagogischen Institutionen

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„Nur wer sein Land bejaht, sich mit seiner Nation und ihrer Geschichte

identifiziert, wird sich einmischen und die Gestaltung der Gegenwart nicht den

Ewiggestrigen überlassen. Darum ist es wichtig, einen neuen Patriotismus zu

entwickeln.“

Charlotte Knobloch

„Wir brauchen deutsche Bürger, die selber eine positive Beziehung zu

Deutschland haben. Wenn wir gerne in diesem Land leben, dann können wir

auch einladend sein. Warum überlassen wir den Stolz den Bekloppten?“

Joachim Gauck

Cem Özdemir„Es ist gerade diese republikanisch gespeiste und auf starken Individualrechten

beruhende Anerkennung, die in einer heterogenen Gesellschaft eine

Gefühlsbindung erzeugen kann, die man durchaus ‚patriotisch‘ nennen darf.“

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Grüne Jugend

„Ja, wir sind keine PatriotInnen. Uns sind andere Dinge einfach wichtiger als

Deutschland: Individuelle Freiheiten, soziale Rechte oder die Frage, ob auch die

nachfolgenden Generationen noch auf diesem Planeten leben können.“

Navid Kermani

„Dies ist ein gutes Deutschland, das beste, das wir kennen. Statt sich zu

verschließen, darf es stolz darauf sein, dass es so anziehend geworden ist.

[…] Danke Deutschland!“

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Frank-Walter Steinmeier

„Diese Sehnsucht nach Heimat dürfen wir nicht denen überlassen, die Heimat

konstruieren als ein ‚Wir gegen Die‘: als Blödsinn von Blut und Boden; die eine

heile deutsche Vergangenheit beschwören, die es so nie gegeben hat. Die

Sehnsucht nach Heimat […] dürfen wir nicht den Nationalisten überlassen.

Ich glaube, Heimat weist in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit. Heimat ist der

Ort, den wir als Gesellschaft erst schaffen. Heimat ist der Ort, an dem das „Wir“

Bedeutung bekommt. So ein Ort, der uns verbindet – über die Mauern unserer

Lebenswelten hinweg –, den braucht ein demokratisches Gemeinwesen und den

braucht auch Deutschland.“

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Gliederung des Vortrags

I. Demokratie. Herausforderungen und Ansprüche

II. „Integration“ und „Patriotismus“. Was hält uns zusammen?

III. Bestandsaufnahme: Hält unsere Gesellschaft zusammen?

IV. Konsequenzen für die pädagogischen Institutionen

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Wo steht unsere demokratische Gesellschaft

heute?

Im Lichte kontroverser aktueller Debatten ist stets der nüchterne und sachliche Blick auf politikwissenschaftliche Grundlagen hilfreich!

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19. Oktober 2017 DEMOKRATIE

Demokratiebegriff der Antike nur im Wortsinne gemeint (Herrschaft der Vielen)

Drei große Grundprinzipien der Demokratie (nach Karl Dietrich Bracher) Mehrheit Freiheit Gleichheit

Demos = Volk

Kratein = herrschen, regieren


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Grundprobleme bei der DEMOKRATIE

Klassische Grundprobleme der Demokratie

Kurzfristigkeit des Problemlösungsverhaltens

Schwierigkeit, den Bürgern hohe Lasten abzuverlangen

Anfälligkeit für Populismus

Tyrannei der Mehrheit

„individualisme“ (Tocqueville), bedeutet „Schneckenhäusigkeit“

Demokratie-Paradox (nach Karl Popper): Demokratie kann sich per Mehrheitsvotum abschaffen

Grundprobleme der Demokratie heute

Auseinanderfallen von Demokratie und Wohlstand

Krise der repräsentativen Demokratie

heterogene Sachzwanggesetzlichkeiten untergraben das demokratische Entscheiden (Fukushima, Eurokrise, Flüchtlinge…)

…


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„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren

kann“

Böckenförde-Paradoxon:


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„Democracy is the worst form of government,

except for all those other forms that have been tried from time to time.”

Winston Churchill:

(House of Commons speech Nov. 11, 1947)


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Was bedeuten die Begriffe Integration und Patriotismus für

den Zusammenhalt unserer Gesellschaft?

Debatten um Begriffe sind wichtig, noch wichtiger sind allerdings die Inhalte, mit denen sie sich verbinden!

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INTEGRATION

Strukturell-funktionale Integration

politische, rechtliche und sozio-ökonomische Teilhabe in allen

Institutionen und Gesellschaftsbereichen der Mehrheitsgesellschaft

Kulturell-identifikatorischeIntegration

emotionale, identifikatorischeBindung an das Gemeinwesen

Kritik am Integrationsbegriff Mögliches Problem: Integrationsbegriff sei nicht anders denkbar, als von

einer vorgegebenen Gesellschaft her, in die hinein integriert würde Folge: automatische hierarchische Setzung zu Gunsten der Heimatgesellschaft, tendenzielle Bevormundung von Migranten

Inklusionsbegriff: eher gleichgestelltes Miteinander zwischen der Heimatgesellschaft und den Migranten im Sinne einer wechselseitigen Verschränkung von Inklusionsbemühungen

Integrationsbegriff dennoch sinnvoll

II. Integration und Patriotismus

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Definitionselemente:

freiwilliges Gemeinwohlhandeln

politische Grundhaltung oder -einstellung

Tradition des republikanischen Denkens

ideologisch-weltanschaulich schwer verortbar

klar abzugrenzen von „Nationalismus“

PATRIOTISMUSpatria (lateinisch) = Vaterland, im Sinne von Gemeinwesen,res publica


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Rationale Funktion

sozialpolitisches Verhalten zum Wohl aller Mitglieder (Gemeinwohl)

Emotionale Funktion

gefühlsmäßige Verbundenheit mit einem konkreten Land

Selbstverpflichtung des Bürgers, für sein eigenes (Vater-)Land solidarisch einzustehen

im Alltäglichen und Kleinen (auch ehrenamtliches Engagement in Vereinen etc.)

in Ausnahmensituationen (Verteidigung und Zukunftssicherung der Nation als staatlich-verfasster Bewusstseinsgemeinschaft aller Bürger)

PATRIOTISMUS


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Nationalismus

ideologische Überhöhung der einen patria Postulat innergesellschaft-licher Homogenität antifreiheitlich und latent gewaltsam nach innen wie nach außen

Patriotismus

aufgeklärt weltoffen reflektiert Licht- undSchattenseiten der Geschichte eines Gemeinwesens

Identifikation mit dem Eigenen

Hochachtung vor dem Anderen

Bindekraft Sprengsatz

PATRIOTISMUS


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Dolf Sternberger Jürgen Habermas

konkret gelebte Identifikationsform

universal-abstrakte Identifikationsform jenseits

einer konkreten Nation

Ziel:

demokratischer Nationalstaat Ziel:

postnationale Demokratie

Volk, NationEuropaweite politische

Öffentlichkeit

kein „Ersatz“ eines nationalen Patriotismus

bewusstes Substitut für einen nationalen Patriotismus

Verfassungspatriotismus


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Wo steht unsere Gesellschaft heute?

Hält unsere Gesellschaft zusammen?

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Rückblick Juni 2006:„Deutschland. Ein Sommermärchen“

Autofähnchen mit den Nationalfarben allerorten

flaggenbestücktes „public viewing“ als neue Form des sozialen Events

Fußball seit „Wunder von Bern“ psychologisch wichtig für das nationale Identifikationsgefühl der Deutschen

III. Bestandsaufnahme: Hält die Gesellschaft zusammen?

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Quelle:Allensbach-Institut

• überrascht58%

• deutsches Nationalgefühl ähnlich wie in anderen Ländern auch62%

• positive Bewertung79%

• sahen darin eine Gefahr3%

• patriotische Identifikation überholt10%• Nationen als entscheidende Identifikationsgrundlage in Europa74 %


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Saskia Brauer/Gernot Brauer: Was ist bloß los mit den Deutschen? Die Fußball-WM 2006 und das Deutschlandbild in der Welt (2008)Quelle:http://de.fifa.com/mm/document/afmarketing/marketing/sport3_57408.pdf

• neu zugeschriebene Attribute wie Offenheit, Gastfreundschaft und Lebensfreude

• insgesamt deutlich positiveres Deutschlandbild

• selbst traditionell deutschskeptische britische Presse: „Germans start to have fun!“

II. Rückblick Juni 2006:„Deutschland. Ein Sommermärchen“


http://de.fifa.com/mm/document/afmarketing/marketing/sport3_57408.pdf

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Gründe für einen Wandel der deutschen Selbstwahrnehmung

1.) Veränderungen im deutschen Geschichtsbild

Perspektiverweiterung weg vom alleinigen negativen Fixpunkt Nationalsozialismus

Wahrnehmung der Bundesrepublik als Erfolgsgeschichte

Beispiele

o Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen (2000)

o Edgar Wolfrum: Die geglückte Demokratie (2006)


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Verschiebung der Koordinaten im Äußeren:

• neue Multipolarität statt tradierter Bipolarität

• Ökonomisierung der Weltpolitik

• Renationalisierungsprozess (v.a. in Osteuropa)

• Verschärfung globaler Krisen (Balkan, Afghanistan..)

• zunehmende Anarchisierung der Weltpolitik

• neue Bedrohungslage: 9/11, „asymmetrische Kriegsführung

2.) Deutschlands neue Rolle in der Welt



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Verschiebung der Koordinaten im Inneren:

• wieder in der alten Mittellage („Zentralmacht“)

• Aufhebung jeglicher Souveränitätsbeschränkungen

• beträchtlicher Machtzuwachs

• Forderungen an Deutschland, mehr Verantwortung in weltpolitischen Fragen zu übernehmen

• von Bredow/Jäger: „Handlungsspielraum zugleich größer und geschrumpft“

2.) Deutschlands neue Rolle in der Welt



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3.) Die Bedeutung der rot-grünen Bundesregierung

„Ende der Nachkriegszeit“ als Leitmotiv der Ära Schröder (Eckhard Fuhr)

Rehabilitierung des Nations- und des Interessenbegriffs in außenpolitischer Hinsicht

Aufwertung des Gedenkens an den 20. Juli 1944

verstärktere Thematisierung einer deutschen Opferrolle



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ABER:

seit Winter 2014

taz (2014)


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Quelle

Durchschnitt der Werte von emnid, forsa, Forschungsgruppe Wahlen, Infratest dimap.

40%

30%

20%

10%

5%

Januar 2015 Herbst 2015 Sommer 2016 Februar 2017 Juli 2017


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Grenzöffnungsentscheidung der Kanzlerino Erlaubnis der pauschalen Einreise für in Ungarn unter

elenden Umständen festgehaltene Flüchtlingeo Aussetzung der Dublin-Regelungen für Syrer

„Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht

mein Land!“ (A. Merkel, 15.9.16)

Politikwissenschaftliche Beurteilung der Entscheidungo Entscheidung ohne allergrößte Zeitnot, ohne

unabweisbaren Entscheidungsdruck und ohne Absprache mit den Partnern im In- und Ausland

o Handeln humanitär-gesinnungsethisch begründeto ad hoc-Charakter erinnert an Entscheidung zum

Atomausstieg (Richtlinienkompetenz, Kanzlermoment)


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Rückwirkungen auf die politische Kultur in der Bundesrepublik

o Libertäres Lager vs. rechtsautoritäres Lager

o Pointe: politische Mitte zwischen diesen beiden Lagern zerrieben

pragmatische Mitte vom Grundverständnis her tolerant und weltoffen, verschließt die Augen allerdings nicht vor Herausforderungen der kulturellen Gegensätze

gesinnungsethische „Willkommenskultur“ als Allparteienkonsens von SPD, CDU, Grünen, Linkspartei, ja selbst des Berliner Regierungsflügels der CSU

Elitenkonsens führt zu policy-opinion gap (Hannes Schamann)

Vakuum/Leerstelle: wird besetzt von AfD und PEGIDA

Quelle:Hannes Schamann: PEGIDA und die deutsche Migrationspolitik, in: Zeitschrift für Politik 3 (2015), S. 309-333.


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In der Breite der Gesellschaft

herrschen differenzierte

Einschätzungen und Verhaltensweisen

vor

Hält unsere Gesellschaft gerade zusammen?Beispiel: „Flüchtlingskrise“

„Willkommenskultur“Großes ehrenamtliches Engagement,

gelebte Solidarität, Ehrenamt

Fremdenfeindliche Gewalt

Übergriffe, Anfeindungen

aber: Großer Unmut über die Folgelasten

Erkennbare Polarisierung der Gesellschaft Wahlerfolge der Alternative für Deutschland (AfD)


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Unterteilung in:- schulische Bildung- politische Bildung

Was sind Konsequenzen für die pädagogischen Institutionen?

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Konsequenzen für die schulische Bildung – allgemein

• wachsende Bedeutung von staatsbürgerlicher Bildung im schulischen Unterricht

ganzheitlich ausrichten und nicht an Fächergrenzen beschränken

lebensnah und praxisorientiert vermitteln nationale, europäische und weltweite Themen, wo möglich,

immer auch auf die lokale Ebene herunterbrechen Spagat zwischen Einhaltung des Curriculums und Innovationen Bedeutung von Medienschulung und Medienkompetenz

größer denn je (vgl. Lutz Hagen, TU Dresden)


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Konsequenzen für die schulische Bildung - konkret

Die Bedeutung der doppelten deutsche Diktaturvergangenheit als zentraler Achse der Geschichtspolitik in der „Berliner Republik“ herausstellen.

• Deutschland als weltweit einzige Demokratie mit zwei Diktaturen entgegengesetzter ideologischer Prägung dieser Intensität

o Wie lassen sich beide Diktaturen adäquat erinnern? o Wie Verbrechen des DDR-Regimes angemessen vergegenwärtigen,

ohne damit nationalsozialistische Gräueltaten zu relativieren? o Gerechtfertigt, von einer „doppelten Diktatur“ oder „zwei totalitären

Systemen“ zu sprechen, ohne NS und DDR damit gleichzusetzen?


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Die Erinnerung an den Nationalsozialismus ist nach wie vor der sensibelste Bereich in der Geschichtspolitik der „Berliner Republik“.

• Tagespolitik liefert regelmäßig Belege für inadäquate und unreflektierte Bezugnahmen auf das „Dritte Reich“, die Politiker mitunter ihre Karrieren kosten können

• geschichtspolitische Reaktionsmuster im Rahmen eines „strukturfunktionalen Latenzschutzes“ (Julia Kölsch):

o NS-Themen sind in Deutschland mit einem deutlich höheren Latenzschutz versehen als Themen aus anderen Bereichen der deutschen Geschichte

• einerseits begrüßenswerter Schutz vor Revisionismus; andererseits möglicherweise auch problematische Konsequenzen der Empfindlichkeiten für die politische Kultur in Deutschland


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Die „Berliner Republik“ verfügt über ein im Vergleich zur „Bonner Republik“ deutlich positiver akzentuiertes Geschichtsbild.

• dennoch: NS nicht mit dem gleichen Stellenwert wie in der altbundesrepublikanischen Erinnerungskultur

• enger Bezug zwischen Geschichtsbildern und Selbstbild eines politischen Gemeinwesens

o siehe USA, Frankreich, Sowjetuniono „Bonner Republik“ lange Zeit mit negativem Fixpunkto Seit 1989-91 anders, vgl. Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach

Westen (2000)

• Perspektivenweitung: früher oftmals überkritischer Blick auf die eigene Nation und Geschichte scheint heute durch einen positiveren Blick überlagert

o Geschichte der Bundesrepublik als Erfolgsgeschichte (Wolfrum)o Eckhard Fuhr: „Die Verhältnisse sortieren sich neu.“


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Geschichtspolitisches Denken und Handeln findet in der „Berliner Republik“ immer stärker im europäischen Kontext statt.

• zunehmende Europäisierung der Geschichtspolitik, wie in vielen anderen Politikfeldern auch

o sieben „Kreise“ der europäischen Erinnerung nach Claus Leggewie und Anne Lang:o Holocaust als negativer Gründungsmythos Europaso Sowjetkommunismuso Vertreibungeno Kriegs- und Krisenerinnerungeno Kolonialismuso Einwanderungsgeschichteo Erfolgsgeschichte

o Haus der Geschichte Europas in Brüssel o Europäische Parlament: Entschließung „Europas Gewissen und der

Totalitarismus“ (2009)o 23. August als „Europäischer Gedenktag an die Opfer von Stalinismus

und Nationalsozialismus“


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Konsequenzen für die politische Bildung

• in Zeiten des Anwachsens populistischer/extremistischer Strömungen wächst die Bedeutung der politischen Bildung

• klassische Trennung von schulischer Bildung und außerschulischer Bildung so nicht mehr aufrecht zu erhalten

Grundlagenvermittlung immer wichtiger für dieaußerschulische Bildung

• Notwendigkeit stärker ausdifferenzierter, gruppenspezifischer und adressatengerechter Angebote

• Herausforderung dabei: Anpassung des Niveaus darf nicht mit Niveauverlust einhergehen


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Beutelsbacher Konsens neu denken

Überwältigungsverbot

Kontroversitätsgebot

Partizipationsgedanke

• das „Überwältigungsverbot“ muss unter heutigen medialen Bedingungen mit Blick auf die Emotionalisierungskomponente noch einmal überdacht werden

• auch das „Kontroversitätsgebot“ muss unter veränderten politischen und parlamentarischen Rahmenbedingungen neu justiert werden (Diskussion über „rote Linien“ unumgänglich)


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Social Media und Web 2.0

• Bereich Social Media und Web 2.0 bietet ein gigantisches Potential für die politische Bildung, das noch unzureichend ausgeschöpft wird

• Möglichkeit, sehr viel Feedback zu erhalten und Diskussionen zu initiieren

• Adressaten unter den Jugendlichen müssen eben dort abgeholt werden, wo sie unterwegs sind

• dabei auch sinnvoll: Arbeit mit peers/influencers, d.h. glaubhafte Vorbilder, um die Zielgruppen zu erreichen

• muss aber eben auch professionell bespielt werden, sonst laufen die Initiativen ins Leere


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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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