Dr. Michael Frenzel - TUI Group · Rede Dr. Michael Frenzel Vorsitzender des Vorstands TUI AG...
Transcript of Dr. Michael Frenzel - TUI Group · Rede Dr. Michael Frenzel Vorsitzender des Vorstands TUI AG...
Rede
Dr. Michael Frenzel
Vorsitzender des Vorstands
TUI AG
anlässlich der
Hauptversammlung am 13. Februar 2013
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sperrfrist 13. Februar 2013,
Beginn der Hauptversammlung
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Herzlichen Dank Herr Professor Dr. Mangold.
Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, meine sehr verehrten Damen
und Herren, liebe Freunde der TUI AG, ich möchte Sie, auch im Namen
meiner Vorstandskollegen, sehr herzlich zu der diesjährigen Haupt-
versammlung Ihres Unternehmens im Congress Centrum Hannover
begrüßen. Ein herzliches Willkommen auch an jene Aktionäre, die
unsere Veranstaltung via Internet begleiten.
Meine Damen und Herren,
der Geschäftsverlauf der TUI AG war im vergangenen Jahr eingebettet
in ein gesamtwirtschaftliches Umfeld, das in Europa durch die
Zuspitzung der Staatsschuldenkrise gekennzeichnet war. Aber nicht
nur in Europa verschlechterten sich im Laufe des Jahres 2012 die
konjunkturellen Rahmenbedingungen. Die Wachstumsraten selbst in
Asien, insbesondere in China, aber auch in anderen Weltregionen
blieben zuletzt hinter den Erwartungen zurück. Eine zunehmende
Verunsicherung über die Stabilität der europäischen Währung hat das
Klima während des Jahres geprägt, trotz der zahlreichen Maßnahmen
der Europäischen Zentralbank und der Staats- und Regierungschefs
der EU. Die große Mehrzahl unserer Gäste, die in den verschiedenen
europäischen Quellmärkten beheimatet sind, erlebte das abgelaufene
Jahr als sozial, wirtschaftlich und politisch schwierig. Die Menschen
insbesondere in südeuropäischen Ländern, aber auch in Frankreich
und England, durchlebten krisenhafte Zeiten. Die weitgehend intakte
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Konjunktur in Deutschland bildet in Europa eher die Ausnahme. Die
hohe Liquidität in den Märkten trug zwar zu einer positiven Entwick-
lung der Leitindizes an den Weltbörsen bei, die Eurokrise sorgte
jedoch auch an den internationalen Finanzmärkten für erhebliche
Nervosität.
I. Bericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/2012
Wie nun hat sich der TUI-Konzern in diesen unsteten Zeiten
behauptet? Ich kann Ihnen heute über eine Reihe erfreulicher
Entwicklungen und Nachrichten berichten. Die Leistungsbilanz der
TUI AG im Geschäftsjahr 2011/12 ist gut. Wir konnten unser wirt-
schaftliches Ergebnis erheblich verbessern und haben dabei eine
Anzahl neuer Rekordmarken aufgestellt. Ergebnisziele und Verschul-
dungsvorgaben, die wir uns in den vergangenen Jahren gestellt hatten,
sind inzwischen erreicht. Dass die TUI auch unter wirtschaftlich
schwierigen Rahmenbedingungen, anders als viele Wettbewerber
dasteht, ist die Folge unserer strategischen Ausrichtung, die wir über
viele Jahre, auch durch stürmische Zeiten hindurch, konsequent
optimiert haben. Uns ist natürlich auch zu Gute gekommen, dass wir
im vergangenen Jahr keine Einbrüche aufgrund exogener Faktoren
hinnehmen mussten – Sie erinnern sich, dass oft Aschewolken,
Terroranschläge in Zielgebieten, Unruhen in Nordafrika und andere
unvorhersehbare Ereignisse Spuren in unserer Bilanz hinterlassen
haben. Im Berichtzeitraum blieben wir diesmal von derartigen
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Widrigkeiten weitgehend verschont, die Leistungsfähigkeit unseres
Geschäftsumsatzes ist deutlich geworden.
Chart 1: TUI AG schließt Geschäftsjahr mit Rekordergebnis ab
Konkret: Der Umsatz der TUI AG stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr
um fünf Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Dieses Plus ist umso höher
zu bewerten, als wir unseren Kurs, qualitatives vor quantitatives
Wachstum zu stellen, fortgesetzt haben. Wir wachsen nicht um jeden
Preis, sondern nur da, wo wir die Chance auf eine gute Profitabilität
und Verzinsung unseres eingesetzten Kapitals erkennen. Diese
Strategie schlägt sich im Ergebnis nieder. Das operative Ergebnis
(bereinigtes EBITA) legte auf 746 Millionen Euro zu, dies ist ein Sprung
von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei dieser Schlüsselkenn-
zahl, die das operative Ergebnis zum Ausdruck bringt, konnten wir
2011/12 einen langjährigen positiven Trend fortsetzen und nun ein
echtes Ausrufezeichen setzen. Mit einer operativen Leistung von rund
einer Dreiviertel Milliarde Euro bewegen wir uns in einem Korridor,
den wir seit vielen Jahren anstreben. Unsere bereinigte EBITA-Marge
kletterte im Berichtszeitraum von 3,4 auf 4,1 Prozent. Das berichtete
Ergebnis wuchs um 21 Prozent auf 539 Millionen Euro. Eine weitere
wichtige Finanzkennzahl, das ROIC, das die Kapitalverzinsung darstellt,
erhöhte sich um erhebliche 4,6 Prozentpunkte auf nunmehr
16 Prozent. Mit 643 Millionen Euro investierten wir vergangenes Jahr
um 36 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Unser Konzernergebnis
stieg um 20 Prozent auf 142 Millionen Euro. Dieser Wert ist vor dem
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Hintergrund der operativen Situation unserer Beteiligung an dem
Schifffahrtsunternehmen Hapag-Lloyd zu sehen, dessen negatives
Ergebnis wir at Equity in der TUI Bilanz konsolidieren und das uns
belastet hat.
Den außerordentlichen Zuwachs beim Ergebnis hatte uns noch bis vor
Kurzem kaum jemand zugetraut. Er ist Beleg für die Flexibilität und
Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells. Wir können heute
unsere Flug- und Hotelkapazitäten schnell einer sich verändernden
Nachfrage anpassen. Dies ist ein großer Wettbewerbsvorteil. Und
natürlich ist das operative Ergebnis auch der Lohn für unsere fortge-
setzten Anstrengungen, Effizienz- und Kostenpotenziale zu heben. Wir
haben nie nachgelassen, unsere Hausaufgaben zu machen und sind
auch in diesem Feld im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder einen
guten Schritt vorangekommen.
Die Zahl der Mitarbeiter stagnierte nach vielen Jahren des Wachstums
im vergangenen Jahr und betrug zum 30. September 2012
73.800 Personen. Vor dem Hintergrund der Umsatz- und
Ergebnisverbesserungen ist es uns also gelungen, die Produktivität pro
Mitarbeiter deutlich zu steigern. Zwischen den einzelnen Teilen des
Unternehmens vollzogen sich Verschiebungen. Während Europa Mitte,
die Niederlande und Belgien einen Anstieg der Beschäftigten verzeich-
neten, ging deren Zahl in Frankreich und Großbritannien zurück. Mit
rund 10.000 hielten wir die Mitarbeiterzahl in Deutschland weitgehend
konstant. Zuwächse bei den Mitarbeitern erzielten wir bei TUI Hotels
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& Resorts und bei TUI Kreuzfahrten, aber auch in der so genannten
Kategorie „Übrige Regionen“ mit 1.000 neuen Stellen, die insbeson-
dere Asien und Australien umfassen. Im Mix seiner Mitarbeiter ist die
TUI also auch im vergangenen Geschäftsjahr ein Stück internationaler
geworden. Mein Kompliment und mein Dank gebührt an dieser Stelle
allen unseren Mitarbeitern, die täglich im In- und Ausland mit Begei-
sterung und großem Sachverstand im Dienste unserer Gäste tätig
sind. Sie bilden das Rückgrat und die Seele unseres Unternehmens.
Meine Damen und Herren,
Chart 2: Deutlicher Abbau der Nettoverschuldung
die vielleicht wichtigste Botschaft neben der deutlichen Ergebnis-
verbesserung ist am heutigen Tag der weitere Abbau unserer Netto-
verschuldung. Zum Bilanzstichtag betrug unser Schuldenstand lediglich
178 Millionen Euro, dies sind 639 Millionen Euro weniger als noch vor
einem Jahr. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren musste die TUI AG noch
rund 1,5 Milliarden Euro an Schulden schultern. Die TUI ist damit
inzwischen quasi netto schuldenfrei. Wir haben damit eines unserer
seit vielen Jahren systematisch verfolgten Ziele weitgehend erreicht.
Gelungen ist der Schuldenabbau in erster Linie durch die Rückführung
unseres Engagements an der Hapag-Lloyd. Wir vereinbarten im
Februar 2012 mit dem Albert-Ballin-Konsortium eine Verringerung
unserer Beteiligung von 38 Prozent auf nunmehr 22 Prozent und die
Ablösung einer von uns gewährten Hybrid-II-Finanzierung. Diese
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Transaktionen sicherten der TUI AG einen Mittelzufluss von
700 Millionen Euro, den wir im Wesentlichen für den zügigen Abbau
unserer Nettoverschuldung einsetzten. Mit der weiteren Reduzierung
unseres Anteils an Hapag-Lloyd ist das strategische Ziel, einen
fokussierten Touristikkonzern zu schaffen, greifbar nahe.
Die Netto-Schuldenlast nahe Null zu drücken, verbessert die Gesamt-
situation der Gesellschaft natürlich grundlegend. Sie stärkt nicht nur
die Finanzkraft, sondern eröffnet den Entscheidungsträgern neue
Spielräume für unternehmerisches Handeln. Finanziell ist der TUI
Konzern durchfinanziert und inzwischen auch für stürmische Zeiten
gut aufgestellt. Wir werden und wollen mit diesen nun gewonnenen
Spielräumen sorgsam umgehen und haben uns auch deswegen
entschieden, keine vorschnellen strategischen Schritte zu unter-
nehmen, die für die Gesellschaft und ihre Aktionäre wertvernichtend
wären.
Strategische Zielsetzung bleibt es allerdings, Synergien zu identifi-
zieren und zu heben, beispielsweise durch eine engere Zusammen-
arbeit der TUI AG mit ihren operativen Beteiligungsunternehmen.
Wesentlich vorangekommen sind wir in Richtung unseres Gesamt-
engagements für Hapag-Lloyd. Ich darf an dieser Stelle daran
erinnern, dass wir in der großen Finanz- und Schifffahrtskrise 2008
durch unseren finanziellen Einsatz Hapag-Lloyd letztlich gerettet
haben, was sich unternehmerisch schon im folgenden Jahr als richtig
erwiesen hatte. Wir haben im Geschäftsjahr 2012 rund 700 Millionen
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an gebundenen Mitteln freigesetzt, insgesamt verbleibt für die TUI AG
derzeit noch ein Restanteil an dem Unternehmen von 22 Prozent.
Für den finalen Ausstieg aus der Containerschifffahrt konnten wir uns
dabei mehrere Optionen sichern. Je nach Marktverhältnissen und
Opportunität kann die TUI AG in Zukunft die gänzliche Trennung von
Hapag-Lloyd vollziehen, ohne dass hier Zeitdruck besteht. Wir werden
jedoch, auch dies sage ich an dieser Stelle deutlich, in Zukunft ähnlich
fair und verantwortungsbewusst mit unserem restlichen Anteil an
Hapag-Lloyd umgehen, wie wir dies in den vergangenen Jahren im
Interesse unserer Aktionäre oder auch der Mitgesellschafter und
Mitarbeiter unter Beweis gestellt haben.
Chart 3: Die TUI AG Aktie entwickelte sich sehr positiv
Die Vielzahl an positiven Nachrichten hat unseren Aktienkurs im abge-
laufenen Geschäftsjahr ganz erheblich beflügelt. Die TUI Aktie legte
um rund 73 Prozent zu und gehörte im Referenzindex MDAX zu den
Gewinnern. Der MDAX schloss mit einem Plus von 32 Prozent ab. Zum
Ende des Geschäftsjahres notierte Ihre Aktie bei 6,70 Euro, nur knapp
unter dem Jahreshöchststand. Die TUI Aktie hat in den vergangenen
Monaten ihre positive Entwicklung bestätigt und lag gestern
Nachmittag bei 8,25 Euro. Wie sehr sich die Beurteilung unseres
Papiers gewandelt hat, belegt ein Blick auf die
Analystenempfehlungen. Im September 2012 rieten 82 Prozent der
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TUI-Analysten den „Kauf“, 18 Prozent stuften uns auf „Halten“ und
keiner stellte die Aktie auf „Verkaufen“.
Trotz der insgesamt guten Entwicklung und den vielen Verbesserun-
gen schlagen wir der Hauptversammlung vor, in diesem Jahr noch
keine Dividende auszuschütten. Diese Entscheidung ist mir auch
persönlich nicht leicht gefallen. Zwar wäre dies möglich gewesen, bei
der Abwägung von Chancen und Risiken stand am Ende eines
Diskussionsprozesses zwischen Vorstand und Aufsichtsrat jedoch die
weitere Stärkung der Substanz des Unternehmens im Vordergrund.
Mit Blick auf ein konjunkturell schwieriges Umfeld 2013 ist es uns
wichtig, dem Unternehmen so viel Liquidität als möglich zu sichern,
auch um für die Bewältigung wichtiger Zukunftsaufgaben die nötigen
Mittel bereit zu stellen. Gleichwohl darf ich Ihnen versichern, dass die
Wiederaufnahme unserer Dividendenzahlungen auf der Basis unseres
sich weiter stabil entwickelnden Geschäfts höchste Priorität hat.
Unsere Internationalisierungsstrategie haben wir auch in 2011/12
fortgesetzt. Nachdem wir im Mai 2011 von der nationalen Tourismus-
behörde Chinas als erster ausländischer Anbieter die Genehmigung
erhalten hatten, für chinesische Urlauber Auslandsreisen zu organi-
sieren, gelang uns im vergangenen Jahr der Sprung nach Brasilien. Mit
dem Kauf des Hotelportals Malapronta im September 2012 setzen wir
nun auch in diesem wichtigen Schwellenland den Fuß in die Tür. Wir
haben 2012 mit Hochdruck an unserer Strategie für die Emerging
Markets gearbeitet. Wir wissen, dass in diesen Märkten große
Wachstumschancen der Zukunft liegen. Uns ist es gelungen, vor
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anderen Wettbewerbern in Ländern wie Russland, Ukraine, Indien,
China und nun auch Brasilien eine starke Präsenz zu zeigen.
Last but not least stimmt unser Image als Markenanbieter. Eine von
Reader´s Digest durchgeführte Untersuchung bestätigt der TUI nun
schon zum wiederholten Male, die Reisemarke mit dem höchsten
Vertrauen zu sein. Unter dem Zeichen des Smile unserer Dachmarke
„World of TUI“ setzen wir auf Qualität, ein ausgezeichnetes Service-
angebot und Verlässlichkeit. Unsere regionalen Marken besitzen die
Treue der Kunden und die Akzeptanz der Gäste.
Meine Damen und Herren,
Sie sehen, wir wachsen, wir verdienen operativ gutes Geld, wir
internationalisieren, wir haben eine starke Marke und wir sind
unserem langfristigen Ziel, ein reines Touristikunternehmen zu sein,
sehr nahe. Dies ist uns 2011/12 trotz eines Umfeldes gelungen, das
unseren Wettbewerbern teils heftig zu schaffen gemacht hat. Neben
der Darstellung der wichtigsten Meilensteine möchte ich nun Ihren
Blick auf unsere drei operativen Bereiche TUI Travel, TUI Hotels &
Resorts sowie die Kreuzfahrten richten.
TUI Travel
TUI Travel ist nach wie vor der bei weitem größte und umsatzstärkste
Teil des Konzerns. Die TUI AG ist aktuell mit 56,4 Prozent an der TUI
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Travel beteiligt. TUI Travel erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr
einen Umsatz von 17,7 Milliarden Euro, dies sind 4,8 Prozent mehr als
ein Jahr zuvor. Das operative Ergebnis (bereinigtes EBITA) erhöhte
sich auf 637 Millionen Euro, nach 500 Millionen Euro im Vorjahr. Dies
entspricht einer Verbesserung von 27,5 Prozent.
Chart 4: Transformation erzeugt starke Erlössteigerung
Die Zahlen der TUI Travel haben sich positiv entwickelt, weil die
Aufstellung des Unternehmens stimmt.
TUI Travel bietet heute alle Reisen an, die sich Kunden nur wünschen
können. Das Spektrum reicht von der klassischen Pauschalreise bis hin
zu einer Vielzahl und Vielfalt an Spezialreisen, wie sie unter einem
Dach weltweit einzigartig sind. Zur TUI Travel gehört unsere Flotte von
rund 140 Flugzeugen, 3.500 Reisebüros, führende online Veranstalter
wie laterooms.com sowie unsere klassischen Veranstalter wie
TUI Deutschland, Thomson, First Choice oder Nouvelles Frontières.
Das Geschäft wird seit diesem Geschäftsjahr in die drei Bereiche
Mainstream, Accommodations & Destinations und Specialist & Activity
gegliedert.
Die drei Regionen des Bereiches Mainstream Europa Mitte, Region
Nord und Europa West haben sich im abgelaufenen Geschäftsjahr
gleichmäßig positiv entwickelt. TUI Travel hat kürzlich die Struktur
dieses Bereiches neu geordnet. Die regionale Aufteilung in die drei
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Regionen entfällt seit dem 12. Oktober 2012. Damit können künftig
länderübergreifend Synergien und eine bessere Marktbearbeitung
erzielt werden. Die Steuerung dieses sehr großen Geschäftsbereichs
erfolgt künftig zentral und quellmarktübergreifend.
Gute Fortschritte macht TUI Travel auch auf dem für uns so wichtigen
britischen Markt. Lange Zeit zählte UK eher zu den Sorgenkindern des
Konzerns. Nach der Fusion mit First Choice in einer Phase der Konsoli-
dierung entwickelt sich der britische Markt für uns nun aber ganz
hervorragend. TUI Travel performt dort besser als der Wettbewerb
und gewinnt derzeit Marktanteile hinzu.
Ein Schlüssel für diese Wende ist unsere Fokussierung auf differen-
zierte Produkte, also Angebote, die so nur bei uns buchbar sind.
Dieses Marktsegment wurde von TUI Travel in den vergangenen
Jahren systematisch ausgebaut. Der Anteil von differenzierten und
höherwertigen Produkten mit gesteigerten Durchschnittspreisen pro
Reise beträgt aktuell in Skandinavien 92 Prozent, in Großbritannien
79 Prozent, in Frankreich 74 Prozent und in Deutschland 47 Prozent.
Ein weiterer Baustein des Erfolges ist die Konzentration auf eine
ambitionierte Online- und Social-Media Strategie. In Skandinavien und
England buchen inzwischen 65 beziehungsweise 44 Prozent der Gäste
online. Das Gros unserer Marken in allen Quellmärkten setzt
inzwischen neue Medien wie Facebook, Twitter oder Youtube
umfangreich für die Kommunikation mit den Kunden ein. Dieses
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Vorgehen ist innovativ, erfolgreich und verbindet uns speziell mit den
jüngeren Zielgruppen. In Deutschland gibt es in puncto Online aller-
dings noch einen gewissen Nachholbedarf. Den Rückstand wollen wir
aufholen.
TUI Hotels & Resorts
Auch in unserem Hotelbereich TUI Hotels & Resorts haben sich
Umsatz und Ergebnis in die richtige Richtung bewegt. Der Umsatz
stieg um sechs Prozent auf 385 Millionen Euro, das operative Ergebnis
(bereinigtes EBITA) kletterte sogar um 23 Prozent auf 179 Millionen
Euro – dies markiert eine Rekordmarke. Der Ergebnissprung gelang
auf der Basis eines weitgehend unveränderten Bettenportfolios. TUI
Hotels & Resorts verfügt derzeit über 248 Hotels mit rund
157.000 Betten. Die Gewinnsteigerung im abgelaufenen Geschäftsjahr
ist das Resultat eines erhöhten durchschnittlichen Bettenpreises.
Ebenfalls positiv schlug zu Buche, dass die Auslastung unserer zum
Teil unternehmenseigenen Hotels in Ägypten im Berichtszeitraum
nach den Unsicherheiten im Jahr zuvor wieder stieg.
Chart 5: TUI Hotels & Resorts – Erheblicher Ergebnissprung
Unser Hotel- und Resortportfolio ist sehr stabil und auf Langfristigkeit
ausgerichtet. Wir bewegen uns hier seit Jahren in der Vier- und
Fünfsterne-Hotellerie. Als Ferienhotelanbieter ist der TUI Konzern
Marktführer in Europa. Jahr für Jahr trägt dieser Bereich ein verläss-
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liches und gutes Ergebnis zum Konzerngewinn bei. Dass es im
Berichtszeitraum nun nochmals eine deutliche Steigerung gab, ist auch
deshalb erfreulich, weil es die Richtigkeit der Strategie, über eigene
Ferienhotels zu verfügen, belegt. Mit unserem eigenen Angebot an
Betten in den wichtigsten Tourismuszentren Europas und insbeson-
dere rund um das Mittelmeer besitzen wir einen strategischen Wettbe-
werbsvorteil gegenüber den reinen Veranstaltern von Reisen.
An dieser Stelle möchte ich unser Gemeinschaftsunternehmen mit Riu
hervorheben. Riu ist die größte Hotelmarke der TUI, ausgezeichnet
positioniert und hat im vergangenen Jahr aufgrund höherer Durch-
schnittspreise und eines straffen Kostenmanagements ein deutlich
höheres Ergebnis erzielt. Wir sind auch mit unserer Clubmarke
Robinson zufrieden. Hier gelang es, die Auslastung um über
4 Prozentpunkte zu verbessern.
Der TUI Konzern ist im Hotel & Resortgeschäft erfolgreich, weil es uns
seit Jahren gelingt, mit unseren Häusern wesentliche Trends des
Marktes abzubilden. Die Gäste wollen vermehrt All-Inclusive-Angebote,
Golf-, Spa-, Wellness- und andere Gesundheitsprodukte. All dies
finden unsere Kunden bei uns. Auch der hohen Sensibilität für
ökologische Fragen tragen unsere Hotelmarken Rechnung. Wer mit
uns verreist, weiß, dass wir alles tun, um die Umwelt so gut wie
möglich zu schonen. Unser Geschäftsbericht, der Ihnen druckfrisch
vorliegt, zeigt Ihnen in puncto Ökologie eine Fülle von Ansätzen und
Initiativen – nicht nur bei den Hotels. So haben wir eine einheitliche
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Klimastrategie entwickelt. Wir wollen unseren CO2-Fußabdruck
senken. Positiv stimmt mich, dass unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter die Nachhaltigkeitsanstrengungen mit großem persön-
lichem Engagement quer durch das Unternehmen tragen. Jeder
Einzelne und die TUI als Ganzes übernehmen ökologische und soziale
Verantwortung.
Kreuzfahrten
Bei den Kreuzfahrten, unserer dritten Sparte, fiel das Wachstum im
zurückliegenden Jahr am deutlichsten aus. Mit 231 Millionen Euro
gelang es, den Umsatz um 15 Prozent zu steigern. Dies liegt in erster
Linie an der erhöhten Kapazität. Dass das operative Ergebnis leicht
zurückging, lag an den Vorlaufkosten für den weiteren Ausbau unserer
Flotte, die mit Mein Schiff 3 und Mein Schiff 4 um zwei Neubauten
verstärkt wird. Wir nehmen diesen Effekt in Kauf, da wir uns im
Bereich der Kreuzfahrten weiterhin im Modus des Aufbaus befinden.
Wir investieren hier über die nächsten Jahre weiter und werden damit
unser Ergebnis in Zukunft signifikant und nachhaltig steigern.
Chart 6: Kreuzfahrten: Ergebnis durch Flottenausbau belastet
Nach wie vor boomt der Markt für Kreuzfahrten. Die Zahl der euro-
päischen Passagiere stieg laut einer Studie des European Cruise
Council bei Hochseekreuzfahrten um neun Prozent auf über sechs
Millionen Reisende. Die Zahl der deutschen Passagiere sprang im
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selben Zeitraum sogar um 14 Prozent auf 1,4 Millionen Gäste – eine
neue Rekordmarke. Die Wachstumserwartungen in diesem Segment
bleiben hoch. So ist die Marktdurchdringung in Deutschland mit
derzeit 1,7 Prozent immer noch gering, auch im Vergleich mit anderen
europäischen Märkten. Kreuzfahrten entfalten sich also gerade erst.
Die Entscheidung der TUI, in diesen Markt kräftig zu investieren und
zu einem bedeutenden Player zu werden, ist zukunftsorientiert und
richtig.
Wie Sie wissen, besetzen wir im Bereich der Kreuzfahrten zwei
Segmente. Das Luxus- und Expeditionssegment deckt traditionell
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ab. Seit 2008 sind wir mit TUI Cruises,
einem Joint-Venture mit Royal Caribean, einem der weltweiten Markt-
führer, zusätzlich im deutschen Markt für Premium-Kreuzfahrten aktiv.
Die Marke TUI Cruises hat sich in kurzer Zeit bestens etabliert.
Für Hapag-Lloyd Kreuzfahrten sind derzeit vier Schiffe unterwegs.
Darunter die MS Europa, das Flaggschiff der Branche, die seit Jahren
Qualitätsstandards setzt und auch 2012 mit dem Berlitz Cruise Guide
zum wiederholten Male den führenden Preis als „bestes Kreuzfahrt-
schiff der Welt“ erhielt. Für TUI Cruises sind mit „Mein Schiff 1“ und
„Mein Schiff 2“ derzeit zwei Schiffe im Einsatz, die jeweils unter
Vollauslastung fahren. Dies ist ein bemerkenswerter Erfolg.
Damit möchte ich den Teil meiner Ausführungen der operativen
Geschäftstätigkeit im abgelaufenen Jahr abschließen.
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Mein Kollege Herr Baier, der in unserem Konzern für die Finanzen
verantwortlich ist, wird Ihnen nun die wesentlichen Kennzahlen
unserer Abschlüsse genauer erläutern. Ich werde Ihnen dann im
Anschluss noch einige abschließende Ausführungen zur langfristigen
Transformation unseres Unternehmens geben sowie erläutern, wie der
TUI Konzern heute strategisch aufgestellt ist sowie welche Heraus-
forderungen unser Unternehmen in Zukunft meistern muss.
Rede Herr Baier
II. Die Transformation von der Preussag AG zum TUI
Konzern
Meine Damen und Herren,
gestatten Sie mir am heutigen Tag meiner letzten Hauptversammlung,
einige größere Linien und Eckpfeiler der Entwicklung der TUI AG im
Zeitraffer darzustellen, die das Management des Unternehmens seit
knapp zwei Jahrzehnten beschäftigen. Nur, wer die Entwicklung der
Vergangenheit kennt, kann den status quo und die Zukunftschancen
des Unternehmens einschätzen. Als ich 1988 zur Preussag kam, stellte
sich den Eigentümern und dem Vorstand der damalige Preussag AG
die zentrale Frage: Ist das Unternehmen in seiner Struktur über-
lebensfähig? Die Preussag steckte als breit aufgestelltes Industrie-
konglomerat in einer tiefen Krise. Es fehlten nahezu in allen Geschäfts-
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bereichen tragfähige Zukunfts- und Entwicklungschancen. Viele
Geschäftsfelder machten Verluste, in keinem hatte das Unternehmen
eine marktführende Position.
Chart 7: Rückblick – Erfolgreicher Umbau zum TUI Konzern
Das Unternehmen brauchte eine grundlegend neue Strategie. Die
Notwendigkeit einer umfassenden Transformation war Mitte der 90er
Jahre auch unter Stakeholdern, an den Finanzmärkten und in den
Medien unstrittig. Die Zukunft lag in den aufblühenden Service-
industrien. Wir haben eine ganze Reihe von Branchen analysiert,
letztlich fiel die Entscheidung aus mehreren Gründen auf die
Reiseindustrie. Die Touristik erzielte in den 90er Jahren jährlich
zweistellige Wachstumsraten, die Rentabilität war höher als in der
Industrie und der Markt in eine Vielzahl kleiner und mittelgroßer
Unternehmen fragmentiert, die jeweils lediglich eine regionale
Ausrichtung aufwiesen. Wert sollte nicht über das Aufkaufen von
Einzelunternehmen geschaffen werden, sondern über eine hohe
Integration zwischen den einzelnen Wertschöpfungsstufen der
Touristik – also zwischen Vertrieb, Veranstaltergeschäft, Flug, Zielge-
bietsagenturen und Hotels. Das neue Geschäftsmodell setzte auf die
systematische Industrialisierung und Internationalisierung des
Produktes Reise. Von vorne herein war es unsere Vision, ein paneuro-
päisches Unternehmen zu gestalten.
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Konkret erfolgte der Einstieg der Preussag in die Touristik 1997 über
den Kauf der Hapag-Lloyd. Das Unternehmen verfügte über alle
isolierten Bestandteile der touristischen Wertschöpfungskette: eine
Fluglinie, eigene Reisebüros und eine Beteiligung von 30 Prozent an
der Touristik Union International GmbH, die ihrerseits Reisebüros und
Hotels unterhielt. Es fehlte jedoch bis dato ein Konzept, aus den
vorhandenen Bausteinen ein integriertes gesamthaftes Geschäfts-
modell zu kreieren.
Der nächste Schritt betraf die Konsolidierung der restlichen Anteile an
TUI, die die Preussag bis 1999 nach und nach erwarb. Parallel zum
Aufbau der Touristik mussten die „alten“ Bereiche der Preussag Zug
um Zug verkauft werden, darunter auch die Stahl-Tochter Salzgitter.
Auch andere große deutsche Stahl-Konzerne suchten in den 90er
Jahren nach Lösungen, sich von ihren Stahlbereichen zu trennen. Dem
waren Jahre hoher Verluste vorausgegangen. Keiner der sogenannten
Experten sah den fünf Jahre später beginnenden Boom des Stahls
voraus. Es war die Preussag, die diesen Weg der Trennung schneller
und konsequenter als andere ging. Im Jahr 2006 erfolgte dann der
Verkauf der letzten Industriebeteiligung.
Der wichtigste Schritt ins europäische Ausland erfolgte im Jahr 2000
mit der Übernahme des britischen Marktführers Thomson Travel
Group. Nachdem unser Wettbewerber C&N Touristik mit Thomas
Cook, die Nummer 2 in Großbritannien kaufte, existierten im Jahr
2000 zwei deutsch-britische Reisekonzerne unter deutscher Führung,
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die in Europa mit großem Abstand die Positionen 1 und 2 besetzten
und die Spielregeln der Branche auf Jahre bestimmten.
Es folgte zügig der Eintritt in weitere europäische Märkte durch
Zukäufe in Frankreich (Nouvelles Frontières), Belgien und den Nieder-
landen. Thomson brachte Tochterunternehmen in Skandinavien ein.
Das Augenmerk lag nun darauf, aus den Einzelteilen ein sich ergänzen-
des Gesamtbild, das integrierte Geschäftsmodell, aufzubauen. Im Jahr
2002 stand die neue Architektur der Preussag auf festem Fundament.
Über 60 Prozent der Umsätze stammten inzwischen aus der Touristik.
Die Zeit war reif, den Name des Unternehmens in TUI AG umzufirmie-
ren. Der rote Smile gab dem Unternehmen ein neues, freundliches
Gesicht und eine starke Marke.
Nicht vorhersehbar war, dass sich die Parameter in der Luftfahrt- und
Touristikindustrie dramatisch änderten. Der 11. September 2001
markierte den Wendepunkt. In den beiden Folgejahren brach das
Geschäft ein. Irakkrieg, SARS, Terroranschläge in Djerba/Tunesien und
Indonesien, Tsunami, Aschewolke, Bomben in der Türkei – in regel-
mäßigen Abständen beeinträchtigten einschneidende Ereignisse die
Reisebereitschaft und die Reiselust der europäischen Gäste.
Exogene Schocks, Preiskämpfe, geringe Margen und das Aufkommen
neuer Online-Geschäftsmodelle führten zu einer Neubewertung von
Reise- und Flugunternehmen an der Börse. Einzelne Hedgefonds
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verschärften die Problematik, in dem sie auf sinkende Kurse der TUI
setzten.
Durch diese Verwerfungen bewertete das Management die Linien-
reederei Hapag-Lloyd neu, die seit 1997 durch den Kauf von Hapag-
Lloyd sich im Portfolio der TUI AG befand. Wie andere touristikferne
Beteiligungen sollte auch die Schifffahrt von Hapag-Lloyd ursprünglich
verkauft werden. Die Ergebnisbeiträge der Hapag-Lloyd stabilisierten
jedoch das Gesamtunternehmen in schwierigen Zeiten. Strategisch
entwickelte sich die Containerschifffahrt damit zum zweiten Standbein
des Konzerns. Im Zuge der Zwei-Säulen-Strategie stärkte der TUI
Konzern dann die Containerschifffahrt von Hapag-Lloyd folgerichtig
durch den Kauf der kanadisch-britischen CP Ships im Herbst 2005.
Hapag-Lloyd festigte damit seinen Platz unter den größten und besten
Schifffahrtsgesellschaften der Welt. Ende 2005 war die TUI euro-
päischer Marktführer in der Touristik und mit Hapag-Lloyd weltweit
Nummer 5 in der Seelogistik.
Ein ruinöser Preiskampf auf dem wichtigen britischen Touristikmarkt
erzeugt im Jahr 2006 erneut strategischen Handlungsbedarf im
Kerngeschäft Touristik. So verhandelte die TUI Anfang 2007 eine
Fusion mit First Choice, an dessen Ende die TUI Travel stand. Dieser
Zusammenschluss markierte einen entscheidenden Befreiungsschlag.
Bei der Verschmelzung 2007 akzeptierten unsere Partner zwar eine
Mehrheit der TUI AG an der neuen TUI Travel von 55 Prozent, sie
bestanden jedoch auf einem Anteil an freien Aktionären von
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mindestens 45 Prozent. Aus diesem Grund verblieben auf Basis der
Bewertung der beiden Unternehmen der Hotelbereich und die Kreuz-
schifffahrt bei der TUI AG. So entstand das Ihnen bekannte Doppel-
Listing, eine Struktur, in der wir bis heute arbeiten und die wir
optimieren wollen.
Wie Sie wissen, hat die TUI AG seit dem Frühjahr 2008 ihren Anteil an
Hapag-Lloyd mittels der so genannten „Hamburger Lösung“ auf heute
22 Prozent reduziert. Ein Meilenstein, den ich an dieser Stelle nicht
vergessen möchte, war die notwendige Rettung dieser Gesellschaft als
Folge der großen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Mit
Darlehen in Höhe von insgesamt 1,6 Milliarden Euro wendete die TUI
die Insolvenz ab. Inzwischen sind alle Darlehen zurückgezahlt. Die
Hapag-Lloyd Rettung hat sich für Hamburg, die Mitarbeiter aber auch
für uns mehr als ausgezahlt.
III. Der Status quo
Meine Damen und Herren,
Nach diesem Rückblick, möchte ich mich der Frage zuwenden, wo
steht Ihr Unternehmen, der TUI Konzern, heute? Wir haben unseren
langjährigen Anspruch, weltweit Markt- und Innovationsführer in der
Touristik zu sein, eingelöst. In einem umkämpften Markt stehen wir
heute stark, solide und durchfinanziert da. Der Transformationspro-
zess von einem margenschwachen, nicht überlebensfähigen Industrie-
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konglomerat zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen der
Freizeitindustrie ist weitestgehend abgeschlossen. Die Architektur
unseres Geschäftsmodells steht. Natürlich gab es auf diesem Wege
Verzögerungen, es gab die Notwendigkeiten, uns Marktveränderungen
anzupassen und es gab schwierige Jahre zwischendurch, die Ihnen,
unseren Aktionären, viel zugemutet haben. Für Ihre grundlegende
Unterstützung und Ihre manchmal auch kritische Begleitung darf ich
mich bei Ihnen bedanken.
Der Konzern steht heute gefestigt da:
- Er ist mit über 18,3 Milliarden Euro Umsatz und rund
30 Millionen Gästen im Jahr mit Abstand Marktführer in
Europa. Er verfügt heute über drei starke touristische
Geschäftsfelder. Rückgrat ist unsere breite Aufstellung mit rund
200 Marken und Produkten. Wir sind in 180 Ländern aktiv und
betreuen Gäste aus 31 Quellmärkten. Wir verfügen in allen
Sparten über starke Marken, die uns in europäischen Schlüssel-
ländern führende Marktstellungen sichern. Wir sind oft mit
Abstand die Nummer 1, so etwa in Deutschland, Österreich,
Großbritannien, Frankreich, Skandinavien, den Niederlanden
und Belgien.
Chart 8: Status quo: Weltweiter Markt- und Innovationsführer
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- Die zwischenzeitlich notwendige Nettoverschuldung, um den
Wandel zu finanzieren, ist inzwischen bis auf einen niedrigen
Rest abgetragen. Mit einem 22-prozentigen Paket an dem
Schifffahrtunternehmen Hapag-Lloyd, das nicht strategisch ist,
besitzt der TUI Konzern ein Asset, das fungibel ist und weitere
Spielräume zum Ausbau der Touristik eröffnet.
- Die hohe Integration und die Fähigkeit zur Steuerung der Flug-
und Hotelkapazitäten ist das Alleinstellungsmerkmal des TUI
Konzerns. Das Geschäftsmodell sichert durch seine Flexibilität
Margen und garantiert eine hohe Krisenresistenz. Wir sind von
Wettbewerbern nicht imitierbar, dies sichert den nachhaltigen
und langfristigen Erfolg des Geschäftsmodells und des Unter-
nehmens.
- Entlang der touristischen Wertschöpfungskette verfügt die TUI
über das dichteste Vertriebsnetz mit 3.500 Reisebüros und
zahlreichen Online-Plattformen, mehr als 200 Veranstalter-
marken, rund 140 Flugzeuge und starke Zielgebietsagenturen,
die in allen wichtigen Zielgebieten vor Ort eine starke Stellung
aufgebaut haben. Hinzu kommen derzeit elf Kreuzfahrtschiffe.
- Der TUI Konzern ist mit 248 Hotels und rund 157.000 Betten in
24 Ländern der weltweit größte Ferienhotelier. Über viele Jahre
ist es uns gelungen, hohe und stabile Ergebnisbeiträge aus
diesem Bereich zu generieren.
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- Die TUI AG ist in den wachstumsträchtigen Schlüsselsegmenten
des Reisemarktes bestens positioniert: Zum einen mit den hoch
differenzierten Spezialprodukten, die einen immer größeren
Teil bei TUI Travel einnehmen, zum anderen durch die
Angebote von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und TUI Cruises.
- Früher und schneller als der Wettbewerb integriert die TUI seit
Jahren neue Trends des Reisemarktes in ihr Geschäftsmodell.
Bereits seit Anfang des Jahrtausends ist die TUI in den sich
rasch entwickelnden Emerging Markets vertreten. 2003 erfolgte
der Markteintritt in China, der 2011 in der ersten Outbound-
Lizenz für ein ausländisches Touristikunternehmen in China
mündete. 2005 folgte der Markteintritt in Indien und 2010 in
Russland sowie 2012 in Brasilien. Die TUI hat sich frühzeitig
gerüstet, um Angebote für lokale Kundenpräferenzen rund um
den Globus zu entwickeln. In dem kommenden Jahrzehnt wird
sich die TUI von einer europäischen in eine globale Dimension
entwickeln.
Chart 9: Mein Urlaub – designed by TUI
- Mit der Digitalisierung des Reisemarktes hat der TUI Konzern
einen weiteren Megatrend besetzt. Wir nehmen bereits heute
eine führende Position bei Online-Buchungen ein. TUI Travel.
ist mit 44 Prozent am gesamten Online-Reisemarkt für
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Pauschalreisen die Nummer 1 in Europa. Mit großem Engage-
ment entwickelt die TUI die kundenorientierten digitalen
Lösungen, die junge und moderne Gäste heute und morgen
erwarten.
- All diese Leistungen haben über die Jahre dazu geführt, dass
sich der Abstand der TUI zu den nächst größten Wettbewer-
bern in der europäische Touristik über die Jahre kontinuierlich
vergrößert hat. Wir sind als Branchenprimus unangefochten.
- Das operative Ergebnis ist in den vergangenen Jahren deutlich
gestiegen und erreichte 2012 mit 746 Millionen Euro ein
Rekordergebnis. Damit ist die Basis für künftige Investitionen
und Wachstum sowie die Rückkehr zu Dividendenzahlungen
gelegt.
IV. Ausblick und Aufgaben für die Zukunft
Meine Damen und Herren,
lassen Sie mich kurz eine letzte Frage beantworten: Wohin steuert der
TUI Konzern? Mit der Mehrheitsbeteiligung an TUI Travel und den
starken Standbeinen im Hotel- und Kreuzfahrtgeschäft stehen wir
heute so gut da wie seit langem nicht mehr. Wir müssen keinen
Vergleich mit unseren Wettbewerbern scheuen. Natürlich gibt es auch
in Zukunft Handlungsbedarf und Herausforderungen, denen sich das
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Unternehmen stellen muss. Einige wesentliche Aufgaben darf ich
abschließend nennen:
1. Die aktuelle Doppelstruktur ist sicherlich nicht optimal. Die
Konstruktion mit TUI Travel und TUI AG funktionierte über die
Jahre gut. So gelang es in dem neuen Kleid, die Probleme auf
dem britischen Markt zu lösen und unsere profitable Markt-
führerschaft nachhaltig abzusichern. Weil wir durch eine Auf-
lösung der Doppelstruktur Synergien heben können und es sich
im Laufe der Jahre gezeigt hat, dass beide Organisationen an
einigen Stellen auch Fliehkräfte entwickeln, drängt diese
Konstellation auf eine Lösung. Vor diesem Hintergrund habe ich
mich entschieden, mein Mandat als Chairman von TUI Travel,
welches planmäßig erst im September 2013 endet, bereits mit
der nächsten Sitzung am 25. März meinem Nachfolger zu über-
geben. Ich bin überzeugt, dieser Schritt dient dem Konzern-
interesse und hilft, den Prozess der notwendigen Zusammen-
führung weiter voranzubringen.
2. Es bleibt die Aufgabe, die restlichen Anteile an Hapag-Lloyd zu
verwerten. Die TUI hat hier „etwas im Skat“, was sinnvoll für die
Weiterentwicklung der Gruppe genutzt werden kann.
3. Der TUI-Konzern muss weiter in die Welt der Digitalisierung
investieren. Unsere Kunden werden sich weiter verändern und
unser Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, wie sehr es uns
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gelingt, die Gesetze des Web 2.0, von Facebook, YouTube und
Twitter und all dem was folgen wird, in unser Geschäftsmodell
zu integrieren.
4. In die neuen Märkte der Schwellenländer haben wir zwar erste
Pflöcke gerammt. Diese müssen nun jedoch mit Energie und
Verve ausgebaut werden. Die TUI muss in der kommenden
Dekade seitens der Quellmärkte von einem europäischen zu
einem globalen Unternehmen weiterentwickelt werden, hierzu
haben wir alle Chancen.
5. Die schon heute ausgeprägte Anpassung unserer Reiseangebote
auf regionale und zielgruppenspezifische Kundenbedürfnisse
muss noch weiter verfeinert werden. Die Pauschalreise wird
sicherlich noch eine gute Zeit lang ein Ankerpunkt des
TUI Konzerns bleiben, aber Erfolg oder Misserfolg werden
stärker als in der Vergangenheit davon abhängen, ob unsere
Produktmanager/Innen mit ihrem Angebot an differenzierten
Spezialreisen den jeweiligen Zeitgeist treffen. Die Nähe zum
Kunden und die Qualität der Beziehung unserer Marken zu
ihren Gästen werden ohne Zweifel den Wettbewerb von
morgen entscheiden.
Meine Damen und Herren, es ist viel bewältigt worden, aber die
Zukunft bringt neue Aufgaben. In diesem Sinne wünsche ich den Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern des TUI Konzerns auch weiterhin ein
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gutes Gespür für die Reisemärkte. Dem künftigen Management um
meinen Nachfolger Friedrich Joussen darf ich an dieser Stelle ein
herzliches „Glück auf“ mit auf den Weg geben und die notwendige
Fortune wünschen, die man für einen nachhaltigen Erfolg braucht.
Soweit mein Lagebericht und Ausführungen zu Strategie und Zukunft
des TUI Konzerns. Ich freue mich nun auf die Diskussion mit Ihnen.
Herzlichen Dank.
- ENDE -