Dr. Sabrina Höbenreich SoSe 2019 Philipps-Universität ... · Übung 2: Struktur und Nomenklatur...
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Dr. Sabrina Höbenreich SoSe 2019 Philipps-Universität Marburg Veranstaltungsnummer: LV-20-107-006
Experimentalchemie
für Mediziner, Zahnmediziner und Biologen (LA)
Teil 2: Organische Chemie
https://www.uni-marburg.de/de/fb15/studium/lehrexport/praktikum-humanmedizin-zahnheilkunde-biologie_l3
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Übung 2: Struktur und Nomenklatur von AlkanenAufgaben:
1. Zeichnen Sie die Strukturen folgender Verbindungen: 2,4‐Dimethylpentan,
4,8‐Diethyl‐2,5,9‐trimethylundecan und 2-Ethyl-1-methyl-4-(1-ethyl-2-methylbutyl)cyclohexan.
2. Geben Sie die Strukturformeln der neun Konstitutionsisomere des Heptans an und benennen Sie
diese nach den IUPAC-Nomenklaturregeln!
3. Geben Sie die Summenformel, Valenzstrichformel und Skelettformel von Cyclopentan an.
Zeichnen Sie zudem die energieärmste Konformation von Propan in der Sägebock- und Newman-
Projektion.
4. Welche Sesselkonformation wird Ihrer Ansicht nach im cis-1-Chlor-4-(1-methylethyl)cyclohexan
vorliegen? Begründen Sie Ihren Vorschlag.
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Fazit der Woche 2: Struktur Eigenschaften der AlkaneHomologe Reihen: Isomerie: Nomenklatur:
Konformation und Konformere
Methan CH4
Ethan C2H6
Propan C3H8
Butan C4H10
n-Pentan Isopentan(2-Methylbutan)
Neopentan(2,2-Dimethylpropan)
Charakteristika:
1. Alkane (früher Paraffine, lateinisch „parum affinis“ = wenig reaktionsfähig) weisen geringe Reaktivität auf
2. C–H Bindungen weisen geringe Polaritäten auf (EN(C) = 2.55; EN(H) = 2.2; DEN(C-H) = 0.35)
3. Alkane besitzen einen hohen Energiegehalt (Verbrennung stark exotherm, vgl. Folie 28, Woche 2)
4. Alkane gehen Reaktionen mit Radikalen ein (insbes. mit elektrophilen Radikalen; z.B. mit Sauerstoff oder
mit Halogenen in radikalischen Halogenierungen)
Formen der Bindungsspaltung:
(Radikale) (Ionen)
homolytisch heterolytisch
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4. Alkane: Reaktionen von Alkanen
4. Alkane
Beispiele:
(welche Reaktionsklasse ?)
Trichlormethan
(Chloroform)
Methan Chlormethan Dichlormethan Tetrachlormethan(Methylchlorid) (Methylenchlorid) (Tetrachlorkohlenstoff)
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4. Alkane: Radikalische Halogenierung von Alkanen
4. Alkane
Radikalketten-Reaktionen:
Mechanismus:
Kettenstart:
8
4. Alkane: Radikalische Halogenierung von Alkanen
4. Alkane
Radikalketten-Reaktionen:
Mechanismus:
Kettenstart: Kettenfortpflanzung:
9
4. Alkane: Radikalische Halogenierung von Alkanen
4. Alkane
Radikalketten-Reaktionen:
Mechanismus:
Kettenstart: Kettenfortpflanzung: Kettenabbruch:
10
4. Alkane: Radikalische Halogenierung von Alkanen
4. Alkane
Beobachtung (Chlorierung):
Begründung:
11
4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Cl Bindung –431
Spaltung einer 1° C–H Bindung +423
Summe –8
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Cl Bindung –431
Spaltung einer 2° C–H Bindung +410
Summe –21
Verhältnisse Werte
Anzahl H (1°/2°) 3:1
bei 25°C (1°/2°) 45:55
bei 600°C (1°/2°) 3:1
Beobachtung (Chlorierung):
Begründung:
12
4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Cl Bindung –431
Spaltung einer 1° C–H Bindung +423
Summe –8
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Cl Bindung –431
Spaltung einer 3° C–H Bindung +397
Summe –34
13
4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Cl Bindung –431
Spaltung einer 1° C–H Bindung +423
Summe –8
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Cl Bindung –431
Spaltung einer 3° C–H Bindung +397
Summe –34
Verhältnisse Werte
Prod. (1°/3°) 63:37
Anzahl H (1°/3°) 9:1
rel. Reaktivität 1:5
Beobachtung (Chlorierung):
Begründung:
Beobachtung (Chlorierung):
a) b)
Fazit:
Bei Radikalreaktionen sind die Bindungsstärken entscheidend
Die Selektivität in Radikalreaktionen wird maßgeblich durch die Energien
der gebildeten und gebrochenen Bindungen bestimmt!
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4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
Beobachtung (Chlorierung):
a) b)
Grund:
planares Methylradikal
1° Radikal 2° Radikal 3° Radikal
Stabilisierung des Radikals durch Hyperkonjugation
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4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
Beobachtung (Bromierung):
Begründung:
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4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Br Bindung –366
Spaltung einer 1° C–H Bindung +423
Summe +57
Teilprozess H
[kJ/mol]Bildung einer H–Br Bindung –366
Spaltung einer 3° C–H Bindung +397
Summe +31
Vergleich Chlorierung vs. Bromierung:
a) b)
Begründung: Hammond-Postulat
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4. Alkane: Selektivität der radikalischen Halogenierung
4. Alkane
J. Clayden, N. Greeves, S. Warren, Organische Chemie, 2. Ed., 2013, Springer-Verlag Berlin Heidelberg
früher ÜZ,stark exotherm
später ÜZ,endotherm
Reaktionsstöchiometrie:
(bei vollständiger Verbrennung)
Autoxidation:
Flamm- und hitzefreie Reaktionen von Eduktmolekülen mit (Luft-)Sauerstoff werden Autoxidationen genannt. Autoxidation tritt beispielsweise bei Lebensmitteln (z.B. Fette, Karottenpüree, Wein etc.) auf.
Mechanismus:
(Kettenstart)
(Kettenfortpflanzung)
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4. Alkane: Verbrennung von Alkanen mit O2
4. Alkane
19
5. Alkene: Definition und EigenschaftenDefinition:
Alkene (auch Olefine) sind chemische Verbindungen aus der Gruppe der aliphatischen Kohlenwasserstoffe, die an beliebiger Position mindestens eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung im Molekül besitzen und sich über die Summenformel CnH2n beschreiben lassen.
5. Alkene
Name: Valenzstrichformel: Summenformel: Skelettformel: Smp./Sdp. [C°]
Ethen C2H4 −169.2/–103.8
Propen C3H6 −185.3/–47.7
But-1-en C4H8 −185.4/–6.2
(E)-But-2-en C4H8 −105.4/0.9
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5. Alkene: Definition und EigenschaftenDefinition:
Alkene (auch Olefine) sind chemische Verbindungen aus der Gruppe der aliphatischen Kohlenwasserstoffe, die an beliebiger Position mindestens eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung im Molekül besitzen und sich über die Summenformel CnH2n beschreiben lassen.
5. Alkene
Nomenklatur: Suffix = -en (Verbindungsklasse der Alkene)
Position der Doppelbindung: Positionszahl wird zwischen Stammnamen und Suffix umgeben von Bindestrichen angegeben (z.B. (Z)-But-2-en)
Geometrie der Doppelbindung: Konfiguration wird mit E (entgegen) oder Z (zusammen) in Klammern vor dem Präfix angegeben (z.B. (Z)-But-2-en oder (E)-But-2-en). Ausschlaggebend sind die Substituenten mit der höchsten CIP Priorität (CIP = Cahn-Ingold-Prelog-Konvention)
Beispiele:(Z)-But-2-en (E)-But-2-en
Substituenten: Der Substitutionsgrad wird mit mono-, di-, tri- und tetrasubstituiert benannt
215. Alkene
Nomenklatur: bei cyclischen Alkenen (CnH2n–2) wird vor den Stammnamen die Silbe Cyclo- gesetzt (Bsp.: Cyclohexen)
Struktureigenschaften:
Rotation um C–C Doppelbindung nicht möglich (warum?)Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alkane#Nomenklatur
Definition:
Alkene (auch Olefine) sind chemische Verbindungen aus der Gruppe der aliphatischen Kohlenwasserstoffe, die an beliebiger Position mindestens eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung im Molekül besitzen und sich über die Summenformel CnH2n beschreiben lassen.
5. Alkene: Definition und Eigenschaften
225. Alkene
Heterogen:
Anwendung: z.B. Hydrierung von ungesättigten ( = doppelbindungshaltigen) Ölen zur Darstellung fester Fette (sog. Fetthärtung durch Erhöhung des Smp.)
Katalysatoroberfläche
Allgemein:
Unter Hydrierung wird die Addition von Wasserstoff (H2) an Mehrfachbindungen verstanden. Hierbei handelt es sich um eine Reduktionsreaktion.
5. Alkene: Hydrierung von Alkenen
Reaktion:
Mechanismus:
Selektivität: Grund:
Reaktion:
235. Alkene
Allgemein:
Hydrohalogenierung ist die elektrophile Addition von Halogenwasserstoff (HX) an Mehrfachbindungen.
5. Alkene: Hydrohalogenierung von Alkenen
Grund:
245. Alkene
Elektrostatische Potenzialkarte (blau = positive Ladungsdichte; rot = negative Ladungsdichte)
Stabilität von Carbeniumionen:
Die Stabilität von Carbeniumionen (Carbokationen mit Elektronensextett) nimmt mit steigender Anzahl an Alkylsubstituenten zu
5. Alkene: Hydrohalogenierung von Alkenen
Grund:
255. Alkene
Elektrostatische Potenzialkarte (blau = positive Ladungsdichte; rot = negative Ladungsdichte)
Stabilität von Carbeniumionen:
Die Stabilität von Carbeniumionen (Carbokationen mit Elektronensextett) nimmt mit steigender Anzahl an Alkylsubstituenten zu
5. Alkene: Hydrohalogenierung von Alkenen
Markownikow-Regel:
Bei der Addition von Halogenwasserstoffan unsymmetrische Alkene wird dasProton immer an das bereits wasserstoff-reichere Kohlenstoffatom gebunden
265. Alkene
5. Alkene: Hydratisierung von AlkenenAllgemein:
Hydratisierung ist die elektrophile Addition von Wasser (H2O) an Mehrfachbindungen.
Reaktion:
Mechanismus:
Selektivität: vgl. Hydrohalogenierungen Grund: vgl. Hydrohalogenierungen
275. Alkene
5. Alkene: Dihalogenierung von AlkenenAllgemein:
Dihalogenierung ist die elektrophile Addition von (Inter)Halogenen (X2 oder X1-X2) an Mehrfachbindungen. Hierbei handelt es sich um eine Oxidationsreaktion.
Reaktion:
Mechanismus:
Eigenschaften: Reaktion ist stereospezifisch!
Stereospezifität:
s*(C–Br)-Orbital
führt zu und führt zu
und nicht zu
285. Alkene
5. Alkene: Dihalogenierung von AlkenenAllgemein:
Dihalogenierung ist die elektrophile Addition von (Inter)Halogenen (X2 oder X1-X2) an Mehrfachbindungen. Hierbei handelt es sich um eine Oxidationsreaktion.
295. Alkene
5. Alkene: Stabilität von AlkenenBeobachtung:
• In einem katalytisch herbeigeführten Gleichgewicht bei Raumtemperatur liegen (E)- und (Z)-But-2-en in einem Verhältnis von ca. 76:24 vor. Folglich ist die E-Konfiguration energetisch günstiger (DG = –2.86 kJ/mol).
• Bei der Hydrierung von E- und Z-But-2-en wird beim E-Isomer ca. 5 kJ/mol weniger Energie freigesetzt
Isomerisierung
Hydrierungsenergie
305. Alkene
5. Alkene: Stabilität von AlkenenGrund:
sterische AbstoßungJe größer die freiwerdende Energie, desto weniger stabil ist der Ausgangsstoff (Edukt) im Vergleich zum Produkt
Hydrierungsenthalpien:
Alken:
DH° [kJ/mol]:
Substitutionsgrad: mono- disubstituiert tri- tetra-substituiert substituiert substituiert
Trend: mit zunehmendem Substitutionsgrad nimmt die Stabilität der Alkene zu!
Grund?
315. Alkene
5. Alkene: Stabilität von Alkenen
325. Alkene
5. Alkene: Stabilität von AlkenenHydrierungsenthalpien:
Alken:
DH° [kJ/mol]:
Substitutionsgrad: mono- disubstituiert tri- tetra-substituiert substituiert substituiert
Trend: mit zunehmendem Substitutionsgrad nimmt die Stabilität der Alkene zu!
Grund:Hyperkonjugation zwischen unbesetztem π*-Orbital und der (besetzten) C–H s-Bindung führt zu einer Stabilisierung der C–C Doppelbindung!
Das Allylradikal:
Das Allylkation:
335. Alkene
5. Alkene: Stabilisierende Effekte von C–C π-Bindungen
• im Allylradikal liegt das ungepaarte Elektron delokalisiert
über mehrere C-Atome vor
• Delokalisierung führt zu einer Stabilisierung das Radikals (Resonanz- oder Mesomeriestabilisierung)
• je mehr π-Orbitale mit dem p-Orbital des C-Radikals welchselwirken, desto stabiler ist das Radikal insgesamt
• je mehr mesomere Grenzstrukturen vorliegen, desto stabiler ist das Radikal
mesomere Grenzstrukturen(Mesomeriepfeil ≠ Reaktionspfeil!!!)
mesomere Grenzstrukturen
• im Allylkation liegt die positive Ladung delokalisiert über mehrere C-Atome vor
• Delokalisierung führt zu einer Stabilisierung das Kation (ebenfalls Resonanz- oder Mesomeriestabilisierung)
• je mehr π-Orbitale mit dem unbesetzten p-Orbital
welchselwirken, desto stabiler ist das Kation insgesamt
• je mehr mesomere Grenzstrukturen vorliegen, desto stabiler ist das Kation
π- und p-Orbital sind parallelangeordnet, sodass Überlappung (Wechselwirkung) möglich ist.
Das ungepaarte Elektron hält sich an beiden terminalen C-Atomen auf
Das Allylradikal:
Das Allylkation:
345. Alkene
5. Alkene: Stabilisierende Effekte von C–C π-Bindungen
Allgemeines zu mesomeren Grenzstrukturen:
• keine Grenzstruktur gibt die tatsächliche Bindungssituation vollständig wider
• tatsächliche Struktur ist der Mittelwert aller Grenzstrukturen
• es werden weder Bindungen gebrochen noch verändern sich die Bindungslängen oder -ordnungen
mesomere Grenzstrukturen(Mesomeriepfeil ≠ Reaktionspfeil!!!)
mesomere Grenzstrukturen
gebogene Pfeile mit ganzer Spitze=
Elektronenpaarverschiebung
gebogene Pfeile mit halber Spitze=
Einzelelektronenverschiebung (radikalisch)
355. Alkene
5. Alkene: Mehrfach ungesättigte KohlenwasserstoffeKonjugierte und nicht konjugierte π-Systeme:
Konjugierte und nicht konjugierte Polyene in der Natur:
konjugierte Diene unkonjugiertes Dien
konjugierte π-Bindungen sind stabiler im Vergleich zu ihren unkonjugierten Analoga
Grund: Resonanzstabilisierung
Übung 3.0: Alkane und Alkene1. Zeichnen sie alle Konstitutionsisomere in der Skeletformelschreibweise von Butan, Buten und Butin.
2. Warum läßt sich kein Butinisomer aus der Struktur des 2-Methylpropans (iso-Butans) ableiten?
3. Sortieren Sie die Carbokationen (2-6) nach Ihrer Stabilität. Beginnen Sie mit dem am wenig stabilsten.
4. Geben Sie für folgende Umsetzungen mit einem Äquivalent Brom das Hauptprodukt an.