Dr. Wolfgang Wodarg Universität Flensburg – European Studies Mitglied des Deutschen Bundestages...

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Dr. Wolfgang Wodarg Universität Flensburg – European Studies Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 (SPD) Ehrenmitglied der Parl. Versammlung des Europarates Vorstandsmitglied von Transparency International Deutschland und Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen D r . W o l f g a n g W o d a r g Wirtschaftsinteressen im Gesundheitswesen was Selbsthilfegruppen wissen sollten. Stichworte: öffentliches Gesundheitswesen Systemebenen und Akteure Selbsthilfe Gemeinnützigkeit Gesundheitswirtschaft Interessenkonflikte Korruption und Instrumentalisierung Berliner Selbsthilfe-Kongress 2012 Selbsthilf e 2.0 Montag 11. Juni 2012 Jerusalem Kirche Berlin - Kreuzberg

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 Dr. Wolfgang Wodarg

Universität Flensburg – European StudiesMitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 (SPD)Ehrenmitglied der Parl. Versammlung des EuroparatesVorstandsmitglied von Transparency International Deutschlandund Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen

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Wirtschaftsinteressen im Gesundheitswesen- was Selbsthilfegruppen wissen sollten.

Stichworte:

öffentliches GesundheitswesenSystemebenen und AkteureSelbsthilfeGemeinnützigkeitGesundheitswirtschaftInteressenkonflikteKorruption und Instrumentalisierung

BerlinerSelbsthilfe-Kongress 2012

Selbsthilfe 2.0 Montag 11. Juni 2012Jerusalem Kirche Berlin - Kreuzberg

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Dafür ist es da, das öffentliche Gesundheitswesen:

Es soll alle Menschen nach ihren leiblichen Möglichkeiten

1. bei der Entfaltung und Erhaltung ihrer persönlichen Lebensziele gesundheitlich unterstützen,

2. Krankheiten - wenn möglich- verhindern oder heilen,

3. Leiden lindern und

4. ein befriedigendes, selbstbestimmtes Dasein ermöglichen.

Hierzu hat jeder nach Kräften seinen Beitrag zu leisten.

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primäres

Interesse

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...und das sind nur einige Beispiele

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Arbeitsdefinition von

Transparency

Korruption

Der Missbrauch

von anvertrauter Macht

zum privaten Nutzen oder Vorteil.

Definition

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Ebenen für Interessenkonflikte

a)Makro-Ebene (Ansprüche und

Zuständigkeiten)

b)Meso-Ebene (Versorgungsstrukturen,

Selbstverwaltung)

c)Mikro-Ebene (Leistungserbringer soweit

Vertragspartner der GKV)

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Interessenkonflikt

Emanuel EJ and Thompson DF (2008) The Concept of Conflicts of Interest, in The Oxford Textbook of Clinical Research Ethics, EJ Emanuel et al., Editors. 2008, OxfordUniversity Press: Oxford. 758-766

..Umstände, die das Risiko bergen, dass

anvertrautes Urteilen und Handeln für ein primäres Interesse durch sekundäre Interessen unangemessen beeinflusst werden.

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primäre und sekundäre Interessen

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Emanuel EJ and Thompson DF (2008) The Concept of Conflicts of Interest, in TheOxford Textbook of Clinical Research Ethics, EJ Emanuel et al., Editors. 2008, OxfordUniversity Press: Oxford. 758-766

nach D. Thompson & E. Emanuel

Primärinteressen des öffentlichen Gesundheitswesen sind das Wohlergehen von Patienten, eine valide Forschung und eine objektive Lehre.

Sekundärinteressen sind u.a. der Wunsch nach finanziellem Vorteil, Karriere, Anerkennung, besonderer Unterstützung, Privilegien

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(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Grundgesetz Artikel 2

Grundgesetz Artikel 20

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

Legale Grundlagen

(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf das fur ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit an.(2) Die von den Vertragsstaaten zu unternehmenden Schritte zur vollen Verwirklichung dieses Rechts umfassen die erforderlichen Maßnahmen d) zur Schaffung der Voraussetzungen, die fur jedermann im Krankheitsfall den Genuss medizinischer Einrichtungen und ärztlicher Betreuung sicherstellen.

UN Sozialpakt 1966, Artikel 12

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletztund nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

Grundgesetz Artikel 2

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Unterschiedlich kodiert

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1. wo Ziele definiert werden (Parlamente, Öffentlichkeit, Medien, Parteien)

2. wo Normen gesetzt werden (global, EU, national, fachbezogen...)

3. wo priorisiert wird (3 Ebenen der Priorisierung – explizit oder implizit)

4. wo sich Interessen formieren (soziale Bewegungen, Internet, Fortbildung)

5. wo Konkurrenz zu Intransparenz führt (Geschäftsgeheimnis)

Felder für Interessenkonflikte Dr. W

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Die Normensetzer

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Einflussnahme durch Normensetzung

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Welch 2011, S 23 : nach Klemperer 2011, IPPNW

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Pharmafirmen, von denen Prof. Hans-Christoph Diener, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie in Essen, Honorare für die Beteiligung an klinischen Studien oder als Firmenberater (Mitglied eines Advisory Boards) oder als Vortragender erhalten hat:

»Abbott, Allergan, Almirall, Asta Medica, AstraZeneca, BASF, Bayer Vital, Berlin Chemie, Boehringer Ingelheim, BMS, D-Pharm, Eisei, Eli Lilly, Fresenius, GlaxoSmitdKline, Grünentdal, Janssen-Cilag, Johnson & Johnson, La Roche, 3M Medica, MSD, Novartis, Novo Nordisk, Paion, Parke-Davis, Pfizer, Pharmacia & Upjohn, Pierre Fabre, Sanofi-Aventis, Sankyo, Schaper & Brümmer, Schering, Servier, Solvay, Weber & Weber, Wyetd, Yamaguchi«

»Einflussreiche Ärzte werden von der Pharmaindustrie als Marketingberater engagiert, um den Umsatz neuer Medikamente zu steigern. In allen medizinischen Fachbereichen, in Kliniken und Universitäten erhalten führende Spezialisten üppige Honorare, damit sie im Interesse der großen Pharmakonzerne ihren Einfluss geltend machen.«

(Aus einem Artikel der angesehenen Fachzeitschrift »British Medical Journal«: Key Opinion Leaders – Independant experts or drug representatives in disguise?, 21. Juni 2008)http://www.bittere-pillen.de/bipi/korrupte-medizin-hans-weiss.html

„KOL“s

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Vorhandensein von finanziellen Interessenkonflikten (IK) unter Mitgliedern von Gremien, die in Canada und USA für die Erstellung klinischer Richtlinien verantwortlich sind. Untersucht wurden 14 Richtlinien für Diabetes und Hyperlipidämie und 288 Gremienmitglieder

BMJ 2011;343:bmj.d5621)

5 Richtlinien ohne jede Erklärung von IK

150 Mitglieder mit IK (52%) 138 IK erklärt12 IK nicht

erklärt

öffentlich finanziert: 16% mit IK (15/92)

nicht öffentlich finanziert: 69% mit IK (135 / 196)

6 von 12 Vorsitzenden mit IK

Interessenkonflikte (IK) der Normensetzer

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Aufbruch in der Gesundheitswirtschaft D

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Der Gesundheitsmarkt

Versicherungs-Gruppen

Pharma-Gruppen

Klinik-Gruppen

Health&Care Provider

Admin+Edu Provider

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Patienten > KundenFürsorge > VerbraucherschutzÄrzten > medizinische DienstleisterKrankenhäusern > Profit CenterPflegediensten > Service ProviderSolidarkassen > Versicherungsunternehmen Solidargemeinschaft > GesundheitswirtschaftSelbsthilfe > Interessengemeinschaft

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Paradigmenwechsel

Das Gesundheitssystem dient nicht mehr primär der Gesundheit.Seine Akteuren sind Teil des Wirtschaftssystems und werden daran gemessen.

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PHARM

A-

Blockbus

ter2009

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die „forsche“ Arzneimittelindustrie

Quelle: arznei-telegramm

GKV-Arzneikosten 21,3 Mrd EURO (2001)

GKV-Umsatz Industrie: 13.000

Forschung + Entwicklung (10%)1.300

Marketing (40%)5.000

Profit, Shareholder value (25%) 3.300

Steuern, Herstellung, Betrieb (25%) 3.300

Aufteilung Marketing: Meinungsbildner (5%)

250Meinungsmacher (5%)

250Anwendungsbeobachtungen (20%)

1.000Kongresse, ärztl. Fortb. (30%)

1.500Pharmareferenten (40%)

2.000

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P.S. Schönhöfer/a-t

US-Pharma 2004 bis 2009: 7 Mrd. $ Strafen

wg Off-label-Gebrauch, betrügerischem Marketing u.a.

Beispiele Straf-/Schadensersatzverfahren Mio $

2004 Pfizer NEURONTIN 430

2005 Serono SEROSTIM 704

2006 Schering US TEMODAR u.a. 435

2007 Purdue/Mundiph. OXYCONTIN 634

2007 Merck US (MSD) VIOXX 650 / 4.850

2008 Cephalon ACTIQ u.a. 425

2009 Lilly ZYPREXA 1.415 / 4.600

2009 Pfizer BEXTRA u.a. 2.300

Bloomberg Markets Mag./Fed. Court Rec.

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HintergründeJune 30, 2011, BlackRock's

assets under management

total US$ 3.66 trillion across equity, fixed income, cash management, alternative

investment, real estate

and advisory strategies.

Km

a 06/06 S.16

NEUE WIRKSTOFFE (NME): 553

ECHTE INNOVATIONEN:8

„SCHRITT“-INNOVATIONEN :

40

– 50

mit beschränkter Zusatznutzen

SCHEININNOVATIONEN:500 (90%)

http://us.ishares.com/product_info/fund/

overview/IY

H.htm

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http://www.dailyfinance.com/2011/02/27/top-selling-drugs-are-about-to-lose-patent-protection-ready/

Die Anleger erwarten zweistellige Renditen – Meine Damen und Herren, lassen Sie sich was einfallen!

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"Wir glauben, dass nach dem Superwahljahr 2009 die Privatisierungen 2010 wieder deutlich zunehmen werden und finanzstarke, gut aufgestellte Klinikbetreiber wie Rhön-Klinikum, die Fresenius Tochter Helios sowie Asklepios Kliniken und Sana Kliniken davon profitieren werden",

sagte DZ Bank-Analystin Christa Bähr.

Die Finanznot werde die Kommunenzwingen, die ins Stocken geratene, bei den Bürgern oft unpopuläre,Privatisierung von Krankenhäusernwieder aktiv zu betreiben, sagen Analysten. Analysten schätzen, dass auch die 32 Unikliniken in Deutschland defizitär sind.

(Aus „KMA“ Mai 2009)

das Bettenmonopoly

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Hintergrund der Privatisierungswelle

...ist das neue Finanzierungssystem nach Fallpauschalen sowie die "wettbewerbliche Ausrichtung" des Gesundheitssystems insgesamt, welches mit 500 Milliarden Euro jährlichem Umsatz zu einem der ausgemachten Zukunftsmärkte für Investoren gehört.

Jens Wernicke, Torsten Bultmann (Hg.) Netzwerk der Macht - Bertelsmann. Der medial-politische Komplex aus Gütersloh - Forum Wissenschaft Studien 54

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Privatisierung der Kliniken

Qualifikation von Klinikleitungen

Quelle: Bericht Bundesärztekammer, 2007

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Klinikleitungen fast ohne spezifische gesundheitliche Primärinteressen

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KVÄrzte-

GenossenschaftenD

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Dr. Wolfgang Wodarg, MdB

• 20 % der Versicherten verursachen 92 % der Kosten

• 10 % der Versicherten verursachen 80 % der Kosten

• 2,5 % der Versicherten verursachen 50 % der Kosten

• 0,5 % der Versicherten verursachen 20 % der Kosten

GEK-Gesundheitsreport 2003; ohne ambulante ärztliche Leistungen

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Kranke als Last

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Dr. Wolfgang Wodarg, MdB

• 20 % der Versicherten bringen 92 % der Einnahmen

• 10 % der Versicherten bringen 80 % der Einnahmen

• 2,5 % der Versicherten bringen 50 % der Einnahmen

• 0,5 % der Versicherten bringen 20 % der Einnahmen

Nach GEK-Gesundheitsreport 2003; ohne ambulante ärztliche Leistungen

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Kranke als Kunden

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...nicht das Gleiche Dr. W

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Wettbewerb der Leistungsanbiet

er

Wettbewerb der

Krankenkassen

günstigere Preise

Zusammenarbeit

Versorgungsqualität

Risikoselektion

Vertragschaos

Entsolidarisierung

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Krankenkassen verkaufen unsere Irren D

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June 30, 2011,

BlackRock's

assets under management

total US$ 3.66 trillion

across equity, fixed

income, cash

management, alternative

investment, real estate

and advisory strategies.

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„Es ist sehr schwierig, jemandem etwas verständlich zu machen, wenn sein Gehalt davon abhängt, dass er es nicht versteht.“

Interessen – Einflussnahme - Konflikte

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Upton Sinclair, Candidate for Governor: And How I Got Licked (1935) übersetzt nach Klemperer 2011, IPPNW

„Ich habe zwar geldwerte Leistungen von der Industrie bekommen, dies hat meine medizinischen Entscheidungen oder andere Einstellungen aber nicht beeinflusst. Man kann also sehen, dass ich keine Interessenkonflikte habe“Zitat nach D.Streich, Vortrag DNEbM Tagung 2011, Berlin

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Arzt (analog Pflege etc.)

Kassenmanagement

Politiker (Parlamente)

Primäres Interesse

nicht schadendas Wohl des Patienten„guter“ Arzt sein„gute“ Pflegekraft seinöffentliche Anerkennung

Solidarität effizient organisieren,Primäres Interesse bei Leistungserbringern stärken

Gute DaseinsvorsorgeGerechtigkeitSolidaritätZusammenhaltEffizienz, NachhaltigkeitTransparenz, Vertrauen

Sekundäres Interesse

Wohlstand/LuxusKarriereStatusAlleinstellungsmerkmaleKonkurrenz

Überleben im WettbewerbGute GehälterPositive Bilanzen,Karrieresprungbrett

Wahlerfolg,Popularität,Karriere,Wohlstand/Luxus„Anschlussverwertung“

Konflikte durch

Entgelt-FehlanreizePriv. Cash-Leistungen Fortbildung durch

IndustrieFlattering, AWBsRosinenpickenKorruption,

KassenwettbewerbVertragswettbewerbRosinenpickenStratifizierungenQuerfinanzierungenOrientierungsverlust

ParteidisziplinÜberforderungEhrgeiz, AngstLobbyismusKorruptionIdeologien

der Interessenkonflikt

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„... Der Morbi-RSA wird zu einer fiktiven Dramatisierung der Krankheitsgeschehen führen. Zukünftig wird sich der Ausgleichsanspruch danach richten, welche Arzneimittel jemand verschrieben bekommen hat und welche Krankhausdiagnosen er aufweist. Deshalb werden Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen bemüht sein, ihre Versicherten durch „upcoding“ eher in teurere Morbi-Gruppen zu definieren.Dadurch wird eine Überversorgung ausgelöst, weil die Akteure bemüht sein werden, ihre „RSA-Rendite“ zu steigern.“

aus: Der Diabetologe 4 · 2009, Seite 315

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Risikostrukturausgleich

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das Aggravieren von Befunden....

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das Aggravieren von Befunden....

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1. Anwendungsbeobachtungen2. Zuweisungen gegen Entgelt3. geheime Versorgungsverträge der Kassen4. Wissenschaftsbetrug5. IGEL-Leistungen, Nebeneinnahmen6. Priorisierung gegen Entgelt7. Intransparenz durch Stratifizierung8. gekaufte Gutachter9. käufliche Medien10.Selbsthilfe-Instrumentalisierung

Intransparenz und Korruption - Beispiele

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Zwischen Autonomie und Instrumentalisierung

1. Wie neutral und unabhängig können Selbsthilfegruppen sein?

2. Wo ist die Grenze zwischen Information und Instrumentalisierung?

3. Wie kann das Bewußtsein für den schmalen Grad zwischen Unterstützung und Instrumentalisierung von Selbsthilfe gestärkt werden?

4. Wie kann eine Gruppe oder ein Verband den Weg zur Unabhängigkeit von Wirtschaftsinteressen gehen?

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Korruption im Dritten Sektor?

• 550.000 Vereine und 17.000 Stiftungen • Wichtiger volkswirtschaftlicher Beitrag• Erfüllung gesellschaftlich relevanter Aufgaben

Wichtigstes Gut: Vertrauen

Transparenz schafft Gewissheit,

dass man mit Recht vertrauen kann.

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Selbsthilfegruppe:Menschen die gemeinsam ihre privaten* Interessen vertreten * Sonderfall: Mitglieder einer

Solidargemeinschaft

Der feine Unterschied

gemeinnützige Organisation:Organisation die sich in öffentlichem Interesse für definierte Ziele einsetzt

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Transparenzgebot

steuerliche Privilegien nutzen

Spenden einsammeln

als Idealvereine im Rahmen des Nebenzweckprivilegs als Wirtschaftsunternehmen tätig sind

sollten nicht nur für Aktiengesellschaften

sondern auch für Organisationen gelten, die:

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Initiative Transparente Zivilgesellschaft

1.für alle Organisationen die nicht primär wirtschaftlichen Zwecken dienen

2. für alle Themenbereiche der Zivilgesellschaft

3. definiert lediglich Mindeststandards

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Zehn Punkte der ITZ

1. Name, Sitz, Anschrift und Gründungsjahr

2. Vollständige Satzung & Ziele der Organisation

3. Angaben zur Steuerbegünstigung

4. Name und Funktion wesentlicher Entscheidungsträger

5. Tätigkeitsbericht

6. Personalstruktur

7. Angaben zur Mittelherkunft

8. Angaben zur Mittelverwendung

9. Gesellschaftsrechtliche Verbundenheit mit Dritten

10. Juristische Personen, deren jährliche Zahlungen mehr als zehn Prozent des Gesamtjahresbudgets ausmachen

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Drei Wirkungen der ITZ

1. allgemeingülige Mindeststandard

2. Dialog mit der Öffentlichkeit

3. Interne Diskussion über Transparenz

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nach aussen

• Informationen ausdrücklich an die Öffentlichkeit • Dialog mit der Öffentlichkeit wird gefördert• www.transparente-zivilgesellschaft.de

nach innen

• Abbau interner Spannungen und verdeckter Konflikte• Vertrauen und Selbstbewusstsein durch Transparenz• nachhaltige Sicherung von Unabhängigkeit und Integrität

ITZ ist ein Anstoß zum Dialog

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Dr. W

olfgang WodargDanke für die

Aufmerksamkeit

www.wodarg.defacebook: solidarische gesundheitemail: [email protected]

Transparency International Deutschland e.V.

Alte Schönhauser Str. 44 D-10119 Berlin Tel: 030-549898-0 Fax: 030-549898-22 [email protected] www.transparency.de