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DIS-TANZ DIS-TANZ María Bayarri Pérez, Keelan Whitmore IMPRESSUM Programmheft DIS-TANZ THEATER MÜNSTER, SPIELZEIT 2020/21 Generalintendant: Dr. Ulrich Peters Verwaltungsdirektorin: Rita Feldmann Redaktion & Layout: Esther von der Fuhr Fotos: Oliver Berg Druck: Druckhaus Tecklenborg, Steinfurt Titelfoto: María Bayarri Pérez Viren sind Meisterwerke des Minimalismus, winzige Pakete, die aus kaum mehr bestehen als ein wenig Erbsubstanz und einer Hülle. Selbstständig können sie sich nicht vermehren. Wenn sie einen Menschen infizieren, schleusen sie ihr Erbgut in die Zelle ein und kapern diese. Die Zelle vermehrt das Virus und setzt zahllose Kopien frei, die weitere Zellen infizieren. Zu den Krankheiten, die von Viren ausgelöst werden, gehören zum Beispiel Pocken, Polio, Herpes, Aids, Mumps, Masern und die Grippe. Kai Kupferschmidt Textnachweise Matthias Horx: DIE ZUKUNFT NACH CORONA, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020 Kai Kupferschmidt: SEUCHEN. 100 SEITEN, 2018 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG. Musik Scanner: MUSTER | J. S. Bach: DIE KUNST DER FUGE BWV 1080a, CONTRAPUNCTUS I | Fluxion: EQUILIBRIUM | Arvo Pärt: TRIVIUM | Ryuichi Sakamoto/Alva Noto: GLASS | J. S. Bach: CHORAL BWV 639 | Recondite: HÖHLENLICHTER | Nils Frahm: SAYS | Kangding Ray: BLEU OSCILLANT J. S. Bach: CHORAL BWV 614 | Scanner: BACKWOOD Der öffentliche Raum / Voller Menschen / Leer an Begegnung Pandoras Wort / Ein Hauch ein Lichtkranz Der öffentliche Raum / Leer an Menschen / Voller Begegnungen Simon Gerhol Eigentlich war das anders ausgemacht. Es war ausgemacht, dass das Leben immer so weitergeht, immer geradeaus. Dass sich der Wohlstand immer wei- ter nach oben hangelt – störungsfrei, kontinuierlich, im Takt des Welt-Brut- tosozialprodukts. Dass das tägliche Vergnügen, die Möglichkeiten, sich zu amüsieren, immer weiter steigen. Dass unser Leben berechenbar bleibt, von der Wiege bis zur Bahre. So hätten wir es gerne. Das Modell ist verführerisch – das Modell einer kon- tinuierlichen Realität. Es gibt dann nur eine Wirklichkeit. Auf die können wir uns verlassen. Jedenfalls wollen wir stets möglichst bald zurückkehren in die Normalität, die wir gewohnt sind. Aber plötzlich geht das nicht mehr. Plötzlich gibt es mehrere Realitäten. Eine alte und eine neue. Eine Vor- und eine Nach-Corona-Welt. Ein Altes Normal und ein Neues Normal. Eine sichere und eine unsichere Wirklichkeit. Aber, mal ganz naiv gefragt: War die alte Welt wirklich sicher? Matthias Horx Ilario Frigione, María Bayarri Pérez Fátima López García, Leander Veizi Everything has changed, not my feelings for her. She smells like spring, I miss her smell. She has curly hair, It reminds me the waves of the Ionian sea. She has blue eyes like the sky, I miss looking at her. Her smile brings me joy, I miss her laugh. She gives warm hugs, I miss having her in my arms. She has soft hands, I miss her touch. She reminds me of summer, I miss sunny days with her. Everything has changed, not my feelings for her. Leander Veizi DIS-TANZ Tanzabend von Hans Henning Paar Schule für Künstlerischen Tanz www.ballettschule-heidi-sievert.de | Telefon 02 51- 48 29 200 Foto: Ziegengeist / Choreografie: Lena van Bebber

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    DIS-TANZDIS-TANZMaría Bayarri Pérez, Keelan Whitmore

    IMPRESSUM Programmheft DIS-TANZTHEATER MÜNSTER, SPIELZEIT 2020/21Generalintendant: Dr. Ulrich PetersVerwaltungsdirektorin: Rita FeldmannRedaktion & Layout: Esther von der FuhrFotos: Oliver BergDruck: Druckhaus Tecklenborg, SteinfurtTitelfoto: María Bayarri Pérez

    Viren sind Meisterwerke des Minimalismus, winzige Pakete, die aus kaum mehr bestehen als ein wenig Erbsubstanz und einer Hülle. Selbstständig können sie sich nicht vermehren. Wenn sie einen Menschen infizieren, schleusen sie ihr Erbgut in die Zelle ein und kapern diese. Die Zelle vermehrt das Virus und setzt zahllose Kopien frei, die weitere Zellen infizieren. Zu den Krankheiten, die von Viren ausgelöst werden, gehören zum Beispiel Pocken, Polio, Herpes, Aids, Mumps, Masern und die Grippe.

    Kai Kupferschmidt

    TextnachweiseMatthias Horx: DIE ZUKUNFT NACH CORONA, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020 Kai Kupferschmidt: SEUCHEN. 100 SEITEN, 2018 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG.

    MusikScanner: MUSTER | J. S. Bach: DIE KUNST DER FUGE BWV 1080a, CONTRAPUNCTUS I | Fluxion: EQUILIBRIUM | Arvo Pärt: TRIVIUM | Ryuichi Sakamoto/Alva Noto: GLASS | J. S. Bach: CHORAL BWV 639 | Recondite: HÖHLENLICHTER | Nils Frahm: SAYS | Kangding Ray: BLEU OSCILLANT J. S. Bach: CHORAL BWV 614 | Scanner: BACKWOOD

    Der öffentliche Raum / Voller Menschen / Leer an Begegnung Pandoras Wort / Ein Hauch ein Lichtkranz

    Der öffentliche Raum / Leer an Menschen / Voller Begegnungen

    Simon Gerhol

    Eigentlich war das anders ausgemacht. Es war ausgemacht, dass das Leben immer so weitergeht, immer geradeaus. Dass sich der Wohlstand immer wei-ter nach oben hangelt – störungsfrei, kontinuierlich, im Takt des Welt-Brut-tosozialprodukts. Dass das tägliche Vergnügen, die Möglichkeiten, sich zu amüsieren, immer weiter steigen. Dass unser Leben berechenbar bleibt, von der Wiege bis zur Bahre. So hätten wir es gerne. Das Modell ist verführerisch – das Modell einer kon-tinuierlichen Realität. Es gibt dann nur eine Wirklichkeit. Auf die können wir uns verlassen. Jedenfalls wollen wir stets möglichst bald zurückkehren in die Normalität, die wir gewohnt sind.Aber plötzlich geht das nicht mehr. Plötzlich gibt es mehrere Realitäten. Eine alte und eine neue. Eine Vor- und eine Nach-Corona-Welt. Ein Altes Normal und ein Neues Normal. Eine sichere und eine unsichere Wirklichkeit. Aber, mal ganz naiv gefragt: War die alte Welt wirklich sicher?

    Matthias Horx

    Ilario Frigione, María Bayarri Pérez

    Fátima López García, Leander Veizi

    Everything has changed, not my feelings for her.

    She smells like spring, I miss her smell.

    She has curly hair, It reminds me the waves of the Ionian sea.

    She has blue eyes like the sky, I miss looking at her.

    Her smile brings me joy, I miss her laugh.

    She gives warm hugs, I miss having her in my arms.

    She has soft hands, I miss her touch.

    She reminds me of summer, I miss sunny days with her.

    Everything has changed, not my feelings for her.

    Leander Veizi

    DIS-TANZ Tanzabend von Hans Henning Paar

    Schule für Künstlerischen Tanz

    www.ballettschule-heidi-sievert.de | Telefon 02 51- 48 29 200Foto

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    THEATER MÜNSTER • SPIELZEIT 2020/21 DIS-TANZ

    Inspizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tomasz ZwozniakKostümassistenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inka Hauptvogel

    Technische Direktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Märker, Renate TerstiegeBühneneinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus DietzBeleuchtungseinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . Tom HalbigMaske . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Wegmann, Enrico MeiritzKostümwerkstatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Almut BlankeRequisite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf TimpertTon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eugen Hauzel

    Werkstattleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Petermann Malsaal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sarah Befeld, Michaela MoogSchreinerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berthold Schräder Schlosserei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Sendes Dekoration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martina SchlüterTheaterplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cordula Göbel

    Dekoration und Kostüme wurden von Karisma Costumes und in den Werkstätten des Theater Münster angefertigt.

    Aufführungsdauer: 70 Minuten, keine Pause

    Das Aufzeichnen der Aufführung auf Bild- und Tonträger sowie das Fotografieren während der Vorstellung sind aus rechtlichen Gründen nicht gestattet.

    Keelan Whitmore, Ilario Frigione

    Charla Tuncdoruk

    HANS HENNING PAAR ZUR INSZENIERUNGNach wochenlangem Stillstand kehrt das kulturelle Leben langsam zurück, aber gleichzeitig drängt sich die Frage auf, in welcher Form Theater überhaupt möglich ist unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln. Distanz halten – wie soll das auf der Bühne aussehen? Für mich ist es eine Herausforderung, die gegebenen Umstände nicht ausschließlich als Einschränkung, sondern auch als Möglichkeit für eine neue ungewohnte Herangehensweise an eine Choreografie zu begreifen und kreativ umzusetzen. Für viele Menschen war der Lockdown eine intensive Zeit der Selbstbegeg-nung. In der Isolation und Kontaktlosigkeit wurden wir vermehrt mit unseren positiven und negativen Eigenschaften konfrontiert, mit unseren Ängsten und Sehnsüchten. Die ungewohnten Bewegungs- und Freiheitseinschränkungen führten bei vielen zu emotionalen Ausbrüchen, von Trauer und Verzweiflung bis hin zur Selbstzerstörung und Aggression. Der Wunsch nach Normalität, nach Nähe und Freiheit war und ist immer noch groß. Denn das Gefühl von Verletzbarkeit und Ungewissheit beherrscht auch jetzt noch unseren Alltag. Die allgegenwärtige Furcht vor einer Infektion führt zu Misstrauen und Argwohn in der Begegnung mit anderen Menschen und im täglichen Umgang miteinander.

    Gemeinsam mit den Tänzer*innen habe ich nach entsprechenden choreografi-schen Bildern für die durchlebten Emotionen und Erfahrungen der vergangenen Monate gesucht. Ausgangspunkt für die Bewegungsfindung war die tänzerische Auseinandersetzung mit realen und imaginären Grenzen. Zudem diente das Hinterfragen von Verhaltensmustern und Aufbrechen von Bewegungsstrukturen als inhaltlicher Ansatz bei der Stückentwicklung.

    » Es ist das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Alles fühlt sich fein an. Fein wie Porzellan, wie Glas, wie ein dünner Faden. Alles fühlt sich so zerbrechlich an. So schockierend bewahrenswert.«

    Laurie Penny

    Die entstandene Vielzahl von Solo-Tanzsequenzen habe ich ausgearbeitet, miteinander verwoben und in eine choreografische Form gebracht. Auch Duette sind möglich, wenn sie von Personen aus einer Wohn- und Lebensgemeinschaft getanzt werden. Darüber hinaus haben wir eine kreative Lösung zur Einhaltung der Corona-Schutzverordnung gefunden, die weitere Begegnungen und Berüh-rungen auf der Bühne zulässt. Um die Atmosphäre dieser so beklemmenden wie poetischen Bilder zu unterstützen, habe ich verschiedene elektronische Kompositionen ausgewählt. Diese werden von Klaviermusiken J. S. Bachs (in der Bearbeitung von Ryuichi Sakamoto) ergänzt und bilden einen spannen-den Gegensatz: in ihrer klaren Struktur wirken sie wie eine Erinnerung, eine Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit.

    Als Choreograf kann ich meine Stücke in völliger Freiheit kreieren. Der Abend DIS-TANZ hingegen war mit vielen Auflagen und Einschränkungen verbunden, so dass mir das Ganze wie eine Versuchsanordnung vorkam: In der Vermessung formaler Möglichkeiten von Bewegung und dem Ausloten von Nähe und Ferne entstanden neue Perspektiven und überraschende Formen von Begegnung und Kommunikation – eine neue Realität.

    »Angst ist der Schwindel der Freiheit«Sǿren Kierkegaard

    � ab Samstag, 12. September 2020, Großes Haus

     DIS-TANZTanzabend von Hans Henning Paarzu Musik von J. S. Bach, Ryuichi Sakamoto, Nils Frahm, Scanner u. a.

    Inszenierung, Bühne & Kostüm . . . . . . . . Hans Henning PaarChoreografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Henning Paar & EnsembleChoreografische Assistenz . . . . . . . . . . . . László NyakasDramaturgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Esther von der Fuhr

    Tänzerinnen & Tänzer . . . . . . . . . . . . . . . . . María Bayarri Pérez Eleonora Fabrizi Ilario Frigione Fátima López García Matteo Mersi Tarah Malaika Pfeiffer Adrián Plá Cerdán Enrique Sáez Martínez Charla Tuncdoruk Leander Veizi Keelan Whitmore

    » Eine Leerstelle entsteht in unserem Kopf, in unserem Sein. Genau aber dort beginnt das Neue.«

    Matthias Horx

    Fátima López García, Leander Veizi