DTA1208 09-13 PirkerBindl (Page 1) · A CLINICAL GUIDE TO Direct Cosmetic Restorations WITH Giomer...

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WIEN – Die im ausgeheilten Kiefer höchst erfolgreichen Implantatstrategien stoßen in der Sofortimplantologie rasch an ihre funktionellen und äs- thetischen Grenzen. Die Ur- sachen liegen darin, dass alle derzeit am Markt befindlichen enossalen Sofortimplantate in der Regel rotationssymmet- risch und aus Titan sind und daher weder in der Form noch in der Farbe einer natürlichen Zahnwurzel auch nur annä- hernd entsprechen. Die feh- lende Passform im ästhetisch besonders wichtigen korona- len Drittel der Alveole muss daher geradezu regelmäßig mit einer Vielzahl von auf- wendigen und den Patienten belastenden Nebeneingriffen wie Knochenaugmentationen, Bindegewebstransplantaten und Membrantechniken korri- giert werden. Diese Eingriffe sind jedoch meistens nicht zur Regeneration einer pathologischen Anatomie notwendig, sondern haben aus- schließlich den Zweck, die Invo- lutionsatrophie der durch das Implantat nicht belasteten koro- nalen Hart- und Weichgewebe zu verhindern. Die streng li- mitierten Indikationsstellungen und die ästhetischen Ergebnisse der derzeitigen Sofortimplantate sind darüber hinaus im höchsten Maße behandler- und patienten- spezifisch und somit nicht genü- gend vorhersehbar, sodass sie für eine Anwendung in einer All- gemeinordination derzeit nicht empfohlen werden können. Im Gegensatz zu den her- kömmlichen Implantaten ent- spricht das individualisierte Zir- konoxid- Sofortimplantat sowohl in der Farbe als auch in der Form der extrahierten Zahnwurzel, respektiert somit ideal die vorge- fundene Anatomie der Alveole und kommt daher gänzlich ohne komplizierte, belastende und kostenintensive sowie schwer vorhersehbare Nebeneingriffe aus. Die Problemkreise in der Sofortimplantologie Rotationssymmetrische Ti- tanimplantate haben sich seit Jahrzehnten in der Spätimplan- tation mit Erfolgsraten von bis zu 98% bestens bewährt. Erhebli- che Schwierigkeiten zeigen sich jedoch, wenn man herkömmli- che Titanimplantate, die eigent- lich für den abgeheilten Kno- chen konstruiert wurden, sofort in die Extraktionswunde im- plantieren möchte. Die Sofortimplantologie stellt entgegen so mancher Berichte aus hoch spezialisierten Implan- tatinstituten keinesfalls eine Standardbehandlung dar, son- dern ist an strenge Indikations- stellungen und strikte Protokolle gebunden und sollte deswegen nur von erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden. Dies gilt besonders für die erst seit kurzer Zeit propagierte „Sofortbelas- tung“ von Einzelzahnimplanta- ten, die derzeit praktisch aus- schließlich im Frontzahnbereich angewendet werden kann, da im Oberkiefer-Seitenzahnbereich sowohl die Kaukräfte als auch die Wurzelanatomie und das ge- ringe apikale Knochenangebot sofort belastbare Implantate nur in extremen Ausnahmefällen zu- lassen. Der Ausdruck „Sofortbelas- tung“ bzw. „immediate loading“ ist nicht nur für Patienten, son- dern auch für nicht implantolo- gisch tätige Zahnärzte im höchs- ten Maße irreführend, da mit keinem Einzelzahn-Sofortim- plantat eine primäre okklusale Belastung, also eine sofortige und vollständige Rehabilitation der Kaufunktion erreicht wer- den kann, sondern vielmehr sind diese Implantate im Sinne der Kaufunktion nicht funktions- stabil, sondern ausschließlich übungsstabil. Vom Abbeißen in einen Apfel, so wie der Begriff „immediate loading“ der Im- plantatfirmen neuerdings sug- geriert, kann jedoch keine Rede sein, zumal die provisorischen prothetischen Lösungen nach den gängigen Protokollen kei- nen Kontakt zu den Nachbarzäh- nen sowie zum Gegenbiss haben dürfen, sodass mit einer Sofort- belastung wohl nur das Lächeln gemeint sein kann, sofern man dies als Sofortbelastung der Zähne verstehen will. Für eine echte Sofortbelas- tung enossaler Implantate sind immer mehrere Implantate not- wendig, die durch eine festsit- zende Prothese starr verblockt werden. Aber auch bei diesen Indikationen empfehlen die Im- plantathersteller, die Patienten anzuweisen, für 3 Monate nur weiche Kost zu sich zu nehmen. Um nicht falsche Erwartungen insbesondere bei den Patienten zu erwecken, ist daher der Be- griff „Sofortbelastung“ beim Ein- zelzahnimplantat nicht ange- bracht, da Einzelzahnimplantate während der Einheilphase bes- tenfalls übungsstabil, aber kei- nesfalls funktionsstabil im Sinne der Kaufunktion, der eigentlich primären Funktion der Zähne, sind. Die Ursache der äußerst ein- geschränkten Indikationsstel- lung für Einzelzahnsofortim- plantate ist primär darin zu su- chen, dass eine physiologische Alveole ein zu geringes Kno- chenangebot hat, sodass der Knochen oftmals nicht im aus- reichenden Maße an das ge- normte rotationssymmetrische Implantat durch eine Fräsung im apikalen Bereich angepasst wer- den kann. Der dadurch redu- zierte Implantat/Knochenkon- takt führt zu einer verringerten Primärstabilität und dies wie- derum hat zwangsweise eine weitere Einschränkung der Möglichkeiten einer, wenn auch reduzierten, Sofortbelastung zur Folge. Die in der Literatur gele- gentlich behauptete gleiche Überlebenszeit von Sofort-, ver- zögerten und Spätimplantaten muss jedoch unter dem Ge- sichtspunkt gesehen werden, dass sofort belastete Sofortim- plantate entsprechend den Pro- tokollen nur in den seltensten Fällen zur Anwendung kommen können. Unzulässig ist es, we- nige Ausnahmefälle mit Stan- dardbehandlungen zu verglei- chen, ohne eine Randomisie- rung durchzuführen. Betrachtet man nämlich das gesamte Kol- lektiv, so erkennt man unzwei- felhaft, dass sowohl die Sofort- implantation und dabei insbe- sondere die Sofortbelastung im Gegensatz zur verzögerten bzw. Spätimplantation die Ausnah- mesituation darstellt und nicht die Regel. Nur ca. 2 % aller im- plantologischen Fälle sind der Sofortimplantologie zuzuord- nen und nur ein geringer Teil von diesen werden sofort be- lastet. Was sind die Konsequenzen daraus? In Anbetracht der mühevol- len und nur in einem bescheide- nen Kollektiv erreichbaren und auch nicht genügend vorherseh- baren Ergebnisse in der Sofort- implantologie stellt sich schon längst die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, den Knochen mit einer Fülle von belastenden, risi- koreichen und kostenintensiven Nebeneingriffen an das Implan- tat anzupassen, anstatt besser das Implantat an die vorgefun- dene physiologische Alveole. Letztendlich stellt die unver- sehrte Alveole nach Zahnextrak- tion die ideale Ausgangsituation für ein entsprechend angepass- tes Implantat dar, entspricht doch der Knochen nicht nur exakt der extrahierten Zahn- wurzel, sondern ist dieser auch bestens vorbereitet, die Belas- tungen eines zahnwurzelförmi- gen Implantats aufzunehmen. Der physiologisch gewach- sene Alveolarknochen muss der- zeit mit einer Unzahl von Neben- eingriffen vor einer Resorption bewahrt werden, da das Implan- tat die Alveole nicht ausfüllt und der dünne marginale Knochen durch das Implantat nicht aus- reichend belastet und daher resorbiert wird. Gelingt es, den Spalt zwischen Implantat und marginalen Knochen durch aug- mentative Maßnahmen und Membranen erfolgreich zu über- brücken, kommt es dennoch über Monate zu einem Ab- und Umbau des marginalen Kno- chens, sodass das Implantat im Endzustand genauso wie der na- türliche Zahn nur mit einer hauchdünnen Knochenlamelle bedeckt ist. Hat der Patient nun eine dünne und schmale kerati- nisierte Gingiva, so sind die äs- thetischen Probleme geradezu vorprogrammiert. Die fehlende Passform der rotationssymmet- rischen Implantate führt daher zwangsweise nicht nur zu einem Umbau der natürlichen Anato- mie des Alveolarfortsatzes, son- dern auch zu ästhetischen Miss- erfolgen, da oftmals die Implan- tatschulter durch das Zahn- fleisch und den dünnen Knochen durchscheint oder sogar gänz- lich mit ihrem unnatürlichen metallenen Glanz sichtbar wird. Ästhetische Komplikationen Diese ästhetischen Kompli- kationen können bereits inner- halb von Tagen nach der Implan- tation auftreten oder auch erst nach Jahren im Zuge der natür- Implants Special Innovative Implantationsmethode: Das individualisierte Zirkonoxid-Sofortimplantat von DDr. Wolfgang Pirker, Prof. Dr. Alfred Kocher Die Form eines individuellen Zirkonoxid-Implantates im Vergleich zu einem Frialit-Implantat, links von bukkal gesehen, rechts von interdental.

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WIEN – Die im ausgeheiltenKiefer höchst erfolgreichenImplantatstrategien stoßen inder Sofortimplantologie raschan ihre funktionellen und äs-thetischen Grenzen. Die Ur-sachen liegen darin, dass allederzeit am Markt befindlichenenossalen Sofortimplantate inder Regel rotationssymmet-risch und aus Titan sind unddaher weder in der Form nochin der Farbe einer natürlichenZahnwurzel auch nur annä-hernd entsprechen. Die feh-lende Passform im ästhetischbesonders wichtigen korona-len Drittel der Alveole muss daher geradezu regelmäßigmit einer Vielzahl von auf-wendigen und den Patientenbelastenden Nebeneingriffen wie Knochenaugmentationen,Bindegewebstransplantatenund Membrantechniken korri-giert werden.

Diese Eingriffe sind jedochmeistens nicht zur Regenerationeiner pathologischen Anatomienotwendig, sondern haben aus-schließlich den Zweck, die Invo-lutionsatrophie der durch dasImplantat nicht belasteten koro-nalen Hart- und Weichgewebezu verhindern. Die streng li-mitierten Indikationsstellungenund die ästhetischen Ergebnisseder derzeitigen Sofortimplantatesind darüber hinaus im höchstenMaße behandler- und patienten-spezifisch und somit nicht genü-gend vorhersehbar, sodass siefür eine Anwendung in einer All-gemeinordination derzeit nichtempfohlen werden können.

Im Gegensatz zu den her-kömmlichen Implantaten ent-spricht das individualisierte Zir-konoxid- Sofortimplantat sowohlin der Farbe als auch in der Formder extrahierten Zahnwurzel,respektiert somit ideal die vorge-fundene Anatomie der Alveoleund kommt daher gänzlich ohnekomplizierte, belastende undkostenintensive sowie schwervorhersehbare Nebeneingriffeaus.

Die Problemkreise in der Sofortimplantologie

Rotationssymmetrische Ti-tanimplantate haben sich seitJahrzehnten in der Spätimplan-tation mit Erfolgsraten von bis zu98% bestens bewährt. Erhebli-che Schwierigkeiten zeigen sichjedoch, wenn man herkömmli-che Titanimplantate, die eigent-

lich für den abgeheilten Kno-chen konstruiert wurden, sofortin die Extraktionswunde im-plantieren möchte.

Die Sofortimplantologie stelltentgegen so mancher Berichteaus hoch spezialisierten Implan-tatinstituten keinesfalls eineStandardbehandlung dar, son-dern ist an strenge Indikations-stellungen und strikte Protokollegebunden und sollte deswegennur von erfahrenen Spezialistendurchgeführt werden. Dies giltbesonders für die erst seit kurzerZeit propagierte „Sofortbelas-tung“ von Einzelzahnimplanta-ten, die derzeit praktisch aus-schließlich im Frontzahnbereichangewendet werden kann, da imOberkiefer-Seitenzahnbereichsowohl die Kaukräfte als auchdie Wurzelanatomie und das ge-ringe apikale Knochenangebotsofort belastbare Implantate nurin extremen Ausnahmefällen zu-lassen.

Der Ausdruck „Sofortbelas-tung“ bzw. „immediate loading“ist nicht nur für Patienten, son-dern auch für nicht implantolo-gisch tätige Zahnärzte im höchs-ten Maße irreführend, da mit keinem Einzelzahn-Sofortim-plantat eine primäre okklusaleBelastung, also eine sofortigeund vollständige Rehabilitationder Kaufunktion erreicht wer-den kann, sondern vielmehr sinddiese Implantate im Sinne derKaufunktion nicht funktions-stabil, sondern ausschließlichübungsstabil. Vom Abbeißen ineinen Apfel, so wie der Begriff„immediate loading“ der Im-plantatfirmen neuerdings sug-geriert, kann jedoch keine Redesein, zumal die provisorischenprothetischen Lösungen nachden gängigen Protokollen kei-nen Kontakt zu den Nachbarzäh-nen sowie zum Gegenbiss habendürfen, sodass mit einer Sofort-belastung wohl nur das Lächelngemeint sein kann, sofern mandies als Sofortbelastung derZähne verstehen will.

Für eine echte Sofortbelas-tung enossaler Implantate sindimmer mehrere Implantate not-wendig, die durch eine festsit-zende Prothese starr verblocktwerden. Aber auch bei diesen Indikationen empfehlen die Im-plantathersteller, die Patientenanzuweisen, für 3 Monate nurweiche Kost zu sich zu nehmen.Um nicht falsche Erwartungen

insbesondere bei den Patientenzu erwecken, ist daher der Be-griff „Sofortbelastung“ beim Ein-zelzahnimplantat nicht ange-bracht, da Einzelzahnimplantatewährend der Einheilphase bes-tenfalls übungsstabil, aber kei-nesfalls funktionsstabil im Sinneder Kaufunktion, der eigentlichprimären Funktion der Zähne,sind.

Die Ursache der äußerst ein-geschränkten Indikationsstel-lung für Einzelzahnsofortim-plantate ist primär darin zu su-chen, dass eine physiologischeAlveole ein zu geringes Kno-chenangebot hat, sodass derKnochen oftmals nicht im aus-reichenden Maße an das ge-normte rotationssymmetrischeImplantat durch eine Fräsung imapikalen Bereich angepasst wer-den kann. Der dadurch redu-zierte Implantat/Knochenkon-takt führt zu einer verringertenPrimärstabilität und dies wie-derum hat zwangsweise eineweitere Einschränkung derMöglichkeiten einer, wenn auchreduzierten, Sofortbelastung zurFolge.

Die in der Literatur gele-gentlich behauptete gleicheÜberlebenszeit von Sofort-, ver-zögerten und Spätimplantatenmuss jedoch unter dem Ge-sichtspunkt gesehen werden,dass sofort belastete Sofortim-plantate entsprechend den Pro-tokollen nur in den seltenstenFällen zur Anwendung kommenkönnen. Unzulässig ist es, we-nige Ausnahmefälle mit Stan-

dardbehandlungen zu verglei-chen, ohne eine Randomisie-rung durchzuführen. Betrachtetman nämlich das gesamte Kol-lektiv, so erkennt man unzwei-felhaft, dass sowohl die Sofort-implantation und dabei insbe-sondere die Sofortbelastung imGegensatz zur verzögerten bzw.Spätimplantation die Ausnah-mesituation darstellt und nichtdie Regel. Nur ca. 2 % aller im-plantologischen Fälle sind derSofortimplantologie zuzuord-nen und nur ein geringer Teilvon diesen werden sofort be-lastet.

Was sind die Konsequenzen daraus?

In Anbetracht der mühevol-len und nur in einem bescheide-nen Kollektiv erreichbaren undauch nicht genügend vorherseh-baren Ergebnisse in der Sofort-implantologie stellt sich schonlängst die Frage, ob es überhauptsinnvoll ist, den Knochen mit einer Fülle von belastenden, risi-koreichen und kostenintensivenNebeneingriffen an das Implan-tat anzupassen, anstatt besserdas Implantat an die vorgefun-dene physiologische Alveole.

Letztendlich stellt die unver-sehrte Alveole nach Zahnextrak-tion die ideale Ausgangsituationfür ein entsprechend angepass-tes Implantat dar, entsprichtdoch der Knochen nicht nurexakt der extrahierten Zahn-wurzel, sondern ist dieser auchbestens vorbereitet, die Belas-tungen eines zahnwurzelförmi-gen Implantats aufzunehmen.

Der physiologisch gewach-sene Alveolarknochen muss der-zeit mit einer Unzahl von Neben-eingriffen vor einer Resorptionbewahrt werden, da das Implan-tat die Alveole nicht ausfüllt undder dünne marginale Knochendurch das Implantat nicht aus-reichend belastet und daher resorbiert wird. Gelingt es, denSpalt zwischen Implantat undmarginalen Knochen durch aug-mentative Maßnahmen undMembranen erfolgreich zu über-brücken, kommt es dennochüber Monate zu einem Ab- undUmbau des marginalen Kno-chens, sodass das Implantat imEndzustand genauso wie der na-türliche Zahn nur mit einerhauchdünnen Knochenlamellebedeckt ist. Hat der Patient nuneine dünne und schmale kerati-nisierte Gingiva, so sind die äs-thetischen Probleme geradezuvorprogrammiert. Die fehlendePassform der rotationssymmet-rischen Implantate führt daherzwangsweise nicht nur zu einemUmbau der natürlichen Anato-mie des Alveolarfortsatzes, son-dern auch zu ästhetischen Miss-erfolgen, da oftmals die Implan-tatschulter durch das Zahn-fleisch und den dünnen Knochendurchscheint oder sogar gänz-lich mit ihrem unnatürlichenmetallenen Glanz sichtbar wird.

Ästhetische KomplikationenDiese ästhetischen Kompli-

kationen können bereits inner-halb von Tagen nach der Implan-tation auftreten oder auch erstnach Jahren im Zuge der natür-

Implants SpecialInnovative Implantationsmethode:

Das individualisierte Zirkonoxid-Sofortimplantatvon DDr. Wolfgang Pirker, Prof. Dr. Alfred Kocher

Die Form eines individuellen Zirkonoxid-Implantates im Vergleich zu einem Frialit-Implantat, links von bukkal gesehen,rechts von interdental.

Implants Special DENTAL TRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2008 · 12. Dezember 200810

lichen Altersinvolution des Alve-olarknochens. Eine Korrekturdieser ästhetischen Misserfolgeist wiederum nur mit aufwendi-gen operativen Eingriffen mög-lich, wobei auch deren Ergeb-nisse weder ausreichend vorher-sehbar noch genügend reprodu-zierbar sind.

Allein die Tatsache, dass eineAltersinvolution nicht zu verhin-dern ist, legt die Forderung nahe,dass ein Implantat insbesondereim ästhetischen Bereich nichtmetallen glänzen darf, sondernselbstverständlich auch in derFarbe möglichst der natürlichenZahnwurzel entsprechen muss. Je-

denfalls stellt insbesondere im äs-thetischen Bereich ein freiliegen-der Zahnhals nie das ästhetischeProblem dar wie der metalleneGlanz einer freiliegenden Implan-tatschulter eines Titanimplantats.

Als logische Konsequenz ausder Vielzahl von Unzulänglich-

keiten der bisher verfügbarenSofortimplantate ist daher zufordern, dass ein ästhetischesSofortimplantat individuell anden Alveolarknochen ange-passt wird und auch in der Farbeder natürlichen Zahnwurzelentspricht. Die an den Alveolar-knochen angepasste Implantat-form macht sämtliche augmen-tativen Maßnahmen unnötigund das zahnfarbene Implan-tatmaterial verhindert zuver-lässig unästhetische Erschei-nungen, die ausschließlich aufden Werkstoff Titan zurückzu-führen sind.

Bereits bei der Implantatope-ration kommt es bei allen rota-tionssymmetrischen Implantatenzu einem methodisch vorgegebe-nen Knochenverlust, da nur durcheine Knochenfräsung der Kno-chen an das vorfabrizierte Implan-tat angepasst werden kann. Diesesystemimmanenten Knochenfrä-sungen sind für den Patienten be-lastende, aber auch technisch auf-wendige Eingriffe mit der perma-nenten Gefahr, dabei anatomischeStrukturen zu verletzen.

Es ist daher höchste Zeit, diebisherige These, dass ein Sofort-implantat rotationssymmetrischund genormt sein muss, um si-cher zu osseointegrieren, underst die Mesiostruktur bzw. dieImplantatkrone mit großem Auf-wand individualisiert werdenmuss, um ein annähernd natürli-ches Emergenzprofil zu erhal-ten, kritisch zu diskutieren.

Die Vielzahl der derzeitig er-hältlichen Implantatformen lässtklar erkennen, dass die Osseoin-tegration praktisch nicht von derImplantatform abhängt, sondernneben der Implantatoberflächeausschließlich von der Tatsache,wie atraumatisch und exakt dasImplantatbett zum Implantat ge-formt werden kann. Es gibt aberkeinen logischen Grund, wa-rum bei einem bereits vorhan-denen Implantatbett, nämlichder Alveole, das Implantat nichtan den Knochen angepasst wer-den soll, um die gewünschte Osseointegration zu erreichen,sondern die Passgenauigkeitnur durch eine zusätzliche Kno-chenfräsung mit gleichzeiti-ger Knochenaugmentation immarginalen Alveolenbereicherreicht werden kann.

Wurzelanaloge Implantate aus Titan

Sämtliche Versuche in derEntwicklung der Zahnmedizin,homologe, heterologe sowie allo-gene, mehr oder weniger wurzel-förmige Implantate in einer fri-schen Alveole zu verankern, sindbisher an den Passungenauigkei-ten bzw. Abstoßungsreaktionengescheitert, sodass sie sich nichtdurchsetzen konnten. Mit dermodernen CAD/CAM-Technolo-gie ist es schon längst möglich,entweder den extrahierten Zahnoder einen Abdruck aus der Alve-ole als Basis für die Herstellungeines wurzelanalogen Implantatsheranzuziehen.

Zuletzt haben Mitte der 90er-Jahre Kohal et al. den altenWunsch eines wurzelanalogenZahnimplantats erneut aufge-griffen und ein System mit demNamen ReImplant in mehrerenStudien untersucht (u.a. Clin OralImplants Res, 1997). Die anfäng-lichen Erfolge dieser Methode be-stätigten sich längerfristig jedochnicht. Letztendlich betrug dieMisserfolgsrate, unter Heranzie-hung allgemeiner Erfolgskrite-rien, 97 % und somit war ein wei-terer klinischer Einsatz des ReIm-plant-Systems nicht zu verant-worten. Als Ursache für die hohenImplantatverluste vermutete Ko-hal et al. unter anderem die häu-fige Fraktur der fazialen Alve-olarknochenwand mit folgenderResorption der Hart- und Weich-gewebe sowie die damit ver-bundenen ästhetischen Misser-folge.

Das individualisierte Zirkonoxid-Sofortimplantat

Einen gänzlich neuen Ansatz,die systemimmanenten Proble-me der herkömmlichen Sofort-implantate zu lösen, stellt das individualisierte Zirkonoxid-Sofortimplantat dar, welches imRahmen einer Pilotstudie bereitsseit 31⁄2 Jahren äußerst erfolg-reich angewandt wird.

Indikation

Die Indikation für das indivi-dualisierte Zirkonoxid-Sofort-implantat sind alle nicht erhal-tungswürdigen Zähne mit nichtwesentlich beschädigtem Zahn-halteapparat. Die Hauptindika-tionen sind daher Zahnfraktu-ren, Wurzelkaries sowie Zähne,

A CLINICAL GUIDE TO

Direct Cosmetic RestorationsWITH Giomer

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Patientenfall 1

Alter: 66 Jahre

Zahn: 14

Diagnose: Wurzelkaries und parodon-titis periapicalis chronica

Liegezeit: 3 Jahre und 3 Monate

Zahn 14 präoperativ. Röntgenbefund präoperativ. Alveole 14.

Klinische Situation 6 Monate post-operativ.

Röntgenbild nach 6 Monaten. Klinische Situation 3 Jahre postope-rativ.

Klinische Situation 3 Jahre postope-rativ.

Klinische Situation 6 Monate post-operativ.

Klinische Situation 3 Jahre postope-rativ.

DENTAL TRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2008 · 12. Dezember 2008 Implants Special 11

die auch mit einer Wurzelbe-handlung nicht mehr zu erhaltensind. Eine chronische apikale Pa-rodontitis stellt in keinem Falleeine Kontraindikation für ein individualisiertes Zirkonoxid-Sofortimplantat dar, wenn dasGranulationsgewebe vor der Im-plantation exakt entfernt wird.

Behandlungsablauf

Der nicht erhaltungswürdigeund parodontal nicht kompro-mittierte Zahn wird zunächst mithilfe von Periotomen unter

größtmöglicher Schonung des Alveolarknochens, dem künfti-gen Implantatbett, extrahiert.Der extrahierte Zahn oder einAbdruck der Alveole dient dannals Vorlage für die Erzeugungdes individualisierten Zirkon-oxid-Sofortimplantats. Das Er-stellen der Makro- und Mikrore-tentionen sowie die Präparationeines Kronenstumpfes erfolgt so-dann im Labor bzw. kann auchnach dem Einscannen auf einerWorkstation erfolgen. An einerCNC-Maschine wird ein Zirkon-oxidrohling hergestellt, der ge-

gebenenfalls auch noch nachbe-arbeitet werden kann. Letztend-lich wird der Zirkonoxidrohlinggesintert, sterilisiert und kann somit frühestens nach 24 Stundennachbearbeitet werden. Letzt-endlich wird der Zirkonoxid-rohling gesintert, sterilisiert undkann somit frühestens nach 24 Stunden implantiert werden.Anzustreben ist es daher, das indi-vidualisierte Zirkonoxid-Sofort-implantat bereits aus CT-Datenzu erstellen, damit das Implantatunmittelbar nach der Extraktioninseriert werden kann.

InnovativesImplantatdesign

Das Wesentliche an die-sem innovativen Implantat-system ist, dass erstmals beider Gestaltung des Implan-tats nicht nur die Zahnana-tomie rekonstruiert wird,sondern auch die Implantat-oberfläche die Anatomie derAlveole respektiert, indem dieOberfläche des Implantats derunterschiedlichen Knochenqua-lität und -quantität entsprechendmodifiziert wird.

Damit ein wurzelförmigesund somit konisches Implantatwährend der Einheilzeit im Kno-chen sicher verankert werden

Patientenfall 2

Alter: 47 Jahre

Zahn: 25

Diagnose: parodontitis periapicalischronica, massivgeschwächte Wurzel,Status post Stiftaufbau

Liegezeit: 1 Jahr 8 Monate Zahn 25 präoperativ. Röntgenbefund präoperativ. Alveole 25.

Klinische Situation 3 Monate post-operativ.

Klinische Situation 3 Monate post-operativ.

Röntgenbild nach 3 Monaten. Klinische Situation 1 Jahr und 8 Mo-nate postoperativ.

Klinische Situation 3 Monate post-operativ.

Klinische Situation 1 Jahr und 8 Mo-nate postoperativ.

Klinische Situation 1 Jahr und 8 Mo-nate postoperativ.

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Implants Special DENTAL TRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2008 · 12. Dezember 200812

kann, müssen Makroretentionenausgebildet werden. Diese Mak-roretentionen dürfen jedoch nurin Bereichen von spongiösemKnochen zu liegen kommen.

Nur spongiöser Knochen kannmühelos regional Druck aufneh-men, ohne weit entfernt von derBelastung zu brechen. Die nicht zu vermeidenden Mikrofrakturenbleiben im spongiösen Knochen-gerüst, im Gegensatz zum kom-pakten Knochen, streng lokal be-grenzt, sodass der Schaden amKnochen nur minimal ist unddementsprechend auch rasch re-generiert werden kann.

Die Regenerationskraft vomspongiösen Knochen ist weit bes-ser als vom kompakten Knochen,da dieser Knochen gut durch-blutet ist. Bildet man hingegenRetentionen im Bereich des dün-nen fazialen Knochens aus, sokommt es unweigerlich zurFraktur der dünnen Knochenla-mellen, die mitunter auch weitentfernt von der punktuellenDruckbelastung einer Retentionbrechen können. Die frei be-wegliche Knochenlamelle wirddurch das Implantat nicht mehrbelastet und in der Folge resor-

biert. Um eine Fraktur des grazi-len kompakten Knochens der Al-veole mit Sicherheit zu verhin-dern, wird beim individualisier-ten Zirkonoxid-Sofortimplantatdas Implantat in diesen Bereichenzusätzlich geringfügig reduziert.Vereinfacht gesagt werden Mak-roretentionen nur im spongiö-sen interdentalen Knochenraumausgebildet.

Vorteile des individualisierten Zirkonoxid-Sofortimplantats• Im Gegensatz zu den rotations-

symmetrischen Implantatenist es nie notwendig, gesundenKnochen für das Implantatbettauszufräsen, da das Implantatan den Knochen angepasstwird und nicht der Knochen andas vorgefertigte Implantat. Eskommt daher weder zu einemzusätzlichen Knochenverlust,noch besteht die Gefahr einerVerletzung wichtiger anato-mischer Strukturen wie zumBeispiel der Kieferhöhle oderdes Nervus mandibularis. Eserübrigt sich daher auch, zurexakten Positionierung einesImplantats die aufwendigeHerstellung einer Bohrschab-lone oder sonstiger Bohrhilfen,wie zunehmend von der Indus-trie als zweckmäßige Voraus-setzung für einen ästhetischenErfolg empfohlen wird.

• Die exakte Anpassung des Im-plantats an den vorgefundenenKnochen führt nicht nur zu ei-ner wesentlich größeren Wur-zeloberfläche, sondern auch zueiner Optimierung der Primär-stabilität und einer verkürztenEinheilzeit, da der Knochenkeine wesentliche Distanz zumImplantat überbrücken muss.

• Die exakte Passform des Im-plantats macht augmentativeMaßnahmen völlig überflüssig,da es keine Spalten gibt, die mitKnochen oder Knochenersatz-material aufgefüllt und mitMembranen abgedeckt wer-den müssen.

• Da ausschließlich Zirkonoxidverwendet wird, kann im Gegen-satz zu den herkömmlichen Ti-tanimplantaten auch keine un-schöne metallene Implantat-schulter sichtbar werden.

• Das Setzen des Implantats er-fordert keine über das üblichezahnärztliche Geschick hinaus-gehende besondere Fähigkeit,sondern ist im Gegenteil äu-ßerst einfach und kurz, dauertnur 2–5 Minuten, und belastetdaher den Patienten kaum.

• Das einteilige Implantat wirdüber den Kronenstumpf vonAnfang an, wenn auch stark re-duziert, sofort belastet. Diesereduzierte Belastung währendder Einheilphase verhindertzuverlässig die sonst so oft auf-tretende Resorption der Hart-und Weichgewebe.

• Das einteilige individualisierteZirkonoxid-Sofortimplantatkommt somit ohne die in letzterZeit explosionsartige Vermeh-rung von Mesiostrukturteilenaus. Es erübrigt sich somit auchdas Studium von Implantat-prospekten und einer aufwen-

digen und kostenintensivenLagerhaltung.

• Der Kronenstumpf kann jeder-zeit beschliffen und auf demvöllig metallfreien Implantatkann jede herkömmlicheZahnkrone zementiert wer-den. Eine auch bei diesem Sys-tem nicht 100 % auszuschlie-ßende Atrophie der Hart- undWeichgewebe kann durch Ver-längern der klinischen Kroneleicht ästhetisch befriedigendbehoben werden. Ein nicht be-handelter Rückgang des Zahn-fleisches ist ästhetisch ver-gleichbar mit der Situation ei-nes freiliegenden Zahnhalses.

Pilotstudie

Im Rahmen einer Pilotstudiewurden bislang ca. 40 Patientenmit einem individualisierten Zirkonoxid-Sofortimplantat ver-sorgt, wobei eine funktionelle so-wie ästhetische Erfolgsrate vonknapp 90 % erreicht wurde. Hier-bei gilt es zu bedenken, dass sichdie Entwicklung dieser Implan-tationsmethode noch am Anfangbefindet und zweifelsohne nochviele Detailfragen in weiterenkontrollierten Studien erforschtwerden müssen. Besonders be-achtenswert ist, dass knapp dieHälfte der individualisierten Zir-konoxid-Sofortimplantate imMolarenbereich als zwei- bzw.dreiwurzelige Implantate durch-geführt wurden, also auch imOberkiefer-Seitenzahn-Bereich,in denen „Sofortimplantate“ üb-licherweise nicht möglich sind.Die neue Implantationsmethodewurde bereit im IJOMS (Interna-tional Journal of Oral and Maxil-lofacial Surgery) unter dem Be-griff „Immediate, non-submer-ged, root-analogue zirconia im-plant in single tooth replacement“in einem Fachjournal publiziert.

Es ist zu erwarten, dass das individualisierte Zirkonoxid-So-fortimplantat (IZS) als einfacheund vor allem logische Methodeund somit innovative zweite Säuledie herkömmlichen rotations-symmetrischen Titanimplantatein der Sofortimplantologie ablö-sen werden, da mit der exaktenPassform unnötige Nebenein-griffe, wie Fräsen und Augmentie-ren, gänzlich wegfallen.

Kontakt

DDr. Wolfgang PirkerFacharzt für Mund-, Kiefer- undGesichtschirurgie1010 WienWollzeile 6–8/DGTel.: 01/5 12 24 [email protected]

DT

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VORTEILE

• einfacher „chirurgischer“ Ein-griff: kein Aufklappen derSchleimhaut, kein Knochenver-lust durch Knochenfräsung,keine Verletzung wichtiger ana-tomischer Strukturen möglich

• kurze Behandlungszeit, keineMehrfach- bzw. Nebeneingriffewie Augmentationen und Memb-rantechniken, dadurch gerin-gere Patientenbelastung undökonomischere Behandlung

• bei Implantatverlust keineschlechtere Ausgangssituation,da Zustand wie nach der Zahn-extraktion

• Implantate sind übungsstabil• keine Schraubverbindungen• sofortige Stützung des Kno-

chens und der Weichteile ver-hindert Involutionsatrophie

• jederzeit beschleifbarer Kro-nenstumpf, mit jeder her-kömmlichen Zahnkrone zu ver-sorgen

• ästhetische Zahnfarbe durchKeramikimplantat, absolute

metallfreie Rekonstruktionenmöglich

• einfache Prothetik (keine Tech-nikerteile bzw. systemspezifi-schen Werkzeuge)

• keine Indikationseinschrän-kung durch die Lokalisation,auch Molaren uneingeschränktmöglich

• derzeit im FrontzahnbereichSofortversorgung mit übungs-stabiler Krone möglich

NACHTEILE

• derzeit nur bei möglichst unbe-schädigter Alveole anwendbar(Cave Extraktion und fortge-schrittene Parodontitis)

• derzeit nur einteiliges Implan-tat verfügbar

• mindestens 24 Stunden für Im-plantatherstellung

• Verfahren ist noch in Entwick-lung und weitere Studien sindim Laufen bzw. in Planung

• Implantat noch nicht am Markterhältlich

Individualisiertes Zirkonoxid-Sofortimplantat

Zusammenfassung