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dtv Bibliothek der Erstausgaben Johann Wolfgang Goethe Götz von Berlichingen

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dtvBibliothek der Erstausgaben

Johann Wolfgang GoetheGötz von Berlichingen

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Johann Wolfgang Goethe

Götz von Berlichingen

mit der

eisernen Hand

Ein Schauspiel1773

Herausgegeben vonJoseph Kiermeier-Debre

Deutscher Taschenbuch Verlag

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Der Nachdruck des Textes folgt originalgetreuder Erstausgabe von 1773.

Die Originalpaginierung wird ins fortlaufenden Text vermerkt.Der Anhang gibt Auskunft zu Autor und Werk.

OriginalausgabeNovember 2006

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,München

WWW. dtv. de © 2006 Deutscher Taschenbuch Verlag, München

Umschlagkonzept: Balk & BrumshagenUmschlaggestaltung: Stephanie Weischer unter Verwendung

eines Details des Gemäldes „A Knight in Arnsour" von EleanorFortescue Brickdale (s87I-1945)/Bridgeman Giraudon

Gesetzt aus der BemboSatz: Karlheinz Hülser, Konstanz

Druck und Bindung: Druckerei C. H. Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier

Printed in GermanyISBN-13: 978-3-423-02668-0

ISBN- I 0: 3-423-02668-5

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ERSTER ACT.

SCHWARZENBERG IN FRANKEN.

HERBERGE.

METZLER, SIEVERS (BAUERN am Tische,) ZWEY10 REUTERSKNECHTE (beym Feuer,) WIRTH.

SIEVERS.

Hänsel, noch ein Glas Brandtewein, und 'ließ christlich.

15 WIRTH.

Du bist der Nimmersatt.

METZLER (leise.)Erzähl das noch einmal, vom Berlichingen, die Bam-

20 berger dort ärgern sich sie mögten schwarz werden.

SIEVERS.Bamberger? Was thun die hier?

25 METZLER.

Der Weislingen ist oben aufm Schloß beym Herrn Gra-fen schon zwey Tage, dem haben sie das Gleit geben, ichweiß nicht wo er herkommt, sie warten auf ihn, er gehtzurück nach Bamberg.

30

141 SIEVERS.

Wer ist der Weislingen?

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8 ERSTER ACT

METZLER.

Des Bischofs rechte Hand, ein gewaltiger Herr, der demGötz auch auf n Dienst lauert.

5 SIEVERS.

Er mag sich in Acht nehmen.

METZLER.Ich bitt dich erzähls doch noch einmal! (laut) Seit wann

10 hat denn der Götz wieder Händel mit dem Bischof vonBamberg? Es hies ja, alles wäre vertragen und geschlich-tet.

SIEVERS.15 Ja, vertrag du mit den Pfaffen. Wie der Bischof sah, er

richt nichts aus, und zieht immer den kürzern, kroch erzum Kreuz, und war geschäftig, daß der Vergleich zuStand käm. Und der getreuherzige Berlichingen gab un-erhört nach, wie er immer thut, wenn er im Vortheil ist.

20

METZLER.

Gott erhalt ihn! Ein rechtschaffner Herr!

SIEVERS.25 Nun denk, ist das nicht schändlich? Da werfen sie ihm

einen Buben nieder, da er sich nichts weniger versieht.Wird sie aber schon wieder dafür lausen.

METZLER.30 Es ist doch dumm, daß ihm der letzte Streich mißglückt

ist; er wird sich garstig erbost haben.

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ERSTER ACT

151 SIEVERS.

Ich glaub nicht, daß ihn lang was so verdrossen hat.Denk auch, alles war aufs genauste verkundschaft, wannder Bischof aus dem Bad käm, mit wie viel Reutern,

5 welchen Weg; und wenns nicht wär durch falsche Leutverrathen worden, wolt er ihm das Bad gesegnet undihn ausgerieben haben.

ERSTER REUTER.Was raisonnirt ihr von unserm Bischof? Ich glaub ihrsucht Händel.

SIEVERS.Kümmert euch um eure Sachen. Ihr habt an unserm

15 Tisch nichts zu suchen.

ZWEYTER REUTER.

Wer heißt euch von unserm Bischof despecktirlich re-den?

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SIEVERS.Hab ich euch Red und Antwort zu geben? Seht dochden Fratzen!

25 ERSTER REUTER (schlägt ihm hinter die Ohren.)

METZLER.

Schlag den Hund todt.

30 (Sie fallen über einander her.)

ZWEYTER REUTER.

Komm her, wenn du's Herz hast.

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I0 ERSTER ACT

WIRTH. (reißt sie von einander)Wollen ihr Ruh haben! Tausend Schwerenoth: Scherteuch naus, wenn ihr was auszumachen habt. In meinerStub solls ehrlich und ordentlich zugehen. (Schiebt die 161Reuter zur I iür hinaus) Und ihr Esel was fangen ihr an?

METZLER.Nur nit viel geschimpft Hänsel, sonst kommen wir dirüber die Glazze. Komm Kamerad wollen die draus

10 planen.

ZWEY BERLICHINGISCHE REUTER (kommen)

ERSTER REUTER.15 Was giebts da?

SIEVERS.Ey guten Tag Peter! Veit, guten Tag! Woher?

20 ZWEYTER REUTER.

Daß du dich nit unterstehst zu verrathen, wem wir

dienen.

SIEVERS. (leise.)25 Da ist euer Herr Götz wohl auch nit weit.

ERSTER REUTER.Halt dein Maul! Habt ihr Händel?

30 SIEVERS.

Ihr seyd den Kerls begegnet draus, sind Bamberger.

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ERSTER ACT I I

ERSTER REUTER.

Was thun die hier?

METZLER.

5 Der Weiß[s]lingen ist droben aufm Schloß, beym gnä-digen Herrn, den haben sie geleit.

ERSTER REUTER.Der Weislingen.

10

ZWEYTER REUTER. (leise)Peter! das ist ein gefunden Fressen. Wie lang ist er da?

171 METZLER.

15 Schon zwey Tage. Aber er will heut noch fort, hört icheinen von den Kerls sagen.

ERSTER REUTER. (leise)Sagt ich dir nicht er wär daher? Hätten wir dort drüben

20 eine Weile passen können. Komm Veit.

SIEVERS.Helft uns doch erst die Bamberger ausprügeln.

25 ZWEYTER REUTER.

Ihr seyd ja auch zu zwey. Wir müssen fort. Adies. (ab.)

SIEVERS.

Scheiskerle die Reuter, wann man sie nit bezahlt, thun30 sie dir keinen Streich.

METZLER.Ich wollt schwören sie haben einen Anschlag. Wemdienen sie?

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12 ERSTER ACT

SIEVERS.Ich solls fit sagen. Sie dienen dem Götz.

METZLER.5 So! Nun wollen wir über die draus. Komm, so lang ich

einen Bengel hab, furcht ich ihre Bratspiese nicht.

METZLER. [SIEVERS.]Dürften wir nur so einmal an die Fürsten, die uns dieHaut über die Ohren ziehen.

181 HERBERGE IM WALD.

GÖTZ (vor der Thüre unter der Linde.)15

Wo meine Knechte bleiben. Auf und ab muß ich gehen,sonst übermannt mich der Schlaf. Fiinf Tag und Nächteschon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, dasbißgen Leben und Freyheit. Dafür, wenn ich dich habe

20 Weiß[s]lingen, will ich mirs wohl seyn lassen. (Schenktein) Wieder leer! Georg! So langs daran nicht mangelt,und an frischem Muth, lach ich der Fürsten Herrsch-sucht und Ränke. Georg! Schickt ihr nur euren gefälli-gen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, laßt

25 mich anschwärzen. Nur immerzu. Ich bin wach. Duwarst mir entwischt Bischof So mag denn dein lieberWeislingen die Zeche bezahlen. Georg! hört der Jungenicht! Georg! Georg!

30 DER BUB (im Panzer eines Erwachsenen.)Gestrenger Herr!

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ERSTER ACT 13

GÖTZ.

Wo stickst du! Hast du geschlafen. Was zum Henkertreibst du für Mummerey. Komm her du siehst gut aus.Schäm dich nicht Junge. Du bist brav! ja, wenn du ihn

5 ausfülltest. Es ist Hannsens Küras?

191 GEORG.

Er wollt ein wenig schlafen, und schnallt ihn aus.

10 GÖTZ.

Er ist bequemer als sein Herr.

GEORG.Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg, und legt ihn an,

15 und hohlt meines Vaters altes Schwerdt von der Wand,lief auf die Wiese und zogs aus.

GÖTZ.Und hiebst um dich herum? Da wirds den Hecken und

20 Dornen gut gegangen seyn. Schläft Hanns?

GEORG.Auf euer Rufen sprang er auf und schrie mir, daß ihrrieft. Ich wollt ihn ausschnallen, da hört ich euch zwey

25 dreymal.

GÖTZ.Geh! bring ihm seinen Panzer wieder, und sag ihm, ersoll bereit seyn, soll nach den Pferden sehen.

30

GEORG.Die hab ich recht ausgefüttert, und wieder aufgezäumt.Ihr könnt aufsitzen wann ihr wollt.

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14 ERSTER ACT

GÖTZ.

Bring mir einen Krug Wein, gieb Hannsen auch einGlas, sag ihm, er soll munter seyn, es gilt. Ich hoffe jedenAugenblick meine Kundschafter sollen zurück kom-men.

GEORG.Ach gestrenger Herr!

10 IC GÖTZ.

Was hast du?

GEORG.Darf ich nicht mit?

15

GÖTZ.

Ein andermal Georg, wann wir Kaufleute fangen undFuhren weg nehmen.

20 GEORG.Ein andermal, das habt ihr schon oft gesagt, o diesmal,diesmal. Ich will nur hinten drein laufen, nur auf derSeite lauren. Ich will euch die verschossene Bolzen wie-der holen.

25

GöTz.Das nächste mal Georg. Du sollst erst einen Wams ha-ben, eine Blechhaube, und einen Spies.

30 GEORG.Nehmet mich mit. Will- ich letzt dabey gewesen, ihrhättet die Armbrust nicht verlohren.

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ERSTER ACT 15

GÖTZ.Weißt du das?

GEORG.5 Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den

Fußknechten hub sie auf, weg war sie. Gelt ich weiß.

GÖTZ.Erzählen dir das meine Knechte.

10

GEORG.Wohl. Dafür pfeif ich ihnen auch, wenn wir die Pferdestriegeln, allerley Weisen, und lerne sie allerley lustigeLieder.

15

GÖTZ.Du bist ein braver Junge.

GEORG.20 Nehmt mich mit, daß ich's zeigen kann.

HI GÖTZ.Das nächstemal, auf mein Wort. Unbewafnet wie dubist, sollst du nicht in Streit. Die künftigen Zeiten brau-

25 chen auch Männer. Ich sage dir Knabe, es wird einetheure Zeit werden, Fürsten werden ihre Schätze bietenum einen Mann den sie jetzt hassen. Geh Georg, giebHansen seinen Küras wieder, und bring mir Wein. (Ge-org ab) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich.

30 Ein Mönch! Wo kommt der noch her?

BRUDER MARTIN (kommt.)

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ERSTER ACT

GÖTZ.

Ehrwürdiger Vater, guten Abend! woher so spät? Mannder heiligen Ruhe, ihr beschämt viel Ritter.

5 MARTIN.

Dank euch edler Herr! Und bin vor der Hand nur de-müthiger Bruder, wenns ja Titul seyn soll. Augustin mitmeinem Klosternamen, doch hör ich am liebsten Martinmeinen Taufnamen.

10

GÖTZ.

Ihr seyd müd Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig!(Der Bub kommt.)

15 GÖTZ .

Da kommt der Wein eben recht.

MARTIN.

Fiir mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein20 trinken.

Gör' z.Ist das euer Gelübde?

25 1121 MARTIN.

Nein gnädiger Herr, es ist nicht wider mein GelübdeWein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Ge-lübde ist; so trinke ich keinen Wein.

30 GÖTZ.

Wie versteht ihr das?

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ERSTER ACT 17

MARTIN.

Wohl euch, daß ihr's nicht versteht. Essen und trinkenmeyn ich, ist des Menschen Leben.

5 GÖTZ.

Wohl!

MARTIN.

Wenn ihr gessen und trunken habt, seyd ihr wie neu10 gebohren. Seyd stärker, inuthiger, geschickter zu eurem

Geschäft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und dieFreudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn ihrWein getrunken habt, seyd ihr alles doppelt, was ihr seynsollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so

15 unternehmend, noch einmal so schnell ausführend.

GÖTZ.

Wie ich ihn trinke, ist es wahr.

20 MARTIN.

Davon red ich auch. Aber wir —

GEORG. (mit Wasser)

25 GÖTZ. (zu Georg heimlich.)Geh auf den Weg nach Dachsbach, und leg dich mitdem Ohr auf die Erde, ob du nicht Pferde kommenhörst, und sey gleich wieder hier.

30 II3i MARTIN.

Aber wir, wenn gessen und trunken haben, sind wirgrad das Gegentheil von dem, was wir seyn sollen. Un-sere schläfrige Verdauung stimmt den Kopf nach dem

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ERSTER ACT

Magen, und in der Schwäche einer überfüllten Ruheerzeugen sich Begierden, die ihrer Mutter leicht überden Kopf wachsen.

5 GöTz.Ein Glas, Bruder Martin, wird euch nicht im Schlaf stö-ren, Ihr seyd heute viel gegangen. (bringts ihm) AlleStreiter!

MARTIN.In Gottes Namen, (Sie stosen an) ich kann die müßigeLeut nicht ausstehen, und doch kann ich nicht sagen,daß alle Mönche müßig sind, sie thun was sie können.Da komm ich von St. Veit, wo ich die letzte Nacht

15 schlief Der Prior führte mich in Garten, das ist nunihr Bienenkorb. Fürtretlicher Salat! Kohl nach HerzensLust! Und besonders Blumenkohl und Artischocken,wie keine in Europa!

20 GÖTZ.

DaS ist also eure Sache nicht. (Er steht auf sieht nach demJungen und kommt wieder.)

MARTIN.

25 Wollte, Gott hätte mich zum Gärtner oder Laborantengemacht, ich könnte glücklich seyn. Mein Abt liebtmich, mein Kloster ist ErIT41furt in Sachsen, er weis ichkann nicht ruhn, da schickt er mich herum, wo was zubetreiben ist. Ich geh zum Bischof von Constanz.

30

GöTz.Noch eins! Gute Verrichtung!

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19ERSTER ACT

MARTIN.

Gleichfalls!

GöTZ.s Was seht ihr mich so an, Bruder?

MARTIN.Daß ich in euren Harnisch verliebt bin.

10 GÖTZ.Hättet ihr Lust zu einem? Es ist schwer und beschwer-lich ihn zu tragen.

MARTIN.15 Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt, und mir

kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Menschseyn dürfen. Armuth, Keuschheit und Gehorsam. DreyGelübde, deren jedes, einzeln betrachtet, der Natur dasunausstehlichste scheint, so unerträglich sind sie alle.

20 Und sein ganzes Leben unter dieser Last, oder der weitdrückendern Bürde des Gewissens muthlos zu keichen!O Herr! was sind die Mühseligkeiten eures Lebens, ge-gen die Jämmerlichkeiten eines Stands, der die bestenTriebe, durch die wir werden, wachsen und gedeyen,

25 aus mißverstandner Begierde Gott näher zu rücken, ver-dammt.

HI GÖTZ.

Wäre euer Gelübde nicht so heilig, ich wollte euch be-30 reden einen Harnisch anzulegen, wollt euch ein Pferd

geben, und wir zögen mit einander.

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20 ERSTER ACT

MARTIN.

Wollte Gott, meine Schultern fiihlten sich Kraft, denHarnisch zu ertragen, und mein Arm die Stärke, einenFeind vom Pferd zu stechen! — Arme schwache Hand,

5 von je her gewöhnt Kreuze und Friedensfahnen zu füh-ren, und Rauchfässer zu schwingen, wie wolltest duLanze und Schwerdt regieren? Meine Stimme, nur zuAve und Halleluja gestimmt, würde dem Feind ein He-rold meiner Schwäche seyn, wenn ihn die eurige über-wältigte. Kein Gelübde sollte mich abhalten, wieder inden Orden zu treten, den mein Schöpfer selbst gestiftethat.

GÖTZ.

15 Glückliche Retour!

MARTIN.

Das trinke ich nur für euch. Wiederkehr in meinenKäfig, ist allemal unglücklich. Wenn ihr wiederkehrt

20 Herr, in eure Mauren, mit dem Bewußtseyn eurer Tap-ferkeit und Stärke, der keine Müdigkeit etwas anhabenkann, euch zum erstenmal nach langer Zeit, sicher fürfeindlichem Ueberfall, entwafnet auf euer Bette streckt,und euch 1161 nach dem Schlaf dehnt, der euch besser

25

schmeckt, als mir der Trunk, nach langem Durst; dakönnt ihr von Glück sagen!

Görz.Davor kommts auch selten.

30

MARTIN. (feuriger)Und ist wenns kommt, eM Vorschmack des Himmels. —Wenn ihr zuriick kehrt mit der Beute eurer Feinde be-