„Du bist die Tür“ - Bistum Passau · Bischöfliches Seelsorgeamt Passau Referat für...

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Exerzitien im Alltag „Du bist die Tür“

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Exerzitien im Alltag

„Du bist die Tür“

Bischöfliches Seelsorgeamt PassauReferat für Exerzitien und Spiritualität

„Du bist die Tür“

Exerzitien im Alltag

Für fünf Wochen der eigenen Sehnsucht nach Gott trauen

Für fünf Wochen der Sehnsucht Gottes nach mir trauen

Impressum

HerausgeberBischöfliches SeelsorgeamtReferat für Exerzitien und SpiritualitätSr. Franziska MittererspectrumKIRCHE · Exerzitien- und Bildungshaus auf Haus MariahilfSchärdinger Str. 6 · D-94032 PassauTelefon: +49 (0) 8 51/9 31 44 – 0 (Durchwahl 109)E-Mail: [email protected]

In Zusammenarbeit mit:Brigitta Neckermann-Lipp, Referentin im Haus der Begegnung in BurghausenMonika Schwenke, Referentin für Frauenseelsorge, PassauRoswitha Dachgruber, Simbach/Inn

Bildnachweis

Fotos von Roswitha Dachgruber, Simbach/Inn: Kirchentüre mit Baum, Schloß Hagenau,Titel; Kirchentüre StKonrad, Burghausen, S. 17; Großer Schlüssel der Kirche Hl. Kreuz, Burghausen, S. 22; Geöffnetes Tor vor derKirche in St. Gilgen, S. 28; Südportal mit Taufbecken des Regensburger Doms, S. 44; Schmiedeeiserne Tür amLandratsamt, Domplatz Passau, S. 44): Foto von Hans Salzinger, Winhöring: Zugewachsene Tür in der Gottesackergasse in Eichstätt, S. 36Körperumriss S. 26: Tanja Stadler, Eging am SeeText „Tür“ aus „Brennpunkte des Lebens“, Lyrik, Fabian Ndubueze Mmagu, S. 143, Mattersburg 2010 (ISBN 978-3-950 2893-0-5) mit freundlicher Genehmigung des Autors

Satz und Layout: Dionys Asenkerschbaumer, Bischöfliches Ordinariat Passau/KommunikationsDesign

Auflage: 2500 Stück

Das Team „Exerzitien im Alltag 2013“ (vonlinks): Brigitta Necker mann-Lipp, Sr. Fran-ziska Mitterer und Monika Schwenke

„Du bist die Tür“

Haben Sie schon einmal bemerkt, wie oft am Tag Sie eine Türe in die Hand nehmen? HabenSie schon einmal darauf geachtet, wie es Ihnen dabei zumute ist? Wenn Sie Ihre Haus- oderWohnungstüre nach einem Berufsalltag in die Hand nehmen: Erleichterung, Zufriedenheit?Sorge um Familienmitglieder? Oder wenn Sie die Türe eines Kaufhauses betreten: Sorge, obdas Geld reicht? Vorfreude auf etwas, dass Sie sich gönnen? Und wenn Sie eine Kirchentüreöffnen: Sehnsucht nach Stille? Welche Gefühle oder Bedürfnisse verbinden Sie mit welcher Türe?

Die Türe ist ein wichtiges Symbol im Alltag. Ist es nicht faszinierend, dass Gott in JesusMensch wird und sich ganz auf unseren Alltag einlässt. Jesus Christus sagt von sich selber: „Ichbin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen undWeide finden.“(Joh 10,9)

Angesichts der sich rasch verändernden kirchlichen Strukturen sprechen Pastoraltheologen im-mer mehr von „Pastoralen Räumen“.

Ein Raum wird in der Regel durch eine Tür betreten. Ist es nicht tröstlich, dass wir mit dem Sym-bol „Tür“ Jesus Christus selber einladen, mit ihm und durch ihn pastorale Räume zu gestalten?

Papst Benedikt XVI. hat das Symbol der Tür für das Jahr des Glaubens aufgegriffen: „Porta fideipatet.“ Die Tür des Glaubens steht offen. So nennt er sein Schreiben, in dem er das Jahr desGlaubens ausgerufen hat. Der Oberhirte verweist darauf, dass es ein lebenslanger Prozess ist,die Tür des Glaubens zu öffnen. Beginnend bei der Taufe ist es ein ununterbrochenes Wachs-tum, die von Gott geschenkte Freundschaft anzunehmen. Das vorliegende Exerzitien-im-All-tag-Heft mag Ihnen eine Hilfe dazu sein.

Entsprechend der Exerzitiendynamik des hl. Ignatius von Loyola bereiten die Impulse den Bo-den, sich von Gott geliebt und angenommen zu wissen. Im Annehmen des eigenen Lebensmit seinen hellen und dunklen Seiten werden Sie als Exerzitienteilnehmer/in vertieft hineinge-führt, sich inmitten aller Schwächen und Begrenztheiten von Gott geliebt zu erleben. Aus die-ser starken Zusage Gottes heraus werden Sie innerlich angerührt, von Gottes Liebe Zeugnis zugeben zu wollen (Sendung).

Schließlich richtet sich der Blick in der Karwoche auf das Zentrale unseres Glaubens: Jesu Todund Auferstehung. Exerzitien im Alltag wollen den Glauben vertiefen: nicht der Tod hat dasletzte Wort, sondern das Leben. Das ist kein spiritueller Leistungsdruck. Es ist die Bereitschaft,sich verwandeln zu lassen in einen vertrauenden, hoffenden und liebenden Menschen. Mögeer in uns diese Wandlung bewirken. Er, den wir ansprechen dürfen: „Du bist die Tür.“

Passau, Herbst 2012

Sr. Franziska Mitterer

InhaltVorwort

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Hinweise ..................................................................................................... 7Konkrete Hinweise ......................................................................................................... 7Hinweise zur Hauptgebetszeit ........................................................................................ 8Die drei Schritte für jeden Tag ........................................................................................ 9Gebet am Beginn des Tages ........................................................................................... 9

Schriftbetrachtung ......................................................................................................... 10

Bildbetrachtung ............................................................................................................. 11

Das Vorbereitungsgebet ................................................................................................ 12

Die erste Exerzitienwoche: Türen in meinem Alltag ............................................. 14Gebet zur Ersten Woche ................................................................................................ 141. Woche, 1. Impuls: Türen schließen ............................................................................ 151. Woche, 2. Impuls: Türen, die ich im Alltag durchschreite ........................................... 161. Woche, 3. Impuls: Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels ........................... 171. Woche, 4. Impuls: Jesus, Tür zum Leben .................................................................... 18Rückschau auf die Woche .............................................................................................. 19

Die zweite Exerzitienwoche: Türen, die mir geöffnet wurden .............................. 20Gebet zur Zweiten Woche ............................................................................................. 202. Woche, 1. Impuls: Viel von Gott erwarten ................................................................. 212. Woche, 2. Impuls: Der passende Schlüssel ................................................................. 222. Woche, 3. Impuls: Gott klopft an meine Lebenstüre ................................................... 232. Woche, 4. Impuls: Ich bin die Tür .............................................................................. 24Rückschau auf die Woche .............................................................................................. 25

Die dritte Exerzitienwoche: „Anders“ sehen .......................................................... 26Gebet zur Dritten Woche ............................................................................................... 263. Woche, 1. Impuls: Mein Körper – Tür zum Leben ....................................................... 273. Woche, 2. Impuls: Die geöffnete Tür ......................................................................... 293. Woche, 3. Impuls: Effata – Öffne dich ....................................................................... 303. Woche, 4. Impuls: Die enge Tür zum Leben ............................................................... 32Rückschau auf die Woche .............................................................................................. 33

Allgemeine Hinweise

Zur Benutzung der schriftlichen HilfenDie vier Impulse pro Woche sowie das Gebet, das der jeweiligen Woche vorausgeht, sindals Hilfe gedacht, zu der ich greifen kann. Es ist jedoch gut, zu Beginn der Gebetszeit –nach einem äußeren und inneren Ankommen – in Stille nachzuspüren, wohin mein inneresVerlangen gerade geht. Möchte ich einen Impuls wiederholen oder einen neuen medi-tieren? Ist für mich eine Begegnung, ein Ereignis aus meinem Alltag noch wichtig?Der Hinweis am Ende des jeweiligen Impulses erinnert mich an den Tagesrückblick, zudem ich am Abend oder am Tagesende eingeladen bin. Ich kann mich dabei von Gott ineinem einfachen Da-Sein liebevoll anschauen lassen. Oder ich greife zum Exerzitienheftund verwende die Vorlage „Tagesrückblick“ (im Heft die letzte Seite).

Eine geistliche Lebenskultur einübenGlaube zeigt und bewährt sich konkret im Alltag.Der ganze Tag mit all seinen Begeg-nungen, Beschäftigungen und Ereignissen ist Ort und Möglichkeit der Begegnung mit Gott.Darauf kann ich mich besinnen: die letzten Minuten des Tages vor dem Einschlafen; dieersten Augenblicke nach dem Aufwachen, am Anfang von freier Zeit, auch wenn sie nurkurz ist; die Momente unmittelbar vor und nach einer Tätigkeit, einer Begegnung, einerMail, einem Telefongespräch …

Eine geistliche Begleiterin – ein geistlicher BegleiterEs ist gut, diesen Weg der Exerzitien nicht alleine zu gehen, obwohl das auch möglich ist.Vielleicht ist es mir möglich, eine Begleit-Person zu finden, ein/e Seelsorger/in, einen Prie-ster, eine/n Ordenschrist/in, oder aus der diözesanen Liste für Geistliche Begleitung(www.spirit.bistum-passau.de). Eine Begleitperson hilft mir in regelmäßigen diskreten Ein-zelgesprächen die Erfahrungen aus den Exerzitien zu reflektieren und die Spuren Gottesim Alltag zu erkennen. Der/die Begleiter/in weiß um die Anstrengungen des Übens, so dassich von den Fortschritten und Rückschlägen berichten kann. Geistliche Begleitung ist eineHilfe, den persönlichen Weg zu erkennen, bewusst zu gestalten und ihn aufmerksam zugehen. Geistliche Begleitung ist grundsätzlich kostenlos.

Konkrete Hinweise

Ich entscheide mich für eine Gebetszeit, die ich durchhalten kannIch entscheide mich für eine Gebetszeit, die ich durchhalten kann. Es erleichtert mir dasDurchhalten, die täglichen Gebetszeiten zur selben Zeit anzusetzen. Sollte mir das nichtmöglich sein, kann ich jeweils am Abend vorher festlegen, wann ich sie am nächsten Tag

Hinweise für die Exerzitien Allgemeine Hinweise · Konkrete Hinweise

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Inhalt

Die vierte Exerzitienwoche: Jesus Christus, die Tür in meinem Leben ................. 34Gebet zur Vierten Woche .............................................................................................. 344. Woche, 1. Impuls: Gott schafft Durchgänge .............................................................. 354. Woche, 2. Impuls: Zugewachsene Tür ....................................................................... 374. Woche, 3. Impuls: Tür und Tor ................................................................................... 384. Woche, 4. Impuls: Die Liebe Gottes ins Fließen kommen lassen ................................. 39Rückschau auf die Woche .............................................................................................. 40

Die fünfte Exerzitienwoche: Türen, durch die ich Gottes Liebe trage .................. 41Gebet zur Fünften Woche .............................................................................................. 415. Woche, 1. Impuls: Die Tür zum Glauben .................................................................... 425. Woche, 2. Impuls: Jesus ist der Name ........................................................................ 435. Woche, 3. Impuls: Öffne die Tür ................................................................................ 445. Woche, 4. Impuls: Taufe – Die Tür zur Kindschaft Gottes ........................................... 45Rückschau auf die Woche .............................................................................................. 46

Karwoche .............................................................................................................. 47Gebet zur Karwoche ...................................................................................................... 471. Impuls: Der Tod – Die Tür zum Ewigen Leben ............................................................ 482. Impuls: Umgang mit unterschiedlichen Reaktionen .................................................... 50

Rückblick auf die gesamte Exerzitienzeit ......................................................................... 51

Tagesrückblick ...................................................................................................... 52

Die drei Schritte für jeden Tag

Sie bestehen aus:• Gebet am Beginn des Tages• Hauptgebetszeit (20 bis 30 Minuten)• Tagesrückblick am Abend

Gebet am Beginn des TagesDazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

• Ich mache mir bewusst: Ein neuer Tag ist mir geschenkt. Ich beginne den Tag mit demKreuzzeichen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geis tes. Amen.“

oder• O Herr, ich komme zu dir,

dass deine Berührung mich segne, ehe ich meinen Tag beginne. Du gehst mit mir und wirkst durch mich. Lass mich dich in allen Dingen suchen und finden.

oder• Manches von dem, was auf mich zukommt, erfreut mich … anderes ängstigt mich …

Herr, ich lege beides, die Angst, aber auch die Freude in deine Hände.Vielleicht wird dieser Tag Überraschungen bringen.Herr, lass mich ja sagen, auch zu dem, was meine Pläne durchkreuzt.Öffne mich und mache mich bereit, deinen Willen anzunehmen.Lass deine Augen auf mir ruhen und mich das Wissen um deine Freundschaft mit-nehmen in meinen Alltag.Amen.

oder• Ich weihe mich heute Gottes mächtiger Führung und wachendem Auge,

Gottes lauschendem Ohr und Gottes schützenden Händen,Gottes fürsprechendem Wort und Gottes leitender Weisheit,Gottes offenen Wegen und Gottes bergendem Schild.Aus dem Morgengebet des Hl. Patrick

oder

• Ein Gebet mit eigenen Worten

nehmen werde. Die Hauptgebetszeit sollte dann sein, wenn es von den Mitbewohnernim Haus am besten möglich ist und meine persönliche Verfassung und Gewohnheit es zu-lässt. Besonderes Augenmerk brauchen Samstag und Sonntag, da sie meist von einem an-deren Tagesrhythmus geprägt sind.

1. Ich entscheide mich für einen OrtIch suche einen Ort, an dem ich ungestört sein kann und mich sammeln kann:• (M)ein Zimmer mit seiner Gebetsecke, eine Kirche …• Ich richte den Platz einfach und liebevoll her: z.B. ein Christusbild, ein Kreuz, eine Kerze,

ein Tuch, eine Blume. Ich lasse mein Exerzitienheft bewusst an diesem oder einem an-deren festen Platz liegen.

2. Ich finde Wege, mich nicht ablenken zu lassen• Telefon abstellen, Handy ausschalten, oder mich entscheiden, nicht abzunehmen• Einen Zettel an die Türe heften: „Bitte nicht stören“• Zettel und Stift bereitlegen, um ablenkende Gedanken aufzuschreiben• Meinen Gebetstext schon am Vorabend bereitlegen• Eventuell eine Küchenuhr oder einen Wecker (Handy) stellen, um während der Ge-

betszeit nicht immer auf die Zeit achten zu müssen

Hinweise zur Hauptgebetszeit

Ich gehe an meinen Ort

Ich setze bewusst einen Anfang, z.B.• Ich zünde eine Kerze an.• Ich stelle mich einige Schritte vor dem Ort hin.• Ich nehme wahr, wie ich jetzt da bin (innere Stimmung, Gedanken, körperliches Be-

finden). • Ich entscheide mich, mir diese stille Zeit zu gönnen und vor Gott da zu sein. • Ich brauche nichts zu leisten. • Ich überlasse Gott die Initiative.• Ich spreche ein vorgegebenes oder persönliches Gebet.• Kreuzzeichen, Verneigung …

Ich schließe die Gebetszeit bewusst ab• mit einem Gebet, einer Geste, einer Verneigung

Ich überlege kurz, wie es mir in dieser Gebetszeit ergangen hat, was in mir nachklingt.Was möchte ich in den Alltag mitnehmen? Ich mache mir Notizen.

Hinweise Gebet am Beginn des Tages

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Hinweise Hauptgebetszeit

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Bildbetrachtung

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Schriftbetrachtung

1. Schritt Ich spreche Gott an: Guter Gott, ich möchte da sein vor dir. Öffne mich für deinen Hl. Geist.Wecke in mir die Bereitschaft, mich von deinem Wort berühren und verwan-deln zu lassen.

2.Schritt Ich gehe die Bibelstelle durch und lasse innere Bilder in mir aufsteigen: Land-schaft, Raum, Menschen, Geräusche, mich selber im Geschehen …

3. Schritt Ich bitte um das, was mir jetzt wichtig geworden ist, was ich wünsche und er-sehne.

4. Schritt Ich verweile betend bei der Bibelstelle. Ich kann bei den inneren Bildern blei-ben und sie „verkosten“, Satz für Satz durchgehen, jeden Satz wiederholen undin mich hineinhorchen, ob mich etwas angeht, anrührt, bewegt; im Rhythmusmeines Atems einen kurzen Satz der Bibelstelle in mich tiefer einsinken lassen;nachsinnen, welche Bedeutung die Bibelstelle für mich hat; wenn mich nichtsbetrifft: aushalten, warten, hoffen.

5. Schritt Ich erzähle Gott, was sich (nicht) ereignet hat, was mich (nicht) berührt hat …Ich darf mit ihm so vertraut reden wie mit einem guten Freund, einer gutenFreundin. Ich knüpfe an das an, worum ich zu Beginn der Gebetszeit gebetenhabe (vgl. 3. Schritt).

6. Schritt Ich beende die Gebetszeit mit einem vertrauten Gebet (z.B. Vater unser, Ehresei dem Vater …).

7. Schritt Nach der Gebetszeit achte ich auf meine Empfindungen und schreibe die wich-tigste auf.

Schriftbetrachtung

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Bildbetrachtung

Eine Bildbetrachtung ist wie eine menschliche Begegnung. Wenn ich mich aufmerksameinem Bild zuwende, kann es mich ansprechen. Wenn ich mich darauf einlasse, kann esin mir eine Erfahrung hervorrufen.

Betrachten – Verweilen

Ich mache mir bewusst: ich habe Zeit. Ich lasse das Bild als Ganzes auf mich wirken. Ab-sichtslos nehme ich es auf. Ich weiß nicht schon vorher, was „herauskommt“.Ich sehe Formen, Farben, Personen …, ich lasse mich in das Bild hinein nehmen. Ich verweile, wo ich angesprochen werde. Was kommt mir entgegen?

Mich finden

Ich nehme wahr: was empfinde ich, was bewegt mich, was spricht mich an, was störtmich, woran erinnert es mich, welche inneren Bilder tauchen auf, wo sehe ich mich sel-ber im Bild?

Beenden

Ich überlege, was das Bild mir sagen möchte. Ich öffne mich für die Botschaft, die Gottfür mich bereithält.Ich bringe Lob, Dank oder Bitte vor Gott, der mir in dieser Zeit nahe sein wollte.

oder:

Mein Herr und mein Gott,nimm alles von mir,was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,gib alles mir,was mich führet zu dir.

Mein Herr und mein Gott,nimm mich mir,und gib mich ganz zu eigen dir.

Nikolaus von der Flüe

oder:

Herr, du allein weißt,wie mein Leben gelingen kann.

Lehre mich,in der Stille deiner Gegenwartdas Geheimnis zu verstehen,wie in deinem Anblickund in deinem WortMenschen sich erkannt habenals dein Bild und Gleichnis.

Hilf mir loszulassen,was mich hindert,dir zu begegnenund mich von deinem Wortergreifen zu lassen.

Hilf mir zuzulassenwas in mir Mensch werden willnach dem Bild und Gleichnis,das du dir von mir gemacht hast.

P. Peter Köster SJ

oder:

Mein Gott,ich möchte mich einstimmen,mich ausrichten,mich neu ortenauf dich.

Mein Gott,ich möchte neu aufmerksam,neu empfindsam,neu empfänglich werdenfür dich.

Mein Gott,ich möchte zurück zu dem,was wesentlich ist,was mir Sinn und Ziel gibt,was Leben verheißt.

Hilf mir, loszulassen,was mich daran hindert, dir zu begegnen,mich von deinem Wort ergreifen zu lassen.

Hilf mir zuzulassen,was in mir Mensch werden willnach deinem Bild und Gleichnis.

Amen.

oder:

Gott, ich bitte dich um die Gnade, dass alle meine Absichten, Handlungen und Betätigungenrein auf Dienst und Lobpreis deiner göttlichen Majestät hin geordnet seien.

Ignatius von Loyola, EB 46

Das Vorbereitungsgebet

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Exerzitien im Alltag

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Das Vorbereitungsgebet

Vor der Hauptgebetszeit spreche ich ein möglichst immer gleiches Vorbereitungsgebet,mit dem ich mich für Gott öffne.

Zum Beispiel:

Gott, Vater und Mutter der Schöpfung,öffne mir die Augen,mach weit meinen Blick und mein Inter-esse, damit ich sehen kann, was ich nochnicht erkenne.

Jesus, Bruder, Mitte der Gemeinschaft derGlaubenden, öffne mir die Ohren,mach mich hellhörig und aufmerksam,damit ich hören kann, was ich noch nichtverstehe.

Mutmachender Jesus, öffne meinen Mund,dass ich nichts Unnützes rede und guteWorte finde für meine Nächsten und füralle Mitmenschen, die mich brauchen.

Atemspendender Geist, öffne meine Nase,dass dein Atem mich frei macht und ichmich einsetze für gute Luft in der Natur,in Kirche und Gesellschaft,dass ich tolerant und offen bin, wenn je-mand „anders riecht“.

Heilender Geist, öffne mir das Herz,mach mich vertrauensvoll und liebend,damit ich zu tun wage, was ich nochnicht getan habe.

Barmherziger Gott, ich weiß, dass ichmehr Leben gewinne, wenn ich michvon dir ansprechen und wandeln lasse.

Amen.

Gott, du hast mir die Türe geöffnetaus der Verschlossenheit in das Offenseinaus der Isolation in die Begegnungaus dem Groll in das Verzeihenaus dem Kreisen um mich selber in die Beziehungaus der Leere in das Erfülltsein.

Diese Türe führt mich aus der Enge in die Weiteaus der Gier in das Genießen

aus der Verwirrung in die Klarheitaus der Angst ins Vertrauenaus der Mutlosigkeit in die Kraftaus dem Machen ins Gestaltenaus der Traurigkeit in die Freudeaus der Hast in die Ruheaus der Unruhe in den Friedenaus dem Tod ins Leben.Diese geöffnete Tür führt michzu dir selber hin, du Gott des LebensDir sei Ehre in alle Ewigkeit. Amen.

Sr. Franziska Mitterer

oder:

1. Woche

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Gebet: 1. Woche Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Türen schließen

Wer mit der Bahn unterwegs ist, hört an jeder Haltestelle unmittelbar bevor der Zug wei-ter fährt: „Achtung, Türen schließen.“ Es ist der Hinweis, dass sich die Türen von selberschließen. Es könnte aber auch als Aufforderung verstanden werden, die Türen zu schlie-ßen. Die Grammatik der deutschen Sprache lässt beide Deutungen zu.Zu Beginn der Exerzitien im Alltag bin ich ebenfalls eingeladen, mich auf das Türen-Schlie-ßen einzustellen. Im Einlassen auf die vorgegebenen Impulse setzt sich der „Exerzitien-Zug“in Bewegung. Die Fahrt kann beginnen. „Zielbahnhof“ ist die Haltung eines achtsamerenLebens, ist eine größere Dialogfähigkeit mit Jesus Christus. Ich darf mich hinein nehmen lassen in die Exerzitien. Die Zeit gehört mir und meiner per-sönlichen Entwicklung. Manche Türen werde ich schließen im Sinne von mich be-gren-zen und ab-grenzen: Welche Aktivitäten verringere oder unterlasse ich in den nächsten Wochen, um Zeit fürdie Exerzitien zu gewinnen? Wann ist meine beste Tageszeit für die Hauptgebetszeit? Ichreserviere sie, schreibe sie mir auf. Wo ist der Ort, an dem ich mich für die täglichen Ge-betszeiten sammeln kann? Wo kann ich die „Türe“ hinter mir schließen?Eine Türe ist ein wichtiger Bestandteil für ein Haus. Sie gibt den Bewohnern Schutz undGeborgenheit. Sie grenzt innen von außen ab.

Gott, schließe Türen in meinem Lebenshaus, damit ich mich sammle auf meine Mitte hin.Gott, schließe Türen in meinem Lebenshaus, damit ich in der Stille Neues höre.Gott, schließe Türen in meinem Lebenshaus, damit ich die Hektik draußen lasse und zur Ruhe komme.Gott, schließe Türen in meinem Lebenshaus, damit ich vom Konsumieren ins Genießen komme.Gott, schließe Türen in meinem Lebenshaus, damit ich inmitten aller Oberflächlichkeitzu einem Leben voll Achtsamkeit und Liebe komme.Gott, schließe Türen in meinem Lebenshaus, damit ich neu in den Dialog mit dir einsteige. Sr. Franziska Mitterer

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

1. Woche 1. Impuls

Du bist die Tür

Jesus Christus, du sagst: „Ich bin die Tür“.

Hinter jeder Tür beginnt etwas Neues, Eigenes.

Sei du bei diesen Exerzitien

die Tür für etwas Neues in meinem Leben.

Lass etwas mir Eigenes beginnen.

Sei du für mich der Beginn von mehr Sinn im Leben.

Jede Tür bildet eine Grenze, die den eigenen Bereich schützt.

Sei du der Beginn für einen Raum in meinem Leben,

der allein mir gehört.

Sei du der Beginn von Dankbarkeit, Demut, Frieden und Gerechtigkeit,

auch wenn vor der Tür Egoismus und Durchsetzungskraft zählen.

Jesus Christus, du sagst: „Ich bin die Tür“

Jede Tür hält die Wärme eines Hauses drinnen.

Lass mich in der Begegnung mit dir diese Wärme spüren.

Wärme, die mir Heimat schenkt.

Wärme, die mich lebendig macht.

Wärme, die mich Mensch sein lässt und

mich dir immer ähnlicher macht.

Amen.

Sr. Franziska Mitterer

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Türen, die ich im Alltag durchschreite

Ich überlege, durch welche Türen ich in meinem Alltag gehe. Welche nehme ich oft in die Hand? Welche Gefühle verbinde ich damit? (Vor-)Freude – Hoffnung – Dankbarkeit – Unruhe –Nervosität - Druck – Erwartung – Gelassenheit …An welchen Türen habe ich in letzter Zeit jemand verabschiedet oder begrüßt?Welche Türen helfen mir, zur Stille und Sammlung zu kommen?Durch welche Türen gehe ich, um zu einer gesunden Distanz zu den Alltagsbedrängnis-sen zu kommen?Jesus sagt von sich: „Ich bin die Tür.“ Was bedeutet das für mich?

Ich lasse meine Türerfahrungen da sein. Ich achte darauf, welche mich im Moment stär-ker berührt und verweile dabei.

Ich kann heute bei einer wichtigen Tür in meinem Lebensumfeld (Haustüre, Bürotüre, …)die Türklinke bewusst langsam in die Hand nehmen. Ich lasse es auf mich wirken, dassdiese Türe mich abgrenzt von außen, dass sie die Grenze ist zu meinem eigenen Bereich.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

16 17

1. Woche 2. Impuls

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels

Mitten in der NeustadtBurghausens, an einer be-lebten Kreuzung, steht dieKirche St. Konrad. Die Tür-klinke des Bronzetores (vgl.Bild) ist blank von vielenHänden. Menschen, diezum Gottesdienst kom-men, öffnen sie genausowie täglich viele, die zwi-schen den Erledigungenund Einkäufen ein paar Mi-nuten in der Kirche ver-bringen. Auf dem Portal(auf dem abgedrucktenBild nicht zu sehen) finden sich Darstellungen aus dem Alten Testament: Jakob, der imTraum die Himmelsleiter sieht, auf der Engel auf und ab steigen (Gen 28, 10–13) und dieHohen Priester mit der Bundeslade, Zeichen für die Anwesenheit Gottes unter den Men-schen. (vgl. Ex 25) Darüber steht: „Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels“.

Ich verweile bei dem Bild (Bildbetrachtung siehe Seite 11)

Welche Gelegenheiten nütze ich, bei Gott einzukehren, täglich, wöchentlich, gelegent-lich oder immer wieder? Gottes Haus ist mitten unter den Menschen, mitten in unseremAlltag. Ich bringe vor Gott meine Bitte um sein Mit-sein in meinen täglichen Erledigungen.Ich bringe vor ihn meine Träume, Vorstellungen und Ideen. Ich übe mich im Vertrauen, dassGott jederzeit unter uns ist und seine Türen offen stehen.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

1. Woche 3. Impuls

Portal von St. Konrad, Burghausen

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Jesus – Tür zum Leben

Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Scha-fen … Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- undausgehen und Weide finden. (Joh 10, 7.9)

Im Bildwort von der Tür kommen die Grundbedürfnisse des Menschen zur Sprache, die seinÜberleben ermöglichen und sichern: Nahrung und Schutz bzw. Sicherheit. Nahrung findetder Mensch außerhalb seiner Behausung, Schutz und Sicherheit innerhalb der Behausung.

Das Johannesevangelium spricht von Jesus als der Tür, die Garant ist für beides: Das Hin-durchgehen durch die Tür verspricht zum einen Sicherheit und Schutz vor Gefahren, zumanderen sichert es das Leben durch die Nahrung, die dort zu finden ist. Jesus ist die Tür zum Leben: Er setzt sein Leben bedingungslos ein für alle, die sich zum ihmgehörig fühlen: Er „gibt sein Leben hin für die Schafe“, wie er wenig später zweimal ver-sichert. (Joh 10, 11 und Joh 10, 15). Gleichzeitig ist er der gute Hirte, der seine Schafe kennt(Joh 10, 14), und sie zu den Quellen und Weiden des Lebens führen möchte, zu einem Le-ben in Fülle. In diesem Sinne dürfen wir ihm unser Leben anvertrauen.

„Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weidefinden.“ Ich spüre nach, was diese Lebens-Zusagen Jesu für mich und mein Leben bedeuten (kön-nen), und komme mit Jesus darüber ins Gespräch.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

1. Woche 4. Impuls 1. Woche Rückschau auf die Woche

1918

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Ich schaue noch einmal auf diese Woche der Exerzitien im Alltag zurück.

Welcher Impuls, welche Gebetszeit, welche Erfahrung hat mich besonders bewegt? Washat sich mir eröffnet? Was ist (mir) aufgegangen? Welche „Türen“ sind mir wichtig ge-worden?

Ich lasse die vergangene Exerzitienwoche nochmals aufsteigen. Ich kann dazu auch einenSpaziergang machen.

Persönliche Notizen

Was ist mir in dieser Woche besonders wichtig geworden?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Viel von Gott erwarten

„Preise Gott und vertraue fest auf seine unendliche Güte, die nie ermüdet, uns wohl zutun und die sich freut, wenn wir vieles verlangen und hoffen.“ Sr. Bernarda Heimgartner (1851, Ordensgründerin der Schwestern vom Hl. Kreuz)

Oft haben wir Scheu davor, Gott mit unseren Anliegen zu „belasten“. Manche scheinenuns zu banal, andere zu schwerwiegend, manchmal ist es „immer wieder dasselbe“. Aber Gott ist allmächtig und unendlich. Er wird nicht müde, gelangweilt oder genervt,wenn wir uns an ihn wenden. „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lastenzu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ sagt Jesus. (Mt 11,28)Diese Aussage Jesu und der Satz von Sr. Bernarda ermuntern uns, in allem Gottes Beistandzu suchen, uns mit allem an ihn zu wenden. Gott zu preisen, seine Größe anzuerkennen und zu loben, öffnet uns für die Weite. Beialler Wichtigkeit unserer Anliegen und Bitten bewahren uns Lobpreis und Dank davor, imKreisen um uns selbst stecken zu bleiben. Ich sage Gott meine Anliegen und Bitten, meine Nöte und Hoffnungen.Ich danke für sein Dasein und lobe seine Größe. Vielleicht mag ich den Lobpreis auch zumAusdruck bringen: in einem Lied, Musikstück (selbst gespielt oder angehört), in einem Tanzoder einer Malerei …

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

2. Woche 1. Impuls

2120

2. Woche

Gebet 2. Woche

Gott, öffne und schließe

Gott, öffne Türen in meinem Leben.

Du weißt um meine Schwachheit.

Du weißt um meine Stärken.

Ich vertraue dir meine Ängste an.

Ich preise dich mit meinem Vertrauen

und mit meiner Kraft.

Du kennst meine Enttäuschung über „zugeschlagene Türen“.

Du freust dich mit mir über eine sich öffnende Tür.

Öffne mich selber für dich.

Schließe mich da, wo ich meine Mitte,

wo ich dich verliere.

Amen.

Sr. Franziska Mitterer

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Gott klopft an meine Lebenstüre

„So spricht Er, der ,Amen’ heißt: Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir wer-den Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offb 3,14b.20)

Auch bei mir klopft Verschiedenstes an, wenn ich mich an die letzte Zeit erinnere: Men-schen, Ereignisse, Zufälle, Gedanken und Gefühle, Träume, versteckte Wünsche, körper-liche Befindlichkeiten, Enttäuschung, Freude etc.Wie empfinde ich diese Klopfzeichen? …Welche Gefühle lösen sie bei mir aus? … Wie reagiere ich auf diese „Zeichen“?An Zimmertüren klopfen wir, an Haustüren klingeln wir:Bin ich „bei mir daheim, um diese Klopf- oder Klingelzeichen an meiner Tür zu hören? Odergeht bei mir vieles unter im äußeren Lärm, in Sorgen und Plänen, im Hetzen, im Mich-Trei-ben-Lassen? Wann entdecke ich in diesen Klopfzeichen auch Klopfzeichen Gottes?Ich mache mir bewusst: Gott geht mir nach. Er sucht mich. Er ergreift die Initiative, umbei mir anzuklopfen. Weil Er mich bedingungslos liebt, möchte Er nicht nur eintreten, son-dern sogar Mahl halten mit mir. Ich achte darauf, was das in mir auslöst. Überraschte, be-stärkende, freudige, vielleicht aber auch abwehrende, zweifelnde, fragende Gedanken undGefühle. Ich spreche sie aus. Ich kann sie niederschreiben in einem Brief an Gott.

Ich mache meine Türe auf und trete in Dialog mit „dem vor der Türe“ … oder ich lassedie Tür zu und versuche durch die Tür zu sprechen … oder ich öffne, lasse ihn eintretenzum gemeinsamen „Mahl“.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Der passende Schlüssel

Ich lasse mich vom Bild ansprechen (Bildbetrachtung siehe Seite 11)

Jede Tür braucht einen Schlüssel. Ich erin-nere mich an „Schlüsselerlebnisse“, Situatio-nen in meinem Leben, die mich weiter ge-bracht haben. Worin erkenne ich darin Gottes Wirken? Aufdem Bild zeichnet der Schlüsselbart kleineKreuzchen. Besonders markant sind sie imSchatten zu sehen. Türen zu öffnen ist oft mitMühsal und Schwierigkeiten, kleinen odergrößeren Kreuzerfahrungen verbunden.Der Verfasser der „Offenbarung“, der sich Johannes nennt, schreibt an die griechische Gemeinde in Philadelphia, die unter der Drang-sal und Verfolgung des römischen Kaisers Domitian zu leiden hat:„So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodassniemand mehr schließen kann, der schließt, sodass niemand mehr öffnen kann: Ich … habevor dir eine Tür geöffnet, die niemand mehr schließen kann. Du hast nur geringe Kraft,und dennoch hast du an meinem Wort festgehalten …“ (Offb 3,7.8)Gott weiß um „meine geringe Kraft“. Johannes will sagen: Gott kennt meine Begrenzt-heit. Er verlangt nichts Übermenschliches von mir. Er begleitet mich. Gott kann Türen öff-nen, wo ich mit meiner begrenzten Kraft nicht weiterkomme. Er hat jeweils den passen-den Schlüssel. Ich lasse das Vertrauen darauf in mir wirken.In welchen Begegnungen und Erfahrungen des Alltags möchte Gott bei mir etwas auf-schließen, erschließen, abschließen, verschließen? Welche Türen blieben mir in meinemLeben (bis jetzt) versperrt? Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Öffnung, wann für einSchließen in meinen (Lebens-)Entscheidungen? Wer ist für mich wie ein Schlüssel auf demWeg zu Gott? Für wen bin ich wie ein Schlüssel? Ich bitte Gott um Schlüssel für eigeneLebenssituationen, die zu „öffnen“ oder zu „schließen“ sind.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

2. Woche 3. Impuls

23

2. Woche 2. Impuls

22

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Ich schaue noch einmal auf diese Woche der Exerzitien im Alltag zurück.

Welcher Impuls, welche Gebetszeit, welche Erfahrung hat mich besonders bewegt? Washat sich mir eröffnet? Was ist (mir) aufgegangen? Welche „Türen“ sind mir wichtig ge-worden?

Ich lasse die vergangene Exerzitienwoche nochmals aufsteigen. Ich kann dazu auch einenSpaziergang machen.

Persönliche NotizenWas ist mir in dieser Woche besonders wichtig geworden?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

2. Woche Rückschau auf die Woche

25

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Ich bin die Tür

„Ich bin die Tür“ (Joh 10) sagt Jesus: Tor zu Gott. Jesus hat uns einen Zugang zum un-endlich großen Gott, dem Schöpfer unseres Lebens eröffnet. In Jesus wird uns diemenschliche Seite Gottes aufgeschlossen: seine Güte, seine Gerechtigkeit, seine Zärtlich-keit; seine innere Autorität, die ihn uns unverfügbar macht und in der er uns gleichzeitigliebevoll zugeneigt ist.

Welches Bild von Jesus öffnet meine Herzenstüre? • eine Türe• ein guter Hirte• Licht der Welt• das Wort Gottes• Brot vom Himmel• ein Weg• Wahrheit• Leben• …

Welches Bild von Jesus ist in mir lebendig? Ich beginne ein Gespräch mit Jesus, sage ihm:Du bist für mich wie eine Tür, wie ein guter Hirte, Licht der Welt, Brot zum Leben,Weg,...ich lasse dabei meine Gedanken und Gefühle zu und halte sie Jesus hin.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

2. Woche 4. Impuls

24

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Mein Körper – Tür zum Leben

Unsere Sprache zeigt uns, dass Körperempfindungen mehr sind als nur rein körperlicheSignale: etwas lässt mir das Herz höher schlagen, etwas lässt mich aufatmen, etwas gibtmir Boden unter die Füße.Auch das Gegenteil kennen wir: etwas nimmt mir die Luft, etwas macht mir weiche Knie,etwas geht mir an die Nieren, etwas schlägt sich auf den Magen.Ich kann nachdenken oder in die Körperumrisse auf der gegenüberliegenden Seite hin-ein zeichnen: Welcher Teil meines Körpers zieht gegenwärtig besondere Aufmerksamkeitauf sich? Wo empfinde ich Schmerzen, Widerstände, Verspannungen in meinem Leib? Wosind mir Narben von Wunden geblieben? Wo erlebe ich in meinem Körper Entspannun-gen, Erfüllungen, Erfahrungen, gern in meinem Leib zu wohnen. Welche Bewegungenbringen mich immer wieder ins Lot? Mit welcher Botschaft sind diese Signale verbunden? Was fühle ich gegenwärtig?„Sei gut zu deinem Leib, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, sagt Teresa von Avila. Ich stelle mich in meiner Gebetszeit bewusst hin: Den Kopf auf der Wirbelsäule ruhen las-sen. Er braucht nicht gehalten zu werden. Die Schultern fallen lassen, Arme locker hän-gen lassen. Sorgen, Ängste, Unsicherheiten fallen lassen. Loslassen, was ich krampfhaftfesthalte: einen Menschen, meinen Stolz, einen Plan etc.Gut durchatmen, den Bauch, den Atem nicht festhalten, hergeben und immer wiederneuen Atem empfangen. Tief einatmen und spüren, wie ich freier werde, offener, auf-nahmefähiger.Genießen, zu stehen, einen Standpunkt haben, aufrecht sein dürfen, für etwas einstehenkönnen, anderen Menschen nahe stehen.Spüren, wie der Boden trägt.Festen Grund für meine Füße spüren. Vertrauen in mein Leben, einen festen Stand in mirselbst, Gott als festen Grund zulassen.Ich stehe vor Gott. Mit Leib und Seele. So wie ich bin, ist es gut. Ich brauche mich nichtgrößer, aber auch nicht kleiner zu machen.Ich entdecke die Sprache meines Körpers, Tür zum Leben. Ich sage Gott, wie es mir geht,ich bitte ihn und danke ihm.

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3. Woche

27

3. Woche 1. Impuls

26

Gebet 3. Woche

Du öffnest Türen

Gott, du sagst:

Ich habe vor dir eine Tür geöffnet,

die niemand mehr schließen kann.

Wie bei einer Geburt: Neues Leben kommt hervor.

Es ist da. Es muss wachsen, reifen.

Wenn etwas im Werden ist,

wenn etwas schmerzt, dunkel erscheint,

dann stärk unseren Glauben, dass du Türen öffnest.

Türen

als Ausgang von der Dunkelheit ins Licht

Türen

als Übergang von Schmerz zur Freude

Türen

als Schwellen von Verlust zu Gewinn

Türen

als Eingang zu mehr Leben.

Türen

als Eingang dorthin, wo du bist.

Sr. Franziska Mitterer

3. Woche 2. Impuls

2928

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Die geöffnete Tür

Ich lasse mich vom Bild ansprechen(Bildbetrachtung siehe Seite 11)

Die Türe ist geöffnet. Eine geöffnete Tür kanndazu führen, dass ich mich willkommen fühle,dass etwas leichter geht: „Die Tür steht weitoffen für mich.“ Oder wenn unerwartet eineTür aufgeht: „Da habe ich einen Fuß in die Türbekommen.“ Am Tag der offenen Tür kannich für eine begrenzte Zeit Einblick in das In-nenleben eines Hauses oder einer Institutionbekommen.Ich stelle mir vor, wie Jesus zu mir sagt: „Ichhabe vor dir eine Tür geöffnet, die niemandmehr schließen kann.“ (Offb 3,8)Diese Zusage lasse ich auf mich wirken.Wo/wie hat Gott in meinem Leben eine „Tür“ geöffnet? Vielleicht nur einen Spalt breit,vielleicht ein Stück mehr, vielleicht ist es erst noch ein Wunsch. Wo haben sich Möglich-keiten aufgetan, die ich nicht geahnt hatte?Die Türe auf dem Bild führt zu einer Kirche. Vermutlich ist diese von einem Friedhof um-geben. Es ist der Ort, an dem wir daran denken, dass sich für viele Menschen eine Le-benstür eher geschlossen als geöffnet hat. Ein Leben ist zu Ende gegangen. Das schmerzt.Und doch ist da eine Hoffnung, dass diese Tür nicht für immer geschlossen bleibt. Sie öff-net sich zu Gottes Ewigkeit hin. Nichts Trennendes gibt es mehr zwischen Gott undMensch. Gott öffnet uns Türen für alle Ewigkeit. Ich lasse diese Glaubensgewissheit auf mich wir-ken. Ich achte dabei auf meine Gefühle (Ängstlichkeit, Hoffnung, Vertrauen…) und haltesie Gott hin.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Effata – Öffne dich

Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa,

mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und

bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die

Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach

blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt:

Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel be-

freit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je

mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Außer sich vor Staunen sag-

ten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen spre-

chen. (Mk 7, 31–37)

Jesus nimmt den Taubstummen erst einmal beiseite, weg vom Blick der Menge, weg vomGerede , so dass er zu sich selbst kommen kann. Er richtet seinen Blick auf ihn, sieht ihnallein. Jesus berührt den Taubstummen da, wo sein Schmerz ist, an seinem wunden Punkt.Dann blickt er zum Himmel auf, er steht in Verbindung zum himmlischen Vater, der dasHeil für alle will. Durch Jesu Aufforderung „Öffne dich“ wird die Taubstummheit des Men-schen geheilt, er kann hören und richtig sprechen. Bei der Taufe wurde uns dieses „Effata“ – „Öffne dich“ als eines der ersten Bibelworte zu-gesprochen. „Effata“ sagt der Taufende und berührt Ohren und Mund des Säuglings. Ef-fata: Tu dich auf – Jesus öffnet unsere Ohren, damit wir seine Botschaft vom Heil hörenund verstehen, er öffnet unseren Mund, damit wir loben und danken und seine Botschaftweitersagen.

Unser „Effata“ ist die Zusage und die Aufforderung Gottes, mich zu öffnen, damit drei-erlei Wahrnehmungen an mein Ohr dringen können: • auf das hören, was Bedeutung hat in meinem Leben (meine innere Stimme); • mich öffnen für die Botschaft Gottes und • aufmerksam sein für den und die, die mir gegenüber ist, für das menschliche Leid in

meiner Umgebung und in der Welt.

3. Woche 3. Impuls

3. Woche 3. Impuls

31

Mit der Anleitung zur Schriftbetrachtung (Seite 10) begebe ich mich in die Bibelstelle hin-ein. In der Gebetszeit lasse ich mich von Jesus anschauen, wenn es für mich passt, be-rühren. Ich nehme wahr, wie er zu mir sagt „Effata! Öffne dich“. Ich bringe vor Gott, wasjetzt in mir da ist.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

30

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Die enge Tür zum Leben

Bei der Geburt muss jedes Kind durch den engen Geburtskanal wie durch ein enges Tor.Erst wenn der Geburtskanal geöffnet ist, kann das Kind geboren werden. Das ist mitSchmerzen verbunden. Zur Menschwerdung, zur Ich-Werdung gehören also Schmerzen und Verwundungen, dasDurch-müssen durch ein enges Tor wie durch einen Geburtskanal. Das wiederholt sich imLeben. Werden Verletzungen, enge Stellen im Leben akzeptiert und durchwandert, kön-nen sich Reife und Ganzheit einstellen. Das gibt allen Schwierigkeiten Sinn.Nach der Geburt wird die Nabelschnur durchtrennt, damit das Kind ein eigenständiges Le-ben führen kann. Auch das wiederholt sich im Leben. Eine geistige Nabelschnur zur Mut-ter bleibt. Immer wieder muss diese Nabelschnur durchtrennt werden. Der Vorgang derGeburt wiederholt sich: wenn wir von einer Lebensphase in die andere gehen, wenn wirEntscheidungen treffen, wenn wir an Engpässen des Lebens weitergehen, durchschrei-ten wir ein Tor zur Menschwerdung. Auch in meinem Leben gibt es verschiedene Geburten, Reifungsschritte. Ich lasse sie kommen und nehme ihre dunklen und hellen Seiten wahr. Ich versuche sienicht zu bewerten, sondern akzeptiere, dass sie zu meinem Leben gehören.Ich stelle mich vor meinen Schöpfergott, der zu mir Ja sagt, der mich gut geschaffen hatund mich unentwegt neu schafft. Ich lasse seinen liebenden Blick auf mir ruhen.Ich danke ihm, dass er die enge Tür zum Leben geöffnet hat bei meiner Geburt, und beiden vielen anderen Geburten in meinem Leben.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

3. Woche 4. Impuls

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Ich schaue noch einmal auf diese Woche der Exerzitien im Alltag zurück.

Welcher Impuls, welche Gebetszeit, welche Erfahrung hat mich besonders bewegt? Washat sich mir eröffnet? Was ist (mir) aufgegangen? Welche „Türen“ sind mir wichtig ge-worden?Ich lasse die vergangene Exerzitienwoche nochmals aufsteigen. Ich kann dazu auch einenSpaziergang machen.

Persönliche NotizenWas ist mir in dieser Woche besonders wichtig geworden?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

3. Woche Rückschau auf die Woche

3332

Gebet zur 4. Woche

4. Woche

Du führst mich hinaus ins Weite

Gott, du führst mich hinaus ins Weite.

Du öffnest und niemand kann mehr schließen.

Du öffnest, auch wenn Türen zugemauert sind.

Du lässt Licht aufscheinen,

auch wenn alles dunkel ist.

Gott, du führst mich hinaus ins Weite.

Du machst das Unmögliche möglich.

Du schenkst mir Hoffnung, auch wenn alles zusammenbricht.

Du gibst mir Sprache,

auch wenn ich zugeknöpft bin.

Gott, du führst mich hinaus ins Weite. Amen

Sr. Franziska Mitterer

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Gott schafft Durchgänge

Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf dieKnie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, dusollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehredeinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihnJesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast,gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dannkomm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging trau-rig weg, denn er hatte ein großes Vermögen.Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, dieviel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte be-stürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in dasReich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicherin das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Werkann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das un-möglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

(Mk 10,17–27)

Auf den ersten Blick scheint Jesus seine Jünger mit einem unsinnigen Vergleich zu er-schrecken. Selbst einem Kind ist klar, dass ein Kamel nicht durch ein Nadelöhr gehen kann.Somit bedeutet dieser Vergleich wohl nichts anderes, als dass eine bestimmte Gruppevon Menschen, in diesem Fall die Reichen, von vornherein vom Reich Gottes ausge-schlossen sind. Zurzeit Jesu war das Kamel bzw. das Dromedar, das meist damit gemeint war, das größteTier in Palästina. Im Kontrast dazu steht das Nadelöhr als kleinster Öffnung. Jesus möchtemit diesem drastischen Vergleich seine Jünger und somit auch uns darauf aufmerksam ma-chen, wie unmöglich es für einen Menschen, der sich nur an seinen Reichtum klammert,ist, sich für Gott und sein Wirken zu öffnen. Dennoch ist auch ein solcher Mensch für Gott kein hoffnungsloser Fall. Gott gelingt, wasein Mensch aus eigener Kraft nicht vermag: Gott öffnet Türen, die Menschen verschlos-sen sind. Er schafft Durchgänge, wo scheinbar Mauern sind. Er findet Wege, wo niemandwelche vermuten würde.

3534

4. Woche 1. Impuls

Ich spüre nach, woran letzten Endes mein Herz hängt, welche Dinge (materielle Güter, An-sehen, Macht, Erfolg …) in dieser Welt für mich so wichtig sind, dass ich glaube, ohnesie gelinge mein Leben nicht. Ich bitte Gott, dass er mir Wege eröffnet, loszulassen, wo mir dies aus Angst, mich zu ver-lieren, nicht möglich ist. Ich nehme mir einige Minuten Zeit, meinem Atem nachzuspü-ren: Das Ausatmen (loslassen) schafft Raum für neue frische Luft, die wie von selbst durchmeine Atemwege fließt, und ermöglicht Leben.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

4. Woche 1. Impuls

4. Woche 2. Impuls

37

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Zugewachsene Tür

Ich betrachte das Bild. (Bildbetrachtung siehe Seite 11)

Ganz verwachsen ist diese Tür. Sie sieht aus,als wäre schon längere Zeit niemand hin-durchgegangen. Ein bisschen fühle ich michan „Dornröschen“ erinnert: der Eingang zu-gewachsen, vielleicht von Dornen und Rosenumrankt, die Menschen in tiefem Schlaf …Immer wieder verschließen sich Türen in mei-nem Leben. Indem ich mich für etwas ent-scheide, entscheide ich mich gleichzeitig auchgegen etwas anderes. Manchmal habe ichkeine Wahl. Manche Möglichkeiten gibt esnicht (mehr).Aber es ist das Wesen einer Tür, dass sie Durchgang gewährt, dass sie sich öffnen lässt,dass man hinein und hinaus gehen kann. Auch im Anblick dieser Tür sagt Jesus: „Ich bin die Tür“. Eine Tür, die sich öffnet, auch wennsie schon überwuchert scheint, eine Tür die das Hindurchgehen und Weitergehen er-möglicht, auch wenn sie lange schon nicht mehr geöffnet wurde. Gott führt mich meinen Weg und öffnet immer wieder Türen, die mir das Weitergehenmit ihm ermöglichen.In der Gebetszeit lasse ich in mir aufsteigen, welche Zugänge mir nicht (mehr) offen er-scheinen, z.B. Formen und Ausdruck des Glaubens, Gebetsweisen, Bibelstellen, … der Kon-takt zu manchen Menschen …Ich bitte Jesus, hier die Tür zu sein und mir die Zugänge zu öffnen, die weiter führen.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

36

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Tür und Tor

Für eine große Tür verwenden wir auch den Ausdruck „Tor“. Im deutschen Sprachgebrauchwird „Tor“ wiederum ebenso für „Narr“ verwendet. Jesus sagt von sich im Johannesevangelium: „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht,wird gerettet werden, und er wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ (Joh 10,9).Durch Jesus hineingehen, um Weide zu finden, greift ein anderes Bild auf: Jesus als dergute Hirte. Er will mir Leben in Fülle schenken. Teuer hat er dafür bezahlt: mit seinem gan-zen Leben. Ein töricht hoher Preis. Sowas kann nur tun, wer betört ist vor Liebe. Der machtsich zum Narren. Jesus hat sich zum Narren für uns gemacht. Er ist ein Tor. Im Korinther-brief lesen wir von der „Torheit“ des Kreuzes (vgl. 1 Kor 1, 18–25). Durch seine Hingabeam Kreuz, durch diese „Torheit“ hat Jesus uns das Tor zum Himmel eröffnet. Jesus selberist die Tür geworden, die uns zu Gott führt. Wo Gott ist, ist Leben in Fülle.Wo erlebe ich Gott in meinem Leben? Wo fühle ich mich beschenkt? Wo ahne ich etwasvom „Leben in Fülle“?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

4. Woche 3. Impuls

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Die Liebe Gottes ins Fließen kommen lassen

Ich darf vertrauen: Gott selber öffnet mir Türen, damit seine Liebe auch durch mich zu an-deren kommen kann. Dazu muss ich mich nicht unbedacht in Arbeit stürzen. Ich brauchedie anderen von der Liebe Gottes nicht überzeugen.Ich bin eingeladen, die Liebe Gottes, sein unendliches Erbarmen in mir selber wirken zulassen. Da kommt etwas ins Fließen. Das bewegt auch die anderen. Und öffnet deren Her-zenstüre. Eine Möglichkeit dazu ist die Übung des Herzensgebetes: Jesus, Herr, erbarme dich. Diese Gebetsworte spreche ich lautlos mündlich mit minimaler Lippenbewegung aus. Am Anfang des Übens kann ich die Worte auch laut aussprechen.In meiner Gebetszeit wiederhole ich „Jesus, Herr, erbarme dich“ in Ruhe und Beständig-keit mit inniger Sammlung. Nach einigen Minuten mache ich Pause und bliebe in Ruhesitzen. Dann wiederhole ich das Gebet. Ich versuche, immer innerlicher zu beten. Ich kann das Gebet auch mit dem Atem verbinden:Mit dem Ausatmen beginnen: Jesus, Herr, erbarme dich. Die Atemleere wahrnehmen. DenAtem kommen lassen (Einatmen). Wieder von vorne beginnen.Dazu entspanne ich mein Gesicht und die Atemwege. Ich lasse den Atem durch die Naseströmen. Ich atme im Bauchbereich aus und ein. Ich vermeide die Brustatmung. Ich nehmeden Atem mit einer sanften und gesammelten Aufmerksamkeit wahr. Ich lasse die Atem-kraft bewusst im ganzen Leib zu. Das Jesusgebet kann ich auch ohne Bindung an den Atem einüben. Auch untertags kannich diese Gebetsworte immer wieder wiederholen. Im Laufe der Zeit lasse ich dieses Gebet einfacher werden. Ich spreche nur noch „Jesus“.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

4. Woche 4. Impuls

3938

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Ich schaue noch einmal auf diese Woche der Exerzitien im Alltag zurück.

Welcher Impuls, welche Gebetszeit, welche Erfahrung hat mich besonders bewegt? Washat sich mir eröffnet? Was ist (mir) aufgegangen? Welche „Türen“ sind mir wichtig ge-worden?Ich lasse die vergangene Exerzitienwoche nochmals aufsteigen. Ich kann dazu auch einenSpaziergang machen.

Persönliche NotizenWas ist mir in dieser Woche besonders wichtig geworden?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

4. Woche Rückschau auf die Woche

Du – Gott in mir

Du bist die zupackende Kraft – Gott in mir

Du öffnest Türen – Gott in mir

Du bist die fließende Lebendigkeit – Gott in mir

Du bist die Zärtlichkeit – Gott in mir

Du bist die Schönheit – Gott in mir

Du bist die Demut – Gott in mir

Du bist das Verzeihen – Gott in mir

Du bist das Verlangen – Gott in mir

Du bist die Güte – Gott in mir

Du bist der Friede – Gott in mir

Du bist die Entschiedenheit – Gott in mir

Du bist die Klarheit – Gott in mir

Du bist … – Gott in mir

Du – Gott in mir

Du – Gott

Du.

Sr. Franziska Mitterer

40 41

5. Woche

Gebet zur 5. Woche

5. Woche 1. Impuls

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Die Tür zum Glauben

Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochia, wo man sie für das Werk, das sie nunvollbracht hatten, der Gnade Gottes empfohlen hatte. Als sie dort angekommen waren,riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten alles, was Gott mit ihnen zusammengetan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte.

(Apg 14, 26–27)

Antiochia in Syrien war zur Zeit des Apostels Paulus die drittgrößte Stadt im römischenReich mit Einwohnern unterschiedlichster Sprache, Kultur und Religion. Christen, die we-gen Verfolgungen aus Jerusalem geflohen waren, verkündeten dort den Juden die froheBotschaft von Jesus. Auch Nicht-Juden schlossen sich ihnen an. So kam es, dass eine christ-liche Gemeinschaft aus ehemaligen Juden und Heiden entstand, die anders als zum Bei-spiel in Jerusalem kaum mehr nach jüdischen Bräuchen und Gesetzen lebte.Auf diese Weise gelangte die christliche Botschaft weit über die Grenzen Israels hinaus underreichte nicht nur die Juden, sondern viele Menschen unterschiedlichster Herkunft undreligiösem Bekenntnis. Paulus trat beim Apostelkonzil in Jerusalem mit ganzer Kraft dafür ein, nicht nur den Ju-den sondern auch den so genannten Heiden die frohe Botschaft zu verkünden, und da-durch die christliche Gemeinschaft für alle Menschen, zu öffnen. Petrus tat sich nicht leichtmit diesem Vorstoß, stimmte aber letzten Endes zu. So gelang es Paulus und seinen Begleitern, allen Menschen die Tür zum Glauben an Je-sus Christus zu öffnen.In welchen Situationen, durch welche Menschen wurden mir Türen zum Glauben ge-öffnet?Was habe ich dadurch gewonnen? Ich erinnere mich an sie. Ich danke Gott dafür.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Jesus ist der NameIch lese das Gedicht von Fabian Ndubueze Mmagu mehrmals langsam durch und ver kostedabei die einzelnen Worte:

5. Woche 2. Impuls

4342

Die Tür

Die Tür ist zuVerriegeltSie geht aufIch darf reinBegegnung soll werden

TrauerEnttäuschungMisstrauenEinsamkeitNiedergeschlagenheitLebensverdrussDunkle DunkelheitEgoismusFeindschaftResignationdu und Ich

Die Tür ist offenIch darf reinDarf bleibenFreudeMutVertrauenZukunftGemeinschaftLebensdynamikLichtHingabeFrieden NeuanfangJESUS IST DER NAME

Fabian Ndubueze Mmagu

An welchen Worten bleibe ich hängen? Welche Empfindungen steigen bei mir auf? Welche Worte bringe ich in Verbindung mit meinen Glaubenserfahrungen bzw. meinenTüren zum Glauben?Erfüllt von dem, was mir geschenkt worden ist, werde ich Zeuge/Zeugin des Glaubens.Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über, sagt ein Sprichwort.Auf welche Weise möchte ich anderen Menschen von der Tür zum Glauben erzählen?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Öffne die Tür

Unlängst hörte ich folgende Geschichte: Ein Weiser sagt zu seinem Schüler:„Mach dichauf deinen Weg, so wirst du an eine Tür kommen. An dieser steht ein Satz geschrieben.Wenn du ihn gefunden hast, komm zu mir zurück und berichte.Der Schüler beginnt, seinen Weg zu gehen. Eines Tages sieht er die Tür. Er kehrt zurückzu dem Weisen: „Am Anfang des Weges stand geschrieben: Es ist unmöglich!“, erzählter. „Wo stand das?“ fragt der Weise. „An einer Wand oder an einer Tür?“ „Aneiner Tür! antwortet der Schüler. „Dann packe die Türklinke und öffnedie Tür!“ Entschlossen kommt der Schüler der Aufforderung nach. Da der Satz an der Türsteht, bewegt er sich mit ihr. Als die Tür ganz offen ist, kann der Mann den Satz nicht mehrsehen. Glücklich setzt er seinen Weg fort.

Türen in meinem Leben – immer wieder eine Einladung, nicht aufzugeben, sondern dienächste Herausforderung anzunehmen – egal, was es auch ist. Manchmal stellt sich ein mulmiges Gefühl ein: Was erwartet mich? Sollte ich Angst ha-ben vor diesem nächsten Schritt – durch die Tür hindurch?„Packe die Türklinke und öffne die Tür!“ rät der Meister in der Geschichte dem Ratsu-chenden. Welche Türklinken möchte ich anpacken, um die Tür zu Gott für mich/ für an-dere zu öffnen?Welche Widerstände gibt es in meinem Leben, die Liebe Gottes weiterzugeben? Ich be-nenne sie.Ich darf mutig den nächsten Schritt wagen – auch ins Ungewisse. Im Gehen, beim Öff-nen von Türen lösen sich die Widerstände auf.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

5. Woche 3. Impuls

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Taufe – die Tür zur Kindschaft Gottes

Von der Tochter König Ludwigs XIV. wird be-richtet, dass sie mit ihrer Kammerzofe einmalrecht ruppig umging und sich von dieser zu-rechtweisen lassen musste. Daraufhin soll diePrinzessin sehr ungehalten und von obenherab bemerkt haben: „Bedenken Sie, ich bindie Tochter des Königs von Frankreich!“ DieKammerzofe soll ihr schlagfertig zur Antwortgegeben haben: „Königliche Hoheit, beden-ken Sie, und ich bin ein Kind Gottes!“

Ich schaue auf das Bild. (siehe Bildbetrachtung Seite 11)

Wer durch die geöffnete Tür dieses Gottes-haus betritt, dessen Weg führt am Taufstein vorbei. Die Taufe ist der Beginn des Lebensmit Gott. In der Taufe wird uns die Würde der Kindschaft Gottes geschenkt: Die ZusageGottes „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!“ gilt jedem einzelnen Ge-tauften. Die Taufe ist der Eingang in ein neues Leben unter der Gnade Gottes. Als Getauftetreten wir durch eine Tür in ein neues Haus ein: Wir erhalten Zugang zum Haus der Liebe,in dem Gott wohnt. In diesem Sinn ist die Taufe nicht nur eine Lebenszusage an uns Men-schen, sondern eine Befreiung zur Kindschaft Gottes. „Wir heißen Kinder Gottes und wirsind es“, heißt es im 1. Johannesbrief (1 Joh 3,1). Diese Würde kann uns weder durch un-ser eigenes Tun noch durch die Machtansprüche anderer geraubt werden. In der Taufe sind wir aufgenommen in die Gemeinschaft aller Getauften, in die Gemein-schaft der Kirche. So ist die Taufe nicht nur der Anfang unseres Christseins, sondern auchder beständige Ruf zum Christwerden. Wir sind berufen, einzuziehen in das Haus der LiebeGottes und immer mehr die Menschen zu werden, als die Gott uns gedacht hat.Ich spüre der Zusage Gottes „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!“ nach. Von dieser Zusage getragen kann ich als Christ, Christin in dieser Welt leben. Zu welchen Aufgaben in der Gemeinschaft der Kinder Gottes fühle ich mich gerufen?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

5. Woche 4. Impuls

4544

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Ich schaue noch einmal auf diese Woche der Exerzitien im Alltag zurück.

Welcher Impuls, welche Gebetszeit, welche Erfahrung hat mich besonders bewegt? Washat sich mir eröffnet? Was ist (mir) aufgegangen? Welche „Türen“ sind mir wichtig ge-worden?Ich lasse die vergangene Exerzitienwoche nochmals aufsteigen. Ich kann dazu auch einenSpaziergang machen.

Persönliche NotizenWas ist mir in dieser Woche besonders wichtig geworden?

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

5. Woche Rückschau auf die Woche

Deine Kraft liegt in der Torheit

Gott, du selber bist die Tür

und machst dich dafür zum „Tor“,

in deiner Lebenshingabe am Kreuz.

Deine Kraft liegt in der Torheit.

In der Torheit der ausgebreiteten Hände.

Die du wehrlos für mich öffnest in deinem Sterben.

Mir zärtlich zugewendet.

Lass mich das immer tiefer verstehen. AMEN.

Sr. Franziska Mitterer

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Gebet für die Karwoche

Karwoche

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Der Tod – Die Tür zum Ewigen Leben

Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehennur rätselhafte Umrisse, dann aber schauenwir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenneich unvollkommen, dann aber werde ichdurch und durch erkennen, so wie ich auchdurch und durch erkannt worden bin. Fürjetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diesedrei; doch am größten unter ihnen ist dieLiebe.(1 Kor 13, 12–13)

Ich schaue auf das Bild (siehe Bildbetrachtung Seite 11)

Die Schatten der kunstvollen Ornamente die-ser schmiedeeisernen Tür fallen auf die Pflastersteine des Wegs, der zur Tür hin führt. AlsBetrachter/in möchte man am liebsten durch die Tür hindurch dem Licht nachgehen. Wasverbirgt sich hinter dieser Tür? Das Spiel der Sonne mit den Schatten der Tür versprichteine wunderbare lichtdurchflutete Welt. Und doch kann man als Betrachter/in nur erah-nen, wie diese Welt sein könnte. Es ist fast so, als ob man in einen Spiegel schaut und nurdas Abbild dessen erkennt, was sich auf der anderen Seite befindet.Ähnlich ergeht es uns Menschen mit Gott: Wir möchten wissen, wie er ist und wie es seinwird, wenn wir einmal bei ihm sein werden. Wir können uns das Bei-Gott-Sein ausmalenund vorstellen. Aber wie es wirklich sein wird, können wir nur erahnen. Es sind „rätsel-hafte Umrisse“, die wir wie in einem Spiegel sehen. Und doch dürfen wir hoffen, dass wirals Kinder Gottes ihn sehen werden, wie er ist, wie es im 1. Johannesbrief heißt:

„… jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar ge-worden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wirwerden ihn sehen, wie er ist.“ (1Joh 3,2)

In dieser Welt können wir nur erahnen, was sich hinter der Tür verbirgt, die uns noch vonGott trennt. Dennoch scheint hin und wieder ein Lichtstrahl durch diese Türe, der uns dasLeben bei Gott ausmalt als einen wunderbaren lichterfüllten nicht endenden Tag.

Karwoche 1. Impuls

Ich lasse das Bild auf mich wirken und spüre nach, welche Gefühle in mir wach werden.Jesus hat uns durch sein Sterben, seinen Tod und seine Auferstehung die Tür zu einemLeben in Gottes Liebe geöffnet. Was bedeutet das für meinen Glauben an die Auferste-hung und das ewige Leben?Ich bringe vor Gott, was mich in dieser Zeit der Besinnung beschäftigt hat.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

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Karwoche 1. Impuls

Vorbereitungsgebet (siehe Seite 12/13)

Umgang mit unterschiedlichen Reaktionen

Denn weit und wirksam ist mir hier eine Tür geöffnet worden; doch auch an Gegnern fehltes nicht.(1 Kor 16, 9)

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, dass er bis Pfingsten in Ephesus bleiben will,denn dort ist ihm eine Tür geöffnet worden. Aber auch Gegner der Frohen Botschaft vonJesus Christus, die er verkündet, gibt es in Ephesus. Wenn ich weitergebe, was mir wichtig ist, kann es wohlwollend aufgenommen werden.Es kann aber auch sein, dass ich auf Gleichgültigkeit stoße oder sogar abgelehnt werde. Ich stelle mich auf unterschiedliche Reaktionen ein, wenn ich für meinen Glauben eintrete,z.B.• meinen Glauben öffentlich bezeuge• gegen Ungerechtigkeiten eintrete• am Sonntag nicht einkaufe (Tag des Herrn)• …

Ich danke Gott für die Offenheit, die mir begegnet und bitte ihn um Beistand, auch mitWiderstand umzugehen.

Mit einem Lob, Dank, einer Bitte etc. schließe ich ab.

Tagesrückblick (siehe Umschlagseite hinten)

Karwoche 2. Impuls

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Exerzitien im Alltag Rückblick auf die gesamte Exerzitienzeit

Rückblick auf die gesamte Exerzitienzeit

Meine Antwort auf Gottes Liebe

„Die Liebe besteht in Mitteilung von beiden Seiten: nämlich darin, dass der Liebende demGeliebten gibt und mitteilt, was er hat und kann; und genauso umgekehrt der Geliebtedem Liebenden.“

Ignatius von Loyola: Betrachtung zur Erlangung der Liebe

• Ich rufe mir die liebende Zuwendung Gottes ins Gedächtnis, die ich in diesen Wochenerfahren habe.

• Ich bitte Gott darum, mir das Herz zu öffnen für das, was jetzt am Ende der Exerzitienim Blick auf mein Weitergehen wichtig ist.

• Wo hat Gott mir Türen geöffnet? In mir, um mich herum?• Wo lernte ich, mich abzugrenzen, Türen zu schließen?• Was stärkte mich?• Wie kann sich das konkret in meinem Leben, in Beziehungen, in der Familie, in der Ge-

meinschaft, in der Arbeit, in der Kirche, ... auswirken?• Gibt es einen ersten konkreten Schritt?• Das, was ich jetzt als Antwort auf die Liebe Gottes erkannt habe, halte ich ihm im Ge-

bet hin, biete es an, lasse es im Gebet bestätigen oder verändern.• Ich mache mir Notizen und lege sie an einen Ort, wo ich sie immer wieder lesen werde.

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Einmal am Tag, vielleicht am Abend, nehme ich mirZeit, um auf meinen Tag zurück zu schauen und ihnvor Gott zu bringen. Es geht um mich, um Gott undum meine Lebensgestaltung.

Grundschritte

InnehaltenDurch- und Aufatmen: Ich habe Zeit.

HinspürenIch bin da.Gott ist (für mich) da.

WahrnehmenIch schaue auf den Tag: was nehme ich wahr?Ich verweile, wo ich angesprochen bin.

DankenWas hat mir gut getan?Wo bin ich beschenkt?

VersöhnenWas will sich in mir ordnen, befreien, versöhnen?Ich bitte Gott um seine Begleitung.

VorausschauenWas kommt morgen auf mich zu?Ich vertraue Gott meine Pläne für morgen an.

Beendenmit einer Geste, die mir jetzt entspricht, odermit dem Kreuzzeichen, odermit dem Vaterunser.

Diese tägliche Übung macht mich lebendiger,präsenter, achtsamer, gelassener, dankbarer,freier, sie verwandelt mich.

Tagesrückblick

Exerzitien im Alltag

„Du bist die Tür“