DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9....

20
Kapellenweg 4 / 88145 Wigratzbad DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!

Transcript of DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9....

Page 1: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

Kapellenweg 4 / 88145 Wigratzbad

DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHEBITTE FÜR UNS!

Page 2: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

GOTTESDIENSTZEITEN

Beichtgelegenheit: ½ Stunde vor der Abendmesse; Sonntags ab 8.20 Rosenkranz: jeweils 40 min vor der hl. Messe

So. 31.8. 12. Sonntag nach Pfingsten 9.00 h Hl. Amt

Fr. 5.9. Hl. Laurentius JustinianiHerz-Jesu-Freitag 18.30 h Hl. Amt

Sa. 6.9. Herz-Mariä-Sühnesamstag 8.00 h Hl. Messe

So. 7.9. 13. Sonntag nach Pfingsten 9.00 h Hl. Amt

Mo. 8.9. MARIA GEBURT 18.30 h Hl. Messe

Fr. 12.9. MARIA NAMEN 18.30 h Hl. Messe

So. 14.9. KREUZERHÖHUNG 9.00 h Hl. Amt(14. Sonntag nach Pfingsten)

Mo. 15.9. 7 SCHMERZEN MARIENS 18.30 h Hl. Messe

Do. 18.9. Hl. Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe

So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist(15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

Do. 25.9. Wochentag 18.30 h Hl. Messe

So. 28.9. 16. Sonntag nach Pfingsten 9.00 h Hl. Amt

Mo. 29.9. HL. ERZENGEL MICHAEL (Patron Deutschlands)18.30 h Hl. Amt

Spendenkonto: Sankt Thomas von Aquin e.V. / Konto-Nr. 101110909 /Kreissparkasse Ravensburg (BLZ 650 501 10)IBAN: DE88 6505 0110 0101 1109 09 BIC: SOLADES1RVBSpendenquittungen für das Finanzamt können erbeten werden.

"Seinen Engeln gebot Er ja deinetwegen,dich zu behüten auf all deinen Pfaden.Sie sollen auf ihren Händen dich tragen,daß an keinen Stein sich stoße dein Fuß." (Psalm 90, Vers 11)

Page 3: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

3

NACHDENKLICHES

J o n a s & C o .

Jeder Katholik glaubt selbstverständlich, daß es hl. Engel gibt, betet erdoch in jedem Glaubensbekenntnis der hl. Messe: „Ich glaube an ...den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, allersichtbaren und unsichtbaren Dinge.“ Mit den unsichtbaren Dingen sindaber besonders die hl. Engel gemeint, also jene Welt der reinenGeister, die am Throne Gottes unablässig die Heiligkeit Gottes besin-gen. Auch beginnt die Heilige Schrift mit den Worten: „Im Anfang schufGott die Himmel – im Hebräischen steht die Mehrzahl! – und die Erde.“Die Engel existierten also schon, als die Erde noch wüst und leer war,ein Tohuwabohu. Mit den Himmeln (den coeli; wir singen im Sanctusder hl. Messe: „pleni sunt coel i et terra gloria tua“, „Die Himmel unddie Erde sind erfüllt von Deiner Herrlichkeit), welche die HerrlichkeitGottes rühmen, wie es im achzehnten Psalm heißt und von denen derzweiundreißigste Psalm sagt, sie seien geworden durch Gottes Wort,durch Seines Mundes Hauch all ihre Mächte, haben wir die Engel zuverstehen, die als unsichtbare Wesen über unserer Menschenweltwalten.Weil diese Welt für uns Menschen gewöhnlich verborgen ist, glaubenheute viele nicht mehr an die hl. Engel, viele auch von denen, die sichzwar noch „Katholiken“ nennen, es aber schon lange nicht mehr sind.Für uns echten Katholiken – die Notwendigkeit, die Bezeichnung„Katholik“ mit einem Beiwort zu präzisieren, zeigt uns, daß wir inzwi-schen von einer Legion Auchkatholiken umgeben sind, die sich offiziellund mit Duldung und Genehmigung der neurömischen Hierarchie auchkatholisch nennen dürfen, obwohl sie es in keiner Weise mehr sind –also für uns echten Katholiken gibt es zweifelsohne hl. Engel, wobeizudem einer von diesen unzähligen Engeln uns ständig begleitet undvor den vielfältigen Gefahren dieses Menschenlebens für Leib undSeele beschützt, weshalb wir ihn Schutzengel nennen. Leider wirddieser treue Engel an unserer Seite von den allermeisten Menschenheute einfachhin vergessen oder gar mißachtet. Damit unser Glaubean die hl. Engel wieder gestärkt und unser Vertrauen in seine Hilfe

Page 4: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

EHA, A ENGl!

4

wieder so lebendig wird, daß er den Alltag zu durchwirken vermag,wollen wir uns etwas ausführlicher mit diesen himmlischen Geisternbeschäftigen.

„EHA, A ENGL!“Nehmen wir einmal an und stellen wir uns das möglichst lebendig undwirklichkeitsnahe vor: Sie kommen nach Hause, wobei sie wissen, dieWohnung ist menschenleer. Sie legen ihre Sachen gedankenverlorenin der Garderobe ab, gehen ins Wohnzimmer, wo Sie sich nach einemanstrengenden Arbeitstag gemütlich in den Sessel fallen lassen wol-len, wozu Sie aber nicht mehr kommen, denn es steht mit einem Malein Engel vor Ihnen. Sie stutzen, sind überrascht und sagen halblautvor sich hin: „Eha, a Engl!“ Weil Sie es nicht glauben wollen, reiben Siesich die Augen, schauen nochmals auf dieselbe Stelle im Zimmer undmurmeln: „Er is imma no do, da Engl.“ Nochmals überraschter sind Sie,als der Engel sich zu bewegen beginnt – bisher stand er nämlich ganzstarr und unbeweglich da, wie die Engel auf den Bildern oder auf denPodesten in den Kirchen – und Sie anspricht: „Fürchte Dich nicht!“Da es durchaus nicht alltäglich ist, einen Engel zu sehen und dieallermeisten von uns darin auch keinerlei Übung haben, ist es wirklichnicht verwunderlich, wenn man beim Anblick eines echten, wirklichen,ja leibhaftigen Engel, so möchte man fast sagen, in Furcht gerät undetwas verwirrt dreinschaut. Denn hier beginnen doch eigentlich nichtgeringe Schwierigkeiten – wenn man einen Engel sieht, den man docheigentlich gar nicht sehen kann, weil er nämlich unsichtbar ist, ist erdoch reiner Geist, wie jeder Katholik, der seinen Katechismusunterrichtnoch nicht ganz vergessen hat, weiß. Ist doch etwa im römischenKatechismus zu lesen: „Außerdem hat er eine geistige Natur undunzählige Engel aus nichts geschaffen, damit sie Gott dienten und vorihm stünden, und hat sie dann mit dem wunderbaren Geschenkeseiner Gnade und Macht erhoben und geschmückt.“Der moderne Mensch hat seine liebe Not mit dieser geistigen Naturoder diesen geistigen Naturen, ist er doch in den letzten Jahrhundertenmehr und mehr verbildet worden und zum Materialisten entartet. EinMaterialist bildet sich ein, nur die Materie wäre Wirklichkeit, wohinge-gen das Geistige nur Schein sei, also ein bloßes Ding in unserenGedanken, ohne entsprechende Wirklichkeit in den Dingen. Darumsagt er mit voller Überzeugung: „Ich glaube nur das, was ich sehenkann.“ Der hl. Apostel Thomas erlag ebenfalls dieser Versuchung, alser sich darauf versteifte: „Wenn ich nicht an Seinen Händen das Malder Nägel sehe, nicht meinen Finger an die Stelle der Nägel und meine

Page 5: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

5

EHA, A ENGl!Hand in Seine Seite lege, glaube ich nicht.“ Man muß schon sagen, derhl. Thomas wollte schon eine sehr handgreifliche Sicherheit von derAuferstehung Jesu gewinnen, ehe er bereit war, daran zu glauben. Esgenügte ihm nicht der Bericht der Frauen und der anderen Apostel, erwollte selbst sehen und tasten, um glauben zu können. Nun hatteThomas noch das Glück, daß der Auferstandene zu betasten war,hatte er doch einen wirklichen, wenn auch verklärten Leib. Bei einemhl. Engel hätte er sich da schon schwerer getan. Ein Engel kann unszwar erscheinen, was wir aber als Erscheinung sehen, ist nicht derEngel, den wir als reinen Geist doch nicht mit den Augen wahrnehmenkönnen, sondern nur sein Erscheinungsbild, also eine irgendwie Sicht-barmachung dessen, was ein Engel in Wirklichkeit ist – wobei dieseWirklichkeit himmelweit über dem Erscheinungsbild steht. Ist doch diegeistige Wirklichkeit von weit erhabenere Art als die materielle, mitunseren Sinnen wahrnehmbare Wirklichkeit. Wer darum behauptet, erglaubt nur das, was er sehen kann, der enthauptet sozusagen dieWirklichkeit und gibt sich mit einem kümmerlichen Restwirklichkeitzufrieden. Wenn er sodann mit diesem kümmerlichen Rest von Wirk-lichkeit bei der Erklärung der Welt nicht mehr zurecht kommt, ist dasdurchaus nicht verwunderlich, erniedrigt sich doch der Mensch durchseinen Zweifel am Geistigen freiwillig auf die Ebene eines Tieres. Undnatürlich wäre es unsinnig, etwa von einem Hund zu erwarten, daß ermathematische Aufgaben lösen könne, während einem Menschen dasdoch durchaus zuzutrauen ist. Was würde man aber von einem Men-schen denken, der sagte, er glaube nicht an die Mathematik, weil er sienicht sehen könne, hat sie es doch mit ausschließlich abstraktenDingen, wie Zahlen und Formen, zu tun?Diese etwas seltsame Denkart des modernen Menschen geht auf dieZeit der Aufklärung zurück. Damals setzte sich zunächst bei den sog.Gelehrten oder Gebildeten die Ansicht durch, daß Gott zwar derSchöpfer oder auch Weltenbaumeister sei, der ähnlich einem Uhrma-cher die Welt als einen Riesenmechanismus geschaffen habe, in demalles punktgenau und naturnotwendig ablaufe, sich fernerhin aber nichtmehr um diese Welt kümmere. Diese Ansicht nennt man Deismus. DieDeisten der Aufklärung hatten noch nicht den Mut, sich offen zumAtheismus (also als Gottesleugner) zu bekennen, darum billigten SieGott sozusagen gerade noch das Existenzminimum zu. Sie bürdetenIhm zwar noch die Erschaffung der Welt auf, verbannten Ihn dann aberaus dieser und verurteilten Ihn zur Tatenlosigkeit. Sie sprachen Ihmletztlich all das ab, was Gott überhaupt erst zu Gott macht, nämlich dasuneingeschränkte Recht, Wunder zu wirken, Engel erscheinen zu

Page 6: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

EHA, A ENGl!

6

lassen, in die Erdendinge einzugreifen, wenn es Ihm beliebt undnotwendig erscheint, und gnadenüberströmend ewiges Heil zu wirken.Wunder, Engelerscheinungen, Visionen, Privatoffenbarungen sinddem Deisten ein Greul, stören sie doch seine allzu vernünftigen,überschaubaren Bilanzen und kindischen Berechnungen. Ihnen er-schiene ein Gott, der allmächtig und souverän über seiner Schöpfungsteht und jeden Augenblick diese Welt nach seinem Willen lenken,leiten und auch verändern kann, wie ein Durcheinanderwerfer ihrermühsam errichteten oder auch erdichteten rationalen und mathema-tisch genau berechenbaren Ordnung.Diese eisige, alles wahre Denken einfrierende Geisteskälte des aufklä-rerischen Deismus ist mit dem um sich greifenden Modernismus auchin die Theologie eingedrungen. Plötzlich war die Existenz von Engelnfragwürdig und der bloße Glaube daran verdächtig. Der zum Guru dermodernistischen Theologen im Bereich der Konzilskirche hochstilisier-te Karl Rahner schreibt etwa:„Was wir, wenn überhaupt etwas, geleistet haben, kann letztlich nur ineinigen Mahnungen bestehen: in der Mahnung, nicht in einem biblizisti-schen Fundamentalismus zu schnell und zu naiv von der Existenzguter und böser Engel überzeugt zu sein; in der Mahnung, die vomeigentlichen Wesen einer göttlichen Offenbarung her gegebenen her-meneutischen Prinzipien ernst zu nehmen, die beachtet werden müs-sen, wenn man die Existenz von Engeln nachzuweisen versucht,obwohl solche nicht zum primären und ursprünglichen Offenbarungs-gegenstand gehören können; in der Mahnung, nicht in einem primitivenRationalismus zu meinen, es könne von vornherein keine kreatürlicheSubjektivität neben und ,über‘ dem Menschen gedacht werden, odereine solche sei entweder schlechthin unerfahrbar oder müsse sovorgestellt werden, wie sie nicht selten in einer vulgären Auffassunggegeben ist.“Dieser Text ist einerseits ein Beispiel für einen zum Tode krankenGlauben und anderseits für eine ebenfalls fast krankhaft zu nennendeUnehrlichkeit. Denn einerseits getraut sich Karl Rahner nicht, dieExistenz der hl. Engel schlichtweg zu leugnen, käme er doch damit indirekten Konflikt mit der Lehre der Kirche und damit mit der kirchlichenAutorität, anderseits möchte er diese vernünftelnd in der Schwebehalten, weil solche nicht zum primären und ursprünglichen Offenba-rungsgegenstand gehören können, was zu behaupten schon rechtverwegen, im theologischen Sprachgebrauch nennt man das „temer-är“, wenn nicht schon direkt häretisch ist. Welch ein im wahrsten Sinndes Wortes himmelweiter Abgrund besteht zwischen einer solchen

Page 7: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

7

EHA, A ENGl!engelskeptischen, ja sogar engelfeindlichen modernistischen LehreKarl Rahners und dem, was wir im Gebet, Lied, Kult, in der HeiligenMesse, der Mystik und Volksfrömmigkeit, in der Hochscholastik, Patri-stik und in der Bibel selbst von den Engeln aussagen! Um diesenKontrast allen greifbar zu machen, wollen wir der Ausführung KarlRahners ein Zitat aus Kardinal Newmans „Apologia“ entgegenstellen:„Vermutlich verdanke ich hauptsächlich der Schule von Alexandrienund der Urkirche meine endgültige Auffassung von den Engeln. Ich sahin ihnen nicht bloß Diener, die vom Schöpfer in der jüdischen undchristlichen Offenbarung verwendet wurden, wie wir es auf den erstenBlick in der Schrift finden, sondern auch die Vollstrecker der sichtbarenWeltordnung, wovon die Schrift ebenfalls Zeugnis gibt. Ich betrachtetesie als die wirklichen Ursachen der Bewegung, des Lichtes, des Le-bens und jener elementaren Prinzipien des physischen Universums,die, wenn sie in ihren Entwicklungen unseren Sinnen zugänglich wer-den, uns den Begriff von Ursache und Wirkung und von dem, was manNaturgesetze nennt, geben. Ich habe diese Lehre in meiner Predigt aufden Tag des heiligen Michael, die im Jahre 1831 geschrieben wurde,eingehend behandelt. Darin heißt es von den Engeln: ‚Jeder Luftzugund Lichtstrahl, jede Wärmewelle und jeder schöne Anblick ist wie derSaum ihres Gewandes, das Wehen der Gewänder jener, die Gottschauen.‘“Wenn man unbefangen das, was Karl Rahner über die Engel sagt, mitdem hier angeführten Gedanken Newmans vergleicht, drängt sich derEindruck auf, daß die beiden, sich katholisch nennenden Priester undTheologen völlig verschiedenen Religionen angehören.

ENGEL-SEHEN?Nimmt man diesen Gegensatz von katholischen Glauben und moderni-stischen Gegenglauben nüchtern und sachlich zur Kenntnis, so wun-dert es einem nicht mehr, daß viele Zeitgenossen nur noch ein äußerstrudimentäres Wissen vom wahren Glauben bewahrt haben. Das isteine notwendige Folge des Modernismus, der nicht nur den Inhalt,sondern auch den Akt des Glaubens von der Wurzel her zerstört, alsoden wahren, den theologischen Glauben, der eine göttliche Tugend ist.Um aber einen Engel sehen zu können, den man gar nicht sehen kann,d.h. grundsätzlich, wesentlich nicht sehen kann, muß man glauben.Wenn wir uns also mit den hl. Engeln beschäftigen, dann beschäftigenwir uns damit zugleich notwendigerweise immer auch mit dem Glau-ben. Wir wollen dies aber einmal möglichst ausdrücklich tun, damit wir

Page 8: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

8

EHA, A ENGl!sowohl die hl. Engel als auch den Glauben wieder etwas besserverstehen.Also, wenn jemand zu ihnen käme uns sagte: „Ich habe einen Engelgesehen!“ – würden sie ihm dann glauben?Nun, ein moderner, aufgeklärter, kritischer Geist würde sagen: „Duspinnst, Engel gibt es gar nicht!“Ein moderner katholischer Geist würde sagen: „Da mußt Du Dichgetäuscht haben, Engel sind doch nur Sinnbilder für etwas Geistiges.Engel sind doch kein Du, sondern nur ein Es, sie sind keine lebendigePersonen, wie soll man da einen Engel sehen können?“Ein nicht mehr so ganz moderner katholischer Geist würde sagen:„Früher hat man noch an Engel geglaubt, aber heutzutage ist das dochnicht mehr vorstellbar. Wo denkst du hin, ein Engel. Die gibt’s doch nurnoch in der Kirche. Wo kämen wir denn da hin, wenn plötzlich Engelerscheinen würden?“Ein traditionell gesinnter katholischer Geist würde sagen: „Das ist jaschön, schade, daß ich ihn nicht auch gesehen habe.“Ein Katholik würde sagen: „So, Du hast einen Engel gesehen? Woherweißt Du denn so genau, daß es ein Engel war?“ Denn wenn jemandetwas gesehen hat, das wie ein Engel ausschaut, so heißt das nochlange nicht, daß dies auch wirklich ein Engel war. Wo man doch Engelgar nicht sehen kann und man keinerlei Erfahrung im Engel-sehen hat.Spielen wir darum die Möglichkeiten, die eine angebliche Vision einesEngels auftut, durch. Es ist nämlich durchaus nicht unwichtig, hierbeieiniges zu unterscheiden.Das erste ist: Wie unterscheidet man geistige Wirklichkeit von Illusion?Es könnte ja jemand gemeint haben, einen Engel gesehen zu haben,dabei ist nur seine Phantasie mit ihm durchgegangen. Wenn ihnenetwa jemand mitteilen würde, er habe einen Engel gesehen, vom demsie wissen, daß er auch immer wieder grüne Männchen über seinenBalkon herumlaufen sehe, dann würden sie ihm sicherlich nicht glau-ben, daß er wirklich einen Engel gesehen hat.Anders ist es, wenn ihnen jemand, von dem sie wissen, er ist dieNüchternheit in Person, mit bleichem Angesicht und dünner Stimmeberichten würde: Als er nach Hause gekommen sei, sei in seinemWohnzimmer ein Engel gestanden. Dem würden sie dies schon eherabnehmen. Sie würden wohl noch nachfragen: „Sind Sie sich ganzsicher? Haben sie sich wirklich nicht getäuscht?“ Wenn dieser sodannberichtet: „Nein, ich habe mir die Augen gerieben und er war immer

Page 9: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

9

EHA, A ENGl!noch da – und dann hat er mich sogar angesprochen. Ganz deutlichhabe ich seine Worte gehört, so wie ich Sie jetzt sprechen höre.“Bei so einem Sachverhalt hat man immerhin eine menschliche Sicher-heit, daß dieser Mann eine Erscheinung gehabt hat, eine Erscheinung,die dem Bild eines Engels glich. Man weiß aber immer noch nicht, obes wirklich ein Engel war – oder womöglich eine Arme Seele, oder garein Teufel! Denn bei einer Erscheinung von Wesen, die man docheigentlich gar nicht sehen kann, muß man vorsichtig sein; umso mehr,als man keine eigene Erfahrung davon hat. Lassen wir uns deswegenein wenig von erfahrenen Engelvisionären berichten, wie das so ist mitdiesen Wesen aus einer anderen, unsichtbaren Welt.Das göttlich beglaubigte Zeugnis von den hl. Engeln ist uns in derHeiligen Schrift geschenkt. Vom Garten Eden, den Cherube „und diezuckende Schwertflamme“ bewachen (Genesis 3, 24) bis zur Verkün-digung der Geburt Johannes des Täufers und der Geburt Christi; vonder Verheißung an Joseph (Matthäus 1, 20-23) bis zum Garten Geth-semane; vom Garten der Auferstehung (Johannes 20, 15-18) bis zurzwölftorigen, edelsteingeschmückten Stadt der Erlösten, wo der Baumdes Lebens ewig Früchte spendet am Strom der Lebenswasser (Apo-kalypse 21, 1-22, 5) – immer wieder begleiten die Engel als Boten,Wächter, Schützer, Tröster, Wundertäter, Weissager, Übermittler unddienstbare Geister (Hebräerbrief 1, 14), gelegentlich auch als Rächer,Züchtiger und Kriegsherren die gesamte Heilige Geschichte. Vomersten bis zum letzten Buch der Bibel sind sie gegenwärtig. Sie er-scheinen Männern und Frauen, den Patriarchen und Propheten, Köni-gen und Hirten, Priestern und Richtern, Aposteln und Kriegern, Judenund Heiden. Engel dienen Jesus, nachdem er den ihn zu verführentrachtenden Teufel, der zu den gefallenen Engeln zählt, abgewehrt hat(Matthäus 4,11; Markus 1,13); ein Engel stärkt und tröstet ihn in derNacht des Verrats und der Gefangennahme im Garten Gethsemaneauf dem Ölberg (Lukas 22, 43). Engel gehören zu den Helfern derChristen der Urkirche. So wie sie einst Hagar, der ägyptischen Neben-frau Abrahams, und dem Abraham selbst; Lot, dem Brudersohn Abra-hams, und Jakob, dem Ahnherrn der zwölf Stämme Israels; demMoses in der Feuerflamme des Dornbusches (2 Moses 3, 2; vgl.Apostelgeschichte 7, 30); den Sehern und Gottesmännern Hosea,Bileam, Elias, Daniel, Habakuk (vgl. Daniel 14,35-38) und Sacharja(Zacharias); dem Gideon und den Eltern Samsons; dem König David(2 Samuel 24,16-17) und Ananias, Misael sowie Azarias, den Jünglin-gen in Nebukadnezars Feuerofen (Daniel 3, 49-50); dem Tobias unddessen Vater Tobit; dem Makkabäer und seinen Sturmscharen (2

Page 10: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

10

EHA, A ENGl!Makkabäer 10, 28-32; 11,8); und endlich Maria, Joseph und Jesuserschienen sind, so auch Maria Magdalena, dem Petrus, Paulus,Philippus und anderen von Christus Berufenen, dem römischen Haupt-mann Cornelius, der als erster Heide von Petrus die Taufe empfing(Apostelgeschichte 10,1-48), und Johannes, dem Schreiber der Apo-kalypse, der sogenannten Geheimen Offenbarung. Trotz so einemerdrückenden Befund von göttlich versicherten Engelerscheinungengibt es moderne Theologen, die all diese helfenden, belehrenden,strafenden, Krieg führenden Engel nicht als Wirklichkeit gelten lassenwollen, sondern sie als Phantasiegestalten der damals noch naiven,leichtgläubigen Menschen abtun. Es gehört schon ein heillos verworre-ner Glaube dazu, um so etwas glauben zu können. Unberührt vondiesem Wahn, stellt der hl. Gregor der Große ganz nüchtern fest: „Fastalle Seiten heiliger Mitteilungen (in der Heiligen Schrift) bezeugen, daßes Engel gibt.“ Darum glauben wir im Gegensatz zu diesen modernen„Theologen“ mit der ganzen hl. Kirche, daß all diese, in der HeiligenSchrift erwähnten Engel, von Gott geschaffene wunderbare Lichtge-stalten sind, die ihr lichtes Wesen unablässig zur Ehre Gottes verströ-men und zudem in unserer Menschenwelt helfend und heilend oderauch mahnend und strafend tätig sind.

BERICHTE VON ENGELERSCHEINUNGENLassen wir, um das Ganze weiter zu konkretisieren, aus der unzähli-gen Schar heiliger Visionäre einige zu Wort kommen und von ihrenErfahrungen mit den hl. Engeln berichten. Vom hl. Franz von Assisiheißt es: „Er verehrte mit größter Liebe die Engel, die zusammen mituns im Kampfe stehen und mit uns durch die Todesschatten wandeln.Er wollte, daß wir sie überall als Gefährten ehren und als Beschützeranrufen. Er lehrte, wie man ihren Blick nie beleidigen, noch in ihrerGegenwart sich etwas gestatten dürfe, was nicht vor Menschen ge-schehen könnte. Und weil wir im Chor im Angesicht der Engel diePsalmen singen, wollte er, daß alle Brüder, die es könnten, im Oratori-um zusammenkämen um dort in Weisheit zu psallieren.“ In den imvierzehnten Jahrhundert entstanden „Fioretti di San Francesco“ findensich Aussagen über den Umgang des Heiligen mit Engeln höchstenRanges, weshalb er auch „Pater seraphicus“ („der seraphische Vater“)genannt wird:„Bruder Leo hob die Augen empor und blickte gen Himmel. Und wie erhinblickte, sah er ein wundervolles schimmerndes Licht von dem Him-mel steigen, das sich auf dem Haupt des hl. Franziskus niederließ; undaus dieser Flamme vernahm er das Tönen einer Stimme, die mit St.

Page 11: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

11

EHA, A ENGl!Francisco redete;doch jener BruderLeo verstand nichtdie Worte. (...) Wieer nun aufmerksamhinschaute, sah erden hl. Franziskuszu drei Malen seineHände gegen dieFlamme strecken;und zuletzt, nach-dem längere Zeitvergangen war; saher die Flamme wie-der zum Himmelschweben. (...) Andem Tage, der demFeste der Kreuzer-höhung vorangeht,im Monat Septem-ber (im Jahr 1224),da der hl. Franzis-kus verborgen inseiner Zelle betete,erschien ihm der En-gel Gottes und sagte

ihm im Namen Gottes: ,Ich stärke dich und ich mahne dich, auf daß duin Demut dich bereitest und anschickest, in aller Geduld entgegenzu-nehmen, was Gott dir wird tun und geben wollen.‘ Der hl. Franziskusantwortete: ,Ich bin bereit, geduldig alles zu tragen, was der Herr an mirtun will.‘ Und wie er das gesagt hatte, verschwand der Engel. Es kamder folgende Tag, nämlich der Tag der Kreuzerhöhung (14. Septem-ber). Und des Morgens, früh vor seinem Grauen, hatte sich der hl.Franziskus vor seiner Zellentür in das Gebet versenkt und wandte seinAntlitz gen Sonnenaufgang und betete (...) Und wie er in dieser Be-trachtung also entflammte, sah er den nämlichen Morgen einen Seraphvon dem Himmel kommen mit sechs leuchtenden und feurigen Schwin-gen, welcher Seraph in schnellem Fluge dem hl. Franziskus nahte, sodaß er unterscheiden konnte und deutlich wahrnahm, daß er in sich dieGestalt eines Gekreuzigten hatte; und seine Flügel waren derart, daßsich zwei Schwingen über seinem Haupte ausbreiteten, zwei aber zum

Page 12: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

12

EHA, A ENGl!Fluge, zwei den ganzen Leib bedeckten. (...) Da schien auch der ganzeBerg La Vernia in leuchtender Flamme zu brennen, und sie erhellte mitLichtglanz rings alle Berge und Täler, als stünde die Sonne über demLande. Darob entsetzten sich gewaltig die Hirten, so in jenem Gauewachten, da sie den Berg in Flammen und so viel Licht ringsumgewahrten, wie sie nachmals den Brüdern erzählt haben. (...) In jenerseraphischen Erscheinung redete Christus, der da erschien, einigetiefe und erhabene Dinge zum hl. Franziskus, die dieser bei Lebzeitenniemand offenbaren wollte.“Im Tagesgebet des Festes der hl. Franziska von Rom, die von 1384 bis1440 lebte, betet die hl. Kirche: „O Gott, Du verliehest Deiner heiligenDienerin Franziska zu den anderen Gnadengaben hin die Auszeich-nung, mit ihrem Engel vertraut verkehren zu dürfen; daher bitten wirDich: gib, daß wir durch ihre hilfreiche Fürsprache würdig werden, dieGemeinschaft mit den Engeln zu erlangen.“ Die Heilige hatte vertraute-sten Umgang mit ihrem Schutzengel, der ihr selbst in alltäglichenDingen in ganz ungewohnter Weise zur Seite stand. So konnte sieetwa in der Nacht ebensogut lesen und arbeiten wie am Tage, da derihr zubestimmte Engel ein sichtbares Licht war. Es leuchtete bald zuihrer Rechten, bald zu ihrer Linken und bald über ihrem Haupte. DasLicht hatte jedoch ein lebendiges Antlitz, dessen Mienenspiel undGlanz wandelbar waren, je nach den Umständen und Stimmungen dervornehmen Frau, die als Gattin, Mutter, Witwe, Friedensstifterin, Ar-menpflegerin, zuletzt als seherische, weissagende und sich kasteiendeOrdensfrau beständig Gott diente. Der Glanz auf dem Gesicht desEngels war bisweilen so leuchtend, daß Franziska unfähig war, ihrenBlick darauf zu richten. Manchmal verbarg der Engel, der einmal alsErzengel, ein andermal wieder als Schutzengel bezeichnet wird, einenTeil seines himmlischen Glanzes, sodaß die Römerin ihn anschauenkonnte, ohne davon geblendet zu werden. Sie selbst beschrieb aufBefragen ihres Beichtvaters Don Giovanni ihren Engel folgenderma-ßen:„Seine Gestalt ist nicht so hoch wie die eines Kindes von neun Jahren;sein Anblick entzückt durch überfließende Sanftmut; seine Schönheitübersteigt die der Sonne; eine unaussprechliche Majestät ist über seinganzes Wesen ausgegossen. Seine Augen sind beständig zum Him-mel gerichtet und nichts kann die Reinheit seines Blickes beschreiben.Seine Stirne ist immer heiter; sein Haar, ähnlich feinstem Golde, walltin großen Locken auf seine Schultern herab; die Arme sind über derBrust gekreuzt. Sein Anblick erhebt und begeistert mein Gemüt. Wennich ihn sehe, begreife ich den Adel der Engelsnatur und unseren

Page 13: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

13

EHA, A ENGl!eigenen Verfall. Er trägt ein langes, glanzweißes Gewand und darüberdie kleine Tunika eines Subdiakons, deren Farbe wechselt; baldscheint sie mir gartenlilienweiß, bald rosenrot oder wie das reine Blaudes weiten Firmaments. Wenn ich mit ihm die schmutzigen Straßendurchwandere, berühren seine Füße niemals etwas Unreines.“Die westfälische Ordensschwester, Anna Katharina Emmerich, dieähnlich wie der hl. Franz von Assisi die Wundmale Christi trug, verkehr-te seit ihrer Kindheit mit den hl. Engeln. Wir wollen hier ihre visionäreBeschreibung des Priesterkönigs Melchisedech anführen, der im Ka-non der hl. Messe zusammen mit Abel und Abraham erwähnt wird:„Ich sah Melchisedech als Engel und Vorbild Jesu, als Priester aufErden; insofern das Priestertum in Gott ist, war er ein Priester derewigen Ordnung als Engel. Ich habe Melchisedech oft gesehen; abernie als einen Menschen, sondern immer als ein Wesen anderer Art, als

einen Engel undGesandten Gottes.Ich habe keinen be-stimmten Wohnort,keine Heimat, keineFamilie, keinen Zu-sammenhang vonihm je gesehen; ichhabe ihn nie essen,trinken oder schla-fen sehen und binnie auf den Gedan-ken gekommen,daß er ein Menschsei. Er war gekleidetwie kein Priester da-mals auf Erden,sondern wie ich dieEngel im himmli-schen Jerusalem er-blicke, und wie ichnachher den Mosesauf Gottes Befehldie Priesterkleiderherstellen sah... Woer auftrat, und wo erwar, übte er eine un-

Page 14: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

14

EHA, A ENGl!widerstehliche Gewalt aus durch seine Persönlichkeit. Niemand wider-stand ihm, und doch brauchte er keine heftigen Mittel, und alleMenschen, die doch Götzendiener waren, ließen gerne seine Entschei-dung, seinen Rat gelten. Er hatte keinen seinesgleichen, keinen Ge-nossen, er war ganz allein; manchmal hatte er zwei Boten, die erannahm; sie waren Läufer, weiß und kurz gekleidet, und pflegtenirgendwo seine Ankunft zu verkünden; dann entließ er sie wieder... Sosah ich ihn am Hofe der Semiramis zu Babylon. Sie hatte hier eineunbeschreibliche Pracht und Größe; sie ließ durch Sklaven die größtenBauwerke aufführen… Semiramis hatte den Melchisedech mit großerEhrfurcht und mit geheimem Schrecken vor seiner Weisheit aufgenom-men. Er erschien vor ihr als der König des Morgensterns... Sie bildetesich ein, er könnte sie zur Ehe begehren; er aber redete sehr streng mitihr, verwies ihr ihre Greuel und verkündete ihr die Zerstörung der beiMemphis erbauten Pyramide...Einmal sah ich ihn an einem Berg einen Brunnen bohren; es war dieQuelle des Jordan. Er hatte einen langen feinen Bohrer, der wie einStrahl in den Berg eindrang. So sah ich ihn an verschiedenen Orten derErde Quellen öffnen...Melchisedech nahm viele Orte des gelobten Landes durch Bezeich-nung in Besitz. Er maß die Stelle des Teiches Bethesda aus. Er legteeinen Stein, wohin der Tempel kommen sollte, eher als Jerusalem war...Wo er wirkte und baute, war es, als lege er den Grundstein einerkünftigen Gnade...Melchisedech gehörte zu jenem Chor der Engel, welche über Länderund Völker gesetzt sind, die zu Abraham und den Patriarchen kamenund ihnen Botschaften brachten.“Vielleicht hilft Ihnen dieser Text, die Gestalt des Priesterkönigs Mel-chisedech während seiner Nennung im Kanon zu verlebendigen, umumso ehrfürchtiger seiner zu gedenken.Friedrich Ritter von Lama hat 1935 eine Auswahl aus dem Nachlaßeiner vornehmen Ehefrau herausgegeben, die sich in ihren Schriften„Magdalena von Kreuz“ oder „Ancilla Domini – Magd des Herrn“ nennt.Mechthild Thaller-Schönwerth, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß,war eine begnadete Mystikerin, die vertrautesten Umgang mit den hl.Engeln pflegte. (Eine Sammlung von Briefen und eine Auswahl vonTagebuchaufzeichnungen wurden von Irmgard Hausmann im MiriamVerlag unter dem Titel „Vertraute der Engel“ herausgegeben.) Fasttäglich sah sie ihren hl. Schutzengel und auch andere Engel. Siesprach mit ihnen genauso vertraut, wie wir mit anderen Menschensprechen. Hier eine Kostprobe davon:

Page 15: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

15

EHA, A ENGl!„Da sah ich auch den Gabrielsgefährten. Er hatte eine grüne Stola undin seinem Diadem glänzten grüne Steine. Mein Schutzengel hat nochimmer ein dunkelgrünes Gewand. Da überfiel mich eine große Trauer.Mein Engel aber sprach: ‚Nur durch geduldiges Leiden kommst Dudazu, Gott von ganzem Herzen zu lieben. Also fasse Mut!‘ Nun dachteich der Sorge, die ich Deus dedit‘s wegen hatte, und fragte, ob er den‚Gewaltigen‘ noch bei sich hätte. Der Gabrielsgefährte erwiderte: ‚Nein,vorläufig vertritt mein Bruder die Stelle des Gewaltigen, denn auch erbraucht Stärke und unerschütterliche Geduld.‘ Da sah ich Deus deditin seinem Zimmer stehen. Er war verstimmt und leidend. Neben ihmstanden seine zwei Engel, der Erzengel hatte eine grüne Stola wie dermeine und sein Antlitz war ernst. Ich bat meinen Engel, er möge mirhelfen, daß ich bald wieder aufstehen und ausgehen könne. Er ver-sprach es, wenn ich meine Schmerzen noch länger geduldig ertrage.Ich leide viel — und morgen ist Freitag.“

ENGEL ODER TEUFEL?Es ist jetzt nochmals nötig, auf etwas anfangs Angesprochenes zu-rückzukommen. Wenn wir einen Engel sehen würden – wir, die wirkeinerlei Erfahrung im Engel-Sehen haben – wüßten wir wirklich, obdiese erscheinende Gestalt überhaupt ein Engel ist? In dem Tagebuchder Mechthild Thaller-Schönwerth findet sich folgende Aufzeichnung:Heute fühle ich mich wieder so schrecklich verlassen und sterbensmü-de. Und alles Leid meines ganzen Lebens fiel mit erdrückender Schwe-re auf mein Herz, auch die vielen, vielen Unterlassungen des Guten.Da sah ich plötzlich eine sonderbare Gestalt vor mir stehen. Sie war inein lichtes Gewand von blauer Seide — mit Gold gestickt — gehüllt. Dieganze Erscheinung war ‚schön‘ zu nennen; aber es war doch imGanzen ein undefinierbares Etwas, das mir wehe tat und mich abstieß.Mit leiser Stimme fing die Gestalt zu sprechen an und hielt mir alleSünden meines Lebens vor und beklagte bitterlich, daß es unmöglichsei, so viel Versäumtes an Gutem nachzuholen. Das durchfuhr meineSeele wie ein Schwert. Aber ich war doch etwas beruhigt, weil ich mirdachte: ,Wenn ich diesen Ausführungen noch länger zuhöre, muß ichverzweifeln. Es ist unmöglich, daß ein guter Geist so spricht.‘ Ich blickteschärfer hin zur sprechenden Erscheinung. Wieder wurde es mir sounheimlich zumute wie anfangs, und ihre Augen waren doch immergesenkt. Da unterbrach ich plötzlich die endlose Aufzählung meinerVersäumnisse — es war erst mein 15. Lebensjahr daran — indem ichsagte: ‚Im Namen Jesu des Gekreuzigten befehle ich Dir, Deine Augenzu erheben und mich anzuschauen!‘ Da verzerrte sich das Antlitz zu

Page 16: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

einer schrecklichen Grimasse und zwei furchtbare, haßerfüllte Augen— die Augen des Teufels — blickten mich an. Jetzt wußte ich, woranich war.Ich befahl dem Teufel, noch vor mir stehen zu bleiben, und sagte zuihm: ‚Alle Sünden, die Du mir aufgezählt hast, habe ich begangen, undnoch tausendmal mehr. Aber auch wenn meine Sünden unbegrenztsind an Zahl und Schwere, so ist auch unbegrenzt mein Vertrauen aufdie Verdienste Jesu.‘ Und ich fügte ganz unbedachterweise den Se-gensspruch an, den ich mir im ständigen Umgang mit den leidendenSeelen des Fegfeuers angewöhnt habe: ‚Die Barmherzigkeit Gotteströste Dich und gebe Dir den Frieden!‘ — Da verschwand der Teufelmit furchtbarem Geheul, aber ich sah meinen geliebten Vater Johan-nes zürnend vor mir stehen. Er sagte: ‚Wie kannst Du dem Teufeldiesen Friedenswunsch geben, ihm, der den Menschen den Friedenraubt und stets danach trachtet, den Frieden zu stören. Wie unbedachtbist Du doch, demjenigen den Frieden zu wünschen, der ihn durch dasUrteil der göttlichen Gerechtigkeit auf ewig verloren hat!‘ — Das warmir dann sehr leid und ich betete das Te Deum zu Ehren der göttlichenGerechtigkeit.In diesem Bericht der Mystikerin begegnet uns ein anderer Engel, einervon den gefallenen, die wir Dämonen oder Teufel nennen. Aus dergöttlichen Offenbarung wissen wir nämlich – und wie könnte mananders etwas wissen aus der verborgenen, uns unsichtbaren Welt derEngel, wie durch göttliche Offenbarung –, ein Teil der Engel hat diegöttliche Prüfung nicht bestanden, sich gegen Gottes absolute Souve-ränität und Herrlichkeit aufgelehnt:„Da erhob sich ein großer Kampf im Himmel. Michael und seine Engelkämpften mit dem Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften.Aber sie vermochten nicht standzuhalten, und ihr Platz im Himmel gingverloren. So wurde der große Drache gestürzt: die alte Schlange, dieTeufel und Satan heißt und die die ganze Welt verführt.Er wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engelgestürzt. Da hörte ich eine gewaltige Stimme im Himmel rufen: ‚Nun istgekommen das Heil, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes unddie Macht seines Gesalbten. Gestürzt wurde der Ankläger unsererBrüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie habenihn durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnissesbesiegt und haben ihr Leben so wenig geliebt, daß sie lieber den Toderlitten. Darum freut euch, ihr Himmel und ihr Himmelsbürger! Dochwehe der Erde und dem Meere! Denn der Teufel ist zu euch mit

EHA, A ENGl!

16

Page 17: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

gewaltigem Grimm hinabgestiegen. Er weiß, wie kurz seine Frist ist.‘“(Geh. Offb. 12,7-12)Der Teufel ist mit gewaltigem Grimm herabgestiegen auf unsere Men-schenwelt, um den Menschen den Seelenfrieden, der aus der GnadeGottes strömt, und schließlich, wenn irgend möglich, das ewige Lebenzu rauben, da sie beides selbst auf ewig verloren haben und deswegenvoller Haß und Neid auf uns Menschen schauen. Hören wir dazu nocheinmal eine Begebenheit aus dem Leben des hl. Franz von Assisi, dieuns über die Kampfesart des Versuchers belehrt:„Als der Heilige in der Einsiedelei der Brüder von Sarteano einesNachts in seiner Zelle dem Gebet oblag, rief ihn der Teufel dreimal beiseinem Namen: Franziskus, Franziskus, Franziskus! Dieser gab zurAntwort: Was willst du? Darauf jener: Es gibt keinen Sünder auf derWelt, dem der Herr nicht Verzeihung schenkte, wenn er sich bekehrt;aber jeder, der sich durch harte Busse selbst zugrunde richtet, wird inEwigkeit keine Barmherzigkeit finden. Sogleich erkannte der Heiligedurch eine Offenbarung die Arglist des Feindes, wie er sich anstrengte,ihn zur Lauheit zu verführen. Da brachte der böse Feind unverzüglicheine andere Kampfesart zur Anwendung. Weil er sah, daß er dieSchlinge nicht verbergen könne, legte er eine andere, nämlich denZunder des Fleisches. Doch vergebens. Denn der die List des Geistesdurchschaute, konnte auch nicht vom Fleische betrogen werden.“WAS IST EIN ENGEL GENAU UND AUF DEN PUNKT GEBRACHT?Wie wir schon aus dem römischen Katechismus gehört haben, hat Gotteine geistige Natur und unzählige Engel aus nichts geschaffen. Wasman sich jedoch unter einer geistigen Natur genau vorstellen soll, daswird wohl den wenigsten von uns klar sein. Wir verstehen die Engel soschwer, weil es von ihnen keine Anschauung gibt, wir jedoch beiunserem Denken wesentlich anschauungsgebunden sind. Anders aus-gedrückt: Wir können uns die hl. Engel nicht vorstellen, weil jedeVorstellung am Wesen der hl. Engel vorbeigeht. Engel sind rein geisti-ge Wesen. Die geistige Wirklichkeit erkennen wir entweder mit unse-rem Verstand oder mit Hilfe des Glaubens. Es gibt einen Vergleich, deruns das Wesen der hl. Engel aufschließen und nahebringen kann: DerGedanke. Ein menschlicher Gedanke hat Sein nur in unserem Geist,unserer Geistseele. Wenn wir aufhören, den Gedanken zu denken,dann hört er auf zu sein. Entsprechend – der Fachbegriff hierfür ist „inAnalogie dazu“, wobei die hl. Gotteswissenschaft (=Theologie) daraufverweist, daß diese Entsprechung eher unähnlich als ähnlich ist – alsoentsprechend unseren Gedanken, sind die hl. Engel Gottesgedanken.

EHA, A ENGl!

17

Page 18: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

Um aber wirklichkeitsgetreu abschätzen zu können, was ein Gottesge-danken um Gegensatz zu unseren Menschengedanken sein kann,bzw. alles sein kann, müßte man selbst Gott sein! Die kirchlicheTradition beschreibt die hl. Engel mit dem hl. Dionysius als „göttlicheGedanken“. Diese göttlichen Gedanken haben im Gegensatz zu unse-ren menschlichen Gedanken Selbststand. Wir Menschen haben Ge-danken, Geist – mancher mehr mancher weniger – die Engel aber sindGedanken, göttliche Gedanken, von Gott ins Dasein gerufene Geister.Als Gedanken Gottes sind sie naturgemäß nicht flüchtige, blasse,unbewußte, kraftlose oder gar ohnmächtige Gedanken, sondern mitMacht ausgerüstete Gedanken. Die hl. Engel sind Gedanken, dieleben, Gedanken-Lebewesen, wie der hl. Paulus schreibt: „dienendeGeister, denen zum Dienste bestellt, die das Heil erben sollen.“ Die hl.Engel sind lebendig gewordene Gottesgedanken, sich regende, bewe-gende und wirkende göttliche Ideen, in denen die Weisheit und alleanderen Eigenschaften Gottes zum Ausdruck gelangen, weshalb derhl. Johannes von Damaskus von ihnen schreiben kann: „Rasch vonNatur, finden sie sich überall schnell ein, wo der göttliche Wink esbefiehlt, und bewachen die Erdteile; sie stehen Völkern und Ortschaf-ten vor, wie es ihnen vom Schöpfer befohlen wird.“ Die hl. Engel faltenden unendlichen Reichtum und Tatendrang des einen Gottes – derGeist ist! – in unendlich vielfältiger Weise aus. Darum gibt es unzähligviele Engel, in denen sich die alles menschliche Denken übersteigendeunendliche Fülle des Einen Gottes widerspiegelt, oder wie es der hl.Thomas von Aquin in den überraschenden Satz zu Ausdruck bringt:„Der katholische Glaube hält fest, die Zahl der Geistwesen, welche wirEngel nennen, sei für Gott eine begrenzte, für uns aber eine unbe-grenzte Zahl.“ Es gibt somit unüberschaubar viele Engel, in denen sichdie unerschöpfliche göttliche Wesenheit wunderbar vielgestaltig abbil-det. Wir möchten diese Gedanken mit einem Text des hl. Dionysiusabschließen, der aus dem überaus gedankenreichen und -freudigenBuch von Gerd-Klaus Kaltenbrunner „Dionysius vom Areopag, DasUnergründliche, die Engel und das Eine“ genommen ist, dem wir auchvielfältige Anregungen zu diesem Thema verdanken.„Zuvörderst ist nun vor allem die Wahrheit auszusprechen, daß dieüberwesentliche Urgottheit (oder das selbst über allem Sein stehendeGottesprinzip oder der überseiende Gottheitsurgrund, die Dionysiusthearchia nennt. K.) aus Gutheit das Sein all dessen, was ist, begrün-det und zum Dasein gebracht hat. Dies nämlich ist dem All-Ursprungund der über alles erhabenen Gutheit eigentümlich, daß sie alles, wasist, zur Gemeinschaft mit sich selbst ruft, wie dies einem jeden Seien-

EHA, A ENGl!

18

Page 19: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

den entsprechend seiner jeweiligen Seinsweise eben angemessen ist.Alles, was ist, hat Anteil an der schöpferischen Vorsehung (pronoia),die der überwesentlichen, allverursachenden und über Sein und Den-ken erhabenen Gottheit entspringt. Es gäbe nämlich überhaupt keinDing, wenn es nicht Anteil am Urgrund von allem erlangt hätte. Dieunbelebten Wesen haben durch ihr schieres Vorhandensein an ihmAnteil, denn die überseiende Gottheit ist der Seinsgrund aller Wesen.Die belebten Wesen haben an ihrer überlebendigen lebenspendendenKraft Anteil. Die vernünftigen und sinnbegabten Wesen haben Anteilan ihrer über alle Vernunft und Sinnigkeit erhabenen, in sich vollkom-menen und übervollkommenen Weisheit. Es ist jedoch klar, daß jeneWesen der Gottheit zunächst sind, welche in vielfacher Weise an ihrunmittelbar Anteil erlangt haben.Also haben die heiligen Chöre der himmlischen Wesen in höheremGrade als die bloß daseienden, in höherem Grade als die vernunftlo-sen Lebewesen, in höherem Grade als die mit unserer Art von Ver-stand ausgestatteten Wesen Anteil an den Gaben des Gottesurgrunds.Sie bilden sich in der Art von Gedankenwesen zu nachahmendenBildern Gottes um und schauen in einer den weltlichen Verstandübertreffenden Weise auf ihr urgöttliches Vorbild und trachten, ihmentsprechend die eigene Denkungsgestalt zu formen. Infolgedessengenießen sie, wie sich von selbst versteht, reichlichere Gemeinschaftmit der Gottheit, da sie ihr beharrlich zugewandt sind, immerdar nachHohem strebend, soweit es ihnen zubestimmt ist, in der Spannkraftihres göttlich-unablenkbaren, aufwärtsstrebenden Liebesdranges dievom Lichturquell entströmenden Erleuchtungen rein und ungetrübt vonstofflicher Beimischung aufnehmend und sich nach diesen ausbildend.Ihr ganzes Leben ist Denken.“Womöglich muß man diesen Text zwei- oder dreimal lesen, um seinentiefen Gehalt herauszuhören und zu verstehen, was es wirklich heißt,was damit wirklich ausgesagt, benannt und in einen Menschenbegriffgebracht wurde: Ihr ganzes Leben ist Denken. Diese Einsicht ist aberwohl auch die einzig richtige Erklärung dafür, daß der moderne Menschnicht mehr an hl. Engel glauben kann: „Denn viele wandeln - ich habevon ihnen oft zu euch gesprochen und sage es jetzt unter Tränen - alsFeinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott ist derBauch, ihr Ruhm liegt in ihrer Schande, ihr Trachten richtet sich auf dasIrdische. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dort erwarten wirauch als Retter den Herrn Jesus Christus“ (Phil. 3,18-20), wie der hl.Paulus in seinem Brief an die Philipper schreibt. Ist nicht deswegen fürviele heutige Menschen die Welt bar aller Geheimnisse, nicht weil man

EHA, A ENGl!

19

Page 20: DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!...Josef von Cupertino 18.30 h Hl. Messe So. 21.9. HL. MATTHÄUS, Apostel und Evangelist (15. Sonntag nach Pfingsten) 9.00 h Hl. Messe

diese Geheimnisse aufgelöst hätte, sondern weil man den Blick, dasHerz und die Sinne für das Wunderbare, Erstaunliche und Unerklärli-che abgestumpft, verkümmert und sich dafür fast völlig unempfänglichgemacht hat, sodaß das wahre Geheimnis meist irgendwelchen esote-rischen Schwärmern überlassen und damit nochmals der Lächerlich-keit preisgegeben wird? Es kann ja durchaus sein, ja es muß so sein,daß der moderne Mensch heute so wenig und so selten Engel wahr-nimmt, weil er sie in seiner Geisteskühle und Blasiertheit gar nichtsehen will – und wenn er einmal einen Engel zu Gesicht bekommensollte, dann kann er ihn ganz sicher nicht von einem Teufel unterschei-den!Der Katholik jedoch weiß um die sichtbare und die unsichtbare Welt,darum kennt er auch die ganze Weite der irdischen Lebensmöglichkei-ten. Der Glaube vergegenwärtigt ihm gestützt auf die göttliche Offenba-rung die verborgene Welt der himmlischen Geister genauso wie dieWelt der gefallenen Engel. Allein aufgrund dieses Glaubenswissenswird er befähigt, vernünftig mit dieser unsichtbaren Welt umzugehenund die Geister voneinander zu unterscheiden. Wer diese Unterschei-dungsfähigkeit verloren hat, der wird dem geistigen Verwirrspiel desgefallenen Engels sicher nicht gewachsen sein und sich in vielerleiIrrtümer verfangen, die ihn schlimmstenfalls das ewige Leben kostenkönnen. Darum ist die Welt der Engel nichts für Schwarmgeister,sondern nur für nüchterne gottliebende Seelen, denen sich diese Weltim göttlichen Glauben erschließt.Wir wollen nun diese stammelnden Gedanken über die Lichtwelt der hl.Engel mit zwei Versen aus den Briefen des hl. Paulus schließen, indenen der innerste Grund aller Schöpfung besungen wird, welcher istChristus der Herr, dem alle hl. Engel dienen:„In Ihm ist alles erschaffen worden in den Himmeln und auf der Erde,das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaf-ten oder Fürstlichkeiten oder Gewalten; alles ist durch Ihn und zu Ihmhin erschaffen; und Er ist vor allem, und das All besteht in Ihm“(Kol.1,16f), weshalb auch „im Namen Jesu jedes Knie sich beuge imHimmel, auf Erden und unter der Erde und jede Zunge zur Ehre Gottesdes Vaters bekenne: Jesus Christus ist der Herr.“ (Phil. 2,10f)

Mit priesterlichem SegensgrußIhr