DWV Mitteilungen 01 2017 RZ · DWV-Mitteilungen Mitgliederzeitung des Deutschen Wasserstoff- und...
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DWV-Mitteilungen
Mitgliederzeitung des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes e. V.
Nr. 1/17 Jahrgang 21
Unsere Partner Neuer Vorstand bei Hydrogen Europe
10 Jahre NIP – Blick zurück und voraus
Neues aus der Forschung Billiger Katalysator
Power to Gas to Liquids
Allgemeines Globale Normung macht Fortschritte
Mobile Anwendungen Wasserstoff-LKW soll auf Amerikas Straßen
Infrastruktur Erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle in der Schweiz
eröffnet
Stationäre Anwendungen Pilotprojekt soll Potenziale im Gewerbeeinsatz aufzeigen
Brennstoff nach Wahl
Zuwachs im Rhein-Main-Gebiet
DWV-Mitteilungen
2 ISSN 1619-3350
Liebe Mitglieder!
Kennen Sie das? Schon wieder ein Jahr um … ja, das kennen Sie. Was uns 2016 gebracht gebracht hat, wissen wir jetzt.
Hoffentlich nicht gar zu viel Ärger für Sie. Was das neue Jahr bringen wird … nun ja, das eine oder andere weiß man:
eine Bundestagswahl, einen neuen Politikstil in den USA, den man sicherlich auch bei uns merken wird, den Anfang der
zweiten zehn Jahre NIP usw. usw. Den Rest finden Sie in unserem Veranstaltungskalender. Stärken Sie sich erst einmal
für 2017 durch die Lektüre der neuen DWV-Mitteilungen
Der Vorstand
Liebe Mitglieder!
Die Schlagzeilen dieser Ausgabe
Mitgliedsbeiträge 2017 ..................... 3
Es wird Zeit für den Wasserstoff in
der Mobilität ...................................... 3
Neuer Vorstand bei Hydrogen
Europe ............................................... 4
Hessen unterstützt Bundespro-
gramm ............................................... 4
10 Jahre NIP – Blick zurück und
voraus ................................................ 5
Von Hannover nach Las Vegas ........ 7
Hindernisse erkennen –
und beseitigen .................................. 8
Globale Normung macht
Fortschritte ........................................ 9
Bosch legt vor ................................. 10
Alles so wie sonst, nur das Tanken
nicht ................................................. 10
Brennstoffzellenfähre auf der
San Francisco Bay? ......................... 10
Plausch an Ort und Stelle ............... 11
Auf zwei Beinen steht man besser 11
Effizienz amtlich .............................. 12
Kia kommt 2020 .............................. 12
Saubere Busse für Europa ............. 12
Toyota expandiert in China ............ 13
Trolleybusse für Riga mit
Brennstoffzelle ................................ 13
Neue Hondas für Europa ................ 13
Toyota und die dicken Brummer ... 13
Wasserstoff-LKW soll auf
Amerikas Straßen ........................... 14
Honda geht in den kalifornischen
Markt ................................................ 14
Auch Toshiba wird
wasserstoffmobil ............................ 15
Plug Powers Zellen in
chinesischen Autos ........................ 15
Das Geschäft blüht – besonders
in Asien ............................................ 15
Erste öffentliche Wasserstoff-
Tankstelle der Schweiz eröffnet .... 16
Näher ran an den Bodensee .......... 17
Zuwachs im Rhein-Main-Gebiet .... 18
Fortschritte in England ................... 19
Neues aus der Normandie ............. 19
Das Netz wird dichter: neue
Station im Münsterland .................. 19
Pilotprojekt soll Potenziale im
Gewerbeeinsatz aufzeigen ............. 21
Strom für alle Fälle .......................... 22
Probebetrieb an der Uni ................. 23
Immer cool bleiben ......................... 23
Sicheres Telefonnetz in Norwegen 23
Brennstoff nach Wahl ..................... 24
Netzumrüstung in Großbritannien 25
Big is beautiful ................................ 25
Billiger Katalysator .......................... 25
Katalysatoren reagieren auf
mechanische Spannungen............. 26
Der Trick der Diatomeen ................ 26
Von P zu H ....................................... 26
Zweidimensional, aber zweimal .... 27
Aus Wachs wächst Wasserstoff .... 27
Wasserstoff in der Hosentasche ... 27
Power to Gas to Liquids ................. 28
Pariser Klimavertrag in Kraft .......... 28
Vorsichtiger Optimismus ............... 29
Mit Brief und Siegel ........................ 29
Klage abgewiesen ........................... 30
Zu kurz gesprungen ........................ 30
Punkt für Punkt ................................ 30
Strategie für Mobilität und
Kraftstoffe gesucht ......................... 31
Energie zum Frühstück ................... 32
Brennstoffzelle schwarz-rot-gold .. 33
3Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Mitgliedsbeiträge 2017
Danke an alle Mitglieder, die ihr schlechtes Gedächtnis
überlistet und einfach schon bezahlt haben. Alle anderen
möchten wir dezent daran erinnern, dass Ende Januar der
Termin für die Zahlung der Mitgliedsbeiträge ist.
Es wird Zeit für den Wasserstoff in der Mobilität
Leider ist 2016 die Energiewende im Verkehr immer noch
nicht angekommen. Zwar nimmt langsam der Ausbau der
Infrastruktur für Wasserstofftankstellen und Ladesäulen
Fahrt auf, aber der Versuch der Verbände, gezielt erneuer-
bare Energien in den Verkehrssektor stärker zu integrieren,
wird von den zuständigen Ministerien boykottiert. Insbe-
sondere scheint Wasserstoff, der mit erneuerbarem Strom
erzeugt wird, auf der Negativliste des Bundeswirtschafts-
ministeriums (BMWi) und insbesondere des Bundesum-
weltministeriums (BMUB) zu stehen. Die Argumente für die
Behinderung des Wasserstoffs sind dabei völlig aus der
Luft gegriffen und wurden vom DWV auch entsprechend
widerlegt. Der DWV hat sich ebenso das gesamte Jahr 2016
intensiv um die Berücksichtigung des „Grünen Wasser-
stoffs“ in den vielfältigen Regulierungen zur Energiewen-
de bemüht. Wir haben auch Bundes- und Landespolitiker
mit unseren Vorschlägen begeister t , aber die
zuständige Energieabteilung im BMWi hat offensichtlich in
enger Abstimmung mit der Immissionsabteilung im BMUB
alle Versuche einer Anpassung der Regulierungen bis heu-
te vereiteln können. Damit gefährdet man nicht nur den
strategischen Klimaschutz, sondern riskiert erneut, wichti-
ge Zukunftsindustrien zu verlieren.
Es bedarf daher schon eines gewissen Maßes an Ignoranz,
wenn das BMWi im Dez. 2016 unter der Überschrift
ENERGIEWENDE direkt verkündet „2016: ein Erfolgsjahr für
die Energiewende“. Offensichtlich ist dem BMWi entgan-
gen, dass das Jahr 2016 für den Verkehrssektor ein
Katastrophenjahr war. Einerseits hat die deutsche Auto-
mobilindustrie unter dem Abgasskandal zu leiden, und
andererseits sind die Emissionen im Verkehrssektor sogar
gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Aus einem Entwurf des
aktuellen Klimaschutzberichts der Bundesregierung geht
hervor, dass der Verkehrssektor bisher seine Ziele massiv
verfehlt. Hier sollten bis 2020 als Folge des Aktions-
programms 7 bis 10 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein-
gespart werden. Nach derzeitigem Stand der Umsetzung
werden es aber nur 0,6 Millionen Tonnen. Trotzdem ver-
kündet das BMWi: „Die Energiewende in Deutschland ist
längst kein Zukunftsprojekt mehr – sie ist bereits erfolg-
reich und unumkehrbar in der Gegenwart angekommen.
Denn der Umbau unseres Energiesystems hat große Fort-
schritte gemacht und die entscheidenden Weichen für die
weitere Entwicklung sind gestellt.“ In der gesamten ver-
meintlichen Erfolgsmeldung kann man jedoch an keiner
Stelle das Wort „Verkehr“ finden. Da hat der zuständige
Staatssekretär Baake vom BMWi wohl einen wichtigen Teil
der deutschen Industrie aus seiner Agenda gestrichen.
Offensichtlich wird, dass die Energiewende im BMWi
immer noch ein ausschließliches Stromprojekt ist. So wer-
den wir jedoch die Klimaziele 2050 nicht erreichen können.
Der Verkehr ist für ein Drittel des Energieverbrauchs in
Deutschland verantwortlich. Das BMWi gefährdet mit
seinem aktuellen Energiewendekonzept somit nicht nur
eine Vielzahl von Zukunftsarbeitsplätzen, sondern gleich-
zeitig besteht das Risiko, dass Deutschland Strafzahlungen
an die EU wird leisten müssen. Die deutsche Industrie und
die Bürger würden letztendlich also gleich zweimal für den
aktuellen Ausschluss des Verkehrssektors und insbeson-
dere des Wasserstoffs als nachhaltigem Energieträger
wirtschaftlich zur Kasse gebeten.
Es wird offensichtlich Zeit, dass endlich wieder nachhalti-
ge Industriepolitik in Deutschland Einzug hält und die
Stromwende zu einer effizienten Energiewende umge -
baut wird. Umso erfreulicher ist es, dass es dem DWV
Aus dem Verband
Aus unserer Sicht
4 ISSN 1619-3350
Neuer Vorstand bei Hydrogen Europe
Die Generalversammlung von Hydrogen Europe, des-
sen Mitglied der DWV seit dem Sommer 2016 ist, hat den
HE-Vorstand neu bestimmt. Hydrogen Europe, entstan-
den als Organisation der Wirtschaft in der Fuel Cells and
Hydrogen Joint Undertaking unter der Bezeichnung New
IG, ent wickelt sich mehr und mehr zu einer Plattform für die
Wasserstoffwirtschaft und die mit dem Wasserstoff ver-
bundenen Verbände. 2016 hat sich Hydrogen Europe für
die Mitgliedschaft der nationalen Verbände geöffnet. Für
diese wurde der Vorsitzende des DWV, Werner Diwald, mit
deutlicher Mehrheit in den Vorstand gewählt.
Derzeit sind die Verbände aus Belgien, Dänemark, Deutsch-
land, Frankreich, Lettland, Rumänien und Ungarn bereits
Mitglied bei Hydrogen Europe. Weitere nationale Verbän-
de erwägen derzeit den Beitritt, um die Sichtweise der
Verbände in die europäische Diskussion einzubringen.
Der Europabeauftrage des DWV, Dr. Gerd Harms, wurde
gebeten, in der Advocacy Task Force mitzuarbeiten.
Hessen unterstützt Bundesprogramm
Über 50 Teilnehmer folgten der Einladung der HA Hessen
Agentur GmbH zur Veranstaltung „Kraft-Wärme-Kopplung
mit Brennstoffzelle für die Hausenergieversorgung“, die
am 2. November 2016 in Darmstadt stattfand. Im Mittel-
punkt der Informationsveranstaltung stand das im Au-
gust 2016 aufgelegte Technologieeinführungsprogramm.
Mit diesem Förderprogramm unterstützt das Bundesmi-
nisterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Markt-
hochlauf von brennstoffzellenbasierten Miko-Kraft-Wär-
me-Kopplungs-Anlagen (KWK), die Strom und Wärme in
Ein- und Zwei familienhäusern besonders effizient und um-
weltschonend erzeugen.
Die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative Hessen
stellte die Merkmale der beiden am Markt verfügbaren
Brennstoffzellentechnologien für die Hausenergiever-
sorgung – PEM und SOFC – vor. Als KWK-Anlagen erzeu-
gen sie neben Wärme auch Strom, wobei das Verhältnis
Der neue Vorstand von Hydrogen Europe; v. l. n. r.: Raphael Schoentgen, Vorsitzender (ENGIE), Andreas Frömmel (Fuel Cell Energy Solutions), Valerie Bouillon-Delporte (Michelin), Werner Diwald (DWV), Nils Aldag (Sunfire), Denis Thomas (Hydrogenics) (Foto: Hydrogen Europe)
zum Ende des Jahres gelungen ist, die im BMWi für die
Industriepolitik Verantwortlichen für unsere Vorschläge zu
gewinnen. Insbesondere hat man erkannt, dass die
Wasserstoffmobilität in Verbindung mit einer intelligenten
Sektorkopplung für die deutsche Industrie zukünftig eine
große Chance darstellt, um möglichst vielen Bürgern siche-
re Arbeitsplätze in Deutschland bieten zu können.
Der Deutsche Wasserstoff und Brennstoffzellenverband
wird daher auch 2017 wieder für den „Grünen Wasserstoff“
werben und unermüdlich den Ministerien und dem
Deutschen Bundestag Lösungsvorschläge für eine erfolg-
reiche Energiewende unter Einbeziehung des Verkehrs
vorstellen. wd
Unsere Partner
5Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
von thermischer zu elektrischer Leistung je nach Gerät
bzw. Hersteller variiert. Die derzeit am Markt erhältlichen
Anlagen erreichen dabei durchweg Gesamtwirkungsgra-
de von 85 % und mehr.
Zahlreiche Zwischenfragen belegten das hohe Interesse
der Teilnehmer, unter denen das Handwerk und Energie-
berater besonders zahlreich vertreten waren. Vor allem die
Haltbarkeit und die Wirtschaftlichkeit der Systeme wurden
diskutiert. Die Teilnehmer erfuhren, dass bei den BlueGen-
Geräten die in der Vergangenheit eingesetzten Brennstoff-
zellen-Stacks in der Regel nach zwei Jahren ausgetauscht
wurden, wenn der elektrische Wirkungsgrad auf 50 %
gesunken sei. Bei neueren Stacks, die in den aktuellen
BlueGen-Geräten verbaut seien, könne aber bereits von
einer Lebensdauer von fünf Jahren ausgegangen werden.
Die Kosten für den Austausch seien durch den obligato-
rischen Wartungsvertrag abgedeckt. Es herrsche Zuver-
sicht, dass die Lebensdauer zukünftig noch weiter erhöht
werden könne.
Abschließend stellte Klaus Gütling vom Hessischen
Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landes-
entwicklung sowohl die Aktivitäten des Landes als auch
das Technologieeinführungsprogramm des Bundes für
Brennstoffzellen-Heizgeräte vor. „Ohne einen Ausbau der
KWK wird die erforderliche Effizienzsteigerung im Wär-
mebereich kaum zu schaffen sein“, sagte Gütling. Daher
habe das Land Hessen bereits im Jahr 2014 insgesamt 44
brennstoffzellenbasierte Mikro-KWK-Anlagen mit Landes-
mitteln gefördert. Nun setze das hessische Wirtschaftsmi-
nisterium die Unterstützung für diese innovative Techno-
logie mit einem Beratungsprogramm fort, welches über
das im August 2016 gestartete Technologieeinführungs-
programm mit der Möglichkeit zur Gewährung von Inves-
titionszuschüssen über die Kreditanstalt für Wiederaufbau
(KfW) informiert. So sollen etwa die an der Anschaffung
eines Brennstoffzellensystems beteiligten Akteure wie
z. B. Handwerker, Architekten oder Energieberater in die
Lage versetzt werden, ihre Kunden kompetent zu beraten,
damit sich künftig mehr Haushalte für Brennstoffzellen-
Heizgeräte entscheiden.
(Pressemitteilung der Hessen Agentur vom 2. November 2016)
10 Jahre NIP – Blick zurück und voraus
Wasserstoff und Brennstoffzelle sind Schlüssel-
technologien für die Energiewende. Im Rahmen
einer hochrangingen Konferenz in Berlin wur-
de am 14. Und 15. Dezember 2016 unter Be-
teiligung von Bundesverkehrsminister Ale-
xander Dobrindt Bilanz gezogen. Kernziele
der ersten Phase (2008 – 2016) des Nationa-
len Innovationsprogramms (NIP) waren die Be-
schleunigung der Marktvorbereitung durch
Systemerprobung im Alltag, der Aufbau von Wert-
schöpfungsketten und -anteilen in Deutschland
sowie die Technologieführerschaft und Umset-
zung der Technologie in Deutschland.
Bund und Industrie investierten über die Laufzeit
des Programms 1,4 G€ in den Aufbau und die
Markterprobung der Technologie. 500 M€ stellte
das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruk-
tur (BMVI) im NIP zur Verfügung. 200 M€ kamen aus dem
Energieforschungsrahmenprogramm des Bundesmini-
steriums für Wirtschaft und Technologie. Die Industrie
beteiligte sich mit eigenen Mitteln in Höhe von 700 M€.
Der große Saal des Bundesverkehrsministeriums war gut gefüllt (Fotos: DWV)
6 ISSN 1619-3350
Politisch und strategisch wird das NIP
von den Bundesministerien für Umwelt
(BMUB) sowie Bildung und Forschung
(BMBF) unterstützt.
Es ging wahrhaftig nicht alles glatt in
diesen zehn Jahren. 2006 wurde das
Programm vom damaligen Bundesver-
kehrsminister Tiefensee angekündigt,
daher auch das Jubiläum jetzt, obwohl
es bis zur Gründung der NOW dann noch
eine ganze Weile dauerte. Die Geldflüsse
verhakten sich zuweilen, es gab die übli-
chen Hindernisse bei den verschiedens-
ten Projekten usw. Abstriche mussten
gemacht werden. So hieß es Mitte 2012,
bis Ende 2015 würden 50 öffentliche
Tankstellen im Rahmen des CEP-Pro-
gramms zur Verfügung stehen; davon
sind wir heute noch ein Stück entfernt.
Die Verfügbarkeit der existierenden Sta-
tionen kann noch ganz erheblich verbes-
sert werden.
Wer bei einem Programm dieser Grö-
ßenordnung von Problemen überrascht
ist, der ist natürlich total lebensfremd.
Die Schwierigkeiten ändern aber nichts
daran, dass NIP insgesamt gesehen eine
bemerkenswerte Erfolgsgeschichte ist.
Ohne NIP wäre Deutschland auf diesem
Gebiet nicht führend in Europa und auch
kein Mitglied der globalen Spitzengrup-
pe. Immer wieder waren Besucher aus
anderen Ländern da und wollten wissen:
„Wir macht ihr das?“ Es sei den Vertre-
tern des Projekts daher gegönnt, dass
sie bei der Konferenz eher die Erfolge
herausstellten als die Probleme. Denen
werden sie im grauen Alltag schon früh
genug wieder begegnen.
In mehr als 650 Einzelprojekten und diversen Industrie-
vernetzungsinitiativen wurde die Wasserstoff- und Brenn-
stoffzellentechnologie im NIP signifikant weiterentwickelt.
Die einzelnen Projekte entfielen auf die Programmberei-
che Verkehr und Infrastruktur (50 %), stationäre Brenn-
stoffzellen (30 %) und spezielle Märk-
te (20 %). Die Umsetzung der Projekte
fand zu großen Teilen in so genann-
ten Leuchtturm-Projekten statt: Clean
Energy Partnership (Mobilität), Callux
(stationäre Brennstoffzellen in der Hau-
senergie), e4ships (Brennstoffzellen im
maritimen Bereich), Clean Power Net
(unterbrechungsfreie, netzferne Strom-
versorgung mit Brennstoffzellen) und
HyTrustPlus (Akzeptanz von Wasser-
stoff). Jenseits der Leuchtturm-Projekte
waren zahlreiche weitere Unternehmen
und wissenschaftliche Einrichtungen
am NIP, Phase 1, beteiligt. Heute be-
steht, nicht zuletzt aufgrund des stabi-
len Rahmens des NIP, in Deutschland
eine entsprechende Branche aus über
500 Unternehmen und Forschungsein-
richtungen.
Das NIP wird im Rahmen des Regie-
rungsprogramms „Wasserstoff- und
Brennstoffzellentechnologie 2016 – 26“,
welches vom Bundeskabinett am 28.
September 2016 verabschiedet wurde,
fortgeführt. Zunächst bis 2019 stellt das
BMVI dafür Fördermittel in Höhe von 250
M€ zur Verfügung. Die Programmkoordi-
nation verantwortet auch weiter die Na-
tionalen Organisation Wasserstoff- und
Brennstoffzellentechnologie (NOW). Die
NOW wird ab 2017 ein erweitertes Ge-
schäftsfeld haben, zu dem neben den bis-
herigen Themen NIP und batterie-elektri-
sche Mobilität auch die Programmumset-
zungen Infrastruktur für Elek tromobilität
und Fortentwicklung der Mobilitäts- und
Kraftstoffstrategie zählen.
Eine wichtige Rolle bei der Konferenz spielte die Mobilität,
und daher wurden auch die Erfolge des Leuchtturmpro-
jekts Clean Energy Partnership (CEP) herausgestellt. Das
Fazit aller Arbeitsgruppen ist sehr positiv: die Dekarboni-
sierung des Verkehrssektors ist mit Wasserstoff möglich.
Mehr noch: Die emissions- und geräuscharme Mobilität
mit Wasserstoff ist bereits heute Realität. „Gemeinsam ha-
Hausherr Alexander Dobrindt rief eine Zeitenwende für die Mobilität aus
Gut lachen hat man, wenn man eine Erfolgsbilanz wie NIP und NOW vor-weisen kann, präsentiert von NOW-Geschäftsführer Klaus Bonhoff
Auch das ist Elektromobilität, aber damit konnte man nicht fahren. Das Wetter war auch nicht danach.
7Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
ben wir unser wichtigstes Ziel erreicht: Wasserstoff ist zu
einem Kraftstoff geworden, der einen bedeutenden Bei-
trag zur Energiewende leisten wird. Die Projektpartner ha-
ben durch industrielle Forschung und Entwicklung auf den
verschiedensten Gebieten hierzu beigetragen“, so Tho-
mas Bystry, Vorsitzender der CEP.
Dank einer kurzen Betankungszeit und großer Reichweiten
hat die Brennstoffzellentechnologie überzeugt. Die Kosten
des Antriebsstrangs wurden durch intensive Forschungs-
arbeit um 75 % reduziert.
2016 waren bereits 250
wasserstoffbetriebene
Brennstof fzel lenfahr-
zeuge auf Deutschlands
St raßen unter wegs.
Mit dem Honda FCX
Clarity, dem Hyundai ix35 Fuel Cell sowie dem Toyota
Mirai sind bereits drei Serienmodelle erhältlich. Im Früh-
jahr 2017 wird ein neues Brennstoffzellenmodell von
Honda in Deutschland erwartet, der Clarity Fuel Cell.
CEP-Partner Daimler kündigte für 2017 mit dem SUV GLC
F-Cell ebenfalls ein neues H2-Serienmodel an. Darüber
hinaus werden in mehreren Regionen bereits mit Erfolg
Busse im öffentlichen Personennahverkehr eingesetzt.
Der Ausbau einer flächendeckenden H2-Infrastruktur in
Deutschland schreitet voran: In einer ersten Aufbauphase
werden 50 Wasserstoff-Stationen gebaut. Nach Berlin,
Hamburg, Stuttgart, München und Düsseldorf wurden
jüngst in Ulm, Metzingen, Offenbach, Münster und Geisin-
gen neue Tankstellen eröffnet. Mit der Standardisierung
von Komponenten wurden die Wasserstoffstationen 50 %
kostengünstiger sowie platzsparender, sodass sie heute
flexibel in die Grundlayouts bestehender Tankstellen inte-
griert werden können. Zudem konnten ein unkomplizierter
Zugang zu den Zapfsäulen, ein Karten- und Abrechnungs-
system sowie ein online abrufbares Verfügbarkeitssystem
realisiert werden. Während der Laufzeit des NIP hat sich
der Wasserstoffabsatz an den Tankstellen verdoppelt. Ab
2017 wird die CEP den Infrastrukturausbau in die Hände
der H2 Mobility Deutschland geben.
(Pressemitteilungen von NOW und CEP vom 14. bzw. 15. Dezember 2016)
Und vor der Tür standen Brennstoffzellenautos verschiedenster Marken für Probefahrten bereit
Ein gewisser Monsieur Jules Verne tauchte auf und bestand (in akzent-freiem Hessisch) darauf, er habe das alles ja schon längst gewusst!
Allgemeines
Von Hannover nach Las Vegas
Der Gemeinschaftsstand „Wasserstoff + Brennstoffzellen
+ Batterien“, der jedes Jahr im Rahmen der Hannover
Messe stattfindet, ist Ihnen bestens bekannt. Falls Sie
noch nicht selbst da waren (unverzeihlich!), dann jeden-
falls aus den regelmäßigen Berichten hier in den DWV-
Mitteilungen. In Europa gibt es nichts Vergleichbares, in
Asien die International Hydrogen & Fuel Cell Expo, die im-
mer Ende Februar / Anfang März in Tokio stattfindet. Und
Nordamerika?
Da gibt es bisher überhaupt nichts in der Art, aber die
Rettung naht. Mit der Hydrogen + Fuel Cells NORTH
AMERICA organisiert die Deutsche Messe AG erstmals
eine Energieveranstaltung in den USA. Sie wird parallel
zur Solar Power International (SPI) vom 10. bis zum 13.
September 2017 im Mandalay Bay Convention Center in
Las Vegas ausgerichtet. Die SPI ist mit 650 Ausstellern
und 18.000 Besuchern die größte Solarmesse Nordame-
rikas. Innerhalb der SPI findet mit der Energy Storage
International zugleich Nordamerikas größte Energie-
8 ISSN 1619-3350
speicher-Veranstaltung statt. Somit geht es neben den
reinen Solarthemen auch um Energiespeicherung und
Microgrids. „Damit ergänzt die Hydrogen + Fuel Cells
NORTH AMERICA die Solar Power International in idealer
Weise, denn Wasserstoff- und Brennstofftechnologien
gewinnen im Zusammenspiel mit den erneuerbaren Ener-
gien zunehmend an Bedeutung“, sagt Benjamin Low,
Abteilungsleiter HANNOVER MESSE Energy bei der
Deutschen Messe AG.
2016 präsentierten sich auf dem Gemeinschaftsstand in
Hannover mehr als 160 Unternehmen aus 25 Ländern.
Darunter waren auch eine ganze Reihe aus den USA auf
einem eigenen kleinen Gemeinschaftsstand im großen
Gemeinschaftsstand. „Dieser internationalen Communi-
ty bieten wir nun eine neue Plattform im attraktiven US-
Markt“, ergänzt Low.
Und falls Sie es noch nicht geahnt haben … organisiert
wird die Veranstaltung von Hannover Fairs USA in Koope-
ration mit Tobias Renz FAIR, also der bewährten Mann-
schaft, die sich seit 1995 den Stand in Hannover macht.
Aber vorher wollen wir Sie vom 24. bis zum 28. April in
Hannover sehen! Sie können auch wieder von uns kosten-
lose Eintrittskarten bekommen. Näheres dazu zu gegebe-
ner Zeit per E-Mail.
(Pressemitteilung der Deutschen Messe vom 24. November 2016)
Hindernisse erkennen – und beseitigen
18 nationale Organisation aus 17 Mitgliedsstaaten der EU
und Norwegen als assoziiertem Staat wollen, koordiniert
durch Hydrogen Europe, den regulatorischen und recht-
lich-administrativen Hindernissen für die Stärkung der
Wasserstoffwirtschaft auf den Grund gehen. Dabei spie-
len sowohl die Antrags- und Genehmigungsprozesse als
auch die rechtlichen Regelungen in den Staaten und die
Fragen der Normung eine Rolle. Das Projekt will sich also
nicht nur mit der Frage des europäischen rechtlichen
Rahmens beschäftigen. Vielmehr geht es auch um die
nationalen, regionalen und lokalen Hemmnisse bei der
Umsetzung von Wasserstoff lösungen jedweder Art. Erst-
mals wird es also – den Erfolg des Projekts vorausgesetzt
– einen europaweiten Überblick geben, der es uns in
Zukunft gestatten wird, vergleichend die den Wasserstoff-
bereich tangierenden Regelungen zu beschreiben und zu
diskutieren.
Die Vergleichbarkeit und Transparenz der Ergebnisse soll
durch die methodische Struktur gewährleistet werden, die
unter der Koordinierung der niederländischen Kollegen
von NEN, dem nationalen Normungsinstitut der Nieder-
lande, gesichert werden. Der DWV wird in der „Core
Group“ der am weitesten fortgeschrittenen Länder mitar-
beiten und seine Kompetenz einbringen. In nationalen
Erhebungen, die in eine gemeinsame Datenbank einge-
speist werden, wird die Grundlage für Empfehlungen an
die nationale Politik und sektorale Empfehlungspapiere
gelegt. Diese Daten sollen dann in eine pan-europäische
Analyse einfließen, die auch einen übernationalen Refe-
renzrahmen unterlegen soll. Die Arbeit wird von einer
Industriegruppe aus 20 namhaften Unternehmen unter-
stützt, die sich durch vielfältige Erfahrungen auf dem Feld
der Wasserstoffwirtschaft auszeichnet.
Die Datenbank der regionalen, nationalen und europawei-
ten regulatorischen und rechtlich-administrativen Rahmen-
bedingungen, einschließlich der sich daraus ergebenden
Hemmnisse für die weitere Entwicklung der Wasserstoff-
anwendungen, wird zukünftig eine wichtige Grundlage für
die Diskussion und Durchsetzung von wasserstofffreund-
lichen Rahmenbedingungen sein. Die Zusammenarbeit der
nationalen Organisationen aus 18 euro päischen Staaten
sowie die Unterstützung durch die Industrie im Rahmen
von Hydrogen Europe unterstützt den Anspruch des
Wasserstoffsektors, nicht mehr als eine technologische
Nische aufzutreten, sondern als ein ernst zu nehmender
Bestandteil der Energiewende in Europa.
Der DWV wird als Projektpartner seine Mitglieder über
den Fortschritt des Projekts informieren und auf die Kom-
petenz im Verband für das Projekt zurückgreifen.
9Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Globale Normung macht Fortschritte
Alle Welt hält Normen, besonders globale Normen, für die
Wasserstofftechnologie für wichtig. Aber sie zu machen
ist ein mühseliges und nicht besonders schnelles Ge-
schäft. Viel Zeit geht für Formalismen drauf. Jeder, der
schon mal bei ISO, CEN oder anderswo daran beteiligt
war, weiß das. Auch bei ISO TC 197 „Hydrogen Technolo-
gies“ ist das nicht anders. Das ändert aber nichts daran,
dass dieses Gremium weltweit die Führungsrolle bei der
Erstellung solcher Normen spielt. Auch die CEN wird in
erster Linie Normen der ISO übernehmen und bei Bedarf
an die europäischen Verhältnisse anpassen, denn die Was-
serstoff- und Brennstoffzellentechnologie wird nur dann
Erfolg haben, wenn sie weltweit eingeführt wird und nicht
nur auf einem Kontinent, ganz zu schweigen von Sonder-
wegen eines einzigen Landes.
Das jüngste Plenum von ISO TC 197 fand am 8. und 9.
Dezember im nordholländischen Egmond aan Zee statt.
Schon eine volle Woche vorher allerdings gab es zum Teil
am gleichen Ort, zum Teil in Amsterdam Sitzungen der der-
zeit aktiven Arbeitsgruppen. Die Ergebnisse wurden dann
beim Plenum präsentiert. Eine zentrale Rolle spielt derzeit
die Normung der Wasserstoff-Tankstellen. Eine ganze Reihe
von Gruppen beschäftigt sich mit verschiedenen Kompo-
nenten solcher Stationen, und eine mit den allgemeinen
Anforderungen. Die Arbeit läuft gut und schwenkt in die
Zielgerade ein. Das ist auch gut so, denn die Europäische
Kommission wartet auf Normen, auf die sie in ihren ein-
schlägigen Richtlinien Bezug nehmen kann.
Ebenfalls zum Programm eines solchen Komitees gehören
die Durchsicht der bestehenden Normen und sonstigen
Papiere auf Revisionsbedarf. Manches, war nicht mehr zeit-
gemäß ist, wird auch zurückgezogen. Auch gibt es Berich-
te von anderen Komitees oder sonstigen Organisationen,
mit denen eine Partnerschaft besteht.
Da die ISO eine Weltorganisation ist, rotiert der Ort der
Plenarsitzungen eines solchen Komitees über die Konti-
nente. Das nächste Treffen wird Anfang Dezember im
südchinesischen Foshan (nahe Kanton) stattfinden, für 2018
ist Vancouver im Gespräch.
links: Glen Sheffler (USA, rechts) und Nick Hart präsentieren die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu den allgemeinen Anforderungen an Wasserstoff-Tankstellen
rechts: Sie kommen doch … ? Für 2017 wurden die Teilnehmer nach Foshan in Südchina eingeladen
Mit 65 Teilnehmern gut gefüllt und international besetzt war der Sitzungs-raum beim Plenartreffen des ISO TC 197 (Bilder: DWV)
10 ISSN 1619-3350
Alles so wie sonst, nur das Tanken nicht
3.150 km legte Hanno Boblenz, Chefredakteur der Zeitschrift
Firmenauto, zwischen dem 7. und dem 11. November mit
einem Toyota Mirai zurück. Die Fahrt führte ihn von Stutt-
gart über Hamburg, Fehmarn, Kopenhagen, den Öresund,
Göteborg, Oslo, Frederikshavn (Dänemark) und wieder Ham-
burg nach Köln, wo er das Auto bei Toyota wieder abgab.
Vom Auto war er sehr angetan. Zu diesem Thema konnte
er kaum etwas schreiben, denn der Wagen machte alles
mit, auch einen Wintereinbruch in Hamburg. „Er funktio-
niert einfach immer und fährt sich unspektakulär. Aber
das ist eben das Spektakuläre am Toyota Mirai.“
Aufregender gestaltete sich die Suche nach den Tankstel-
len. Natürlich wusste er vorher, wo die waren, aber dann
war manchmal eine kurzfristig geschlossen, weil die Tanks
alle oder irgendwelche Komponenten kaputt oder wegen
Winterwetters nicht bedienbar waren. Dadurch kam der
Fahrplan gelegentlich unter die Räder. Es gibt für den Fah-
rer Programme, mit denen er auf dem Smartphone sehen
kann, wo die nächste Station ist, aber was hilft das, wenn
die Informationen veraltet sind.
Immerhin: liegengeblieben wegen Spritmangels ist er nie,
auch wenn er zuweilen auf dem letzten Loch pfiff. „Knapp
400 Kilometer Reichweite (pro Tankfüllung) sind bei
defensiver Fahrweise und Autobahntempo 120 km/h drin.
Unser Durchschnittsverbrauch über 3.150 Kilometer bei
Durchschnittstempo 78 km/h: 1,2 Kilo H2/100 km. Kosten-
punkt: Rund 11,50 Euro brutto/100 km.“ Außerdem
wurden die kurzen Tankzeiten sehr positiv vermerkt. In
drei Minuten sind die Tanks voll, während Tesla-Besitzer
trotz Schnell ladesäule mindestens eine halbe Stunde
totschlagen müssen, bevor es auf die nächsten 300 km
geht. Der Mirai macht mit einer Tankfüllung 400, auch un-
ter den Bedingungen einer realen Fahrt mit viel Autobahn.
Unterm Strich: Auto prima, Tankstellennetz optimierungs-
fähig. In Dänemark klappte es am besten. Mehr Tank-
stellen, selbstverständlich, mehr davon in der Nähe der
Autobahn und mehr Benutzerfreundlichkeit werden ge-
wünscht.
Mobile Anwendungen
Bosch legt vor
Beim Entwicklungszentrum von Bosch in Abstatt, nahe Heil-
bronn, wird kräftig gebaut. Mit einem Aufwand von 75 M€
wird ein Wasserstofflabor für die Weiterentwicklung der
Brennstoffzelle gebaut. Bosch will an der Spitze mitmischen,
denn man sieht dort eine große Zukunft für diese Technik,
und auch bei den Autobauern tue sich oft mehr als öffentlich
bekannt, hieß es von Unternehmensvertretern. Und da ja ein
Brennstoffzellenauto im Wesentlichen ein Elektroauto sei,
sieht man bei Bosch ein großes Tätigkeitsfeld für das Haus.
(Heilbronner Stimme vom 8. Dezember 2016)
Brennstoffzellenfähre auf der San Francisco Bay?
Fahrzeuge mit Wasserstoff und Brennstoffzellen sind auf
den Straßen Kaliforniens nicht mehr gar so selten, auf
seinen Gewässern aber durchaus noch. Dabei spielen Fäh-
ren und Ausflugsboote besonders im Gebiet von San Fran-
cisco eine große Rolle. Die Reederei Red and White Fleet
hat zusammen mit einer ganzen Reihe von Behörden und
Forschungseinrichtungen sowie privaten Partnern eine
Machbarkeitsstudie fertiggestellt. Frage: Wie baut man eine
Fähre für Pendler, die 35 Knoten (65 km/h) macht, 150 Pas-
sagiere trägt und pro Tag vier Fahrten von mehr als 90 km
Länge macht? Und ein Schiff hat eine Lebensdauer von 40
bis 50 Jahren, weit länger als ein Auto. Wo könnte das Schiff
tanken? Es hätte einen Wasserstoffbedarf von etwa 2 t pro
Tag, was eine normale Tankstelle für Autos hoffnungslos
überfordern würde.
11Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Plausch an Ort und Stelle
Die e-mobil Baden-Württemberg veranstaltete am 22.
November einen Informationsaustausch zum Thema Was-
serstoff und Brennstoffzellen im Verkehr unter dem Titel
„Werkstattgespräch“. Das war nicht nur ein Etikett: Die Ver-
anstaltung fand in einem Nürtinger Autohaus statt, in der
unter anderem die Mercedes-Benz Citaro Brennstoffzellen-
Hybrid-Busse der Stuttgarter Straßenbahnen repariert und
gewartet werden.
Eingeladen (und auch gekommen) waren Tankstellen-
hersteller und -betreiber (Linde, Netze BW), Fahrzeugher-
steller (Daimler) und private und öffentliche Nutzer von
Brennstoffzellen-PKW und -Bussen. Insgesamt waren es
80 Teilnehmer.
Die technische Eignung der Fahrzeuge aller Größen ist
längst bewiesen. Die Probleme liegen heute anderswo.
„In Baden-Württemberg hat sich in den vergangenen
Jahren viel in der Wasserstoff- und Brennstoffzellentech-
nik bewegt“, sagte der Staatssekretär im baden-württem-
bergischen Umweltministerium Dr. Andre Baumann. „Aber
es muss auch klar gesagt werden, dass wir dringend an
Geschwindigkeit zulegen müssen.“ „Elektromobilität leis-
tet nur dann einen Beitrag zum Klimaschutz, wenn der
Markthochlauf beherrscht und zügig umgesetzt wird“,
ergänzte Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW,
der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzel-
lentechnologie. „Die Kosten müssen durch industriali sierte
Prozesse und verbesserte Verfahren sinken. Die Marktver-
fügbarkeit und Stückzahlen der Brennstoffzellenfahrzeuge
und insbesondere die Zuverlässigkeit der Infrastruktur
müssen weiter wachsen“, sprach er die Kernprobleme an.
Das Fazit: Sowohl die Fahrzeuge als auch die Tankstellen
haben noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen, die auftre-
tenden Herausforderungen könnten aber gelöst werden.
Durch gemeinsame Anstrengungen diverser Industrieun-
ternehmen im Rahmen von Verbünden wie der CEP und
H2Mobility werde das Henne-Ei-Problem angegangen, um
die Wasserstoff-Infrastruktur aufzubauen und Fahrzeuge
anzubieten. Auch das Ministerium für Umwelt, Klima und
Energiewirtschaft Baden-Württemberg unterstützt finan-
ziell diese Technologie im Hinblick auf deren Potential zur
Emissionsvermeidung. Staatssekretär Baumann sagte
dazu: „Ohne Brennstoffzellen wird es nicht gehen. In der
Politik setzen wir die nötigen Rahmenbedingungen für
Forschung und Entwicklung, die Landesagentur e-mobil
Baden-Württemberg und ihre Partner vernetzen das Know-
how und die Erfahrungen. Daraus entsteht ein Netzwerk,
das in er Lage ist, die Herausforderungen für die breite
Nutzung der Brennstoffzellentechnologie zu meistern.“ Aus
der Vision kann somit Realität werden.
(Pressemitteilung von e-mobil BW vom 23. November 2016
Herausgekommen ist ein Boot in Katamaran-Bauweise mit
flüssigem Wasserstoff als Treibstoff. Technisch ginge es
durchaus. Das Problem: der Bau eines solchen Bootes wäre
2,5- bis 3mal so teuer wie der eines normalen, und der
Betrieb wäre 3 – 5mal so teuer. Aber neue Fördermittel
ermöglichen jetzt Untersuchungen, wie die Kosten redu-
ziert werden könnten.
Jedenfalls hat das Kind schon einen Namen: SF Breeze.
(East Bay Times vom 14. November 2016
Auf zwei Beinen steht man besser
Lange Zeit hatte sich Toyota allein der Brennstoffzelle ver-
schrieben, wenn es um alternative Antriebe ging. Nun hat
man offenbar beschlossen, dass man auf einem Bein
alleine doch nicht so gut steht.
Die Toyota Motor Corporation (TMC) entwickelt künftig
Elektrofahrzeuge in einer neuen Unternehmenssparte. Sie
sollte bereits im Dezember 2016 starten und unabhängig
von bestehenden Strukturen arbeiten, um die Einführung
neuer E-Autos voranzutreiben.
Die EV-Geschäftseinheit besteht vorerst aus vier Mitarbei-
tern, jeweils einem von TMC sowie den Zulieferern Toyota
Industries, Aisin Seiki und Denso. Diese flachen Organisa-
tionsstrukturen erlauben unkonventionelle Denkweisen
und Arbeitsprozesse, was wiederum die Projektfortschrit-
12 ISSN 1619-3350
Effizienz amtlich
Wie viele Meilen fährt ein Brennstoffzellenauto vom Typ
Honda Clarity mit einer Gallone Benzin? Blöde Frage, es
springt gar nicht an, aber in den USA vergibt die Umwelt-
behörde EPA für alle Fahrzeuge eine solche Klassifizie-
rung. Bei uns fragt man nach Litern pro 100 km, in den
aufrührerischen Kolonien drehen sie die Sache um.
Also: der Clarity fährt 366 Meilen (589 km) mit einer Tank-
füllung. Nach vermutlich vielem Rechnen kam die EPA auf
eine Reichweite von 68 Meilen pro Gallone. Klar, man darf
das nicht wörtlich nehmen, aber es ist eine nützliche Ver-
gleichsgröße. Die Zahl bedeutet, dass der Clarity unter
den in den USA gehandelten elektrischen Autos ohne
Verbrennungsmotor das effizienteste ist. Auch alle ande-
ren batterie- und brennstoffzellenelektrischen Autos hat
er damit hinter sich gelassen.
Für Ende 2016 plante Honda die Einführung einer überar-
beiteten Variante des Clarity. Der Motor wird kleiner und
soll komplett unter die Haube passen, was mehr Platz im
Innenraum lässt. Der Stack ist im 33 % kleiner, dafür ist
die Leistungsdichte um 60 % angestiegen.
(Honda-Pressemitteilung vom 24. Oktober 2016
Saubere Busse für Europa
Mit dem Jahreswechsel endete das europäische Projekt
CHIC (Clean Hydrogen in European Cities). Über sechs
Jahre hinweg wurde eine Flotte von Brennstoffzellenbus-
sen und ein Netz von Tankstellen in verschiedenen Städ-
ten in Europa und auch an einem Ort in Kanada betrieben.
Es ist nachgewiesen worden, dass solche Busse eine funk-
tionierende Lösung für Städte bieten, die ihren öffent-
lichen Nahverkehr dekarbonisieren, ihre Luft verbessern
Kia kommt 2020
Kia, die Tochter des koreanischen Hyundai-Konzerns, will
zusammen mit der Mutterfirma der zweitgrößte Verkäu-
fer von grünen Autos werden, nach Toyota. Es soll mehr
Hybride, Plugin-Hybride und Batterieautos geben sowie
auch Brennstoffzellenfahrzeuge. Kias Europachef Micha-
el Cole sagte, das erste davon werde um 2020 herum in
die Produktion gehen. Er bestätigte damit Verlautbarun-
gen, die bereits vor einem Jahr aus seinem Haus zu hören
waren (DWV-Mitteilungen 1/16, S. 8).
Die technische Basis des Fahrzeugs wird voraussichtlich
der Antriebsstrang werden, den Hyundai in Kürze in die
zweite Generation seiner Brennstoffzellenautos einbauen
wird. Dieses Fahrzeug soll zu den Olympischen Winter-
spielen 2018 in Südkorea vorgestellt werden.
(Green Car Reports, 27. Oktober 2016)
te und die Einführung neuer Produkte beschleunigt. Das
haus eigene Joint-Venture kann auf das technologische
Know-how und die Ressourcen des Toyota-Konzerns zu-
rückgreifen.
Toyota möchte seinen Kunden jederzeit das richtige Fahr-
zeug für die richtige Gelegenheit bieten. Statt sich auf eine
Technik zu konzentrieren, entwickelt der japanische Auto-
mobilhersteller deshalb verschiedene umweltfreundliche
Autos – von Hybrid- und Plug-in-Hybridmodellen über
Brennstoffzellenfahrzeuge bis hin zu reinen Batterieautos.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Brennstoffzellenfahr-
zeugen wie dem Toyota Mirai, weil sie nach Ansicht des
Konzerns das derzeit perfekte „Öko-Auto“ sind. Sie weisen
zum Beispiel ähnliche Reichweiten und Tankzeiten auf wie
konventionell angetriebene Autos. Die weltweit unter-
schiedliche Infrastruktur und Energieversorgung sowie die
zunehmend strengeren Regularien, die den Einsatz emis-
sionsfreier Autos unterstützen, erfordern jedoch eine brei-
te Modellpalette für die verschiedensten Situationen. Aus
diesem Grund hat Toyota die neue EV-Sparte gegründet.
(Pressemitteilung vom 17. November 2016)
13Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Toyota und die dicken Brummer
Toyota möchte gerne schwere LKW mit Brennstoffzellen
ausstatten, um auch hier Null-Emissionslösungen anbieten
zu können. Nach Angaben von Firmenvertretern sind der-
artige Studien im Gange; Ergebnisse würden in den kom-
menden Monaten bekanntgegeben werden.
(TruckingInfo.com vom 22. November 2016
Neue Hondas für Europa
Die ersten Exemplare von Hondas neuem Typ Clarity Fuel
Cell sind Anfang Dezember 2016 in Europa eingetroffen.
Sechs der Fahrzeuge werden in London und Kopenhagen
an dem Demonstrationsprojekt HyFIVE teilnehmen, das
vom Fuel Cell and Hydrogen Joint Undertaking (FCHJU) der
EU unterstützt wird.
Das Projekt soll die Wahrnehmung der Technologie und
ihre Annahme in Europa fördern. Am Ende sollen 185 Fahr-
zeuge von fünf Herstellern bei privaten und öffentlichen
Kunden in Österreich, Dänemark, Deutschland, Italien,
Schweden und Großbritannien laufen.
(Honda-Pressemitteilung vom 7. Dezember 2016)
und den Lärm auf den Straßen vermindern wollen.
Ohne Mühe funktioniert das aber nicht. Es gibt Hindernis-
se bei Kosten, technischer Verfügbarkeit und Zulassung.
Der Endbericht enthält Empfehlungen für alle Beteiligten
(Busbetreiber, Techniklieferanten, öffentliche Stellen), wie
damit umzugehen ist. Er steht auf der Website des Pro-
jekts zur Verfügung (www.chic-project.eu).
(Pressemitteilung vom 30. November 2016)
Toyota expandiert in China
Der chinesische Markt ist riesig, hat aber seine eigenen Ge-
setze. Vor allen Dingen werden elektrische Antriebe von
der chinesischen Regierung massiv gefördert.
Toyota erweitert daher seine Forschungs- und Entwick-
lungseinrichtungen im Reich der Mitte. Neben der Moder-
nisierung bestehender Anlagen sollen unter anderem neue
Labore gebaut sowie Zentren für Evaluierung und Tests mit
Batterien alternativ angetriebener Fahrzeuge geschaffen
werden. Auch die Teststrecken unweit der Standorte wer-
den verbessert. Die Maßnahmen sollen Ende 2018 abge-
schlossen sein. Außerdem laufen bereits Vorbereitungen
für Demonstrationsfahrten mit Brennstoffzellenfahrzeugen
in China sowie Studien zur Einführung von reinen Elektro-
fahrzeugen. Gerade aufgrund des zunehmenden Wett-
bewerbs und der stetig strengeren Regularien für Kraft-
fahrzeuge erweitert Toyota seine Forschungs- und
Entwicklungseinrichtungen, um die technologischen Ent-
wicklungsmöglichkeiten auszubauen und so noch bessere
Autos zu bauen.
(Pressemitteilung vom 23. November 2016
Trolleybusse für Riga mit Brennstoffzelle
Ballard hat ein Lieferabkommen mit dem polnischen Bus-
hersteller Solaris Bus & Coach getroffen. Zunächst sollen
2017 zehn Stacks geliefert werden. Sie sollen als Range
Extender in Trolleybusse eingebaut werden, die in Riga
verkehren. Dadurch können diese auch auf Strecken ohne
Oberleitung fahren.
(Ballard-Pressemitteilung vom 29. November 2016)
14 ISSN 1619-3350
Wasserstoff-LKW soll auf Amerikas Straßen
Die in Salt Lake City (Utah, USA) ansässige Firma Niko-
la Motors stellte am 1. Dezember einen Prototypen eines
Brennstoffzellen-LKW vor. Der Strom für den Elektromo-
tor kommt aus einer speziellen Lithium-Ionen-Batterie, die
während der Fahrt von einer Brennstoffzelle geladen wird.
Die Reichweite soll zwischen 1.300 und 1.900 km betragen.
Der Motor leistet 750 kW.
Das Fahrzeug soll über ein Leasing-Modell vertrieben wer-
den. Zum Vertrag gehören Wasserstoff nach Belieben,
Garantie und Inspektionen für sechs Jahre. Nach Anga-
ben des Unternehmens liegen bereits Anfragen im Wert
von 3 G$ vor.
Über den Produktionsort für die Busse soll im ersten
Halbjahr 2017 entschieden werden. Ab Januar 2018 will
Nikola Motors mit dem Aufbau eines eigenen Tankstellen-
netzes beginnen.
Nikola Motors ist ein Unternehmen, das auf elektrische
Fahrzeuge aller Art und deren Komponenten spezialisiert
ist. Der Name geht auf Nikola Tesla zurück, einen serbisch-
stämmigen Wissenschaftler und Ingenieur, der in den USA
zahlreiche wichtige Arbeiten auf dem Gebiet der Elektro-
technik leistete.
(Pressemitteilung vom 1. Dezember 2016)
Blick auf den Nikola One von halb hinten (Bild: Nikola Motors)
Honda geht in den kalifornischen Markt
Der Toyota Mirai und der Hyundai Tucson Fuel Cell sollen
nicht die einzigen Brennstoffzellenautos auf den Straßen
Kaliforniens sein, meint Honda. Ungefähr ab dem Jahres-
wechsel wird das Modell 2017 des Honda Clarity Fuel Cell
im Rahmen von Leasingverträgen erhältlich sein. Die Rate
soll 369 $ betragen, die Laufzeit der Verträge drei Jahre.
Bei Abschluss ist eine Einmalzahlung von 2.500 $ erfor-
derlich. Dafür bekommt der Kunde 20.000 Freimeilen pro
Jahr, Wasserstoff für bis zu 15 k$, Pannenhilfe jederzeit und
bis zu 21 Tagesmieten bei Avis, allerdings nur innerhalb
Kaliforniens. In anderen Staaten der USA wird das Auto
nicht angeboten, weil es dort kein hinreichendes Angebot
an Tankstellen gibt.
(Green Car Reports vom 20. November 2016
15Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Plug Powers Zellen in chinesischen Autos
Plug Power, bisher eher im stationären Markt tätig, geht
in China auch ins mobile Geschäft. Wie das Unternehmen
am 6. Dezember bekanntgab, hat es ein Abkommen mit
der Zhangjiagang Furui Special Equipment Co, LTD sowie
einem nicht genannten bedeutenden chinesischen Auto-
hersteller unterschrieben.
Die drei Unternehmen wollen gemeinsam elektrische
Fahrzeuge bauen, die mit einer von Plug Power für diesen
Zweck entwickelten Brennstoffzelle ausgestattet sind. Die
Partner wollen außerdem ein Demonstrationsprojekt im
großen Maßstab starten. Bis März 2017 sollen zwei Pro-
totypen für Lieferwagen vorgestellt werden. Kurzfristig
sollen davon 500 abgesetzt werden, wozu auch in der
nordchinesischen Provinz Shanxi ein Tankstellennetz auf-
gebaut wird. Wenn es mit den 500 Fahrzeugen klappt, sol-
len über die nächsten drei Jahre hinweg 13.500 verkauft
werden, außerdem soll das Tankstellennetz weiter ge-
spannt werden.
(Pressemitteilung vom 6. Dezember 2016)
Das Geschäft blüht – besonders in Asien
Gemäß einem Ende November 2016 in Südkorea veröf-
fentlichten Bericht liegen Südkorea und Japan vorn, so
weit es um die internationale Markteinführung von Autos
mit Brennstoff zellen geht. Die USA, China und Deutsch-
land folgen dichtauf. Allerdings scheine der Schwung in
den USA nachgelassen zu haben; die beiden anderen
könnten das Land demnächst hinter sich lassen.
2014 wurden erstmals weltweit mehr als 2 G$ auf diesem
Gebiet umgesetzt. Auch für die Zukunft sehen Experten
ein ansehnliches Wachstum voraus. Das wird auch da-
durch gefördert werden, dass die Autobauer aus den USA,
China und Deutschland in naher Zukunft mit ihren eige-
nen Modellen auftreten und den Asiaten vor allem in ih-
ren eigenen Ländern einen kräftigen Wettbewerb liefern
werden. Was auf diesem Gebiet aus China kommen wird,
weiß man noch nicht so genau, aber dort ist das Wachs-
tum am stärksten, nicht zuletzt dank massiver Förderung
der Regierung, und der Markt ist riesig.
(Pressemitteilung der Business Korea Co. Ltd. vom 28. November 2016)
Auch Toshiba wird wasserstoffmobil
Der Toshiba-Konzern ist zwar nicht im Autogeschäft tätig,
betreibt aber an seinem Standort Fuchu im Westen Tokios
eine Gabelstaplerflotte. Dort wird jetzt von Batterie auf
Brennstoffzelle umgestiegen. Ein Wasserstoff-Gabelstap-
ler ist in wenigen Minuten aufgetankt und kann 24 Stunden
im Einsatz sein, ein klarer Vorteil gegenüber der Batterie.
Kern des Projekts ist ein Exemplar der von Toshiba ent-
wickelten Wasserstoff-Energiestation H2One (siehe un-
sere Meldungen in den DWV-Mitteilungen 1/15 und 4/15).
Die im eigenen Haus gesammelten Erfahrungen werden
genutzt werden, um das System anderen Kunden anzu-
bieten.
Die Kontrolle des Ganzen übernimmt ein ebenfalls im
Hause entwickeltes Energiemanagementsystem namens
H2EMS, das durch Bedarfsvorhersagen den für die Spei-
cherung des Wasserstoffs erforderlichen Platz optimiert.
(cantech letter vom 28. November 2016)
16 ISSN 1619-3350
Erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz eröffnet
Wasserstoff-Tankstellen gab es bisher in der Schweiz
durchaus, wie wir ja erst in der letzten Nummer der DWV-
Mitteilungen berichtet haben („700 bar jetzt auch in der
Schweiz“). Die erste wirklich öffentliche Station in der Eid-
genossenschaft wurde aber am 4. November in Hunzen-
schwil (Aargau) eröffnet. Betreiberin der Station ist der
Handelskonzern Coop. Gleichzeitig hat Coop den weltweit
ersten mit Wasserstoff betriebenen Lastwagen mit Anhän-
ger, welcher die Anforderungen für die Coop-Logistik er-
füllen kann, und zwölf Wasserstoff-Personenwagen vom
Typ Hyundai ix35 Fuel Cell in die eigene Wagenflotte auf-
genommen. Der für den Antrieb notwendige Wasserstoff
wird am wenige Kilometer entfernten Laufwasserkraftwerk
der IBAarau in Aarau CO2- und schadstofffrei durch die H2
Energy AG produziert und an die Coop Mineraloel AG ge-
liefert.
Weitere Wasserstofftankstellen in anderen Schweizer
Regionen sind bereits in Planung. „Wir möchten für die
Zukunft gerüstet sein, denn die Nachfrage nach fossilen
Treibstoffen sinkt, Mobilität wird es aber immer geben. Mit
unserer eigenen Wasserstofftankstelle und den Wasser-
stofffahrzeugen von Coop haben wir beste Voraussetzun-
gen, um mit diesem neuen Treibstoff Erfahrungen zu
sammeln“, äußerte sich Roger Oser, Vorsitzender der
Geschäftsleitung der Coop Mineraloel AG.
Die zwölf Personenwagen werden Mitarbeitenden der na-
hegelegenen Verteilzentrale Schafisheim als Firmenwagen
zur Verfügung gestellt. Der Lastwagen wird ebenfalls in
Schafisheim eingesetzt, und zwar zur Belieferung der
Infrastruktur
Die Tankstelle in Hunzenschwil. Im Hintergrund erkennbar ein Röhrentrailer, der Wasserstoff liefert (Bild: Kessler / Coop)
Läuft gut … von links Leo Ebneter, Leiter Logistik, Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung und Roger Oser, Vorsitzender der Geschäftsleitung Coop Mineraloel AG (Bild: Luethy / Coop)
17Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Die Zapfsäule (Bild: Kessler / Coop)Einer der Wasserstoff-LKW (Bild: Kessler / Coop)
Näher ran an den Bodensee
Wer aus dem Raum Stuttgart in Richtung Bodensee oder
auch weiter nach Süden will, für den liegt die neue Tank-
stelle in Geisingen, Landkreis Tuttlingen, gerade richtig.
Ein weiterer Vorteil des Standortes ist die unmittelbare An-
bindung an das Prüf- und Technologiezentrum der Daim-
ler AG in Immendingen, das sich derzeit im Bau befindet.
Die neue Tanksäule für Wasserstoff steht zwischen den an-
deren Zapfsäulen der Station. „Die Zapfpistole ist ebenso
leicht zu bedienen wie die für Benzin und Diesel“, freut sich
Bettina Kunz, die seit 2014 Pächterin der Shell-Station in
Geisingen ist. Ein Shell-Sprecher sagte: „Wasserstofftech-
nik ist eine vielversprechende Technologie. Wir gehen
davon aus, dass dieser alternative Elektroantrieb ab den
zwanziger Jahren in Märkten wie Deutschland, England,
Benelux und den USA eine immer größere Rolle spielt.“
Thomas Bystry, Vorsitzender der Clean Energy Partner-
ship, würdigt das Engagement der beteiligten Unterneh-
men: „Dank der Zusammenarbeit von Industrie und Bund
in der Clean Energy Partnership haben wir heute in
Deutschland bereits 25 öffentliche Wasserstofftankstellen.
Damit sind wir führend in Europa. Die H2 Mobility Deutsch-
land wird den weiteren Ausbau vorantreiben.“ Baden-
Württemberg ist inzwischen zu einem Musterland für Was-
Ein wenig Frauenpower tut sicher auch dem Wasserstoff gut: Stationsleiterin Monja Kirchgessner und Pächterin Bettina Kunz (Foto: Shell)
Verkaufsstellen der Region Nordwestschweiz-Zent-
ralschweiz-Zürich.
Die 700- sowie 350-bar-Wasserstofftankstelle an der Ge-
werbestraße 1 in Hunzenschwil steht während den Öff-
nungszeiten der Coop Pronto Tankstelle zur Verfügung.
Strategisch zentral gelegen, 500 m ab der Autobahnaus-
fahrt Aarau-Ost, kann mit dem Hyundai ix35 Fuel Cell
(theoretisch) jeder Ort der Schweiz erreicht werden, inklu-
sive Rückfahrt zum Tanken. Der Wasserstoff an der Coop
Pronto Tankstelle kostet 93 Rappen pro 100 g, was bei
einer vollen Tankfüllung (und 600 km Reichweite) Treib-
stoffkosten von ca. 52,45 SFr bzw. 0,08 SFr/km bedeutet.
(Coop-Pressemitteilung vom 4. November 2016)
18 ISSN 1619-3350
Zuwachs im Rhein-Main-Gebiet
Air Liquide und Hyundai haben im Rahmen der Clean Ener-
gy Partnership (CEP) einen weiteren Schritt beim Ausbau
der bundesweiten Wasserstoff-Infrastruktur unternom-
men und am 10. November in Offenbach a. M. eine weite-
re Wasserstofftankstelle eingeweiht. Der Bau und Betrieb
der Air Liquide-Station in Offenbach auf dem Gelände von
Hyundai Motor Europe wird vom Bundesministerium für
Verkehr und digitale Infrastruktur mit über 1 M€ gefördert.
Die neue Air Liquide-Tankstelle in Offenbach hat eine
Tageskapazität von 200 kg Wasserstoff und kann täglich
über 30 Fahrzeuge betanken. Der Betankungsvorgang
dauert lediglich drei bis fünf Minuten.
Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, sag-
te anlässlich der Eröffnung: „Elektromobilität mit Brenn-
stoffzelle bedeutet vor allem saubere Mobilität, schnelles
Tanken und hohe Reichweite. Damit die Fahrzeuge jetzt
auf die Straße kommen, brauchen wir ein großes Wasser-
stofftankstellennetz in Deutschland – in den Metropolen,
entlang der Autobahnen und auch in der Fläche. Die Ein-
richtung von H2 Mobility-Stationen in konventionellen
Tankstellen ist ein wichtiger Schritt für die Wasserstoff-
mobilität. Mit dem 50-Tankstellen-Programm entsteht ein
bundesweites Grundnetz, dessen Aufbau wir mit 28 Mil-
lionen Euro fördern.“
Neue Tankstelle Offenbach mit Kundschaft (Bild: Air Liquide / von Salomon)
serstoff geworden. Mit bislang neun H2-Tankstellen bietet
das Bundesland die bislang meisten Wasserstoffstationen.
Und weitere kommen in Kürze hinzu: auch an den Shell-
Tankstellen in Wendlingen, Sindelfingen und Pforzheim
kann bald Wasserstoff getankt werden. Die Bundesregie-
rung fördert den Bau von Wasserstofftankstellen über das
Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brenn-
stoffzellentechnologie (NIP) mit über 20 Millionen Euro. An
der Errichtung der Anlage in Geisingen hat sich der Bund
mit Förder mitteln in Höhe von 700 k€ beteiligt.
(Gemeinsame Pressemitteilung vom 7. Dezember 2016)
19Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Das Netz wird dichter: neue Station im Münsterland
An der Tankstelle der Westfalen AG in Münster-Amelsbü-
ren kann ab sofort Wasserstoff getankt werden. Die West-
falen Gruppe setzt damit ihre Zusammenarbeit
mit der Clean Energy Partnership (CEP) fort und
kommt gemeinsam mit ihr einen wichtigen
Schritt beim Ausbau der bundesweiten Was-
serstoffinfrastruktur voran. Die neue Station
liegt in einem Industriegebiet nahe der A1. An
der offiziellen Einweihungsfeier nahmen neben
NRW-Umweltminister Johannes Remmel, der
Vorstandsvorsitzende der Westfalen Gruppe,
Wolfgang Fritsch-Albert, Thorsten Herbert, Bereichsleiter
Verkehr und Infrastruktur der Nationalen Organisation
Derzeit sind über 20 Wasserstofftankstellen in Deutsch-
land fertiggestellt. Diese sind als Forschungs- und Ent-
wicklungsprojekte durch den Bund über das Nationale
Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen-
technologie (NIP) gefördert. Die bestehenden Tankstellen
stellen heute schon die Versorgung in den Metropolre-
gionen Berlin, Hamburg, Rhein/Ruhr, Stuttgart und Mün-
chen sicher. Mit den derzeit in Betrieb befindlichen Tank-
stellen werden bereits 6 Mio. Menschen erreicht.
(CEP-Pressemitteilung vom 10. November 2016)
Neues aus der Normandie
In der Stadt Saint-Lô befindet sich die bisher einzige Was-
serstoff-Tankstelle der Normandie. Aber bald soll eine zwei-
te in Rouen dazukommen. Betriebsbeginn soll im ersten
Quartal 2017 sein. Die Stadt Rouen hat einen ehrgeizigen
Plan für emissionsfreien Verkehr entwickelt; die Tankstelle
und bisher zwei Lieferwagen mit Brennstoffzelle gehören
dazu. Das Projekt wird aus Mitteln der Stadt, der Region
und der Europäischen Union unterstützt. Die Technik
liefert McPhy.
(McPhy-Pressemitteilung vom 29. November 2016)
Fortschritte in England
Gleich mehrere neue Wasserstofftankstellen sind in
England in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. In
Beaconsfield (ca. 30 km NW von London) ist von der zu-
ständigen Kreisbehörde die volle Planungserlaubnis erteilt
worden. Dies soll die erste Station des Landes werden,
die in eine normale Tankstelle integriert ist und bei der sich
alle Zapfstellen unter einem Dach befinden.
Ebenfalls Fortschritte macht das Verfahren für die Statio-
nen am Flughafen Gatwick und in Cobham bei Cambridge.
In Cobham ist die Abnahme im Gange, und man erwartet
den Beginn des Betriebs für Anfang 2017.
(ITM-Pressemitteilung vom 18. November 2016)
Nordrhein-Westfalens Klimaschutzminister Remmels (mit Daumen hoch) findet das gut. Das tun auch
(v. l. n. r.) Wolfgang Fritsch-Albert (Westfalen AG), Thorsten Herbert (NOW), Karin Reismann (Bürger-
meisterin Münster) und Heinrich Klingenberg (CEP)(Fotos: DWV)
20 ISSN 1619-3350
Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) so-
wie der stellvertretende Vorsitzende der Clean Energy
Partnership, Heinrich Klingenberg, teil.
In Münster gibt es zwei Zapfsäulen: eine mit 700-bar-Tech-
nologie für Pkw sowie eine mit 350-bar-Technologie für
Pkw und Busse. Die Investitionskosten dieses Projekts
beziffern sich auf 3 M€. Die staatliche Förderquote für die
förderfähigen Anteile der Maßnahme liegt bei 48 %; die
größte Summe trägt die Westfalen Gruppe. Wolfgang
Fritsch-Albert, Vorstandsvorsitzender der Westfalen
Gruppe, betonte: „Moderne Tankstellen und unsere hohe
Expertise bei technischen Gasen gehören seit Jahrzehn-
ten zu unserem Kerngeschäft. In Amelsbüren verbinden
wir beides, um auf unserem Weg der Förderung umwelt-
freundlicher Energien voranzuschreiten. Wir sind stolz
darauf, als einziger Mittelständler in der CEP dieses
Leuchtturmprojekt auf die Beine gestellt zu haben.“
Der Wasserstoff kommt aus dem 60 km entfernten Salz-
bergen. Dort betreibt die Westfalen AG eine Schmier-
stoffraffinerie, zu der auch ein Dampfreformer für die
Erzeugung von Wasserstoff gehört. Ein Teil davon wird
ab jetzt per LKW an die Tankstelle geliefert.
Der stellvertretende Vorsitzende der Clean
Energy Partnership, Heinrich Klingenberg, sag-
te: „Mit der Wasserstofftankstelle in Amels-
büren, nahe der Autobahn 1, wird wieder ein
wichtiger Schritt zum Aufbau eines Netzes von
Wasserstofftankstellen in Deutschland getan.
Besonders positiv ist zu würdigen, dass nicht
allein das Tankstellennetz entlang der Autobah-
nen erweitert wird, sondern hier auch Busse
tanken können. Der Dank der CEP gilt deshalb
vor allem der Westfalen AG sowie den hiesigen Behörden
für ihr Engagement und ihre Unterstützung.“ Mit der
Sta tion in Münster sind 24 Wasserstofftankstellen in
Deutschland fertiggestellt.
(Gemeinsame Pressemitteilung vom 5. Dezember 2016)
r. o.: Sowohl PKW als auch Busse werden hier versorgt werden
r. u.: Soziale Akzeptanz muss sein. Dafür hat die Westfalen AG ein
fahrbares Informationszentrum zur Verfügung gestellt.
Die Wasserstoffstation mit einer Säule für Gas unter 350 bar (vorne) und einer für 700 bar
21Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Pilotprojekt soll Potenziale im Gewerbeeinsatz aufzeigen
Effiziente Heizungstechnik wird angesichts der ambitio-
nierten deutschen Klimaziele und der hohen Kostenein-
sparpotenziale auch im Gewerbebereich immer wichtiger:
Die Stadtwerke Aachen AG (Stawag) und der Kasseler Erd-
gasversorger WINGAS haben daher gemeinsam im Rah-
men eines neuen Modellprojektes eine hocheffiziente
Brennstoffzelle im Heizungskeller des Instituts für Indus-
trieaerodynamik (IFI) in Aachen in Betrieb genommen.
Die Brennstoffzelle wurde ergänzend zu einer bereits
bestehenden Heizungsanlage integriert und läuft im Dau-
erbetrieb. Die Kraft-Wärme-Kopp-
lungsanlage wird rund 13.000 kWh
Strom und etwa 5.000 kWh Wärme
pro Jahr erzeugen. STAWAG und
WINGAS haben bereits 2014 im
Rahmen eines gemeinsamen Feld-
testprojektes im Privatkundenseg-
ment zusammengearbeitet und da-
bei gute Er fahrungen mit der
Brennstoffzellen-Technik gemacht.
Die Laufzeit des nun gestarteten
Modellprojekts in Aachen beträgt
zwei Jahre.
„Unsere bisherigen Ergebnisse zei-
gen, dass die Technologie zuverläs-
sig und äußerst effizient arbeitet.
Mit dem aktuellen Feldversuch wol-
len wir nun Erfahrungen im Gewer-
bebereich sammeln und ausloten,
ob sich in diesem Bereich künftig
ein Contractingprodukt lohnt – so-
wohl für die STAWAG als auch für Gewerbekunden“, er-
klärt Dr. Peter Asmuth, Vorstand der STAWAG. „Gerade
mit dem hohen elektrischen Wirkungsgrad von rund 60
Prozent wird die Brennstoffzelle künftig in der häuslichen
wie auch in der gewerblichen Energieversorgung eine zen-
trale Rolle spielen.“ Zum einen lasse sich mit der innova-
tiven Technik die Auflagen der Energieeinsparverordnung
im Neubau gut erfüllen, zum anderen ist die Anlagentech-
nik oft sehr interessant, wenn Altanlagen im Bestand ge-
tauscht werden müssen.
(Stawag-Pressemitteilung vom 17. November 2016)
Stationäre Anwendungen
Dr. Rolf Lieb, Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Industrie aerodynamik, Detlef Mirsch, Leiter Technische Dienstleistungen bei der Wingas GmbH und Dr. Peter Asmuth, Vorstand der STAWAG (v. l.) (Bild: Stawag)
22 ISSN 1619-3350
Strom für alle Fälle
Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und die
Polizei NRW konnten Ende November ein gemeinsames
Projekt erfolgreich abschließen. Bei der Zusammenarbeit
ging es darum, die Notstromversorgung einer Digitalfunk-
anlage der Polizei in der Region zu sichern – mit einem
Modul aus Direktmethanol-Brennstoffzellen (DMFC). In
der neunmonatigen Testphase schaffte es die Anlage, die
geforderten 72 Stunden Notstrombetrieb sicherzustellen.
Besonders erfreulich war, dass die Anlage auf dem Gelän-
de des Forschungszentrums sowohl im Winter bei Tem-
peraturen unter 0 °C als auch im Sommer bei mehr als 35 °C
die geforderte Leistung bereitstellen konnte.
Für das Modul zur Notstromversorgung einer Anlage des
„Digitalfunks für Behörden und Organisationen mit Sicher-
heits-aufgaben (BOS)“, so die offizielle Bezeichnung, kom-
binierten die Forscher zwei Direktmethanol-Systeme mit
jeweils 2 kW und integrierten einen Wechselrichter, um
die geforderte Wechselspannung bereitzustellen. DMFC-
Brennstoffzellen wandeln den flüssigen Brennstoff Me-
thanol direkt in elektrischen Strom um. Methanol hat eine
sehr hohe Energiedichte, die Brennstoffzellen lassen sich
einfach handhaben, der Brennstoff ist leicht zu trans-
portieren und nachzufüllen. Und: Anders als bei den gän-
gigen Diesel-Notstromgeneratoren gibt es keine kritischen
Emissionen. In puncto Lebensdauer konnten die Wissen-
schaftler große Fortschrit te erzielen: Ein Jülicher
DMFC-System lief über 20.000 Stunden im Dauerbetrieb.
Voruntersuchungen haben gezeigt, dass für eine Not-
stromversorgung eine Lebensdauer von zehn Jahren
realistisch ist.
Michael Cieslik vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche
Dienste in Duisburg begleitete das Projekt aus Anwender-
sicht und koordinierte die Tests für die Polizei. Auch sei-
ne Bilanz fällt positiv aus: „Der erfolgreiche Abschluss des
Projekts ist eine deutliche Empfehlung, den Prototyp des
Jülicher Brennstoffzellensystems fortzuentwickeln und
zur Serienreife zu bringen, zum Beispiel für die Notstrom-
versorgung.“
Aus Sicht der Jülicher Wissenschaftler sollen jetzt weite-
re Forschungsprojekte dazu beitragen, die Kosten für die
Die zukünftige Kundschaft ist zufrieden. (Im Hintergrund einer der Gittermasten für das Digitalfunknetz) (Bild: FZ Jülich)
23Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Probebetrieb an der Uni
An der Universität Keele im englischen Staffordshire, etwa
in der Mitte zwischen Manchester und Birmingham, soll
ab 2017 die Beimischung von Wasserstoff zu Erdgas prak-
tisch ausprobiert werden. Der Wasserstoffanteil im Netz
der Universität soll bis zu 20 % betragen. Der Endnutzer
soll keinen Unterschied merken.
Teilnehmer an dem Projekt sind neben der Universität so-
wohl Gasnetzbetreiber als auch staatliche Stellen (Health
and Safety Laboratory HSL), außerdem ITM Power, von
wo der Elektrolyseur kommt. Es wird mit 7 M£ aus öffent-
lichen Mitteln gefördert.
Zu der Universität gehören mehr als 340 Gebäude aller
Art. 17 Gebäude und mehr als 100 Wohnungen werden
von einem eigenen Gasnetz versorgt, das vom öffentli-
chen Netz getrennt ist. Daher ergibt sich hier ein perfek-
tes Experimentierfeld. Die Ergebnisse werden großen Ein-
fluss darauf haben, ob man dieses Verfahren ausdehnt.
(ITM-Pressemitteilung vom 30. November 2016)
Immer cool bleiben
Ohne Platin aus Südafrika würden viele Brennstoffzellen
nicht laufen, doch beginnt die Einführung dieser Technolo-
gie im Land selbst erst mit einigem Zögern. Das größte
Krankenhaus von Johannesburg in Windsor East lagert
große Mengen an Impfstoffen. Das muss bei einer mög-
lichst konstanten Temperatur zwischen 2 und 8 °C gesche-
hen. Und das erfordert eine verlässliche Energieversor-
gung, die auch in den städtischen Zentren Südafrikas
keineswegs immer selbstverständlich ist.
Das Ministerium für Wissenschaft und Technologie hat zu-
sammen mit privaten Partnern in diesem Krankenhaus ein
Pilotprojekt auf die Beine gestellt, in dem es um zuverlässi-
gen Strom für die Kühlung und die Klimaanlage geht. Bisher
sind alle zufrieden. Die Brennstoffzelle macht weder Lärm
noch Dreck, noch erzeugt sie Vibrationen. Das Personal
muss sich keine Gedanken über einen Ausfall des Stroms
für die Kühlung zu machen, und das senkt auch die Kosten.
(Bizcommunity vom 3. November 2016)
Anlagen zu senken. Sie setzen dabei zum Beispiel auf neue
Materialien für die Membran-Elektrodeneinheit, das Kern-
stück jeder Brennstoffzelle. Auch neuartige Beschich-
tungstechniken für die sogenannten Bipolarplatten wer-
den untersucht. Beide Projekte könnten dazu beitragen,
weniger Edelmetalle zu verwenden, die bei den Kosten
entsprechend zu Buche schlagen.
(Pressemitteilung des FZ Jülich vom 30. November 2016)
Sicheres Telefonnetz in Norwegen
Die norwegische Telia, der fünftgrößte Telefonanbieter
Europas, sucht Lösungen, mit denen Mobilfunkstationen
für 72 Stunden netzfern betrieben werden können. Und
zwar auch unter den klimatischen Bedingungen, die in Nor-
wegen zuweilen auftreten können.
Für eine der Stationen ist eine Brennstoffzelle von Ballard
ausgesucht worden. Sie erfüllt die Bedingungen der Aus-
schreibung, ist kostengünstig, zuverlässig und einfach auf-
gebaut. Den ersten Test über 72 Stunden absolvierte das
System ohne Beanstandungen. Aufbau und Inbetriebnah-
me nahmen einen einzigen Tag in Anspruch.
(Ballard-Pressemitteilung vom 28. November 2016)
24 ISSN 1619-3350
Brennstoff nach Wahl
Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts CIS-
TEM wurde der Betrieb einer neuen Kraft-Wärme-Kopp-
lungsanlage (KWK) auf Basis von Brennstoffzellen de-
monstriert. Die zentrale Idee des Projektes ist, die
Hochtemperatur-Polymerelektrolytmembran- (HT-PEM)
Brennstoffzellentechnologie als KWK-Konzept für Anwen-
dungen bis 100 kW elektrischer Leistung nutzbar zu ma-
chen. Die Technologie war in diesem Leistungsbereich
bisher noch nicht verfügbar und erforderte daher die Neu-
entwicklung für die speziellen Anforderungen in Bezug auf
Effizienz, Kosten und Lebensdauer der Brennstoffzellen.
Der Betrieb des Stacks ist aus den zwei verschiedenen
Energiequellen Wasserstoff und Erdgas möglich. Sofern
kein regenerativ erzeugter Wasserstoff verfügbar ist, kann
das System in den Erdgasbetrieb umgeschaltet werden.
Dann wandelt der Brenngaserzeuger Erdgas in Wasser-
stoff für den Betrieb der Brennstoffzellen.
Das getestete Gesamtsystem hat eine elektrische Leis-
tung von bis zu 4,2 kW. Der elektrische Wirkungsgrad im
Nennlastpunkt beträgt im Wasserstoffbetrieb 46 %. Die
HT-PEM Brennstoffzelle arbeitet bei rund 160 °C und eig-
net sich zur Wärmeauskopplung in eine bestehende Hei-
zungsinfrastruktur. In einer Vorstudie konnten Alterungs-
raten der Zellen von rund 4 µV/h nachgewiesen werden,
was einer wesentlichen Verbesserung gegenüber dem
Stand der Technik entspricht. Die genannten Eckpunkte
sind sehr vielversprechend für eine weitere Kommerziali-
sierung der Technologie. Für die Vermarktung kann das
System durch die Kopplung mehrerer Brennstoffzellen-
module auf bis zu rund 100 kW elektrischer Leistung ska-
liert werden und wäre damit in der Lage, Strom und Wär-
me für größere Gebäude beziehungsweise kleine
Siedlungen zu erzeugen.
(OWI-Pressemitteilung vom 29. November 2016)
Die neue Anlage auf dem Prüfstand (Bild: OWI)
25Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Neues aus der Forschung
Billiger Katalysator
Einen Katalysator für die elektrolytische Wasserspaltung
aus preiswerten Metallen, der auch noch mindestens so
wirksam ist wie die gängigen Modelle auf Basis des teuren
Platin, wollen Forscher der Washington State University
gefunden haben. Sie gingen von einem Kobaltgitter aus
und fügten Kupferteilchen hinzu. Die elektrische Leitfähig-
keit dieses Komplexes war besser als die der üblichen Edel-
metall-Katalysatoren. Die Sauerstofferzeugung war eben-
falls besser als bei gängigen Materialien, und die
Wasserstofferzeugung vergleichbar hoch.
Mit Hilfe von numerischen Simulationen und weiteren Ex-
perimenten soll das für diesen Fall gefundere Verfahren
verbessert werden. Ohne Zweifel sind noch bessere Mate-
rialkombinationen denkbar. Förderanträge sind gestellt.
J. Song, Ch. Zhu, B. Z. Xu, S. Fu, M. H. Engelhard, R. Ye, D. Du, S. P. Beckman, Y. Lin: „Bimetallic Cobalt-Based Phosphide Zeolitic Imidazolate Framework: CoPx Phase-Dependent Electrical Conductivity and Hydrogen Atom Adsorption Energy for Efficient Overall Water Splitting “, Adv. Energy Mater., 1601555. DOI:10.1002/aenm.201601555
Gasblasen bilden sich an den Elektroden. Einsatz: der Katalysator im nm-Maßstab (Foto: Washington State University)
Netzumrüstung in Großbritannien
In einem von der britischen Regierung veröffentlichten Be-
richt wurde die Möglichkeit der Entwicklung von auf Was-
serstoff gestützten Gasgeräten für private Haushalte be-
trachtet; dies wäre erforderlich, um das Gasnetz von Erdgas
auf Wasserstoff umzustellen.
Die Gasgeräteindustrie steht der Sache grundsätzlich
positiv gegenüber und ist bereit, dabei mitzumachen. Ein
solches Projekt müsste aber hinsichtlich des zeitlichen und
räumlichen Ablaufs gut geplant werden und würde eine
enge Koordination von Geräteherstellern, Netzbetreibern
und staatlichen Stellen erfordern. Es wäre immerhin mit
erheblichen Investitionen verbunden.
(Network vom 22. November 2016)
Big is beautiful
Elektrolyse gewinnt zunehmend an Bedeutung. Damit geht
die Nachfrage nach immer größeren Systemen einher. ITM
Power hat sich darauf eingestellt und wird auf der kommen-
den Hannover Messe eine Baureihe von wirklich großen
Elektrolyseuren vorstellen. Basis ist eine Einheit mit einer
Leistung von 2,2 MW, die in Systeme für 10, 30, 60 und
100 MW eingebaut ist.
Als potentielle Kunden sieht man neben Anwendungen
beim Thema Power-to-Gas auch Raffinerien und die
chemische Industrie.
(ITM-Pressemitteilung vom 12. Dezember 2016)
26 ISSN 1619-3350
Der Trick der Diatomeen
Ein Sandstrand ist Lebensraum für zahlreiche Algen, vor al-
lem Diatomeen. Die haben allerdings kein leichtes Leben:
dauernd wechselt das Milieu von nass zu trocken, mal gibt
es Licht, mal keines, mal gibt es Sauerstoff, dann wieder
keinen. Wie überleben die Algen das?
Durch einen Prozess namens „dunkle Fermentation“, wie
man kürzlich an der australischen Monash University her-
ausfand. Die Produkte sind in diesem Fall Wasserstoff und
fettähnliche Substanzen wie Oleat.
Der Wasserstoff wiederum kann eine wichtige Rolle für
ebenfalls im Sand lebende Bakterien spielen. Diese könn-
ten daher zahlreicher sein als bisher vermutet.
M. F. Bourke, P. J. Marriott, R. N. Glud, H. Hasler-Sheetal, M. Kamalanathan, J. Beardall, Ch. Greening, P. L. M. Cook: „Metabolism in anoxic permeable sediments is dominated by eukaryotic dark fermentation“, Nature Geoscience, doi:10.1038/ngeo2843
Von P zu H
Forscher an der Universität Delaware untersuchen einen
neuartigen Typ von Brennstoffzelle, der Ähnlichkeit mit ei-
ner PEM-Zelle hat und auch deren Vorteile aufweist. Nur
wandern hier nicht Protonen durch die Membran, sondern
Hydroxid-Ionen. Daher die Abkürzung HEMFC („hydroxide
exchange membrane fuel cell“).
Der Vorteil gegenüber PEM ist, dass die HEM-Zelle keine
platinbasierten Katalysatoren braucht. Dadurch können die
Kosten der Brennstoffzelle deutlich gesenkt werden. Eine
PEM-Zelle kostet derzeit etwa 52 $/kW, wovon 12 $ auf den
Katalysator entfallen.
Selbst wenn der Katalysator gar nichts kosten würde, wäre
man also noch nicht am Kostenziel des DoE von 30 $/kW,
aber schon deutlich näher dran. Es wird erwartet, dass der
Einsatz einer HEM-Zelle auch bei anderen Systemkompo-
nenten zu Einsparungen führen könnte.
B. P. Setzler, Zh. Zhuang, J. A. Wittkopf, Y. Yan: „Activity targets for nanostructured platinum-group-metal-free catalysts in hydroxide exchange membrane fuel cells“, Nature Nanotechnology 11 (2016) 1020-5, doi:10.1038/nnano.2016.265
Katalysatoren reagieren auf mechanische Spannungen
Wie kann man die Aktivität eines Katalysators erhöhen oder
auch erniedrigen? Mechanische Spannungen oder Drücke
können seine Elektronenhülle beeinflussen und unerwar-
tet große Wirkungen haben, wie kürzlich an der Stanford
University herausgefunden wurde.
Für das Experiment wurde eine Elektrode aus Lithium-
Kobalt-Oxid mit mehreren Lagen Platin beschichtet. Wur-
de eine Spannung angelegt, verließen Lithium-Ionen das
Material, was zu einer Ausdehnung von 10 pm oder 5 %
führte. Der Effekt ist reversibel. Das scheint nicht viel zu
sein, aber die Aktivität des Platins bei der Reduktion von
Wasser war danach um 40 % geringer. Durch Kompressi-
on dagegen konnte sie um 90 % erhöht werden.
H. Wang, Sh. Xu, Ch. Tsai, Y. Li, Ch. Liu, J. Zhao, Y. Liu, H. Yuan, F. Abild-Pedersen, F. B. Prinz, J. K. Nørskov, Y. Cui: „Direct and continuous strain control of catalysts with tunable battery electrode materials“, Science 354 (2016) 1031-6, DOI: 10.1126/science.aaf7680
27Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Zweidimensional, aber zweimal
Methanol-Brennstoffzellen können für viele Anwendungen
sehr nützlich sein. Doch leiden sie an dem Phänomen des
Crossover; d. h., dass Methanol durch die Membran diffun-
diert und auf der falschen Seite reagiert. Man kann das zwar
verringern, aber dabei verringert man gewöhnlich auch den
Protonentransfer durch die Membran.
Durch die Kombination von zwei Lagen zweidimensionaler
Werkstoffe glaubt man in Manchester das Problem gelöst
zu haben. Es handelt sich um Graphen und hexagonales
Bornitrid (hBN). Die Crossover-Rate konnte so um 40 %
vermindert werden, ohne dass der Protonentransfer ein-
geschränkt wurde. Unterm Strich kam man auf eine Ver-
besserung der Leistung der Zelle von 50 %. Da beide
Schichten nur etwa 0,1 nm dick sind, ist das Verfahren auch
auf miniaturisierte Zellen anwendbar.
S. M. Holmes, P. Balakrishnan, V. S. Kalangi, X. Zhang, M.Lozada- Hidalgo, P. M.Ajayan, R. R. Nair: „2D Crystals Significantly Enhance the Performance of a Working Fuel Cell“, Adv. Energy Mater., 1601216. doi:10.1002/aenm.201601216
Wasserstoff in der Hosentasche
So schön Wasserstoff auch ist, aber die Speicherung ist
doch immer noch umständlich und aufwendig. Wenn man
das Zeug im Kanister oder im Eimer mitführen könnte …
Das kann man, sagen japanische Wissenschaftler.
Ihre Lösung des Problems ist ein neues Polymer auf Basis
von Keton, einer organischen Verbindung, die bisher haupt-
sächlich für Malariamedikamente eingesetzt wird. Das neue
Polymer kann Bindungen zu Wasserstoff aufbauen, was
Speicherung und Transport sehr erleichtern könnte.
Die Speicherkapazitäten sind bisher nicht eben beeindru-
ckend. Das Keton alleine bringt es auf 1,1 % gewichtsbezo-
gen. Die Forscher sehen aber Möglichkeiten, den Wert
schon kurzfristig durch geeignete Modifikationen des
Polymers auf knapp 3 % anzuheben.
R. Kato, K. Yoshimasa, T. Egashira, T. Oya, K. Oyaizu, H. Nishide: „A ketone/alcohol polymer for cycle of electrolytic hydrogen-fixing with water and releasing under mild conditions“, Nature Communications 7 (2016) 13032 (2016); doi:10.1038/ncomms13032
Aus Wachs wächst Wasserstoff
Der ideale chemische Wasserstoffträger ist ungiftig,
reagiert weder mit Luft noch mit Wasser, ist haltbar, er-
giebig, dabei auch noch leicht, preisgünstig auch in
großen Mengen zu erzeugen und gibt den Wasserstoff bei
geeigneter Behandlung bereitwillig wieder ab. Metallhydri-
de sind schwer, organische Flüssigkeiten sind meist brenn-
bar und auch nicht gerade förderlich für die Gesundheit.
Forscher aus Großbritannien und Saudi-Arabien wollen nun
den Stein der Weisen gefunden haben: Wachs!
Allerdings weder Bienenwachs noch Paraffin, wie wir es
von Kerzen kennen. Untersucht wurden aus schweren
Alkanen herstellte Wachse, vor allen Dingen C26H54. Es spei-
chert etwa 7 Gew.-% Wasserstoff. Diese Menge bekommt
man leicht wieder heraus, indem man Mikrowellenstrah-
lung sowie einen Katalysator einsetzt, der aus in Paraffin
dispergierten Ruthenium-Nanopartikeln besteht.
Das Verfahren kann in Verbindung mit zahlreichen anderen
Raffinerieprodukten mit ähnlichen Eigenschaften verwen-
det werden. Sowohl beim Speicher als auch beim Kataly-
sator bieten sich noch zahlreiche Möglichkeiten zur Opti-
mierung.
S. Gonzalez-Cortes, D. R. Slocombe, T. Xiao, A. Aldawsari, B. Yao, V. L. Kuznetsov, E. Liberti, A. I. Kirkland, M. S. Alkinani, H. A. Al-Megren, J. M. Thomas, P. P. Edwards: „Wax: A benign hydrogen-storage material that rapidly releases H2-rich gases through microwave- assisted catalytic decomposition“, Scientific Reports 6 (2016) 35315, doi:10.1038/srep35315
28 ISSN 1619-3350
Pariser Klimavertrag in Kraft
Am 4. November 2016 ist das Pariser Klimaschutzabkom-
men rechtskräftig geworden. Mehr als 55 Länder haben es
ratifiziert, und sie repräsentieren mehr als 55 % der globa-
len Emissionen an Kohlendioxid. Am 5. Oktober waren beide
Marken erreicht: 74 Staaten hatten ratifiziert, und sie emit-
tieren zusammen 59 %. Besonders positiv ist zu bewerten,
dass auch Länder wie China, die USA, Brasilien und Indien
mitziehen, von denen das bisher immer nicht so sicher war.
Allerdings liegt es bei jedem Land selbst, wie viel und was
es tut. Nur durch diese freiwillige Umsetzung war eine solch
breite Einigung überhaupt möglich. Die bisher bekannten
nationalen Klimaschutzpläne sind immer noch unzurei-
chend, und man kann keinen zwingen, mehr zu tun. Das
wird als die schwache Seite des Abkommens gesehen.
Und was passiert, wenn der neue US-Präsident Trump
aus dem Vertrag aussteigt, wie er es angekündigt hat?
Das wäre zweifellos ein negatives Signal, aber dennoch
bliebe das Abkommen für die anderen Länder bindend,
so lange sie es nicht ebenfalls kündigen. Doch was Trump
wirklich tun wird, muss abgewartet werden. Eines seiner
Wahl-„Versprechen“ hat er bereits gebrochen, nämlich die
Abschaffung der Bundesumweltbehörde EPA. Sie bleibt
bestehen; als ihren neuen Chef allerdings hat er einen be-
währten Kohle-Lobbyisten ausgesucht.
Energie und Klima
Power to Gas to Liquids
Auch die bedarfsgerechte Erzeugung flüssiger Kraftstof-
fe aus regenerativen Energien ist ein Baustein der Ener-
giewende. Aus Sonnenenergie und dem Kohlenstoffdi-
oxid der Luft synthetische Kraftstoffe herzustellen ist das
Ziel des vergangenen November gestarteten Projektes
SOLETAIR, in dem die Ausgründung des Karlsruher
Instituts für Technologie (KIT) INERATEC mit finnischen
Partnern zusammenarbeitet. Zusammen wird die weltweit
erste chemische Pilotanlage in Betrieb genommen, die
so kompakt ist, dass sie in einen Schiffscontainer passt.
Die mobile Anlage produziert aus regenerativem Wasser-
stoff und Kohlenstoffdioxid Benzin, Diesel und Kerosin.
Die Anlage besteht aus drei Komponenten. Die vom Tech-
nischen Forschungszentrum Finnland (VTT) entwickelte
„Direct Air Capture“-Einheit filtert das Kohlenstoffdioxid
aus der Luft heraus. Eine an der Lappeenranta University
of Technology (LUT) entwickelte Elektrolyseeinheit er-
zeugt mittels Sonnenstrom den notwendigen Wasserstoff.
Ein mikrostrukturierter, chemischer Reaktor wandelt dann
als Herzstück des Ganzen den aus Sonnenenergie gewon-
nenen Wasserstoff und das Kohlenstoffdioxid in flüssige
Treibstoffe um. Der Reaktor wurde am KIT entwickelt und
von INERATEC zu einer marktreifen Kompaktanlage aus-
gebaut.
(KIT-Pressemitteilung vom 9. November 2016)
Die zufriedenen Gründer von INERATEC (Foto: KIT)
29Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Vorsichtiger Optimismus
Drei Jahre hintereinander sind jetzt die globalen CO2-Emis-
sionen nur gering gewachsen, nämlich um weniger als 1 %,
obwohl die Weltwirtschaft im gleichen Zeitraum recht
kräftig gewachsen ist. Die Entkoppelung der beiden Zu-
wachsraten ist ein gutes Zeichen. 2014 ist der CO2-Aus-
stoß um 0,7 % gestiegen. Für das laufende Jahr rechnen
die Wissenschaftler mit einem Zuwachs von 0,2 %.
In den vergangenen drei Jahren wurden durchschnittlich
jeweils etwa 36,4 Gt Kohlendioxid ausgestoßen. Die Sta-
bilisierung ist den Wissenschaftlern zufolge vor allem
einem geringeren Kohleverbrauch in China zu verdanken,
das mit einem Anteil von 29 % weltweit das meiste CO2 in
die Atmosphäre pustet. Ob das mehr an Bemühungen für
den Klimaschutz oder eher an wirtschaftlicher Instabilität
liegt, ist allerdings schwer zu sagen.
In den USA sanken die Emissionen an Treibhausgasen 2015
um 2,6 %, während sie in der EU um 1,4 % zunahmen, in
Indien sogar um 5,2 %. Indien will seine heimische Kohle-
produktion bis 2020 verdoppeln.
Eine Stabilisierung der Treibhausgasemissionen ist zumin-
dest keine schlechte Nachricht, doch ist das bei weitem
nicht genug, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkom-
mens zu erreichen.
C. Le Quéré u. a.: „Global Carbon Budget 2016“, Earth Syst. Sci. Data, 8, 605-649, 2016, doi:10.5194/essd-8-605-2016
Mit Brief und Siegel
Unterm Strich ist Wasserstoff nur so sauber wie die Primär-
energie, unter deren Einsatz er erzeugt worden ist. Leider
kann man dem Gas seine Herkunft nicht ansehen. Auch
noch so „grüner“ Wasserstoff ist farblos, wie es nun mal
seine Natur ist. Wer sagt mir also, ob ich „grünen“ oder
„schwarzen“ oder „grauen“ oder was sonst für Wasserstoff
habe?
Das EU-Projekt CertifHy hat im Verlauf von zwei Jahren ver-
sucht, ein Zertifikatesystem zu entwickeln, das an das vom
Strom bekannte angelegt ist. Auch dem sieht man nicht an,
ob er aus der Windturbine, aus dem Kernreaktor oder aus
dem Braunkohlekraftwerk stammt (nicht zuletzt deshalb,
weil man ihn überhaupt nicht sieht). Technisch ist das auch
völlig egal. Durch den Kauf von Zertifikaten kann der Kun-
de aber sicherstellen, dass sein Geld bei einem „grünen“
Erzeuger landet. Ähnliche Zertifikate wären für kohlenstoff-
armen oder sonstigen Wasserstoff möglich.
Die am Projekt CertifHy beteiligten Parteien waren das Nie-
derländische Energieforschungszentrum ECN, TÜV SÜD
und Ludwig Bölkow Systemtechnik. Beratend waren eine
Vielzahl von Unternehmen aus der Gase-, Energie- und
Kraftstoffbranche sowie potentielle Interessenten beteiligt.
Grundlage für die Beurteilung soll sein, in welchem Maß
die Herstellung des Wasserstoffs und sein anschließender
Verbrauch die Treibhausgasemissionen gegenüber dem
herrschenden Ist-Zustand mindern. Alles, was mehr als
60 % Minderung schafft, kann ein Zertifikat bekommen. Ist
der Wasserstoff auf der Grundlage erneuerbarer Energie
hergestellt worden, darf er sich als „grün“ bezeichnen. Ist
die Primärenergie eine andere, aber die Emissionsminde-
rung von mindestens 60 % dennoch erreicht worden,
handelt es sich um „kohlenstoffarmen“ Wasserstoff.
Mit solchen Zertifikaten kann man, wie beim Strom, die
Eigenschaft „grün“ vom physischen Produkt entkoppeln.
Jeder, der ein solches Zertifikat kauft, kann seinen Was-
serstoff als „grün“ oder auch „kohlenstoffarm“ betrachten,
egal, woher er tatsächlich stammt. Das Projekt hat aufge-
schrieben, wie man es machen kann. Nun müsste es ge-
macht werden. Da bleibt wohl noch eine Menge Arbeit zu
tun.
(Pressemitteilung des Projekts vom 25.Oktober 2016)
30 ISSN 1619-3350
Politik
Punkt für Punkt
China setzt für den Verkehr von morgen auf den Elektro-
antrieb. Damit will man einerseits etwas für das Klima tun,
andererseits auch für die heimische Industrie. Der Vor-
sprung der Europäer, Amerikaner und Japaner beim Ver-
brennungsmotor wird nämlich nicht geringer und mittler-
weise als uneinholbar betrachtet. Beim Elektroantrieb
dagegen spielen die Chinesen durch intensiv geförderte
Forschung und Entwicklung bei vielen Kernkomponenten
vorne mit.
In einem Schritt, der entfernt an das kalifornische Modell
erinnert, wurde im Herbst ein Gesetzentwurf veröffent-
licht, gemäß dem schon ab 2018 ein planmäßig steigen-
der Anteil der in der Volksrepublik verkauften Autos mit
Verbrennungsmotor durch jeweils einen „Kreditpunkt“
ausgelöst werden muss. Diese Punkte bekommt der Her-
steller durch Produktion und Verkauf von Elektroautos in
China. Einzelheiten stehen noch nicht fest, aber es könnte
z. B. für ein vollelektrisches Auto vier solcher Punkte ge-
Zu kurz gesprungen
Am 14. Dezember verabschiedete das Bundeskabinett den
Klimaschutzbericht 2016. Darin räumt es ein, dass die
Schätzungen zur Reduzierung der Emission klimaschädi-
gender Treibhausgase wohl zu optimistisch gewesen seien.
Die große Koalition war ursprünglich davon ausgegangen,
den Ausstoß bis 2020 um 62 bis 78 Mt/a drücken zu kön-
nen. Jetzt erwartet sie, dass die Minderung nur bei 47 bis
58 Mt liegen wird.
Vor allem im Verkehrssektor wird nach der aktuellen Schät-
zung bei weitem nicht so viel eingespart wie ursprünglich
vorgesehen. Statt sieben bis zehn Mt trägt der Verkehrsbe-
reich voraussichtlich bestenfalls 1,6 Mt zur Reduzierung bei.
Auch die Industrie und die Landwirtschaft leisten demnach
nicht die erwarteten Beiträge.
(Der SPIEGEL online 14. Dezember 2016)
Klage abgewiesen
Eine Klage eines peruanischen Bauern und Bergführers
gegen den Essener Energiekonzern RWE ist vom Landge-
richt Essen abgewiesen worden. Saúl Luciano Lliuya aus
der Andenstadt Huaraz wollte von RWE 17 k€ erstreiten,
um seine Stadt gegen Flutwellen zu schützen; durch das
Abtauen der Andengletscher ist ein bestimmter Schmelz-
wassersee oberhalb der Stadt in den letzten Jahren erheb-
lich gewachsen, und das Wasser stellt eine akute Gefahr
für die Stadt dar. Den Betrag ermittelte er aus dem unge-
fähren Beitrag von RWE zur globalen Erwärmung. Die
genaue Summe zu ermitteln überließ er dem Gericht. (Wir
berichteten darüber in den DWV-Mitteilungen 3/15.)
Das Gericht räumte ein, dass es einen grundsätzlichen Zu-
sammenhang zwischen den Treibhausgasemissionen der
RWE und dem Schmelzen der peruanischen Gletscher
gäbe, doch habe letzteres noch zahlreiche andere Ursa-
chen. Daher sei es nicht möglich, RWE als rechtlich Verant-
wortlichen an potentiellen Schäden in Huaraz haftbar zu
machen. Die „lineare Kette“ zwischen Ursache und Wir-
kung fehlt. Zudem sei der Anteil der RWE am globalen
Klimawandel nicht hinreichend klar beziffert; der Kläger
hätte dies selbst berechnen müssen.
Lliuya wird bei seiner Klage von Germanwatch unterstützt.
Er kommentierte den Ausgang des Verfahrens mit der Be-
merkung, er sei Bergführer und lange und steinige Wege
gewohnt. Eine Berufung beim OLG gilt als wahrscheinlich.
(Pressemitteilungen des LG Essen und von Germanwatch vom 15. Dezember 2016)
31Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Strategie für Mobilität und Kraftstoffe gesucht
Das wichtigste vorab: wer etwas über eine Mobilitäts- und
Kraftstoffstrategie der Bundesregierung erfahren will, der
ist bei der „Jahreskonferenz zur Mobilitäts- und Kraft-
stoffstrategie“ falsch, trotz des vielversprechenden
Namens. Was er da erfährt, sind viele Einzelheiten über
Pilotprojekte und Förderprogramme, die in besonderer
Weise zur Energiewende im Verkehr beitragen können. Zur
Förderung von Projekten im Rahmen der Mobilitäts- und
Kraftstoffstrategie stehen in den kommenden Jahren
268 M€ zur Verfügung. Ob und wie und wann die Bundes-
regierung die Ergebnissen dann auch mal zur Grundlage
für eine echte Strategie macht, ist eine andere Frage.
Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, sag-
te zur Eröffnung der MKS-Jahreskonferenz 2016 am 15.
November: „Klimaschutz spielt eine große Rolle in der Ver-
kehrspolitik. Wir setzen uns daher dafür ein, dass innova-
tive Verkehrs- und Mobilitätslösungen so schnell wie mög-
lich ihren Weg in den Markt finden. Die Mobilitäts- und
Kraftstoffstrategie dient als zentrale Plattform zur Förde-
rung solcher Lösungen, von der Untersuchung bis zur Um-
setzung, und wird daher fortlaufend weiterentwickelt.“
Klaus Bonhoff (NOW) bei einer der Fragerunden (Fotos: DWV)
ben, für einen Hybridwagen zwei. Die Quote soll ab 2018
8 % betragen und jährlich um 2 % steigen. Im Klartext heißt
das: ein Hersteller, der in China 2018 drei Millionen Autos
verkauft, müsste zugleich auch 60.000 Elektroautos her-
stellen und absetzen, um die notwendigen Punkte für die
8 % zusammenzubekommen. Kriegt er das nicht hin, muss
er entweder die Produktion drosseln oder Punkte bei an-
deren Herstellern kaufen.
Die deutschen Hersteller sind von diesem Schritt wenig
erbaut und antichambrieren auf allen politischen Ebenen.
Sie monieren vor allen Dingen, dass China am laufenden
Band Handelshemmnisse errichtet, selbst aber freien Zu-
gang zu den internationalen Märkten in Anspruch nimmt
und sich z. B. in zahlreiche deutsche Unternehmen einkauft.
Entsprechende Sorgen und Wünsche hatten sie auch Bun-
deswirtschaftsminister Gabriel für seinen China-Besuch
Anfang November in den Rucksack gepackt. Ob Interven-
tionen auf Regierungsebene etwas bringen, ist allerdings
fraglich, denn die Chinesen sind grundsätzlich gar nicht
am Import von Autos oder an der Produktion ausländischer
Hersteller in China interessiert. Sie betrachten das eher als
notwendiges Übel, ohne das es für eine gewisse Über-
gangszeit leider nicht geht. Im Frühsommer 2016 verkün-
dete die Regierung aber, dass im Jahr 2020 etwa 70 % al-
ler in China verkauften E-Autos von rein chinesischen
Herstellern stammen sollen. 2025 sollen es dann 80 % sein.
Die Elektroquote passt ausgezeichnet in dieses Bild.
(Süddeutsche Zeitung vom 31. Oktober 2016)
32 ISSN 1619-3350
Energie zum Frühstück
Am 25. November konnten sich interessierte Gäste aus
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über sächsische
Innovationen im Bereich der Energietechnologien in der
Landesvertretung Sachsens in Berlin informieren. Wäh-
rend eines Frühstücksgesprächs „Energietechnologien für
den Weltmarkt – Sachsen als Champion der Energiewen-
de“ präsentierten neun sächsische Unternehmen und For-
schungseinrichtungen ihre neuen Produkte und Verfahren.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem Sächsischen
Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und
der Vertretung Sachsens beim Bund durchgeführt.
Sachsen unterstützt seit Jahren die Energieforschung in
Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtun-
gen, unter anderem mit Mitteln des Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung (EFRE).
„Es freut mich sehr, dass auch viele aus-
ländische Vertreter unserer Einladung ge-
folgt sind. Mit ca. 12.200 Beschäftigten in
etwa 700 Unternehmen ist die Umwelt-
und Energietechnik in Sachsen ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor, nicht nur
für den einheimischen Markt. Unsere Ide-
en und Lösungen sollen auch im Ausland
Anwendung finden“, so Wirtschaftsmi-
nister Martin Dulig.
Landeswirtschaftsminister Michael Dulig spricht zu den Gästen (Foto: DWV)
Natürlich besteht Klimaschutz im Verkehr nicht einfach
darin, einen Kraftstoff gegen einen anderen auszutau-
schen, und sei es auch Wasserstoff. Noch viel wirksamer
ist es, Verkehr zu vermeiden oder Individualverkehr durch
öffentliche Verkehrsmittel zu ersetzen. Auf der Konferenz
wurde zudem der Nationale Strategierahmen (NSR) über
den Ausbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe prä-
sentiert. Dieser wird parallel auch der Europäischen Kom-
mission als Teil der Umsetzung der Richtlinie 2014/94/EU
vorgelegt. Zudem wird erstmalig auch eine Voruntersu-
chung in Kooperation mit der Gesellschaft für internatio-
nale Zusammenarbeit (GIZ) vorgestellt, um auch in China
eine Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie umzusetzen. Aber
keine Sorge: ganz unter den Tisch gefallen sind Wasser-
stoff und Brennstoffzellen natürlich nicht.
Die meisten Präsentationen stehen unter
http://www.mks-jahreskonferenz.de/programm/
zum Download zur Verfügung.
Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär, vertrat das Bundesverkehrsministerium
33Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Personalien
Prof. Dr. Eicke R. Weber, Leiter
des Fraunhofer-Instituts für Solare
Energiesysteme (ISE) in Freiburg /
Breisgau, hat dieses Amt altersge-
mäß zur Jahreswende abgegeben
und ist in den Ruhestand gegangen
– zumindest, was diese Tätigkeit
betrifft. Am 11. November wurde
seine Arbeit mit einem Symposi-
um gewürdigt.
Weber ist von Hause aus Festkör-
perphysiker und kam 2006 von der University of California
in Berkeley nach Deutschland, um die Leitung des ISE zu
übernehmen. Als die Photovoltaik in Deutschland boomte,
machte er mit seinem wissenschaftlichen Hintergrund als
Silizium-Materialforscher und exzellenten Verbindungen in
Wirtschaft und Politik das Fraunhofer ISE zum zweitgröß-
ten Fraunhofer-Institut. Er konnte die Belegschaft seit 2006
auf heute 1.100 Mitarbeitende mehr als verdoppeln; der
weitgehend selbst verdiente Betriebshaushalt wuchs in
dieser Zeit von ca. 25 auf 73 M€ (2015).
Dabei hatte der Solarforscher immer mehr als eine Tech-
nologie im Blick; ihm geht es um die nachhaltige Einbet-
tung von Energie in das globale Wirtschaftssystem. Spei-
chertechnik lag Weber besonders am Herzen. Er fährt seit
mehreren Jahren ein Brennstoffzellen-Fahrzeug mit Was-
serstofftank, das an der institutseigenen solaren Wasser-
stoff-Tankstelle betankt wird. Er war auch maßgeblich an
der Gründung des Bundesverbands Energiespeicher BVES
beteiligt und bis zum Frühjahr dieses Jahres sein erster
Präsident. Seit der Gründung war er bis 2016 auch Chair-
man der jährlichen Speicherkonferenz Energy Storage
Europe in Düsseldorf, die das Bundeswirtschaftsministe-
rium als internationale Leitmesse für Energiespeicherung
listet.
(ISE-Pressemitteilung vom 11. November 2016)
Eicke Weber (Foto: ISE)
Brennstoffzelle schwarz-rot-gold
Schon bei der Ergebniskonferenz des NIP Mitte Dezember
(siehe die Meldung „10 Jahre NIP – Blick zurück und vor-
aus“ in dieser Nummer) hatte Bundesverkehrsminister
Dobrindt gefordert, Deutschland müsse in der Lage sein,
die Brennstoffzellen selbst zu produzieren, statt sie aus
Asien oder Kanada einzuführen.
Nach Meldungen der WELT soll in einer gemeinsamen
Initiative des Verkehrsministeriums mit der Automobil-
industrie erstmals eine Massenproduktion von Brennstoff-
zellen für Fahrzeuge in Deutschland aufgebaut werden.
Dazu müssen auch die entsprechenden Forschungskapa-
zitäten entstehen.
Deutschland soll nach den Plänen der weltweit führende
Anbieter von Autos werden, die mit Wasserstoff angetrie-
ben werden. Diese Innovationsführerschaft will die Bun-
desregierung auch bei Batterieautos erringen. Auf diesem
Gebiet haben die deutschen Hersteller und Entwickler die
Konkurrenz aus den USA, Frankreich oder Japan aber noch
nicht überrundet.
„Wir erleben international einen neuen Wettbewerb um den
Antrieb der Zukunft. Mit im Zentrum steht dabei die Brenn-
stoffzelle als eine Schlüsseltechnologie der Mobilität 4.0.
Deutschland muss hier als Autoland Innovationsführer-
schaft übernehmen“, sagte Bundesverkehrsminister Alex-
ander Dobrindt (CSU) der WELT. „Dazu gehört, dass wir die
gesamte Wertschöpfungskette beherrschen. Wir brauchen
eine eigene Brennstoffzellenproduktion für die Automobil-
industrie in Deutschland, und wir sind bereit, dieses Pro-
jekt mit Mitteln aus unserem Förderprogramm zu unter-
stützen.“ Genaue Zahlen nannte Dobrindt nicht.
(Die WELT vom 15. Dezember 2016)
34 ISSN 1619-3350
Mitglieder
Beitritte
• Herr Bernd Schulz-Forberg, Berlin,
am 4. November 2016
• Herr Dr. Stephan Funk, Berlin,
am 6. Dezember 2016
• Herr Boje Endulat, Heide, am 11. Dezember 2016
Austritte zum Jahresende
• Fuji N2telligence GmbH, Wismar
• Heliocentris Academia GmbH, Berlin (insolvent)
• PLANET GbR, Oldenburg
• Herr Dieter Höbelt, Trusetal
• Herr Werner Lehnert, Jülich
• Herr Dr. Edmund Wagner, Wiesbaden
Andere Termine Kursive Termine sind neu.
31.01. – 02.02. 2017
Stuttgart7th International Conference on Fundamentals and Development of Fuel CellsDLR, Institut für Technische Thermodynamik, Prof. K. Andreas Friedrich • Pfaffenwaldring 28 – 30, 70569 Stuttgart Tel.: (0711) 6862-513 • Fax: -712 • Web: www.DLR-FDFC.meetingmasters.de
07.02.2017 Essen21. Fachkongress ZukunftsenergienEnergieAgentur.NRW, Fr. Sabine Michelatsch • Roßstr. 92, 40476 Düsseldorf • Tel.: (0211) 21094414Web: www.energieagentur.nrw/eanrw/21_fachkongress_zukunftsenergien
21., 22.02.2017Oldenburg (Oldbg.)
6. Workshop „Zulassung – Zertifizierung – Normung“Universität Oldenburg, EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie e. V., Dr. Alexander Dyck • Carl-von- Ossietzky-Str. 15, 26129 Oldenburg • Tel.: (0441) 99906-310 • Fax: -109 • Web: www.next-energy.de/forschungs bereiche/brennstoffzellen/workshops/brennstoffzellen-workshop-zulassung-zertifizierung-normung-2017/
26.02. – 03.03.2017
Waikaloa Village (Hawaii, USA)
11th Int. Symposium Hydrogen & EnergyUniversity of Hawaii at Manoa, Department of Chemistry, Prof. Craig M. Jensen • 2545 The Mall, HI 96822-2275 Honolulu (USA) • Web: http://hesymposium.ch/
01. – 03.03.2017 Tokio (Japan)13th International Hydrogen and Fuel Cell ExpoReed Exhibitions Japan Ltd., FC EXPO Show Management • 18F Shinjuku-Nomura Bldg.,1-26-2 Nishishinjuku, Shinjuku-ku, Tokyo 163-0570 (Japan) • Tel.: (0081-3) 3349-8576 • Fax: -8535 • Web: www.fcexpo.jp/en/
01. – 03.03.2017Orléans (Frankreich)
European Fuel Cell Car WorkshopUniversité d'Orléans, GREMI • B.P. 6744, 45067 ORLEANS Cedex 2 (Frankreich) Fax: +33 (2) 38 41 71 54 • Web: https://efcw2017.sciencesconf.org/
14.03.2017Birmingham (Großbritan-nien)
The 13th International Hydrogen and Fuel Cell ConferenceClimate Change Solutions Ltd. • Garden Organic, Ryton, Coventry CV8 3LG (Großbritannien) Tel.:+44 (2476) 21 7746 • Web: www.climate-change-solutions.co.uk/event/hydrogenfuelcellsintothemainstream/
14. – 16.03.2017 DüsseldorfEnergy Storage EuropeMesse Düsseldorf GmbH • Postfach 10 10 06, 40001 Düsseldorf • Tel.: (0211) 45 60-01 • Fax: -900Web: www.energy-storage-online.de/
24. – 28.04.2017 Hannover
23. Gemeinschaftsstand „Wasserstoff, Brennstoffzellen + Batterien“ im Rahmen der Hannover MesseTobias Renz FAIR • Linienstr. 139 – 140, 10115 Berlin • Tel.: (030) 609 84-556 • Fax: -558 Web: www.h2fc-fair.com/
05., 06.06.2017Vancouver (British Colum-bia, Kanada)
Hydrogen + Fuel Cells 2017CHFCA, Hr. Eric Denhoff • Tel.: +1 (604) 760 7176 • Web: hfc2017.com/
14. – 17.05.2017 Split (Kroatien) 9th International Exergy, Energy and Environment Symposium (IEEES-9 2017)University of Split, Professor Sandro Nizetic • Tel.: +385 (21) 305632 • Web: www.ieees9.fesb.unist.hr/
19. – 23.06.2017Porto (Portugal)
HYCELTEC 2017 – VII. Symposium on Hydrogen, Fuel Cells, and Advanced BatteriesUniversity of Porto, Fac. of Engineering, Prof. Adélio Mendes • Rua Roberto Frias s/n, 4200-465 Porto (Portugal) • Tel.: +351 (22) 508-1695 • Fax.: -1449 • Mail: [email protected]
35Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
2018 Kursive Termine sind neu.
2019 Kursive Termine sind neu.
04. – 07.07.2017Luzern (Schweiz)
6th European PEFC & H2 ForumEuropean Fuel Cell Forum AG • Obgardihalde 2, 6043 Luzern-Adligenswil (Schweiz) • Tel.: +41 (44) 586 5644Fax: +41 (43) 508 0622 • Web: www.efcf.com/
09. – 12.07.2017Prag (Tschechien)
7th World Hydrogen Technology ConventionEuropean Fuel Cell Forum AG • Web: www.whtcprague2017.cz
10. – 13.09.2017Las Vegas (Nevada, USA)
Hydrogen + Fuel Cells NORTH AMERICATobias Renz FAIR • Linienstr. 139 – 140, 10115 Berlin • Tel.: (030) 609 84-556Fax: -558 • Web: www.h2fc-fair.com/
11. – 13.09.2017 Hamburg7th International Conference on Hydrogen Safety (ICHS 7)Web: www.hysafe.info
12. – 16.09.2017Vouliagmeni (Griechenland)
Joint European Summer School JESS 2016 Fuel Cell, Electrolyser, and Battery TechnologiesUniversity of Birmingham, Prof. Robert Steinberger-Wilckens • Edgbaston, B15 2TT (Großbritannien)Web: www.jess-summerschool.eu/JESS-2016
19. – 23.09.2017Vouliagmeni (Griechenland)
Joint European Summer School JESS 2016 Fuel Cell, Electrolyser, and Battery TechnologiesUniversity of Birmingham, Prof. Robert Steinberger-Wilckens • Edgbaston, B15 2TT (Großbritannien)Web: www.jess-summerschool.eu/JESS-2016
9. – 11.10.2017 StuttgartWorld of Energy Solutions EVS30 – 30th International Electric Vehicle Symposium & ExhibitionWeb: www.world-of-energy-solutions.de und www.messe-stuttgart.de/evs30/
17. – 22.06.2018Rio de Janeiro (Brasilien)
22nd World Hydrogen Energy Conference (WHEC)Web: www.labh2.coppe.ufrj.br/WHEC/2012.pdf
02. – 07.06.2019 Tokio (Japan)8th World Hydrogen Energy Conference (WHEC)Web: whtc2019.jp/
noch nicht bekannt
Kopenhagen (Dänemark)
23rd World Hydrogen Energy Conference (WHEC)Web: www.iahe.org/whecwhtc.asp
2020 Kursive Termine sind neu.
Und dann war da noch …
Kein Anschluss beim DoE
Zu der Frage, ob die Erde eine Scheibe sei, hat sich der zum
neuen US-Präsidenten gewählte Donald Trump bisher nicht
geäußert. Die Veränderung des Weltklimas allerdings hält er
für einen Jux („hoax“) made in China. Die Umwelt- und Kli-
magesetzgebung der letzten acht Jahre will er zurückfahren,
so weit es in der Macht des Präsidenten liegt.
Seine Übergangsmannschaft hat in diesem Zusammenhang
im Dezember einen Katalog von 74 Fragen an das
Bundesenergieministerium (DoE) geschickt. Man begehrte
u. a. auch die Namen aller Personen zu wissen, die bisher für
Klimaschutzprogramme gearbeitet haben, die an Gesprä-
chen und Konferenzen zu dem Thema teilgenommen haben
usw. sowie welche Programme des DoE wesentlich dafür
seien, die Ziele in Präsident Obamas Climate Action Plan zu
erreichen.
Dass ein neuer Präsident eine neue Politik verfolgt und dann
auch die Behörden zum Teil kräftig umsteuern müssen,
ist normal und im amerikanischen System noch stärker an-
gelegt als bei uns. Dass man dabei die einzelnen Bediens-
teten ins Visier nimmt, ist allerdings auch für die USA neu.
Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Und dann war da noch...
Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, den steigenden
Kraftstoffpreisen zu entgehen? Anscheinend nicht; selbst
„zurück zur Natur“ kann einen vom Regen in die Traufe brin-
gen. Viele türkische Bauern können sich den Diesel nicht
mehr leisten, dessen Preis von gut einem Euro im vergan-
genen Jahr jetzt auf 1,55 € gestiegen ist. So lassen sie den
Traktor stehen und haben den Esel wiederentdeckt. Nach
einem Bericht der Zeitung Zaman sind in der zentralanatoli-
schen Provinz Yozgat im vergangenen Jahr 4400 der nützli-
chen Grautiere verkauft worden, doppelt so viel wie im Jahr
zuvor. Entsprechend stark ist der Bestand gewachsen; in
einigen Dörfern hat er sich verdoppelt. Aber auch ein Esel
hat seinen Preis. Binnen eines Jahres stieg er in ländlichen
Gebieten Zentralanatoliens von umgerechnet rund 26 auf
bis zu 180 €, also um fast 600 %.
Anmerkung: Im Vergleich dazu ist ja der Anstieg der Öl-
preise noch als maßvoll und zurückhaltend zu betrachten.
Aber ein Esel hat auch deutlich mehr zu bieten. Das Tan-
ken erledigt er selbst, kleine Reparaturen werden automa-
tisch erledigt, gegebenenfalls mit ein wenig äußerer Unter-
stützung, und er vermehrt sich sogar von alleine. Welcher
Traktor kann das?
Hausse in Eseln
ISSN 1619-3350Hg.: Dt. Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband e. V., Berlin; Verantw.: Dr. Ulrich Schmidtchen, Berlin Post: Moltkestr. 42, 12203 Berlin Internet: www.dwv-info.deTelefon: (030) 398 209 946-0; Telefax: (030) 398 209 946-9 E-Mail: [email protected]
Layout: Young-Sook Blandow, choidesign.de
ISSN 1619-3350Hg.: Dt. Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband e. V., Berlin; Verantw.: Dr. Ulrich Schmidtchen, Berlin Post: Moltkestr. 42, 12203 Berlin Internet: www.dwv-info.deTelefon: (030) 398 209 946-0; Telefax: (030) 398 209 946-9 E-Mail: [email protected]
Layout: Young-Sook Blandow, choidesign.de
Jahrgang 21, Nr. 1/17 (Januar/Februar)
Schneemann auch en detail
Schneemänner bauen ist doch eines
der größten Vergnügen im Winter, für
Kinder jeden Alters. Leider hat uns der
Winter bisher mit Schnee nicht gera-
de verwöhnt.
Aber wenn man nun statt Hydroge-
niumoxid mal Siliziumoxid ausprobiert?
Das hat man an einer kanadischen Uni-
versität getan und einen durchaus an-
sprechenden Schneemann erzeugt. Die Kugeln des Kör-
pers bestehen aus Siliziumoxidteilchen, Arme und Nase
aus Platin, und das Gesicht wurde mit einem hochfokus-
sierten Ionenstrahl erzeugt.
Wegen des damit verbundenen Aufwan-
des fällt dieses Exemplar natürlich nicht
so groß aus. Die Höhe des Schneemanns
beträgt knappe 3 µm. Aber in der Not
frisst der Deibel Fliegen.
(http://nanofabrication.tumblr.com/post/154552479516/the-worlds-smallest- snowman-stands-less-than-3)
Anmerkung: Nicht verzagen, vielleicht klappt es ja doch
noch mit dem Schnee, und dann können wir Schneemän-
ner bauen, die man auch ohne Elektronenmikroskop er-
kennt. Ob mit oder ohne, wir wünschen Ihnen allen einen
schönen Start in ein gutes neues Jahr 2017!
Ersatzschneemann (Foto: Western University)
Entsprechend groß war die Unruhe im Ministerium. Zwar
braucht niemand zu befürchten, für die pflichtgemäße
Erledigung seiner Arbeit gefeuert zu werden, aber auf zu-
künftige Personalentscheidungen könnten sich solche Infor-
mationen sehr wohl auswirken. Die Rechtsstellung eines öf-
fentlich Bediensteten in einem Bundesministerium der USA
ist bei weitem nicht so stark wie die eines deutschen Beam-
ten. Zahlreiche Mitarbeiter haben auch Zeitverträge, über
deren Verlängerung die neuen Chefs entscheiden werden.
Neuer Minister soll Rick Perry werden, ehemaliger Gouver-
neur von Texas und großer Befürworter der fossilen Energi-
en; 2011 propagierte er die Abschaffung des DoE. Über sei-
ne akademischen Qualifikationen ist bekannt, dass er einen
Bachelor in „Animal Science“ gemacht hat. In puncto Klima-
wandel liegt er auf einer Linie mit seinem neuen Boss.
Nicht nur die Betroffenen und die Gewerkschaften reagier-
ten ziemlich angesäuert, sondern auch der Kongress.
Mancher fühlte sich an die politischen „Hexenjagden“ der
50er Jahre erinnert.
Die Amtsleitung des DoE leitete den Fragebogen an die
Rechtabteilung weiter und teilte mit, man werde keinerlei
Auskünfte über Einzelpersonen erteilen. Weiter wurde
darauf hingewiesen, das Ministerium mache solche Arbei-
ten keineswegs alleine, sondern die National Laboratories
und zahlreiche andere externe Stellen würden daran
wesentlich mitwirken. Amerikanische Klimaforscher, vor
allem solche im öffentlichen Dienst, haben bereits ange-
fangen, Sicherheitskopien ihrer Datensätze auf ausländi-
schen Servern anzulegen.
(Washington Post vom 9. und 13. Dezember 2016; New York Times vom 13. Dezember 2016)
Anmerkung: „Die Minister kommen und gehen, die Minis-
terialräte bleiben bestehen“ – dieses System hat Vor- und
Nachteile. Manchmal eben auch Vorteile. Es sind schon
weit noblere Ideen an einer widerwilligen Bürokratie
gescheitert. Nicht nur der Kongress wird dem neuen
Präsidenten vier interessante und abwechslungsreiche
Jahre verschaffen, seine Verwaltung möglicherweise
auch.