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dynaklim - Dynamische Anpassung regionaler Planungs- und Entwicklungsprozesse an die Auswirkungen des Klimawandels in der Emscher-Lippe-Region www.dynaklim.de STADTKLIMA STADTKLIMA Ausgewählte bisherige Ergebnisse der stadtklimatischen Untersuchungen in Oberhausen Hintergrund Stand: 03/2011 Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojektes dynaklim wird für Oberhausen, als repräsentative Modellstadt im Emscher-Lippe-Gebiet, an insgesamt 10 Untersuchungs- standorten in unterschiedlichen Klimatopen ein Jahr lang (August 2010 bis Juli 2011) Hintergrund Aus Messungen und Modellierungen ist bekannt, dass Böden in urbanen Ökosystemen wärmer sind als in ruralen Ökosystemen und dass Landnutzungswandel und Klima- wandel die Erwärmung verstärken werden (vgl. Savva et al. 2010). Daher werden in Akti- standorten in unterschiedlichen Klimatopen ein Jahr lang (August 2010 bis Juli 2011) eine umfassende stadtklimatische Untersuchung des Ist-Zustandes vorgenommen, um daraus Plan-Zustände zu entwickeln. In drei Teilaktivitäten werden die Messdaten hinsichtlich möglicher Anpassungsstrategien gegen Hitzestress im prognostizierten wandel die Erwärmung verstärken werden (vgl. Savva et al. 2010). Daher werden in Akti- vität 4.1.3 das Bodenklima in Oberhausen sowie die Auswirkung erhöhter Boden- temperaturen auf die Trinkwasserqualität untersucht. Es gibt verschiedene Strategien um den thermischen Komfort in Städten zu verbessern hinsichtlich möglicher Anpassungsstrategien gegen Hitzestress im prognostizierten Klimawandel (vgl. Kuttler 2011) analysiert und interpretiert. Ziel der Aktivität 4.3.1 ist es, die Effizienz verdunstungsaktiver Flächen in urbanen Gebieten zu quantifizieren. Dazu wird die Energiebilanz unter besonderer Berück- Es gibt verschiedene Strategien um den thermischen Komfort in Städten zu verbessern (vgl. Ali-Toudert & Mayer 2007); Aktivität 4.3.2 untersucht speziell den Einfluss des Wasserhaushalts auf das Stadtklima durch Modellsimulationen mit unterschiedlichem Vegetations- und Wasserflächenanteil in verschiedenen Flächennutzungen. Gebieten zu quantifizieren. Dazu wird die Energiebilanz unter besonderer Berück- sichtigung der Evapotranspiration durch vergleichende Simultanmessungen (ver- siegelt/verdunstungsaktiv) quantifiziert und hinsichtlich der räumlichen Unterschiede unter Berücksichtigung der saisonalen und diurnalen Variabilität untersucht (vgl. Offerle Vegetations- und Wasserflächenanteil in verschiedenen Flächennutzungen. Nach Abschluss der Auswertungen werden in Aktivität 4.3.3 die Ergebnisse der Teilaktivitäten als problemfeldbezogene Adaptations- und Mitigationsstrategien zur Verbesserung des Stadtklimas in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst. Messung der urbanen Evapotranspiration mittels H O-Flussmessungen (A 4.3.1) Untersuchung der Bodentemperaturen zur et al. 2006). Messung und Modellierung zur Verbesserung des Stadtklimas (A 4.3.2) mittels H 2 O-Flussmessungen (A 4.3.1) Sicherung der Trinkwasserqualität (A 4.1.3) des Stadtklimas (A 4.3.2) Während einer Strahlungswetterlage zeigen die Lufttemperaturmesswerte der Standorte in Oberhausen einen klar differenzierten Tagesgang entsprechend ihrer Flächennutzung und ihres Vegetationsanteils (s. Abb. Die mittleren Tagesgänge der gemessenen atmosphärischen Wasser- dampftransporte weisen im Stationsvergleich deutliche Unterschiede auf (s. Abb. 1). Während sommerlicher Strahlungswetterlagen verdunstet am Betrachtet man die Akkumulation der Bodentemperaturen seit Mess- beginn, wird ersichtlich, dass diese bis Mitte November in fast allen Tiefen- stufen gleich verläuft. Im Winter hingegen zeigt sich im Vergleich zum entsprechend ihrer Flächennutzung und ihres Vegetationsanteils (s. Abb. 7). Die Innenstadtstandorte und der ebenso stark versiegelte Gewerbestandort lassen während dieser Strahlungsepisode in der Nacht eine viel schwächere Abkühlung als die restlichen Standorte erkennen. Abb. 1). Während sommerlicher Strahlungswetterlagen verdunstet am suburbanen Standort die dreifache Menge an Wasser (ca. 90 mg/(m 2 s) als mittleres Tagesmaximum) im Vergleich zur Stadtstation (ca. 30 mg/(m 2 s). Die für den Verdunstungsprozess aufgewendete Energie steht somit nicht mehr zur Erwärmung der Luft zur Verfügung. Einer thermischen Belastung stufen gleich verläuft. Im Winter hingegen zeigt sich im Vergleich zum Sommer ein stärkerer Temperaturgewinn der tieferen Bodenschichten, da sie nicht wie die oberen Schichten im direkten Austausch mit der kühlen Winteratmosphäre stehen (s. Abb. 4). Darüber hinaus werden an den Standorten Gewässer, Wald und Freiland, die einen höheren Vegetations- und Gewässeranteil aufweisen als die bebauten Standorte, im Tagesverlauf geringere Temperaturen erreicht, als an den bebauten Standorten. mehr zur Erwärmung der Luft zur Verfügung. Einer thermischen Belastung innerhalb des Stadtgebietes kann insbesondere während sommerlicher Strahlungswetterlagen durch die Anlage gut wasserversorgter Grünflächen und/oder innerstädtischer Wasserflächen entgegen gewirkt werden. 40.000 50.000 en in °C 20.000 30.000 e Bodentemperature 14 16 Luftemperatur in °C 10.000 akkumulierte Abb. 4: Akkumulierte Stundenmittel der Bodentemperaturen in verschiedenen 8 10 12 14.8.10 0:00 14.8.10 6:00 14.8.10 12:00 14.8.10 18:00 15.8.10 0:00 0 19.6.10 17.7.10 14.8.10 11.9.10 9.10.10 6.11.10 4.12.10 1.1.11 29.1.11 Datum -15 cm -30 cm -45 cm -70 cm -115 cm Diese Differenzierung spiegelt sich auch in der Analyse der Auf- Abb. 7: Tagesgang der Lufttemperatur am 14.08.2010 Abb. 1: Mittlerer Tagesgang des Wasserdampftransportes während neun sommer- Abb. 4: Akkumulierte Stundenmittel der Bodentemperaturen in verschiedenen Tiefen im Stadtrandklimatop vom 08.07.2010 bis zum 01.03.2011 Die Bodenfeuchte liegt zwischen 4 und 32 Volumenprozent, die Verteilung an beiden Standorten ist jedoch unterschiedlich. In der Innenstadt sind die oberen Bodenschichten deutlich feuchter als die tieferen Schichten. Das Datum und Uhrzeit Innenstadt (hochversiegelt) Innenstadt Park Gewerbe Stadtrand Gewässer Wald Freiland Diese Differenzierung spiegelt sich auch in der Analyse der Auf- trittshäufigkeit der klimatologischen Ereignistage wider (s. Tab. 1). An den Innenstadtstandorten werden häufiger thermische Schwellenwerte über- schritten, als an den Umlandstandorten Freiland und Gewässer. Dafür treten dort im Winterzeitraum häufiger Eis- und Frosttage auf. Abb. 1: Mittlerer Tagesgang des Wasserdampftransportes während neun sommer- licher (August und September 2010) und sechs winterlicher (Dezember 2010 bis Februar 2011) Strahlungstage am urbanen und suburbanen Standort Der Stadtstandort ist durch einen um etwa 80 W/m 2 erhöhten fühlbaren Wärmestrom charakterisiert, währenddessen am suburbanen Standort der oberen Bodenschichten deutlich feuchter als die tieferen Schichten. Das ist ein Hinweis auf die anthropogenen Verhältnisse dieses Bodens, der nur oben eine wasserspeichernde Humusauflage besitzt, darunter jedoch durchgehend aus Sand besteht. Der Freilandstandort weist mit zunehmender Tiefe steigende, und insgesamt höhere Wassergehalte auf treten dort im Winterzeitraum häufiger Eis- und Frosttage auf. Standorte und Klimatopzuordnung Messzeitraum: (07.07.2010 - 22.03.2010) Tab.1: Anzahl der klimatologischen Ereignistage in Oberhausen Wärmestrom charakterisiert, währenddessen am suburbanen Standort der Großteil der einfallenden Energie für den Verdunstungsvorgang verwendet wird, woraus ein um ca. 170 W/m 2 erhöhter latenter Wärmestrom resultiert. Der im Vergleich zum suburbanen Standort hohe urbane Residualwärme- strom spiegelt das hohe Wärmespeichervermögen anthropogener Ober- zunehmender Tiefe steigende, und insgesamt höhere Wassergehalte auf (s. Abb. 5). Im Sommer kann die Verdunstung des im Boden enthaltenen Wassers für eine Abkühlung der Luft und damit des warmen Stadtkörpers sorgen. Eine gute Wasserversorgung ist dafür Voraussetzung. klimatologische Ereignistage Definition hochversiegelte Innenstadt Innenstadt Park Gewerbe Stadtrand Gewässer Wald Freiland heißer Tag t max ≥ 30°C 5 5 5 5 5 5 5 5 Sommertag t max ≥ 25°C 17 15 15 15 15 11 9 12 strom spiegelt das hohe Wärmespeichervermögen anthropogener Ober- flächenmaterialien am Stadtstandort wider (s. Abb. 2). Innenstadt Freiland max tropische Nacht t 0Uhr > 20°C 8 8 8 8 7 7 6 6 Grillparty Tage t 21Uhr > 20°C 17 17 13 14 14 14 11 11 Frosttag t min < 0°C 51 55 61 59 66 61 64 68 Eistag t max < 0°C 17 18 18 18 18 18 19 19 Speziell für die Untersuchung der sommerlichen Wärmebelastung und der Anpassungs- und Minderungseffekte von Vegetations- und Gewässer- flächen werden Simulationen durchgeführt. In Abb. 8 ist am hochversiegelten Innenstadtstandort der Vergleich des tatsächlichen Ist- max Abb. 5: Volumetrische Bodenfeuchte für einen Innenstadtstandort (links) und einen hochversiegelten Innenstadtstandort der Vergleich des tatsächlichen Ist- Zustands mit der Situation nach Anlegen einer ca. 1 ha großen Parkfläche für die physiologische Äquivalenttemperatur (PET) dargestellt. Die Differenzen der Lufttemperaturen und der Bodentemperaturen zwischen den zwei kontrastierenden Standorten Innenstadt (hoch- versiegelt) und Freiland zeigen für den bisherigen Messzeitraum positive Freilandstandort (rechts) vom 21.09.2010 bis zum 22.02.2011 Abb. 2: Mittlerer Tagesgang der Differenz der Strahlungsbilanzglieder (urban minus suburban) während sommerlicher Strahlungstage (August und September 2010) versiegelt) und Freiland zeigen für den bisherigen Messzeitraum positive Differenzen. Das bedeutet, dass die Stadt sowohl im Boden als auch in der Luft wärmer ist als das Umland. Die Höhe der Differenzen zwischen den beiden Standorten repräsentiert die Stärke der städtischen Wärmeinsel: Während die Bodenwärmeinsel einen sehr gut sichtbaren Plan-Zustand (Park, 1 ha) Ist-Zustand Der Vergleich zwischen der Lufttemperatur und dem thermischen Behag- lichkeitsmaß PET in Abb. 3 zeigt deutlich, dass an verdunstungsaktiven Flächen gegenüber versiegelten urbanen Flächen die humanbiometeorolo- suburban) während sommerlicher Strahlungstage (August und September 2010) Wärmeinsel: Während die Bodenwärmeinsel einen sehr gut sichtbaren Jahresgang mit einer Amplitude von knapp 7 K aufweist, zeigt die oberirdische Wärmeinsel eine deutlich geringere Intensität von maximal 3 K und nur eine leichte Abnahme zur kalten Jahreszeit. Beide zusammen verdeutlichen das Ausmaß der städtischen Überwärmung (s. Abb. 6). Flächen gegenüber versiegelten urbanen Flächen die humanbiometeorolo- gische Wärmebelastung beachtlich reduziert werden kann. verdeutlichen das Ausmaß der städtischen Überwärmung (s. Abb. 6). 6 7 urban suburban, gewässernah Der in der Simulation verwendete Park ist savannenartig aufgebaut und wird von zwei Fußwegen mit Alleencharakter durchzogen. Die physiologische Äquivalenttemperatur, die den thermischen Komfort wieder Abb. 8: Vergleich PET Ist-Zustand und PET Plan-Zustand (Park, 1 ha) am 12.07.2010 3 4 5 T in K physiologische Äquivalenttemperatur, die den thermischen Komfort wieder gibt, ist zur Simulationszeit (16 Uhr) deutlich durch den Schattenwurf der Gebäude und Bäume dominiert. Die sonnenexponierten Flächen des Straßenraumes und des Parks weisen daher eine extreme 1 2 3 Delta-T Wärmebelastung auf. Tagsüber stellt Verschattung somit die wichtigste Strategie zur Reduktion der thermischen Belastung dar, unabhängig davon, ob die Verschattung durch natürliche oder künstliche Materialien erreicht wird. Nachts -1 0 Datum hingegen strahlen vor allem Baumaterialien die Wärmeenergie, die sie tagsüber aufgenommen haben wieder ab. Daher wird in den Nachtstunden der thermische Komfort durch Vegetation erhöht. Abb. 3: Vergleichender Tagesgang der Lufttemperatur und der PET während eines Strahlungstages (20.08.2010) im Stationsvergleich Abb. 6: Oberirdische und unterirdische Wärmeinsel vom 01.08.2010 bis zum 22.02.2011, berechnet als Differenz Innenstadt (hochversiegelt) minus Freiland Delta-T_Luft Delta-T_Boden_-125 cm Ali-Toudert, F. & Mayer, H. (2007): Effects of asymmetry, galleries, overhanging façades and vegetation on thermal comfort in urban street canyons. In: Solar Energy, 81: 742-754. Kuttler, W . (2011): Klimawandel im urbanen Bereich, Teil 1, Wirkungen; Climate change in urban areas, Part 1, Effects. - In: Environmental Sciences Europe (ESEU), Springer open, DOI: 10.1186/2190-4715-23-11, S. 1-12. Literatur Offerle, B.; Grimmond, C. S. B.; Fortuniak, K. & Pawlak, W. (2006): Intraurban Differences of Surface Energy Fluxes in a Central European City. In: Journal of Applied Meteorology and Climatology, 45: 125-136. Savva, Y., Pouyat, R., Groffman, P. & G. Heisler (2010): Effects of Land Use and Vegetation Cover on Soil Temperature in an Urban Ecosystem. In: Soil Science Society of America Journal, 74 (2): 469 – 480. Fakultät für Biologie Angewandte Klimatologie und Landschaftsökologie

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STADTKLIMASTADTKLIMAAusgewählte bisherige Ergebnisse der stadtklimatischen Ausgewählte bisherige Ergebnisse der stadtklimatischen

Untersuchungen in Oberhausen

Hintergrund

Stand: 03/2011

Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojektes dynaklim wird für Oberhausen, alsrepräsentative Modellstadt im Emscher-Lippe-Gebiet, an insgesamt 10 Untersuchungs-standorten in unterschiedlichen Klimatopen ein Jahr lang (August 2010 bis Juli 2011)

Hintergrund

Aus Messungen und Modellierungen ist bekannt, dass Böden in urbanen Ökosystemenwärmer sind als in ruralen Ökosystemen und dass Landnutzung swandel und Klima-wandel die Erwärmung verstärken werden (vgl . Savva et al. 2010). Daher werden in Akti -standorten in unterschiedlichen Klimatopen ein Jahr lang (August 2010 bis Juli 2011)

eine umfassende stadtklimatische Untersuchung des Ist-Zu standes vorgenommen, umdaraus Plan-Zustände zu entwickeln. In drei Teilaktivität en werden die Messdatenhinsichtlich möglicher Anpassungsstrategien gegen Hitzestress im prognostizierten

wandel die Erwärmung verstärken werden (vgl . Savva et al. 2010). Daher werden in Akti -vität 4.1.3 das Bodenklima in Oberhausen sowie die Auswirku ng erhöhter Boden-temperaturen auf die Trinkwasserqualität untersucht.Es gibt verschiedene Strategien um den thermischen Komfort in Städten zu verbessernhinsichtlich möglicher Anpassungsstrategien gegen Hitzestress im prognostizierten

Klimawandel (vgl. Kuttler 2011) analysiert und interpreti ert.Ziel der Aktivität 4.3.1 ist es, die Effizienz verdunstungs aktiver Flächen in urbanenGebieten zu quantifizieren . Dazu wird die Energiebilanz unter besonderer Berück -

Es gibt verschiedene Strategien um den thermischen Komfort in Städten zu verbessern(vgl. Ali-Toudert & Mayer 2007); Aktivität 4.3.2 untersuch t speziell den Einfluss desWasserhaushalts auf das Stadtklima durch Modellsimulatio nen mit unterschiedlichemVegetations - und Wasserflächenanteil in verschiedenen Flächennutzungen .Gebieten zu quantifizieren . Dazu wird die Energiebilanz unter besonderer Berück -

sichtigung der Evapotranspiration durch vergleichende Si multanmessungen (ver-siegelt/verdunstungsaktiv) quantifiziert und hinsichtl ich der räumlichen Unterschiedeunter Berücksichtigung der saisonalen und diurnalen Variabilität untersucht (vgl . Offerle

Vegetations - und Wasserflächenanteil in verschiedenen Flächennutzungen .Nach Abschluss der Auswertungen werden in Aktivität 4.3.3 d ie Ergebnisse derTeilaktivitäten als problemfeldbezogene Adaptations- un d Mitigationsstrategien zurVerbesserung des Stadtklimas in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst .

Messung der urbanen Evapotranspiration

mittels H O-Flussmessungen (A 4.3.1)

Untersuchung der Bodentemperaturen zur

unter Berücksichtigung der saisonalen und diurnalen Variabilität untersucht (vgl . Offerleet al. 2006).

Messung und Modellierung zur Verbesserung

des Stadtklimas (A 4.3.2)

Verbesserung des Stadtklimas in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst .

mittels H2O-Flussmessungen (A 4.3.1) Sicherung der Trinkwasserqualität (A 4.1.3) des Stadtklimas (A 4.3.2)Während einer Strahlungswetterlage zeigen die Lufttemperaturmesswerteder Standorte in Oberhausen einen klar differenzierten Tagesgangentsprechend ihrer Flächennutzung und ihres Vegetationsanteils (s. Abb.

Die mittleren Tagesgänge der gemessenen atmosphärischen Wasser-dampftransporte weisen im Stationsvergleich deutliche Unterschiede auf (s.Abb. 1). Während sommerlicher Strahlungswetterlagen verdunstet am

Betrachtet man die Akkumulation der Bodentemperaturen seit Mess-beginn, wird ersichtlich, dass diese bis Mitte November in fast allen Tiefen-stufen gleich verläuft. Im Winter hingegen zeigt sich im Vergleich zum entsprechend ihrer Flächennutzung und ihres Vegetationsanteils (s. Abb.

7). Die Innenstadtstandorte und der ebenso stark versiegelteGewerbestandort lassen während dieser Strahlungsepisode in der Nachteine viel schwächere Abkühlung als die restlichen Standorte erkennen.

Abb. 1). Während sommerlicher Strahlungswetterlagen verdunstet amsuburbanen Standort die dreifache Menge an Wasser (ca. 90 mg/(m2s) alsmittleres Tagesmaximum) im Vergleich zur Stadtstation (ca. 30 mg/(m2s).Die für den Verdunstungsprozess aufgewendete Energie steht somit nichtmehr zur Erwärmung der Luft zur Verfügung. Einer thermischen Belastung

stufen gleich verläuft. Im Winter hingegen zeigt sich im Vergleich zumSommer ein stärkerer Temperaturgewinn der tieferen Bodenschichten, dasie nicht wie die oberen Schichten im direkten Austausch mit der kühlenWinteratmosphäre stehen (s. Abb. 4).

Darüber hinaus werden an den Standorten Gewässer, Wald und Freiland,die einen höheren Vegetations- und Gewässeranteil aufweisen als diebebauten Standorte, im Tagesverlauf geringere Temperaturen erreicht, alsan den bebauten Standorten.

mehr zur Erwärmung der Luft zur Verfügung. Einer thermischen Belastunginnerhalb des Stadtgebietes kann insbesondere während sommerlicherStrahlungswetterlagen durch die Anlage gut wasserversorgter Grünflächenund/oder innerstädtischer Wasserflächen entgegen gewirkt werden.

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Datum

-15 cm -30 cm -45 cm -70 cm -115 cm

Diese Differenzierung spiegelt sich auch in der Analyse der Auf-

Abb. 7: Tagesgang der Lufttemperatur am 14.08.2010

Abb. 1: Mittlerer Tagesgang des Wasserdampftranspor tes während neun sommer -

Abb. 4: Akkumulierte Stundenmittel der Bodentempera turen in verschiedenen Tiefen im Stadtrandklimatop vom 08.07.2010 bis zum 0 1.03.2011

Die Bodenfeuchte liegt zwischen 4 und 32 Volumenprozent, die Verteilungan beiden Standorten ist jedoch unterschiedlich. In der Innenstadt sind dieoberen Bodenschichten deutlich feuchter als die tieferen Schichten. Das

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Datum und Uhrzeit

Innenstadt (hochversiegelt) Innenstadt Park Gewerbe Stadtrand Gewässer Wald Freiland

Diese Differenzierung spiegelt sich auch in der Analyse der Auf-trittshäufigkeit der klimatologischen Ereignistage wider (s. Tab. 1). An denInnenstadtstandorten werden häufiger thermische Schwellenwerte über-schritten, als an den Umlandstandorten Freiland und Gewässer. Dafürtreten dort im Winterzeitraum häufiger Eis- und Frosttage auf.

Abb. 1: Mittlerer Tagesgang des Wasserdampftranspor tes während neun sommer -licher (August und September 2010) und sechs winterl icher (Dezember 2010 bisFebruar 2011) Strahlungstage am urbanen und suburba nen Standort

Der Stadtstandort ist durch einen um etwa 80 W/m2 erhöhten fühlbarenWärmestrom charakterisiert, währenddessen am suburbanen Standort der

oberen Bodenschichten deutlich feuchter als die tieferen Schichten. Dasist ein Hinweis auf die anthropogenen Verhältnisse dieses Bodens, dernur oben eine wasserspeichernde Humusauflage besitzt, darunter jedochdurchgehend aus Sand besteht. Der Freilandstandort weist mitzunehmender Tiefe steigende, und insgesamt höhere Wassergehalte auf treten dort im Winterzeitraum häufiger Eis- und Frosttage auf.

Standorte und KlimatopzuordnungMesszeitraum:

(07.07.2010 - 22.03.2010)

Tab.1: Anzahl der klimatologischen Ereignistage in Ob erhausen

Wärmestrom charakterisiert, währenddessen am suburbanen Standort derGroßteil der einfallenden Energie für den Verdunstungsvorgang verwendetwird, woraus ein um ca. 170 W/m2 erhöhter latenter Wärmestrom resultiert.Der im Vergleich zum suburbanen Standort hohe urbane Residualwärme-strom spiegelt das hohe Wärmespeichervermögen anthropogener Ober-

zunehmender Tiefe steigende, und insgesamt höhere Wassergehalte auf(s. Abb. 5). Im Sommer kann die Verdunstung des im Boden enthaltenenWassers für eine Abkühlung der Luft und damit des warmen Stadtkörperssorgen. Eine gute Wasserversorgung ist dafür Voraussetzung.

klimatologische

Ereignistage Definition

hochversiegelte

Innenstadt Innenstadt Park Gewerbe Stadtrand Gewässer Wald Freiland

heißer Tag tmax ≥ 30°C 5 5 5 5 5 5 5 5

Sommertag tmax ≥ 25°C 17 15 15 15 15 11 9 12

strom spiegelt das hohe Wärmespeichervermögen anthropogener Ober-flächenmaterialien am Stadtstandort wider (s. Abb. 2).

Innenstadt Freiland

Sommertag tmax ≥ 25°C 17 15 15 15 15 11 9 12

tropische Nacht t0Uhr > 20°C 8 8 8 8 7 7 6 6

Grillparty Tage t21Uhr > 20°C 17 17 13 14 14 14 11 11

Frosttag tmin < 0°C 51 55 61 59 66 61 64 68

Eistag tmax < 0°C 17 18 18 18 18 18 19 19

Speziell für die Untersuchung der sommerlichen Wärmebelastung und derAnpassungs- und Minderungseffekte von Vegetations- und Gewässer-flächen werden Simulationen durchgeführt. In Abb. 8 ist amhochversiegelten Innenstadtstandort der Vergleich des tatsächlichen Ist-

Eistag tmax < 0°C 17 18 18 18 18 18 19 19

Abb. 5: Volumetrische Bodenfeuchte für einen Innens tadtstandort (links) und einen hochversiegelten Innenstadtstandort der Vergleich des tatsächlichen Ist-Zustands mit der Situation nach Anlegen einer ca. 1 ha großen Parkflächefür die physiologische Äquivalenttemperatur (PET) dargestellt.

Die Differenzen der Lufttemperaturen und der Bodentemperaturenzwischen den zwei kontrastierenden Standorten Innenstadt (hoch-versiegelt) und Freiland zeigen für den bisherigen Messzeitraum positive

Abb. 5: Volumetrische Bodenfeuchte für einen Innens tadtstandort (links) und einen Freilandstandort (rechts) vom 21.09.2010 bis zum 22. 02.2011

Abb. 2: Mittlerer Tagesgang der Differenz der Strahl ungsbilanzglieder (urban minus suburban ) während sommerlicher Strahlungstage (August und September 2010)

versiegelt) und Freiland zeigen für den bisherigen Messzeitraum positiveDifferenzen. Das bedeutet, dass die Stadt sowohl im Boden als auch inder Luft wärmer ist als das Umland. Die Höhe der Differenzen zwischenden beiden Standorten repräsentiert die Stärke der städtischenWärmeinsel: Während die Bodenwärmeinsel einen sehr gut sichtbaren

Plan-Zustand (Park, 1 ha)Ist-Zustand

Der Vergleich zwischen der Lufttemperatur und dem thermischen Behag-lichkeitsmaß PET in Abb. 3 zeigt deutlich, dass an verdunstungsaktivenFlächen gegenüber versiegelten urbanen Flächen die humanbiometeorolo-

suburban ) während sommerlicher Strahlungstage (August und September 2010)Wärmeinsel: Während die Bodenwärmeinsel einen sehr gut sichtbarenJahresgang mit einer Amplitude von knapp 7 K aufweist, zeigt dieoberirdische Wärmeinsel eine deutlich geringere Intensität von maximal3 K und nur eine leichte Abnahme zur kalten Jahreszeit. Beide zusammenverdeutlichen das Ausmaß der städtischen Überwärmung (s. Abb. 6).Flächen gegenüber versiegelten urbanen Flächen die humanbiometeorolo-

gische Wärmebelastung beachtlich reduziert werden kann.verdeutlichen das Ausmaß der städtischen Überwärmung (s. Abb. 6).

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urban suburban, gewässernah

Der in der Simulation verwendete Park ist savannenartig aufgebaut undwird von zwei Fußwegen mit Alleencharakter durchzogen. Diephysiologische Äquivalenttemperatur, die den thermischen Komfort wieder

Abb. 8: Vergleich PET Ist-Zustand und PET Plan-Zust and (Park, 1 ha) am 12.07.2010

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physiologische Äquivalenttemperatur, die den thermischen Komfort wiedergibt, ist zur Simulationszeit (16 Uhr) deutlich durch den Schattenwurf derGebäude und Bäume dominiert. Die sonnenexponierten Flächen desStraßenraumes und des Parks weisen daher eine extreme1

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Wärmebelastung auf.Tagsüber stellt Verschattung somit die wichtigste Strategie zur Reduktionder thermischen Belastung dar, unabhängig davon, ob die Verschattungdurch natürliche oder künstliche Materialien erreicht wird. Nachts

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Datum durch natürliche oder künstliche Materialien erreicht wird. Nachtshingegen strahlen vor allem Baumaterialien die Wärmeenergie, die sietagsüber aufgenommen haben wieder ab. Daher wird in denNachtstunden der thermische Komfort durch Vegetation erhöht.

Abb. 3: Vergleichender Tagesgang der Lufttemperatur und der PET während eines Strahlungstages (20.08.2010) im Stationsvergleich

Abb. 6: Oberirdische und unterirdische Wärmeinsel v om 01.08.2010 bis zum 22.02.2011, berechnet als Differenz Innenstadt (hoch versiegelt) minus Freiland

Datum

Delta-T_Luft Delta-T_Boden_-125 cm

Ali-Toudert, F. & Mayer, H. (2007): Effects of asymmetry, galleries, overhanging façades and vegetation on thermal comfort in urban street canyons. In: Solar Energy, 81: 742-754.Kuttler, W. (2011): Klimawandel im urbanen Bereich, Teil 1, Wirkungen; Climate change in urban areas, Part 1, Effects. - In: Environmental Sciences Europe (ESEU), Springer open, DOI: 10.1186/2190-4715-23-11, S. 1-12.

Literatur

Kuttler, W. (2011): Klimawandel im urbanen Bereich, Teil 1, Wirkungen; Climate change in urban areas, Part 1, Effects. - In: Environmental Sciences Europe (ESEU), Springer open, DOI: 10.1186/2190-4715-23-11, S. 1-12.Offerle, B.; Grimmond, C. S. B.; Fortuniak, K. & Pawlak, W. (2006): Intraurban Differences of Surface Energy Fluxes in a Central European City. In: Journal of Applied Meteorology and Climatology, 45: 125-136.Savva, Y., Pouyat, R., Groffman, P. & G. Heisler (2010): Effects of Land Use and Vegetation Cover on Soil Temperature in an Urban Ecosystem. In: Soil Science Society of America Journal, 74 (2): 469 – 480.

Fakultät für BiologieAngewandte Klimatologie und Angewandte Klimatologie und Landschaftsökologie