E. Rupprecht, Bemerkungen zur Passio SS. Perpetuae et Felicitatis

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    BEMERKUNGEN ZUR PASSIO5S. PERPETUAE ET FELICITATISE rn s t R u p P l ' e c h t , Dozent an der UniversittKln,is t am 23. Juli 1941 im ,Gd,echt bei Sta(hca in eIer Ukraine,

    31jhrig, gefallen. Durch seinen Opfertod hat unsere Wissen-schaft einen sehr schmerzlichen Verlust erlitten, um so&dunerzlich.er, als die Philologie, wi'e er slie betrieb, in derjngel'en Generation nicht gerade hufig vertreten ist. SeineErstl ingsarbeit , die wertvol le Ausgabe (leI' ltesten Fassungdes Lebens und der WlIlluler der hh. Kosmas und Damiannach ,der 1907aufg,efundenen Handsdllift des British Mu-seum (1935) fhrte ihn ,in die Lesung und Ergnzung lcken-hafter Text6 ein und gaib ihm damit die sprachliche und kri-tische Ridltung, die audl seinen weiteren Arbeiten, dem Buchber die Sdlrift vom Staat der Athener (1939) und dem vor-liegenden Aufsats(das Geprge verleiht. Aber wir beklagenin Ruppred nidit nur den hoffnungsvollen jungen Gelehr-ten, sondern audl den charaktervollen :Mensehen, in dem Ernstund F l ' ( ~ h s i n n zu so lauterer Einheit v,erbunden waren.

    L. D e u h n e l '

    In meiner Besprechung der Ausgabe der Passio Perpetuaeet Felicitatis von van Beek Gnomon 1940, S. 143 f.) mute idlleider auf die Errterung von Einzelheiten verzichten. Idlhabe jedodl in Aussidlt gestellt,die dort gebte Kritik ineinem Aufsatse des Nheren zu begrnden. Diese Zusagemchte ich auf den folgenden Seiten einlsen.

    Zunchst ~ i n i g e Worte zum Problem des 0 l ' i g in a lsund zur Ve r f asse r f l ' age. Bezglich des Ersteren habe ichgesagt, da nach meinem UIteil nicht der leiseste Zweifel ander Prioritt der lateinischen und der Abhngigkeit der grie-chischen Version mglidl sei. Werfen wir einen kurzen Blickauf die entscheidenden Stellen:

    Rhein. Mus. f. Philol. N. F. lXXXX 12

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    178 E r n s t Ru p p r e c h tXXI 3 wird das feine Wortspiel mit der t rivialen und derreligisen Bedeutung von salvus im GrieChischen auf hchstungesChickte Weise durCh das alberne und deplazierte Wortspiel mit l r f l ~ ' ; ; lJrWiVEIV naChgeahmt. SChon diese eine Stellebesitzt durChsChlagende Beweiskraft. Vergeblich sucht Salo

    nius 1) (S.72) ihre Bedeutung abzuschwchen.XVI 3. Mit noxiis 1l0bHissimis, Caesaris scHicet wirdauf die offizielle Formel nobHissimus Caesar angespielt. Der 'grieChische Ausdruck ovollucrTOl

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    180 E r ns t Ru p p re c h tist aUel'dillgs, da dieser bersebung ein relativ hohe l ' Grad'ton Selbstndigkeit zuerkannt werden mu. Offenbar lagihr von vorneherein ein von unsere r auch schon recht man-nigfalt igen handschriftl ichen berlieferung wiederum abweidlender, im ganzen zweifellos minderwertigerer Text zugrmide, und sie mag sich dann als selbstndiger Text imLaufe der Zeit unter verschiedenen Hnden nodl weiter vonihrer urspriinglimen Vorlage entfernt hahen. Vorsid1t in derAngleichung an den lateinisdlen Text is t daher geboten.Franmi ist darin wohl etwas zu weit gegangen. Der griechisdie Text mu zunmst aus sich selbst verstanden wer_den. Es kann natr lidl n id lt unsere Aufgabe sein, Fehlerder Vorlage und Miverstndnisse des bersebers herauszu-korrigieren ; nur sekundre Verderbnisse sind zu beseitigen.

    Die Verfas sedrage nochmals bis in aUe Einzelheiten:zu diskutieren, seheint mir nicht erforderlich. Ich hahe herei tserklrt, da idl van Beeks von zahlreichen ancleren Gelehr-ten geteilte Mutmaf3ung, Tertnllian sei der Verfasser hzw.Redaktor, glauhe ablehnen zu mssen. Auf eine endgltigeBeseitigung des lstigen Problems ist nur zu hoffen, wennman sich entsdlliet, die wesentlichen und die unwesent-lidlen Momente der Kritik klar auseinal1derzuhalten. Mitein paar uerlimkeiten, wie bereinstimmungen in einzelnen sprad1lichen Wendungen oder in der Form der Bibelzitate, lt sich nidlts heweisen. Soldie bereinstimmungenknnen auf vielerlei Weise zustande kommen, und bei unserer lckenhaften Kenntnis der antiken Literatur sind wirbedlaupt niemals imstande, mit Bestimmtheit zu sagen, oh{las, was -uns als charakteristisdle Sprad1eigentmlidlkeiteines einzeluen Autors ersdleint, in Wirklid1keit nimt ineinem viel greren Kreise ganghare Mnze gewesen ist. Frdas in lehhafter Vernderung hegriffene Sptlatein gilt dieser Gesimtspunkt in hesonders hohem Mae. SprachlicheEinzelindizien knnendemnadl in aller Regel nur als sekun-dre Argumente eine gewisse Bedeutung erlangen. Bestim-

    Mit diesen Erwgungen werden auro. alle Versuro.e hinfllig, "denRahmen" und die "authentisro.en Aufzeiro.nungen der Mrtyrer" zusro.eiden. Gleiro.gltig, ber welro.es Material der Verfasser der Passionverfgte, so wie sie hier is t sie eine Einheit, und es ist durro.aus mgliro. und mir persnliro. sogar wahrsro.einliro., da es siro. hei diesen 'allthentisro.en Aufzeiro.nungen' berhanpt nur um eine literarisro.eFiktion handelt.

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    Bemerkungen zur Passio 55. Perpetulle et Felicitatis 181

    meml und wirklich magebend fr ein stilistisches Urteilbleibt einzig und allein die innere Form der Darstellung imGanzen, und wenn man diese ins Auge fat, so kann esmeines Erachtens in unserem Falle keine Unsicherheit geben,sofern man wenigstens den Stil eines Autors nicht als einmehr oder minder zuflliges Kleid seiner Gedanken, sondernals Wesenllausdruck seiner Persnlichkeit betrachtet und sidldie Empfindung dafr nicht dnrdl von auen herangetrageneGelehrsamkeit verwirren lt. Idl halte es fr ganz umlenkhaI', daTertullian, dieser leidenschaftlicheEiferer uud gewaltsam ansschweifende Rabulist, d e r ~ 1 i e Sprache mit herrischerWillkr meister t, in Vergleidlen nnd Bildern, in Wortspielen, Ant ithesen und allen sonstigen Knsten der Rhetorikgeradezu schwelgt, jemals imstande gewesen sein knnfe,so sdllid und ergreifend lebenswahr zu erzhlen, wie es diePassion tut. Die Berufung auf den Unterscllied der Gat-tungen: dort Schriftstellerei fr ein gebildetes Publikum,hier volkstmliche Erzhlung, sdllgt nidlt durch. Audl eineNatur von groem .imleren Umfang und bedeu tender Aus-drucks fhigkeit vermag doch ihr ursprngliches Temperament nicl soweit zu verleuguen, wie es hier zur Erklruugdes Stilnnterschiedes vorausgese\}t wenlen mte. Und Tertullian ist uns als scltriftstellerisdle Individualitt clochwahrlich fabar und deutlicli genug. Man sclliage ihn auf,wo immer man will, ob er nun seiner Gemeimle Zucht undSitte predigt, philosophische Probleme errtert oder gegenHretiker zu Felde zieht: berall finclet man dieselbe Leb-haftigkeit und Euergie der Gedallkenbewegullg, dieselbescharfe, kasuistische Dialektik, die sicll je und je zu gliihen-der Beredsamkeit erhebt. Zweifellos is t Tertullian ein ge-nialer Stilist, aber SdIliclttheit ist sehler Advokatennatur ver-

    und Sdllichtheit ist gerade das, was die Passion derPerpetua vor amieren Erzeugnissen ihrer Gattung in sohohem Mae auszeicltnet. Selbst in der Vorrede, die berhaupt das einzige mit Tert_ullian wirklich vergleichbare Stckist, kann, so meine idl, einem aufmerksamen Ohr die Verschie

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    182 En l s t Rup p r e c h tsehr schwerwiegendes ueres Zeugnis tdt t hinzu. Bekanntlich hemft sich TertuUian in der Schrift De anima einmal aufdie Passion der Perpe tua, und zwar in einem Zusammenhang,in dem er heweisen will , da nur die Mrtyrer sofort ins Paradies kommen. Unter anderem fragt er da 55,4: et qnomodo Joanni in spiritu paradisi regio revelata, quae subicitur altari, nullas alias animas ap\ld se praeter . martyrumostemlit? Quomodo Perpetua, fortissima martyr, sub diepassionis in revelatione paradisi solos ill ie eommartyres sUosvidit, nisi quia nuUis romphaea paradisi ianitrix eedit, nisiqui in Christo deeesserint, non in Adam? Will man demklaren Wortlaut nicht Gewalt antun, so lt sich dieser Hinweis nur so erklren, da TertuUian hier ganz offensichtlichdie Vision der Perpetua mit der des Satyms verwechselt. ImAuge hahen kann er dahei ja nur die beiden Stellen 11,9 und13, 8, wo Satyrus erzhlt, wie er im Paradiese seine Leidensgenossen und andere Mrtyrer getroffen habe 4). Die Beziehung auf die candidat i mil ia mnlta, die in der Vision derPerpetua (4,8) den grauhaarigen Hirten umgehen, scheintmir schon an sich wahrhaft abenteuerlich und wird zudemdurch Tertullians ausdrckliche Angabe sub eHe passionis unmglich gemacht. Perpetnas Vision liegt ja nodl vor der Gedchtsverhandlung. - Wenn also Tertullian eine soldie Verwechslung unterlaufen kounte, so mu man sieh wohl oderhel zu dem Schlusse bequemen, da er die Passion weder verfat nodl redigiert hat; sonst wre ein derartig grobes Versehen schlechthin unbegreiflich.Idl betrachte hiermit das Problem als erledigt uildwende mich nun zur Besprechung einzelner Stellen, undzwar vorzugsweise des griechischen Textes, der in hheremMae der Emendation bedarf als der lateinische.I 1 blU TI JlD !((lt Ta Kawu lTapabEiT/laW,

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    He,rne"kullg,m zur Passio 55 . Perpetuae et Felicitatis 183'schen aeque utrique causae convenientia. Es ist also ent-weder (e.cp') e.KllTpa (Piccolomini, Franchi) oder KaTEpav{Gebhardt) zu schre iben. Eine andere Frage is t es, obwir berecht igt sind, hinter O O t a ( 1 e ~ den Ansfall e i m ~ s demlateinischen et homo confortetur entsprechenden Gliedes an-zunehmen. Ich glaube nicht. Der Grieche hat ja in Xpw/lE8ubereits ein zweites Verbum eingefhrt. Vermutlich war inseiner Vorlage das Glied et homo confortetur tatschlichausgefallen, und der bersetzer, vielleicht auch schon dieVorlage, hat dem Mangel durch Einfhrung des neuen Ver-bums abzuhelfen gesucht.

    I 5. Die berlieferung des lateinischen Textes, der vanBeek folgt, ist hier uilverstndlich. Ich glaube, da dieVorschlge von Gebhardt und Salonius das Richtige treffen,wonach zu schreiben ist: itaque et nos, qui sicut prophetiasita et visiones 'novas pariter repromissas et agnoscimus ethonoramus, ceteras q u 0 q u e (Salonius statt que) virtutesSpiritus sancti ,ad instrumentum Ecclesiae deputatas (Geb-hardt statt deputamus) . . . neeessario et digerinlUs et . . . lee-tione eelebramus. Die Worte eeterasque virtutes usw. knnennicht zu dem Relativsatz gezogen werden, weil erstens dieHauptverben digerimus und eelebramus notwendig ein b-jekt verlangen, zweitens die ceterae virtutes, worunter inerster Linie die Martyrien zu verstehen sind, den Hauptbe-griff darstellen, der als solcher audl im Hauptsa tz s tehenmu. Der Relativsatz begrndet ihre Anerkennung durd l denHinweis auf 4ie Anerkennung der neuen. Prophetien nnd Vi-siouen: "wir, die wir nene Prophetien und Visionen aner-kennen, erkennen notwendig (d. h. folgeridltig, necessario)auch die brigen Wirkungen der Gnade an". Die beidenvorgeschlagenen Eingriffe sind im Grunde sehr leicht undwerden durch die griedlische bersetzung gesttzt, die denHauptsatz gleichfalls'bei T I 6 . ( 1 a ~ T a b U V a / l . E I ~ beginnen lt.Nur ist dort statt w xopnTElwohl mit Gebhardt & XOpn'l'Elzu schreiben. w gibt ,weder als modale nodl als kausale Kon-junktioneinen verstndlidlen Sinn. Auch in dem folgendenFinalsatz ist der berlieferte griedlisdle Text KaI lva ,.,nl TIw

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    184 E r n s t R l l p p r e c h tgegenbergestellt werden. Entsprechend dem lateinischenText ut ne qua aut irnbecillitas aut desperatio fidei apudveteres tantum aestimet gratiam divinitatis conversatam is tnach dem Vorschlage Gebhardts zu emendieren: Kat (von Gehhardt ohne Not getilgt) lva 1-.111 Tle;; &emoTlle;; Oll'(OrtlO"Tia TOte;; rralawte;; JlOVOV TJ1V X. Kat TJ1V O. oeoo0'8m VOJlIO'lJ. Dieganze Verderbnis scheint von der einfacheu Verschreibung&EmoO'Tflc;; (so H) ausgegangen zu sein, die als &limoe;; Tle;; verstanden wurde, was dann die brigen nderungen nadI sich zog.III 2 haben wir m. E. wieder e.inen der Flle, wo dieVorlage der griechischen bersetzung lckenhaft war und wirdaher auf Emendationsversuche verzichten mssen. FranchisErgnzungsvorschlag herzeugt an der entscheidenden Stellenicht. Statt DUOe. MvuJlal m f ~ t e es wohl heien wO'alhwe;;(bezw. olhwe;;) DUO' E'(W MvuJlm.

    III 8. Auf die Vermittlung zweier Diakone hin werdendie Mrtyrer in einen besseren Teil des Gefngnisses gebracht.TOTE avarrvoflc;; hUXO/lEV Kat 011 EKaO'Tol rrpol1ux8vw;; E O ' x 6 l a ~ o v~ a u T o l c ; ; . rrpocruX6livTEe;; .,hinzu-, herangefiihrt"' verstehe ichnicht. Es mu offenhaI' durch Streichung eines Buchstabensrrpoax6fiv-rec;; "heraus-, hervorgefhrt" hergestellt werden 5),entsprechend dem lateinischen exeuntes, bei dem brigensmit Francbi die Worte de carcere als Glossem t ilgen mchte.Nach den unmittelbar vorausgehenden Worten in melioremlocum carceris ist der allgemeine Begriff carcer als Bezeichnung nur fr den inneren Teil des Gefngnisses= 'Verlies'kaum mehr mglich. Anderseits is t es sehr verstndlich, dadas undeutliche exeuntes eine Erklrung hervorgerufen ha.t.

    III 9. Pel'petua se\)t es durch, da das Kind, das sie stillt,be i ihr im Gefngnis bleiben darf: et statim convalui et revelata sum a labore et soHicitudine infantis. Statt convaluimu mit FrancIli und Gehhardt und in bereinstimmnug mitdem griechischen KaKElvo aVlaEv convaluit geschriebenwerden. Diese Lesart i st die einzig sinnvolle sowohl im Hinblick auf das Vorhergehende (infantem . . . iam inedia defcctum) wie auf das Folgende (et revelata sum a labore et sollicitudinc i n fan t i s). Indem das Kind wieder zu Krftenkommt, wird Perpetua ihre Sorge los. Sie seihst is t nichtkrank, braucht daher auch nicht convalescere.5) Vermutlich ist auch XX I1tPOl1TOVTO statt 1tpocrrrrovTo zn schreiben.Der Lateiner hat prodneebantur.

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    E r n s t R l l p p r e c h tVII 4 bietet das. Griechische Kai TO TpauMa EV Tfj O\V1mJTou TEAUTWV lTP lTpllliv ETl EIXEV. Van Beek streicht mitFranchi TEAEUTWV als varia lectio zu rrEpuliv ETl. Im Appara tverzeichnet er, offenbar zustimmend, Franchis Hinweis aufdie Lesart des Parisinus (4) moraretur, die dieser als Ent-

    sprechung zu lTEp1WV aufzufassen scheint, obgleich er im Textemoreretur liest. Franchis Verfahren ist jedoch inkonsequent,denn wenn er TEAEUTWV streicht und lTEPllliv ETl hlt, so htteer seiner Auffassung entspechend auch moraretur in denlateinischen Text aufnehmen mssen. Van Beek htte sichdaher in diesem Falle besser nicht auf Franchi berufen.Doch dies nur nebenbei. Ich mchte hier eine andere Text-behandlung empfehlen. M. E. ist nicht TEAEUTWV, sondernlTEPllUV ETl zu streichen. "Die Wunde, die er im Tode trug'"scheint mir treffender als "die Wunde, die er noch bei Leb-zeiten hatte". lTEP mu dann allerdings umgestellt werden,was aber bei dem Nebeneinander der heiden Lesarten nichtsauf sich haben drfte. Die von Gebhanlt vorgeschlageneund auch von Dlger, Antike und Christentum II, 1930 S. 31befrwortete Kombination beider Lesarten Kai TO TpaUMa EVT O\VEl mhou rrEp10V ETl, lTEP TEAUTWV lXEV scheint mir aus.semasiologisclien Grnden nicht angngig. lTEp1ElVUl is t nicht ein-fach = vorhanden sein, sondern = superesse, supers titern esse.VIII 3. Den Say et aquam de ea trahebat sille cessationehalte ich fr eine Dublette, hnlich wie im griechischen Texteine solche XX 4 vorliegt. trahebat ist schwerlich verderbt.Auf Dinokrates bezogen gibt es einen vollkommen einwand-freien Sinn "er schpfte, schlrfte" (gehobene Diktion, vgl.Horaz Epod. 14, 2 f. pocula. . . ut s i . . . arente fauce- tra-xerim, Sen. Agam. 878 merumque in auro veteris Assaraeitrahunt). Daran, da aus der piscina Wasser flo, konntehier nicht wohl gedacht sein. Dagegen spr icht einmal dasWort piscina, das keinen Brunnen, sondern lediglich einBassin, einen Wasserbehlter bezeichnet, und andererseitsdie auf dem Rande s tehende, nnd, wie ausdrcklich betontwird, mit Wasser gefllte goldene Schale. Auch die Senkungdes Randes ist der Annahme, da Wasser aus dem Beckenfliee, ungnstig.VIII 4. Die Worte et satiatus accessit (Dinoerates) deaqua l u d ~ r e sind m. E. verderbt. Die handschriftliche"ber-lieferung bietet aqua teils nach accessit (1. 2. 3.), teils nach:satiatus (4. 5.). Folgt man, wie vanBeek, der ersten Les-

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    Bemerkungen zur Passio 5S. Perpe tuae e l Felieitatis 187,art, so kann man es entweder zu accessit oder zu ludereziehen. Aber weder im einen noch im al'lderen Falle ergibtsich ein einleuchtender, und befriedigender SinD. Die Verbindung von accedere und de allua als Ortsbestimmung is t,anstig und der Ausdruck de afJua ludere (etwa plant-schen) ist es sprachlich und vorstellungsmig noch mehr.Bei der anderen Lesart ist der Ausdruck zwar etwas glatter,aber darum noch immer nicht sehr vertrauenerweckend.Franchi hatte wohl recht, wenn er die Worte de atlua, die imGrierlIischen fehlen, verdchtigte. Mir ist, auch aecessit bedenklich. Im vorhergehenden S a wird es im eigentlichenSinne gebraucht, j e ~ t soll es die bertragene Bedeutungvou"anfangeu, sich au etwas machen" haben . Dieser Bc{lf?utuugswechsel in so kurzem Abstand ist sonderhar und legt aieVermutung nahe, da {las zweite accessit uuter dem ,Einflusse des ersten hier hereingeratell sein mchte und ur-sprnglich ein ganz anderes Verb , wohl coepit, dagestandenhat. Radermadlers Emendation ahseessit sdleint mir uidltdiskutabel.X 5 OXAOV arroAErrOVTeX T 8EWpilf (j"{pobpa: an sich wrearroAEITEtV h ier nidl t unpassend , oh man jedoch ein intensi-ves, gespanntes Zusehen im Griechischen einfach durch crcpobpaarroArrElV ausdrcken kann, is t mir mehr als zweifelhaft.Auerdem sagt man urroArrElV Ei

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    188 Ernst Rupprechtschlag, Kai vor arrEellKav zu streichen, er freilich nicht be-rcksicht igt? Vielleicht erhalten wir im zweiten Bande Auf-schlu, wie er die Stelle verstanden wissen mchte.

    XI9 hat v. B. unbegreiflicherweise denNamen des zweitenMrtyrers L(hupoC; belassen, trotzdem es doch Satyrus selbstist, der erzhlt, und der Lateiner Saturninum hietet. Es istselbstverstndlich LaToupvlAOC; (Franchi,Gebhardt) einzusetzen.Ein zweiter Satyrus kommt nicht in Betracht. Ferner mues statt EV mhw TW ~ ) I W ' f I . l l : U , was keinen Sinn gibt, EV TW mhwblWWtV ( e a d e n ~ p ~ r s e c u t i ~ n e ) heien. KpEI.W

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    Bemerkungen zur PassioSS."Perpetnae et Felicitatis 189i s tm. W. VOll allen ,Herausgebern verschmht wOl"den, offenbar auf Grund ,des Prinzips der' Ieetio diffieilior. Aber dieses Prinzip ist nicht schlechthin verbindlidl .Die Einfa{:hheit einer Variante beweist schlielich noch nidlt, da es sichum eine bloe i{onjektur handelt. Es kommt darauf an, obsie mglich und sinngem ist. Fr die Lesart des Ambrosianus mchte ich dies unbedingt bejahen. Da sowohl anman\! sua als an faeies nicht zu rlitteln ist, kaun ich mirnicht (lenken, was Gott in der geschilderten Situation anderestun knnte, was nicht darauf hinausliefe, da er das Antlitz der Mrtyrer beriihrt, zum Zeidlen, da sie nun seinerGnade teilhaftig werden. Ich sehe also keinen Grund, weshalb wir nicht die Lesart des Ambrosianl1s anstelle der unverstndlichen der brigen HandsdnHtel1 in den Text apfnehmen sollten. Zu weld1en Monstra ganz simple Dingeverdorben werden knnen, zeigt III 8, wo wir statt der Worte'iam ineoia defectum im Ambrosianus iam in taedio defecto,und im Sangallensis und Einsidlensis das ungeheuerliche iammane die i lluscente defectum lesen. Wer wrde, wenn ernur die letztere Lesart vor sid1 htte, auf den Gedankenkommen, da darin ganz einfach iam inedia defectmn stecke'?XIII 8 ETPEq>O/.lE6a . . . 6a/.llJ & . v E K b l l l r ~ n v , fin

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    190 E r n s t R u p p r e c h tlieh miteinander verbunden wurden. Ich wrde wie Franchitm9u1\1 KaTqJp6v'IlO'ac;; Kai streichen. Vgl. das Lateinische eumsacrificare noluisti. Im folgenden 6 scheint mir die Text-gestaltung von Gebbardt f.Kt be. AAOC;; ~ O ' T a l t V Ellol 0 rruO'xwvurrep E)..lOO, die sich auf die im Text stehende Variante [E'O'Tal.v .l-W! lva rru9\l] sttzt, vor derjenigen Franchis EKEl be. dnoC;;.O'T!V 6

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    Bemerkungen zur Passio 88. Perpe tuae e t Felicitalis 191'nicht nochmals vom Zusammenstecken des Chitons die Redesein. Ferner mu sich ~ O ' l T U p U r J . H ~ V U auf die Haare beziehen.Denn wenn im Begrndungssatze gesagt wird ou rap lTPE'lTEVTIJ /lUPTUpl 6Pltlv O'lTupux6EiO'at

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    192 Ern s t Ru Il p re c h t : Bem. zur Passio 55. Pe:rpe:tulle et Felidtatisschlage idl vor,' gratias, agentes.un an i m it e I" Domino zuschreiben, vgl. VIII 1 statuerunt unanimiter pro ea precemad Dominum fundere. .Auch indeficienter, was dem berlieferten Wortbild sehr nahe bliebe, scheint mir nicht ausgeschlossen.

    B IX 2 non solum femineo sexui, sed etiam vir il i virtutipraebebat exemplum (Felicitas) is t offenbar virtut i s pr. ex..zu emendieren.Kln-Klettenberg E rn st Ruppre ch t t

    DIE ABSTAMMUNG DES MAXIMINUSTHRAX

    In meinem Buch "Die Soldatenkaiser" (1939) habe ichversud1t 1), die berlieferung von der gotisd1en Abstammungdes Kaisers Maximinus Thrax (235-238) wieder in ihr Redlteinzuseen. Damit fand ich die Zustimmung R. Delbrcks 2),aber auch den Widerspruch W. Hartkes 3) und W. Enlins 4).Besoiulers der Aufsa des Leteren veranlate mich, einenlngst gefa ten Plan zu verwirklichen und -den Sachverhaltausfhrlicher darzulegen, als es im Rahmen einer allgemeinen'Qarstellung geschehen konnte. Dabei ist Polemik tunlichstvermieden. Gleichwohl hoffe ich, alle Gesichtspunkte, dievon der Gegenseite vorgebradlt wurden, berCksichtigt zu haben.

    1Die Nachricht, da MaxJimin der Sohn eines Goten undeiner Alanin gewesen sei, ist in doppelter Form berliefert.Einmal dureh den Biographen des Kaisers in der Sammlung

    der Scriptores historiae Augustae (v. Max. 1,5), sodann durchJonlanes. Es erhebt sidl die Frage, olb hier zwei voneinander unabhngige herlieferungen vorliegen oder ob Jorda-1) 245 C.; vgl. 185; 189.2) Die Mnzbildnisse von Maximin bis Cllrinus 39; vgl. 66.3) Klio Beih. 45, 167 Aum. 4.4) Rhein. Mus. 90,1 C.