EA-Frameworks – Teil 2: 55 Frameworks im Vergleich...IT-MANAGEMENT EAM Frameworks wird entlang der...

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12 März 2016 NEWSolutions EA-Frameworks – Teil 2: 55 Frameworks im Vergleich ©shutterstock VON ELDAR SULTANOW, LEVENT SÖZER UND MARVIN ZIELASKOWSKI Während der Datenerhebung hat sich herausgestellt, dass die von Matthes vorgeschlagene Differenzierung in eigenständige und Add-on-Frameworks angebracht ist, weil letztere sich auf einer anderen funktionellen Ebene befinden. Tabelle 1 listet die untersuchten Frame- works auf. Die Zuordnung der Frameworks entlang der intentionalen Dimension wird nicht von Matthes direkt übernommen, sondern für die bevorstehende Untersuchung angepasst. Beispielsweise klassifiziert Matthes C4IF, e-GIF, EIF und SAGA als Interopera- bilitätsframework. Erstgenanntes lässt sich ebenfalls als Add-on-Framework und die drei letztgenannten als Government-Framework (Regierungsstellen und Behörden) auffassen. Die nur aus vier Elementen IT-MANAGEMENT EAM Frameworks Im ersten Teil dieser Artikelserie wurde ein Ordnungssystem für die Klassifizierung und den Vergleich von Enterprise Architecture (EA)-Frameworks vorgestellt. Auf der Grundlage dieses Ordnungssystems bewer- tet der vorliegende zweite Teil 55 verschiedene Framework-Vertreter. Ausgangspunkt der Grundgesamtheit ist die EAF-Auflistung von Matthes (2011) in seinem Buch „Enterprise Architecture Frameworks Kompen- dium“. Das Ordnungssystem besteht aus sechs Dimensionen: die Abdeckungsweite von Organisationen, der EA-Domänenumfang, die Wandlungsfähigkeit, die Ausrichtungsdimensionen, die intentionale und die zeit- liche Dimension. Das Ziel besteht darin, anhand eines integrierten und komprimierten Überblicks, leichter Entscheidungen bei der Framework-Auswahl treffen zu können. Die Betrachtung der einzelnen Dimensionen bietet eine geeignete Sicht auf die Charakteristiken der Frameworks. Der Vergleich setzt eine integrierte Be- trachtung der Dimensionen voraus. Deren Ergebnis ist, dass die Einsatzgebiete und der Funktionsumfang von EAFs sich unabhängig von der intentionalen Dimension stark ähneln.

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12 März 2016 NEWSolutions

EA-Frameworks – Teil 2: 55 Frameworks im Vergleich

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von Eldar Sultanow, lEvEnt SözEr und Marvin ziElaSkowSki

Während der Datenerhebung hat sich herausgestellt, dass die von Matthes vorgeschlagene Differenzierung in eigenständige und Add-on-Frameworks angebracht ist, weil letztere sich auf einer anderen funktionellen Ebene befinden. Tabelle 1 listet die untersuchten Frame-works auf. Die Zuordnung der Frameworks entlang der intentionalen Dimension wird nicht von Matthes

direkt übernommen, sondern für die bevorstehende Untersuchung angepasst. Beispielsweise klassifiziert Matthes C4IF, e-GIF, EIF und SAGA als Interopera-bilitätsframework. Erstgenanntes lässt sich ebenfalls als Add-on-Framework und die drei letztgenannten als Government-Framework (Regierungsstellen und Behörden) auffassen. Die nur aus vier Elementen

IT-MANAGEMENT EAM Frameworks

Im ersten Teil dieser Artikelserie wurde ein Ordnungssystem für die Klassifizierung und den Vergleich von Enterprise Architecture (EA)-Frameworks vorgestellt. Auf der Grundlage dieses Ordnungssystems bewer-tet der vorliegende zweite Teil 55 verschiedene Framework-Vertreter. Ausgangspunkt der Grundgesamtheit ist die EAF-Auflistung von Matthes (2011) in seinem Buch „Enterprise Architecture Frameworks Kompen-dium“. Das Ordnungssystem besteht aus sechs Dimensionen: die Abdeckungsweite von Organisationen, der EA-Domänenumfang, die Wandlungsfähigkeit, die Ausrichtungsdimensionen, die intentionale und die zeit-liche Dimension. Das Ziel besteht darin, anhand eines integrierten und komprimierten Überblicks, leichter Entscheidungen bei der Framework-Auswahl treffen zu können. Die Betrachtung der einzelnen Dimensionen bietet eine geeignete Sicht auf die Charakteristiken der Frameworks. Der Vergleich setzt eine integrierte Be-trachtung der Dimensionen voraus. Deren Ergebnis ist, dass die Einsatzgebiete und der Funktionsumfang von EAFs sich unabhängig von der intentionalen Dimension stark ähneln.

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IT-MANAGEMENT EAM Frameworks

Name Abkürzung Intentionale DimensionArchitecture Description Standard von IBM ADS Wirtschaft

Atelier de Gestion de l’Architecture AGATE Militär

ArchiMate von The Open Group ArchiMate Wirtschaft

Architektur integrierter Informationssysteme ARIS Wirtschaft

Australian Defence Architecture Framework AusDAF Militär

Connection, Communication, Consolidation, Collaboration Interoperability Framework C4IF Add-on (Fertigung)

C4ISR Architecture Framework C4ISR Militär

Casewise Framework Casewise Add-on (ZEAF)

CIM Open System Architecture CIMOSA Wirtschaft (Produktion)

Comprehensive, Landscaped, Enterprise Architecture Representation Framework CLEAR Wirtschaft

Department of National Defence and the Canadian Forces Architecture Framework DNDAF Militär

DoD Joint Technical Architecture DoD JTA Add-on (DoDAF)

DoD Technical Reference Model DoD TRM Add-on (DoDAF)

Department of Defense Architecture Framework DoDAF Militär

Extended Enterprise Architecture Framework E2AF Wirtschaft

OMB Enterprise Architecture Assessment Framework EAAF Add-on (Regierungsstellen und Behörden)

Enterprise Architecture Framework von Gartner EAF Wirtschaft

GAO Enterprise Architecture Management Maturity Framework EAMMF Add-on

Spewak’s Enterprise Architecture Planning EAPF Wirtschaft

UK e-Government Interoperability Framework e-GIF Regierungsstellen und Behörden

European Interoperability Framework des IDABC-Programms EIF Regierungsstellen und Behörden

Federal Enterprise Architecture FEA Add-on

Federal Enterprise Architecture Framework FEAF Regierungsstellen und Behörden

Generalised Enterprise Reference Architecture and Methodology GERAM Wirtschaft

GRAI Integrated Methodology GIM Wirtschaft (Fertigung)

Healthcare Information Framework (DIN V ENV 12443) HIF Wirtschaft (Healthcare)

Integrated Architecture Framework von Capgemini IAF Wirtschaft

Information FrameWork IFW Wirtschaft

IEEE Recommended Practice for Architectural Description ISO/IEC 42010 Add-on

IT City Planning Architecture Framework von Gartner ITCPAF Wirtschaft

Method for an Integrated Knowledge Environment MIKE2.0 Add-on

UK Ministry of Defence Architectural Framework MoDAF Militär

NATO Architectural Framework NAF Militär

NIH (U.S. National Institutes of Health) Enterprise Architecture Framework NIH EAF Regierungsstellen und Behörden (Healthcare)

NIST (U.S. National Institute of Standards and Technology) Enterprise Architecture NIST EA Regierungsstellen und Behörden

OBASHI Framework OBASHI Wirtschaft

OMG-Standards zur Architekturentwicklung (OMA, CORBA, MDA-Guide) OMG Wirtschaft

Purdue Enterprise Reference Architecture PERA Wirtschaft (Fertigung)

POSIX OSE RM (ISO/IEC TR 14252, IEEE Std 1003.0 & ISO/IEC 9945) POSIX OSE RM Wirtschaft

Quasar Enterprise Quasar Wirtschaft

Queensland Government Enterprise Architecture Framework QGEAF Regierungsstellen und Behörden

Reference Model for Open Distributed Processing (ISO/IEC 10746-1 bis 4) RM-ODP Wirtschaft

Sherwood Applied Business Security Architecture SABSA Wirtschaft

Tabelle 1: Grundgesamtheit an betrachteten EAM Frameworks.

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Name Abkürzung Intentionale DimensionStandards and Architectures for eGovernment Applications SAGA Regierungsstellen und Behörden

SAP Enterprise Architecture Framework SAP EAF Add-on (TOGAF)

Technical Architectural Framework for Information Management TAFIM Militär

Treasury Enterprise Architecture Framework TEAF Regierungsstellen und Behörden

toolbox for enterprise architecture management t-eam Wirtschaft

Treasury Information Architecture Framework TISAF Regierungsstellen und Behörden

The Open Group Architecture Framework TOGAF Wirtschaft

The Rail Architecture Framework TRAK Regierungsstellen und Behörden

Virtual Enterprise Reference Architecture and Methodology VERAM Wirtschaft

Extensible Architecture Framework xAF Add-on

eXtreme Enterprise Architecture XAF Wirtschaft

Zachman EA Framework ZEAF Wirtschaft

Tabelle 1: Grundgesamtheit an betrachteten EAM Frameworks.

bestehende Klasse der Interoperabilitätsframeworks wird damit obsolet, zumal Interoperabilität eine grund-sätzliche Anforderung innerhalb von Unternehmensar-chitekturen ist, die mit jedem EA-Framework verfolgt werden kann – oder besser gesagt – sollte. Des Weiteren

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wird entlang der intentionalen Dimension auf die Diffe-renzierung in technisch-orientierte Frameworks verzich-tet, da diese Unterscheidung entlang der Dimension des Architekturdomänenumfangs (Abdeckung von Schich-ten/Ebenen der EA-Pyramide) erfolgt.

Abbildung 1: Versionsverlauf der eigenständigen EAFs

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Abbildung 2: Versionsverlauf der Add-on EAFs

Chronologische Betrachtung

Um eine zeitliche Einordung zu gewähren, erfolgt zunächst ein Blick auf die Veröffentlichungsjahre der Frameworks. Dieser trägt außerdem zu einem techni-schen Verständnis und zu einer Ersteinschätzung vom Umfang eines Frameworks bei, sofern der Betrachter sich die betriebswirtschaftlichen, technologischen und managementbezogenen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte vor Augen führt.

Abbildung 1 zeigt den Versionsverlauf der eigenständigen und Abbildung 2 jenen der Add-On-Frameworks. Aus den beiden Diagrammen geht hervor, dass die ersten Add-on-Frameworks knapp zehn Jahre später erschienen sind. Diese zu erwartende Tatsache ist trivialerweise darauf zurückzuführen, dass Add-on-Frameworks ohne das Vorhandensein eigenständiger Frameworks keine Existenzgrundlage besitzen.

Weiterhin erschienen über 60% der eigenständigen Frameworks innerhalb der Jahre 1995 und 2004, was angesichts der technologischen Entwicklungen und weitreichenden Verbreitung der Internet-Technolo-gien (Kollmann & Häsel, 2007) sowie der steigenden Dynamik verwendeter IT- und Softwarearchitekturen (Heuser, Lacher, & Perlmann, 2007) nachvollziehbar

und als Reaktion auf diese Entwicklungen anzusehen ist. In dem Zeitraum vor und nach diesen Jahren ist die Anzahl der Framework-Neuveröffentlichung eher unauffällig.

Auffällig ist der Versionsverlauf von TOGAF mit einem jährlichen Versionsrelease zwischen den Jahren 1995 und 2003.

Untersuchung der eigenständigen EA-Frameworks

Die intentionale Dimension dient der thematischen Einordnung der Frameworks und beschreibt dessen ursprünglich vorgesehenes Haupteinsatzgebiet. Es zeigt sich, dass über die Hälfte der Frameworks ihren Ursprung in der Wirtschaft haben (Abbildung 3). Mit einem weitaus geringeren Anteil folgen die Frameworks aus den Berei-chen Regierungsstellen und Behörden und dem Militär, welche jeweils ca. 20% der Verteilung ausmachen.

Die Klassifizierung entlang der Dimension Abde-ckungsweite dient zur Beantwortung der Frage, auf welche Organisationsgröße ein jeweiliges Framework zugeschnitten und entsprechend für diese geeignet ist. Dabei fällt auf, dass die Frameworks mehrheit-lich den Zusammenschluss lokaler Geschäftseinhei-

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ten und die räumlich verteilten Organisationen un-terstützen (Abbildung 4). Lokale Geschäftseinheiten werden von weniger als 12% der betrachteten Frame-works berücksichtigt. Dies lässt sich darin begrün-den, dass die Sinnhaftigkeit von EA-Frameworks auch stark abhängig von der Größe einer IT-Landschaft ist. Bei sehr kleinen Anwendungsfällen entspricht das Mittel „EA-Framework“ schlichtweg nicht dem gewünschten Zweck, was die geringe Unterstützung lokaler Geschäftseinheiten nachvollziehbar macht. Dass nur knapp 7% der Frameworks globale Unterneh-mensnetzwerke als Anwendungsfälle nennen, scheint eher verwunderlich. Möglicherweise lassen sich einige Frameworks ( zumindest nach geringfügiger Anpassung – sogenanntem „Tailoring“) für organisationsgrenzüber-greifende Architekturen globaler Unternehmensnetz-werke anwenden, auch wenn die Autoren dieser Frame-works den Anwendungsfall einfach nur nicht namentlich erwähnen.

Der Domänenumfang befasst sich mit dem unternehmensinternen und inhaltlichen Umfang der Frameworks. Es wird die Frage beantwortet, welche dieser Domänen, von der Infrastruktur bis hin zu der Strategie, ein jeweiliges Framework berücksichtigt. Die Verteilung des Domänenumfangs zeigt eindeutig, dass um die 90% aller eigenständigen EA-Frameworks die Domänen Infrastruktur, Informationssysteme und Geschäftsprozesse beinhalten und somit diese Bereiche direkt in ihrer Verwendung einbeziehen (Abbildung 5).

Auch diese Verteilung ist so zu erwarten, da sich Unternehmensarchitekturmanagement im Kern auf diese Ebenen konzentriert. Die Infrastruktur stellt die Hardwareressourcen bereit, die Informationssyste-me entsprechen den einzelnen Anwendungen in einem Unternehmen und diese ermöglichen, unterstützen und repräsentieren die Geschäftsprozesse – all jene Bereiche, die fast standardmäßig von einem jedem EA-Framework adressiert werden. In der Strategie-Domäne zeigt sich ein anderes Bild. Strategische Aspekte werden im Vergleich zu den anderen drei Ausp rägungen von nur knapp 57% der Frameworks integriert. Aus dieser Tatsache lässt sich schlussfolgern, dass die Berücksichtigung der Strategie-Domäne durch ein EA-Framework nicht zwingend not-wendig ist und als ein Unterscheidungsmerkmal gesehen und genutzt werden kann.

Die Ausrichtungsdimension beschreibt, inwieweit sich die Ausrichtung eines Frameworks an den konstitutionellen Teilen eines Unternehmens orientiert und diese berücksichtigt. In der Verteilung lässt sich er-kennen, dass über 85% der Frameworks eine funktionel-le Ausrichtung vorgeben (Abbildung 6). Da die funkti-onelle Ausrichtung den positiven Effekt von Software/Informationssystem auf die Geschäftsprozesse darstellt und ein Schwerpunkt von Unternehmensarchitekturma-nagement in der effektiven Verbindung und Nutzung beider Bereiche liegt, ist diese hohe Anzahl zu erwarten. An zweiter Stelle ist die soziokulturelle Ausrichtung zu

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Abbildung 3: Verteilung der eigenständigen EAFs entlang der intentionalen Dimension

Abbildung 4: Verteilung der eigenständigen EAFs auf die Abdeckungsweite

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finden, die prinzipiell das Einbezie-hen der Stakeholder meint. Mit etwa 55% ist diese Ausrichtung noch nicht in allen Frameworks verbreitet. Die drei weiteren Ausrichtungen neh-men in ihrer Verbreitung innerhalb der Frameworks kontinuierlich ab (strukturell 48%, infologisch 34% und kontextuell 20%). Dies kann dadurch erklärt werden, dass es sich bei diesen drei Ausrichtungen um spezifische Bereiche und somit nicht mehr unbedingt um Kernaufgaben von EA-Frameworks handelt. Die strukturelle, infologische und kon-textuelle Ausrichtung können eher als ergänzende Aspekte betrachtet werden.

Die Wandlungsfähigkeit bewertet ein Framework dahingehend, ob sie nur einmalig geschaffen wird und somit von statischer Natur ist oder ob das Framework eine Form der Dy-namik (zum Beispiel einen Zyklus) nutzt. Gerade im Hinblick auf die sich stetig ändernden internen und externen Bedingungen, mit denen Unternehmen umgehen müssen, sind dynamische EA-Frameworks vorteilhaft. Von den betrachteten nutzen genau 30% eine dynamische Komponente und erhalten somit ihre Wandlungsfähigkeit aufrecht. Etwa die gleiche Anzahl (31%) verfügen über keine solche Dynamik. Für die verbleibenden 39% der Frame-works geben die vorliegenden Daten keinen Aufschluss darüber, ob diese dynamisch sind. Da es sich bei der Wandlungsfähigkeit jedoch um einen sehr positiven Effekt handelt, wird impliziert – da dies sonst her-vorgehoben werden würde – dass diese Frameworks mit großer Wahr-scheinlichkeit nicht dynamisch sind. Die Dynamik von EA-Frameworks ist somit ein Aspekt, der nicht sehr stark verbreitet ist.

Untersuchung der Add-on-Frameworks

Die Add-on-Frameworks bilden, wie eingangs schon erwähnt, einen eigenen Bereich, da sich diese auf einer anderen funktionalen Ebene befinden. Nachfolgend werden die Add-on-Frameworks hinsichtlich

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Abbildung 6: Verteilung der eigenständigen EAFs entlang der Ausrichtungsdimension

Abbildung 5: Verteilung der eigenständigen EAFs auf den Domänenumfang

ihrer Ausprägungen innerhalb der einzelnen Dimensionen untersucht.

Wie auch bei der Verteilung der Abdeckungsweite der eigen-ständigen EA-Frameworks, kon-zentriert sich die große Mehrheit von Add-on-Frameworks auf die mittleren Organisationsgrößen,

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sie berücksichtigen damit den Zusammenschluss lo-kaler Geschäftseinheiten und räumlich verteilte Orga-nisationen. Nur ein Add-Framework, nämlich das von ISO/IEC 42010 vorgeschlagene Vorgehen, ist auch für lokale Geschäftseinheiten geeignet. Das ebengenannte und lediglich ein zweites Framework, die Method for an Integrated Knowledge Environment (MIKE2.0), eignen sich für den Einsatz in globalen Unternehmens-netzwerken. Diese zu den eigenständigen Frameworks sehr ähnliche Verteilung ist einerseits zu erwarten und logisch, da Add-on-Frameworks die eigenständigen erweitern und daher im Mittel deren Anwendungskon-texten entsprechen sollten. Andererseits könnten die Add-on-Frameworks auch einen spezifischen Bereich unterstützen und ergänzen.

Der inhaltliche Domänenumfang von Add-on-Frame-works ist für keine der vier Ausprägungen sehr prägnant. Die Verteilung ist für die beiden stärksten Bereiche In-frastruktur und Informationssysteme bei jeweils 45% der Frameworks. Die Geschäftsprozessdomäne folgt mit 36% und schließlich die Strategie mit 18%.

Im Hinblick auf die Ausrichtungsdimension ist die soziokulturelle Ausrichtung der Add-on-Frameworks mit 55% mit Abstand am stärksten ausgeprägt. Dieses Einbeziehen der Stakeholder ist hinsichtlich der Funk-tion von ergänzenden Frameworks nachvollziehbar, da die meisten anderen Ausrichtungen bereits integraler Bestandteil des Aufgabengebiets der eigenständigen Frameworks sind.

Die Wandlungsfähigkeit wird von vier Add-on-Frameworks berücksichtigt, von zwei nicht und für fünf Frameworks liegt keine Angabe vor, wobei anzunehmen ist, dass sie sehr wahrscheinlich keine Wandlungsfähig-keit ermöglichen. Die anhand der Wandlungsfähigkeit definierte Dynamik ist bei Add-on-Frameworks somit ein Aspekt, der ähnlich wie bei den eigenständigen Frameworks, keine sehr hohe Berücksichtigung findet.

Integrative Betrachtung der Dimensionen

Die integrative Analyse betrachtet die Dimensionen Abdeckungsweite, Domänenumfang, Wandlungsfähig-keit und Ausrichtungsdimension in Abhängigkeit der intentionalen Dimension. So kann untersucht werden, ob die Frameworks mit gleicher Intention ähnliche Aus-prägungen aufweisen und dadurch bestenfalls ein Rück-

schluss auf die Intention eines gegebenen Frameworks, anhand potenziell gefundener Indikatoren, möglich ist. Für diese bevorstehende Untersuchung wird (außer bei der Wandlungsfähigkeit) nicht mehr zwischen k.A. und Nein differenziert, da beide Ausprägungen in die-ser Betrachtung die gleiche Bedeutung haben. Mit an-deren Worten sind nur die Ja–Aussagen relevant. Das Maximum der jeweiligen Achsen entspricht jeweils der Gesamtmenge der EA-Frameworks einer bestimmten Intention.

Abbildung 7 stellt die Frameworks vom Typ Government, Militär und Wirtschaft gegenüber. Der Diagrammmaßstab gibt die Menge der Frameworks in einer jeweiligen Dimension und Ausprägung an, so dass ein Bezug zur Anzahl an Frameworks je Intention vor-handen bleibt.

Bei Government-Frameworks zeigt die Verteilung der Abdeckungsweite ganz präzise, dass diese Frame-works räumlich verteilte Organisationen und den Zusammenschluss lokaler Geschäftseinheiten unter-stützen, aber dafür keine lokalen Geschäftseinheiten und auch keine globalen Unternehmensnetzwerke. Frameworks vom Typ Militär zeigen dasselbe klare Bild. Ähnlich trifft dies für Frameworks vom Typ Wirtschaft zu, wobei sehr wenige Vertreter für den Einsatz in lokalen Geschäftseinheiten oder globalen Unternehmensnetzwerken geeignet sind.

Bei dem Blick auf den Domänenumfang ist ein ähnliches Muster auszumachen, da auch hier kein Frameworktyp-spezifisches Unterscheidungsmerkmal gegeben ist. Wie in Abbildung 8 ersichtlich, lässt sich le-diglich innerhalb der Verteilung der Militär-Frameworks eine etwas stärkere Tendenz zur Strategie Ausprägung im Vergleich zu den übrigen Typen feststellen.

Im Fall von Government-Frameworks werden zwar die Infrastruktur, Informationssysteme und die Geschäftsprozesse von fast jedem Vertreter unterstützt, jedoch lässt sich kein klares Muster hinsichtlich des Einbeziehens der Strategie erkennen. Eine Hälfte der Government-Frameworks berücksichtigt strategische Aspekte und die andere Hälfte nicht, was jedoch kein eindeutiger Hinweis auf diesen Frameworktyp darstellt. Nur knapp über 50% der Frameworks vom Typ Wirt-schaft verwenden die Strategie als Teil ihres Domäne-numfangs. Nahezu gleichmäßig verteilt sich bei den Militär-Frameworks der Domänenumfang auf alle 4

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Ausprägungen Strategie, Infra-struktur, Informationssysteme und Geschäftsprozesse.

Die Verteilung der Wandlungs-fähigkeit scheint gemäß Abbil-dung 9 auf den ersten Blick im Zusammenhang mit der intentio-nalen Dimension interpretierbar zu sein. Die Militär-Frameworks zeigen eine klare Ausprägung zu keiner Angabe und unterscheiden sich dahingehend von den anderen Framework-Typen. Dieser Um-stand ist mit Vorsicht zu betrach-ten, da detaillierte Informationen von Militär-Frameworks oft nicht zugänglich sind. Die Government-Frameworks tendieren dazu, keine Dynamik in puncto Wandlungsfä-higkeit aufzuweisen. Obwohl die Frameworks vom Typ Wirtschaft innerhalb ihrer Verteilung am we-nigsten prägnant sind und dadurch kein eindeutiges Unterscheidungs-merkmal hergeben, ist eine Ten-denz zur Dynamik vorhanden.

Alle drei Framework-Typen zeigen eine starke funktionelle Ausrichtung und weisen eine sehr ähnliche Verteilung der strukturel-len und soziokulturellen Ausrich-tung auf (Abbildung 10). Jedoch sind die Wirtschafts-Frameworks im Gegensatz zu den Government- und Militär-Frameworks zusätz-lich durch eine stark infologische Ausrichtung gekennzeichnet. Die beiden anderen Typen unterstützen erkennbar gering die kontextuel-le und infologische Ausrichtung. Die Verteilung der Ausrichtungs-dimension zeigt für die Governe-ment-Frameworks eine funktionelle und soziokulturelle Tendenz. Die kontextuelle Ausrichtung verhält sich für alle Framework-Typen unauffällig.

Abbildung 7: Gemeinsame Betrachtung der Abdeckungsweite der Frameworks vom Typ Government, Militär und Wirtschaft

Abbildung 8: Gemeinsame Betrachtung des Domänenumfangs

Limitationen

An dieser Stelle muss ange-merkt werden, dass nur zu sehr wenigen Frameworks komplette Versionsverläufe vorliegen. Für den Domänenumfang von

Add-on-Frameworks liegt in al-len vier Bereichen der Anteil ohne Angabe bei ca. 50%, was eine genauere Interpretation schwierig werden lässt.

Ein Grund für diesen hohen An-teil kann dadurch erklärt werden,

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dass sich der Umfang nach dem eigen-ständigen Framework richtet, welches durch das Add-on ergänzt wird.

Ein weiterer Punkt besteht darin, dass sich ausschließlich auf Frameworks be-zogen wurde, die bereits vor dem Jahr 2010 auf dem Markt waren. Dies ist in der Verwendung von Matthes’ Untersu-chungsergebnissen begründet. Es bietet sich an, die Klassifizierung mittels des Ordnungssystems regelmäßig fortzu-führen und aktuell zu halten.

Fazit

Die vorgestellte Klassifizierung nach dem in Teil 1 vorgestellten Ordnungssystem erlaubt eine um-fangreiche Betrachtung der einzelnen Frameworks. Somit kann das Ergebnis dieses Artikels dabei helfen, leichter zu Entscheidungen bei der Framework-Auswahl zu gelangen. Gerade in dem Hinblick auf die sehr unübersichtliche EA-Framework-Landschaft ist eine Klassifizierung von Nutzen. Liefert Matthes’ Arbeit sehr detailreiche Be-schreibungen der Funktionsumfänge der Frameworks, kann hier durch die Nutzung eines einheitlichen Ordnungs-systems, in das ein jedes Framework einsortiert wurde, ein integrierter und komprimierter Überblick ermöglicht werden. Dieser Überblick ist insbe-sondere zu Beginn des Entscheidungs-prozesses ein sehr sinnvoller Ein-stieg, da zeitsparend möglichst viele Informationen zugänglich gemacht werden. Als Ergebnis der integrierten Betrachtung lässt sich feststellen, dass unabhängig von der Intention, die Aufgabenbereiche und Funktionsum-fänge von EA-Frameworks sehr ähnlich sind.

Ein möglicher nächster Schritt besteht in einem darauf aufbauenden Beitrag, der die einzelnen Frameworks in prak-tischen Einsatzszenarien untersucht. t

Abbildung 10: Gemeinsame Betrachtung der Ausrichtungsdimension

LiteraturHeuser, L., Lacher, S., & Perlmann, S. (2007). Flexible Prozessgestaltung als Basis

innovativer Geschätsmodelle - von der Service-Orientierten Architektur zur Vi-sion des Business Webs. Wirtschaftsinformatik Proceedings 2007, Paper 4.

Kollmann, T., & Häsel, M. (2007). Web 2.0 - Trends und Technologien im Kontext der Net Economy (1 Ausg.). Wiesbaden.

Magoulas, T., Hadzic, A., Saarikko, T., & Pessi, K. (2012). Alignment in Enterprise Architecture: A Comparative Analysis of Four Architectural Approaches. Elec-tronic Journal Information Systems Evaluation , 15 (1), S. 88-101.

Matthes, D. (2011). Enterprise Architecture Frameworks Kompendium. Springer Verlag.

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Abbildung 9: Gemeinsame Betrachtung der Wandlungsfähigkeit