EB Kurs - Magazin der EB Zürich Winter 2012

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Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 36 – Winter 2012/2013 Cyberlearning Selber bestimmen, was, wo und wie schnell man lernt. Stressmanagement Stressfrei und energiegeladen durch den Winter. Josefa Haas, Rektorin Den souveränen Menschen als Richtschnur.

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Cyberlearning: selber bestimmen, was, wo und wie schnell man lernt

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Magazin der EB ZürichKantonale Berufsschule für WeiterbildungNr. 36 – Winter 2012/2013

CyberlearningSelber bestimmen, was, wo und wie schnell man lernt.

StressmanagementStressfrei und energiegeladen durch den Winter.

Josefa Haas, RektorinDen souveränen Menschenals Richtschnur.

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2 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

EDITORIAL

EB KURS

Nr. 36 – Winter 2012/2013

Magazin der EB Zürich,

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich,

Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich

TELEFON

0842 843 844

FAX

044 385 83 29

INTERNET

www.eb-zuerich.ch

E-MAIL

[email protected]

HERAUSGEBER

Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung)

REDAKTION

Christian Kaiser, Guido Stalder

GESTALTUNG

Giorgio Chiappa

MITARBEIT

Felix Aeppli, Janis Berneker, Jürg Fischer,

Ute Ruf, Susanne Wagner

FOTOS

Philipp Baer, Reto Schlatter, Iris Stutz, Catherina Ziessler

ILLUSTRATIONEN

Sämi Jordi, Eva Kläui

DRUCK

Ringier Adligenswil AG

TITELBILD

Catherina Ziessler

CYBERLEARNING

Sehr stolz war ich damals bei Studienbeginn auf meinen Taschenrechner von Hewlett-Packard, den hp33s, ein echtes Prestige-Objekt. Umfang Benutzerhandbuch: 408 Seiten, Funktionen: etwas weniger. Der Nachfolger, ein hp35s, wurde nur noch mit einer Kurzanleitung von 65 Seiten und dem Kompletthandbuch auf CD ausgeliefert. Heute würde, dürfte oder müsste man Entsprechendes aus dem Netz downloaden.

Aus dem Netz holen kann man inzwischen auch alles zur Weiterbildung – von der «Anleitung zum Geldscheinefal-ten» bis hin zum «Doktortitel zum Schleuderpreis». Da sind Seriöses und Wertvolles, Banales und Unsinniges nur einen Mausklick voneinander entfernt. Wie sich beim «Cyberlearning» die Perlen finden lassen, was man besser bleiben lässt, und warum der gute alte herkömmliche Unterricht nie aussterben wird: Lesen Sie unsere Titel-geschichte ab Seite 8.

Eine, die sich mit dem Thema bestens auskennt, ist die neue Rektorin Josefa Haas. Sie hat in der Medienbranche den Wechsel vom Blei- zum Fotosatz und die ersten zarten Anfänge der Digitalisierung mit Lochstreifen hautnah erlebt. Was der ständige technologische Wandel für die berufliche Weiterbildung bedeutet, erläutert sie im Inter-view ab Seite 22.

Wir begrüssen mit diesem Interview die neue Rektorin und wünschen ihr einen erfolgreichen Start.

Serge SchwarzenbachHerausgeber

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 3

INHALT

5 PORTRäT Wieder voll bei den Leuten mit Word und Excel: Karin Bräker kehrt nach der Babypause «refreshed» ins Büro zurück.

6 KURSFENSTER «Tue Gutes und sprich darüber» – ein Blick hinter die Kulissen von Werbung, PR und Marketing.

8 CYBERLEARNING Autodidaktisch unterwegs in neuen Weiterbildungswelten: Das Lernen übers Netz eröffnet gewaltige Möglichkeiten, stösst aber auch an Grenzen. Ein Selbstversuch mit E-Gitarre.

18 PERSöNLICH So wird man stressfrei, so bleibt man gesund: Evi Giannakopoulos widmet sich mit griechischer Lebensfreude dem Stressmanagement und der gesunden Ernährung.

22 IM GESPRäCH «Wir müssen uns beruflich immer wieder neu erfinden können»: Josefa Haas, die neue Rektorin der EB Zürich, orientiert sich an Menschen, die sich im Wandel souverän bewegen.

28 EvENT Das Schweizerische Forum für Erwachsenen-bildung bot wieder spannende Einblicke in neue Weiterbildungswelten – wie das Lernen on-the-job mit «Microtrainings».

KURzSTOFFE

4 Gesehen, gehört 15 WeiterBILDung 16 Kolumne 17 Auskunft 20 Kultur 21 Seinerzeit Tagesthema 27 Tipps und Tricks 30 Agenda 31 So finden Sie uns

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4 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

GESEHEN, GEHöRT

BAUEN UND LEBEN LASSEN7,907 Millionen Menschen haben Ende letzten Jahres offiziell in der Schweiz gelebt, und es werden immer mehr. Klar, dass der Platz enger wird und pfleglich behandelt werden will. An der ETH Zürich ist zurzeit die Wanderausstellung «DARUM Raumplanung» zu sehen, untergebracht in einem Schiffscontainer. Da sieht man alles über Siedlungsbrei bis Ver-kehrsfluss mit viel Animation und Interaktion. Die Ausstellung trägt we-sentlich die Handschrift von Simona Casaulta-Meyer, die an der EB Zürich Kurse und Ateliers für grafische Gestaltung leitet. Zu diesem Ausstellungs-projekt ist sie durch ihre Weiterbildung zur Kulturmanagerin gestossen.

www.darum-raumplanung.ch

UNWORT IM SCHLUSSWORT26 Jahre lang stand Hans-Peter Hauser der EB Zürich als Rektor vor, Ende Oktober wurde er offiziell verabschiedet und mit reichlich Lob bedacht. Er sei eine «Säule der EB Zürich» gewe-sen, sagte Daniel Vischer, Nationalrat und Präsi-dent der Schulkommission. Marc Kummer, Leiter des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes, be-kräftigte, die Vorreiterrolle des Kantons Zürich in der beruflichen Weiterbildung sei Hauser zu verdanken. Und von Prorektor Hugo Lingg erfuhr man, wie Hauser zum Prädikat «Chef-ideologe der Weiterbildung» kam. Der Geehrte selber kürte zum Schluss sein persönliches Un-wort: «Bildungsrendite» – Hauser forderte die Anwesenden dazu auf, allem, was dieses Label trage, den Rücken zuzuwenden.

ESSAY-FILM AB119 Minuten bewegte Bilder gab es an der vierfachen Filmpremiere an der EB Zürich. Da zeigten Teilneh-mende ihre Arbeiten aus dem neuen Kurs «video-Essayfilm» bei Anna-Lydia Florin. Markus Burren beispielsweise sinnierte in «Midlife Crisis» über die Mitte des Lebens, Markus Bäggli zelebrierte mit «Die Glocken des Big Ben» sein geliebtes England, und Regula Bachmann baute in «Späck u Bohne» lustvoll Super-8-Aufnahmen ihres Vaters ein. Erhard Buntschu schliesslich zeichnete mit «Der Name der Hildi» ein liebevolles 35-minüti-ges Porträt seiner Schwiegermutter. Die 86-jährige Porträtierte war selber da und plauderte beim Apéro ange-regt zu einem Gläschen Wein.

GONE TO THE USA9510 Kilometer westlich seines Heimatdorfes Schwarzen-burg im Kanton Bern wohnt heute Kurt Hauser: in Los Angeles. Nach Nordamerika ausgewandert ist er vor 36 Jahren und hat eine der grössten Wohnmobil-Vermie-tungen der USA aufgebaut. Fabienne Graber hat die Geschichte im letzten EB Kurs nachgezeichnet, in der Beilage des Bildungsgangs Journalismus zum Thema «ID Schweiz». Die Fernseh-Moderatorin und -produzentin Monika Schärer hat es gelesen und schon bei Kurt Hauser angeklopft. Diese klassisch amerikanische «Tellerwäscher-Karriere» fasziniere sie, sagt die TV-Frau. Gut möglich also, dass der Auswanderer demnächst die Schweiz per Fernsehen grüsst.

Darum raumplanung Die WanDerausstellung von etH ZüricH unD sia

Warum raumplanung?Der erste Arbeitstitel für diese Ausstellung war: Warum Raumplanung?Ja, warum? Weil Raumplanung viel leisten kann für eine lebenswerte Schweiz, eine schöne Schweiz, eine erfolgreiche Schweiz. Was kann sie leisten? Sie kann intakte Landschaften erhalten. Sie kann vor Zersiedelung schützen. Sie kann Verkehrssysteme funktionstüchtig halten und verbessern, für kurze Wege sorgen, Staus verhindern und damit Energie und Zeitverluste sparen. Sie kann die Siedlungsent-wicklung in bereits erschlossene Gebiete lenken und damit die Kosten

für den Bau von Strassen sowie Wasser-, Abwasser- und Elektrolei-tungen tief, bezahlbar halten. Sie kann die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass private Grundeigentümer und die öffentliche Hand gemeinschaftlich attraktive und lebensfreundliche Siedlungen bauen. Sie kann für eine Zusammenarbeit über Gemeinde-, Kantons- und Landesgrenzen hinweg zum Wohle der Menschen sorgen. Sie kann nicht zuletzt vor Naturgefahren schützen.Ist da also noch ein skeptisches «Warum» angebracht? Wir zeigen auf, dass Raumplanung all dies kann. Darum: DARUM Raumplanung!

1 raumplanung schützt landschaftraumplanung formuliert die spielregeln zur gestaltung

des lebensraums. um diese umzusetzen, braucht sie

wirksame Instrumente, zum Beispiel die möglichkeit, das

Baugebiet zu beschränken und sogar Bauzonen von einem

Ort an einen andern zu verlagern. die landschaft ist von

Bauten freizuhalten.

Gänzlich unbesiedelte Gebiete sind im Schweizer Mittel­

land fast vollständig verschwunden. Viel offene Landschaft

wurde zugebaut. Wir benötigen die Landschaft nicht nur, um

uns an ihrem Anblick zu erfreuen und uns in ihr zu er holen.

Die Landschaft ist auch Voraussetzung für die Nahrungs­

mittelproduktion. Sie ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Sie sichert uns sauberes Wasser und frische Luft. Wir benö­

tigen die freie Landschaft zum Leben.

Die Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet ist

einer der fundamentalen Grundsätze der Raumplanung in

der Schweiz. Viele Gemeinden wollen neue Bauzonen, ob ­

wohl ein Viertel der bestehenden Bauzonen in der Schweiz

noch nicht überbaut ist. Ein Teil dieser Bauparzellen ist

durch Eigentümerinteressen blockiert, ein anderer Teil

befindet sich in Lagen ohne Nachfrage. Zusätzlich bestehen

auch Reserven für neue Wohn­ und Arbeitsflächen in bereits

überbauten Gebieten. Es bedarf entsprechend derzeit keiner

zusätzlichen Bauzonen, sondern einer Neuordnung und

effizienten Nutzung des Bauzonenbestands.

Ziel der Raumplanung ist es, die Landschaft zu

schützen und die bestehenden Siedlungsgebiete so weiter­

zuentwickeln, dass sie uns und nachfolgenden Generationen

maximale Lebensqualität bieten – dank guter Gestaltung

und hoher Funktionstüchtigkeit. Wir bauen die Schweiz nicht

neu, wir bauen die bestehenden Siedlungen der Schweiz um.

Raumplanung macht aus Zersiedlung Siedlung.

15 – 25 % der Bauzonenreserven ausserhalb des weit­

gehend überbauten gebiets in den Kantonen Basel­land,

schwyz und st. gallen sind blockiert, weil die Eigentümer

nicht an einer überbauung oder an einem Verkauf der

fläche interessiert sind.

7’000 neue Wohnungen ausserhalb der Bauzone sind in

der schweiz zwischen 2001 und 2010 entstanden.

2 raumplanung schOnt rEssOurcEnziel der raumplanung ist es, das bauliche Wachstum in

die bereits heute bestehenden städte und agglomerationen

zu lenken – um Boden, Energie und Infrastrukturkosten

zu sparen.

Der Boden ist ein wertvolles Gut, er ist knapp und kann

nicht vermehrt werden. Trotzdem haben wir in den letzten

Jahrzehnten so viel Boden überbaut, als wäre er unbe­

grenzt verfügbar. Je verschwenderischer wir mit dem Boden

umgehen, je weitläufiger unsere Siedlungen sind, desto

mehr Strassen, Kanalisationen und Wasserleitungen werden

benötigt – und desto höher sind die Kosten für diese ausge­

dehnte Infrastruktur. Ein weiterer grosszügiger Aus bau der

Verkehrsinfrastruktur ist unbezahlbar. Es ist notwendig, dass

die Ressourcen Boden, öffentliche Finanzmittel, Energie und

Rohstoffe effizient und nachhaltig eingesetzt werden.

Siedlungsentwicklung und Infrastrukturbau müssen

eng aufeinander abgestimmt werden. Erforderlich sind

dichte Siedlungen an gut erschlossenen Orten – mit mehr­

geschossigen Häusern, die nicht über weite Flächen verstreut

sind. Siedlungsentwicklung nach innen kann durch Verdich­

tung von schlecht genutzten Grundstücken, Schliessung von

Baulücken und Neu­ und Umnutzung von Brachflächen er­

reicht werden. Ein weiterer Ausbau ländlicher Siedlungen zu

Pendlergemeinden muss in Zukunft vermieden werden, weil

dies hohen Bodenverbrauch, zusätzlichen Verkehr und eine

ausgedehnte, teure Infrastruktur bedeutet. Wir brauchen

Bauzonen am richtigen Ort und das heisst: an gut durch den

öffentlichen Verkehr erschlossenen Orten.

135 m2 Bauzone benötigt eine person durchschnittlich in

der stadt, in ländlichen gemeinden 482 m2.

20 mia. franken benötigen wir jedes Jahr, um die beste­

henden technischen Infrastrukturen (Verkehr, Ver­ und

Entsorgung, schutzbauten) zu erhalten und zu erneuern.

diese summe entspricht den Kosten der Eisenbahn­alpen­

transversale nEat. Jedes Jahr eine nEat!

www.darumraumplanung.ch

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PORTRäT

zurück ins Büro. Jetzt blicke sie wieder voll durch, sagt Karin Bräker. Und zwar in Word und Excel, dank zwei Refresher-Kursen. Damit kann sie nach der Babypause gut vorbereitet zurück in die Arbeitswelt, wo sie verunfallte bei der Wieder-eingliederung unterstützt.

AUFGEzEICHNET Guido Stalder BILD Philipp Baer

«Ich hatte vor meiner Babypause ja einen spannenden Job: Im Case-Management einer grossen Versicherung habe ich Verunfallten geholfen, wieder in die Arbeit zu-rückzukommen. Da hatte ich mit IV, Arbeitsamt und Therapeuten zu tun, klärte Umschulungen ab, half bei der Stellensuche. Manchmal suchte ich sogar jeman-den für die Kinderbetreuung oder als Haushaltshilfe.

Das war oft eine Gratwanderung, und das passt irgend-wie zu mir. Auf der einen Seite das Gesetz, das Druck macht für die Wiedereingliederung und auch Geld spa-ren will. Und auf der anderen Seite der Mensch, der etwas Tragisches erlebt hat und aus seinem gewohnten Leben gerissen wird; ais einem solchen Scheiterhaufen wieder zurück ins Leben zu finden, ist schon schwie-rig. Das Schönste ist, wenn einem jemand Vertrauen schenkt, und wir es miteinander schaffen. Sehr ein-drücklich war das bei einem Patienten, der einen schwe-ren Motorrad-Unfall hatte. Ich konnte ihn lange beglei-ten, eine Umschulung für ihn organisieren und ihm helfen, in einem neuen Beruf wieder Arbeit zu finden.

Manchmal resignieren verunfallte Leute auch und führen ein bemitleidenswertes Leben. Das ist schon traurig, aber es gehört leider zur Arbeit, da darf man sich nicht herunterziehen lassen. Zum Glück bin ich gut im Abgrenzen.

Damit ich nach meinem Mutterschaftsunterbruch wieder selber fit bin für die Arbeitswelt, habe ich Re-fresher-Kurse in Word und Excel besucht. Ich kannte die EB Zürich schon von einem früheren Job: Für die Regionale Arbeitslosenvermittlung RAV habe ich Stellenlose an die EB Zürich vermittelt. Und mein Partner besuchte hier einen Informatik-Kurs. Es war also naheliegend, meine Kurse auch hier zu machen.

Im Word-Kurs hat Kursleiter Andi Czech am Anfang die Themen der Teilnehmenden gesammelt, dann mit seinem Programm begonnen und die individuel-len Wünsche nach und nach eingebaut. So kamen alle optimal auf ihre Kosten. Andi hat auch öfters mal mit zwei Leuten separat gearbeitet, während die anderen mit einer Übung beschäftigt waren.

Die Gruppen waren in beiden Kursen sehr heterogen zusammengesetzt, was ich viel interessanter finde, als wenn alle den gleichen Hintergrund haben. Trotz-dem haben wir immer wieder gemeinsame Aha-Er-lebnisse gehabt, weil es doch ähnliche Probleme sind, die einen beschäftigen. Ich glaube, alle sind froh, wenn sie zum Beispiel an einem fremden Text nicht herumflicken müssen, sondern genau wissen, wie man die Formatierung professionell anpasst.»

Aufgefrischt in Wort und zahl

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KURSFENSTER

Der Abend beginnt fruchtig: Teil-nehmerin Demet Cekic gibt einen Apfel herum, in den das Logo des Zürcher Hotels «Adler» eingraviert ist. Koste zwei Franken zwanzig das Stück, erzählt sie, das Logo werde mit Lasertechnik in die Frucht geschnitten. Demet Cekic ist Geschäftsführerin des Hotels, den Werbeapfel hat sie auf eine Anregung des Kurses produzieren lassen: «Das ist Guerilla-Marketing, wie wir es hier gelernt haben.» Vier-hundert Äpfel habe sie in einer Woche bereits an Gäste verteilt, auf Kopfkissen und in Milchkäs-ten gelegt, mit grossem Echo: «Die Leute finden den Apfel beinahe zu schön, um hineinzubeissen.»

Praxis pur. Die Szene ist typisch für den Kurs bei Peter Hauser. Da wird

nicht Stoff eingetrichtert, sondern es geht um Handfestes, das die Teil-nehmenden auch umsetzen. Eben-so typisch ist, dass es nach der Ap-felszene mit einem Thema ausser Plan weitergeht. Die Leute wollten noch das Wichtigste zum Thema Corporate Identity (CI) hören, also bringt es Peter Hauser. «Im Schnell-durchlauf» stellt er die fünf weite-ren Cs vor: CD (Corporate Design), CC (Communication), CS (Sound), CE (Event) und CB (Behaviour).

Das Erscheinungsbild CD soll lau-fend und möglichst unbemerkt an-gepasst werden, sagt Hauser, damit man keine Kunden verunsichere und trotzdem moderner werden könne. Typisches Beispiel: Die «Mi-gros», die ihr oranges M vor fünf Jahren verschlankte, damit es in Online-Medien besser wirkt. Kaum jemand bemerkte, dass das Logo des «orangen Riesen» leicht modi-fiziert wurde, die Aktion kostete 7,2 Millionen Franken.

Lokal bis global. Alle Aspekte, wie sich ein Unternehmen gibt, kom-men zur Sprache. Die Teilnehmen-den erzählen von ihren eigenen

Werbung mit Herzblut und anderen Ingredienzen

Das ganze Spektrum. Wer eine Auslegeordnung über Werbung, PR und Marketing will, ist im Abendkurs bei Peter Hauser an der richtigen Adresse. Da gibt es die Erfahrung aus vierzig Jahren in der Branche, dargeboten mit viel Engagement, zahlreichen Anek-doten und praktischer Umsetzung.

TEXT Guido Stalder BILD Philipp Baer

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KURSFENSTER

Erfahrungen, die Hotel-Geschäfts-führerin etwa von einer Kellnerin, die ein Oberlippen-Piercing trug. Piercing oder Stelle, hiess die For-derung der Geschäftsführerin – die Kellnerin entschied für das Pier-cing und gegen die Stelle.

Peter Tschanz, Fabrikationsmitar-beiter beim internationalen Bau-stoff-Konzern Saint-Gobain Weber, erzählt davon, wie in seinem Un-ternehmen zurzeit das CI erneuert werde. Das bedeutete, dass die Ar-beiter auf sämtichen Baustellen in 46 Ländern gleich gekleidet seien und sogar identisch gestaltete Kü-bel mit sich trügen.

Sozusagen das lokale Gegenstück bringt Teilnehmerin Bettina Koch ins Gespräch: In einem Second-hand-Geschäft habe sie letzthin ein Kärtchen erhalten, das Öffnungs-zeiten und Lageplan enthielt. Sie sei überrascht gewesen und habe den Service sehr geschätzt. Schö-nes Corporate Design im Kleinen, findet die Kursgruppe.

Druck mit Nachdruck. Nach der Pause liegt eine grosse Auswahl an

Drucksachen auf. Sie reicht vom alternativen «Café Zähringer», das seine Speisekarte von Hand ge-schrieben und auf grünes Papier fotokopiert hat (und die Gäste per du anspricht), bis zum Schmuckpro-spekt von «Globus» in Hochglanz und mit luxuriösen Goldbuchsta-ben. Kommentar der Kursteilneh-menden: «Man sieht auf den ersten Blick, wer das Zielpublikum ist.»

Eine Rarität ist dabei: die Ausgabe der Pendlerzeitung «20 Minuten» vom 26. August 2008. Sie ist voll-ständig gelb eingefärbt, um so das neue Produkt «Rivella gelb» zu lancieren. «Rivella musste sämtli-che anderen Inserate bezahlen», erzählt Peter Hauser, «denn die wurden ja auch gelb gefärbt.» Das habe rund 160 000 Franken gekos-tet. «Rivella gelb» konnte sich nicht durchsetzen und ist in der Schweiz wieder vom Markt ver-schwunden. «Eine ziemlich teure Aktion für einen Flop», kommen-tiert Hauser.

Lust auf mehr. Teilnehmerin Es-ther Burri hat durch Funktionen in Jungwacht/Blauring und als

Konzertorganisatorin Erfahrungen auf diesen Gebieten, und sie zieht eine positive Bilanz: «Ich habe mich sieben Mittwoche mit diesen Themen auseinandergesetzt und spannende Diskussionen erlebt.» Jetzt wisse sie auch, dass ihre Schwerpunkte am ehesten beim Marketing und beim Fundraising lägen. Die Lernmethode von Peter Hauser behage ihr, «aus dem vollen Leben und mit Herzblut».

Auch Claudia Pfister, die als Di-rektionsassistentin am Spital La-chen für Anlässe und PR zustän-dig ist, spricht vom Hauserschen Herzblut. Sie habe Bestätigungen erhalten und viele Tipps und An-regungen. Sie hat noch nicht ge-nug und startet Mitte Mai in den vertiefenden Kompakt-Bildungs-gang. Dort wird sie auf drei Be-kannte treffen: als Teilnehmende auf den Baustoff-Mitarbeiter und die Hotel-Geschäftsführerin, die beide auch noch mehr wollen. Und als Leiter auf Peter «Herzblut» Hauser.

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CYBERLEARNING

Neue Werkzeuge zum selbststän-digen Lernen spriessen im Netz wie die sprichwörtlichen Pilzkolo-nien aus dem Boden. Die themati-sche Spannbreite ist riesig: von Mathematik-Vorlesungen an der Uni über DJ-Kurse bis zu Schmink-anleitungen gibt es wirklich alles.

Auch Unternehmen setzen ver-stärkt auf Online-Mittel, um ihre Mitarbeitenden zu schulen. So nutzt etwa die Credit Suisse kurze YouTube-Videos, um Basiswissen zu vermitteln: «Management in a nut shell» heisst das dann. Die vier-minütigen Lernvideos sind der ein-zige Weg, um 50 000 Mitarbeiten-de auf der ganzen Welt zu errei-chen und innert kurzer Zeit kos-tengünstig zu schulen.

Gratis Nuggets. Dass 99,5 Prozent der CS-Mitarbeitenden ihrer Pflicht nachkommen, diese «Learning Nuggets» auch durchzuarbeiten, mag mit den offensichtlichen Vorteilen solcher Online-Lernan-gebote zusammenhängen. E-Lear-ning-Expertin Miriam Fischer von cyberlearning.ch: «Ich mag beson-ders, dass man mit Online-Lern-Angeboten zeitlich und örtlich unabhängig arbeiten kann.» Doch

Autodidaktisch im Netz. Sprachen, Instrumente,

Computer-Programme – via Internet lassen sich

heute bequem von zuhause aus verschiedenste

Fähigkeiten erlernen. Sogar Universitätsvorlesungen

aus aller Welt kann man gratis am Bildschirm mit-

verfolgen. Doch wer fündig werden will, statt

sich zu verlieren, muss das Selberlernen im Netz

selber lernen.

TEXT Janis Berneker MITARBEIT Christian Kaiser, Guido Stalder

BILDER Catherina Ziessler

Mit Youtube und Online-Kursen zum Selfmade-Profi

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CYBERLEARNING

nicht nur der Zeitpunkt des Ler-nens lässt sich nach Lust und Laune selbst bestimmen: «Ich kann auch in meinem eigenen Tempo arbeiten, mit meinem eigenen Rhythmus», sagt Fischer.

Eine weitere Stärke der Internet-angebote ist die Medienvielfalt. Während sich Bücher auf Text und Grafiken beschränken müssen, können im Internet komplizierte Themen per Audio und Video bes-ser für Aug und Ohr zugänglich gemacht werden. Nicht zuletzt sorgt der Wechsel zwischen ver-schiedenen Medien für willkom-mene Abwechslung, was die Moti-vation und den Lernerfolg zusätz-lich stützt. Und nicht zuletzt sind die meisten Angebote kostenlos.

Die Uni im Netz. Besonders im eng-lischsprachigen Bereich haben in den letzten Jahren diverse Vorle-sungen den Weg ins Internet ge-funden. Den Startschuss für diese professionellen Online-Studiengän-ge setzte dabei der deutsche Pro-fessor Sebastian Thrun. Der Do-zent der Universität Stanford star-tete einen Onlinekurs zum Thema «Künstliche Intelligenz» und er-reichte damit über 160000 Teilneh-

merinnen und Teilnehmer. Mittler-weile sind auf seiner neuen Platt-form www.udacity.com – Thrun hat inzwischen Stanford verlassen und konzentriert sich auf seine ei-gene «Internet-Uni» – 14 Kurse ver-fügbar.

Einen ähnlichen Weg beschreiten die drei renommierten US-Univer-sitäten MIT, Harvard und Berke-ley: Auf www.edx.org bieten sie mehrere Vorlesungsreihen zum Nulltarif an: Software, Program-mierung, Elektronik, Chemie, Ge-sundheitswesen u.a. Die Online-Vorlesungen bieten viel Wissen auf hohem Niveau, verlangen aber mit 10 bis 15 Stunden auch entspre-chendes Engagement. Ganz unver-bindlich ist das Angebot nicht. Denn zusätzlich zur Registrierung müssen nach den wöchentlichen Sitzungen Aufgaben abgegeben werden. Dafür erhält man nach Bestehen einer Prüfung ein echtes Diplom, eine Leistungsbestäti-gung, welche bei anderen Online-Angeboten leider oft fehlt.

MOOCs für Afrika. Da sich deutsch-sprachige Hochschulen noch zu-rückhalten, sind Englischkenntnisse für den Besuch von Online-Kursen

auf diesem Niveau unerlässlich. Die Schweizer École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) bietet über www.coursera.org, einer welt-weiten Plattform von 33 Universi-täten, Online-Kurse auf Englisch und Französisch an. Mit den Ein-führungskursen ins Programmie-ren in französischer Sprache will die EPFL auch die Hälfte der afri-kanischen Bevölkerung erreichen. Eine grosse Bildungschance für den Kontinent und seine Bewoh-ner: Schliesslich ist das Angebot gratis und setzt nur eine Internet-verbindung voraus.

In Europa stecken die sogenann-ten MOOCs (Massive Open Online Courses), wie solche allgemein zu-gänglichen Online-Kurse genannt werden, ansonsten aber noch in den Kinderschuhen. Ausnahme: Das deutsche Hasso-Plattner-Insti-tut in Deutschland bietet auf www.openhpi.de erste Kurse im Bereich Informationstechnologie an, die Auswahl ist jedoch noch klein. Deutschsprachige MOOCs gibt es aber sonst kaum.

Akademie fürs video-Lernen. Inter-essant ist die Geschichte, die hin-ter dem Projekt «Khan Academy»

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CYBERLEARNING

steckt. Der Gründer, Salman Khan, bot anfangs lediglich seiner Cousi-ne Nachhilfeunterricht in Mathe-matik an. Als sich der Erfolg in seinem Umfeld herumsprach, wünschten immer mehr Familien-mitglieder Nachhilfe. Seit 2009 wer-den die Videos nun auf der eigenen Web site www.khanacademy.org bereitgestellt. Das Projekt, bei dem mittlerweile viele Leute mitarbei-ten und das unter anderem von Google unterstützt wird, bietet über 3400 Kurzvideos mit einfachen Er-klärungen.

Abgedeckt werden dabei die The-men Wirtschaft, Mathematik, Wis-senschaft, Informatik und Ge-schichte. Besonders Wirtschafts-fragen (z.B. Karl Marx) werden in der Akademie von Khan, der davor Analyst bei einem Hedge-Fund war, aber nicht ganz wertfrei ab-gehandelt. Die Khan Academy eig-net sich besonders für konkrete, naturwissenschaftliche Fragestel-lungen. Das findet auch Sabera Wardak, die gerade ihr Masterstu-dium abschliesst: «Habe ich in der Statistik-Vorlesung Fragen, schaue ich oft bei der Khan Academy vor-

bei. Viele komplizierte Berechnun-gen werden dort einfach erklärt.» Dennoch kann damit der normale Vorlesungsstoff nicht ersetzt wer-den: «Die Videos helfen, um etwas grundlegend zu verstehen.»

zu simpel? Um sich vertieftes Wis-sen über ein Thema anzueignen, eignen sich Lernvideos weniger – sie decken nur einen kleinen Be-reich ab, und komplexe Themen werden stark heruntergebrochen. Dies kann nach hinten losgehen, wie bereits Albert Einstein fest-stellte: «Man sollte alles so einfach

Das Selbstexperiment: In zwei Wochen zum RockstarSechs Jahre ist es her, dass ich mir meine Epiphone Les Paul Pro gekauft habe. Ein echtes Schmuckstück von Gitarre. Dazu gab’s einen Verstärker, ein Stimm-gerät und weiteres Equipment. Kurz: Obwohl ich noch keinen Ton oder Akkord spielen konnte, schien meiner Karriere als Rocker nichts mehr im Wege zu stehen. Trotzdem bin ich heute keinen Schritt wei-ter und die Gitarre verstaubt in ihrem Koffer unter dem Bett. Höchste Zeit, das zu ändern.

Tag 1 – Der Start: Ich recherchiere im Internet nach Online-Gitarrenkursen und werde schnell fündig. Google spuckt Hunderte Websites mit Online - kursen aus. Ich besuche deshalb Foren, um bessere Empfehlungen zu erhalten. Nach zwei Stunden Recherche habe ich genug und entscheide mich für www.justinguitar.com. Die Website bietet Unterricht in Form von englischsprachigen YouTube-Videos, wobei aber deutsche Übersetzungen bereitstehen. Der Beginner-Kurs umfasst hundert Lektionen.

Tag 7 – Halbzeit: Gleich zu Beginn hat der sympathi-sche Online-Gitarrenlehrer Justin klar gemacht, dass es etwa fünf Wochen dauert, bis ein erster Song richtig gespielt werden kann. Ziemlich ernüchternd. Zudem wird ausdrücklich empfohlen, pro Tag nur zehn bis zwanzig Minuten zu üben. Dennoch freue ich mich über den richtigen D-Akkord, der aus mei-nem Verstärker kommt. Der Online-Kurs scheint

tatsächlich zu funktionieren, setzt aber Disziplin vo-raus, weshalb ich nach drei Tagen einen Lern plan erstellt habe. Positiv: Die Befürchtung, offene Fra-gen könnten unbeantwortet bleiben, ist unbegrün-det. Die meisten werden bereits im Online-Video geklärt, für weitere steht ein Forum bereit.

Tag 14 – Schlussstand: Vier Dinge habe ich gelernt. Ein Lernplan ist hilfreich, um diszipliniert bei der Sache zu bleiben. Realistische Ziele sind wichtig, um nicht nach kurzer Zeit enttäuscht aufzugeben. Unklarheiten sollten am besten sofort geklärt wer-den – falls nötig durch den Einbezug von anderen Web sites. Und zu guter Letzt ist es sinnvoll, sich regelmässig mit anderen Personen über das Gelernte auszutauschen. Das motiviert.

Ein Rockstar bin ich leider trotzdem noch nicht. Die Akkorde A, D und E sitzen aber nach zwanzig Übungen immerhin bereits. Wie allgemein beim Lernen ist also Geduld und Ausdauer gefragt. Behal-te ich aber das Tempo bei, habe ich den Anfänger-kurs in zwei Monaten durch und bin meinem Rockstar-Traum wieder etwas näher. Unter dem Bett verstauben wird meine Les Paul jedenfalls nicht mehr.

Janis Berneker

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CYBERLEARNING

wie möglich sehen – aber auch nicht einfacher.» So stellt das Un-ternehmen simpleshow zwar viele Videos mit gezeichneten Figuren und Symbolen auf YouTube, die gut verständlich sind. Bei komplexen Sachverhalten wie der EU-Finanz-krise gehen bei der Vereinfachung aber wichtige Informationen ver-loren.

Karteikärtchen fürs Handy. Dass sich das Internet mit Smartphones und Tablet-PCs überall nutzen lässt, führt auch zu einer stetig wachsenden Zahl von Lernangebo-ten für mobile Geräte. So sind in den App Stores bereits viele Apps erhältlich, mit welchen sich War-tezeiten in Lernzeiten verwandeln lassen. So kann man sich etwa mit der App «iTheorie» einfach im Tram auf die Auto-Theorieprü-fung vorbereiten und die Prüfun-gen simulieren.

Apple hat mit «iTunes U» sogar selbst eine App entwickelt, mit der Vorlesungen und Vorträge ver-schiedener Universitäten bequem auf iPhones, iPods oder iPads kon-sumiert werden können. Die Vor-lesungen sind oft sehr spannend, wenn auch meist auf Englisch. Auf

«Mobile» setzt auch das Schweizer Angebot card2brain.ch, das von der Post unterstützt wird. Die deutsch-, französisch- und englischsprachige Website stellt Tausende Kartei-kärtchen zu verschiedensten The-men zur Verfügung. Diese können auf iPhones und Android-Smart-phones oder über die Website ge-übt werden.

Die Grenzen der (Lern-)Technik. Diese Möglichkeit gefällt der Stu-dentin Tina Märki besonders: «Um mich für Bewerbungen auf Fran-zösisch und Englisch vorzuberei-ten, ist das Repetieren mit dem Smartphone ideal.» Zwar habe sie die Sprachen bereits in der Schule lernen müssen, doch vieles habe sie vergessen und fügt hinzu: «Be-sonders der Sprachwortschatz lässt sich gut wieder auffrischen.» Dass man eine Sprache so von Grund auf erlernen kann, bezweifelt sie aber: «Ein allgemeines Verständ-nis der Sprache sollte schon vor-handen sein.»

Mobiles Lernen ist aber auch mit zwei Nachteilen verbunden: Durch den spielerischen Gehalt tendiert man dazu, nur nebenbei zu lernen, ohne sich voll darauf zu konzent-

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CYBERLEARNING

rieren. Und gerade bei Systemen wie bei card2brain, die auf Nutzer-Beiträgen basieren, schleichen sich von Zeit zu Zeit Fehler ein.

Websites mit Lernservice. Garantiert professionell und sehr nützlich sind viele thematische Websites mit Service-Charakter. Eine Perle ist beispielsweise www.gruenden.ch, hinter der verschiedene Ämter des Kantons Zürich stehen. Die Site enthält alles Wissenswerte, um eine eigene Firma zu gründen. Was früher viel Zeit und die Un-terstützung von Beratungsfirmen benötigte, kann heute in wenigen Schritten selbst erledigt werden. Die Website dient der kantonalen Wirtschaftsförderung. Das Ziel: möglichst viele erfolgreiche Neu-

gründungen von Firmen ermögli-chen und wenig Flops.

Staatlich aufgearbeiteten Service bieten viele öffentliche Websites von Gemeinden, Kantonen oder Bund. Um nicht die immergleichen Fragen beantworten zu müssen, haben die Behörden oft sehr gut gestaltete Frequently-Asked-Ques-tions-Seiten online gestellt (FAQ-Seiten). Zum Beispiel findet man auf der Website des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO alles zum The-ma Arbeitsrecht: Habe ich beim Umzug Anspruch auf Freitage? Wie sieht es bei einer Kündigung mit überzähligen Urlaubstagen aus? Wer diese Seite durcharbei-tet, hat sich das Rüstzeug zum Ar-beitsrecht angeeignet.

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 13

CYBERLEARNING

Wer hats ins Netz gestellt? Viele private Verbände oder Interessens-gemeinschaften bieten ebenfalls FAQ und ähnliche Gefässe auf ih-ren Websites und unterstreichen damit ihr spezifisches Fachwis-sen. Aber sie sind im Unterschied zu staatlichen Stellen nicht neut-ral, deshalb ist hier Vorsicht gebo-ten. Wer sich übers Mietrecht in-formieren will, findet vieles auf den Websites des Mieter- und des Hauseigentümer-Verbandes, bloss mit umgekehrten Vorzeichen. Da ist zur Überprüfung dann die un-abhängigere Seite des Bundes (Bundesamt für Wohnungswesen) wohl die beste Lösung.

Die Auswahl an möglichen The-men, die im Selbststudium online erlernt werden können, ist riesig. Das volle Spektrum zeigt sich in den Suchresultaten von Suchma-schinen wie Google. Für einen kom-pletten Kurs sucht man am besten nach dem bevorzugten Thema so-wie dem Ausdruck «Online-Kurs». Aber nicht nur für Kurse ist der Einsatz von Suchmaschinen sinn-voll, sondern auch zur Lösung spe-zifischer Probleme. Dazu sollte man die Frage in Form von Stichwör-tern eingeben. Kaum eine Frage

LINKS zUM THEMA

edX – www.edx.org

Aktuell werden sieben Informatikvorlesungen angeboten.

Udacity – www.udacity.com

Die Plattform bietet zahlreiche Vorlesungen zu Informatik, Mathematik und Physik.

Coursera – www.coursera.org

Über 30 Hochschulen bieten Kurse zu einem breiten Themenspektrum an.

OpenHPI – http://openhpi.de

Einer der wenigen europäischen Anbieter von MOOCs (Online-Kursen).

Khan Academy – www.khanacademy.org

Komplizierte Dinge einfach erklärt: Die Khan Academy bietet viele Kurzvideos zu ver-

schiedensten Themen.

Card2Brain – http://card2brain.ch

Lernen mit Karteikärtchen – entweder direkt am PC oder unterwegs per Smartphone.

Busuu – www.busuu.com

Auf Busuu eignet man sich bis zu zwölf Sprachen an und übt sie mit anderen Mitgliedern.

gruenden.ch – www.gruenden.ch

Die Seite bietet Tipps zu sämtlichen Etappen bei der Firmengründung.

Educational Portal – http://education-portal.com

Die Website bietet zurzeit 17 Vorlesungen zu Psychologie, Biologie, Wirtschaft und

Englisch.

University of the People – www.uopeople.org

Nicht ganz kostenlos, aber dennoch sehr günstig sind die Studienangebote der komplett

virtuellen Universität.

Excel lernen – www.excellernen.de

Diese Site vermittelt einen einfachen Einstieg in die Tabellenkalkulation von Microsoft.

Auch konkrete Übungen sind vorhanden.

Microsoft Office Training – http://office.microsoft.com/de-ch/training

Für Office-Programme wie Word, Excel und PowerPoint bietet Microsoft gratis Online-

Kurse mit Übungen an.

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14 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

CYBERLEARNING

wurde im Internet noch nicht in irgendeinem Forum gestellt und beantwortet.

Die YouTube-Lehrer. Auch die Vi-deoplattform YouTube hält viel Wissen bereit. Sehr beliebt sind vor allem Anleitungen, oft «Tutori-al» genannt, für die Benutzung von Computer-Anwendungen. Will man etwa wissen, wie man rote Augen aus Fotos korrigiert oder in Word ein Inhaltsverzeichnis er-stellt, gibt’s bestimmt ein Video dazu. Auch Schulwissen lässt sich auf der Videoplattform problem-los auffrischen – und das meist in weniger als fünf Minuten.

Die Möglichkeiten, sich im Inter-net autodidaktisch weiterzubil-

den, sind also riesig. Dennoch sind sie nicht in jedem Bereich die bes-te Lösung. Gerade für Einsteiger wird der Zugang dadurch er-schwert, dass das Wissen im Inter-net sehr zerstreut ist. Deshalb bil-den strukturierte Bücher oftmals einen sinnvolleren Einstieg in eine Thematik. Um sich einen soli-den Überblick über ein Lernthema zu verschaffen, hat das gute alte gedruckte Buch (oder sein EBook-Pendant) also längst nicht ausge-dient.

Kein Ersatz für den Kurs. Beim An-eignen von Sprachen und Instru-menten ist es ebenfalls sinnvoll, sich das Basiswissen auf anderen Wegen anzueignen. Besonders ge-eignet sind hier Kurse, um ganz

allgemeine Zusammenhänge zu verstehen und die Akustik zu trai-nieren. Gerüstet mit dem Grund-lagenwissen fällt anschliessend das autodidaktische Lernen viel einfacher.

Ohnehin wird der klassische Kurs seinen Stellenwert noch lange be-halten: «Weil das Lernen im Aus-tausch mit anderen passiert, weil Lernen eine soziale Aktivität ist, ein kollektives Ereignis», wie Hans-Peter Hauser, der scheidende Rektor der EB Zürich betont. Denn in einem Kurs lernt man auch mit und von der Gruppe. Er för-dert so andere heute gefragte Kompetenzen gewissermassen au-tomatisch mit: soziale, emotiona-le, kommunikative Kompetenzen. Die Aneignung einer Fertigkeit via ein auf dem Internet bereit ge-stelltes Lernvideo lässt diesen Teil des Lernprozesses jedoch aussen vor.

Individueller lernen und arbeiten. Aber natürlich hat sich auch der Präsenzunterricht durch die Mög-lichkeiten des Online-Lernens wei-terentwickelt, wie Miriam Fischer feststellt: «Neuste diadaktische Er-kenntnisse und ein modernes Menschenbild prägen heute die Lernformen und -methoden auch im Kurslokal.» Online-Lernsequen-zen können so auch in den Prä-senzunterricht einfliessen und diesen bereichern: «Warum sollte man auf nützliche Medien ver-zichten, wenn man sie schon hat?», sagt die Fachfrau für Blended-Learning an der EB Zürich. Sie be-urteilt die Entwicklung hin zum Cyberlearning als durchwegs posi-tiv: «Es ist doch gut, wenn wir jetzt individueller lernen und ar-beiten können, entsprechend un-seren Neigungen, Vorlieben und Präferenzen.»

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 15

WEITERBILDUNG

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16 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

KOLUMNE

zimmer 107Die Patientin beantwortet die Fra-ge der Krankenschwester mit: «Ja, ich habe gestuhlt.» Hat sie nicht. Hat seit sechs Tagen nicht ge-stuhlt. Will aber keinen Einlauf.

zimmer 108Der eine Patient sagt «huresiech», der andere «gopferdami». Sie quä-len sich aus dem Bett. Vorsicht: Knie nicht verdrehen! Reemtsma bzw. Marlboro gibt’s nur auf dem Balkon.

zimmer 109Die Patientin blättert im Prospekt. Welche Reha-Klinik soll es denn sein? Bilder von Wiesen und Al-pen. «Ich glaub, ich geh dahin.» Sie tippt auf ein Foto mit einem schönen Mann im Liegestuhl, der sein markantes Gesicht der Sonne entgegenstreckt. So ein Kurschat-ten wär nicht schlecht.

zimmer 110 Der Patient röchelt. Die Schwester stülpt ihm die Urinflasche über den Penis. Er röchelt und pinkelt; das geht. «Nachher bekommen Sie Sauerstoff», verspricht die Schwes-ter und verlässt mit der gelben, stinkenden Flüssigkeit den Raum.

zimmer 111Die Putzfrau will die Rosen weg-werfen. «Nicht mehr schön», meint sie. Protest aus drei Betten. Der vierten ist’s egal, sie hat die Beru-higungstablette geschluckt, und jetzt kommt auch schon der Pfle-ger, um sie abzuholen. Sie winkt.

zimmer 112Der Patient erzählt seinem Bett-nachbarn, was im Blick steht. Doch diesem sind sowohl Fussball- als auch Flugzeugabsturz-Resulta-te gleichgültig. Schaut immerzu auf sein bandagiertes Bein, ver-sucht es hochzuheben. Geht nicht. Die Therapeutin, die blonde, hat gesagt, es müsse gehen.

zimmer 113Der Pfleger fragt die Patientin: «Haben Sie etwas dagegen, von ei-nem Mann intim gewaschen zu werden?» – «Vielleicht finde ich es so toll, dass ich meinen Spitalauf-enthalt freiwillig verlängere.»

zimmer 114Der Arzt meint: «Das braucht Zeit.» Er sagt es in diesem Zimmer viermal.

zimmer 115Die Patientin: «Schwester Helen, ich hab einen grossen Wunsch.»«Sie wollen eine zweite Schmerz-tablette, stimmt’s?» «Nein, aber könnten Sie mir bitte die Trübeli-Konfi gegen eine Him-beer-Konfi austauschen?»

Trübeli-Konfi gegen Himbeer-Konfi

Ute Ruf schreibt mit Kindern und gibt Kurse,

wie man mit Kindern schreiben kann. Seit

über einem Jahrzehnt verfasst sie Kolumnen

und macht Interviews und Reportagen.

Für die Schweizer und die Zürcher Lehrer-

zeitung hat sie über 200 Glossen geschrie-

ben, die unter dem Titel «Rufnummer»

als Buch erschienen sind (Verlag LCH).

Sie ist auch Autorin eines Elternratgebers

und von SJW-Heften für Kinder. In Ihrer

Freizeit tanzt sie «wahnsinnig gern» Jive!

Die EB Zürich kennt Ute Ruf gut: 2002

und 2003 hat sie den Bildungsgang

«Literarisches Schreiben» besucht.

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 17

AUSKUNFT

Mail an den Experten: Wie präsentiert man souverän?

Grüezi Herr Kunzmann

Wann ist eine Präsentation gut?

Wenn die Leute etwas davon haben. Ich muss mir überlegen, was

ich ihnen Nützliches an Gedanken, Informationen, Anregungen

oder Entscheidungshilfen bieten kann. Wenn ich das seriös über-

lege, wird meine Präsentation oft kürzer als ursprünglich ge-

plant. Und ich sage den Leuten auch, was ich ihnen bieten will.

Der erste Schritt ist der schwierigste – wie starten?

Die Präsentation beginnt ja schon, wenn es heisst: «Herr Huber,

Sie sind dran.» Dann sind alle Augen auf mich gerichtet, das Pu-

blikum erhält einen ersten Eindruck und klebt mir diese Etikette

auf die Stirn. Deshalb schwungvoll aufstehen, sich in Ruhe ein-

richten (keine Selbstgespräche führen!), nachher einen Schritt

auf das Publikum zugehen und mit einer einladenden Geste beginnen.

Was macht man gegen Lampenfieber?

Vor allem eine positive Einstellung dazu entwickeln. Unser Körper

funktioniert ja wie ein Alarmsystem – die Antilope sieht, wie

der Löwe in der Steppe erscheint. Der Blutdruck steigt, man be-

kommt einen roten Kopf, schwitzt, wird fahrig. Das Publikum nimmt

man als gefährliche Meute wahr.

Und wie hilft man dem ab?

Natürlich gut vorbereitet sein, die Präsentation vorher schon

durchspielen – vielleicht vor Bekannten als Testpublikum oder

auch auf Video aufnehmen. Unmittelbar vor dem Auftritt kann

man sich mit langsamem Atmen beruhigen, indem man zum Beispiel

beim Ein- und Ausatmen in Gedanken auf zehn zählt.

Es gibt den Spruch: Hast du etwas zu sagen, oder machst du

PowerPoint? Wie stehen Sie dazu?

PowerPoint fasziniert natürlich mit den Animationen und Multi-

media-Möglichkeiten. Aber es besteht auch die Gefahr, dass der

Präsentator zum Filmvorführer wird. Das darf nicht sein: Er muss

für das Publikum die Nummer eins bleiben, denn Glaubwürdigkeit

geht nur über den Menschen direkt.

Der deutsche Star-Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm ist sogar ge-

radezu allergisch auf PowerPoint.

Ja, er sagt zum Beispiel, wenn der schwarze Bürgerrechtler

Martin Luther King in seiner berühmten Rede «I have a dream»

PowerPoint gehabt hätte, gäbe es in den USA heute noch Sklave-

rei. Da hat er wohl recht. Doch für eine Alltagspräsentation

ist PowerPoint gezielt eingesetzt durchaus sinnvoll. Es braucht

aber auch Phasen ohne Folien. Ich empfehle auch eine Mischkost

mit verschiedenen Medien, die sich abwechseln, also zusätzlich

auch Flipchart oder Pinnwand.

Wie schliesst man die Präsentation effektvoll ab?

Man leitet kurz ein («Ich komme zum Schluss» oder ähnlich)

und endet mit dem Fazit oder einem Appell, einer Aufforderung.

Dann muss man aber auch wirklich ruhig sein. Der Abschied soll

ohne Floskeln sein.

Besten Dank für Ihre Ausführungen.

ADRIAN KUNzMANN ist Organisa-tionsberater und Kommunikations-trainer. An der EB Zürich unterrichtet er Visualisieren und Präsentieren. Dies mit der Überzeugung, dass wirksames Präsentieren in unserer von Zeitdruck und Informationsflut geprägten Gesellschaft von existen-zieller Bedeutung ist.

KURSE zUM THEMA

visualisieren: Durch Bilder reden

Wie man Diskussionen simultan visualisiert

und dadurch den Prozess effektiv steuert

22.–23. März 2013

Redetraining

Kernmodul in drei Blöcken aus dem Bil-

dungsgang Kommunikation, kann auch

unabhängig davon besucht werden

17.–19. April 2013

15./16. Mai 2013

19.–21. Juni 2013

Weitere Informationen: www.eb-zuerich.ch

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18 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

PERSöNLICH

Beruhigendes Lavendelblau empfängt die Besucherin im geräumigen Praxisraum. Auf einem Regal stehen kleine weisse Statuen von griechischen Göttern. Das Sofa ist lindengrün, und auf dem Parkett der Altbau-wohnung ist eine orangefarbene Yogamatte aufgerollt. Ein farbiger Anblick ist auch Evi Giannakopoulos selbst: Das Jäckchen ist leuchtend orange, die Hose in einem Ton zwischen Grün und Blau, und die Finger-nägel sind pink lackiert. Sie macht einen gelassenen und zufriedenen Eindruck – vermittelt einem das Gefühl, man sei bei einer guten Freundin zu Besuch, die das Wort Stress nur vom Hörensagen kennt.

Im Sandwich. «Natürlich kenne ich Stress aus eigener Erfahrung», sagt Evi Giannakopoulos lächelnd. «Was das Arbeitsvolumen betrifft, hätte ich durchaus Gele-genheit gehabt, in die Burn-out-Mühle zu gelangen. Aber ich habe immer rechtzeitig reagiert», sagt sie mit ihrer sanften, melodischen Stimme. Schon als Zwanzigjährige übernahm sie Verantwortung als Gruppenleiterin in einem Finanzunternehmen – eine «Sandwichposition» zwischen Vorgesetzten und 15 Mitarbeitenden, die viel Stresspotenzial bot. In jener Zeit fand die sportliche junge Frau einen Ausgleich in der Bewegung. Sie liess sich zur Aerobicinstruktorin ausbilden, erteilte nebenberuflich Lektionen und trainierte die Firmen-Herrenfussballmannschaft in Kraft, Koordination und Entspannungstechniken.

Sport und Entspannung wurden ihr immer wichti-ger. Während ihrer Weiterbildung zur Marketing-planerin übte sie sich in Meditation und Yoga. Das Thema ayurvedische Ernährung fand sie so span-

nend, dass sie sich gleich zur Ayurveda-Gesundheits-beraterin ausbilden liess. Vor sieben Jahren nahm ihr Leben eine entscheidende Wende. Als sie ihre Mutter verlor, zog Evi Giannakopoulos mit Mitte dreissig ernsthaft Bilanz und begann sich Fragen zu stellen: Kann ich meine Fähigkeiten wirklich einbringen? Mache ich wirklich das, was ich möchte? Welche Möglichkeiten habe ich?

Griechische Lebensfreude. Die junge Frau entschied sich dazu, sich selbstständig zu machen. «Davon hatte ich immer geträumt. Ich wollte mit dem Thema Gesund-heit und mit Menschen zu tun haben, weil mich dies am meisten interessierte», sagt Evi Giannakopoulos, die ihr kontaktfreudiges Wesen auch ihren griechischen Wurzeln verdankt. Bei ihren Besuchen in Griechen-land sehe man in ihr vor allem die Schweizerin, und hier, im Land, wo sie aufgewachsen ist, tun sich man-che schwer damit, ihren fremdländisch klingenden Namen auszusprechen. Doch die Stresstrainerin sieht vor allem die Vorteile der beiden Kulturen, die sie mitbekommen hat: Die griechische Lebensfreude und die Besuche bei ihren Verwandten, insbesondere beim Vater, der in Griechenland lebt, sind wichtige Grundpfeiler in ihrem Leben. Ebenso schätzt die Sin-gle-Frau es aber, in einem sicheren Land zu leben, das auch wirtschaftlich nicht derart heftigen Stürmen ausgesetzt ist wie Griechenland zurzeit.

ängste wegklopfen. Mit schweizerischer Gründlich-keit liess sich Evi Giannakopoulos am Zentrum für Stressforschung in Meggen zur Stressregulationstrai-nerin ausbilden und gründete 2008 ihre Firma stress

«Stress fängt in den Gedanken an»Pasta zum Abschalten. Evi Giannakopoulos hat einen Traum verwirklicht und

sich als Stresscoach selbstständig gemacht. Die ehemalige Marketingplanerin

und Trainerin einer Hobby-Fussballmannschaft vermittelt, wie man mit Stress,

ängsten und Druck zu Gang kommt. zu ihren Rezepten zählen hawaiianische

Klopftechniken oder selber zu kochen.

TEXT Susanne Wagner BILD zVg

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 19

PERSöNLICH

away. In Einzelcoachings und Gruppentrainings zeigt sie den Leuten seither, wie sie mit Stress, Angst und Druck umgehen können. Dabei wendet sie Me-thoden an, die sie aus eigener Erfahrung kennt und schätzt: Bewegung, Entspannung, Meditation, Ernäh-rung, Mentaltraining, Zeit- und Organisationsma-nagement.

Sie vermittelt den Ratsuchenden, wie sie alte Denk-strukturen und Verhaltensmuster ändern können und mental stärker werden. Oder trainiert mit ihnen hawaiianische Klopftechniken, um Ängste abzubauen. Ganz wichtig ist für Evi Giannakopoulos die positive Einstellung: «Stress fängt in den Gedanken an. Dest-ruktive Gedanken sind negative Programmierungen des Gehirns, die wir aufnehmen und unser Selbstver-trauen damit beeinflussen.» Wie bei der Kundin, die im Coaching lernte, ein bevorstehendes schwieriges Gespräch mit dem ehemaligen Vorgesetzten zu meis-tern.

Schokolade und bewährte Hausmittelchen. Themen wie Bewegung und Entspannung spielen auch in ih-rem Kurs «Erfolgreiches Stress-Management» an der EB Zürich eine wichtige Rolle. In «Gesunde Ernäh-rung im Berufsalltag» erfährt man, wie man dem Körper genau das gibt, was er in der entsprechenden Lebenssituation braucht. «Wenn ich selbst zubereite-te, natürliche und saisonale Lebensmittel esse, muss ich mich nicht mit Themen wie belastende Zusatz-stoffe oder Transfettsäuren befassen», so Evi Gianna-kopoulos. Doch die Erwachsenenbildnerin, die fürs Leben gerne Schokolade isst, weiss auch, wie wichtig der Genuss ist. Zum Abschalten nach einem stressi-gen Arbeitstag empfiehlt sie einen beruhigenden Tel-ler Pasta, um das zentrale Nervensystem «herunter-zufahren». Für einen ruhigen Schlaf bereitet sie sich selbst gerne eine warme Milch mit Safran zu, ein Re-zept aus der ayurvedischen Küche. Oder einen Tee aus entspannendem Baldrian – oder beruhigenden Lavendelblüten.

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20 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

KULTUR

Fluchtwelt. Wie viel Schmerz hält ein Mensch aus? Wartan Khati-sian kommt nach Hause, wird ver-haftet und im Gefängnis brutalst gefoltert. Gleichzeitig ist seine schwangere Frau verschwunden. Am Beispiel dieser Familie er-zählt Edgar Hilsenrath, selbst Überlebender eines Holocausts, von der Ausrottung der Armenier durch die Türken im Jahre 1914. Wer jetzt denkt, das Buch müsse aufgrund seiner Geschichte schwermütig sein, der täuscht sich. Denn das ist genau das Fas-zinierende und Verstörende an diesem so unbekannten Autor: Dem abgrundtief Grausamen die-ser Welt stellt er märchenhafte und hoffnungsvolle Momentauf-nahmen entgegen.

Ersatzwelt. Die Verfilmung der Schachnovelle von Stefan Zweig besticht durch Curd Jürgens in der Hauptrolle. Er spielt einen Grandseigneur, der von der Gesta-po in Einzelhaft gefangen und durch Entzug geistiger Nahrung zum Sprechen gebracht werden soll. Als er am Rande des Wahn-sinns schon ans Aufgeben denkt, findet er ein Schachbuch. Er lernt Schach spielen, und nach der Weg-nahme des Buches imaginiert er Schachzüge im Schattengitter an der Zimmerdecke. Die im Buch pointiert beschriebene Begeben-heit – wie er sich in die jeweils gegnerische Stellung einfühlt und die zuvor eingenommene Position zu schlagen versucht – kommt im Film leider viel zu kurz.

Traumwelt. Racconti mediterranei entführt mit lyrischem Jazz an die Küsten Italiens. Sei es die flir-rende Sommerhitze, seien es die sanften Farben eines toscanisch-en Herbstes oder die klaren, kalten Nächte an Silvester in Rom; Enrico Pieranunzi und sein Trio laden mit ihren Arrangements zu meditativen Reisen ein, lassen den Alltag in den Hintergrund gleiten. Die klassische Ausbildung des Pianisten und Komponisten durchwebt seine Musik, man meint Vertrautes zu hören und befindet sich doch im nächsten Moment in neuen Räumen, durch-aus fremd, doch jederzeit an-genehm und einladend. Eine gute Portion Ferien, eine gute Stunde Auszeit vom Alltag.

MARTIN SAUTTER

Kursleiter Deutsch als Zweitsprache

CLAUDIA PFISTER

Lernbegleiterin Lernfoyer und

Kursleiterin Deutsch als Zweitsprache

MARTIN zENTNER

Bildungsgangsleiter

Eidg. Fachausweis Ausbildner

Kursleitende und Mitarbeitende der EB zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.

Edgar Hilsenrath

Das Märchen vom letzten Gedanken

2006

Gerd Oswald

Die Schachnovelle

2006

Enrico Pieranunzi

Racconti mediterranei

2002

Lesen HörenSehen

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 21

SEINERzEIT TAGESTHEMA

Das lange Warten hat ein Ende: Am Freitag, dem 1. Februar 1963, um 12 Uhr mittags wurde die gesamte Fläche des seit Wochen zugefrorenen Zürichsees für das Publikum freigegeben. Sechs Schulbuben sind

gleich nach Aufhebung der Absperrung aufs Eis im unteren Seebecken geeilt. Nun sind sie dabei, ihre Schlittschuhe zu schnüren; zwei Eishockeystöcke liegen zum Einsatz bereit, doch zu einem Spiel mit dem schwarzen Puck wird es wegen der Schneedecke auf dem Eis kaum kommen. Lachend und mit Blick in die Kamera ist der NZZ-Verkäufer mit der Mittagsausgabe seiner Zeitung unterwegs. Auf den Dächern

der rechtsufrigen Altstadt im Hintergrund liegt Schnee, die Sicht ist nicht allzu gut, doch Zürich hat sich mit den Fahnen auf der Quaibrücke festlich geschmückt. Bereits am ersten Tag werden hundert-

tausend Personen den Gang auf das Eis wagen. Bis zum 8. März wird der grösste Zürcher See begehbar bleiben, einzig unterbrochen von einem viertägigen Wärmeeinfall ab dem 20. Februar.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich am Zürichsee das Spektakel einer «Seegfrörni» nochmals einstellt. Die durchschnittlich bis zu zwei Grad erhöhten Herbsttemperaturen der letzten beiden Jahrzehnte haben

dazu geführt, dass sich der See nicht mehr jeden Winter auf 4 Grad abkühlt. Diese Temperatur ist Voraussetzung, damit sich das warme und kalte Wasser überhaupt durchmischen und danach die

Oberfläche zufrieren kann. Aber selbst dann müssen für eine tragfähige Eisdecke noch 320 Kältegrade dazukommen, also beispielsweise 32 Tage mit einer Durchschnittstemperatur von minus zehn Grad.

Günstiger sieht die Rechnung für die kleineren Seen im Kanton aus.

Felix Aeppli

Felix Aeppli, Historiker und Filmexperte, erteilt an der EB Zürich einen Kurs über den Schweizer Film.

Mit «Seinerzeit Tagesthema» wirft er einen Blick auf spezielle Ereignisse aus der Geschichte von Stadt und Kanton Zürich.

Die zürcher Seegfrörni (1962/63)

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22 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

IM GESPRäCH

Sie waren sieben Jahre Leiterin der Unternehmenskom-munikation SRG, sieben Jahre Leiterin des Medien-instituts. Klingt nach einer Lebensplanung in Sieben-jahresschritten, wie die alten Griechen das empfahlen. zufall oder hat das Konzept?Ich war auch sieben Jahre lang Redaktorin beim Tages-Anzeiger. Das ist Zufall, der aber einen Rhyth-mus erhalten hat, der stimmt. Und wenn man ein-mal diese Erfahrung gemacht hat, wird man für die Siebenjahresphasen sensibilisiert.

Inwiefern?Für mich ist es immer wichtig, wenn ich einen neuen Job antrete, dass ich nicht nur Neues lanciere, son-dern dass ich auch die Umsetzung und die Kontinui-tät mitbegleiten kann. Nach fünf Jahren stellt sich die Frage, ob man sich noch einmal mit einem neuen Effort einbringen kann, und nach sieben Jahren wäre dann wieder ein Neustart notwendig.

Also waren die Wechsel geplant?Planen lässt sich das nicht, aber es hat sich als glückliche Fügung ergeben, weil sieben Jahre eine gute Zeitspanne sind, um etwas mitzugestalten, Früchte zu ernten und Fehler zu erkennen.

Heisst das, dass Sie 2019 wieder abtreten?Da gibt es eine Altersfrage, denn zwei mal sieben Jahre wird vom Alter her schwierig sein. Aber ich habe mein Leben, auch mein berufliches, grund-

sätzlich nie geplant. Ich hatte das Glück, dass sich immer wieder eine unerwartete Tür auftat. Und ich bin ein neugieriger Mensch; wenn ich die Wahl hatte, bei etwas Bekanntem zu bleiben oder ein neues Feld zu entdecken, habe ich mich für das Neue ent-schieden.

Gut, gehen wir mal davon aus, dass Sie zwischen fünf und zehn Jahren an der EB zürich bleiben. Was wollen Sie in dieser zeitspanne erreichen?Ich kenne ja die EB Zürich von meiner früheren Dozententätigkeit (als Kursleiterin im Bereich Jour-nalismus und Medien) und habe sie immer im Auge behalten. Das Wichtige ist mir, die EB Zürich auch so dynamisch, offen und vital zu hinterlassen, wie ich sie übernehmen darf. Das ist das Ziel. Das heisst aber auch, dass sich die EB Zürich entwickeln muss, denn eine Institution, die sich in einem solch dyna-mischen Umfeld nicht bewegt, wird in fünf bis zehn Jahren nicht mehr den gleichen Stellenwert haben.

Haben Sie einen Anhaltspunkt, wie diese dynamische EB zürich in fünf bis zehn Jahren konkret aussehen könnte?Ich bin keine Kaffeesatzleserin. Wir haben eine Arbeitswelt, die sich massiv verändert, und mit ihr wandeln sich auch die Anforderungen und die Berufsidentitäten. Mein Anliegen ist, dass die EB Zürich diesen Realitäten gerecht wird, wie immer die künftig auch aussehen werden. Ich bin davon

«Die eigene Souveränität weiterentwickeln»Die Regisseurin. Josefa Haas hat Anfang November ihre neue Stelle als Rektorin der EB zürich angetreten. Im Antrittsgespräch sagt die frühere Leiterin des Medieninstituts, dass sich ihr Führungsstil an der Regiearbeit beim Film orientiere; es gehe darum ein gemeinsames ziel vor Augen zu haben. Im Fall der EB zürich heisst das ziel: souveränen Persönlichkeiten zu ermöglichen, sich permanent weiterzuentwickeln.

INTERvIEW Christian Kaiser, Guido Stalder BILDER Iris Stutz

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 23

IM GESPRäCH

überzeugt, dass der EB Zürich eine Schlüsselaufgabe dabei zukommt, die Menschen so zu begleiten, dass sie als souveräne Persönlichkeiten in dieser neuen Arbeitswelt tätig sein können.

Sie haben sich schon während Ihres Studiums mit dem Berufswandel in der Medienbranche befasst: mit einer Arbeit über den Wandel bei den Schriftsetzern oder einem Dokumentarfilm über den Umbruch vom Blei zum Fotosatz. Wo sehen Sie heute die grössten verän-derungen in der Arbeitswelt?Diese Erfahrung war eine wichtige Lernerfahrung für mich: Bei unseren Recherchen führten wir Ge-spräche mit Schriftsetzern, die einen Beruf erlernt hatten, den es vier Jahre später nicht mehr gab. Am Medieninstitut habe ich einige dieser ehemaligen Schriftsetzer wieder getroffen, und es ist sehr inter-essant, wie unterschiedlich ihre Lebens- und Berufs-wege waren; je nach Persönlichkeitsstruktur sind sie heute im Publizistischen, als IT-Leiter oder im kaufmännischen Bereich tätig.

Die Schriftsetzer widerspiegeln unsere heutige Arbeits-welt?Niemand kann mehr davon ausgehen, dass die Kom-petenzen, die man heute besitzt, morgen noch gefragt sein werden. Diese Herausforderung, vor welcher die Schriftsetzer Ende der 70er-, Anfang der 80er- Jahre mit der ersten Digitalisierung (Lochkarten, Lochstreifen, erste Programmierung) standen, ist

heute für alle Realität: Wir müssen uns beruflich immer wieder neu erfinden können. Das ist eine Lebenshaltung. Viele sehen das als Chance, einige haben aber Mühe damit, ihr Geschick in eine neue Welt zu transportieren. In beiden Fällen kann die EB Zürich eine wichtige Rolle spielen.

Die EB zürich wird sich also einfach als Gegenbild der Arbeitsrealität entwickeln?Nein, sicher nicht, das geht nicht. Der Auftrag der EB Zürich als kantonaler Berufsschule besteht ja auch darin, auf die Bedürfnisse zugeschnittene Weiterbildungen zu kreieren. Aber im Zentrum der Entwicklung muss das Menschenbild stehen. Und dieses Menschenbild orientiert sich an einer souve-ränen Persönlichkeit, die ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt.

Sie engagieren sich in der Filmbranche, es gab ein Buch von Ihnen zum Nutzen des Service Public bei der SRG. Service Public scheint für Sie ein wichtiges Thema zu sein. War das mit ein Grund für diesen Wechsel, liegt Ihnen der Service Public in der Weiterbildung am Herzen? Ich störe mich daran, dass die Bildung in der politi-schen Diskussion beschränkt ist auf die Grundbildung und die Hochschulbildung. Ich bin überzeugt, dass man künftig den Solidarpakt auch ausserhalb der akademischen Welt pflegen muss, wenn man Bildung als wichtige Ressource ansieht. Das heisst, jede Frau und jeder Mann soll die Möglichkeit haben, sich

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24 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

IM GESPRäCH

immer adäquat weiterbilden zu können – unabhän-gig von der formalen Vorbildung, unabhängig von der hierarchischen Position. Und das ist mein Com-mitment eben auch zur EB Zürich als öffentliche Weiterbildungsinstitution.

Sie betonen gern auch die Bedeutung von sozialen und kommunikativen Fähigkeiten in allen Funktionen. Sehen Sie die Aufgabe einer Institution für berufliche Weiterbildung auch darin, solche Soft Skills gezielt zu fördern?Ein fundamentaler Wandel besteht darin, dass Un-ternehmen es immer weniger als ihre Aufgabe anse-hen, Mitarbeitende aufzunehmen, in die neuen Jobs einzuführen und weiterzubilden. Das ist auch die Erfahrung, die ich beim Medieninstitut gemacht habe: Die Initiative muss vermehrt von den Arbeit-nehmenden selbst kommen. Damit wird es zentral, dass man in der Lage ist, seine eigene Geschichte zu erzählen und gegenüber Arbeitgebern, Chefs, Kollegen plausibel zu vertreten. Und das gelingt nur, wenn man seine kommunikativen Fähigkeiten pflegt.

Die Medienbranche, aus der Sie kommen, ist ja eine sehr dynamische Branche. Was kann die allgemeine berufliche Weiterbildung von der Weiterbildung in der Medienindustrie und im verlagswesen lernen?Es gibt diesen technologiegetriebenen Struktur-wandel, und diese Technologien prägen die gesamte

Arbeitswelt. Permanent vernetzt sein, sich überall informieren können, auf einer riesigen Bühne stehen mit ganz vielen Mitbewerberinnen und Mitakteuren, das ist heute Realität im beruflichen und im privaten Leben. Es braucht also eine Auseinandersetzung mit dieser digitalen Welt, damit man nicht nur getrie-ben ist, sondern sie auch aktiv und konstruktiv nutzen kann.

Sie haben am Medieninstitut ein Seminar über digitale Medien geleitet, an der EB zürich werden Sie einen Kurs über Medienkompetenz geben. Gehört die Fähig-keit, mit digitalen Medien und mobilen Anwendungs-geräten umzugehen, heute zu den Grundkompetenzen in der Arbeitswelt?Ja. Kompetenz ist für mich wieder verknüpft mit Souveränität, mit einer persönlichen Haltung: Was mache ich wann, wo, warum, mit welchen poten-ziellen Auswirkungen? Bei Medienkompetenz be-deutet das, dass ich mich bewusst in dieser Kommu-nikationswelt bewegen kann – Entscheidungen fällen kann, wo ich mich wie informiere und wie ich kommuniziere. Wenn solche Entscheidungspro-zesse souverän gestaltet werden können, statt ein-fach in dem Meer an Informationsmöglichkeiten zu schwimmen, fühlt man sich wohler, davon bin ich überzeugt.

Den Begriff der Souveränität benutzen Sie häufig, ist das ein persönliches Hauptmotiv?Es gibt viele Motive, aber ja, letztlich geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, in welchen man die eigene Souveränität permanent weiterentwi-ckeln kann. Wenn man sich zurücklehnt und den Anschluss verpasst, büsst man einen Teil der Souve-ränität ein, verliert also einen Teil der Fähigkeit, sein Leben aktiv zu gestalten. Im beruflichen Um-feld, aber auch als Bürgerinnen und Bürger und als Privatpersonen – in all diesen Feldern sollte man so viele Gestaltungsmöglichkeiten wie möglich wahrnehmen können.

Die EB zürich als Ermöglicherin für Souveränität?Sie soll unterstützen, entscheidend ist aber auch die persönliche Motivation. Das ist eine Erfahrung, die wir alle machen; wenn wir zu etwas gezwungen werden, lernen wir nicht gern. Und es ist in höchs-tem Masse frustrierend, wenn man lernen will und nicht kann. Ich habe beim Medieninstitut die Erfah-rung gemacht, dass sich Lernwillige, die nicht die Möglichkeit bekamen, eine Weiterbildung zu nut-zen, relativ schnell von einem Unternehmen verab-schiedet haben.

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 25

IM GESPRäCH

Sie haben unlängst geschrieben «zu den beliebten Sparmassnahmen in einer konjunkturellen Flaute gehört das Streichen von Weiterbildungsbudgets». Wie kann man dem als Weiterbildungsinstitution begegnen?Ich versuche den Unternehmen immer auch den Nutzen klar zu machen. Alle Angestellten, die sich in einem anderen Umfeld austauschen können, bringen auch sehr viel wieder in die Arbeitsorganisation hinein. Deshalb empfehle ich, statt aussenstehende Berater anzustellen, die eigenen Leute hinauszuschi-cken und mit neuen Impulsen zurückkehren zu lassen. Vor allem für KMUs ist jede Kompetenzer-weiterung auf jeder Stufe eine Bereicherung. Ich bin überzeugt, dass sich das ökonomisch lohnt. Der nachhaltige Nutzen besteht sicher darin, dass man eine offene Organisation aufbaut, wenn man die Menschen rausschickt, um sich weiterzubilden.

Sie wechseln jetzt von der nationalen Medienwelt zu einer Berufsschule. Warum ist das attraktiv?Die EB Zürich ist ja breit aufgestellt. Ich selber kom-me aus einer Handwerker-Familie und bin da die weniger handwerklich Geschickte. Ich habe grössten Respekt vor jeder Tätigkeit in jedem Berufsbereich.

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Für mich ist es spannend, dass die EB Zürich viele Schnittstellen bildet, wo sich unterschiedliche Lebens-welten treffen.

Beim Medieninstitut waren Sie ein zwei-Personen-Team, hier an der EB sind Sie die Leiterin einer Geschäfts-leitung in einer Organisation mit über 350 Beschäftig-ten. Das ist eine ganz andere Grössenordnung.Ich habe in meiner Biografie immer wieder den Sprung gemacht von einer grossen Organisation, einem Frachter, in ein kleines, rotes Gummiboot und wieder zurück. Ich kenne Führungsaufgaben in grossen Organisationen und bin froh darum, dass ich eine Zeit lang wieder in einer kleinen war, wo man von A bis Z alles selber macht und alle Produk-tionsprozesse und Anforderungen kennen lernt. Jetzt freue ich mich darauf, wieder für eine grössere Organisation tätig zu sein.

Und wie werden Sie diese Organisation führen?Eine der wichtigsten Erfahrungen dafür machte ich im Theater- und Filmbereich, mit Regie-Assistenzen. In dem Sinn fühle ich mich dafür verantwortlich, dass die EB Zürich im Zusammenspiel ein gutes Ergebnis liefert für die Kursteilnehmerinnen und Mitarbeiter. Das ist eine Art Regiearbeit.

Josefa Haas, die grosse Regisseurin?Nicht ganz. Aber man bringt auch auf der Bühne und im Film nur mit einem organisierten Setting und Einigkeit über das Ziel unter den Akteuren etwas Gutes zustande.

Sie bezeichnen sich selber auch ein Stück weit als un-geduldige Person. Wie wird man das im Alltag spüren?Ich würde es eher als positive Unruhe bezeichnen. Eine meiner besten Zeiten war bei Cash. Man kam am Morgen auf die Redaktion und sagte sich «So, was machen wir heute wieder Spannendes?» Es herrschte eine kollegiale Konkurrenz oder eine kompetitive Kollegialität, wie man das auch benennen will. Ein-fach eine Stimmung der fokussierten Aufmerksam-keit: Was könnten wir noch machen, was könnten wir Neues anbieten? Zum Teil reichen kleine Anpas-sungen, um das gesamte Ergebnis zu verändern.

Es ist ja erstaunlich, in welchen Funktionen Sie überall tätig sind. Haben Sie im Sinn, noch etwas abzugeben?Die meisten Engagements haben sich aus meiner Biografie ergeben. Ich pflege Netzwerke, und ich spinne die Fäden darin auch gern weiter. Dort, wo es mir wichtig und sinnvoll erscheint, werde ich mich auch weiter engagieren.

vor lauter Aktivitäten: Wo hat Josefa Haas ihre Tank-stellen für ihre Work-Life-Balance?Ich bin privat sehr glücklich. Ich habe einen schönen Freundes- und Bekanntenkreis, bin kulturell inter-essiert, da tanke ich sehr viel. Ich war vorletzten Sonntag mit meinem 19-jährigen Patensohn in «Genesis» – ein schönes Erlebnis zu sehen, wie er darauf reagiert. Wenn ich den Begriff Erlebnis ver-wende, dann ist das eine Grundhaltung: Ich bin er-lebnisorientiert in meiner Freizeit, aber ich kann Erlebnisse haben, wenn ich Yoga mache, im Wald spazieren gehe oder Freunde treffe. Ich kann mich über kleine Dinge freuen.

JOSEFA HAAS: FüHRUNGSFRAU MIT GROSSEM

RUCKSACK UND BREITEM NETzWERK

Die neue Rektorin der EB Zürich kann auf eine abwechlsungs-

reiche Karriere zurückblicken und ist breit vernetzt: Nach einem

Studium der Soziologie an der Universität Zürich stieg sie über

ein Stage bei Radio und Fernsehen DRS in den Journalismus ein.

Nach Forschungen über die Auswirkungen der Einführung von

Privatradiosendern (Rundfunkversuchsverordnung RVO) arbeite-

te sie von 1988 bis 1995 für die Printmedien Tages-Anzeiger und

Cash, daneben leitete sie auch an der EB Zürich Kurse im Bereich

Medien. Von 1998 bis 2005 wurde sie als Leiterin der Unterneh-

menskommunikation SRG SSR idée suisse landesweit bekannt.

Zuletzt hat sie von 2006 bis 2012 das Medieninstitut des Verban-

des Schweizer Medien geleitet und war dort für die Aus- und

Weiterbildung der Medienbranche sowie die Organisation von

Trendtagungen wie die Dreikönigstagung oder die Medienrechts-

tagung zuständig. U.a. war oder ist sie auch in folgenden Organi-

sationen aktiv: Vereinigung Schweizer Verlagsfachleute VSV,

Schweizerische Gesellschaft für Kommunikations- und Medien-

wissenschaft SGKM, Schweizer Journalistenschule MAZ, SAWI.

Sie engagiert sich unter anderem weiterhin für Swiss Films, das

Filmfestival Locarno und den Verein Qualität im Journalismus.

Ihre Stelle an der EB Zürich hat sie am 1. November 2012 angetreten.

IM GESPRäCH

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 27

TIPPS UND TRICKS

Schnell lesen heisst motivierter lernen. Die Grundidee beim Schnelllesen lautet: intelligent den Textsinn erraten durch Weglassen von über-flüssigem. Dazu lässt sich das rasche Erfassen des Inhalts mit verschiedenen Techniken und Utensilien trainieren. Weshalb Gummibärchen helfen, weniger an den Buchstaben zu kleben.

TEXT Christian Kaiser ILLUSTRATION Eva Kläui

Der Sinn eines Textes wird umso schneller konstru-iert, je rascher man das Wortbild erkennt. Wenig ge-übte Leserinnen und Leser kleben beispielsweise zu sehr an den Buchstaben fest (Buchstabieren), formu-lieren die Wörter beim Lesen mit Sprechwerkzeugen (Vokalisieren mit Lippen, Zunge oder Stimmbändern) oder springen mit den Augen wieder im Text zurück (Regressionen).

Befehl «Tempo»Anfängern helfen Selbsttests, ihre Lese- und Behal-tensgeschwindigkeit zu messen. Dieselben Tests do-kumentieren auch den Lernfortschritt durch ständi-ges Schnelllesetraining. Schnelleres Lesen bedeutet konzentrierteres Lesen. Wer langsam liest, liest meist unkonzentriert, die Gedanken schweifen ab, vaga-bundieren zwischen Textstellen. Der Befehl «Tempo» vor oder während des Lesens, führt dazu, dass man konzentrierter liest und mehr aufnimmt; dem Ge-hirn bleibt keine Zeit, sich um Nebensächliches zu kümmern.

Trainieren mit EssstäbchenDie Regression, also das Zurückspringen des Auges im Textfluss, lässt sich mit einer Lesehilfe, z.B. einem Essstäbchen, wegtrainieren. Mit den Stäbchen führt

man die Augen dem Text entlang und hilft so dem Hirn, die Wörter und Sätze zu «verspeisen». Anfänge-rinnen «essen» linear von links nach rechts, Fortge-schrittene folgen den Stäbchen auch schon mal s-för-mig durch das Geschriebene oder vertilgen zwei Zei-len auf einmal.

Lautlos lesen übenEin weiterer Kniff besteht darin, das Mitmurmeln oder innerlich Mitlesen zu unterbinden. Da Lesen und Sprechen in unterschiedlichen Hirnbereichen verarbeitet werden, verlangsamt das innere Gemur-mel den Lesefluss enorm; die Kunst besteht darum darin, die Schriftbilder und Inhalte aufzunehmen, ohne das Geschriebene in Laute zu übersetzen. Das innerliche Mitmurmeln kann man wegtrainieren, indem man bewusst darauf achtet, nicht in Sprech-lauten zu denken.

Merkhilfe «Gummibärli»Dafür ist ein Hilfssprechlaut nützlich, der mit dem Inhalt nichts zu tun hat; z.B. Gummibärli. Den sagt man dann beim Lesen ständig im gleichen Rhythmus still vor sich hin; also Gummibärli, Gummibärli, Gummibärli statt die Zahl 115523 und Sie werden die Zahl garantiert besser behalten, als wenn Sie Hundert-fünfzehntausendfünfhundertdreiundzwanzig in sich hinein sprechen würden.

KURSE zUM THEMA

«Lustvoll lernen macht Spass und wirkt»

Das eigene Lese- und Lernverhalten optimieren.

Atelier «Flüssig lesen und verstehen»

Lesen und verstehen in der Gruppe unter fachkundiger Leitung

üben.

Weitere Infos und Anmeldung unter www.eb-zuerich.ch

Wörter essen mit Stäbchen

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28 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

EvENT

Am Hauptsitz von Shell in Den Haag gibt es einige Besonderhei-ten. Zum Beispiel muss man sich, wenn man die Treppen hoch-steigt, immer mit einer Hand am Geländer festhalten. Hintergrund: Die Frontleute, die Arbeitenden auf den Bohrinseln, sind dazu ver-pflichtet, sich immer festzuhal-ten, damit keine Unfälle passie-ren. Also gilt das auch in den ganz normalen Bürogebäuden. Und wer an einer Sitzung teilnimmt, wird sofort auf den nächsten Brand-

schutzausgang hingewiesen. Heide Lukosch nennt diese Beispiele, um zu unterstreichen, dass es sich bei Shell nicht nur um ein weltweit tätiges Unternehmen handelt, son-dern auch um ein extrem regle-mentiertes, organisiertes, durch-strukturiertes.

Selbst solche Multis mit klar gere-gelten Strukturen haben heute aber ein Problem: Das informelle Ler-nen am Arbeitsplatz entzieht sich immer mehr vorgegebenen Struk-turen. Niemand überblickt, was da eigentlich beim Learning on-the-job geschieht; einzelne Lernende oder ganze Teams organisieren ihr Lernen selber, Wissensquellen im Internet werden angezapft usw. Shell wollte darum ihren Mitarbeitenden ein Instrument an die Hand geben, wie sie ihrem Ler-nen ausserhalb der vom Unterneh-men organisierten Kurse eine Struktur geben können – und hat sich darum an die Universität von Delft und Heide Lukosch gewandt.

Lernen mit kleinen Lerneinheiten. Professorin Heide Lukosch hat an der Universität von Delft in den Niederlanden ein neues Lernsetting entwickelt: Microtrainings sind 15-minütige Lern-blöcke, welche die Lernenden akitivieren, indem sie zum Mitden-ken und Mitmachen animieren. Am Schweizerischen Forum für Erwachsenenbildung SFE erklärte Lukosch, weshalb und wie Microtrainings funktionieren.

TEXT Christian Kaiser BILD Reto Schlatter

«Jeder kann Microtrainer sein»

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 29

EvENT

Eine Lernviertelstunde. Lukosch und ihr Team haben dann ausge-hend von verschiedenen pädagogi-schen Konzepten eine Struktur ent-wickelt, die durch ihre Einfachheit besticht. Die sogenannten Micro-trainings sind Lerneinheiten, die nicht länger als 15 Minuten dau-ern und vier Phasen beinhalten:

1. Aktiver Start: Das Ziel des Trai-nings wird kommuniziert. Eine aktuelle Frage, ein Problem, ein Vorschlag wird formuliert und die Teilnehmenden werden zum Nach-denken darüber angeregt. Die Fra-gestellung steht in engem Zusam-menhang mit dem Lernziel.

2. übung: Die Teilnehmenden be-fassen sich aktiv mit der Fragestel-lung in einem Übungssetting; in Interviews, Kurzvorträgen, Rol-lenspielen, Brainstormings, Mind-Maps, sie schreiben Antworten nieder, füllen Fragebögen aus usw.

3. Diskussion: Die Teilnehmenden tauschen aktiv ihr Wissen aus: Fragen, Meinungen, Erfahrungen. Der/die Microtrainer/in gibt positi-ves Feedback.

4. Konklusionen: Was sind die nächsten Schritte? Wie behalten wir das Gelernte? Wie können wir

es vertiefen? Was ist das Ziel der nächsten Lerneinheit?

Der Vorteil solcher 15-minütiger Lernblöcke: Sie lassen sich als Kurzpause in jeden Arbeitsablauf integrieren und überfordern auch Mitarbeitende mit einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne nicht. Komplexere Themen lassen sich in eine Reihe von Microtraining-Ein-heiten aufgliedern: Mit einer Ein-führungseinheit, mehreren Micro-trainings zu Unterthemen und ei-ner Abschluss-Sitzung. Und dabei muss keineswegs immer der Chef der leitende Microtrainer sein! Mi-crotrainen können alle, überall, jederzeit und mit allen in einer Organisation. Heide Lukosch prä-sentierte hier das Beispiel von Lastwagenfahrern eines internati-onal tätigen Transportunterneh-mens, welche hochmotiviert ihre Microtrainings zu aktuellen Prob-lemen von unterwegs via einen Blog absolvieren.

Aktivierungspille. Microtraining ist eine intelligente, strukturierte Methode, um den Informations-austausch zwischen Menschen zu fördern: um zu kommunizieren, Ideen zu sammeln, Wissen zu tei-len und zu kommunizieren. Sie hilft auch das Experten- und Er-

fahrungswissen von jedermann und jederfrau in einer Organisati-on abzuholen. Microtraining er-setzt zwar das formelle Lernen in Kursen nicht, funktioniert aber gut, um Wissen aufzufrischen und zu erweitern. Und vor allem ist es eine sehr effiziente Methode, um Lernende zu aktivieren, sie zum Selberdenken und zur akti-ven Beteiligung anzuregen, wie die Teilnehmenden des SFE-Forums (siehe Kasten) sehr schön am eige-nen Leib erfahren durften.

Den Anwendungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt: Micro-trainings können in einem Kurs als Gruppenarbeit oder Aktivie-rungsblöcke eingeschoben wer-den. Oder in einer Sitzung auf der Basis eines Inputs zur gemeinsa-men Problemlösung beitragen. Oder regelmässig von Teams zur kreativen Umsetzung von neuen Vorgaben im Berufsalltag einge-setzt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Microtrainings sind kollektive Lernsettings, die in kur-zer Zeit Wege aufzeigen, wie sich frisch Gelerntes in berufliche Ab-läufe integrieren lässt.

www.microtraining.eu

Unter dem Titel «CONNECTED – vom E im E-Learning» fand

Ende September die 5. veranstaltung des Schweizerischen

Forums für Erwachsenenbildung statt. Wieder sorgten hoch-

karätige Referentinnen und Referenten aus dem In- und Aus-

land für ein spannendes Programm.

Für den eher kritischen Einstieg ins Thema war Dieter Euler von der

Universität St. Gallen besorgt: mit einer Tour d’horizon über die

hochgesteckten und meist enttäuschten Erwartungen, welche mit

dem E-Learning in den letzten 20 Jahren verbunden waren. Euler

bot einen fundierten Einblick, welche Strategien und Konzepte

bereits auf dem «digitalen Friedhof» gelandet waren, und formu-

lierte Kriterien, wann E-Learning-Konzepte funktionieren können.

Heide Lukosch, Professorin für Spielen und Simulation, berichtete

über die Chancen, welche neuere Konzepte wie Mictrotrainings

und spielbasierte Lernmethoden, die sich an Computerspielen ori-

entieren, eröffnen. Martin Raske von der Credit Suisse erklärte,

weshalb multinationale Konzerne wie die CS heute auf das E beim

Learning nicht mehr verzichten können; er setzt auf sogenannte

«Learning Nuggets», humorvoll gestaltete Lernvideo-Sequenzen,

die global zur Verfügung stehen.

Andrea Belliger von der PHZ Luzern bot einen umfassenden Über-

blick über die neusten Trends und Methoden im Bereich des digita-

len Lernens und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen: Sie zeigte

sich davon überzeugt, dass der Change, welchen uns das Internet

beschert, vergleichbar sei «mit dem Wandel, den die 68er-Bewe-

gung inszeniert hat». Ausserdem bestand die Gelegenheit, Gilbert

Gress einmal live zu erleben – im heiteren Zwiegespräch mit Röbi

Koller über die Digitalisierung im Fussball.

Alle Beiträge werden in einer Broschüre zusammengefasst.

Bestellmöglichkeit: www.swissadultlearning.ch

Lernen: Es geht nicht ohne E.

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30 EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013

AGENDA

Gebündelte News«Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern», heisst ein altes Sprichwort. Also weg damit, schön gebün-delt und geschnürt an den Strassenrand. Peter Hau-ser, Werber und Kursleiter an der EB Zürich, ist durch die Quartiere der Stadt gestreift und hat rund tausend solcher Altpapier-Bündel fotografiert. Die Galerie EB Zürich zeigt eine Auswahl.

Fotohistoriker Fritz Franz Vogel zur Ausstellung: «Das Bündel, das man auf die Strasse stellt, ist also Altpapier, ausgelesene, ausgeweidete, verarbeitete Drucksache. Diese verschnürte Kubatur, dieser Lese-rest, wird wiederverwertet und mit neuen Meldun-gen bedruckt. Und es bleibt der Trost: Wie das Pa-pier rezykliert wird, so sind es oft auch die Meldun-gen und Inhalte, wenn auch in ihrem Zeitkolorit er-neuert und aufgehübscht. Neuigkeit ist etwas sehr Relatives.»

«GEBüNDELTE NEWS vON GESTERN»

Bis 19. Januar 2013, Galerie EB Zürich

Neue digitale WirklichkeitenDie nächste Veranstaltung in der Vortragsreihe «Digitale Wirklichkeiten» widmet sich Windows Phone 8. Sascha Corti von Microsoft wird die wich-tigsten Neuerungen für Entwickler vorstellen.

«WAS IST NEU IN WINDOWS PHONE 8 FüR ENTWICKLER?»

Dienstag, 11. Dezember 2012, 18.30 Uhr, EB Zürich

www.eb-zuerich.ch/events

Arno Camenisch liestEs war eine reiche Oktoberernte in Sachen Literatur an der EB Zürich: Innert einer Woche las zuerst Urs Widmer aus seinem Roman «Das Buch des Vaters». dann folgte Linard Bardill mit Geschichten und Lie-dern, und schliesslich präsentierte Bettina Spoerri ihren «Bücherherbst 2012». Die Leiterin der interna-tionalen Solothurner Literaturtage stellte dabei die wichtigsten aktuellen Werke von Schweizer Auto-rinnen und Autoren vor.

Ein junger Schweizer Autor, der Bündner Arno Camenisch, ist am 23. Januar nächster literarischer Gast an der EB Zürich. Der 34-jährige Camenisch schreibt auf Deutsch und Romanisch (Sursilvan) Gedichte, Prosa und für die Bühne, seine Werke wurden bereits in fünfzehn Sprachen übersetzt.Arno Camenisch ist Mitglied der Autorengruppe «Bern ist überall», eines losen Zusammenschlusses aus neun schreibenden und vier musizierenden Mitgliedern. In wechselnden Formationen tritt die Gruppe auf, stimmt Texte und Themen auf den An-lass und die Beteiligten ab – und schreibt manchmal auch gleich Neues.

Camenisch dürfte also im Januar an der EB Zürich nicht bloss Texte vorlesen, sondern sie effektvoll inszenieren. Sein neuer Roman «Ustrinkata», diesen Frühling erschienen, gibt den passenden Stoff: Es wird viel getrunken und geredet am letzten Abend in der «Helvezia», bis eben ausgetrunken ist.

LESUNG ARNO CAMENISCH

Mittwoch, 23. Januar 2013

19.30 Uhr, Bildungszentrum für Erwachsene BiZE

Weitere veranstaltungen

4. April 2013: Vortrag Schreibforscherin Sarah Brommer

19. Juni 2013: Lesung Dorothea Elmiger, vorangehend Workshop

gemeinsam mit Brigitte Spalinger

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EB Kurs Nr. 36 – Winter 2012/2013 31

WEITERBILDUNG – WIE ICH SIE WILL

Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstandor-tes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit bald 40 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinstei-gerinnen lernen neben- und miteinander.

Der persönliche Weg zum ziel: Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. Nicht nur Privatpersonen, son-dern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbil-dungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich:

«Weiterbildung – wie ich sie will»

Der erste Schritt zu neuen Horizonten:– Bestellen Sie unser Programm mit über 400 Kursen

und Bildungsgängen.– Besuchen Sie eine unserer Informationsveranstaltun-

gen.– Lassen Sie sich über unser Angebot beraten.– Nutzen Sie unsere Lern- und Arbeitsplätze im

Lernfoyer.– Buchen Sie eine Weiterbildungsberatung und klären

Sie Ihre Ziele.– Machen Sie Selbsteinstufungstests auf unserer

Website.– Lernen Sie anhand unserer Imagebroschüre unsere

Werte kennen.– Informieren Sie sich auf www.eb-zuerich.ch.– Fragen Sie telefonisch oder per Mail bei uns nach. – Kommen Sie vorbei und lernen Sie uns kennen.

Weiterkommen mit der EB zürichMit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz.

QuaibrückeBahnhofstrasse

Klosbachstra

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Forchstrasse

Asylstrasse

Theaterstrasse

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Steinwiesstr.

Münsterbr.

Rathausbr.

Rämist

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Zeltweg

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Dolderstr.

Bhf. Stadelhofen

Kunsthaus

Minervastrasse

Höschgasse

Dufourstrasse M

ühlebachstassse.

Zollikerstrasse

Fröhlich

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Feldeggstr.

Riesbachstrasse

Bellerivestrasse

Utoquai

Pfauen KunsthausTram 3, 5, 8, 9,Bus 31

Kreuzplatz Klusplatz

Quaibrücke

Seefeldstrasse

Kreuzstrasse

Paradeplatz

Bellevue

PZürichsee

1511

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Bus 33 bis Höschgasse

Tram 2/4 bis Feldeggstrasse

So erreichen Sie unsTram Nummer 4/2 bis FeldeggstrasseBus 33 bis Höschgasse

So kontaktieren Sie [email protected] 0842 843 844

So finden Sie uns im Netzwww.eb-zuerich.ch

EB zürichKantonale Berufsschule für WeiterbildungBildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 118090 Zürich

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Weiterbildung – wie ich sie will

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung WBildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 11, 8090 ZürichTelefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch [email protected]

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