Echo-Vielfalt auf Chopin und romantische Wanderschaft€¦ · Echo-Vielfalt auf Chopin und...

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So gen üsslich kann der Beginn der Fastenzeit sein: Zwei begnade- te Piani sten geben sich in de r k-om- menden Woohe bei den ;; Neumark- te r konzertf r'eunden" die Kl inlce in die Hand. Am Mittwoch verbreitet der Russe Daniil Trifonov erneut Chopin-Begeisterung im R~itsfä- del. Am folgenden Son ntag gibt Sir And r es Schiff ein weiteres Gast- spiel in Neumarkt: Erst ges tern wurde bekannt, dass der britisch-ungarische Star- pianist dem nächst eine Lehrtäti ~- keit für Klavi er und Kammermusik an der Barenboim-Said Akademie in Berlin antreten wird. An dieser unterrichtet er junge Musiker aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Die beiden Konzerte im Reitsta- del sind freilich längst ausverkauft. Al s einzi ge Mög li chkeit, noch eine Karte zu beko mmen, empfehlen die „Neumarkter Konzertfreunde" einen Blick auf die Kartenbörse unter: neumarkter-konzertfreun- de.de/karten/kartenboerse nd Star-Pianist mit 26Jahren: Daniil Trifonov beehrt am Aschermittwoch zum zweiten Mal die „Neumarkter Konzertfreunde". Diesmal greift er den Widerhall auf Chopin in zwei Jahrhunder- ten Musikge- schichte auf. Foto: Dario Acosta Echo-Vielfalt auf Chopin und romantische Wanderschaft . Pianist Daniil Trifonov spielt am Valentinstag im Neumarkter Reitstadel- Schiff am Sonntag: Sir Andras gibt Brahms; Beethoven und Bach VON UWE MITSCHING Damals, als er zum ersten Mal in den Reitstadel kam und die beiden Chopin-Klavierkonzer- te spielte, war das eine sensa- tionelle Entdeckung und die Begegnung mit einem unglaub- lichen Talent - besser: mit der frühen Meisterschaft eines 24- jährigen Pianisten. In Berlin hat- te er 2013 zum ersten Mal in Deutschland gespielt, die De- büts folgten Schlag auf Schlag. Und bevor er nach Neumarkt auch in Mannheim auftreten konnte, machte die Erschöpf- ung der Tournee ein jähes En- de : Daniil Trifonov mit einem geradezu romantischen Künst- lerschicksal? NEUMARKT - Inzwischen ist er 26, und es gehort zu den geliebten Konzertfreunde" - Sensationen, dass Trifonov jetzt nicht mehr „brav alle Ter- mine auch in kleineren Sälen" abarbeitet, wie ein Großstadt- blatt missgünstig behauptete, sondern schon zum ,zweiten Mal in den Reitstadel kommt: ani Mittwoch, 14. Februar, 20 Uhr . Und das als ein Pianist, der inzwischen alles Egomane hin- ter sich gelassen und in allen Bereichen eines erfolgreichen Pianistenlebens arbeitet. Natür- lich spielt er immer n och und Beifall umraus$t die gren Konzerte, die nicht s chwierig genug sein können (wie die „Burleske" von Richard Strauss unter Mariss Jansons) und meistens von Sergej Rach- maninov sind. Aber er spielt auch sein eige- nes Klavier ko nzert, begl eitet die' interessantesten nger unserer Zeit (Matthias Goerne) oder gesellt sich wie bei den diesjährigen Salzburger Fest - spielen zu Rena ud Capucon und Clemens Hagen als Klavier- trio. In den Klassik-Charts vom letzten Dezember stand auf Platz 7 seine Einspielung von Schuberts Forellenquintett zusammen mit Anne-Sophie Mutter und Stipendiaten aus deren Stiftung. · Die Qual der Wahl In Neumarkt macht Trifonov den Aschermittwoch für alle, die eine Karte ergattert haben, zum Valentinstag. Sie werden ein Programm erleben, das er überall variiert. Allerdings bleibt immer d as Thema gleich: und das heißt II Chopin" . Allerdings mit Stücken, .die Komponisten von Schumann bis Tschaikowsky oder der Katalane Frederic Mompou geschrieben haben. Die kann man inzwischen auch auf LP oder CD hören: Bei den Cho- pin Evocations" kommt viel zusammen, was ein Widerhall auf Chopin aus zwei Jahrhun- derten Musikgeschichte ist - seit Robert Schumann sagte: Hut ab, ihr Herren, ein Genie!" Solche Stücke heißen verwandter Chopin-Deuter die dann „Hommage a Chopin" Musikgeschichte durchforstet. (Edvard Grieg) oder „Un poco Edvard Griegs „Stimmungen di Chopin" (Peter Tschaikow- op. 73, über die die Nj:usikge- sky), und Trifonov hat die Qual schichte inzwischen hinwegge- der Wahl für jedes Konzert . gangen ist , wird er zitieren mit Das Neumarkter Programm einer Hommage a Chopin". war ursprünglich zweigeteilt: Aber am meisten wird der zwei Evocations, zweimal das Name Samuel Barber in der Original „Ch opin". Jetzt aber Nähe dieser Chopin-Album- und wie in München schon im blätter erstaunen. Dabei gilt letzten November beginnt es Barber (1910-1981) in den USA mit einem bisher weitgehend als der letzte Sachwalter der unbekannten Teil der histori- ,,neo-romantic music". Und sehen Chopin-Begeisterung: sein Nocturne op. 33 weist den Var iati on 'en über ein The- allein schon durch den Titel ma von Chopin" des Katalanen auf Chopin zUIÜck. Frederic Mompou (1893-1987) .. . . - geboren in Barcelona, studi- Fur die Met komponiert um in Paris . Erfahrungen mit Klavier- Viele seiner Stücke heißen musik hatte Barber a-Uerdings VON UWE MITSCHING Seine Konzerte haben Interpre- tationsgeschichte geschrieben - im Neumarkter Reitstadel, weltweit: bei den Salzburger Festspielen, bei Gastspielen in den USA, in der Londoner Wig- more Hall oder der Zürcher Tonhalle. Besonders aber Jahr für Jahr bei der Salzburger Mozartwoche oder der „Huldi- gung an Palladio" in Vicenza und in dessen berühmtem Tea- tro Greco. Wie Denkmale ste- hen Sir Andras Schiffs Bach- interpretationen, seine Gesamt- aufführung von Beethovens Klaviersonaten in den Annalen der Aufführungsgeschichte., so, als wären sie impressionisti- schon zuvor mit seiner Klavier- NEUMARKT - Den „Neu- sche Bilder von Renoir: ,, Junge sonate op . 26 gemacht . Und markter Konzertfreunden" sei Mädchen im Garten" zum Bei- vielleic ht gibt es ja auch Musik- Dank, dass man si e auch in Neu- spiel. Aber seine Musik, so freun de, die sich an Bar-bers markts Reitst<l.d~ erleb en durf- Mompou selbst, habe „ihre Oper „Antonius und Kleopa - te - im Wandel der Zeiten und wahrhaftigste Ausprägung " in tra" erinnern, d ie zur Eröff - Auffassungen. der „Musica Callada" gefun- nung der neuen Met kompo- In dieser Spielzeit kann man den. Im Alter hat er nur noch niert wurde. , es sogar zwei Mal: jetzt am 18. ~aviermusik komponiert, Viele Worte und Noten zu Februar in einer Sonntag~Son- 1957 eben auch die 12 Chop in- Chopin wird es also an diesem derkonzert-Matinee um 11 Uhr Variationen nach dem A-Dur- Trifonov-Abend geben. Und und im Mai als Beweis für die Prehide aus op. 28. Eine dieser vielleicht ja wenigstens ein ori- Wandlungsfähigkeit von Sir Variationen heißt „Evocation" · ginales Stückchen Chopin als Andras in einem Duoabend mit und hat dem Trifonov-Pro- Zugabe. Jörg Widmann in der Rolle als gramm den Namen gegeben. Um über hundert Jahre geht der Abend danach mit Robert Schumanns „Chopin" aus dem Zyklus „Carnaval": eine pianistisch glänzende Parade und eines der meist- gespielten Stücken des Virtuosenreper- toires: besonders wegen seiner Buch- staben-Charaden, seinen Masken und Verkleidungen. Darunter sind auch Chopin und Paganini als die berühmtesten Vir- tuosen jener Zeit versteckt. Ein „klei- nes bisschen" Cho- pin hat auch Peter Tschaikowsky in sei- 1 nen späten „18 Stücken " verarbei- tet . Kein Wunder bei seinem umfangrei- chen Klavierwerk: schon Opus 1 war ein „Impromptu" und durchaus mit Chopin seelenver- wandt . Genauso wie etwa die „Valse caprice" oder die Romanze op. 5 - alles der Romantik und Chopin nahe, teils brillant , teils schlicht und volks- liedhaft, oft in inti- men Stimmungen,. Für das Neumark- Klarinettist und Komponist. Im Januar ist S ir Andras schon öfter von seinen immer als ers- te ausverkauften Konzerten bei der Salzburger Mozartwoche nach Neumarkt gekommen. Schon Legende: samt Sonder- zug, mit der ganzen Salzburger Camerata unter Sander Vegh und wunderbaren Mozartauf- führungen - tempi passati. Jetzt gibt das Programm erst- mals Rätsel auf: denn die Aus- wahl von Mendelssohn über Brahms und Beethoven hin zu J. S. Bach kann man unter- schiedlich deuten. Dabei ist es ein Programm von allem, was dem „großen musikalischen Denker unserer Zeit" (BBC) lieb und teuer ist. Nur zeigen, was er „alles kann" , das muss Schiff längst nicht mehr. Sehnsucht nach Schottland So legt man sich denn als Pro- grammthese zurecht : Dies alles sei ein Programm über die Romantik, über das, was von ihr ausgeht, woher sie kommt, was sie wirklich ist und über alles, was man als „roman- tisch" empfindet - das muss nicht unbedingt „Alt-Heidel- berg" oder die Loreley" sein. So ein umfassendes Roman- tik-Ta bleau, würde sicher zu Andräs Schiff passen, beso. b.- de:rs dazu , dass er bei s einen ter Programm hat Sir Andras Schiff wandelt c!m 18. Februar auf romantischen Pfaden. Und nimmt sein Publikum mit: ,,Die Konzerte Trifonov als seelen- sind keine Einbahnstraße. Ich versuche zu geben und erwarte, dass etwas zurückkommt." Foto: Fritz Etzold Interpretationen immer in Bil- dern denkt. So ist denn J. S. Bach am Ende (mit d er Engli - s chen ·S uite Nr . 6) die große Va terfigur d er Musikgeschich- te - auch für di e r omantischen Komponisten: für einen Felix Mendelsso hn B artholdy zumal, der die Matth äus-Passion Bachs wiederentdeckt hat. Nicht umsonst hat Schiff aus dem umfangreichen Klavier- werk Mendelssohns ausgerech- net eine „Fantasie " aus~esucht (op. 28, die „Sonate ecossai- se"), ein Stück romantischer Schottland-Sehnsucht in wil- der Bravour und einem brillan- ten Prestofinale - aus einem Jahr äußerster Betriebsamkeit. und auch mit einem England- Aufenthalt. Fantasien" stehen auch von Johannes Brahms auf dem Pro- gramm: op .. 116 und ein ganz spätes ZUIÜckblicken auf die Zeit mit den Schumanns, auf die finsteren, bitteren Leiden- schaften der Romantik. Drei Capricci, vier Intermezzi ste- hen sich da gegenüber, die typi- schen kleinen Formen auch eines Chopin, am Ende ist op. 116 ein träumerisch-leises Erin- nern, vielleicht auch ein subti- les Selbstbildnis. Solche persönlichen, roman- tik-re trospektiven Charakter- ge findet man auch in den Klavierstücken " op. 76 von Brahms: hier eher serenaden- haft-heiter, immer aber „ro- mantisch" und ein Gegenbild zu Abschied und Resignation der „Fantasien" . Reine Poesie So wird man mit Schiff den Pfad der Romantik zUIÜckver- folgen: etwa zur Intimität der Klaviersonate op. 78 Ludwig van Beethovens, Zeugnis einer romatischen Liebesgeschichte mit Therese von Brunsvik - ohne alles Monumentale, ohne die Zwänge der Konvention und nur in zwei Sätzen: reine Poesie. Auch die Suite Nr. 6 aus den „Engiischen Suiten" von Bach ist so ein Stück, das aus der Geschichte und der Entste- hungszeit herausfällt , viel- leicht für Schiff der Ausgangs- punkt all dieser rom anti- schen" Musik ist; Da wird sich denn auch sein Denken und Spielen in B ildern bewähren, seine Erf ahrung mit allem, w as es an barocker, klassischer und romantischer Musik gj,bt. · Gerade hat er bei der Salz- b~ger Mozartwoche Bach und Mozart. sublim in Beziehung gesetzt - genauso wie das Neu- markter Programm war das ein Ergebnis eines langen Konzep- ti 6nsprozesses. Und es ist ganz besonders das Programm eines Künstlers , der von sich sagt: ,,Ich bin ein sensibler Mensch. Die Konzerte sind keine Ein- bahnstraße. Ich versuche zu geben und erwarte, dass etwas zUIÜckkommt"

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So genüsslich kann der Beginn der Faste nzeit sein: Zwei begnade­te Pianisten geben sich in der k-om­menden Woohe bei den ;;Neumark­ter konzertfr'eunden" die Klinlce in die Hand. Am Mittwoch verbreitet der Russe Daniil Trifonov erneut Chopin-Begeisterung im R~itsfä­del. Am folgenden Sonntag gibt Sir Andres Schiff ein weiteres Gast­spiel in Neumarkt:

Erst gestern wurde bekannt, dass der britisch-ungarische Star­pianist demnächst eine Lehrtäti~­keit für Klavier und Kammermusik an der Barenboim-Said Akademie in Berlin antreten wird. An dieser unterrichtet er junge Musiker aus dem Nahen Osten und Nordafrika.

Die beiden Konzerte im Reitsta­del sind freilich längst ausverkauft. Als einzige Möglichkeit, noch eine Karte zu bekommen, empfehlen die „Neumarkter Konzertfreunde" einen Blick auf die Kartenbörse unter: neumarkter-konzertfreun­de.de/karten/kartenboerse nd

Star-Pianist mit 26Jahren: Daniil Trifonov beehrt am Aschermittwoch zum zweiten Mal die „Neumarkter Konzertfreunde" . Diesmal greift er den Widerhall auf Chopin in zwei Jahrhunder­ten Musikge­schichte auf. Foto: Dario Acosta

Echo-Vielfalt auf Chopin und romantische Wanderschaft . Pianist Daniil Trifonov spielt am Valentinstag im Neumarkter Reitstadel- Schiff am Sonntag: Sir Andras gibt Brahms; Beethoven und Bach

VON UWE MITSCHING

Damals, als er zum ersten Mal in den Reitstadel kam und die beiden Chopin-Klavierkonzer­te spielte, war das eine sensa­tionelle Entdeckung und die Begegnung mit einem unglaub­lichen Talent - besser: mit der frühen Meisterschaft eines 24-jährigen Pianisten. In Berlin hat­te er 2013 zum ersten Mal in Deutschland gespielt, die De­büts folgten Schlag auf Schlag. Und bevor er nach Neumarkt auch in Mannheim auftreten konnte, machte die Erschöpf­ung der Tournee ein jähes En­de: Daniil Trifonov mit einem geradezu romantischen Künst­lerschicksal?

NEUMARKT - Inzwischen ist er 26, und es gehort zu den geliebten „Konzertfreunde" -Sensationen, dass Trifonov jetzt nicht mehr „brav alle Ter­mine auch in kleineren Sälen" abarbeitet, wie ein Großstadt­blatt missgünstig behauptete, sondern schon zum ,zweiten Mal in den Reitstadel kommt: ani Mittwoch, 14. Februar, 20 Uhr.

Und das als ein Pianist, der inzwischen alles Egomane hin­ter sich gelassen und in allen Bereichen eines erfolgreichen Pianistenlebens arbeitet. Natür­lich spielt er immer noch und Beifall umraus$t die großen Konzerte, die nicht schwierig genug sein können (wie die „Burleske" von Richard Strauss unter Mariss Jansons) und meistens von Sergej Rach­maninov sind.

Aber er spielt auch sein eige­nes Klavierk onzert, begleitet die' interessantesten Sänger unserer Zeit (Matthias Goerne) oder gesellt sich wie bei den diesjährigen Salzburger Fest ­spielen zu Renaud Capucon und Clemens Hagen als Klavier­trio. In den Klassik-Charts vom letzten Dezember stand auf Platz 7 seine Einspielung von Schuberts Forellenquintett zusammen mit Anne-Sophie Mutter und Stipendiaten aus deren Stiftung. ·

Die Qual der Wahl In Neumarkt macht Trifonov

den Aschermittwoch für alle, die eine Karte ergattert haben, zum Valentinstag. Sie werden ein Programm erleben, das er überall variiert. Allerdings bleibt immer das Thema gleich: und das heißt II Chopin" .

Allerdings mit Stücken, . die Komponisten von Schumann bis Tschaikowsky oder der Katalane Frederic Mompou geschrieben haben. Die kann man inzwischen auch auf LP oder CD hören: Bei den „ Cho­pin Evocations" kommt viel zusammen, was ein Widerhall auf Chopin aus zwei Jahrhun­derten Musikgeschichte ist -seit Robert Schumann sagte: „Hut ab, ihr Herren, ein

Genie!" Solche Stücke heißen verwandter Chopin-Deuter die dann „Hommage a Chopin" Musikgeschichte durchforstet. (Edvard Grieg) oder „Un poco Edvard Griegs „Stimmungen di Chopin" (Peter Tschaikow- op. 73, über die die Nj:usikge­sky), und Trifonov hat die Qual schichte inzwischen hinwegge­der Wahl für jedes Konzert. gangen ist, wird er zitieren mit

Das Neumarkter Programm einer „Hommage a Chopin" . war ursprünglich zweigeteilt: Aber am meisten wird der zwei Evocations, zweimal das Name Samuel Barber in der Original „Chopin" . Jetzt aber Nähe dieser Chopin-Album­und wie in München schon im blätter erstaunen. Dabei gilt letzten November beginnt es Barber (1910-1981) in den USA mit einem bisher weitgehend als der letzte Sachwalter der unbekannten Teil der histori- ,,neo-romantic music". Und sehen Chopin-Begeisterung: sein Nocturne op. 33 weist den „Variation'en über ein The- allein schon durch den Titel ma von Chopin" des Katalanen auf Chopin zUIÜck. Frederic Mompou (1893-1987) .. . . - geboren in Barcelona, studi- Fur die Met komponiert um in Paris. Erfahrungen mit Klavier-

Viele seiner Stücke heißen musik hatte Barber a-Uerdings

VON UWE MITSCHING

Seine Konzerte haben Interpre­tationsgeschichte geschrieben - im Neumarkter Reitstadel, weltweit: bei den Salzburger Festspielen, bei Gastspielen in den USA, in der Londoner Wig­more Hall oder der Zürcher Tonhalle. Besonders aber Jahr für Jahr bei der Salzburger Mozartwoche oder der „Huldi­gung an Palladio" in Vicenza und in dessen berühmtem Tea­tro Greco. Wie Denkmale ste­hen Sir Andras Schiffs Bach­interpretationen, seine Gesamt­aufführung von Beethovens Klaviersonaten in den Annalen der Aufführungsgeschichte.,

so, als wären sie impressionisti- schon zuvor mit seiner Klavier- NEUMARKT - Den „Neu­sche Bilder von Renoir: ,,Junge sonate op. 26 gemacht. Und markter Konzertfreunden" sei Mädchen im Garten" zum Bei- vielleicht gibt es ja auch Musik- Dank, dass man sie auch in Neu­spiel. Aber seine Musik, so freunde, die sich an Bar-bers markts Reitst<l.d~ erleben durf­Mompou selbst, habe „ihre Oper „Antonius und Kleopa- te - im Wandel der Zeiten und wahrhaftigste Ausprägung" in tra" erinnern, die zur Eröff- Auffassungen. der „Musica Callada" gefun- nung der neuen Met kompo- In dieser Spielzeit kann man den. Im Alter hat er nur noch niert wurde. , es sogar zwei Mal: jetzt am 18. ~aviermusik komponiert, Viele Worte und Noten zu Februar in einer Sonntag~Son-1957 eben auch die 12 Chopin- Chopin wird es also an diesem derkonzert-Matinee um 11 Uhr Variationen nach dem A-Dur- Trifonov-Abend geben. Und und im Mai als Beweis für die Prehide aus op. 28. Eine dieser vielleicht ja wenigstens ein ori- Wandlungsfähigkeit von Sir Variationen heißt „Evocation" · ginales Stückchen Chopin als Andras in einem Duoabend mit und hat dem Trifonov-Pro- Zugabe. Jörg Widmann in der Rolle als gramm den Namen gegeben.

Um über hundert Jahre geht der Abend danach mit Robert Schumanns „Chopin" aus dem Zyklus „Carnaval": eine pianistisch glänzende Parade und eines der meist­gespielten Stücken des Virtuosenreper­toires: besonders wegen seiner Buch­staben-Charaden, seinen Masken und Verkleidungen.

Darunter sind auch Chopin und Paganini als die berühmtesten Vir­tuosen jener Zeit versteckt. Ein „klei­nes bisschen" Cho­pin hat auch Peter Tschaikowsky in sei-

1nen späten „18 Stücken" verarbei­tet.

Kein Wunder bei seinem umfangrei­chen Klavierwerk: schon Opus 1 war ein „Impromptu" und durchaus mit Chopin seelenver­wandt. Genauso wie etwa die „Valse caprice" oder die Romanze op. 5 -alles der Romantik und Chopin nahe, teils brillant, teils schlicht und volks­liedhaft, oft in inti­men Stimmungen,.

Für das Neumark­

Klarinettist und Komponist. Im Januar ist Sir Andras sch on öfter von seinen immer als ers­te ausverkauften Konzerten bei der Salzburger Mozartwoche nach Neumarkt gekommen.

Schon Legende: samt Sonder­zug, mit der ganzen Salzburger Camerata unter Sander Vegh und wunderbaren Mozartauf­führungen - tempi passati. Jetzt gibt das Programm erst­mals Rätsel auf: denn die Aus­wahl von Mendelssohn über Brahms und Beethoven hin zu J. S. Bach kann man unter­schiedlich deuten.

Dabei ist es ein Programm von allem, was dem „großen musikalischen Denker unserer Zeit" (BBC) lieb und teuer ist. Nur zeigen, was er „alles kann" , das muss Schiff längst nicht mehr.

Sehnsucht nach Schottland So legt man sich denn als Pro­

grammthese zurecht: Dies alles sei ein Programm über die Romantik, über das, was von ihr ausgeht, woher sie kommt, was sie wirklich ist und über alles, was man als „roman­tisch" empfindet - das muss nicht unbedingt „Alt-Heidel­berg" oder die „Loreley" sein.

So ein umfassendes Roman­tik-Tableau, würde sicher zu Andräs Schiff passen, beso.b.­de:rs dazu, dass er bei seinen

ter Programm hat Sir Andras Schiff wandelt c!m 18. Februar auf romantischen Pfaden. Und nimmt sein Publikum mit: ,,Die Konzerte Trifonov als seelen- sind keine Einbahnstraße. Ich versuche zu geben und erwarte, dass etwas zurückkommt." Foto: Fritz Etzold

Interpretationen immer in Bil­dern denkt. So ist denn J. S. Bach am Ende (mit der Engli­schen ·Suite Nr. 6) die große Vaterfigur der Musikgeschich­te - auch für die r omantischen Komponisten: für einen Felix Mendelssohn Bartholdy zumal, der die Matthäus-Passion Bachs wiederentdeckt hat.

Nicht umsonst hat Schiff aus dem umfangreichen Klavier­werk Mendelssohns ausgerech­net eine „Fantasie" aus~esucht (op. 28, die „Sonate ecossai­se"), ein Stück romantischer Schottland-Sehnsucht in wil­der Bravour und einem brillan­ten Prestofinale - aus einem Jahr äußerster Betriebsamkeit. und auch mit einem England­Aufenthalt.

„Fantasien" stehen auch von Johannes Brahms auf dem Pro­gramm: op .. 116 und ein ganz spätes ZUIÜckblicken auf die Zeit mit den Schumanns, auf die finsteren, bitteren Leiden­schaften der Romantik. Drei Capricci, vier Intermezzi ste­hen sich da gegenüber, die typi­schen kleinen Formen auch eines Chopin, am Ende ist op. 116 ein träumerisch-leises Erin­nern, vielleicht auch ein subti­les Selbstbildnis.

Solche persönlichen, roman­tik-retrospektiven Charakter­züge findet man auch in den „Klavierstücken" op. 76 von Brahms: hier eher serenaden­haft-heiter, immer aber „ro­mantisch" und ein Gegenbild zu Abschied und Resignation der „Fantasien" .

Reine Poesie So wird man mit Schiff den

Pfad der Romantik zUIÜckver­folgen: etwa zur Intimität der Klaviersonate op. 78 Ludwig van Beethovens, Zeugnis einer romatischen Liebesgeschichte mit Therese von Brunsvik -ohne alles Monumentale, ohne die Zwänge der Konvention und nur in zwei Sätzen: reine Poesie.

Auch die Suite Nr. 6 aus den „Engiischen Suiten" von Bach ist so ein Stück, das aus der Geschichte und der Entste­hungszeit herausfällt, viel­leicht für Schiff der Ausgangs­punkt all dieser „romanti­schen" Musik ist; Da wird sich denn auch sein Denken und Spielen in Bildern bewähren, seine Erfahrung mit allem, was es an barocker, klassischer und romantischer Musik gj,bt. ·

Gerade hat er bei der Salz­b~ger Mozartwoche Bach und Mozart. sublim in Beziehung gesetzt - genauso wie das Neu­markter Programm war das ein Ergebnis eines langen Konzep­ti6nsprozesses. Und es ist ganz besonders das Programm eines Künstlers, der von sich sagt: ,,Ich bin ein sensibler Mensch. Die Konzerte sind keine Ein­bahnstraße. Ich versuche zu geben und erwarte, dass etwas zUIÜckkommt"