Editorial

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1 3 EDITORIAL Online publiziert: 5. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Editorial Karl-Heinz Erdmann STANDORT (2013) 37:193 DOI 10.1007/s00548-013-0290-0 politischen Raum sind zu konstatieren. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang unter anderem der Klimawandel sowie die Energiewende, die den Naturschutz vor große und neue Herausforderungen stellen. Der Klimawandel wird dazu führen, dass sich Verbreitungsgebiete von Arten verschieben, dass es zu Aussterbeprozessen kommt, aber auch dass zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten zuwan- dern werden. Die nach der Nuklearkatastrophe im japani- schen Fukushima von der Bundesregierung eingeleitete sogenannte Energiewende setzt das Ziel, den Anteil Erneu- erbarer Energien am Stromverbrauch bis zum Jahr 2050 auf 80 Prozent zu steigern. Hinzu kommt der notwendige Aus- und Umbau der Speicher und Stromleitungen. Für den Naturschutz bedeutet dies, Wandel und Veränderung stär- ker als bisher in seine Konzepte zu integrieren. Im Zuge der Energiewende den Ausbau der Erneuerbaren Energien möglichst nachhaltig und naturverträglich zu gestalten, wird in naher Zukunft eine der großen Herausforderungen des Naturschutzes sein. Das vorliegende Themenheft will – aus geographischer Perspektive – anhand ausgewählter Beispiele praxisorien- tierte Einblicke in das Themenfeld Naturschutz geben. Das Spektrum der nachfolgenden Beiträge ist bewusst weit gefasst, um so die Spannbreite der verschiedenen geogra- phischen Arbeitsfelder zu verdeutlichen. Mit Ausnahme weniger Co-Autoren haben die Autorinnen und Autoren allesamt einen geographischen Ausbildungshintergrund und sind im Naturschutz „angewandt geographisch“ tätig. Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann Liebe Leserin, lieber Leser, in Deutschland hat sich der Naturschutz inzwischen als vielbeachtetes Politikfeld etabliert. Abzulesen ist dies an der Existenz entsprechender Akteure und Institutionen, am Vorhandensein umfangreicher Regelwerke in Form von Konventionen, Gesetzen und Verordnungen sowie der Kon- zeption komplexer Handlungsfelder mit unterschiedlichen Instrumenten und Strategien. Damit verbunden war eine räumliche Ausweitung der zunächst eher punktuell ausge- richteten Konzepte und Strategien auf Landschaften und Regionen. Die wachsende Beachtung im politischen Bereich korrespondiert mit einer gesteigerten Wahrnehmung von Naturschutzfragen in breiten Gesellschaftsschichten: Natur- schutz wird in Deutschland als kompetenter Problemlöser gesellschaftlicher Aufgaben wahrgenommen. Fast zehn Jahre ist es her, dass in der Zeitschrift „Stand- ort“ ein Schwerpunktheft zum Thema „Naturschutz“ erschienen ist. Seitdem ist viel passiert – neue Erkennt- nisse wurden gewonnen, zahlreiche Veränderungen im Prof. Dr. K.-H. Erdmann () Bundesamt für Naturschutz, Konstantinstraße 110, 53179 Bonn, Deutschland E-Mail: [email protected]

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Online publiziert: 5. November 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

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Karl-Heinz Erdmann

StaNdOrt (2013) 37:193dOI 10.1007/s00548-013-0290-0

politischen raum sind zu konstatieren. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang unter anderem der Klimawandel sowie die Energiewende, die den Naturschutz vor große und neue Herausforderungen stellen. der Klimawandel wird dazu führen, dass sich Verbreitungsgebiete von arten verschieben, dass es zu aussterbeprozessen kommt, aber auch dass zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten zuwan-dern werden. die nach der Nuklearkatastrophe im japani-schen Fukushima von der Bundesregierung eingeleitete sogenannte Energiewende setzt das Ziel, den anteil Erneu-erbarer Energien am Stromverbrauch bis zum Jahr 2050 auf 80 Prozent zu steigern. Hinzu kommt der notwendige aus- und Umbau der Speicher und Stromleitungen. Für den Naturschutz bedeutet dies, Wandel und Veränderung stär-ker als bisher in seine Konzepte zu integrieren. Im Zuge der Energiewende den ausbau der Erneuerbaren Energien möglichst nachhaltig und naturverträglich zu gestalten, wird in naher Zukunft eine der großen Herausforderungen des Naturschutzes sein.

das vorliegende themenheft will – aus geographischer Perspektive – anhand ausgewählter Beispiele praxisorien-tierte Einblicke in das themenfeld Naturschutz geben. das Spektrum der nachfolgenden Beiträge ist bewusst weit gefasst, um so die Spannbreite der verschiedenen geogra-phischen arbeitsfelder zu verdeutlichen. Mit ausnahme weniger Co-autoren haben die autorinnen und autoren allesamt einen geographischen ausbildungshintergrund und sind im Naturschutz „angewandt geographisch“ tätig.

Prof. dr. Karl-Heinz Erdmann

Liebe Leserin, lieber Leser,

in deutschland hat sich der Naturschutz inzwischen als vielbeachtetes Politikfeld etabliert. abzulesen ist dies an der Existenz entsprechender akteure und Institutionen, am Vorhandensein umfangreicher regelwerke in Form von Konventionen, Gesetzen und Verordnungen sowie der Kon-zeption komplexer Handlungsfelder mit unterschiedlichen Instrumenten und Strategien. damit verbunden war eine räumliche ausweitung der zunächst eher punktuell ausge-richteten Konzepte und Strategien auf Landschaften und regionen. die wachsende Beachtung im politischen Bereich korrespondiert mit einer gesteigerten Wahrnehmung von Naturschutzfragen in breiten Gesellschaftsschichten: Natur-schutz wird in deutschland als kompetenter Problemlöser gesellschaftlicher aufgaben wahrgenommen.

Fast zehn Jahre ist es her, dass in der Zeitschrift „Stand-ort“ ein Schwerpunktheft zum thema „Naturschutz“ erschienen ist. Seitdem ist viel passiert – neue Erkennt-nisse wurden gewonnen, zahlreiche Veränderungen im

Prof. dr. K.-H. Erdmann ()Bundesamt für Naturschutz,Konstantinstraße 110, 53179 Bonn, deutschlandE-Mail: [email protected]