Edle Materialien, smarte Technik - christof-hoegemann.de · 295 Euro netto pro Teilnehmer, für...

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Innenausbau / Möbel / Bauelemente 07/17 Haustüren – ab Seite 14 Edle Materialien, smarte Technik / Schreiner im Porträt – ab Seite 46 Nachhaltig in die Zukunft / Interzum und Ligna – ab Seite 62 bzw. 90 Trends und Highlights / Meister- und Gesellenstücke – ab Seite 131 Kreativer Nachwuchs Innenausbau / Möbel / Bauelemente

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Innenausbau / Möbel / Bauelemente

07/17Haustüren – ab Seite 14

Edle Materialien, smarte Technik

/ Schreiner im Porträt – ab Seite 46 Nachhaltig in die Zukunft

/ Interzum und Ligna – ab Seite 62 bzw. 90 Trends und Highlights

/ Meister- und Gesellenstücke – ab Seite 131 Kreativer Nachwuchs

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/ Management-Praxis// Schreinerei 4.0

Teil 2 der BM-Serie „Schreinerei 4.0“

Die Arbeits vorbereitung der Zukunft: von 2D zu 3DDie Software-Auswahl endet oft mit einer Fehlentscheidung. In diesem zweiten Teil der BM-Serie „Schreinerei 4.0“ erfahren Sie, warum das so ist und wie Sie vorgehen müssen, um für Ihren Betrieb das richtige CAD/CAM-Werkzeug zu finden. MARKUS FAUST

I Vernetzte 3D-CAD-Systeme und flexible Fertigungsprozesse sind unerlässlich, wenn man als Schreinerei auch in Zukunft wett -bewerbsfähig bleiben will. Gleichzeitig ist es aber eine große Herausforderung, aus dem undurchsichtigen Software-Dschungel das richtige Programm auszuwählen. Ich werde immer wieder gefragt, welches das beste CAD/CAM-System am Markt ist. Gerne antworte ich mit einer Gegenfrage: „Was ist Ihrer Meinung nach das beste Auto?“ Häufig kommt dann die Antwort „Das kommt drauf an.“ Richtig. Es kommt darauf an, ob Sie auf

der Rennstrecke oder im Gelände fahren oder einfach nur möglichst komfortabel von A nach B kommen wollen. Um das richtige Programm für Ihr Unternehmen zu finden, müssen Sie folglich zuerst definieren, was Sie damit er -reichen wollen. Und genau dieser Punkt wird leider sehr häufig unterschätzt oder sogar komplett ignoriert.

Sie brauchen nicht das beste ProgrammSolange Sie also nach dem besten CAD/CAM-Programm Ausschau halten, werden Sie nie-mals Klarheit bekommen. Sie müssen nach

dem richtigen Programm suchen. Viel zu häufig liegt der Fokus auf dem Bildschirm. Betriebe urteilen nur danach, was ihnen auf Messen oder mit Präsentationen visuell dargeboten wird. Was fehlt, ist eine saubere Analyse im Vorfeld: Wo soll Ihr Unternehmen in fünf Jahren stehen? Mit welchen 20 % Ihrer Produkte und Dienstleistungen machen Sie in Zukunft 80 % des Umsatzes? Wer ist Ihre favorisierte Zielgruppe? Welche Eigenschaften müssen Ihre Dienstleistungen und Produkte aufweisen, um dieser Zielgruppe den maxi-malen Nutzen zu stiften? Liegt der Fokus

/ Datenbankbasierende CAD-Systeme fordern den Mitarbeitern deutlich mehr Know how ab. Deshalb sollten Sie neben den Anschaffungs- auch die Einführungs- und Unterhaltskosten für neue Software einkalkulieren.

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auf Qualität, Variabilität, Flexibilität oder Geschwindigkeit? Wenn Sie sich diese Fragen beantworten, werden Sie Schritt für Schritt Klarheit über die Kernprozesse Ihrer Fertigung erlangen. Daraus können Sie ableiten, welche Anforderungen an Ihr CAD-Werkzeug elemen-tar sind und welche wünschenswert wären.

Entfliehen Sie dem WahnsinnAkzeptieren Sie, dass es keine Eier legende Wollmilchsau gibt. Sie werden Kompromisse eingehen müssen. Die Wahl ist ein Spagat zwischen Prozesssicherheit, Flexibilität und Performance. Je höher die Anforderungen in einem der drei Bereiche sind, desto größer muss Ihre Kompromissbereitschaft in den anderen Punkten sein. Häufig lautet eine der Kernfragen bei der Ent-scheidungsfindung: Kann das neue Werkzeug vorhandene Teilprozesse beschleunigen? Neue Systeme auf alte Prozesse zu legen ist jedoch pure Verschwendung. Wie schon Ein-stein sehr treffend sagte: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Wenn Sie das neue CAD/CAM-System eins zu eins auf vorhandene Prozesse legen, wird es niemals glänzen können. Das wäre ungefähr so, wie wenn Sie bei einem Rennwagen nur die ersten beiden Gänge bedienen. Wenn Sie von 2D auf 3D wechseln, muss nicht nur das Wodurch hinterfragt werden, sondern auch das Wie. Dazu ein Beispiel: Gehen wir ein paar Jahre zurück in die Zeit, als es nur das klassi-

sche Handy gab. Mit diesem konnte man tele-fonieren und SMS schreiben. Das Smart phone hat nicht nur das Werkzeug an sich verändert. Nein, es hat die komplette Philo sophie, viele Prozesse und den allgemeinen Umgang mit Handys verändert – Stichwort Internet, E-Mails, Social Media, um nur ein paar Wenige zu nennen. Genau dieses Umdenken benötigen Sie auch in Ihrem Unternehmen. Sie müssen bereit sein, Ihre Prozesse zu verändern und neue Wege zu gehen. Ansonsten haben Sie ein Werkzeug, das bei annähernd demselben Nutzen in Summe womöglich teurer ist als das alte. Das Smartphone hat nur deshalb im Markt einschlagen können, weil es das An-wenderverhalten, ja fast schon das Lebensbild vieler Menschen verändert hat. Wenn Sie nicht bereit sind, beim Wechsel von einem klassischen 2D- zu einem modernen 3D-CAD-System Ihre Prozesse grundlegend zu überdenken, werden Sie garantiert keinen nennenswerten Erfolg haben.

Leistung definiert sich über Qualität Eine weitere Tatsache ist, dass die Qualifizie-rung der CAD/CAM-Systeme meist nur über den Faktor Zeit geht, nach dem Motto „Ist es schneller, dann ist es besser. Ist es langsamer, lassen wir die Finger davon.“ Erlauben Sie mir einen kurzen Exkurs in die Physik: Leistung ist per Definition Arbeit geteilt durch Zeit. Die Frage dabei ist: Was ist Arbeit? Für Schreiner und Tischler ist Arbeit

Schreinerei 4.0: Der Werkstatt-Workshop für Bessermacher

Machen Sie endlich Schluss mit der Zeit-verschwendung in Werkstatt und Büro – durch runde Abläufe und optimal auf einander abgestimmte Prozesse. Ver knüpfen Sie die analoge Welt mit der digitalen. Unterstützen Sie Ihr Handwerk mit guter Lagerhaltung und sinnvollem Software-Einsatz. Bei unseren Werkstatt-Workshops zeigen Ihnen drei Experten aus dem Schreiner- und Tischlerhandwerk Wege auf, wie Sie Arbeitsvorbereitung, Fertigung und Lagerhaltung in den Griff und unter einen Hut bekommen.

Termine und PreiseDer eintägige Workshop (je ca. 8.45 bis 16.15 Uhr) findet an drei Orten statt:• Hannover, 22. August 2017• Köln, 5. Oktober 2017• Augsburg, 14. November 2017Die Kursgebühr inkl. Verpflegung beträgt 295 Euro netto pro Teilnehmer, für jeden weiteren Teilnehmer aus demselben Betrieb nur 200 Euro. Mindestteilnehmer-zahl: 20 Personen je Veranstaltung.

Die ReferentenMarkus Faust, effektive Arbeits -vorbereitung im Innenausbauwww.av-line-consulting.deMartin Buck, Werkstattorganisation für Schreiner und Tischler. www.buckoptimal.deChristof Högemann, Lageroptimierung.www.christof-hoegemann.de

ZielgruppeDer Workshop richtet sich an Schreiner, Tischler und Fensterbauer, die nur eines im Sinn haben: aus Ihren Fertigungspro-zessen das Maximale herauszuholen. Inhaber und solche, die es werden wollen. Nachfolger. Meister und Techniker. Produktionsleiter und Werkstattverant-wortliche. Planer und Arbeitsvorbereiter.

Anmeldung, Programm und FlyerQR-Code scannen oder Flyer mit Programm und Anmeldeformular auf bm-online.de/akademie aufrufen und ausfüllen.

/ Wenn Sie von 2D auf 3D wechseln, muss nicht nur das Wodurch hinterfragt werden, sondern auch das Wie. Sie müssen vorhandene Prozesse grundlegend überdenken und bereit sein, neue Wege zu gehen.

Akademie

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/ Management-Praxis// Schreinerei 4.0

letztlich die Qualität innerhalb der Fertigung. Das heißt in der Folge: Leistung = Fertigungs-qualität / Zeit.Ich frage Sie: Messen Sie in Ihrem Betrieb kontinuierlich die Qualität? Können Sie aus dem Stegreif sagen, wie viele Teile von hundert bei Ihnen unter Nacharbeit laufen? Haben Sie die Kostenstelle Nacharbeit einge-führt? Wie hoch sind Ihre jährlichen Personal- und Materialkosten resultierend aus Nach -arbeit? Vorschnelle Aussagen wie: „3D ist zu langsam“ oder „3D ist zu aufwendig“ sind schlicht zu kurz gedacht. Das sind Glaubens-sätze, die letztlich nicht die komplette Leis-tung widerspiegeln. Systeme nur über die Zeitkomponente zu beurteilen, ist nur die halbe Wahrheit. Erst mit dem Faktor Qualität wird die Sache rund.

Die Anschaffungskosten werden überschätzt Eine wesentliche Rolle spielt natürlich auch die Wirtschaftlichkeit. Die Anschaffungs -kosten sind dabei noch das kleinste Übel. Ja, sie haben richtig gelesen. Selbstverständlich dürfen wir die Anschaffungskosten nicht unter den Tisch kehren. Doch mindestens genauso wichtig sind die Einführungs- und Unterhaltskosten. Als grobe Hausnummer gilt: Für die Einführung fallen etwa dieselben Kosten an, wie für die Anschaffung. Kurz: An-schaffungskosten x 2 = eingeführtes System.Die jährlichen Unterhaltskosten kommen dann noch oben drauf. Wartung, Updates und

Hotline sind dabei noch nicht alles. Vergessen Sie Ihre Knowhow-Träger nicht: Sie müssen Ihre Vorlagen pflegen und die Mitarbeiter schulen. Datenbankbasierende CAD-Systeme fordern dem Mitarbeiter deutlich mehr Know -how-Tiefe ab, was leider oft vergessen wird. Und die klassische Fluktuation zwingt Sie, immer wieder neue Mitarbeiter mit den ent-sprechenden Kompetenzen zu finden. Zwei Fragen sind dabei elementar: Wie leicht ist die notwendige Kompetenz am Markt abgreifbar und wie lange braucht ein neuer Mitarbeiter, um das unternehmensnotwendige Knowhow aufzubauen? Die Realität sieht leider häufig so aus, dass Entscheidungen maßgeblich anhand der Anschaffungskosten getroffen werden. Die Faktoren Unterhalt und Einführung werden oft ignoriert oder unterschätzt. Die Folge daraus: Man investiert, man schult und am Ende ist man verwundert, warum es nicht richtig läuft, meist in der Annahme, die Soft-ware sei schuld.

Harte Arbeit, die sich lohntZwei Dinge sollten Sie niemals unterschätzen, wenn Sie planen, eine neue Software ein zuführen: erstens die menschlichen und monetären Anstrengungen, welche eine 3D-CAD/CAM-Umstellung verursacht. Zweitens den Quantensprung, den Sie durch eine erfolgreich vernetzte Fertigung ganz sicher machen werden. I

/ Bewertungsdreieck: Je höher die Anforderungen in einem der drei Bereiche sind, desto größer muss die Kompromissbereitschaft in den anderen Punkten sein.

/ Bevor Sie auf die Software-Jagd gehen, sollten Sie Unternehmensziele, Produkte und Zielgruppen analy-sieren. Das schafft Klarheit über die Anforderungen.

/ Lassen Sie sich nicht ausschließlich von einer schönen Präsentation beeindrucken, wenn Sie nach dem richtigen CAD/CAM-System für Ihren Betrieb suchen.

Die BM-Serie im Überblick

Schreinerei 4.0 in vier Akten

Steigen Sie ein in die Kernprozesse des Tischler- und Schreinerhandwerks. In dieser BM-Serie beleuchten wir drei Bereiche, die – wenn sie optimal auf -einander abgestimmt sind – unge ahnte Potenziale freisetzen.

• BM 06/2017: Einführung• BM 07/2017: die Arbeitsvorbereitung• BM 08/2017: die Werkstatt• BM 09/2017: das Lager

Der AutorMarkus Faust (r.) ist Holztechniker und Berater für effektive Arbeits vorbereitung im Innenausbau. Er unterstützt Schreiner und Tischler bei der Auswahl und Ein -führung von CAD/CAM-Systemen.www.av-line.de