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Die Stutenfamilie 74 Tiffle db 1816 geboren 1810 Association Suisse Associazione Svizzera Shagya-Araberverband des chevaux arabes Shagya dei cavalli arabi Shagya der Schweiz SAVS INFO 2006 – 4 Batan (ShA) Hengst, O' Bajan XVIII (Báb), Rappe, geboren 1984, in Himmelried von O' Bajan XIII-1 Badan (CH), aus der O’ Bajan I-17, Barthahus. Hengststamm: O’ Bajan db 1894. Stutenfamilie: 74 Tiffle db 1810. Züchterin Ursula Rahm, CH-Himmelried. Besitzer: Bábolna Nemzeti Ménesbirtok Kft. Foto: Bern 1988. 74 Tiffle (db) 1 Fuchs geboren 1810 im Nedjd I 8 Siglavy Gidran (AV) 2 Fuchs geboren 1823 in Bábolna von Siglavy Gidran (db, Arabien) 1810 I 57 Anaze (AV) 3 Fuchs geboren 1828 in Bábolna von Anaze (db, Arabien) 1818 I 9 Dahaby (AV) 4 Fuchs geboren 1839 in Bábolna von Dahaby (db, Arabien) 1826 I 28 Asslan (AV) 5 Fuchs geboren 1847 in Bábolna von Asslan (db, Arabien) 1836 I 104 Koreischan (AV) 6 Braun geboren 1853 in Bábolna von Koreischan (db, Arabien) 1837 I 113 Aghil Aga (AV) 7 Fuchs geboren 1862 in Bábolna von Aghil Aga, (db, Arabien) 1851 I 22 Mahmoud Mirza (AV) 8 Braun geboren 1868 in Bábolna von Mahmoud Mirza (db, Arabien) 1851 I 32 Amurath Bairactar (AV) 9 Schimmel geboren 1880 in Bábolna von Amurat Bairactar (AV, Weil) 1867 I 12 Gazlan Shagya (ShA) 10 Schimmel geboren 1889 in Bábolna von Gazlan Shagya (ShA, Bábolna) 1884 I 130 Koheilan I-10 (ShA) 11 Schimmel geboren 1901 in Bábolna von Koheilan I (ShA, Bábolna) 1888 I 158 Siglavy Bagdady (ShA) 12 Schimmel geboren 1906 in Bábolna von Siglavy Bagdady I (db, Arabien) 1895 I 53 Koheilan IV (ShA) 13 Schimmel geboren 1911 in Bábolna von Koheilan IV (AV, Bábolna) 1904 I 101 Shagya XXIII (ShA) 14 Schimmel geboren 1930 in Bábolna von Shagya XXIII (ShA, Bábolna) 1924 I 1601 O' Bajan X-1 (ShA) 15 35 O' Bajan X-1 (DK) Schimmel geboren 1951 in Bábolna von O' Bajan X (ShA, Bábolna) 1929 I O' Bajan I-17 (ShA) 16 Braun geboren 1971 in Barthahus von 3856 O' Bajan X-5 (ShA, Bábolna) 1951 I Batan (ShA) Hengst 17 O' Bajan XVIII (Báb) Rappe geboren 1984 in CH-Himmelried von O' Bajan XIII-1 Badan (CH) (ShA, Bábolna) 1984 Die Beschreibung der im k. k. Militärgestüt Bábolna im Jahre 1827 aufgestellten «arabischen Stute Tiffle»: Ori- ginalaraber, Rasse Nedschdi des Hamdanie-Stammes, Zobelfuchs ohne Abzeichen, mit drei Feuerstreifen an beiden Seiten des Halses, Vater Originalaraber des Hamdaniestammes. In den Importpapieren steht zu- dem, dass sie 1810 im Nedschd geboren worden sei und 15 Faust (158 cm) Bandmass gemessen habe. Sie wurde 1816 in Triest für 1000 österreichische Gulden zusammen mit den Hengsten Siglavy Gidran (geboren 1810) und Ebchan (geboren 1812) von Baron von Fech- tig nach Bábolna verkauft. In demselben1816 erfolgten Transport sind von Baron von Fechtig für Weil vier Hengste darunter Bairactar (geboren 1814) und sieben Stuten, darunter Murana I (geboren 1808) transportiert worden. Tiffle erhielt in Bábolna die Gestütsstutennummer 74, sie wurde 1835, 25-jährig, aus Altersgründen getötet. Die Stutenfamilie der «74 Tiffle db 1816» hat sich bis heute gehalten und ist eine der bedeutendsten Familien in der Shagya- Araberzucht geworden. Aus ihr entstanden nebst her- ausragenden Mutterstuten auch markante Hauptbe- schäler. Wir haben diesmal nur die Linie von Batan aus- gewählt, weil er uns mit seiner Nachzucht in Bábolna sehr beeindruckt hat. Nach den seinerzeit von Dr. Fritz Gramatzki und der da- maligen Interessengemeinschaft herausgegebenen Weisung, werden die Gründer der Hengststämme und die arabischen Gründerinnen der Stutenfamilien wie folgt genannt: «74 Tiffle db 1816», das bedeutet, dass die Stute 1816 aus der Wüste von einem wandernden Beduinenstamm importiert wurde. Falls das Importjahr nicht bekannt ist, wird anstelle zum Bei- spiel von «db 1816», «geboren 1810» eingesetzt. Wurde ein Pferd in einem arabischen Gestüt, zum Beispiel El Zah- raa gezogen, so wird es als Original-Ara- ber (Or.Ar.) bezeichnet.

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Die Stutenfamilie74 Tiffle db 1816geboren 1810

kretariatuno Furrer, Oberdorf 10, CH-8500 Gerlikonefon 052 730 05 05, Fax 052 730 05 06

Association Suisse Associazione Svizzera Shagya-Araberverbanddes chevaux arabes Shagya dei cavalli arabi Shagya der Schweiz

SAVS

INFO 2006 – 4

Batan (ShA) Hengst, O' Bajan XVIII (Báb), Rappe, geboren 1984, in Himmelried von O' Bajan XIII-1 Badan (CH), aus der O’ Bajan I-17, Barthahus. Hengststamm: O’ Bajandb 1894. Stutenfamilie: 74 Tiffle db 1810. Züchterin Ursula Rahm, CH-Himmelried. Besitzer: Bábolna Nemzeti Ménesbirtok Kft. Foto: Bern 1988.

74 Tiffle (db) 1Fuchsgeboren 1810 im NedjdI8 Siglavy Gidran (AV) 2Fuchsgeboren 1823 in Bábolnavon Siglavy Gidran (db, Arabien)1810I57 Anaze (AV) 3Fuchsgeboren 1828 in Bábolnavon Anaze (db, Arabien) 1818I9 Dahaby (AV) 4Fuchsgeboren 1839 in Bábolnavon Dahaby (db, Arabien) 1826I28 Asslan (AV) 5Fuchsgeboren 1847 in Bábolnavon Asslan (db, Arabien) 1836

I104 Koreischan (AV) 6Braungeboren 1853 in Bábolnavon Koreischan (db, Arabien) 1837I113 Aghil Aga (AV) 7Fuchsgeboren 1862 in Bábolnavon Aghil Aga, (db, Arabien) 1851I22 Mahmoud Mirza (AV) 8Braungeboren 1868 in Bábolnavon Mahmoud Mirza (db, Arabien) 1851I32 Amurath Bairactar (AV) 9Schimmelgeboren 1880 in Bábolnavon Amurat Bairactar (AV, Weil) 1867I12 Gazlan Shagya (ShA) 10Schimmelgeboren 1889 in Bábolnavon Gazlan Shagya (ShA, Bábolna) 1884I130 Koheilan I-10 (ShA) 11Schimmelgeboren 1901 in Bábolnavon Koheilan I (ShA, Bábolna) 1888I158 Siglavy Bagdady (ShA) 12Schimmelgeboren 1906 in Bábolnavon Siglavy Bagdady I (db, Arabien) 1895I53 Koheilan IV (ShA) 13Schimmelgeboren 1911 in Bábolnavon Koheilan IV (AV, Bábolna)1904I101 Shagya XXIII (ShA) 14Schimmelgeboren 1930 in Bábolnavon Shagya XXIII (ShA, Bábolna)1924I1601 O' Bajan X-1 (ShA) 1535 O' Bajan X-1 (DK)Schimmelgeboren 1951 in Bábolnavon O' Bajan X(ShA, Bábolna) 1929IO' Bajan I-17 (ShA) 16Braungeboren 1971 in Barthahusvon 3856 O' Bajan X-5 (ShA, Bábolna) 1951IBatan (ShA) Hengst 17O' Bajan XVIII (Báb)Rappegeboren 1984 in CH-Himmelriedvon O' Bajan XIII-1 Badan (CH) (ShA, Bábolna) 1984

Die Beschreibung der im k. k. Militärgestüt Bábolna imJahre 1827 aufgestellten «arabischen Stute Tiffle»: Ori-ginalaraber, Rasse Nedschdi des Hamdanie-Stammes,Zobelfuchs ohne Abzeichen, mit drei Feuerstreifen anbeiden Seiten des Halses, Vater Originalaraber desHamdaniestammes. In den Importpapieren steht zu-dem, dass sie 1810 im Nedschd geboren worden seiund 15 Faust (158 cm) Bandmass gemessen habe. Siewurde 1816 in Triest für 1000 österreichische Guldenzusammen mit den Hengsten Siglavy Gidran (geboren1810) und Ebchan (geboren 1812) von Baron von Fech-tig nach Bábolna verkauft.In demselben 1816 erfolgten Transport sind von Baronvon Fechtig für Weil vier Hengste darunter Bairactar(geboren 1814) und sieben Stuten, darunter Murana I(geboren 1808) transportiert worden. Tiffle erhielt inBábolna die Gestütsstutennummer 74, sie wurde 1835,25-jährig, aus Altersgründen getötet. Die Stutenfamilieder «74 Tiffle db 1816» hat sich bis heute gehaltenund ist eine der bedeutendsten Familien in der Shagya-Araberzucht geworden. Aus ihr entstanden nebst her-ausragenden Mutterstuten auch markante Hauptbe-schäler. Wir haben diesmal nur die Linie von Batan aus-gewählt, weil er uns mit seiner Nachzucht in Bábolnasehr beeindruckt hat.Nach den seinerzeit von Dr. Fritz Gramatzki und der da-maligen Interessengemeinschaft herausgegebenenWeisung, werden die Gründer der Hengststämme unddie arabischen Gründerinnen der Stutenfamilien wiefolgt genannt: «74 Tiffle db 1816», das bedeutet, dassdie Stute 1816 aus der Wüste von einem wanderndenBeduinenstamm importiert wurde. Falls das Importjahr

nicht bekannt ist, wird anstelle zum Bei-spiel von «db 1816», «geboren 1810»eingesetzt. Wurde ein Pferd in einemarabischen Gestüt, zum Beispiel El Zah-raa gezogen, so wird es als Original-Ara-ber (Or. Ar.) bezeichnet.

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Dr.Dr.Johannes Flade, Fliemstorf

Vor 40 Jahren, am14.Oktober1966, starb Carl Reinhard Ras-wan, einer der unermüdlichenund vielseitigsten Menschen,die sich um die internationaleAraberzucht, um das Verständ-nis für die mit ihr eng verbun-denen Beduinenstämme Ara-biens sowie um völkerumfas-sende Toleranz hoch verdientgemacht haben. Wenn mansich über die Geschichte arabi-scher Pferde informiert, begeg-net man ihm bis Mitte des 20.Jahrhunderts als Autor zahlrei-cher authentischer, hinreissendgeschriebener Bücher undFachbeiträge um das arabischePferd und seine arabischenZüchter. Dank seiner detaillier-ten Kenntnisse – er sprach undschrieb unter anderem fliessendArabisch – durch13 Reisennach Innerarabien und in denVorderen Orient allein zwischen1927 und 1936 sowie durchden Aufenthalt von fast einemJahrzehnt bei 19 damals nochnomadisierenden Beduinen-stämmen, war er vielfach alsKaufvermittler oder Käufer vonoriginal arabischen Pferden tä-tig. In fast allen Fällen war erzugleich versierter und einfühl-samer Transportbegleiter seinerwertvollen Fracht. Sein auch fürdie Theorie der arabischen Pfer-dezucht grösstes Verdienst istaber zweifellos die Schaffungdes siebenbändigen «Raswan-Index», den er als ‹Handbuchfür Arabische Züchter› heraus-gegeben hat. Sein Leben warein einziges Abenteuer. Darüberausführlich zu berichten, würdemehrere Bände füllen. Es sollaber versucht werden, wenig-stens einige wichtige Etappendaraus nachstehend kurz zubeleuchten, soweit sie noch inErfahrung zu bringen sind.

Raswan wurde als Carl Rein-hard Schmidt im östlichen Dres-dener Stadtteil Laubegast-Tolke-witz (liegt an der Elbe oberhalbdes Stadtzentrums) am 7. März1893 geboren.Sein Vater, Mar-tin Schmidt,war Mediziner, sei-ne Mutter stammte aus Un-garn. Schon als Kind war er

sehr unternehmend und wolltehinter die Tolkewitz gegenüber-liegenden Berge – jenseits derElbe – schauen. Als er fünf Jahrealt war, schenkte ihm sein Vaterein Pony, Phili. Aus den Bezie-hungen zu ihm erwuchs seineLiebe zu Pferden. Als VaterSchmidt um 1898 den auf dergegenüberliegenden Elbseitebefindlichen ‹Dr. Klenke’s Kur-park Wachwitz› erworben hatte,konnte Carl mit Phili grössereAusflüge in die Umgebung vonDresden machen, ohne die Elbezu überqueren.1902 wurde erin das Königliche Wettiner Gym-nasium zu Dresden eingeschult.Von Wachwitz aus benutzte erdas Schiff bis Dresden-BrühlscheTerrasse, bevor die StrassenbahnDresden–Wachwitz–Pillnitz ein-gerichtet wurde. Innerhalb Dres-dens führte ihn der kürzesteSchulweg an der KatholischenHofkirche vorbei über denOpernplatz, unter den Torbogender Gemäldegalerie und durchdas grosse Viereck des Zwin-gers, die Wettiner Strasse ent-lang zum Wettiner Platz, andem das Gymnasium lag; bis zuseinem Tode bewahrte er die Er-innerungen daran bis in alle Ein-zelheiten auf. Seine Ferien ver-

Carl Reinhard Raswan: «Wir besitzen ein Pferd nie;es wird uns anvertraut!»

Carl Reinhard Raswan (7.3.1893 bis 14. 10.1966) in seinem letzten Lebensjahr am 18.Juli 1966 in Santa Barbara, Kalifornien.

Blick auf die Altstadt von Dresden 1905. Dort ging Carl Raswan von 1902 an in dasWettiner Gymnasium im Zentrum der Stadt. Hier sass er aber auch 1934 im Keller derGeheimen Staatspolizei (Gestapo) der Nazis in der Wiener Strasse.

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brachte er häufig mit Phili inder Dresdener Heide und inden Wäldern von Moritzburg;hier war sein Onkel BernhardSchmidt Oberforstrat (wohnteim Forsthaus Kreyern, im Spitz-grund gelegen, heute noch be-nutzt). Dort sah er eines Mor-gens, wie der junge Prinz Ernst-Heinrich von Wettin, Sohn vonKönig Friedrich August III. (1865bis 1932), seinen arabischenSchimmel in den MoritzburgerSchlossteich ritt; der in Ungarnvom König erworbene Hengst,

vielleicht ein Shagya-Araber, er-kannte sein Spiegelbild im Was-ser und spielte mit ihm.Carl warsich der einzigartigen Schönheitund der besonderen Verhaltens-weisen des arabischen Pferdesplötzlich bewusst und er warihm seit diesem Erlebnis verfal-len. Für ihn war es ein grossesGlück, dass ihn seine Eltern inDresden auf ein humanistischesGymnasium geschickt hatten,denn auf diese Weise wurde erunter anderem mit dem euro-päischen klassischen Altertumeingehend vertraut. Er nutzteden Unterricht in den altenSprachen immer mehr zum Le-sen und Verstehen der berühm-ten antiken Hippologen, so Si-mon von Athen, Xenophon, Var-ro, Virgil, Oppian oder Palladius.Nach dem Abitur ermöglichtenihm seine Eltern Anfang Mai1911 einen dreiwöchigen Auf-enthalt in Griechenland, zuvorfür einigeTage in Konstantino-pel, heute Istanbul, damals nochHauptstadt des OsmanischenReiches. Immer auf der Suchenach dem ‹idealen› Pferd ausdem Traum seiner Kindheit stu-

Dresden, Strassenbahn-Haltestelle (Linie 18) Loschwitz-‚ Künstlerhaus‘ (Neustädter Sei-te), 1906. In der Nähe befand sich Dr.-Klenke´s-Kurpark in Wachwitz, den der Vatervon Carl Raswan, Martin Schmidt, betreut hat. Dort hat Carl Raswan seine Jugend un-gefähr seit seinem sechsten Lebensjahr verbracht. Hier befand sich auch die Schiffsan-legestelle; er benutzte die heute noch existierenden Dampfschiffe zur Fahrt nach undvon Dresden (Terrassenufer) zur Schule solange, bis die Strassenbahn von Dresdennach Pillnitz 1906 durchgängig in Betrieb ging.

Carl Raswan wurde in Dresden-Tolkewitz (Altstädter Seite) geboren. Von dort aus bie-tet sich – Foto um 1920 – ein sehr schöner Blick nach Norden auf die Loschwitz-Wach-witz-Höhen gegenüber, hinter die der kleine Carl immer sehen und gehen wollte. Da-zwischen fliesst die Elbe nach Westen in Richtung Zentrum-Dresden unter dessen ein-ziger, im II.Weltkrieg nicht zerstörten Strassenbrücke hindurch, die ihres hellblauenErstanstrichs wegen und ihrer für die damalige Zeit einmaligen Technik «Blaues Wun-der» genannt wird (Loschwitzer Brücke, erbaut 1891/93).

Dresdener Gemäldegalerie, Alte Meister:die ‹Madonna San Sisto› (Sixtinische Ma-donna, Gal. Nr. 93, erworben 1753), ge-schaffen 1513 oder etwas später vom Italie-ner Raffaello Santi (1483 bis 1520). Wie vie-le andere Jugendliche auch, schaute sichCarl Raswan dieses beeindruckende Kunst-werk (2,65 x 1,96 m) häufig auf dem Wegzur Schule an. .

Moritzburg, etwa 15 km nördlich Dresden-Neustadt, Gemeinde mit dem sächsischenLandgestüt (seit 1828) und dem Sommer-schloss der Wettiner, erbaut 1542 bis1546. Die Postkarte stammt von 1905.Hier hielt sich Carl Raswan häufig auf, so-lange er noch in Dresden zur Schule ging.Der Bruder seines Vaters war eng mit Mo-ritzburg verbunden: Bernhard Schmidt.

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dierte er in Griechenland vor al-lem die antiken Kunstwerke,die Pferde darstellten; dazu ge-

hörten der Parthenon-Fries desberühmten griechischen Bild-hauers Phidias aus dem 5. Jahr-hundert v. Chr. sowie der da-mals noch vorhandene pan-athenische Festzug mit denhundert Pferden. Durch einengriechischen Freund, einem Ar-chäologen, erhielt er umfangrei-che Informationen zur Ge-schichte des antiken griechi-schen Pferdes. Er konnte des-sen umfangreiche Bibliothekbenutzen und dabei fielen ihm

die beiden Bände des Werkes‹Eine Pilgerfahrt nach Nedschd›(A Pilgrimage to Nejd, the Crad-le of the Arab Race,*) von AnneIsabella Blunt aus dem Jahre1881 in die Hand, deren engli-schen Text er während seinesAufenthaltes zu erfassen ver-suchte und der ihn tief beein-druckte. Er schrieb unter ande-rem dazu: «Diese Reise nachGriechenland war der Anfangmeiner Odyssee» und «Nachmeiner Rückkehr aus Athenkonnte ich mir meine Zukunftnicht mehr in Europa vorstel-len...». Wieder zu Hause informierte ersich über alles ‹arabische› undbegann mit dem Erlernen derarabischen Sprache und Schrift,die er nur wenige Jahre späterwie seine Muttersprache be-herrschte. Ende 1911 wurde erzur Unterstützung seines Vettersnach Ägypten eingeladen, der inKairo einen Import /Exporthan-del betrieb. Er fuhr über Triestund Alexandrien dorthin und er-lebte das erste Mal den Orient

Anne Isabella Blunt, geborene Noel-King (1850 bis 1917) war die Mutter von LadyWentworth und mit Sir Wilfrid Scawen Blunt (1840 bis 1922) verheiratet, mit dem siedie beiden Reisen durch Nordarabien 1879 und 1880 unternahm. Gemeinsam ver-fassten sie 1881 das berühmte Werk ‹A Pilgrimage to Nejd›, das Carl Raswan in be-sonderer Weise für Arabien begeisterte. Anne Blunt um 1880 (Skizze nach Molony).

Die Lady Judith Anne Dorothea, 16. Baro-ness Wentworth, geborene Blunt (1873bis 1957) verheiratate Lytton (Lady Went-worth), hier in original-arabischer Klei-dung, war seit 1917 Leiterin (erst seit 1922Eigentümerin) des Arabischen Vollblutge-stütes Crabbet Park in Crawley, Sussex.Dieser Betrieb wurde im Dezember 1877durch ihre Eltern, die hochgebildete undkünstlerisch begabte Lady Anne IsabellaNoel-King,15. Baroness Wentworth, (1850bis 1917, eine Enkelin von Lord Byron) undder bedeutende Schriftsteller Sir WilfridScawen Blunt (1840 bis 1922), nach derenerster innerarabischen Reise mit den dorterworbenen Vollblutarabern als ‹ArabStud› gegründet.

Das Herrenhaus in Crabbet Park, um2000. Nach ehelicher Trennung der Besit-zer 1906 wurde Crabbet Park geteilt: EineHälfte des Bestandes verblieb im Stamm-gestüt bei Sir Wilfrid, der andere Teil gingin das von beiden 1882 gekaufte SheikhObeyd Garden östlich Kairo (129 ha) undgehörte Lady Anne. Erst nach ihrem Tode1917 wurden die Pferde nach und nachwieder in Crabbet Park vereinigt, nunmehrunter der Leitung von Lady Wentworth,dem einzigen Nachfahren aus der 1869geschlossenen Ehe der Blunt´s. Diese hatte1899 Neville Stephen Bulwer-Lytton, den3. Earl of Lytton, geheiratet und war spätermit Carl Raswan gut befreundet.

Schmutztitel im Werk von Anne Isabellageborene Wentworth (1850 bis 1917), ver-heiratet mit dem Schriftsteller Wilfrid Sca-wen Blunt, ‹A Pilgrimage to Nejd – theCradle of the Arab race›, erschienen inLondon 1881. Dieses Buch inspirierte CarlRaswan in besonderer Weise zu seinem In-teresse am Leben der nomadisierenden Be-duinen und ihrer Pferde. Die beiden Bändebeschreiben die zwei Reisen der Blunts:1878 ab Damaskus und 1879 ab Alexan-drette (Iskanderun), beide Male mit demZiel, Innerarabien zu besuchen.

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in seiner ganzen Vielfalt undPracht.1912 wechselte Carl nach Ram-le, östlich Alexandria; auf derFarm Santa Stefano wurde erAssistent. Er befasste sich be-sonders mit der schwierigen Be-wässerungstechnik im wasserar-men Ägypten und lernte dabeidie Probleme der bäuerlichenBevölkerung, der Fellachen, ein-gehend kennen. Seine damals16jährige Schwester Charlotteübernahm die Haushaltführungin Ramle. Auf der ständigen Su-che nach seinem ‹Traumpferd›machte er gemeinsam mit Char-lotte zufällig die Bekanntschaftmit einem Beduinen aus demStamm der Would Ali, SchechAmmer Ibn-el-Aide, der einenkleinen arabischen Hengst,Gha-zal,ritt. Unter dessen Ziegen-haarzelt lernte er auch das Fa-milienleben der Beduinen ge-nauer kennen und befreundetesich mit dem ehemaligen Stall-meister des ägyptischen Vizekö-nigs Tewfik (Taufik,1852 bis1892), Marzuki. Dieser nahmihn auf seine anstehende Reisemit nach Jerusalem und Damas-kus; Ghazal bekam er als Leih-gabe mit auf den Weg. Ammeribn-el-Aide nannte Carl dank ih-rer Freundschaft ‹Aziz› (der Ge-

liebte), eine besondere Aus-zeichnung, die er bei den Bedui-nen behielt. So erfolgte die ersteder zahlreichen Reisen von Carl– sie dauerte etwa ein Jahr, bis1914 – und war voller abenteu-erlicher Erlebnisse bei nomadi-sierenden Stämmen in Nordara-bien. In deren Verlauf wurde erBlutsbruder von Prinz Fawaz as-Shaalan (Fuaz) der Ruala-Bedui-nen, mit dessen Familie er stetseng verbunden blieb. Er lernte,die Lebensweise, die Religiosität(«Meine Religion musste ich beiden Beduinen niemals verleug-nen!») und das soziale Gefügeder Beduinenstämme zu verste-hen und passte sich ihnen ohneVorbehalt an: «Die Nacht undmeine Stute kennen mich!» Dasgemeinsame Interesse am Ara-bischen Pferd festigte seine Be-ziehungen. Auch das eigentlicheZiel seines Suchens hatte er da-mals schon erreicht: Er erkannteGhazal als die Verwirklichungseines Traumes von einem ‹idea-len› Pferd; der Hengst wurdeihm später geschenkt.In seinemWerk ‹Trinker der Lüfte»,1942,*hat er Ausschnitte aus seiner Ju-gendzeit anschaulich beschrie-ben. Der Beginn des I.Weltkriegeszerstörte alle seine Hoffnungen.

Einleitung zum ‹Abbas-Pascha-Manu-skript›, geschrieben 1853. Diese umfang-reiche, tiefgründige Schrift über die Ara-berzucht des ägyptischen Vizekönigs be-eindruckte Carl Raswan tief. Sie war durchden Stallmeister vom Abbas Pascha (1813

bis 1854) abgefasst worden; es war derMamelucke Ali Jamal Ad-Din Ash Shamas-hirji Bey, auch ‹Al-Lallah› genannt. Ras-wans Überlegungen zu den ‹Arabianstrains› sowie zur Definition des Begriffes‹asil› könnten mit darauf zurückgehen.

Nach einem kurzen Ferienaufenthalt inGriechenland und dort dem ersten Kon-takt mit der Antike kam Carl Raswan 1910als landwirtschaftlicher Praktikant auf eineägyptische Farm nahe Alexandria, also imAlter von17 Jahren. Von Alexandria aus be-gegnete er zum ersten Mal einem wan-dernden Beduinenstamm und den originalarabischen Pferden. Zudem konfrontierteihn ein Besuch in Kairo mit der Buntheitorientalischen Lebens, das ihn faszinierte.

Carl Raswan meldete sich im Mai 1915 alsFreiwilliger bei der deutschen Militärmissionin Konstantinopel und diente bei deren IV.türkischen Armee.

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Im Herbst 1914 hat man ihnzum XVIII.Königlich SächsischenHusarenregiment nach Grossen-hain (etwa 45 km nordwestlichvon Dresden) einberufen, aberzurückgestellt.Daher meldete ersich im Mai 1915 als Freiwilligerbei der deutschen Militärmissi-on in Konstantinopel, erlebtedie schweren Schlachten umGallipoli und die Dardanellen. Erkämpfte mit der IV.türkischenArmee am Suez-Kanal, erkrank-te danach an Malaria, Fleckty-phus und Lungenabzess. Dannwar er erneut an den Kämpfenin Mesopotamien (heute Irak)beteiligt und kam 1917 in diedamals russische Ukraine, woder russisch-deutsche Waffen-stillstand erfolgte. Auf demWeg ‹nach Hause› erlebte er inWarschau die russische Okto-ber-Revolution und war ein wei-teres Jahr später, 1918, als ‹Ske-lett› wieder in Dresden. Dortfand er kein Zuhause mehr undfuhr 1921 zu seiner Mutter nachOakland, California (USA), dieim Alter von 61 Jahren dort mit

vier seiner damaligen Kinderlebte. Die USA wurden damitzu seiner Wahlheimat. 1925 hatte er sich in Amerikavon den Strapazen wieder weit-gehend erholt. Zum Ende desJahres bat ihn W.K.Kellogg, da-mals Eigentümer des nahe Po-mona (USA) gelegenen Araber-gestütes, im englischen Crab-bet Park Arabische Zuchtpferdebei Lady Judith Wentworth fürihn zu kaufen, was am 22.Fe-bruar 1926 auch abgeschlossenwurde; diese Erwerbung führtezur grundlegenden qualitativenVerbesserung der arabischenVollblutzucht in den USA. EinDrama ereignete sich jedoch,nachdem die Pferde in den USAeingetroffen waren: Der ihmvon Lady Wentworth geschenk-te Schimmelhengst Raswan AV1921, der beste Sohn des be-rühmten Skowronek AV, 1909,wurde in der Kellogg-Farm ausNiedertracht umgebracht. Dr.Karl Kellogg, der Adoptivsohnvon W.K.Kellogg, überbrachteihm die schlimme Botschaft:

Der Hengst Kuhailan Zaid db,1925, Ruala-Beduinen gehörte zuden Pferden, die Carl Raswan und Bogdan von Zientarski von ih-rer 1930/31 erfolgten Reise mitgebracht hatten. Er wurde am 6.Mai 1931 der ungarischen Kommission übergeben. Raswanschrieb am 6.August 1955 an den Autor dazu unter anderem:«...Wir machten ja die ‹historische Reise› von Budapest nachÄgypten–Arabien zusammen (unvergessliche Erlebnisse). San-guszko hatte mir Bogdan ‹ans Herz gelegt› mitzunehmen (nachArabien). Wenn mich Pferdeleute heute in Amerika oder Mexikofragen, wen ich als den grössten Pferdemann – und den bestenKenner – anerkenne, sage ich stets (ohne nachdenken zu müs-sen): Bogdan Zientarski. Er war nicht nur ein Kenner, sondern erwar ein seelischer (der grösste), intuitivste Pferdemann, den ichje kannte. Wir waren nicht immer einig, aber als Menschen ohneNationalität waren wir Brüder (und das bin ich für Bogdan bisans Ende meiner Tage)...». Kuhailan Zaid db, 1925, war bis 1946in Bábolna Hauptbeschäler; 1942 standen 26 seiner Nachkom-men als Stammstuten im Gestüt!

«Tot??», schrie Carl, «Nein! Er sollleben! Von nun an wird alles, wasich tue, in seinem Namen ge-schehen!» Aus C. R. Schmidt

Hengst Raswan AV, 1921, Crabbet Park (von Skowronek AV,1909,aus der Rim AV,1910,Crabbet Park) war der beste Skowronek-Sohn in den USA und gehörte mit zu den von Carl Raswan 1926durchgeführten Importen der Kellogg-Ranch, Pomona (AHC 607).Er verblieb nur einige Wochen auf der Farm von Carl Raswan undwurde dann zur Deckzeit zur Kellogg-Ranch gebracht. Unternicht sicher geklärten Umständen hat man ihn dort kurz danachumgebracht. Als Dr. Karl Kellogg, der Adoptivsohn des BesitzersW.K.Kellogg, Carl Raswan das mitteilte, war dessen Antwort:«Tot? – nein! Er soll leben! Von nun an werde ich auf immer sei-nen Namen tragen!» Und so wurde aus Carl Reinhard Schmidtab Mitte 1926 Carl Reinhard Raswan.

Der Hengst Skowronek AV,1909, Antoniny(von Ibrahim db,1899, Beni Sakr aus derJaskolka AV, 1891) stand 1915 im Gestütvon H.V. Musgrave Clark, Offham-Sussex.Er war 1913 durch Walter Winans von Polennach England gebracht worden. LadyWentworth setzte ihn für ihr Gestüt Crab-bet Park von 1920 an sehr erfolgreich ein:17 Töchter und 14 Söhne von ihm wirktenspäter in der Zucht. 1926 kaufte Carl Ras-wan für die Kellogg-Ranch, Pomona (USA)von ihr 12 arabische Vollblüter, darunterzahlreiche Nachkommen von Skowronek.Nach einer schwierigen Bahn-Seefahrt En-de März 1926 kamen sie dort gut an undbilden das Fundament der modernen, ara-bischen Vollblutzucht in den USA.

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wurde von diesem Tag an CarlReinhard Raswan (Raswan,auch Radhwan, nach muslimi-scher Vorstellung der Engel derGlückseligkeit, der am Eingangzum Paradies steht). Mit einem der in Crabbet Parkerworbenen Hengst beteiligteer sich im April 1926 gemein-sam mit dem damaligen Holly-wood-Star Rudolf Valentino(1895 bis 1926) an den Drehar-beiten zum Stummfilm ‹DerSohn des Scheichs› (Nachfolge-film zu ‹Der Scheich›, 1921 ge-dreht). Er ritt den Apfelschim-mel Dschadaan AV, 1917, der in-zwischen der Kellogg-Farm ge-hörte, als Double für den be-rühmten italienischen Schau-spieler, der wenige Monate da-nach, Ende August 1926, inNew York gestorben ist. Dabeierlebte er einen Sandsturm-Tor-nado in der Coloradowüste beiLos Angeles, der ihm fast dasLeben gekostet hat.Nach dem dramatischen Ge-schehen in der Kellogg-Farmsehnte sich Raswan um somehr nach ‹seinen› Beduinenund unternahm noch 1926 er-neut einen langen Besuch beimRuala-Stamm, der ihn in dieWüsten- und SteppengebieteNordarabiens führte. Ein sehr

Wandernde Beduinen-Familie; Ruala-Beduinen mit ihren Kamelen und ihrer Stute,die ein Fohlen führt. Foto Carl Raswan 1927.

Gesattelte Kriegsstute der Ruala-Beduinen, Foto Carl Raswan um 1927. Das Pferd istbereits vom Kamel gelöst und sofort einsatzbereit.

‹Das arabische Zelt›,Gemälde (1866)von Sir EdwinLandseer (1802 bis1873), Gemädega-lerie London. So er-lebte auch CarlRaswan auf seinen13 Reisen zwischen1927 und 1936 so-wie in seiner Ju-gendzeit in Ägyp-ten die Heimstättender nomadisieren-den Beduinen, ver-bunden mit grosserArmut ihrer Be-wohner, aber auchmit deren grosszü-giger, herzlicherGastfreundschaft.

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Links: Tasse des Friedens. Zur Begrüssung eines Gastes wird imBeduinenzelt grundsätzlich eine Tasse Kaffee als Willkommens-gruss angeboten. Sie sichert dem Besucher das Gastrecht und

den Schutz durch den Gastgeber. (Foto: C.R.Raswan, um1927).Rechts: Carl Raswan im Häuptlingszelt der Ruala-Beduinen,rechts Blutsbruder Prinz Amir Fuaz,um 1930.

Carl Raswan mit Falken auf einer arabi-schen Stute im Zeltlager der Ruala-Bedui-nen um 1930.

Carl Raswan mit seinem arabischen ‹Adop-tiv-Vater›,dem Ruala-Chief Nuri ash-Sha’alan, der ihm die Stammesbruderschaftmit dem Namen ‹Abd-al-Aziz ibn Raswanar-Ruala› verlieh. Foto 1927 oder danach.

Ruala-Prinz Amir Fuaz (Fawaz), Blutsbrudervon Carl Raswan, auf einer arabischen Stu-te, die ohne Zügel geritten wird. Foto CarlRaswan um 1930.

Amir Nuri Sha'lan. Diese Beduinen-Persön-lichkeit war sehr lange Zeit Führer der Rua-la-Beduinen. Nuri Sha'lan nahm Carl Ras-wan in seine Familie und in seinen Stammauf; er war ihm ein warmherziger Freund.Trotz seines strapaziösen Lebens wurde er103 Jahre alt. (Foto:C.R.Raswan, um 1927).

Carl Raswan wurde 1927 zum Blutsbruderdes kleinen Ruala-Prinzen Fuaz (Fawaz);beide hielten sich Zeit ihres Lebens dieTreue.

Ruala-Beduinen mit ihren Kriegsstutenauf dem Marsch. Foto Carl Raswan um1927.

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enges Verhältnis entwickeltesich zwischen der Familie seinesBlutsbruders Prinz Fawaz undihm; dessen Grossvater, AmîrNuri as-Shaalan war jahrzehnte-lang oberster ‹Chief› der Rualaund Raswan sehr zugetan; erwurde übrigens103 Jahre alt!Die packenden Erlebnisse mitihm und seinem Stamm sowiedie daraus folgenden vielseiti-gen Erkenntnisse hat Carl Ras-wan in seinem Buch ‹Im Landder schwarzen Zelte›, 1934,*eindrucksvoll geschildert. 1927 erfolgte eine weitereFahrt nach Innerarabien undRaswan besuchte mehrere Be-duinenstämme. Dabei wurdeihm besonders deutlich, dass«seit dem Weltkriege das letzteRomantische und Ideale des Be-duinenlebens in sich zusammenfällt. Mauser- und Maschinen-gewehre und nun auch Auto-mobile vernichten hundertevon Pferden in gegenwärtigenKämpfen, die vorher mit Lan-zen und primitiven Waffen, nurungefährliche Wunden verur-sachten und wobei ritterlicheTugenden und Gesetze ihre Lei-denschaften (Blutrache zumBeispiel) im Zaume hielten. –...Im Oktober 1927 erlebte icheinen Fall bei den Fid’an-Ana-za-Beduinen, welche 135 Stu-ten an einem Tage verloren...»Auch das folgende Jahr 1928war durch derartige Ereignissegekennzeichnet, wozu auchnoch eine verheerende Dürrekam. Bei den Rualas starbenüber Wochen bis zu 2 000 Ka-

mele am Tag, die verdurstet wa-ren. Raswan hat das selbst mit-erlebt, als er Nordarabien undMesopotamien besuchte.Die Aufnahme in den Stammder Ruala-Beduinen und in dieFamilie von Nuri Shaalan am 15.April 1929 war für Carl Raswandie grösste Auszeichnung, dieer als Europäer und Christ, er-halten konnte. Fortan nannteer sich dort ‹Abd al-Aziz ibnRaswan-the Ruala›. In diesemJahr vermittelte Raswan denFrieden zwischen 21 Führern ri-valisierender Beduinenstämme;das wurde ihm hoch angerech-

net. Er schrieb seine theoreti-schen und praktischen Erfah-rungen ebenfalls 1929 zum er-sten Mal nieder, in Kleinwelkabei Bautzen, etwa 55 km östlichDresden. Diese interessantenAusführungen sind in ‹Der Ara-ber und sein Pferd›, 1930,* so-wie später im Textteil von ‹Ara-bische Pferde› (Bildteil von Ur-sula Guttmann) 1965 erschie-nen und belegen eindrücklichdie Bemühungen von Carl Ras-wan um die Erhaltung des ‹asi-len›Vollblutarabers, dessenStämme und Familien er auf-zählt. Seiner Kritik an mangeln-

Carl Raswan mit einer Gruppe der Ruala-Beduinen; die handschriftlichen Notizenstammen von ihm selbst. Foto um 1930.

Abbruch des Zeltlagers der Ruala-Beduinen, fotografiert von Carl Raswan um 1927.Ermachte diese Prozedur anlässlich seiner zahlreichen Wanderungen mit den Beduinenhäufig mit.

Die Temperaturamplitude in den trockenen, hochgelegenen Wüsten- und Steppen-gebieten ist extrem gross: Tagsüber in der Sonne um plus 50° C, nachts bis zu minus10° C. Deshalb können Regentümpel im Nedj-Hochland am Morgen gefroren sein,wie das Foto von Carl Raswan (um 1930) zeigt.

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den Abstammungen ArabischerVollblüter wegen, handelte ersich manchen Ärger ein, derihm Sorgen bereitete: «Ichkämpfe ja nur für die Wahrheit(nicht aus Bosheit)» schrieb eran Dr. Flade am 24.Oktober1964, «Die Wahrheit in derPferdezucht steht oben an. Ichmuss dafür eintreten und kannnichts verheimlichen! – Die Un-garn habe ich immer bewun-dert – viele Pferdezüchter in Un-garn nannten Halbblut-Araberniemals reine Araber sondernAraber-Rasse...». (Araber-Rasse-pferde werden heute Shagya-Araber genannt).Eine Veröffentlichung von CarlRaswan mit einem Foto des imGestüt Manial (auf der Roda-In-sel im Stadtgebiet Kairo gele-gen) beim Prinzen MohamedAli aufgewachsenen Schimmel-hengstes Jasir or. Ar.,1925, fandgrösstes Interesse. So wurde er1929 von der Besitzerin des Kö-

In Venedig promenierte er aufdem Sonnendeck des Schiffes,nachdem er seinen Strick losge-knabbert hatte. Dabei fiel erdurch eine Luke zwei Deck tie-fer auf dicke Baumwollballen.Er sprang auf, schüttelte sichund lief einen schmalen Gangentlang auf eine stählernePlattform, von der aus man ei-nen Rundblick über den ganzenMaschinenraum hatte...». DenHengst brachte er 1929/30nach Weil; er wurde mit Auflö-sung des Gestütes gemeinsammit weiteren 16 Zuchtpferden1932 vom WürttembergischenHaupt- und Landgestüt Mar-bach übernommen. Dort wirkteer bis 1948 und brachte einedurchweg hervorragende Nach-zucht. Eine der sensationellen Unter-nehmungen von Carl Raswanwurde durch den polnischenFürsten Roman Sanguszko1930 veranlasst. Er bat ihn, für

niglich Württembergischen Ge-stütes Weil, Pauline Fürstin vonWied, gebeten, den Hengst alsHauptbeschäler für ihren wert-vollen Zuchtbestand zu erwer-ben. Er schreibt dazu: «Nachmonatelangen Verhandlungen,für die ich auch den Beistandder Deutschen Botschaft in Kai-ro in Anspruch nehmen musste,nach einer persönlichen Rück-sprache mit dem König vonÄgypten (das war damals FuadI., 1868 bis 1936, d.V.)... gelanges mir endlich, diese grossenLiebhaber und Züchter des ed-len arabischen Pferdes in Ägyp-ten zu überzeugen, dass sichihr Opfer, Jasir nach Deutsch-land zu schicken, im Laufe derZeit als Gewinn für Ägypten er-weisen würde.» Während der16-tägigen Schiff- und Bahnrei-se von Kairo nach Weil gab esein besonderes Erlebnis: «...Ja-sir war ein kleiner Ausreisser, derdie Freiheit über alles schätzte.

Links: Der Hengst Jasir or.Ar.,1925, Manial (von Mabrouk or. Ar.,1912, Manial, aus der Negma or.Ar.,1906, Manial) wurde 1930von Pauline Fürstin zu Wied für das königlich-württembergischeGestüt Weil erworben; er ging 1932 mit einem Teil des Gestüts-Bestandes an das württembergische Haupt- und LandgestütMarbach (gegründet 1573), das damit seine internationale Be-deutung für die arabischen Vollblutzucht begründete. Die Fürstinhatte Raswans Foto von Jasir in einer Zeitschrift gesehen; siesuchte dringend einen Hengst «zur Neubelebung» der arabi-schen Vollblutzucht in Weil.Auf ihre Bitten hin kaufte ihn CarlRaswan nach monatelangen Verhandlungen, unter anderen mitÄgyptens König Fouad (1868 bis 1936): «Nach 16-tägiger See-und Eisenbahnfahrt, die Jasir und ich zusammen unternahmen,legte ich in Weil bei Esslingen Jasirs Führerleine in die Hände derBraut des jungen Prinzen Wied.» Die Erwerbung erwies sich alsein züchterischer Volltreffer! (SBW Nr.1). Rechts: Hengst Kuhailan Haifi db, 1923, Ruala-Beduinen (PASB

I/62), über seinen Sohn Ofir AV, 1933, einflussreichster Hengstder polnischen Araberzucht nach 1945.Roman Fürst Sanguszkosuchte zur Verbesserung und Erneuerung seines arabischen Ge-stütes in Gumniska nach dem I.Weltkrieg geeignete Zuchtheng-ste. Sein Gestütsleiter Bogdan von Zientarski (seit 1927) hattesich mehrfach in Westeuropa erfolgreich auf die Suche nach sol-chen Pferden gemacht. 1930 bat der Fürst den «Arabomanen»Carl Raswan, auf seine Kosten eine Reise nach Ägypten sowie inden vorderen Orient gemeinsam mit seinem Gestütsleiter zu un-ternehmen, um original arabische Zuchtpferde zu kaufen. Dasgeschah ab Budapest am 20.November 1930 über Istanbul; insechs Monaten sahen die beiden etwa 10 000 Pferde und legtenetwa 12 000 km zurück. Dabei kauften sie neun db-Pferde, da-von Kuhailan Zaid für Bábolna.Mitte Mai 1931 waren die übrigenacht Pferd gesund in Gumniska, das damit bis 1944/45 eine derwertvollsten Sammlungen arabischer Pferde ausserhalb Ägyptensund Arabiens besass.

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sein Gestüt in Gumniska, Süd-ostpolen original arabischeZuchtpferde zu kaufen und sei-nen Gestütsleiter, Bogdan Zien-tarski (1884 bis 1958), auf dieseReise mitzunehmen. Beide leg-ten im Vorderen Orient insge-samt etwa 12 000 km zurückund sahen dabei über 10 000Pferde. Der Verfasser dieses Bei-trages hat darüber ausführlichberichtet**. Bogdan Zientarskiführte ein Tagebuch, das er am24.August 1931 beendete (‹Podnamiotami beduinów›, 1931).

Sie waren von November 1930bis Mitte 1931 unterwegs undbrachten fünf db-Hengste undvier db-Stuten mit; davon bliebder Hengst Kuhailan Zaid db,1923 in Bábolna, die übrigenkamen nach Gumniska, das da-mit über den seinerzeit wert-vollsten Bestand original arabi-scher Vollblüter in Europa ver-fügte. Kuhailan Haifi db 1923wurde Vater von Ofir AV 1933,einer Perle des Gestütes JanówPodlaski. Am 6.August1955 schrieb CarlRaswan an Dr. Flade unter an-derem: «...Wir machten ja die‹historische Reise› vonBudapestnach Ägypten–Arabien... zu-sammen (unvergessliche Erleb-nisse). Sanguszko hatte mirBogdan ‹ans Herz gelegt› mit-zunehmen (nach Arabien).Wenn mich Pferdeleute heutein Amerika... fragen, wen ichfür den grössten Pferdemann...anerkenne, sage ich stets...Bogdan Zientarski. Er war nicht

nur ein Kenner und Fachmann,sondern er war ein seelischer(der grösste), intuitiver Pferde-mann, den ich je kannte. Wirwaren nicht immer einig, aberals Menschen ohne Nationalitätwaren wir Brüder (und das binich für Bogdan bis ans Endemeiner Tage)...».Raswan hat sich 1934 in Dres-den aufgehalten, denn er hatDr. Flade mitgeteilt, dass ihn dieGeheime Staatspolizei (Gesta-po) der Nazis dort verhaftet undschwer misshandelt hätte. Anden Folgen hat er bis zu seinemLebensende gelitten. Aus SantaBarbara schrieb er ihm am 22.Dezember 1965 «...HerzlichenDank für die wundervolle Kartemit ‹unserer› geliebten Sixtini-schen (Rafaels) Madonna. WirSachsen werden sie nie verges-sen. Jede Woche – mindestensein Mal – wenn ich vom Fusseder Brühl‘schen Terrasse ausdem kleinen Elbeschifffahrts-Dampfer (der mich jeden Mor-

Bogdan von Zientarski (1884 bis 1958)war von 1927 bis 1944 Leiter des GestütesGumniska (gegründet 1853) bei RomanFürst Sanguszko. Mit Carl Raswan, der dasFoto machte, unternahm er die Reise imAuftrage des Fürsten in den VorderenOrient 1930/31. Sie wurde für die Araber-zucht besonders in Europa und Amerikadurch den Import von insgesamt 12 hoch-klassigen originalarabischen Zuchtpferdenvon immenser Bedeutung. Bogdan vonZientarski führte während der Reise einTagebuch, das er am 24. August 1931 inGumniska beendete und unter der Über-schrift ‹Pod namiotami Beduinów› (UnterBeduinenzelten) in Druck gab. Der Autorhat ihn in seinen letzten Lebensjahrenmehrfach besucht.

Stute Hadba Inzihidb, 1930,Faisal IbnAbdul Hadi al Sa´dun.Sie wurde 1931durchBogdan von Zientarskiund Carl ReinhardRaswan als Fohlennach Polen gebracht.Dort fand sie im Ge-stüt Gumniska vonRoman Fürst Sangusz-ko eine neue Heimat.Samt fast aller ihrerStallgefährten undNachkommen hat siejedoch das Ende desZweiten Weltkrieges1944/45 nicht über-lebt (PASB III 47/48).

Die Stute RabdaKhuszaiba db, 1927,Szeik Hamad Ibn Fa-had Pasha al Sa’dunwurde anlässlich derReise von Carl Rein-hard Raswan undBogdan von Zientarski1931 nach Polen ge-bracht. Sie brachte imGestüt Gumniska desRoman Fürsten San-guszko fünf Nach-kommen, wurde1944 zum GestütWalewice umgesetztund schied dort 1946aus der Zucht aus(PASB III 95/96).

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gen von Wachwitz nach Dres-den brachte) nach dem Wetti-ner Gymnasium lief, da ging ichdurch den Zwinger und Nach-mittags ehe ich nach Wachwitzzurückfuhr, da blieb ich einigeMinuten in Rafaels kleinem

‹Heiligtum› und betrachtete mirin Andacht dieses unsterblicheKunstwerk. – Die letzten siebenWochen bin ich ziemlich krankgewesen und musste für eineWoche ins Hospital. Ich warüberarbeitet und es war Zeit,

dass man mir mal die I.Welt-kriegs-Gebrechen prüfte undwas ich mir so in Arabien zuge-zogen hatte – und ausserdemdie Verletzungen, die mir dieNazis (Geheime Staats Polizeiauf der Wiener Strasse, Dres-den) in 1934 beigebracht hat-ten (vor allem die Nieren-Verlet-zung). Man fand, dass alles gutvernarbt ist, nur die Nierebrauchte Behandlung und dieWirbelsäule. Die Lungen habenin den arabischen Sandstürmenoft geblutet (auch meine Ara-ber und sogar unsere Pferdehatten Lungenbluten, wenn dieSandstürme mehr als zwei Tagewährten). Aber alles ist geheilt,aber die Lungen zeigten (in X-Lage), dass sie voll Löcher sindund Silicosis gelitten hatten(deshalb bekommt mir trocke-nes Wetter besser als feuchtesKlima)...».Zu Beginn des Sommers 1936unternahm Raswan nochmalseine Reise in den Vorderen Ori-ent, ursprünglich nur, um seinealten arabischen Freunde zu be-suchen. Infolge der politischenVerhältnisse wurde sie äusserstgefährlich. Sie führte ihn zu-meist im Auto von Kairo überAkaba ins heutige Syrien undnach dem übrigen Nordarabien,von dort auf verschlungenenWegen durch den Irak nachBagdad, weiter in den Iran undnach Teheran, von dort zurücknach Alexandria und schliesslichnach Genua. Seine zahlreichen,abenteuerlichen Erlebnisse hater in seinem Buch ‹Escape fromBaghdad›, 1938,* veröffentlicht. In den Sandia-Bergen (Neu-Me-xiko, USA) besass Raswan vomEnde der dreissiger Jahre an ei-ne zeitlang ein kleines Gestüt.Dort züchtete er arabische Voll-blüter und begann im Verlaufedes Zweiten Weltkrieges damit,seine Aufzeichnungen aus sei-ner mehrere Jahrzehnte dau-ernden Reisetätigkeit im Vorde-ren Orient, in Ägypten, Europasowie Nord- und Südamerika zuordnen und soweit es möglichwar, zu publizieren (zum Bei-

Brief vom 11.Mai 1955 von Carl Raswan an den Autor, noch aus Mexico-City, vor demUmzug 1956 nach Kalifornien. Seit 1921 war er amerikanischer Staatsbürger und hattefür Mexiko nur zeitlich begrenzte Aufenthaltsgenehmigungen. In diesem Brief wird un-ter anderem die intensive Arbeit am ‹Raswan-Index› erwähnt.

Brief vom 22. Dezember 1965 von Carl Raswan an den Autor, jetzt aus seinem endgül-tigen Wohnsitz in Santa Barbara, Kalifornien.Unter anderem schreibt er – zum erstenMal – über seine gesundheitlichen Probleme,allerdings nicht über die,welche zu seinemTode 1966 geführt haben (Silikose, Folge der zahlreichen Sand- und Staubstürme, dieer in Steppen und Wüsten durchlebt hat). Er erwähnt auch die Verletzungen an Nierenund Wirbelsäule durch die Gestapo in Dresden 1934, die noch nicht (!) vernarbt seien.

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spiel ‹Söhne der Wüste›,1955,*). Dieses ‹Ordnung schaf-fen› dauerte mehr als acht Jah-re. Für die Vorbereitung des‹Raswan Index› waren nocheinmal fünf Jahre notwendig.Im Brief vom 11.Mai 1955 anDr. Flade schreibt er – noch ausMexico-City: «...Jetzt fahren wirnach unserem Heim in Oak-land, California, ...Im Sommerfange ich an, mein Lebenswerkheraus zu bringen: alle dreiMonate ein kleiner Band (etwa12 kleine Bände werden es imDruck werden). Ich nenne die-ses Gesamt-Werk ‹Raswan-In-dex› (Index aller Arabian Pedi-grees, Beduinen-Züchter, Ara-bien selbst (soweit es die Pfer-dezucht anbetrifft), usw. Dieser‹Raswan-Index› ist gleichzeitigein Handbuch für arabischeZüchter (er enthält auch alleImportationen, die je in denletzten einhundert Jahren nachEuropa und Amerika ka-men)...». Mit Hilfe seiner «vielbesseren Hälfte», seiner FrauEsperanza, die sich als Schreib-

kraft aufopferte, war schliess-lich das Manuskript dafür, etwa600 Maschinenseiten, fertig.Über Subskribenten – deshalbist die Auflage des Originals desRaswan-Index auf deren Zahl(380) begrenzt – hatte erschliesslich das Geld für dieDrucklegung zusammen: Insge-samt sieben Bände, davon einernach Raswans Tod, erschienenzwischen 1957 und 1967,* inenglischer Sprache.1955 hat Carl Raswan in einemInterview einige Bemerkungenzu seinen zahlreichen Besuchenbei den arabischen Beduinengemacht. So sagte er: «In derzivilisierten Welt vor und nach

dem Ersten Weltkrieg wurdendem Reisenden in allen asiati-schen Ländern, die an das Mit-telmeer, das Rote Meer undden Persischen Golf grenzten,politische Hindernisse in denWeg gelegt; aber wenn es ihmgelang, die gefährlichen KüstenSyriens, die Grenzen Transjorda-niens oder des Iraks zu über-schreiten und in die Wüste ein-zudringen, konnte er bei denBeduinen, diesen wanderndenkamel- und pferdezüchtendenStämmen Innerarabiens ziem-lich sicher leben. Die Beduinen,die sich Kinder Ismaels nennen,der ein Sohn Abrahams undHagars war, glauben immernoch an den Besuch verhüllter

Frau Esperanza Raswan, Photo von CarlRaswan um 1960. Sie ist «viel mehr als mei-ne bessere Hälfte» und «aus einem Stoffgemacht, aus dem Engel bestehen». Unteranderem hat sie die gesamte Schreib- undKorrekturarbeit für den ‹Raswan-Index›übernommen und nach Carl Raswans Todnoch den Ergänzungsband (Band VII/1967)herausgegeben. Nebst seinen vier Söhnenaus erster Ehe hat ihm Esperanza zweiTöchter, Chela und Beatriz, geschenkt.

Familie Carl Reinhard Raswan im Juni 1961in Santa Barbara, Kalifornien.Frau Esperanza mit Töchtern Chela undBeatriz.

Eine der Buch-Widmungen, die Carl Ras-wan vorgenommen und damit seine Leserbegeistert hat, hier eine vom 18. Februar1956 aus Mexiko-City.

Das Haus der Familie Raswan in Santa Barbara, Kalifornien, um 1964.

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Engel in ihren Zelten ausschwarzem Ziegenhaar (‹DieEngel steigen nachts herab, be-suchen unsere Pferde, legen dieHand auf ihre Stirnlocke, seg-nen das Pferd und den, der beiihm ist›, d.V.).Darum wird derechte Nomade seinen Gast niemit der Frage behelligen, wer erist, woher er kommt oder wo-hin er will. Wenn er es nichtvon selbst sagt, wird der Bedui-ne ihn hinnehmen – den Fremd-ling und Ausländer – wie einenBoten seines Schöpfers, und esvorziehen, den Rest seiner Tagein Ungewissheit darüber zuschweben, ob sein Gast von ei-nem sterblichen Menschen ab-stammt. So unschuldig – und inunseren Augen so unwissend –diese Nomadenvölker Arabiensauch scheinen mögen, besitzensie doch eine hohe Intelligenz.Sie haben sich ihre Persönlich-keit und die Würde ihres Le-bens in Freiheit bewahrt. Siehaben ihr völkisches Leben ge-rettet kraft eines Ehrenkodexes,der die grossen Grundsätze derMenschlichkeit enthält, jeneGrundsätze, auf denen die Kul-

tur und Gesittung der Hellenenberuhte.» Und im Brief vom 16.Januar 1965 an Dr. Flade heisstes: «...Das überzeugt mich wie-der, wie doch die Herzen derMenschen zusammen hängenin allen Ländern, wenn sie zuGottes Natur und die gottge-schaffene Kreatur kommen:Mensch und Tiere! Diese Liebefür Natur und Tiere ist diestärkste Bindung, die zwischenMensch und Erde besteht unduns einen gesunden Verstandund einen gesunden Körper zuerhalten vermag. Denn, werNatur und Tiere liebt, den ziehtes immer wieder heraus wo dieElemente ihn beleben und erfri-schen. Der moderne Menschbaut sich seine eigene Welt imLaboratorium auf und ist im Be-griff, sich einzukapseln, aber ei-nes Tages muss er zurückkeh-ren zu der Natur – dem ‹Myste-rium›, das jeden Grashalm unddie Tiere auf und in der Erdeund in den Ozeanen und imLuftmeer umgibt und sie lebenlässt und ihre Lebensgrenzenfestgelegt hat...».Zu seinem unerwarteten plötzli-chen Tod kondolierte am 14.Ja-nuar 1967 auch Prinz Mútib Fa-waz as-Shaalan und mit ihmder Stamm der Ruala-Beduinen,die mit ihm einen ‹treuen, lie-ben Freund› verloren hatten,

wie auch viele andere, die ihnauf seinem Lebensweg beglei-ten durften.

Hinweis für unsere Leser:1. Nebst dem ‹Raswan-Index› sinddie für die Araberzucht wichtig-sten Erkenntnisse und Schlussfol-gerungen von Carl Raswan in eini-gen weiteren Buchtiteln ausführ-lich enthalten, vor allem in:– Arabische Pferde, Carl R. Ras-

wan/Ursula Guttmann, HadlaubVerlag, Winterthur 1965,

– Der Araber und sein Pferd, CarlR.Raswan, Schickhardt & Ebner,Stuttgart 1930,*

– The Arab and His Horse, CarlRaswan, Eigenverlag, Oakland,California, 1955.

2. * die im Text mit diesem Zei-chen kenntlich gemachten Buchti-tel sind beim Georg Olms Verlag inD-31134 Hildesheim, Hagentorwall7 (Telefon 0049 5121 15010) inden letzten Jahren nachgedrucktworden und dort noch erhältlich.

3. ** Janów Podlaski und die pol-nische Araberzucht, Johannes ErichFlade, tebasil-Verlag, 1997, 8500Gerlikon, Oberdorfstrasse 10 (Tele-fon 052 730 05 05), dort noch er-hältlich.

Gedenk-Medaille zum hundertjährigen Be-stehens der EAO, die als RAS (Royal Agri-cultural Society) 1898 gegründet wurde.Mit ihr ist die Geschichte des Zuchtbe-standes im Gestüt Kafr Farouk, dem heuti-gen El Zahraa, eng verbunden. Carl Ras-wan hat die Beziehungen zu beiden Ein-richtungen sehr gepflegt.

Der Buchdeckel vom Band IV vom Ras-wan-Index. Er enthält, wie auch die übri-gen Bände, alle Angaben über Pferde,Personen, Begriffe usw. mit den Anfangs-buchstaben N bis R sowie Fotographienund erschien in Mexiko-City 1961.

Schwarzer Buchdeckel vom Ergänzungs-band (VII) vom Raswan-Index. Er erschienerst nach dem Tode von Carl Raswan undwurde durch seine Frau herausgebracht.Enthalten sind in alphabetischer Reihen-folge in den vorherigen Bänden bishernicht vorhandene sowie aktuelle Angabenund eventuelle Korrekturen, weiterhin Bei-träge zu den ‹Arabian strains› und zumBegriff ‹asil› sowie Fotografien. Der Banderschien in Mexiko-City 1967.

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Vom 14. bis 16. Juli dieses Jah-res fand in Bábolna ein Beurtei-lungslehrgang statt, der nebstder allgemeinen Beurteilungvon Shagya-Arabern zum Zielehatte, geeigneten jungen Kan-diaten die Möglichkeit zu eröff-nen, sich für das Richteramt fürShagya-Araber zu bewerben.Ahmed Al Samarraie stelltedenn auch klar, dass die beste-hende Richterliste weiterhinGültigkeit habe und in nächsterZeit aktualisiert werde. DieserBeurteilungslehrgang sei dennauch nur ein erster Baustein inder Ausbildung von neuenRichtern. Wesentlich sei auch,dass die neuen Richterkandida-ten von den Mitgliedverbändennominiert würden.Es sei vorweg genommen, diedreitägige Veranstaltung warvon Tamás Rombauer, dem Di-rektor von Bábolna und Mit-glied des ISG-Direktoriums undseinen Mitarbeitern vorbildlichorganisiert worden. Gleich nachder Ankunft konnten die 70Teilnehmer aus 14 von 17 Mit-gliedländern ihre Hotelzimmerbeziehen und sich im zum Ge-stüt gehörenden Restaurant«Ötösfogat (Fünferzug)» ver-pflegen. Als besonders lobens-wert darf man die Simultan-

übersetzungen erwähnen, dievier Übersetzer verstanden ihreArbeit hervorragend. Insbeson-dere, wenn man bedenkt, dassdie Übersetzungen vom Ungari-schen ins Deutsche und insEnglische und zurück, mit allden Fachausdrücken zu mei-stern waren. Als Instruktorenam Beurteilungslehrgang am-tierten nebst den beiden Unga-ren Dr. Water Hecker und Ta-más Rombauer, Ahmed Al Sam-arraie, Vorsitzender des ZSAA inDeutschland, Dieter von Kleist,Geschäftsführer des VZAP inDeutschland und Bruno Furrer,Vorstandsmitglied des Shagya-Araberverbandes der Schweiz.Sie hatten bereits am Vortagdie zur Beurteilung vorgesehe-nen Shagya-Araber alle vorge-mustert. Diese Vormusterungerwies sich als überaus sinnvoll,denn schon hier zeigte sich,dass sich die Beurteilungskrite-rien in den Verbänden in denletzten Jahren auseinander divi-diert hatten. So war man sichzum Beispiel nicht einig, obFundamentfehler, die sich inden Bewegungen auswirken, imFundament und /oder auch inden Bewegungen bestraft wer-den sollen. Grundlage jeden-falls ist das vom damaligen Vor-

Richterseminar und Beurteilungslehrgang der Internationalen Shagya-Araber Gesellschaft (ISG).

Die Lehrgangteilnehmer hören sich dieAusführungen von Dr. Walter Hecker überden Typ des Shagya-Arabers an. Hier am

Beispiel von Jussuf VIII (Báb) (Joska), gebo-ren 1987, in DK-Brande, von 5860 JussufVII-4, 1962, Bábolna, aus der 56 Shagieh

(DK) (173 Shagya XXXVI), 1956, Bábolna.Während diesen Tagen konnte das Augeintensiv geschult werden.

Batan (2597 O' Bajan XVIII Báb), 1984, CH-Himmelried, Rappe, von Badan (CH) (O' Bajan XIII-1),1959, Bábolna, Rappe, aus der O'Bajan I-17,1971 Barthahus,Braun.

3926 O' Bajan XVIII-1 (XXIV),1993, Bábolna,Rappe, von 2597 O' Bajan XVIII (Báb) (Batan),1984, CH-Himmelried, Rappe, aus der178Juditha, 1990, D-Reichshof, Dunkelbraun.

4089 O'Bajan XX-6 (Pagát) 1997, Bábolna,Schimmel, von O' Bajan XX (Báb) (Pamino),1980, D-Reichshof, Schimmel aus der 199Gazal XIII-5, 1993, Bábolna, Schimmel.

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stand erarbeitete und von Dr.Frielinghaus heraus gegebene«Merkblatt für das Richten vonShagya-Arabern» sowie der ge-zeichnete «Ideale Shagya-Ara-ber». Diese beiden «Lehrmittel»begleiteten denn auch die Teil-nehmer am Lehrgang über dieganze Zeit mittels eines um-fangreichen gedruckten Doku-ments.Der Freitag stand ganz im Zei-chen des theoretischen Teils. Sowurde ein Videofilm eines vonDr. Ekkehard Frielinghaus 1995gehaltenen Vortrages zur Beur-teilung des Shagya-Arabers vor-gestellt. Professor Peter Sótonyi,Ungarn, erläuterte mittels ein-drücklicher Beispiele die Anato-mie des Fundaments des Pfer-des. Ahmed Al Samarraie beti-telte seinen Diavortrag: «DieZusammenhänge der anatomi-schen Anlagen mit den Bewe-gungen». Schliesslich erklärteProfessor Imre Bodó, Ungarn,in seinem Vortrag die «LinearePferdebeurteilung», eine ande-re Möglichkeit, Pferde zu beur-teilen. Nach dem Abendessen,es war bereits dunkel, besuchteman noch den «Csikótelep»,den Fohlenhof. Immer wiederein wunderbares Erlebnis, dasfür jeden Besucher ganz ein-fach dazu gehört.Am Samstag fand der prakti-sche Teil statt. Beim erstenPferd demonstrierte Dieter von

Kleist wie die Beschreibungstattfinden sollte. Fünf Heng-ste und fünf Stuten wurden invier nach ihren Sprachen zu-sammen gestellten Teilnehmer-gruppen im Wechsel, ange-führt von den eingangs aufge-führten Instruktoren, mit Textund Noten minutiös beurteilt.Zu Beginn des Nachmittagswurden die fünf Hengste in ei-ner Reihe aufgestellt und Dr.Walter Hecker erörterte denTyp des Shagya-Arabers. Ange-regt wurde diskutiert und dievon den «Lehrern» vorgegebe-nen Beurteilungen mit den ei-genen verglichen. Diese Arbeithat die Teilnehmer an der brü-tenden Sonne sehr bean-sprucht und so war man froh,dass am späteren Nachmittageine Hengstparade mit ver-schiedenen Hengststämmenvorgesehen war. Vertreter desO' Bajan- (angeführt von Ba-tan), Ibrahim, Gazal-,Koheilan-,Shagya-, Kemir- und Jussuf-stamm zeigten die Vielfalt derderzeit in Bábolna aufgestell-ten Beschäler auf. Die Gespan-ne, allen voran der berühmte«Bábolnaer Fünferzug» sindimmer wieder eine Augenwei-de. Eine vom Reiter Peter Pachlkommentierte Dressurvorfüh-rung der Klasse S mit dem Sha-gyahengst Pamir konnte be-wundert werden und schliess-lich war auch noch eine

In vier Gruppen bewerteten etwa 70 Teil-nehmer aus 14 Nationen schulmässig fünfStuten und fünf Hengste während fast ei-

nem ganzen Tag. Im Vordergrund wird dieStute Kemir V-5,1996, Bábolna, von KemirV, 1985, Bábolna, aus der 178 Jutha,1990,

D-Reichshof, beurteilt und benotet. In die-ser Gruppe arbeiten Deutsche, Franzosen,Venezolaner, Slowaken und Schweizer.

Shagyahengst Shagya V,1995, Bábolna, vonShagya III (Shagal), Barthahus aus der FaragII-7, Bábolna

Shagyahengst Gazal XIV, 1990, Bábolna,von Gazal XI, 1965, Bábolna, aus der 151Kemir IV, 1984, Bábolna.

Shagyastute Shagya VI-2, 2001, Bábolna,von Shagya VI, 1994, Bábolna, aus der193 Namora, 1987, D-Aystetten. Alle aufdieser Seite abgebildeten Pferde wurdenunter anderen beurteilt.

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Springprüfung organisiert wor-den, in der ein Dutzend Sha-gya-Araber aus der ungarischenPrivatzucht, die nur für diesePrüfung angereist kamen, ihreMöglichkeiten aufzeigten. Einegut gerittene Quadrille mitsechs Hengsten wurde ab-schliessend von den Gestütsan-gestellten in ihren traditionellenUniformen, in der altehrwürdi-gen Reithalle vorgestellt. DerZüchterabend mit ungarischerMusik und Folklorevorführun-gen schloss diesen überaus in-teressanten Tag ab.Am Sonntagmorgen musstenalle Teilnehmer, 10 Hengste und10 Stuten benoten, wobei fürjedes Pferd nur vier Minutenzur Verfügung standen. Sowurden die Verhältnisse an ei-ner Schau und die Schwierig-keit einer raschen Beurteilungsimuliert. Diese Bewertungenwaren auch dadurch besondersschwierig, weil alle diese Ge-stütspferde gute oder sehr guteQualität aufwiesen.Nach dem Mittagessen reistendie Freunde des Shagya-Ara-bers, die drei wunderbare Tagein Bábolna erleben durften,wohl allesamt zufrieden in ihreHeimat zurück. Es war ein gross-artiges Erlebnis, das die Zusam-mengehörigkeit über dieSprach-grenzen hinaus aufs Eindrück-lichste unter Beweis stellte.

Bruno Furrer

Etwa 70 Teilnehmer aus 14 von heute ins-gesamt 17 Mitgliedländern der ISG waren

zum Richterseminar und Beurteilungslehr-gang angereist. Zum Abschluss haben sie

sich in der altehrwürdigen Reithalle zu ei-nem Gruppenbild aufgestellt.

In der Hengstparade zeigte sich der Saphir I-Sohn 3640 Shagya II-3 (Silver) bestechend.

Immer wieder eine Augenweide, der Bábolner Fünferzug mit Shagya-Araberstuten.

Shagyahengst Gazal XII-4 Sultan (Gazal XX) von Amor aus der 153 Shagya XLVI.

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173 Shagya XIX-9, 1924, Tata, von ShagyaXIX, 1914, Bábolna aus der 435 Shagya X-25,1912, Radautz. 435 Shagya X-25 wur-de 1914 von Radautz nach Innerösterreich

evakuiert und von Piber aus 1923 an GrafFranz Esterházy in Tata verkauft.Der Halsbrand «173» war im Esterházyge-stüt in Tata üblich, nicht aber in Bábolna.

Bildunterschrift: Hauptmann der BábolnerMilitärmusik.

Änderungen im Mitglieder- und Pferdebestand 2006Changements à l' inventaire membres et chevaux 2006Stand: 21.08.06

Mitglieder / membres

Wir begrüssen als Mitgliednous saluons comme membre

Ursula Trachsel, Brünneli, CH-1713 St. AntoniRudolf Allemann, Gehrengasse 13,CH-4704 NiederbippStefan Anliker, Burgmatt 8, CH-6130 WillisauOtto Prossliner, Riol 14, I-39045 FranzensfesteEmanuel Cimadom, Altenmarktgasse30, I-39042 BrixenNicolas Passello, Rue de la Gruère 17,CH-2350 Saignelégier

Austritte / départsKarl Utiger, Rütistrasse 15, CH-9011 St.Gallen

Pferde / chevaux

Registrierungenenregistrements

Kohalla, 2004, I-Kiens, S - CH-ShA/8/04, Korrektur von Angabe 2005!V: Jagello, 2000, D-ReichshofM: Koheila, 1992, D-Bedburg-HauZüchter/éleveur: Peter Rubner, Treitling 24, I-39030 KiensBesitzerin/propriétaire: Ulrike Planken-steiner, Balusteinweg 3, I-39030 Pfalzen

Kehnia, 1994, D-Köckte, S - CH-ShA/9/94V: Shagya XXXIX-11, 1973, D-HasselM: Kehana II, 1988, D-OldendorfZüchter/éleveur: Wilhelm May, Fritz-Schulz-Str. 10, D-39694 Köckte

Besitzer/propriétaire: Rudolf Allemann, Gehrengasse 13,CH-4704 Niederbipp

Samba, 1992, D-Lippstadt, S - CH-ShA/15/92V: Shagan, 1988, D-DüsseldorfM: Balaika, 1982, D-LippstadtZüchter/éleveur: Winfried Steinhoff,Badstr. 14, D-4780 Lippstadt/EickelbornBesitzer/propriétaire: Rudolf Allemann, Gehrengasse 13,CH-4704 Niederbipp

Marah, 2004, I-Kiens, S - CH-ShA/9/04V:Pegasus III, 1993, D-Amorbach,HM: Bint Moneefa, 1992, D-Ebersbach,SZüchter/éleveur: Hermann Rubner,Grümachstrasse 1, I-KiensBesitzer/propriétaire: Peter Rubner,Treitling 24, I-39030 Kiens

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Zwei wichtige Termineim Jahr 2007:Die Generalversammlung desShagya-Araberverbandes derSchweiz findet am Samstag,24. Februar 2007 statt.Die Zuchtanerkennungsschau2007 findet am Samstag, 19.Mai 2007 statt.

Gegenwärtig ist die Totalrevisionder Schweizer Tierschutzver-ordnung in der Anhörung. Der Vor-stand setzt sich intensiv damit ausein-ander. Änderungsanträge müssen bisam 10. November dem EidgenössischenVolkswirtschaftsdepartement einge-reicht werden. Verordnungsentwurfund Erläuterung dazu können über dieInternetadresse www.bvet.admin.chbezogen werden.

Jagello, 2000, D-Reichshof, H - CH-ShA/4/00V: Thamias, 1993, D-Reichshof, HM: Jarmila, 1985, D-Reichshof, SZüchter/éleveur: Ruth Pack, D-51580 Reichshof/OberaggerBesitzer/propriétaire: Peter Rubner,Treitling 24, I-39030 Kiens

Koheilan-931, 1993, A-Ebensee, SCH-ShA/11/93V: Koheilan III-2, 1974, Topolcianky, H M: Koheilan IV-15,1985,Topolcianky,SZüchter/éleveur: Johann Schmoller,Lahnsteinerstr. 23, A-4802 EbenseeBesitzer/propriétaire: Stefan Anliker,Burgmatt 8, CH-6130 Willisau

Jeyenne du Cavallon, 2003,F-Bougnon, S - CH-ShA/5/03V: Carol, 1995, I-Kiens, H M: Jucunda, 1991, D-Reichshof, SZüchter/éleveur: Gaby von Felten, Rue de la Paix, F-70170 BougnonBesitzer/propriétaire: Nicolas Passello, 17 rue de la Gruère,CH-2350 Saignelégier

Deckscheinecertificats de saillie

Mersuch XIX-37, 1987, Radautz, HISG-I-ShA/6/87 3 StückBesitzer/propriétaire: Peter H. Windrath, Via della Rive 8, I-33081 Aviano

Bahadur, 1991, CH-Himmelried, HCH-ShA/5/91 3 StückBesitzerin/propriétaire: SabineUschmann Maurer, Zielweg 269, CH-4497 Rünenberg

Ghazzir, 1983, D-Nettetal, H - CH-ShA/8/83 1 StückBesitzer/propriétaire: Siegfried Frei,Sammelbüelstrasse 11, CH-9053 Teufen

Gazal XVI, 1994, Bábolna, H - CH-ShA/5/94 1 StückBesitzerin/propriétaire: Irma Frei-Huber, Sammelbüelstrasse 11, CH-9053 Teufen

Carol, 1995, I-Kiens, H - CH-ShA/9/95 4 StückBesitzerin/propriétaire: Gaby von Felten, Rue de la Paix, F-70170 Bougnon

Fohlen / poulains

Jona du Rang, 2006, CH-Goumois, SCH-ShA/1/06 (13.04.06)V: Bahadur, 1991, CH-HimmelriedM: Ubayan-38, 1986, TopolciankyZüchterin/éleveur: Regula Zwicky,

Sur-le-Rang, CH-2354 GoumoisKalahari, 2006, I-Kiens, S - CH-ShA/2/06 (23.04.2006)V: Pegasus III, 1993, D-AmorbachM: Kohelia, 1992, D-Bedburg-HauZüchter/éleveur: Peter Rubner, Treitling 24, I-39030 Kiens

Al Ju Claro, 2006, CH-Niederrohrdorf,H - Ch-ShA/3/06 (04.06.2006)V: Cimarron, 1995, D-Zell, H M: Kehnia, 1994, D-Köckte, SZüchter/éleveur: Carmen Bergmann,Brieberg 22, D-93191 RettenbachBesitzer/propriétaie: Rudolf Allemann,Gehrengasse 13, CH-4704 Niederbipp

Gaia, 2006, I-Aviano, S - CH-ShA/4/06 (21.05.06)V: Or Kahn, 1997, A-Lengau, HM: Larissa, 1998, I-Aviano, SZüchter/éleveur: Peter H. Windrath,Via della Rive 8, I-33081 Aviano

Handänderungen / change-ments de propriétaire

Goldrausch von Liechtenstein, 2002,FL-Nendeln, S - CH-PSh/3/02Besitzerin/propriétaire: Marisa Pizzileo,Churerstrasse 44, FL-9485 Nendelnab/dés: 01.01.2006, Katharina Bron,Dorfstrasse 12 B, CH-4243 Dittingen

Kehnia, 1994, D-Köckte, S - CH-ShA/9/94Besitzer/propriétaire: Rudolf Alle-mann, Gehrengasse 13, CH-4704 Niederbippab/dés: 28.04.2006, Annette Irniger,Dobegg, CH-5443 Niederrohrdorf

Samba, 1992, D-Lippstadt, S - CH-ShA/15/92Besitzer/propriétaire: Rudolf Alle-mann, Gehrengasse 13, CH-4704 Niederbippab/dés: 28.04.2006, Annette Irniger,Dobegg, CH-5443 Niederrohrdorf

Kehnia, 1994, D-Köckte, S - CH-ShA/9/94Besitzer/propriétaire: Annette Irniger,Dobegg, CH-5443 Niederrohrdorfab/dés: 15.06.2006, Rudolf Allemann,Gehrengasse 13, CH-4704 Niederbipp

ImpressumINFO 2006-4Offizielles Verbandsorgan des Shagya-Araberverbandesder Schweiz.Erscheint vier bis fünf mal pro Jahr.

Redaktion und Datenverabeitung: Bruno FurrerOberdorfstrasse 10CH-8500 Gerlikon0041 52 730 05 05

Redaktionelle Mitarbeiter:Dr. Dr. Johannes Erich Fladesowie alle Vorstandsmitglie-der des Shagya-Araber-verbandes der Schweiz.Fotos: Dr. Dr. Johannes ErichFlade, Siegfried Frei, ElisabethFurrer. Archiv Bruno Furrer.

Druck und Personalisierung: DRUCKSPRINT Christian FurrerHegnaustrasse 608602 Wangen / ZH

Inhalt INFO 2006-4:

Die Stutenfamilie74 Tiffle db,1816,geboren 1810. 1

Carl Reinhard Raswan:«Wir besitzen ein Pferd nie; es wird uns anvertraut!». 2

Richterseminar und Beurtei-lungslehrgang der Interna-tionalen Shagya Araber Gesellschaft (ISG). 15

Vereinsnachrichten. 18

Die Vorstandsmitglieder. 20

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Finanzen / financesEdith FreiSchoeckstrasse 3, 9008 St. GallenTelefon: 071 244 02 38Telefax: 071 245 01 02E-Mail: [email protected]

Aktuar / Actuaire(Sport)Kurt SchläpferSonnmattstrasse 3, 9607 MosnangTelefon: 071 983 20 09Telefax: 071 983 40 26E-Mail: [email protected]

( ) = Vertretung / remplacement

Stutbuch / studbook(Sekretariat / secrétariat)(Finanzen / finances)Alfred ZinggPostfach 74, 3176 NeueneggTelefon: 031 741 09 67Telefax: 031 741 09 24E-Mail: [email protected]: www.alfred-zingg.chund www.shagya.info

SportMirjam Krasensky FreiAlte Landschreiberei, 8314 KyburgTelefon privat: 052 232 45 23E-Mail: [email protected]

Präsident / présidentSiegfried FreiSammelbüelstrasse 11, 9053 TeufenTelefon privat: 071 333 10 18Telefax privat: 071 333 10 77Telefon Geschäft: 071 292 34 34Telefax Geschäft: 071 292 34 00

Sekretariat / secrétariat (Stutbuch / studbook)Bruno FurrerOberdorfstrasse 10, 8500 GerlikonTelefon privat: 052 730 05 05Telefax privat: 052 730 05 06Telefon Geschäft: 052 723 55 40Fax Geschäft: 052 723 58 73E-Mail: [email protected]

Adressen des Vorstandes / Adresses du comité

Besuchen Sie uns im Internetwww.shagya.chwww.shagya.info

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Shagya-Araberverband der SchweizBruno Furrer, Oberdorfstrasse 10, CH-8500 Gerlikon

Ein Besuch in der Nacht im Stutenstall vonBábolna, draussen im Csikótelep, ist im-mer ein besonderes Erlebnis. Sigi Frei hatzu den Stuten dort ein ganz besonderesVerhältnis, waren doch Anfang der 90-erJahre eine ganze Anzahl Bábolner Stutenim Gestüt Amor in Wittenbach zum Ab-fohlen und zur Bedeckung mit dem Sha-gya-Araberhengst Amor.

Hier ist Sigi Frei abgebildet, mit der zau-berhaften 191 Gazal XII, 1991, von Amor,1971, D-Ankum aus der 164 Gazal XI,1987, Bábolna, geboren in Wittenbach.Diese Aufnahmen entstanden anlässlichdes Beurteilungslehrgangs vom 14.bis16.Juli dieses Jahres in Bábolna.Die Stuteführt ein hüsches Stutfohlen von ShagyaV bei Fuss.Die abgebildete Stalltafel zeigt

oben die Abstammung der Stute (Shagya-Araber blau und Vollblutaraber grün).Dar-unter hängt die Tafel für das Fohlen, mitden Angaben, von welchem Hengst es istund wann es geboren wurde.Amor hat die Bábolner Stuten alle in Wit-tenbach gedeckt, er war nie in Bábolnaaufgestellt, trotzdem erhielt er dort dieHauptbeschälernummer Gazal XII.

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