efre.brandenburg.de · ne dritte Fabrik an einem weite-ren Standort in Ostbrandenburg sei bereits...

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Transcript of efre.brandenburg.de · ne dritte Fabrik an einem weite-ren Standort in Ostbrandenburg sei bereits...

Märkische Oderzeitung

Die InvestitionsBank des Landes Branden-burg (ILB) ist der zentrale Zuwendungsge-ber für Mittel aus dem Europäischen Fondsfür Regionale Entwicklung (EFRE). Kern-geschäft der Bank ist die Förderung öffent-licher und privater Investitionsvorhaben inden Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur undWohnungsbau. Die ILB bietet Zuschüsse,Darlehen, Bürgschaften und Beteiligungenaus Mitteln des Landes, des Bundes, derEU sowie aus Eigenmitteln.

Im Rahmen des EFRE berät die ILBüber Fördermöglichkeiten, wählt Projekteaus, bearbeitet Anträge, vergibt Fördermit-tel und prüft die korrekte Verwendung derGelder. Die ILB berät das Land bei der Ent-wicklung neuer Finanzierungsinstrumente,wie z.B. revolvierende Fonds. Im Gegen-satz zu verlorenen Zuschüssen ermöglichenzweckgebundene Fonds Rückflüsse, diekünftig erneut eingesetzt werden können.

Brandenburg erhält seit 1991 EFRE-Mit-tel. Diese sollen dem Land helfen, zu denwirtschaftlich erfolgreichsten Regionen derEU aufzuschließen. Von 2000-2006 wurden9300 Projekte mit rund sechs MilliardenEuro unterstützt. Daran beteiligte sich dieEU mit 1,7 Milliarden Euro. Von 2007-2013liegt bei der Unternehmensförderung (660Millionen Euro) einer der Schwerpunkteauf Technologie und Innovation. Infrastruk-turen werden in den Bereichen Forschung/Bildung (256 Mio. Euro) sowie wirtschafts-nahe Infrastruktur, Straßenbau, Kultur undTourismus (330 Mio. Euro) gefördert. Wei-tere 223 Mio. Euro gibt es für die nachhalti-ge Stadtentwicklung und Umweltprojekte.Der Einsatz des EFRE erfolgt über Förder-programme des Landes. Über die Förder-fähigkeit der Projekte entscheiden die zu-ständigen Institutionen im Land.

www.efre.brandenburg.de

Seite 3Odersun

Seite 4Kirow Ardelt

Seite 5Yamaichi ElectronicsRobeta Holz

Seite 6Frenzel Oderland TiefkühlfrostKlosterbrauerei

Seite 7MTU

Seite 8Opitz HolzbauOrafol

Seite 9VW Design Center

Seite 10Kjellberg

Seite 11CalegClever Etiketten

Seite 12SpreewaldthermeBASF

Seite 1302-GermanyGelkaps

Seite 14Kowitec IngenieurgesellschaftALOS Low Oxygen Systems

Seite 15Funkwerk DabendorfAcri.Tec

Seiten 16/17Grafik

Seite 18Wankel SupertecUesa

Seite 19Institut für Innov. Mikroelektr.

Seiten 20ZALFOSZ „Waldfrieden“

Seite 21Pik

Seite 22Fachhochschule WildauOSZ Hennigsdorf

Seite 23IMZ der BTU

Seite 24Panta RheiOSZ Forst

Seite 25St. Marien Frankfurt (Oder)

Seite 26Spreeinsel BeeskowTourismuszentrum „Finow“

Seite 27Gedenkstätte KGB-GefängnisKlosteranlage St. Pauli

Seite 28KunstmuseumDieselkraftwerkIBATerrassenSeite 29ZiS SchwedtSchleuse Kossenblatt

Seite 30Konversion HavellandHafen Königs Wusterhausen

Seite 31ElbebrückeWasserwander-Rastplatz

TitelfotoTest eines Schaltkreisesim Frankfurter IHP (dpa)

Von HEINZ KANNENBERG

Frankfurt (Oder) Odersunist von den bisher drei Solar-fabriken in Frankfurt (Oder)bisher die kleinste. Einezweite mit sechs Produktions-linien wird im kommendenJahr in Fürstenwalde die Arbeitaufnehmen. 102 Mitarbeiter be-schäftigt Odersun derzeit. Ei-ne dritte Fabrik an einem weite-ren Standort in Ostbrandenburgsei bereits in Planung, sagt Ra-min Mokhtari, kaufmännischerVorstand. „Wir setzen unsereWachstumsstrategie fort, in demwir schrittweise die Produktionerweitern“, sagt er, „um Risikengering zu halten und so schnellwie möglich größere Kapazitä-ten aufzubauen“. Das Wachstumder Odersun AG wird durch ei-ne Finanzierung in Höhe von 61Millionen Euro durch interna-tionale Investoren aus den USA,Großbritannien, Frankreich undChina sowie Fördermitteln er-möglicht. Der gebürtige Iranerbesorgte das entscheidende Ri-sikokapital von Doughty Han-son Ventures aus London undbrachte als Kooperationspartnerdas Materialforschungsunter-nehmen AT&M aus China ein.„Wir wollen einer der größtenModulhersteller der Welt wer-den“, sagt Mokhtari.

Das klingt selbstbewusst. Die-se Zuversicht gründet sich aufeigene Forschung und Entwick-lung seit über 15 Jahren. DasUnternehmen Odersun ist einFrankfurter Kind und eine Aus-gründung aus dem heimischenInstitut für Solartechnologien.Die Patente stammen von hier.Odersun stellt in einem eigensentwickelten Verfahren Dünn-schicht-Solarmodule aus extremdünnen Kupferbändern her, dienebeneinander verklebt werden.Diese Dünnschicht-Modulewerden zunächst in Solarparks,auf Dächern oder in Fassadeneingesetzt. Aber auch zum La-den von Laptops, Handys oderMusikplayern kann diese Tech-nik zum Einsatz kommen. Siekönnen dann quasi beim Spa-

zierengehen wieder aufgeladenwerden.

In Fürstenwalde sollen erst-mals zwei separate An-lagen entstehen: In ei-nem Betriebsteil wirddie Zellproduktionstattfinden, in dem an-deren die der Module.Die Odersun-Tech-nologie erlaubt, sagtMokhtari, die Trennungvon Zell- und Modulproduk-tion. Das in der Fürstenwal-der Fabrik erprobte Know-Howsoll dann für nachfolgende grö-ßere Produktionseinheiten ge-nutzt werden. Dünnschicht-Solarzellen auf einer 2,7Kilometer langen Kupferrol-le sollen künftig in weiterenFabriken in Brandenburg undBerlin produziert werden. Dort

sollen sie fertig getestetund in anderen dezentral ver-teilten Fabriken zu Modulenverarbeitet werden. Odersunwill diese Modulfabriken „nah

bei den Kunden und Partnern“– zunächst vor allem in EU-Ländern – aufbauen. So wür-de man erst im Herstellungs-land der fertigen Anwendung– beispielsweise Spanien – dasGlas für die Module montie-ren. „Odersun wird seine Mo-dulfabriken dezentral europa-weit bauen“, sagt Mokhtari.

Odersun nehme nicht nur EU-Fördergeld in Anspruch, son-dern handle als Unternehmenso auch europäisch.

Noch befindet sich Odersunin einer „Test- und Lernphase“,sagt Mokhtari. Mit der im La-bor entwickelten Technologiewird im Frankfurter Werk Pro-duktions-Know-How gewon-nen, das in den FürstenwalderLinien erstmals in die indus-trielle Massenfertigung über-führt werden soll. Auf diesenErfahrungen sollen dann weite-re Produktionslinien an anderenStandorten entstehen. Mokhtarispricht vom eigenen „Oder-sun-Design“. Andere kaufen„Technologie von der Stan-ge“. Odersun dagegen ha-be die Technologie selbst ent-wickelt, weltweiteinmalige maßge-schneiderte Anlagenvon etwa zehn Her-stellern bauen las-sen und eigene Pro-dukte kreiert. „Einesolche Innovationbraucht neben Kapi-tal und glaubwürdi-gen Investoren auchmehr Zeit, als wenn

man eine Technologie einfachnur kopiert“, sagt Mokhtari.Daraus entwickelt er den gro-ßen Plan für die Odersun AG:„Die großen Solarunternehmenmachen gleich am Anfang ei-nen großen Sprung. Unser Plansind zunächst kleine Schritte.Wenn wir die beherrschen, ma-chen wir auch größere“. So willOdersun das Risiko begrenzen.Mokhtari ist überzeugt, mitdieser Strategie die „Großenmal einzuholen“.

Schon jetzt konnte sich Oder-sun über eine Nachricht ausLondon freuen. Bei einem Ran-king der britischen Zeitung„The Guardian“ und des Ana-lysten „Library House“ führtOdersun eine europaweite Lis-te von 100 „sauberen, grünenTechnologie-Unternehmen“an. Grundlage der Auswahlwaren das Wachstumspotenzialsowie der positive Einfluss die-ser Unternehmen auf die Um-welt. „Dass man uns bereitsjetzt eine Führungsrolle in Eu-ropa zutraut, kam schon über-raschend“, freut sich RaminMokhtari.

Ein Zentrum der Halbleiter-technik

Odersun entwickelte einweltweit einmaliges paten-tiertes Verfahren

Die Pläne beschreibt Vor-standsmitglied RaminMokhtari so:

Von TOBIAS KURFER

Eberswalde Von Eberswaldemachen sich Riesen auf in diehalbe Welt: vierbeinig, mit Ske-letten aus Stahl, mit Muskelnaus Drahtseilen und Computer-gehirnen von der Größe einerBrotbüchse. Sie stehen in denHäfen von Mesaieed (Qatar),Lulea (Norwegen) und DinhVu (Vietnam), wo sie ihre Run-den drehen im Dienste des glo-balen Warenhandels. Tag undNacht beladen und leeren sieContainerschiffe, auf Rädernund Schiene. Mega-Maschinensind sie, Made in Ostbranden-burg, präzise wie eine mensch-liche Hand und stark wie hun-derttausend Arme.

Die Kirow Ardelt KranbauAG, vormals Kranbau Ebers-walde, stellt die Riesen her. DasUnternehmen gehört zur Kran-union, einem Global Player imGroßkrangeschäft. Der Ver-bund ist nach eigenen AngabenWeltmarktführer bei sogenann-ten Doppellenkern und Inha-ber zahlreicher Kranbaupatente.Der Umsatz betrug 2007 rund60 Millionen Euro. Vor fünfJahren waren es noch 24 Mil-lionen. Die Zahl der Mitarbei-ter ist im selben Zeitraum von150 auf 200 gestiegen. „Wirsind hier geblieben, weil es inunserem Geschäft vor allemauf das Know How ankommt“,sagt Heinz Lindecke, Vorstanddes Unternehmens. Kranbau hat

Tradition in Eberswalde. EinKran steht als Wahrzeichen inder Stadt.

Bis zu 40 Kräne verlassen dasBarnimer Werk pro Jahr. Siestehen in Häfen, Werften und

Stahlwerken. Ardelt fertigt inder Regel nur die so genanntenEdelteile – im Wesentlichen al-so Kontrollzentrum und Maschi-nenhaus, man könnte auch sagen„Herz und Hirn“ der Maschinen.

Die Beschränkung hat einen reinwirtschaftlichen Grund: Einenkompletten Kran zu verschiffen,wäre viel zu teuer. Kräne wie sieHäfen brauchen, wiegen bis zu800 Tonnen.

Im Empfängerland werdendann die übrigen Teile produ-ziert und nach Zeichnungen derEberswalder Ingenieure ange-baut. Die Elektronik der ferti-gen Kräne kann per Modem vonEberswalde aus gewartet wer-den, vor Ort reicht das KnowHow dafür oft nicht aus. Krä-ne, sagt Firmenleiter Lindecke,sind komplexe Maschinen, viel-schichtig wie Industrieroboter.

Das Unternehmen Ardeltwurde 1902 aus der Taufe geho-ben. Die russischen Besatzer de-montierten das Werk nach demZweiten Weltkrieg. 1948 wurdees wieder aufgebaut. Bis 1990exportierten die Eberswalderunter dem Namen des Kombi-nats Takraf mehr als 4500 Krä-ne in alle Welt. 3500 Menschenarbeiteten zu diesem Zeitpunktim Eberswalder Kranbau. DieZahl der Beschäftigten sank inFolge von Auslage-rung und Schließun-gen rasch auf 150.

Heute sind Krä-ne maßgeschneiderteProdukte. Die Kleins-ten unter EberswalderGewichthebern ha-ben die Größe einesBaggers, die Größtenrecken sich 80 Meter

in die Höhe. Bis zu 150 Tonnenkönnen die Maschinen vom Bo-den heben. Bis zu sechs Millio-nen Euro kosten sie.

Auch wenn ungeheure Men-gen Technik in den moder-nen Maschinen stecken – ohneSteuerung von Menschenhandgeht es nicht beim Verladenvon Containern und Umschla-gen von Schrott. „Die Gesamt-leistung ist nur so gut, wie derKranführer ist“, sagt Firmen-chef Heinz Lindecke. Drei bisvier Wochen Schulung brau-chen selbst erfahrene Leute, umsich auf ein neues Modell ein-zustellen. „Manche“, sagt Lin-decke, „lernen es nie.“

Ardelt blickt zuversichtlichin die Zukunft. Für das Jahr2008 rechnet Vorstand Linde-cke mit einem Umsatzplus vonzehn Millionen Euro.

Mit EU-Fördermitteln hat Ar-delt sein Bürogebäude moderni-siert. Ziel der Maßnahme: eineSteigerung der Wettbewerbsfä-higkeit. Im neuen Bürogebäudesollen Arbeitsabläufe optimiertwerden.

Kranunion.

Namens-Streit.

Wettbewerb.

Von HEINZ KANNENBERG

Frankfurt (Oder) Das japa-nische ElektronikunternehmenYamaichi Electronics siedel-te sich 2006 auf dem Geländedes ehemaligen Halbleiterwer-kes Frankfurt (Oder) an. Dort,wo einst 8000 Beschäftigte ar-beiteten, nahm Yamaichi mit 13Mitarbeitern die Produktion ineiner gemieteten Halle auf. Heu-te arbeiten dort 65 Mitarbeiter.Im Frühjahr 2009 wird der 100.Mitarbeiter eingestellt, kündigtWerkleiter Bernd Krause an. DieEU-Subvention für den Aufbauder Fabrik beförderte Wachstumund Beschäftigung.

Für Yamaichi ist das Frankfur-ter Werk die erste Fertigungsstät-te außerhalb Asiens. Das Unter-nehmen produziert in Frankfurtelektronische Steckerkabel,kunststoffbespritzte Elektronik-teile und mit computergesteuer-ten Fräsbearbeitungsmaschinenhochpräzise Teile für die Halb-leiterindustrie. Früher wurden

diese Teile von Lieferanten inTschechien und Süddeutschlandproduziert. „Wir sind stolz, dasswir durch unsere Wettbewerbsfä-higkeit auch den größten Teil derProdukte, die bisher im bayeri-schen Raum gefertigt wurden,nach Frankfurt verlagern konn-ten”, freut sich Krause über dieProduktionsverlagerung.

Mit der Ansiedlung von So-larfabriken vor allem in Ost-deutschland eröffnete sich fürYamaichi ein neues Geschäfts-feld. „Das war ein Glücksfall füruns”, sagt der Europa-Chef vonYamaichi Helge Puhlmann. DieJapaner bereiten derzeit in ihremFrankfurter Werk die automa-tisierte Massenproduktion vonSolarkabeln vor. Krause rechnetbereits 2009 mit der Produktionvon über einer Million Stück So-larkabeln. „Tendenz stark stei-gend”, blickt er voraus. Unterden Partnern befindet sich mitQ-Cells aus Sachsen-Anhalt derweltweit größte Hersteller vonSolarzellen. Mit dem Einstieg

in die Produktion vonSolarprodukten be-ginnt, sagt Krause, fürdas Werk eine neueÄra. „Die Massenpro-duktion von Solarka-beln in Frankfurt hatinzwischen Einflussauf das weltweite Ge-schäft von Yamaichi”,betont der Frankfur-

ter Werkleiter. In der Nähe desStandortes Frankfurt zu Ost-So-larproduzenten sieht Puhlmanneinen Wettbewerbsvorteil.

Etwa zwei Millionen Eurowill Yamaichi in die nächsteEtappe des Werkausbaus inves-tieren. Anfang August erweiter-te die Firma ihre Produktions-fläche um 500 Quadratmeter.Vor allem die automatisierteProduktion soll stark ausge-baut werden. Für Krause ist die-ser Schritt entscheidend für

die Wettbewerbsfähigkeit. Zuden sechs computergesteuer-ten Fräsbearbeitungsmaschinensollen in den nächsten zwölfMonaten drei weitere hinzukommen. Doch das Wachstumstellt das Unternehmen auchvor Probleme, sagt Puhlmann.Dringend sucht Yamaichi Au-tomatisierungsingenieure und-Techniker.

Krause ist überzeugt, dassdie Frankfurter Fabrik erst amAnfang der Entwicklung steht.

Neue Geschäftsfelder hättendas Potenzial für weiteres star-kes Wachstum der Mitarbei-ter. Er verweist darauf, dass Ya-maichi 2008 im bundesweiten,branchenübergreifenden Ver-gleich mittelständischer Firmenals einer der zehn besten Arbeit-geber Deutschland ausgezeich-net wurde. „Das macht uns fürArbeitnehmer noch attraktiver“,sagt Krause. Eines der Geheim-rezepte des Unternehmens sei„eine offene Kommunikation“.

Von ROGER EICHHORN

Milmersdorf Hinter der Robe-ta Holz OHG liegt eine Erfolgs-geschichte, wie sie nicht vieleUnternehmen in Ostbranden-burg vorweisen können. SeitFirmengründung 1991 wur-de der Betrieb im uckermär-kischen Milmersdorf durchmillionenschwere Investitionenin neue Produktionsanlagen zueinem modernen Holzverar-beitungs-Unternehmen entwi-ckelt. „Wir haben zur richtigenZeit am richtigen Ort die rich-tige Technologie eingesetzt“,erklärt Geschäftsführer RainerBenthin das kleine Wirtschafts-wunder. Der Robeta-Umsatzlag nach seinen Worten im ver-gangenen Jahr bei 27 Millio-nen Euro. Im ersten Geschäfts-jahr hatte er bei 1,5 MillionenEuro gelegen. Statt fünf Mitar-beiter werden inzwischen 140beschäftigt. Robeta arbeitet imZwei-Schicht-System.

Die neueste Errungenschaftvon Robeta ist ein Biomas-se-Blockheizkraftwerk, das imSeptember nach knapp einjähri-

ger Bauzeit in Betrieb genom-men wurde. „Für Blockheiz-kraftwerk und Trockenkammerhaben wir 5,4 Millionen Euroinvestiert“, berichtet Benthin.Dadurch kann Robeta nun auchaus dem Abfallprodukt Baum-rinde wirtschaftlichen Nutzenziehen. Im Heizwerk werdenpro Jahr 1,2 Megawatt Stromsowie fünf bis sechs MegawattWärmeenergie für den Eigen-bedarf produziert. Als nächstessoll im Frühjahr 2009 ein Sta-pelsortierwerk für 3,6 Millio-nen Euro fertig werden.

Bei Robeta werden soge-nannte Rundhölzer zu verkaufs-fertigem Schnittholz verarbei-tet. „Wir arbeiten mit Kiefer,Lärche, Douglasie und Fichte“,sagt Benthin. DasHolz stammt meistaus Brandenburg undMecklenburg-Vor-pommern. Das Un-ternehmen benötigtetwa 300 000 Festme-ter Holz pro Jahr. Esentstehen Kanthöl-zer, Glattkantenbret-ter, Keilbohlen und

ähnliche Dinge. Die Produkteexportiert Robeta nach Polen.Frankreich und Dänemark, aberauch nach Asien oder Nord-amerika. Lediglich zehn Pro-zent der Ware werden auf demregionalen Markt verkauft.Hohe Qualität, kurze Lieferzei-ten und hohe Leistungsfähigkeitsind Firmenziele. „Als zuver-lässiger Zulieferer mit vielfäl-tigem Angebotsprogramm ha-ben wir uns einen guten Rufbei unseren Kunden erwor-ben“, so Benthin. Und: „De-ren Zufriedenheit ist uns wich-tig. Nur ihr Vertrauen machteunsere Entwicklung zu einemstabilen und stetig wachsen-den Unternehmen in der Ucker-mark möglich.“

Von INES RATH

Manschnow Der Slogan solldie Herkunft verraten: „Wo inDeutschland die Sonne aufgeht“.Er steht auf allen Produkten derFrenzel-Hausmarke des tiefge-kühltenRahm-oderBlattspinates,des Kaiser-, Misch- oder Butter-gemüses, Rosen- und Blumen-kohls. Im Manschnower „Blau-en Wunder“, wie der Volksmunddas Werk an der Bundesstraße 1,sechs Kilometer vom Grenz-übergang Küstrin-Kietz ent-fernt nennt, werden jährlich etwa60 000 Tonnen Gemüse und Obstverarbeitet. Vor zehn Jahren, alsder Sachse Volkmar Frenzel dieinsolvente Betriebsstätte über-nahm, war daran noch nicht zudenken.

Mit 25 Mitarbeitern wur-de die Produktion damals auf-genommen. Ende 1998 warenes schon 70 Beschäftigte, dieim ersten Jahr etwa 6000 Ton-nen Rohgemüse, mit zugekauf-ter Ware insgesamt etwa 20 000

Tonnen Gemüse und Obst ver-arbeitet haben. Die rasante Ent-wicklung der Produktion undder Mitarbeiterzahl geht auf eineganze Reihe von Investitionen inden Ausbau des Verarbeitungs-betriebes zurück. „Als die Men-ge des zu verarbeitenden Gemü-ses wuchs, brauchten wir zuerstweitere Verpackungskapazitäten.Deshalb wurde 1999 eine zweiteSchlauchbeutellinie aufgebaut“,sagt Thomas Fuhrmann, Produk-tionsdirektor der Frenzel-Grup-pe Deutschland.

Mit dem Aufbau einer Palet-tieranlage entfiel kurz daraufdie bis dahin nötige, körperlichschwere Palettierung per Hand.Es folgten Investitionen in denAufbau der zweiten Faltschach-tellinie und in die Verbesserungder Qualität der Produkte. Derneue Farbsortierer zum Beispielerkennt Schadstellen am feldfri-schen Gemüse ebenso wie jedenlängeren Stil an einer Bohne.

„Wir haben in unser Mansch-nower Werk in den vergange-

nen Jahren rund fünfMillionen Euro inves-tiert“, sagt ThomasFuhrmann. Etwa zweiMillionen davon wa-ren Fördermittel undInvestitionszulagen.

Heute sind 156Mitarbeiter im Vier-Schicht-System undin rollender Woche

im Manschnower Tiefkühlkost-betrieb beschäftigt. Sie produzie-ren 160 verschiedene Produkte –„entsprechend den individuellenWünschen unserer Kunden“, be-tont Thomas Fuhrmann. Etwa80 Prozent der Produkte gehen

an den Einzelhandel. Und zwarnicht nur an Handelsketten inDeutschland, sondern an Kundenin 24 Ländern – vorwiegend inEuropa, aber auch in den Arabi-schen Emiraten oder in Nigeria.Die restlichen 20 Prozent wer-

den an den Gastronomie-Groß-handel, an Krankenhäuser undandere Großabnehmer geliefert.Sorgen macht den Gemüseverar-beitern vor allem die Konkurrenzder Energiepflanzen, die Gemü-seanbauflächen „schlucken“.

Von WALTRAUT TUCHEN

Neuzelle Klosterbrauerei Neu-zelle? Das ist doch die mit demBierkrieg, erinnert sich man-cher. Der Streit zwischen demGeschäftsführer des Neuzel-ler Unternehmens Helmut Frit-sche und Brandenburgs Lan-desregierung, ob der „SchwarzeAbt“ Bier genannt werden darf,währte 13 Jahre. Bierkrieg undder schließliche Triumph derBrauer verhalf der Firma zumehr Bekanntheit, als jede nochso ausgeklügelte Werbestrate-gie. Dabei hätten es die zahlrei-chen Produkte der Klosterbraue-rei von A wie Anti-Aging-Bierüber B wie Badebier bis P wiePils gar nicht nötig, gericht-lich Anerkennung zu erstreiten.Sie wirken allein, so dass mansie nicht nur in Brandenburgschätzt. Die Bier-Köstlichkei-ten werden auch aus Russland,Japan oder Amerika geordert –via Internet.

Helmut Fritsche und seineknapp 40 Mitarbeiter in Sud-haus, Gärkeller oder Abfüllanla-ge nutzen für ihren Erfolg nicht

nur die alten Bier-Rezepturen,die schon den Mönchen bei derGründung der Klosterbrauereiim Jahr 1589 vorzüglich munde-ten. Sie erfinden Neues und neh-men dafür auch EU-Fördermit-tel in Anspruch. „Wir sind eineBrauerei der Nischenprodukte,der Spezialitätenbiere. UnsereErzeugnisse sind keine Massen-ware. Man kann sie genießen“,nennt Stefan Fritsche ein StückFirmenphilosophie. Mit den40000 Hektoliter pro Jahr wolleman sich gar nicht mit den Gro-ßen der Branche messen. Der41-Jährige kam vor acht Jah-ren ins Unternehmen. Nachdemer sich – wie sein Vater Diplom-Kaufmann und auch aus einerartfremden Branche– eingearbeitet hatte,sind nun beide Ge-schäftsführer im Fa-milienbetrieb.

Seit Übernahmeder Brauerei 1990von der Treuhand in-vestierten Fritsches15 Millionen Euroins Unternehmen, mitdenen sie das Inne-

re der alten Bauhülle moderni-sierten, den Flaschenkeller mitWasch- und Abfüllanlage neubauten. „Natürlich erledigen ge-rade in dem Bereich Maschi-nen die Arbeit. Aber was das ei-gentliche Bierbrauen betrifft, istbei uns noch echte Handwerks-arbeit angesagt, mit hochwer-tigen Rohstoffen“, so HelmutFritsche. Man merke einem Bieran, ob es im Turbogenerator in24 Stunden zur Reife gezwun-gen wurde oder der Brauer ihmsechs, acht Wochen zum Lagerngibt. Was neue Bierkreationenangeht, da haben Fritsches imVerein mit Forschern schon wie-der neues in petto: Alkoholfrei-es und glutenfreies Bier.

Frenzel

Von MARTIN USBECK

Ludwigsfelde In der Lehr-werkstatt der MTU Maintenan-ce Berlin-Brandenburg GmbHin Ludwigsfelde ist das Trieb-werk einer Mig-21 aufgebockt.In wenigen Tagen soll der Mo-tor des russischen Jagdflugzeu-ges in das kleine Museum imFoyer des Unternehmens wech-seln, in dem die mehr als 70Jahre währende Geschichte desTriebwerksbaus am Standortdokumentiert wird. Aufgabe derLehrlinge – angehende Indus-trie- und Fluggerätmechaniker– ist es, das Mig-Triebwerk fürdie Ausstellung herzurichten.„Den jungen Leuten macht dasSpaß und sie lernen gleichzeitigetwas über die Geschichte desStandorts und den Aufbau klas-sischer Triebwerke“, sagt Phi-lipp Bruhns, Sprecher des Lud-wigsfelder Werkes.

Die Mig-21 ist Vergangen-heit. Der Airbus A400M istdie Zukunft. Der Militärtrans-porter soll bei der Bundeswehrund anderen Nato-Truppen diebetagten Propeller-Maschinen

vom Typ „Transall“ ablösen.Angetrieben wird die Maschi-ne von vier riesigen Turbo-prop-Motoren mit der Typen-bezeichnung TP400-D6 – ihresZeichens die größten und leis-tungsstärksten Propellertrieb-werke der Welt. Getestet undmontiert werden die Triebwer-ke bei der MTU in Ludwigs-felde. Die ersten Motoren fürdie Prototypen, die derzeit imsüdspanischen Sevilla auf ih-ren Erstflug vorbereitet wer-den, sind bereits ausgeliefertworden. Der Bau des Prüfstan-des und der Montagelinie istmaßgeblich mit Fördermitteln

aus dem Europäischen Fondsfür regionale Entwicklung un-terstützt worden.

„Als Endmontagestandort fürdie TP400-D6-Triebwerke über-nimmt die MTU MaintenanceBerlin-Brandenburg eine wich-tige Rolle in einem zukunfts-trächtigen europäischen Pro-jekt“, sagt der Geschäftsführerdes Unternehmens, WolfgangKonrad. „Auf unserem Wachs-tumskurs haben EU-Fördermit-tel einen essentiellen Beitraggeleistet, der High-Tech-Ar-beitsplätze in Brandenburgschafft und sichert“, so Konrad.

Auch wenn es bei dem AirbusA400 M-Projekt derzeit etwashakt – der Erstflug der Maschi-ne ist gerade ein weiteres Malwegen technischer Problemeverschoben worden – hat dasauf das Werk in Ludwigsfel-de keine aktuellen Auswirkun-gen. Zudem ruht das Geschäftdort auf mehreren Säulen. Soist der Standort das konzern-weite Kompetenzzentrum fürdie Wartung und Instandset-zung von Industriegasturbi-nen – Motoren, die zum Bei-

spiel auf Bohrinselnbei der Öl- und Gas-förderung eingesetztwerden. In Ludwigs-felde werden drei Ty-pen des US-Herstel-lers General Electricbetreut. Auch in die-sem Geschäftsfeldhat die EU ein wich-tiges Projekt finan-ziell unterstützt.Geld aus Brüssel ist

in den Aufbau eines sogenann-ten Pool-Teilelagers geflossen,in dem Teile mit langen Repa-ratur- und Lieferzeiten vorge-halten werden. „Das verkürztdie Durchlaufzeiten und erhöhtdie Wettbewerbsfähigkeit desStandorts“, sagt Standortspre-cher Philipp Bruhns.

Mit dem Industriegeschäftmacht das Ludwigsfelder Werkderzeit sogar höhere Umsät-ze als mit seinem klassischenGeschäft, der Wartung und In-standsetzung von Flugzeug-triebwerken. Die MTU Main-tenance Berlin-Brandenburgbetreut acht Triebwerkstypen

mit beinahe 100 Varianten. DieTriebwerke der Hersteller Pratt& Whitney Canada und Gene-ral Electric treiben kleine undmittelgroße Flugzeuge bis 100

Sitze an, für größere Kaliberist das MTU-Werk in Hannoverzuständig.

Großen Wert legt man in Lud-wigsfelde auf die Ausbildung

von Lehrlingen. Im laufen-den Ausbildungsjahr habe mandie Anzahl der Lehrstellen vonzwölf auf 17 erhöht, sagt Aus-bilder Jürgen Hansche. Zudemkönnen Schüler ab der 9. Klassetageweise „hineinschnuppern“,um das Unternehmen und seineProdukte kennenzulernen.

„Wir wollen frühzeitig an-fangen, Interesse zu wecken“,betont Hansche. Schließlichwürden die schulischen Aus-gangsbedingungen immerschlechter und man wolle dieSchüler motivieren, sich mehranzustrengen. Damit wolle manzugleich dem sich abzeichnen-den Fachkräftemangel vorbeu-gen. Die Bewerberzahlen näh-men bereits ab – sie liegen aber,so Hansche, „noch nicht im kri-tischen Bereich“.

Der Standort Ludwigsfel-de

1991

Innerhalb des MTU-Kon-zerns,

Wichtigstes Triebwerk

Aber auch produziert wirdam Standort noch:

Von UTE SOMMER

Neuruppin Martin Opitz siehtseine Arbeit als Sport. Als Leis-tungssport, wie der Geschäfts-führer der Opitz Holzbau GmbH& Co. KG in Neuruppin betont.Und so sind seine zuletzt häu-figen Dienstreisen nach Italienso etwas wie das Trainingsla-ger für die nächsten Topleistun-gen. Opitz rührt in Südeuropadie Werbetrommel für das neu-este Produkt der NeuruppinerFirma: Opitz Power-Ports. Dassind Unterstellmöglichkeitenfürs Auto – sogenannte Carports–, deren Dächer mit Solarther-mie- oder Photovoltaik-Elemen-ten bestückt sind. Die Minigara-ge sorgt damit für Warmwasser,Heizung oder Strom im Wohn-haus nebenan.

In dem Energie-Projekt ste-cken etwa zweieinhalb Jahre Ent-

wicklungsarbeit und fast 300 000Euro. Aus dem EU-Topf gabes knapp 95 000 Euro. Für dieHolzkonstruktionen mit Solar-modulen gebe es Interessentenin ganz Europa, sagt Opitz.

Der Firmenchef hofft darauf,dass dieses neue Geschäftsfeldviele Aufträge bringt. Extra wur-de dafür die Firma Opitz SolarGmbH gegründet. Eine eigeneProduktionshalle ist ebenfallsgeplant. „Im Kopf ist sie schonfertig“, sagt Opitz.

Es wäre das zweite gro-ße Bauprojekt innerhalb kur-zer Zeit. Im März dieses Jahreswurde die Produktion in einemNeubau aufgenommen, in denmal eben zwei Fußballfelder hi-neinpassen würden. 6,5 Millio-nen Euro hat Opitz investiert.Rund 1,6 Millionen Euro steuer-te die EU zur Investition bei, diezwölf neue Jobs gebracht hat.

In der sogenanntenOpitz Zukunftsfabrikwerden Holzkon-struktionen gefertigt:Bausätze für Fertig-und Fachwerkhäu-ser, Wandelemente,Dachaufstockungenund vor allem Dachs-tühle. Opitz Holzbauliefert beispielsweiseDächer für Einkaufs-

märkte – und das europaweit.Etwa ein Drittel der Produk-te aus dem Brandenburgischenwürden ins Ausland gehen, er-klärt der Unternehmer.

Opitz kam 1992 nach Bran-denburg. Der gebürtige Kölnerstartete mit sechs Leuten. Heu-te hat er 60 Beschäftigte. Er hates geschafft, Skandinaviern, dieseit Jahren ganz groß im Holz-hausbau sind, Holzhäuser ausder Mark zu verkaufen. Die Fir-ma liefert 150 Wohneinheitenfür eine Ferienanlage in Norwe-gen. Über einen neuen Auftragwerde schon verhandelt. Einenähnlichen Erfolg erhofft sichder Unternehmer von der Kom-bination Holz und Solarkollek-toren. Er sei immer auf der Su-che nach neuen Ideen, erzähltOpitz. Er gehe eben mit offenenAugen durch die Welt. „Es gehtnicht darum zu kopieren, son-dern zu kapieren“, so Opitz.

Von UTE SOMMER

Oranienburg Pralle Sonne,klirrende Kälte – die Folien derOrafol Europe GmbH in Ora-nienburg müssen Torturen über-stehen, bevor sie auf den Marktgebracht werden. In Wustrowan der Ostsee, im feucht-heißenKlima Floridas und in Arizo-na, wo die Temperaturen kräftigschwanken, betreibt der Produ-zent von selbstklebenden FolienBewitterungsstationen. Dortwerden die Folien unter extre-men Bedingungen getestet.

„Wir haben allerdings nichtimmer die Zeit, fünf oder zehnJahre auf die Ergebnisse zu war-ten“, sagt Geschäftsführer Hol-ger Loclair. Das müssen die Ora-nienburger jetzt auch nicht mehr.Zum neuen Produktionskomplexdes Unternehmens gehören Prüf-labore, in denen die Wetter-Testsim Zeitraffer über die Bühne ge-hen können. Fast 2,5 MillionenEuro hat die EU beigesteuert.

Für „ein kleines mittelstän-disches Familienunternehmenwie Orafol“ seien solche Hilfenwichtig, sagt Loclair. Sie sichern

Jobs. 566 Beschäftigte hat Ora-fol derzeit in Oranienburg. 1991,als das Werk noch VEB Spezial-farben hieß und von der Fami-lie Schmidbaur aus Bayern über-nommen wurde, waren es 61.

Die selbstklebenden Folienaus Oranienburg zieren inzwi-schen Flugzeuge, Autos, Stra-ßenschilder und Hausfassaden.Die Folien werden in 90 Län-der exportiert. Ein großer Marktfür Orafol ist Amerika. Die Ge-schäfte mit den USA laufen seitJahren so gut, dass sich Orafol2003 entschied, ein Werk in denUSA zu bauen. Seit August 2006produziert ein Tochterunterneh-men in Black Creek (Georgia).Kürzlich wurde die Orafol-Toch-ter durch den Gouver-neur von Georgia als„Investor des Jahres“ausgezeichnet. Damitließ man immerhin ei-nen Konzern wie Ikeahinter sich.

Orafol hat bereitsdie nächste Investi-tion für das Werk inÜbersee in Angriffgenommen. Für 22

Millionen US-Dollar soll dieProduktionsstätte erweitert wer-den. Auch in Oranienburg wirddie Produktion erweitert. Die-ses Mal für die neue Generationvon reflektierenden Folien fürStraßenschilder. Bisher sorgenMikroglaskugeln dafür, dass dasLicht zurückgeworfen wird. Derneue Trend: „mikroprismatischeFolien“. „Das muss man sichwie kleine Katzenaugen vorstel-len, die hinter der Folie sitzen“,sagt Loclair. Die Katzenaugensorgen für mehr Helligkeit aufder Straße. Mitte 2009 soll dieseProduktion in Oranienburg auf-genommen werden. Fast zweiMillionen Euro kommen erneutvon der EU.

Von UTE SOMMER

Potsdam Ein kleines rotes Mo-dellauto steht auf dem Schreib-tisch von Michael Dinné, demkaufmännischen Geschäfts-führer des Volkswagen DesignCenters Potsdam. Die Mini-Ka-rosse ist ein GolfI von 1982.Dinné sieht in ihm ein Symbolfür neue Projekte und für Volks-wagen. „Der Golf ist der Kernder Marke“, meint der Chef desDesign Centers.

Seit 2005 werden in PotsdamIdeen für die Autos von mor-gen entwickelt. Etwa zehn Pro-jekte des Volkswagenkonzerns,zu dem auch Marken wie Au-di, Seat oder Bugatti gehören,bearbeiten die 61 Beschäftig-ten des Design Centers gleich-zeitig. Zumeist aber tüfteln siean neuen Modellen der Mar-ke Volkswagen. Da kann Din-

né zufolge aus Wolfsburg, demSitz des Autokonzerns, derAuftrag kommen: „Macht mireinen Vorschlag für den neuenGolf“. Für die Potsdamer be-deute das Arbeit für etwa an-derthalb Jahre. Sie entwickelnneue Formen für die Karosse-

rie. Gestalten den Innenraumbis zum Lenkrad und Schalt-knauf. Wählen Stoffe, Farbenund Lacke aus.

Die ersten Skizzen entste-hen auf Papier, dann liefert derComputer dreidimensionaleDatenmodelle. Um aus diesen

Daten Greifbares zumachen, gehen Mo-dellbauer ans Werk.Im Maßstab von 1:4entstehen die Auto-mobile der Moder-ne. Die Außenhautist aus leicht form-barem Plastilin. Sokönne man bei Be-darf „mit der Formspielen“, sagt Din-

né. Ein bisschen mehr Plastilinund schon sieht die Frontpartieum die Scheinwerfer ganz an-ders aus. Erst am Ende der Ent-wicklung steht ein 1:1-Modell,um die Karosse in voller Größewirken zu lassen. Bis der Neu-ling tatsächlich auf der Straßefährt, vergehen aber noch ein-mal zweieinhalb Jahre.

Alle vierzehn Tage sind diePotsdamer mit jedem ihrer Pro-jekte zur Besprechung in derWolfsburger Konzernzentrale.Der vergleichsweise kurze Wegnach Wolfsburg ist Dinné zufol-ge ein Grund gewesen, warumdas Design Center in Potsdamangesiedelt wurde. Bei der Al-ternative London, die im Ge-spräch gewesen sei, wären dieWege nun mal deutlich wei-ter. Zudem habe BrandenburgsLandeshauptstadt mit einemschönen Firmenstandort direktam Tiefen See gelockt. Genaudas Richtige für die Kreativen.Und auch die unmittelbare Nä-he zu Berlin sei nicht zu verach-ten.

Rund 28 Millionen Euro hatVolkswagen in Potsdam inves-tiert. Knapp 1,3 Millionen Eurosteuerte die Europäische Unionbei. Solche „Fördermittel derEU können helfen, Impulse zusetzen“, sagt Dinné.

Von ROLF BARTONEK

Finsterwalde Wer heute dieleistungsstärkste Plasma-Trennschneidanlage der Weltordern will, der kommt anKjellberg in der Lausitz nichtvorbei. Demnächst stellt dieKjellberg Finsterwalde Plas-ma und Maschinen GmbH ih-re neue Anlage HiFocus 440iauf der Messe Euroblech inHannover vor. Mit 440 AmpereStromstärke und 100 KilowattLeistung kann sie einen Bren-ner so mit Energie versorgen,dass er bis zu 100 Millimeterstarke Edelstahlbleche sauberzu durchtrennen vermag. Bis-lang waren bei Materialstärkenab 80 Millimeter zwei Maschi-nen nötig, um die Energie fürden Brenner zu liefern.

„Die neue Anlage bringt unseinen großen Wettbewerbsvor-teil“, sagt Geschäftsführer Vol-ker Krink. Denn die Maschi-ne ist nicht nur bärenstark, siekann auch geradezu zärtlich mitdem Material umgehen. In ih-ren Leistungsparametern ist sieso abregelbar, dass sich mit ihrsogar Gravuren (Beschriftun-gen) ausführen und ganz dünneBleche schneiden lassen.

Das einst durch die Produk-tion von Schweißelektroden in-ternational bekannt geworde-ne Unternehmen Kjellberg hatsein Wachstum in den vergan-genen zehn Jahren ausschließ-lich durch die Entwicklung im-mer besserer Anlagen für dasPlasma-Trennschneiden erzielt.Diese Technologie ist heute sovielseitig, dass sie zur erns-ten Konkurrenz für die Laser-schneidtechnik wurde.

Zwar wird der Laser aufgrundseiner geringeren Schnittbrei-te bei ganz dünnen Blechenund beim Bohren filigraner Lö-cher immer einen Vorteil ha-ben. Dafür muss er bei Zu-nahme der Materialstärke vielfrüher passen als der Plasma-

Brenner. Seine geringe Schnitt-breite wird ihm zum Verhäng-nis: Das verflüssigte Metallkann aus dem Trennspalt nichtmehr gut abfließen. Etwa ab ei-ner Blechstärke von 30 Milli-metern sei für den Laser prak-tisch Schluss, erläutert Krink.

Plasma-Trennschneidanla-gen hätten aber noch einen an-deren entscheidenden Vorteil:Sie kosteten in der Regel nurein Sechstel dessen, was füreine Laseranlage (etwa 300 000

Euro) gezahlt werden müsse.Daher ist in den vergange-

nen Jahren die Nachfrage nachPlasma-Trennschneidtechnikaus Finsterwalde stark gestie-gen. Seit dem Jahr 2000 hatsich der Umsatz von zehn Mil-lionen auf 39 Millionen (2007)fast vervierfacht. Im laufendenJahr ist wieder eine Steigerungum „mindestens zehn Prozent“eingeplant, wie Krink betont.Der Exportanteil des Unterneh-mens liegt mittlerweile bei 55

Prozent. „Von den Maschinen,die wir in Deutschland verkau-fen, geht noch mal die Hälfte inKombination mit anderen An-lagen ins Ausland“, berichtetder Geschäftsführer.

Die Unternehmensgrup-pe, deren Gesellschafter dieKjellberg-Stiftung ist, inves-tiert beständig in Forschungund Entwicklung sowie die Er-weiterung der Produktion. Seit1999 ist sie dabei mit 1,75 Mil-lionen Euro Fördermitteln un-

terstützt worden. Derzeit rea-lisiert Kjellberg sein bislanggrößtes Investitionsprogrammmit einem Gesamtvolumen von18 Millionen Euro. Zwei Mil-lionen Euro flossen bereits inden Bau einer neuen Elektro-denfabrik in Massen bei Fins-terwalde.

Vor allem aber soll ein neu-es Technologieanwendungs-und Kundenzentrum entstehen.Der Grundstein dafür wur-de im Juni gelegt. Ende 2009,wenn es fertig ist, verbessernsich die Bedingungen für For-schung und Entwicklung, Kun-denservice und -schulung ein-schließlich dem Vorführen derPlasma-Trennschneidanlagenerheblich. Kjellberg wird sei-ne Gäste dann überdies in ei-nem neuen Bürogebäude emp-fangen können.

Märkische Oderzeitung:Herr Krink, was glaubenSie: Wie wird Ihr Unterneh-men in zehn Jahren ausse-hen, welche Position wirdes auf dem Markt haben?

Was ist für Sie der Schlüs-sel zum Erfolg, woraufgründet sich die gute Fir-menentwicklung im zurück-liegenden Jahrzehnt?

Die Exportquote von Kjell-berg ist mit 55 Prozent jetztschon hoch. Kann es hiernoch Steigerungen geben?

Von ROLF BARTONEK

Calau Mit Schränken ist es wiemit Gläsern: Voll sind sie immerbesser. Dieser Devise folgt dieCalauer Schrank- und Gehäuse-bau GmbH (Caleg). Traditionelllieferte sie vor allem die stäh-lernen Hüllen, in die Maschi-nen- und Aufzugbauer, Herstel-ler von Windkraftanlagen undTelekommunikationsfirmen ih-re Schalttechnik platzieren.

Aber allein mit dem Verbau-en von Stahl lässt sich angesichtsrapide steigender Stahlpreise indieser Branche die Zukunft nichtmeistern. Allein im Juli 2008 hatsich für Caleg der Materialein-kauf wieder um ein knappes Drit-tel verteuert. Frühzeitig erkanntedie Geschäftsführung, dass zumSchrankbau noch etwas andereskommen muss: das Komplettie-ren mit elektrotechnischer Aus-rüstung.

Bereits 2004 wurde deshalbauf dem Caleg-Gelände die Ca-lauer Montagetechnik GmbH an-

gesiedelt, die zunächst einfacheVerdrahtungsarbeiten für Caleg-Schränke ausführte. Im Herbst2007 hat dieser Betrieb seineDienstleistung erweitert auf kom-plette Schaltschränke mit Klima-technik und geprüfte elektrischeAusbauarbeiten. Hauptauftrag-nehmer sind die Battenfeld Ex-trusionstechnik GmbH in BadOeynhausen bei Bielefeld und derBerliner Aufzugbauer Otis.

Im September hat der Firmen-verbund zur Erweiterung seinesKomplettangebots eine 1,2 Mil-lionen Euro teure neue Produk-tionshalle eingeweiht. Caleg-Ge-schäftsführer Dietmar Gatz gehtdavon aus, dass dadurch die Vo-raussetzungen geschaffen wur-den, den mit Komplettschränkenerzielten Umsatzanteil kurzfris-tig zu verdoppeln. Dieser An-teil lag im Frühsommer bei 15Prozent, zum Jahresende sollenes 30 Prozent sein. Für das Jahr2012 seien durchaus schon 60Prozent denkbar, sagt Gatz.

Die Umsatzzahlen haben sichdurch eine zunehmendstärkere europäischeAusrichtung der mit-einander verbundenenUnternehmen konti-nuierlich erhöht. 2006standen gut 19 Millio-nen Euro zu Buche,2007 waren es rund20 Millionen, für daslaufende Jahr sind 21Millionen Euro ange-

peilt. Insgesamt wurden und wer-den 2008 am Standort drei Millio-nen Euro investiert. MarkantestesErgebnis ist zwar der Hallenneu-bau für den Montagebetrieb, dieeingesetzten Mittel dienen aberauch zur Umgestaltung von Pro-duktionsflächen bei Caleg, demAnschaffen weiterer Maschinenund dem Verbessern logistischerProzesse.

Im polnischen Lubsko, 20 Ki-lometer entfernt von Forst, er-gänzt die Firma Calesa die Ka-pazitäten von Caleg. DiesesUnternehmen hat sich eben-falls erfolgreich entwickelt undist besonders für den polnischenund baltischen Markt zustän-dig. Gleiche Aufgaben für deniberischen Markt übernimmtdie Firma Cabach in Lissabon.Für alle Unternehmen in diesemVerbund wirkt Caleg in Calauals Kompetenzzentrum Blech-verarbeitung federführend beider Einführung neuer Techno-logien, bei der Qualitätssiche-rung, in Einkauf und Vertriebsowie bei der elektronischenDatenverarbeitung.

Die Caleg-Produkte sind zu35 Prozent für den Maschinen-bau bestimmt, insbesondere dieKunststoff-Spritzgusstechnik.23 Prozent gehen in den Be-reich des Aufzugbaus, 20 Pro-zent an Windkraftanlagenbauer.Der Rest wird von Kommunika-tions- und anderen Firmen ge-ordert.

Von CHRISTIANE KLEIN

Senftenberg Es gibt kein Auto,in dem kein Etikett von Cleverenthalten ist, sagt Volker Berg,Geschäftsführer der Clever Eti-ketten GmbH in Hosena, einemOrtsteil von Senftenberg, stolz.Seit 1993 ist sein Unternehmenim Süden Brandenburgs von ei-nem kleinen Garagenbetrieb zueinem der führenden Etiketten-Hersteller in Deutschland ge-wachsen. Gemeinsam mit densechs Clever-Partnerunterneh-men wurde Berg zufolge 2007ein Umsatz von rund 65 Millio-nen Euro erwirtschaftet. Ein Jahrzuvor waren es noch etwa 50Millionen Euro.

Der Standort Hosena sei derinnovativste und umsatzstärks-te innerhalb der Clever-Gruppe,so Berg. Dort bekommen Verpa-ckungen ihren Feinschliff. Dennlängst sind Etiketten keine einfa-chen Aufkleber mehr: Was zählt,sind hochwertige Drucke mitstrahlenden Farben und langerHaltbarkeit.

In dem Betrieb am Randedes Lausitzer Seenlandes sind

heute rund 100 Mitarbeiter be-schäftigt. An den zehn Druck-maschinen werden täglich biszu 100 000 Quadratmeter Ma-terial wie Folien und Papier zudurchschnittlich 20 MillionenEtiketten verarbeitet. „Wir be-liefern inzwischen rund 3000Kunden“, sagt der Druckerei-Chef. Darunter seien Größenwie der Luftfahrtkonzern Luft-hansa, der Molkerei-Riese Mül-

ler Milch und der Elektrokon-zern Siemens. Rund 30 Prozentder Etiketten werden exportiert– inzwischen nach ganz Euro-pa. „Wir wollen den Betrieb inHosena weiter ausbauen“, sagtBerg. „Der Zug ,Europa’ rollt“und das Lausitzer Seenland lie-ge mitten drin. „Aus diesemGrund ist die Lage dieses Stand-orts sehr gut“, ist der Geschäfts-mann überzeugt.

In den kommendenJahren will Berg mitseinem Unternehmenweiter wachsen unddie Marktposition derClever-Etiketten sta-bilisieren. Dazu bei-tragen soll auch ei-ne enge Kooperationmit der neuen CleverFoliendruck GmbHin Senftenberg, die

dieser Tage mit der Produkti-on beginnt. „Damit sichern wiruns das technische Know-howauf diesem Wachstumsmarkt“,erklärt der Firmenchef. MehrUmsatz soll in Hosena künf-tig auch mit Druckerzeugnissenfür die Pharmabranche und klei-nen Etiketten-Auflagen für ver-schiedene Kunden erzielt wer-den. Denn Flexibilität ist eineder Stärken, mit denen die Ho-senaer für sich werben. Von derAuftragsannahme bis zur Um-setzung dauert es nach Anga-ben der Firma im Durchschnittnicht länger als zwei bis drei Ta-ge. „Höher, schneller, weiter –das sind wir“, sagt Volker Bergselbstbewusst.

Von RENÉ WAPPLER

Burg Als gelungenes Beispielfür den Einsatz von Förder-mitteln preist GeschäftsführerStefan Kannewischer die Bur-ger Spreewaldtherme. Seit derGründung im Jahr 2005 setztdas Haus auf das wachsende Ge-sundheits-Bewusstsein von Tou-risten und Einheimischen. „Wirhaben sehr schnell die gesteck-ten Ziele erreicht“, erklärt Kan-newischer. So sei es der Ther-me gelungen, ein klares Profilzu finden: Erholung, Wellnessund Gesundheit nennt Kanne-wischer als drei wichtige Bau-steine der Unternehmens-Philo-sophie.

Die Spreewald Therme ist einwellnessorientiertes Sole-Ther-

malbad. Es verfügt neben demerholungsorientierten Badebe-reich mit der Thermalsole übereinen Saunabereich, einen Fit-nessbereich für alle Altersgrup-pen und einen Wellnessbereich.Kannewischer bekennt: „DerBau der Anlage wäre ohne eu-ropäische Förderung nicht mög-lich gewesen.“

Als „Quantensprung für denWintertourismus“ bezeichnetder stellvertretende Hauptge-schäftsführer der Cottbuser In-dustrie- und Handelskammer,Andreas Kotzorek, die Spree-waldtherme. Immerhin hat dieAnsiedlung der Spreewaldther-me nach Auskunft der BurgerTourismus-Information maß-geblich dazu beigetragen, dassdie Gemeinde inzwischen auch

im Winter als belieb-tes Ziel von Touristengilt. Nach Angabender Tourismus-Che-fin Julia Kahl regis-trierten die Hotelsund Pensionen desOrtes im Jahr 2007einen Besucherre-kord. „Wir verzeich-

nen eine Steigerung gegenüberdem Jahr 2006 um 6,6 Prozent.“Die Auslastungsquote der Bur-ger Hotels liege mittlerweile beiüberdurchschnittlich hohen 59,6Prozent. Mit dem Werbe-Slo-gan „Der Wohlfühlort im Spree-wald“ wollen künftig auch dieBurger Unternehmer den Kur-ort-Charakter der Gemeinde un-terstreichen – Gesundheit liegtim Trend.

Thermen-GeschäftsführerKannewischer verweist im Ge-genzug auf einen Burger Stand-ort-Vorteil: „Die wertvolleThermalsole gilt für unser Hausals wichtiger Erfolgsfaktor.“ Sohätten zum einen die vorzügli-che Lage der Spreewaldther-me und zum anderen die Qua-lität der Angebote im Haus dazubeigetragen, dass er bereits imJahr 2007 mit der Bilanz zufrie-den war. „Wir dachten zunächst,es dauert noch ein weiteres Jahr,bis wir uns eine Stammkund-schaft aufgebaut haben“, sagtKannewischer. Es lohne sich, inBereiche wie Gastronomie undWellness zu investieren, da dieNachfrage stetig steige.

Von ROLF BARTONEK

Schwarzheide Kaum ein Poli-tiker, der nach Südbrandenburgkommt, vergisst, den Leucht-turm zu erwähnen. Gemeintist damit die BASF Schwarz-heide, die nach dem Energie-

konzern Vattenfall der größteArbeitgeber in der Region ist.2500 Menschen sind an die-sem Chemiestandort beschäf-tigt, die meisten bei der BASFund ihren Töchtern.

IneinergemeinsamenAnsied-lungsinitiative mit dem Land

Brandenburg hat das Chemie-unternehmen jedoch auch wei-tere Firmen für eine Produktionin Schwarzheide geworben.Dazu zählen die Kunststoff-verarbeiter Febra und Puralis,der Logistiker Talke, der Ex-truderbauer Berstorff und das

Spezialchemikalienwerk Cy-clics. Seit 1990 hat die BASFrund 1,4 Milliarden Euro inSchwarzheide investiert. Vorwenigen Wochen erfolgte derBaustart für eine weitere Groß-investition mit mehr als 100Millionen Euro. Es handeltsich hierbei um die Erweite-rung der Anlagenkapazitätenzur Herstellung des Pflanzen-schutzmittels F 500, das vor al-lem gegen Pilzkrankheiten vonGetreide, Mais und Sojapflan-zen eingesetzt wird. Der Anla-genneubau zur Erweiterung derF-500-Produktion bringt nachAngaben des Unternehmens 29weitere Arbeitsplätze. Er zähltneben dem Bau der 2001 ein-geweihten ersten F-500-Anlagezu den größten Einzelinvesti-tionen der BASF in Schwarz-heide.

Hier wird es als bedeuten-der Erfolg verstan-den, dass es gelun-gen ist, die beidenGroßprojekte imBereich Pflanzen-schutzmittel gegendie Konkurrenz an-derer BASF-Stand-orte in die Lausitzzu holen. Das ha-be zu tun mit einer

enormen Kraftanstrengung desProjektteams, aber auch mitdem hohen Vertrauen des Kon-zerns in die Leistungsfähigkeitseiner Lausitzer Tochter, sagtKarl Heinz Tebel, Vorsitzen-der der Geschäftsführung derBASF.

2007 hat das Unternehmenzum dritten Mal in Folge denhöchsten Umsatz in seiner Ge-schichte erwirtschaftet undbeim Erlös die Euro-Milliardeüberschritten. 70 Prozent desUmsatzes entfielen auf Kunst-stoffe, deren Einsatzfeld vonDämmstoffen in Kühlschrän-ken über Schuhsohlen bis hinzu Schäumen reicht.

An zweiter und dritter Stel-le folgen vom Umsatzvolumenher die besonders in der Auto-indus-trie begehrten Wasserba-sislacke sowie die Pflanzen-schutzmittel.

Von ULRICH NETTELSTROTH

Teltow Seit der Übernahmedurch die spanische Telefónicahat der Mobilfunkbetreiber O2

auf dem deutschen Markt großeZiele. „Wir wollen bis 2012 aufAugenhöhe mit den beiden Gro-ßen sein“, sagt Frank Fritzsche,Sprecher der O2-Hauptniederlas-sung Nordost in Teltow. Um denRückstand auf die Branchenfüh-rer T-Mobile und Vodafone zuverringern, werden sowohl dasherkömmliche GSM-Netz alsauch das für die Datenübertra-gung notwendige UMTS-Netzstark ausgebaut.

Von Teltow aus wird der Netz-ausbau in den neuen Bundeslän-der und großen Teilen Nord-westdeutschlands koordiniert.Der Standort, eine von bundes-weit vier regionalen Hauptnie-derlassungen, wird dafür starkausgebaut. „Hier entsteht einMusterobjekt für die Telekom-munikation“, so Fritzsche. DasZiel heißt: Technik, Vertrieb

und ein eigener Schulungscam-pus unter einem Dach. Ohnedie Förderung aus dem Euro-päischen Fonds für RegionaleEntwicklung wären die Investi-tionen kaum zu stemmen gewe-sen, sagt Fritzsche. 18 MillionenEuro werden in Teltow insge-samt investiert. Dafür fließen bis2011 Fördermittel in Höhe von2,52 Millionen Euro aus Brüs-sel. Damit werden unter ande-rem 40 Hochschulabsolventenneu eingestellt – Informatikerund Fernmeldetechniker.

Beim Ausbau des GSM-Net-zes steht O2 unter einem gewis-sen Zeitdruck. Der Ende 2009auslaufende, sogenannte Roa-ming-Vertrag mit T-Mobile sollnicht mehr verlängert werden.Er sichert O2-Kunden bisherdort, wo das Unternehmen keineeigenen Sendemasten unterhält,einen Anschluss über das Netzdes Konkurrenten. „Bis Ende2009 werden wir den Aufbaueines flächendeckenden Net-zes geschafft haben“, zeigt sich

Fritzsche zuversicht-lich. Auf Funklöchersoll der O2-Kundedann praktisch nir-gendwo mehr stoßen.

Gleichzeitig wirddas UMTS-Netz ver-dichtet. Wegen dergeringeren Reich-weite der UMTS-Sendemasten können

O2-Kunden in der Mark diesenÜbertragungsstandard bishernur in den großen Städten Pots-dam, Cottbus, Brandenburg/Ha-vel und Frankfurt (Oder) nut-zen.

Verbessern soll sich auch dieÜbertragungsgeschwindigkeit –zunächst bis Jahresende auf 3,6Megabit pro Sekunde. Das ent-spreche einer DSL-Leistung,sagt Fritzsche. Bis Ende 2010

soll es in einem zweiten Schrittnoch einmal eine Verdopplunggeben, auf dann 7,2 Megabitpro Sekunde, um Datenübertra-gung per Handy noch schnellerzu machen.

Von CLAUDIA BIHLER

Pritzwalk Besuchern des Gel-kaps-Werkes in Falkenhagensteigt ein unverwechselbarerGeruch in die Nase: Es duftetnach Lebertran. Was Millionenvon Kindern früher dazu brach-te, den Mund zu verziehen, istheute ein beliebtes Gesundheits-produkt. Offiziell werden dieStoffe als „Omega3-Fettsäuren“bezeichnet, die Gelkaps aus demPritzwalker Ortsteil Falkenha-gen zu Nahrungsergänzungs-mitteln und Pharmazieproduk-ten zusammenstellt und dann inWeichgelatine-Kapseln füllt.

Ursprünglich gehörte der Be-trieb mit heute 170 Beschäftig-ten zum amerikanischen Ivax-Konzern. Doch in diesem Juliwurde Gelkaps an die norwegi-sche Probio ASA verkauft. Gel-kaps bringt eine Zulassung fürdie Herstellung von Pharma-zieprodukten mit. Die Norwe-ger haben einen guten Zugangzu den Rohstoffen, die Gelkapsverarbeitet. „Fischöl ist immerschwerer zu bekommen“, sagt

Ralf Dieter Blesel, der bishe-rige Gelkaps-Geschäftsführer,„es wird immer teurer.“ Deshalbdenken beide über eine eigeneFischöl-Fabrik in Chile nach.

Die Norweger aus Tromsønördlich des Polarkreises be-schäftigten 110 Leute bei einemJahresumsatz von 14 MillionenEuro. Mit einem Umsatz von 25Millionen Euro ist Gelkaps so-gar der größere der beiden Part-ner. Blesel selbst wurde zumLeiter des Probio-Geschäfts-bereichs „Pharma & Supple-ments“ im Gesamtunternehmenbefördert.

In den Jahren 2006/07 hattendie Falkenhagener kräftig zuge-legt – einen Anbau errichtet, dieProduktionsstätte umeinen Pharmabereicherweitert und 23 neueLeute eingestellt.

Vier MilliardenKapseln im Jahr stel-len die beiden Part-nerfirmen heute her,eine Verdopplungwurde bereits ange-kündigt. Auch neue

Darreichungsformen werdenentwickelt, wie der „Gelcube“.Dieser soll Kindern das Einneh-men der Fischöle schmackhaf-ter machen, weil man ihn „kau-en kann, wie Gummibärchen“.

Doch die weichen Gelatine-kapseln könnten künftig aucheinen Absatzmarkt im Pharma-geschäft erobern. „Die Träger-substanz ist in der Lage, sehrhohe Wirkstoffkonzentrationenaufzunehmen“, erläutert Ble-sel. Insofern stehen die Zeichenauf Expansion: „Wir benöti-gen ein Lager und Büroräume.In dem Zusammenhang werdenwir vorraussichtlich auch un-sere Produktionsanlage erwei-tern“, sagt er.

Von CHRISTINE WEISER

Schwedt Die Arbeit der Kowi-tec-Geschäftsführer EberhardKopp und Frank Wiemeyer be-ginnt „mit einer Büchse Dreck“.Per Post erhalten die Vierrade-ner WassertechnikspezialistenProben der Ablagerungen, dieLeitungsrohre großer Industrie-betriebe in aller Welt zusetzen.

„In den Leitungssystemen vonKühltürmenundWärmetauschernentstehen Beläge, weil im Wasserviele Mikroorganismen leben“,erklärt Chemiker Kopp. Darun-ter sind auch gefährliche, wie Le-gionellen, die bei Menschen eineschwere Lungenerkrankung aus-lösen können. Die Tüftler von Ko-witec haben in ihrem Technikumin Schwedt ein Verfahren entwi-ckelt, das den tödlichen Bakterienden Garaus macht.

2001 haben Kopp und Wie-meyer ihre Ingenieursgesell-schaft für Wassertechnik ge-gründet und waren zugleich ihre

einzigen Mitglieder. Ihre Unter-suchungen beginnen immer miteiner gründlichen Wasserana-lyse. Dazu ist viel Knowhowund Technik nötig. Der regio-nal unterschiedliche Härtegraddes Wassers, der Gehalt an Io-nen und Spurenelemente sowiedie Beschaffenheit der Leitun-gen geben Kopp und Wiemey-er den Rahmen für die Entwick-lung des Reinigungsverfahrensvor. Wichtig ist die exakte Fein-abstimmung, deshalb vergehtmanchmal ein halbes Jahr, bisder richtige Ansatz gefunden ist.

Die Firma mit einem zwei-ten Büro in Rostock, entwickeltmaßgeschneiderte Verfahren fürihre Kunden. Von 20 Litern bis20 Millionen Litern Wasser amTag reicht die Spanne, die Ko-witec-Mitarbeiter in einer An-wendung reinigen können. Mitdiesem Verfahren lassen sich biszu sechs Kilometer Rohrleitun-gen am Tag säubern. Dabei kom-men weder Laugen noch Säuren

zum Einsatz – Koppund Wiemeyer nut-zen Redoxreaktionen,um Rohre freizuma-chen. „Wir haben einVerfahren entwickelt,das ohne toxische Zu-sätze auskommt. Erstim System entfaltetes seine Wirkung. Sowerden die Mikroor-ganismen im Zaum

gehalten und kontrolliert“, erläu-tert Kopp. Die Vorteile der Inno-vation beschreibt der diplomierteUmwelttechnologe und Inge-nieur Wiemeyer so: „Giftige Lö-sungen und Reinigungspräparatemüssen gelagert werden. Unse-re Ausgangsstoffe sind ungiftigund damit aus Sicht des Arbeits-schutzes eine Verbesserung. DieMitarbeiter haben keinen Kon-takt mit gefährlichen Stoffen“.Außerdem sei es auch umwelt-

verträglicher. Neben den Dienst-leistungen für Industriebetrie-be, arbeiten die Mitarbeiter vonKowitec kontinuierlich in For-schungsprojekten an der Opti-mierung ihrer Verfahren und derWasseraufbereitung. Von 2004bis 2007 wurde Kowitec von derEuropäischen Union (EU) bei ei-nem Projekt unterstützt. Das Zielwar es, Oberflächen zu entwik-keln, an denen sich Beläge garnicht erst absetzen. Während das

Projekt erfolgreich abgeschlos-sen wurde, blieb die Koopera-tion mit der EU bestehen. Seit2008 forschen die Schwedter er-neut mit dreijähriger finanziellerUnterstützung aus Brüssel.

Aufträge bekommt Kowitecaus ganz Deutschland, aber auchaus Spanien oder China. Dortließ sich kürzlich eine Firma,die Teebeutel herstellt, Vorschlä-ge für ein effizientes Wasserlei-tungssystem unterbreiten.

Von HAJO ZENKER

Ahrensfelde Mit Wasser kannman löschen. Das weiß jeder.Mit Luft aber auch; wenn diewenig Sauerstoff enthält. Dasweiß nicht jeder. Bisher hat diesallerdings keine weite Verbrei-tung als technische Lösung ge-funden. Dabei könnten Räume,die zwar ausreichend Sauerstofffür die darin arbeitenden Men-schen, aber zu wenig für dasEntstehen von Bränden liefern,ein Gewinn sein. Nicht nur,weil es gar nicht erst zu Feuerkommt, sondern auch Wasser-schäden durch das Löschen anComputern oder Büchern aus-bleiben. Genau das bietet die imAhrensfelder Ortsteil Linden-berg beheimatete Firma ALOS(Anlagen für Low Oxygen Sys-tems) an: vorbeugenden Brand-schutz in Räumen mit wertvol-lem Inventar.

Die regelbaren Niedrigsauer-stoffsysteme, die den Marken-namen Loxy-Airtec bekommenhaben, senken den Sauerstoffge-halt der Raumluft ab. Auf einenWert, den man sonst auf einem

2500 Meter hohen Berg hat. Wasfür gesunde Menschen völlig un-problematisch ist, ist für Feueraber tödlich. Wenn in einem sol-chen Raum der Sauerstoffgehaltheruntergeregelt wird, erstirbtein loderndes Feuer plötzlich.DasGanzeklingteinfacher, alsesist. Zumal auch Kohlendioxidge-halt, Temperatur und Luftfeuch-te geregelt werden. Insofern wardie kleine Firma froh, die Ent-wicklung des komplexen Sys-tems gefördert bekommen zu ha-ben. Doch war nicht nur das vonder Investitionsbank ausgereich-te Geld hilfreich. „Die Vor-Ort-Beratung durch das EberswalderRegionalcenter der Zukunfts-agentur war auch sehr gut“, sagtALOS-Geschäftsführer RolandLerchner. Zudem hatdas 2002 entstande-ne Unternehmen mitdem Industriegase-und damit Stickstoff-spezialisten Linde AGeine Technologiepart-nerschaft, die eben-falls half, das Projektumzusetzen.

Brandschutz war

dabei gar nicht die erste Idee:Lerchner ist Sportwissenschaft-ler. Weshalb nicht verwundernmuss, dass sauerstoffkontrol-lierte Räume zunächst für denLeistungssport angeboten wur-den. Es gibt sie inzwischen so-zusagen als Höhentrainings-lager im Wolke-Boxcamp inFrankfurt (Oder), aber auch imOlympia-Stützpunkt in Shang-hai. Nun aber setzt ALOS aufdie Brandvorbeugung. Und hatsein System auch schon der ent-sprechenden Arbeitgruppe derBrandenburger Ingenieurkam-mer vorgestellt. Die Reaktion,sagt Lerchner, habe Hoffnunggemacht, dass sich die Linden-berger Idee durchsetzt. Nicht nurin Brandenburg.

Von TANJA KASISCHKE

und KLAUS STARK

Zossen Es ist ein kleinesschwarzes Kästchen. Wenn ererklären will, was dieses Käst-chen alles kann, gerät Fabi-an Schaaf leicht ins Schwär-men. „Ein weites Feld“, sagter dann erst einmal. Schaaf istMarketing-Chef bei FunkwerkDabendorf, das schwarze Teilheißt offiziell „Easyfleet“ undist ein Gerät zum effizientenManagement von Fahrzeugflot-ten. „Das geht bis zum Winter-dienst. Die können damit nach-weisen, wer wo lang gefahrenist“, sagt Schaaf.

Woher weiß der Betreibereines Kurierdienstes, wo sei-ne Fahrer sich gerade aufhal-ten? Wie kommuniziert er mitihnen? Wie führt er ein On-line-Fahrtenbuch? Das schwar-ze Kästchen kann alles das.Und es kann noch viel mehr:Beim aufwendigsten Modellsind Flottenmanagement, Frei-

sprechanlage und Navigations-system in einem einzigen Gerätintegriert.

Ein weiterer Vorteil: Easy-fleet funktioniert übers Inter-net. „Damit kann man von je-dem Ort aus sehen, wo dieFahrzeuge gerade sind“, freutsich Schaaf. Vor zwei Jahren,bei der IAA Nutzfahrzeuge2006, wurde das System erst-mals der Öffentlichkeit vorge-stellt.

Aber auch sonst dreht sichbeim Funkwerk in Dabendorf,einem Ortsteil von Zossen, al-les um die Kommunikationvom Auto aus. Das sind vor al-lem Freisprechanlagen für dieErstausrüstung oder den nach-träglichen Einbau. Das Funk-werk baut aber auch sogenannte„Compenser“ – Anlagen, wel-che die Sende- und Empfangs-leistung im Auto verstärken,damit das Handy in Kombina-tion mit einer Freisprechanlageauch noch bei hoher Geschwin-digkeit und in dünn besiedelten

Gegenden funktio-niert und man kei-ne Angst vor Funk-löchern mehr habenmuss. DreieinhalbMillionen Fahrzeugewurden bislang miteinem solchen Com-penser ausgerüstet.Damit vertreibt dasUnternehmen eine

„weltweit einzigartige Techno-logie“, berichtet Schaaf.

DieFirmaerwirtschaftete2007einen Umsatz von 60 MillionenEuro. Jeder fünfte Kollege in Da-bendorf ist Entwicklungsinge-nieur. Rund 200 Beschäftigte hat

der Betrieb insgesamt, etwa 100davon arbeiten in der Fertigung.Zu DDR-Zeiten stellte der VEBFunkwerk Dabendorf raumfül-lende Sendeanlagen für Schiffeher, aber auch Infrarot-Fernbe-dienungen für Ost-Fernseher.

Seit 1997 gehört das Werk zurHörmann-Unternehmensgrup-pe und ist inzwischen eine hun-dertprozentige Tochter der Funk-werk AG aus dem thüringischenKölleda, die im Jahr 2000 an dieBörse ging.

Von ULRICH NETTELSTROTH

Hennigsdorf Bei Menschen, diean Grauem Star erkrankt sind,trübt sich die Augenlinse nachundnachein.MiteinerOperation,bei der eine künstliche Linseeingesetzt wird, kann der schlei-chende Verlust des Augenlichtsgestoppt werden. Da der GraueStar eine sehr häufige Erkran-kung ist, wird diese Operationetwa 700 000 mal pro Jahr inDeutschland durchgeführt.

Die Firma Acri. Tec in Hen-nigsdorf hat jetzt ein Verfah-ren entwickelt, um die Netzhautder Patienten besser als bishervor den Gefahren durch das ul-traviolette Licht zu schützen.Insbesondere geht es um diesogenannte Makula, den licht-empfindlichsten Punkt auf derNetzhaut. Dazu wird die künst-liche Linse mit Substanzen ein-gefärbt, die UV-Licht und nocheinige Teile des blauen Lichtsabsorbieren.

Dabei hatten die Hennigsdor-fer Forscher mit zwei Schwierig-keiten zu kämpfen. Zum einendarf nicht zu viel Blau ausgefil-

tert werden, weil sonst das Kon-trastsehen stark eingeschränktwird. „Die Kunst lag darin, ma-ximalen Schutz bei minimalerBeeinträchtigung des Kontrast-sehens zu gewährleisten“, sagtGeschäftsführer Bernhard Heck.Zweites Problem: Farbstoffesind in der Regel giftig. Sie müs-sen sicher eingebettet werden,damit sie nicht ins Gewebe aus-treten können.

„Wir haben viele Misserfol-ge einstecken müssen“, berich-tet Heck. Jetzt habe man aberein Material gefunden, mit demman auf den Markt gehen kön-ne. An einem zweiten, vermut-lich noch deutlich besseren Ma-terial werde noch geforscht.Allen anderen Sub-stanzen, die bisherauf dem Markt sind,dürfte die Hennigs-dorfer Entwicklungweit überlegen sein,glaubt Heck.

Die EU-Förderungvon 1,23 MillionenEuro bei einer Ge-samtinvestition vondrei Millionen Euro

war für Acritec wichtig, um sichan diese schwierige Forschungheranzuwagen. „Ein Erfolg warfür uns nicht von Anfang an ab-sehbar“, so Heck.

Mit der Produktion künstli-cher Augenlinsen hat sich dasUnternehmen, das im vergan-genen Jahr von Carl Zeiss Me-ditec übernommen wurde, er-folgreich entwickelt. „DasWachstum setzt sich fort“, sagteHeck. Durch Zeiss habe man ei-nen besseren Zugang zum Welt-markt. 2009 werde es eine mas-sive Erweiterung geben, manhalte aber am bewährten Stand-ort Hennigsdorf fest, schon al-lein wegen der hohen Kompe-tenz der Beschäftigten.

Berlin

Eberswalde

Milmersdorf

Manschnow

Neuzelle

Ludwigsfelde

Neuruppin

Calau

Hosena

Burg

Teltow

Pritzwalk-Falkenhagen

Ahrensfelde

Schwedt (Oder)

Hennigsdorf

Cottbus18232428

Uebigau

Bernau

PotsdamWildau

Forst (Lausitz)

Brandenburga. d. Havel

Großräschen

Dallgow-Döberitz

KönigsWusterhausen

5

4

6

13

8

8

13

7

12

6

11

Finsterwalde

10

Schwarzheide

12

11

30

30 Tauche29

Mühlberg

31

20

22 Frankfurt (Oder)35

2519

24

26

Beeskow26

28

27

92127

14 29

14

1522

1831

Bernau

Oranienburg

Müncheberg22

Zossen15

Seite Unternehmen/Projekt Standort

Gewerbliche Wirtschaft

Technologie

Forschung/Bildung

Kultur/Freizeit

Infrastruktur/Umwelt

eennn

Erfolgreiche EU-Projekte in BrandenburgErfolgreiche EU-Projekte in Brandenburg

Von ROLF BARTONEK

Cottbus Von vielen anfangs be-lächelt, haben die Ingenieu-re der 2003 gegründeten Cott-buser Wankel Super Tec GmbHin jahrelanger Arbeit eine neueGeneration des Drehkolbenmo-tors entwickelt. In all den Jah-ren mussten sie ihre Zeitplänezwar mehrfach korrigieren undihre Ziele neu abstecken. Aberseit knapp zwei Jahren absolvie-ren nun Prototypen umfangrei-che Testläufe.

Als Felix Wankel 1988 im Al-ter von 86 Jahren starb, schiender von ihm entwickelte Dreh-kolbenmotor seine beste Zeitschon hinter sich zu haben. Aberder Motor hat Vorteile, die heu-te zunehmend an Bedeutung ge-winnen: Er ist vergleichsweiseklein, entsprechend leicht undläuft leise. Damit er auch spar-sam arbeitet, haben die Kon-strukteure der Wankel Super Tecetwas geschaffen, was es nach

ihren Recherchen weltweit nochnicht gibt: einen Wankelmotor,der mit Diesel läuft. Bislang, soheißt es in Cottbus, seien nurVersuche unternommen worden,Benzin-Wankelmotoren mit Ke-rosin zu betreiben. Kerosin abersei zündwilliger als Diesel.

Um einen sparsamen Wankel-motor zu schaffen, wurde auf dasDieselprinzip der Zündung unterhohem Druck und auf eine Kraft-stoff-Direkteinspritzung zurück-gegriffen. Weil aber ein Drehkol-benmotor nicht ganz die enormeKraftstoffverdichtung erreichenkann wie ein Diesel, erhält dasWankelaggregat Unterstützungdurch Zündkerzen.

Diese Konstruktion macht esmöglich, den Motor so zu mo-difizieren, dass er mithilfe eineradaptiven Steuerung bei Bedarfnicht nur Dieselkraftstoff, son-dern auch Kerosin, Benzin, Etha-nol und Pflanzenöl verbrennt.

Für den US-amerikanischenKonzern L3 Communications

sind dies alles Grün-de, sich hinter dasCottbuser Projektzu stellen und einenTeil davon zu finan-zieren. Das Interesseder Amerikaner liegtzunächst im Einsatzder leichten Motorenfür Stromaggregateim militärischen Be-reich.

Die Wankel Super Tec hatderzeit 14 Beschäftigte und fünfLehrlinge. Darüber hinaus sindfür das Unternehmen Ingenieu-re auf Vertragsbasis tätig, da-runter einige aus der alten deut-schen Wankeltruppe in Lindauam Bodensee. Die Firma ko-

operiert auch mit der Branden-burgischen Technischen Uni-versität Cottbus. Einer ihrerGesellschafter, Prof. Ernst Sig-mund, war lange Präsident derUniversität.

Das Konzept des Unterneh-mens liegt nicht im Aufbau gro-

ßer Serienproduktionen, sondernin der Motorenentwicklung etwafür Luftkissenfahrzeuge, Pum-pen, Boote und anderem mit an-schließender Lizenzvergabe.Für Wasserstoff als zukünftigenEnergiespender, heißt es, sei derWankel besonders geeignet.

Von BEATE MÖSCHL

Uebigau Der Lasttrennschaltermit Doppelspeicherantrieb biszehn Kilovolt (kV) ist bereits inSerie gegangen. Die ersten derspeziell für den osteuropäischenRaum entwickelten Mittelspan-nungs-Schaltgeräte werden der-zeit für ein Moskauer Unterneh-

men produziert, das automatischeMotorensteuerungssysteme fürIndustrieanlagen entwickelt undbaut, wie Henry Lischka, sagt. Erist Mitglied der Geschäftsleitungder uesa. „Wir stellen seit 2006wieder selbst Schaltgeräte herund haben erkannt, dass ein sol-cher Schalter auf dem Markt inOsteuropa fehlt“, berichtet er.

Unterstützt mit EU-Mitteln seidie uesa im Rahmen eines For-schungsthemas schnell von derIdee zur Marktreife gelangt – inKooperation mit der EKL Schalt-elektronik Dresden, dem herstel-lerunabhängigen Prüfinstitut IPHBerlin und der TU Braunschweig.„Die zeitnahe Umsetzung warschon eine Herausforderung“,

sagt er und fügt hinzu: „Wir sindals mittelständisches Unterneh-men für unsere hohe Flexibilitätbekannt, das heißt, wenn wir eineMarktlücke erkennen, fackeln wirnicht lange.“ Von der Idee bis zurUmsetzung seien 23 Monate ver-gangen. Die Schalter an sich sei-en keine Neuheit, wohl aber derFederantrieb für den Doppelspei-cher. Dieser lässt die Lastschalt-einrichtung, die immer dann be-nötigt wird, wenn im Störfall einStromversorgungsnetzabgeschal-tet und auf ein anderes, funk-tionierendes Netz umgeschaltetwerden muss, ohne zusätzlicheEnergie auskommen. Der Feder-antrieb wird von einer kleinenSpule ausgelöst, die aus der Rest-energie eines Trans-formators die nötigeEnergie erhält.

Bislang müssenEnergieversorger undIndustrieunterneh-men, die eigene Netzebetreiben, im Störfallals Antriebe für dieSchaltgeräte entwe-der auf batteriebetrie-bene Motoren setzen

oder auf Umschaltung per Hand.„Beides kostet Zeit und Geld. Mitunserem Schalter wird es günsti-ger“, sagt Lischka.

In Osteuropa seien etwa 80Prozent der Schaltanlagen imMittelspannungsnetz luftisoliert,umreißt Lischka das Marktpoten-zial. Die ersten uesa-Schalter sindauf dem Weg. „Wir bereiten ei-ne Hausmesse bei unserem Mos-kauer Kunden vor“, berichtet derFachmann. Er sei optimistisch,dass sich wie in Deutschland,Westeuropa und Polen auch, dieMundpropaganda für die uesa be-zahlt macht. „Wir empfehlen unsmit zuverlässiger Arbeit, Quali-tät, Flexibilität und kundenspezi-fischen Lösungen.“

Von INA MATTHES

Frankfurt (Oder) Wer amStadtrand von Frankfurt (Oder)arbeitet, kommt rum in der Welt.So wie Bernd Tillack. Geradewar der Chemiker in Japan. Erleitet im Institut für InnovativeMikroelektronik IHP, in einemNeubau nahe der Autobahn A12,eine Mini-Chipfabrik. Seine For-schungs- und Geschäftspartnersind rund um den Globus ver-teilt: in den USA, in Asien, vorallem aber in Europa.

Bernd Tillack gehört seit 25Jahren zur IHP-Stammbeleg-schaft. Zu seinem Ressort zähltder 1000 Quadratmeter gro-ße Reinraum, der hier Pilotlinieheißt und etwas Besonderes istfür ein Institut. „Wir können For-schungsergebnisse sehr schnellin Schaltkreise umsetzen“, er-läutert der Chef der Technolo-gie-Abteilung. Das IHP arbei-tet vor allem auf dem Gebiet derHochfrequenz-Technik, die fürmoderne Handys, Radar oderschnelle Breitbandkommuni-kation gebraucht wird. Da-bei verwenden die Frankfurterhauptsächlich die MaterialienSilizium und Germanium, diefür solche Schaltkreise in derIndustrie als besonders gutgeeignet gelten.

Ihren Reinraum nutzendie Wissenschaftler nichtnur für eigene Forschung.Universitäten, Institu-te, Unternehmen könnenmit IHP-Technik eige-ne Schaltkreisentwürfefertigen oder die Chipsals Muster, Prototypenoder sogar in kleinenSerien gleich anfertigenlassen. Solche Kleinst-serien mit maximal einigenhundert Wafern sind auch fürUnternehmen interessant. „Dassind Firmen, die besonders in-novative Produkte haben“, sagtBernd Tillack. Zu den Partnerndes IHP zählt zum Beispiel dieinstitutseigene Ausgründung Si-licon Radar, eine Firma, die mo-dernste Radartechnik für die Au-tobranche herstellt.

Die Mikroelektroniker von derOder haben ein Verfahren ent-wickelt, mit dem man Musterund kleine Stückzahlen effek-tiv erzeugen kann. Bernd Tillackzeigt eine der glänzenden Wafer-Scheiben, die in einer stabilen,durchsichtigenPlastehüllesteckt.Was man mit bloßem Auge nichterkennt: Die dünne Silizium-platte ist mit 30 hauchzarten lei-tenden oder isolierenden Schich-ten überzogen. In diese werdenStrukturen geätzt, die nur Bruch-teile von Millimetern groß sind– mikroelektronische Bautei-le, die am Ende Chips ergeben.Sie sind als eine Art Karomus-ter auf dem Wafer zu erkennen.

Auf einem Wa-fer haben bis zu20 000 ChipsPlatz. Das IHPkann die Auf-tragsproduktio-nen verschie-dener Kundenauf einer Silizi-umscheibe un-terbringen. Das

macht die aufwändige Mus-ter-Produktion für alle Beteilig-ten preiswerter. Dabei werdendie Schaltkreise immer winziger.Seit September wird im Rein-raum mit der neuen 13-Mikro-meter-Technologie gearbeitet.Damit lassen sich Strukturen er-zeugen, die hunderte Male feinerals ein menschliches Haar sind.

Für das IHP bedeutet der Rein-

raum eine wichtige Einnahme-quelle für Drittmittel, die das In-stitut zusätzlich zur öffentlichenFörderung erwirtschaften muss.Aber die Pilotlinie bringt nichtnur Geld, sondern auch Impulsefür die Forschung: Durch die Zu-sammenarbeit mit den verschie-dener Partnern ergeben sich in-teressante Kooperationen, sagtBernd Tillack.

In diesem Jahr sind in TillacksAbteilung zwei neue Projekteangelaufen, die von der Europäi-schen Union gefördert werden.Bei „DOTFIVE“ geht es um Te-rahertz-Strahlung, die mit Fre-quenzen von etwa 0,3 bis zehnBillionen Schwingungen proSekunde zwischen der Infrarot-strahlung und den Mikrowellenliegt. Mit Terahertz-Wellen las-sen sich spannende Anwendun-gen umsetzen. Für Sicherheits-technik auf Flughäfen, mit derman aus der Entfernung von ei-nigen Metern sieht, ob jemandWaffen oder Drogen unter derKleidung versteckt. Auch fürdie Medizin, zur Früherkennungvon Hautkrebs, ist die für Men-schen ungefährliche Terahertz-Strahlung geeignet. Ein anderesZiel ist die Übertragung großerDatenmengen zwischen Laptopund Handy. Allerdings wird die-se Technologie noch nicht be-herrscht. Physiker sprechen vonder Terahertz-Lücke – es gibtkaum brauchbare Sender undEmpfänger für solche Frequen-zen. Das IHP entwickelt ge-meinsam mit renommierten in-ternationalen Partnern wie dembelgischen ForschungszentrumIMEC oder dem Konzern Infine-on Transistoren, mikroelektroni-sche Bauteilen auf Chips, die miteiner Frequenz von 0,5 Terahertzarbeiten.

In einem weiteren Forschungs-projekt namens Helios geht esum Photonik. Dabei erfolgenProzesse der Informationsverar-beitung auf Chips mit Lichtteil-chen – Photonen. Auch das isteine Zukunftstechnologie. Ins-gesamt hat das Institut einen Zu-schlag für sieben EU-Gemein-schaftsprojekte erhalten, die

alle 2008 gestartet sind und eineLaufzeit bis zu vier Jahren ha-ben. „Wir waren extrem erfolg-reich“, freut sich Tillack. Sonstsei das IHP vereinzelt an solchenEU-Vorhaben beteiligt gewesen,nie jedoch an so vielen zur glei-chen Zeit.

Seit neuestem greifen dieFrankfurter Wissenschaft-ler auch nach den Sternen. Dieeuropäische Weltraumagen-tur ESA braucht fürihre Raumfahrzeu-ge strahlungsharteChips, die das Teil-chenbombardementim Weltall aushal-ten. Die Ostbranden-burger entwickelnstrahlungsresisten-te Schaltkreise undTechnologien für de-ren Produktion. Da-bei ist das IHP Part-

ner von Firmen, die für die ESAtätig sind. Künftig wollen dieFrankfurter aber direkt mit derAgentur ins Geschäft kommen.

Ein ehrgeiziges Ziel. Aber dieFrankfurter haben schon Welt-rekorde erreicht: Das IHP hatden Transistor mit der schnells-ten Schaltzeit gebaut. Die liegtbei drei Pikosekunden. So langeetwa braucht das Licht für einenMillimeter.

Forschung. Partner.

Geschichte.

Von ANETT ZIMMERMANN

Müncheberg Die Stadt Münche-berg besitzt zwar keine altehr-würdige Universität, nennt sichjedoch stolz „Forschungsstadt“.Darauf wird selbstbewusst schonan den Ortseingängen aufmerk-sam gemacht. Immerhin wähl-te Erwin Baur (1875-1933) dieStadt einst bewusst für sein Kai-ser-Wilhelm-Institut für Züch-tungsforschung aus.

Nachdem Baur 1920 bereits das175 Hektar große Gut Brigitten-hof bei Müncheberg gekauft hat-te, stimmte die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft sieben Jahre späterauch der lange gewünschten In-stitutsgründung zu. Baurs Zielwar es, Getreide und Futterpflan-zen für karge Böden in Deutsch-lands trockeneren Regionen zuzüchten und damit auch Katastro-phen der Ernährungswirtschaftwie im Ersten Weltkrieg künftigzu verhindern.

Das bis heute bestehende Cam-

pusgelände an der EberswalderStraße – einst 153 Hektar groß– wurde erworben und das Insti-tut schließlich 1928 eingeweiht.Auch nach 80 Jahren wechsel-voller Geschichte wird an demStandort noch immer geforscht,wurde aus dem später der Aka-demie der Landwirtschaftswis-senschaften der DDR zugeord-neten Forschungszentrum fürBodenfruchtbarkeit Müncheberg1992 dann das Leibniz-Zentrumfür Agrarlandschaftsforschung(ZALF). Zu den sieben Institu-ten des ZALF gehört auch dasDeutsche Entomologische Insti-tuts (DEI), das 2004 von Ebers-walde nach Müncheberg umge-zogen war.

Aufgabe des ZALF ist die wis-senschaftliche Erforschung vonAgrarlandschaften und die Ent-wicklung ökologisch und ökono-misch vertretbarer Landnutzungs-systeme. Gearbeitet wird dabeimeist institutsübergreifend. DieFinanzierung teilen sich Bund und

Land. Hinzu kommenDrittmittel für zumTeilsehrgroßeForschungs-projekte, darunter auchder Europäischen Uni-on. Diese förderte inden vergangenen Jah-ren bereits einen gro-ßen Teil der Ausstat-tung, so zum Beispiel2004/2005 den Um-bau des einstigen Ledi-

genwohnheimes in ein moderneswissenschaftliches Begegnungs-zentrum. Dort entstanden 26 Ein-und Zwei-Zimmer-Appartementsfür Gastwissenschaftler aus allerWelt, die auch rege genutzt wer-den.

Forschung zum Anfassen gibtes alljährlich beim Tag der offe-

nen Tür, zu dem insbesondereSchüler und Studierende einge-laden sind. Überdies bereichernWissenschaftler des ZALF dasVortragsangebot an der städti-schen Volkshochschule und brin-gen sich auch bei aktuellen De-batten, so zuletzt zum Anbaugentechnisch veränderter Kartof-

feln, in der Region ein. Die Stadtvergibt unterdessen bereits seitdrei Jahren einen Förderpreis fürjunge Wissenschaftler am ZALF.Gemeinsam mit dem Freundes-und Förderverein der Forschungin Müncheberg wird zudem übereine ständige Ausstellung nach-gedacht.

Von FRANK-OLAV SCHRÖDER

Bernau Eine „Bildungsvision“wird mit dem Oberstufenzen-trum (Wirtschaft, Verwaltung,Sozialwesen) in Bernau ver-bunden. Nicht weil die Einrich-tung für die berufliche Bildungvon Schülern aus den KreisenBarnim, Uckermark, Oberhavelund Märkisch-Oderland 2004in die reizvolle märkische Land-schaft am Stadtrand umzog. DasOSZ gehört vielmehr zum Bar-nimWissenszentrum. Auf demAreal befinden sich auch dasBarnim-Gymnasiums mit ma-thematisch-naturwissenschaft-licher Ausrichtung und das vonder Handwerkskammer Berlinheute wieder genutzte Gebäudeder ehemaligen Gewerkschafts-schule, die 1930 vom späterenBauhaus-Direktor Hannes Mey-er errichtet wurde. Lehrer desGymnasiums unterrichten amOSZ zum Beispiel Mathematikoder Spanisch.

Für das OSZ wurden als Säuledes Wissenszentrum insgesamt14,7 Millionen Euro in die Sa-nierung denkmalgeschützer Ge-

bäude, in einen Neubau und ineine Sporthalle investiert.

Unter dem Dach des OSZ ar-beiten die Berufsschule, dieBerufsfachschule, die Fach-oberschule sowie auch die imbenachbarten Wandlitz ansässi-ge Fachschule für Erzieherinnenund Heilerziehungspflegerin-nen zusammen. In der Bundes-fachklasse für Marketingkom-munikation werden Schüler ausMecklenburg-Vorpommern,Sachsen und Sachsen-Anhaltunterrichtet.

„Es gibt auch heute noch ei-nen Überhang an Bewerbern,wenngleich er geringer gewor-den ist“, sagt OSZ-Leiterin Ma-rianne Felden. Grund für denRückgang ist die all-gemeine demogra-phische Entwicklung.Den Unternehmenbescheinigt sie einegute Ausbildungsbe-reitschaft. Jedes Jahrseien neue Betriebedabei.

Mit regionalen Bil-dungsträgern gibt eseine enge Zusam-

menarbeit. Lehrer am OSZ ar-beiten darüber hinaus in denPrüfungsausschüssen der Indus-trie- und Handelskammer, derHandwerkskammer, der Lan-desärztekammer und Landes-zahnärztekammern mit.

Das i-Tüpfelchen einer jah-relangen Zusammenarbeit mitder Fachhochschule Eberswaldestellt eine Vereinbarung dar, aufderen Grundlage Fachoberschü-ler Seminare und Vorlesungenbesuchen. Der Übergang zumStudium wird somit gleichsamfließend ermöglicht, Hemm-schwellen vor einer Hochschul-ausbildung abgebaut. Eltern undSchüler werden auf diesem Wegmit Rat und Tat begleitet.

Von GERALD DIETZ

Potsdam Wer den Telegrafen-berg in Potsdam erklimmt undam höchsten Punkt vor demockerfarbenen Prachtbau mitdrei Kuppeln steht, ahnt so-fort, dass hier eine besonderewissenschaftliche Adresse seinmuss. Das ehemalige Astrophy-sikalische Observatorium in derMitte des Albert-Einstein-Wis-senschaftsparks ist das erste der

Welt gewesen. In dem 1879 fer-tiggestellten Gebäude residiertheute die Zentrale des Potsdam-Instituts für Klimafolgenfor-schung (Pik).

Die weltweit angeseheneEinrichtung machte nicht nurmehrfach durch spektakuläreForschungsergebnisse auf sichaufmerksam, Pik-Experten sit-zen auch in politisch bedeuten-den Gremien. Erst im Septem-ber wurde Vize-Direktor OttmarEdenhofer zum Ko-Vorsitzen-den einer von drei Arbeitsgrup-pen des Weltklimarats derVereinten Nationen (IPCC) ge-wählt. Bereits im vergangenenJahr ernannte die Bundesregie-rung Institutschef Hans-JoachimSchellnhuber zu ihrem offiziel-len Chefberater in Klimafragen.Seither ist der Träger des Deut-schen Umweltpreises auch Mit-glied einer EU-Arbeitsgruppefür Energie und Klimawandel.

Diesen Sommer wurde Pots-

dam vom Bundesforschungs-ministerium als Sitz für einneues internationales Spitzenin-stitut auserkoren. Wissenschaft-ler aus aller Welt sollen hier anden großen Zukunftsfragen desPlaneten arbeiten. Der Grundfür die Standortwahl war frei-lich das Pik mit seinen 180 Mit-arbeitern.

Denn Vorarbeiten dazu gibtes am Pik genug. So entstandenunter der Regie von Edenhofer

große Teile des so-genannten Stern-Re-ports. In dem Berichthatte der ehemaligeWeltbank-Cheföko-nom Nicolas Stern2006 nachgewiesen,dass eine weiter vo-ranschreitende Er-wärmung des Klimasden Globus bis 2050in eine wirtschafli-

che Krise ungeahnten Ausma-ßes mit einem Schadensvolu-men von 5500 Milliarden Eurostürzen würde. Wirksame Ge-genmaßnahmen würden dage-gen nach Studien der Potsda-mer Forscher mit einem um einProzent verlangsamten Welt-

wirtschaftswachstum bezahlbarbleiben.

Wenn es um Fragen zu denglobalen und regionalen Fol-gen der Erderwärmung geht,zählt das jährlich mit acht Mil-lionen Euro jeweils zur Hälftevon Bund und Land grundfinan-zierte Institut für Klimafolgen-forschung weltweit zu den ers-ten Adressen. Dass man nun dieinternational führende Einrich-tung in Klimafragen sei, willFriedrich-Wilhelm Gerstengar-be nicht unbedingt sagen. „Zu-mindest sind wir inzwischen oftkopiert worden“, gibt sich derMetereologe und Vertreter desVorstands bescheiden.

Gegründet wurde die renom-mierte zur Leibniz-Gemein-schaft gehörende Forschungs-einrichtung 1992 auf Vorschlagdes deutschen Wissenschafts-rats. „In der damals weltweiteinzigen als Querschnittsinstitutangelegten Forschungseinrich-tung dieser Art sollten Metero-logen, Hydrologen und Agrar-Wissenschaftler bis hin zuÖkonomen und Soziologen dieFolgen des Klimawandels erfor-schen“, so Gerstengarbe. Das

Ziel: quer durch zahlreiche wis-senschaftliche Disziplinen Kon-zepte für Gegenmaßnahmen undAnpassungsstrategien an die Er-derwärmung erarbeiten.

Für die Wissenschaftler wardas etwas völlig Neues. Ausheutiger Perspektive muss mansagen, dass das Projekt mehr alsgeglückt ist. Ohne das Pik wä-re der mittlerweile nahezu welt-weit akzeptierte Nachweis, dasssich das Klima stark verändert– und vor allem das dies vonMenschenhand gemacht ist –,wohl nicht gelungen. Den Pots-damer Forschern gelang es erst-mals, sogenannten Kipp-Schal-terregionen des Erdsystems zubenennen. Zu ihnen zählen etwader Meeresströmungskreislauf,die Polregionen oder die Regen-wälder. Werden diese durch dieErderwärmung über eine kri-tische Grenze hinaus belastet,drohen unumkehrbare Klima-veränderungen.

Die Potsdamer Forscherkonnten etwa in der Branden-burg-Studie frühzeitig detai-liert Klimamodelle für einzel-ne Regionen entwickeln. Heutenutzen Bundesländer und Ver-sicherungen die Expertisen fürihre Planungen. Auf diese Wei-se kann das Pik im Schnitt nocheinmal ein Drittel des Grunde-tats an Drittmitteln einwerben.

Geld der EuropäischenUnion

Die Arbeiten konzentrier-ten

Im Süring-Haus,

Von GERALD DIETZ

Wildau László Ungvári ist im-mer noch begeistert. „Das istsehr gut gelungen“, sagt der Prä-sident der Technischen Fach-hochschule Wildau über das voreinem Jahr eröffnete neue Me-dienzentrum auf dem Campus.Mit EU-Mitteln ist es gelun-gen, einen denkmalgeschütztenIndustrietrakt zur neuen Hoch-schulbibliothek auszubauen.1921, als die ehemalige Aus-lieferungshalle gebaut wurde,war Wildau ein Schwerindus-trie-Standort, an dem die Fir-ma Schwartzkopff Lokomotivenbaute. 12,5 Millionen Euro hatdas Projekt insgesamt gekostet.Jeweils 3,8 Millionen Euro ha-ben Bund und Land beigesteu-ert. Jetzt ist die Halle Herbergefür rund 97 000 Bücher und an-dere Medien für die rund 3500Studenten der Hochschule.

Die neue Mediathek ist einKapitel der Erfolgsgeschich-te der Hochschule. Die Wildau-er verstehen es seit Jahren, unterden deutschen Fachhochschulendie mit Abstand meisten Dritt-mittel pro Professor einzuwer-ben. Fünf Millionen Euro sind esim Schnitt, die die 62 Professo-ren pro Jahr zusätzlich zur nor-malen Grundfinanzierung von10,3 Millionen Euro für For-schung und Lehre zur Verfügunghaben. Mit dem Campus koope-

rieren mehr als 300 Firmen – da-runter auch Riesen wie Philips,Siemens oder BMW.

Ob es nun die Luftfahrt-Bran-che, die Logistik-Sparte, Bioin-formatik oder Telematik sind,für alle diese Fachbereiche sinddie Wildauer ein bevorzugterAnsprechpartner. Die RegionSchönefelder Kreuz hat sich zueinem Kompetenzzentrum derLuftfahrttechnologie entwickelt.Hier befinden sich im Umfelddes entstehenden Großflugha-fens Schönefeld neben der Fach-

hochschule das Zentrum fürLuft- und Raumfahrt und gleichnebenan der TriebwerkprüfstandAnecom. Die Wildauer sor-gen auch für den von der Bran-che dringend benötigten Nach-wuchs. Seit drei Jahren gibt esden bundesweit einzigartigenStudiengang Luftfahrttechnik/Luftfahrtlogistik mit dem neu-erdings bei Hochschul-Partnernim US-Bundesstaat Florida ge-gen eine Zusatzgebühr eine Ver-kehrspilotenlizenz erworbenwerden kann.

Die Luftfahrt ist jedoch nur einArbeitsbereich der Hochschule.„Wir sind eine Hochburg für Lo-gistik insgesamt“, sagt Ungvári.Auf dem Campus re-sidiert die Branchen-transferstelle Logis-tik des Landes. Siegreift dafür auf dasKnow-how der Fach-hochschule zurück.

Kein Wunder al-so, dass die Wildau-er 2007 im Bundes-wettbewerb „Land

der Ideen“ unter der Schirm-herrschaft des Bundespräsiden-ten als „Ort der Ideen“ ausge-zeichnet wurden.

Von ANNE MAREILE MOSCHINSKI

Hennigsdorf Feilen und Holz-stücke liegen auf den Arbeitsti-schen, der Boden ist mit Spä-nen bedeckt. An der Wandhängen Skizzen, auf denen ar-chitektonische Konstruktionenabgebildet sind.

„Das sind die Schmuckstü-cke unserer Holzwerkstatt“,sagt Peter Mohr. Er zeigt aufein Stück Holz, in das filigraneMuster geschnitzt sind. „DieseDachgiebel haben unsere Schü-ler angefertigt. Sie sind der rus-sischen Kolonie in Potsdamnachempfunden“, erläutert derLeiter des Eduard-Maurer-Oberstufenzentrums (OSZ) inHennigsdorf. Seit einem Jahrwerden in den Werkstätten aufdem Gelände der ehemaligenStahlwerkschule denkmaltech-nische Assistenten ausgebil-det. Möglich machte dies eineFinanzspritze aus dem europäi-schen Regionalfonds: Mit 2,56Millionen Euro bezuschuss-te die EU den Anbau, in demneben Holzwerkstätten Unter-richtsräume für angehende Ma-

ler, Lackierer und IT-Spezia-listen untergebracht sind. 2006wurde das Gebäude eröffnet.Rund fünf Millionen kostetendie Bauarbeiten. Die restlicheFinanzierung übernahm derLandkreis Oberhavel mit Hilfeweiterer Fördermittel.

14 Räume sind in dem Neu-bau auf drei Stockwerken ver-teilt. 300 Schüler können hierunterrichtet werden. Eini-

ge Räume lassen sich mit ver-schiebbaren Stellwänden ver-größern. Farbtuben und Pinselliegen auf den Arbeitstischenin der dritten Etage. Hier habendie Maler- und Lackierer-Azu-bis ihr Domizil. Lehrerin AnkeWeißbrich unterrichtet die jun-gen Leute in Mathematik: „Dasbrauchen sie, um Materialkos-ten und Flächen zu berechnen“,erklärt sie.

Der 16-jährige Gian Mar-co Dehn lernt derweil auf derzweiten Etage des Neubaus,wie Computernetzwerke pro-grammiert werden. Er lässtsich zum mathematisch-tech-nischen Softwareentwicklerausbilden und sagt: „Für die-sen Beruf habe ich mich ent-schieden, weil Computer auchim Alltag eine große Rollespielen.“

1900 Schüler werden derzeitin dem 1991 gegründeten Ober-stufenzentrum von insgesamt89 Lehrern unterrichtet. 193Betriebe schicken ihre Lehrlin-ge hier zum Theorieunterricht.So lernen im OSZ unter ande-rem Mechatroniker und Ver-messungstechniker die Grund-lagen ihres Berufs.

Doch es gibt auch Ausbildun-gen, die komplett am OSZ ab-gewickelt werden – wie die zumdenkmaltechnischen Assisten-ten. Auch das Abitur kann manim OSZ ablegen. „Der jüngsteSchüler bei uns ist 16, der äl-teste 36“, sagt Peter Mohr.

Von STEFFI SCHUBERT

Cottbus Grasgrüne Treppen-aufgänge, ummantelt von ei-nem schreienden Magenta-Pink,schrauben sich sieben Stockwer-ke nach oben. Am Kopierer emp-fängt einen ein Knallrot, und inden quietschgelben Sesseln imErdgeschoss liest sich die Zeitungbesonders gut. Ja, das CottbuserInformations-, Kommunikations-und Medienzentrum (IKMZ) be-herbergt in der Tat eine außerge-wöhnlicheUniversitätsbibliothek.Von außen durch die mit Buchsta-ben bedruckte Glasfassade eherfarblos wirkend, folgt im Innerneine regelrechte Farbexplosion.

Es ist ein Haus ohne Rücksei-te, ein geschwungener, amöben-ähnlicher, nach allen Seiten of-fener Bau, den das renommierteschweizerische ArchitekturbüroHerzog & de Meuron für Cottbusgeschaffen hat – dieselbenArchi-tekten, die auch die Allianz Are-na in München, das Vogelnest inPeking oder die Tate Modern inLondon kreiert haben. Dafür ha-gelte es in den vergangenen Jah-

ren Preise: So wurde das IKMZ2006 als Bibliothek des Jahresausgezeichnet, erreichte 2007den ersten Platz des vom BundDeutscher Architekten neu initi-ierten Architekturpreises GroßeNike und gehörte 2006 zu einemder deutschlandweiten „365 Orteim Land der Ideen“.

Auch von den überregionalenMedien wird die spektakuläreUniversitätsbibliothek wahrge-nommen und ein Foto der buntenSpiraltreppe gern als Prototypfür den innovativen Charakter(ost)deutscher Universitäten ver-wendet.

Den Chef des IKMZ, AndreasDegkwitz, freut’s, hatte es dochmehr als zehn Jahre von den ers-ten Plänen auf dem Standortdes Universitätsstadions (ehe-mals „Stadion des 8. Mai“) biszur Eröffnung am 4. Februar2005 gedauert. Denn es warenauch einige Schwierigkeiten zuüberwinden: So war beispiels-weise der Grundwasserspiegelfalsch eingeschätzt worden. Undum die kostspieligen Tiefbauar-beiten zu umgehen, musste daszweite Untergeschoss angeho-

ben und auf einen Hügel gesetztwerden. Dafür wurde dann einGeschoss eingespart.

Auch dadurch war der Bauteurer geworden als gedacht:Aus den ursprünglich geplan-ten 21 Millionen Euro wurden28 Millionen Euro, die sich ausBundes- und Landesmitteln so-wie EU-Mitteln zusammenset-zen. „Doch der Wissenschaftsrathat die zusätzlichen Investitionenanerkannt und keinerlei Rück-forderungen gestellt“, so Andre-as Degkwitz.

Seit vier Jahren leitet er inzwi-schen die zentrale Service-Ein-

richtung, die den sperrigen Na-men IKMZ trägt – sind in ihrdoch nicht nur die Universitäts-bibliothek, sondern auch das Re-chenzentrum, das Multimedia-Zentrum und die betriebliche

DatenverarbeitungderBrandenburgischenTechnischen Univer-sität (BTU) Cottbusuntergebracht.

Auf den siebenHoch- und zweiTiefgeschossen do-miniert selbstver-ständlich der Haupt-zweck des Gebäudes:die Informations-vermittlung. Unter-teilt nach Fachgebie-

ten sind mehr als 800 000Medien zu finden, darunter übereine halbe Million gedruckte, al-so Bücher aller Themenberei-che der Universität, Zeitungenund Zeitschriften. Hinzu kom-men elektronische Zeitschriften,CDs, DVDs, Datenbanken und

andere Informationsportale. Aufden Etagen sind mehr als 600Arbeitsplätze eingerichtet, dieentweder mit einem PC ausge-stattet sind oder zum Ansteckendes eigenen Notebooks einladen.In den obersten Etagen sind au-ßerdem Arbeitskabinen einge-richtet, die gemietet werden kön-nen.

Insgesamt nutzen etwa 10 000Menschen die Informationsan-gebote des IKMZ, darunter et-wa die Hälfte Studenten sowie1500 Lehrkräfte und Mitarbeiterder BTU. Hinzu kommen Stu-denten der Fachhochschule Lau-sitz und Bürger aus Cottbus undder Region – etwa 3000 Leser,die nicht einer Hochschule ange-hören, sind es derzeit. „Das Haushat enorme Aufmerksamkeit er-regt und tut es weiter“, stellt An-dreas Degkwitz zufrieden fest.

Es sei auch nicht nur Biblio-thek, sondern zugleich als Kom-munikationszentrum wichtig fürden „lebenden Organismus Uni-versität“. So wurde beispiels-weise über das IKMZ auch dasProjekt elearn@BTU initiiertund betrieben, das mit 970 000Euro über drei Jahre vom Bun-desforschungsministerium ge-fördert wurde. Als eine von 20deutschen Hochschulen hat dieBTU unter Federführung desIKMZ versucht, mehr Studentenund Lehrende für multimedialesLehren und Lernen mittels In-ternet zu begeistern. Mit Erfolg:„Eine beträchtliche Anzahl vonLehrveranstaltungen steht digi-tal zur Verfügung, die Akzeptanzfür multimediales Lernen ist da-mit deutlich gestiegen“, berichtetDegkwitz.

Auch die Akzeptanz einigeranfangs durch die Farben ge-schockter Besucher sei gewach-sen. Denn ohne diese Farben wä-re es nicht dieses Haus, resümiertAndreas Degkwitz.

Märkische Oderzeitung:Herr Degkwitz, welche Re-sonanz erleben Sie auf dasIKMZ?

Und wie ist das extravagan-te Gebäude inzwischen beiden Cottbusern selbst ange-kommen?

Hat sich der Name Medien-zentrum durchgesetzt?

Von ROLF BARTONEK

Cottbus Alles ist in Verände-rung begriffen, unterliegt stän-digem Werden und Wandel. Dergriechische Philosoph Heraklit(5. Jahrhundert v.d.Z.) soll die-se zentrale These seiner Welt-sicht auf die Kurzformel pantarhei – alles fließt – gebracht ha-ben. Daraus entstand der Namedes als GmbH geführten Leicht-bauwerkstoffzentrums der Bran-denburgischen Technischen Uni-versität (BTU) Cottbus. Denngerade beim Einsatz von Werk-stoffen vollzieht sich ein bestän-diger Wandel.

So waren Cottbuser Wissen-schaftler beteiligt an einem vomBundesforschungsministeriumgeförderten Projekt zum Einsatzvon Titanaluminid für Motoren-Pleuel. Sie fanden nicht nur dieoptimale Form dieser Bautei-le heraus, die Kolben und Kur-belwelle miteinander verbinden,sondern entwickelten und er-probten auch den erforderlichen

Schmiedeprozess zur Herstel-lung der Pleuel. Von den 2,7 Mil-lionen Euro an Fördergeldern,die das Ministerium für mehre-re am Pleuel-Projekt beteilig-te Partner bereitstellte, ging ei-ne Million nach Cottbus. Pleuelaus Titanaluminid sind nur halbso schwer wie solche aus Stahl.Sie machen Motoren leichtgän-giger und agiler, helfen aber zu-gleich, den Energieverbrauch zureduzieren.

MiA – Magnesium im Auto-mobilbau – hieß ein anderes Pro-jekt, das darauf gerichtet war,Karosserie-Konstruktionen aufDiät zu setzen, langfristig einenwirtschaftlichen Einsatz diesesMetalls zu ermöglichen. Mag-nesium bringt je Kubikzentime-ter nur 1,8 Gramm auf die Waageund stiehlt damit sogar dem ver-meintlichen LeichtbaukönigAlu-minium (2,7 Gramm) die Schau.Stahl (7,8 Gramm) ist sogar umein Mehrfaches schwerer.

Aber Magnesium ist spröde,widersetzt sich vielen Bearbei-

tungen. In Cottbusgelang es erstmals,Magnesiumbleche di-rekt aus Strangguss-blöcken zu walzen.Dadurch kann diebislang vorgeschal-tete Arbeitsstufe desStrangpressens ent-fallen, was den Ein-satz des extrem leich-

ten Materials wirtschaftlichermacht. Für dieses Projekt erhieltdie BTU 1,6 Millionen Euro vomBundesforschungsministerium.

Auch Aluminium-Teig wur-de am Panta Rhei schon „ge-backen“. Hier ging es darum,für den Hersteller Bombar-dier Transportation die vorde-ren Kabinenteile von Regio-nalbahnen durch Verwendungvon geschäumtem Aluminiumnoch crashfester zu machen.

Zugleich ist der Schaum leich-ter als der bislang eingesetzteKunststoff (glasfaserverstärk-ter Polyester). Er punktet auchin Sachen Wärmeisolation, Ge-räusch- und Schwingungs-dämpfung.

Dies sind nur drei Beispie-le aus der vielseitigen Tätig-keit des Panta Rhei. Erst im Ju-ni diesen Jahres zeichnete dieDeutsche Bank im Rahmen ih-rer Kampagne Land der Ideen

die Einrichtung als Ausgewähl-ten Ort aus. Dabei wurde einneues Schmiedezentrum ein-geweiht. Mit einer Presskraftvon 1700 Tonnen können nunHochleistungswerkstoffe beiTemperaturen von bis zu 1400Grad Celsius geschmiedet wer-den. In Europa gibt es im wis-senschaftlichen Bereich keinweiteres Aggregat, das sichmit dem Cottbuser vergleichenkönnte, heißt es an der BTU.

Von JÜRGEN SCHOLZ

Forst Eine Turnhalle kannfür eine Berufsschule unge-mein wichtig sein. „Es ist einStück Lebensqualität für unse-re Schüler“, erklärt Konrad Ra-chow. Dabei führt der Leiter desOberstufenzentrums I in Forst(OSZ) nicht nur den Stress-abbau an, sondern weist auchauf eine Besonderheit seinerSchule hin. Am OSZ werdenin Bundesfachklassen Schnei-der, Maßschneider und Mode-näher aus Sachsen, Thüringen,Brandenburg und Mecklen-burg-Vorpommern im Rahmendes dualen Systems ausgebil-det, außerdem gibt es Landes-fachklassen für Umweltberu-fe sowie weitere überregionaleKlassen. Vor allem deshalb bie-tet das OSZ auch ein Wohnheimmit mehr als 120 Plätzen an. Fürdie stellen die Sportmöglichkei-ten in der Turnhalle und auf denAußen-Sportflächen eine „ein-zigartige Symbiose“ dar, so Ra-chow, der Kleinsportanlage undHalle als „Standortfaktor für un-sere Schule“ bezeichnet. Seit es

die sportlichen Angebote gebe,sei der Trend, dass sich Schülerfür eine Unterkunft in Cottbusentschieden, gestoppt.

Die Turnhalle war mit 1,5Millionen Euro die größte In-vestition innerhalb des vier-ten und letzten Bauabschnit-tes am OSZ in Forst. Insgesamtwurden zwischen 2004 und2007 3,9 Millionen Euro in-vestiert, darunter 1,91 Mil-lionen Euro von der EU. Ne-ben der Turnhalle war dieGebäudesanierung mit 185 000Euro ein weiterer Schwerpunkt.Nicht ohne Stolz verweist Ra-chow auf die lange und durch-gehende Tradition des Schul-standortes, an dem bereits vormehr als 120 Jahren ForsterTextilunternehmerihren Nachwuchsausbilden ließen. DerDenkmalschutz, un-ter dem große Teileder Gebäude stehen,machte die Sanie-rung nicht einfacher.

Ein Aushänge-schild des OSZist das Labor für

die Auszubildenden im Wä-scherei- und Reinigungsge-werbe. Insgesamt 412 000Euro wurden in die Räume inves-tiert, in denen auch Fortbildung,Prüfungen und Meisterausbil-dung stattfinden. Als Leihgerä-te stehen dort Reinigungsgeräteim Millionenwert und Waschge-räte verschiedener Typen. Ange-sichts dieser Möglichkeiten hältes Rachow für bedauerlich, dassnach seiner Einschätzung insbe-sondere in Berlin die Ausbildungim Reinigungs- und Wäscherei-gewerbe eine immer geringereBedeutung erfährt. „Hier kön-nen die Schüler auch mal einenFehler machen“, wirbt er für den„handlungsorientierten Unter-richt“ in Forst.

Oberstufenzentrum I Spree-Neiße

Von FRANK KAISER

Frankfurt (Oder) Zum Endedes Zweiten Weltkrieges wur-den durch Feuer die Gemäuerder Frankfurter St. Marienkirchezerstört. Knapp dreieinhalb Jahr-zehnte sollten dann auch die rui-nösen Reste abgerissen werden.Dass die größte Hallenkirchenorddeutscher Backsteingotiknicht verschwand, ist unermüd-lichen und findigen Frankfurternzu verdanken. Heute steht siewieder fast vollständig, in alterPracht und neuer Schönheit. Sieist für Besucher der Stadt meisteine erste Adresse.

Erstes weithin sichtbares Zei-chen für den Wiederaufbauwar das neue riesige Dach, dasSt. Marien dank Bundesförde-rung Mitte der 90er Jahre bekam.Aber auch im Inneren ging esvoran, schnell vor allem deshalb,weil die Kirche im Juni 2002 mitden drei mittelalterlichen Blei-glasfenstern ihren wohl größtenSchatz wieder bekommen hatte.Die Rückkehr der gläsernen Bil-derbibel, die als Beutekunst mehrals ein halbes Jahrhundert in derSt. Petersburger Eremitage la-gerte, war Initialzündung für ei-ne umfangreiche Sanierung, fürdie zunächst 1,3 Millionen Euroaus dem von Europäischer Uni-on und Land finanzierten Pro-gramm Zukunft im Stadtteil flos-sen. Dank dieser Hilfe, die sichletztlich auf insgesamt 1,7 Mil-lionen Euro summierte, war esmöglich, ein neues Chorgewöl-be – mit allen 89 Rippen in his-torischer Geometrie – einzuzie-hen, die Arkaden samt Pfeilerwieder aufzubauen und die Au-ßenfassade an der Südseite zusanieren. Außerdem wurden dasGewölbe der Fürstenempore re-pariert, der Fußboden im Quer-haus neu verlegt. Die letztensechs mittelalterlichen Fensterder Frankfurter Marienkirche,die sich seit 1946 als Beutekunstim Moskauer Puschkin-Museumbefinden, sollen Ende OktoberwiederandieOderzurückkehren.Bei der Restaurierung der ein-

zigartigen Bleiglasfenster, diedie Geschichte von der Schöp-fung, von Jesus und vom Anti-christ erzählen, verließen sichdie Frankfurter nicht nur auffremde Geldgeber. Zwar si-cherten Sponsoren wie die Ost-

deutsche Sparkassenstiftung imLand Brandenburg und dieDeutsche Bundesstiftung Um-welt einen wesentlichen Teilder Finanzierung, aber auch dieOderstädter selbst und Men-schen, die sich mit Frankfurtund St. Marien verbunden füh-len, spendeten für die 700 000Euro teuren Arbeiten. Sie sorg-ten so mit dafür, dass drei Jahrenach der Heimkehr das Christus-fenster als erstes am angestamm-ten Platz im Hallenumgangschoreingeweiht werden konnte. Spä-testens da hatte sich, auch durchdas deutschlandweite Medien-echo, die Kirche zum Touristen-magneten entwickelt. Für vie-le Besucher der Stadt, vor allemdie, die mit dem Rad vom Sü-den her kommen, ist St. Marien,das mittlerweile soziokulturel-les Zentrum ist, ein Anlaufpunkt.Der Tourismusverein, der aufStädtetourismus setzt, wirbt aufMessen wie der InternationalenTourismusbörse in Berlin mitSt. Marien und dem gläsernemSchatz. Gästeführer haben gutzu tun, die Besucher können miteinem Audio-Guide auch selbstauf Entdeckungstour gehen.

Alsneuzeitlichessoziokulturel-les Zentrum, betrieben vom städ-tischen Kultureigenbetrieb, stehtder mittelalterliche Sakralbaunoch am Anfang. Begegnungs-stätte soll es werden. Geradefür die Studenten der benach-barten Europa-Universität bietetsie sich für Veranstaltungen an.Ausstellungen wechseln bereits

regelmäßig in der geschichts-trächtigen Kulisse, die sich, wieEnde September bei der Präsen-tation zahlreicher Unternehmenund Institutionen beim bundes-weiten Weiterbildungstag zeig-te, sogar als Messestandort eig-net. Zu den Höhepunkten desJahres zählt Advent in St. Mari-en. Regelmäßig strömen an zweiDezember-Wochenenden Tau-sende in die Kirche. Ein Frau-en-Unternehmen als Veranstalterspendet einen Großteil des Erlö-ses für die Sanierungder Kirche. Geld,das weiter gebrauchtwird. So sammelt derFörderverein St. Ma-rienkirche mit seinerbereits dritten Bene-fizveranstaltungsrei-he für die Reparaturund den Wiederein-bau der einzig erhalte-

nen Mittelglocke. St. Marien sollseine Stimme wieder bekom-men. Und Pläne für den Wieder-aufbau des Südturmes liegen inder Schublade.

Buchtipp: „Der gläserne Schatz– Die Bilderbibel der St. Marien-kirche in Frankfurt (Oder)“, he-rausgegeben von der MärkischenOderzeitung im Verlag Das NeueBerlin, Zweite aktualisierte underweitere Auflage, ISBN 978-3-360-01909-7

Von BRIGITTE HORN

Eberswalde Mit dem Touris-muszentrum „Am Finowkanal“besitzt die Barnimer Kreisstadteinen Schatz für Groß undKlein. Bei einem Wochenend-ausflug oder Geburtstagsfeiernkönnen im sogenannten Fami-liengarten Eberswalde Kinder-und Elternträume wahr werden.Es locken der Feenweg und ei-ne Märchenwelt sowie eine He-xenküche im Brennessel-Laby-rinth. Künstler aus Einsiedelhaben diese reizvolle Spiel-landschaft geschaffen. Für die-se Abenteuerwelt ist jedoch ei-ne strapazierfähige Kleidungzu empfehlen.

Gartenfreunde können sichan den Themengärten erfreu-en, zum Beispiel an den Sin-nes- und Apothekergärten, indenen Duft- und Heilpflanzenwachsen. Es gibt einen gro-ßen Grill, um den man sich

zu Familien- oder Betriebsfes-ten versammeln kann. Auf dergroßen Freilichtbühne im Fa-miliengarten traten schon vie-le bekannte Künstler auf: Rein-hard Lakomy, Roland Kaiseroder die Randfichten. Im No-vember wird Manfred Krug er-wartet. Wer schließlich beimSpaziergang von alldem mü-de geworden ist, kann im Ca-fé Liebermann, das idyllisch ander Finowkanal-Schleuse liegt,einkehren.

Das alles mag man zunächstnicht glauben, wenn man vorder Wellblechwand des Emp-fangsgebäudes steht. Doch werdiese Pforte durchschritten hat,dem eröffnet sich ein grünesParadies. Den Park kann manfür zwei Euro am Tag genießen,Kinder unter drei Jahren bezah-len nichts. Der Park des Famili-engartens ist vom 21. März bis31. Oktober täglich von 9 bis18 Uhr geöffnet. Da ein neu-

er Eigentümer ge-sucht wird und dasAreal ausgeschrie-ben ist, können sichim kommenden JahrVeränderungen erge-ben. Darum ist emp-fehlenswert, sich voreinem Besuch unterwww. eberswalde.dezu informieren.

Bevor es in dieGarten- und Spiel-

platzlandschaft geht, sind schonAttraktionen zu entdecken. Da-zu gehört die größte Taschen-uhr der Welt, in der zur vollenStunde ein kleiner Güterzug ineinen der zwölf Lokschuppeneinfährt. Das dürfte für Kinderso interessant sein, wie für dieTouristen die Uhr auf dem Pra-ger Wenzelsplatz, wo zum Glo-ckenschlag Apostel erschei-nen. Gleich neben der großenTaschenuhr kann man die Ar-

chen besteigen, um sich in ei-ne unterirdische Wasserwelt zubegeben. Ergänzt wird das En-semble mit dem BlechenHaus,dem Atelier des Künstlers Eck-hardt Hermann.

Das Geld, das in das Tou-rismuszentrum geflossen ist,scheint gut angelegt. Es ent-stand anlässlich der Landes-gartenschau 2002, in dem dieIndustriebrache altes Walz-werk zu einem blühenden

Garten gemacht wurde. Dasssechs Jahre danach das Arealnoch so gut genutzt werdenkann, ist auch dem Engage-ment der Stadt Eberswalde zuverdanken. Erst jüngst hat siewieder beschlossen, pro Jahr750 000 Euro für den Famili-engarten auszugeben. Für ei-ne Stadt wie Eberswalde, dieauch noch für den Zoo Zu-schüsse zahlt, ist das ein be-achtlicher Batzen Geld.

Von RUTH BUDER

Beeskow Die Beeskower lie-ben ihre „Insel“, aber sie wün-schen sich auf ihr mehr Leben.Nach mehrjähriger Bauzeit warim Mai das zwei Hektar großeAreal zwischen kleiner und gro-ßer Spree in der Nähe der mittel-alterlichen Wasserburg feierlichder Öffentlichkeit übergebenworden.

Vier Millionen Euro – dergrößte Teil davon Fördermit-tel – sind für die Rekultivie-rung der Industriebrache ge-flossen. Nicht nur stillgelegte,unansehnliche Werkhallen undGaragen wurden beseitigt, auchdie zu großen Teilen versiegel-te Fläche erhielt die Natur zu-rück. 7500 Quadratmeter Beton-fläche und 19 000 Quadratmeterumbauter Raum wurden ent-fernt, jetzt sind etwa noch 6400Quadratmeter Fläche gepflas-tert – von insgesamt 20 000Quadratmetern.

MitdemKaufdesGrundstücksim Rahmen eines Zwangsver-steigerungsverfahrens hatte dieStadt 2005 die Gewerbe-Im-

mobilie erworben, um das Fi-letstück am Wasser vorwiegendtouristisch nutzen zu können.Weil ein städtebaulicher Miss-stand beseitigt wurde, kann dieSpreeinsel mit ihren Reizen jetzterst richtig wahrgenommen wer-den. Das Herzstück ist das neugestaltete Hafenbecken, das vorallem den wassertouristischenCharakter der Anlage prägt. Eininteressantes Wegenetz mit Ha-fenbrücke und Anbindung andie Beeskower Altstadt über dieSpreepromenade und zwei wei-tere Brücken auf der westlichenInselseite, gestaltete Freiflächenund vier Plattformen als Aus-sichtspunkte auf dem Spreewas-ser laden die Beeskower und ihreGäste ein. Im Inselhafen könnenBoote für einen Kurz-aufenthalt festmachenund Serviceleistun-gen nutzen. Über eineSlipanlage an der In-selspitze lassen sichBoote unkompliziertins Wasser setzen undwieder herausholen.Für größere Booteist dies am Hafenbe-

cken möglich, dort könnte – dieVoraussetzungen sind gegeben– auch ein mobiler Kran aufge-stellt werden.

Die Stadt will die Spreeinselnicht selbst vermarkten. „Wirmöchten das Grundstück mit sei-nen Bauten ganz oder in Teilenverpachten“, sagt BürgermeisterFritz Taschenberger. Zu nutzenwären neben dem Hafengelände,hier könnte noch eine Wasser-tankstelle entstehen, das reizvol-le Gebäude der alten Tischlereiund das Hauptgebäude mit gro-ßem Saal. Der Stadt schwebt ei-ne touristisch-gewerbliche Nut-zung vor – Bootsservice, Pensionund Café. „Wir sind für alles of-fen“, wirbt der Bürgermeisterfür ein Beeskower Filetstück.

Von FRANK KALLENSEE

Potsdam Putz, der mal gelb ge-meint war, schmale Fenster-schlitze, manche mit Gitterndavor. Die Außenansicht verrätnicht unbedingt, wozu das Hausan der Potsdamer Leistikowstra-ße gedient hat. Drinnen hinge-gen verflüchtigen sich alle Fra-gezeichen. Enge Korridore mitStahltüren und durch die Wändegebrochene Gucklöcher, grüneÖlsockel, Zellen, eine neben deranderen, im Keller, im erstenund zweiten Stock, unbeheiz-bar und, wenn überhaupt, nurmit hölzernen Pritschen möb-liert. Kälte sitzt im Gemäuer.Das ehemalige Untersuchungs-gefängnis des KGB im ehema-ligen Militär-„Städtchen Nr. 7“scheint die Schrecken, denenseine Insassen einst ausgesetztwaren, eingefroren zu haben.

Genau deshalb soll es zurGedenk- und Begegnungsstät-te werden. Als originales Re-

likt totalitärer Herrschaft istdieser Ort deutschlandweit ein-malig. Andere seiner Art wur-den wie die Speziallager nach1949 entweder aufgelöst oderden DDR-Behörden übertragen.Dort zog dann die „Perfektion“deutschen Strafvollzugs ein.Die Haftbedingungen hier wa-ren primitiver, brutaler, trostlo-ser – und eben das ist noch zusehen. Geschuldet ist dies demUmstand, dass der sowjetischeGeheimdienst und seine Smerš(„Tod den Spionen“!) getaufteSonderabteilung für militärischeSpionageabwehr bis zum Abzugder russischen Streitkräfte 1994in Potsdams „verbotener Stadt“residierten.

Trotzdem wurde eine Erwei-terung nötig. „Mein Hammer-schlag, damit die Opfer nichtvergessen werden“, kommen-tierte Kulturministerin Johan-na Wanka (CDU) im Juli 2007die Grundsteinlegung für dasDokumentationszentrum ne-

ben dem Altbau. Zu-sammen mit des-sen Konservierungkostete das Projekt2,3 Millionen Euro.Die Mittel kamenvon Bund und Land,1,3 Millionen Euroschoss die Europäi-sche Union zu undmit je 100 000 Eurobeteiligten sich die

Ostdeutsche Sparkassenstif-tung und der Träger der Ein-richtung, der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein, fürden das Gebäude am Fuße desPfingstbergs 1916 als Pfarr-haus erbaut worden war.

Dem Evangelisch-Kirchli-chen Hilfsverein war es zu ver-danken, dass der „Schattenzwischen Cecilienhof und Bel-vedere“, wie die Häftlinge dasHaus nannten, überhaupt erhal-

ten werden konnte. Saniert wirdes nun, ohne seinen Charakterzu verändern. Ein „heikler Pro-zess“ für den Architekten Wolf-gang Brune, denn es wackelt argim Gebälk. Aber von 2009 ankönnen Besucher fühlen, „washier gewesen ist“. Vor allem dieKälte. Installiert wurde näm-lich nur eine Wandheizung, diedie Temperatur im Winter nichtunter fünf Grad Celsius fallenlässt.

Von FRANK KALLENSEE

Brandenburg/Havel Statisti-sches vorab: 70 000 Dach- und50 000 Klosterformatziegel wur-den verbaut, 56 Kilometer Dach-latten aufgebracht und 30 Ki-lometer Elektrokabel auf 8400Quadratmeter Nutzfläche ver-legt, 33 Monate (von 2004 bis2007), wurde saniert und 14,1Millionen Euro hat alles gekos-tet. Die Hälfte der Summe wur-de aus Brüssel überwiesen. Dannkonnte das Archäologische Lan-desmuseum ins BrandenburgerPaulikloster einziehen. Am 25.September wurde es eröffnet.

Für den eigentlichen Ausstel-lungsparcours stehen 2000 Qua-dratmeter zur Verfügung, undauf dem werden 50 000 JahreMenschheitsgeschichte erzählt.Ganz chronologisch, aber nichtbeliebig, denn die Schau hat einLeitmotiv: Es ist die Wechselwir-kung „Mensch – Umwelt, Um-welt – Mensch“, die hier interes-siert. Also die Frage, wie sich derMensch zunächst seiner Umweltangepasst hat, um sie im Folgen-den durch Tier- und Pflanzen-

zucht, Handel und Wandel zuverändern. In der backsteingo-tischen Klausur, in der sich Do-minikanermönche von 1286 aneingerichtet hatten, ist nun eineZeitreise möglich.

Die führt von unten nachoben, drei Geschosse hinauf.„Und konsequent an den imMärkischen gehobenen archäo-logischen Quellen entlang“,versichert Brandenburgs Chef-bodendenkmalpfleger FranzSchopper. „Wir erschließen dieVergangenheit der Region.“

Diese Erschließung fängt mitRelikten der Altsteinzeit an, setztsich mit den international einma-ligen mesolithischen Harpunen-Funden aus Friesack (Havelland)und dem ältesten be-kannten, weil in dieJungsteinzeit rückzu-datierenden Fischer-netz fort und mün-det in die Bronzezeit.Die Besucher könnenAbstecher in die Lau-sitzer Kultur der Ei-senzeit oder RomsKaiserzeit („Schräg-strich Germanen“)

und die Völkerwanderung un-ternehmen, die frühstaatlichenStrukturen der Slawen sondie-ren und sich von der Dynamikder Städtegründungen im Mit-telalter mitreißen lassen. In derNeuzeit-Abteilung ist der Drei-ßigjährige Krieg genauso Themawie das Sterben in den Konzen-trationslagern.

Wählbar ist aber noch einezweite Route durch das Haus:Das Kloster selbst wird zum Ex-ponat. Es ist der am vollstän-digsten erhaltene Bettelordens-konvent Brandenburgs. Bau undKunsthistorisches dazu wird aufAufstellern erörtert. Das heißtfreilich: Man sollte zweimalkommen. Mindestens.

Von FELIX KRÖMER

Cottbus Wer das CottbuserKunstmuseum Dieselkraftwerkerstmals betritt, glaubt kaum,dass es unlängst mit dem Toderang. Selbstbewusst erhebt sichdie Klinkerfassade. Als zögeein Ritter mit Fahne ins Turnier,zeigt sie ihr grellrotes Ausstel-lungsplakat. Drinnen entpupptsich das ehemalige Kraftwerkals raffinierter, zeitgemäß-ge-diegener Museums-Traum inWeiß und Grau.

Der im Mai eröffnete Kunst-tempel besteht im Wesentlichenaus drei Teilen: Der größte istdas Maschinenhaus. Hier wur-de per Haus-in-Haus-Bauwei-se ein „White Cube“ aus Betonin die Industriehalle gesetzt. Imweißen Würfel kann die Kunstihre Wirkung entfalten. Um ihnherum führen Gänge an den In-nenwänden des 1928 ans Netzgegangenen Stromerzeugersentlang. Den zweiten Teil bil-det das kleinere Schalthaus mitweiteren Ausstellungsräumen.

Der dritte Komplex ist entstan-den, indem Maschinen- undSchalthaus mit einem Glasdachzu einer Eingangshalle verbun-den wurden.

Der Architekt Werner Issel(1884-1974) hat das Diesel-kraftwerk gebaut. Das Berli-ner Architekturbüro Anderhal-ten hat sein denkmalgeschütztesWerk in kluger Weise verändertund erhalten. Der mit gut achtMillionen Euro preiswerte Um-bau – etwa die Hälfte stammtaus einem EU-Fonds, der Restkommt von Bund, Land undKommune – ist ein gelungenesBeispiel für die Umnutzung vonIndustriearchitektur. Als Muse-um für zeitgenössische Kunstfindet das Cottbuser Diesel-kraftwerk in Brandenburg nichtseinesgleichen.

Zur Jahrtausendwende da-gegen stand es schlimm umdie Brandenburgischen Kunst-sammlungen, so der damali-ge Name. Das Land erwog alsHauptgeldgeber seine Finanzie-rung einzustellen. Die Expona-

te zwängten sich inein schäbiges kleinesEx-Kaufhaus. Deraus dem Rheinlandstammenden Muse-umsdirektorin Perdi-ta von Kraft, im Amtseit 1994, blieben dieBesucher weg.

Umstritten ist die

Direktorin, die Unterstützungfür den Umzug des Museumsins Kraftwerk fand, nach wievor. Während überregionaleFeuilletons ihre Zusammenfüh-rung ost- und westdeutscher so-wie internationaler Kunst loben,werfen ihr heimische Künstlerund Kunstliebhaber Desinteres-se an hochqualitativer Kunst ausder Lausitz vor.

Das Kunstmuseum geht auf

eine 1977 gegründete Bezirks-museumsabteilung zurück. Biszur Wende konzentrierten sichSammlung und Ausstellungenauf ostdeutsche Malerei, Plas-tik und Grafik seit etwa 1920,Plakatkunst und Fotografie.Perdita von Kraft setzt zusätz-lich auf die Themen Landschaftund Raum – korrespondierendzur Umgestaltung der Lausitzdurch Bergbau und Rekultivie-

rung. Derzeit prägen das Muse-um stilistisch so unterschiedli-che Künstler wie Carl Lohse,Johannes Geccelli, GüntherHornig oder Andreas Gursky.Für das nächste Jahr sind Aus-stellungen zu dem bedeutendenExpressionisten Franz Marc,Romy Schneider in der Foto-grafie und ostdeutschen Künst-lern wie Bernhard Heisig undHarald Metzkes geplant.

Von CHRISTIAN TAUBERT

Großräschen Zwischen derAussichtsplattformViktoriahöheund der Seebrücke am künftigenIlse-See in Großräschen stehtein preisgekröntes Bauwerk,das der Internationalen Bauaus-stellung (IBA) Fürst-Pückler-Land eine zusätzliche Dimensi-on gibt: Die 270 Meter langenIBA-Terrassen bringen Moder-nität auf die mit 5000 Quadrat-kilometern größte Landschafts-baustelle Europas. Der Touristerfährt, dass die Umgestaltungder Lausitz nach dem Braunkoh-lebergbau mehr ist, als ehemali-ge Tagebaue zu fluten und Seendaraus zu machen.

Für Großräschens Bürger-meister Thomas Zenker sind die4,5 Millionen Euro, die die in dieUferböschung des Ilse-Sees ein-gepassten Gebäude gekostet ha-ben „gut angelegtes Geld für dieRegion“. Für Zenker ein Grunddafür, dass das Land Branden-burg einer Beteiligung von 75Prozent der Kosten aus dem EU-Fond zustimmte.

Die Idee und der Entwurf für

die IBA-Terrassen stammen vonFerdinand Heide. Der Architektaus Frankfurt/Main hatte 2000den von der IBA ausgeschriebe-nen internationalen Wettbewerbgewonnen. IBA-GeschäftsführerRolf Kuhn – im selben Jahr vomBauhaus Dessau nach Großräs-chen gewechselt – schwärm-te nach der Jury-Entscheidung:„Dieses Informations- und Aus-stellungszentrum verkörpert einsichtbares Zukunftszeichen.“Nachdem die Besucher die Ter-rassen 2004 in Besitz genom-men hatten, überzeugte ein Jahrspäter das moderne Ensemblemit drei geschlossenen Ausstel-lungsräumen und offenen Räu-men mit Landschaftsbezug aufeiner Fläche von 3000 Quadrat-metern auch die Ar-chitekten des Lan-des. Sie verliehen denIBA-Terrassen denBrandenburger Ar-chitekturpreis 2005.

Heute sind Groß-räschen und die IBA-Terrassen längst dasTor zum LausitzerSeenland geworden.

Nur wenige Kilometer von derAutobahn 13 zwischen Dres-den und Berlin entfernt strömenseither 60 000 Besucher jähr-lich zu Ausstellungen oder Prä-sentationen. Vor allem aber, umsich vor dem Start ins entste-hende Seenland zu informie-ren. Hier, wo in den 90er-Jahrenunter dem ehemaligen Berli-ner Regierenden BürgermeisterWalterMomperalsKuratoriums-chef Ideen für die Lausitz nachder Braunkohle entwickelt wur-den, verschmelzen Vergangen-heit, Gegenwart und Zukunftdes Reviers. 2015 soll es soweitsein, dass im Hafen neben denTerrassen Schiffe ablegen. ZehnSeen werden dann miteinanderverbunden sein.

Von IRIS STOFF

Kossenblatt Nach 20-jähri-gem Durchfahrtsstopp ist esseit Ostern 2007 wieder mög-lich, Kossenblatt auf dem Was-serweg der Spree zu passieren.Die alte unter Denkmalschutzstehende Schleuse aus demBaujahr 1912 war 1987 wegenihres maroden Zustandes still-gelegt worden. Auch das zuge-hörige Wehr befand sich in bau-fälligem Zustand. Paddler undKanuten mussten zwei Jahr-zehnte lang ihre Boote mühsamum das Wehr herumtragen undfür größere Wasserfahrzeugeendete an dieser Stelle die Wei-terfahrt.

In zweijähriger Bauzeit ist30 Meter neben der historischenSchleuse ein moderner Ersatz-neubau errichtet worden – eineKomplexanlage mit elektrischbetriebenem Wehr und automa-tischer Schleuse, die von denBootsführern in Selbstbedie-nung betrieben wird. Sechs Mil-lionen Euro hat der Bau gekos-

tet. Landes- und EU-Mittel sinddafür geflossen. Die Schleusen-kammer ist 13 Meter lang unddreieinhalb Meter breit. Der Ni-veau-Unterschied des Wassersbeträgt 80 Zentimeter. Die An-lage wird in der Schifffahrts-saison von einer Kamera über-wacht und kann bei Bedarfferngesteuert werden.

Mit dem Ersatzneubau derSchleuse in Kossenblatt wirdeine wesentlich bessere Be-wirtschaftung der Spree durcheinen ergiebigeren Wasserrück-halt und Sicherung der Grund-wasserstände über das ganzeJahr möglich. Gleichzeitig er-geben sich neue Angebote fürden Wassertourismus. Denndiese Schleuse erschließt diedurchgehende Verbindung vonder Schleuse Leibsch (Dahme-Spree) im Verlauf der Unte-ren Spree über den Neuendor-fer See, den Schwielowsee undGlower See bis an die Spree-Oder-Wasserstraße. Die Frei-zeitkapitäne machen mit ihrenSchiffen sehr rege Gebrauch da-

von. Wie viele Bootein den letzten beidenSommern die Kos-senblatter Schleu-se frequentiert ha-ben, kann WolfgangHaas, der Leiter derzuständigen Neben-stelle des Landesum-weltamtes in Lüb-

ben, zwar nicht sagen, doch erweiß: „In der Nachbarschleu-se Alt Schadow, die noch vonHand betrieben wird, hat sichdas Aufkommen der Boote ver-doppelt. Hier wird deshalb ein-stündig, statt früher zweistün-dig geschleust.“

Und wer hier mit dem Bootvorbeikommt, an den Anlege-stellen vor der Schleuse für ei-ne kleine Pause festmacht undan Land geht, kann zudem eine

Menge darüber erfahren, wiezu früheren Zeiten die Schleu-se und das alte Wehr funktio-niert haben. Das Becken derVorgängerschleuse ist zwar zu-geschüttet worden, doch derenKonturen nebst den Festma-cherpollern blieben als histo-risches Denkmal sichtbar. Da-neben wurden auch einige derdenkmalgeschützten Teile desehemaligen Nadelwehres auf-gestellt. Schautafeln informie-

ren über die Funktionsweise.Zu erfahren ist auch, dass dieStauanlage in Kossenblatt eineder ältesten an der Oberspree-Wasserstraße ist. Übrigenswurde auch das alte Schleu-senwärterhäuschen nicht abge-rissen, sondern saniert. Dort istjetzt die Elektronik für die neueAnlage untergebracht.

Öffnungszeiten sind vonGründonnerstag bis 31.Okto-ber, täglich 7 bis 20 Uhr.

Von DIETMAR RIETZ

Schwedt Die Oderstadt Schwedtschrumpft seit Jahren.Von 54 000ist die Einwohnerzahl auf 36 000gefallen. Und sinkt weiter. Stadt-verwaltung und Bürgerschaftschneidern an einem Mantel fürfür Schwedt, der auch in Zu-kunft passt. Hilfe dabei bot dasProgramm Zukunft im Stadtteil(ZiS).

Die drei Buchstaben ZiS wa-ren in aller Munde als sich dieStadt anschickte nach der er-folgreichen Sanierung der ers-ten Plattenbaugebiete Stadt-zentrum und Altstadt unter dieLupe zu nehmen und aufzupep-pen. Schwedt wurde im Früh-jahr 2001 mit „Stadtzentrum“in das Förderprogramm „Zu-kunft im Stadtteil – ZiS 2000“des Landes Brandenburg aufge-nommen. Das Fördergebiet um-Das Fördergebiet um-fasst das erweiterte Stadtzentrumeinschließlich einer Uferzone so-wie die Altstadt. Insgesamt leb-ten knapp 7000 Einwohner indiesem Gebiet. Vom Bahnhofs-Vom Bahnhofs-bereich im Norden reichte esbis zur Uferzone am Kanal im

Südosten. Die Kernstadt funk-tionierte nicht richtig als inner-städtischer Wohn-, Handels-,Arbeitsplatz- und Wirtschafts-schwerpunkt. Die Stadt musstesich zum Wasser öffnen. Wie ei-ne Barriere trennte die Industrie-brache des alten Bollwerks Naturund Altstadt. Dessen Umgestal-tung versprach Abhilfe. Schwedtmauserte sich durch diese Öff-nung auch als Kultur- und Bil-dungsstandort.

Eine zweite Idee kam dazu:eine Kulturmeile. Aus einer lee-ren Schule ist das Rathaus (Haus2) entstanden. Das Bollwerk ander Hohensaaten-Friedrichstha-ler-Wasserstraße wurde auchdurch europäische Fördermit-tel eine Erfolgsstory. Das Arealdes alten Hafens verwandel-te sich zur beliebtes-ten Flaniermeile derSchwedter. Eine An-legestelle ermöglichtdort Kreuzfahrtschif-fen Halt zu machen.Am mittlerweileauch fertigen West-bollwerk wacht einlebensgroßer Nep-

tun über die Spaziergänger. Dieganze Uferpromenade ist jetzt350 Meter lang.

Besonderes Augenmerk wur-de neben der gestalterischenAufwertung vor allem auf diezukünftige Trennung der Ver-kehrsströme von Radfahrern undFußgängern gelegt. Das marodeGebäude eines Jugend- und Frei-zeittreff HIT verwandelte sichin das farbenfrohe Hauptquar-tier der Musik- und Kunstschu-le für gut 1000 Schüler. Der Er-melerspeicher wurde saniert undals barrierefreie Bibliothek über-geben. Aber durch dieses Projektwurden auch Stadtteilveranstal-tungen, Straßenfeste, Pflanzak-tionen, die die Verbundenheit derBürger mit ihrem Kietz verbes-serten, gefördert.

Von JENS RÜMMLER

Königs Wusterhausen Käh-ne und Krähne liegen im Mor-genlicht. Eine kleine Güterlokschnauft auf dem Gleis zwischenden Kaianlagen. Es ist kurz nachsechs Uhr morgens. Die Arbei-ter in Brandenburgs größtemBinnenhafen in Königs Wuster-hausen kippen Kohlewaggonsin lange Lastkähne ab. Ohne dasSedimentgestein aus der Lausitz,bestimmt zum Weitertransportins Heizkraftwerk Berlin-Rum-melsburg, würde so mancherHauptstädter im Winter bibbern.

„Rohbraunkohle macht zweiDrittel unseres gesamten Waren-umschlags aus“, erklärt BerndTöppen, kaufmännischer Leiterbei der Lager-Umschlag-Trans-port Mittelbrandenburgische Ha-fengesellschaft mbH (Lutra). Biszu 10 000 Tonnen davon verlas-sen den Hafen in Spitzenzeitentäglich Richtung Berlin. Insge-

samt fertigen die Hafenbediens-teten bis zu 16 Schiffe am Tagab. Dazu kommen rund sechsEisenbahnzüge und an die 100Lkw, die Fracht loswerden oderaufnehmen. Im laufenden Jahrrechnet Töppen mit einem Gü-terumschlag von mehr als zweiMillionen Tonnen. „Damit sehenwir uns als den großen Logisti-ker am Schönefelder Kreuz –quasi als Güter-Drehscheibe amWasser“, so Töppen.

Seit 1990 investierte dasBrandenburger Unternehmenmehr als 50 Millionen Euroins Hafenareal. 22,6 MillionenEuro flossen als Fördermittelvom Land Brandenburg – da-rin enthalten waren 8,6 Mil-lionen Euro aus dem Euro-päischen Fonds für regionaleEntwicklung. Dafür erweiter-te die Lutra Kaimauern, bauteGleisanlagen aus und errichte-te eine neue Bahnbrücke, dieden Nordhafen an die Bahn-

linie Berlin – Cott-bus anschloss. EU-Geld floss auch inden Bau von Kran-anlagen. „Ohne dieseFörderung hätten wirden Aufschwung amHafen so nicht hinbe-kommen“, sagt Töp-pen. Heute arbeitenauf dem Areal rund250 Menschen in 14Firmen. Die Lutra

beschäftigt 32 Leute. Die Um-schlags- und Betriebsfläche hatsich seit der Wende auf 45 Hek-tar beinahe verdoppelt.

Auf den erweiterten Indus-trieflächen stehen heute einBiomassekraftwerk und ein

Zementmahlwerk. Der Entsor-gungsbetriebAlba-Metall zerlegtauch mal ausgediente BerlinerS-Bahn-Waggons in Einzeltei-le. Im Osthafen siedelten sichdie Einkaufsmärkte Rewe undPenny an. Langfristig könne die

Umschlagskapazität des Hafensauf bis zu 3,5 Millionen Ton-nen jährlich erweitert werden,schätzt Töpen. Die Lutra kalku-liert bis 2015 mit einem Inves-titionsvolumen von mehr als 80Millionen Euro.

Von ANKE FIEBRANZ

Dallgow-Döberitz Nur eineMark zahlte die Gemeinde Dall-gow-Döberitz 1999 an die Bran-denburgische Bodengesellschaft(BBG) für den Artilleriepark, einehemaliges Militärgelände. Einsymbolischer Preis, denn: „Wirwussten natürlich, dass da Schad-stoffe drauf sind, dass es proble-

matisch ist“, erinnert sich Bau-amtsleiterin Ingeborg Scholze.Schließlich war der Artillerie-park jahrzehntelang von der sow-jetischen Armee genutzt worden.Doch nun sollte daraus ein Ge-werbegebiet werden.

Insgesamt rund 1,85 Millio-nen Euro an Efre-Mitteln ausBrüssel flossen für Schadstoff-untersuchungen, Munitionsbe-

räumungen, Abrissarbeiten undGrundwassersanierung. Heuteweiß Scholze: Das mit der Mu-nition hatte man damals unter-schätzt. Mehr als zwei Meter tiefim Boden lagen die gefährlichenHinterlassenschaften, die im Jahr2002 aus der Erde geholt wurden.DasGrundwassermussteaufwen-dig saniert werden. Große Men-gen kontaminierten Bodens wur-

den deshalb ausgetauscht. DieWasserqualität wird noch heu-te regelmäßig kontrolliert, versi-chert die Bauamtsleiterin.

In dem 60 000 Quadratme-ter großen Gewerbepark geht esStück für Stück voran. Niederge-lassen haben sich bislang ein Kü-chenstudio und ein Discounter.Noch 2008 wollen drei Investo-ren auf insgesamt 6000 Quadrat-metern zu bauen beginnen: eineDachdeckerfirma, ein Akkumu-latoren-Vertrieb und ein Tankstel-lenbetrieb.

Die Döberitzer Heide, die nurwenige Meter vom Artillerieparkbeginnt, profitierte ebenfalls vonEU-Mitteln. Rund 324 000 Euroflossen 2002 in die Sanierung desEx-Truppenübungs-platzes, der damalsnoch der BBG gehör-te. Jahrhundertelangwar die Heide militä-risch genutzt worden,zuletzt von den Rus-sen. Nach deren Ab-zug in den 90ern wur-den peu à peu und mitGeld aus verschie-densten Fördertöpfen

die Weichen in Richtung sanfterTourismus gestellt, denn die Hei-de beherbergt einen immensenArtenreichtum. 5000 verschiede-ne Tier- und Pflanzenarten sinddort zu Hause. Mit den Efre-Mit-teln wurden in dem Naturschutz-gebiet marode Panzerhallen ab-gerissen oder ehemalige Bunkerzu Fledermausquartieren um-funktioniert.

Heute gehört die DöberitzerHeide zu Sielmanns Naturland-schaften. Die Heinz-Sielmann-Stiftung erwarb 2004 das 3500Hektar große Areal. Stiftungsvor-sitzende Inge Sielmann bezeich-net die Döberitzer Heide heutegerne als „Central Park“ für Pots-dam und Berlin.

Von FRANK CLAUS

Mühlberg Touristiker sprechenvon einer Perle, wenn sie überdie Elbestadt Mühlberg im süd-östlichsten Zipfel des LandesBrandenburg sprechen. Und imNachsatz gestehen sie sich auchgern ein, von einer verträumtenStadt zu reden.

Hinsichtlich der Verkehrsan-bindung scheint die Entwick-lung der Stadt im Elbe-Els-ter-Land schon lange stehengeblieben zu sein. Ins auf deranderen Flussseite gelegeneSachsen kommen die Mühl-berger nur mit der Fähre,die mehrfach im Jahr wegenHochwassers ihren Betrieb

einstellen muss undansonsten nur tags-über verkehrt. Dienächsten Elbquerun-gen finden sich erstin den sächsischenStädten Torgau undRiesa, beide etwasmehr als 20 Kilome-ter entfernt.

Wirtschaftliche Neuan-siedlungen fanden unter die-sen schwierigen Bedingungenkaum statt. Kein Wunder, dasssich die Mühlberger von der ge-planten Freigabe der Elbebrü-cke im Januar nächsten Jahresviel erhoffen. Für den Erhaltder Südzucker-Fabrik und desBauzuschlagstoff-SpezialistenElbekies Mühlberg dürfte sievon enormer Bedeutung sein.Die Anbindung der neuen Elbe-brücke von Brandenburger Sei-te aus läuft vielen Einwohnern„viel zu langsam“; sie hat nachAngaben des Landes Branden-burg aber „hohe Priorität“. Al-lein schon deshalb, weil derWindanlagenbauer Vestas in

Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) auf den Ausbau desMühlberger Elbehafens drängt,um seine Flügel gen Nordsee-häfen und weiter transportierenzu können.

Architektonisch ist die Elbe-brücke nach Ansicht von Ex-perten ein Meisterstück. Sie fü-ge sich „schön schmal“ in dieElbaue ein. Eine Herausforde-rung war das Mittelstück mitdem „Auge“, einem Doppel-pfeiler, auf dem die Hauptlastdes Bauwerkes liegt. Die reineBrücke kostet 18,8 MillionenEuro und wird je zur Hälfte vonSachsen und Brandenburg fi-nanziert. Beide Länder erhaltenjeweils eine 75-prozentige För-

derung aus den Töpfen der Eu-ropäischen Union.Die Elbebrücke ist 690,5 Me-ter lang und wurde über denFluss als Stahlverbundüberbauund im Vorland als Stahlbeton-überbau errichtet. Planungs-beginn für das Gemeinschafts-werk war im Dezember 2001.Am 10. März 2006 wurden mitdem ersten Rammschlag dieBauarbeiten begonnen. Die ur-sprünglich für Dezember 2007geplante Verkehrsfreigabe ver-zögert sich wegen planungs-technischer Besonderheiten aufJanuar 2009. Die Mühlbergerwollen die „Anbindung an dieAußenwelt“, wie sie es nennen,mit einem Brückenfest feiern.

Von FRANK CLAUS

Uebigau-Wahrenbrück DerSpreewald ist deutschlandweitein bekanntes touristisches Rei-seziel. Und der Kleine Spree-

wald bei Wahrenbrück im Elbe-Elster-Kreis macht sich auf, vonder großen Schwester an derSpree zu lernen und ebenfallsGäste anzulocken. Die Schwar-ze und Kleine Elster bieten da-

zu gute Bedingungen. Vor allemrund um Wahrenbrück, die Ge-burtsstadt der Komponistenbrü-der Graun – einer von ihnen warKonzertmeister der HofkapelleFriedrich II. –, hat sich das Pad-deln längst etabliert. Aber auchKahnfahren ist hier seit mehrals 30 Jahren möglich. MancherBesucher soll gar fasziniert aus-rufen, das ist ja wie im Spree-wald, wenn er durch die Fließegestakt wird.

Das touristische Potenzi-al der Elster ist im Jahr 2005endgültig wachgeküsst wor-den. Seither sind an den gut 40Kilometer langen, ausgezeich-net befahrbaren Abschnittenmehrere Anlegestellen, Boots-lager und Wasserwander-Rast-stationen errichtet worden. DasZiel der Touristiker: Gäste sol-len ihren Tagesablauf abwechs-lungsreich und individuell ge-stalten können. So können siezum Beispiel unweit des legen-

dären Ortes München an derElster – hier fand kürzlich zumachten Mal ein Oktoberfeststatt – ins gemietete Boot stei-gen und dann bis vor die ToreElsterwerdas paddeln. Unter-wegs gibt es neben zahlreichenRastplätzen auch die Möglich-keit, sein Boot an Stationenmit touristischen Besonderhei-ten in Bootslager einzuschlie-ßen und derweil zu Fuß zumBeispiel die Kurstadt Bad Lie-benwerda samt LausitzthermeWonnemar, Marionettenaus-stellung und Kurpark zu besu-chen. Reizvoll sind ebenso diealte Mühle samt Hei-matmuseum in Wah-renbrück und dasGut Saathain mit sei-ner Fachwerkkirche.Besonders beliebtist das Elbe-Elster-Land wegen seineretwas mehr als 400Kilometer langen,

hervorragend ausgebauten,überwiegend ebenen Radwe-ge durch reizvolle Natur. Nurselten geht es entlang von Stra-ßen, was Radwanderer beson-ders zu schätzen wissen.

Eng verzahnt mit dem VereinElbe-Elster-Tours, der sich umdie Vermarktung des Gewässer-tourismus kümmert, arbeiten in-zwischen weitere Kommunenund Städte. Ziel ist es, eines Ta-ges auf der Elster von Senften-berg im Oberspreewald-Lau-sitz-Kreis bis zur Elbemündungin Sachsen-Anhalt paddeln zukönnen.

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