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Kristallfassade am Rhein von römer partner architektur Interview mit Stefan Marte Wohnen im Mehrgenerationenhaus Jenseits der Schwelle – Architektur gegen die Gewohnheit MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 02 | 2013 Wohnen puls 02 | 2013

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Kristallfassade am Rhein von römer partner architektur

Interview mit Stefan Marte

Wohnen im Mehrgenerationenhaus

Jenseits der Schwelle – Architektur gegen die Gewohnheit

MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 02 | 2013

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» Editorial

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Wir sind neugierig … wie wohnen Sie selbst?Ich selbst lebe im Herzen Mailands in einemausgebauten Dachgeschoss mit großzügigerTerrasse. Sonnenlicht ist das wesentlicheMerkmal meiner Wohnung. Es scheint auf diePflanzen und dringt durch die großen französi-schen Fenster und die Jalousien ins Innere. Ichschätze offene Räume und die Freiheit, dieseschnell und unkompliziert zu verändern. Wasdie Einrichtung angeht, ähnelt mein Zuhauseeinem unvollendeten Werk: stets offen fürneue Ideen und Experimente – Work in Progress.

Waren Sie einmal bereits Ihr eigener Bauherr?Oh ja, als mein eigener Bauherr bin ich sehrtolerant – besonders was den Zeitplan angeht.Das liegt daran, dass ich voller Leidenschaft nochauf der Baustelle Verschiedenes ausprobiere.

Das gesellschaftliche Leben ändert sich. Beein-flussen Entwicklungen wie die Patchwork-Familie oder das Home Office Ihre Architektur?

Zur Sache: Wohnen und ewige Wertepuls im Gespräch mit Vittorio Grassi

Ich glaube gar nicht, dass die Lebensumständeeinem so großen Wandel unterworfen sind.Wie in der Vergangenheit sehnen sich auchheute die Menschen nach Wärme, Zuneigung,Freundschaft und Liebe. Architektur für Wohn-gebäude hat im Wesentlichen die Aufgabe, mitneuen technischen Lösungen auf diese tradi-tionellen Bedürfnisse einzugehen.

Was bedeutet dies in der Praxis?Ich persönlich setze bei meinen Entwürfen aufgroße und helle Empfangs- und Wohnbereiche,hohe Decken und komfortable Möbel. Dies sinddie Orte, an denen man viel Zeit mit Freundenund Verwandten verbringt. Andererseits gehö-ren für mich auch großzügige Schränke undAbstellbereiche zu einer gelungenen Wohnum-gebung. Insbesondere da durch elektronischeHilfsmittel unsere Erinnerung so weit entmate-rialisiert wird, sollten jene geschätzten Objekte,mit denen sich wichtige persönliche Erinnerun-gen verbinden, mit Sorgfalt bewahrt werden.

Welche Bedeutung werden ökologische Aspektezukünftig für den Wohnungsbau haben?Nachhaltigkeit kann nur funktionieren, wennsoziale, ökonomische und ökologische Parame-ter gemeinsam betrachtet werden. Nirgendwosonst können Menschen so unmittelbarerreicht werden wie beim Wohnungsbau, des-wegen kann hier umso mehr ein Umdenken inGang gesetzt werden, das der Gesundheitunseres Planeten zu Gute kommt.

Welche Rolle spielen hier Gebäudeautomations-techniken wie zum Beispiel KNX?Gebäudeautomation ist für mich gleichbedeu-tend mit mehr Komfort, mehr Sicherheit undhöherer Energieersparnis: Der Bedarf anGebäude-Management-Systemen wächst kon-tinuierlich. Diese Systeme sind wunderbar, siesollten aber modular und so offen wie möglichangelegt sein. Außerdem plädiere ich dafür,dass die Einstellungen, die der Benutzer vor-nimmt, einfach und nah am Alltag sind.

Vittorio Grassi war 9 Jahre lang Partner im Büro von Renzo Piano.

Seit 2005 leitet er sein eigenes Architekturbüro in Mailand.

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Titelbild: Jens Willebrand

Bildbearbeitung:

Raphael Pohland / Minister von Hammerstein

Zu BesuchInterview mit Stefan Marte über den

„Mädchenturm“ in Vorarlberg

MaterialLederer Ragnarsdóttir Oei

über Ziegel als Material

EinblickeBusch Wächter MasterLINE – ein neues

Produkt aus dem Hause Busch-Jaeger

DenkanstoßDie Preisfrage zum aktuellen Thema

Impressum

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Macro Jenseits der Schwelle

von Wilhelm Klauser

MicroArchitektur für Mehrgenerationenhäuser

von Insa Lüdtke

Praxis IStacheliger Kokon –

die K-Star Residence in Köln

Praxis IILeben im Hof – das Wohnquartier

Hollerstauden in Ingolstadt

VisionenDas Haus von morgen

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Architektur gegen die Gewohnheit > S. 4 Wohnenim Mehrgenerationenhaus > S. 8 Kristallfassade inKöln > S. 16 Modernes Wohnquartier mit hohemAufenthaltswert > S. 22 Der „Mädchenturm“ undandere Wohnbauten von Marte.Marte Architekten> S. 32 Recycling-Ziegel – das KunstmuseumRavensburg > S. 38 Der Architekt Hadi Teheraniund Busch-Wächter® MasterLINE > S. 40

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» Macro

Jenseits der Schwelle

Damit Wohnen nicht gleichbedeutend mit Gewohnheit ist – Architektenund Bauherrn sollten Mut beweisen und an der bekannten Wohnstrukturaus Küche, Bad, Wohn- und Schlafzimmer rütteln. Schließlich verändertsich unsere Arbeits- und Lebenswelt so rasant, dass neue Ideen unentbehr-lich sind. Interessante architektonische Lösungen sind jene, die individuelleWünsche konsequent im Entwurf umsetzen.

Von Wilhelm Klauser

„Unter einer Wohneinheit sind nach außen abgeschlosse-ne, zu Wohnzwecken bestimmte, in der Regel zusammenliegende Räume in Wohngebäuden und sonstigen Gebäu-den mit Wohnraum zu verstehen, die die Führung eineseigenen Haushalts ermöglichen.“ Das also ist die Wohnung,wenn es nach der Statistik geht. 40,47 Millionen davon gabes in Deutschland im Jahr 2011, und die durchschnittlicheWohnungsgröße je Person betrug 43 Quadratmeter.

Superlativ von Wohnen: LebenHaustür. Flur. Garderobe. Toilette. Hände waschen, Wohn-zimmer. Aus den Augenwinkeln der Blick in die Küche.Sofa. Lachen. Esstisch. Nachtisch. Fernsehen und dann insBett. Vorher noch Badezimmer. Seltsam, wie verbissen sichmanche Wohnvorstellungen halten. Bestimmte Raumkon-stellationen tauchen immer wieder auf hinter der Haustür.Lebst Du schon – oder wohnst Du noch? Der Slogan desgroßen Möbelhauses ist nicht schlecht, suggeriert er dochdie Einheit von Wohnen und Leben – besser noch: DerSuperlativ von Wohnen wäre also das Leben! Seltsam, wiebereitwillig die Idee des Öffentlichen und Sozialen, die Ideeder Gemeinschaft aus der Vorstellung vom Leben ausge-blendet wird. Das Leben ist privat.

Zur Wohnung gehören WerteDas Kind malt mit spitzem Stift den Grundriss: Blumen-strauß in der Aufsicht, Teppich und Bett mit Wärmflasche.Haustür. Flur. Garderobe. Toilette. Hände waschen, Wohn-zimmer. Aus den Augenwinkeln der Blick in die Küche.Sofa. Lachen. Esstisch. Nachtisch. Fernsehen und dann insBett. Vorher noch Badezimmer. Da fällt die Sorgfalt auf, mitder die Gegenstände vom Kind gemalt werden. Selbst dasMuster auf dem Teppich wird gezeichnet. Offensichtlichhat Wohnen nichts mit Reduktion zu tun. Mit der eigenenWohnung vermitteln sich stattdessen Werte – Wertvolles –individuell Wertgeschätztes. Eingezeichnet werden vomKind deshalb Bezugspersonen. Meist wird in solchen Zeich-nungen auch eine sehr konkrete Vorstellung vomZusammenleben sichtbar: Eine Katze, ein Hund, die Oma …Wohnen ist in solchen Zeichnungen kein ästhetisches Kon-zept, sondern sozialer Kontext. Wenn sich der Tagtraum dereigenen Wohnung später realisieren lässt, wenn Architek-ten und Investoren die ureigenen Wünsche transkribieren– Material, Oberflächen, Raumbezüge, Ausblicke – dannerst wird häufig auf die Menschen verzichtet. Für Architek-ten ist nicht die Planung der Wohnung eine Herausforde-rung. Herausforderung ist die Planung von Wohnen.

Nur wenige Architekten stellen

so konsequent Wohngewohnhei-

ten in Frage wie der japanische

Architekt Sou Fujimoto. Sein

nahezu vollends transparentes

„House NA“ ist in Tokio bereits zu

einem internationalen Pilgerort

für Architekten geworden (links).

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George DupinVinesh Gandhi

Individualität: „Maison L“ von

Christian Pottgießer ist durch

seine fünf Türme charakteri-

siert. (oben, r.).

Konsequent an den regionalen

Gegebenheiten orientieren

sich das indische „Courtyards

House“ des Architekten Sanja

Puri (oben, l.)

Öffentliches und Privates überlagern sichPolitisch kann solch eine Aufgabe sein, manifestieren sichdoch in der Gestaltung des individuellen Raums Machtkon-stellationen, die nicht einfach aufzulösen sind. Für Ehefrau-en zum Beispiel ist bis heute in den meisten industriellenPlanungen kein eigenes Zimmer vorgesehen. Es gibt einKinderzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche … aber washeißt das schon? Selten, dass in einer Familie nicht längstbeide Partner arbeiten. Elternzeit können beide beantra-gen, überkommene Rollenbilder werden abgelegt, was sichaber nicht unbedingt in den Wohnungen widerspiegelt.

Das Private bleibt und wird praktisch. Was sagt aber einBegriff wie Home Office eigentlich genau aus? Soll man imBüro wohnen – oder soll man zu Hause arbeiten? In jedemFall eine enorme Herausforderung, denn das Wohnkonzeptvom individuellen Rückzugsraum wird in Frage gestellt.Öffentliches und Privates überlagern sich. Wohnen verän-dert sich, wird weiter gefasst, wenn die antrainierten Zeit-strukturen sich auflösen, wenn soziale Medien den Alltagstrukturieren. Die Lektüre der alten Romane führt noch ingroßbürgerliche Salons, in denen die private Enklave auchnicht existiert: Belle Etage – hier ist der Raum für denrepräsentativen Empfang. Der Rahmen für soziale Interak-tion ist prächtig. Die Damen ziehen sich zurück, die Herrenrauchen, Zeit existiert nicht. Spricht man in dieser Umge-

bung vom Wohnen? Richtig gemütlich wurde es erst imBiedermeier, mit der großbürgerlichen Familie. Die Woh-nung wird da zu einem Kokon, der alle Bewohnerumschließt. Die Wohnung wird zur Gewohnheit, die zuüberwinden ist.

Individualität versus GewohnheitWer hätte sich zum Beispiel vor 15 Jahren vorgestellt, dassWohnen auf Industriefußboden salonfähig wird, dass zumBeispiel dort erzogen, gegessen und geliebt wird, wo einstdie Maschinen tobten? Man schätzt den offenen Grund-riss, setzt ihn gleich mit Freiheit und Unabhängigkeit:Individueller Lebensstil statt Gewohnheit ist angesagt.Das gelingt nicht immer, auch wenn die Küchenblock-nespresso-Lofts in der Innenstadt weggehen wie frischgeschnitten Brot.In architektonischer Hinsicht überzeugen können jene Pro-jekte, bei denen das Konzept breiter und langfristiger ange-legt ist. Hier bedeutet Wohnen weit mehr als die berühmtenvier Wände, sondern beinhaltet den sozialen Kontext. EinWohnatelier, eine Senioren-WG, ein Studentenwohnheim –gemeinsames Essen, Austausch. Der starre Kokon wirddurchbrochen, wenn neue Kräfte auftreten. Da ist auch derArchitekt plötzlich unabhängig, kann Ungewöhnliches vor-schlagen – vorausgesetzt, sein Kunde kann sich artikulierenund hat die Freiheit, seine Wünsche zu verwirklichen.

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betont selbst: „Ich sage auch nicht: Werft all eure Möbelweg! Ich möchte nur zeigen, dass es vielleicht auch andereMöglichkeiten gibt zu wohnen.“

Der Mailänder Architekt Vittorio Grassi, der lange Zeit alsPartner im Büro von Renzo Piano gearbeitet hatte, sollte inder Toskana die aus dem 18. Jahrhundert stammende VillaPodere Bedano erhalten und doch für die Gegenwart fitmachen. Er entschied sich für hochwertige Materialien –ausgewähltes Parkett, Steinböden in gedeckten Farben. DieAusblicke in auf die umliegenden Olivenhaine sind unbe-dingt Teil des Konzepts. Das Ergebnis ist eine luxuriöseUmgebung, die nicht mit ihren Werten prahlt, sondernlangfristig und nachhaltig angelegt ist (der Energiebedarffür Haus und Pool wird zu 70 Prozent von der eigenenSolaranlage und der Geothermieheizung gedeckt). Grassigelingt das Kunststück einer zeitlosen Architektur, diegleichwohl technisch auf dem neuesten Stand ist. Einenjapanischen Bezug gibt es auch hier: Grassi umschreibt dieVilla gerne mit einem Verweis auf die japanische Kultur:Dort steht „wabi-sabi“ für eine Ästhetik, die Eleganz in derEinfachheit und nicht in der prahlerischen Geste sucht.

Leben im transparenten SetzkastenDie Bauherren, die bei dem japanischen Architekten SouFujimoto „House NA“ in Auftrag gaben, wollten in ihremHaus leben wie Nomaden. Fujimoto ist Spezialist für einesolche Bauaufgabe und konsequent im Hinterfragen vondem, was wir im Wohnen als selbstverständlich erachten.Wenn Fujimoto entwirft, kehrt er zu den architektonischenWurzeln zurück: Welche Funktion hat ein Zimmer, welcheeine Wand. Kann ein Raum vielleicht auch ohne beidesauskommen? Sein „House NA“ hat daher auch nichts voneinem Rückzugsort, beim Anblick der voll transparentenFassade könnte man auch an einen Setzkasten denken. Inden Innenräumen stößt der Besucher auf keine schwerenMöbel. Ihre Aufgabe hat die Architektur selbst übernom-men: Treppenstufen werden zu Sitzgelegenheiten, Wand-vertiefungen ersetzen Schränke. Vor- und Rücksprüngekönnen als Balkone oder Dachterrassen genutzt werden. Imgesamten Haus gibt es so gut wie keine festgeschriebenenFunktionen. Die Bewohner selbst bestimmen, welche Funk-tionen die gläsernen Kuben annehmen sollen. So ist es auchgut möglich, den Arbeitsplatz gemäß dem Sonnenstandmehrmals am Tag zu wechseln.Wahrscheinlich kann das radikal reduzierte „House NA“nur in Tokio stehen, wo auf engstem Raum Wohnkomfortgeboten wird. Dabei muss es aber auch nicht darum gehen,das Wohnen fortwährend neu zu erfinden. Sou Fujimoto

Klarheit, Reduktion und Ele-

ganz: Beim Umbau der

toskanischen Villa Podere

Bedano setzt Vittorio Grassi

auf Raumkontinuen und

abwechslungsreiche Materi-

alien (oben).

Dr. Wilhelm Klauser ist Architekt, Stadtplaner und Architekturkritiker. Kürzlich

erschienen: „Baukultur Verkehr. Orte – Prozesse – Strategien“, eine Publikation

der Bundesstiftung Baukultur. Herausgeber: Michael Braun, Wilhelm Klauser.

256 Seiten, ParkBooks Zürich.

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Leben im Generationenverbund ist historisch betrachtet eineSelbstverständlichkeit. Dabei spielten weniger romantischeVorstellungen einer trauten Großfamilienidylle eine Rolle alsganz pragmatische Gründe. Sinnbildlich steht das Altenteilfür Geben und Nehmen zwischen den Generationen. Mit derÜbertragung des bäuerlichen Gutes an die junge Generationsicherten sich die Alten den Lebensunterhalt (z. B. durchNaturalien), ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Hof sowieDienstleistungen oder laufende Geldleistungen.

Klassische Familienstrukturen lösen sich in Zeiten wach-sender Singularisierung und Individualisierung mehr undmehr auf. Nicht nur beruflich ist Flexibilität gefragt, wasein Leben der verschiedenen Generationen an einem Ort –selbst wenn gewünscht – selten möglich macht. Mit stei-gendem Lebensalter eröffnet sich für die wachsende Zahlälterer Menschen die Chance, mit dem Renteneintritt nocheinmal eine aktive Lebensphase zu beginnen. Was für dieeinen die Möglichkeit des freiwilligen sozialen Engage-ments bedeutet, ist für andere schlichte Notwendigkeit –wenn etwa jemand keine Nachkommen hat. Der Wunschnach einem selbstbestimmten Wohnen in einem lebendi-

Zuhause 2.0 – Mehrgenerationen-wohnen in der PraxisDie Alterung der Gesellschaft und der Zerfall klassischer Familienstrukturenbefördern die Idee des Mehrgenerationenhauses. Seit über zehn Jahren werdenimmer wieder erfolgreich Projekte realisiert, die ein gemeinschaftliches Wohnenmit Rückzugsmöglichkeiten kombinieren. Bei der Planung ist der Architekt oftmals auch als Vermittler und Moderator gefragt, technische Innovationen wiedie Gebäudesteuerung bekommen dabei zusehends Bedeutung.

Text Insa Lüdtke

Klassiker unter den Mehrge-

nerationenprojekten: „Miss

Sargfabrik“, initiiert vom Wie-

ner Büro BKK-3, wurde 2001

eröffnet und ist heute Pilger-

stätte für interessierte Archi-

tekten (rechts).

gen Umfeld im Sinne von Wahlverwandtschaften wächstunabhängig von Alter und sozialem Status. Selten geht esdabei um das Konzept der klassischen Wohngemeinschaftmit Putzplan, sondern um ein Zusammenleben in Gemein-schaft auf Distanz.

Einer Lebensweise Raum gebenEine Art Initialzündung auf diesem Feld gelang vor elf Jah-ren dem Wiener Architekten Franz Sumnitsch, der mit sei-nem Büro BKK-3 in enger Abstimmung mit den zukünfti-gen Mietern eine ehemalige Sargfabrik zu einer modernenWohnanlage umbaute – im Sinne eines Quartiers der kur-zen Wege. Das Projekt „Miss Sargfabrik“ umfasst auf einerFläche von 3.000 Quadratmetern circa 40 Wohneinheiten.Räumliche Angebote für Kommunikation und nachbar-schaftliche Vernetzung wie z. B. eine Bibliothek undGemeinschaftsküche sollen eine „soziale Architektur“schaffen, in der sich alle Generationen wohlfühlen können.„Hier wurde kein Wohnhaus geschaffen, sondern einerLebensweise Raum gegeben,“ betonte Sumnitsch vor vierJahren im Editorial dieses Magazins. „Viele Bewohner sindeingezogen, weil sie nicht mehr anonym wohnen wollten,

» Micro

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archimage/Meike Hansen

sondern ihr Leben in einer Gemeinschaft verbringen möch-ten. Alleinerziehende Mütter oder Väter können zum Bei-spiel vom Kindergarten über das Schwimmbad bis zumVeranstaltungssaal die volle Palette der Einrichtungen sehrsinnvoll nutzen."

Der Architekt als beratender Moderator „Miss Sargfabrik“ gilt bis heute als mustergültiges Mehr-generationenhaus, das Architekten aus ganz Europa undinteressierte Bewohner regelrecht als Pilgerstätte aufsu-chen. Das Projekt war zunächst Vorreiter und gilt nach wievor als Vorbild für generationenübergreifende Konzepteauch in Deutschland: So leben seit fünf Jahren in einemfünfgeschossigen ehemaligen Schulgebäude im BerlinerVorort Karlshorst junge Familien Tür an Tür mit Alleinste-henden, behinderten Menschen und Älteren. Die Mieter-genossenschaft SelbstBau e.G. ließ nach den Plänen desBerliner Büros Standort Architekten das denkmalge-schützte Backsteingebäude aus dem Jahr 1899 zu einemgenerationenübergreifenden, integrativen Wohnhausumgestalteten. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungensind zwischen 55 und 140 Quadratmeter groß, 16 der 21 Ein-heiten sind barrierearm, 5 sind rollstuhlgerecht ausgestat-

tet, gemeinsam wird der Garten genutzt. Für Peter Weberbesteht die Kernidee des Projekts darin, „sich im Alltaggegenseitig zu unterstützen“. Als Vorstand der Genossen-schaft koordinierte er den Prozess der Entscheidungsfin-dung für die Bewohnergruppe.

„Die Berliner haben Vieles richtig gemacht,“ ist sich AnneDellgrün sicher. Gruppen müssten vor allem ein tragfähigesKonzept mitbringen, am besten eines mit sozialem Belang.Die Kölner Sozialwissenschaftlerin befürwortet den Ansatzder Gruppenstruktur aus Jung und Alt, Krank und Gesund,Familien und Singles. Dellgrün begleitet Wohngruppenberatend bei der Konzept- und Projektentwicklung. Ein Mixsei ein gutes Fundament, gerade wenn es darum gehe, beiPartnern wie Banken oder der Wohnungswirtschaft vorstel-lig zu werden. Eine Nachbarschaft des guten Willens reicheaber nicht aus, warnt Dellgrün. Für ein erfolgreiches Gelin-gen gilt es von Beginn an, Wünsche der künftigen Bewoh-ner in die Plaungen einfließen zu lassen. Gerade hier mussder Architekt seine Kompetenzen als Berater, Moderatorund Organisator ausspielen. So muss er zunächst die unter-schiedlichen Wohnbedürfnisse und letztlich Lebensentwür-fe ermitteln und diese in eine Planung übersetzen. Etwa in

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Die Wohnungen des von

Behnisch Architekten 2011

realisierten Mehrgenerationen-

Quartiers in Ingolstadt-Holler-

stauden gruppieren sich um ein

zentrales glasüberdachtes

Atrium (oben und rechts).

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archimage/Meike Hansen

fügung zu stellen. Dellgrüns Erfahrungen nach bildet sichimmer eine Kerngruppe von 8 bis 14 Personen, die dieGrundlagenarbeit macht. Rund 3 Jahre Zeit braucht es, umein Projekt vom Konzept bis zum Einzug umzusetzen.

„Im Quartiersbezug erkenne ich einen sinnvollen Ansatz,was das Mehrgenerationenwohnen betrifft,“ sagt Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Vorstandsvorsitzende derempirica AG. Das Forschungs- und Beratungsinstitut für dieWohn- und Immobilienwirtschaft war mit der Begleitungdes Quartiersprojektes „St. Leonards Garten“ beauftragt, dasim Rahmen des ExWoSt-Programms (Experimenteller Woh-nungs- und Städtebau) realisiert wurde. Durch die enge Ein-bindung der späteren Bewohner von „St. Leonards Garten“konnten bei dem neuen Wohnquartier mit rund 100 Wohn-einheiten und 50 Stadthäusern, das zwischen 2009 und2012 auf einem ehemaligen Stadtbahndepot im Zentrumvon Braunschweig entstanden ist, viele Nutzerwünsche vonvornherein in den Entwurfsprozess einbezogen werden.Hierdurch sollte das Zusammenleben der Generationen vonBeginn an gefördert und der Generationenwechsel, der sichmit den Jahren vollziehen wird, in den architektonischenPlanungen Berücksichtigung finden.

Form eines „neutralen“ Grundrisses, der mit ungefähr gleich-großen Räumen unterschiedliche Nutzungen zulässt oder alsdifferenziertes Wohnungsangebot für die unterschiedlichenLebensphasen – letztlich stehen bei dieser Bauaufgabe sozialeFragen und Kompetenzen im Fokus. Später muss er den künfti-gen Bewohnern womöglich auch unangenehme Entscheidun-gen verkaufen, um das Projekt nicht zu gefährden.

Enge Bindung zu den späteren BewohnernGenerationenübergreifende Projekte entstehen von verschie-denen Seiten aus: Interessensgruppen finden sich lokalzusammen („bottom up“), häufig handelt es sich hierbei umWohneigentum. Immer mehr setzt sich auch im Mietwoh-nungsbau die Erkenntnis nach dem Bedarf für gemeinschaft-liches Wohnen durch („top down“). Dellgrün berät neben Bau-gruppen auch die Wohnungswirtschaft bei der Quartiersent-wicklung. Hier können gemeinschaftliche Projekte einenwichtigen Beitrag leisten und einen echten Mehrwert für dasUmfeld bieten, wenn sie z. B. Räumlichkeiten für ein Café,einen Service-Stützpunkt oder eine Tagespflege einplanenund damit auf das Umfeld ausstrahlen. Das wiederum kannein Argument für die Wohnungswirtschaft sein, so einem Pro-jekt ein günstiges und zentral gelegenes Grundstück zur Ver-

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Julia Knop

Generationengerechtes und nachhaltiges WohnenNachhaltigkeit sei jenseits energetischer Anforderungenauch im sozialen Sinne das richtige Stichwort bei Mehrge-nerationen-Wohnprojekten, weiß Alexander Grünenwald.Schon vor 20 Jahren hatte der Architekt (Grünenwald +Heyl) für die städtische Wohnungsgesellschaft SozialbauKempten das Projekt „Integriertes Wohnen Kempten“ ent-wickelt: „Das Quartierscafé belebt noch heute ganze Teileder Altstadt, auch der Gemeinschaftsraum funktionierthervorragend.“ Für die städtische Wohnungsgenossen-schaft Ulmer Heimstädte war das Architekturbüro mitder Planung eines Mehrgenerationen-Wohnprojektsbeauftragt, das 2011 bezogen wurde. Im Niedrigenergiest-andard kfw 55 entstanden 35 barrierefreie Mietwohnun-gen mit 1,5 – 4 Zimmern zwischen 50 und 105 Quadratme-tern, ein zentraler Gemeinschaftsraum mit Küche am Ein-gangsbereich, gemeinschaftliche Frei- und Grünbereiche,Kinderspielplatz, Fahrradabstellhäuser und Tiefgarage.

Von der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württemberger Bau-sparkassen erhielt das Projekt den Preis der Initiative 2012und den Sonderpreis des Landeswettbewerbs „So wollenwir wohnen – generationengerecht, integriert, nachhaltig".

Selbst das drittgrößte deutsche WohnungsunternehmenVivawest Wohnen GmbH setzt mit den „Johanniskirch-gärten“ in Essen auf ein Mehrgenerationen-Quartier. Seit2007 entstanden auf einer Gesamtfläche von rund 30.000Quadratmetern im gewachsenen Umfeld des EssenerStadtteils Altenessen durch Modernisierung und Neubaurund 210 Mietwohnungen, die zum Teil als Maisonetteoder im Loftstil gestaltet sind. Darüber hinaus sind elfEigenheime in der Planung. Breite Laubengänge bietenRaum für Begegnung und Gemeinschaft. Jung und Alt,Familien und Singles, Menschen mit und ohne Behinde-rung sollen hier Wohnraum finden, der nicht hinter vierWänden endet. Die Wohnungen sind überwiegend barrie-refrei. Sie haben bodengleiche Duschen, verbreiterteTüren und schwellenlose Zugänge zu den Balkonen. EinMietertreff und das Kundencenter des Wohnungsanbie-ters mit Concierge sind integraler Bestandteil.Derzeit entsteht der „Generationengarten“, der denBewohnern einen gemeinschaftlichen Freiraumbereichmit Platz für nachbarschaftliche Aktivitäten bieten soll.Ein umweltfreundliches Regenwasserkonzept sorgt fürein gesundes Mikroklima in der gesamten Siedlung.

Inmitten einer bestehenden

Blockrandbebauung entsteht

in München-Neuhausen bis

2016 unter dem Namen „Drei

Höfe“ eine genossenschaftli-

che Wohnanlage, die Singles,

Paare, Familien und Wohnge-

meinschaften offen steht.

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Jens Masmann

Technische AssistenzsystemeBei der Konzeption von generationenübergreifendenWohnprojekten können technische Lösungen sinnvoll ein-fließen. So unterstützt der KNX-Standard seit 20 JahrenAspekte von Komfort und Sicherheit in den eigenen vierWänden. Die damit verbundene Gebäudeautomationkommt allen Generationen zugute, die in einem Hauszusammen leben. Zusätzlich zum Stromnetz nutzt derKNX-Standard eine Niedervoltleitung, so kommunizierendie einzelnen Steuer- und Bedienelemente, Sensoren undAktoren miteinander. Farbiges Orientierungslicht im Flur-bereich, die Leseleuchte im Wohnzimmer oder die Küchen-beleuchtung können geschaltet werden. Außerdem kön-nen die Stereoanlage oder der Fernseher eingeschaltet wer-den, um dem Bewohner „seine“ individuelle Wohlfühlsum-gebung nach Bedarf zu bieten. Gerade aufgrund der intuiti-ven und selbsterklärenden Funktionen bewertet die ältereGeneration KNX zunehmend positiv.

Auch die Vernetzung eines ganzen Wohnquartiers übereine Internetplattform kann eine generationenübergrei-fende Nachbarschaft und Gemeinschaft fördern. Im Rah-men des ExWoSt-Bundesmodellprogramms mit dem The-menschwerpunkt „Innovationen für familien- und altenge-rechte Stadtquartiere“ wurde von der BauWohnberatungKarlsruhe im Auftrag der LUWOGE für den LudwigshafenerStadtteil Pfingstweide ein Wohnkonzept erarbeitet, dasallen Generationen gerecht wird. Neben der Realisierungneuer Wohnformen ging es um den Aufbau von Service-

Einrichtungen im Quartier. Dazu wurden im Jahr 2008 barrierefreie, anpassungsfähige Wohnungen im Bestandgeschaffen, sowie ein Pflegedienstleister in das Quartiereingebunden. Im Bereich der sozialen Infrastruktur sindsomit professionelle Hilfeleistungen, Alltagshilfen undBeratungsangebote direkt vor Ort abrufbar, ergänzt umInfrastrukturangebote für Jung und Alt. Zur Aktivierungder Bewohner und der Kommunikation im Stadtviertel tra-gen der Gemeinschaftsraum, ein Concierge und das Netz-werkerbüro sowie die Internetplattform www.pfingstweide.de bei.

Generationenübergreifendes NetzwerkDamit in Zeiten wachsender Pluralisierung selbstbestimm-tes Wohnen – ob als Familie oder Single und unabhängigvom Alter – gelingen kann, braucht es zuallererst Anre-gung und Austausch. Nicht von ungefähr trug deshalbwohl auch in diesem Jahr eine viel beachtete Ausstellungim Deutschen Architekturmuseum den Titel „NetzwerkWohnen – Architektur für Generationen“. Die Schau inFrankfurt verwies auf 35 internationale Projekte, die dieBedeutung eines generationenübergreifenden sozialenNetzwerks belegen. Dies bedingt einen individuellen, abereben auch einen kollektiven Bewusstseinsprozess, dernicht früh genug beginnen kann.

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Jedem Bewohner seine indivi-

duelle Wohlfühlumgebung

geben: mit technischen Assis-

tenzsystemen oder speziellem

Raum für Begegnung. So ent-

steht in den „Johanniskirch-

gärten“ in Essen derzeit der

„Generationengarten“ (rechts).

Insa Lüdtke ist Architektin und freie Journalistin. Mit ihrem Beratungsunter-

nehmen „Cocon Concept“ hat sie sich auf „Wohnen im Wandel“ spezialisiert.

Gemeinsam mit Eckhard Feddersen ist Insa Lüdtke Herausgeberin des Entwurfs-

atlas Wohnen im Alter (2009, Birkhäuser, Basel).

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» Praxis

Stacheliger Kokon

„Unser Hauptthema ist zurzeit das Wohnen in der Stadt“,betont Bernd Römer. Seit über 20 Jahren leitet er in Kölnsein eigenes Büro – 2007 gründete er gemeinsam mit Stephan Kögeler römer partner architektur. Nicht nur inder Rheinregion hat sich das Büro mit vielen erfolgreichenProjekten einen guten Namen erarbeitet. Im Kölner Rhein-auhaufen haben sie gleich mit mehreren Bauten dazu bei-getragen, dass das Areal weit über die Grenzen der Stadtals Beispiel moderner Quartiersentwicklung bekannt wer-den konnte. Hier wäre etwa die exklusive, modular struk-turierte Wohnwerft zu nennen, die mit ihrer eigenwilligenFassade das Rheinufer prägt, oder das moderne Büroge-bäude Pier 15 (siehe Praxisbericht in puls Ausgabe 2/2009).

Wohnen in gewerblich geprägtem UmfeldDie Genese ihres aktuellen Wohnungsprojekts konntendie Architekten quasi von den Fenstern des eigenen Bürosaus verfolgen: Die K-Star Residence liegt im Kunibertsvier-tel und damit in bester innerstädtischer Lage, nur einenSteinwurf von Hauptbahnhof, Oper und Dom entfernt. Inunmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Bahndirek-tion, ein klassizistisches Gebäude, das vor seinem Umbauunter anderem von der Kölner Kunstmesse zwischenge-

nutzt wurde. Gegenwärtig wird der langgestreckte Bauentkernt, hinter der mit Säulen durchsetzten Fassade ent-stehen neue Büroflächen. Das Baugrundstück der K-StarResidence ist eine umgewandelte Bundesimmobilie. DieAdresse „Altes Ufer“ weist darauf hin, dass der Rhein vorgar nicht langer Zeit bis hierhin reichte. Entsprechendschwierig war der Untergrund, der dazu mit seinem leich-ten Gefälle noch als „Hanggrundstück“ eingeordnet wur-de. Diese Voraussetzungen und die besondere urbaneStruktur der Nachbarschaft machten für die Architektendas Projekt zu einer Herausforderung. „Die Macro-Lage isterstklassig“, betont Stephan Kögeler. „Aber die Micro-Lageist speziell, weil wir es mit einem klassischen Gewerbeortzu tun haben. Uns wurde schnell klar, dass es schwierigsein würde, hier Wohnraum zu etablieren.“

Ein Teil des Gebäudes wendet sich in Richtung eines Park-hauses. Gleich in der Nähe befindet sich die Anlieferungdes in der Nachbarschaft befindlichen mariott Hotels. „Sohat sich ergeben, dass die K-Star Residence im Grunde aufsich selbst gerichtet ist“, betonen die Architekten. „EineAnlehnung an die Nachbarschaft schloss sich für uns vonvorne herein aus. Das Gebäude hat daher eine sehr indivi-

Auf Sichtweite zum Kölner Dom ist mit der K-Star Residence eine neue luxuriöseWohnumgebung entstanden, die sowohl kleine Appartements als auch großzügigePenthouse-Wohnungen bietet. Mit der plastisch-kristallinen Fassadenstrukturgaben die Kölner Archtitekturbüros gatermann + schossig und römer partnerarchitektur dem Gebäude ein Alleinstellungsmerkmal, das mit der besondereninnerstädtischen Wohnsituation korrespondiert.

Text Lasse Ole Hempel Fotos Jens Willebrand

Kunstgriff wider die Monotonie:

Die Balkone sind bei der K-Star

Residence etagenweise ver-

setzt. So entsteht das eigen-

willige geometrische Linien-

spiel, das dem Gebäude

Charakter verleiht (links) .

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Alleinstellungsmerkmal erhält. Da es nur einen Treppen-kern mit Aufzug gibt, um den sich in den unteren Etagenpro Stockwerk 7 bis 8 Wohnungen gruppieren, ergaben sichsehr tiefe, loftartige Räume. Eine möglichst hohe Versor-gung mit Tageslicht gewährleisten im fertigen Gebäude diebodentiefen Fenster, die mit Aluminiumrahmen kombi-niert sind. Die Architekten sprechen gerne von einemleicht „technoiden Charakter“, der sich wunderbar mit demhohen technischen Komfort im Inneren verbindet. Engdamit verknüpft ist das anspruchsvolle Klima- und Ener-giekonzept. So kommt in der K-Star Residence eine Heiz-und Kühldecke zum Einsatz – eine Technik, die ursprüng-lich aus dem Gewerbebereich stammt und gegenüber einerFußbodenheizung den entscheidenden Vorteil hat, dass sieweniger träge ist.

Von Beginn stand fest, dass ein Mix aus temporärem unddauerhaftem Wohnen die K-Star Residence prägen sollte.Gemeinsam mit dem Bauherrn, der Lebenstraum Gesell-schaft für modernes Wohnen mbH, hat man eine Klientelins Auge gefasst, das zwar in Köln arbeitet, aber nichtzwingend in der Stadt wohnt. Da insbesondere die Bewoh-ner der Appartements in den unteren Etagen Managerseien, die ihre Wohnungen nur eine begrenzte Dauer am

duelle Ausstrahlung – ein Solitär, wenn man so will.“ Soerklärt sich auch die leicht abwehrende Geste, die von derFassade ausgeht und das Leben im Inneren – wie beieinem Kokon – zu schützen scheint. Das siebenstöckigeGebäude bietet eine luxuriöse Wohnumgebung auf zumTeil klein dimensionierten Grundrissen. Die kleinstenWohneinheiten sind 47 Quadratmeter groß, die luxuriösePenthouse-Wohnung auf dem Dach erstreckt sich über300 Quadratmeter.

Die eigene Wohnung über das Smartphone steuernDie ungemein plastische Fassade, die von den Beteiligtenabwechselnd als „Federkleid“ oder „Kristall“ beschriebenwird, verleiht dem Gebäude seinen Charakter. Die Alumini-umpaneele nehmen im Abendlicht unterschiedliche Far-ben an, wenn beim Anbrechen der Dunkelheit in den Woh-nungen die ersten Lichter angehen, beginnt die Fassadeleicht zu funkeln. Dabei ist der architektonische Entwurfauch der Vorgabe geschuldet, dass möglichst alle Wohnun-gen über einen Austritt verfügen sollten. Um einen mono-tonen Charakter zu vermeiden, entschieden sich die Archi-tekten, Balkone und Erker etagenweise zu versetzen. In derGesamtheit entsteht eine expressive Fassade, die durch ihreFaltung und den Wechsel von Balkonen und Erkern ihr

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Tag nutzen würden, entschied man sich für diese Lösung,die bei Bedarf einen schnellen Kühl- oder Heizvorganggarantiert. Entsprechend kommen alle Wohnungen ohneHeizkörper aus, was den Spielraum für die Gestaltung derInnenräume erhöht. Funktionen wie Heizung, Kühlung,Licht und Beschattung lassen sich in allen Wohneinheitenüber ein ComfortPanel® von Busch-Jaeger steuern. Über dieKNX-Technik und die entsprechenden Schnittstellen ist esmöglich, auch mittels Smartphone die Funktionen in derWohnung zu regeln oder zu programmieren. So kann manbeispielsweise Lichtszenarien oder den innenliegendenSonnenschutz einstellen, noch bevor man den Raum betritt.

Boarding-Konzept mit Concierge und SpaUm das Projekt noch besser auf die Zielgruppe abzustim-men, gingen Bauherr und Architekten einen Betreiberver-trag mit der LH&E Group ein, die Luxushotelerie anbietet.2011 hat das Unternehmen das „Kameha Grand Bonn“eröffnet, das im selben Jahr als „Hotel des Jahres“ ausge-zeichnet wurde. Mit K-Star hat LH&E eine neue jungeDesignmarke ins Leben gerufen, der das erfolgreicheHotelkonzept auf das Wohnen im Appartementhaus über-trägt. Durch diese Kooperation wurde Realität, was dieArchitekten als „Boarding-Prinzip“ bezeichnen: Dienstleis-

tungen, die man aus der Hotelbranche kennt, werden auchinnerhalb eines Wohnhauses angeboten. Dazu gehörtetwa der Concierge, der von den frühen Morgenstundenbis spät abends im Erdgeschoss für die Besucher ansprech-bar ist. Hier kann man beispielsweise seinen Anzug in dieReinigung geben, ein Taxi bestellen oder Tipps für einenRestaurantbesuch erhalten.Hinter dem Treppenhausaufgang schließt sich der Spa-Bereich an. Da jeder Käufer einer Wohnung auch gleichzei-tig das Betreiberkonzept erwirbt (In der K-Star Residencegibt es ausschließlich Eigentumswohnungen), kann er diese Dienste in Anspruch nehmen. Anders verhält es sichmit dem Kameha-Möblierungskonzept, das als Optiongegen Aufpreis angeboten wird. Zu den verschiedenenAusstattungsoptionen gehört beispielsweise das Schalter-progrogramm future® linear von Busch-Jaeger, aber auchspeziell für das K-Star-Konzept entworfene Sonderanferti-gungen. Der dunkle, edle Parkettboden ist dagegen inallen Wohnungen selbstverständlich.

Umlaufende RingterrassenDie Appartements in den unteren 4 Etagen sind als offeneGrundrisse angelegt und zwischen 50 und 60 Quadratme-tern groß. Ab der 5. Etage erreichen die Grundflächen der

Sinn fürs Detail: Die Treppen-

läufe sind aus Eichenholz.

Jede Wohnung ist dazu mit

der neusten Serie des Busch

ComfortPanel® ausgestattet

– für eine individuelle Raum-

steuerung (oben).

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Wohnungen bis zu 100 Quadratmetern. Ab diesem Stock-werk ist dann auch der in Köln so hoch geschätzte Dom-blick garantiert. Ab dem 6. Stock zieht sich die Fassadeleicht zurück, so entstehen umlaufende Ringterrassen undPenthouse-Wohnungen mit bis zu 300 Quadratmetern Flä-che. Von hier aus kann der Blick bis weit zu Hadi TeheranisKranhäusern im Rheinauhafen schweifen.

„In Frankfurt oder München mit einem relativ hohenAnteil an Unternehmensberatern und Bankern wäre einProjekt wie die K-Star Residence sicherlich alltäglicher alshier in Köln“, führt Michael Müller aus, Geschäftsführer derLebenstraum Gesellschaft für modernes Wohnen mbH.„Köln ist vom Standort her noch etwas anders. Das Projektmusste sich erst bewähren.“ Und das tat es in ökonomischerHinsicht auf ganzer Linie. Im Schnitt kostet in der K-StarResidence der Quadratmeter 5.000 Euro, die Bauherren undArchitekten freuen sich, dass noch vor der Fertigstellungdes Gebäudes alle Wohnungen verkauft sind. Schon imFrühjahr 2013 kehrt mit den ersten Bewohnern Leben in dasHaus ein: Möbelwagen stehen vor der Tür, und die erstenBalkone sind bereits bepflanzt. Wenn wie geplant ins Erd-geschoss bald ein Restaurant einzieht, wird hier im HerzenKölns das feine, neue Wohnrefugium komplettiert.

Schützende Geste: Da die

Nachbarschaft der K-Star

Residence gewerblich geprägt

ist, entschieden sich die

Architekten gegen den Bezug

zur Umgebung und für einen

expressiven Solitär (links).

Projektentwickler und BauträgerLebenstraum Gesellschaft für modernes Wohnen mbH

Architekten (Arbeitsgemeinschaft)gatermann + schossig, Kölnrömer partner architektur, Köln

Bruttogeschossfläche (BGF)5712 Quadratmeter

Integrierte Produkte von Busch-JaegerKNX-SystemBusch-priOn® Bedienelemente; Busch ComfortPanel®;Busch-Welcome® Türkommunikation;Schalterprogramm future® linear

Projektbeteiligte

Grundrisse 6. Etage (Penthouse-Wohnungen)Ansicht Altes Ufer

» Praxis

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» Praxis

Leben im Hof

Mit dem Modellvorhaben „e% – Energieeffizienter Woh-nungsbau“ lobte der bayrische Staat ein Programm aus,das auf ein Neues versucht, die verschiedenen Parameterenergieeffizienter Architektur auszuloten und Beispielpro-jekte zu schaffen, bei denen analog zu Vitruvs Trias vonFirmitas, Utilitas und Venustas, so könnte man sagen, nunÖkologie, Ökonomie und Ästhetik ein harmonischesGleichgewicht bilden sollen.Insgesamt 10 Wohnungsbauten wurden als Forschungsbau-vorhaben subventioniert und begleitend untersucht. DasQuartier Hollerstauden ist ein solches Pilotprojekt, das unterdem e%-Label die Anforderungen der zu Planungsbeginngültigen EnEV 2009 um 40–60 Prozent unterschreiten soll-te, ohne den Kostenrahmen des geförderten Wohnungsbausüber Gebühr auszudehnen. Die soziale Akzeptanz undansprechenden Gestaltung der Neubauten sollten – auch imSinne der Nachhaltigkeit – eine ebenso große Rolle spielen.

Ein lebendiges Quartier mit gestaltetem FreiraumDas Baufeld am westlichen Stadtrand von Ingolstadt ver-fügte bereits über eine Seniorenwohnanlage aus den1990er-Jahren als Teilbebauung. Die hochwertige Residenz

Bei energieoptimierten Gebäuden wird an vielenStellschrauben gedreht, und oft besteht beibegrenzten Budgets die Gefahr, dass der gestal-terische Anspruch dadurch zurückstecken muss.Anders beim neuen Wohnquartier Hollerstaudenin Ingolstadt. Bogevischs buero entwickelten imRahmen eines Pilotprojekts gute und bezahlbareLösungen für ein nachhaltiges Wohngebäude.

Text Franziska Bettac Fotos Julia Knop

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Im Gesamtlageplan (links) sind

das U-förmige Wohngebäude

von Tobias Brand (blau), das

Atriumhaus von Behnisch

Architekten (violett) und die

Laubenganghäuser von

bogevischs buero (grün)

ablesbar. Mittig der Bestand

aus den 1990er-Jahren.

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Gemeinschaftliches Grün,

Sandkasten und Spielflächen

sollen die soziale Akzeptanz

der verdichteten Wohnbebau-

ung erhöhen. Durch die große

Tiefgarage entstand viel Platz,

der nicht von Autos beansprucht

werden kann (oben).

wurde damals von Günter Behnisch realisiert und war Aus-gangspunkt einer Weiterentwicklung des Bebauungsplans.Das St-Gundekar-Werk, Bauherr und Grundstückbesitzer,lobte 2008 ein Plangutachten aus, aus dem die MünchnerArchitekten bogevischs buero als Sieger hervorgingen. DasGrundstück wurde in drei Abschnitte aufgeteilt und boge-vischs buero sowohl für den Masterplan als auch mit demHochbau der ersten Teilfläche, den Laubenganghäusern,beauftragt. Für die beiden weiteren, westlich gelegenenGrundstücke wurden die zweit- und drittplazierten Bürosverpflichtet. Behnisch Architekten entwarfen ein Atrium-haus für generationenübergreifendes Wohnen, und dasIngolstädter Büro Tobias Brand realisierte ein Innenhofhausmit überwiegend Maisonettewohnungen. So entstanden imQuartier Hollerstauden 142 Wohneinheiten in verdichteterBauweise, jedoch ohne die Anmutung einer seriellen Groß-siedlungen. Im Gegenteil, durch eine differenzierte unddurchdachte Grünraumgestaltung erhielt Ingolstadt einausgewogenes, neues Wohnensemble mit hoher Aufent-

haltsqualität. Der aufwendig gestaltete Grünraum mit teil-weise neu geformter Topografie über den unterirdischenParkflächen schafft maßstäblich angemessene öffentlicheund leicht angehobene private Freibereiche innerhalb desneuen Quartiers.

Drei unterschiedliche EntwurfsansätzeZum Modellprojekt gehört auch der Ansatz, die drei Bauab-schnitte, die sich in ihrer Konstruktion und Bewohnerstruk-tur unterscheiden, über einen längeren Zeitraum zu beob-achten und zu bewerten. Während die Wohnungen der Lau-benganghäuser in vorgefertigter Holzbauweise mit privatenTerrassen und Gemeinschaftshöfen konzipiert sind, bildetdas in Holz und Beton konstruierte Atriumhaus eine großeGemeinschaftszone im überdachten Innengarten. Hier wur-de auf eine generationenübergreifende Mieterstrukturbesonderen Wert gelegt. Im Innenhofhaus des in Massiv-bauweise errichteten dritten Bauteils schließlich sind dieGärten und Terrasse sichtgeschützter angelegt.

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lagerte Sichtbetontreppe sind an den Längsseiten mit Holzla-mellen, die jeweils in einer unterschiedlichen Dichte ange-bracht sind, zu einer optischen Einheit zusammengefügt. Vonden kurzen Südseiten über das Dach bis hinunter zur Nord-seite werden die Wohnriegel von einem mit grauem Faserze-ment verkleideten Bügel gefasst, aus dessen Oberseite wiekleine Segel die Solarpaneele hervorragen. In die Häuser inte-griert sind zwei haushohe, 250.000 Liter fassende Stahltanks,die mit dem Schwerlastkran von oben in die Gebäude einge-lassen wurden. In diesen Pufferspeichern lagert das durchdie große Solaranlage erwärmte Wasser. Über ein Verteiler-netz wird die Wärme in den Wohnungen mit kleinen Wär-metauschern für Heizung und Frischwasser bedarfsgerechtnutzbar gemacht. Fernwärme deckt den darüber hinaus ver-bleibenden Wärmebedarf. Dass dieser in der WohnanlageHollerstauden so gering ist, ist auch dem kontrolliertenRaumluftwechsel zu verdanken – dabei ist die Technik derLüftungsanlage zentral in einem wetterfesten Lüftungsgerätauf dem Dach installiert.

Solaranlage mit PufferspeicherViel Anerkennung der Fachwelt ernteten die Laubengang-häuser von bogevischs buero, die im Lageplan zwei paralleleund einen keilförmigen Hof ausbilden. Dieser mittlere Hofdient mit seinen Sitzbänken, Tischen und dem Spielplatz alsGemeinschaftsfläche. Insgesamt 81 größtenteils öffentlichgeförderte Wohneinheiten finden in den 4, von einem über-dachten Querweg unterbrochenen, Riegeln Platz. An eine inSichtbeton und verzinktem Blech ausgeführte Treppenkon-struktion docken die hochgedämmten kompakten Holzbau-ten an, die einen jährlichen Heizenergiebedarf von unter 20kWh/m2 haben, – dies ist insbesondere einer sorgfältigenKonstruktion ohne jede Wärmebrücke zur massiven Lauben-gangtreppe zu verdanken. Die Grundrisse der Ost-West aus-gerichteten Zeilen verfügen über barrierefrei zugänglicheZwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, teilweise als Maisonet-ten im einzigen zweigeschossigen Riegel, und jeweils miteigener Terrasse oder mit Balkon. Die mit braun lasierten Lär-chenholzpaneelen verkleideten Wohnkuben sowie die vorge-

Die abwechslungsreich gestal-

teten Laubengänge der Wohn-

bebauung schaffen kommunika-

tive Zonen. Auch für Fahrräder,

Pflanzkästen und Kinderwagen

bleibt genügend Platz (oben).

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Gesamtschnitt

Grundriss Erdgeschoss

Ausgewogenes NachhaltigkeitskonzeptAuch wenn die Bausumme der Wohnungen in Ingolstadtetwas über den Durchschnittspreisen im sozialen Woh-nungsbau liegt, stellt das Quartier Hollerstauden in punk-to Haustechnik, Konstruktion und Kosten eine sehr aus-gewogene Lösung dar, die im geförderten WohnungsbauSchule machen könnte – und sollte. Die Planer hattenbeim Bau die Energiebilanz sowie die Kosten des gesam-ten Lebenszyklus des Gebäudes, von einer langlebigenGestaltung bis zum Abbruch und zur Entsorgung, imBlick – Faktoren, die den Begriff „Nachhaltigkeit“ eigent-lich immer bestimmen müssen.Dass sich die gewählte Strategie der integrierten und dochabwägenden Fachplanung ausgezahlt hat, beweist auchder Gewinn des europäischen Architekturpreises „Energie+ Architektur“, den der Bund Deutscher Architekten (BDA)und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZSHK) aus-lobte – und im Januar 2013 an das Projekt Laubenganghäu-ser Hollerstauden von bogevischs buero vergab.

Projektbeteiligte

BauherrSt. Gundekar-Werk Eichstätt, Schwabach

Architektbogevischs buero, München

EnergiekonzeptTB Stampfer, Salzburg

Integrierte Produkte von Busch-JaegerSchalterprogramm Reflex SI

» Praxis

Fassadendetails Ansicht

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Sou Fujimoto architects

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Das Haus der Zukunft

Sou Fujimoto:„Solo Houses – Geometric Forest“,Cretas,Spanien

Transparenz und die Schaffung kommunikativer Raumkontinuen sind das Spezialgebiet des japanischen Architekten Sou Fujimoto, der seit 2000 in

Tokio sein Büro Sou Fujimoto Architects betreibt und jüngst mit der Gestaltung des nächsten Pavillons der Serpentine Gallery in London beauftragt

wurde. Sein Ferienhaus „Geometric Forest“ ist sein erstes Wohnhausprojekt in Europa und steht wie das viel besprochene, 2010 in Tokio vollendete

rundumverglaste Wohndomizil „House NA“ ganz im Zeichen von Fujimotos Begeisterung für ein höchst flexibles Wohnen, bei dem wie in einem

Baum von einem Bereich in den anderen gesprungen werden kann. Das Ferienhaus „Geometric Forest“ kommt fast ohne Wände aus. Nur im inneren

Kern sind wenige blickdichte Räume wie Schlaf- und Badezimmer verborgen. An die Stelle einer Fassade tritt ein dreidimensionales, archaisch

anmutendes Gitterwerk aus unbehandelten Holzstämmen. Eine großzügige Terrasse bildet den Übergang vom Wohnraum zur umgebenden Natur

und gibt den Blick frei auf die „spanische Toskana“. Eine frische Brise zirkuliert permanent durch die offene Bauweise, während die baulichen Ele-

mente wertvollen Schatten spenden. In die Wege geleitet wurde das Projekt vom Architekturliebhaber Christian Bourdais, der im Süden der spani-

schen Provinz Aragonien mehreren internationalen Architekten die Möglichkeit gibt, sich weitgehend frei zu entfalten. Die Experimentierfreude

wird lediglich durch ein einheitliches Kostenlimit gedrosselt, das den Beweis erbringen soll, dass zeitgemäße und gute Architektur zu einem vernünf-

tigen Preis realisierbar ist. Die 10 Ferienhäuser, die höchst individuell ausfallen werden, können gekauft oder gemietet werden.

Ein Ferienhaus, das angelegt ist wie ein Klettergerüst, eine Gründerzeitvilla im Patchwork-Look undeine offene Pyramide für New York – Wohnbauten, bei denen traditionelle Muster umschifft wurdenund die Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen und neuer Ansprüche sind.

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BIG

-Bja

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Inge

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BIG-Bjarke Ingels Group: West 57th, New York, USA

Selbst in New York dürfte dieses Gebäude der dänischen Archi-

tektengruppe BIG die Blicke auf sich ziehen. In Manhattans

57th Street, direkt am Hudson River gelegen, vereint der spek-

takuläre Hybrid die Kompaktheit eines Atriumhauses mit der

Imposanz eines Wolkenkratzers und lässt somit amerikani-

sche und europäische Bautradition miteinander verschmel-

zen. Je nach Betrachterstandort erscheint das Gebäude als

geöffnete Pyramide mit grünem Innenleben oder als keilför-

mig in den Himmel ragender Glasturm. Von den vier Gebäu-

deecken des Grundrisses streckt sich lediglich eine weit in den

Himmel. Die daraus entstehende Neigung stellt eine Verbin-

dung zu der flach bebauten Umgebung der Südseite und den

hohen Wohnhaustürmen der West- und Nordseite dar.

Das Gebäude soll Wohnungen unterschiedlicher Größe beher-

bergen. Für die unteren beiden Geschosse sind kulturelle und

Shopping-Angebote vorgesehen. Durch die Öffnung des

Atriums in Richtung des Hudson River gelangt Tageslicht bis

tief in den Gebäudekomplex, während die Begrünung des

nahegelegenen Hudson River Park mit dem offenen Gebäude-

einschnitt korrespondiert. Passanten können zwar von außen

in den Innenhof einsehen, die Nutzung dieser Ruheoase bleibt

jedoch ausschließlich den Bewohnern vorbehalten. Zusätzlich

ins Auge fällt das die unregelmäßige Perforation der Fassade,

die auf die individuell ausgeformten Balkone zurückgeht, die

alle nach Süden ausgerichtet sind. Geometrische Muster be-

stimmen die Grundrisse und sind auch an der Fassade deutlich

sichtbar. Die spitz zulaufenden Fenstervorsprünge sind jeweils

denen der Nachbarwohnung zugewandt und sollen insgesamt

die Kommunikation zwischen den Bewohnern erleichtern.

» Visionen

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Henning Larsen Architects

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O3 Architekten: Wohnen am Innsbrucker Ring, München

Einige Unternehmen versuchen, durch gezielte Neu- und Umbau-

ten den in den Großstädten neuen und bezahlbaren Wohnraum

zu schaffen und so der aktuellen Preisspirale entgegenzuwirken.

Die Vermietergesellschaft Gewofag lobte einen Wettbewerb aus,

bei dem ein Wohnquartier im Münchener Stadtteil Berg am Lain

entstehen sollte. Gewünscht war dabei auch, durch den kompak-

ten Neubau die Lärmbelastung, die der stark befahrene Innsbru-

cker Ring hier verursacht, zu mindern. Das junge, ortsansässige

Büro O3 Architekten überzeugte die Jury mit seinem Entwurf

eines mehrmals geknickten fünf- bis achtgeschossigen Riegel-

baus, den die Architekten an den Rand des Grundstücks schoben.

Es ergibt sich eine Platzsituation, die den wertvollen, alten Baum-

bestand erhält. Mit einer zweiten Gebäudehülle wurde dem

Schallschutz Rechnung getragen. Ein an einen Turm erinnerndes

Gebäude markiert im Inneren den visuellen Ankerpunkt für die

übergreifenden Nutzungseinheiten Einzelhandel, Kinderkrippe

und Quartiersgarage. Besonderes Augenmerk gilt den verschieb-

baren Lochblech-Elementen, die von den Bewohnern individuell

variiert werden können und das Fassadenbild bestimmen.

Henning Larsen Architects: Villas in the Sky, Riad, Saudi-Arabien

Auch Henning Larsen Architects reihen sich ein in die Riege europäischer Baumeister, die im arabischen Raum imposante Landmarken für die neuen, prosperierenden

Metropolen entwerfen. Der Wohnturm „Villas in the Sky“ ist auserkoren, zum neuen Orientierungspunkt im King Abdullah Financial District von Riad zu werden. Das

markante Gebäude soll sich über 34 Stockwerke erstrecken und sowohl privat als auch gewerblich genutzt werden. In einer Durchgangszone, nahe einem öffentlichen

Platz gelegen, erschließen sich die Geschäfte der unteren 3 Etagen durch Fußgängerbrücken – den sogenannten „Sky Walks“ –, die eine Verbindung zu den umliegenden

Gebäuden bilden. Auf weiteren 14 Stockwerken sollen Büroflächen und auf den obersten 12 Etagen des Gebäudes insgesamt 22 Wohnungen entstehen. Ein schlichter

quadratischer Grundriss bildet die Basis des Turmes. Im oberen Bereich verschiebt sich diese Grundfläche im Wechsel zu zwei Seiten hin, wodurch sich der Turm fast in

den Himmel zu schrauben scheint. Die besondere Konstruktion der Fassade birgt einen integrierten Schutz vor Sonneneinstrahlung: Im Schnitt betrachtet, bildet die

Außenhaut eine Zickzacklinie, deren nach oben gerichteten Elemente zur Beschattung mit hellen Paneelen belegt sind. Die nach unten gerichteten Flächen erhalten für

eine uneingeschränkte Sicht nach außen eine Verglasung. Die exzentrische Fassade soll mit dafür sorgen, den Energieverbrauch des Gebäudes zu senken. Schließlich

streben die Architekten mit „Villas in the Sky“ eine LEED-Zertifizierung an.

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Werner Aisslinger: Home of the Future, Berlin

Seit 2007 steht Werner Aisslingers mobile Wohneinheit

„Loftcube“ im Garten der kleinen, feinen Berliner Ausstel-

lungsinstitution „Haus am Waldsee“. In diesem Frühjahr hat-

te der Berliner Designer die Ehre, das Haupthaus in ein

„Home of the Future“ umzuwandeln. Dafür kleidete er die

Fassade der Gründerzeitvilla mit einem Patchwork-Wollstoff

ein und befreite das Haus so aus seinem historischen

Zusammenhang, Davor parkt er ein mit der gleichen

Ummantelung versehener Sportwagen aus den siebziger

Jahren, womit Aisslinger das bürgerliche Status-Mantra

„Mein Haus, mein Auto ...“ erfolgreich parodiert.

Im Inneren umkreist Aisslinger auf zwei Ebenen anhand zahl-

reicher Möbel- und Objektbeispiele die Frage, wie wir morgen

leben werden. Für ihn zeichnen sich durch die die Auflösung

der traditionellen Familienstruktur und die Zunahme der

Patchwork-Familien entscheidende Veränderungen für das

Wohnen ab. Aisslinger präsentiert modulare Bausysteme als

Stauräume, ein Küchenlabor und Ausruhstationen sowie

nachwachsende Möbel. Seit jeher spielen biologische Struktu-

ren und Nachhaltigkeit im Wirken des Designers eine zentrale

Rolle. „Upcycling“ nennt Aisslinger seine Vorgehensweise, die

eine Symbiose von innovativer Technik und Natur anstrebt. So

benutzte er für den Freischwinger Hemp Chair, der in der Aus-

stellung zu sehen ist, ein voll abbaubares Kompostmaterial.

An anderer Stelle nutzt er Badezimmerdampf zur Pflanzenbe-

wässerung. Die Ausstellung endete am 9. Juni.

» Visionen

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Das Rapunzel-Motiv in Vorarl-

berg: Mit seinen großen Fens-

terflächen orientiert sich der

Mädchenturm zum Haupthaus.

Die drei übereinander gesta-

pelten Kinderzimmer können

auch als autarke Wohneinheit

genutzt werden (rechts).

„Wenn nötig, ignorieren wir alle Zwänge“

Herr Marte, Anfang des Jahres hat die Erweiterung Ihreseigenen Wohnhauses durch den sogenannten „Mädchen-turm“ sehr viel Anerkennung in der Fachwelt erhalten. DasProjekt wurde auch bereits prämiert. Hat Sie dieser Erfolgam Ende auch etwas überrascht? Ja, es war schon überraschend. Anders als bei anderen Pro-jekten, die durchaus eine breitere Öffentlichkeit interessie-ren könnten, haben wir es hier mit einer pragmatischenAnforderung an die Lebenssituation meiner Familie zu tun.Im Jahreswechsel 1999 auf 2000 haben wir ja unser Wohn-haus fertiggestellt, das international durchaus Anerken-nung gefunden hat. Dort habe ich einige Jahre sehr gut mitmeiner Familie gewohnt. Mittlerweile haben wir fünfTöchter, somit wurde schlussendlich diese Erweiterungunumgänglich.

Gelobt wird immer wieder, dass mit dem Mädchenturmein eigenständiges Element entstanden ist, das autarkgenutzt werden kann und doch mit dem Haupthaus ver-bunden ist.Das ist eine der Raffinessen des Projektes. Mir fiel es ein-fach schwer, ein Haus, das erst vor wenigen Jahren reali-siert wurde, in welcher Form auch immer zu erweitern.Zumal das Haus in sich schon abgeschlossen war. Mit die-

Berhard und Stefan Marte sind im österreichischen Vorarlberg aufgewachsen undlernten von Kindesbeinen an die Feinheiten des Bauens. Als Marte.Marte Architektensetzen sie auf Beton, Cortenstahl und Holz. Ihre Gebäude sind kompromisslos, wirken aber niemals deplaziert. puls traf Stefan Marte zu einem Gespräch überOriginalität und die besondere Dynamik des Entwurfsprozesses.

Interview Lasse Ole Hempel Fotos Anne Gabriel-Jürgens und Marc Lins

» Zu Besuch

ser Ausgangslage hat sich dann der eigenständige Charak-ter des Anbaus quasi von selbst ergeben. Denn wenn wirschon zum bestehenden Haus eine weitere Einheit hinzu-fügen, dann soll diese schon mehr leisten als drei, vier Kin-derzimmer, vielmehr sollte etwas Eigenständiges entste-hen. Eine zweite Wohneinheit, die dann über die nächstenGenerationen unserer Familie in welcher Form auch immersehr dienlich sein kann. Egal, ob dann eine unserer Töchterdas gesamte Wohnensemble bewohnen will oder sich zweioder drei zusammentun und in enger Nachbarschaft zu-sammenleben. Da bieten sich nun viele Möglichkeiten an.

Haben Sie es genossen, ausnahmsweise Ihr eigener Bauherr zu sein?Schon beim Haupthaus war es für mich eine schrecklicheErfahrung, Architekt und Bauherr in einem zu sein. Manentwickelt sich als Architekt stetig weiter, doch das Haus,das man selbst entworfen hat und jeden Tag betritt, ver-bleibt unveränderbar. Daher war jede Entscheidung fürmich unvorstellbar schwierig. Beim ersten Haus war esschon so, dass wir so spät die Pläne herausgegeben haben,dass der Polier angerufen hat und damit drohte, das Scha-lungsbild selber zu machen. Unsere Häuser sind für unswie Kinder, da hängt unser ganzes Herzblut dran.

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Marc Lins

Hat Ihnen die Realisation des Mädchenturms auch wichtige Erkenntnisse beschert?Der Mädchenturm steht heute als eigenständige Corten-stahl-Skulptur neben dem Haupthaus. Bereits zu Beginn warklar, dass wir ein skulpturales und homogenes Konzeptumsetzen wollten. Dies ging letztlich nur mit Cortenstahl,und dabei haben wir das Modell nahezu 1:1 umgesetzt. Wie-der einmal hat sich bewiesen, dass meistens der erste Gedan-ke der richtige ist. Aus Kostengründen haben wir zunächstnach Alternativen zum Cortenstahl gesucht, allerdings kannnur dieses Material all das leisten, was wir wollten.

... ein Material, das in Ihrer Gunst ganz oben steht.Cortenstahl trotzt allen Witterungen und ist quasi überallanwendbar. Wir haben es beim Turm und bei den Einschnit-ten in den Seiten eingesetzt. Auch der Innenhof ist mit Cor-tenstahl belegt. Selbst Klappen und kleine Elemente – obdrehbar oder starr – konnten ungemein filigran ausgeführtund messerscharf eingefügt werden. Diese Schlankheit inder Gesamtkonstruktion ging nur mit Cortenstrahl. MitHolz wären wir gescheitert, und auch mit Beton wäre dieAusführung vieler Details so nicht möglich gewesen.

Kann man sagen, dass zu Ihrer Architektur eine raue,robuste und monolithische Schale gehört, die im Kontrastzu sanften, wohnlichen Innenräumen steht?

Wir arbeiten generell, wenn es irgendwie geht, mitursprünglichen und rohen Materialien. Daher setzen wirbeim Außenbereich auf Beton und Stahl – mitunter auchauf Holz. Dabei ist Beton schon unser absolutes Lieblings-material, da er komplexe Raumkompositionen zulässt, beidenen wir nicht Stütze für Stütze bedenken müssen. Undim Inneren folgt dann eine weiche, hölzerne Schale. Unserebevorzugte Kombination ist Sichtbeton außen und Birkeinnen. Birkenholz überzeugt immer wieder durch seinenWohlfühlcharakter, durch seine Weichheit ist es aber auchein sehr empfindliches Material.

Hat sich der Wohnungsbau von Beginn an als Ihre Lieb-lingsdisziplin herauskristallisiert?Vorarlberg ist eine kleine, nicht sehr bevölkerungsreicheRegion und dementsprechend sind auch die Bauprojekteüberschaubar. Das hat den Vorteil, dass man als jungerArchitekt mit privaten Wohnhäusern startet, weil derMarkt dafür da ist. Es gibt hier auch ein großes, über langeZeit gewachsenes Verständnis für Architektur.

Die Region Vorarlberg steht aber auch für Hightech undeine hohe Lebensqualität.Durchaus. Wir haben sehr gut ausgebildete Handwerker,hochwertige Industrieproduktionen. Denkt man aber anWeltstädte wie München, Mailand und Zürich, die uns

Rauer Charme: Der Mädchen-

turm erscheint durch seine

Haut aus Cortenstahl skulptu-

ral und homogen. Durch seine

Position verleiht er dem Zu-

hause der Familie Marte einen

neuen Charakter und schafft

einen intimen Innenhof (oben).

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umgeben, ist hier alles in kleinerem Maßstab gehalten. Wirhaben uns in den letzten Jahren über die Wettbewerbser-folge in Österreich positioniert. Natürlich interessieren wiruns auch sehr für die Wettbewerbe in Deutschland.

… wo im letzten Jahr Ihr Entwurf für das Berliner Museumder Stiftung „Flucht, Vertreibung und Versöhnung“ denWettbewerb entscheiden konnte.Ja, ein schöner Erfolg für uns. Doch nehmen wir an solchenWettbewerben nicht um des internationalen Werbenswillen teil, sondern weil die Projekte so reizvoll sind. Wirhoffen, dass das Berliner Museum Anklang finden wirdund uns in Europa die Tür zu ähnlichen Projekten öffnet.

Wie funktioniert die Büroarbeit mit Ihrem Bruder Bernhard? Wir ziehen in die gleiche Richtung, sind im Einklang in dem,was wir ästhetisch wollen, aber auf dem Weg dorthin sindwir eigentlich nie einer Meinung. Immer wenn wir ein Pro-jekt starten, kommen wir aus unterschiedlichen Richtungen.

Dabei haben Sie bereits Ihre Ausbildungsjahre gemein-sam verbracht.Wir haben beide vor dem Studium die Höhere TechnischeLehranstalt besucht und eine fünfjährige Ausbildungerhalten. Dort wurden wir zu reinen Bautechnikern ausge-bildet. Im Grunde waren wir danach bereits für die Bau-branche gewappnet. Was jedoch Gestaltung und Entwurfbetraf, hatten wir nur sehr wenig gelernt. Im Gegensatz zudenen, die vom Gymnasium kamen, um zu lernen, sind wirin die Uni gegangen, um zu vergessen. Und um entwurfs-technisch offen für alles zu werden. Diese doppelte Ausbil-dung bringt uns am Ende viele Vorteile.

Bei unserer Arbeit ignorieren wir am Anfang alle vorgege-benen Zwänge, damit wir Ideen und Innovationen Raumgeben. Die Rahmenbedingungen werden zwar zur Kennt-nis genommen, wir tendieren aber durchaus dazu, dieseauszuloten, wenn es nötig erscheint. Unsere Herangehens-weise ist möglichst unvoreingenommen und offen.

Zwei Söhne, die fast parallel Bautechniker werden. Hatdie Nähe zum Bauen in Ihrer Familie Tradition?Unser Vater war Holzbodenleger und hatte eine eigene Firma für Althaussanierungen. Insofern war er wenigangetan davon, dass wir Architektur studierten, sondernhat sich vielmehr gewünscht, dass wir einmal sein Erbeantreten. Aber so waren wir der Holzbearbeitung und demHandwerk immer sehr nahe und haben unsere Kindheitund frühere Jugend auf Baustellen verbracht. Wir kennendie ganze Problematik des Bauens von der Baustelle her.

Panoramablick: Durch den Neubau entsteht ein attraktiver Innenhof, der auch den Pool neu zur

Geltung bringt (oben). Bernhard und Stefan Marte (Mitte) arbeiten seit 1993 gemeinsam in

ihrem eigens gegründeten Büro Marte.Marte Architekten. Mit xy Mitarbeitern residieren sie im

„Rheintalhaus“ ihrer Kindheit in Weiler, Österreich. Wohnbauten gehören bis heute zu ihren liebs-

ten Projekten. Ihrer Heimat, dem Vorarlberg, fühlen sie sich stark verbunden, gleichwohl konnten

sie in Deutschland den Wettbewerb für das neue Museum der Stiftung „Flucht, Vertreibung und

Versöhnung“ gewinnen. Für den Standtort unweit des Anhalter Bahnhofs in Berlin konzipieren

Marte.Marte Architekten den zweigeschossigen Neubau, in den die Dauerausstellung einziehen

wird (unten).

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Marc Lins

Neben Ihrem Respekt vor guter handwerklicher Arbeitscheint auch die gelebte Auseinandersetzung mit IhremBruder ein Schlüssel zum Erfolg zu sein.In den letzten Jahren sind die spannendsten Konzepteeigentlich durch Missverständnisse zwischen Bernhardund mir entstanden. Wenn wir mit unseren Entwürfennicht weiter kommen, entwerfen wir, indem wir über dasProblem nur diskutieren. Dann hat der eine eine Idee, undder andere meint, dass er sich das gut vorstellen könnte.Dann beginnen wir beide wieder mit dem Zeichnen, undoft stellt sich heraus, dass das, was wir im Konsensbeschlossen hatten, völlig konträr aufgefasst wurde.

Können Sie dies mit einem Beispiel aus dem Entstehungs-prozess des „Mädchenturms“ illustrieren?Das bestehende, erste Wohnhaus wird von zwei Hauptebe-nen dominiert. Dabei ist das Gebäude der Topographie undder Hanglage angepasst. Deshalb war meine ursprünglicheÜberlegung: Wenn wir für die Mädchen etwas anbauenmüssen, dann großzügig und auf einer Ebene – wie einGlashaus im Park beispielsweise, etwas ganz Undramati-sches, Loftartiges, das über der Landschaft thront. Doch indie Richtung ging halt nichts. Deshalb mussten wir unsgedanklich von der großzügigen Ebene verabschieden undbegannen querzudenken. Eine Zeit lang schwebte uns ein

„Hobbitdorf“ vor: Mehrere Kuben, die in der Wiese stehenund über ein unterirdisches Zugangssystem verbundensind. Indem wir in unseren Überlegungen einfach alles zu-gelassen haben – egal ob vernünftig oder unvernünftig –,sind wir über fast skurrile Ansätze auf vier Kuben gekom-men, die schön aneinander gereiht neben dem Haus ste-hen. Von den Kuben sind dann drei weggefallen, und einhoher Kubus ist geblieben, der zum Turm wurde.

Als Dreingabe bekommen Sie durch diesen Anbau aucheinen schönen Innenhof.Bereits am Modell hat man gesehen, dass die Konstellationder Bauvolumen harmonierte und stimmig war. Der Turmist genau mit seiner Mittelachse auf die Vorderkante desbestehenden Haus ausgerichtet. Durch eine Aneinanderrei-hung von Zufällen und nach vielen Entwürfen wurde deut-lich, dass der Turm so goldrichtig steht. Als wir dann mitdem Rohbau begonnen haben und der Innenhof baulichschon formuliert war, war die Innenhofsituation zu erah-nen, konkretisierte sich aber erst, als der Turm aufgestelltwurde, der aus drei übereinander gestapelten Holzboxenbesteht. Am Ende habe ich mir gesagt: Halleluja, jetzt hat'swas. Ich denke, dass es uns mit dem Mädchenturm gelun-gen ist, eine bestehende Situation weiterzudenken und inihrer Position zu stärken.

Sensible Materialwahl: Die

Außenhülle der 2011 vollende-

ten Schutzhütte im Laternser-

tal ließen marte.marte archi-

tekten aus gespritztem Beton

fertigen (rechts). Im Inneren

verbinden sich rohe Beton-

oberflächen und massives

Eichenholz zu einem interes-

santen Materialgefüge (oben).

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Kunstmuseum Ravensburg

Ziegel

Materialien sind die Seele der Architektur. Sie gebenGebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Dochwas denken Architekten über „Materialklassiker“ heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.

Antworten von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart

Inwieweit verband sich Ihre Intention, mit dem KunstmuseumRavensburg ein Haus „auf den zweiten Blick“ zu schaffen, mitdem Material Ziegel?Ziegel ist uns im Bild der historisch geprägten Stadt vertraut undfügt sich somit wie selbstverständlich in die Umgebung. Erst auf denzweiten Blick wird deutlich, dass es sich beim Kunstmuseum Ravens-burg um ein neu entworfenes Gebäude handelt. Viele kleine Steineergeben ein großes Ganzes. Diese Maßstäblichkeit stellt einen klarenBezug zur Stadt dar.

Bietet sich das Material also besonders für zeitlose Architektur an?Das Material Ziegel verfügt über eine hohe Qualität. Es ist haptisch,langlebig, pflegeleicht, robust und ökonomisch. Dazu spiegelt es kei-ne modischen Trends wider, wodurch sich Tradition und Fortschrittwie selbstverständlich miteinander verbinden lassen. Der bewussteUmgang mit der Fuge, wodurch das Ziegelmauerwerk seine ästheti-sche Wirkung erhält, ermöglicht das präzise Eingehen auf die Situa-tion des jeweiligen Ortes.

Warum favorisierten Sie in Ravensburg Recycling-Ziegel? Beim Thema Nachhaltigkeit lohnt es sich, über die Verwertung nach-zudenken, anstatt ständig neu produzieren zu lassen. Warum nichtMaterialien zum Bauen einsetzen, die sich seit hundert oder zwei-hundert Jahren bewährt haben und deren Haltbarkeit noch einmalmindestens doppelt so lange währt?

Welches Potenziale steckt im Material Ziegel? Der Ziegelstein ist durch seine Maßstäblichkeit ein Material, das aufden Menschen zugeschnitten ist. So entsteht aus dem kleinen prakti-schen Modul eine Wand, ein Haus oder eine ganze Stadt.

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Busch-Wächter® MasterLINE – technische Innovation inkonsequent reduziertem Design von Hadi Teherani

Nach der innovativen Schalterlösung Busch-iceLight präsentiert Busch-Jaeger ein neues Produkt aus derZusammenarbeit mit dem Architekten und DesignerHadi Teherani. Einmal mehr beweist Teherani, der in sei-nen ersten Jahren als Architekt parallel auch als Mode-schöpfer arbeitete, seinen ganzheitlichen Ansatz undSinn für Eleganz. Wenn man die „menschlichen Sinnezum wesentlichen Kriterium der Raumerfindung“ macht,so Teherani 2011 in einem Interview mit puls, wird derarchitektonische Anspruch „umfassender“ und „schließtdas Design mit ein.“ Teherani betont, Architektur undDesign zu einer schlüssigen Synthese zusammenführenzu wollen. Als kreativer Kopf seines Design-Teams „HadiTeherani AG“ entwirft er seit 2003 erfolgreich unter anderem Büromöbel, Sanitärobjekte und Bodenbeläge.

Zeitloses, modernes DesignDie von Teherani entworfenen Bewegungsmelder derSerie Busch-Wächter® MasterLINE demonstrieren ein har-monisches Zusammenspiel zwischen Architektur undSicherheit – und die erfolgreiche Reduktion aufs Wesent-liche. Bei der Gestaltung der Serie Busch-Wächter® MasterLINE gelang Teherani ein zeitloses modernesDesign. Der flache Korpus der neuen Bewegungsmelderwirkt dezent und angenehm zurückgenommen. Passendzur jeweiligen Fassade sind die Geräte in Weiß, Braun,Anthrazit und Silber Metallic verfügbar. Die strukturierteOberfläche der Linse ist halbtransparent – die perfekteHarmonie mit jeder Art von Material und Flächen. DieModellpalette wurde von Busch-Jaeger auf die unter-schiedlichsten Anforderungen abgestimmt.

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Hochwertiges ErfassungssystemLebensqualität braucht Sicherheit – ob im Privathaus oderim gewerblichen Bereich. Die Busch-Wächter® Bewegungs-melder schalten das Licht ein, weisen den Weg und sorgenim Außen- und Innenbereich für Sicherheit. Ihr hochwerti-ges Erfassungssystem garantiert eine lückenlose Überwa-chung in jedem Bereich. Durch automatisches Ein- und Aus-schalten des Lichts können sie dazu Anwesenheit simulie-ren. Funktionen wie Heizung und Klimaanlage lassen sichintelligent und zuverlässig in die Steuerung integrieren.

Präzise Reaktion Busch-Wächter® 70 und Busch-Wächter® 110 MasterLINEsind flache Bewegungsmelder für die Wand. Durch ihreoptisch dezente Anmutung eignen sie sich ideal für klei-nere Flächen – beispielsweise in Reihenhäusern. DerBusch-Wächter® 70 MasterLINE erfasst in einem engenWinkel, 12 Meter nach vorne und 4 Meter zu jeder Seite.Durch mechanisches Verstellen des optischen Sensorskann dieser Bereich verkleinert werden. Auch bei fronta-ler Annäherung ist eine präzise Reaktion garantiert. Sokann mit der integrierten Nahfeldüberwachung auchbeim Heraustreten aus der Tür Licht eingeschaltet wer-den. Der Busch-Wächter® 110 MasterLINE bietet Extraswie etwa die Steuerung per Fernbedienung. Damit lassensich Funktionen wie Dauer-Aus oder Anwesenheitssimu-lationen einfach und bequem aktivieren.

Die scheibenförmigen Bewegungsmelder Busch-Wächter®220/280 MasterLINE zeichnen sich durch lückenlosesErfassen aus – von 16 Metern zu allen Seiten. Der Erfas-sungswinkel beträgt 220, in der größeren Variante 280 Grad. Es sind verschiedene Varianten für individuelleAnforderungen erhältlich – mit oder ohne KNX. AlleModelle sind fernbedienbar. Die Helligkeitsschaltschwel-le ist über die Fernbedienung regelbar.

Unproblematische Montage auf unebenen FlächenMit seinem klaren Design ist der neue Busch-Wächter®220 MasterLINE auch für anspruchsvolle Architektur eineexzellente Wahl. Durch ein sich dem Untergrund anpas-sendes Element kann die Wandanschlussdose auch pro-blemlos auf unebenen Flächen montiert werden. Neu istder zusätzliche Diebstahlschutz, der verhindert, dass dasGerät direkt demontiert werden kann. Bisherige Busch-Wächter® Modelle lassen sich leicht gegen die neuenBusch-Wächter® 220 MasterLINE Modelle austauschen, dadie Befestigungslöcher kompatibel sind. Mittels einesSensors sind die KNX-Versionen der neuen Serie in derLage, auch die Temperatur zu erfassen – für mehr Komfortund Energieeffizienz.

Hat ein Auge auf alles: Der Busch-Wächter® 220/280 MasterLINE

ist ein Bewegungsmelder mit besonders hohem Erfassungsbereich

und auch für anspruchsvolle Architektur eine exzellente Wahl (oben)

Der Busch-Wächter® 70/110 MasterLINE eignet sich aufgrund sei-

nes reduzierten Erfassungsbereiches hervorragend für den Einsatz

bei Reihenhäusern (Mitte). Vier Erfassungsebenen sorgen selbst

bei frontaler Annäherung für eine präzise Wahrnehmung.

Über eine Fernbedienung lassen sich viele Funktionen wie Dauerlicht

oder Anwesenheitssimulationen bequem steuern (unten).

» Einblicke

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Julia

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Wie viele Wohneinheiten bieten die Laubenganghäuser im Quartier Hollerstauden?

» Denkanstoß

puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage. Die Gewinner können sich übereinen Buchpreis freuen. Ihre Antwort schicken Sie bitte per E-Mail an [email protected]

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Für Busch-Jaeger weltweit unterwegs

Zu gewinnen:

Unter allen richtigen Einsendun-gen zur Preisfrage (links) verlostBusch-Jaeger je ein Exemplar derBücher Architecture Now! Houses.Vol. 3, erschienen im Taschen Ver-lag, sowie das deutsche ArchitekturJahrbuch 2013/14, Prestel Verlag.Einsendeschluss: 2. September 2013.

Gewinner des letzten Preisrätsels:Horst Fritsche aus Lammersheim undJürgen Welbrink aus Königswinter.

pulsZeitschrift für Bewegung in der Architektur

Herausgeber: Busch-Jaeger Elektro GmbHFreisenbergstr. 258513 Lüdenscheidwww.busch-jaeger.de

Verlag:Gesellschaft für Knowhow-Transferin Architektur und Bauwesen mbH70771 Leinfelden-Echterdingenwww.gkt-publishing.de

Redaktionsteam Busch-Jaeger: Katrin Förster, Andreas Jeide, Dieter Lautz, Tobias Schlitzer, Christiane Schulte, Mirko Simon

Redaktion Gesellschaft für Knowhow-Transfer: Lasse Ole Hempel, Marina Schiemenz

Printed in Germany – Imprimé en Allemagne

Büro und VerwaltungTrendforscher sind überzeugt: Kommunikationkommt in der Arbeitswelt der Zukunft eine Schlüs-selrolle zu. Architektonische Ideen sind gefragt.

Vorschau puls 3/2013:

Impressum

© by Busch-JaegerAlle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Ver-breitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung inFremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durchFotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alleveröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

Busch-Jaeger intensiviert denAustausch mit Architektenund Designern. In diesem Sinne ist Katrin Förster (Foto)seit Anfang 2013 als Internatio-nal Key Account Manager fürBusch-Jaeger weltweit unter-wegs, um die Schnittstellenzwischen der Architekturszeneund Busch-Jaeger zu vertiefen.Im September kann man die Kommunikatorin bei der „100 % design“ in Londontreffen. Im Oktober besucht sie zunächst das World Architecture Festival in Sin-gapur, um anschließend nach Berlin zur LEAF International (16. – 18. 10.) weiter-zureisen: Bei dem internationalen Zusammentreffen zwischen führenden inter-nationalen Architekten, Unternehmen und Designanbietern wird unter anderemder LEAF Interior Design Awards verliehen werden. Fest in ihrem Terminkalendervermerkt hat Katrin Förster auch die wichtige Hotelmesse SLEEP (20. – 21. 11. inLondon). Berichte über diese und andere Aktivitäten, bei denen Busch-Jaegerund Architekten zum direkten Austausch zusammenkommen, folgen in dennächsten Ausgaben von puls.Mit ihrem kosmopolitischen Hintergrund ist Katrin Förster für ihre neue Auf-gabe prädestiniert. Nach einer Hotelfachlehre im berühmten Brenners Park Hotel in Baden-Baden studierte sie Betriebswirtschaftslehre. Die gebürtigeMünsteranerin lebte und arbeitete ein Jahr in den USA. Paris und Rio de Janeirowaren weitere Auslandsstationen. Zuletzt hat sie als Sales Manager für einweltweit tätiges Sicherheitsunternehmen gearbeitet. Die kompetente interna-tionale Ansprechpartnerin für Architekten und Designer freut sich über E-Mails an [email protected]

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Kristallfassade am Rhein von roemer partner architektur

Interview mit Stefan Marte

Wohnen im Mehrgenerationenhaus

Jenseits der Schwelle – Architektur gegen die Gewohnheit

MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 02 | 2013

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