Ein GIS-Konzept für alle - uni- · PDF fileBereits während der Erstel-lung des...

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  • Raumbezogene Daten in Kommunalverwaltungen

    Deutsche Grundkarte, Flur-stckkarte und Liegenschafts-buch gehren zu den traditio-nellen Instrumenten in derKommunalverwaltung, inLandkreisen und kreisfreienStdten ebenso wie in kreis-angehrigen Stdten und Ge-meinden.

    Die Menge raumbezogenerDaten, die Mitarbeiter auf die-ser Basis tglich verarbeitenmssen, ist jedoch kontinuier-lich gestiegen. Ebenso gestie-gen ist die Erwartung der poli-tischen Gremien und der Br-ger, Informationen in aufberei-teter Form und kurzer Frist zubekommen.

    Karten sind eine besondersanschauliche und eingngigeForm der Datenaufbereitung.Man will wissen, wo etwas ist,nicht zuletzt um sich unterden unbersichtlich geworde-nen verwaltungsrechtlichenund fachlichen Rahmenbedin-gungen besser orientieren zuknnen.

    Nahezu alle mter und Abtei-lungen einer Kommunalver-waltung arbeiten bei genaue-rem Hinsehen mit raumbezo-genen Daten, denn die meistenDaten sind in irgendeiner Wei-se rumlich verortet:

    Gewerbe hat oder suchteinen Standort, Kraftfahrzeugesind auf Besitzer zugelassen,die eine Wohnung oder einenBetriebssitz haben, Tierseu-chen mssen rumlich abge-grenzt werden, Nahverkehrs-kunden wollen von einem Ort

    zum anderen fahren, Schutz-gebiete haben Grenzen, Schu-len haben Einzugsgebiete,Notflle treten an einem be-stimmten Ort auf und die Be-troffenen mssen an einen an-deren transportiert werden,Sozialhilfeempfnger kumu-lieren in bestimmten Gegen-den, um nur einige Beispielezu nennen.

    Die Abteilungen sind fr dieErledigung des Alltagsge-schfts meist auf Daten ande-rer Abteilungen angewiesen.

    Daher ist eine IT-technischeZusammenarbeit innerhalbder Kommunalverwaltungwichtig, damit keine Daten-inseln und -redundanzen ent-stehen. Aber auch Datenbezie-hungen zu bergeordnetenund benachbarten Gebietskr-perschaften gilt es zu berck-sichtigen.

    Die Zusammenarbeit wird da-durch erschwert, dass beimDatenaustausch allerlei Hr-

    den zu meistern sind wie etwaOrganisationsstrukturen, Da-tenformate, Datentrger oderauch fehlende Dokumentation(s. FRST ET AL. 1996).

    So bleibt es hufig der Fin-digkeit und dem Zeitbudgeteinzelner Mitarbeiter berlas-sen, ob und wie Informationenflieen.

    Andererseits werden oftgleiche oder verwandte Datenan mehreren Stellen parallelerhoben, vorgehalten und auf-bereitet, ohne dass dies be-kannt wre.

    Das kann neben den finan-ziellen Auswirkungen dazufhren, dass bentigte Datennicht rechtzeitig zur Verf-gung stehen, obwohl sie imHaus vorhanden sind, weildies entweder nicht bekanntist oder weil der Aufwand zurbernahme mangels techni-scher, logischer und inhalt-licher Schnittstellen in keinemVerhltnis zum erwartetenNutzen steht (vgl. SCHOLLES2001).

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    Nahverkehrsplanung,

    Landschaftsschutzgebiete,

    Einzugsgebiete fr Schulen:

    Daten mit rumlichem Bezug

    werden von fast allen mtern

    einer Kommunalverwaltung

    verwendet.

    Naheliegend ist deshalb ein

    einheitliches Konzept fr alle.

    Doch der Teufel steckt

    im Detail, die Anforderungen an

    Datenerhebung und -nutzung

    sind sehr unterschiedlich.

    Wie man dennoch

    ein einheitliches System fr alle

    einfhren kann,

    zeigt ein Forscher des Instituts

    fr Landesplanung

    und Raumforschung.

    Ein GIS-Konzept fr alle

    GIS-EINFHRUNG IN DER KOMMUNALVERWALTUNG

    V I R T U E L L E W E L T E N

  • Wenn in dieser Situation jedeAbteilung ihre eigene, fr sieoptimale Software beschafftund Daten erhebt, ohne aufdas Ganze zu achten, kann Zu-sammenarbeit nicht funktio-nieren, und ineffiziente Struk-turen sind programmiert.

    Wird andererseits in politi-schen Gremien oder Verwal-tungsgremien der Beschlussgefasst, dass alle Mitarbeitermit derselben Software zu ar-beiten haben, wie es hufig inder Praxis vorkommt, ist die

    Mehrzahl der Mitarbeiter zuineffektivem Arbeiten verur-teilt. In einem solchen Fallwird entweder eine fr einedurchsetzungsfhige Abtei-lung optimale Software be-schafft bei der andere Abtei-lungen fr sie grundlegendeFunktionalitten vermissen,oder es wird eine Kompromis-slsung gefunden, mit der nie-mand wirklich glcklich ist(FRST et al. 1996).

    Konzepte und Methoden zur Einfhrung bergreifender rumlicherDatenverarbeitung

    Ein GIS besteht aus den vierKomponenten Hardware, Soft-ware, Personal und Daten(Einzelheiten hierzu s. BILL1999a und b; SCHOLLES 1999).

    Die Bedeutung der Kompo-nenten und die Kosten steigenvon Hardware zu Daten expo-nentiell an. Bei einer Neuan-schaffung sind folglich die

    Komponenten in umgekehrterReihenfolge zu beachten, denndie folgenden Fragen sind inder angegebenen Reihenfolgezu beantworten (vgl. SCHOLLES1999): Welche Daten und Metho-

    den sind ntig beziehungs-weise vorhanden?

    Ist gengend geeignetesPersonal fr Bedienungund Administration vor-handen oder rekrutierbar?

    Ist das Personal motiviertfr GIS?

    Welche Software erfllt dieAnsprche der gegebenen-falls vorhandenen Metho-den und des Personals?

    Welche Hardware wirdbentigt, um die Softwarezum Laufen zu bringen? und nicht umgekehrt, auchwenn bereits vermeintlichgeeignete Hardware vor-handen ist.

    Daher ist es wichtig, zunchstein Konzept zu erstellen, be-vor die ersten Investitionengettigt werden.

    Ziele des Konzepts solltensein: GIS soll verwaltungsweit

    integriert und gleichzeitigden Bedrfnissen der Fach-abteilungen entsprechendeingesetzt werden, Insel-lsungen sollen vermiedenwerden.

    Knftige Nutzer sollen inden Aufstellungsprozesseingebunden werden.

    Fehlinvestitionen sollenvermieden werden.

    Auf vorhandene Infrastruk-tur soll soweit mglich auf-gesetzt werden.

    Das Konzept soll hersteller-unabhngig sein, aber aufStandardsoftware aufset-zen. HerstellerspezifischeLsungen schaffen oft imNachhinein teure Abhn-gigkeiten.

    Die folgenden Arbeitsschrittesind durchzufhren: Bestands- und Bedarfs-

    ermittlung Grobkonzept Feinkonzept.

    Personal in der Verwaltung istnicht zwecks GIS-Einfhrungbeliebig austauschbar odervermehrbar, zumal in Zeitendefizitrer ffentlicher Haus-halte. Daher ist mit vorhande-nem Personal zu arbeiten.

    Die Vorkenntnisse der ein-zelnen Mitarbeiter sind in derRegel sehr unterschiedlich; inden technischen Disziplinensind mehr Vorkenntnisse zuerwarten. Nicht berall kanngrundstzliches Verstndnisfr die Funktionen eines GISunterstellt werden, sodasszunchst grundlegende Ein-fhrungsveranstaltungen zuAnwendungsbereichen undauch Einzelgesprche zur Er-kundung der Arbeitsbereichentig sind.

    Damit werden wesentlicheVoraussetzungen fr eine er-folgreiche GIS-Einfhrung ge-legt, indem Mitarbeiter qualifi-ziert und motiviert werden.

    Ein Erfolg versprechendesVorgehen des Projekts beruhtaufgrund der Wichtigkeit derKomponente Personal auf derPhilosophie, die GIS-Einfh-rung in einem Prozess durchinterne und externe Expertisegemeinsam vorzunehmen. An-statt ein Gutachten mit einerfertigen Lsung zu prsen-tieren und dem Personalgleichsam berzustlpen, istein prozesshaftes Vorgehenanzustreben.

    Dabei wird die Lsung vonexternen Gutachtern gemein-sam mit den Fachleuten derVerwaltung entwickelt.

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    Abbildung 1 (links)Die Kostenpyramide der GIS-Komponenten

    Abbildung 2Modell einer integrativen Daten-haltung im Datenbankmanage-mentsystem mit der Mglichkeitdes Zugriffs verschiedener GIS-Produkte

    W E L T E NV I R T U E L L E

  • Bereits whrend der Erstel-lung des Konzepts werdenPilotanwendungen implemen-tiert und damit der bergrei-fende GIS-Einsatz praktischerprobt. In der Pilotphase wer-den wesentliche Elemente desGIS-Einsatzes in ausgewhltenFachzusammenhngen getes-tet und so den Mitarbeiterneine realistische Anschauungermglicht.

    Dazu sind organisatorischeManahmen erforderlich.

    Es empfiehlt sich, zwei Ar-beitsgruppen zu bilden: eineAG der GIS-Beauftragten zurGewhrleistung dezentralerInformation und Umsetzungund eine GIS-Lenkungsgruppezur Erledigung der Fhrungs-aufgaben.

    Auerdem sollte ein GIS-Koordinator eingesetzt wer-den, mglichst innerhalb einerQuerschnittsabteilung, diesich mit IT und/oder Organi-sation befasst.

    Allen Mitarbeitern solltezustzlich eine schriftliche In-formation ber das Projekt,seine Ziele und seinen Verlaufgegeben werden, zum Beispielber eine Hauszeitschrift.

    Aufgabe des GIS-Koordinatorsist in der Projektphase die Ko-ordination und Untersttzungder GIS-Einfhrung durch In-formationsbeschaffung und -weitergabe. Die Stelle dientals Schnittstelle zwischen denbeteiligten Abteilungen, denArbeitsgruppen und denexternen Beratern. Im Regel-betrieb kommen die Koordina-tion der GIS-Implementation,einschlielich Budget-/Res-sourcenplanung, Ausschrei-bung, Projektberwachungund kontinuierliche Weiterent-wicklung des GIS-Einsatzeshinzu.

    Die GIS-Lenkungsgruppebildet das zentrale Steuerungs-und Entscheidungsorgan imRahmen der GIS-Einfhrung.Diese Gruppe ist mglichsthochrangig zu besetzen. DieGIS-Lenkungsgruppe trifft allestrategischen Entscheidungenim Rahmen des Projekts. We-sentliche Aufgaben der Grup-pe sind die Lsung von Kon-flikten und Entscheidungs-blockaden sowie die Abstim-mung und Absicherung vonPrioritten.

    Die Abteilungen benennenausgewhlte Mitarbeiter alsGIS-Beauftragte. Dies dient derdezentralen GIS-Kompetenz.

    Die GIS-Beauftragten ber-nehmen eine Schnittstellen-funktion zwischen dem GIS-Koordinator und den Abtei-lungen. Sie sammeln, analysie-ren und priorisieren die Bedar-fe an GIS-Untersttzung und -Ausstattung und beratensachkundig ber die zu ent-wickelnden fachspezifischenGIS-Konzepte und -Lsungen.Die GIS-Beauftragten tauschensich in regelmigen Sitzun-gen mit dem GIS-Koordinatoraus.

    Um nicht hierarchieorien-tierte Abstimmungsprozesse,sondern fachliche Auseinan-dersetzungen zu initiieren,sollte die AG der GIS-Beauf-tragten keine formale Be-schlussfunktion haben. Siekann aus eigener Initiativeund im Auftrag der GIS