Ein Lesemuseum für Michael Ende - bibliotheksforum-bayern.de · Hinter japanischen Schiebetüren...

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44 | 45 FORUM LESE- UND LITERATURFÖRDERUNG Michael Ende (1929-1995) hat sich mit seinen Kinder- und Jugendromanen „Jim Knopf“, „Momo“ und „Die un- endliche Geschichte“ als einer der erfolgreichsten deut- schen Jugendbuchautoren in das internationale literari- sche Gedächtnis eingeschrieben. Seine Werke sind in über 40 Sprachen übersetzt und werden weltweit gelesen sowie in Film- und Theaterbearbeitungen rezipiert. Michael Endes Biografie ist eng mit der Stadt München verbunden. In Garmisch geboren, verbrachte er in Mün- chen gemeinsam mit seinen künstlerisch orientierten El- tern seine Kindheit und Jugend. Er absolvierte eine Schau- spielausbildung an der Otto Falckenberg Schule und schrieb Sketche für Münchener Kabaretts wie „Die kleinen Fische“, „Kleine Freiheit“ oder die „Lach- und Schießgesell- schaft“. Er verfasste Filmkritiken für den Bayerischen Rundfunk, führte Regie am Münchner Volkstheater und schrieb Stücke für legendäre Faschingsfeste in Schwabing. In der Silvesternacht zum Jahr 1952 lernte Michael Ende bei einer Party seine erste Ehefrau, die Schauspielerin In- geborg Hoffmann, kennen. Im Jahr 1970 zogen sie nach Genzano di Roma, doch kam Ende nach Ingeborgs Tod 1985 wieder nach München, wo er seine letzten zehn Le- bensjahre verbrachte. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehe- frau Mariko Sato-Ende lebte er in einer Wohnung in der Sendlinger Straße mit Blick auf die Asamkirche. Auch Mi- chael Endes Grab, gestaltet von Ludwig Valentin Angerer (auch bekannt als Angerer der Ältere), findet man in Mün- chen, auf dem Waldfriedhof. So ist es kein Zufall, dass auch das Michael-Ende-Muse- um in München gegründet wurde, nämlich in der Interna- tionalen Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg. Die Ver- bindung entstand durch Mariko Sato, die als Lektorin für japanische Literatur für die Internationale Jugendbiblio- thek arbeitete. Sato und Ende lernten einander 1976 bei der Internationalen Jugendbuchmesse in Bologna kennen und begannen eine intensive Zusammenarbeit. Sie über- setzten gemeinsam Märchen des japanischen Autors Kenji Miyazawa, und Mariko Sato übersetzte einige Werke Mi- chael Endes ins Japanische, wie beispielsweise „Die Voll- mondlegende“ oder „Das Traumfresserchen“. Ein Lesemuseum für Michael Ende Im Dachgeschoss von Schloss Blutenburg befindet sich seit 1998 das Michael-Ende- Museum, ein literarisches Museum zu Leben und Werk von Michael Ende als Teil der Internationalen Jugendbibliothek. Von Jutta Reusch Blick in das Michael-Ende-Museum

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FORUM LESE- UNDLITERATURFÖRDERUNG

Michael Ende (1929-1995) hat sich mit seinen Kinder-und Jugendromanen „Jim Knopf“, „Momo“ und „Die un-endliche Geschichte“ als einer der erfolgreichsten deut-schen Jugendbuchautoren in das internationale literari-sche Gedächtnis eingeschrieben. Seine Werke sind in über40 Sprachen übersetzt und werden weltweit gelesen sowiein Film- und Theaterbearbeitungen rezipiert.

Michael Endes Biografie ist eng mit der Stadt Münchenverbunden. In Garmisch geboren, verbrachte er in Mün-chen gemeinsam mit seinen künstlerisch orientierten El-tern seine Kindheit und Jugend. Er absolvierte eine Schau-spielausbildung an der Otto Falckenberg Schule undschrieb Sketche für Münchener Kabaretts wie „Die kleinenFische“, „Kleine Freiheit“ oder die „Lach- und Schießgesell-schaft“. Er verfasste Filmkritiken für den BayerischenRundfunk, führte Regie am Münchner Volkstheater undschrieb Stücke für legendäre Faschingsfeste in Schwabing.In der Silvesternacht zum Jahr 1952 lernte Michael Endebei einer Party seine erste Ehefrau, die Schauspielerin In-geborg Hoffmann, kennen. Im Jahr 1970 zogen sie nach

Genzano di Roma, doch kam Ende nach Ingeborgs Tod1985 wieder nach München, wo er seine letzten zehn Le-bensjahre verbrachte. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehe-frau Mariko Sato-Ende lebte er in einer Wohnung in derSendlinger Straße mit Blick auf die Asamkirche. Auch Mi-chael Endes Grab, gestaltet von Ludwig Valentin Angerer(auch bekannt als Angerer der Ältere), findet man in Mün-chen, auf dem Waldfriedhof.

So ist es kein Zufall, dass auch das Michael-Ende-Muse-um in München gegründet wurde, nämlich in der Interna-tionalen Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg. Die Ver-bindung entstand durch Mariko Sato, die als Lektorin fürjapanische Literatur für die Internationale Jugendbiblio-thek arbeitete. Sato und Ende lernten einander 1976 beider Internationalen Jugendbuchmesse in Bologna kennenund begannen eine intensive Zusammenarbeit. Sie über-setzten gemeinsam Märchen des japanischen Autors KenjiMiyazawa, und Mariko Sato übersetzte einige Werke Mi-chael Endes ins Japanische, wie beispielsweise „Die Voll-mondlegende“ oder „Das Traumfresserchen“.

Ein Lesemuseum für Michael EndeIm Dachgeschoss von Schloss Blutenburg befindet sich seit 1998 das Michael-Ende-

Museum, ein literarisches Museum zu Leben und Werk von Michael Ende als Teil

der Internationalen Jugendbibliothek.

Von Jutta Reusch

Blick in das

Michael-Ende-Museum

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BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN 12 | 2018

Die Entstehung desEnde-Museums

Nach Michael Endes Tod1995 bot Mariko Sato-Ende der InternationalenJugendbibliothek seinengegenständlichen Nach-lass, seine Bibliothek undTeile seines schriftstelleri-schen Nachlasses an, mitdem Ziel, ein Michael-Ende-Museum einzurich-ten. Das Museum sollte dieanschauliche Begegnung und die wissenschaftliche Ausei-nandersetzung mit dem Autor anregen und sein Werk le-bendig halten. Dank der großzügigen Schenkung von Ma-riko Sato-Ende konnte das etwa 70 Quadratmeter umfas-sende Museum Anfang 1998 als erstes Literaturmuseumfür Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland mit gro-ßem Medienecho eröffnet werden. Anlässlich der Eröff-nung widmete auch das Münchener Literaturhaus MichaelEnde eine Ausstellung, die den Autor in den Kontext derfantastischen Literatur stellte.

Michael Endes Teilnachlass in der Internationalen Ju-gendbibliothek umfasst neben den Original- und Lizenz-ausgaben, die weltweit in über 30 Millionen Exemplarenverkauft wurden, zahlreiche handschriftlich korrigierte Ty-poskripte wie beispielsweise „Jim Knopf und die Wilde 13“,kleinere Erzählungen wie „Lenchens Geheimnis“ oder „Derlange Weg nach Santa Cruz“, „Ophelias Schattentheater“u. v. a. m. Dazu kommen Zeichnungen, Briefe, Fotos, Schall-platten, Computerspiele, Gemälde der Eltern Edgar undLuise Ende, Endes Arbeitsbibliothek sowie der gegenständ-liche Nachlass mit persönlichen Gegenständen und Mö-beln. Aus dem Thienemann-Verlag kam ein Presse- undKorrespondenzarchiv zu Michael Ende hinzu. Auf derGrundlage dieser unterschiedlichen Objekte gestaltetendie Kuratorin Barbara Scharioth, damalige Direktorin derInternationalen Jugendbibliothek, und der Architekt Mi-chael Brem eine Museumsarchitektur, die durch struktu-rierende Elemente den Raum gliedert und gleichzeitig in-teressante Durchblicke durch die Vitrinen und Gänge ge-währt. Die assoziativ angeordneten Exponate korrespon-

dieren miteinander. Mi-chael Endes Bibliothek,sein Bauernschrank, Hutund Stock oder die japani-schen Schiebetüren ausseinem Arbeitszimmerevozieren die Atmosphärevon Endes Dachwohnungin der Sendlinger Straße.

Ende und Japan

Eine der ersten Vitrinenbeim Eingang des Museums ist Michael Endes Liebe zur ja-panischen Kunst und Kultur gewidmet. Dass diese Liebeauf Gegenseitigkeit beruht, beweisen die japanische Ge-samtausgabe seiner Werke sowie das handgeschriebene,kalligraphische und fein illustrierte Büchlein mit Überset-zungen einiger seiner Lieder und Gedichte, die Mariko Satoschon 1977 verfasst hatte. Die japanische Kultur und Lite-ratur übten schon früh eine große Anziehungskraft aufMichael Ende aus. Er beschäftigte sich mit japanischer Li-teratur, Haiku-Lyrik und Zen; bei gemeinsamen Japan-Rei-sen mit Mariko Sato begeisterte er sich für das Kabuki-und das No-Theater.

Blick durch die Vitrinen

Mariko Sato: Übersetzung

eines Gedichts

von Michael Ende

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Hinter japanischen Schiebetüren hängen einige Urkun-den der zahlreichen Preise, die Michael Ende erhielt, da-runter fallen der Deutsche Jugendliteraturpreis 1961 unddie Aufnahme in die Ehrenliste des Hans-Christian-Ander-sen-Preises 1962 für „Jim Knopf und Lukas der Lokomotiv-führer“, der Deutsche Jugendliteraturpreis 1974 für„Momo“ und der Europäische Jugendbuchpreis der Uni-versität Padua.

Michael und Edgar Ende

Von Michael Endes Kindheit und seiner intensiven Bezie-hung zu seinem Vater, dem surrealistischen Künstler EdgarEnde, zeugt ein Porträtgemälde, das Michael Ende als jun-gen Mann in dem Ambiente seiner Traum-Erzählung „DerNiemandssohn“ situiert. Die Erzählung erschien später inder Sammlung „Der Spiegel im Spiegel“; das Original desGemäldes wird in der Pinakothek der Moderne aufbe-

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wahrt. Edgar Endes Kunst und Michael Endes Literatur wa-ren eng miteinander verwoben und von gegenseitiger In-spiration geprägt. Michael Ende verfasste auch umgekehrtGedichte nach den Gemälden seines Vaters.

Zu Michael Endes 10. Geburtstag schenkte sein Vaterihm einen Bauernschrank, den er selbst nach Motiven vonDaniel Chodowiecki bemalt und im Stil volkstümlicherBauernschränke koloriert hatte.

An den Museumswänden hängen Druckgrafiken (Litho-grafien und Radierungen) von Edgar Ende sowie Öl- undTempera-Gemälde von Michael Endes Mutter Luise. LuiseEnde malte in späteren Jahren Bilder mit märchenhaftenMotiven. In Anlehnung an die bayerische Volkskunst be-malte sie auch ausgeblasene Eier oder Spandosen, dieebenfalls im Museum ausgestellt sind.

In der Familie Ende wurde nicht nur Theater gespielt, ge-malt und über Kunst und Literatur diskutiert, sondernauch über Esoterik, Religion und Philosophie – eine Prä-gung, die sich leitmotivisch sowohl durch Endes Werk alsauch durch die Ausstellung zieht. Zahlreiche Exponate ausEndes Besitz belegen seine Auseinandersetzung mit Esote-rik, Magie, Astrologie, Mystik und Tarot. Darunter befindensich historische Bücher wie beispielsweise ein Buch derSerie „Äquinox“, herausgegeben von dem Orden „AstrumArgenteum“ des britischen Okkultisten Aleister Crowley,der in seiner Lehre das Motto, „Tu, was du willst“ geprägthatte. Dieser Leitspruch findet sich wieder in Endes Roman„Die unendliche Geschichte“ als Aufschrift des magischenAmuletts „Auryn“.

In diesem Kontext erhalten ist auch eine Sammlung vonEdelsteinen und erdgeschichtlich interessanten Steinensowie eine Amethyst-Druse ihre eigene Bedeutung. Weite-re Sammelgegenstände wie beispielsweise eine Schildkrö-te aus Holz oder ein chinesischer Gelehrter weisen motivi-sche Bezüge zu Endes Werken auf. Von dem jungen Mi-chael Ende geformte und bemalte Marionettenköpfe ausTon bezeugen seine frühe Beschäftigung mit dem Theater.Die Gegenstände machen sinnlich erfahrbar, wie vielseitigMichael Ende sich in den unterschiedlichen Kunstgattun-gen und geistigen Strömungen bewegte und wie sie seinWerk prägten.

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Japanische Wand

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BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN 12 | 2018

Jim Knopf

Die Zeit nach Michael En-des literarischem Durch-bruch mit den „Jim Knopf“-Romanen dokumentiert eineSchenkung des ehemaligenStaatssekretärs im Bundes-ministerium für Familie, Se-nioren, Frauen und Jugend, Peter Ruhenstroth-Bauer: Alskleiner Junge erhielt er Briefe von Michael Ende, die einenEinblick in Endes fantasievolle Korrespondenz mit kindli-chen Lesern und Fans geben. Aus einem Brief vom27.9.1965:

„Lieber Peter! Vielen Dank für Deinen lieben Brief. WennDu einen Brief an Frau Waas schreiben willst, dannschickst Du ihn am besten erst zu mir, und ich gebe ihndann jemand mit, der nach Lummerland fährt. […] Einen 3.

Band kann ich vorläufig nicht schreiben, weil Lukas undJim bis jetzt auf keine neue Abenteuerreise mehr gefahrensind. Wenn sie das aber eines Tages tun, dann schreibe ichihre Erlebnisse auch wieder auf. Darauf kannst Du Dichverlassen. Herzliche Grüße! Dein Michael Ende.“

19.7.1965 „Lieber Peter! Wir haben uns alle über Deinenlieben Brief gefreut. Vor allem die Seeräuber. Sie habenauch mit viel Schwitzen und Buchstabieren versucht, Direinen Antwortbrief zu schreiben. Vielleicht kannst Du ihnentziffern, ich kann es nicht.“

Bauernschrank,

von Edgar Ende bemalt

Michael Ende

(als „Wilde 13“) an Peter

Ruhenstroth-Bauer

Michael Ende an

Ingeborg Hoffmann 1960

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Leben und Werk

Eine Fotogalerie zeigt zentrale Stationen aus MichaelEndes Leben und Werk. Auf einem Schwarzweißfoto po-siert er als Othello zu Beginn seiner Karriere als Schauspie-ler. Ein Foto aus den 1960er-Jahren zeigt ihn mit Mario-netten von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer.Szenenfotos geben einen Einblick in die fantasievollenMarionettentheaterfassungen der „Jim Knopf“-Romanevon der Augsburger Puppenkiste.

Ein farbiges Foto aus den 1980er-Jahren zeigt Ende inItalien mit seiner ersten Frau Ingeborg Hoffmann bei ihrergemeinsamen Textarbeit. Von 1970 bis 1985 waren sie ausder ideologischen Enge, die Ende im Deutschland der1970er-Jahre empfand, nach Genzano di Roma gezogen.Dort entstanden die weltberühmten Romane „Momo“,eine Hommage an Rom, und „Die unendliche Geschichte“in enger Zusammenarbeit mit Ingeborg.

Bilder aus dem manieristischen Park von Bomarzo legennahe, dass die riesigen steinernen Tier- und Fantasiege -stalten aus dem 16. Jahrhundert Michael Ende für die Fan-tasiewesen der unendlichen Geschichte bzw. die Schild-kröte von Momo inspiriert haben könnten.

Ein handschriftlich korrigiertes Typoskript des Romans„Momo“ mit zwei Fassungen der ersten Seite ist in der Vi-trine nahe dem Lesetisch zu sehen. Der große Arbeits- undEsstisch aus Holz, an dem Michael Ende seine Gäste beiWein und Liedern zur Gitarre empfing, dient heute als Ein-

ladung zum Lesen. Hier liegen Michael Endes Bücher undzeigen die Vielfalt seines Werks: Neben Bilderbüchern wie„Tranquilla Trampeltreu“ oder „Norbert Nackendick“ (illus-triert von Reinhard Michl), „Das Traumfresserchen“ (illus-triert von Annegert Fuchshuber), „Die Vollmondlegende“(illustriert von Binette Schroeder) oder „Ophelias Schat-tentheater“ liegen der Gedichtband „Das Schnurpsenbuch“oder die Neujahrserzählung „Der satanarchäolügenialko -höllische Wunschpunsch“. Seine Werke für Erwachsenesowie Sekundärliteratur über Michael Endes Werk liegenauf erhöhten Ablagen zum Lesen bereit, und die zahlrei-chen Übersetzungen vor allem von „Momo“ (in über 20Sprachen) und „Die unendliche Geschichte“ (in ca. 40Sprachen) sind in einem Schrank hinter Glastüren zu be-wundern.

Ende und die Musik

Michael Ende beschäftigte sich intensiv mit Musik, unteranderem mit den Liedern von Angelo Branduardi oderJacques Brel. Davon zeugt seine Gitarre, mit der er sich zuselbst komponierten Liedern begleitete, sowie eine Schall-plattensammlung mit Liedern französischer Chansonniersund italienischer Cantautori.

Ein Flyer von 1988 dokumentiert die Ausstellung „Hiller& Ende“ im Staatstheater am Gärtnerplatz. Aus der engenZusammenarbeit von Michael Ende mit dem KomponistenWilfried Hiller gingen zahlreiche Vertonungen der WerkeMichael Endes für Musiktheater hervor, die teilweise noch

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FORUM LESE- UNDLITERATURFÖRDERUNG

Michael Ende: Momo.

Typoskriptseite mit hand-

schriftlichen Korrekturen

und Auszeichnungen

für den Satz

Lesetisch im

Michael-Ende-Museum

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heute aufgeführt werden, darunter die musikalischeClownerie „Die Jagd nach dem Schlarg“ nach Lewis Carroll,der „Wunschpunsch“, „Das Traumfresserchen. Ein Sing-spiel“ oder „Der Goggolori. Eine bairische Mär“. Auch mitdem Komponisten Mark Lothar arbeitete Ende zusammen.

Endes Bibliothek

Gesäumt wird der Museumsraum durch die etwa 3.000Bände umfassende Bibliothek Michael Endes, die einenEinblick in seine Arbeitsschwerpunkte und seinen ausge-dehnten Lesehorizont gibt. Auf der einen Seite stehen dieWerkausgaben der Klassiker und Bildbände zu Kunst undTheater, auf der anderen Seite finden sich Bücher überEsoterik, Astrologie, Mystik, Weltreligionen oder über Zensowie mehrere Ausgaben der Werke von Rudolf Steiner,dessen Anthroposophie Michael Ende durch seine Elternkennengelernt hatte und mit der er sich intensiv auseinan-dersetzte. Neben der Literatur der Romantik stehen Werkeder fantastischen Literatur in verschiedenen Gattungenaus mehreren Epochen, darunter internationale Märchen,Sagen, Fabeln und Mythen, Tolkiens „Der Herr der Ringe“,„Die Welt als Labyrinth“ des befreundeten Autors GustavRené Hocke, die von Jorge Luis Borges herausgegebene„Bibliothek von Babel“, Werke von Carlos Castaneda, PhilipK. Dick, Umberto Eco oder Stanislav Lem, um nur einigeherauszugreifen.

Die jüngste Bereicherung für die Michael-Ende-For-schung an der Internationalen Jugendbibliothek ist eine

großzügige Zustiftung von Prof. Birgit Dankert aus Ham-burg, die ihr Forschungsarchiv und ihre bibliografische Da-tenbank über Michael Ende und sein Werk im Jahr 2017 andie Bibliothek übergeben hat.

Das Michael-Ende-Museum lädt Besucher wie Wissen-schaftler ein, Ende zu lesen, zu erforschen und überra-schende Exponate zu entdecken, die atmosphärisch-moti-visch und dokumentierend um Leben und Werk MichaelEndes kreisen. Das Museum ist für Besucher geöffnet vonMittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Kinder habenfreien Eintritt.

BIBLIOTHEKSFORUM BAYERN 12 | 2018

DIE AUTORIN:

Jutta Reusch ist Leiterin der Bibliothekarischen

Dienste in der Internationalen Jugendbibliothek.

Hinweis:

Verwendete Literatur

Dankert, Birgit: Michael Ende. Gefangen in Phantásien.Darmstadt 2016

Hocke, Roman und Kraft, Thomas: Michael Ende und seine phantastische Welt. Stuttgart u.a. 1997

Hocke, Roman und Neumahr, Uwe: Michael Ende – Magische Welten. Berlin 2007

Die Website der AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.michaelende.de(Stand: 20.10.2017)

Blick in Michael Endes

Bibliothek

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